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Verborgen in Stille

von

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Epilog

Ich machte gute Fortschritte und ich hatte das Gefühl, dass die Krankenpfleger und Ärzte immer begeisterter wurden. Schon bald wurde darüber gesprochen, dass ich schnell nach Hause durfte, denn die Frakturen konnte ich auch Zuhause auskurieren und die Wunden auf dem Rücken waren so weit geschlossen, dass ein wöchentlicher Wechsel bei einem Allgemeinmediziner ausreichen sollte. Ich hielt mich strickt an die Anweisung des Orthopäden, nichts zu heben, was schwerer als eine Kaffeetasse war und machte regelmäßig die Übungen, die er mir aufgetragen hatte, wollte ich doch so schnell wie möglich wieder fit werden!

Eric hatte mich in der Klinik besucht, eine willkommene Abwechslung. Fassungslos lauschte er meinem Bericht und konnte es kaum glauben. Ich wollte meine Mutter nicht sehen, doch tatsächlich kam sie nun alle zwei Tage, was mich wahnsinnig wütend machte! Ich wollte sie nicht sehen! Ich wollte keine, in meinen Ohren, falschen Worte hören! Sie berichtete mir, dass mein Vater wieder aufgetaucht sei. Tatsächlich wohl ziemlich verletzt, doch er schwieg und sagte niemanden was geschehen sei. Ich wollte es nicht hören und eines Tages raunte ich sie wütend an: „Mum, verschwinde! Ich will dich nicht sehen! Bitte, es ist einfach zu viel! Es ist einfach….nein geh!“ Entsetzt sah sie mich an und nachdem sie laut geweint hatte, verschwand sie endlich. Diesmal knickte ich nicht ein und tröstete sie nicht.

Und auch Jack kam jeden Tag und wenn er es nicht schaffte, dann telefonierten wir. Ich war so erleichtert, hatte ich doch Sorge, dass er meinte, seine Anwesenheit sei zu gefährlich… Doch was genau er sonst machte, oder Miller und Ozelot, verriet er mir nicht. Ich wusste nicht, was Jack noch alles machte. Er ließ sich nicht mehr in die Karten schauen, zudem wollte er mich unter keinen Umständen noch weiter in etwas hineinziehen. Auch, ob die Gefahr, in welcher ich angeblich stand gebannt war, verriet er nicht. „Ich kümmere mich darum“, sagte er immer und wechselte das Thema. Ich verstand ihn nicht. Ich fühlte mich nicht in Gefahr. Ich versuchte Jack zu verstehen, doch ich schaffte es einfach nicht!

Immer wieder fragte ich ihn weswegen ich nicht bei ihm wohnen könne. Doch er meinte darauf immer nur, dass es erstmal besser sei, wenn ich bei Jenny wohnen würde. Egal wie oft ich es versuchte, ich schaffte es nicht ihn umzustimmen. Es ärgerte mich. Wie soll ich vernünftig und rationale Entscheidungen treffen oder ihn einfach nur verstehen, wenn ich nicht alle Informationen erhalte?!

Es war mein Geburtstag, an dem ich das Krankenhaus verließ. Ich wollte ihn nicht feiern und war wirklich dankbar, dass Jenny sich daran hielt, auch Oma ließ es zu, auch wenn sie darüber sicher ziemlich traurig war. Jack war es, der mich abholte, dass hatte ich mir gewünscht. Ich lächelte breit als ich ihn sah, endlich hier raus und endlich wieder Zeit alleine! Mit schweren schwarzen, ledernen Schuhen, einer Hose mit Tarnmuster und mit einem schwarzen T-Shirt sah er so aus, wie an jenem Tag, an dem wir zum Jetfliegen aufgebrochen waren. Meine Augen begannen zu leuchten als ich ihn sah. Er ging auf mich zu und drückte seine Lippen auf die Meinen. Begierig erwiderte ich den Kuss und genoss seinen herben männlichen Geruch in meiner Nase, die rauen Lippen auf den Meinen!

Als wir einander ins Gesicht schauten bemerkte ich jedoch, dass hinter der Fassade etwas war, was ich wieder mal nicht deuten konnte. Wie so oft in der letzten Zeit. Doch so schnell wie es da war, war es verschwunden! „Alles Gute, Jazz“, raunte Jack und wuschelte mir durch die Haare und grinste mich kurz an.

„Sollen wir“, fragte er und nahm meinen Rucksack. Ich nickte leicht, tragen durfte ich nichts und gemeinsam verließen wir das Krankenhaus. Ich glaubte, dass ich nie erleichterter war ein Krankenhaus zu verlassen! Ich wollte nie wieder eins betreten!

„Danke, dass du mich abholst“, meinte ich freundlich und grinste leicht. Er nickte ernst und als wir zum Auto gingen, konnte ich Didi sehen, der seine nasse Nase an der Scheibe plattdrückte. Aufgeregt wedelte der Hund mit dem Schwanz. Mein leichtes Lächeln wandelte sich zu einem breiten Grinsen, als ich den Hund sah. „Er hat dich ziemlich vermisst“, grinste Jack kurz und für einen kurzen Moment schien alles wieder wie früher. Die Tür wurde geöffnete und der kleine Hund sprang bellend heraus. Er war gewachsen! Und wie! Als einen Welpen konnte man ihn nicht mehr sehen! Sein Kopf reichte bis zur Mitte meines Oberschenkels. Ich streichelte ihn und freudig leckte er mir über die Hand. Meine Augen begannen zu leuchten als ich das Tier sah!

Jetzt, wo ich ihn sah, merkte ich erst wie sehr ich ihn vermisst hatte. Ich drückte ihn an mich und strahlte förmlich! Ich hockte mich zu ihm hinunter und aufgeregt lecker er mir mit seiner langen Zunge durch mein Gesicht. Ich lachte erneut auf und wuschelt das graue Fell, während ich mich erhob. Als ich zu Jack sah, merkte ich, wie er sein Handy wegsteckte. Wieder war sein Blick seltsam, fast schon traurig….

Didi sprang alleine wieder auf den Rücksitz und ein letztes Mal streichelte ich das Tierchen, ehe ich mich neben Jack nach vorne setzte. Wir fuhren und schwiegen. Jeder hing seinen Gedanken nach und ich blickte auf den Highway. Nie hätte ich gedacht so meinen achtzehnten zu feiern. Vermutlich hätte ich alle meine Freunde eingeladen und einen richtig schönen Tag gehabt. Ich war Jack wirklich dankbar, dass er keine große Sache aus meinem Geburtstag machte. So seltsam es sicher für einige war, es war für mich heute kein Tag zum Feiern. Doch sicher ließ es Jenny sich nicht nehmen wenigstens etwas Kleines auf die Beine zu stellen.

Das Radio wurde nicht angeschaltet und erst nach einigen Meilen fragte ich in die Stille hinein: „Jack, ist alles gut?“ Ich sah, wie Jack das Lenkrad fester umklammerte und es schien als starrte er auf die Straße.

Er nickte, doch es wirkte nicht echt! „Hast du eigentlich meinen Namen von diesen komischen Listen hinunter bekommen“, fragte ich und runzelte die Stirn. Vermutlich hatte er immer noch ein schlechtes Gewissen, dass er mich in Gefahr gebracht hatte. So wenig ich mich in Gefahr fühlte. Ich hörte, wie Jack die Luft kurz ausstieß. „Ja…. Das habe ich hinbekommen. Mit Millers Hilfe“, nuschelte er leise. War es Reue in seiner Stimme? Ich wusste es nicht…

Ich nickte und versuchte fröhlicher zu sagen: „Das ist doch klasse, oder etwa nicht?“ Jack zuckte mit den Schultern und hüllte sich wieder in Schweigen.

Weiterhin wurde viel geschwiegen. Ich versuchte noch etwas Konversation zu führen, doch wirklich darauf einlassen konnte Jack sich nicht. „Ich hoffe Jenny feiert heute nicht.“, meinte ich, als wir nach Houston rein fuhren. Jack schüttelte den Kopf und meinte: „Sie scheinen sich alle daran zu halten…im Großen und Ganzen.“

„Das ist gut… mir ist nämlich echt nicht nach feiern… Zumal es einfach nichts zu feiern gibt“, nuschelte ich leise und betrachtete meinen verbundenen Arm. Das ich erstmal kein Baseball spielen konnte, hatte meine Laune zusätzlich verschlechtert. Ich vermisste es mich sportlich zu betätigen. Ich war immer ein sportlicher Mensch und hasste es nichts zu machen. Auch die unangenehmen Veränderungen meines Körpers waren viel zu schnell ersichtlich. Mein leichtes Sixpack, auf das ich so stolz war, war verschwunden. Ich war sehr schmal geworden. Muskeln aufbauen dauerte wesentlich länger, als sie zu verlieren! Was mich sehr ärgerte!

„Jazz…. Lass es auf dich zukommen… Es gibt sicher Kuchen für dich… vielleicht ist ja auch Eric da. Versuch wenigstens so zu tun…“ Ich nickte und konnte es mir sogar fast denken. Dass Jenny gar nichts machen würde, hätte mich ziemlich überrascht, doch eine wirkliche große Feier wäre gerade nichts für mich.

Wir hielten vor dem Haus und ich seufzte schwer. Mir vorzustellen, dass ich erstmal hier wohnte, dass konnte ich noch nicht. Wieder sah ich Jack an und fragte unsicher: „Kann ich wirklich nicht bei dir wohnen?“

„Ich weiß nicht… Zieh erstmal zu deiner Schwester, alles weitere sehen wir dann, okay“, murmelte Jack und sah ebenfalls zu dem Haus meiner Schwester.

Ich war enttäuscht von seiner Antwort. Ich wusste, er hatte vermutlich Angst wegen diesem komischen David! Diese Sorge musste ich ihm erstmal wieder austreiben! Auch wenn es länger dauern würde.

Wir gingen hinauf und tatsächlich waren Eric und Jenny da. Sie hatte nur einen kleinen Kuchen gebacken und schloss mich liebevoll in die Arme. Ich war froh sie zu sehen tatsächlich drückte auch Eric mich kurz. Etwas, was eigentlich ziemlich untypisch für uns Beiden war. Ich wollte nichts zum Geburtstag, vor Wochen hatte ich mir Baseballequipment gewünscht, doch nun wollte ich nichts mehr davon sehen. Als ich am Tisch saß sagte ich leise: „Ich sollte demnächst Oma besuchen, sonst wird sie sicher enttäuscht sein…“ Jenny nickte gleich und strich mir tatsächlich kurz durch die Haare, als sei ich erst acht?! Sie war seit dem Vorfall Zuhause sehr vorsichtig mit mir geworden. Ich fand es nervig, wollte aber gerade nicht mir ihr streiten, also ließ ich es einfach geschehen. Versuchte mit allen etwas zu sprechen, doch wie Jack war ich eher still, lauschte Eric, wie er von unserer Klasse erzählte. Was alles in den Wochen passiert war. Große Überraschungen waren für mich nicht dabei.

Doch trotzdem geschah etwas an meinem Geburtstag, was mir doch noch ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Mein Bruder Jackson meldete sich. Er rief bei Jenny an, die mir gleich den Telefonhörer weiterreichte. Er gratulierte mir und wir redeten kurz miteinander. Etwas, was ich seit fast zehn Jahren nicht mehr getan hatte. Er berichtete mir von seinem Leben auf der Ranch und ich berichtete von dem meinem. Ich wusste, dass Jenny ihm bereits gesagt hatte, was geschehen war und er entschuldigte sich, dass er sich nicht gemeldet hatte während ich noch im Krankenhaus weilte. Er wusste einfach nicht, was man sagen sollte, dass was Vater nun getan hatte, hätte ihn sprachlos gemacht. Er versicherte mir, dass es ihm egal sei, dass ich schwul bin und wir vielleicht ja einfach noch mal miteinander telefonieren sollten, wenn es mir besser ging. Ich hoffte, dass es keine leeren Worte waren, die wir uns sagten.

Auch meine Mutter meldete sich nicht, doch ich war ihr tatsächlich dankbar dafür. Ich hatte sie darum gebeten und tatsächlich hielt sie sich daran. Das Verhältnis hatte sich nicht wirklich verbessert, doch ich wollte es derzeit auch nicht. Sollte ich irgendwann so weit sein, würde ich den ersten Schritt machen. So wie es war, war es in Ordnung derzeit.

Abends lagen Jack und ich in meinem provisorischen Zimmer. Jenny hatte ihr kleines Arbeitszimmer in ein Gästezimmer umgestaltet. Doch außer einem großen Bett und einer kleinen Kommode passte nichts hier rein. Es war überhaupt nicht mein Stil, doch vorerst sollte es reichen. Ich spürte Jack an meinen Rücken. Er streichelte sanft meinen Bauch und schwieg. Tatsächlich war er schon den ganzen Tag sehr schweigsam. Ich lehnte mich an ihn und genoss seine Nähe.

Wie sehr ich es vermisst hatte! Ich drückte mich an ihn und die Dunkelheit der Nacht umgab uns. Spendete ihre Sicherheit und leise murmelte ich etwas in die Stille hinein, was mich seit längerem verfolgte: „Jack… ich schäme mich irgendwie Schwul zu sein…“ Er drückte mich an sich und ich spürte seine kratzige Wange an meiner, auf der sich nun ein immer kratzigerer Flaum bildete.

„Du weißt, dass es nicht schlimm ist. Komm schon Jazz… du hast doch gemerkt, wie gut es dir tat, als du endlich aus dir rausgekommen bist. Lass deinen Alten nicht gewinnen“, murmelte er und ich spürte seine Zähne an meinem Ohr, was mich erschaudern ließ. Ich wusste, er hatte Recht, doch gerade war es einfach schwer. Eigentlich hatte er mehr wie Recht! Ich wollte mich nicht mehr verstecken! Ich hatte Jenny, Eric und sogar meinen Bruder an meiner Seite und nicht zu vergessen natürlich Jack!

Wenn ich mich nicht bald selbst aus meinem Loch zog, würde ich es kaum noch schaffen. Ich konnte nicht verlangen, dass Andere meine Laune steigerten. Ich wollte nicht weiter nach hinten schauen! Es gab eine Zukunft und die sollte, nein, die musste ich endlich irgendwie in Angriff nehmen! Ich streichelte Jacks Arme und fing an zu sprechen: „Jetzt, wo ich nicht mehr Baseball spielen kann, sollte ich mir neue Ziele setzten…“

Ich spürte, wie Jack meinen Nacken kurz küsste und eine Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper. „Klingt gut, wie wäre es mit gesund werden für´s erste?“

Ich nickte leicht und schloss genießerisch meine Augen, während ich verliebt vor mich hin lächelte. „Ja… Und dann reisen wir… Zum Grand Canyon, nach L.A. und nach Hawaii zum Surfen“, nuschelte ich und versuchte mir das vorzustellen. Reisen mit Jack, neue Orte sehen und entdecken…

„Hawaii ist glaub ich nicht der Ort, wo man anfängt surfen zu lernen“, hörte ich Jack leise schmunzeln. Ja, da hatte er Recht… Da gab es sicher bessere Orte für. Ich nickte leicht zustimmend. „Irgendwie ja… dann eben woanders lernen und dann dahin…. Vielleicht ja auch mal in die Karibik und San Francisco zum Christopfer Street Day.“

Ich hörte Jack leise lachen, wieder drückte er seine rauen Lippen an meinem Hals. „Dann lässt du dich da von all den Schwulen angrabbeln…. Als ob ich das zulassen würde…“, murmelte er und strich mir durch die braunen Haare.

Ich wurde schläfrig und nickte leicht. „Klingt doch aber nach einem guten Plan, oder“, meinte ich leise und spürte, wie Jack nickte. „Ich liebe dich, Jasper“, murmelte er und verstärkte kurz den Druck um meinen Körper. Ich atmete seinen so vertrauten und geliebten herben Geruch ein. „Ich dich auch, Jack…“ Ich spürte, wie ich ins Reich der Träume hinüberglitt und spürte, dass es mir gut tat, dass Jack neben mir schlief. Ich hatte das Gefühl, dass dieser Schaf endlich mal wieder wahrlich erholsam war.
 

Doch meine Träume wandelten sich plötzlich. Erneut trat der Schatten aus seinem Versteck. Er jagte mich wieder, beleidigte mich. Wieso traute er sich wieder hinaus? Ich fiel und als ich aufschreckte atmete ich hektisch. Ich musste mich orientieren. Jenny! Ich war bei Jenny und dieses Monster war nicht existent! Während mein Puls sich beruhigte merkte ich, dass niemand mehr hinter mir war. Verwirrt griff ich zu der leeren Stelle hinter mir! Verwirrt drehte ich mich um, doch wirklich niemand war da. Kein Jack und auch kein Didi, der zu uns gekommen war. Wirklich zerwühlt war die Seite nicht, hatte Jack überhaupt geschlafen?! Und wo zum Teufel war Didi? Ich schaltete das Licht ein und sah mich verwirrt um. Sein Rucksack war weg, oder stand der noch im Flur? Ich Strich mir mit der linken Hand durch das Gesicht. Auf der Kommode sah ich ein Päckchen stehen, welches vorher nicht dort stand. Verwirrt blinzelte ich und sah hinauf. Mein Name stand darauf in Jacks eher krakeliger Handschrift verfasst.

Ich bekam Angst und ging leise durch die Wohnung. Der Gedanke, dass er nicht da sein könnte versuchte ich zu verdrängen! Im Wohnzimmer schlief Eric, dort konnte er also nicht sein. Die Tür war zu, doch auch Jacks Schuhe und Didis Leine fehlten. Nein, dachte ich immer panischer werdend! Fahrig durchforstete ich die Garderobe. Fast schon erleichtert aufatmend fand ich seine Lederjacke, sie hing unter der von Eric. Doch vielleicht hatte er sie auch einfach nur vergessen…

Die Hoffnung, dass er mit dem Hund um den Block ging, war noch nicht erloschen. Ich nahm seine Jacke und ging zurück ins das Zimmer. Klammerte sie fast schon verzweifelt an mich! Wieder sah ich auch die verwaiste Bettseite. Da wo wir gerade noch so verliebt gekuschelt hatten. Zukunftspläne hatte ich noch geschmiedet… Ich kannte Jack zu gut und konnte mir gut vorstellen, dass er meinte mich zu sehr in Gefahr gebracht zu haben! Ich wollte es nicht wahr haben, er durfte nicht einfach weg sein! Ich begann zu zittern und konnte es nicht kontrollieren. Vielleicht war er nur mit dem Hund draußen… Versuchte ich mir einzureden. Vielleicht musste ich einfach nur auf ihn warten…

Mit weichen Beinen ging ich zu der Kommode und öffnete mit zittrigen Fingern das Päckchen. Ich sah einen zusammengefalteten Zettel. Hastig griff ich nach diesem und entfaltetet ihn nervös. Ich wollte immer noch nicht wahr haben, was immer realer zu werden schien…
 

Hey Jasper,
 

ich wünsche dir alles Gute zu deinem 18ten Geburtstag. Es tut mir leid, dass ich doch nicht da sein kann. Ich möchte, dass du verstehst weshalb ich nicht da bin. Ich habe einen dummen und großen Fehler begangen. Die Tatsache, dass mein alter Vorgesetzter dir eine Karte direkt an dein Krankenbett gestellt hat, macht mir wirklich Angst. Das ist definitiv zu nah. Dich auch noch zu verlieren würde ich nicht verkraften.

Ich hätte niemals sagen sollen, dass du mein Rekrut bist. Wieso ich so dumm war, weiß ich nicht.

Ich werde in den nächsten Monaten untertauchen müssen. Ich will dich aus der Schusslinie haben.

Ich bin nicht gut in sowas hier, Jazz. Ich bin nicht sicher, ob ich die richtigen Worte für sowas wähle. Du hast mir gesagt, dass die Narben, die bleiben werden, dich belasten und es tut mir leid, dass du sie so siehst. Ich wünsche dir, dass du sie irgendwann mit Stolz tragen kannst um jedem zu zeigen, dass du für die Freiheit, in der du nun leben wirst, gekämpft hast. Denn das hast du!

Ich muss mich auch bei dir entschuldigen, dass ich dein Leben in den letzten Monaten so auf den Kopf gestellt habe. (Hatte noch ziemlichen Streit mit deiner Mutter, die mir das noch mal deutlich machte)

Doch die Zeit mit dir war die schönste, unbeschwerte in meinem Leben.

Ich will dir nicht wehtun, doch du bist noch so jung und ich wünsche dir nur das Beste. Du wirst es vielleicht nicht verstehen, dass ich jetzt gehe, aber vielleicht irgendwann.

Mit mir kann man keine normale Beziehung haben, aber genau das hast du verdient. Eine normale Beziehung mit normalen Problemen.

Ich liebe dich. Wir werden uns wieder sehen, bis dahin musst du mir einfach versprechen, dass du Leben wirst. Such dir andere Kerle, erleb das, was normal ist. Such dir jemanden, der unvernünftiger ist als ich, jemand, mit dem du surfen lernen kannst und der mit dir unbeschwert in den Urlaub fährt.

Du brauchst jemanden an deiner Seite, der das Leben genauso genießen kann wie du auch.

Ich wollte nicht abhauen während du schläfst.

Aber anders hätte ich es sicher nicht geschafft zu gehen.

Ich hab dir was da gelassen, was dich vielleicht etwas an mich erinnert. Du warst immer so beeindruckt davon. Sieh es als Versprechen, dass ich wiederkomme.

Ich will dich noch wissen lassen, dass ich dich mit jeder Faser liebe und dass ich für dich da sein werde, falls du wirklich dringend Hilfe brauchst. Das verspreche ich dir.

Also, bis wir uns wieder sehen.
 

Dein Jack.
 

Fassungslos sah ich den Brief an. Warum? Wieso? Ich schaffte es nicht, die Tränen zurückzuhalten. Ich wollte es nicht wahr haben! Wieso tat er mir das an?! Er wusste doch, dass ich ihn gerade jetzt brauchte! Stumm sah ich auf den Brief, wollte dass ich aufwachte, dass es sich als schlechter Scherz rausstellte. Lieber sollte mich dieser Schatten verfolgen, als dass dies real war. Doch ich wusste, dass Jack nie solche Scherze machen würde! Die Wahrheit drang unbarmherzig in meinem Kopf und setzte sich dort fest. Ich musste mich zusammenreißen, denn ich hätte Schreien können. Ich wollte nicht den Kopf verlieren! Ich wischte mir mit der Hand durch das Gesicht und schaute erneut in das Päckchen.

Wollte mich ablenken von seinen Worten, jedes einzelne war wie ein Messerstich. Ich richtete meine Aufmerksamkeit endlich auf den Inhalt. Ich fand in Brotpapier eingewickelt die Medal of Honor. Das blaue seidene Band glänzte im Schein der Lampe und das Gold blitzte kurz auf. Er überließ sie mir. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich versuchte ihn runter zu schlucken. Ja, ich war immer begeistert von dieser eigentlich so ruhmreichen Medaille. Auch wenn sie für Jack nicht Ruhmreich war. Ich drückte das kalte Metall feste in meiner Hand. Klammerte mich an dieses und wusste doch, es bringt nichts. Es würde mir Jack nicht wiederbringen.

Der Tränenfluss, der erneut von mir besitz nahm, wollte nicht versiegen und fast hätte ich noch was übersehen. Fotos, zwei Fotos lagen am Boden des Päckchens. Sie zeigten mich mit Didi am Spielen, sowie das Foto, was mich mit Jack auf Jennys Couch zeigte. Das Foto, weswegen mein Leben sich so sehr verändert hatte.

Als ich die Fotos umdrehte sah ich, dass Jack auf ihnen weitere kleine Nachrichten hinterlassen hatte und unter Tränen schaffte ich es noch zu lächeln. Hinter dem Bild welches mich mit Didi zeigte stand: „Tatsächlich wollte ich dir Didi überlassen, doch ich schaffe es nicht mich von ihm zu trennen… Ich habe dieses Bild schon lange. Es ist eins meiner Lieblingsbilder von dir.“ Ich betrachtete das Bild, Didi war klein. Ziemlich klein, er musste es sicher vor geraumer Zeit geschossen haben, vielleicht kurz nachdem wir uns näher gekommen waren. Wie so oft auf seinen Bildern, blickte ich nicht in die Kamera. Doch meine Augen und die von Didi strahlten förmlich. Ich merkte erneut, wie sich langsam Tränen in meinen Augen sammelten. Als ich das nächste Foto umdrehte, welches wegen Dad eine so schlimme Bedeutung bekommen hatte, las ich: „Auch wenn dir dieses Bild Unglück brachte will ich, dass du irgendwann wieder so jemanden anschauen kannst. Ich liebe dich.“

Ich betrachtete das Bild. Ich hatte sie mir seit dem Zwischenfall mit meinem Vater nicht wieder angesehen. Ich schaute in mein eigenes Gesicht, glücklich, verliebt und mit mir selbst zufrieden. So wirkte ich. Auch Jack, welcher mich an sich drückte, sah entspannt und mit sich im Reinen aus, auch wenn sein Gesicht nicht zu sehen war. Es wirkte, als seien Jahre vergangen seit dieser Aufnahmen, doch natürlich war dem nicht so.

Ich schaffte es kaum das Bild zu betrachten. So glücklich wie wir da waren… Ich wollte einfach nicht, dass so zu Ende ging! Diese Trennung war für mich einfach unnötig! Wie oft hatte ich Jack gesagt, dass ich ihn brauchte…

Stumm liefen die Tränen über meine Wange und traurig blickte ich auf die Sachen. Drückte Jacke an meinen Körper, als könne sie mich zu ihm bringen…

Ich wollte ihn nicht einfach aufgeben! Doch Jack gab mir keine Möglichkeit um ihn zu kämpfen. Und ich hätte gekämpft! Ich hätte ihn nie einfach gehen lassen!

Meine Welt wandelte sich unaufhaltsam, ohne meinen Einfluss. Ich hatte Angst vor der Veränderung die unaufhaltsam näher kam und freute mich auch nicht. Ich wusste nicht, ob ich einfach enttäuscht, sauer oder wütend sein sollte. Ich wollte, dass der Tag jetzt war. Der Tag von dem er schrieb, dass wir uns wieder sehen! Ich saß auf dem Bett und sah hinaus aus dem Fenster, doch sah ich die Nacht nicht, denn erneut verschwamm die Welt vor meinen Augen.
 

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So, hier endet es nun erstmal!

Wow ich hab es wirklich beendet. Ich hoffe Euch hat die Geschichte gefallen^^

und vielen lieben Dank an diejenigen die mich belgeitet und mich unterstützt haben!

Vielen lieben dank -Chiba- für die Zeit die du dir genommen hast und für die ein oder andere Hilfe!

So nun wünsch ich schöne Weihnachten!



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Pitchermaus
2016-12-29T13:33:28+00:00 29.12.2016 14:33
Wie jetzt... wo ist mein Happy End? So kann das doch nicht stehen bleiben...
Da hat das Kapitel so schön angefangen. Jack und Jazz wieder zusammen und dann so ein Ende. Aber es hat sich ja schon die letzten zwei Kapitel abgezeichnet. Jack ist wirklich ein Vernunftsmensch und sein Handeln spricht sehr dafür, wie wichtig ihm Jazz ist und wie tief seine Gefühle mittlerweile sind. Sonst wäre er nicht einfach nachts abgehauen. Für Jazz ist das nun sicher alles andere als leicht. Bei der Beschreibung, wie er den Brief gefunden und dann auch gelesen hat, sind bei mir auch die Tränen geflossen. An der Stelle hast du noch einmal sehr anschaulich Jazz Gefühlsleben beschrieben. Mit seinen Albträumen wird er sicher auch noch eine ganze Weile zu kämpfen haben und wieder selbstbewusst zu seiner Homosexualität zu stehen wird auch noch einiges an Zeit brauchen. Für ihn hoffe ich nur, dass er es hinbekommt. Einen Freund zu finden, wird er sicher nach einiger Zeit auch schaffen. Allerdings könnte ich mir gut vorstellen, dass die Erinnerungen an Jack jede von Jazz Beziehungen überschatten werden.
Jazz Verhalten seiner Mutter gegenüber ist verständlich. Da frag ich mich, ob das im Ansatz noch einmal etwas werden kann. Eine wirkliche Mutter-Kind-Beziehung wird es zwischen Jasper und seiner Mutter wohl kaum wieder geben. Allgemein wäre es nun interessant zu erfahren, wie es für Jazz weitergeht. Schulisch, beruflich und auch familiär.

Alles im allen muss ich sagen, hat mich deine Geschichte sehr gefesselt. Die Charaktere von Jazz und Jack hast du sehr schön herausgearbeitet und bist ihnen bis zum Schluss treu geblieben. Da hat man wirklich gemerkt, wie viel Mühe und auch Achtsamkeit du deiner Geschichte zukommen lassen hast. Gerade Jazz Entwicklung ist dir sehr gut und realistisch gelungen. Vom unbedarften Schuljungen, für den nur das nächste Spiel von wirklicher Bedeutung ist, hast du ihn zu einem jungen Mann heranreifen lassen, der in der Lage ist sich und sein Verhalten selbst zu reflektieren und der sich mit seinen Ängsten auch auseinanderzusetzen versucht. Und auch Jack hat sich vom verschlossenen Soldaten durch und durch, zu einem etwas offeneren Menschen gewandelt, der dank Jazz angefangen hat, seine Vergangenheit zu verarbeiten.
Ich hoffe auf jeden Fall, dass es mit Jazz und Jack weitergehen wird. So gefällt mir das Ende nämlich überhaupt nicht. Dafür liebe ich zu sehr ein Happy End. Und gerade die beiden hätten auch eins verdient.
Ansonsten werde ich nun erst einmal mit schweren Herzen auf die Fortsetzung warten und hoffen, dass sie auch wirklich kommt.
Von:  Saavik1701
2016-12-25T22:24:29+00:00 25.12.2016 23:24
Ich kann mich den anderen nur anschließen... ich hab geahnt, das es darauf hinausläuft, das Jack Jazz bei Jenny lässt und sich von ihm trennt muss, aber irgendwas in mir hat dennoch gehofft, das es nicht so weit kommt... nun sitz ich hier und heule.

Das Kapital ist toll und sehr emotional geschrieben, ich kann Jack zwar verstehen, fühle aber auch mit Jazz und wünsch mir ganz fest für ihn, das Jack nicht zu lange braucht, um zu ihm zurück zu kommen, denn das wird er, er hat es versprochen! *schnief*
Allerdings bezweifle ich ein wenig, das Jazz derweil eine andere Beziehung eingehen wird, wie Jack ihm nahelegt...

Ich freu mich schon auf die Fortsetzung!

Fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Von:  honeyJ
2016-12-21T20:47:51+00:00 21.12.2016 21:47
Ich musste bei diesem Kapitel total heulen :( das Ende ist so traurig der arme Jazz aber Jack hatte seine Gründe er will den kleinen doch nur beschützen. Ich habe diese Geschichte so gerne gelesen und http mich so gefasst es ist alles so schön geschrieben das ist total schön es gibt wenige Autoren die Geschichten so schön schreiben wie du!!
Aber Jack ein schönes Geschenk hinterlassen und da liefen die Tränen noch mehr als vorher schon als ich den Brief gelesen habe. Und für Jazz ist es auch noch ein Verlust das er kein Sport im Moment machen kann und dann auch kein Baseball der arme kleine.
Ich wünsche dir auch ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ;)
Von:  chaos-kao
2016-12-17T22:57:50+00:00 17.12.2016 23:57
Jetzt bin ich am heulen ... Ich hatte schon befürchtet nach den letzten zwei Kapiteln, dass es auf soetwas hinauslaufen wird. Trotzdem ist es sehr sehr traurig. Ich würde mich sehr freuen zu erfahren wie es Jazz's und Jack's Leben weiter gehen wird, welchen Weg Jazz nun einschlagen wird, da das mit dem Baseball nix wird. Ob er eine neue Liebe findet. Ob er stur auf Jack wartet und ob und wann und unter welchen Umständen dieser wieder zurück kehren wird.
Jetzt wünsche ich dir aber erst einmal Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch :)
Antwort von:  Strichi
18.12.2016 12:36
Danke, dass du geschrieben hast ;)
freut mich als Autor natürlich sehr, dass du bewegt warst vom Ende. Ich hoffe, wenn ich irgendwann den nächsten Teil anfange, dass du wieder dabei sein wirst.
Bis dahin dir auch schöne Weihnachten und guten Rutsch!
Antwort von:  chaos-kao
18.12.2016 19:12
Hab dich schon als Autor abonniert ;)
Antwort von:  Strichi
19.12.2016 14:25
Haha danke danke! ^^
Von:  Sei512
2016-12-17T20:03:50+00:00 17.12.2016 21:03
Was soll ich sagen .... ich hab mich eigentlich gefreut aufs letzte Kapitel weil ich dachte (mit viel Einhorn Klitzer Fee Power) das es sich doch noch zum guten Wandelt. Aber :( es ist genau das passiert was ich mir gedacht hab. Das Jack, Jasper "zurück" gelassen hat. Auch wenn ich es nach empfinden kann, ist es für Jasper echt .... . Ich bin mir aber sicher er wird immer ein Auge auf seinen Jasper haben egal wo er ist. Ich hoffe ^^ du schickst ne Nachtricht rum wenn du weiter schreibst. Eigentlich kann ich es kaum erwarten :) aber Geduld ist ja bekanntlich eine Tugend. Ich werd mich darin üben ^^ versprochen. Ich wünsche dir auch ein schönes Weihnachtsfest und ein guten Rutsch ins neue Jahr.
Liebe ❤️ Grüße Sei

Ahhhhhhhhhhh *zusamnen reiß* ich übe ;)



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