Verborgen in Stille von Strichi ================================================================================ Kapitel 2: Neue Erfahrungen --------------------------- Immer noch versuchte ich nicht an den Vorfall zu denken, was schwieriger ist als ich eigentlich dachte. Ich erwischte mich selbst dabei, dass ich nach dem Training den Blick an den anderen Teammitgliedern schweifen ließ und innerlich ohrfeigte ich mich jedes Mal. Doch eigentlich sagte das doch gar nichts aus! Am liebsten hätte ich mit jemanden gesprochen, doch ich wusste einfach nicht mit wem ich darüber sprechen konnte! Auch Tobey kam nicht mehr in meine Nähe und ich versuchte ihn einfach zu ignorieren. Trotzdem hatte sich was verändert und dies machte mir unheimlich Angst. War es doch einfach normal, dass man nach dem Training duschen ging. Natürlich habe ich sie vorher auch betrachtet, doch irgendwie war es anders. Ich betrachtete sie und ihre Körper eingehender, aufmerksamer. Sie alle waren recht groß und viel kräftiger als Tobey. Man konnte ihre Muskeln erahnen. Da wir alle um die siebzehn waren, war keiner ein Muskelberg, dennoch waren wir alle recht sportlich. Besonders Eric, mein bester Freund, hatte einen recht sportlich athletischen Körper, auch er hatte wie ich ein angedeutetes Sixpack. Ich hatte ihm nie viel Beachtung geschenkt doch jetzt fiel es mir umso mehr auf und der Anblick gefiel mir äußerst gut. Das Spiel der sich bewegenden Muskeln… Erneut mahnte ich mich und wusch mir schnell meinen braunen Schopf. Kein anderer aus meinem Team oder meiner Freunde war untrainiert und ich stellte fest, dass ich den Anblick schon ziemlich…schön fand. Durfte ich es eigentlich als schön bezeichnen? Jedoch gab es einen großen Unterschied zwischen mir und meinen Freunden. Ich sah älter aus, als ich war. Viele glaubten, dass ich einige Extrarunden gedreht habe… häufig schätzte man mich um die 20. Ich machte das Beste aus dieser Situation und lachte einfach mit, wenn die anderen mich damit aufzogen. Wenn wieder einmal ein Referendar mich verwirrt betrachtete und entsetzt fragte wieso ich noch hier sei. Meine Standard Antwort darauf war immer, dass ich dies auch nicht verstehe. Ich betrachtete Eric erneut aus den Augenwinkeln und ermahnte mich selbst, dass nie wieder zu tun. Doch einen Augenblick später brach ich diesen selbst auferlegten Schwur wieder. Ja, Eric sah gut aus! Mit den blonden etwas längeren Haaren und den ziemlich hellen blauen Augen, den sehnigen Oberarmen. Aber man konnte doch auch als heterosexueller Männer attraktiv finden. Oder nicht? „Jazz! Hey sag` mal träumst du gerade“, riss mich die Stimme von Zack, unserem Pitchers, aus meinen Gedanken. Seine schwarzen nassen Haare hingen dem Jungen, dessen Eltern aus Mexico stammten, nass ins Gesicht. Ein Handtuch hatte er um seine Hüfte geschlungen und er grinste mich freundlich an. „Äh… was? Ja….War gerade woanders.“ Hatte er gemerkt, wo ich mit meinen Gedanken war? Ich hoffte nicht. „Jetzt lass mal Baseball links liegen. Am Wochenende steigt eine Party und du kommst als einziger an Bier“, grinste mich ein Teamkollege an. Ja, dafür war es wahrlich ein Vorteil älter auszusehen. Und nicht selten hatte ich dies ausgenutzt. „Du siehst halt aus als wärst du schon zwanzig…oder so, du alter Sack. Dein Pech Alter. Wir haben letztens übrigens darüber philosophiert, wenn wir Anfang zwanzig sind und Clubs und Bars unsicher machen…“ „Ja, dann gehe ich schon auf Ü30 Partys. Also sollte ich jetzt anfangen, Clubs und Bars unsicher zu machen“, lachte ich und meine Freunde stimmten kurz in mein Lachen ein. „Ja klar, warum nicht…ich schau ob ich Bier bekomme. Nur nicht hier in der Stadt, ich glaube mein Vater fände das nicht so prickelnd.“ Ich zog mich an und versuchte nicht weiter an den Vorfall von letztens zu denken. Als ich mit meinen Freunden lachend Richtung Parkplatz ging sprachen wir von dem bevorstehenden Spiel und ob wir Chancen auf ein Baseballstipendium haben würden. Tobey und alles andere war für mich weit weg und ich freute mich auf ein Wochenende mit meinen Freunden. Als ich Zuhause ankam hörte ich wieder meine Mutter, die Essen machte und mich später runter rief. Wir redeten nicht viel ich hörte ihr eher zu, wie Mutter von ihren und Dads Plänen sprach meinen ältesten Bruder, John, zu besuchen dessen Frau gerade hochschwanger war. Was es neues im Gemeindezentrum gab. Alles Themen, welche mich nicht wirklich interessierten. Auch das Mum mich ermahnte häufiger den Gottesdienst beizuwohnen, überging ich geflissen und lenkte das Gespräch auf das Essen. Große Lust Sonntags dorthin zu gehen hatte ich nicht. Spät am Abend versuchte ich alles zu verdrängen lag ich die letzten Tage häufig wach im Bett. Wälzte mich von einer zur anderen Seite. Ich wollte den Kuss vergessen, dass Eric auf einmal attraktiver wirkte, dass die Pornos, die ich schaute eine Wirkung auf mich hatten. Ich versuchte mir andere erotische Situationen vorzustellen. Sah eine große schlanke Frau mit großen Busen vor mir und unbewusst verzog ich das Gesicht… Immer wieder änderte sich die Vorstellung und ein großer kräftiger Mann, wurde aus der Frau. Ein Mann der kniend vor einem anderen hockte und die Beine spreizte, während er sich selbst über sein Glied strich und er seinen Hintern präsentierte. Ich strich über meine Boxer zuerst noch unsicher, aber wollüstig aufseufzten. Ich hörte im Haus nichts und nach einem Moment griff ich mit meinen Fingern in die Shorts und strich mir über mein erwachendes Glied, während ich an das tiefe Stöhnen des Mannes dachte. Zu Beginn ermahnte ich mich an anderes zu denken, doch es gelang nicht. Ich sah immer wieder den kräftigen Mann vor mir kniend und stöhnend. Fester umschloss ich mein Glied mit meiner Hand und keuchte wohlig auf. Ich mochte es lieber wenn ich härter angefasst wurde. Ich versuchte immer noch an nichts zu denken doch immer wieder kam das Bild dieses muskulösen Mannes in meinen Sinn. Ich merkte, wie ich mit der Hand schneller über mein Glied strich und es schneller hart wurde. Immer wieder glitt meine Hand auf und ab während ich leise keuchte. Ich dachte an den Porno, den ich gesehen hatte und fragte mich, wie sich ein Mann anfühlen würde…ist es enger? Bei dem Gedanken keuchte ich kurz auf und merkte wie sich erste Lusttropfen bildeten und umschloss mein Glied fester mit der Hand. Ich stöhnte leise auf und drehte den Kopf zur Seite um meine Laute im Kissen ersticken zu lassen. Ich stellte mir vor, dass statt meiner eine andere kräftige, vielleicht auch raue Hand sich an meinem Glied zu schaffen macht. Ich verrieb die Feuchtigkeit mit meinem Finger und ich wurde immer schneller mit der Hand. Ein leichter Schweißfilm legte sich auf meinen Körper. Mein Puls raste. Immer wieder schossen mir Bilder von Kerlen durch den Kopf. Es war mir gleich, dass ich das nicht sollte! Gerade fühlte es sich gut an! Und so intensivierte ich den Druck meiner Hand und spürte Augenblicke später mein warmes Sperma auf meiner Hand. Während ich mir vorstellte in einen anderen Kerl zu stoßen und erstickte meine Laute im Kissen. Frustriert setzte ich mich auf und seufzte. Ich schaute auf meine Hand hinunter und ließ mich frustriert ins Bett fallen. Ich konnte nicht schwul sein… Das war sicher nur eine Phase, redete ich mir ein und kramte in der Schublade nach einem Taschentuch. Hatten Frauen nicht sowas auch immer, mit ihrer besten Freundin? Ich stand auf und ging zum Fenster und öffnete es. Ich brauchte frische Luft und wollte meine Gedanken ordnen. Unten in der Einfahrt sah ich den Polizeiwagen den mein Vater fuhr. Heute war die Stimmung am Tisch wieder sehr bedrückt gewesen, warum verstand ich einfach nicht. Warum sich mein Vater in den letzten Wochen so sehr verändert hatte konnte ich nicht sagen. Manchmal, wenn er wütend wurde, machte er mir sogar etwas Angst. Wie sollte ich ihm das je sagen? Er hasste Schwule. Für ihn war es eine Krankheit, etwas, was Gott nicht gewollte hat. Gott hatte schließlich Mann und Frau erschaffen, redete er bei solchen Themen. Ob er mich je wieder als Sohn sehen würde, wenn ich es ihm sagen würde? Wohl eher nicht…Aber nein ich bin sicher nicht schwul, das kann nur eine Phase sein, oder so. Ich kann und darf einfach nicht schwul sein. Ein letzten Mal, strich ich mir durch die braunen Haare, eher ich das Fenster schloss. In den nächsten Tagen versuchte ich mich damit anzufreunden beziehungsweise mit mir selbst einig zu werden, dass gerade irgendetwas komisch war. Ich las viel im Internet woher sowas kam und was sich eventuell ändern würde und ob es so was auch eine Phase sein könnte. Alle waren sich einig, dass es Phasen nicht wirklich gab. Doch fand ich auch radikale Seiten im Internet, welche vom ausprügeln und anderen merkwürdigen Sachen sprachen. Ich wollte nicht so werden wie Tobey. Ich wollte meine Freunde nicht verlieren. Wollte weiterhin Kapitän des Teams sein. Ich wollte nicht, dass sich etwas ändert. Ich wollte weiterhin beliebt sein, egal wie egoistisch es klingen mag. Also sprach ich mit keinem über meine Gefühle. Versuchte es einfach zu ignorieren. Auch wenn es sehr schwer für mich war. Denn in mir wuchs nicht nur der Wunsch mit jemandem zu reden. Ich schaute noch den ein oder anderen Porno und fragte mich häufiger, wie es sei, dass alles in die Tat umzusetzen. Trotzdem hatte sich eines doch verändert. Ich fuhr regelmäßiger in die Nachbarstadt. Dort kannte mich keiner. Dort kannte keiner meinen Vater. Ich war neugierig und schaute dort den Männern nach… Doch eigentlich schaffte es mir nicht mal innerlich einzustehen, dass ich Männer interessant finden könnte. Wie sollten auch Beziehungen zwischen Männern wirklich ablaufen? Gab es immer einen der sich weiblich Verhalten sollte? Ab wann war jemand schwuchtelig? Könnte ich mir vorstellen je diesen „weiblichen“ Part in einer Beziehung haben zu wollen? Konnte ich mir überhaupt eine Beziehung mit einem Mann vorstellen? Nein, war immer meine Antwort darauf, doch dieses nein, klang selbst in meinen Gedanken von Mal zu Mal falscher. Ich wollte so gerne antworten auf meine Fragen, auch wenn diese vielleicht lauten würde, dass es wahnsinnig albern sei sich darüber Gedanken zu machen. Ich setzte mich frustriert auf eine Bank und schaute ein paar anderen Jugendlichen beim Football spielen zu. Die Sonne schien, wie häufig hier und es war recht warm für die Jahreszeit. Es war bereits Mitte Februar und das Thermometer zeigte heute 16 Grad an. Ich traute mich nicht jemanden anzusprechen, was mich frustrierte. Zu groß war die Sorge auf Ablehnung zu stoßen und immer noch, war ich ja eigentlich nicht schwul! Als ich dachte, ich sei in Viola verliebt gewesen, war es so einfach gewesen. Nach einem gewonnen Spiel waren wir Eis essen und nur wenige Tage später zusammen. Nichts kompliziertes nicht Schweres. Einer der Jugendlichen, ein groß gewachsener kräftiger Junge mit gebräunter Haut und dunklen Augen, schwarzen Haaren kam zu mir rüber und heran. Er schien ein Latino zu sein. Laut rief er mir entgegen: „Hey, du schaust schon so lange zu. Wir könnten einen vierten gebrauchen… Also wenn du Lust hast.“ Und mit diesen Worten stand er vor mir und grinste mir entgegen. Während er auf mich zugegangen war hatte ich mich bereits von der Bank erhoben und lächelte ihn freundlich entgegen und antwortete: „Hey, na ja eigentlich hab ich nichts dagegen, aber ich spiele wenn eher Baseball. Bin also im Football nicht so gut.“ „Ach kein Thema. Siehst nicht so aus als ob ich dich so schnell weghauen könnte. Ich bin übrigens Sergio.“ Er grinste und ich nickte ihm begrüßend und freundlich zu. „Ich bin Jasper, aber eigentlich sagen die meisten Jazz.“ „Okay, Jazz. Wenn du willst…Sahst zu schüchtern aus um uns anzusprechen.“ Ich grinste über die Aussage und gemeinsam gingen wir rüber zu seinen Freunden. Den eigentlichen Grund meiner Zurückhaltung behielt ich jedoch für mich. Alle drei spielten in ihrer High School Football und nach einer Diskussion über den besseren Sport, wobei keiner weder ich noch die anderen nachgeben wollten begannen wir zu spielen. Sergio war gut, soweit ich das beurteilen konnte, aber was noch interessanter war, er sah sehr gut aus. Er war breiter wie ich um einiges. Das T-Shirt spannte über seine Schulter und ließ mich das ein oder andere mal ablenken, was ich zu spüren bekam als ich mich unter ihm wieder fand und er mir dir Luft aus den Lungen drückte. „Verdammt, Alter“, lachte ich und drückte ihn von mir weg, „ich will noch atmen können. Du wiegst sicher um die 100 Kilo!“ Sergio lachte stand auf reichte mir die Hand und zog mich auf die Beine ehe er antwortete: „Kommt fast hin. Tut mir ja leid. Du Fliegengewicht, du.“ Ich musterte ihn zog die Augenbrauen hoch. „Wenn du 100 Kilo wiegen würdest wärst du Schwarzenegger… Das sind wenn gerade mal 80…“ Scherzte ich herum und grinste ihn fast schon frech an. Sergio musste lachen und zwinkerte mir aus seinen dunklen Augen zu eher er meinte: „Du hast mich erwischt… Ich komme noch lange nicht an die 100 Kilo.“ Er und ich gingen zu den anderen beiden. Als wir bei ihnen ankamen meinte einer, dass ihn seine Mutter geschrieben hatte und er gehen musste. Zusammen mit seinem, wie sich für mich dann rausstellte, Bruder ließ er mich mit Sergio im Park stehen. Ich schaute auf den Breitschultigen neben mir der mich ebenfalls kurz ansah. Sergios dunkle Augen musterten mich und er fragte: „Okay Jazz und was jetzt? Oder bist willst du auch weg?“ „Nein muss ich noch nicht… Willst du vielleicht was trinken… oder so?“ „Wenn du willst. Okay was hältst du von Burger essen?“ „Klingt gut!“ Wir gingen gemeinsam aus den Park und fanden schnell was wir suchten. Wir sprachen viel über unser Lieblingsfernsehprogramm Musik und vieles mehr. „… Sergio… ich finde dich echt nett“, begann ich vorsichtig und schaute ihm in die dunklen Augen und grinste ihn schräg an. Vielleicht war Angriff ja der beste Weg. „Ja, du bist auch ganz nett. Wieso sagst du das? Das ist komisch“, meinte Sergio und runzelte die Stirn. „Ach, ich weiß nicht, ich dachte wir könnten uns mal treffen…Auf ein Date oder so oder was du sonst so magst“, sagte ich und klang dabei weniger schüchtern oder unsicher als ich befürchtet hatte, worüber ich sehr froh war. Sergios Augen weiteten sich und plötzlich sprang er von seinen Platz auf und starrte mich hasserfüllt an. „Soll das heißen ich hab Football mit einer Schwuchtel gespielt? Ist ja widerlich! Komm mir bloß nicht zu nah oder ich verspreche dir! Nein, ich schwöre dir, ich werde dich erschießen! Ist ja krank! Bah! Ich kenn genug Leute die das machen würden!“ Rief er laut und spuckte mir vor die Füße. Ich sah ihn erschrocken an und meinte beschwichtigend zu ihm: „Ist gut Mann, beruhig` dich mal. Du kennst…“ Sergio sah mich hasserfüllt an, etwas was ich so in der Form gar nicht kannte, ehe er mir entgegen schrie: „Ich brauch dich nicht kennen! Alle Schwuchteln sind gleich, du Schwanzlutscher!“ Ich wurde wütend und stand auf, denn Sergio raste vor Wut und ich wollte ihn auf Augenhöhe begegnen. Denn mich trafen die gleichen Worte wie ich sie sonst nur von Tobey kenne. „Ich mein es ernst, du Schwuchtel. Sollte ich dich noch mal sehen erschieß ich dich. Dafür würde ich ja sogar noch gefeiert werden!“ Mit diesen Worten drehte er sich um und ließ mich verwirrt und unsicher zurück. Es war, als würde ich in einer Trance feststecken. Erst nach einem Augenblick rührte ich mich wieder und stellte fest, dass viele in der Umgebung mich neugierig musterten und einige verächtlich schauten und zum ersten Mal in meinem Leben wusste ich, wie es war bloß gestellt zu werden. In dieser Form, war es mir noch nie passiert! Eiskalte Schauer jagten mir den Rücken hinunter und ich musste Schlucken obwohl mein Mund sich staubtrocken anfühlte. Langsam stand ich auf und hatte nur noch das Gefühl diesen Ort schnell verlassen zu müssen! Ich spürte die Blicke der Menschen, ob sie mich nur neugierig musterten oder verachtend ansahen machte keinen Unterschied. Sie brannten sich in diesem Moment ein und sie taten so weh! Wie mechanisch bewegten mich meine Füße weg von dem Ort. Tatsächlich war es wie eine Flucht für mich. Wie konnte Tobey das nur aushalten? Und das jeden verdammten Tag?! An den Weg nach Hause erinnerte ich mich kaum noch und als ich Zuhause ankam lief ich fast in meinen Vater hinein, der sich gerade die Schuhe auszog. „Pass doch auf Junge“, mahnte er mich genervt und runzelte die Stirn als er mich sah. „Alles klar, Jasper? Siehst ja auch als hättest du einen Geist gesehen.“ Ich sah meinem Vater in die Augen und erkannte meine eigenen in ihnen wieder. Er hatte die gleichen Gesichtszüge, ein markantes Kinn auf dem sich ein drei Tage Bart abzeichnete. Er hatte wie ich dunkelbraunes Haar, nur war seines durchzogen von grauen Haaren. Er könnte die Vaterschaft nicht abstreiten, selbst wenn er es gewollt hätte. Ich beobachtete ihn dabei wie er seine Waffe nahm, sie sicherte und mit dem Holster an die Garderobe hing. Kurz kam mir der Gedanke, dass ich mit ihm reden könnte, doch gleich darauf verwarf ich ihn wieder. Dad war keine Person mit der ich über dieses Thema reden könnte! „Nein, ist alles okay. Nur… hatte mit jemandem Stress. Das ist alles. Aber ist nichts passiert“, log ich schnell und setzte ein Grinsen auf, von dem ich hoffte es erreichte meine Augen. „Will ich doch hoffen… Sag mal, John hat angerufen, wenn das Baby da ist, sollen wir ihn besuchen und seine Frau… Da sind vermutlich Ferien, willst du mit?“ Selten ging Dad darauf ein, wenn es jemanden schlecht ging. Irgendwie fehlte ihn dafür die Empathie. Ich verdrehte die Augen und irgendwie war ich enttäuscht, wie schnell es egal war. Mein Bruder John war fast Mitte dreißig. Als ich geboren wurde war er bereits sechzehn und wenige Jahre später war er ausgezogen, mit ihm verband mich, außer den traditionellen Familienfesten eigentlich nichts. „Hm…weiß nicht… muss nicht sein, weißt du. Ist auch mal cool Sturmfrei zu haben.“ Vaters Brauen zogen sich zusammen und er musterte mich, dann fing er an zu grinsen: „Willst eine Party schmeißen, ne? Ich warne dich Jazz räum danach auf und pass auf, dass die Nachbarn nicht zu schlecht reden klar?“ Ich verdrehte grinsend die Augen und zog mir die Jacke aus und erwiderte: „Du kennst mich. Ich werde schon keinen scheiß bauen… Wie war denn die Arbeit?“ „Ach… haben einen neuen bekommen. Mal schauen, der ist Schwarz“, war seine Erklärung, als ob dies allein schon etwas war weswegen man sich beweisen musste. Ich verstand nicht, weswegen war Vater so und wieso ich nicht? Hatte er mir damals wirklich so Angst gemacht als er Jackson zu Rede stellte? Seither fing ich an die Meinung meines Vaters zu hinterfragen und seine Handlungen. Zwar tat ich alles um ein guter Sohn zu sein, doch wenn ich ehrlich war, tat ich es häufig um Problemen oder Konflikte mit ihm aus dem Weg zu gehen. Unschlüssig nickte ich ihm zu und ging langsam die Treppe hinauf. Nein Vater würde es nie gutheißen sollte ich mich outen, wenn es nicht einfach gerade eine Phase ist. Doch ich liebe ihn. Ich liebe meine Familie, aber würde sie das wirklich überstehen. An diesem Abend schwirrten Gedanken und Fragen durch meinen Kopf, die Drohung, die Sorgen die unausgesprochenen Fragen… Ich kannte nur einen, der sie mir beantworten konnte, aber wie sollte ich mit ihm sprechen ohne das es den anderen Auffällt? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)