Bitte recht freundlich! von Jaywalker (10 Lektionen der Freundlichkeit sind lediglich 10 Schritte bis zur Liebe) ================================================================================ Kapitel 3: Lektion 2: Akzeptanz ------------------------------- Lektion 2: Akzeptanz   Akzeptanz bedeutet keineswegs Schwäche! Ein Alpha sollte stets die Meinungen und Entscheidungen seines Rudels respektieren und lernen sie zu akzeptieren. Er sollte nicht nur hart und unbeweglich wie ein Fels sein, sondern auch fließend wie Wasser und stärker werden, je weiter es flussabwärts geht. Das ist ein Zeichen wahrer Stärke.   ~*~ „Und du bist dir sicher, dass du das schaffst?“ Stiles stützte sich mit seiner Hand auf dem Schreibtisch ab und lehnte sich ein Stück weit nach vorne, sodass er auch einen Blick auf den spiegelnden Monitor des Laptops werfen konnte. Er verstand nicht wirklich viel von den Codes, die gerade über die Tastatur eingegeben wurden.... eigentlich verstand er GAR nichts davon, weshalb er auch ein wenig skeptisch war. „Wenn du dir so unsicher bist, dann können wir auch wieder gehen, Stilinski!“ Stiles Gesicht verzog sich bei diesen Worten augenblicklich zu einer Grimasse, während er sich wieder aufrichtete und einen bösen Blick über seine Schulter warf. „Mit dir habe ich gar nicht geredet! Und überhaupt... Wieso bist DU eigentlich hier?! Ich kann mich nicht erinnern, dich eingeladen zu haben!“ Mit diesen Worten stapfte Stiles die wenigen Schritte zu seinem Bett hinüber, auf dem sich der ungebetene Gast breit gemacht hatte.   Lässig hatte sich der blonde Mann auf der Matratze der Länge nach ausgestreckt und die Arme hinter seinem Kopf verschränkt, während er seine Füße – wohlgemerkt mit Schuhen – auf der Bettdecke abgelegt hatte. Mit einem Ruck zog Stiles einmal kräftig an seiner heiß geliebten, limitierten Batman-Zudecke und befreite sie somit aus den Fängen des Störenfrieds. „So ein schlechter Gastgeber!“, wurde ihm auch sofort entgegen gegrummelt. „Ach ja? Wenn es dir nicht gefällt, dann kannst du jederzeit gehen, Whittemore!“, zischte Stiles wütend, wobei seine Worte leider wenig Effekt zeigten. Im Gegenteil! Auf Jacksons Gesicht machte sich ein herausforderndes Grinsen breit und er setzte schon zu einem stichelnden Gegenschlag an, als sich jedoch der dritte Mann, der sich mit ihnen in Stiles Zimmer befand und der bis jetzt alles stumm über sich hatte ergehen lassen, mit einem genervten Stöhnen zu Wort meldete. „Könnt ihr euren Zickenkrieg auch wann anders fortsetzen? Ich weiß ja nicht, wie ihr euch das vorstellt, aber es ist nicht gerade einfach ein verdammtes Sicherheitssystem zu knacken.“ „Sorry, Danny...“, erklang es auch sofort zweistimmig, wobei es sich Stiles und Jackson jedoch nicht nehmen ließen, sich einen letzten streitsüchtigen Blick zuzuwerfen.   Die Stille, die sich nun in dem Zimmer ausbreitete wurde nur durch die beständigen Tippgeräusche, die Danny auf der Tastatur verursachte, unterbrochen. Keine zwei Minuten später gab der junge Mann auch schon ein triumphierendes „Bingo!“ von sich und lehnte sich zufrieden in dem Drehstuhl zurück. „Du bist echt drin?“ Mit nur zwei Schritten war Stiles wieder neben Danny getreten und warf nun erneut einen Blick auf den Monitor. Dieses mal blinkte ihm jedoch kein unverständlicher Code entgegen, sondern das flackernde Bild einer Überwachungskamera. Jackpot! Stiles spitzte die Lippen und pfiff einmal anerkennend, während er dem älteren Mann auf die Schulter klopfte. „Danny... du bist ein Genie! Ich könnte dich gerade küssen, weißt du das?“ Nur aus den Augenwinkeln konnte Stiles das Aufblitzen von eisblauen Augen sehen, ehe Jackson auch schon mit einem warnenden Knurren plötzlich neben ihm auftauchte und nach seinem Handgelenk griff. „Natürlich ein rein... fiktiver Kuss... ja... genau...“, verhaspelte sich Stiles regelrecht und versuchte mit einem schmerzverzerrten Gesicht sein Handgelenk wieder aus der Umklammerung des Werwolfs zu befreien. Was musste Jackson auch immer so übersensibel reagieren, wenn es um seinen besten Freund ging? Manchmal war dieser Kerl echt wie ein krankhaft eifersüchtiges, zu groß geratenes Baby!   Danny verdrehte nur die Augen, ehe er sich schließlich wieder dem Laptop zuwandte. „Okay... jetzt mal Spaß beiseite... Wieso genau habe ich mir gerade Zugriff auf das Sicherheitssystem einer Tankstelle beschafft?“ „Ach... das... ist ne lange Geschichte...“ Sowohl Jackson als auch Danny starrten ihn unbeeindruckt an, weshalb Stiles ein wenig die Schultern nach oben zog und nervös von einem Bein auf das andere trat. Natürlich war ihm klar gewesen, dass er zumindest Danny für diesen zugegeben ziemlich illegalen Gefallen, den er da einforderte, eine Erklärung schuldete, aber... dass nun auch Jackson mit dabei war, ging ihm gewaltig gegen den Strich. Wie sollte er denn da seine Notlüge, die er sich zurecht gelegt hatte an den Mann bringen, wenn dieser verdammte Werwolf a.k.a wandelnder Lügendetektor mit von der Partie war? „Oh keine Sorge... Wir haben Zeit!“ Jackson hatte die Arme vor der Brust verschränkt und funkelte Stiles geradezu herausfordernd an, was diesen dazu brachte mit einem ergebenen Seufzen in sich zusammen zu sacken. „Also gut... können wir aber vorher das hier zu Ende bringen?“ Danny zögerte noch einen Moment, ehe er sich schließlich daran machte das Datum und die Uhrzeit, die Stiles ihm auf einen Zettel notiert hatte aus der Datenbank der Überwachungskamera herauszusuchen.   Der Bildschirm flackerte erneut kurz auf, ehe das Bild in den Nachtmodus wechselte. Der silberne SUV und der rote Ford, die bis eben noch an der Zapfsäule gestanden hatten, waren plötzlich verschwunden. Stattdessen war nur noch Stiles Jeep zu sehen. Von einem zweiten Auto fehlte bis jetzt jede Spur. Ungeduldig kaute Stiles auf seinem Daumennagel herum, während er wie gebannt auf das Überwachungsvideo starrte. Die Zeitanzeige in der oberen Ecke schritt stetig voran, die Sekunden tickten immer weiter und auch nach zwei geschlagenen Minuten war immer noch nichts von dem Chevrolet, geschweige denn von der mysteriösen Werwölfin zu sehen. Das durfte doch echt nicht wahr sein! Er hatte sich das doch nicht tatsächlich nur eingebildet, verdammt nochmal! Stiles verengte seine Augen zu Schlitzen und zog die Brauen zusammen, wobei er sich noch ein Stück weiter dem Laptop entgegen beugte, ganz so als befürchtete er, dass ihm sonst etwas entgehen könnte. Er beobachtete sich selbst dabei, wie er den Jeep volltankte. Sein Blick huschte nochmals auf die Zeitangabe. Wieder eine Minute, ohne dass sich irgendetwas getan hatte.   „Danny hat uns doch jetzt nicht ernsthaft hier illegalen Zugriff verschafft, um dir beim Tanken zusehen zu können, oder Stilinski? Ist das irgendsoein perverser Fetisch von dir, oder was läuft bei dir schief?“ Jackson klang ziemlich gereizt, aber Stiles ließ sich davon nicht irritieren, stattdessen riss er so plötzlich die Arme nach oben, dass sowohl Danny als auch der blonde Werwolf erschrocken zusammen zuckten. Ein triumphierendes „HA!“ kam über Stiles Lippen, als er beobachtete, wie ein weiteres Auto in dem Überwachungsvideo auftauchte und nur knapp hinter dem blauen Jeep zum Stehen kam. „Ich wusste es doch!“ Nun war auch bei den anderen beiden Männern eine gewisse Neugierde geweckt. Viel zu sehen gab es jedoch nicht, lediglich eine junge Frau, die aus dem Chevrolet ausstieg und scheinbar für eine Besorgung den Shop der Tankstelle betrat, während der Stiles in dem Video irgendwelche Verrenkungen machte um an die Beifahrertüre zu kommen. Natürlich ließ es sich Jackson nicht nehmen einen bissigen Kommentar dazu loszulassen, was Stiles jedoch gekonnt ignorierte. Er war gerade viel zu sehr mit der Überwachungsaufzeichnung an und für sich beschäftigt. Dieser verdammte Tankstellenwart hatte ihn also bezüglich der Frau tatsächlich angelogen. Blieb nur die Frage... wieso?   „Oh Gott... Stilinski... ist das etwa deine Art und Weise zu flirten? Wenn ja, dann wundert mich bei dir gar nichts mehr!“ Jacksons Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und Stiles konzentrierte sich lieber wieder auf den flackernden Monitor des Laptops. Dort war klar und deutlich zu erkennen, dass er eine etwas unsanfte Bekanntschaft mit der jungen Frau gemacht hatte, da er direkt in sie hinein gelaufen war. Bevor Stiles jedoch weiter das Geschehen der letzten Nacht mitverfolgen konnte, wurde er durch das laute Piepsen seines Mobiltelefons abgelenkt. Keine Sekunde später war ein weiterer Signalton zu hören, der eindeutig nicht zu Stiles Handy gehörte. Jackson hatte aus der Hosentasche seiner dunklen Jeans sein iPhone ans Tageslicht befördert und verzog nun sein Gesicht zu einer genervten Grimasse. „Oh komm schon... Nicht einmal an einem Sonntag hat man seine Ruhe!“, grummelte er in seinen nicht vorhandenen Bart. Stiles hatte unterdessen unter einem Berg von Schulheften und Büchern auf seinem Schreibtisch sein eigenes Mobiltelefon hervorgekramt – wohlgemerkt das dritte innerhalb von fünf Monaten... langsam aber sicher gingen ihm die Erklärungen für seinen Vater aus! Er konnte ja schlecht sagen, dass das Monster der Woche mal wieder sein Handy gefressen hatte, obwohl das leider der Wahrheit entsprach... Das Display zeigte Stiles eindeutig an, dass er eine neue Nachricht hatte und als er darauf tippte und den Absender las, konnte auch er ein gequältes Seufzen nicht länger unterdrücken. Es waren nur zwei Worte, die ihm entgegen leuchteten, aber es reichte aus um sich das entsprechende Grumpy-Gesicht, das dazu gehörte, vorstellen zu können.   Rudeltreffen! Jetzt!   Es gab nur einen, der es schaffte mit so etwas simplen wie Ausrufezeichen den gleichen Eindruck zu hinterlassen wie mit seinen lächerlichen, buschigen Augenbrauen. Das erste Ausrufezeichen stand eindeutig für 'keine Widerrede gestattet' und das Zweite für 'ich erwarte sofortigen Gehorsam'. Tss... Fehlte nur noch, dass Derek mit 'BBA!' unterzeichnete... Big Bad Alpha Ausrufezeichen. Stiles verdrehte die Augen und ließ sein Handy mit einem Schnauben wieder zurück auf den Schreibtisch fallen. Pah... als ob er jetzt hier wirklich alles liegen und stehen lassen würde, nur weil Mr. Grumpywof meinte er müsste ein spontanes Rudeltreffen an einem heiligen Sonntag abhalten. So weit würde es ja noch kommen... Als Stiles ein leises Klimpern neben sich hören konnte, hob er irritiert seinen Blick.   Jackson hatte doch tatsächlich schon seine Autoschlüssel in der Hand und sah dabei so aus, als würde er jeden Moment schier aus dem Fenster springen wollen, nur um möglichst schnell auf die Aufforderung seines Alphas reagieren zu können. Stiles konnte den blonden Werwolf nur ungläubig anstarren, weshalb ihm auch sofort ein genervtes „Was?!“ entgegen geknurrt wurde. Stiles zuckte lediglich mit den Schultern, ehe sich ein hämisches Grinsen auf seinen Lippen ausbreitete. „Ein Pfiff und du springst wie ein dressiertes Schoßhündchen...Wer hätte das gedacht?“ Jacksons Augen blitzten eisig blau auf, jedoch ließ sich Stiles davon nicht mehr aus der Ruhe bringen. Er hatte schnell gelernt, dass Werwölfe, die bellten, selten auch tatsächlich zubissen, weshalb er seine Stichelei getrost fortsetzte. „Du musst wohl immer raushängen lassen, dass du der Erstgebissene bist, was?“ „Neidisch, Stilinski?“ Jacksons Zähne blitzten selbstgefällig auf. Stiles hatte das keineswegs als Kompliment gemeint, jedoch war es eindeutig, dass der blonde Werwolf das genau als solches aufgefasst hatte. Er liebte es, wenn man ihn auf seine gehobene Stellung, die er im Rudel inne hatte, ansprach. Von wegen stellvertretender Leitwolf... Jackson war einfach nur ein Vollidiot, durch und durch! „Nein! Ich finde es eher erbärmlich!“ „Vielleicht habe ich auch einfach nur deutlich mehr Überlebensinstinkt als du...“, zischte ihm Jackson schließlich entgegen, wobei er sich weit zu Stiles herüber gebeugt hatte und einmal mit seinen Reißzähnen zuschnappte, wodurch ein unangenehmer Luftzug entstand. „Ich nenne so etwas Arschkriecher-Instinkt!“ Stiles Augen funkelten wütend, obwohl er sich innerlich wirklich zusammen reißen musste, nicht vor den gefährlichen Reißzähnen zurückzuweichen...   „Okay... Hey... Jungs, es reicht!“ Danny war es eindeutig zu bunt geworden. Er hatte sich von dem Schreibtischstuhl erhoben und schob sich nun zwischen die verhärteten Fronten, wobei er sowohl Jackson als auch Stiles beschwichtigend eine Hand auf die Schulter gelegt hatte. Jackson gab zwar ein unheilvolles Knurren von sich, ließ sich jedoch von seinem besten Freund tatsächlich soweit wieder beruhigen, dass er sich mit einem letzten wütenden Schnauben von Stiles abwandte. Nachdem die Streithähne nicht mehr Gefahr liefen, sich innerhalb der nächsten Minute gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, ließ sich Danny mit einem ergebenen Seufzen zurück auf den Drehstuhl fallen. Er massierte sich mit einer Hand die pochende Schläfe. Langsam aber sicher bekam er wirklich Kopfschmerzen von diesem Kindergarten hier!   „Hey... ich muss jetzt wirklich los... Wenn ich dich wieder mitnehmen soll, dann...“ Jackson sah ein wenig ungeduldig auf seinen besten Freund hinunter, der leider keine Anstalten machte, sich in nächster Zeit wieder zu erheben. Er konnte Danny jedoch schlecht hier zurück lassen, da er den Älteren vorhin extra mit seinem silbernen Porsche abgeholt hatte. Zum einen, weil er genau wusste, dass sein bester Freund insgeheim auf das Auto abfuhr und Jackson keine Gelegenheit zum Angeben auslassen wollte... Und zum anderen hatte er einfach nur diesen Moment genossen, als Stilinski, dieser Loser, vorhin nichtsahnend die Türe aufgemacht hatte, nur um in Jacksons feixendes Gesicht sehen zu können.   „Meine Güte... nun zieh schon Leine! Kusch... kusch...“ Der blonde Werwolf wurde schließlich von Stiles Stimme aus seinen Gedanken gerissen. Dieser Mistkerl machte doch tatsächlich mit seinen Händen eine wegscheuchende Bewegung, so als wollte er einen streunenden Hund verjagen. „Danny und ich bringen das hier noch zu Ende... Richte unserem allmächtigen Grumpy einfach aus, dass ich später nachkomme!“ Jacksons Augen verengten sich zu Schlitzen. Es ging ihm gewaltig gegen den Strich, dass Stiles nicht im Geringsten daran interessiert zu sein schien, dass er drauf und dran war ein verdammtes Rudeltreffen zu verpassen. Pah... aber gut... wenn dieser Idiot es so wollte, dann sollte er sich doch sein eigenes Grab schaufeln. Derek würde ihm für dieses Verhalten später sicher den Kopf abreißen!   ~*~   „Danke nochmal für... na du weißt schon!“ Stiles grinste breit, als er eine gute Stunde später vor dem Haus der Familie Mahealani dicht an den Randstein fuhr und langsam abbremste. Danny winkte nur ab und öffnete die Beifahrertüre mit einem Quietschen – verdammt... Stiles sollte sie wirklich endlich mal ölen. „Ach schon in Ordnung... Wenn der Sheriff an meiner Türe klingen sollte, um mich wegen eines Hackerangriffs auf die lokale Tankstelle abzuführen, dann verweise ich ihn einfach an dich weiter! Immerhin hast du den USB-Stick auf dem das Video gespeichert ist...“ Stiles Kinn klappte ein wenig nach unten und er starrte den Älteren beleidigt an. Er hatte keine Zweifel daran, dass Danny das voll und ganz ernst meinte! „Ach und... bevor ich es vergesse...“ Lässig lehnte der Dunkelhaarige an der Beifahrertüre. „Schöne Grüße an Miguel! Ich hoffe er nimmt dir diese Verspätung nicht allzu übel!“ Stiles öffnete ein paar mal den Mund, um dem anderen Mann eine schlagfertige Erwiderung an den Kopf zu werfen, jedoch war er einfach nur sprachlos. Dass Danny ihm diese peinliche Geschichte, die Derek und er damals abgezogen hatten, immer noch unter die Nase rieb... das war ja wohl echt die Höhe! Mit einem Augenzwinkern schlug Danny schließlich die Autotüre zu und schlenderte gemächlich die Einfahrt nach oben, wobei Stiles ihm nur ungläubig hinterher starrte. Verdammt... Dieser Kerl hatte es wirklich faustdick hinter den Ohren. So jemanden wie ihn könnten sie eigentlich wirklich gut als Verstärkung gebrauchen, nur leider war Danny kein anerkanntes Mitglied des Hale-Rudels... Dabei hatte er doch so viel Potential! Vielleicht sollte Stiles mal ein gutes Wort für ihn einlegen... Immerhin wusste Danny eh schon viel zu viel über diesen ganzen übernatürlichen Mist, der in Beacon Hills abging und er würde den menschlichen Rudelanteil nochmal um ein weiteres Mitglied verstärken, was Stiles wirklich begrüßen würde. Diese Werwölfe waren manchmal einfach zu schwer im Zaum zu halten!   Seufzend rutschte Stiles ein wenig tiefer in den Fahrersitz, während er seinen Blinker betätigte, einen prüfenden Blick in den Rückspiegel warf und sofort ins Stocken geriet. Was... zum... Augenblicklich verspannte sich der junge Mann und er starrte wie gebannt auf die nur allzu bekannte Chevrolet Limousine, die direkt in der Einfahrt hinter ihm geparkt hatte. In dem kleinen Rückspiegel konnte er erkennen, dass niemand am Steuer saß, aber er hätte schwören können, dass das schwarze Auto vor einer Minute noch nicht hinter ihm gestanden hatte. Verschreckt zuckte Stiles zusammen, als sein Handy plötzlich ein Piepsen von sich gab, das in der Stille des Jeeps ungewöhnlich laut klang. Mit einer fahrigen Bewegung kramte Stiles sein Handy aus seiner engen Jeans hervor und warf einen Blick darauf. Eine Nachricht von Scott.   Alter.... wo bleibst du? Alarmstufe orange!   Mehr stand da nicht, jedoch reichte es Stiles völlig aus, um den Ernst der Lage zu erkennen. Sie hatten ein Stufensystem für Dereks schlechte Laune entwickelt und orange bedeutete, dass er kurz vor einem Unwetter stand. Na klasse... Stiles freute sich schon darauf mal wieder der Blitzableiter für das gesamte Rudel zu sein... Wie wild tippte er auf dem Display seines Handys herum, um seinem Freund eine Antwort zuzusenden. Dadurch war er so abgelenkt, dass er nicht einmal mitbekam, wie sich eine Gestalt der Beifahrertüre seines Jeeps näherte und schließlich laut gegen die Scheibe klopfte. „Waaaah!“ Mit einem regelrechten Aufschrei zuckte Stiles so sehr zusammen, dass sein Mobiltelefon wie ein Geschoss gegen die Armaturen schlug, auf die Mittelkonsole fiel und schließlich im Fußraum der Beifahrerseite zum Liegen kam. Stiles Ellbogen hatte unangenehm Bekanntschaft mit dem Lenkrad gemacht und dadurch natürlich die Hupe betätigt, was für einen erneuten Schreckmoment sorgte. Stiles Herz schlug so schnell, dass er befürchtete, es würde gleich seinen Dienst versagen, während seine Augen weit aufgerissen waren und er wahrscheinlich gerade aussah wie ein verschrecktes Reh im Scheinwerferlicht eines LKWs. Die Beifahrertüre wurde aufgerissen, ehe eine nur allzu bekannte Stimme erklang. „Woah... ganz ruhig... bin nur ich!“   Danny hob beschwichtigend die Hände, wobei er ziemlich schuldbewusst drein schaute. „Sorry... ich hab nur meinen Rucksack liegen lassen...“ Er deutete auf die Rückbank, wo tatsächlich immer noch Dannys Sachen lagen, die er nun auch einsammelte und Stiles nochmals entschuldigend anlächelte. Es dauerte noch ein paar Sekunden, ehe sich der Jüngere soweit wieder unter Kontrolle hatte um seiner Wut Luft zu machen. „OH! MEIN! GOTT! Bist du denn verrückt geworden? Mach das ja NIE WIEDER!“ Stiles hatte sich mit einer Hand an den Oberkörper gefasst und er konnte regelrecht spüren, wie sein Herz langsam aber sicher wieder ruhiger schlug, nachdem er ein paar mal tief ein und wieder ausatmete. Schließlich beugte er sich so weit nach vorne, dass er umständlich in den Fußbereich auf der Beifahrerseite greifen und sein Handy wieder ans Tageslicht befördern konnte. „Das darf doch nicht wahr sein!“ Wie ein Spinnennetz zogen sich unendlich viele Risse über das ganze Display hinweg und machten es so schier unmöglich irgendetwas zu erkennen. Stiles blinzelte ein paar mal, ehe er seinen Kopf gegen das Lenkrad schlug und ein erbärmliches „Mein Dad killt mich...“ über seine Lippen kam.   „Tut mir echt Leid... ich wollte dich wirklich nicht erschrecken.“ Mit einem Seufzen richtete sich Stiles wieder auf und schüttelte nur den Kopf. Dabei fiel sein Blick unweigerlich erneut auf den Rückspiegel. Von dem schwarzen Chevrolet hinter ihm war weit und breit nichts mehr zu sehen. „W... was?!“ Ruckartig drehte sich Stiles im Fahrersitz um, damit er einen besseren Blick durch seine Heckscheibe hatte. Aber tatsächlich... der Parkplatz hinter ihm war leer. „Hey... alles okay mit dir?“ Danny musterte ihn besorgt, als er sich suchend wieder nach vorne drehte und durch die Windschutzscheibe spähte. „Ich... ähm...“ Nur langsam wandte sich Stiles wieder dem älteren Mann zu, der sich immer noch bei der Beifahrertüre ins Wageninnere lehnte. „Sag mal... War bis gerade eben nicht noch ein Auto auf dem Parkplatz direkt hinter mir?“ „Was?“ Danny starrte ihn nur irritiert an und schüttelte schließlich den Kopf, weshalb Stiles nur die Schultern nach oben zog. „Ach... vergiss es einfach... ich sollte jetzt wirklich los, bevor Derek noch Amok läuft...“ „... okay...“ Danny schien nicht ganz überzeugt zu sein, jedoch hievte er seinen Rucksack auf seine Schulter und schlug die Autotüre zu. Mit einem besorgten Gesichtsausdruck sah er Stiles Jeep hinterher, bis er schließlich an der Kreuzung nach rechts abgebogen war und somit aus seinem Blickfeld verschwand.   ~*~   „Du bist zu spät...“ Als Stiles die dunkle Stimme in seinem Rücken hören konnte, zuckte er verschreckt zusammen, so als hätte ihn ein unerwarteter Peitschenschlag getroffen. Scheiße... Das klang ziemlich vorwurfsvoll, tadelnd... und verdammt wütend! Und obwohl das wahrscheinlich die komplett falsche Taktik war einem offensichtlich erbosten Alpha gegenüberzutreten, unterdrückte Stiles den Drang sich unterwürfig wie ein braves Hündchen mit eingezogenem Schwanz in die nächstbeste Ecke zu verkriechen, sondern er drehte sich mit hocherhobenem Haupt um. Entschlossen erwiderte er den bohrenden Blick des älteren Mannes, der so plötzlich wie aus dem Nichts hinter ihm aufgetaucht war.   Verdammt... womit hatte er das nur verdient? Derek war wie immer eine imposante Erscheinung, wie er da breitbeinig in der Mitte seines Lofts stand, so als wäre es sein ganz persönlicher Thronsaal und Stiles sein aufsässiger Untergebener, der es gewagt hatte schon wieder zu spät zu einer anberaumten Audienz zu erscheinen. Die Arme hatte der Werwolf vor seinem breiten Oberkörper verschränkt und so sehr angespannt, dass sich sein graues Shirt wie eine zweite Haut über seine Oberarme spannte. Stiles blinzelte ein paar mal, während sein Blick über Derek hinweg huschte und schließlich an dem kantigen Gesicht des Älteren hängen blieb. Den graugrünen Augen wohnte ein unheilvoller, roter Schimmer inne. Ein eindeutiges Zeichen für die Gereiztheit, der sich Stiles da gerade gegenüber sah. Die Lippen hatte Derek so fest aufeinander gepresst, dass sie nur noch einem schmalen, bleichen Strich glichen und somit in einem starken Kontrast zu dem dunklen Bart standen, der sie umrahmte.   Wie gebannt starrte Stiles auf Dereks Mund, als ihm siedend heiß wieder einfiel, dass sich vor nicht einmal 24 Stunden genau diese Lippen verlangend auf seine eigenen gepresst hatten. Oh... mein... Gott... Wie hatte er das nur verdrängen können? Er hatte sich noch gar nicht wirklich darüber Gedanken gemacht, wie er dem älteren Werwolf nach dem gestrigen Kuss überhaupt gegenüber treten wollte. Sollte er etwa so tun, als wäre nichts gewesen? Den Kuss, seinen allerersten Kuss, lieber ganz schnell wieder vergessen, da sich das sowieso nicht nochmal wiederholen würde? Dieses verheißungsvolle Kribbeln in seinem Inneren einfach ignorieren? Stiles hatte keine Ahnung, ob er das so ohne Weiteres konnte. Und überhaupt... eigentlich sollte er doch immer noch wütend auf den Älteren sein, nachdem er ihm gestern so dreist unterstellt hatte, irgendwelche krummen Dinger mit heißen Alphawerwölfinnen zu drehen.   Derek riss ihn schließlich mit einem lauten Knurren aus seiner Gedankenwelt. „Du. Bist. Zu. Spät!“, murrte der Werwolf ihm erneut entgegen, wobei seine Augenbrauen ungeduldig nach oben schnellten, so als wäre Stiles ihm tatsächlich immer noch Rechenschaft schuldig... Was... zum... Was bildete sich dieser verfluchte Alpha nur ein? Langsam brodelte in Stiles die Wut wieder nach oben, die er bis gerade eben noch so vermisst hatte. Trotzig verzog er sein Gesicht zu einer Grimasse und schnaubte einmal wie ein wütender Stier durch die Nase. „Ach ja? Zu deiner Info Mr. Oberwichtig. Nur weil du meinst, dass du an einem heiligen Sonntag ein spontanes Treffen veranstalten möchtest, heißt das noch lange nicht, dass jeder sofort alles liegen und stehen lassen kann, nur um deinem Alpharuf zu folgen. Auch wenn du es nicht wahr haben möchtest, aber du bist nicht der Mittelpunkt der Welt... es gibt Leute, die haben auch noch ein eigenes Leben, das zur Abwechslung einmal nicht aus verdammten Werwölfen, egoistischen Alphas und bescheuerten Rudeltreffen be-“   Stiles war so damit beschäftigt, sich endlich Luft zu machen, dass er gar nicht mitbekam, wie gefährlich nah ihm Derek in der Zwischenzeit gekommen war. Erst als der junge Mann auf einmal den Boden unter seinen Füßen verlor und regelrecht die Stufen, die in den Wohnbereich des Lofts führten, hinunter gezerrt wurde, wurde er sich der plötzlichen Nähe des Werwolfs so richtig bewusst... auf eine ziemlich schmerzhafte Art und Weise. Derek war nämlich alles andere als behutsam. Die großen Hände des Werwolfs hatten sich wie Schraubstöcke um Stiles Oberarme gelegt und hielten ihn unerbittlich fest, wobei Stiles gezwungen war sich auf Zehenspitzen zu stellen um zumindest nicht ganz wie eine hilflose Marionette in der Luft zu hängen.   „Meinst du ich mache das hier zum Spaß? Mich am Wochenende mit pubertierenden Halbstarken zu treffen?“ Obwohl Dereks Stimme leise und ruhig klang, sorgte der unterschwellige, drohende Ton dafür, dass sich bei Stiles alle Nackenhaare aufstellten. Er schluckte einmal trocken, während er unverwandt in die nun feuerroten Augen des Alphawerwolfs starrte. Er wagte es nicht einmal zu blinzeln. Blicke dem Raubtier IMMER in die Augen, hieß es doch... oder... war es genau anders herum? Blicke ihm bloß NICHT in die Augen? Durch seinen Körper ging ein Zittern, wobei Stiles sich nicht einmal sicher war, ob das wirklich alleine von der Angst herrührte, die er in seinem Inneren langsam aber sicher spüren konnte. Jedoch war die andere Option – nämlich eine vorfreudige Erregung, die ihn zu übermannen drohte und somit für das Zittern sorgte – so beschämend, dass er sie gleich wieder aus seinen Gedanken löschte.   „Ich investiere meine Zeit und Kraft sicher nicht in diese Rudeltreffen, nur um mein Alpha-Ego zu stärken. Ich versuche... Ich versuche doch nur euch...“ Derek geriet ins Stocken und ließ den Satz schließlich unvollendet, so als habe er sich in letzter Sekunde dabei ertappt, ein wohl gehütetes Geheimnis auszuplaudern. Stiles konnte nicht anders als den Werwolf fasziniert anzustarren. Es war das erste Mal, dass er einen Anflug von Unsicherheit und Verletzlichkeit in den sonst so starren Gesichtszügen des Älteren hatte sehen können. Jedoch war dieser Ausdruck schnell wieder verschwunden und durch das übliche Grumpygesicht ersetzt worden, das Derek sonst immer zur Schau trug. Trotzdem brannte sich dieser Anblick, wenn er auch nur von kurzer Dauer gewesen war, regelrecht in Stiles Gedächtnis ein.   Noch bevor er jedoch irgendetwas sagen konnte, ließ Derek ihn so plötzlich los, dass Stiles die Knie einknickten und er einige Schritte zur Seite stolperte. Im letzten Moment schaffte er es sein Gleichgewicht wieder zu finden, wobei er mit großen Augen dem Alpha hinterher blickte, der ihn so mir nichts dir nichts einfach hatte stehen lassen. Derek war unterdessen an den massiven Schreibtisch getreten, der nur unweit von ihnen unter der großen Fensterfront stand und stützte sich nun schwer auf der dunklen Holzplatte ab. Was zum Henker war denn nur los? Das war nun schon der zweite ungewohnte Anblick heute. Derek ließ buchstäblich den Kopf hängen, während es so aussah als würde einzig der Schreibtisch dafür sorgen, dass der Alpha weiter stehen blieb... so als würden seine Beine sonst die unsichtbare, tonnenschwere Last nicht mehr tragen können, die auf seinen Schultern ruhte. Stiles ertappte sich dabei, wie er auf die angespannte Rückenmuskulatur starrte, die man unter dem grauen Shirt nur unschwer erahnen konnte.   Mit einem lautlosen Seufzen zwang er sich dazu, seinen Blick abzuwenden und stattdessen einmal tief durchzuatmen, ehe er neben den größeren Mann trat und ihn wachsam von der Seite musterte. Vorsichtig hob Stiles schließlich seine Hand und ließ sie einige Sekunden unschlüssig in der Luft schweben, wobei seine Finger ein wenig zitterten - ob nun vor Aufregung oder Angst... das wusste er selbst nicht so genau - bevor er sich soweit gefasst hatte, dass er seine Hand behutsam zwischen die verspannten Schulterblätter des Werwolfs legte. So als wollte er ein in die Ecke gedrängtes Tier beruhigen, streichelten seine Finger hauchzart über den Baumwollstoff von Dereks Shirt hinweg.   „Derek... ich... wollte dich wirklich nicht...“ Es kam selten vor, dass Stiles seine Worte mit Bedacht wählen wollte und deshalb ins Stocken geriet. „Es tut mir leid, dass ich...“, setzte er erneut an, wurde jedoch durch ein leises Grummeln unterbrochen und somit zum Schweigen gebracht. Die Muskeln unter Stiles Hand spannten sich noch weiter an, während Derek sich wieder zu seiner vollen Größe aufrichtete und zur Seite drehte, so dass Stiles gezwungen war seine Hand zurückzuziehen. Dereks Hände wiederum ballten sich zu Fäusten, während er Stiles mit seinem typischen Grumpygesicht bedachte, jedoch schien er über die Schulter des Jüngeren hinweg zustarren, so als wollte er es vermeiden ihm in die Augen zu sehen. „Nein... Du brauchst dich nicht mehr zu entschuldigen!“ What... the...?! Fassungslos blinzelte Stiles ein paar mal, wobei sein Kinn ein Stück weit nach unten klappte und er den Werwolf mit offen stehendem Mund anstarrte. Stiles Blick huschte misstrauisch über die eisernen Gesichtszüge des Älteren hinweg, während sein Herzschlag sich zu beschleunigen schien.   „Manchmal vergesse ich, dass du kein Werwolf bist und dir gewisse Instinkte schlichtweg fehlen...“ Stiles musste sich zusammenreißen, um auch die nächsten Worte verstehen zu können, da sein Herz gerade so laut pochte, dass es in seinen eigenen Ohren wie dröhnende Trommelschläge klang. „Wahrscheinlich erwarte ich zu viel von dir. Du bist nicht mein Beta, das hast du mir oft genug gesagt... Deswegen bin ich auch zu einem Entschluss gekommen. Es wäre für uns alle besser, wenn du nicht mehr-“ „Woah, woah...halt... stop!“ Stiles hatte sich so schnell in Bewegung gesetzt, dass sogar Dereks ausgeprägte Reflexe ihm nichts nutzten, als der jüngere Mann ihm mit seinen Händen den Mund zu hielt und ihn dadurch am Weitersprechen hinderte. Dereks Augenbrauen zogen sich augenblicklich zusammen. Das war momentan auch die einzige Möglichkeit, um seinem Unmut freien Lauf zu lassen.   „Sag es nicht!“ Stiles sah den Alpha aus flehenden Augen an. Seine Hände hatten wieder angefangen zu zittern, jedoch war es dieses Mal ausschließlich Angst, die er in seinem Inneren spüren konnte. Angst vor dem, was Derek da gerade laut aussprechen wollte... Angst vor den Konsequenzen, die dann auf ihn zukommen würden... Angst vor der Einsamkeit, die ihn erwarten würde! Natürlich war es nur eine Frage der Zeit gewesen... Stiles hatte das von Anfang an gewusst und trotzdem, wollte er es nun, da es soweit war, einfach nicht wahr haben. „Bitte sag es nicht...“   Derek starrte irritiert in die honigfarbenen Augen des Jüngeren, die langsam aber sicher von einem verräterischen feuchten Glanz überzogen wurden, während sich Stiles immer weiter in seine dunklen Gedanken hineinsteigerte. Mit Leichtigkeit befreite sich der Alpha aus den Fängen des Menschen und schaffte es somit sich wieder zu Wort melden zu können. „Stiles!“ Es dauerte ein wenig, bis er sich der Aufmerksamkeit des Jüngeren sicher sein konnte. „Ich denke wirklich, dass es nur zu deinem Vorteil wäre, wenn du-“ „Nein!“ Stiles schüttelte vehement den Kopf. Er wollte es nicht hören... „Sei doch vernünftig! Du wärst nicht mehr so angreifbar... du wärst nicht mehr so hilflos und ich müsste mir... das Rudel müsste sich nicht mehr Sorgen machen, wenn du nicht mehr-“ „NEIN VERDAMMT!“ Stiles Atem ging so schnell, dass er befürchtete gleich zu hyperventilieren. Sein Gesichtsfeld verschwamm und drehte sich, nur Derek schien konstant wie ein Fels in der aufgewühlten Brandung seiner Gefühle vor ihm stehen zu bleiben.   „Du benimmst dich wie ein Kleinkind!“ Stiles Gesicht verfinsterte sich augenblicklich. Es war so als hätte sich seine Angst in rasender Geschwindigkeit plötzlich in nackte Wut verwandelt. „Ach ja? Und du benimmst dich wie ein verficktes Arschloch! Klar... entledigen wir uns doch einfach dem nichtsnutzigen Menschen! Eine Last weniger! Du meinst, nur weil du mich aus dem Rudel schmeißt, dass dann alles so viel leichter werden würde? Du. Verdammter. Egoistischer. Kaltherziger. Alph-“ Mit jedem Wort hatte Stiles seine zur Faust geballte Hand auf den Oberkörper des Werwolfs niedersausen lassen, jedoch wurde er sein letzter Schlag mit Leichtigkeit abgefangen. Stiles wurde so schnell herumgewirbelt, dass die Welt erneut vor seinen Augen verschwamm. Der Schreibtisch bohrte sich unangenehm in sein Steißbein, während Derek ihn so fest dagegen presste, dass er das Gefühl hatte nicht einmal mehr seinen kleinen Zeh bewegen zu können.   „Stiles, was soll das?“ Ein wütendes Schnauben war die einzige Antwort, die Derek erhielt. „Es war nie die Rede davon, dich aus dem Rudel zu schmeißen. Wie kommst du nur darauf?“ „Wie ich darauf komme?“ Stiles war wie vor den Kopf gestoßen. Bestürzt stemmte er sich gegen den Alphawerwolf, jedoch hätte er genauso gut versuchen können einen Betonklotz von sich wegzuschieben. „Es ist nur zu meinen Vorteil... Das Rudel muss sich keine Sorgen mehr machen...“, äffte Stiles die Worte des Älteren nach. „Also schmeißt den Schwächling einfach raus! Genau das wolltest du doch sagen!“ Plötzlich machte es Klick... Es war wie eine kalte Dusche, unter die man unerwartet trat, die jedoch sofort für einen freien Kopf sorgte. „Warte mal... War das etwa auch der Grund für dieses Rudeltreffen? Ein offizielles "Verabschieden wir Stiles... Hasta la vista"-Treffen?“   Derek sah so aus, als hätte er gerade in eine besonders saure Zitrone gebissen. Hatte er zuvor noch unnachgiebig Stiles zwischen sich und dem Schreibtisch eingezwängt, so ließ er sich jetzt einfach zurückstoßen, so dass er einen Schritt nach hinten stolperte. Stiles ließ den Alpha dabei nicht aus den Augen, wobei nun ein zu tiefst verletzter Ausdruck in den schimmernden, honigfarbenen Seelenspiegeln zu erkennen war. „Pah... dann habe ich euch ganz schön die Abschiedsparty versaut, was? Ich nehme alles zurück. Es tut mir nicht einmal ansatzweise leid, zu spät gekommen zu sein!“ Derek hob beschwichtigend die Hände und trat einen weiteren Schritt zurück, so als wollte er sich möglichst unbeschadet aus der Affäre ziehen. „Was? Nein... Stiles hör mir zu. Das ist alles ein riesiges Missverständnis!“ „Was kann man denn da bitte missverstehen?“, fauchte ihn der Jüngere geradezu an.   Mit einem ergebenen Seufzen rieb sich Derek über die Stirn, so als müsste er einen nahenden Migräneanfall vorzeitig weg massieren. Schließlich gab der Alpha ein leises Murren von sich, ehe er sich wieder Stiles zuwandte und ihm mit den nächsten Worten all den Wind aus den Segeln nahm. „Ich wollte genau das Gegenteil...“ Die Wut und Enttäuschung wurden urplötzlich von der Verwirrung, die sich in Stiles breit machte, einfach weggewischt. „Das Gegenteil?“ „Das war keineswegs ein "Hasta la vista"-, sondern vielmehr ein "Bienvenida"-Treffen...“ Okay... und... was genau sollte das jetzt bedeuten? Scheinbar sah Stiles genauso irritiert aus, wie er sich auch gerade fühlte, da Derek sofort erklärte, worauf er hinauswollte. „Es wäre ganz bestimmt nicht von Vorteil für irgendjemanden, dich aus dem Rudel auszugrenzen, sondern eher dich mehr in das Rudel einzubinden...“ Der Alpha sah ein wenig so aus, als könnte er selbst nicht so ganz glauben, was er da sagte und trotzdem fuhr er unbeirrt fort. „Stiles... Möchtest du den Biss?“ „W... Was?“   Die Stille, die sich plötzlich in dem Loft breit machte, war so erdrückend, dass Stiles das Gefühl hatte keine Luft mehr zu bekommen. Es war nicht das erste Mal, dass er diese Frage zu hören bekam, jedoch fühlte er sich trotz allem genauso überrumpelt. Ein paar mal klappte sein Mund auf, jedoch dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis er in der Lage war ein paar Worte aneinander zu reihen, die auch Sinn ergaben. „Ist... das ein schlechter Scherz?“ Dereks Blick verfinsterte sich, was zusätzlich durch die buschigen Augenbrauen verstärkt wurde, die fast gänzlich zusammen gezogen wurden. Tss... Wie hatte Stiles das nur vergessen können? Als ob Derek fucking Hale tatsächlich zu Scherzen aufgelegt war... Nein... im Gegenteil... Der Alphawerwolf sah todernst aus, wie er da vor ihm stand und anscheinend ungeduldig auf eine Antwort wartete.   Stiles schluckte ein paar mal trocken, ehe er dem Älteren ein „Nein!“ entgegen krächzte. Derek knurrte leise, bevor er einmal tief durchatmete und sich somit wieder unter Kontrolle brachte. „Denk darüber nach! Du wärst dadurch ein vollwertiges Mitglied und-“ „Ach... bin ich jetzt etwa KEIN vollwertiges Mitglied, oder was?“ „Versteh mich nicht falsch... Du wärst mein Beta.“ „Du meinst wohl deine willenlose Marionette...“ „Nein... du wirst dadurch stärker... nicht mehr so verletzlich... es gibt Gefahren da draußen, vor denen wir dich vielleicht nicht beschützen können und-“ „Und ich könnte genauso gut bei dem Versuch aus mir einen Werwolf zu machen, draufgehen...“ „Du bist zu stur, um dabei zu sterben. Dein Wille ist stark...“ „Ganz genau.. Deswegen bleibt meine Antwort auch ein NEIN!“   Sie standen sich plötzlich so nah gegenüber, dass sie den heißen Atem des jeweils anderen auf den Wangen spüren konnten. Derek schien nicht einen Millimeter nachgeben zu wollen, aber wenn es darum ging seine Sturheit unter Beweis zu stellen, dann war sich Stiles ziemlich sicher, dass er dabei nicht den Kürzeren ziehen würde. „Du weißt, dass du einen riesigen Fehler machst!“ „Und wenn schon... Es ist ganz alleine meine Entscheidung, oder hast du ein Problem damit?“ Knurrend verengte Derek seine Augen zu Schlitzen, während seine Lippen sich ein wenig kräuselten, ganz so als stünde er kurz davor seine Zähne zu fletschen. „Du hast ein Problem damit...", stellte Stiles schließlich trocken fest. „Okay... pass auf... Ich denke es ist Zeit für Lektion Nummer zwei!“ Das Knurren wurde eine Spur lauter, während sich die Augen des Alphas blutrot verfärbten. „Das ist definitiv nicht der richtige Zeitpunkt für deine Spielchen!“ „Oh doch!“ Stiles hatte den Zeigefinger seiner rechten Hand tadelnd ausgestreckt und bohrte ihn nun in die breite Brust des Werwolfs.   „Schon mal was von Akzeptanz gehört?“ Dereks Blick huschte zwischen dem provozierenden Finger und dem Gesicht des Jüngeren hin und her, ganz so als könnte er sich nicht entscheiden, wo er zuerst hinein beißen wollte. Stiles ließ sich davon nicht beirren. „Wenn man immer nur auf seine eigene Meinung pocht und die Meinungen und Entscheidungen von anderen einfach übergeht, dann kann sich das auch ganz schön negativ auf deinen Freundlichkeitsfaktor auswirken...“ „Ich scheiße auf meinen Freundlichkeitsfaktor!“ Mit einem Schnauben verschränkte Derek die Arme vor der Brust, was dafür sorgte, dass Stiles Hand unsanft zur Seite gestoßen wurde. „Siehst du? Das ist genau das, was ich meine! Freundlichkeit sieht anders aus...“ Wie zur Bestätigung machte Stiles eine eindeutige Handbewegung, während sein Blick über die abwehrende Körperhaltung von Derek hinwegglitt, bis er in das mürrische Gesicht des Älteren sehen konnte. „Und Lektion eins hast du ja scheinbar auch schon wieder vergessen...“ „Mir ist gerade nicht nach Lächeln zumute...“ „Na gut.. aber dann versuchen wir wenigstens Lektion zwei... es ist echt nicht schwer!“   Die unbeschwerte, fast schon neckende Aura, die Stiles bis gerade eben noch umgeben hatte, wurde plötzlich von Ernsthaftigkeit abgelöst. Ein entschlossener Ausdruck lag in den braunen Augen, die so darauf bedacht waren, dass der Alphawerwolf den Blick auch ja erwiderte. Erst als er sich der vollen Aufmerksamkeit des Älteren bewusst war, sprach er weiter. „Derek... ich möchte diesen Biss nicht! Kannst du das akzeptieren? Ja... oder nein?“ Stiles war kurz davor nervös mit den Füßen zu scharren, als eine Antwort immer länger ausblieb. Wahrscheinlich lag es wirklich in der Natur eines Alphas, dass sie ein 'Nein' nur schwer akzeptieren konnten... Es war vielleicht wirklich verlorene Liebesmüh... Als Stiles schon gar nicht mehr mit einer Antwort rechnete, entließ Derek plötzlich den angehaltenen Atem mit einem leisen Seufzen. „Na gut... du hast gewonnen... ich akzeptiere deine Entscheidung...“ Irgendwie hatte Stiles das Gefühl, dass ein unausgesprochenes 'Vorerst' diesen Satz beendet hatte. Allerdings wurde dieses Gefühl hinweggespült als sich die Lippen des Alphas zu einem kleinen, jedoch aufrichtigen Lächeln verzogen... als wäre es ein Friedensangebot, ein Zeichen des Waffenstillstands... vorerst...   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)