Spiegelwelt von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: ----------- ~*~*~ erschreckende Wahrheit ~*~*~ ~ Alec ~ Wie verrückt klopfe ich gegen die unsichtbare Mauer, die mich daran hindert, zu meinen Eltern zu rennen. Ich schreie laut nach Moms Namen, aber sie scheint mich nicht wirklich wahrzunehmen. Sie sieht mir mit ausdrucksloser Miene in die Augen, doch so richtig erfassen tut sie mich nicht. Es ist, als wenn sie mich nicht sehen, aber dennoch meine Stimme hören kann. Sie taumelt zwei Schritte Rückwerts, schüttelt dann ihren Kopf und widmet sich wieder Dad. Ich schreie nun auch seinen Namen. Schreie das er was tun soll, aber alles was er macht ist, wie paralysiert vor Mom zu hocken und zu ihr auf zu sehen. Was passiert hier nur gerade. Erneut schlage ich gegen diese unsichtbare Mauer. Aber sie gibt einfach nicht nach. Sie lässt mich nicht durch zu meinen Eltern. Mom entfernt sich etwas von Dad. Sie läuft zu dem komischen Artefakt, welches wir für den Rat beschaffen sollten und bückt sich zu ihrer Seraphklinge. Sie hatte sie vorhin beim Kampf gegen einem Vampir verloren. Sie hebt sie schließlich wieder auf und dreht sie in ihrer Hand mehrmals hin und her. Sie sieht ihr Schwert an, als hätte sie es noch nie gesehen. Die gezackte Klinge ist Moms Markenzeichen, damit markiert sie ihre Dämonen. Ich weiß nicht warum, aber seit neustem will der Rat das so. Warum das so ist? Ich habe keine Ahnung. „Mom!“, schreie ich immer und immer wieder. Meine Arme tun mir mittlerweile weh und auch so, bekomme ich das Gefühl immer schwächer zu werden. Ich versuche jetzt bestimmt schon seit gut einer Stunde zu Mom und Dad zu kommen. Seit die beiden diesen merkwürdigen Raum betreten haben – die Wände sind mit mir unbekannten Runen verziert und anderen Symbolen, die ich ebenfalls nicht kenne – verhalten sie sich so komisch. Es ist, als wenn sie nicht mehr sie selber sind. Und das ist beunruhigend. Genauso wie die Tatsache, dass ich die anderen nicht kontaktieren kann. Meine Knie knicken ein und ich komme mit einem dumpfen Schrei auf dem kalten Steinboden auf. Mein Blick ist noch immer auf Mom geheftet. Meine Augen weiten sich. Ich versuche mich irgendwie wieder aufzurichten, doch ich habe keine Kraft dazu. Mom steht nun wieder vor Dad. Mit erhobener Klinge. Ich klopfe wieder und wieder gegen die unsichtbare Mauer. „Mom! Tue das nicht! Mom!“, doch sie hört mich nicht. „Mom!“ Der Schrei den ich mit voller Inbrunst herausschreie ist Ohrenbetäubend. Ich nehme ihn klar und deutlich wahr, so als wäre es nicht meiner. Doch das ist er. Mom lässt die Klinge niedersausen. „Neiiiiiin!“ Und sie trifft ihr Ziel. Mitten ins Herz. Dads Körper fällt nach hinten und bleibt dort regungslos liegen. Ein letztes Mal noch zucken seine Gliedmaßen, dann ist alles ruhig. Bis auf mein Schrei. Doch auch der verstummt – mit der Zeit. Ich versuche Luft zu holen. Ich schnappe nach ihr, immer und immer wieder, doch es bringt nichts. Mir ist, als bliebe mir die Luft weg. Das darf doch alles nicht wahr sein. Das kann nicht wahr sein. Tränen laufen mir die Wangen runter und ich sehe alles verschwommen. Dads toter Körper brennt sich tief in mein Gedächtnis ein. Ich kann es nicht begreifen. Wieso nur hat sie das getan. Ich schaue zu Mom. Sie steht noch immer vor Dads toten Körper. Schaut zu ihm runter. Auch in ihren Augen stehen tränen, tränen, die sich jetzt einen Weg nach draußen suchen. Mom fällt auf die Knie und dreht ihren Kopf in meine Richtung. Wieder begegnen sich unsere Blicke und diesmal glaube ich, dass sie mich sehr wohl sieht. Ihre Lippen formen Wörter, doch ich kann sie nicht verstehen. Dann nickt sie mir zu – und lächelt dabei. Ich schüttle mit dem Kopf. Nein! Tue das nicht. Doch sie tut es. Mom umfasst ihr Schwert mit beiden Händen. Dann lächelt sie mich an und lässt die Klinge ein letztes Mal nach unten sausen. Sie bohrt sich tief in ihr eigenes Herz. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ~ Clary ~ „Wie kann das nur möglich sein?“ Ich kann mir einfach nicht vorstellen das Maryse Lightwood erst ihren eigenen Mann und dann sich selber umgebracht hat. Zwar kannte ich sie nicht persönlich, aber ich habe schon viel von ihr gehört. Von Mom und auch von einigen anderen Ratsmitgliedern und alle haben sie mir dasselbe versichert: Maryse Lightwood war eine gute Schattenjägerin und eine ausgezeichnete Mutter, die ihre Kinder über alles liebte. Sie nahm ja sogar ein fremdes Kind auf – Jace – und zog es wie ihr eigenes auf. Manche behaupteten sogar mal, dass sie ihn mehr bevorzugte als ihren eigenen Sohn – als Alec. Doch das stimmt nicht – nicht nach Moms Erzählung. Und ich glaube ich weiß auch wieso es manche so vorkam, als wenn es so gewesen wäre, das Maryse Jace mehr mochte. Jace ist ein großartiger Kämpfer, ohne Zweifel. Er ist furchtlos, kampflustig und bereit sein Leben zu geben, um jene zu beschützen die er liebt – das habe ich selber gesehen, als er Jonathan angegriffen hatte, weil mein Bruder beinahe Alec getötete hatte. Jace ist ein guter Soldat und Maryse wusste das. Alle wussten und wissen das auch noch heute. Und Alec… er ist eben anders. Von den beiden ist er der mitfühlende Bruder, der, der nachdenkt bevor er handelt. Und damit konnte Maryse halt nicht so gut umgehen. Keiner kann das, denn wir Nephilim sind Krieger und keine Denker – so will uns der Rat haben. „Wir müssen mit Alec reden“, sagt meine Mom und steht von ihrem Stuhl auf. „Er ist dabei gewesen, als Maryse und Robert gestorben sind. Er weiß etwas, auch wenn er das nicht zugeben mag.“ Mom ist gerade dabei die Pathologie zu verlassen, als ich sie aufhalte. „Sollten wir Alec, Jace und die anderen nicht erst einmal alleine lassen? Jetzt wo Jace weiß das es Maryse war die…“ Ich mache eine Pause. Die Wahrheit ist noch immer so unglaubwürdig, doch die Beweise sind eindeutig. „Ich glaube er muss es selber erst einmal verdauen. Außerdem glaube ich kaum dass du etwas aus Alec herausbekommst. Wenn ihn jemand zum Reden bringt, dann ist es seine Familie. Apropos Familie… ähm, sollte Max nicht schon längst in Idris sein?“ „Ja. Doch wir haben es verschoben“, sagt Mom und kommt wieder zurück. Sie setzt sich wieder auf ihren Stuhl und dreht ihn in meine Richtung. „Seit wir hier sind ist eine Menge geschehen und ich dachte mir, wenn er schon weg muss, dann sollte sich seine Familie von ihm verabschieden können. Morgen Abend aber ist es soweit.“ Sie nimmt sich wieder die Bilder zur Hand die ich gemacht habe und sieht sie sich erneut an. Also ich kann das nicht. Natürlich habe ich schon viele solcher Bilder gesehen und das auch in Natura, aber hier ist es irgendwie was anderes. Diesmal bin ich richtig mit involviert, schließlich soll ich mithelfen diesen Fall aufzuklären. Und das ist was vollkommen anderes, als wenn ich nur Fakten sammeln soll, so wie sonst immer. „Es gibt einfach keine Anzeichen für irgendeine Art der Manipulation. Keine Magierückstände, kein Gift oder Toxin – Nichts. Es ist, als wenn die Frauen das wirklich alles von sich aus taten. Doch das kann ich mir nicht vorstellen. Das kann einfach kein Zufall sein.“ „Irgendwas übersehen wir bestimmt. Vielleicht sollten wir noch einmal von vorne anfangen und gezielt nach einer Erklärung suchen? Ich meine, bei der ersten Obduktion haben wir nur versucht herauszufinden welcher Dämon die Opfer ermordet haben kann, doch nun da wir wissen das es keiner war – also zumindest nicht selber – sollten wir noch einmal neu anfangen.“ Oder? Ich sehe meine Mom eindringlich an. Sie schient über meinen Vorschlag nachzudenken. Sie nickt und steht sofort wieder auf. „Du hast Recht. Doch diesmal mache ich es alleine. Gehe du bitte zu Jace und versuche ihn dazu zu bringen, dass er, mit dir zusammen, mit Alec redet. Vielleicht kann euch auch Magnus helfen, sollte Alec zu sehr unter Schock stehen und sich deshalb nicht erinnern können. Hexenmeister sind bekannt dafür, dass sie verdrängte Erinnerungen hervorholen können. Ein Versuch wäre es alle Male wert.“ Dann dreht sie sich um und geht in die Kühlkammer. Mit einem tiefen Seufzer verlasse ich die Pathologie und mache mich auf den Weg zu Alec ins Zimmer. Ich bin mir sicher, dass Jace dort ist. ~*~*~*~ Ich fühle mich alles andere als Wohl, einfach bei den beiden reinzuplatzen. Immerhin kenne ich sie nicht wirklich und dann kommt noch hinzu, dass sie weder auf meinen Vater und auf Jonathan alles andere als gut zu sprechen sind. Was ist, wenn sie nicht mit mir reden wollen, weil sie denken ich bin wie die beiden? Eigentlich sollte es mir ja egal sein was sie von mir halten, aber aus irgendeinen Grund tut es das nicht. Und der Grund heißt Jace. Ich kann nicht leugnen dass ich ihn heiß finde. Er ist ein super lustig – hat man mir erzählt – und sieht einfach nur umwerfend aus. Ich mag Jungs wie ihn, die ganz genau wissen was sie wollen. Und Jace ist ganz klar so jemand. Hoffentlich werden sie mich akzeptieren. Denn wenn nicht, dann dürfte unsere Zusammenarbeit alles andere als leicht werden. Zaghaft klopfe ich an die Tür an. Ich bin schon gewillt wieder zu gehen, als mir dann doch endlich mal geöffnet wird. Es ist Isabelle. „Hey!“, begrüße ich sie. Ich strecke ihr meine Hand hin. „Ich bin Clary.“ Erst jetzt fällt mir auf das ihre Augen ziemlich verheult aussieht. Und auch sonst, macht sie nicht gerade den Eindruck, als ginge es ihr besonders gut – eher total beschissen. Und so fühle ich mich mehr als unwohl. Ich habe Mom doch gesagt, dass das keine gute Idee ist, jetzt mit ihnen zu reden. „Was willst du?“, fragt mich Isabelle. Ihre Stimme ist dünn und kaum verständlich gewesen. „Ähm… mit Alec reden“, stottere ich. Oh Gott. Seit wann bin ich nur so unsicher. „Das ist jetzt wirklich keine gute Idee“, sagt sie und schließt vor meiner Nase wieder die Tür. „Ähm… Ja.“ Das war sowas von klar. Ich bleibe noch eine Minute vor der wieder verschlossenen Tür stehen und mache auf dem Absatz kehrt. Und gerade als ich an Jace Tür vorbeikomme, wird die von Alec wieder geöffnet. Sofort drehe ich mich wieder um. Jace steht vor mir und mustert mich. „Komm rein, aber… sei bitte leise“, bittet er mich und lässt mir dann den Vortritt. Ich betrete Alecs Zimmer. Isabelle und Magnus sitzen auf Alecs Bett, in dem er selber liegt, unter einen Haufen Decken begraben. Abwechselnd fahren sie ihm über den Kopf und streicheln ihn. Jace setzt sich neben das Bett auf den Boden und ich folge seinem Beispiel. Eine ganze Zeit lang herrscht Totenstille, bis Magnus das Wort an mich richtet. „Was willst du von uns?“, fragt er, ohne seinen Blick von Alec zu nehmen. Die beiden sind einfach süß zusammen. Lange habe ich schon davon geträumt jemanden an meiner Seite zu haben, der mich abgöttisch liebt. Der mich auf Händen trägt und mir einfach jeden Wunsch von den Lippen abliest. Jemand, der stets an meiner Seite ist und auf den ich mich hundertprozentisch verlassen kann. Und wenn ich Alec und Magnus, oder auch alle vier so beobachte und sehe wie lieb sie miteinander umgehen, dann hoffe ich inständig, dass ich auch so jemanden finden werde. Aber vielleicht habe ich ihn auch schon gefunden. „Meine Mom obduziert noch einmal alle zehn Opfer. Wir hoffen dass sie vielleicht doch ein Anzeichen auf Fremdeinwirkung findet. Irgendetwas das uns erklärt wieso…“ Ich blicke einen nach den anderen an – bis auf Alec, da ich sein Gesicht unter den vielen Decken nicht erkennen kann – und alleine an ihren Blicken erkenne ich, dass es sinnlos ist das unvermeidliche auszusprechen. Sie alle wissen auch so was ich sagen will. „Sie bat mich mit Alec zu reden und so herauszufinden, was er weiß.“ Kaum ausgesprochen fährt Isabelle mich an. „Auf gar keinen Fall.“ Sie schüttelt den Kopf. „Wenn er mit jemanden redet, dann mit einem von uns, aber nicht mit dir. Was denkt sich deine Mutter dabei, dass ausgerechnet einer von euch…“ „Beruhige dich, Isabelle!“ Jace legt ihr eine Hand auf die Schulter und drückt sie ganz leicht. Augenblicklich beruhigt Isabelle sich wieder. „Sorry!“, nuschelt sie und widmet sich wieder ihrem Bruder. Da ich nicht sicher bin ob sie mich gemeint hat oder nicht, sage ich nichts dazu. „Ich glaube was Izzy sagen wollte ist, dass es jetzt noch zu früh ist. Uns ist selbstverständlich klar das der Fall schnell aufgeklärt werden muss, aber du warst eben nicht dabei Clarissa...“ „Clary“, unterbreche ich Jace. Er zieht eine Augenbraue hoch. „Ihr könnt mich alle Clary nennen. Ich mag meinen vollen Namen nicht so wirklich, weißt du“, erkläre ich. Jace nickt mir lächelnd zu. „Ok. Also dann Clary.“ Wir beiden sehen uns tief in die Augen. Ich schmelze dahin. Innerlich seufze ich und schmachte vor mich hin. Er ist einfach nur perfekt. „Ich möchte eure kleine Turtelei wirklich nur ungern unterbrechen, aber wolltest du Clary nicht was Wichtiges sagen, Jace“, unterbricht uns Magnus. Ertappt laufe ich rot an. Wie peinlich. „Ja. Stimmt. Also wie gesagt, hält keiner von uns das für eine gute Idee. Alec ist eben, nachdem er uns erzählt hat was passiert ist, zusammengebrochen. Und auch wir anderen haben noch sehr an der Wahrheit zu knabbern. Keiner von uns kann glauben das Maryse das wirklich getan haben soll, aber Alec würde uns diesbezüglich niemals anlügen. Darüber hinaus bestätigen ja auch die Bilder die deine Mom und du mir gezeigt haben, dass alles was Alec sagt auch wahr ist.“ „Das mag ja alles stimmen, Jace. Und darüber hinaus, hat auch niemand behauptet, dass Alec lügt, aber… Ihr müsst zugeben, dass es wichtig ist, zu erfahren wieso das passiert ist. Weder meine Mom noch ich, glauben das Maryse und all die anderen Frauen, ihre Männer, bzw. Erika, Hanna, getötet haben. Und Alec ist nun mal der einzige der Zeuge einer solchen Tat gewesen ist. Er muss einfach irgendwas wissen.“ Und es tut mir ja selber leid ihn drängen zu müssen. Ginge es nach mir, würde ich ihm jede Zeit der Welt geben. „Heute werden wir jedenfalls nichts mehr aus Alec herausbekommen“, sagt Magnus und gibt mir mit einem deutlichen Blick zu verstehen, dass ich jetzt besser gehen sollte. Nur zögerlich stehe ich auf. „Ich werde dich nach draußen begleiten“, sagt Jace und erhebt sich ebenfalls, nicht aber, ohne Alec vorher noch einmal anzusehen – zumindest das was er von ihm sieht. „Ich muss mit deiner Mutter über ihre alten Freunde reden“, fügt er schnell noch hinzu. Wir verlassen gemeinsam Alecs Zimmer und machen uns auf den Weg in die Pathologie. „Wartet auf mich“, hören wir Isabelle rufen. Wir bleiben stehen und drehen uns um. Sie kommt auf uns zugelaufen. „Ich komme auch mit. Mich würde nämlich auch interessieren was deine Mom dazu zu sagen hat“, sagt sie, einen misstrauischen Blick auf mich werfend. „Lukes Worte haben mich neugierig gemacht.“ Mit diesen Worten läuft Isabella an mir vorbei. Jace folgt ihr. „Wer ist Luke?“, frage ich, doch ich erhalte keine Antwort. Mir bleibt also nichts anderes übrig als abzuwarten und ihnen stillschweigend zu folgen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ~ Jace ~ Es hat uns ganz schön viel Überzeugungsarbeit gekostet, um Jocelyn endlich dazu zu bringen, uns zu Luke zu begleiten. Sie wollte partout nicht die Pathologie verlassen, aber als Isabelle ihr schließlich sagte, dass sie genauso wie auch Maryse und Robert, alle Opfer, bis auf das Werwolf-Pärchen, kannte, willigte sie schließlich ein. Und so kommt es, dass wir zu viert vor Lukes Buchhandlung stehen und darauf warten, dass uns die Tür geöffnet wird. „Und ihr seid euch wirklich, sicher?“, fragt Jocelyn uns jetzt bestimmt schon das gefühlt hundertste Mal. Und wie auch die Mal davor, ist unsere Antwort dieselbe. „Ja! Laut Luke seid ihr alle Freunde gewesen. Darum verstehe ich nicht, wieso ihr euch nicht an ihn erinnern könnt. Man kann doch nicht seine Freunde vergessen, zumal es bei ihnen und Luke, gerade mal Elf Jahre her ist. Wenn ihr so alt wie Magnus wert, dann könnte ich das ja noch verstehen.“ Isabelle hat sich ziemlich in Rage geredet und irgendwie tut mir Jocelyn gerade mehr als Leid, denn sie sieht mehr als irritiert aus. Aber auf der anderen Seite hat Izzy auch Recht. Auch ich kann nicht verstehen wieso Jocelyn nichts mehr von Luke weiß, wo er doch behauptet hat, dass sie sogar ineinander verliebt waren. Irgendwer spielt doch hier ein abgekapertes Spiel mit uns. Und zwar mit uns allen. Gestresst klopfe ich ein weiteres Mal gegen die Türscheibe. Auf unser Klingeln hat Luke ja nicht reagiert. Und endlich… Das Licht im Laden geht an und eine schwarze Silhouette ist zu erkennen. Luke öffnet uns verschlafen die Tür. „Sagt mal spinnt ihr. Habt ihr überhaupt eine Ahnung wie spät es ist?“ „Es ist 00:38 Uhr“, sage ich, einen Blick auf mein Handy werfend. Ich habe Magnus versprochen ihn sofort anzurufen, sollte es Neuigkeiten geben. Genau deshalb habe ich es auch griffbereit. Ich habe nämlich keine Lust seinen Ärger abzubekommen. Nicht das er mich in eine Ratte oder sowas verwandelt. „Normale Menschen schlafen um diese Uhrzeit, wisst ihr“, meckert er weiter. „Dir sollte bekannt sein das wir nicht normal sind, Luke. Und du übrigens auch nicht. Lässt du uns nun rein? Es ist wichtig!“ Resigniert öffnet er die Tür weit genug, sodass wir alle vier eintreten können. Was wir auch sofort tun. Erst ich, dann Izzy, Clary und zuletzt Jocelyn. Und genau in dem Moment, in dem sie seinen Buchladen betritt und sich ihr und Lukes Blicke kreuzen, entfährt Jocelyn ein spitzer Schrei. Sie hält sich ihre Hände vor den Mund und stolpert ein paar Schritte Rückwerts. „Lu-Lucien“, wispert sie. „Aber wie… wie ist das möglich. Du… du bist doch tot. Ich meine ich… ich habe dich sterben sehen.“ „Nein hast du nicht“, sagt Luke ohne zu zögern. Er ist auf der einen Seite überrascht Jocelyn hier zu sehen, aber auf der anderen Seite auch froh. Er muss sie vermisst haben. Nachdem sich Jocelyn wieder beruhigt hat, geht sie zögernd auf Luke drauf zu und schließt ihn schließlich in ihre Arme. Clary sieht zwischen ihrer Mutter und Luke hin und her. ~*~*~*~ „Wieso nur wusste ich nicht dass du noch am Leben bist, Lucien“, will Jocelyn wissen. Sie sitzt zwischen Luke und Clary auf Lukes Sofa, in dessen Wohnung. Izzy und ich sitzen den drein Gegenüber. Und genauso wie Jocelyn interessiert uns Lukes Antwort brennend. „Wieso hast du dich nicht mehr bei mir gemeldet?“ „Ich konnte es nicht“, sagt Luke. „Ich musste mich vor Valentin schützen, immerhin hat er… Jocelyn“, Luke greift nach ihren Händen und umfasst sie mit seinen. „Alles was du damals sahst war, dass ich von einem Werwolf angefallen und gebissen wurde. Das ich tot bin, hat dich Valentin nur Jahrelang glauben lassen. Ich stand ihm im Weg… das, und die Tatsache das wir beide was am Laufen hatten, reichte ihm aus, um mich töten lassen zu wollen.“ Jocelyn schnappt nach Luft und will was erwidern, doch Luke kommt ihr zuvor. „Wir beide Jocelyn… wir sind jetzt die einzigen, die Zeugen von Valentins damaligem Verbrechen sind. Und unserer Mitschuld daran.“ „Was für ein Verbrechen“, will ich irritiert wissen. „Und was hat das mit den Morden zu tun.“ Doch Luke ignoriert meine Frage. Er konzentriert sich gerade nur auf Jocelyn. „Die anderen die davon wussten, waren Tristan, Oriana, Quentin, Hanna, Erika, Maryse und Robert. Erinnerst du dich an sie? Sie waren unsere Freunde!“ Jocelyn schüttelt den Kopf. Das wird ihr anscheint alles zu viel. Und da ist sie nicht die einzige. Auch für Clary, Izzy und mir, ergibt sich da kein Sinn. Was zum Teufel hat Valentin damals nur getan, dass er jetzt alle Zeugen beseitigen lässt? Ich drehe hier noch durch. Das wird mir einfach viel zu viel und zu mysteriös. Ehrlich mal. Es reicht mir gewaltig, dass wir anscheint alle nur der Spielball von Valentin Morgenstern sind. Ich will endlich wissen was hier los ist und warum Maryse, Robert und all die anderen, sterben mussten. „Erzähl uns was damals passiert ist, Luke!“ Ich will die Wahrheit wissen – und zwar die ganze Wahrheit. 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