Hurt von Last_Tear ================================================================================ Kapitel 2: Breaking Point ------------------------- Dunkelheit umfing ihn nahezu perfekt und er konnte nichts hören, bis auf seinen eigenen, viel zu schnell gehenden Atem. Probehalber zog er noch mal an den Fesseln, aber diese hielten, was sie versprachen, dass es ihm unmöglich erschien sich zu befreien, selbst wenn er es wollen würde - aber es war auch keine Gewalt, welche ihn erlösen würde, sondern ein einzelnes Wort. Ihr Safeword. „Hyde~“ Sui gab ein leises Wimmern von sich, als die Gerte seinen Oberschenkel traf und er spreizte die Beine noch etwas mehr, leckte sich langsam die Lippen. „ Bitte~ “ Als Antwort folgte ein neuer Schlag, zusammen mit einem dreckigen Lachen. „Sag nur, du kannst schon nicht mehr, Prinzessin? “ Suis Antwort bestand aus einem gequälten Stöhnen, als der Sänger sich dazu entschied, die Zunge quälend langsam über seine Spitze gleiten zu lassen und er wusste nicht, wen er mehr verfluchen sollte - Hyde für seine unvergleichliche Arroganz oder den Cockring, der effektiv verhinderte, dass er kommen konnte, was alles war, was er sich im Moment ersehnte. Aber zumindest schien Hyde doch langsam ein Einsehen zu haben, denn anstatt ihn weiter zu schlagen begann der Andere sanfte Küsse auf seiner Erregung und seinen Oberschenkeln zu verteilen, was Sui nur erneut zum Wimmern brachte. Woher auch immer dieser Bastard sein verdammtes Selbstbewusstsein hatte, wusste er nicht, aber im Moment zerrte es unglaublich an seinen Nerven. Es war gemein, aber er hatte sich selbst darauf eingelassen und Hyde kannte seine Grenzen mittlerweile nur zu gut, vielleicht machte es diesem deswegen so verboten viel Spaß, mit ihm zu spielen…Ein dunkles Stöhnen verließ seine Lippen, während seine Hüfte hilflos nach oben zuckte, als Hyde ihn Stück für Stück mehr in seinen Mund aufnahm - reine Quälerei, er würde nicht kommen können, solange dieser verdammte Ring seine Erregung unbarmherzig aufrecht hielt. „Sht~“ Sui wimmerte leise auf als der Körperkontakt so schnell wieder verschwand, wie er zustande gekommen war, aber dafür wurde er endlich von der Augenbinde befreit, blinzelte ein paar Mal während seine Augen versuchten, sich wieder an das Licht zu gewöhnen. Trotz Hydes abgedunkeltem Schlafzimmer kam es ihm so vor, als wäre jeder einzelne Lichtstrahl schon zu viel, weswegen er die Augen nur schnell wieder schloss und sich Hyde mehr entgegen drängte, als dieser die Fingerspitzen sanft über seine Brust gleiten ließ. „Bitte…“ Dafür bekam er einen leichten Klaps gegen die Wange, was ihn leise murren ließ. „Mach die Augen auf, Schönheit, na komm~“ Widerwillig gehorchte er nach einigen Momenten, erschauderte nur, als sein Blick auf den des Sängers traf und unbewusst leckte sich Sui die Lippen - und da sollte noch mal jemand fragen, wie er ihm hatte verfallen können bei diesem verdammten Schlafzimmerblick… Wenigstens schien Hyde zu gefallen, was er sah, denn im nächsten Moment wurde er auch schon geküsst, spreizte die Beine bereitwillig mehr, als der Sänger es sich halb auf ihm bequem machte und schaffte es schließlich ein Bein um dessen Hüfte zu schlingen, während er nur erneut an den Fesseln zog - aber diese gaben immer noch nicht nach, dabei hätte er ihm wirklich so gerne den Rücken zerkratzt, dass es fast schon unfair war. Aber gut, er konnte verstehen, dass Hyde es nicht mochte, wenn man sein Tattoo ruinierte - wieso auch immer der sich für Engelsflügel entschieden hatte, Teufelsflügel hätten so viel besser gepasst. Der erste Finger ließ ihn aufkeuchen und erst, als der zweite Finger den Weg in sein Innerstes gefunden hatte, bemerkte Sui, dass Hyde offenbar das Gleitgel in Reichweite deponiert gehabt hatte. Dessen Finger stießen kaum auf Widerstand und als der Sänger noch einen dritten Finger hinzufügte, schluchzte er leise auf, begann sich unter ihm zu räkeln soweit es ihm eben möglich war und schrie beinahe auf, als Hydes Finger seine Prostata erst streiften und dann richtig dagegen drückten. Sui verdrehte die Augen, riss nur erneut an den Fesseln und stöhnte schließlich dunkel auf, als der Sänger sich mit einem harten Stoß in ihm versenkte. Allerdings kam er dieses Mal nicht zum Flehen, denn Hyde schien auch keine Lust mehr auf Spielchen zu haben, begann sich zu bewegen, kaum dass er sicher war, dass es ihm gut ging und er keine Schmerzen hatte und je schneller und härter der Rhyth­mus wurde, desto schwerer fiel es Sui leise zu sein und als Hyde erneut seine Prostata traf, war es mit seiner Selbstbeherrschung endgültig vorbei. So unbarmherzig wie Hyde ihn seinem Orgasmus entgegen trieb, war es kein Wunder, dass ihm langsam die Tränen kamen und als der Sänger schließlich eine Hand an seine Erregung legt und den Cockring löste, schluchzte Sui völlig überreizt auf, bevor er mit einem dunklen Aufschrei schließlich auch kam und fast zeitgleich von der Dunkelheit verschlungen wurde. Als er Stunden später wieder zu sich kam, stand ein Tablett mit Essen und Wasser neben dem Bett, allerdings fielen ihm fast sofort die Augen wieder zu und er gab einen frustrierten Laut von sich - wo war Hyde? Hatte er ihn wirklich so allein gelassen? Allerdings betrat gerade dieser das Schlafzimmer, als Sui seine Augen wieder geöffnet hatte und er musste aufpassen, dass er nicht gleich anfing, zu sabbern. Aber nur in Shorts war der Kerl leider verdammt sexy…Und dieser trainierte Oberkörper erst…“Na, auch wieder wach? Ich dachte schon, ich muss meiner Security sagen, dass sie auf dich aufpassen sollen.“ Hyde lachte leise, bevor er es sich im Bett bequem machte und Sui kuschelte sich gähnend in dessen Armen zusammen, während er versuchte nachzudenken, was hatte die Security damit zu tun? „Habt ihr wieder ein Live?“ Der Sänger winkte nur müde ab, während er ihm half, sich noch etwas mehr aufzusetzen, dass er zumindest das Glas Wasser leer trinken konnte, bevor er ihm einen Kuss auf die Schläfe hauchte. „Erst übermorgen. Aber bleib doch über Nacht, ich hab auf deiner Arbeit angerufen und dich erstmal krank gemeldet, dein Chef war nicht begeistert, aber meinte, du sollst dich gut erholen.“ Sui schloss nur wieder die Augen, murmelte einen leisen Dank, während sich ein trauriges Lächeln auf seine Lippen schlich. Übermorgen hatte er fünfjähriges Jubiläum mit Yushi…Jahrestag…Und als er dieses Mal in Tränen ausbrach, hielt Hyde ihn fest und streichelte ihm immer wieder beruhigend über den Rücken im Versuch ihn zu beruhigen. Vier Jahre war alles gut gegangen, problemlos, was war nur mit ihnen passiert, dass es so weit hatte kommen müssen? Ihr Jahrestag war wunderschön gewesen - Yushi hatte ihn in ein Luxushotel entführt, sie hatten fast den ganzen Tag zusammen in den heißen Quellen verbracht und das Abendessen hatte noch eine Überraschung mit sich gebracht, mit welcher er nie im Leben gerechnet gehabt hätte. Stumm starrte Sui auf den silbernen Ring an seinem Finger - er war wunderschön, schlicht genug, dass er ihn überall tragen konnte ohne wirklich aufzufallen und der dunkelblaue Stein in der Mitte erinnerte ihn so sehr an Yushi…Vielleicht weil dieser ihm noch dazu eine dunkelblaue Stoffkatze geschenkt hatte, als Entschuldigung dafür, dass er so selten zuhause und nur auf Arbeit war…Als ihm damals die Tränen gekommen waren, hatte es zumindest keinen Verdacht erregt, aber mittlerweile…Er war verdammt froh, dass er jetzt allein war. Auch wenn er jede Nacht Alpträume hatte, seit Yushi vor zwei Wochen zu einem Geschäftstermin ins Ausland aufgebrochen war und auch wenn sie jeden Abend telefonierten, nichts konnte die Schmerzen in seinem Herz besänftigen oder lindern. Wenn er mal schlief, meist nicht lange, noch gut, Essen hatte für ihn vollkommen an Bedeutung verloren und Trinken tat er eigentlich nur, um den Hunger in Schach zu halten und zu besänftigen. Hyde war momentan auf Tour, quer durch Japan aber er wusste, dass er mit ihm reden musste - so konnte das unmöglich weiter gehen. Nicht nachdem ihm Yushi so sehr vertraute…Was hatte er sich überhaupt dabei gedacht, ihre glückliche Beziehung auf die Probe stellen zu müssen? Als sein Handy klingelte, zuckte er doch leicht zusammen - die Nummer kannte er nicht, entschloss sich dann aber doch dazu, den Anruf anzunehmen und ließ im nächsten Moment das mobile Telefon fallen, kaum dass ihm gesagt worden war, wer der Anrufer war und was er wollte. Fast wie betäubt stolperte Sui ins Bad und unter die Dusche, er sollte im Krankenhaus wohl besser nicht in seinem jetzigen Zustand aufkreuzen. Knappe dreißig Minuten später saß er auf dem Rücksitz eines Taxis und klammerte sich so sehr an seiner Tasche fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervor traten. Wieso hatte ihm Yushi das die ganzen Jahre über verheimlicht? Wieso? Fast wäre er an der Schwester am Empfang vorbei gerannt, so neben sich wie er war, aber diese hatte ihn freundlich zurückgehalten und irgendwie hatte er es geschafft, ihr verständlich zu machen, was passiert war und wer er war. Dementsprechend war er dann auch quer durchs Krankenhaus geschickt worden, direkt in die psychiatrische Abteilung und als er wenig später am Bett seines ehemaligen besten Freundes saß, wäre ihm fast das Herz stehen geblieben. „Misery.“ Angesprochener blinzelte nur müde, reagierte erst richtig, als Sui sanft dessen Hand in seine nahm, dabei missbilligend den weißen Verband um dessen Handgelenke betrachtete. „Wieso hast du das getan?“ Zuerst kam keine Antwort und er befürchtete fast, dass Misery wieder eingeschlafen wäre, zuckte deswegen auch richtig zusammen, als dieser sich an seine Hand klammerte und leise seinen Namen flüsterte. „Sui…“ Voller Unglaube ob das hier die Realität sein konnte oder nicht…Aber gut, es war durchaus verständlich, hatte er doch mit der Person, welche Misery gekannt hatte, kaum noch etwas gemein, bis auf die Augen und diese waren von tiefen Schatten umrandet.Trotzdem schien der Jüngere ihn zu erkennen, auch wenn das leise Aufschluchzen ihn erneut zusammen zucken ließ und schlussendlich machte er es sich in dessen Bett bequem, zog den Kleineren einfach auf seinen Schoß, dass er ihn sanft hin und her wiegen konnte, nachdem er die Decke um dessen Schultern geschlungen hatte und wartete, dass er sich soweit beruhigen würde um ihm erzählen zu können, was passiert war. Beiläufig registrierte Sui die anderen Narben an Miserys Armen, musste doch schlucken - als er weggegangen war, hatte er diese noch nicht gehabt, aber damals war er noch ein Kind gewesen, kaum achtzehn Jahre alt und jetzt, fünf Jahre später…“Was ist nur mit dir passiert?“ Und was viel wichtiger war - wieso hatte Yushi seine Handynummer als Notfallkontakt angegeben? Er hatte nicht mal gewusst, dass sein Verlobter noch in Kontakt mit seinen Freunden von früher gestanden hatte… Es dauerte fast zwanzig Minuten, bevor sich Misery an seiner Schulter ausgeweint gehabt hatte und auch danach schien dieser völlig unschlüssig, ob er sprechen durfte, zupfte so lange am Saum des zu langen Krankenhausnachthemdes herum, bis Sui dessen Finger schließlich mit seinen verschränkt hatte und allein dafür bekam er so ein schüchternes Lächeln zugeworfen, dass es ihm das Herz gebrochen hätte, wäre davon auch nur noch ein Stück übrig. „Ich kann nicht mehr.“ Miserys Stimme klang schwach, rau vom Weinen und doch überdeutlich laut, dass sich Sui plötzlich nicht mehr sicher war, ob er es wirklich hören wollte, was der Andere ihm zu sagen hatte. „Bitte sag Yushi, es tut mir leid, aber ich will nicht mehr auf den Strich und ich kann nicht mehr…Ich will nicht so enden wie Chikage…“ Allein die Erinnerung ließ den Kleinen erschaudern und erneut fragte sich Sui, was nur schief gelaufen war, als er gegangen war…Hatte er sie alle verraten und einem Schicksal überlassen, bei dem der Tod die bessere Alternative gewesen wäre? Er musste schlucken, es gab sicherlich eine Erklärung für das alles. Außer der Erklärung, dass sein Verlobter zwei seiner Freunde auf den Strich geschickt hatte um Geld zu verdienen…Auch wenn sich Sui sicher war, dass er es gar nicht wissen wollte, musste er einfach nachfragen, strich Misery sanft die Tränen aus dem Gesicht. „Was ist mit Chikage passiert?“ Angesprochener schluchzte leise auf, bevor er sich hart auf die Unterlippe biss und sich zwang, tief durchzuatmen um antworten zu können. „Hat sich aufgehängt. Vor knapp einem halben Jahr. Seitdem dachte ich, ich steig aus, aber das geht nicht so leicht wie ich dachte und ich wollte dich ja auch nicht enttäuschen…“ Moment. Ihn? Sui blinzelte verwirrt, was sollte er denn davon halten, was sollte das heißen? „Mi-chan?“ Wieso wurde ihm gerade so schlecht wenn er an seine Vergangenheit zurück denken musste? „Weißt du noch, wo ich zu dir meinte, dass du ruhig mit Yushi mitgehen kannst, weil wir zurecht kommen werden? Da hatte er uns das Angebot schon gemacht…Caz wurde von irgendeinem reichen Kerl rausgekauft, letztes Jahr, Yuuki ist mittlerweile drogenabhängig und eigentlich mehr tot als lebendig…“ Sui erschauderte, legte dem Anderen jedoch einen Finger auf die Lippen, um ihn am weiter reden zu hindern. Denn sonst würde er sich noch auf den hässlich grün-gelben Krankenhausboden übergeben. „Wieso ich?“ „Weil ich dich haben wollte.“ Die Stimme ließ sie Beide zusammen zucken und mit schreckensweiten Augen sah Sui zur Tür, in welcher sein Verlobter lehnte und sie aufmerksam musterte. „Du warst zu hübsch für die Straße, also hab ich dir ein Zuhause gegeben, einen Job und eine Existenz…Und du bist zu der Schönheit geworden, von der ich immer geträumt hatte.“ Yushi lachte leise auf, allerdings klang es so falsch und kalt, dass Sui automatisch ein Stück zurück rutschte und Misery nur noch enger an sich heran drückte. „Du Monster…“ Als Antwort erfolgte ein Zungenschnalzen, bevor Yushi auch schon neben dem Bett stand und Suis Kopf mit Gewalt zu sich drehte, dass er ihn ansehen musste. „Na, das sind schon harte Worte aus dem Mund einer Hure - was denn, dachtest du wirklich, ich wusste nichts von deiner kleinen Affäre mit dem unterbelichteten Sänger?“ Sui konnte nur blinzeln, während er versuchte zu verarbeiten, was hier vor sich ging - sein Freund war ein Zuhälter, kein Geschäftsmann und hatte die einzige Familie, die er je gehabt hatte zur Prostitution gezwungen und Chikage in den Selbstmord getrieben? War das wirklich wahr? „Oh keine Sorge, es ist wahr, aber eigentlich solltest du nie etwas davon erfahren…Du bist die Liebe meines Lebens, Sui. In dem Punkt habe ich dich nie angelogen und ich will dich auch weiterhin heiraten. Aber vorher werde ich mich wohl um ein kleines Problem kümmern müssen…“ Damit hatte Yushi schon eine Waffe gezogen, hielt diese Misery nur schmunzelnd an die Stirn. „Weißt du, was das Schönste ist? Das Gesundheitswesen in diesem Land ist so unterbezahlt, du lässt einfach ein paar Scheinchen mehr springen und schon stellt keiner mehr lästige Fragen. Sein Tod wird als Unfall deklariert werden und wir können zusammen ein schönes Leben führen, was sagst du dazu?“ Misery blinzelte nur müde, bevor er ein leises Lachen von sich gab und verzweifelt die Augen schloss, sich dabei nur mehr in Suis Armen zurück lehnte. „Nur zu~ Erlös mich endlich.“ Allerdings sollte es nicht so weit kommen, was sie wohl Beide überraschte. „Lass ihn am Leben. Bitte. Ich nehme dafür seinen Platz ein…“ Suis Stimme zitterte deutlich und man sah ihm an, dass er panische Angst hatte, Yushi jedoch lachte nur, während er dem Blonden einen sanften Kuss auf die Lippen drückte. „Einverstanden, meine kleine Hure. Das Beine breit machen für fremde Männer hast du ja schon erfolgreich geübt die letzten Monate.“ Dieser Tag lag jetzt fast fünf Jahre zurück, Misery hatte das Krankenhaus nie wieder verlassen, sondern einen festen Platz auf der psychiatrischen Station bekommen, Yuuki war irgendwann den Verlockungen der Drogen erlegen und hatte sich einen goldenen Schuss gesetzt und trotz allem hatte er weiter gearbeitet. Die Arbeit auf dem Strich war zuerst ungewohnt gewesen und er hatte sich jedes Mal übergeben müssen, nachdem eine Schicht zu Ende gewesen war, aber mit den Jahren war es zur Routine geworden. Mit Yushi wohnte er immer noch zusammen, dieser brachte ihn jede Nacht persönlich zur Arbeit und holte ihn morgens wieder ab, aber von Hyde hatte er seitdem keinen Ton mehr gehört, ob dieser einfach angenommen hatte, dass er keine Lust mehr auf ihn gehabt hatte oder ob Yushi diesem Bescheid gesagt hatte, war ihm auch einerlei. Der Sänger hätte ihn sowieso nicht befreien können. Seufzend zupfte Sui an dem schwarzen Halsband mit der silbernen Rose, welches er von Yushi zur Hochzeit bekommen hatte - ja, sie hatten geheiratet, bevor Yushi ihn auf den Strich geschickt hatte, so absurd es auch wirken mochte, aber dieses Halsband hatte so viel mehr Macht, als man denken mochte. Es öffnete ihm die Türen zur Unterwelt - auch wenn sich Sui längst sicher war, dass er seine Seele an dem Tag verkauft hatte, an dem er Misery gerettet hatte. Wenn dieser gute Tage hatte, war er mit ihm durch den Krankenhausgarten spaziert und hatte versucht sich an die schönen Seiten ihres Lebens zu erinnern aber mittlerweile ging es Misery schlimmer und schlimmer, sein geistiger Zustand baute mehr und mehr ab, teilweise erkannte er nicht mal die Pfleger, wenn diese den Raum betraten und das letzte Mal, als er ihn besucht gehabt hatte, war er gewalttätig geworden. Auch wenn die Ärzte versichert hatten, das in den Griff bekommen zu können, bezweifelte Sui es stark - die Schäden, welche Misery dank Yushi davon getragen hatten, würden nie wieder heilen und die verlockenden Rufe der Dämonen nie wieder schweigen. Mittlerweile konnte er sie selbst hören. Jede Nacht. Mit einem schwachen Lächeln nahm Sui langsam das Halsband ab - Yushi war diesen Abend nicht zuhause und hatte ihm einen freien Abend erlaubt, weil er sich nicht wohl gefühlt hatte. Wie naiv. Vorsichtig legte er seinen Ehering neben das Halsband, betrachtete den Brief noch mal eingehend und nickte dann langsam. Es fühlte sich seltsam an, seine alten Klamotten zu tragen - ein ausgewaschenes Shirt von Sexpot Revenge mit einer dazu passenden Bondagehose, aber er hatte die Klamotten, welche Yushi ihm gegeben hatte, nicht mehr ertragen. Mit einem müden Lächeln öffnete Sui langsam die Tür, welche zu ihrem Balkon führte und atmete tief durch - es war Winter, tiefste Nacht und so frostig draußen, dass die Kälte des Schnees sich sofort in seine Fußsohlen frass. Trotzdem ging er Schritt für Schritt auf die Brüstung zu, die Schneeflocken vollkommen ignorierend, welche der Wind ihm ins Gesicht peitschte, zusammen mit den blonden, langen Haaren. Es erforderte doch etwas mehr Geschick als angenommen, um über die Brüstung zu klettern und doch schaffte er es ohne große Zwischenfälle, atmete nur zittrig aus und schloss für einen Moment die Augen. Zuerst hatte er nicht verstehen können, wie Chikage es geschafft hatte, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen, aber jetzt, wo er ebenfalls kurz davor war, verstand er es endlich. Vielleicht würde Misery sie bald in der Hölle besuchen können? Im Gegensatz zu seinem Leben würde sich die Hölle vielleicht endlich nach einem Zuhause anfühlen und mit einem schwachen Lächeln ließ Sui schließlich das Geländer los, konnte nicht anders als zu lachen, während sein Körper sich im freien Fall befand. „Happy Birthday to me~“ Dreißig Jahre in einer Welt, die einen sowieso nie gewollt hatte, war einfach zu viel gewesen. Sein Handy, welches er mit seinem Schmuck und dem Abschiedsbrief zusammen auf dem Wohnzimmertisch abgelegt gehabt hatte, begann in dem Moment zu klingeln, in dem sein Körper auf den schneebedeckten Asphalt aufschlug und das leuchtende Display zeigte einen nur allzu bekannten Namen. Hyde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)