Dancing in the Rain von namu ================================================================================ Kapitel 1: Dancing in the Rain ------------------------------ Als kleine Entschädigung, weil ich Momentan von einem hartnäckigen Block befallen bin, und es deshalb in meinem Hauptwerk nicht weiter geht, hier eine kleine Praline, die ich schon vor einer Weile geschrieben habe. Dancing in the rain Adrien hatte sich den Klassenausflug anders vorgestellt. Und obwohl dies sein erster Klassenausflug war, schien er nicht der Einzige zu sein. Der Grund dafür war offensichtlich, es regnete Bindfäden. Sie hatten es kaum trockenen Fußes bis in die Jugendherberge geschafft, als der Himmel auch schon seine Pforten geöffnet hatte und von da an hatten sie keinen Fuß mehr vor die Tür setzen können. Der geplante Grillabend mit Lagerfeuer war also wortwörtlich ins Wasser gefallen. Adriens Vorfreude hatte einen heftigen Dämpfer verpasst bekommen. Er war enttäusch. Nino schaffte es jedoch in Rekordzeit dem Abhilfe zu verschaffen. Er packte ein Kartenspiel namens Ligretto aus, von dem Adrien noch nie gehört hatte und dessen Regeln er auch nach der zweiten Erklärung nicht verstand, also zeigten Alya, Nino und Marinette ihm anhand einer Beispielrunde was sie meinten, was ihn fast noch mehr verwirrte, denn für ihn sah es aus als würden sie alle drei ohne Logik und System wie wild auf die Karten und den Tisch einschlugen, bis Marinette mit einem mal Stopp rief und die anderen Beiden anfingen zu fluchen, weil sie anscheinend verloren hatten. "Spiel einfach mit, wenn du das dritte Mal verloren hast, wirst du schon begreifen was du falsch gemacht hast.", sagte Alya ungeduldig und zog ihn auf den freien Platz zwischen sich und Marinette. Nino drückte ihm einen Stapel Karten in die Hand und schon fand er sich mitten im Spiel wieder, darum bemüht Marinettes fliegenden Händen auszuweichen. Sie war verdammt schnell. Die Runde war vorbei bevor er überhaupt wirklich angefangen hatte zu spielen. Marinette hatte wieder gewonnen. "Revange.", forderte Nino, was Marinette ihm mit einem süffisanten Lächeln wie er es noch nie auf ihrem Gesicht gesehen hatte gewährte. Diesmal schaffte er es vier Karten abzulegen, bevor Marinette mit einem mal nach einer seiner Karten schnappte "Sorry, brauche die.", sie auf einen Stapel schmiss als würde es sich um ein Shuriken handeln und nicht um ein Stück Papier und knallte ihre eigene Karte darauf "Stopp!". Von Alya und Nino kam ein unisones Stöhnen. Adrien analysierte stattdessen ihre Körperhaltung. Sie kniete auf ihrem Sessel, auch wenn sie nicht wirklich saß sondern sich mit Muskelkraft in der Luft hielt. Ihr Oberkörper war vorgebeugt und mit einem mal verstand er, warum sie so gut war. Diese Haltung war leicht und schnell, nicht so schwerfällig, wie normales sitzen und erlaubte ihr, näher bei den Karten zu sein. Er lächelte, und kniete sich hin. In der nächsten Runde schaffte er es 16 Karten abzulegen, und war damit besser als Nino, der nur 9 schaffte. "Revenge", forderte Alya erneut. Diese Runde war gut für ihn. Er startete mit 3 Einsen und legte nur 5 Karten weniger ab als Marinette. Dennoch war ihre Geschwindigkeit unschlagbar. "Leute, ihr könnt doch nicht ohne mich anfangen!", beschwerte sich in diesem Moment jemand neben ihm und als er aufblickte, sah er Alix. "Steig ein.", sagte Alya und zog ein weiteres Paket mit Karten aus ihrer Tasche, und kurz darauf hatten sich Alix, Juleka, Rose und Kim zu ihnen gesellt. Doch keiner konnte Marinette das Wasser reichen. Sie war flink und erfasste die kleinste Änderung der Karten im Spiel sofort. Zeitweise herrschte regelrecht Krieg auf dem Tisch wenn alle Mitspieler panisch über den Tisch langten und versuchten ihre Karte als erster auf einen Stapel zu legen. Adrien war überrascht, dass sie sich noch nicht gegenseitig geschlagen hatten. Wenige Runden später stand Nathaniel verlegen neben Marinette und fragte, ob er auch mitspielen könne. Die Gelegenheit nutzend schlossen sich Ivan und Mylene ihnen an und er hörte mit halbem Ohr wie Chloe verkündete, dass sie sich auf keinen Fall so ihre Maniküre ruinieren würde und Sabrina befahl, ihr Gepäck auf ihr Zimmer zu bringen. Das Spiel wurde hektischer mit jedem Spieler der neu dazu kam und er stellte überrascht fest, wie anstrengend es war. Nicht nur, weil es extreme Muskelanspannung brauchte um sich die ganze Zeit über so in der Luft zu halten wie Marinette es tat - wo hatte sie die dafür erforderlichen Muskeln in ihrem schmalen Körper? - sondern auch, weil es unheimlich schnell war und man die Augen überall gleichzeitig haben musste, während man fast über den Tisch sprang um seine Karten abzulegen. Nach 17 Runden hatte Marinette nur zwei Mal verloren. Ein Mal gegen Ivan - dessen Arme einfach so lang waren wie ihr Körper - und Alix, die auch verflixt schnell sein konnte. Adrien stellte zufrieden fest, dass er näher kam. Alya stieg aus, nachdem sie das 25te Mal in Folge verloren hatte und beschloss stattdessen ihre Klassenkameraden zu filmen, die fluchten wie die Rohrspatzen, während sie wild auf den Tisch - und die Karten - einschlugen, nur um festzustellen, dass jemand anderes schneller gewesen war, meistens Marinette. 28 war seine magische Zahl. Der Tisch verstummte einen Moment lang in vollkommener Überraschung als er "Stopp!", rief, dann hagelten die Glückwünsche auf ihn herab, Nino klopfte ihm auf die Schulter, Marinette lächelte ihn an und Alya hielt den Moment mit ihrer Handykamera fest. Als er das nächste Mal auf die Uhr sah, waren dreieinhalb Stunden vergangen und es war fast Zeit fürs Abendbrot. Das Abendessen war mehr als er sonst zu essen bekam und er vertilgte jeden Krümel davon, während Nino nach der Hälfte aufhörte und sich beschwerte, dass sein Vanilliepudding nach Spüli schmeckte. Adrien beschwerte sich nicht, dafür bekam er zu selten Nachtisch, und vertilgte auch noch Ninis Pudding, während dieser mit Alya unauffällig aus dem Essensraum verschwand um Pizza zu bestellen. Auch Marinette hatte nicht fertig gegessen und Alya mit einem Nicken zu ihrer Bemerkung "Herbergsfraß" zugestimmt. Eine Stunde später hatten sie es sich wieder im Aufenthaltsraum gemütlich gemacht, mit 10 Pizzen, die sich jetzt in der Mitte auftürmten. Nino hatte kurzerhand von jedem ihrer Freunde 4 Euro eingesammelt um die Kosten zu decken und jetzt taten sie sich alle daran gütlich. Alle außer Chloe, sie hatte nach dem Abendessen verkündet, dass sie jetzt ihren Schönheitsschlaf brauche und niemand hielt es für nötig, sie darüber in Kenntnis zu setzen, dass sie jetzt echtes Essen hatten. Selbst Sabrina hatte sich nur mit einem kleinen Lächeln und einem Stück Pizza zu ihnen gesetzt. Noch bevor sie fertig gegessen hatten, hatte Alya ein neues Spiel zu Tage befördert. "Werwolf.", bemerkte Nino anerkennend und Alys zwinkerte ihm zu. Alix stieß einen begeisterten Ruf aus, Rose klatschte in die Hände und Adrien bekam das Gefühl, dass er sehr viel verpasst hatte. Wieder erklärte man ihm die Regeln eines Spiels, das er nicht verstand und bald schwirrte ihm der Kopf vor lauter Erklärungen, was welchen Character ausmachte und schließlich schlug er selbst vor, einfach eine Proberunde zu spielen. Kurz darauf bekam er die Karte eines Werwolfs und wurde direkt am ersten Tag von dem Dorfbewohnern gemeuchelt. Irgendetwas hatte er wohl falsch gemacht. Zumindest bekam er so die Gelegenheit, den Rest der Runde zu beobachten und danach hatte er das Spiel verstanden. Besonders interessant fand er den Moment, in dem die Werwölfe Alix töteten, die die Hexe war und mit ihrem Todestrank Nino mitnahm, den sie - zu Recht - verdächtigte ein Werwolf zu sein, der jedoch auch mit Alya zusammen das Liebespaar bildete und da Alya der Jäger war nahm sie noch Kim mit, der sich als Amor rausstellte. Und plötzlich war fast das halbe Dorf tot. In der nächsten Runde fand er sich selbst von Armors Pfeil getroffen und als Nathanael das Liebespaar aufforderte aufzuwachen, fand er sich Marinette gegenüber, die ihn scheu anlächelte. Marinette war ein Werwolf, er ein Dorfbewohner. Er wusste das Liebespaar konnte auch als Sieger aus dem Spiel hervor gegen. Und er kannte Marinette. Sie hatte eine nahezu einmalige Gabe Situationen zu analysieren. Wenn er der Richtung, die sie einschlug folgte, konnten sie gewinnen. Außerdem kannte sie die anderen Werwölfe, er würde also vorerst nicht sterben. Er grinste ihr zu und reckte einen Daumen in die Höhe. Vierzehn Minuten später starrten alle fassungslos, als Adrien und Marinette das gewonnene Spiel mit einem "Bien joue." Und einer Fist Bump besiegelten. Als sie sich schlussendlich mehr schlafend als wach Richtung Bett bewegten, war es halb drei Uhr Morgens. Er hörte wie Alya Nino fragte ob er Marinette gesehen habe, das Mädchen war vor etwa einer halben Stunde auf einmal verschwunden und seither wie vom Erdboden verschluckt, dieser verneinte und Adrien nutzte die Gelegenheit, setzte seine schwarze Kappe auf, zog die Kaputze seines schwarzen Hoodies darüber und schlüpfte aus der Eingangstür. Der Regen floss immer noch unerbittlich auf die Erde nieder, doch das Vordach schützte ihn gut und er wollte ohnehin nur einige Minuten die Ruhe genießen und dieses gute Gefühl in seinem inneren konservieren. Außerdem mochte er Regen. Das schlechte Wetter hatte ihm seinen Klassenausflug doch nicht versaut. Entspannt lehnte er sich an die Eingangstür und atmete tief ein und aus als ihm eine Bewegung auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes auffiel. Die Jugendherberge war hoch auf einem Felsvorsprung erbaut und von der Fronttüre aus konnte man das ganze Tal überblicken. Auf der anderen Seite des Hofes ging es steil in die Tiefe. Einen Moment lang dachte er, er hätte es sich nur eingebildet. Niemand wäre so dumm im strömenden Regen ohne weit sehen zu können dort hin zu gehen, doch dann erhaschte er eine neuerliche Bewegung und schlug alle Bedenken in den Wind. Die Schultern hoch gezogen - obwohl er wusste, dass er triefend nass in die Herberge zurückkehren würde - rannte er über den Hof. Langsam schälten sich vor ihm Umrisse aus der Dunkelheit. Der Regen peitschte ihm trotz seiner Kappe ins Gesicht und machte es schwer etwas zu erkennen. Und dann sah er sie. Ihre schmale Silhouette zeichnete sich dunkel vor dem wolkenverhangenen Sturmhimmel ab, in fließender Bewegung als würde sie den Sturm gar nicht bemerken. Nein, nicht als würde sie ihn nicht bemerken, als wäre sie ein Teil von ihm. Als würden sie Wind und Regen durch die Bewegungen führen. Ihre nackten Füße vollführen auf dem rauen felsigen Untergrund perfekte Pirouetten, nur Zentimeter vom felsigen Abgrund entfernt auf den letzten Felsen, die das Plateau abgrenzten. Er zog scharf die Luft ein als sie einen Sprung machte und sich in der Luft drehte, war schon fast bereit in einen Sprint zu brechen und sie zu fangen, doch sie landete mit natürlicher Eleganz wieder auf den Ballen ohne auch nur im geringsten das Gleichgewicht zu verlieren. Sein Körper bewegte sich bevor sein Gehirn den Befehl dazu bewilligt hatte. Sie streckte sich in eine Arabesque, die like Hand grazil vor sich ausgestreckt. Er wollte sie nicht erschrecken, doch er spürte wie sie überrascht - wenn auch nur leicht - zusammen zuckte, als er ihre Hand nahm, doch sie ließ sich nichts weiter anmerken, verließ die Arabesque und folgte dem leichten Zug seiner Hand in eine Drehung, ihre Füße tanzten sicher über den rauen Stein, als sich ihre Hand auf seine Schulter legte und sie die Augen öffnete um ihren neuen Tanzpartner zu betrachten, und nicht sah außer strahlende grüne Augen unter Schwarz. "Darf ich bitten, My Lady?", fragte er. "Sie dürfen.", antwortete sie mit weicher Stimme und er versuchte ihre Gesichtsmerkmale auszumachen, doch Regen und Wind waren zu stark, er konnte nicht klar sehen und das einzige, was unverkennbar war, war ihr knallroter Hoodie. Er führte sie durch eine langsame Drehung, darauf bedacht seinen Griff fest zu halten, doch locker genug damit sie selber entscheiden konnte, welchen seiner Bewegungen sie folgen wollte. Ihre Berührung war leicht auf seiner Schulter, als sie sich vorbeugte und ein Bein hinter ihrem Rücken gerade in die Luft streckte, während er sie vorsichtig drehte. Sie trat einen Schritt an ihm vorbei, tanzte mit ihm am Abgrund entlang und instinktiv griff er nach ihrer Taille um sie zu stützen, als ihr Griff um seine Schultern fester wurde und sie sprang. Er hielt sie sicher in der Luft, bevor er sie sanft auf seiner anderen Seite wieder absetzte und erst dann wagte den Griff um ihre Taille zu lockern, als er absolut sicher war, dass sie nicht auf den nassen Steinen abrutschen würde. Selbst jetzt, ihre Gesichter nur Zentimeter von einander entfernt, nah genug damit er die Röte auf ihren Wangen erahnen und ihren Atem auf seinen Lippen spüren konnte, war es ihm unmöglich sie klar zu sehen. Ihre Haare waren dunkel, doch das konnte auch vom Regen herrühren. Seine Hände lagen leicht auf ihren Hüften, durch den nassen Pullover konnte er ihre warme Haut spüren und der peitschende Wind wehte ihm ihre Haare entgegen. Sie drehte sich langsam in seinem Griff, bis ihr Rücken an seine Brust gepresst war, seine Hand auf ihren Bauch lag und sie dicht bei sich hielt, bevor sie sich langsam auf die Zehenspitzen stellte und sich in eine neue Arabesque streckte. Sein Atem streifte ihren Nacken, die Wärme ihres Körpers stahl sich durch seinen nassen Pullover. Mit einer schnellen Bewegung hatte er sie einmal herum gewirbelt und ihre Hände lagen auf seinen Schultern, ihr Brustkorb hob sich hektisch gegen seinen, beinahe berührten sich ihre Gesichter. Er traute sich einen Moment lang nicht sich zu bewegen während der Regen auf sie hinab prasselte. Dann - und er wusste nicht, wo er den Mut so plötzlich her nahm - beugte er sich langsam vor, darauf bedacht ihr die Möglichkeit zu geben zurück zu weichen falls er gerade Grenzen überschritt, doch sie zögerte nicht, wich nicht zurück. Ihre Füße streckten sich ihm auf dem rauen Untergrund entgegen bis ihre Lippen weich und kühl vom Regen auf seine trafen. Es war eine sanfte, scheue Berührung und sein Gehirn setzte aus. Seine Hand legte sich an ihre Wange und zog sie mit leicht geöffneten Lippen näher. Ihre Arme wanderten von selbst weiter seine Schultern hinauf, sie neigte leicht den Kopf, ihr Körper lehnte sich vollends gegen seinen. Er kostete sie, erhaschte den leichten Geschmack von süße und Keksen der sich mit seinem eigenen Pfefferminz vermischte. Sie raubte ihm den Atem und sie tat dies mit Freuden. Er konnte ihr Lächeln spüren als er sie unter halb geschlossenen Lidern heraus beobachtete. Ihre Augen waren geschlossen, doch sie flatterten auf als er sich sanft zurückzog, die Hand noch immer an ihrer Wange und blickte in ihre dunklen Augen unter einem dichten Kranz geschwungener Wimpern. Einen Moment verweilten sie so, dann machte sie einen Knicks und war schon leichtfüßig im Regen verschwunden. Adrien sah ihr nach und entschied sich dann, ganz, ganz langsam zur Jugendherberge zurück zu gehen. Unter dem Vordach blieb er stehen und lehnte sich gegen die Tür und lauschte der Debatte in seinem inneren. Wenn er ihr schnell genug folgte könnte er rausfinden, mit welchem Mädchen seiner Klasse er soeben getanzt hatte. Doch wollte er es überhaupt wissen? Wollte SIE überhaupt, dass er es wusste? Hatte SIE IHN erkannt? Schließlich schälte er sich aus seinem nassen Pullover und faltete seine Kappe um sie in seine hintere Hosentasche zu stecken. Er wrang seinen Pullover aus und hielt ihn in der Hand während er sich soweit wie möglich das Wasser aus den Haaren schüttelte. Es sah nicht so aus, als ob der Regen in den nächsten Stunden aufhören würde. Als er mehrere Minuten später wieder das Gebäude betrat saß Alya mit Marinette im Aufenthaltsraum. Alya hielt ihrer Besten Freundin einen Vortrag darüber, dass sie nicht einfach so verschwinden konnte, und Marinette ließ die übertriebene Sorge ihrer besten Freundin mit einem schuldbewussten Lächeln über sich ergehen, in einem frischen Pullover und mit einem Handtusch um die Haare. Sie lächelte Adrien an, als der durchnässte Junge sich durch den Aufenthaltsraum zu schleichen versuchte und von Nino schon ein Handtuch entgegen geschmissen bekam. "Dude, du bist selbst unter dem Vordach so nass geworden?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)