Meeting again von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Niemand kann die Zeit zurück drehen ---------------------------------------------- Eine etwas ältere Geschichte von mir. Reklametafeln erhellten die Nacht. Menschenstimmen lagen in der Luft, doch Haku hörte sie nicht. Nervös rückte er seine Krawatte zurecht und schlängelte sich durch die Menschenmasse, als ob er in seiner anderen Gestalt wäre. Eine Frau mit türkisen Haaren rempelte ihn an, rote Fußgängerampeln wechselten auf Grün und ein Portmoneedieb steckte die Hand in seine Smokingtasche. Irgendwo schrie ein Kind, Autohupen erklangen; Haku ging einfach weiter. Vor ihm tauchte eine Bushaltestelle auf, die völlig leer war. Stumm setzte er sich auf die Bank und richtete seinen Blick auf den weit entfernten Fujiyama. Ein Mann setzte sich neben ihn, dessen Kleidung nur aus Dunkelblau bestand. Die orangenen Lichter des gegenüber liegenden Wolkenkratzers spiegelten sich in seinen braunen Augen, als er die Hand auf Hakus Schulter legte. „So allein unterwegs? In dieser Gegend?“ Haku blieb still, doch seine Haare sträubten sich leicht. Der Fremde schien nichts zu bemerken und rückte näher. „Du siehst echt reich aus, nicht wahr? Hast du denn auch etwas dabei?“ Ein Messer wurde an die Seite des jungen Mannes gehalten, so dass die Klinge seine Haut aufritzte. Ein Windstoß ließ Hakus Haare vor seine Augen wehen. „Bist du taub?! Rück dein Geld raus, sonst kann deine Leiche nachher mit dem Bus fahren!!“ „Das werden wir noch sehen.“ Langsam drehte Haku seinen Kopf zu dem Mann und verwandelte sich. Hastig wich der Fremde zurück und schrie, als der Drache näher kam und seine Fühler nach ihm ausstreckte. Das Messer fiel klappernd neben die Schuhe des jungen Mannes, welcher auf der Bank einer Bushaltestelle saß. Mit einem Taschentuch wischte er sich etwas Blutrotes von den Lippen und ließ es neben die Klinge fallen. Der Bus fuhr langsam um die Ecke und hielt vor Haku, welcher einstieg und sich in dem leeren Fahrzeug umsah. Stumm nahm er auf dem ersten Sitz platz und schaute aus dem Fenster. Regenwolken zogen über den Himmel, was ihn kurz zum lächeln brachte. Wie passend. Eine Lampe im Bus flackerte und erlösch schließlich, wodurch Haku im Halbdunkel saß, Schatten zierten sein Gesicht, verbargen die glanzlosen Augen. Seine Lider schlossen sich. Eine Träne fiel auf sein Jackett. Der Bus hielt an einer verlassenen Straße und ließ einen jungen Mann aussteigen. Zögerlich ging Haku zu dem Eisentor und zog es an einem der Gitterstäbe auf. Gräber säumten den Weg zu einer alten Kastanie, zwischen deren Wurzeln ein Stein stand. Ein Grabstein für Chihiro Ogino. Haku stand vor dem Baum und sah auf die Inschrift. Tränen flossen seine Wangen hinab und fielen auf die Erde. Kraftlos ging er auf die Knie und stütze sich mit den Händen am Boden ab; ein Schluchzen entrann seiner Kehle. Wolken verbargen den Vollmond. Regen prasselte auf den Friedhof; nässte Grabsteine, die Kastanie und den jungen Mann ein, vermischte sich mit seinen Tränen. Schmerzerfühlt hob Haku den Kopf und sah zu dem verwitterten Stein; seine leeren Augen wurden von regenschweren Haarsträhnen verdeckt. „Endlich habe ich dich gefunden, Chihiro.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)