Bitte recht freundlich! von Jaywalker (10 Lektionen der Freundlichkeit sind lediglich 10 Schritte bis zur Liebe) ================================================================================ Kapitel 6: Schritt 3: Sich selbst spüren ---------------------------------------- „Stiles? Das Essen wird kalt!“ Es war nun schon das dritte Mal, dass der Sheriff an die verschlossene Zimmertüre seines Sohnes klopfte und zum dritten Mal bekam er nur ein unverständliches Brummen als Antwort. Wenn er es richtig deutete, dann sollte das wohl „Keinen Hunger!“ heißen, aber die Worte waren so gedämpft, dass es auch genauso gut nach „Lass mich in Ruhe!“ oder „Geh endlich weg!“ hätte klingen können. Entnervt massierte sich der ältere Mann die Schläfen, hinter denen er ein allzu bekanntes Pochen spüren konnte. So langsam beschlich ihn das Gefühl, dass sein Sohn auf die schiefe Bahn geraten war und er nichts dagegen tun konnte. In seiner Polizeilaufbahn hatte er schon genügend Verhöre miterlebt, um zu wissen wann man ihm ins Gesicht log und... Stiles tat das seit neuestem viel zu oft! Eine Lüge jagte die andere.. Es schien immer schwerer und schwerer zu werden an ihn heran zu kommen, so als hätte sich langsam aber sicher eine unsichtbare Wand zwischen ihnen aufgebaut und Noah hatte nicht die geringste Ahnung, wie er sie wieder einreißen konnte. Wenn das so weiter ging, dann würde Stiles ihm noch vollkommen entgleiten! Was war nur los mit dem Jungen? Was hatte er zu verbergen? Was belastete ihn so sehr, dass er nicht einmal mit seinem Vater darüber reden konnte? Oder vielleicht... lag es an ihm? War es eventuell sogar seine eigene Schuld? Hatte er in der Erziehung irgendetwas falsch gemacht, das Stiles so aus der Bahn geworfen hatte? Er hätte mehr für ihn da sein müssen... Er hätte... Das Herz des Sheriffs zog sich schmerzhaft zusammen, während er verzweifelt auf die verschlossene Zimmertüre starrte. Es waren diese Momente, in denen er Claudia am meisten vermisste. Ihre Art, in allem das Positive zu sehen... Ihr Strahlen, das jegliche Dunkelheit vertreiben konnte... Sie war sein Fels in der Brandung gewesen... Sein Rettungsring, der ihn über Wasser gehalten hatte und der ihm mit ihrem Tod einfach so entrissen worden war. Seitdem hatte er das Gefühl hilflos zu strampeln und zu zappeln, nur um dann doch irgendwann sang- und klanglos unterzugehen... Mit einem leisen Seufzen rieb sich der Sheriff über die Augen und versuchte die finsteren Gedanken möglichst schnell aus seinem Inneren wieder zu vertreiben. Nein! Er durfte so nicht denken! Er musste stark bleiben... wenn schon nicht für sich selbst, dann für Stiles... Dieses mal würde er sich nicht so leicht abwimmeln lassen und er hatte auch schon einen Plan, wie er seinen Sohn aus der Reserve locken konnte. Fest entschlossen räusperte er sich laut. „Also gut...Wenn du keinen Hunger hast, dann hast du sicher auch nichts dagegen, wenn ich die extra große Portion Curlyfries, die ich eigentlich für dich mitgebracht habe, selber esse. Zum Wegschmeißen sind die echt zu schade und mein Salat hält sich bestimmt länger im Kühlschrank, als die triefenden-“ In dem Zimmer war ein lautes Poltern zu hören, bevor die Türe plötzlich mit viel Schwung aufgerissen wurde und Stiles seinen Vater mit einem finsteren Blick anvisierte. „Du weißt ganz genau, dass dieses fettige Zeug pures Gift für dich ist!“ Der Sheriff zuckte lediglich mit den Schultern und hatte nicht einmal den Anstand wenigstens ein ganz kleines bisschen schuldbewusst drein zu schauen. Mit einem Kopfschütteln stampfte Stiles schließlich an dem älteren Mann vorbei, wobei er in seinen nicht vorhandenen Bart murmelte. „Unfassbar... ohne mich würde dieser alte Mann nicht einmal sein Abendessen überleben...“ Nur schwer konnte sich der besagte alte Mann ein kleines Lächeln verkneifen, während er hinter seinem Sohn die Treppe herunterstieg. Ja... Stiles lag gar nicht mal so daneben mit seiner Vermutung... Was sollte er nur ohne seinen Jungen machen? ~*~ Stiles starrte wie gebannt auf die große Portion Curlyfries, die sein Vater extra auf einen Teller verteilt hatte und... Oh Gott... War das wirklich selbstgemachter SourCream-Dip? Misstrauisch schweifte Stiles Blick zu dem älteren Mann, der ihm mittlerweile gegenüber saß und gerade ohne großes Murren seinen Salat herunterwürgte. Okay... Hier war eindeutig irgendetwas im Busch... Vorsichtig griff Stiles nach den Curlyfries und wappnete sich innerlich schon gegen einen möglichen Angriff, jedoch hätte er sich auf das Folgende in keinster Art und Weise vorbereiten können. Während er sich die erste Fritte in den Mund schob, unterbrach sein Vater die Stille. „Hast du etwa geweint?“ Stiles Augen weiteten sich überrascht und die Fritte fiel ihm wieder aus seinem Mund zurück in den Teller, was sein Vater nur mit einem Stirnrunzeln bedachte. Oh nein... Das hier würde doch jetzt bitte kein Verhör werden... „Was?... Wie kommst du denn bitte auf sowas?“ Stiles versuchte sich an einem breiten Grinsen, was ihm leider kläglich misslang. Der Sheriff beobachtete ihn dabei mit Argusaugen, während er in seinem Salat herumstocherte nur um dann mit seiner Gabel, auf der nun eine Tomate aufgespießt war, auf das blasse Gesicht seines Sohnes zu deuten. „Deine Augen sind ganz rot und glasig!“ Stiles schluckte einmal trocken und versuchte dem durchdringenden Blick möglichst standzuhalten. Zwar hatte der Sheriff keinen eingebauten Lügendetektor wie die Werwölfe, dafür aber eine verdammte Polizeiausbildung hinter sich! „Ich hab gerade einfach zu wenig Schlaf.“ Bevor eine weitere Gegenfrage kommen konnte, setzte Stiles all seine Karten auf die altbewährten 'Tot-Quassel-Methode'. „Zum einen ist da Mr. Harris, der meint er müsste mir doppelt so viele Aufgaben aufbrummen, wie dem Rest der Klasse, dabei hab ich dem Kerl noch nie was getan und trotzdem hat er mich auf dem Kieker... und zum anderen waren die letzten Wochen echt vollgepackt mit allerlei Tests, deswegen musste ich die ein oder andere Nacht durchlernen und-“ Mit nur einer Geste sorgte der Sheriff dafür, dass der Redefluss wieder verstummte. „Nun... das würde dann zwar deine Augenringe erklären, aber nicht wieso deine Noten in letzter Zeit so in den Keller absacken, wenn du doch so viel lernst, dass du nicht einmal mehr schlafen kannst...“ Stiles bewegte sich unruhig in seinem Stuhl hin und her, ehe er ein Stück weit nach unten rutschte. Der Geruch der Curlyfries stieg ihm dabei in die Nase und sorgte dafür, dass sich sein Magen unangenehm umdrehte. Normalerweise liebte er diese Teile abgöttisch, aber dieses Gespräch raubte ihm gerade eindeutig den Appetit! Dem Sheriff schien es dabei nicht anders zu ergehen, da er seinen eigenen Salat angewidert ein Stück weit von sich wegschob, um seine Ellbogen auf dem Tisch abzustützen. „Stiles... du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst, oder?“ Die Besorgnis und Aufrichtigkeit in der Stimme des älteren Mannes war nur allzu deutlich herauszuhören, was leider auch dafür sorgte, dass sich Stiles von Minute zu Minute unwohler in seiner Haut fühlte. „Wenn du irgendwelche Probleme hast... Ich bin immer für dich da!“ So fest er konnte biss er sich auf die Unterlippe. Er wollte seinen Dad nicht schon wieder anlügen, aber er hatte gar keine andere Wahl, wenn er weiter Fragen stellen würde. Und er war sich sicher, dass noch mehr Fragen folgen würden... Der Sheriff seufzte leise und fuhr sich mit seinen Händen einmal über das Gesicht, ehe er Stiles eindringlich ansah. „Also... Hast du du denn irgendwelche... Probleme?“ Ein Kopfschütteln war die einzige Antwort, zu der der junge Mann gerade fähig war, jedoch schien das seinem Vater dieses Mal nicht zu genügen. „Bedroht dich irgendjemand?“ „Dad...“ „Ist es jemand von der Schule? Stiles... du musst dich wirklich nicht schämen... Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand gemobbt wird und deswegen-“ Dieses Mal schüttelte Stiles vehementer den Kopf, was daran liegen könnte, dass es seit langem einmal keine Lüge war, wenn er diese Vermutung abstreiten würde. „Ich werde nicht gemobbt!“ Ein kurzer Anflug von Erleichterung huschte über das Gesicht seines Vaters, bevor sich noch mehr Besorgnis auf seinen Gesichtszügen breit machte und ihn älter wirken ließ, als er eigentlich war. „Oh Gott... nimmst du etwa Drogen?“ „W... was?!“ Ungläubig blinzelte Stiles ein paar mal. „Nein! Natürlich nicht...“ „Kein Mobbing... keine Drogen... was ist es denn dann?“ „Dad... mach dir bitte keine unnötigen Sorgen. Es ist wirklich alles in Ordn-“ „Lüg mich nicht an!“ Die Hand des Sheriffs knallte plötzlich so stark auf den Tisch, dass das Geschirr laut klapperte. Wie vom Blitz getroffen, zuckte Stiles zusammen und wagte es nicht einmal mehr zu atmen, allerdings war er nicht der Einzige, der über diesen Gefühlsausbruch überrascht war. Der ältere Mann sah mindestens genauso schockiert aus. Er atmete ein paar mal tief durch, bevor er mit deutlich ruhigerer Stimme fortfuhr. „Tut mir leid... aber... bitte... lüg mich nicht an! Nicht schon wieder!“ Stiles wich den flehenden Augen seines Vaters aus und starrte lieber auf den Teller mit den mittlerweile erkalteten Curlyfries. Seine Hände zitterten ein wenig, weshalb er sie zu Fäusten ballte, was auch seinem Gegenüber nicht verborgen blieb. Mit einem leisen Seufzen griff der Sheriff über den Tisch und legte seine Hand sanft über die bebende Faust seines Sohnes. „Ich bin nicht dumm Stiles. Ich weiß, dass irgendetwas dich belastet und... es zerbricht mir das Herz, dass ich nicht für dich da sein kann, so wie ich es möchte! Versteh mich doch! Ich will dir nur helfen. Also bitte... sag mir einfach, was mit dir los ist...“ Stiles Augen brannten unangenehm hinter den Lidern und es verschwamm alles leicht, als er wieder nach oben sah und den sorgenvollen Blick seines Dads erwiderte. Er war so kurz davor es einfach zu sagen, einfach alles raus zu lassen, so dass dieser verdammte Druck endlich von ihm abfiel, aber im letzten Moment geriet er ins Stocken. Nein.... Er konnte es nicht... Er konnte einfach nicht die Wahrheit sagen. Zum einen würde sein Vater ihm doch eh niemals Glauben schenken und zum anderen war es einfach zu gefährlich, wenn er ihn in diese beschissene übernatürliche Welt mit hineinzog... Also entschied er sich schweren Herzens für eine weitere Lüge. „Ich hab Mist gebaut, Dad...“ Die Hand des Sheriffs übte einen sanften Druck aus und es war so als wollte er Stiles dadurch ermutigen weiter zu sprechen. „Ich hab mich verliebt...“ Es war deutlich, dass das absolut das Letzte war, mit dem sein Vater gerechnet hatte, immerhin hatte er sich schon ausgemalt seinen Sohn bald im Gefängnis besuchen zu müssen, da er Mitglied irgendeiner kriminellen Bande war, aber das hier... Daran hatte er nicht einmal einen einzigen Gedanken verschwendet... Das klang ja fast so, als hätte Stiles... Liebeskummer! „Okay... ich denke da schwingt ein 'aber' mit, oder?“, hakte der Sheriff schließlich nach, als Stiles keine Anstalten machte weiter zu erzählen. Lediglich ein gekünsteltes Lachen kam über die Lippen des jungen Mannes, das jedoch so schnell wieder vorbei war, wie es angefangen hatte. „Ich dachte echt, dass er mich vielleicht auch mag... ein ganz kleines bisschen zumindest, aber... so wie es aussieht ist er einfach nur ein... Arsch!“ Stiles musste über sich selbst den Kopf schütteln. „Ich hatte gehofft, er könnte sich vielleicht ändern... obwohl... nein... ich Idiot hatte eigentlich gehofft, ICH könnte ihn ändern, aber... Ich kann es nicht...“ Er hatte gar nicht bemerkt, dass ihm mittlerweile eine Träne über die Wange gekullert war, erst als sein Vater sich zu ihm herüber beugte und sie sanft mit seinem Daumen wegstrich. Und erst jetzt wurde ihm auch so wirklich bewusst, dass diese vermeintliche Lüge, die er seinem Dad auftischen wollte, eigentlich nichts anderes als die Wahrheit war. Der Sheriff seufzte leise, während er mit ansah, wie sein Sohn langsam aber sicher von seinen Gefühlen übermannt wurde. Natürlich war ihm aufgefallen, dass hier eindeutig von einem 'ER' die Rede war, aber das war wohl der denkbar schlechteste Zeitpunkt, um sich darüber Gedanken zu machen! Er hatte sich selbst versprochen, dass er seinem Sohn helfen würde und... jetzt war der einzig richtige Moment, um dieses Versprechen einzuhalten. „Weißt du Stiles, wenn ich etwas in all den Jahren gelernt habe, dann dass die Liebe nicht dazu da ist, um seinen Partner so weit zu verändern, bis er einem gefällt...“ Langsam stand er von seinem Platz auf und umrundete den Tisch um seine Hände sanft auf die bebenden Schultern von Stiles zu legen. „Liebe ist dazu da, seinen Partner so zu akzeptieren, wie er wirklich ist... und wenn du das nicht kannst, dann solltest du dir die Frage stellen, ob du dich vielleicht nur in eine Wunschvorstellung verliebt hast, wie dein Partner eventuell einmal werden könnte, oder ob du dich in ihn verliebt hast, so wie er jetzt ist... auch wenn er vielleicht momentan in deinen Augen ein... Arsch ist...“ ~*~ Stiles starrte seit fast einer Stunde an seine Zimmerdecke ohne sich zu bewegen, was für ihn ein neuer Rekord sondergleichen war. Das war nun schon die dritte Nacht nach dem Streit mit Derek und dem Gespräch mit seinem Vater und doch hatte er es immer noch nicht geschafft für Ordnung in seinem Kopf zu sorgen. Die Worte schwirrten wie wild durcheinander. Er konnte sie einfach nicht richtig greifen und was das Schlimmste war... Er hatte immer noch keine Antwort auf die alles entscheidende Frage gefunden, die sein Vater ihm gestellt hatte. War es wirklich Liebe, die er für Derek empfand, oder... Frustriert schnaubte Stiles leise, da er genau wusste, dass er auch heute keine Antwort finden würde. Oh Mann... Er hoffte nur inständig, dass ihn wenigstens heute seine Müdigkeit übermannen würde und ihm so eine weitere schlaflose Nacht erspart blieb... Mit einem leisen Seufzen drehte sich Stiles schließlich zur Seite, so dass er nun die Wand anstarren konnte, was auch nicht viel besser war. Dabei entging ihm vollkommen der dunkle Schatten, der auf seinem Fenstersims saß und wie gebannt auf den jungen Mann starrte. Als es klar war, dass sich Stiles nicht weiter bewegen würde, zog sich der Schatten mit Leichtigkeit an der Dachrinne nach oben, so dass er seinen vorherigen Posten wieder beziehen konnte. Die Dachziegel bohrten sich unangenehm in seinen Rücken, als er sich der Länge nach ausstreckte und die Arme hinter seinen Kopf verschränkte. Dabei achtete er penibel genau auf den Herzschlag des jungen Mannes, in dem Zimmer genau unter ihm... Das war nun schon die dritte Nacht, in der er hier ausharrte und Wachhund spielte und er wusste noch nicht einmal wozu... und trotzdem tat er es ohne großes Murren, was mit daran lag, dass es nicht wie sonst eine sture Anweisung gewesen war, sondern zum ersten Mal eine echte, aufrichtige Bitte, der er hier Folge leistete... „Ich soll was?“ Das war doch jetzt ein schlechter Scherz, oder? Mit großen Augen starrte er seinen Alpha an, nur um feststellen zu müssen, dass das keineswegs ein Scherz war, sondern vielmehr bitterer Ernst. Das... konnte doch jetzt echt nicht wahr sein! „Lass ihn einfach nicht aus den Augen!“, ermahnte ihn der Ältere nochmal, was diese ganze Situation nur noch absurder machte. „Was soll das? Wieso sollte ich-“ Er wurde durch ein lautes Knurren unterbrochen. „Stell keine dummen Fragen, sondern tu, was ich dir sage, Isaac!“ Verschreckt zuckte der junge Mann zusammen und ihm blieben die restlichen Worte regelrecht im Halse stecken. Unweigerlich wich er einen kleinen Schritt vor dem Alphawerwolf zurück. Die Versuchung schnellstmöglich mit eingezogenem Schwanz das Weite zu suchen, bevor das hier eskalieren konnte, übermannte ihn schier, jedoch wurde er von Derek in letzter Sekunde zurück gehalten. Die Hand des Alphas schloss sich so plötzlich um seinen Oberarm, dass er nicht schnell genug reagieren konnte. Ängstlich huschte Isaacs Blick wieder in das Gesicht des Älteren und er war ein wenig überrascht, als er sich nicht wie sonst einer starren Maske gegenüber sah. Im Gegenteil... Er konnte so viele Gefühlsregungen in den grünblauen Augen des Alphas erkennen, dass ihm schier schwindelig davon wurde. „Isaac... Ich will nur, dass er keine Dummheiten macht... also... pass auf ihn auf. Bitte!“ Derek drückte einmal den Oberarm des jüngeren Werwolfs, ehe er ihn wieder freigab und mit einem letzten auffordernden Blick bedachte. Wie hätte er da jemals 'nein' sagen können? Vorsichtig drehte sich Isaac zur Seite und versuchte möglichst keine Geräusche dabei von sich zu geben, ehe er sich wieder auf Stiles konzentrierte. Mittlerweile hatte er sich so sehr an den Herzschlag des Älteren gewöhnt, dass es fast schon beruhigend war ihm zuzuhören. Was für eine Ironie! Vor einigen Tagen noch, hatte ihn dieser bescheuerte, viel zu schnelle Herzschlag bis zur Weißglut getrieben und jetzt hatte er plötzlich das Gefühl, ihn zu vermissen, sobald er die Nächte nicht mehr auf dem Dach des Stilinski Hauses verbringen musste. Er wusste nicht, wie es passiert war, aber... Stiles schien auf einmal ein festes Bestandteil des Rudels für ihn und den schlummernden Wolf in seinem Inneren geworden zu sein. Isaacs Lippen verzogen sich bei dem Gedanken zu einem kleinen Lächeln, was noch ein wenig breiter wurde, als er den gleichmäßigen Atem von Stiles hören konnte. Es hatte lange gedauert... aber so wie das klang, war er endlich eingeschlafen. Die letzten Nächte waren alles andere als leicht gewesen... weder für ihn, noch für Stiles. Ein unruhiges hin und her wälzen war noch das Harmloseste gewesen, was er mit anhören hatte müssen. Am Schlimmsten war die erste Nacht gewesen. Das leise Schluchzen und Wimmern hatte sich schier in Isaacs Gedächtnis eingebrannt und er war kurz davor gewesen seine Deckung aufzugeben und einfach zu Stiles in das Zimmer zu klettern. Zwar hatte er nicht gewusst, was er dann genau gemacht hätte, aber alles schien ihm in diesem Moment besser zu sein, als einfach nur stumm dazusitzen und tatenlos zuzuhören. Zum Glück war Stiles nur wenig später von selbst verstummt und vor Erschöpfung in einen unruhigen Schlaf gefallen. Seufzend richtete sich Isaac ein wenig auf und warf einen Blick über die spärlich beleuchtete Einfahrt, in der nur Stiles Jeep stand, da der Sheriff eine erneute Nachtschicht hatte. Der Mond war nur eine Sichel am Himmel und es schoben sich immer wieder dicke Wolkenfetzen vor ihn, so dass er nicht einmal ansatzweise genug Licht spenden konnte. Und trotzdem reichte es aus, um Isaac auf eine dunkle Gestalt aufmerksam zu machen, die sich langsam über das Grundstück dem Haus der Stilinskis näherte. Sofort spannte sich Isaacs Körper wie eine Bogensehne an und seine Augen blitzen bernsteinfarben auf. Vorsichtig schob er sich näher an die Dachkante, während in seinem Inneren alle Alarmglocken laut schrillten. Seine Fingernägel verwandelten sich langsam aber sicher in lange Krallen und seine Reißzähne bohrten sich in seine Unterlippe, während er sich dazu bereit machte diesen Eindringling wenn nötig anzugreifen. Die Blätter in den Bäumen um ihn herum rauschten leise in der lauen Nachtbrise, die schließlich eine nur allzu bekannte Duftnote mit sich trug, was dafür sorgte dass Isaac überrascht inne hielt. In der Dunkelheit blitzten zwei rotglühende Augen auf, bevor der vermeintliche Eindringling mit nur einem einzigen Sprung neben Isaac auf dem Dach landete. Dabei verursachte er nicht einmal das kleinste Geräusch, was den Betawolf mit einer komischen Mischung aus Neid und Ehrfurcht erfüllte. „D... Derek, was zum-“ Der Alpha zischte leise und hob sich einen Finger an die Lippen, um dem Jüngeren zu verdeutlichen still zu sein und erst jetzt wurde ihm bewusst wie laut er gesprochen hatte. Angespannt lauschten die beiden Werwölfe, jedoch war auch nach wie vor nur der gleichmäßige Atem von Stiles zu hören, der eindeutig belegte, dass der junge Mann tief und fest schlief. Schließlich fuhr Isaac mit einem kaum hörbaren Flüstern fort. „...was machst du denn hier?“ Derek verzog keine Miene und setzte sich schließlich so nah neben Isaac, dass sich ihre Oberarme leicht berührten. Sie mussten ein komisches Bild abgeben, wie sie hier zusammen eng beieinander auf dem Dach des Sheriffs saßen... Hoffentlich wurden sie von keinem der Nachbarn gesehen! Unruhig rutschte Isaac ein wenig auf den Dachziegeln hin und her. „Ist das etwa so etwas wie ein Kontrollbesuch?“ Die Frage brach schließlich aus ihm heraus und durchschnitt wie ein Messer, die Stille die sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte. „Nein... ich war einfach nur gerade in der Nähe...“ Isaacs Augenbrauen zogen sich irritiert zusammen. War Derek denn nicht bewusst, dass Isaac diese kleine Lüge genauso schnell durchschauen konnte, wie jeder andere Werwolf auch? Er würde sich jedoch davor hüten Derek darauf anzusprechen. Stattdessen versuchte er sich ein wenig zu entspannen. Es kam selten vor, dass er so nah neben seinem Alpha saß und es sorgte irgendwie immer noch dafür, dass eine gewisse Ladung Adrenalin durch seinen Körper gepumpt wurde. Derek schien hingegen die Ruhe weg zu sein. Er lehnte sich ein Stück zurück und stützte sich mit seinen Armen ab, während sein Blick in Richtung Himmel gerichtet war. Ein leises Rascheln von Bettlaken sorgte dafür, dass Dereks Blick kurz wieder nach unten schnellte. Stiles drehte sich im Bett einmal auf die andere Seite und ein leises Seufzen drang bis zu den beiden Werwölfen nach oben, ehe er wieder verstummte. Isaac biss sich leicht auf die Unterlippe, als er versuchte den Gesichtsausdruck seines Alphas zu deuten... ohne Erfolg. Er haderte mit sich selbst, jedoch siegte schlussendlich die Neugierde, weshalb er sich ein wenig weiter zur Seite drehte, um Derek direkt anschauen zu können. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ Derek schenkte ihm nur einen kurzen Seitenblick, ehe er lediglich mit dem Kopf nickte. Ah... Also war ihm sehr wohl bewusst, dass Isaac eine Lüge genauso wittern konnte wie er, weshalb er sich nun lieber Gesten statt Worten bediente. Und obwohl ihn das eigentlich hätte abschrecken müssen, wusste Isaac nicht, was ihn dazu trieb die nächste Frage hinterher zu schieben. „Und... ist mit Stiles auch alles in Ordnung?“ Dieses Mal war ihm die volle Aufmerksamkeit von Derek sicher, der ihn von der Seite anstarrte als wäre ihm plötzlich ein zweiter Kopf gewachsen. „Wie kommst du darauf, dass etwas nicht in Ordnung wäre?“ Es lag ein lauernder Unterton in der Stimme des Alphas. „Naja... er hat die letzten Nächte...“ ...viel geweint... Es lag ihm schon auf der Zunge, jedoch sträubte sich irgendetwas in Isaacs Inneren auf einmal dagegen es laut auszusprechen. Er kam sich fast so vor, als würde er Stiles hintergehen, wenn er Derek davon erzählen würde, weshalb er sich letztendlich für die halbe Wahrheit entschied. „... nicht viel geschlafen!“ Für einen kurzen Moment schien es so als wollte Derek etwas dazu sagen, jedoch wandte er sich dann doch nur mit einem leisen Schnauben wieder von ihm ab. Isaac zog seine Beine näher an seinen Oberkörper heran, bis es ihm möglich war seine Arme darum zu schlingen und sein Kinn auf seine angewinkelten Knie abzustützen. „Ich... mach mir einfach nur Sorgen um ihn...“, murmelte er schließlich vor sich hin und war selbst ein wenig über diese Erkenntnis überrascht. Derek schenkte ihm dafür lediglich einen prüfenden Blick, bevor sich ein warmes Lächeln auf seinen Lippen ausbreitete, was Isaac zugegeben vollkommen aus der Bahn warf. „Ich weiß...“, flüsterte der Alpha, wobei es in den Ohren des Jüngeren eher nach einem unausgesprochenen 'Ich auch!' klang. Derek seufzte leise und deutete Isaac schließlich mit einem Kopfnicken an, wieder aufzustehen. „Du solltest jetzt besser gehen!“ „W... was? Wieso?“ Ein regelrechter Ruck ging durch den Körper des jungen Werwolfs, als er sich wieder aufrechter hinsetzte und Derek mit großen Augen anstarrte. Das kam jetzt doch ein wenig... plötzlich... „Geh nach Hause, Isaac!“ „Aber, ich...“ Ein einziger Blick des Alphas reichte aus, um ihm zu zeigen, dass es sinnlos war sich gegen diese Aufforderung aufzulehnen. Mit einem ergebenen Seufzen stand Isaac auf und klopfte sich den imaginären Staub aus seinen Klamotten, während er ein letztes Mal seine Ohren spitzte um dem Herzschlag von Stiles zu lauschen. „Isaac...“ Die leise Stimme von Derek hielt ihn noch einmal zurück, bevor er von dem Dach springen konnte. „Danke, dass du auf ihn aufgepasst hast!“ Was... zum... Okay... Entweder er war vorhin auf dem Dach eingeschlafen und diese ganze Unterhaltung mit Derek war nichts weiter als ein abgefahrener Traum, oder aber der Alpha hatte sich gerade allen Ernstes bei ihm BEDANKT. Peinlich berührt kratzte sich Isaac im Nacken, wobei er feststellen musste, dass ihm eine unangenehme Hitze zu Kopfe stieg. Seine Wangen glühten förmlich, während er vor sich hin stotterte. „D... dafür musst d... du mir doch nicht d... danken...“ Er räusperte sich, um seiner Stimme wieder ein bisschen mehr Kraft zu verleihen. „Immerhin ist Stiles doch ein Teil des Rudels, oder?“ Mit einem breiten Grinsen sprang Isaac von dem Dach herunter und landete mit einem dumpfen Geräusch auf der asphaltierten Einfahrt. Er bemerkte nicht einmal, dass Derek ihm auf seine Frage gar keine Antwort gegeben hatte... ~*~ Ein leises Stöhnen durchdrang das dunkle Zimmer, während Stiles sich unruhig bewegte. Die Bettdecke hatte er so weit von sich weg gestrampelt, dass er sie nur noch an seinen Knöcheln spüren konnte und selbst das schien zu viel zu sein. Mit einem weiteren Tritt beförderte er die schwere Zudecke schließlich auf den Fußboden, was ihm endlich die Freiheit einbrachte, nach der er sich so sehr gesehnt hatte. Verdammt... Ihm war immer noch viel zu heiß... Das Laken klebte ihm unangenehm am Rücken fest und er hatte das Gefühl, dass sein Körper in Flammen stand. Quälend langsam rollte sich der junge Mann auf die andere Seite des Bettes und konnte nicht verhindern, dass ihm dabei ein weiteres Stöhnen über seine Lippen kam... Das durfte doch jetzt echt nicht wahr sein! Da war er endlich mal... nach all den schlaflosen Nächten eingeschlafen, und dann wurde er geweckt... durch sowas hier?! Derek hielt den Atem an. Er hatte die letzten Minuten wie gebannt geradeaus gestarrt, nur um der Versuchung zu widerstehen, das kleine Stück nach unten zu klettern, um sein neues Beobachtungslager einfach direkt auf Stiles Fensterbank aufzuschlagen. Erst hatte er den beschleunigten Herzschlag und das unruhige Atmen, das schon fast einem wilden Schnaufen glich, auf einen nahenden Alptraum geschoben. Aber... Nachdem Stiles das erste Stöhnen über die Lippen gekommen war, war sich der Werwolf da nicht mehr so sicher... Es hatte nämlich keineswegs nach einem gepeinigten, sondern vielmehr nach einem lustvollen Stöhnen geklungen. Verdammt... Wieso war er nur hierher gekommen? Andererseits... Alleine die Vorstellung, dass Isaac nun eigentlich an seiner Stelle hier sitzen und Stiles bei etwas so Intimen belauschen würde, drehte ihm schier den Magen um. Ein weiteres Stöhnen durchbrach die Stille der Nacht. Dereks Hände ballten sich zu Fäusten, während er sich selber dazu zwang weiter sitzen zu bleiben. Er kam sich gerade so schäbig vor... Erst gab er Stiles das Gefühl nicht zum Rudel zu gehören, nur um ihn dann auch noch zum Weinen zu bringen und ihn schließlich mit seiner eigenen Sturheit schier aus seinem Loft zu jagen und jetzt? Jetzt saß er hier und belauschte ihn dabei, wie er sich- Er konnte den Gedanken nicht einmal zu Ende bringen, so sehr widerstrebte ihm das alles hier. Mit einem Schnauben vergrub Derek sein Gesicht in seinen Händen und versuchte die eindeutigen Geräusche möglichst zu ignorieren, was ihm jedoch deutlich schwerer fiel, als gedacht. Das Stöhnen von Stiles klang plötzlich so nah, dass er schier das Gefühl hatte direkt neben dem Jüngeren zu liegen. Er konnte fast schon den heißen Atem in seinem Gesicht spüren. Derek kniff die Augen so fest zusammen, dass er kurz Sterne sah, bevor ein ganz anderes Bild in seinem Inneren auftauchte. Ein bebender, nackter Körper, der sich aufreizend neben ihm räkelte. Ein flacher Bauch, der sich schnell hob und wieder senkte. Schweißperlen, die langsam über milchigweiße Haut kullerten, hier und da ein kleines Muttermal passierten, bevor sie sich in dem Bauchnabel zu einem kleinen See sammelten. Mit einem unterdrückten Stöhnen riss Derek seine Augen wieder auf. Der Nachthimmel über ihm schien sich wie wild zu drehen, weshalb er sich einfach nach hinten fallen ließ, so dass er ganz auf dem Dach zum Liegen kam. Sein Atem ging mittlerweile mindestens genauso schnell, wie der von Stiles, auch wenn der Werwolf um einiges leiser war. Seine Jeans war unangenehm eng im Schritt geworden – fast schon schmerzhaft – weshalb er mit einer fahrigen Bewegung den Reißverschluss öffnete. Okay... Wenn er nur ein paar mal tief durchatmete, dann würde sich das Problem hier mit Sicherheit wieder von ganz alleine lösen. Stiles hingegen schien da ganz anderer Meinung zu sein. Ein weiteres Stöhnen, was nun fast schon nach einem Japsen klang, zeugte davon, dass er so richtig auf Hochtouren kam. Es war das erste mal, dass Derek von sich aus buchstäblich das Handtuch warf und wortlos eine Niederlage einsteckte. Die Geräusche ließen mittlerweile nur noch eine einzige Vermutung zu und Derek versuchte erst gar nicht mehr sie in irgendeiner Weise zu ignorieren. Im Gegenteil... Er achtete inzwischen auf jedes noch so kleine Detail, während seine Fantasie ihm das passende Kopfkino dazu lieferte, als er erneut die Augen schloss. Obwohl er Stiles nicht einmal sehen konnte, war es doch das Erotischste was Derek seit langem erlebt hatte. Obwohl sie sich nicht berührten, hatte er das Gefühl mit Stiles vollkommen eins zu werden. Sein Atem hatte sich an den Atem des jüngeren Mannes angepasst. Seine Bewegungen waren vollkommen im Einklang mit denen von Stiles. Sie waren wie eine Einheit. Langsam schob sich Dereks Hand in die viel zu enge Jeans, bahnte sich einen Weg, bis sie schließlich ihr Ziel fand. Er musste sich fest in die Wange beißen, damit ihm auch ja kein Geräusch entkam, während Stiles scheinbar nur für ihn umso lauter aufstöhnte. Schnell wurden die Bewegungen unkoordinierter. Stiles legte ein ganz schönes Tempo vor und Derek wollte definitiv nicht so kurz vor dem Ziel abgehängt werden. Nur noch ein bisschen... Ein ganz kleines bisschen, dann... „D...Derek!“ Der Name war Stiles mit einem unterdrückten Stöhnen über die Lippen gekommen, während er seinen Höhepunkt erreicht hatte und somit Derek gleich mit sich in den Abgrund gerissen hatte. Die Augen des Alphas glühten in einem leuchtenden Rot auf, während er seine Reißzähne tief in seinen Handballen versenkte, um jeden verräterischen Laut gleich im Keim zu ersticken. Eine feuchte Wärme machte sich im Schritt seiner Jeans breit, aber das bemerkte er momentan gar nicht. Er war immer noch viel zu sehr auf Stiles fixiert. Auf seinen schnellen Herzschlag... Auf den keuchenden Atem, der langsam aber sicher immer leiser wurde... Auf das unterdrückte... Schluchzen? Augenblicklich hielt Derek den Atem an und lauschte wie gebannt. Es dauerte auch nicht lange, bis ein weiteres Schluchzen zu hören war, dicht gefolgt von einem leisen Fluchen. „Fuck!“ So wie das klang, waren das eher Tränen der Wut, während Stiles einmal in sein Kopfkissen schlug. „Fuck!“ Wieder ein Schlag, ehe er sein Gesicht scheinbar in dem weichen Stoff vergrub und die nächsten Worte nur noch ein gedämpftes Nuscheln waren. „Ich bin so ein Vollidiot!“ Derek seufzte leise, während er auf seine lädierte Hand starrte. Er hatte so fest zugebissen, dass ihm das Blut bis über das Handgelenk herunter lief, aber das war ihm egal... Am liebsten hätte er gleich noch einmal zugebissen! Was war nur in ihn gefahren? War er jetzt vollkommen durchgedreht? Er hatte sich auf dem Dach des Sheriffs einen herunter geholt, während der Sohn des Sheriffs im Zimmer unter ihm genau das selbe getan hatte... Wenn hier einer ein Vollidiot war, dann ja wohl er! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)