Die Kräfte in dir von secret_of_stars ================================================================================ Kapitel 10: ------------ Sichtwechsel zum Erzähler Yuraki war entsetzt, als sie sah, wie schwer Yuri verletzt war. Für einen kurzen Moment hatte sie sich gefreut, dass sie Yuri wieder als Gesellschaft hatte, auch wenn er nicht wach war. Geschockt schaute sie kurz weg, fasste sich aber kurz darauf wieder. Immerhin war sie im Moment die einzige, die ihm vor dem Tod bewahren konnte. Yuraki überflog kurz alle Wunden. Yuris Körper war übersät mit tiefen Schnitten und mehreren Einstichen von einem Dolch oder ähnlichem. Außerdem hätte es Yuraki nicht gewundert, wenn Yuri geprellte Knochen von der ganzen Prozedur hatte. Es war mehr als offensichtlich, dass sie ihn brutal gefoltert hatten. Das war aber nicht, was sie am schlimmsten fand. Yuris Gesicht war ebenfalls voller Blut. Genau über seinen Augen waren ebenfalls Schnitte. Yuraki war sich nicht sicher, ob Yuri damit blind geworden war. Sie wollte es auch gar nicht wissen. Wenn sie daran dachte, wie es wäre, wenn sie blind wäre, wurde ihr etwas übel. Ohne weiter darüber nachzudenken, fing sie an Yuri zu heilen. Auch wenn es nicht viel war, so reichte es doch um einen großen Teil der Verletzungen vom bluten zu stoppen. Sie mussten zurück oder Yuri würde es im schlimmsten Fall nicht schaffen. „Yuri.“ Yuraki schüttelte Yuri sanft, streng darauf achtend die Wunden nicht wieder zu öffnen. „Yuri. Du musst aufwachen.“ Die Augenlider des lilahaarigen zuckten, als er versuchte das Bewusstsein wiederzuerlangen. Dann bewegten sich seine Lippen und heraus kam schrecklich leises „Yuraki“. „Endlich bist du wach.“, sagte sie besorgt, „Wir müssen hier weg. Ich weiß nicht, wie oft ich dich noch heilen kann.“ Tränen stiegen Yuraki in die Augen. Sie wollte Yuri nicht verlieren. Im Moment war er die wichtigste Person in ihrem Leben. Sie versuchte so leise wie möglich zu sein. Yuri musste nicht wissen, dass sie seinetwegen weinte. „Bitte du musst versuchen uns zurückzubringen. Ich habe es schon versucht, aber jedes Mal fühle ich dieses schmerzhafte Stechen.“ Sie drückte Yuri die Karte in die Hand. „Versuch es bitte.“ Aber Yuri schloss seine Hand nicht, nur seine Finger zuckten etwas. „Bitte Yuri! Du musst!“ Yurakis Tränen tropften auf den Boden. Eine landete auch auf Yuris Hand, welcher erneut unter Schmerzen einatmete. Dann herrschte kurz Stille, bis ein leises Schluchzen in der kleinen Zelle zu hören war. „Ach Yuri, ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Du bist verletzt und ich kann dir nicht mal helfen. Ich bin so nutzlos.“ Yuri nahm die Worte bereits kaum noch wahr. Der Schmerz dominierte bereits über alle Sinne und doch brachte er noch ein paar Worte zustande: „Yuraki. Bitte hör auf zu weinen. Tränen passen überhaupt nicht zu dir.“, flüsterte Yuri und er legte seine Hand auf ihre Wange, um die Tränen wegzuwischen, „Nimm die Karte und fliehe. Lass mich zurück, so kannst du es schaffen zu entkommen.“ Eine weitere Schmerzenswelle sirrte durch Yuris Körper und er ließ seinen ausgestreckten Arm wieder fallen. „Niemals! Ich...“ Yuri unterbrach sie: „Yuraki hast du es noch immer nicht verstanden? Meine Geschichte ist nur eine von vielen Tausenden und die Welt wird nicht darunter leiden, wenn sie frühzeitig endet. Versprich mir eines ja? Rette Yuya, er ist der Grund, weshalb ich bis jetzt überlebt habe.“ Damit verstummte Yuri. Yuraki rief verzweifelt nach ihm, doch der lilahaarige hatte sich bereits der Dunkelheit hingegeben, die seine Schmerzen verschwinden ließ. Seit diesem Augenblick verschlechterte sich sein Zustand mit fast jeder vergangenen Minute. Die silberhaarige wusste nicht, was sie tun sollte. Niemand war da, der sie retten konnte und die Karte funktionierte auch nicht. Sie fühlte sich wie gelähmt. Erst als Yuris Kopf schlaff auf die Seite rollte, wusste sie, dass sie selber nun Yuri retten musste und das egal wie. Mit neuer Hoffnung nahm sie erneut die Karte an sich. Dieses Mal versuchte sie es aber nicht gleich über die Verbindung. Nein, sie machte es so wie damals, als sie das erste Mal in der Hand gehabt hatte. Sie hatte den Drachen vorher nicht so genau angeschaut wie sie es nun tat. Plötzlich fielen ihr so viele Details auf, die ihr vorher nicht mal im geringsten aufgefallen waren. Es waren so viele kleine Dinge, die aber das gesamte Bild beeinflussten. Yuraki schaute auch auf die Schrift, die weder sie noch Yuri lesen konnten. Während sie die Karte auf das Genaueste betrachte, verebbte das Stechen und an dessen Stelle trat wieder das Gefühl vom beobachtet werden. Yuto schien ihr langsam zu vertrauen. Auf einmal spürte sie, wie er und Yuya vor Schmerzen schrien. Diese Welle traf sie vollkommen unvorbereitet, aber sie hielt ihr stand. Als es vorbei war, leuchtete die Karte. Yurakis Augen weiteten sich überrascht. Vor ihren Augen schienen sich die Schriftzeichen zu verändern und plötzlich wusste sie genau, was auf der Karte stand. „Hungergift-Fusions Drache?“ Ein mächtiges Brüllen dröhnte Yuraki in den Ohren. Der Drache schien genau vor ihr zu stehen und er schaute sie an. „Ich werde dir helfen.“, sagte der Drache. Seine Stimme hinterließ dabei ein schallendes Echo, was einzig und allein Yuraki hören konnte. Dann fühlte sie sich auf einmal voller Energie. Während sie die Karte hielt, legte sie Yuri eine Hand auf den Arm, der darauf nur leise stöhnte. „Yuri...keine Sorge. Es wird alles gut. Das verspreche ich.“ Das Leuchten wurde intensiver. Mittlerweile hatten auch die Wachen bemerkt, dass sich in der Zelle etwas tat. Schnell öffneten sie dir Tür, um der dortigen Situation Herr zu werden. Sie wurden von dem extrem hellen Licht überrascht und aufgehalten. Yuraki drückte Yuris Arm etwas fester. Obwohl sie kein Schimmer hatte, was sie da überhaupt genau tat, wusste sie, dass das ihre eigene Kraft war. Die Kraft, die sie zu etwas Besonderem machte. Yurakis Körper fühlte sich leicht an, wie als hätte man ihre eine große Last von den Schultern genommen. Die Lichtintensität nahm noch einmal zu, bevor Yuri und Yuraki sich in ein paar funkelnde helle Punkte auflösten und verschwanden. Es dauerte keine fünf Sekunden bis sie wieder in der Standart-Dimension Dimension waren. Sie waren zwar zurück, aber da kam auch schon das nächste Problem. Sie waren wieder in dem Wald von dem aus sie gestartet waren. Hieß also, dass sie weit weg von Paradise City waren. Außerdem war es mitten in der Nacht, also würde Yuraki auch niemanden treffen, der ihr irgendwie helfen konnte. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als Yuri zurückzutragen. „Du musst, sonst stirbt er.“, erinnerte sie sich und bückte sich. Erschrocken stellte sie fest, dass Yuris Hautfarbe immer heller wurde, wobei das Blut in einem extremen Kontrast dazu hatte. Yuraki zögerte nicht und versuchte so vorsichtig wie möglich den lilahaarigen anzuheben. Da ihm das aber Schmerzen bereitete, brachte er die winzige Menge Kraft auf, die er noch hatte, um irgendwie aus dieser Situation zu kommen. „Ich weiß, es tut weh. Es wird gleich wieder besser.“ Wie als hätte Yuri sie gehört, hielt er so gut wie es ihm möglich war still. Nun trug Yuraki ihn erneut huckepack. Schon nach wenigen Sekunden merkte sie, dass das lilane Hemd, dass sie trug mit Yuris Blut durchtränkt war. Sie warf einen von Sorge gefüllten Blick auf ihren besten Freund, dessen Körper sich an ihrem Rücken wie ein Eisblock anfühlte. Dieses Mal konnte sich die silberhaarige nicht so viel Zeit lassen, wie beim letzten Mal. Dieses Mal ging es ja nicht um Freiheit oder Gefangenschaft, nein, diesmal ging es um Leben oder Tod und es hing von ihr höchstpersönlich ab, was von beiden eintrat. Zwar ging Yuraki unter Yuris Gewicht etwas in die Knie, weil sie gerade etwas angeschlagen war, dennoch zwang sie sich in einem recht schnellen Schritt zu laufen. Als Antrieb diente ihr dabei die regelmäßigen, aber schwachen Atemzüge Yuris. Jedes Mal, wenn die silberhaarige glaubte, das vertraute Geräusch seines Atmens nicht mehr zu hören, blieb sie stehen, um es zu überprüfen. Das kostete natürlich Zeit, wenn auch nicht sehr viel. „Beeil dich, beeil dich!“, spornte sie sich an. Während Yuraki weiterlief, bildeten sich Tränen in ihren Augen. Yuris Blut ran langsam an ihren Händen hinunter, bis es an ihren Fingerkuppen Tropfen bildete und dann schließlich hinab auf das Gras fiel. Der kurze Abstand, bis der nächste Tropfen der roten Flüssigkeit fiel, war erschreckend kurz. Ihr Augen hatte sich auf den Boden vor ihren Füßen geheftet, damit sie immer sehen konnte, wohin sie lief. So war es möglich den Weg so zu wählen, dass es für Yuri mit weniger Schmerzen verbunden war. Größtenteils lief Yuraki einfach geradeaus, immer in Richtung der großen Stadt. Erleichtert schaute sie auf, als sie die Lichter von Paradise City in der Entfernung aufblitzen sah. Schnell erreichte sie mit Yuri den Stadtrand. So sehr sich Yuraki auch wünschte jemanden zu begegnen, der helfen konnte, so sehr wünschte sie sich auch niemanden zu begegnen. Immerhin kam es nicht alle Tage vor, dass eine Frau einen fast schon halbtoten Mann durch die Straßen trug. Daher mied sie die größeren und belebten Straßen. Es war ein glücklicher Zufall, dass sie wusste, wo das Krankenhaus war. Obwohl es nicht mehr weit war, verließen Yuraki langsam die Kräfte. Ihre Schritte wurden unsicherer, aber sie war entschlossen nicht aufzugeben. Ein Kraftschub erleichterte ihr die letzten Meter, als sie schon den Eingangsbereich sah. Die dort stehenden und nun erschrockenen Personen ignorierte sie. Auf wackligen Füßen betrat sie das Gebäude. Sie schaffte es noch in die Mitte des Raumes, bevor die Kräfte sie verließen und sie der Länge nach hinfiel. Erschöpft, aber glücklich ihr Ziel erreicht zu haben, schaute sie auf. Um sie und Yuri herum waren panische Leute, durch welche sich ein paar Ärzte drängten. Als sie Yuri von ihr hoben, griff sie nach seiner Hand. Yuraki wusste, dass diese Leute ihr, nein, Yuri nur helfen wollten. „Wir werden ihm helfen.“, sagte ein Arzt beruhigend, weshalb Yuraki losließ. Yuris leblose Form verschwand zusammen mit den weißen Kitteln der Ärzte um eine Ecke. Yuraki lag noch immer auf dem Boden mitten im Eingangsbereich. Ihr war nicht nach aufstehen. Sie hätte sofort einschlafen können, doch dazu sollte es nicht kommen. Zwei Krankenschwestern brachten sie auf die Beine und beruhigten nebenbei noch die aufgebrachte Menge. „Kommen Sie bitte mit uns.“, sagte eine von ihnen. Stumm folgte Yuraki ihnen, obwohl sie nicht mal wusste, wohin man sie eigentlich brachte. Die panischen Stimmen der anderen Patienten wurden mit der Entfernung leiser. Die Ruhe machte sie schrecklich müde. „Hier hinein bitte.“, meinte eine der Krankenschwestern und wies auf eine Art Behandlungszimmer. Die silberhaarige ließ sich auf die Liege fallen. „Ich werde Sie kurz durchchecken.“ „Das ist nicht nötig.“, meinte ich. „Was ist mit dem ganzen Blut auf Ihrer Kleidung?“ „Das ist nicht von mir.“, flüsterte sie schon fast und dachte an Yuri. Letztendlich ließ die Krankenschwester auch nicht locker. Yuraki war viel zu müde, um eine Diskussion mit ihr anzufangen, also ließ sie die Krankenschwester einfach machen. Das Ergebnis beschränkte sich auf ein paar blaue Flecken und eine aufgeschürfte Stelle am Unterarm. Yuraki betrachtete den Verband an ihrem Arm. „Er wird es doch schaffen oder?“, fragte sie die Krankenschwester. „Wenn Sie den jungen Mann meinen, den Sie hier hergebracht haben, muss ich sagen, dass er ziemlich übel zugerichtet aussah. Sie sehen sehr müde aus. Wollen Sie sich nicht ausruhen? Sie können hier ein Zimmer bekommen.“, meinte sie. „Ich kann jetzt nicht schlafen. Ich kann ihn nicht im Stich lassen.“ „Es ist wichtig, dass Sie sich ausruhen. Wenn es Neuigkeiten über Ihren Freund gibt, sage ich Ihnen Bescheid.“ Yuraki nickte traurig und ließ sich zu dem Zimmer bringen. Die Krankenschwester versicherte ihr nochmals, dass sie sofort Bescheid sagen würde, wenn etwas wäre. Traurig ließ sich die silberhaarige auf das Bett fallen. Was, wenn Yuri es nicht schaffen sollte? Das würde sie sich nie verzeihen. Sie grub ihr Gesicht in das Kissen, welches schnell ihre Tränen aufsaugte. Es dauerte nicht lange und Yuraki driftete in den Schlaf ab. Ein Schlaf, der von Alpträumen durchzogen war. 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