Verborgen in Stille von Strichi ================================================================================ Kapitel 32: Der Schein trügt ---------------------------- Aufgeregt saß ich auf dem Bett und stöberte gebannt durch die Zeitschrift. Dass ich Jack so stolz gemacht hatte, freute mich und ich hoffte noch weitere Informationen herausfiltern zu können. Doch hatte ich wenig Erfolg. Ich blickte von der Zeitschrift hinauf zu Jack und fragte vorsichtig: „Bist du wirklich kein Geheimagent? Das was wir hier machen erinnert mehr daran, als an irgendwas anderes…“ Belustigt über meine Frage sah Jack zu mir und schien amüsiert den Kopf zu schütteln. „Klar, Kleiner… Denkst du wirklich ich nehme dich auf eine Black Op mit? Am besten noch in den mittleren Osten…“, meinte er grinsend und ich zuckte unwissend mit den Schultern. Mit der Zeitschrift winkend fragte ich: „Ist das hier nicht sowas wie eine verdeckte Mission?“ Die Lippen schürzend sah Jack von der Zeitschrift zu mir und schien lange nach einer passenden Antwort zu überlegen. Dies bedeutete zumeist, dass nicht alles von dem, was er sagte der Wahrheit entsprach. „Sagen wir so… Es ist nicht zwangsläufig so geheim… Es sollten nur nicht die falschen Leute davon hören.“ Unwissend nickte ich, verstand ich doch nicht genau was er meinte. „Sag mal… Was genau meinst du eigentlich immer damit…“ Jack seufzte schwer als er meine Frage hörte und setzte sich wachsam schauend zu mir. „Ich habe dir schon einmal erklärt, dass es nicht wirklich legal ist, eine Söldnergruppe aufzubauen. Ich will nie wieder für die Fehler anderer büßen! Wenn ich mich dazu entscheide irgendwo was zu tun und es stellt sich als falsch raus, sollen es meine Fehler gewesen sein.“ Bitter klangen seine Worte, doch verstand ich sie immer besser und so nickte ich leicht. Ich strich mir durch die dunklen Haare und bat ihn vorsichtig: „Würdest du mir jetzt mehr von deinen Plänen erzählen… Ich meine, hey, wem kannst du vertrauen, wenn nicht mir?“ Ich grinste ihn spitzbübisch an, wich seinem intensiven durchdringenden Blick nicht aus. „Da gibt es schon einige“, entgegnete Jack grinsend, doch schien mein Blick seine Zunge wenigstens ein wenig zu lösen: „Ich versuche gerade Leute anzuwerben. Dieser Rave Viper zum Beispiel, den will ich haben.“ Verstehend nickte ich, kannte ich sowas ähnliches doch auch vom Sport, das einige Vereine sich die Besten versuchten heraus zu picken. „Was kannst du denn bieten“, fragte ich zögernd. Jacks Blick wanderte zu mir, als schien er kurz mit sich zu ringen, doch dann erklärte er: „Ich hatte dir erzählt, dass es bei meinem letzten Einsatz auch um einen Haufen Kohle ging… Nun, sagen wir so… Die USA hat das Geld nie erhalten und Russland auch nicht… Außerdem gibt es nach dem letzten Einsatz viele, die in mir so eine Art Held sehen. Das kann ich für mich nutzen“ Augenaufreißend starrte ich Jack geschockt an und konnte die Frage nicht zurückhalten: „Wie viel?“ Doch Jack schüttelte den Kopf. „Nicht so wichtig“, winkte er ab und auch, als ich noch einmal nachfragte weigerte er sich mir zu antworten. Nur schwer konnte ich es akzeptieren und meinte stattdessen: „Also bietest du denen Geld… Und was noch?“ „Wissen“, war sein schlichter Kommentar und ich verstand zunächst nicht was er meinte und als Jack meinen fragenden Gesichtsausdruck sah, ergänzte er: „Wissen über die Einsätze. Worum dieser handelt… Nenn es Akteneinsicht. Demzufolge können sie entscheiden, ob sie kämpfen wollen oder nicht. Ich will, einfach gesagt, ein neues Konzept in der Army.“ Verstehend nickte ich und nachdem, was mir Jack anvertraut hatte, schien dieses Angebot wirklich nicht schlecht zu sein. Ich konnte mir allerdings nicht vorstellen, wie er das umsetzen wollte. „Dann bin ich ja auf morgen mal gespannt“, meinte ich nach einem Moment der Stille. Ernst nickte Jack, stand auf und schien wieder mit seinem Handy beschäftigt zu sein. Ich widmete mich wieder der Zeitschrift. Bei einem Text war ich sicher, dass er noch Informationen enthielt. Er handelte um einen Bericht über deutsche Sturmgewehre, welche nicht richtig funktionierten. Doch als ich Jack fragte, was es denn zu bedeuten hatte, dass die deutsche Armee Gewehre hat, mit denen man nicht gut schießen kann, schmunzelte er amüsiert und erklärte: „Weil die zu doof waren, sich gute zu holen. Das ist wahr! Die haben echt für so einen Schrott einen Haufen Kohle hingelegt… Aber ist ja nicht meine Sache.“ Verwirrt blinzelte ich und schaute erneut zu dem Text und fragte fast schon enttäuscht: „Also ist das kein Hinweis für irgendwas?“ Breit grinsend schüttelte Jack den Kopf und verneinte. Frustriert legte ich die Zeitschrift beiseite und blickte ihn an. „Das waren zwar Informationen, für mich aber nur zur Belustigung… nichts Wichtiges, Kleiner. Sowas ist halt nur wirklich amüsant… Irgendwann kommt das in Deutschland auch raus und dann meckern die ganzen Schlipsträger wieder.“ Ich nickte und grinste leicht, als ich Jack lauschte. Es war lustig zu hören, wie er einige Gegebenheiten sah und benannte, war er doch sonst so zurückhaltend was seine eigene Meinung anbelangte. Ich streckte mich und ließ mich auf das Bett fallen, während ich meinte: „Du magst Menschen die was zu sagen haben auch nicht, oder?“ Grinsend betrachtete mich Jack und setzte sich zu mir und meinte: „Nein, eigentlich nicht… Nimm das Beispiel… Ich hab keine Ahnung was da bei den Deutschen passiert ist, aber irgendwann wird ein Soldat gemerkt haben, dass dieses Gewehr nicht richtig schießt… und trotzdem haben sie wohl noch mehr gekauft… Weil die Schlipsträger einfach nicht zu Fehlern stehen können.“ Zustimmend nickte ich und berichtete Jack von meinem Biologielehrer, welchen ich nicht wirklich mochte. Wir redeten über viele Themen und irgendwann landeten wir bei dem kommenden Schülerball. Das ich genervt von dem Thema war und das viele meiner Schulkollegen kaum noch über andere Themen sprachen. „…Dabei könnte man über so viel mehr reden. Zum Beispiel Baseball! Nur noch drei Spiele! Und sogar Talentsucher! Du musst unbedingt beim nächsten Spiel dabei sein, dann lernst du auch mal Eric kennen“, plapperte ich munter weiter. Leicht nickend sah Jack mich an und meinte: „Na gut! Können wir mal machen. Der ist auch siebzehn, oder“, fragte er mich und lehnte sich entspannt mit Didi auf dem Schoß zurück. Ich nickte und holte mein Handy aus der Tasche. Ich suchte ein Bild heraus und zeigte es Jack. „Der sieht wenigstens so aus, als wäre er siebzehn“, grinste Jack, während er sprach und betrachtete das Bild von Eric genauer. „Süß“, kommentierte er und reichte mir mein Handy wieder. „So süß ist der auch nicht“, erwiderte ich schmunzelnd und betrachtete das Bild, welches Eric beim Baseball zeigte. Ja, ich fand, dass mein bester Freund nicht schlecht aussah, doch irgendwie… war er mir vielleicht tatsächlich etwas zu jung. Vielleicht stand ich mehr auch erwachsene Männer. Doch genauer dachte ich über dieses Thema nicht nach, denn ich hatte schließlich Jack. Am Abend überredete mich Jack mit ihm joggen zu gehen und während wir liefen und Didi neben uns her rannte, blickte ich leicht grinsend auf den Hintern des Mannes vor mir. Doch lange konnte ich mich nicht konzentrieren, denn die Anstrengung zerrte an meiner Kondition. Schwer atmend versuchte ich das Tempo, welches Jack vorgab, mitzuhalten. Als er einige Meter vor mir war, versuchte ich nach ihm zu rufen, was kläglich klang: „Bitte halt an… Ich brauch ne Pause.“ Ich drückte meine Hände in die Seite und versuchte das unangenehme Stechen weg zu atmen. Warum nur musste er so viel sportlicher sein wie ich? Auch Jack blieb stehen und drehte sich zu mir um. Er betrachtete mein rotes Gesicht und schmunzelte belustigt. „Wenn du jammern kannst, bist du nicht fertig“, kommentierte er und deutete an, dass ich ihm folgen sollte. Sprachlos starrte ich ihn an, als er einfach weiter lief! Fast schon entrüstet lief ich ihm nach und meckerte noch einige Sekunden, bis mir die Luft ausging. Wieso machte er denn nun so einen Scheiß? Ich war nicht sein Rekrut, also musste er sowas nicht abziehen! Wütend blickte ich auf seinen Rücken und während meine Lunge brannte vielen mir immer mehr Sachen ein, welche ich ihm an den Kopf werfen wollte! Anscheinend kannte Jack nur wenig erbarmen, denn nur einmal ließ er mich eine Pause machen und als wir vor dem Hotel standen konnte ich nicht mehr sprechen. Mein Gesicht war sicherlich rot und mein Pony klebte an meiner Stirn. Amüsiert betrachtete mich Jack und meinte trocken: „Jetzt brauchst du eine Pause…“ Er klopfte mir kräftig auf die Schulter und meinte noch, dass ich gut durchgehalten habe. Dieses Kompliment konnte mich nur bedingt erfreuen, schmerzte meine Lunge bei jedem Atemzug. Am liebsten hätte ich ihm etwas dämliches an den Kopf geworfen, doch ich wollte nur noch duschen und schlafen! Woher nahm dieser Mann nur seine ganze Energie? Und tatsächlich war ich nach dem Duschen gleich ins Bett gegangen und konnte endlich schlafen. Mein Handy hatte ich ausgestellt und am nächsten Morgen stellte ich fest, dass ich verpasste Anrufe von meiner Mutter sowie meinen Vater hatte. Ich wollte nicht zurückrufen und so packte ich das Handy wieder in meine Hosentasche. Wann Jack ins Bett gegangen und wann er aufgestanden war, konnte ich tatsächlich nicht sagen, so sehr brauchte mein Körper die Erholung. Er schien in Gedanken zu sein und als er nachdenklich aus dem Fenster sah, fragte ich vorsichtig zu ihm: „Was ist los?“ Er wandte sich zu mir und betrachtete mich nachdenklich. Nach einigen Momenten der Stille zwischen uns antwortete er: „Ich bin am überlegen, ob es sinnvoll ist dich wirklich mitzunehmen. Je mehr dich sehen, desto gefährlicher…“Ernst waren seine Worte und vermutlich auch wahr, doch wollte ich es nicht einsehen! Die Arme vor der Brust verschränkend entgegnete ich: „Ich werde hier nicht einfach warten. Vergiss es!“ Unsere Blicke begegneten sich und er sah mich emotionslos an, ich wusste, dass er sehr stur sein konnte. „Wenn ich dir sage, dass du hier bleiben sollst, wirst du das machen.“ Frech flackerten meine Augen zu seinem, als ich ihn angrinste und leicht belustigt zu ihm sagte: „Das war nie eine Bedingung von dir um hier mitzugehen. Ich sollte niemandem deinen Namen verraten und auch so mit niemanden darüber sprechen. Also!“ Die Züge um Jacks Mund verhärteten sich und das Auge zusammen kneifend blickte er mich kurz böse an. Doch als er seinen Blick abwandte wusste ich, dass ich gewonnen hatte. Wenn er deswegen fünf Minuten sauer war, war es mir egal. Ich hatte nie etwas gefährliches in seiner Gegenwart mitbekommen, also verspürte ich auch keine Angst! Schweigend machten wir uns fertig und ich leinte Didi an. Erneut kehrten wir in das Diner ein, in welches wir Tags zuvor gegessen hatten. Nur wenige Menschen aßen, war doch ein gewöhnlicher Wochentag und die meisten waren arbeiten. Zögernd fragte ich nach einem Moment: „Glaubst du, du schaffst es ihn davon zu überzeugen, dich zu unterstützten?“ Jack nahm noch einen großen Bissen seines Rühreis, ehe er mir begann zu antworten: „Keine Ahnung, wenn nicht, muss ich mir was überlegen… Er ist gut in dem was er tut.“ Wage nickte ich und fragte: „Was kann er denn eigentlich gut?“ Sich umschauend beugte sich Jack zu mir, bevor er antwortete: „Er ist Spion und auch Sanitäter, so jemanden kann man immer gebrauchen.“ Ich nickte und dachte an Adam und fragte ihn nach einem Moment in dem jeder sein Frühstück gegessen hatte: „Ist Adam auch auf deiner Seite… Also will der bei dieser Söldnergeschichte mitmachen?“ Jack biss von seinem Brötchen ab und nickte nur und spülte das Essen mit Kaffee herunter. „Was machen wir sonst noch“, fragte ich und dachte daran, dass wir ja schon in zwei Tagen bei Jenny sein wollten. „Der andere kommt leider nicht, der will sich nicht mit mir treffen und wir treffen einen anderen Freund…“ Ich nickte und blickte zu den Pfannkuchen runter, die auf meinem Teller lagen und fragte: „Ist das dieser Miller, mit dem du ab und zu telefonierst?“ Bestätigend nickte Jack, sprach jedoch nicht weiter. Erst nach einem Moment meinte er, dass die Musik, welche hier gespielt wurde schrecklich sei. Ich wusste er lenkte ab, doch verstand ich, dass er nicht alles in einem öffentlichen Diner besprechen wollte. Nachdem wir fertig waren und Jack bezahlt hatte machten wir uns auf den Weg zu der genannten Adresse. Unser Weg führte uns hinaus aus der Stadt hinein in ein Neubaugebiet, welches gerade entstand. „Weißt du wie der aussieht“, fragte ich und schaute mich nach anderen Menschen um, waren doch einige Handwerker unterwegs. „hab ihn einmal kurz gesehen “, meinte er ernst und blickte sich aufmerksam um. Wir gingen hinein in ein Gebäude und vernahmen mehrere Stimmen, doch klangen diese nicht nach Handwerkern. Ich wurde still und beobachtete was Jack tat. Stirnrunzelnd blickte er in die Richtung und ging auf die Stimmen zu, vorsichtig und bedacht waren seine Schritte. Als wir tiefer in das unfertiges Haus gingen sahen wir mehrere Jugendliche. Jungen und Mädchen in meinem Alter, die lachten und sich gegenseitig, wie es aussah, mit kleinen Steinchen bewarfen. Als sie uns sahen bauten sie sich auf und standen nebeneinander. Einige schienen tatsächlich mit ihren Fäusten zu spielen, doch als Jack näher trat weiteten sich die Augen der Jugendlichen. „Seit ihr irgendwelche Streetworker“, fragte einer und blickte fast schon zornig in unsere Gesichter. Er sah aus wie man Punk. Ein bunt gefärbter Irokesen Haarschnitt, eine zerschlissene Lederjacke und dazu eine enge Hose mit Schottenkaro. Jack schnaubte und blickte sie emotionslos an, als er mit tödlicher Stimme fragte: „Sehe ich etwa aus wie ein Sozi?“ Die Jugendlichen musterten Jack und einige zuckten unschlüssig mit ihren Schultern, wirkten verunsichert, fast hätte ich gesagt eingeschüchtert. „Ist hier noch jemand“, fragte Jack die Bande und blickte jedem kurz intensiv in die Augen. Unschlüssig nickten einige und deuteten nach hinten. „Da ist ein Penner…“, sagte ein junges Mädchen mit etwas quietschender Stimme mit ebenso bunten Haaren wie der junge Mann und eben solchen Klamotten. Jack nickte ihnen ernst zu und ging kommentarlos an ihnen vorbei, in die Richtung, in welche sie gedeutet hatten. Schnell packten die Jugendlichen die Sachen zusammen. Einige murmelten etwas und einer der Jugendlichen meinte: „Lass abhauen, die killen den sicher!“ Ich sah ihnen einen kurzen Augenblick nach, als ich mich an Jacks Fersen heftete. Wir gingen weiter hinein in das halb fertige Haus und nach einem kurzen Moment sah ich am Ende einer Wand eine Person zusammengekauert sitzen. Er sah aus wie ein Obdachloser. Viele seiner Habseligkeiten lagen neben ihm. Er saß auf einer Decke. Ungewaschen sah er aus, als wir näher kamen. Ein dichter Bart wuchs ihm am Kinn und zerzaustes, ungewaschenes dunkles Haar hing ihm ins Gesicht. Seine Kleidung war zerschlissen und löchrig, oder an einigen Stellen grob zusammengeflickt. Er wirkte angetrunken als wir uns ihm näherten und einige Flaschen lagen neben ihm. Angewidert verzog ich die Lippen, um so jemanden machte ich für gewöhnlich einen großen Bogen. Auch war ich mir ziemlich sicher, dass wir tatsächlich einem Obdachlosen gegenüberstanden und keinem Agenten oder gar einem Sanitäter. Doch weiterhin ging Jack zielsicher auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Zu ihm hinab blickend meinte er trocken: „So beschissen hab ich dich auch noch nie gesehen, Rave…“ Mit glasigen Augen blickte er zu uns auf und versuchte sich aufzusetzen. Vermutlich war es der richtige, sonst hätte Jack ihn nicht angesprochen, aber ganz eindeutig war er abgerutscht… Mitleid durchflutete mich, sowas hätte vielleicht auch Jack passieren können. Doch nachdem sich der Mann aufgerichtet hatte und sich durchs Gesicht strich, wurde sein Blick klare und auch seine Haltung änderte sich. Er stand ohne zu wackeln auf, keine Spur mehr vom Alkohol war zu erkennen außer dem Geruch. Auch sein Blick wirkte wachsam und klar. „Beschissen ist kein Ausdruck Snake“, raunte er frustriert und verdrehte die Augen, „soll einen beschissenen Drogenbaron entlarven und versuch nun an Informationen zu kommen…der treibt sich hier wohl ständig rum.“ Auch Jack verzog das Gesicht und meinte: „Und dann fängst du ganz unten an?“ Rave zuckte mit den Schultern und erklärte hastig: „Sollte eigentlich schnell gehen, wollte die Kontaktmänner ausfindig machen, aber die halten sich bedeckt. Der weiß, dass jemand gefragt hat… Deswegen soll ich das etwas länger spielen, bis man mir vertraut. Ich sag ja, einfach beschissen…“ Jack blickte sich um und nickte leicht nachdenklich, doch dann haftete sein Blick auf Rave und ernst sahen sich die beiden Männer an. „Was willst du, Snake. Weswegen suchst du mich“, fragte er ernst und verschränkte die Arme vor der Brust. Er war einer der wenigen Menschen, die nicht mit Ehrfurcht oder gar Hochachtung zu ihm blickten. Professionell war sein Blick mit dem er Jack betrachtete und auch wenn sein Äußeres gerade dagegen sprach wirkte er so selbstbewusst, dass es kaum noch auffiel, dass er aussah wie ein Obdachloser. „Dir ein Angebot machen“, meinte Jack und auch seine Stimme klang professionell, neutral. Interessiert sah Rave zu Jack und er nickte als Zeichen, dass er bereit war sich das Angebot anzuhören. „Arbeite für mich“, meinte Jack mit tödlich ernster und ruhiger Stimme. Interessiert betrachtete Rave Jack und ging etwas herum und sein Blick wanderte von Jack zu mir. Er musterte mich und ich versuchte mein Gesicht neutral und emotionslos aussehen zu lassen wie Jack. „Ist das dein neuer Rekrut? Jazz oder so“, fragte er und überrascht weiteten sich meine Augen. Er grinste mich leicht an und nickte. „Nichts bleibt geheim. Augen und Ohren muss man immer offen haben, merk dir das Junge… Aber ich mag Jazz ja nicht gerne… steh mehr auf Soul und so.“ „Lass ihn hören, was er will“, raunte Jack noch bevor ich den Mund öffnen könnte. Ich verstand schnell, er hielt Jazz für einen Codenamen und Jack wollte nicht, dass ich ihm meinen richtigen nannte. Vermutlich war dies besser so. Also grinste ich kurz und schwieg. Ließ die Beiden unter sich sprechen. Ich konnte eh nicht viel dazu beitragen. Jack erklärte ihm sein Vorhaben und übergab ihm einen kleinen USB-Stick. Er meinte darauf seien noch weitere Einzelheiten. Raves Augen flackerten zu Jack und er nickte. „Was bietest du“, wollte er wissen und kühl und abgeklärt war seine Stimme. „Du bestimmst selber über dein Leben. Wir kämpfen für uns, nicht für eine Regierung. Einsicht und Informationen zu den Einsätzen und Geld“, meinte Jack und eisig wirkte seine Stimme als er sprach, doch war es wohl nur ein professioneller Ton. Gedankenverloren betrachtete Rave Jack und Falten bildeten sich auf seiner Stirn. Nachdenklich blickte er zu Jack und fragte: „Du steigst echt bei der Army aus? Kein Gerücht?“ Jack nickte und keine Emotion war auf seinem Gesicht abzulesen. „Ich hätte gar nicht gedacht, dass du überhaupt zurückkommst, nachdem das mit Boss war“, raunte Rave nachdenklich und betrachtete Jacks Gesicht. Dieser ließ sich nichts anmerken. Sein Auge fixierte Rave, verfolgte jede seiner Bewegungen. Ein fast schon bösartiges Grinsen schlich sich auf Jacks Gesicht, welches ich noch nie gesehen hatte. „Also machst du mit? Oder willst du weiterhin als Penner für die arbeiten, oder nicht lieber selbst bestimmen“, fragte er und blickte zu den Habseligkeiten auf dem Boden. Nachdenklich betrachtete Rave die Sachen, die am Boden verstreut lagen und schien abzuwägen. Doch dann nickte er leicht. „Ich denke, über dieses Angebot kann man nachdenken“, meinte er und blickte Jack ins Gesicht. Zufrieden sah dieser aus und nickte. „Gut, ich hätte sogar was, was dich interessieren könnte“, meinte Jack und schien ziemlich gut gelaunt, dass alles reibungslos über die Bühne gegangen war. Er überreichte Rave einen kleinen silbernen USB-Stick, welcher dieser in eine seiner Taschen gleiten ließ. „Ich schau es mir an und werde mich dann melden. Und ich will 30% mehr als ich jetzt bekomme“, raunte Rave und ließ sich an der Wand wieder hinab gleiten zu seinen Sachen. Jack lachte kalt und grinste ihn bösartig an, bevor er erwiderte: „Darüber reden wir, wenn du wirklich zu mir kommst.“ Auch Rave grinste diabolisch, doch dann wandelte sich sein Blick und er sah erneut aus wie ein Betrunkener. Wir nickten ihm kurz zu und verließen das Gebäude. Von der Jugendbande war weit und breit nichts zu sehen. „Was hättest du gemacht, wenn er abgelehnt hätte“, fragte ich nachdem wir einige Meter zwischen uns und dem Gebäude gebracht hatten. Zu mir blickend begann Jack nach einem Augenblick zu erklären, dass er ihn davon überzeugt hätte, bei ihm anzufangen. Stirnrunzelnd fragte ich: „Was meinst du denn mit überzeugt?“ Ein diabolisches Grinsen schlich sich auf seine Züge, ehe er begann zu erklären: „Ich kenne genug Leute. Ich hätte ihm vielleicht irgendwas untergejubelt, so dass er gebeten worden wäre zu gehen… Dann hätte er für mich arbeiten müssen…“ Schockiert blickte ich ihn an. „Das hättest du nicht getan“, rief ich fast schon entsetzt. Doch als ich in Jacks Gesicht blickte, wurde mir bewusst, dass ich vielleicht doch nicht alle Seiten dieses Mannes kannte als ich annahm. Doch dann grinste ich leicht und nahm einfach seine Hand. So schwer es mir ab und zu noch fiel öffentlich zu meiner Homosexualität zu stehen, fand ich es zum jetzigen Zeitpunkt einfach nur toll. Hier weit weg von Zuhause wo mich keiner kannte, war es so viel einfacher. Ich zog ihn liebevoll zu mir und grinste leicht. „Was du wohl getan hättest um mich von dir zu überzeugen“, raunte ich lüstern zu ihm. Auch Jack grinste und zog mich besitzergreifend zu sich und schwieg als Antwort. Ich liebte diese Art und während wir kurz so nebeneinander hergingen sagte Jack: „Es ist schön, sich nicht immer so zurückzuhalten, oder?“ Unwissend, was er meinte, sah ich fragen zu ihm und er erklärte: „Sich so zu benehmen wie man es möchte und keine Angst zu haben, was andere denken. Sich nicht verstecken zu müssen.“ Ich verstand ihn und ja, hier einfach offen durch die Stadt zu gehen als Paar war schon schön! Wie befreiend es wirklich war, verstand ich erst in diesen Moment, als Jack mich darauf aufmerksam machte. Bestätigend nickte ich und sagte zustimmend: „Ja, da hast du irgendwie recht.“ Während wir wieder in die Innenstadt liefen fragte ich mich selbst, ob ich ewig ein Geheimnis daraus machen wollte. Und langsam aber sicher wusste ich, dass ich das mein ganzes Leben lang nicht konnte und es auch nicht wollte. Für die Jahre an der High School, war es vermutlich der beste Weg, aber wenn diese Zeit vorüber gegangen ist, würde ich meine Sexualität nicht mehr verstecken wollen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)