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Verborgen in Stille

von

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Gute und schlechte Tage

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Gute und schlechte Tage
 

Als ich später am Abend nach Hause ging fühlte ich mich besser. Jetzt wo ich mich jemanden anvertraut hatte war meine Situation besser, verständlicher. In zwei Tagen war Wochenende dachte ich fast schon euphorisch. Am liebsten hätte ich heute schon gewusst was Jack vorhatte. Auch fragte ich mich, wie interessant er mich fand. Ich hatte während unseres letzten Gesprächs einen merkwürdigen Ausdruck in Jacks bemerkt.

Ich konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen was es war, dass ich dort in ihm gesehen hatte.

Natürlich merkte ich, dass er mich eingehend betrachtete und musterte. Doch wie genau sollte ich diese Blicke deuten? Fand er es nur süß, dass ich ihm sagte ich finde ihn interessant? Könnte er vielleicht auch Interesse an mir haben? Es machte mich nervös und die Gedanken lösten ein Kribbeln in mir aus. Ich fühlte mich gut, doch als ich das Haus betrat war es still im inneren. Zu still. Unten war niemand, als ich mich umschaute. Vorsichtig ging ich die Treppe hinauf und hörte Geräusche im Bad. Unsicher klopfte ich an die Tür.

„Mum?...Dad?“ Doch keine Antwort. Erneut klopfte ich und hörte dann schnelle Schritte sich der Tür nähern. Ich blickte in das fast schon erschrockene Gesicht meiner Mutter. Ihre Augen waren rot und ich konnte Tränen in ihnen erkennen, welche sie versuchte zurückzuhalten. Ihre Wange war gerötet. Er hatte es tatsächlich getan, er hatte sie wirklich geschlagen… Ihre gerötete Wange war der sichtbare Beweis. Ich konnte sie nur anstarren. Eine Mischung aus Wut und Verzweiflung breitete sich in mir aus. Ich war nicht da um sie zu beschützen. Ich habe das Haus verlassen.

Auch wenn ich ihr Sohn bin, bin ich doch stärker wie sie. Könnte mich meinem Vater eher in den Weg stellen. Sie war im Grunde genommen eine so zerbrechliche, zarte Person, dass ich nicht verstand wieso mein Vater ihr so etwas antut.

„Was machst du denn schon hier Jazzy“, fragte Mum überrascht und räusperte sich, „ich dachte du kommst erst in einer Stunde oder so…“

Sie legte ihre schmale Hand auf die gerötete Wange, um sie vor mir zu verbergen. Sie wollte wohl nicht, dass ich sie so sah. Ich schüttelte leicht den Kopf. Meine Kehle war trocken und zugeschnürt. Ich konnte nicht sprechen. Ich hätte da sein sollen. Das war mein einziger klarer Gedanke.

Ich war größer wie meine Mutter und als ich sie umarmte legten sich meine Arme schützend um ihren Körper. Ihr zierlicher Körper verschwand fast in meinen Armen. Ich bettete ihren Kopf auf meiner Brust. Ich hielt sie einfach und streichelte ihr über den Rücken. Dabei spürte ich wie sie begann zu zittern. „Shh...“ hauchte ich um sie zu beruhigen. Vorsichtig drücke ich sie enger an mich. Es ist schwierig Erwachsen zu sein. Das dachte ich immer in solchen Momenten. Mum war nach heftigen Auseinandersetzungen mit meinem Vater schon öfter so aufgelöst, doch niemals war sie geschlagen worden, glaube ich. Ich würde niemals so werden habe ich mir geschworen. Niemals würde ich zulasse, dass jemand meinetwegen so leidet.

Leiden…

Ist das überhaupt das richtige Wort? Nur weil es grade schlecht läuft?

Ich registrierte ihr zittern und brauchte auch nicht runterschauen um zu wissen, dass sie weinte. Ich wog sie, leicht wie ein Kind. Erst nach einigen Augenblicken begann sie sich wieder zu fangen und erklärte: „Er ist nur schlecht drauf zur….Zurzeit. Viel Stress… muss häufiger Überstunden machen…weißt du. Das…das war heute auch das erst mal…“ Ich nickte leicht, wusste immer noch nichts zu sagen und so strich ich meiner Mutter weiter beruhigend über den Rücken.

„Das wird wieder. Irgendwann können sie ihm ja nicht noch mehr Arbeit auferlegen…“, brabbelte sie vor sich hin. Ich seufzte während ich sie langsam los ließ. Ich sah ihr in die blauen verweinten Augen und ein Schmerz durchzog meinen Körper. Ich hasste es, sie weinen zu sehen. Ich strich ihr die Tränen weg die ihre Wange benetzten. Auch in meinen Augen brannten Tränen, aber ich hielt sie zurück. Ich durfte jetzt nicht schwach sein und so schluckte ich die Wut, die in diesem Moment hatte hinunter.

„Mum…das…das musst du nicht mir dir machen lassen“, sagte ich leise zu ihr. Doch sie schüttelte den Kopf. „Ich liebe deinen Vater und er hat doch auch so tolle Seiten, dass weißt du doch Schatz. Das war wirklich erst heute…so schlimm…der Stress in letzter Zeit“ Ich nickte mechanisch. Ja gute Seiten hatte er, zeigen tat er sie selten „Wo ist er“, fragte ich und sah mich um, als ob ich befürchtete Dad würde hinter mir stehen.

„Ist vor einer halben Stunde gegangen. Ich hab gesagt, dass er übertrieben habe…heute Mittag. Da wurde er sauer. Ein Wort folgte dem nächsten…Aber der Nachbar ist auch ein schrecklicher Mensch“, redete sie sich ein und ich ließ sie in den glauben. Es war unfair. Jack war gar nicht so schlimm wie sie meinte. Sie jetzt allerdings noch anzugehen hätte sie noch mehr aus der Fassung gebracht. Ich seufzte schwer und drückte sie noch einmal an mich als ich ihr über den Kopf streichelte.

„Ich liebe dich Jasper“, hörte ich sie murmeln. Ich drückte ihr sanft einen Kuss auf den Kopf und versprach: „Ich bin immer an deiner Seite, Mum… Das weißt du oder?“ Sie nickte und löste sich von mir. Sie versuchte zu lächeln, doch es erreichte ihre Augen nicht. „Tut mir leid Jazzy… Das ist manchmal so wenn Erwachsene sich streiten… Das sollst du gar nicht mitkriegen. Komm geh ins Bett, ja?“ Ich nickte ihr zu und ging unschlüssig in Richtung meines Zimmers. Ich wollte sie nicht wieder alleine lassen aber ich kannte sie. Sie würde eh nicht weiter darüber reden wollen. Meine Mutter tat manchmal so als wäre ich erst sechs und würde nicht verstehen was zwischen ihr und Dad vorgeht. Ich nahm an das lag daran, dass sie mir einfach nicht so viel aufbürden wollte. Doch dieses Schweigen und das Gefühl der Machtlosigkeit war sehr viel schlimmer, fand ich.

„Mum, kann ich…am Wochenende weg, oder soll ich bei dir bleiben“, fragte ich sie zögernd. In diesem Moment hatte ich wirklich Angst, sie allein zu lassen. Doch sie schüttelte vehement den Kopf. „Mach ruhig Schatz, genieß das letzte Wochenende bevor die Schule los geht…Aber verspreche mir bitte eins Jazzy…Sag keinem davon. Besonders nicht Jenny. Sie macht sich immer so schnell Sorgen. Ja?“ Ich schluckte schwer, denn eigentlich wollte ich mit ihr darüber sprechen. Doch ein Blick in die Augen meiner Mutter reichte und ich versprach es ihr. Sie wusste genau welchen Blick sie aufsetzen musste um mich zu beeinflussen.

Die Freude die ich gefühlt hatte als ich das Haus betrat war verflogen und schmerzvoll ließ ich mich auf mein Bett fallen. Er zerstörte die Familie, dachte ich bitter. Ich unterdrückte meine Wut, meine Trauer. Wie soll ich Dad wieder unter die Augen treten. Mutter würde nicht wollen, dass ich ihn darauf ansprach. Vielleicht war es ja wirklich nur das eine Mal und er würde es nicht wieder machen. Jedem gingen dich mal die Nerven durch oder? Ich wälzte mich hin und her im Bett und fand erst spät in den Schlaf.
 

Auch am nächsten Tag war die Stimmung in unserem Haus nicht besser und ich wusste nicht wie ich meinem Vater begegnen sollte. Ich rief Eric an und als er abnahm hörte er schon an meiner Stimme, dass etwas schief gelaufen ist.

Nachdem wir uns begrüßt hatten war seine erste Frage: „Was ist los Jazz?“

Ich seufzte. Ich hätte es ihm gerne gesagt, doch das Versprechen und Scharm hielten mich zurück. „Dicke Luft hier… Ich brauch am Wochenende ein Alibi… Kann ich so tun, als ob ich von Samstag auf Sonntag bei dir schlafe?“ Ich hörte Eric tief einatmen. Er kannte mich zu gut. Auch er hatte wütende Augenblicke meines Vaters schon mal miterlebt.

So hatte mein Bruder Jason einst Eier auf das Haus des Nachbarn geworfen. Als Eric und ich ihn davon abhalten wollten wurde Jason wütend. Wir kleinen Kinder hätten ihm nichts zu sagen, meinte er damals. Er log meinen Vater an. Wir hätten die Eier geworfen. Er glaubte ihm. Auch als Eric ihn versicherte, schwur, dass wir es nicht getan haben, ließ es ihn nicht davon abhalten mir vor den Augen meines Freundes zwei saftige Ohrfeigen zu verpassen. Jason sei mit neunzehn viel zu alt für solcherlei Scherze und er könnte froh sein, das er nicht sein Sohn sei sonst würde er auch welche verpasst bekommen, meinte er wütend zu Eric.

Eric und ich durften das Haus des Nachbarn putzen. Jason war immer hinterlistig, doch das hatte ich ihm nicht zugetraut. Er hatte sich nie dafür entschuldigt.

„Was ist passiert Jazz“, fragte mich Eric erneut und klang er ziemlich besorgt.

„Einfach etwas Streit, kann ich mich mit dir am Sonntag treffen? Dann kann ich besser quatschen“, meinte ich und Eric stieß ein „ja“ aus.

„Danke Kumpel“, meinte ich und versuchte über das bevorstehende Training nach den Ferien zu sprechen. Doch die Laune verbesserte sich nicht wirklich und so legte ich schnell auf.
 

Doch schon am nächsten Tag besserte sich meine Laune. Jenny und ich gingen schwimmen. Wir spaßten und alberten herum und genossen den Tag. Ich war selten so froh meine Schwester um mich zu haben. Trotzdem wollte ich Jenny gerne erzählen was passiert war, doch das Versprechen lastete sehr auf mir. Auch wollte ich die Zeit die ich mit Jenny hatte genießen. Auch wenn es egoistisch ist von mir war.

Als wir jedoch zusammen im Whirlpool saßen blickte Jenny sich kurz um und rutschte zu mir herüber. „Jazz….weißt du was mit Mum los ist? In den letzten Tagen ist sie so komisch“, fragte sie leise und bedacht. Ich schluckte schwer, mein Herz wollte, dass ich es ihr sage, doch der andere Teil klammerte sich an das Versprechen. Ich liebte meinen Vater doch irgendwie immer noch. Vielleicht war es wirklich nur einmal passiert und Dad würde es nie wieder machen. Ich versuchte zu grinsen und schaffte es. „Ach Mum ist nur etwas genervt, dass Dad zur Zeit so viel arbeiten muss. Mach dir mal keine Sorgen, es ist alles gut“, log ich und war überrascht wie gut ich es konnte.

Jenny blickte mich skeptisch an. Als sie noch etwas sagen wollte unterbrach ich sie „Komm schon Jenny, du kennst unsere Eltern…“ Genau das war das Problem, sie kannte Dad. Jenny runzelte die Stirn und schien sich ihren Teil zu denken, was verriet sie mir nicht. Sie nickte nur und fragte ob wir gleich noch auf die Rutsche wollten.

Abends saß ich in meinem Zimmer am Laptop und schaute hinaus. Und erneut sah ich das flackernde Licht des Fernsehers aus Jacks Fenster leuchten. Ich freute mich auf morgen, egal was es sein würde. Ihn zu sehen, wieder Zeit mit ihm zu verbringen. Wieder durchzog ein Kribbeln meinen Körper. aufgeregt stieg ich ins Bett und fand erst nach einiger Zeit meinen schlaf.
 

Unschlüssig stand ich am nächsten Tag vor dem Kleiderschrank. Unsicher was Jack mit mir vorhatte zog ich mir ein Hemd über, eine gut sitzende Jeans und stylte mir die Haare. Ich schaute in den Spiegel und war zufrieden über die Wahl meines Outfits. Rasiert hatte ich mich gestern Abend noch. Ich hatte meiner Mutter beim Frühstück bereits gesagt das ich gegen Mittag verschwinden werde. Dad musste das Wochenende eine Schicht übernehmen und war gerade nicht Zuhause.

So kam es, dass ich gegen halb drei bei Jack klopfte. Er öffnete mir die Tür und betrachtete mich. „Schick“, brummte er anerkennend und ließ mich eintreten. Didi kam gleich angelaufen um mich freudig zu begrüßen. „Kann es sein, dass er gewachsen ist“, fragte ich Jack während mir der Hund über die Hände leckte. Er zuckte mit den Schultern. „Kann sein“, meinte er, „Das würde erklären weswegen der gerade so viel frisst.“ Ich schaute ihn an, auch er trug eine Jeans. Zudem ein enganliegendes schwarzes T-Shirt.

Mein Herz machte einen Sprung als ich ihn so sah. Er sah gut aus. „Was machen wir heute“, fragte ich ihn und richtete mich auf.

„Wir fahren heute in eine… speziellere Bar und du wirst mit Männern flirten“, erklärte er und grinste mich tatsächlich breit an.

„Ich komme mit siebzehn in keine Bar“, meinte ich skeptisch. Jack winkte meine Aussage ab und meinte locker: „Lass das meine Sorge sein.“

Jack schaute hinaus und sah zu unserem Haus. Ich fragte mich warum er hinüber sah. Aber die Antwort auf meine Frage bekam ich schon einen Moment später als er fragte: „Wie ist die Stimmung bei euch?“

„Angespannt“, sagte ich wahrheitsgemäß. Jack nickte langsam ging jedoch nicht weiter darauf ein. Hatte er etwas mitbekommen? Das hätte er gar nicht gekonnt, dachte ich angespannt. Aber er sah so verschwörerisch zu unserem Haus. Ich war beinahe sicher er wusste dass etwas passiert ist. Ich wollte nicht, dass wir weiterhin von Zuhause sprachen. Heute wollte ich endlich alles vergessen und einfach mal wieder Spaß haben. Als sich unsere Blicke Trafen schien er zu verstehen.

Jack ging zum Kühlschrank und holte mir eine Dose Cola. Er ging nicht weiter auf das Thema ein. Dankend nahm ich die Dose entgegen und trank einen Schluck. „Wenn du gleich in der Bar bist, stellst du dich an den Tresen okay“, begann Jack zu erklären und zog an einer Zigarre die er wohl angemacht hatte bevor ich gekommen war. Ich war erleichtert, dass er nicht weiter fragte.

Ich nickte ihm zu und er fuhr fort: „Dann schaust du dich etwas um. Irgendwer wird dich schon anschauen. Wenn er dir gefällt Lächle. Du wirst schon sehen. Das klappt.“

Ich grinste leicht und nickte. „Stehen und lächeln krieg ich hin“, sagte ich und trank einen Schluck von der Cola während ich ihn übertrieben anlächelte.

„Vielleicht nicht so grinsen wie der Joker aus Batman“, sagte er und pustete mir den Rauch seiner Zigarre ins Gesicht.

„Aber selbst der hat wen abbekommen mit dem grinsen“, entgegnete ich frech lachend während ich den Rauch weg wedelte. Jack verdrehte genervt die Augen, doch schien es mir, dass es ihn einzig amüsierte und nicht nervte.

„Was wirst du machen“, fragte ich ihn während ich Cola trank. „Ich werde darauf aufpassen, dass dir nichts passiert Kleiner. Nachher ist der Typ vergeben und der Freund ist eifersüchtig, oder irgendwer will dir was ins Glas mischen“, meinte Jack amüsiert und paffte weiter seine Zigarre.

„Wissen deine Eltern wo du bist“, fragte er mich und ich schüttelte den Kopf.

„Sie dürfen sicher auch nicht herausfinden wo du gerade bist oder“, fragte er skeptisch und ich verneinte. „Sie denken ich bin bei einem Freund“, erklärte ich.

„Gut dann fahren wir los wenn deine Mutter und dein Vater beschäftigt sind. „Wann esst ihr für gewöhnlich zu Abend?“

„So gegen sieben halb acht.“

Jack nickte und meinte dann, wir sollten gegen viertel vor sieben gehen, da Mutter dann kochen würde. Ich war gespannt auf die Bar. Ich hatte noch nie eine betreten. Um viertel vor sieben folgte ich Jack aus dem Haus. Didi musste zuhause bleiben. Es schien den Welpen nicht zu passen, wir hörten ihn leise durch die Tür jammern. Jack stieg in den Geländewagen. Ich sah neben dem Wagen ein schwarzes, schweres Motorrad stehen und bekam große Augen.

Ich schnallte mich gerade an und meinte anerkennend: „Die Maschine sieht toll aus! Was ist das für eine?“

„Das ist eine Triumph. Willst du später auch mal Motorrad fahren?“

Ich nickte und sah noch einmal zur der schwarzen Maschine. „Ja schon. Aber Mutter hat Angst davor deswegen hab ich den Führerschein nicht machen dürfen. „Hm“, kam es von Jack und er fuhr fort, „eventuell kann ich dich ja mal fahren lassen…“ Ich freute mich und strahlte ihn an. Wir fuhren raus aus der Stadt den Highway runter.

Es dauerte fast eine dreiviertel Stunde als wir auf einem Parkplatz anhielten. „Glaubst du wirklich ich komme rein“, fragte ich Jack und er nickte nur.

Ich folgte ihm und sah mich um. Es sah aus wie eine ganz gewöhnliche Bar. Natürlich, schellte ich mich in Gedanken. Als ob solche Bars rosa bemalt sind…

Jack ging rein nickte den Türsteher freundlich zu. Er war zwar irritiert von Jacks äußeren, schien jedoch nicht zu meinen, dass von ihm eine Gefahr ausginge. Mich würdigte er kaum eines Blickes. Vermutlich längte Jack ihn zu sehr ab. Wir betraten die Bar und neben dem Eingang stand ein Einarmiger Bandit, welcher wild blinkte. Daneben waren ein Automat für Zigaretten und einer für Kondome. Jack blieb stehen, sah mich kurz an und sagte: „Du gehst jetzt alleine rein. Wenn die meinen du gehörst zu mir wird dich keiner ansprechen.“ Er drückte mir noch mehrere zusammengerollte Scheine in die Hand und betrat vor mir das innere der Bar. Ich sah hinunter auf die Dollarscheine und bekam große Augen. Er hatte mir rund 100$ in kleinen Scheinen einfach so in die Hand gedrückt.

Da er schon weg war konnte ich mich nicht beschweren, also steckte ich das Geld ein und betrat ebenfalls nach einem kurzen Moment den nächsten Raum. Es war nur spärlich beleuchtet und einige Tischen standen im Inneren. An drei Ecken waren Bänke mit Tische aufgebaut. Eine kleine Bühne nahm den Platz in der vierten Ecke in Anspruch. Doch derzeit fand keine Show statt. Das Zentrum des Raumes bildete ein langer Tresen hinter dem ein junger Barkeeper gerade einen Drink zusammenstellte. Langsam ging ich hinein und sah mich um. Ich sah Jack in einer Ecke sitzen und gerade bei einer Kellnerin etwas bestellen. In seiner Nähe saßen mehrere Männer im Gespräch vertieft. Sowie zwei Frauen die sich verliebt und tief in die Augen sahen. Sie hielten einander an den Händen und schienen die Umgebung vergessen zu haben.

Auf der anderen Seite saß eine Gruppe von mehreren Männern und Frauen die über mehren Handys hingen und ich gegenseitig etwas zeigten oder schickten. Ich ging langsam hinunter zur Bar, setzte mich an den Tresen und musterte den Barkeeper. Er hatte lockiges rotblondes Haar, eine spitze Nase und Grübchen in den Wagen.

Er lächelte mich freundlich an als ich mich setzte. „Was darf es für dich sein“, fragte er mit einem irischen Akzent. Ich fühlte mich wohl und weder unsicher noch verlegen. Ich zwinkerte und fragte: „Was kannst du denn empfehlen?“

„Oh wenn du der harte Typ bist dann vielleicht einen Whiskey. Wenn du eher der süße bist kann ich dir sagen, dass ich super gut einen Tequila Sunrise hinbekomme.“ Auch er zwinkerte mir zu und sein Blick glitt kurz an meinem Körper runter. Er flirtete und meine Augen begannen zu leuchten.

„Also“, forderte er mich auf und beugte sich etwas zu mir. Leise lachend dachte ich nach und meinte: „Man hat mir schon mal gesagt, dass ich eher der süße Typ bin. Dann bleib ich erstmal dabei…“

Der Barkeeper lachte auf und machte sich daran den Drink zu mixen. Whiskey war mir eindeutig noch zu stark, pur ohne irgendwas, dachte ich und sah mich um. Jack nippte an seinem Getränk und schien mich Augenscheinlich nach nicht zu beachten, doch ich war mir sicher, dass er es tat. Ich blickte in die Gesichter der anderen Gäste. Das verliebte Frauenpärchen war immer noch mit sich beschäftigt, ebenso wie die Männer in der Nähe von Jack.

Also ließ ich meinen Blick über die anderen Gäste schweifen bis der Barkeeper mir das Getränk reichte. „Danke“, sagte ich höflich und probierte den bunten Cocktail. Trotz der süße schmeckte man den Alkohol noch ziemlich raus und ich beschloss, den besser nicht allzu schnell zu trinken. „Der ist gut“, meinte ich als ich merkte, dass der Barkeeper eine Reaktion von mir zu verlangen schien. Er schaute mich freundlich an, musste dann jedoch weiter arbeiten. Denn neue Gäste waren gerade gekommen und hatten Bestellungen aufgegeben.

Ich nahm noch einen Schluck während ich meinen Blick erneut schweifen lies. Bei dem Tisch an dem Frauen und Männer saßen bemerkte ich nach einigen Augenblicken, dass ein junger Mann ab und zu rüber schaute. Als er erneut im meine Richtung blickte fing ich seinen Blick ein und lächelte ihn leicht zu.

Seine Augen schienen sich kurz aufzuleuchten, was durch das dämmrige Licht jedoch nur schwer auszumachen war. Doch dann sah ich wie er erneut zu mir blickte und das Lächeln erwiderte.

Und da will mir wer erzählen flirten sei schwer, schoss es mir vielleicht auch arrogant klingend durch den Kopf. Er schaute noch einige Male herüber, was seinen Freunden aufzufallen schien. Sie schienen ihm irgendwas zu sagen. Als er erneut rüber blickte und ich wieder lächelte stand er zögernd auf. Er ging zum Tresen und sagte zum Barkeeper: „Vier Bier und eine Cola Light bitte.“ Während sich der Rotblonde umwand und die Getränke vorzubereiten sah der junge Mann zu mir rüber. Seine grünen Augen blickten mich freundlich musternd an. Er war etwas kleiner wie ich und etwas schmaler. Ich hätte ihn aber nicht als zierlich beschrieben. Er trug wie ich ein Hemd und Jeans und seine Haare hingen ihn leicht fransig ins Gesicht. Er sah hübsch aus.

„Hi“, sagte ich freundlich zu ihm. „Hi“, kam es zurück, „du schaust häufiger rüber…“

Ich grinste ihn leicht an eher ich erwiderte: „Du doch auch. Soll ich damit aufhören?“ Er schüttelte den Kopf und eine leicht röte zierte seine Wange. „Nein nein, so war das nicht gemeint. Ich bin Phil“, stellte er sich freundlich vor und reicht mir seine Hand. Ich schlug freundlich ein.

„Ich bin Jasper, aber die meisten sagen Jazz.“

„Ganz allein hier?“

„Ja“, log ich ohne rot zu werden, „bin neu hier und wollte mich mal umschauen.“

„Oh so interessant ist die Stadt hier nicht. Aber es gibt schon das ein oder andere Nette hier.“ Ich stutzte einen Moment. Ich wollte es wissen! „Du meinst sowas wie dich“, meinte ich frech. Ich sah wie er innehielt und die röte deutlicher in seine Wange schoss. Es gefiel mir. Ich mochte flirten, beschloss ich in diesem Moment. Mit diesem kleinen Erfolg änderte sich etwas in mir. Ich ließ die Zügel los und merkte augenblicklich wie ich selbstbewusster wurde. Es schien, dass der nette Junge aus der Nachbarschaft sich gerade etwas verabschiedete.

„Na ja“, kam es von ihm und er grinste verlegen, „wenn du das meinst…“

„Klar hätte ich es sonst gesagt“, grinste ich und dankte Jack für diesen Vorschlag. Es war ein Spiel und im Spielen war ich gut! Phil kratzte sich verlegen am Kopf und schien kurz nach Worten zu suchen, was ich äußert süß fand.

„Eigentlich muss ich zurück zu meinen Freunden“, kam es von ihm und ich nickte leicht. „Ist doch kein Problem. Kannst mir ja deine Nummer da lassen“, schlug ich vor. Phil nickte eifrig und ich tippte mir seine Nummer ins Handy. Er lächelte mich freudig an während er die Getränke nahm und zu seinen Freunden hinüber ging. Ich schaute mit stolz geschwellter Brust auf die Nummer als eine kratzige Stimme hinter mir meinte: „Wenn du einen richtigen Kerl willst, kann ich dir auch meine Nummer geben.“

Ich drehte mich um und stellte fest, dass es einer der Männer die in der Nähe von Jack war. Er war größer wie ich etwas breiter und hatte schwarzes Haar. Der Typ reichte dem Barkeeper gerade einen 50 Dollar schein. Er trug einen gut sitzenden Anzug und wirkte ziemlich selbstsicher. Sein Alter schätzte ich auf Anfang dreißig.

„Was meinst du damit“, fragte ich ihn verwirrt.

Sein Blick glitt hinüber zu Phil während er sprach: „Das ist ein Weichgekochtes Ei, ich bin ein hartes. Also wenn du willst…“ Er schob mir tatsächlich eine Nummer hin. Ich blickte hinab und starrte sie einen Moment lang an. Ich lachte auf und grinste: „Okay, du hart gekochtes Ei, was bin ich dann, wenn der ein weiches ist?“ Er blickte runter und tatsächlich blieb sein Blick zwischen meinen Beinen Hängen. Er sah mir wieder in die Augen eher er mit tiefer Stimmte meinte: „Du bist bereit hart gekocht zu werden.“

Ich lachte über den dreckigen Scherz. Ja der war billig, aber ich amüsierte mich gerade zu sehr darüber vielleicht tat der Alkohol in meinem Blut sein übrigens. „Hm… vielleicht mag ich meine Eier aber lieber weichgekocht…“ Er grinste mich an. „Nein“, meinte er selbstsicher, „bestimmt nicht…“ Er ließ mich damit stehen und ich hätte diesen Idioten so auslachen können. Ich drehte mich zum Barkeeper um der dem Typen nachsah. „Das ist ein Arsch“, meinte er an mich gewandt. „Sowas willst du nicht Süßer.“

Ich zwinkerte ihm zu und meinte: „Nein sowas will ich auch nicht.“ Auf einmal sah ich, wie sich die Augen des Barkeepers erschrocken weiteten und plötzlich spürte ich eine kräftige Hand auf meiner Schulter.

Ich drehte mich um und sah ins Jacks Gesicht. Er sah mich zufrieden an und ich blickte selbstbewusst zurück. Vergessen waren die angespannten Tage, endlich schien ein Tag mal wirklich gut zu werden und ich fragte mich wie gut der Abend noch werden kann?



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Pitchermaus
2016-09-08T12:18:04+00:00 08.09.2016 14:18
Jetzt macht der Anfang von Kapitel 13 auch mehr Sinn, ebenso wie das letzte Kapitel. Das Jasper, was sein Familienleben betrifft, zwischen den Stühlen steht und nicht weiß, was er machen soll ist verständlich. Das finde ich beschreibst du auch ganz gut. Jack wird jedoch irgendwie immer verwirrender. Jemanden eigentlich doch recht Fremden einfach 100$ in die Hand zu drücken... Überhaupt wie er sich um Jasper kümmert und sich seienr Sorgen annimmt ist doch recht ungewühnlich, dafür, dass sich die beiden erst so kurz kennen, würde ich meinen. Es wird jedenfalls immer interessanter, die Beziehung von Jack und Jasper. Bin mal gespannt, was Jack eigentlich von seinem Nachbarn will.
Ich hoffe, dass es bald weiter geht und sich vielleicht auch die ein oder andere Frage zu Jack klärt.
Von:  nuriemma
2016-09-04T17:12:23+00:00 04.09.2016 19:12
Hammer Story bloß nicht einstellen. ...Bitte nicht
Antwort von:  Lannister123
04.09.2016 20:29
Von mir auch noch mal die Bitte, stell die Story nicht ein 🙊


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