Rabbit down the Hole von Sas-_- (LavaPlumeShipping) ================================================================================ Kapitel 1: 1. Time keeps flowing -------------------------------- ____________________________________________________ Buried in the mail before the early morning, Under the frost that's forming his words are calling. Even though alarm bells ring without a warning, All of the clocks keep ticking, and time keeps flowing. ~ Billy Talent – Rabbit down the Hole ~ ____________________________________________________ Obwohl sie seit Wochen kein Netz mehr haben, zog Brendan sein Handy aus seiner Hosentasche und sah nach, ob ihm jemand geschrieben hatte. Er stellte fest, dass er keine Nachrichten empfangen hat und dachte darüber seiner Familie eine zu senden. Dann fiel ihm wieder ein, dass das nicht möglich war. Nicht mehr. Nachdem diese Erkenntnis erneut zu ihm durchgedrungen war, scrollte er die letzten Nachrichten durch. Mom: „Brendan, geht’s dir gut?! Wo bist du??“ Brendan: „So gut wie in Bad Lavastadt! Ihr seid noch dort?? Mom: „Ja, sind wir! Wir haben uns im Poké-Center verbarrikadiert! Vielleicht ist es besser, wenn du bleibst wo du bist!“ Brendan: „Nein! Ich komme auf jeden Fall!“ Brendan setzte sich auf eine der Holzkisten und starrte schweigend sein Handy an. Ich komme auf jeden Fall! Gekommen ist er. Er hat auch das Poké-Center gefunden, aber es ist aufgebrochen worden und niemand Lebendes war mehr dort. Nur Totes. Und Untotes. Er zuckte zusammen, als sein Lohgock Loki mit seiner krallenbewährten Hand die seine berührte. Brendan blickte zu ihm auf, Loki deutete auf die Bretter. „Ja, richtig …“ Er stand wieder auf, zog den Hammer vom Gürtel seiner Hose, schob die Dose mit Nägeln an die Wand und nahm eines der Bretter. Er musste das letzte Fenster zunageln, möglichst stabil. Durch das letzter, das er zugenagelt hatte, kam am Ende ein Groink. Brendan erinnert sich nur zu gut an die trüben Augen dieses Pokémon, an die schrecklichen Schreie und die Pfoten, die sich wild schlagend und verzweifelt nach ihm ausstreckten. Und wie Flannery mit ihrem Magcargo Gary es schließlich in Flammen hat aufgehen lassen und danach beinahe Brendan – vor Wut über seine Nachlässigkeit. In der Arena, in der er sich befand war es fast stockdunkel, denn alle Ausgänge und alle Fenster sind vernagelt worden, so gut es eben ging. Brendan schaute noch einmal auf sein Handy, diesmal, um die Uhrzeit zu checken. Es war erst Mittag. Der Tag war noch lange nicht vorbei und r wusste nicht, wie er ihn herumbringen sollte. Er befand sich in einem der Nebenräume, wo Flannery einst mit ihren Schülern und Mitarbeitern trainiert hatte. Im Hauptraum hörte er Geräusche, weil Brendan nicht wusste, was er sonst tun sollte, folgte er dem Lärm. Flannery schob Kisten und Kartons um ein kleines Lagerfeuer. Vor dem Feuer hat sich ein Minun niedergelassen. Flannery besaß es schon, als Brendan ihr über den Weg gelaufen war. Minun war der einzige Grund, warum in dieser Arena überhaupt noch etwas funktionierte, das mit Strom zu tun hatte. „Brendan!“ Flannery richtete sich auf. Sie sah erschöpft aus. Nicht vom Schieben der Kisten oder der immer weniger werdenden Nahrung. Sie war einfach erschöpft von der Gesamtsituation. Genau wie Brendan. „Du hast das Fenster gut vernagelt?“ Er nickte, schlurfte zu eine der Kisten und ließ sich darauf fallen, Loki folgte ihm und machte es sich auf dem Boden bequem. „Wie willst du den Rauch loswerden?“, fragte Brendan Flannery. Sie deutete nach oben. In der Decke war ein rechteckiges Loch, offenbar hatte sie die Decke noch mal geöffnet. Brendan blies die Wangen auf. „Ist das nicht gefährlich? Was ist, wenn so ein Zombie da durchkrabbelt?“ „Gary hat die Öffnung im Blick. Wenn was durch will, schießt er es ab!“ Brendan verzog unglücklich den Mund. „Prima, ich brauch unbedingt noch mehr Verkohltes hier drinnen …“ „Du kannst natürlich auch ohne Feuer kochen, wenn dir das lieber ist!“ Angriffslustig funkelte Flannery ihn an. Er hob nur die Hände und starrte ins Feuer. „Ich sag’s immer wieder, kann man essen“, meinte Flannery mit vollem Mund, während sie sich eine Bohnensuppe aus der Dose reinschaufelte. Brendan nickte nur und löffelte schweigend seine. Die Pokémon begnügten sich mit einem Sack Poké-Futter. Die ewige Dunkelheit in der Arena nagte an Brendan. Die einzige Lichtquelle bot das Lagerfeuer, der Rest lag im Dunkeln. Jedes Geräusch wurde Beachtung geschenkt, jeder Schatten, der sich bewegt mit Brendans oder Flannerys Handy beleuchtet. Er stellte seine leere Dose ab und räusperte sich. „Wie lange … willst du hier noch bleiben?“ Flannery kratzte mit dem Löffel in ihrer Dose und lugte hinein. „So lange es geht. Es ist sicher. Wir haben noch Essen.“ „Das wird uns ausgehen.“ „Darüber können wir nachdenken, wenn es ausgegangen ist.“ „Ach, du stellst dir also vor, dass du aus der Arena spazieren kannst und dir dann das Essen vor die Füße fällt?“, murmelte Brendan sarkastisch. Flannery ließ seufzend ihre Dose sinken. „Was ist dein Problem, Brendan?!“ „Dass du nicht darüber nachdenken willst, was wir als nächstes tun sollten! Dass du … keine Ahnung, glaubst, im Moment zu leben wird alle deine Probleme lösen!“ Loki und Gary blickten zwischen den beiden angespannt hin und her. Streitereien waren schon seit einer Woche an der Tagesordnung. Obwohl die Arena sogar genug Platz bot, um sich aus dem Weg zu gehen, setzte die ewige Dunkelheit, die stickige Luft, die Unsicherheit über die Welt da draußen und die eigene Familie den beiden jeden Tag und jede Nacht mehr und mehr zu. „Schön!“ Flannery sprang auf die Füße. „Schlag was vor, du Genie! Was sollen wir stattdessen machen, was ist dein genialer Überlebensplan?!“ Brendan blieb sitzen, laut werden war nicht seine Stärke und zum Schreien hatte er schlicht keine Lust. „Ich schlage vor, dass wir mitnehmen, was wir mitnehmen können und nach draußen gehen. Uns auf die Suche machen. Unsere Familien werden nicht eines Tages an die Tür dieser Arena klopfen und wenn doch … dann vermutlich nicht lebend. Meine Familie könnte noch leben, Flannery.“ Brendan sah sie traurig an. Traurigkeit ist ein Gefühl, das Brendan nun in allen Facetten kannte. „Deine Familie könnte auch noch da draußen sein, wir haben sie hier nirgends gesehen.“ Flannery stand noch immer, Wut flackerte in ihren Augen. Wut ist ein Gefühl, dass Flannery in allen Facetten kannte. „Also, der sichere Tod, ja?!“ „Ich will leben.“ Brendan breitete die Arme aus und sah sie eindringlich an. „Das hier hat mit leben nichts mehr zu tun.“ Eine Weile standen (und saßen) die beiden Parteien sich schweigend gegenüber. Loki und Gary behielten die beiden im Auge, sie hatten so eine Ahnung, was als nächstes kommen würde. Flannery seufzte, warf die Dose weg und ging zu Brendan hinüber. Sie beugte sich herab und schlang ihre Arme um Brendan. „Streiten ist so anstrengend …“ Brendan legte müde seine Arme um sie und strich ihr sanft über den Rücken. „Ich weiß. Wir werden hier drinnen noch verrückt.“ Flannery ließ ihn wieder los und hockte sich auf eine Kiste neben ihn, grinsend. „Du hast am Anfang gesagt, dass ich das schon immer gewesen wäre.“ „Jaah“, Brendan schob seine Dose mit dem Fuß über den Boden, „aber das hab ich positiv gemeint!“ „Oh, gut!“ Flannery klatschte in die Hände. „Ich meine, du hast mich verrückt genannt! Jeder andere hätte das sofort als Kompliment erkannt!“ Einstimmiges Gelächter hallte durch die dunkle Arena. Dann machten Brendan und Flannery das, was sie seit drei Wochen taten. Sie erzählten sich von ihren Familien, zeigten Bilder, erzählten von ihrem Trainerdasein, sprachen über alles, was ihr Leben einst so lebenswert gemacht hatte. Sie redeten nie über das, was gerade draußen geschah. Sie sprachen nie über das, was sie an Schrecklichem gesehen hatten, bevor sie sich in dieser Arena noch einmal begegnet sind. Sie diskutierten nicht darüber, woher die Krankheit gekommen war, die aus Menschen und Pokémon untote Monster machte. Sie wollten es gar nicht wissen. „Morgen. Morgen gehen wir“, sagte Brendan leise, während Flannery es sich auf den Haufen von Decken und Kissen neben ihm bequem machte. „Ja, Morgen ist es soweit.“ „Ich stelle gerade fest, dass es total sinnlos war, das Fenster heute zu zunageln.“ Flannery prustete mit vorgehaltener Hand. „Nicht ganz, es hätte trotzdem Etwas reinkommen können.“ „Jaah, schon“, stimmte Branden ihr halbwegs zu, „aber wir auch raus!“ „Oh …“ „Jap. Na gut, noch einmal durchschlafen, wer weiß, wann wir das wieder können.“ Flannery gähnte herzhaft. „Gute Nacht, euch allen!“ Loki, Gary und das Minun, das Flannery aus einer Laune inCharge getauft hatte, kuschelten sich um ihre Trainer herum. Es war Nacht und es war genauso dunkel wie sonst auch. ____________________________________________________ Everyone that I hold dearly, I try to keep them close, 'Cause some of them get bitten by the rabbit down the hole. Once they walk past through the grass, they're never coming home. ____________________________________________________ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)