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Verborgen in Stille

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Zerschlagene Hoffnung

Jack lud uns auf eine Pizza ein und während wir drei unsere Getränke hatten, betrachtete Jack stumm Eric und mich. Ich wusste, dass Jack nicht gut darin war Konversation zu führen. Vor allem nicht, wenn es sich dabei um einen „Zivilisten“ handelte. Doch Eric war zu neugierig und fragte Jack Löcher in den Bauch. „Wie war es beim Militär?“ „Wo warst du?“ „Wie hast du das Spiel gefunden?“ „Magst du überhaupt Baseball?“ Es schien fast, als wäre Jack erleichtert, dass Eric von sich aus das Gespräch führte. Er überließ uns beiden den Gesprächsverlauf. Höflich, aber auch ein wenig zurückhaltend antwortete Jack auf die gestellten Fragen.

Vermutlich wusste er auch gar nicht, was Jugendliche in unserem Alter alles bequatschten oder nicht. Doch so höflich Jack auch antwortete merkte ich, dass er sich zurückhielt, doch ich bemerkte es nur, weil ich Jack so gut kannte. Er beobachtete. Vermutlich versuchte er Eric zu analysieren, dass dieser dasselbe bei Jack versuchte, war nur zu offensichtlich.

Stolz berichtete ich davon, was der Herr von der Universität mir gesagt hatte. Jack sagte zwar, dass er sich freute, doch ich hatte den Eindruck, dass er es nicht ehrlich meinte. Doch er sagte nichts weiter dazu. Versuchte sich zu freuen und ich sprach ihn nicht darauf an. Wieso gönnte er mir denn diesen Erfolg nicht?

Eric betrachtete Jack stirnrunzelnd und meinte auf einmal: „Ich weiß, dass das Klischeedenken ist, aber bei dir hätte ich nieeee gedacht, dass du schwul bist, wenn ich dich auf der Straße getroffen hätte. Siehst kein Stückchen danach aus.“ Jack grinste leicht und erklärte: „Also, erstens sieht man es den meisten Menschen nicht an und zweitens bin ich auch nicht schwul, sondern bi. Ich finde Frauen auch attraktiv.“

Eric sah ihn verblüfft an und fragte: „Wie soll das denn richtig funktionieren. Ich meine… da sind doch viel zu viele Unterschiede.“ Amüsiert betrachtete Jack Eric und nickte leicht, was Eric verwundert die Augenbrauen hochziehen ließ.

„Das verstehe ich nicht… Ich meine Frauen sind sicher toll und haben Vorzüge… Ich meine die haben Brüste“, meinte Eric so ernst als redeten die Beiden gerade über Politik. Ich grinste leicht und schüttelte den Kopf, während ich den Beiden lauschte. Auch Jack bestätigte die Aussage und betrachtete die dunkelhaarige Kellnerin. Ich musste seinem Blick nicht folgen um zu wissen wo er hinstarrte. „Ja“, bestätigte er, „Frauen haben Brüste.“ Eifersucht flammte in mir auf und mit meinem Fuß tastete ich nach seinem Bein und trat schmerzvoll davor.

Das Gesicht leicht verziehend wandte Jack seinen Blick zu mir. Eisig sah ich ihn an und schürzte die Lippen. Eric schien in Gedanken versunken und fragte leise, vermutlich aus Sorge Andere lauschten unserem Gespräch: „Und was magst du lieber? Kerle, oder? Ich meine, bist ja mit Jazz zusammen.“ Jacks Auge flackerte zu mir und wieder zurück zu Eric. „Na ja, ich denke ich bin da ziemlich in der Mitte. Ich mag Beides gleichermaßen. Aber weißt du, Begehren hat ja nichts mit Liebe zu tun. Ich kann ja die ein oder andere Frau scharf finden, aber dennoch den Kleinen lieben.“

Belustigt sah Eric zu mir und stellte leise lachend fest: „Der nennt dich Kleiner? Hast du nie gesagt, Kleiner!“ Ich schlug ihm feste gegen die Schulter, funkelte ihn wütend an und sagte: „Jack weiß, dass ich das nicht so toll finde!“

Eric kicherte und wurde dann jedoch von Didi abgelenkt. Er streichelte den kleinen Hund und das Gespräch wandte sich dem kleinen Vierbeiner zu. Wir aßen unsere Pizza und hatten ziemlich viel Spaß zu dritt. Ich war froh, dass Jack und Eric sich verstanden. Nachdem alle aufgegessen hatten bezahlte Jack die Pizza. Artig und höflich bedankten wir uns bei Jack für die Einladung und Eric meinte gleich: „Beim nächsten Mal laden Jazz und ich dich ein!“ Jack grinste leicht und nickte nur, während er der Kellnerin das Geld gab.

Während der Autofahrt änderte sich Jacks Art. Eric spielte mit seinem Handy und bemerkte nicht, dass Jack immer wieder in den Rückspiegel schaute. Seine Augenbrauen verengten sich. Als ich ihn fragend ansah, schüttelte er nur den Kopf.

„Eric, musst du von hier aus noch weit laufen“, fragte Jack nebenbei und Eric blickte sich um.

„Nö“, meinte er gedehnt und schnallte sich schon automatisch ab, „lass mich ruhig hier raus.“ Jack ließ das Auto anhalten. Er reichte Eric noch seine Hand und nachdem Eric mit einem „Wir sehen uns dann Sonntag, Jazz“, das Auto verlassen hatte, fuhr Jack schnell los. Doch nicht zu schnell, als das Eric Verdacht schöpfen würde.

„Was ist los“, fragte ich gleich und war verwirrt.

„Ich hab das Gefühl, dass das Auto dahinten, uns verfolgt…“, meinte Jack und bog in eine falsche Straße ein. Stirnrunzelnd betrachtete ich die Autos hinter uns. „Du vertust dich. Das Auto biegt gerade in eine Hauseinfahrt ein. Und das Auto dahinter ist weiter geradeaus gefahren… Los komm, der Abend war so geil. Hab jetzt nicht wegen sowas Panik…“

Jack betrachtete mich stumm. Was er sich dachte, sprach er nicht aus. „Komm, ich will den Sieg ein wenig feiern Jack. Ich bin in Hochstimmung“, meinte ich lachend und betrachtete den angespannten Mann neben mir. Ich verstand einfach nicht, weswegen er sich immer so schnell sorgte. Es konnte ja nicht die ganze Welt hinter ihm her sein! Jack seufzte schwer und grinste mich dann kurz an. „Okay Kleiner. Ich setz dich Zuhause ab. Ich fahr noch eine Runde um den Block und dann kannst du ja rüberkommen.“ Ich nickte und grinste breit. Das Jack immer so paranoid war, aber es war einfach eine Macke von ihm mit der ich leben musste.
 

Gut gelaunt ging ich nach Hause. Die Renovierung der Treppe war in den letzten Zügen und endlich in der nächsten Woche fertig! Überall lagen noch Holzlatten herum und das Geländer der Treppe war zum großen Teil schon erneuert worden. Tatsächlich war nun auf der Holztreppe Teppich verlegt worden, sodass die Gefahr auszurutschen nicht mehr bestand. Also war sie wirklich kindersicher. Ohne meine Schuhe auszuziehen ging ich die Treppe hinauf, hatte ich doch Sorge in Nägel oder ähnliches zu laufen. Es kam keiner um mich zu begrüßen, doch es hätte mich auch gewundert, wenn jemand gefragt hätte wie das Spiel gelaufen war, ob wir gewonnen hatten oder ob noch was anderes passiert war.

Also stieg ich langsam die Treppe empor und dachte daran, was Jack und ich noch vorhatten. Die Vorstellung zauberte ein leichtes Grinsen auf meine Lippen. Ich sah, dass die Tür meines Zimmers geöffnet war und als ich reinging war ich überrascht. Es war nicht meine Mutter, von der ich annahm sie wollte aufräumen. Es war mein Vater. Er saß an meinem Schreibtisch und als er sich zu mir umdrehte, hätte sein Blick nicht mörderischer sein können. Was schnüffelte er hier bitte herum? Verwirrt sah ich ihn an, ließ langsam die Tasche sinken und stellte sie neben meinem Bett ab. „Hi“, sagte ich fragend und runzelte die Stirn als ich ihn betrachtete.

Wieso war er an meinem PC!? Was suchte er hier? Gerade, als ich fragen wollte was er an meinem PC gesucht hatte, stand er auf und kam mit langen Schritten auf mich zu. Immer noch schwieg er und sagte nichts zu mir. Doch sein versteinertes Gesicht ließ nichts Gutes erahnen. Ich wollte die Hände heben um ihn wegzustoßen, doch blitzschnell hatte sich seine Hand um meinen Oberarm gelegt. Was zum Teufel war hier los?!

Ich stöhnte schmerzvoll auf und keuchte, versuchte dagegen anzukommen, doch er hatte mehr Kraft als ich! Mit einer schnellen Bewegung hatte er mir meinen Arm auf den Rücken gedreht und schmerzvoll verdrehte er mein Handgelenk. „Was soll der Scheiß“, rief ich aufgebracht und schaffte es nicht mich aus dem Polizeigriff zu wehren!

„Was der Scheiß soll? Das fragst du noch… da du doch meinst mich in der Hand zu haben. Und du dir auch noch Unterstützung geholt hast dachte ich mir, ich schau mal was du so treibst…Ob ich was gegen dich finde. Um mir dein Scheiß arrogantes Grinsen nicht mehr anzutun! Und dann hab ich mir deinen Internetverlauf genauer angesehen…und noch etwas mehr“, knurrte er mir kalt und leise ins Ohr, „da war wohl einer zu dumm den Laptop mit einem Passwort zu versehen…“ Eisige Schauer liefen mir den Rücken hinunter und ein Kloß bildete sich in meiner Magengegend. Nie war irgendwer von meiner Familie an meinem PC gewesen, natürlich sicherte ich ihn nicht! Ich konnte erahnen, was Dad gefunden hatte.

Doch jeglicher Versuch mich aus seinem Griff zu befreien schien fehl zuschlagen. Mein Puls raste, ich bekam Angst und ich hatte das Gefühl, dass sein Griff immer fester wurde. Ich wollte nur noch weg! Ich versuchte nach seinem Bein zu treten und der Druck auf meinem Handgelenk wurde so schmerzhaft, dass ich es sein ließ!

Er zerrte mich zu meinem Schreibtisch und ich sah die offenen Bilder. Bilder, die mich mit Jack zeigten. Die, die Jenny in ihrer Wohnung geschossen hatte. Sie hatte sie mir vor wenigen Tagen per Mail zukommen lassen. Ich lag zwischen seinen Beinen grinste in die Kamera und Jack hatte sein Gesicht in meiner Halsbeuge verborgen. Ich lachte ausgelassen und grinste verliebt zu ihm. Eigentlich ein schönes Bild…eigentlich.

Die Angst schnürte mir die Kehle zu und ich brachte keinen Ton heraus.

„Willst du mir das erklären“, raunte Dad mir gefährlich leise zu und ich konnte ein leises ängstliches Aufstöhnen nicht unterdrücken. Ich wusste nichts zu sagen und schüttelte langsam den Kopf. Fieberhaft suchte mein Verstand nach einem Ausweg. Fotomontage war das erste, was mir einfiel, bis hin zu: Jack hat mich gezwungen. Doch nichts passte zu dem Bild auf dem Bildschirm. Ich versuchte immer noch meinen Arm zu befreien, doch es gelang mir nicht! Eisern hielt er mich fest und ich spürte den Atem meines Vaters im Nacken. So wie er roch, hatte er vermutlich sogar Alkohol getrunken. Ich hatte Angst und im meinem Kopf rauschte es. Meine Atmung beschleunigte sich und der Griff meines Vaters wurde immer schmerzvoller. Wollte er mir jetzt etwa was brechen?! Ich hörte meinen Pulsschlag in meinem Ohr, der zu einem einzigen Rauschen wurde.

„Dad“, jammerte ich leise und kniff die Augen zusammen. Alle meine Hoffnungen die ich hatte verabschiedeten sich. Die Hoffnung, dass er es akzeptieren konnte, die Hoffnung, dass er mich weiterhin lieben würde. Alle diese Hoffnungen wurden mit seinem schmerzvollen Griff zerquetscht.

„Ich… ich wusste nicht, wie ich das sagen sollte. Ich…“, jammerte ich leise und hoffte, er würde sich noch beruhigen… Doch er tat es nicht.

Er brüllte fast, als er sagte: „Nenn mich nie wieder Dad. Als ob sowas wie du mein Sohn ist! Du bist das Widerlichste, was ich je in meinem Haus hatte! Selbst dein Junkie-Bruder hatte mehr Anstand! Der war wenigstens noch ein Mann!“ Er schubste mich weg und ich stolperte und schlug mit den Knien schmerzvoll auf den Boden auf. Erschrocken drehte ich den Kopf zu ihm und sagte verängstigt: „Dad… Bitte. Es ist doch nichts Schlimmes daran… Das ist doch meine Sache…“ Verächtlich schnaufte er und sah mich an, als habe ich etwas Widerliches getan! Etwas Verbotenes. Erbarmungslos war seine Stimme, als er meinte: „Meinst du das? Du bist Ekelhaft! Nachher ziehst du dir noch Frauenkleidchen an und schminkst dich! Deine Sache… pah! Wie stehen wir denn jetzt da? Als ob wir dich zum Mädchen gemacht haben, du Schwuchtel!“

Ich musste hier raus, war mein einzig klarer Gedanke! Schnell versuchte ich wieder auf die Beine zu kommen, doch schon im nächsten Augenblick spürte ich einem stechenden Schmerz auf meiner Wange. Ich schmeckte Blut in meinem Mund und spuckte es aus.

Panisch sah ich hinauf zu meinem Vater, welcher mit erhobener Faust über mir thronte. Unsere Augen begegneten sich und ich hatte das Gefühl, als schaute mich der Teufel persönlich an. Als er erneut zum Schlag ausholen wollte, trat ich nach seinen Beinen. Wenn ich mich nicht wehre, war ich verloren! Nur hier raus, dachte ich immer und immer wieder. Ich trat erneut, wie Jack es mir gezeigt hatte. Versuchte nicht in eine Schockstarre zu verfallen. Ich trat auf sein Schienbein ein und mein Vater sackte schmerzvoll aufschreiend zu Boden.

Panisch versuchte ich von ihm wegzukriechen und aufzustehen so schnell ich eben konnte. Ich spürte, wie das Blut von meinem Gesicht tropfte und mein T-Shirt benetzte. Doch Dad war genauso schnell. Er griff nach meinem Bein und die Schwerkraft gewann. Schmerzvoll kam ich auf dem Boden auf und drehte mich um und erneut schlug Vater auf mich ein. Ich hielt mir die Hände schützend vor das Gesicht, versuchte mich wegzudrehen. Die Rippen schmerzten und ein lautes Knacken, nachdem mein Vater meine Seite getroffen hatte, hätte mich fast zum Würgen gebracht. Doch ich spürte nur einen dumpfen Schmerz! Ich versuchte erneut durch Tritte Abstand von ihm zu bekommen.

„Hör auf“, brüllte ich panisch, doch ich sah das irre Glitzern in den Augen des Mannes, welcher mich eigentlich vor solch einem Unheil beschützen sollte. Der Wahnsinn schien von ihm Besitzt ergriffen zu haben!

„Ich hab keine Tunte als Sohn! Du bist eine elende Schwuchtel, mehr nicht! Du hast keine Ahnung wie sehr ich dich hasse, du Schwuchtel!“ Er knallte mir jede erdenkliche Beleidigung an den Kopf und erneut traf ein Schlag mein Gesicht! Ich spürte wie mir mein Blut aus der Nase spritze und benommen sah ich hinauf. Die Welt verschwamm vor meinen Augen, doch ich durfte nicht umkippen!

Als er erneut ausholte drehte ich mich weg, drehte den Oberkörper zur Seite und lenkte so die meiste Energie des Schlages an mir vorbei. Ich bekam seinen Arm zu packen und durch das Adrenalin berauscht schaffte ich es, seinen Arm zu mir zu ziehen und ihn zu beißen. Wie Jack zu mir sagte, geht es um Leben und Tod, war alles erlaubt!

Ich hörte ihn laut aufbrüllen und als er von mir weichen wollte ließ ich es zu! Ich sprang erneut auf die Beine und rannte hinaus in den Flur, wollte nur noch weg. „Jetzt kämpfst du schon wie eine beschissene Schwuchtel!“ Ich hatte nur noch die Flucht im Sinn, doch erneut packte mich mein Vater! Ich röchelte und merkte, dass ich nur noch schwer atmen konnte.

Als ich mich umwandte sah ich, dass er einen Holzstab in der Hand hatte, welcher vermutlich zu unserer neuen Treppe gehören sollte. Ich sah, wie er ausholte. Panisch sah ich die Holzstange und versuchte mich noch wegzudrehen. Nicht das Gesicht, dachte ich panisch. Sie traf mich mit voller Wucht auf meinen Rücken!

Ich merkte, wie die Haut aufplatze. Meine Knie sackten weg und ich spürte das Blut meinen Rücken entlanglaufen. Ich schrie panisch, schrie um Hilfe, nach meiner Mutter, nach Jack! Nach irgendwem!

Erneut traf mich ein Schlag. Ich versuchte mich so klein wie möglich zu machen, ihm weniger Angriffsfläche zu geben. Hörte ihn lachen und Sachen sagen wie, „da stehen doch alle Schwuchteln drauf“ und, „dass hast du dir verdient!“. Endlich hörte ich die panischen Schreie meiner Mutter. Rette mich, dachte ich panisch! Doch als sie sah, was mein Dad tat, erstarrte sie! Entsetzten war auf ihrem Gesicht zu sehen und erst als ich den nächsten Schlag auf meinem Rücken spürte, schien sie sich aus ihrer Starre lösen zu können. „John! Um Himmelswillen! Hör auf“, brüllte sie verzweifelt!

Mit letzter mir verbliebener Kraft versuchte ich erneut meinen Arm aus den Klammergriff meines Vaters zu befreien! Die Schreie meiner Mutter lenkten ihn ab und so schaffte ich es mich schnell aufzurichten. Ich spürte das Blut, welches an meinem Rücken hinunterlief. Erneut hörte ich meinen Vater schreien. Was genau verstand ich nicht, nur das Wort Schwuchtel! Dieses Wort brannte sich in meine Seele ein! Ich wusste nicht, was als nächstes passierte. Die Umrisse von allem verschwammen. Farben flossen ineinander und die Stimmen meiner Eltern klangen wie aus einem schlecht eingestelltem Radio. Ich spürte, wie ich den Halt verlor und die Treppe unaufhaltsam näher kam, fast hatte ich das Gefühl alles lief in Zeitlupe ab. Doch dem war nicht so. Just in diesem Moment ging mit einem Knall die Tür auf. Jemand schien fest dagegen getreten zu haben. Schmerzvoll krachte ich auf die Treppe und hörte es schmerzvoll in meiner Schulter knacken. Mein Kopf schlug auf den Boden auf und immer mehr verschwamm vor meinen Augen.

Nicht umkippen, dachte ich verzweifelt. Ich hörte eine mir vertraute tiefe, rauchige Stimme brüllen: „Was stehst du hier so doof rum! Ruf den Krankenwagen!“ Erneut hörte ich das Keuchen meines Vaters und versuchte verzweifelt aufzukommen, doch mir fehlte jegliche Kraft. Ich sah mich um, doch alle Bilder vor meinen Augen waren so verschwommen, dass ich kaum etwas erkennen konnte.

Warme Hände berührten mich und ich zucke panisch zusammen. Nicht noch mehr Schläge, war mein Gedanke. Ich erkannte die Stimme und das Gesicht, doch nur langsam drang es zu mir vor, dass Jack tatsächlich da war… waren wir wirklich so laut gewesen?

Ich spürte seine Hand an der schmerzvollen Stelle an meinem Kopf. Vorsichtig drehte er ihn zur Seite. Er erhob sich langsam und am liebsten hätte ich ihm gesagt er solle bei mir bleiben. „Lauf“, hörte ich seine tiefe eisige Stimme sagen, „lauf so weit weg du willst, ich kriege dich. Du kannst dich nirgendwo vor mir verstecken!“

Als ich die Stimme meines Vaters hörte, wurde ich panisch und mein Puls begann zu rasen. Immer wieder sagte ich mir, dass ich nicht sterben möchte! „Du hast meinen Sohn schwul gemacht! Das ist deine Schuld, du Arschloch!“

Ich röchelte, Blut lief von der Nase in meinem Mund. Ich spuckte es aus und anscheinend reichte es aus, um Jacks Aufmerksamkeit zu erhalten. Denn ich spürte, wie er sich zu mir kniete. „Alles wird gut…“, sagte er sanft zu mir, doch als ich erneut einen Schatten wahrnahm, hatte sich Jack wohl schnell aufgerichtet. Ich hörte meinem Vater schmerzvoll schreien, doch konnte ich nicht sehen, was Jack tat. Die Schreie wurden lauter. Es polterte und ich hörte etwas auf dem Boden zerschellen. Es wurde geschrien, doch ob Worte geschrien wurde verstand ich nicht mehr und nur am Rande nahm ich wahr, wie einer das Haus schnell verließ.

Danach wurde es deutlich stiller. Rationales Denken war nicht mehr möglich. Immer mehr Schmerzen breiteten sich in meinem Körper aus! Wenn Jack jetzt weg war… Panik hatte erneut von mir Besitzt ergriffen, was würde dann passieren?

Sterbe ich gerade, dachte ich und spürte, wie die Dunkelheit mich immer mehr in den Bann zog. Ich keuchte leise und qualvoll. Als mich eine Hand berührte, zuckte ich zusammen, hatte ich doch Angst noch mehr Schmerzen zu spüren. „Shhh…alles gut“, hörte ich die geliebte Stimme und ich schloss die Augen. „Nicht schlafen, Jasper“, tadelte die Stimme mich sanft. Streng wurde sie, als sie sich scheinbar an eine andere Person richtete: „Hast du den Krankenwagen gerufen?!.... Kannst du nicht mehr sprechen oder was?“

Mein Kopf rollte zur Seite und immer noch lief mein Blut aus der Nase und mein Shirt klebte an meinem Rücken. Ich hatte das Gefühl mein ganzer Körper bestand nur noch aus Schmerzen. Ich war mir mittlerweile nicht mehr ganz sicher, ob Jack wirklich neben mir stand oder nicht und so nuschelte ich leise seinen Namen. Wollte ich ihn doch so gerne bei mir haben.

„Ich bin da…ich bin da Jazz“, raunte er und ich spürte Hände, die mir sanft durch die Haare strichen, mir nicht wehtaten. Erneut schloss ich die Augen und die wohltuende Dunkelheit umgab mich. Die Hände, die mich rüttelten, störten mich und stöhnend versuchte ich die flimmernden Augen zu öffnen. „Bleib wach Jasper. Der Arzt kommt gleich… Du wirst doch wohl wach bleiben!“ Ich konnte nicht sprechen, sonst hätte ich gemeckert. Die Dunkelheit war so einladend. Sie nahm mir den Schmerz, die Erinnerung… Jetzt wo ich lag und das Adrenalin meinen Körper verließ spürte ich jeden Schlag, jeden gebrochenen Knochen, jede Stelle der aufgeplatzten Haut auf meinem Rücken. Ich wollte einfach keine Schmerzen mehr fühlen! Als ich erneut die Augen schloss hörte ich, wie man meinen Namen sagte, doch die Dunkelheit war so viel greifbarer!

Ich weiß nicht wie lange ich in dieser angenehmen Stille lag. Es fühlte sich nach einer Ewigkeit an, bis man mich wieder aufweckte.

Die aufkommende Hektik, die um mich herum einsetzte, war störend. Ich spürte, wie mehrere Menschen an meinem Körper arbeiten und stöhnte leise jammernd auf. Eine mir gänzlich unbekannte Stimme einer Frau sprach beruhigend auf mich ein. Was war hier los? Wo war die vertraute Stimme?

Ich spürte, wie mehrere Menschen mich hochhoben und leise schrie ich auf. Jammerte nach Jack, nach meiner Mutter. Ich spürte am Luftzug, dass ich nicht mehr im Hauswar. Ich bewegte mich. Müde und erschöpft öffnete ich die Augen und sah viele Menschen um mich herum. Warum ließen sie mich nicht einfach schlafen! Ob es Männer oder Frauen waren konnte ich nicht ausmachen. Ich hörte, wie sie darüber sprachen mir einen Tropf anzulegen um mir meine Schmerzen zu nehmen. Wieder war das einzige Wort, welches ich rausbrachte, Jack.

Ich hörte eine andere männliche Stimme: „Der wird sicher nachkommen, wenn wir dich ins Krankenhaus gebracht haben…Gleich spürst du nichts mehr….“ Ich nickte und wollte ihm einfach glauben, also schloss ich erneut die Augen. Dass der Transporter sich in Bewegung setzte, bekam ich nur am Rande mit, denn schneller als ich annahm ließen die Schmerzen nach und ich ließ die Dunkelheit zu. Ließ mich in sie fallen und genoss es, nichts mehr spüren zu müssen. Und anscheinend dürfte ich endlich die ersehnte Dunkelheit genießen….



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  honeyJ
2016-12-21T12:15:03+00:00 21.12.2016 13:15
Schon wieder so eine gänsehaut Kapitel. Das ist so schön geschrieben das ich dachte ich wäre live dabei. Ich habe schon gedacht Jack würde gar nicht mehr kommen.
Wieder ein sehr schönes Kapitel und die Szene mit Eric war total schön :) weiter so
Antwort von:  Strichi
21.12.2016 13:24
Danke danke meine Liebe....
aber weißt du was, es sind immer nur die Kapitel in denen irgendwer gewalttätig wird zu denen du was schreibst :D
mich stört das nicht, hattest du mir nur mal am Telefon gesagt xD
Hab dich lieb Süße!^^
Von:  chaos-kao
2016-11-30T22:49:47+00:00 30.11.2016 23:49
Ich hoffe wirklich, dass Jack seine Folterkenntnisse an Jazzs Vater erprobt. Verdient hat es dieser verdammte Schweinehund auf alle Fälle! Ich hoffe Jazz wird wieder ... aber aus seiner Karriere als Baseball-Profi wird befürchte ich erstmal nix werden ... Lässt den armen Kerl ganz schön leiden - und das kommt sehr gut und emotional rüber! Weiter so :)
Antwort von:  Strichi
01.12.2016 14:31
Danke für deine Meinung und freut mich, wenn die Emotionen gut rüber kommen ;)
Aber ja...Baseball-Profie na ja.... leider wird das wohl erstmal nichts..
Schönen Tag wünsch ich dir jedenfalls ^^
Von:  Pitchermaus
2016-11-30T20:01:26+00:00 30.11.2016 21:01
Oh ha. Da fängt das so schön an. Eric ist ja schon irgendwie sweet und scheint auch recht aufgeregt zu sein. Dass Jack allerdings nicht so begeistert bzw. überschwänglich auf die Äußerung des Scouts reagiert ist verständlich. Im gegensatz zu Jazz hat er auch die Folgen für Jaspers sexuelle Orientierung bei einer Profikarriere im Blick. Es ist aber auch verständlich, dass Jazz das nicht hat. Welcher 17 Jährige würde über soetwas schon nachdenken, wenn er Zeit seines Lebens davon träumt in der MLB zu spielen. Und dann geht es so krass weiter. Jaspers Vater ist wirklich komplett durch geknallt. Dass er so krass reagiert hätte ich nicht gedacht. Wobei es nicht verwunderlich ist, dass er Jazz Computer durchsucht. Bei Jack hat er das immerhin auch versucht. Und dass er nicht gut darauf reagiert, dass sein Sohn schwul ist war auch vorher zusehen. Aber das er ihn gleich so zusammenschlägt??? So wie der Vater in Rage war hatte Jazz auch nicht wirklich eine Chance sich zu wehren. Nach seinen Versuchen wurde es ja auch eher immer schlimmer. Aber ein Wunder, dass die Mutter da eingegriffen hat. Zwar viel zu spät, aber immerhin. Dass Jack ihr dann aber noch sagen muss, dass sie den Krankenwagen rufen soll und er der jenige ist, der an Jazz Seite eilt um ihn zu stützen und zu gucken wie schlimm es ist.... Also bei so einer Mutter feheln mir irgendwie die Worte. Klar ist das ein Ausnahmezustand und da reagiert man nicht gleich und nicht immer richtig, aber das ist ihr Sohn der da schwer verletzt liegt. Da müsste sie als Mutter eigentlich total aufgelöst an seiner Seite sitzen. Für Jazz tut mir das wahnsinnig leid. Aber zum Glück hat er ja Jack. Seine Gedanken bezüglich des Jugendamts kann er jetzt aber vergessen. Was da in der Familie passiert, geschieht nun nicht mehr innerhalbt der häuslichen vier Wände, sondern müsste jetzt wohl auch von staatlichen Behörden untersucht werden. Da bin ich ja schon gespannt, wie das ausgehen wird. Ich hoffe nur, dass es für Jazz positiv ausgeht und so wie er sich das wünscht. Er ist schon gestraft genug mit solchen Eltern und bis auf Jenny scheinen seine Geschwister auch alle nicht so toll zu sein. Hoffe auf jeden Fall, dass Jazz jetzt keine all zu schlimmen Schäden bzw. keine bleibenden Schäden davon getragen hat. Bleibt nun offen, wie es da im Krankenhaus mit ihm weiter geht und auch, was es mit Jacks Vefolgungsgefühl auf sich hat. Freue mich schon auf das nächste Kapitel und kann es kaum noch erwarten, weiter zu lesen :).
Von:  _Haruka_
2016-11-30T19:50:08+00:00 30.11.2016 20:50
OO das nenn ich mal die Situationen überschlagen sich...grad noch mega gut drauf und dann sowas krasses...armer armer jazz. ich wüsste nicht was ich an jacks stelle jetzt mit dem vater anstellen würde...dafür kann man ihn garnivht genug leiden lassen.....

sehr gutes kapi aber soo kurz ich will mehr...
Antwort von:  Strichi
01.12.2016 14:32
Ich bemüh mich schnell weiter zu schreiben. Steh ja auch schließlich
kurz vorm Ende hihi.
Na jaaaaa! Danke jedenfalls für den Kommi^^
Schönen Tag Dir.
Von:  Remi-cookie
2016-11-30T16:34:24+00:00 30.11.2016 17:34
Neeeeeeiiiiin mein Jazzy,
Mein armer armer Jazzy
Ich hoffe er wird schnell wieder gesund. *schnief*
Ach.. Jack der gute Nachbar ♡.♡
Hoffentlich wird der Vater bestraft.

♡♡~remi~♡♡
Antwort von:  Strichi
01.12.2016 14:34
Jaaaa das arme Jazzy ....
der kann einem schon ziemlich leid tun xD
Aber Jacky ist ja da haha

Danke für den Komi.
Liebe Grüße.


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