Into the Woods von _Taisto_Perkele_ ================================================================================ Kapitel 1: ~ Der Gesang des Mondes ~ ------------------------------------ Verschlafen lagen Burgen alten Gemäuers in moosgrünem Tal. Sie erwachten langsam aus ihrem Schlaf, als sich mühsam ein sanfter kleiner Sonnenstrahl durch dicke graue Wolkenschichten bahnte. Ein angenehmer kühler Wind umspielte majestätische Felsen und Steine die sich der Anwesenheit des glitzernden blauen Wassers erfreuen durften. Nebelschwaden hüllten die Landschaft ein, welche die furchtbare Einsamkeit doch sehr mystisch und geheimnisvoll wirken lies. Alles schien, als würde es zueinander flüstern und trotzdem herrschte tiefe Stille. Eine spürbare Magie lag in der Luft.. Als würde hier etwas vor sich gehen, das keiner sah, das keiner bei Namen nennen konnte. Die Schottischen Highlands... Ein einziges Kunstwerk das Mutter Natur liebevoll schuf und der Menschheit vertrauensvoll überließ. Nur war Schottland an sich nicht immer so prachtvoll schön wie es heutzutage vorzufinden ist. Ein kleines, nein, ein großes Wunder war diesem Land und seinen Nachbarländern widerfahren. Niemand konnte bisher sagen ob die so hoch gepriesene Legende ihrer Wirklichkeit entsprach. Bisher suchte man aber allerdings immer am falschen Ort. Denn das Herz dieses Wunders lag mitten in den Bluebell Woods, ein Ort der einen ganz besonderen und begründeten Naturschutz genoss. Natürlich gab es unzählige unfassbar schöne und noch nie vorher entdeckte Arten von Wäldern in dieser Gegend. Nur waren die Bluebell Woods vorteilhaft für all jene, die wissen mochten, in welcher Jahreszeit sie sich befanden. Wenn der milde schottische Frühling seine Pforten öffnete, wurde dieser Wald ein unbeschreibliches Meer aus Blauglöckchen – oder Hasenglöckchen, wie man diese Art von Blume auch liebevoll nannte. Und genau dies war auch nun der Fall. Blauglöckchen in ihren kräftigsten Farben zierten den sonst so grünen Waldboden, die auch deutlich im Einklang mit den etwas dunkleren Bäumen tagträumerisch vor sich hin schwelgten. Wer aufmerksam war, hörte tief im Wald sogar ein leises Lachen.... Das reine Lachen eines Kindes, das sich in ein kleines Abenteuer stürzte. „...Pixie, Pixie!! Komm schnell!! Eine Höhle! Da ist eine Höhle!“ „Uff... Arthur, nun warte doch mal, ich bin doch keine Blitz-Fee!!“ Ein kleiner Junge mit goldblondem Haar und smaragdgrünen Augen eilte vergnügt durch den Wald.. Begleitet von einer kleinen Fee, welche nicht nur eine elegante Blässe besaß, sondern auch weiche lange rote Haare, eisblaue Augen, ein wunderschönes glitzerndes grün-türkises Kleid und furchtbar zarte mit hauchdünnen Muster versehenen Flügeln. Bei der kleinen Höhle angekommen, war Pixie bereits klar geworden warum Arthur so sehr darauf bestand, ihm geschwind zu folgen. Je tiefer sie sich hinein begaben, desto heller wurde das Lichtermeer an besonderen Steinen die sich an den robusten Felswänden von oben bis unten überall fanden. Arthur war besonders schnell. Ehe sich Pixie dessen bewusst war eine Höhle zu betreten die sie nicht kannte, trotz dass sie diesen Wald mit den anderen Zauberwesen zusammen erschuf, hatte der Junge bereits ein besonderes Stück in seine zarten Finger gelangen lassen. „Schau mal Pixie... Das ist ein Labradorit! Er schimmert in blau, grün und violett... Es gibt aber auch einen fast durchsichtigen Labradorit mit blauem Schimmer.. Wusstest du, dass genau dieser gern mit dem Mondstein verwechselt wird? Normalerweise findet man den Stein nur in Madagaskar, Kanada, Norwegen und Finnland!“ Durch diesen Kommentar wurde die kleine zarte Fee wieder aufmerksam und begab sich zu dem blonden Jungen, der voller Begeisterung seinen errungenen Labradorit umklammerte. Pixie merkte schon vor langer Zeit dass Arthur völlig geistesabwesend sein und zugleich erstaunlich viel detailreiches Wissen vom Stapel lassen konnte als wäre er ein randvolles Lexikon. Er lebte manchmal wirklich tief in seiner eigenen Welt sobald er sich mit Dingen begab, die ihn ganz besonders interessierten, so wie eben Edelsteine, Kristalle und so manch andere Arten von Steinen die faszinierend aussahen. Immerhin besaß er schon eine ganze stolze Sammlung. „Mensch Arthur... Ich möchte nur zu gerne wissen woher du all das schon wieder weist... Und vor allem, wer hat dir das mit den Steinen eigentlich in den Kopf gesetzt? Brownie, unser altkluger Kobold?“ Doch selbst nach mehreren Sekunden erhielt die Fee keine Antwort auf ihre Fragen, weshalb sie tief seufzte. Der Junge war zu sehr in seiner Faszination gefangen. Wer sich Arthur zum Schützling machte, brauchte Geduld und am besten 24 Stunden durchgehend ohne Pause ein offenes Ohr. „Pixie, weist du was ich noch unbedingt in meiner Sammlung brauche? Einen Mondstein. Der fehlt mir noch. Am besten einen schönen großen der sich im Mondlicht spiegelt!“, meinte er schließlich nach einer Weile ohne zu merken dass seine Begleiterin eigentlich etwas anderes fragte und deshalb bereits wieder nach einer Ladestation für ihre Nerven suchte. „Nun... Arthur... Du weist was heute Abend ist, richtig?“ Damit schien das zarte Wesen endlich Erfolg geerntet zu haben, denn der Sonderling drehte seinen Kopf zu ihr, ehe er eine Antwort gab. „Natürlich! Wir feiern das Mondfest, nicht wahr?“, fragte er schließlich begeistert, denn auf das Mondfest hatte er sich schon die ganze Zeit gefreut. Pixie nickte erleichtert. „Richtig, das Mondfest... Aber nicht nur, Arthur. Wir feiern auch deinen Geburtstag! Wer weis, was dich auch immer erwarten mag, mein Kleiner.“ „Stimmt! Kommt Mama auch Pixie? Kommt Mama auch?“ ...Und schon wusste die Fee wieder nicht was sie sagen sollte. Jeder im Wald wusste wer die Mutter dieses Kindes war aber keiner wusste wo sie ist und für wie lange. Pixie blickte um sich, ehe sie entschieden zu Wort fasste. „Ich weis es nicht Arthur. Ich weis es nicht. Aber ich kann es für dich hoffen! Und jetzt komm.. Vermutlich warten die anderen schon auf uns beide.“ Das verstand Arthur natürlich, denn für das Fest sollten noch verschiedene Dinge erledigt werden. Also stand er auf, sah sich noch ein Stück um und ging allmählich zurück zu dem Fleck, von dem das helle Licht hereinströmte – mit seinem gefundenen Schatz in der Hand, den er auf gar keinen Fall missen wollte. Wie gerne wäre er wohl länger hier geblieben.... Aber so wusste er wenigstens, wo er das nächste mal hingehen konnte, wenn ihm danach war. Wer Arthur allerdings kannte, wusste ganz genau dass er selbst auf dem Rückweg noch genügend fand um sich perfekt abzulenken. Entweder er umarmte den einen oder anderen mit Moos bedecktem Baum weil er so kuschelig zu sein schien, oder er spielte mit Pusteblumen die er letzten Endes überall verteilte. Weiterhin begegnete er einer Hasen-Familie die er sehr gut kannte, bei der ein sogenanntes 'Wetthüpfen' zwischen ihm und den Hasenkindern nicht fehlen durfte und natürlich pflückte er noch ein Paar Blumen. Zum Glück hatte er die Erlaubnis dazu, denn laut Volksmund würde man nun Ärger von den Feen bekommen. Feen mochten harmlos wirken – wenn man ihnen auch entgegen kam. Wenn man aber gegen ihre Regeln verstoß, konnten sie durchaus gefährliche Kreaturen werden.. Nach einiger Zeit erreichten Arthur und Pixie dann einen Ort, der relativ Abseits vom Rest des Waldes erschien und doch ein Teil von ihm war. Es wurde ein wenig dunkler als es sonst gewöhnlich in den Bluebell Woods war, aber angenehm dunkel, während kleine Glühwürmchen mit blauen Lichtern umher glitten. Beinahe konnte man meinen, die Nacht wäre herein gebrochen. Auf dem Weg befand sich ein kleiner Teich. Zumindest war es für Arthur eher ein Teich, denn ursprünglich sollte es ein großer See sein, für die so genannten Einwohner dieses magischen Ortes. Der Teich glühte hell und war von vielen bunten Pflanzen umringt, die mitunter auch heilende Kräfte besaßen und nur hier zu finden waren. Seeblätter von Tautropfen geziert bedeckten sanft den Rand der Oberfläche, während in der Mitte ein unfassbar schöner winziger Baum thronte, der im Licht des Wassers glitzerte. Zunächst hatte man den Eindruck, außer dieser ungewöhnlichen Natur würde es hier nichts geben. Zumindest so lange, bis man winzige Häuser zwischen den dunklen Bäumen sah, die aus allen möglichen Materialien hergestellt wurden. Die einen Häuschen waren ursprünglich mal Pilze, andere Wiederum waren direkt im Baumstamm drin oder aus Holz hergestellt, mit einer umgedrehten Blume als Dach. Alle Häuser hatten jedoch eines gemeinsam: Sie waren herrlich individuell und bunt gestaltet sowie stellenweise mit Moos und Efeu verziert. Die Häuser waren hier im übrigen auch nicht alleine. Überall waren Pixies Gefährten: Andere Feen, jeweils mit verschiedenen Talenten und Aufgaben. Jede einzelne Fee schien zu arbeiten, was auch wenig wunderlich war, denn immerhin waren sie es, die das Fest organisierten. Die eine Fee kümmerte sich um Glühwürmchen, eine andere schien kleine Mahlzeiten fertigzustellen, wieder andere sorgten sich um das Wohl der Pflanzen und letztlich auch um Kleintiere. Im hintersten Eck konnte man sogar eine Gruppe Feen hören die gerade dabei war, heimische Musik mit landestypischen Instrumenten einzuüben. „Sie sind schon so fleißig...“, stellte Pixie erstaunt fest. Arthur allerdings konnte nicht schnell genug zusehen, denn ehe er reagieren konnte, flog ihn auch schon ein kleines zartgrünes Wesen zu Boden, das beinahe so aussah wie ein Hase mit Flügeln. „Flying Mint Bunny!!“, rief Arthur daraufhin freudig und scherte sich kaum darum ob er etwas unsanft im Gras landete. Flying Mint Bunny, so wie man das kleine Wesen genannt hatte, war Arthurs bester Freund neben Pixie. Wobei man Pixie eher als Babysitter betrachten konnte. „Geht es dir gut Flying Mint Bunny? Sind Unicorn und Brownie auch da?“ Der kleine Pfefferminz-Hase nickte genauso freudig wie Arthur es gerade war und kuschelte mit dem kleinen Jungen. Im gleichen Moment kamen Arthur tatsächlich ein Kobold mit braunen Haaren und braunem Bart sowie auch ein kleines weißes Einhorn entgegen. „Ah, Brownie! Schön dich zu sehen!“, meinte Pixie erfreut. Brownie der Kobold lächelte friedlich. „Guten Tag euch allen miteinander. Ihr seid wieder zurück von eurem Ausflug, ja? Unicorn und Flying Mint Bunny haben schon sehnsüchtig auf Arthur gewartet. Die drei sind völlig unzertrennlich.... Nicht wahr?“ Arthur raffelte sich wieder auf und ließ Flying Mint Bunny auf seiner Schulter sitzen, während er Unicorn ebenfalls mit einer herzhaften Umarmung begrüßte. „Ohja, das sind wir!“, gab der blondhaarige noch glücklich bei. Brownie war für Arthur wie ein Vater. Er sorgte sich gerne um ihn und brachte ihm viele Dinge bei, auch wenn es sich dabei meist nur um theoretische Dinge handelte. Brauchen konnte man das Wissen in den Bluebell Woods doch allemal. Eine Sache hatte Arthur nie gelernt, weder von Brownie noch von den Feen, nur man war sich einig dass man ihn darüber aufklärte und darin unterrichtete, sobald er das richtige Alter dafür hatte. Und von diesem Alter war er kaum noch weit entfernt, denn nach dem Mondfest das heute Nacht stattfinden würde, wäre es endlich soweit... Ein paar Feen machten sich bereits auf, denn sie müssten einer der wichtigsten Aufgaben erledigen, die heute auf dem Plan standen. Auch Pixie hatte einen wichtigen Teil beizutragen. „Brownie, ich kann Arthur doch bei dir lassen, oder? Es geht um den Feenstaub.. Du weist schon.“ Der Kobold nickte. „Aber natürlich Pixie, überlass ihn ruhig mir. Komm Arthur!“ Daraufhin verabschiedete sich Pixie kurzweilig von den anderen während Brownie Arthur zu sich nach Hause brachte. Brownie war der einzige im ganzen Dorf, welches man übrigens Fairy Dust Valley nannte, der genauso groß war wie Arthur, weshalb es für Arthur kein Problem darstellte überhaupt die Hütte des Kobolds zu betreten. Diese war unübersehbar zwischen zwei Bäumen des Dorfes. Schöne dunkle Holzfassaden die überwiegend von Efeu umringt waren, relativ alt doch magisch wirkend. Eine kleine Treppe führte zur Tür hinein, wo nur ein winziger Flur bereits in die Stube führte. Der Innenraum sah genauso aus wie man es sich wohl gerne vorstellte. Viele Bücherregale in denen sich Bücher befanden, die schon so alt waren, dass man sie vorsichtig mit einer Pinzette anfassen müsse da sie sonst auseinander fallen würden. Woanders war ein Tisch auf dem sich nicht nur weitere Bücher stapelten sondern auch eine Menge Pergamentrollen, eine alte Schreibfeder mit Tinte, eine Kristallkugel... Und wenn man sich weiter umsah, bemerkte man eine kleine Ansammlung von Kräuter und Pflanzen, die man zu Medizin verarbeiten konnte sowie einen großen Kessel über gemütlichem Kaminfeuer. Brownie lächelte zufrieden und deutete auf einen der Holzstühle, die um einen kleinen gemütlichen Tisch verteilt waren. „Setz dich, mein Junge. Ich hole dir auch etwas zur Stärkung, bei deinen Abenteuern wirst du doch sicher immer hungrig!“ Daraufhin ging der Kobold zu einem Schrank, holte einen schön verzierten Behälter und einen Becher heraus und nahm beides mit zum Tisch, wo er dem kleinen Arthur etwas zu trinken in den Becher schüttete. „Das ist Blaubeersaft, selbst nach Rezept gemacht, ich hoffe er schmeckt dir.“ Glücklich nahm Arthur die Flüssigkeit zu sich. Währenddessen hatte Brownie ihm auch noch Plätzchen bereit gestellt, welche nicht nur schön geformt sondern auch gefärbt waren. Ein wahres Fest für die Augen. „Hmmmm lecker! So wie immer Papa Brownie!“, meinte der Blondschopf lachend, als er bereits eines der Plätzchen zu sich genommen hatte. Dies stimmte den sich zu Tisch setzenden Kobold zufrieden. Als er es sich gemütlich gemacht hatte, überlegte Brownie schließlich, ob er seinem Schützling erklären sollte, was nun genau am Abend geschehen wird und welchem Zweck es diente. ...Nur war das Kind wieder schneller... „Brownie? Kommt Mama heute Nacht zum Fest?“, fragte er schließlich neugierig, da er hoffte dass Pixie die einzige war die es nicht wusste. Der Kobold seufzte und zögerte etwas, ehe er ihm eine Antwort gab. „Ich weis es nicht Arthur. Ich befürchte nein..“ „Aber warum? Ich habe doch Geburtstag! Und ich vermisse Mama!“ Arthur verstand die Welt nicht mehr. Warum sollte seine Mutter ihn nicht besuchen kommen wenn heute doch der wichtigste Tag im ganzen Jahr für ihn war? Es war dem Jungen anzumerken dass er diese bloße Vorstellung schon absurd genug fand, was Brownie den Grund gab zu versuchen jetzt nichts falsch zu machen und sachlich die Lage zu erklären. „Mein Junge hör mir gut zu. Deine Mutter ist weit weg von hier, aus einem ganz wichtigen Grund.. Es war ihr wichtig dass du nicht erfährst warum und wo sie nun ist...“ „Aber... Aber warum? Liebt Mama mich nicht? Warum lässt sie mich alleine?“ Arthur war den Tränen nahe und zitterte. „Natürlich liebt sie dich, genau deshalb ist sie nicht..-“ „Lüge!!“ Ein hellblaues Licht umringte das unruhige Kind, ein Zeichen das Brownie sofort ernst zu nehmen wusste. „Arthur, bitte, beruhige dich doch!“ Sachte versuchte er seine Hand auf die Schulter des kleinen Jungen zu legen um ihn ruhiger zu stimmen, doch vergebens. Darauf reagierte Arthur empfindlich und sah es nicht ein, seine Nerven zu behalten, darum rannte er die Treppe hoch die zu einem Zimmer führte, welches einfach nur Glaswände hatte, von denen aus der Rest des Waldes und auch der Himmel wunderbar gesehen werden konnte. Zugleich waren diese Scheiben mit Schutzzauber ausgelegt, was aber keiner wusste wenn nicht zumindest einer den Versuch wagte von außen hier einzudringen. Geschützt war dieser Raum eigentlich nur, da dieser Arthur gehörte. Man schwor seiner Mutter so gut wie möglich auf ihn aufzupassen, egal wo und wie. Darum durfte er nie alleine bleiben, und wenn doch, dann nur wenn man genügende Zauber um ihn gelegt hatte. In diesem Raum verkroch sich Arthur in eine verfügbare Ecke und weinte. Das blaue Licht welches ihn umgab, hatte sich nur schwach reduziert, das Problem war zudem auch noch dass er nicht wusste was genau da nun vor sich ging. Aber das war ihm egal. Brownie wusste nicht ob es nun ratsam war Arthur zunächst in Ruhe zu lassen oder ihm zu folgen und ihn weiter versuchen zu beruhigen. Zweiteres schien beinahe sinnvoller, denn diese Kraft die der kleine Junge frei gesetzt hat, konnte gefährlich sein, zumindest in seinem Alter. Beschlossene Sache: Brownie rannte ihm hinterher. „Arthur...“, meinte er ruhig, als er ihn eingeholt hatte. „Deine Mutter ist in Gefahr, sie nahm dich nicht mit um dich zu schützen!“ Tatsächlich. Es wurde still und das hellblaue Licht reduzierte sich schnell zu einem kaum vorhandenen Minimum während Arthur seinen Kopf erhob und seines Blickes den Kobolden würdigte. „Mama ist in Gefahr?...“, fragte er mit einem letzten Schluchzen, als hätte er nun endlich den Ernst der Lage verstanden. Der Kobold nickte. „Ja Arthur... Darum wissen wir nicht ob sie heute erscheinen wird... Wir hoffen es natürlich für dich. Heute ist immerhin dein großer Tag.“ Im gleichen Moment hörte man ein Geräusch von unten das verdeutlichen sollte, dass sich jemand vor der Tür befand. „Na komm Arthur.. Sehen wir nach wer uns Gesellschaft leisten möchte.“ Somit ging Brownie die Treppen hinunter zur Tür, gefolgt von Arthur der an den Ärmeln seines weißen Kleides nippte. Eine der Feen hatte sich bemerkbar gemacht. „Hallo Brownie! Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, wir wären soweit!“, verkündete sie stolz und winkte dem kleinen Arthur zu der neugierig mit vor der Tür stand, dicht hinter Brownie versteckt. „Ah, hervorragend, dann würde ich sagen machen wir uns auf den Weg, oder Arthur?“ Der Kobold sah zu ihm und lächelte. „Es wird sicher ein schönes Ereignis. Die Walpurgnisnacht ist immerhin eine ganz besondere Nacht.“ Somit traten die beiden aus dem Haus und folgten der Fee, die sie zur Dorfmitte führte, wo auch alle anderen Einwohner bereits versammelt und bereit standen. Sie war auch diejenige, die nun dafür zu sorgen hatte dass alles glatt lief, darum räusperte sie sich um alle miteinander zum schweigen zu bringen. „Meine Lieben, ihr wisst welch ein Ereignis uns heute zutage führt, darum werden wir nun gemeinsam zu einem Ort wandern der uns seit Beginn der Existenz dieses Waldes heilig ist – Dea Aruna. Zuerst aber möchte ich unsere wichtigste Person nach vorne bitten... Arthur? Komm zu mir, keine Angst!“ Zunächst blickte Arthur verwirrt hin und her, doch Brownie nickte nur und gab ihm einen kurzen Ruck der den Jungen zu der Fee führte. Diese nahm etwas Feenstaub aus einem Behälter und lies diesen über Arthur gleiten. Auf seinem Kopf bildete sich ein dünner Kranz aus silbernen Ästen und kleinen Halbmonden so wie auch ein sehr hochwertig aussehender hellblauer Umhang, auf welchen sich dunkelblaue und silberne Stickmuster befanden. Es war das erste mal dass er so zurecht gemacht worden war, aber das hatte auch seinen Grund. Diese Walpurgisnacht war nicht wie jede andere. Als Arthur soweit war, lächelte die Fee ihn liebevoll an und nickte. „Nun denn.. lasset uns aufbrechen meine Lieben.. Auf nach Dea Aruna!“ Das kleine Volk des Dorfes hatte Fackeln dabei, die mithilfe der blauen Flamme den Weg erhellten, immerhin war bereits die Nacht herein gebrochen. Gerade in Dunkelheit und blauer Flamme gehüllt waren die Bluebell Woods besonders schön anzusehen. Dieser Wald konnte niemanden Angst machen. Die Dorfbewohner durchquerte mal schmale, mal breitere Pfade, umringt von leuchtender Natur die immer kräftiger und magischer wurde, je näher sie dem angegebenen Ziel kamen. Irgendwann, nach langer Wanderschaft, gelangen sie zu einer kleinen Lichtung die bereits verdächtig einladend geschmückt und mit Sicherheit das war, was ein jeder erreichen wollte. „Wunderbar, wir sind angekommen! Nun bitte ich alle Feen, hervorzutreten und ihre Aufgabe durchzuführen, ehe wir unsere Feierlichkeit beginnen können.“, sagte die Wächterfee lächelnd und führte die Fee zu dem Platz. Sie öffneten einen Beutel in welchem sich goldener Feenstaub befand, welchen sie kurzerhand in der Luft verteilten und ins grüne Gras gleiten ließen. Kaum war dies geschehen, befanden sich magische Instrumente, ein kleines Buffet und Tische sowie Stühle aus Pflanzen an Ort und Stelle. Auch ein kleiner Altar war vorhanden, der gleich seinen Zweck erfüllen würde. Doch der eigentliche Blickfang war, trotz aller Schönheit der aufwendigen selbstgemachten Dekoration die schneeweiße Statue inmitten des Geschehens. Sie zeigte ein prächtiges Einhorn, worunter auf dem Sockel in schwunghafter Schrift 'Dea Aruna' eingemeißelt war. Dea Aruna war die Göttin, die Königin dieses Waldes und die Schöpferin der Auferstehung der Länder, die so lange dem Tode geweiht waren. Ohne sie wäre all das hier nie entstanden, selbst die Bewohner des Waldes wären nicht am Leben. Vor allem aber war Dea Aruna für einen sehr wichtig: Arthur. Sie war immerhin seine Mutter, die einiges auf ihn übertrug, wovon er selbst allerdings nichts wusste. Das sollte sich heute ändern. „Ihr könnt nun näher treten!“, kündigte die Wächterfee erfreut an und ehe man zusehen konnte, war der Platz gefüllt mit den Waldbewohnern. Arthur und Brownie standen gleich in der ersten Reihe, was auch zurecht so war, denn die beiden waren nun am wichtigsten. „Meine lieben Feen, Elfen, Kobolde, Gnome und natürlich Einhörner und Pfefferminz-Hasen – wir haben uns heute an diesem heiligen Ort, Dea Aruna, versammelt um die allbekannte Walpurgisnacht zu feiern. Wie ihr wisst, wurde in der Walpurgisnacht vor vielen Jahren unsere Königin geboren, Naturgöttin Aruna, ein sehr mächtiges Einhorn aus dem fernen Arabien und das erste seiner Art. Sie kam zur Eile um unsere Insel aus mehreren Ländern bestehend zu retten. Sie schuf all das, was uns umgibt und rief auch uns hervor. Das größte Geschenk das sie uns neben unserer Heimat überließ, war ihre Geburt um die wir uns nach ihrer Flucht kümmerten – ihr kleiner Sohn Arthur Kirkland, welcher genau wie seine Mutter seit heute ein weiteres volles Jahr unter uns weilt. Arthur, Brownie, kommt doch bitte zu mir!“ Brownie hatte einen Arm um Arthurs Schulter gelegt um ihm eine gewisse Nähe zu geben die der kleine definitiv nun brauchte, da er sehr nervös zu sein schien. Das musste er allerdings noch nicht, da zunächst Brownie seinen Teil erfüllen sollte. Am Altar stand der Kobold nun, mit dem kleinen aufgeregten Blondschopf neben sich, der sich redlich bemühte in die Runde zu blicken. „Wie ihr wisst, meine lieben, wird unser kleiner Arthur heute 6 Jahre alt. Ein Alter, das neue Türen zu neuen Welten bereit hält. Vor 6 Jahren vertraute seine Mutter uns ein Geheimnis an, das wir wahren sollten, ehe es soweit ist, der Wahrheit kundzutun. Und genau dieser Augenblick ist nun gekommen.“ Nach diesen Worten wurde Brownie eine silberne, mit vielen Mustern übersehene Schatulle überreicht. Er kniete sich mit dieser zu Arthur hinunter und öffnete sie. Arthurs Augen weiteten sich buchstäblich als er sah was sich in dieser Schatulle befand. „...A...Aber das ist doch..-“ „..Ein Mondstein, ganz recht mein Junge. Nimm ihn.. Er gehört jetzt dir.“ Eine kurze Schweigepause trat ein, ehe Arthur wieder Luft geschnappt hatte und abwechselnd zwischen Brownie und dem Stein hin und her starrte. „Ich.. Das kann ich unmöglich annehmen! Nur dem mächtigsten Magier auf dieser Welt ist es gewehrt den Stein zu besitzen und seine Kraft zu nutzen! Nur ein auserwählter kann seine Macht beschwören!“ „Ganz genau Arthur, nur dem auserwählten..“, wiederholte Brownie mit einem warmen Lächeln. „Deine Mutter übertrug alles, wirklich alles was sie je hatte, auf dich bei deiner Geburt, Arthur. Du bist ihr Nachfolger, unser Prinz. Du besitzt die gleichen Fähigkeiten wie sie, du musst sie nur zu nutzen lernen.“ Das konnte der jüngere nur schwer glauben, obwohl er zugeben musste dass es durchaus Sinn ergab.. „Nimm ihn.“, sagte Brownie ermutigend. Schließlich überzeugte sich Arthur dann doch davon und nahm den Stein ganz vorsichtig und behutsam in seine beiden Hände. Kaum hatte er dies vollbracht, strahlte der Stein mit einem Schlag undenkbar hell auf und berührte den Vollmond am Himmel, worauf Arthur dann von einem Licht eingehüllt wurde und leicht vom Boden abhob. Ein kleiner, fast kaum sichtbarer Halbmond auf seiner Stirn nahm die Energie auf und leitete sie in seinen Körper. Die magischen Wesen waren kaum dazu in der Lage ihre Augen von dem zu wenden, was gerade geschah. Die Legende von der man immer sprach, erfüllte sich vor ihren Augen. „Er ist es wirklich.. Unser Prinz, der Nachfolger unserer Göttin!“, sagte einer leise aber hörbar in die Runde. Nach einer Weile wurde das Licht schwächer und Arthur sank wieder zu Boden. Er wirkte nun stärker als zuvor und lächelte sanft in die Runde. „Hoch lebe Prinz Arthur!“, rief einer, worauf der Rest dann folgte. „Hoch lebe Prinz Arthur, Hoch lebe Prinz Arthur!“ Nach der Zeremonie wurde noch kräftig gefeiert. Es wurde gegessen, getrunken, Musik gespielt, getanzt und gelacht – mitten im heilenden Mondlicht. Doch niemand bemerkte die Eule mitten zwischen den Bäumen, die all das Geschehen vor Ort beobachtete. Ihr Blick war furchtbar kritisch und der Vermutung nahe, sie hätte genug gesehen. Daraufhin flatterte sie auch eilig wieder weg, ohne dass jemand Verdacht schöpfte. Als es allmählich spät wurde, räumten alle zusammen den Platz wieder auf und wanderten zurück ins Dorf, wo sich alle verabschiedeten und schlafen gingen. Brownie trug Arthur auf seinen Armen in sein Zimmer, welcher schon bereits auf dem Weg einschlief. Der Kobold deckte ihn liebevoll mit einer schönen gemütlichen Decke zu und wünschte ihm noch eine gute Nacht. Noch einmal ging Brownie kurz vor die Tür und schaute sich um. Erst jetzt bemerkte er dass irgendetwas nicht stimmte.... Und er lag richtig. Eine braune Feder lag mitten vor seiner Tür. Ein kurzer Prozess an Untersuchung reichte dem Kobold bereits um etwas ahnen zu können. „Ein Animagus...“, murmelte er besorgt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)