Liebe führt, wie zu erwarten... nach Amerika? von Lyndis (Liebe führt Teil 3) ================================================================================ Angriff statt Verteidigung -------------------------- Brooklyn So war das nicht geplant gewesen. Etwas überfordert sah er auf die drei anderen in die in dem Zimmer versammelt waren. „Was soll das heißen, was tue ich hier?“, kläffte Kai Yuriy an. „Du kannst mir wohl kaum verbieten, hier zu sein!“ „Ich habe dir gesagt, du sollst nichts dummes tun! Ich habe das heir als Beispiel gebracht! Du hs ates versprochen!“ Kai verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte seinen Kumpel wütend an: „Du kannst nicht ernsthaft gedacht haben, dass ich, nach der Bombe, die du hast platzen lassen, nicht hier bin!“ Brooklyn hob beruhigend die Hände: „Leute, beruhigt euch.“ Wenn das so weiter ginge, würden die beiden sich noch prügeln. Aber alles, was das brachte, war Kais eisiger Blick, der nun auf ihm, statt auf Yuriy lastete. „Und du glaubst tatsächlich, hier irgendwas zu melden zu haben?“ „Ich bin gerade der einzige hier, mit einem kühlen Kopf und ich kann dir sagen, dass du mit der Attitüde hier nicht weiter kommst. Beruhige dich.“ „Einen scheiß werde ich.“ Jeder andere hätte diesen Satz wohl geschrien, aber Kai knurrte ihn, als wäre er ein Tiger kurz vor dem Absprung. Brooklyn stellten sich die Nackenhaare auf. „Du bist doch erst mit Schuld an der ganzen Miesere. Du hättest im Park alles aufklären können. Du hättest Yuriy viel früher die Information geben können! Wir hätten das hier längst klären können!“ Broolkyn musste tief durchatmen, um diesen Angriff nicht an sich heran zu lassen. Kai wollte ihn nur provozieren. Er musste ruhig bleiben: „Es ist Reis Entscheidung, was er dir erzählt und was nicht und es ist nicht an mir, das aufzuklären. Das ist allein Reis Sache.“ „Natürlich“, zischte Kai als Antwort. „Deshalb erzählst du es Yuriy trotzdem. Demjenigen der mir am nächsten steht.“ Kai stockte plötzlich und warf einen kalkulierenden Blick auf Yuriy. „Du bist loyal...“, murmelte er nachdenklich und Broolkyn wurde kalt. „Du würdest niemals ein Geheimnis weitertragen. Du tratschst nicht. Wenn Brooklyn dich gebeten hätte, es für dich zu behalten, wärst du damit nicht zu mir gekommen. Nicht wenn er gute Gründe gehabt hätte, es mir nicht zu sagen. Warum hat er es dir gesagt? Es ergibt nur Sinn, wenn er was von dir will und dann hätte er dir die psychischen Zusammenhänge erklärt und du hättest ihm geglaubt, dass es keine gute Idee ist, Rei mit der Offenbarung zu belasten. Du hättest nie… nein, das war nicht der Grund.“ Kais Augen weiteten sich, als die Erkenntnis ihn traf. Oh weh… das war nicht gut. Der Blick, der Brooklyn jetzt traf, war schneidend kalt, die Stimme von Kai viel zu ruhig: „Du hast es ihm gesagt, damit er zu mir kommt. Du hast ihm gesagt, er soll es mir sagen. Was für ein Spiel spielst du hier?“ Es war erstaunlich, dass Kai Yuriy keinerlei Vorwürfe machte. Der hing da ja offensichtlich genauso mit drin, wie Brooklyn selbst. Was konnte er jetzt tun? Was sollte der sagen? Das hier war eine K atastrophe. „Yuriy meinte, du wärst nicht so impulsiv und würdest gleich zu Rei rennen. Wir wollten euch helfen. Die Situation war so verfahren, alleine hättet ihr das nicht geschafft.“ Er sah sofort, dass diese Worte keinerlei positive Wirkung hatten. Stattdessen gefroren die roten Augen zu Eis. Als Kai einen Schritt auf ihn zu machte und damit in Schlagreichweite kam, packte Yuriy ihn plötzlich an der Schulter: „Tu nichts dummes, du Vollidiot und lass Brooklyn aus dem Spiel. Er hat dir nichts getan, das war ich.“ Mit einem heftigen Ruck, riss Kai sich los, funkelte zuerst Yuriy und dann wieder ihn an: „Wenn ihr so dringend Kuppler spielen wollt, wie wäre es, wenn ihr erst einmal eure eigene Beziehung auf die Reihe bekommt? Yuriy steht auf dich, seit ihr euch kennengelernt habt und gibt es nur nicht zu, weil er immer noch denkt, dass Homosexualität eine Krankheit ist! Therapier das, du Quacksalber, aber lass mich und Rei gefälligst in Ruhe!“ Das saß. Tief. Und um die Dramatik zu komplettieren verließ Kai das Zimmer. „Wo zum Teufel willst du hin?“, rief Yuriy ihm nach. „Ich suche Rei!“ Erst jetzt fiel auch Brooklyn auf, dass sie nur noch zu zweit im Zimmer waren. Er war ein toller bester Freund… „Hör nicht auf den Quatsch, den er gesagt hat.“ Normalerweise war Yuriys Stimme ruhig bis uninteressiert oder wütend wie gerade eben. Aber jetzt war sie genauso schneidend kalt, wie die von Kai gerade. Yuriy log… Kai Zum Glück war Rei noch genauso berechenbar wie früher auch. Er fand ihn in der Trainingshalle der Universität, wie er unkoordiniert auf einen Boxsack einschlug. Da Kai so abgelenkt gewesen war, hatte er nicht mitbekommen, wann Rei verschwunden war, aber der Wut nach zu urteilen, die der an dem Sack ausließ, hatte er genug mitbekommen. „Du bist ganz schön eingerostet.“ Es waren noch ein paar andere in dem Traininsgraum, aber das war ihm herzlich egal. „Könnte aber auch daran liegen, dass man Sport nicht in Straßenklamotten macht.“ Er kam näher, als Rei ihm einen angepissten Blick zuwarf. „Geh weg“, forderte der. Ein Tritt landete hart in dem stoßabsorbierenden Material. Nicht schlecht, mit der Hose, aber weit weg von Reis Bestform. Verständlich. Kai hätte mit Kampfsport nach der Sache in dem Heim auch aufgehört, wenn er eine Wahl gehabt hätte. Leider waren zu viele Kinder noch zu aggressiv, als dass er sein Deckung fallen lassen konnte. Manche würden sie nie wieder hin bekommen, egal, wie fest sie mit Psychologen zusammen arbeiteten. Dennoch wollte keiner von ihnen die Hoffnung aufgeben, weshalb die Kinder im Heim blieben, obwohl das riskant war. Aber solange Yuriy, er und die anderen des Weltmeisterteams da waren und alles im Auge behielten, lief es. Bisher klappte es auch ohne die offiziellen Leiter. Boris und Sergei machten ihren Job erstaunlich gut. Gerade Boris entwickelte ein Händchen für die Kinder, was ihn enorm verwunderte. „Willst du wirklich, dass ich gehe? Denn das einzige, was das zum Resultat hat, wäre, dass es endgültig aus zwischen uns wäre.“ Davon war er überzeugt. Wenn er jetzt ginge, würden sie nie wieder zusammen finden, weil Rei nicht aufhören konnte, davon zu laufen. Eine schnelle Reihenfolge an Schlägen traf den Boxsack. Es sah fast so aus, als wolle Rei ihn komplett zerlegen. „So wird das nichts“, kommentierte Kai und sah sich um. „Wo kann man hier in Ruhe kämpfen?“ Das brachte Rei endlich zum Innehalten: „Wir werden uns nicht prügeln.“ „Du bist echt ein Banause, wenn du einen gepflegten Übungskampf als Prügelei siehst.“ Es würde nicht so werden, wie sonst mit Yuriy. Kai war ruhig genug, um diesen Kampf nach Regeln ausfechten zu können. Sie würden nicht kämpfen, um sich weh zu tun, sondern nur, um ihrem Frust Luft zu machen und ihre überschüssige Energie los zu werden. Rei sah unschlüssig auf den Boxsack vor sich und dann zurück zu ihm. „Komm schon“, forderte Kai und grinste hintergrnüdig. „Deine einmalige Chance, mir eine runter zu hauen.“ Das ließ Rei zwar die Augen verdrehen, aber auch grinsen. Ein paar Augenblicke später, standen sie dann in einem etwas separaten Trainingsraum. Da sich Kai in seinem Hemd kaum bewegen konnte, zog er es kurzerhand aus. Für einen Augenblick dachte er, Reis tellergroße Augen seien. „Ich weiß, es ist eine Weile her, aber du hast mich schon nackt gesehen. Du wirst nicht plötzlich Berührungsängste entwickelt haben?“ „Bist du der russischen Mafia beigetreten oder so?“ „Was?“ Kai sah automatisch an sich herab, bis ihm die Linien auffielen, die sich um seine Hüfte schwangen. Er hatte sein Tattoo nicht vergessen, aber es war ein Teil von ihm geworden, sodass er vergessen hatte, dass es für andere ungewöhnlich sein könnte. Er drehte sich, damit Rei das ganze Kunstwerk bestaunen konnte. Es war ein Feuervogel, der sich über seinen gesamten Rücken zog. Die Flügel umschlossen seine Oberarme, während der Kopf majestätisch zwischen seinen Schulterblättern gereckt war. Nur die Schwanzfedern waren ein wenig rar. Es waren nur vier, wo normale Abbildungen eines Feuervogels wesentlich mehr aufwiesen. „Der Feuervogel steht in Russland für den Beginn einer beschwerlichen Reise. In den Märchen findet jemand eine Schwanzfeder und wird dann auf die Suche nach dem Feuervogel geschickt. Und über die Phönixmetapher muss ich dir wohl nichts sagen.“ Er drehte sich wieder um, ohne die genaue Bedeutung für sich selbst zu erklären. Er war nicht über Nacht plötzlich ein offener Mensch geworden. Die Schwanzfedern standen jeweils für den Beginn und das Ende einer schweren Reise oder Aufgabe. Eine stand für den Aufenthalt bei seinem Großvater, eine für die Beziehung mit Rei, eine für die Reise nach Russland und eine für die Übernahme des Heims. Sobald er die Ruhe dafür hatte, würde auch noch eine für die Reise nach Amerika dazu kommen. Und hoffentlich auch eine für den Neubeginn der Beziehung mit Rei. Der Feuervogel war er selbst und das Ziel seiner Reise war, sich selbst zu finden. Außerdem stand er als Phönix für den Neuanfang als eigenständiger Mensch, nachdem er sich von seinem Großvater gelöst hatte. Aber das alles wusste niemand und eventuell würde nicht einmal Rei davon je erfahren. Es war zu persönlich und es auzusprechen könnte das Versprechen wertlos machen, das er sich selbst damit gegeben hatte: Sich niemals wieder zu verlieren. Rei starrte ihn immer noch an, als hätte er einen Geist gesehen, aber das war nicht so schlecht, sorgte es doch dafür, dass er Abstand von seiner Wut bekam. „Na los jetzt“, forderte Kai dann aber. „Zeig mir, wie viel du in den letzten Jahren verlernt hast.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)