Verborgen in Stille von Strichi ================================================================================ Kapitel 35: Heimwärts --------------------- Huhu, wow ich hab frei, dass merke ich! So schnell wird das nächste wohl nicht kommen, trotzdem viel Spaß damit^^ und danke für die Kommentare und Favos! Außerdem hab ich Didi vergessen im letzten Kapitel!!! Oh man...-.- dafür dieses mal nicht :D ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Wir lagen immer noch nebeneinander und ich spürte Jack an meinem Rücken. Zufrieden seufzte ich und als ich etwas sagen wollte, sprang Didi zu uns ins Bett. „Oh, hallo Kleiner“, meinte ich fröhlich und streichelte den Welpen, welcher über meine verschwitzten Arme leckte. „Weswegen haben wir den nicht mit zu Miller genommen“, fragte ich Jack leise. Er streichelte mir durch die Haare und betrachtete mich und den Welpen. Ruhig meinte er: „Ich weiß nicht, ob Miller Hunde so gerne hat. Deswegen hab ich ihn lieber da gelassen. Außerdem hat der wie du heute Morgen so niedlich geschlafen.“ Ich spürte, wie sich Jack streckte und zum Nachttisch griff. Er entsperrte sein Handy und präsentierte mir ein Bild von Didi und mir. Er lag neben mir eingerollt auf dem Kissen. Unsere Gesichter einander zugewandt. Ich schmunzelte, als ich das Bild betrachtete und meinte freundlich klingend: „Das ist ziemlich niedlich. Hast du noch mehr Fotos von mir?“ Ich merkte, wie Jack zögerte, doch dann wischte er mit seinem Finger über das Handy. Auf dem nächsten Bild zeigte es mich in der Bar, gestern, wie ich gerade in die andere Richtung blickte. Wenn ich mich richtig erinnerte und den Winkel bedachte, blickte ich wohl den Tänzer an. Er wischte weiter und ein weiteres Bild von mir, morgens beim Schlafen, tauchte auf. Ich lag in Jacks Armen, denn ich erkannte, dass sein Arm unter meinem Kopf ruhte. Ich fand es niedlich, dass er mich dabei fotografierte. Als Viola dies einmal tat, war ich sauer auf sie gewesen. Komischerweise bei Jack nicht. Erneut wischte er weiter und ich sah einige Bilder von Didi. Es schien, als suche er ein bestimmtes. Ich erkannte beim Durchsuchen, dass er noch mehr Bilder heimlich aufgenommen hatte. „Du hast nicht ein Bild auf dem ich wach bin, oder in die Kamera schaue“, meinte ich grinsend und blickte zu ihm nach hinten. „Ich mag diese gestellten Bilder nicht“, meinte Jack und schien nachdenklich. „Ich mag es lieber, wenn es authentisch wirkt…“ Er zeigte mir ein Bild und ich verstand, was er meinte. Ich hatte schon viele gut aussehende Bilder von mir gesehen, doch ein Bild zeigte mich neben dem Jet. Ich strahlte vor Freude und blickte begeistert auf den Jet. Sorgenfrei wirkte ich und meine Augen strahlten. Ich glaubte selten sah ich auf einem Foto gelassener aus. Ich schmunzelte freundlich, als ich das Bild sah. „Schönes Bild“, meine ich zu ihm und grinste leicht, „du bist nur irgendwie auf keinem drauf…“ Grummelnd nickte Jack und drückte mich an sich. Leise murmelte er: „Du siehst auch besser aus als ich. Außerdem hast du doch diese komischen Selfies gemacht…“ Ich nickte und fragte ihn, während ich über seinen Arm streichelte: „Willst du die eventuell haben?“ Fast schon zärtlich strich Jack über meinen Bauch und zustimmend grummelt er vor sich hin: „Ja, warum nicht…“ Ich schmuste weiter den Welpen und zufrieden seufzte ich und entspannte mich in seinen Armen. „Ich glaube, dass mich dein Freund nicht so gut leiden kann“, meinte ich, während ich Didi am Bauch kraulte, als dieser sich zufrieden auf den Rücken geworfen hatte. Jack sagte nichts dazu, vermutlich war ihm Schweigen gerade einfach lieber. Stumm beobachtete mich Jack einige Augenblicke, spürte ich doch seinen Blick auf mir. Ich streichelte weiter den Hund, lehnte mich an ihn und ließ entspannt die Schultern hängen. Angenehm war die Stille zwischen uns und auf einmal raunte er mir leise ins Ohr: „Ich liebe dich, Jazz.“ Ich grinste zufrieden ich drückte meine Lippen auf seine Wange. Der restliche Tag verging ohne größere Zwischenfälle. Noch einmal versuchte ich Jack darauf anzusprechen was Miller gesagt hatte. Doch erneut schwieg er darüber. Eisern wie eh und je. Er hatte nicht gelogen, als er mir einst sagte, dass er viele Geheimnisse haben würde und mir vermutlich nie immer alles sagen kann. Ich hoffte, wenn ich ehrlich war, dass sich dies eines Tages ändern würde. Zeitig gingen wir an diesem Abend zu Bett ohne noch einmal übereinander herzufallen. Jenny hatte mir noch geschrieben, dass sie morgen den ganzen Tag zuhause sei. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, war ich ziemlich froh meine Schwester wieder zusehen. Doch auf der anderen Seite war ich auch ein wenig traurig, denn die Zeit mit Jack alleine, ohne Verpflichtungen ging nun dem Ende entgegen. Nachdem wir am nächsten Tag aus dem Hotel ausgecheckt hatten, fragte ich Jack vorsichtig: „Willst du bevor wir fahren noch einmal zum Friedhof?“ Ich wollte nicht, dass er einfach mit mir verschwand ohne noch einmal die Möglichkeit bekommen zu haben Susanne zu besuchen. Unschlüssig und mit versteinerter Miene sah Jack zu mir und nuschelte: „Ich war schon da. Ich komme bestimmt noch mal hier her und sie läuft nicht weg.“ Ich sah den melancholischen Ausdruck in seinem Gesicht. Ich griff nach seiner Hand, drückte sie leicht und meinte: „Wenn du magst, kannst du da trotzdem noch mal hin. Wer weiß wann du wieder hier bist und…. Ich könnte dich, wenn du magst begleiten.“ Freundlich blickte Jack mich an. Er hob die Hand und wuschelte mir durch die Haare, während er meinte: „Das weiß ich zu schätzen Kleiner. Aber das ist…. Nein ich habe sie schon besucht.“ Ich nickte leicht und bohrte nicht weiter nach. Wir fuhren wenig später zum Flughafen und tatsächlich bestiegen wir dieses Mal einen normalen Flieger der größten amerikanischen Fluggesellschaft. Immer noch ging mir Miller und seine Art durch den Kopf, doch wollte ich nicht wieder nachfragen. Ich war mir unschlüssig ob ich ihn mochte oder nicht. Nach einer längeren Diskussion schaffte es Jack schließlich Didi mit auf den Flug zu bekommen. Wir redeten nicht viel, ich blickte auf mein Handy und sah erneut, dass ich mehrere verpasste Anrufe hatte. Ich löschte sie alle, wollte damit nichts zu tun haben. Wollte noch so lange wie möglich, die Konfrontation mit meinen Eltern vor mir herschieben. Einzig Jenny schrieb ich eine Nachricht, dass wir gleich losfliegen. So wie es ihr Wunsch war. Ereignislos war der Flug. Jack ließ mich am Fenster platz nehmen und ich starrte gedankenverloren hinaus. Die vielen Blicke, die Jack auf sich zog, ignorierten wir. Ich war mir nicht einmal sicher, ob Jack sie wirklich registrierte. Nun, da wir Arlington verließen, wurden meine Probleme immer greifbarer und kamen mit jeder Minute näher und eigentlich wollte ich nicht, dass sie mich einholten. Doch ich wusste auch, dass weglaufen nicht immer ging. Mit ein wenig Verspätung landeten wir in Houston. Während des Fluges war ich immer wieder durchgegangen, was ich Jenny erzählen sollte. Die Wahrheit kam für mich derzeit nicht in Frage. Ich wollte nicht, dass man anfing mich zu drängen meiner Mutter die Wahrheit zu sagen. Mir vorhielt, wie egoistisch ich war. Ebenso wollte ich nicht, dass Jenny sich auch noch einmischte. Ich kannte sie zu gut und wusste, dass sie dieses Geheimnis nicht für sich behalten konnte. Vielleicht ist es auch erwachsener das Schweigen zu brechen, doch ich wollte das nicht. Also entschloss ich mich dazu, ihr endlich anzuvertrauen, dass ich schwul bin. Nach der Landung mussten wir noch warten bis wir endlich den Hund wieder bei uns hatten. Didi freute sich lautstark uns wieder zu sehen und sprang jeden von uns beiden an. Vermutlich war es dem kleinen Vierbeiner unangenehm so lange von uns getrennt zu sein. Jeder von uns wurde angesprungen und die Hände abgeleckt. Er jaulte leise und schien wirklich überglücklich bei uns zu sein. Kurz Zeit darauf verließen wir den Flughafen und Jack rief ein Taxi. Viel sprachen wir nicht miteinander, jeder schien seinen eigenen Gedanken zu folgen. Ich teilte dem Taxifahrer die Adresse meiner Schwester mit und wieder legte sich das Schweigen über uns. Langsam wurde ich wirklich immer besser im Schweigen, doch störte es mich nicht. Jack und ich konnten gut mal den Mund halten, ohne das einer vom Anderen dachte, er sei sauer. Ich betrachtete die Umgebung, die Häuser und die Menschen, an denen wir vorbeifuhren. Ich erkannte das Haus, in dem meine Schwester eine Wohnung hatte und irgendwie freute ich mich auch, als wir davor hielten. Ich klingelte und schnell hörte ich das Summen, so dass wir die Tür öffnen konnten. Mit zügigen Schritten ging ich voran und hörte Jack mit Didi hinter mir laufen. Jenny wohnte in der dritten Etage eines Mehrfamilienhauses und ich hörte sie uns schon entgegenkommen. Als ich die letzte Treppe betrat sah ich sie um die Ecke gehen und konnte nicht anders, als zu strahlen als ich sie sah. Sie sah anders aus, als ich sie in Erinnerung hatte, ihre langen braun Haare, welche ihr eigentlich bis zur Mitte des Rückens gingen, waren kürzer. Die Spitzen streiften gerade mal ihre Schulter, doch ansonsten hatte sie sich kein bisschen verändert. Die blauen Augen sahen mich besorgt aber glücklich an, als sie auf mich zukam. Sie trug eine schlichte dunkle Jeans und ein weißes T-Shirt mit einer Druckerei eines Friedenszeichens. Noch bevor ich irgendwas sagen konnte drückte sie sich fest an mich und das schlechte Gewissen in mir wuchs, als ich merkte, wie viel Sorge ich den Anderen bereitet hatte. „Verdammt Jasper! Wieso machst du so eine Scheiße?!“ Auch ich drückte sie an mich, roch ihren vertrauten Geruch und erst nach einem kurzen Moment ließen wir einander los. „Lass uns drinnen quatschen“, meinte ich und nickte zu ihrer offenen Wohnungstür. Sie nickte und ihr Blick streifte Jack, welcher langsam hinter mir her gegangen war. Vermutlich damit wir uns begrüßen konnten, hatte er getrödelt. Ernst sahen sie einander an und ich sah, wie Jenny die Lippen schürzte, als sie ihn sondierte. Sie schien wenig erfreut zu sein, als sie Jack ins Gesicht sah. „Jenny, kann ich dir das drinnen erklären, am besten mit Jack“, meinte ich eilig und drängte sie ein wenig die Treppe hinauf. Sie ließ es zu, ohne etwas zu Jack zu sagen. Erst nachdem wir die Tür ihrer Wohnung geschlossen hatten, sagte sie wütend an uns gewandt: „Was habt ihr euch dabei eigentlich gedacht? Einfach zu verschwinden, Mum macht sich totale Sorgen! Und wieso überhaupt! Ich will wissen was los ist klar! Und du“, fuhr sie uns mit energischer und wütender Stimme an. Doch dann wandte sie sich an Jack, immer noch sauer sagte sie: „Bist du nicht erwachsen? Sollte dir nicht klar sein, dass wir uns Sorgen machen? War dir das so verdammt egal? Solltest nicht wenigstens du so viel Verstand besitzen? Warum hast du einfach meinen kleinen Bruder mitgenommen?!“ Energisch verschränkte sie die Arme vor der Brust. Schwer Atmete sie und zornfunkelnd betrachtete sie uns beide. Jacks eiserner unergründlicher Ausdruck ließ sie nicht unsicher werden. „Also! Redet endlich“, forderte sie uns erneut auf. Jack sagte immer noch nichts, ließ sich keine Gefühlsregung anmerken. Bevor ich antwortete, zog ich mir langsam meine Jacke aus und ließ meinen Rucksack auf den Boden gleiten. „Gab ein wenig Stress Zuhause“, meinte ich nach einem kurzen Moment. Jennys besorgter Blick galt mir und als sie zu Jack schaute, fragte sie ihn: „Was ist Zuhause los?“ Ich vermutete, dass sie schon bei ihrem letzten Familienbesuch bemerkt hat, dass etwas anders war. Was sie vermutete, hatte sie mir damals jedoch nicht offenbart. Sie kannte mich zu gut und wusste ich würde, wenn nötig, schweigen. Jacks Blick wanderte zwischen Jenny und mir hin und her. Nach einem kurzen Moment antwortete er in seiner kühlen neutralen Art: „Das muss dir dein Bruder sagen. Ich misch mich da nicht ein.“ Einige Male blinzelte Jenny entrüstet, bevor ihr strenger, aber doch gleich so führsorglicher Blick zu mir huschte. „Rede endlich Jasper“, forderte sie mich energisch auf und unschlüssig, was ich sagen sollte, versuchte ich Zeit zu gewinnen. „Ich geh erstmal auf die Toilette. Auf die im Flugzeug kannst du ja nicht gehen…“ Ich drängte mich an ihr vorbei und verschwand hinter der Tür. Ich war häufig genug hier gewesen um mich in ihrer Wohnung nicht zu verlaufen. Während ich mir die Hände wusch, betrachtete ich mich im Spiegel. Ich wollte ihr nicht sagen, was Dad trieb, die Sorge, dass er uns wirklich aus dem Haus schmiss, machte mir Angst. Ich wollte auch nicht umziehen, denn dann wohnte Jack nicht mehr neben mir. Doch was tat ich mit diesem egoistischen Denken meiner Mutter? Doch auch die Wut auf meine Mutter war groß. Wieso mussten Gefühle so kompliziert sein? Wieso konnte es nicht einfach eine Anleitung geben, was man in solchen Situation zu tun hatte? Vermutlich war es auch einfacher einen richtigen Weg zu finden, wenn man nicht betroffen war. Etwas aus einer Distanz heraus zu sehen war leichter, als Teil dessen zu sein. Ich strich mir über den immer dichter werdenden Flaum, der an meiner Wange wuchs und stellte fest, dass die Haare immer kratziger wurden. Ich freute mich darüber, doch hielt die Freude nur einen Moment an. Ich musste Jenny irgendwas sagen, das war mir klar. Ohne eine Erklärung würde sie sich einfach nicht zufrieden geben. Als ich das Badezimmer wieder verließ stellte ich fest, dass Jenny und Jack den Flur verlassen hatten und ich konnte Jenny in ihrem Wohnzimmer hören. Ich folgte den Geräuschen und sah Jack auf der Couch sitzen, mit Didi auf dem Schoß. Immer noch bedachte sie Jack mit einem wütenden und leicht zornigen Blick. Mit verschränkten Armen schien sie auf mich zu warten. Ich ließ meinen Blick schweifen. Wohnlich war das Wohnzimmer eingerichtet. Ein dunklerer Holzfußboden war verlegt worden. Helle Möbel standen in dem Raum. Das Herzstück bildete jedoch die große einladende Couch, auf welcher viele Kissen in blau und grau Tönen lagen. An den Wänden hingen viele Bilder, einige von Freunden, ein paar von unserer Familie, andere einfach nur aus dekorativen Gründen. Vor dem Fenster hingen durchschimmernde blaue Vorhänge. Die Wohnung war liebevoll aufeinander abgestimmt worden. Ein kleiner Essbereich war noch im Wohnzimmer, doch noch während ich mich umblickte, riss mich Jennys Stimme in die Gegenwart. „Jasper, jetzt fang nicht wieder an auszuweichen. Was ist passiert. Du verschwindest doch nicht einfach so, dass ist doch nicht deine Art“, meinte Jenny energisch und folgte mir mit ihren Augen während ich mich neben Jack und Didi setzte. „Ich brauchte einfach mal Abstand“, begann ich leise und strich mir durch die braunen Haare. Ich wich ihrem Blick aus, fühlte mich unsicher. Doch noch bevor sie weiter fragen konnte, meinte ich: „Ich brauchte den Abstand um über einige Dinge klar zu werden...“, ich stockte und musste mich überwinden weiter zu sprechen, „Mir…ist klar geworden… Ich bin schwul, Jenny.“ Auf diese Aussage folgte schweigen. Ich wusste, dass meine Schwester sehr offen war, doch wusste ich auch, dass wir die gleiche Erziehung genossen hatten. Was davon wirklich hängen geblieben war, konnte ich nicht sagen. Zudem behaupteten doch eh fast alle Menschen, dass sie nichts dagegen haben würden, bis sie selbst damit konfrontiert wurden. Ich spürte Jacks Hand auf meinem unteren Rücken und fühlte mich gleich gestärkt, war ich doch nicht alleine. Auch Jack beobachtete Jenny eingehend und schien jede ihrer Mimiken wahrzunehmen. Vermutlich hoffte er für mich, dass Jenny positiv reagieren würde. „Jetzt wirklich“, fragte sie überrascht und blickte zwischen Jack und mir hin und her. Ich nickte und dann hörte ich sie entzückt sagen: „Oh! Das ist ja süß! Mein kleiner Bruder ist schwul… Oh nein, ist das putzig.“ Verwirrt blickte ich hinauf in ihr Gesicht und runzelte die Stirn. „Süß“, fragte ich und ich sah, wie sie grinste. Ich bin in Gedanken so viele Szenarien durchgegangen, wie sie reagieren würde. Geschockt und ungläubig, einfach akzeptieren und nicht weiter darüber sprechen. Doch das spielte sich nie in meinen Gedanken ab. „Ja, süß. Wenn du dann einen kleinen schwulen Freund hast, kann ich mit dem…“, doch dann schwieg sie und ihr Blick wanderte von mit zu Jack. „Wieso bist du dir sicher, dass du schwul bist, Jazzy? Also ich meine, bist du dir wirklich sicher?“ Ich drehte meinen Kopf wieder zu ihr und sah ihren skeptischen verwirrten Blick zwischen Jack und mir hin und herwandern. Ihre blauen Augen blickten direkt in die Meinen, eine Woge der Zuneigung breitete sich in mir aus, als wir einander ansahen. Ich nickte, während ich sie leise bat: „Sag es einfach nur nichts Dad, der flippt sonst aus.“ Energisch schüttelte sie den Kopf. „Natürlich sage ich ihm das nicht! Ich bin nicht dumm“, meinte sie hastig und erneut huschte ihr Blick zwischen Jack und mir hin und her „Und ähm… seit ihr zusammen schwul, oder wie?“ Sie sah entsetzt zwischen uns beiden hin und her. Auf diese Frage herrschte Stille. Wie dämlich, war die Frage denn? „Was“, fragte ich sichtlich verwirrt, „Willst du jetzt wissen, ob wir zusammen sind?“ Zögerlich nickte Jenny und schien gespannt auf unsere Antwort. Ich blicke zu Jacks Gesicht und auch er sah mich an. Ich wusste, dass er nun mir den Schritt ließ es zu sagen und sollte ich es verneinen, würde er mit Sicherheit auch nicht sauer sein. Ich nahm seine Hand und drückte sie sanft und ich spürte, wie er den Druck erwiderte. Er war bei mir und es rührte mich, das zu wissen. Dann sah ich hinein in die blauen Augen meiner Schwester und nickte zustimmend. „Ja, wir sind zusammen. Ich liebe ihn“, meinte ich und konnte nicht anders als glücklich zu lächeln, fast sogar zu strahlen. Ich war stolz, dass dieser Mann mein Freund war! Das ich ihn meinen Freund nennen durfte. Jenny schwieg kurz, blickte von dem einem zum Anderen. Was sie genau dachte, war ihr Geheimnis. Ob sie fand, dass Jack zu alt für mich sei? Zu gruselig? Auch wusste ich nicht, was meine Eltern ihr gesagt hatte. „Wie alt bist du denn“, fragte Jenny verwirrt und blickte Jack fast schon entsetzt an. „Ich bin 24“, raunte Jack und ich sah Jenny überrascht die Augen aufreißen. Sie murmelte leise, dass er älter aussehe, was Jack nur mit einem Schulterzucken zur Kenntnis nahm. Ich war mir nicht sicher, ob sie noch mehr Fragen wollte, vermutlich nur, wenn wir alleine waren. Sie seufzte und fragte: „Mag einer von euch Shoppen?“ Beide schüttelten wir gleichzeitig den Kopf. Frustriert blickte sie mich an, fast schon böse, während sie sagte: „Was bringt mir ein schwuler Bruder, wenn der nicht süß ist und sein Freund erst recht nicht? Hättest du dir nicht einen von den niedlichen raus suchen können? Die gerne Schoppen und Prosecco trinken? Einen, den man mit auf einen Mädelsabend nehmen kann?“ Jack und ich blickten uns beide verständnislos ins Gesicht und grinsend erklärte ich meiner Schwester: „Weil ich einen richtigen Kerl will. Nicht sowas… na ja… schwuchteliges?“ Jenny ließ spielerisch frustriert die Schultern hängen, doch dann grinste sie: „Egal! Mein kleiner Bruder ist schwul und das finde ich total niedlich! Ach, du bist schon süß!“ Was war daran süß, dass ich schwul bin? Verständnislos blickte ich zu Jack, doch auch er zuckte unschlüssig mit den Schultern. „Was ist daran süß“, fragte ich verwirrt, doch Jenny meinte, dass ich das nicht verstehen würde. Da es mich so sehr auch nicht interessierte, ließ ich das Thema fallen. „Wieso wart ihr denn jetzt weg? Oder nur, um Zeit für euch zwei zu haben, oder wie“, fragte Jenny und blickte erneut zwischen uns hin und her. „Ich musste beruflich weg und Jasper wollte Abstand. Da habe ich ihn mitgenommen“, erklärte Jack ruhig, ohne zu zögern. Ich wusste, dass er die anderen Probleme Zuhause nicht anschneiden würde. Wofür ich ihm einfach nur dankbar war. Zögerlich nickend blickte Jenny ihn weiterhin an. Wo wir gewesen seien, wollte sie von uns wissen und unsicher blickte ich zu Jack. Wusste ich doch nicht, wie viel ich ihr erzählen konnte, beziehungsweise durfte. Auch Jack blickte mich mit einem unergründlichen Blick an, ehe sein Auge zu Jenny schoss. „Wir waren in Arlington“, erklärte er kurz angebunden. „Was hast du da beruflich gemacht?“ Ich sah, wie Jack kurz die Stirn runzelte, doch dann recht schnell antwortete: „Ich musste noch was regeln mit Kameraden, da es Jazz so schlecht ging, hab ich ihn angeboten mit mir zu kommen.“ Bestätigend nickte ich, stimmte ihm einfach zu. „Ich hoffe, dass war nichts illegales, was ihr gemacht habt“, sagte Jenny mit ernstem Unterton. „Als ob ich ihn bei sowas mitnehme“, meinte Jack so gelassen, dass mir erst gar nicht auffiel, dass er es gar nicht abgestritten hatte. Er hatte nicht einfach „nein“ gesagt. War das wirklich illegal, was wir da gemacht haben? Mein Kopf drehte sich kurz zu ihm, doch konnte ich ihn hier und vor allem jetzt, nicht fragen. Als sich erneut Schweigen ausbreitete, fragte Jenny auf einmal: „Wer liegt bei euch eigentlich oben?“ „Was“, fragte ich sie entsetzt, „wieso fragst du mich bitte sowas?“ Jenny blickte von mir zu Jack und wieder zurück bevor sie meinte: „Ich weiß nicht… Jack sieht nicht so aus, als ob der sich na ja…flachlegen lassen würde, aber ich kenne deine große Klappe.“ Ich blinzelte einige Male. Verwirrt und überrascht war mein Blick, doch als ich antworten wollte spürte ich Jacks Hand, die kräftig, aber nicht schmerzvoll, meinen Oberschenkel drückte. „Wenn wir dir darauf antworten“, raunte Jack und neutral und gelassen klang seine Stimme, doch sein Blick war ernst: „Möchte ich Details von dir haben. Jasper sagte mal, dass du einen Freund hast. Reitest du den gerne, oder lässt du dich von ihm hart nehmen?“ Schockiert blickte ich zu Jack und beschwerte mich: „Sowas möchte ich von meiner Schwester gar nicht wissen?!“ Doch ungerührt war Jacks Blick, als er zu mir glitt. „Sie will es doch auch wissen. Ich finde, wenn wir antworten, soll sie auch sagen, wie sie es gerne hat. Das ist dann doch nur fair…“ Dann klickte es, statt meiner Schwester zu sagen, wie taktlos die Frage ist, sollte sie selbst darauf kommen. Wieder mal drängte Jack jemanden nicht seine Meinung auf, sondern ließ die Menschen selbst ihr Urteil fällen. Ich sah, wie Jenny ebenfalls verstand und entschuldigend sagte sie: „Das war irgendwie eine dumme Frage, sorry.“ Jack nickte leicht, lehnte sich auf dem Sofa zurück und streichelte den kleinen Welpen. Ein Schweigen folgte, in welchem wir alle kurz den jeweils anderen anschauten. „Wie lange seid ihr schon zusammen“, wollte Jenny neugierig wissen. „Nicht so lange, erst ein paar Tage“, erklärte ich gut gelaunt. „Also noch ganz frisch verliebt, wie schön“, meinte sie fröhlich und lächelte uns etwas unsicher an. Sie freute sich für mich, doch schien ihr Jack nicht ganz geheuer zu sein. Ich spürte, wie ich wieder mal zufriedener wurde, denn auch wenn Jack ihr unheimlich war, redete sie es mir nicht schlecht. „Danke“, sagte ich ehrlich und liebevoll blickte ich meiner Schwester in die Augen. Wieso hatte ich ihr das nicht schon alles bei unserem letzten Zusammentreffen berichtet? Doch eigentlich war es egal, sie wusste es jetzt und es fühlte sich richtig an! Vergessen war für heute meine Sorge wegen meiner Eltern, hier gerade bei Jenny fühlte ich mich einfach wohl. Fast so wohl wie bei Jack Zuhause. „Kann Jack hier schlafen“, fragte ich sie hoffnungsvoll und Jenny nickte und blickte kurz zu dem Welpen. Ich wusste, dass Jenny mit Hunden nicht sehr viel anfangen konnte, generell mit Haustieren. „Ich geh mit dem raus“, sagte Jack schnell und fügte murmelnd hinzu, „der ist stubenrein.“ Ergeben nickte Jenny und lächelte Jack tatsächlich freundlich an, als schien sie ihn nun in einem anderen Licht zu sehen. Sie kannte mich und wusste, dass ich keine Idioten anschleppen würde. Sowas hab ich nicht mal als Kind gemacht, wenn ich andere fremde Kinder kennen gelernt hatte. „Okay, dann werde ich mich mal an dein Aussehen gewöhnen… Meine Mum sagte, du seist Soldat. Stimmt das“, fragte sie leichthin und schüttete sich Wasser ein. Jack nickte wage und sprach: „Bin derzeit freigestellt.“ Jennys Blick verweilte auf der Augenklappe und ich wusste, dass sie nicht weiter nachfragen würde. Wir redeten über Arlington, was wir gesehen hatten und ich berichtete ihr, dass ich mir Sorgen gemacht habe, was passiert wenn unsere Eltern mitbekommen hätten, das ich schwul war. Sie verstand und machte mir keine Vorwürfe, nur dass ich ohne irgendein Wort gegangen war, nahm sie mir ein wenig übel. „Mum war so aufgelöst“, rügte sie mich streng und ich nickte entschuldigend. Ich wusste sie hatte Recht, doch ändern konnte ich es nun eh nicht mehr. Später am Abend stand ich gemeinsam mit meiner Schwester in der Küche. Jack war mit Didi draußen. Während wir das Gemüse schnitten fragte Jenny mich liebevoll: „Bist du glücklich, Jasper… Ich meine dein Freund scheint schon ziemlich speziell zu sein.“ Ich nickte und konnte nicht anders als sie anzustrahlen. „Ja, ich bin sau glücklich mit ihm. Er ist auch nicht immer schlecht gelaunt Jenny. Jack verbirgt viel in seiner stillen Art. Auch seinen Humor. Wenn du ihn kennenlernst, wirst du es merken.“ „Okay“, sagte Jenny freundlich lächelnd, „ich versuch ihn richtig kennen zu lernen.“ Sie drückte sich kurz seitlich an mich und lehnte ihren Kopf an meine Schulter. „Dennoch ist es süß, dass mein kleiner Bruder schwul ist.“ „Daran ist gar nichts süß“, meinte ich augenverdrehend und blickte ihr in das weiche und liebevolle Gesicht. „Doch Jazzy, ist es. Du hattest sicher große Sorge, dass jemanden zu sagen, oder“, fragte sie mich vorsichtig und ich nickte leicht. „Ich weiß, du bist offen und so… Trotzdem haben wir die gleiche Erziehung abbekommen, Jenny…“, erklärte ich vorsichtig, denn eigentlich wollte ich unser Gespräch nicht erneut auf unsere Eltern lenken. „Ich weiß schon Jazz… Weiß es sonst noch wer“, fragte sie vorsichtig. Ich nickte und blickte sie glücklich an, als ich antwortete: „Eric weiß es… Irgendwie haben die sich aber noch nie getroffen, dass möchte ich bald nachholen!“ „Na ja, so lange seit ihr ja auch noch nicht zusammen“, meinte sie grinsend. Ich konnte nicht anders als sie pervers anzugrinsen und keck meinte ich: „Wir sind nur noch nicht lange zusammen…“ Jenny blickte mich entsetzt an und schlug mir gegen die Schulter. „Du Schwein“, rief sie lachend und ich stimmte mit ein. Doch schnell wurde ihr Blick sanft und vorsichtig fragte sie: „War es so, wie du es wolltest? Er hat dich nicht gedrängt, oder?“ Ich dachte an unser erstes Mal und langsam schüttelte ich den Kopf, bevor ich leise antwortete: „Das war viel zu spontan für mich… Ich fand es klasse. Jack ist einfach klasse, Jenny. Gebe ihm einfach eine Chance…“Grinsend aber kopfschüttelnd schnitt ich weiter mein Gemüse. „Süß, dich so verliebt zu sehen. In Ordnung Jazz, ich gebe ihm eine Chance“, kommentierte sie liebevoll und schnitt mehrere kleine Tomaten in zwei. „Was machen wir eigentlich mit dem ganzen Kaninchenfutter“, fragte ich neben bei und nahm einen Kopfsalat zur Hand. Jenny, welche gerade unterschiedliche Öle und Gewürze in einer Tasse mischte, meinte freundlich: „Ich mach für uns heute einen Salat. Ich weiß, dass du viel Junkfood frisst und dein Jack sieht auch nicht so aus, als ob er gerne und reichhaltig kocht.“ Ich starrte entsetzt auf die Schüssel. Nur Salat? Für den Rest des Abend? War das Jennys Ernst? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)