Verborgen in Stille von Strichi ================================================================================ Kapitel 42: Schmerzhafte Erfahrungen ------------------------------------ Es war ein wohltuender Schlaf, in den ich gefallen war. Als ich aufwachte, stellte ich fest, dass Didi dieses mal nicht zu uns hinaufgesprungen war. Jedoch war Jacks Bettseite verwaist, was mich vermuten ließ, dass er mit dem Hund bereits aufgestanden war. Ich drehte mich noch einige Male, bis ich mich dazu entschied aufzustehen. Schließlich musste ich in die Schule. Ich ging an Jacks Kleiderschrank und stellte fest, dass er Recht hatte. Tatsächlich hatten viele meiner Klamotten stillschweigend den Weg in Jacks Haus gefunden. Eigentlich gehörte mir ein ganzes Fach! Ich schnappte mir ein frisches Oberteil, neue Unterwäsche und eine Jeans und zog mich schnell an. Jack war in seiner kleinen Küche am werkeln. Kochen konnte Jack nicht wirklich, häufig machte er sich einfach nur eine Dose auf und wärmte das Essen auf, doch Kaffee machte er sich jeden Morgen. Immer noch müde und mit verschlafenen Augen betrat ich den kleinen Raum. Hier stand nie viel herum. Auf der Anrichte hatte die Kaffeemaschine neben einem Toaster Platz, vermutlich die zwei am meisten verwendeten Gegenstände in der Küche. Jack reichte mir einen Kaffee, während er selbst einen Schluck trank. Wir saßen einander stumm gegenüber und ich lächelte leicht. Wieder hatte mir Jack Asyl gewährt. Sicher machte es ihm nichts aus, doch war ich dennoch dankbar. „Danke Jack“, meinte ich plötzlich in die Stille hinein. Fragend betrachtete mich Jack und schien wissen zu wollen, weswegen ich ihm dankte. Vermutlich war er ganz woanders mit den Gedanken. Ich schmunzelte in meine Tasse und ohne ihn anzusehen erklärte ich leise: „Na ja, danke eben… dass du gestern da warst. Mal wieder. Mir geholfen hast, mal wieder… Das wird irgendwie so ein Kreislauf…“ Amüsiert nickte Jack und trank kommentarlos seinen Kaffee. Ob er mir eigentlich in dem Maß so viel helfen wollte? Schließlich hatte er auch noch viel zu tun und ein eigenes Leben. Pläne, welche er verfolgte und an dessen Umsetzung ich ihn vielleicht störte. Vorsichtig bat ich ihn deswegen: „Wenn es zu viel wird Jack, also, wenn du meinst ich soll mir selbst helfen, dann sag das bitte.“ „Du bist für mich keine Belastung“, stellte Jack fest und sah mich fast schon entrüstet an. Unsicher blickte ich ihn an und meinte leise: „Ich hab aber manchmal das Gefühl, ich wäre es. Immer ist irgendwas und ständig musst du mir helfen. Ich will das so gerne einfach mal alleine hinbekommen.“ Jack seufzte schwer und schien kurz über eine passende Antwort nachzudenken. Umsichtig begann er leise zu sagen: „Nur, weil du Hilfe benötigst, bist du keine Last oder abhängig von mir. Ich habe auch öfter mal Hilfe in Anspruch genommen.“ Ich nickte leicht, doch erwiderte ich: „Ich will es trotzdem einfach mal alleine schaffen… Ich bin nicht… Ich will mir mal selbst helfen, wenn du verstehst, was ich meine.“ Jack nickte leicht und ich hoffte wirklich, dass er mich verstand! Vielleicht sollte ich wirklich mal darüber nachdenken, Hilfe von außen zu holen. Das Jugendamt anfragen… ging das nicht auch anonym? Doch dies war meine Entscheidung und etwas, was ich nicht mit Jack besprechen wollte. Ich wollte weg von diesem schwierigen Thema und so dachte ich an Eric und berichtete ihm von dessen Idee mit uns beiden Campen zu gehen. Ich wollte an schönes denken und dies war durchaus etwas, was schön werden konnte. Belustigt sah Jack mich an und meinte: „Wirklich Campen? Mit Schlafsack und Zelt?“ „Ja campen, also wenn du Bock hast. Aber irgendwie glaube ich auch, dass das nichts wird… Mutter wird es mir nicht erlauben und Dad brauche ich gar nicht erst zu fragen. Aber man kann es ja irgendwann im Jahr mal machen. Irgendwann muss ja nicht nie heißen“, meinte ich nüchtern betrachtet. Zustimmend nickte Jack und während ich mich fertig für die Schule machte, meinte ich unschlüssig: „Ich hoffe, dass Tobey heute da ist. Ich hab immer noch ein schlechtes Gewissen, weißt du?“ Jack nickte leicht und atmete schwer durch. „Hm… sag es ihm, wenn er da ist. Aber so wie du ihn beschreibst glaube ich nicht, dass er da ist...“ Ich schulterte gerade meinen Rucksack und blickte ihn unsicher an. „Meinst du“, fragte ich und verstellte die Riemen, sodass der Rucksack bequemer auf meiner Schulter saß. Jack zuckte mit den Schultern und grinste leicht, während er sagte: „Bin kein Hellseher, Kleiner.“ Ich lachte leise und schlug ihm gegen die Schulter. Jack drückte mich kurz an sich und raunte: „Und lass dich auch nicht von den Anderen verunsichern. Du willst ja, nehme ich an, dass sie noch nicht wissen, dass du schwul bist.“ Ich nickte und ein ungutes Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Ich wollte unter keinen Umständen, dass ich Probleme in der Schule hatte. Vor allem nicht wegen Tobey… Ich nickte leicht und öffnete die Tür. Didi kam sofort angelaufen, blieb in der Tür stehen und schien mich erwartungsvoll anzublicken. Er wedelte mit seinem Schwanz und schien vermutlich zu denken, dass ich mit ihm spazieren gehen würde. Ich lachte leise, streichelte den Hund und meinte zu Jack: „Ich glaube der will raus.“ Ich hörte das starten eines Motors und sah eine graue Limousine davon fahren. Die Scheiben waren getönt, sodass man den Fahrer nicht ausmachen konnte. Ich schenkte dem Fahrzeug nur wenig Beachtung, doch als ich zu Jack sah bemerkte ich, dass sich seine Gesichtszüge verhärteten. Erst als sich unsere Blicke trafen schien er mich entspannt zu mustern. „Vielleicht will der auch nur bei dir sein. Bist schließlich sein zweites Herrchen“, sagte Jack schnell und grinste kurz, „aber ja, ich geh gleich mit ihm.“ „Alles okay? Wirst du wieder paranoid“, fragte ich ihn verwirrt und runzelte die Stirn. Jack lachte amüsierte und winkte ab, während er meinte: „Wann bin ich das nicht, Kleiner?“ Ich ging unsicher seine Veranda herunter. Was war das? Ich winkte Jack noch kurz, ehe ich mich auf den Weg zur Schule machte. Ich konnte noch erkennen, dass Jack Didi wirklich festhalten musste. Also wollte der Hund wirklich mit mir gehen. Ich schmunzelte und schüttelte nur den Kopf darüber und das Auto verschwand so schnell aus meinen Gedanken, wie es vor der Tür davon gerauscht war. Tobey war nicht da, ich vermutete, dass seine Eltern ihn heute krank gemeldet hatten. Jack hatte also Recht behalten. Als ich auf seinen leeren Stuhl sah überkam mich wieder das schlechte Gewissen. Doch ich wusste, dass ich nur mich selbst schützen wollte. Keiner aus meinem Team sagte etwas über den gestrigen Vorfall. Doch ich glaubte zu bemerken, wie einige mich scheel beäugten. Ob ich paranoid wurde? Ich wusste es nicht. Doch ich hatte das Gefühl, dass genauer darauf geachtet wurde mit wem ich sprach und wie ich die Leute ansah. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Als sei alles wie immer. Doch es war mir unangenehm und ein Gefühl gejagt zu werden machte sich in meinem Inneren breit. Ich wollte nicht, dass irgendwelche Gerüchte die Runde machten. Doch eigentlich hatte sich nicht viel verändert und da mich keiner fragte, sprach ich den gestrigen Vorfall einfach nicht an. Einzig Eric fragte mich, während wir alleine waren, eindringlich ob ich wirklich nichts mit Tobey hatte. Ich schwor ihm, bei allem was mir heilig war, dass Tobey und ich nie etwas wie eine Beziehung hatten und es auch nie haben würden! Nachdem ich Eric wütend angefahren war, hatte ich auch endlich das Gefühl, dass er mir glaubte und auch er war zornig darüber, was Tobey getan hatte. „Ich muss mich auch noch bei dir bedanken, Eric“, meinte ich freundlich und grinste ihn etwas schräg an. Er schlug mir auf die Schulter und meinte: „Ach, keine Ursache.“ Doch wusste ich, dass Eric vielleicht nicht nur mein bester Freund, sondern wirklich einer der wenigen Menschen war, von denen man behaupten konnte, dass sie Freunde fürs Leben waren. Nachdem der Unterricht vorbei war, machte ich mich auf den Weg nach Hause. Unschlüssig stand ich zwischen den beiden Häusern und wusste nicht, welches ich betreten sollte… Doch ich wollte nicht immer Schutz bei Jack suchen und wieder fragte ich mich, ob es nicht besser sei das Jugendamt zu kontaktieren. Mit einem mulmigen Gefühl betrat ich das Haus meiner Eltern. Niemand war da und so konnte ich ungezwungen durch das Haus gehen. Betrachtete erneut die ganzen Familienfotos und konnte nicht anders als den Kopf zu schütteln. Kein Essen war gemacht worden, doch es war mir egal. Ich schmiss eine Pizza in den Ofen und holte meinen Laptop nach unten. Ich bemerkte, dass Jenny mir eine E-Mail geschrieben hatte. Sie freue sich, dass es mir gut ging und dass sie mich und Jack eigentlich bald gerne wieder sehen würde. Sie verwies auf den Anhang und ich sah, dass dort mehrere Dateien dran gehangen waren. Ich grinste, als ich den Anhang sah. Die Bilder von Jack und mir. Sie waren wirklich schön, auch wenn Jack sein Gesicht zumeist verborgen hatte. So wandte er es meistens ab oder drückte es in meine Halsbeuge, was mich dann lachen ließ. Ich leitete sie gleich weiter an Jack und dachte mir, dass er sich vermutlich auch über die Bilder freuen würde. Zufrieden speicherte ich die Fotos ab und wartete darauf, dass meine Pizza fertig wurde. In den nächsten Tagen war ich immer wieder gezwungen anderen Schulkollegen zu sagen, dass ich nicht zum Schülerball durfte und nach und nach schienen sich meine Mitschüler daran zu gewöhnen. Keiner meiner Teamkollegen sprach mich darauf an, ob Tobey Recht hatte oder nicht. Dass ich ihnen gesagt hatte, sie sollen ihn verprügeln, schien sie vermutlich wirklich davon überzeugt zu haben, dass Tobeys Worte nur reine Einbildung von ihm waren und langsam nahm das Gefühl von Blicken gejagt zu werden ab. Als ich Tobey nach einer nervigen Stunde Kunst abpasste, meinte ich leise: „Tut mir echt leid was passiert ist, ja?“ Tobeys Augen weiteten sich und verblüfft sah er zu mir. Er nickte leicht und schien sich verlegen am Kopf zu kratzen. „Ich werde es keinem mehr sagen… das verspreche ich dir“, nuschelte er und tatsächlich lächelte er kurz, „danke Jazz…“ Ich nickte leicht und verschwand schnell. Tatsächlich wollte ich nicht zu lange mit ihm allein gesehen werden. Doch Jack verhielt sich merkwürdig. Merkwürdiger als er es ohnehin schon tat. Häufig verhing er seine Fenster und wenn wir gemeinsam durch den Supermarkt gingen, schien er noch desinteressierter zu sein, als er es sonst war. Doch immer, wenn ich ihn darauf ansprach, war alles in Ordnung. Ich versuchte ihn zu beruhigen und scherzte herum, dass er wohl immer paranoider werden würde. Jack lachte, wenn ich dies sagte, doch sein Auge blickte weiterhin ernst durch die Gegend. Ich hatte zudem versucht die Geschehnisse Zuhause nicht an mich herankommen zu lassen, was nur mäßig funktioniert hatte. Meine Mutter schien ungewohnt vorsichtig mit mir zu sprechen, doch ich mied ihre Anwesenheit gerade. Sprach nur noch das Nötigste mir ihr. Auch Vater schien vorerst ruhig geworden zu sein. Sollte mich das beunruhigen? Ich wusste nicht wirklich etwas mit seiner Drohung mir gegenüber anzufangen. Die bestellten Handwerker begannen ihre Arbeiten an der Treppe und Krach und Dreck zogen für diese Zeit in unser Haus ein. Wieder machte mein Vater viele seiner „Überstunden.“ Doch jedes Mal, wenn meine Mutter sagte, Dad habe „Überstunden“, wuchs das schlechte Gewissen immer weiter. Es schien regelrecht in mir zu wachsen! Wusste ich doch, dass er in diesen Momenten bei der anderen Frau war. Diese komische Frau, die ich immer verachten würde! Egal, wie nett sie vielleicht auch war. Also versuchte ich mich abzulenken. Trotzdem war das schlechte Gewissen wegen meiner Mutter da. Doch war da auch dieser egoistische Teil in meinem Inneren, welcher sogar fast gehässig war und es meiner Mutter für ihre Gemeinheiten auch gönnte. Doch jedes Mal, wenn ich diese Gedanken hatte, verfluchte ich mich selbst dafür! Ich versuchte mich abzulenken und schaffte es durch Sport. Tatsächlich begann ich neben dem Baseball immer mehr und häufiger mit Didi und Jack zu joggen. Es machte mir Spaß, auch wenn ich mit Jack nicht mithalten konnte. Das Laufen klärte meine Gedanken und ich schlief besser, wenn ich am frühen Abend während des Laufens meine Gedanken kreisen lassen konnte. Doch noch immer war Jack komisch und weigerte sich vehement regelmäßig die gleichen Strecken mit mir zu joggen. So kam es, dass ich mehr Parks und Straßen als je zuvor in der Stadt kennen lernte! Der Schulball fand tatsächlich ohne mich statt, doch ich hielt das Versprechen Alkohol für die Bohle zu besorgen. An diesem Abend schlich ich mich mehr schlecht als recht hinüber zu Jack, denn das Wissen, dass meine Freunde Spaß hatte und ich alleine hier saß, ärgerte mich mehr als ich zunächst dachte. Vater war wieder auf Arbeit und ich vermutete, dass es dieses Mal sogar stimmte, doch konnte ich mir dabei nicht mehr sicher sein. Was meint Mutter tat wusste ich nicht, doch sie hielt mich auch nicht auf, als ich das Haus verließ. Mit dem Schlüssel betrat ich Jacks Haus und wurde gleich laut bellend begrüßt. Didi wurde immer größer und hörte immer mehr auf mich. Er war zwar immer noch ein Welpe, jedoch bei weitem nicht mehr der kleine tapsige Vierbeiner, der einst durch das Loch in meinen Garten geschlichen war. Ich streichelte den Hund, bevor ich mich nach Jack umsah. Jack scherzte immer wieder, ich sei sein zweites Herrchen. Als Jack mich fragte, ob wir was vorhaben dachte ich kurz über meine Antwort nach, ehe ich sprach: „Ja, doch… Du wolltest mir mal diese komische Kampftechnik zeigen. CQC oder so…“ Das Grinsen, welches auf Jacks Lippen huschte, ignorierte ich. Mit einem okay fing Jack an, die wenigen Wohnzimmermöbel zur Seite zu schieben. Nun, da wir Platz hatten, betrachtete mich Jack eingehend und meinte: „Ich warne dich, dass wird weh tun.“ „Klar, als ob…“ Ich ließ mich von seiner Warnung jedoch wenig beeindrucken, war ich doch überzeugt davon, dass er mir eh nicht wirklich wehtun wollte. Ich grinste ihn sogar noch leicht an. Wir standen einander gegenüber und Jack meinte gelassen: „ Okay Jazz. Greif an! Egal wie.“ Einen Moment zögerte ich. Ich dachte, ich sollte lernen mich zu verteidigen, nicht lernen, wie man wirklich zuschlägt. Wollte ich ihn wirklich schlagen und eventuell verletzen? Doch als ich den kräftigen Mann vor mir kurz beobachtete, kam ich zu dem Entschluss, dass ich ihn wahrscheinlich eh nicht treffen würde. Vorher würde er meine Hand vermutlich einfach stoppen. Also machte ich einen Schritt vor und holte mit der Rechten zum Schlag aus. Ich zielte auf sein Gesicht. Jack bewegte sich jedoch keinen Millimeter, beobachtete mich einfach nur, das Auge auf meine Faust gerichtet. Meine Faust kam seinem Gesicht bedrohlich nahe und als sie nur noch wenige Zentimeter davon entfernt war, stoppte ich in der Bewegung. Fast hätte ich ihn wirklich geschlagen! Jack seufzte theatralisch, schüttelte den Kopf und meinte: „ich wusste, dass du stoppst. Jazz, du musst mich schon treffen wollen. Also sollen wir aufhören Zeit zu verschwenden, kleiner?“ Er betonte das letzte Wort gehässiger und das Grinsen und der süffisante Gesichtsausdruck unterstrichen seine Provokation. Fast schon beleidigt von dieser Provokation blickte ich ihn erbost, fast schon wütend an. Ich hätte ihm besser eine verpassen sollen! Doch seine Provokation half, denn nun war ich wirklich bereit ihn zu schlagen und so kam mein nächster Angriff mit deutlich mehr Überzeugung. Ich wollte seine Rippen treffen, doch Jack schlug mir von oben auf meinen Arm. Schmerzvoll traf er meine Armbeuge. Mein Schlag glitt an seinem Körper vorbei und ich stöhnte vor Schmerz auf. Jack drehte sich etwas zu meiner Seite und machte den Anschein, als wolle er sich hinter mich schleichen. Doch ich wusste noch von meinem Karatetraining, dass man seinem Gegner niemals den Rücken kehren sollte, also drehte ich mich mit. Ich wollte erneut ansetzen, wollte meine Fäuste heben und auf ihn zugehen, doch soweit kam ich nicht. Jack trat mir schmerzhaft in die Kniekehle und ich sackte stöhnend zusammen und landete schmerzvoll auf den Knien. Mit einer geschmeidigen Bewegung war er hinter mir und fast noch im selben Moment spürte ich eine seiner großen Hände an meiner Schulter, die mich runter drückte und auf dem Boden hielt. Die andere Hand war blitzschnell an meinem Hals. „Hätte ich ein Messer, wärst du jetzt tot“, meinte Jack gelassen. Und hielt mich weiterhin unten. „Und das sogar lautlos“, fügte er noch hinzu. Mein Puls raste. Dies war alles blitzschnell gegangen, so schnell, wie ich es nur aus Filmen oder Computerspielen kannte. Ich blickte nach oben und sah in Jacks ungerührtes Gesicht. Wie vielen Menschen er wohl so schon das Leben genommen hatte? Waren sie auch nur erschrocken gewesen und konnten nicht mal mehr schreien ehe ihr Leben beendet war? Doch daran wollte ich gar nicht denken! So was durfte ich mir einfach nicht vorstellen bei ihm! „Okay, okay. Ich hab es kapiert. Du bist gut“, meckerte ich leise, nachdem Jack seine Hände von meiner Schulter und meinem Hals genommen hatte. Ich wollte ihn fragen, ob er dies so öfter machte, doch wollte ich nicht einfach plump nachfragen. Während ich mir über die schmerzende Stelle an der Armbeuge strich, fragte ich deswegen: „Deine Spezialität… Lautlos so was zu machen?“ Wachsam wurde Jacks Blick, der mich taxierte und er meinte Kopf nickend: „Ja… Darin war ich immer gut.“ Ich nickte und betrachtete diesen Mann. Vermutlich war sein ganzer Körper eine Waffe. Doch jeder Mensch hatte eine Schwachstelle, man musste diese einfach nur finden. Diesmal versuchte ich es hinterhältig. Noch während ich aufstand packte ich seinen Arm und drehte ihn um, auf den Rücken. Vater erklärte mir einst, dass das Handgelenk bei eigentlich jedem Menschen eine Schwachstelle darstellte! Jack musste der Bewegung folgen und so hatte ich die Chance ihn zu Boden zu werfen. Ich trat ihm ein Bein weg und tatsächlich stürzte er zu Boden. Triumphierend sah ich zu ihm hinunter und bereitete grade einen gemeinen Spruch vor, doch dies sollte ich büßen. Das kleine Arschloch unter mir trat mir heftig zwischen die Beine! Dieser elende Mistkerl! Er nahm wirklich keine Rücksicht auf mich. Ich schrie kurz auf und ging ein Stückchen in die Knie und tatsächlich sammelten sich kurz Tränen in meinen Augenwinkeln. Jack packte mich am Kragen und warf mich neben sich auf den Boden. „Arschloch“, jaulte ich gequält auf und versuchte ihn zu schlagen. Wir lagen beide auf dem Boden und ich merkte, dass ich ihm vermutlich wieder unterlegen war! Er drehte seinen Körper und rollte sich auf mich, erdrückte mich fast mit seinem Gewicht! Ich bekam meine Faust frei und so setzte ich zum Schlag an. Das Pochen zwischen meinen Beinen ließ langsam nach. Jack ergriff meine Faust und lenkte den Schlag über seine Schulter, sodass er ins Leere ging. Er drückte meine Hände mit seinem Körpergewicht neben mein Gesicht runter und grinste mich tatsächlich an! Gerade, als ich den Mund öffnete um was zu sagen, beugte er sich weiter hinunter und küsste mich! Einfach so! Dieser Kuss gehörte überhaupt nicht in die Situation und ich brauchte einige Momente, bis ich verstand, was er gerade tat. Ich erwiderte etwas zögerlich doch das ließ Jack kaum zu. Leidenschaftlich spielte seine Zunge mit meiner und ich spürte, wie es ihm immer mehr gefiel. Langsam löste sich der feste Griff um meinen Handgelenken und seine Hände waren an meiner Wage und hielten sie einfach umschlungen. Es dauerte lange bis Jack sich wieder von meinen Lippen lösen konnte. Ich schnappte kurz nach Luft: „Machst du das immer mit deinen Feinden“, fragte ich nach Atem ringend. Auch er grinste mich an und sagte nur: „ Vielleicht.“ Langsam erhob er sich und reichte mir zum Aufstehen die Hand. Ich zögerte kurz, ehe ich sie annahm. „Zwischen die Beine treten ist total asi“, meinte ich und funkelte ihn böse an. Jack grinste kurz und zuckte mit den Schultern. „Alles ist erlaubt… Ethik spielt beim Kampf auf Leben und Tod keine Rolle mehr.“ „Ja, toll“, raunte ich genervt und strich über die immer noch schmerzende Stelle, „das ist hier aber kein Kampf auf Leben und Tod.“ Ich sah, wie Jack immer noch etwas grinste und es machte mich wütend! Doch ich spürte ihn auch immer noch auf meinen Lippen. Ich wusste nicht, ob ich sauer sein sollte oder nicht. Ich ging wieder in meine Ausgangsposition und sah den Mann, den ich liebte, ins Gesicht. Es dauerte nicht lange, bis wir weiter trainierten. Jack hatte nicht untertrieben, als er meinte, es würde für mich schmerzhaft werden und ich merkte, dass er wirklich nur wenig Rücksicht auf mich nahm. Ich verdiente mir einige blaue Flecken, doch Jack traf ich kein einziges Mal. Erschöpft lag ich am Abend in seinem Bett. Er drückte mich etwas an sich und ich betrachtete einige blaue Flecke auf meinem Arm. Während ich über einen drüber strich fragte ich ihn: „Wie sieht es aus, kommst du zu unserem Baseballspiel?“ Jack nickte und er raunte mir ein: „Ich hab doch schon öfter ja gesagt“, zu. „Du versaust dir heute wirklich den Sex… erst der Tritt zwischen meine Beine und nun noch pampig werden…. Pass auf, nachher will ich dich nicht ficken.“ Ich hörte Jack leise lachen und mit einem tiefen Grollen meinte er: „Dann hole ich mir einfach was ich will…“ Lachend schüttelte ich den Kopf und blieb eisern. Dafür hatte er mich heute zu oft zu Boden befördert. Als der Tag kam, an dem wir das Spiel hatten, war ich bester Laune. Ich freute mich, dass Jack kommen wollte. Es motivierte mich! Ich wollte ihm zeigen, wie gut ich war! Schließlich war Baseball mein Element, so wie bei Jack der Krieg oder besser gesagt, das Kämpfen. Ich fühlte mich wohl auf dem Baseballplatz und der Respekt meiner Teamkollegen war mir immer noch sicher! Ich schaute in die Reihen des Publikums und sah ihn am Rand stehen. Er lehnte sich etwas über einen eisernen Zaun, der das Spielfeld von den Tribünen trennte. Neben ihm stand niemand wirklich, doch es schien, als belastete es ihn kaum. Ich sah, wie er eine Zigarre paffte und seinen Blick durch die Menschenmenge gleiten ließ. Doch ich hatte nur wenig Zeit mich auf Jack zu konzentrieren. Einer der Teamkollegen hatte gerade Streit mit Zack. Zack hatte bei unseren letzten beiden Trainingseinheiten nicht wirklich gut gespielt, doch ich baute auf ihn! Er war eigentlich unser bester Pitcher. „Jetzt streng dich bloß an Zack, ich hab keinen Bock wegen dir zu verlieren“, hörte ich einen Teamkollegen meckern. Wütend ging ich auf die Beiden zu und zog sie auseinander. „Was ist euer Problem“, meinte ich streng und blickte zu beiden. So gerne ich mein Team auch hatte musste ich bei solchen Sachen raus hängen lassen, dass ich der Teamchef war! „Wieso spielt Zack! Der hat die letzten Male so viele Bälle daneben geworfen…“, beschwerte sich der Junge und verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich bockig an. Meine Gesichtszüge verhärteten sich und mit Autorität in meiner Stimme sagte ich: „Weil ich finde, dass Zack unser bester Pitcher ist! Auch wenn er ein paar schlechte Trainingseinheiten hatte. Das hier ist ein Teamspiel! Ich hab keinen Bock, dass es wegen solcher Differenzen zu Unstimmigkeiten kommt. Ist das klar?!“ Ich sah, wie der Junge den Mund erneut öffnete um etwas zu sagen, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen: „Ich stehe hinter meiner Entscheidung. Sollte es nicht funktionieren, muss ich schauen was ich dann mache! Zack spielt, Ende der Diskussion. Herrgott noch mal! Benehmt euch nicht wie Idioten! Wir wollen als Team gewinnen, jeder konzentriert sich auf seine Stärken! Du kannst doch auch nicht werfen“ Aufgebracht sah ich die Beiden an. Streng blickte ich den Jungen an, welcher genervt die Augen verdrehte, dann jedoch nickte. Vermutlich hatte er Sorge ich würde ihn auf die Reservebank setzten. Schweigend ließ er uns stehen. Ich sah zu Zack und legte ihm kurz die Hand auf die Schulter und meinte: „Du schaffst das, Zack. Echt, lass mich nach der Ansage nicht wie einen Idioten dastehen.“ Ich grinste kurz und auch Zack erwiderte das Grinsen, wenn auch nur kurz. Er schien ziemlich nervös zu sein. Wir waren als erstes dran mit Schlagen und ich stellte mich hin, fixierte den gegnerischen Pitcher und konnte nicht anders, als leicht zu grinsen. Ich liebte Baseball einfach! Ich sah, wie er ausholte und zum Wurf ansetzt, doch er warf zu niedrig! Gut für uns! Doch hatte er noch zwei Versuche richtig zu treffen und der nächste Ball kam gut! Man hörte das Aufschlagen des Balles auf dem Holz und ich hastete los! Ich wusste, ich hatte nicht so gut geschlagen, dass ich in einer Runde durch kam und stoppte bei der zweite Base. Ich atmete durch und legte die Hände auf die Oberschenkel. Ich sah, wie Eric sich bereit machte. Ich wusste ich konnte mich auf ihn verlassen und wir grinsten einander kurz an. Das Publikum blendete ich immer aus. Es war zwar nicht zu überhören, doch ich konzentrierte mich mehr auf das Spiel. Ich stand da, bereit zum Sprint und als ich den Aufschlag beim ersten Mal vernahm hechtete ich los. Einzig das Ziel, die Base, im Blick! Wir spielten gut und ich war stolz, dass Jack solch eine Leistung von uns sah! Selbst Zack hatte sich unter Kontrolle! Nur zwei Mal vermasselte er einen Wurf und der Läufer konnte ungehindert zur ersten Base gehen. Doch wir holten Punkte! Viele Punkte. Eric und ich schafften sogar beide einen Homerun und wir wurden beide vom Team dafür begeistert gefeiert! Das Spiel war zu Ende und ich gab dem Kapitän des anderen Teams die Hand, während ein Mann mittleren Alters zu mir trat. Er reichte mir die Hand und als ich sie schüttelte redete er gleich drauf los. „Hallo. Ich bin Mr. Pestello und komme von der George Mason University aus Virginia. Wir sind noch eine recht junge Universität, wissen Sie.“ Ich kannte die Universität! Sie war eine mit einem sehr guten College-Team! Ich lächelte charmant und hörte dem Mann zu, wie er mir anbot, sich nach dem nächsten Spiel mit mir zu unterhalten. Er würde in mir großes Potenzial sehen und das er sich vorstellen könnte mir ein Stipendium anzubieten. Wir redeten kurz darüber und als er sich verabschiedete, grinste ich Eric breit an! Mein Traum Baseballprofi zu werden wurde immer greifbarer! Eric und ich gingen in die Umkleide, wo alle von mir wissen wollten ob ich dorthin gehen würde! Ich konnte es mir vorstellen! Wir waren alle bester Laune. Und nachdem wir mit dem Duschen fertig waren, verließen wir die Umkleide. Ich sah Jack sofort. Er saß mit Didi an der Leine auf einer Bank, den Kopf Richtung Umkleide gerichtete, als schien er auf mich zu warten. Er paffte erneut an einer Zigarre und blies den Rauch in die Luft. Als er uns sah, stand Jack gemächlich auf und schien darauf zu warten, was ich nun vorhatte. Ich drehte mich zu meinen Freunden und Teamkameraden um und sagte: „Ich werde von einem Bekannten abgeholt.“ Sie alle starrten Jack an und Colin sagte vorsichtig: „Ein Bekannter? Wer ist das, Jazz…. Der sieht eher so aus, als ob du Probleme mit dem hast…“ Ich grinste breit und schüttelte den Kopf, während ich erklärte: „Nein… Das ist mein Nachbar, der ist voll okay, auch wenn der jetzt nicht so aussieht.“ Sie nickten leicht und einige nuschelten leise ein okay… „Wie sieht es aus. Am Sonntag Party bei mir“, fragte Colin und fügte hinzu, „meine Eltern sind dann weg.“ Eric stimmte gleich zu und auch ich grinste leicht, als ich sagte: „Wenn ich darf sofort!“ Wir lachten und scherzten und langsam gingen Eric und ich zu Jack. Jack schaute Eric entspannt an und freundlich reichten sie einander die Hände. „Freut mich“, sagte Eric lächelnd und Jack nickte. Ich hoffte wirklich, dass die Beiden sich verstanden! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)