Verborgen in Stille von Strichi ================================================================================ Kapitel 31: Spionagespiele -------------------------- Ich löste den Blick, den Jack mit zuwarf und schaute durch das Fenster. Ohne, dass wir es wirklich mitbekommen hatten, war die Sonne untergegangen. Ich wusste nichts zu sagen, fühlte mich sogar ein wenig unsicher, hatte ich doch noch nie so eine Situation durchlebt. Ich streichelte Jacks Wange und spürte, wie er den Kopf reinlegte und diese sanfte Berührung genoss. Sein Auge war rot durch die Tränen und nie sah er erschöpfter aus, als in diesem Moment. Zögerlich begann ich zu sprechen und meinte: „Vielleicht sollten wir…schlafen? Die letzte Nacht war ja ziemlich anstrengend… meinst du nicht? Du siehst auch sehr erschöpft aus.“ Langsam nickte Jack, grummelte etwas und schwang seine langen Beine aus dem Bett. Ich folge mit den Augen jeder seiner Bewegungen. Nackt ging er ins Badezimmer und nur wenige Momente später hörte ich den Wasserhahn laufen. Vermutlich wusch er sich sein Gesicht. Langsam setzte ich mich auf und strich mir durch die braunen Haare. Wie konnte man jetzt seine Laune steigern? Ging das überhaupt? Nein, schoss es mir durch den Kopf, sowas geht leider nicht immer. Und so schwiegen wir den restlichen Abend. Der Fernseher lief noch kurz, eher wir beschlossen, dass wir schlafen sollten. Während ich auf den Fernseher blickte verstand ich immer mehr, weswegen Jack die Medal of Honor ablehnte. Er hatte einst gesagt, er habe sie bekommen, weil man ihn verarscht hatte. Und wie ich es auch drehte und wendete musste ich ihm Recht geben. Die Regierung hatte die wichtigste Person in seinem Leben einfach zum Abschuss freigegeben und man hatte beschlossen, dass er es tun sollte. Wie es ihm dabei ging war irrelevant. Somit verstand ich immer mehr, weswegen Jack nicht wieder für Amerika kämpfen wollte. Weswegen es ihm sogar gleich war unehrenhaft aus der Army entlassen zu werden. Wenig später schalteten wir den Fernseher aus und versuchten zu schlafen. Schnell fand ich in den Schlaf, war ich doch erschöpft von der Reise und dem Sex. Doch Bewegungen neben mir ließen mich langsam aus dem Schlaf zurückkehren. Ich schaltete das Nachtlicht neben dem Bett ein und blinzelte kurz, als ich in das Licht sah. Wie lange ich schon geschlafen hatte wusste ich nicht. Zögerlich stützte ich mich auf den Ellenbogen, blinzelte einige Male und betrachtete den unruhigen Körper neben mir. Immer wieder zuckte sein Körper zusammen, Jacks Kopf rollte von der einen, zur anderen Seite. Und sein Auge schien unruhig hin und her zurollen. Ein leises gequältes Stöhnen drang aus seinem Mund und seine Stirn war schweißnass. Ein Alptraum vermutlich. Vorsichtig strich ich ihm Strähnen aus der Stirn. Als meine Finger ihn sanft berührten schoss er in die Höhe, als habe ich ihn geschlagen. Schwer atmend blickte er sich erschrocken um, als schien er jemanden zu suchen. Ich konnte mir denken wovon er geträumt hatte und auch, wen sein Auge gerade im Raum suchte, als er sich im Raum umblickte. Stoßweise ging seine Atmung, angespannt waren seine Schultern und erst, als sein Auge mich fand, ließ er langsam die Schultern sinken und seine Atmung beruhigte sich. Leise stöhnte er gequält auf, als sich Jack wieder ins Bett fallen ließ. „Alptraum“, fragte ich leise in die aufkommende Stille hinein und zögerlich nickte Jack. Er strich sich mit beiden Händen durch die dunklen Haare und starrte an die Decke des Zimmers hinauf. Immer wieder erzitterte sein Körper und ich wagte nicht zu fragen, wovon genau Jack geträumt hatte. Er lag neben mir im Bett und immer wieder merkte ich, wie sein Körper erbebte. Ich wollte ihm helfen und so drehte ich ihn langsam zur Seite. Zögerlich ließ Jack dies geschehen. Ich legte mich hinter diesen gerade so zerbrechlichen Körper. Meine Arme um ihn schlingend, zog ich ihn zu mir heran. Drückte seinen kräftigen Rücken an meine Brust. Ich wollte ihm zeigen, dass ich bei ihm war. Das ich ihm Halt geben konnte. „So häufig hast du keine Alpträume, oder“, fragte ich leise, fast flüsternd in sein Ohr und strich ihm durch die dunklen Haare. Ich spürte, wie er versuchte sich klein zu machen, in meinen Armen und leise, fast nicht verständlich nuschelte er: „Nicht, wenn du da bist…“ Zögerlich legte sich meine Stirn in Falten und während ich über seinen Arm streichelte, fragte ich: „Also hast du öfter Alpträume, außer ich schlafe bei dir?“ Zögerlich nickte Jack, doch wollte sich keine Freude in mir ausbreiten, als ich seine Worte vernahm. „Dann sollte ich so oft es geht bei dir schlafen“, hauchte ich leise in sein Ohr und knabberte liebevoll an seinen Hals. Ich sah, wie Jack sein Auge schloss und beinahe entspannt den Kopf nach hinten fallen ließ. „Das brauchst du nicht, Kleiner… Du hast doch noch dein eigenes Leben.“, meinte er leise und ich spürte, wie er es genoss gerade in meinen Armen zu liegen. Vielleicht genoss er es auch, dass er gerade nicht stark sein musste, doch das wusste ich nicht genau. Und taktlos wäre es gewesen ihn danach zu fragen. „Aber du gehörst dazu. Zu meinem Leben. Nicht erst seit heute…“, erwiderte ich freundlich und streichelte seine kräftige Brust und seinen Bauch. Jack grummelte etwas, was ich nicht verstand. Ich streichelte kurz durch seine Haare und konnte ein Gähnen nicht unterdrücken. Vorsichtig fragte ich ihn leise: „Wie ist es, dass kleine Löffelchen zu sein?“ Als meine Hand wieder seine Brust streichelte spürte ich seine kräftigen rauen Finger meinen Arm entlang gehen. Ich merkte, wie ihm die Luft aus der Lunge entwich und er leise antwortete: „Gerade ganz gut, aber sonst…bin ich lieber das Große.“ Ich lachte leise, als ich seine Worte vernahm und drückte ihn lieb an mich. „Glaubst du, du kannst so schlafen, Jack“, fragte ich und küsste kurz seine bärtige Wange. Ich spürte, wie er mit den Schultern zuckte. „Dann bleibe ich einfach mit dir wach“, meinte ich sanft und tatsächlich schwang ein kleiner Hauch Fröhlichkeit in meiner Stimme mit. Jacks Kopf drehte sich zu mir und skeptisch war sein Ausdruck, als er meinte, dass dies albern sei. Doch für mich war es das nicht. Also grinste ich ihn frech an und drückte ihn einfach stumm an mich. Während ich ihn sanft streichelte fragte ich mich, wie nah Susanne und er sich tatsächlich gekommen waren, doch fragte ich nicht danach. Also flüsterte ich leise zu ihm: „Wenn ich Zuhause bin, bekomme ich sicher richtig Ärger…“ Zustimmend grummelte Jack und als er mich fragte, ob ich meine Eltern verstehen könne, bejahte ich. Das Mum vermutlich panisch meine Schwester angerufen hatte, ließ nichts Gutes erhoffen. Doch fragte ich mich langsam, ob sich meine Mutter meinetwegen sorgte, oder ob sie Sorge hatte, dass ich jemand anderen unser Familiengeheimnis anvertrauen könnte. Wir schwiegen und die Zeit verstrich immer mehr und ich schaffte es kaum noch meine Augen offen zu halten. Als Jack dann noch begann, meine Arme zu streicheln, döste ich langsam immer tiefer ein, bis der Schlaf mich mit ihm zog. Wie lange wir geschlafen hatten, wusste ich nicht, doch als Didi aufgeregt zu uns sprang und zwischen uns beiden hin und her sprang, seufzte ich genervt auf. Vermutlich musste der Hund dringend raus oder ihm war einfach nur langweilig. Aufgeregt hüpfte er zwischen uns hin und her und schien von jedem von uns Aufmerksamkeit haben zu wollen. Jack stöhnte tief und schlaftrunken auf und blickte mit müdem Auge zu dem Hund. Er sprang zwischen uns hindurch und sein Schwänzchen wedelte aufgeregt und traf mich im Gesicht. „Oh Didi“, meinte ich grinsend und rollte den Hund auf den Rücken, wobei dieser gleich anfing an meiner Hand herum zu kauen. Jack begann leise zu lachen, als er seinen Hund beobachtete und als auch er fing an den Hund zu ärgern, fing sein Auge an zu leuchten. Welche Wirkung Tiere auf Menschen haben können, verblüffte mich immer wieder. Hatte ich doch gestern noch Sorge verspürt, wie der nächste Tag verlaufen würde. Doch der kleine graue Welpe blickte uns aus seinem Auge treu und fast schon fröhlich an. Aufgeregt wedelte sein Schwanz. Als Jack seine Hand erneut nach ihm ausstreckte, kaute Didi fröhlich darauf herum. Ich betrachtete die Beiden. Dieses eingespielte Team und ohne lange darüber nachzudenken griff ich nach meinem Handy und schoss Fotos von den Beiden. Erst nach einigen Momenten merkte es Jack und tatsächlich grinste er kurz in die Kamera. Dass er sich einst beschwerte, dass ich Fotos machte, lag für mich schon Jahre zurück. „Vielleicht sollten wir gleich mal rausgehen“, meinte Jack und tatsächlich klang seine Stimme fröhlich. Als habe es gestern Nacht nicht gegeben. Er schwang seine Beine über die Bettkante und kläffend folgte ihm sein Hund. Ich grinste Jack an und nickte gut gelaunt. Wenn Didi unsere Zweisamkeit störte, war mir das nur recht. Und wenn er es so leicht schaffte, dass Jack ohne trübe Gedanken aufstand, liebte ich den Hund noch sehr viel mehr, als ich es ohnehin schon tat. Ich hörte, wie Jack sich anzog und grinste leicht als ich zu ihm sah und rote Kratzspuren auf seinen Rücken bemerkte. Auch ich zog mich an und verschwand ins Badezimmer. Als ich nach einigen Augenblicken hinauskam, sah ich, wie Jack am Telefonieren war und nur wenige Momente später, nachdem ich das Zimmer betreten hatte, wieder auflegte. Anscheinend ohne sich zu verabschieden. „Ich hab´ Glück, wenn wir gleich rausgehen, kann ich meinen Kontaktmann treffen. Er konnte gestern noch hier eintreffen“, meinte er gut gelaunt und griff nach Didi, der immer noch fröhlich zu sein schien. Ich war verblüfft wie gut Jack die letzte Nacht weggesteckt hatte. Vermutlich verdrängte er die Gefühle, doch wie gesund oder ungesund sowas war, wusste ich nicht. Doch gerade, wollte ich ihn nicht wieder daran erinnern, noch darauf ansprechen. Dafür würde die Zeit kommen, dessen war ich mir sicher. Adrenalin schoss durch meinen Körper und ich war hellwach, dass die Nacht nur kurz war interessierte mich nicht. Ich grinste Jack an und nickte leicht, hoffte ich doch nun, dass es „richtig“ losgehen würde. Auch das keine schlechten Gefühle unsere Zeit trübten. Ich zog ihn kurz zu mir und drückte meine Lippen feste auf die Seinen. „Ich lieb dich, Alter“, meinte ich frech grinsend zu ihm. Als ich mich abwandte spürte ich, wie seine kräftige Hand mein Gesäß berührte und fast schon schmerzhaft hinein kniff. „Und ich deinen Hintern, Kleiner“, meinte er keck und ich konnte nicht anders als zufrieden zu grinsen. Ich war froh, dass die Stimmung nicht mehr angespannt war und die Euphorie, die mich erfüllte, schwang in meinem frechen Kommentar mit, als ich meinte: „Ich würde den auch lieben!“ Als ich Jack kurz grinsen sah, war mir dieser vielleicht auch arrogant klingende Kommentar nur recht gewesen. Und als wir den Aufzug betraten spürte ich Jack an meinen Rücken. Seine Hand streichelte mein Gesäß und lüstern klang seine Stimme als er sagte: „Zu schade, dass du deinen Hintern nie haben wirst…“ Ich drehte mich um und stand nah bei ihm, sollte er meinen mich verbal ausgeknockt zu haben, hatte er sich getäuscht. „Ja, schade eigentlich. Deiner ist aber eine annehmbare Alternative, mit der es sich Leben lässt.“ Ich hörte Jack lachen und sah, wie er den Kopf schüttelte und sich an die Wand des Fahrstuhles lehnte. „So wie du klingst ist das keine Alternative“, so trocken seine Worte auch gesprochen waren, kannte ich ihn schon zu gut. Er war gerade in sehr guter Stimmung und so plapperte ich einfach weiter: „Wir wissen ja beide nicht, wie ich klingen würde, wenn der Hintern nicht nur eine Alternative wäre.“ Ich zwinkerte ihm frech zu. Kopfschüttelnd und tatsächlich grinsend schien Jack aufzugeben. Amüsiert betrachtete er mich und als wir unten im Erdgeschoss ankamen sagte er mit emotionsloser Stimme: „Du gehörst wirklich über´s Knie gelegt.“ Ich drehte mich ein letztes Mal zu ihm um und grinste breiter als zuvor, als ich sagte: „Dich hält keiner auf…“ Was Jack danach grummelte verstand ich nicht, doch hatte ich keine Lust viel nachzufragen. Also ging ich zügig durch den Eingangsbereich des Hotels hinaus in die warmen Sonnenstrahlen des Tages. Während ich mich auf der Straße umsah fragte ich, ob wir noch vorher etwas Essen sollten. Zustimmend nickte Jack und wir gingen zum nächsten Diner. Während des Essens war Jack vertieft in sein Handy und da ich wusste, dass er mit seinem Kontaktmann beschäftigt war, nahm ich es ihm nicht übel. So schrieb ich auch einige Nachrichten. Eigentlich nur mit Eric. Wundersamer Weise schrieb er direkt zurück. Er wollte wissen, ob ich wirklich krank sei und bevor ich mich entschloss zu antworteten, fragte ich Jack: „Kann ich Eric schreiben, dass ich mit dir unterwegs bin…“ Jack blickte von seinem Mobilfunkgerät auf und sah mich an. „Hm… Eigentlich nicht… Was willst du ihm denn erklären“, fragte er stirnrunzelnd und schien gerade wieder das Essen zu bemerken, welches vor ihm stand. Denn zügig nahm er mehrere Bissen zu sich. Unschlüssig blickte ich von der Nachricht hinauf in Jacks Gesicht und meinte leise: „Vielleicht einfach die Wahrheit… Also nicht deine… Also was du hier machst. Sondern, was Zuhause abgeht…“ Schwer durchatmend meinte Jack: „Na gut. Aber wenn er fragt, weißt du nicht, was ich tue.“ Zustimmend nickte ich Jack zu und tippte meine Antwort in mein Handy. Ich schrieb ihm, dass es derzeit Zuhause viele Probleme gebe und ich Abstand brauchte. Auch versprach ich ihm alles zu erzählen, wenn ich wieder da bin. Schnell bekam ich eine Antwort von Eric, welche mich tatsächlich freute, obwohl er nur schrieb, dass alles klar geht und er sich freut, wenn ich endlich mit ihm sprechen würde. Eric als Freund zu haben war eine Wohltat für mich und schnell antwortete ich: „Es geht mir jedenfalls gut. Bin mit Jack unterwegs. Also meinem Nachbarn. Ach ja… ich bin kein Single mehr.“ Ich grinste breit und freute mich es ihm sagen zu können. Schließlich war ich stolz darauf, dass ich Jack meinen Freund nennen durfte. Das er mir sein Vertrauen schenkte. Vielleicht war das albern und vielleicht auch kindisch aber es war mir gleich. Und wie ich so gebannt und vielleicht auch dämlich grinsend auf Erics Antwort wartete meinte Jack: „So wie du gerade grinst, sieht es irgendwie bescheuert aus.“ Ich zuckte mit den Schultern als ich zu ihm aufblickte und grinste noch ein wenig breiter. Da er nicht nachfragte, was mich zum Grinsen brachte, musste ich es ihm ja auch nicht sagen. Als ich las, dass Eric sich sehr für mich freute, wünschte ich mir, dass ich eigentlich mit ihm reden könnte. Doch nun standen andere Angelegenheiten an. Wichtigere. Als wir das Diner verließen schien Jack äußerst wachsam zu sein. Seine Körperhaltung ließ jedoch nicht darauf schließen. Entspannt schien er, mit mir und Didi durch die Stadt zu laufen, doch sein Auge flog wachsam durch die Menge. Auch ich betrachtete die Menschen. Einige Menschen waren auffälliger andere eher unscheinbar. Ich betrachtete einen Mann im Anzug, der geschäftig auf uns zulief und war fast schon enttäuscht, als er kommentarlos an uns vorbeiging. Ich versuchte wenn Jack anhielt zu erspähen, welche Menschen wohl als Kontaktmann oder vielleicht auch Frau in Frage kamen. Jack hatte sein Handy herausgenommen und schien nach Nachrichten zu suchen. Wir gingen durch den Stadtpark, nachdem wir am Pentagon vorbeigelaufen waren. In der Ferne konnte man schon das Washington Monument ausmachen. Nur ein Fluss trennte die beiden Städte. Ich betrachtete das Pentagon und fragte Jack: „Warst du schon mal da drinnen?“ Er nickte und blickte ebenfalls das große weiße Gebäude an. „Aber auch nicht überall“, erklärte er bedächtig und zog an der Leine des Welpen. Als wir erneut durch den Stadtpark liefen, wurde es bereits Mittag. Es war ein warmer Sommertag und viele schienen ihre Mittagspause nach draußen verlegt zu haben. Als Didi anhielt, um an einem Busch zu schnüffeln, ließ ich meinen Blick erneut kreisen. Immer noch hielt Jack das Handy in den Händen, als eine leise kaum wahrnehmbare Stimme neben uns meinte: „Die Menschen an der Börse haben auch keine Ahnung mehr von ihrem Job.“ Ich blickte mich zu der Stimme um und sah einen Mann in Anzughose und hellblauem Hemd auf einer Bank sitzen, das Sakko neben sich liegend las er eine Zeitschrift. Wohl ein Wirtschaftsmagazin. Schwarze kurze Haare, von grau durchzogen, eine dicke Hornbrille auf der Nase und ziemlich blass aussehend blickte er vertieft in seine Zeitschrift. Schnell wandte ich den Blick von ihm ab, wollte ich jetzt in dieser spannenden Situation keine unnötigen Gespräche anfangen, nur weil ein Typ vermutlich gerade Gesprächsbedarf hatte. Auch Jacks Auge fokussierten kurz den Fremden bevor er seinen Blick wieder abwandte. Dennoch überraschte es mich, als Jack dem Typen dennoch eine Antwort würdigte: „Frauen im Supermarkt können ihren Job häufig auch nicht.“ Verwirrt blickte ich zu Jack. Was war das denn für ein sinnfreier Kommentar? Der Fremde blickte überrascht von seiner Zeitschrift auf. Er schien verwundert, dass ihm wer zugehört hatte und nachdenklich nickte er Jack zu, betrachtete sein Gesicht, seine Narben sowie die schwarze lederne Augenklappe. „Vielleicht hast du recht“, meinte er langsam, bedächtig legte er die Zeitung neben sich. Während er sich das Sakko anzog schaute ich mich erneut um, doch immer noch gingen Passanten an uns vorbei. Ich beobachtete eine Frau, die zielstrebig auf uns zuzulaufen schien, doch schon im nächsten Moment abbog. Jack trat neben mich und wir gingen weiter. Erst nach einigen Augenblicken merkte ich, dass er die Zeitschrift des Mannes in den Händen hielt. „Was ist das denn“, fragte ich und deutete auf die Zeitung. Jack blickte mich spöttisch an und meinte: „Du wärst echt ein scheiß Spion…“ „Warum“, fragte ich verwirrt und sah in sein Gesicht. Ein amüsierter Ausdruck erschien und er hielt mir die Zeitschrift vor die Nase. „Kontaktmänner geben sich nur mit Passwörtern oder Sätzen zu erkennen. Sowas wie „Die Menschen an der Börse haben keine Ahnung mehr von ihrem Job“. Das war das Passwort. Hast du sowas wie James Bond erwartet?“ Verwirrt sah ich zu Jack und starrte ihn an. Dieser komische Kauz war der Kontaktmann gewesen? Der aussah wie Anfang fünfzig? „Wusstest du, dass er das sagen würde“, fragte ich überrascht und Jack nickte leicht. „Woher soll ich das den wissen, dass ich auf so etwas achten muss“, warf ich frustriert ein. Gelassen ging Jack weiter und sprach leise zu mir: „Du hast nicht nachgefragt, dass gehört zum Job immer so viel es geht herauszufinden bevor was passiert. Zudem hättest du auch darauf kommen können ohne den Satz zu kennen. Das Bild auf der Zeitung und der Titel passen nicht zusammen. Außerdem ist das Datum falsch.“ Er reichte mir die Zeitschrift und ich sah ein Bild aus dem Vietnamkrieg. Ein nacktes schreiendes Kind, welches von einer Napalmbombe betroffen wurde. Dieses Bild aufgenommen während des Vietnamkrieges kannte so gut wieder jeder. Der Titel zu diesem Bild lautete: „Die Kindersterblichkeit in den USA nahm in den letzten Jahren zu.“ Auf das Datum blickend stellte ich fest, dass es ein Datum zeigte, welches fünf Jahre in der Zukunft lag. Frustriert blickte ich hinauf auf die Zeitschrift in meiner Hand und reichte sie kommentarlos an Jack weiter. „Mach dir nichts draus, Kleiner“, meinte Jack freundlich klingend, „das geht jedem so. Meinen ersten Kontaktmann habe ich auch nicht erkannt… Man, gab das Ärger!“ Er lachte und kratzte sich am Kopf, während er wohl darüber nachdachte, was damals geschehen war. „Weil du das Passwort nicht wusstest“, fragte ich und grinste ihn tatsächlich leicht an. Amüsiert schüttelte Jack den Kopf und erklärte: „Das wusste ich, aber ich habe mit einem KontaktMANN gerechnet. Die Frau hab ich links liegen gelassen.“ Ich lachte leise, war es doch irgendwie schön zu hören, dass ihm nicht alles vom Anfang an in die Wiege gelegt worden war. Ich strich mir durch die Haare und betrachtete die Zeitschrift, als ich fragte: „Steht da jetzt alles drinnen was du brauchst?“ Zögernd betrachtete Jack die Zeitschrift und nickte wage. „Es ist wie ein Puzzle“, erklärte er mir ruhig, „du versucht das wichtigste herauszufiltern und es richtig zusammen zu setzten.“ Verstehend nickte ich und gähnte. Nun, wo die Aufregung verflogen war, kam die Müdigkeit mit einem Schlag zurück. Zwei Nächte kurzen und unruhigen Schlaf konnte ich nicht einfach so wegstecken. Ich gähnte leicht und fragte Jack: „Können wir morgen endlich mal richtig ausschlafen?“ Jack der zu mir geblickt hatte nickt leicht und gemeinsam gingen wir in Richtung Hotel, vermutlich wollte er keine Zeit verschwenden. Denn ohne noch irgendwo anzuhalten gingen wir zurück. Als wir an der Rezeption standen um nach unseren Schlüsseln zu fragen bemerkte ich, wie eine junge Frau von Didi zu mir blickte. Ihre langen blonden Haare gingen ihr bis zur Mitte ihres Rückens. Sie hatte ein hübsches Äußeres und lächelte mich leicht an. Sie fing an, an ihren Haaren zu spielen und drehte mir leicht den Rücken zu. Ich sah hinab zu Didi, welcher brav neben mir saß und eigentlich nichts machte. Erneut blickte sie zu mir und unsere Blicke trafen sich. Sie lächelte erneut leicht und eine leichte Röte schoss ihr in die Wange, als ich kurz zurücklächelte. Was hatte sie denn, fragte ich mich verwirrt und kraulte kurz den Welpen hinterm Ohr. Jack trat neben mich, stupste mich an und nickte zum Fahrstuhl. Verwirrt sah ich zu ihm und sagte: „Ich glaub die junge Frau dahinten flirtet mit mir.“ Jack wandte sich um, just in dem Moment wo die blonde junge Frau erneut zu uns blickte. Ihre Augen weiteten sich kurz, als fühle sie sich ertappt und eine Freundin anstupsend fing sie aufgeregt an zu flüstern. Was war daran denn jetzt so schlimm, fragte ich mich verwirrt und stellte fest, dass ich die meisten Frauen wohl nie verstand. Jacks Auge wanderte einmal an ihr hinab und hinauf. Anerkennend nickte er und grinste mich leicht an, eher er meinte: „Die sieht heiß aus. Zwar etwas kleine Brüste, aber dafür ein hübsches Gesicht.“ Schockiert blickte ich ihn an, als er erneut die Frau musterte, doch dann fiel es mir ein...er war nicht schwul… Irgendwie vergaß man es schnell fand ich, obwohl ich erst gestern gehört hatte, wie tief seine Gefühle für Susanne waren. „Hör auf die so anzustarren“, meinte ich grimmig und drückte genervt auf den Knopf des Fahrstuhles. Jack betrachtete die Frauen noch einen kurzen Moment und grinste dann kopfschüttelnd. „Die starren doch auch. Die sind beide heiß… Auch wenn die eine braune Haare hat…wenigstens eine große Oberweite, da muss man abwiegen, was einem lieber ist…“, meinte er leise und betrachtete die Frauen gierig, fast wie ein Stück Fleisch. Ich schlug ihm feste gegen die Brust. „Du bist mit mir zusammen, seit nicht mal einem Tag. Jetzt hör auf irgendwelchen Weibern nachzuschauen, verdammt“, raunte ich ihm fast schon böse zu. Zu mir blickend grinste Jack und raunte: „Ja ja… ich weiß. Aber schauen darf ich doch. Kannst dir ja auch andere Männer anschauen.“ Böse funkelte ich ihn an und ging in den Fahrstuhl. Die Frauen, die uns nachsahen, ignorierte ich. „Ja, vielleicht sollte ich das mal machen… Mal schauen, wie toll du das fändest!“ Jack zuckte mit den Schultern und als die Tür sich schloss, zog er mich leicht zu sich. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich auch so eifersüchtig werden kann“, raunte er mir ins Ohr und biss fest hinein. Ich entspannte mich in seinen Armen und lehnte mich an seine breite Brust. Viel zu schnell hörte ich das Pling des Aufzuges und die Tür öffnete sich. Erneut nahm ich seine Hand und stellte fest, dass die Scheu dies zu tun, von mal zu mal immer weniger wurde. Als wir unser Zimmer betraten stellte ich fest, dass die Putzfrau bereits das Bett gemacht und herumliegende Utensilien weggeräumt hatte. Als sich Jack auf den Sessel setzte und begann die Zeitschrift zu studieren, war ich unschlüssig. Fernsehen würde ihn sicher nur ablenken. Also entschloss ich mich, mit meinem Handy zu spielen. Immer wieder notierte er sich etwas heraus und neugierig schaute ich ihm zu. Auf einmal wandte sich Jack zu mir um und fragte mich: „Willst du schauen, ob du was rausfinden kannst?“ Überrascht weiteten sich meine Augen, hätte ich nicht erwartet, dass er mir sowas zutrauen würde. Doch ich wollte ihm zeigen, dass ich mehr konnte, als er glaubte! Ja ich hatte den Kontaktmann übersehen, aber vielleicht konnte ich was rausfinden, was er noch nicht wusste. Also nahm ich ihm die Zeitschrift ab und fing aufgeregt an zu blättern. Es las sich wie eine gewöhnliche Zeitschrift. Abgesehen davon, dass manche Artikel nicht viel Sinn ergaben. Jack hatte sich entschieden zu Duschen und ich kuschelte mich auf das Bett und streichelte den Hund neben mir. Ich betrachtete das Bild einer leicht bekleideten Frau und meine Gedanken schweiften ab. Fand ich denn wirklich gar nichts an ihr attraktiv, fragte ich mich in Gedanken und seufzte leicht. Die Frau war hübsch anzuschauen, doch fesselte nichts meinen Blick so sehr, dass ich mich kaum hätte davon lösen können. Frustriert blickte ich auf den Untertitel und sah verwirrt auf den Schriftzug. „Das Model Rave Viper hatte bis zum jetzigen Zeitpunkt kaum Erfahrungen…“ Rave Viper… das war doch kein Modelname. Ich merkte, wie sich meine Sinne schärften und ich setzte mich auf. Ich überflog den Text neben dem Model und meine Augen weiteten sich. Eine Adresse einer Modelagentur? Gehörte sowas denn in einen Artikel? Ohne wirklich Werbung dafür zu machen? War das vielleicht ein versteckter Hinweis? Ich hörte, wie die Dusche abgestellt wurde und wenige Augenblicke später trat Jack aus dem Badezimmer heraus. „Jack“, meinte ich aufgeregt zu ihm, „ich glaube, ich hab einen Hinweis! Hier schau mal. Das Bild, da steht der Name drunter Rave Viper, das ist kein Modelname. Auch steht in dem Artikel daneben die Adresse einer Modelagentur…“ Ich reichte ihm gespannt die Zeitung und Jack setzte sich langsam auf das Bett. Auch er las den Artikel, doch aufmerksamer wie ich. Dann sah er zu mir und lächelte mich leicht an und nickte anerkennend. „Gut gemacht“, waren seine stolz klingenden Worte und er nickte immer noch leicht. Er schien ziemlich zufrieden und ich hätte stolzer nicht sein können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)