Schlachtfeld der Gefühle von Chaosbande ================================================================================ Prolog: Schlachtfeld -------------------- Status: Geschrieben 12 Kapitel (+Prolog) Update: Je nach Resonanz. Disclaimer: Wie immer verdiene ich mit dieser Story kein Geld und habe jediglich die von J.K. Rowling stammenden Personen ausgeliehen! (Alles Gute nachträglich!) ~~~~~~~~~~ ‘Die Hoffnung ist verbrannt, nur noch Ruinen. Wir haben uns verrannt, überall Minen. Wo alle unser Ziele in Trümmern liegen, auf dem Schlachtfeld der Gefühle ruhen wir in Frieden.’ Woher und warum ihm diese Worte gerade jetzt in den Sinn kamen, wusste Harry nicht. Letztendlich war es auch vollkommen egal. Regungslos stand er mit geschlossenen Augen auf dem Astronomieturm. Erstaunlicherweise einer der wenigen Orte, der noch im Urzustand war. So wie er ihn kannte und mochte. Vor wenigen Minuten war er aus dem Büro des Direktors hier her geflüchtet, mit dem dringenden Wunsch nach frischer Luft. Vor wenigen Minuten, und doch einer gefühlten Ewigkeit, war er aus dem Denkarium und damit Snapes Erinnerung entstiegen. Seit dem spürte er … nichts. Vielleicht Kälte, die sich in seinem Inneren ausbreitete. Die seinen Schmerz, seine Wut, Trauer und verzweifelte Hoffnung einfror. Nur Ratlosigkeit und Leere überließ. Erneut zog der Anblick Snapes beim und nach dem Angriff Naginis auf und Harry öffnete beinahe panisch die Augen. Nein! Er durfte jetzt nicht daran denken! Er musste … ja, was musste er eigentlich? Wollte er noch, was er tun musste? Was hatte er noch mal genau geplant? Mit leerem Blick musterte er die Umgebung. Der leicht silberne Schimmer des gefallenen Schutzschildes um Hogwarts, Leute die hektisch hin und her rannten um ihn aufrecht zu erhalten, Zauber mit bunten Lichtern die die Nacht erhellten. Die Luft war geschwängert mit Rauch, wütenden, traurigen, provozierenden und euphorischen Rufen. Doch er wusste, dies war nichts zu dem was kommen würde, wenn das Ultimatum abgelaufen war. Ein Ultimatum, das Voldemort ihm in einem komischen Akt der ‘Gnade’ gegeben hatte. So lange hielt er seine Leute zurück. Harry, gegen das Leben aller anderen. Ein Auflachen nicht unterdrücken könnend, richtete er seinen Blick auf den Verbotenen Wald. Irgendwo dort versteckte sich sein Feind. Wann genau hatte es eigentlich begonnen, dass sie wieder so erbitterten Feinde wurden? Er musste es beenden. Viel zu lange ging das Ganze schon. Viel zu viele waren schon gestorben in diesem Krieg. Ein Krieg, der doch eigentlich nur zwischen Voldemort und ihm tobte. Entschlossen wand er sich um und ging, immer mehrere Stufen auf einmal nehmend, die Treppe runter. Immer wieder musste er sich seinen Weg frei sprengen. Er schickte Ganzkörperklammer-, Entwaffnungs-, Vereisungszauber und so viele weitere ab. Je weiter er nach unten gelangte, desto größer wurden die Schäden. Große Gesteinsbrocken lagen vermischt mit Leichen im Weg herum. Die rote Farbe des Blutes dazwischen gab dem ganzen schon beinahe einen komischen Hauch von Kunst. “Harry!”, erschall es keuchend hinter ihm und der Angesprochene erkannte die angestrengte Stimme Hermines. Eilig drehte er sich um, ließ einen Gefolgsmann Voldemorts dabei erstarren, der ihr gerade einen Zauber in den Rücken jagen wollte und rannte zu ihr. “Hermine, geht es dir gut?” Schnaubend fuhr sich seine beste Freundin durch die Haare; strich sich eine lockige Strähne hinter die Ohren. “Ich lebe.” Musternd ließ er seinen Blick über sie schweifen, heilte einige kleineren Verletzungen und wischte ihr liebevoll Blut von der Wange. Ja, Hermine lebte. Immerhin eine seiner Vertrauten und er würde dafür sorgen, dass das so blieb. “Hast du … also ist alles geschafft? Wo ist Sn … Severus?” Ein großer Kloß bildete sich in seinem Hals, schnitt ihm die Worte ab. Eilig schloss er die Augen und kniff sich in die Nasenwurzel um die erneut auftauchenden Bilder zu verdrängen. Unfähig ein Wort zu sagen, nickte er bloß. Mit Tränen nassen Augen sah er sie an und schüttelte nur mit dem Kopf. Umgehend befand er sich in einer schraubstockartigen Umarmung wieder. Hörte wie Hermine beteuerte wie Leid ihr alles tun würde. In dem Moment war Harry froh, dass er nonverbal eine Schutzkapsel um sie beide erschaffen hatte. Zwei kleine ‘Lichter’ Voldemorts wollten diesen Moment doch tatsächlich nutzen, um sie umzubringen. Doch so gingen ihre Avada nur gespiegelt zu ihnen zurück. Zwei weitere Leichen, die indirekt auf sein Konto gingen. Sanft löste er Hermines Umarmung und blickte ihr in die Augen. Legte alle Entschlossenheit in seinen Blick. “Ich gehe jetzt …” Hermines Verwirrung über diese Worte ausnutzend, verließ er die Schutzkapsel und sorgte eilig dafür, dass sie ihm weder folgen, noch seine Planung innerhalb der nächsten Minuten an jemanden Ausplaudern konnte. So hatte er die Kapsel dahingehend verändert, das weder jemand rein noch raus kam. Hermine war sicher und konnte ihn nicht aufhalten. “Pass auf dich auf. Ich hab dich lieb.”, sagte er noch in Richtung der tobenden und weinenden Hermine, ehe er sich umdrehte und die Ausgangstür ansteuerte. Dort zog er sich seinen Tarnumhang über, denn niemand sollte ihn sehen. Sei es um ein Aufhalten durch seine Freunde oder um eine vorzeitige Gefangennahme durch Voldemort Häscher zu verhindern. “Harry Potter. Du bist nicht erschienen und das Ultimatum ist abgelaufen. Jetzt werde ich nichts und niemanden mehr zurückhalten.”, erschall in diesem Moment die magisch verstärkte Stimme Voldemorts. Im selben Moment erklang lautes, wildes und irres Kampfgeschrei, als die Gegner mit voller Kraft auf das Hogwartsgelände eindrangen. Genervt sprang Harry ins Freie. “Ja mein Gott, ich bin doch unterwegs. Muss der Kerl denn immer so melodramatisch sein?”, meckerte er leise, während er sich seinen Weg durch die Kämpfenden bahnte. Er sah wie Ron, Rücken an Rücken mit seinem Bruder Percy, kämpfte. Er sah Neville, der wie ein Berserker mit dem Schwert um sich schlug. Er sah so viele Bekannte und Unbekannte und doch ließ er sie hinter sich. Sein einziges Ziel war Tom. Um dessen Wahn aufzuhalten und unschuldige Leben zu beschützen. Würde der Ältere erneut auf ihn hören? Würde er ihn töten? Bei diesem Gedanken zuckte er mit den Schultern. Was machte es schon? Dann war er wieder bei den Menschen die er liebte und die ihn liebten. Sein Herz zog sich zusammen, als ihm wieder einmal bewusst wurde, wen er alles verloren hatte. Harry glaubte beinahe es würde implodieren, so groß war der Schmerz. Der Einzige, der ihm Erlösung verschaffen konnte war in diesem Wald, den er nun durchstreifte: Tom Vorlost Riddle. Der Mensch, von dem er dachte, ihm trauen zu können. ‘Ich hab nichts zu verlieren. Ein neuer Tag wird mich führen und bewegt mich langsam an einen neuen Anfang. Meine Seele schreit auf, doch ich laufe durch den Rauch.’ Kapitel 1: ----------- Entschlossen durchquerte der-Junge-der-überlebt den Wald, um das mit dem ‘überlebt’ erneut auf die Probe zu stellen. Ob er wohl all seine Liebsten wiedersehen würde? Wahrscheinlich in einer dieser klischeehaften Rückblenden, die man im Augenblick des Todes hatte. Nun er würde es ja bald wissen. Obwohl … er hatte ja jetzt eh nichts besseres zu tun, als durch die Botanik zulaufen um sich von Tom letztendlich umbringen zulassen. Da konnte er auch noch mal genau der Frage auf den Grund gehen, WANN das ‘alles’ überhaupt begannen hatte und WANN den Bach runtergegangen war. Nun, die Anfangsphase war wohl in seinem fünften Jahr eingetreten, als Umbridge die Schule terrorisierte und seine eigenen Gefühle Amok liefen. Als er sich wie auf einem emotionalen Kriegsschauplatz fühlte und ihn die neuen Gegebenheiten nur so überfluteten; ihn zu zerreißen drohten. *** Missmutig stampfte Harry durch die Schule. Die Sonne war inzwischen untergegangen, sein Kopf dröhnte und seine Hand brannte wie die Hölle. Womit hatte er das eigentlich alles verdient? Wo war Dumbledore, wenn man ihn mal brauchte? Wie gerne würde er jetzt eine der nichtssagenden Aussagen von diesem hören. Worte, die keinen Sinn ergaben. Nicht jetzt, vielleicht in einigen Jahren, aber nicht jetzt und doch gaben sie … Hoffnung? Harrys Laune verschlechterte sich weiter und er merkte nicht, wie die wenigen Geister, die ihm auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum begegneten, durch Wände und Türen auswichen. Warum tat er sich das hier eigentlich an? Warum war er es, der angeblich log? Warum machten die ach so klugen Erwachsenen denn nicht die Augen auf? Warum stellten sie sich nicht der Wahrheit und begannen zurück zu schlagen? Warum … nein! Nicht weiter drüber nachdenken, schalt er sich selbst und und schüttelte energisch den Kopf. Er hatte bisher nur drei Erwachsene kennengelernt, die wirklich ohne Angst und Feigheit zu sein schienen, oder diese wenigstens nicht durch ihn ausbügeln ließen. Remus, Sirius und Professor Snape. Der Werwolf, der immer ein offenes Ohr für ihn hatte. Ihm so viel über seine Eltern erzählte und ihm so viel geholfen hatte. Sein Pate, auf den er viel zu lange verzichten musste. Und der Tränkemeister der oftmals so streng und parteiisch war, dass Harry am liebsten den Kopf auf den Tisch, oder wahlweise auch gegen eine Wand, geschlagen hätte. Doch auf der anderen Seite … konnte Harry sich nicht erklären, warum er dem Professor vertraute. War es, weil dieser trotz allem keinen Hehl aus seiner Abneigung machte? Auch das war eine Frage, die er mit einem Kopfschütteln verbannte. Eine weitere Frage auf die er niemals eine Antwort bekommen würde. Vor dem schlafenden Portrait des Gemeinschaftsraumes der Gryffindors, überprüfte er den Sitz von Verband und Illusion um seine Hand. In diese Sache würde er niemanden mit reinziehen. Niemand sollte sehen, was Umbridge mit ihm tat. Wozu war er Harry Potter, wenn er es nicht schaffte mit einem einfachen Illusions- und Rüstungszauber die Entdeckung von Verletzungen zu vermeide?! Dies waren zwei der ersten Zauber gewesen, die er sich selber beigebracht und es bisher nie bereut hatte. “Entschuldigung …”, versuchte er die Aufmerksamkeit des Portraits zu erlangen. Die Fette Dame schreckte aus dem Schlaf und begann ihn anzukeifen, was er um diese Zeit noch draußen zu suchen hätte. Dass sie ihn zur Strafe auf dem Flur lassen und Minerva ihm das Fell über die Ohren ziehen sollte. “Jaja”, gab er nur genervt zurück und murmelte “Mimbulus Mimbeltonia”, woraufhin das Portrait zur Seite schwang, nicht ohne noch weiter zu schimpfen und Harry war sich sicher, so etwas wie ‘Ungezogener Bengel’ und ‘Ganz der Vater’ zu hören. Warum waren nur immer wieder alle der Meinung, dass er wie sein Vater war? Leise schlich er in seinen Schlafraum, entkleidete sich und nach mehreren nonverbalen Zaubern, lag er sauber und eingekleidet mit einem Pyjama, in seinem Bett. Der Stillezauber würde verhindern, dass seine Zimmergenossen aufwachten, sollte er erneut einen Albtraum haben. Mit hinter dem Kopf verschränkten Händen lag er in seinem Bett und beobachtete die Sterne die Dobby ihm an die Decke seines Himmelbettes gezaubert hatte. Der gute, liebe Elf, den er einfach nicht davon überzeugen konnte ihn nicht mit “Master” anzusprechen. Dobby hatte ihm diesen magischen Sternenhimmel gezaubert, nachdem er Harry eines Morgens auf der Fensterbank gefunden hatte. Als Harry gestanden hatte beim Sterne gucken eingeschlafen zu sein, hatte der kleine Hauself sich sofort daran gemacht, die Sterne ‘zu Harry zu bringen’. Schließlich könne es nicht sein, dass der kleine Master sich eine Erkältung holte. Schmunzelnd stellte Harry fest, das Dobby ihm trotz allem inzwischen wirklich ans Herz gewachsen war. Heute war Freitag und damit Wochenende. Ob Dobby ihm wohl … “Och neeee”, jammerte er und legte die Hände auf sein Gesicht, als ihm die Bedeutung dessen bewusst wurde. Heute war Freitag und somit morgen Samstag, was wiederum bedeutete, dass er morgen wieder zum Okklumentikunterricht bei Professor Snape musste. “Ich will niiiicht”, maulte er und strampelte wie ein Kleinkind mit den Beinen. Allein der Gedanke daran ließ die Kopfschmerzen rasant ansteigen, bis er glaubte sein Kopf würde platzen. Und doch war dieser Schmerz nichts im Vergleich dazu was er empfand, wenn Snape erneut in seinen Geist eindrang und er verbissen dagegen ankämpfte. “Warum …?”, fragte er in die Dunkelheit. Wieder eine Frage, die er nie zufriedenstellend beantwortet bekommen würde. Warum wollten die Anderen nur so verbissen, dass die Verbindung zu Voldemort gekappt wurde? Allen voran Dumbledore? War es nicht gerade diese Verbindung gewesen, die Mr. Weasley das Leben gerettet hatte? Sah denn niemand außer ihm den Nutzen? Sah denn niemand dass er nur lernen musste die Wahrheit zu erkennen? Wieder einmal kniff er sich in die Nasenwurzel und versuchte ruhig zu atmen. Dauernd wollten ihn alle im Kampf gegen Voldemort benutzen. Und nun, wo er nützlich sein konnte, wollten die Erwachsenen es verhindern. Konnten die sich vielleicht mal entscheiden? Nein, so wurde das nichts mit schlafen. Frustriert schnaubend nahm er sich seine Bettdecke und steuerte das Fenster an, das bis zum Boden reichte. Weiche Kissen waren dort positioniert. In seine Decke eingemummelt, lehnte er seinen Kopf an das kühle Glas, beobachte ausdruckslos die Welt unterhalb des Turms. Dunkelheit, von der sich der Verbotene Wald schwarz abhob und in der Ferne der Schwarze See silbern glänzte im Licht des Mondes. Bald war Vollmond. Wie es Remus wohl ging? War er bei Sirius und trieben die beiden Kreacher in den Wahnsinn? Oder anders gesagt, hielt Remus seinen Paten von Dummheiten ab? Der Gedanke an die beiden beruhigte ihn genug und mit neuer Entschlossenheit schwor er es sich selbst: Bis zum nächsten Vollmond würde er sein ‘Geheimprojekt’ abschließen. Entgegen aller Meinungen erfolgreich, solange ihn niemand dabei erwischen würde. Niemand würde davon erfahren und erst recht nicht Snape! Ja, dieser Grund war gut genug, um alles beim Okklumentikunterricht zu geben. Er würde es der schmierigen Kerkerfledermaus schon zeigen! Kurz bevor er endgültig ins Reich der Träume abdriftete, vernahm er eine leise Stimme. “Potter…” Mit geschlossenen Augen wedelte er mit der Hand in der Luft, um die Stimme zu vertreiben. “Potter, schläfst du?”, wollte die Stimme in seinem Kopf wissen. “Hmpf”, war Harrys Reaktion. Ehe er träge zurückfragte: “Warum hast du nur so abartig gute Laune um diese Zeit?” Das leise Lachen ließ eine Gänsehaut über seinen Rücken wandern. “Anstrengenden Tag gehabt?” “Als wenn es dich interessieren würde. Hau ab, lass mich in Ruhe. Der Tag war nervig genug!”, schnauzte er mental und begann eine Blumenwiese in seinen Gedanken zu kreieren. “Junge, ich sehe du lernst dazu.”, gab die Stimme ohne jegliche Bewunderung über die Wiese zurück. “Was war denn so schlimm?” Ein fieses Lächeln umspielte Harrys Lippen. “Ich zeig es dir …”, und damit erinnerte er sich an seine Zeit in Umbridges Büro. All das Rosa, Pink, Kitsch und die Kätzchen … Das Würgen, das er jetzt in seinem Kopf hörte, ließ ihn leise kichern. Hielt jedoch sofort inne, als Ron sich in seinem Bett zu rühren begann. Schnell änderte er den Schweigezauber vom Bett zu seiner jetzigen Position. “Und tschüss, Tom”, flüsterte er mental und ließ eine Armee aus Plüsch, Kitsch und Kätzchen um seine Gedanken entstehen. Zufrieden Ruhe vor diesem zu haben in dieser Nacht, driftete er wieder in den Schlaf ab. Ja, das Problem war nicht die Okklumentik an sich. Voldemort bekam er immer besser aus seinen Gedanken verbannt. Nur bei seinem elendigen Professor wollte dies einfach nicht funktionieren! Mehr als frustrierend. Langsam erwachte Harry aus seinem Traum. Ob er wollte oder nicht, das Gefühl beobachtet zu werden und das Licht der Morgensonne trieben ihn immer mehr in die reale Welt zurück. Dabei wollte er nichts mehr, als weiter zu träumen. Im Traum war er mit Sirius und Remus im Haus am Grimmaulds Place und hatte Spaß. Die Älteren hatten ihn immer neue Anekdoten aus ihrer Schulzeit erzählt. Nebenbei hatten sie ‘Snape explodiert’ gespielt. Wie sie die Lehrer zur Verzweiflung getrieben hatten und auch wie sein Vater anfangs immer wieder eiskalt von seiner Mutter abgewiesen worden war. Doch auch der Traum-Sirius hatte das seltsame Aufblitzen in den Augen nicht verbergen können. Ein Aufblitzen wann immer Harry Beispiele gegeben hatte, dass er eben nicht sein Vater war. Anfangs, als er Sirius mit Dreizehn kennengelernt hatte, hatte er es nicht verstanden. Er hatte nicht verstanden, wenn das Gesicht seines geliebten Paten düster und verschlossen wurde. Doch diese Zeit war vorbei. Inzwischen hatte er begriffen, dass Sirius in ihm den Sohn seines Vaters sah. Er sah ihn als James Kopie und nicht als Harry. Mittlerweile war sich Harry ebenso sicher, dass Sirius mehr als nur Freundschaft für James empfunden hatte. Um so erbitterter kämpfte er darum, dass er einfach nur Harry war und der Andere ihn als diesen wahrnahm. Langsam, ganz langsam, hatte er damit auch Erfolg. Dank der Unterstützung von Remus und trotzdessen das Snape ihm mit Kommentaren wie ‘Ganz der Vater’ oder ‘Wie der Vater, so der Sohn’, immer wieder in die Parade fuhr. Snape … der Grund seiner Kopfschmerzen. Stöhnend öffnete er die Augen und zuckte zurück. Blinzelte, unfähig mehr als eine unscharfe Kontur vor sich zu sehen. Seine Augen waren nicht nur viel zu müde, die Behandlung die er durch seine Verwandten erfahren hatte, hatte nunmal ihre Konsequenzen. “Master Harry, Sir”, quiekte es in diesem Moment und er spürte wie die Brille auf seine Nase schwebte. “Master ist schon wieder auf dem Boden eingeschlafen. Ist Dobbys Sternenhimmel nicht gut genug? Oh Dobby wird …”, jammerte Dobby und schnell ergriff Harry den Hauself, bevor dieser frustriert den Kopf gegen die Wand schlagen konnte. “Dobby, hör auf damit. Es geht mir gut und dein Sternenhimmel ist toll. Beruhig dich, oder die Anderen wachen auf”, sprach er leise auf den Elf ein, der langsam seine Gegenwehr einstellte. “Master ist so freundlich. Will Master hier essen oder unten?”, fragte der kleine Elf schließlich. Nachdem Harry wieder einmal versucht hatte Dobby von dem albernen ‘Master’ abzubringen, geduscht, angezogen und seinen Zauberstab eingesteckt hatte, war er auf dem Weg runter in die Küche. Es war gerade mal sechs Uhr morgens und er würde die Elfen schon so genug belästigen, wenn er jetzt dort auftauchte. Doch so konnte er sich den Massenauflauf in der großen Halle beim späteren Frühstück sparen und lieber in der Bibliothek stöbern. Seit dem der doofe Kessel seinen Namen ausgespuckt hatte, ging sein Leben wirklich bergab. Auch wenn er niemals geglaubt hätte, dass dies nach seiner Kindheit und den ersten vier Schuljahren, möglich wäre. Ironie des Lebens, dass es wieder einmal die Wahrheit war, die ihm das Leben schwer und zum Außenseiter machte. Kapitel 2: ----------- Kapitel 2: Der Tag war bisher erstaunlich entspannt verlaufen, auch wenn sein Blick mehr als einmal sehnsüchtig nach draußen gewandert war. Wie gerne würde er jetzt eine Runde auf dem Besen drehen, doch das war nicht möglich. Die pinke Furie hatte diesen konfisziert und ihn an der Wand angekettet, um zu verhindern, dass er ihn einfach zu sich rief. Als würde er dies noch einmal probieren. Nur zu bewusst waren ihm die Konsequenzen noch die es bei seinem letzten Versuch gab, als er seinen Besen mit einem einfachen ‘Accio’ zu sich gerufen hatte. Doch hatten die früheren Misshandlungen seiner Verwandten einmal etwas Gutes gehabt, war ihm doch nicht ein gequälter Laut über die Lippen gedrungen. Die magische Glühbirne in seiner Nähe flackerte und würde wohl auch bald den Geist aufgeben, so wie die anderen. Er hatte sich in diese düstere Ecke der Bibliothek verzogen und stellte mit finsterem Blick wiedermal fest, wie ähnlich sich die Dursleys und Umbridge doch waren. Wie sie wohl reagieren würden, wenn er das sagen würde? Nein, das war den Ärger nicht wert. Dafür war der Anblick des puren Entsetzens in den Augen viel zu kurz. Schnell warf er einen Blick auf die Standuhr, eine magische Version der Kuckucksuhr, die einem zum Beispiel die bevorstehenden Mahlzeiten anzeigte. In diesem Moment sprang sie um auf ‘Mittagessen beendet. Abendbrot in vier Stunden’ Schulterzuckend nahm Harry dies zur Kenntnis und heftete seinen Blick wieder auf das Buch über Verwandlungen von Gegenständen in Lebewesen. Er hatte eh keinen Hunger, hatten die Hauselfen ihn doch geradezu gemästet und ihm auch noch ein ‘Care Paket’ mit verschiedenen Sandwichs und Getränken zubereitet. Initiert natürlich von Dobby und Winky. “Harry!”, erklang es plötzlich quer durch die Bibliothek, was sofort von einem “Ruhe!” durch die Bibliothekarin kommentiert wurde. Nur Sekunden später ließen sich die Weasley-Zwillinge ihm gegenüber auf die Stühle fallen. Verwirrt hob Harry seinen Blick und zog eine Augenbraue hoch. Was wollten die Beiden denn nun von ihm? Fred und George hatten wieder einmal nicht schlafen können. Viel zu groß war ihre Wut auf das verdammte Umbridge-Schwein. Die und ihre dämlichen Verbote und ihre Behandlung der Schüler. Vom Unterricht im Fach ‘Verteidigung gegen dunkle Künste’ mal ganz zu schweigen. Doch das Fass war zum Überlaufen gebracht worden, als diese pinke Pest Harry erneut zum Nachsitzen beordert hatte. Wegen der verdammten Wahrheit! Egal was die Anderen auch sagten, sie glaubten Harry uneingeschränkt. Harry, der ihr Ehrenbruder war, den es zu beschützen galt. Von rächen ganz zu schweigen. Sie hatten Harry still beobachtet, hatten gesehen wie dieser seine Hand schonte und ja, sie waren sich sicher, einen Verband erblickt zu haben. Harry versteckte etwas vor ihnen allen, das stand für sie fest. So sehr Umbridge ihre Scherze auch verhindern wollte, war doch gerade ihr Verhalten es, die ihre Kreativität ankurbelte. Der Wunsch es ihr so richtig heimzuzahlen, war übermächtig. Dadurch saßen sie schon um sechs Uhr morgens in einer dunkleren Ecke des Gemeinschaftsraum und tüftelten an ihren Ideen. Als plötzlich Geräusche auf der Treppe zu den Schlafräumen zu hören waren, waren sie verstummt und hatten die Pläne mit einem Zauber verschleiert. Nach nur wenigen Momenten hatten sie Harry entdeckt, der zielstrebig die Treppe herunterstieg. Der Schwarzhaarige schaute weder nach links oder rechts, während er den Raum durchquerte. Schweigend beobachteten die Beiden, wie Harry das Portrait ein kleines Stück aufschob und hinaus schlüpfte. Sorgenvoll blickten die Zwillinge sich an. “Schon wieder …”, murmelte Fred. “... verschwindet er in der Früh.” ergänzte George. “Ich wette er ist nicht beim Frühstück”, sagte Fred und das Nicken seines Zwillings bekräftigte ihn. “Beim Mittagessen bestimmt auch nicht”, fügte der andere Zwilling hinzu, spielte gedankenverloren mit einer Feder. Stumm nickten sie sich zu, festigten ihr Versprechen ein Auge auf Harry zu haben. Vor allem weil ihr schwachsinniger kleiner Bruder wohl wieder einmal auf einem komischen Trip war. Das letzte Mal, als sie Ron nach Harry gefragt hatten, hatte dieser nur mit den Schultern gezuckt und gemeint ‘Der wäre bestimmt wieder irgendwo Ärger machen.’ Und es war genauso gekommen wie vermutet. Harry war weder zum Frühstück, noch beim Mittagessen erschienen. Erst als Fred die Idee hatte Dobby zu fragen, ob er wisse wo dieser sich rumtreibe, hatte ihnen weiter geholfen. Als Rumtreiber ehrenhalber, hatten sie die Küche betreten und erstaunlich schnell Auskunft von dem besorgten Elf erhalten, dass sein Master sich oftmals in der Bibliothek verstecke. Sofort waren sie nach einem Danke verschwunden. Als sie in der Bibliothek ankamen, waren sie schon fast verzweifelt, doch dann hatte George Harry in einer düsteren Ecke ausgemacht und laut “Harry!” gerufen. Nur einen Augenblick später saß er mit seinem Bruder diesem gegenüber und beide wurden sie mit hochgezogener Augenbraue gemustert. “Wir haben …” “... dich schon überall gesucht!” “Was machst du hier … “... und warum warst du nicht beim Essen?” “Lernst du etwa am Wochenende?” “Nicht mal Hermine tut das.” “Willst du … “... nicht ein wenig Spaß mit uns haben?”, plapperten die beiden leise durcheinander. Es konnte doch nicht angehen, dass Harry hier zwischen all den Büchern versauerte, wo doch draußen strahlender Sonnenschein war! “Langsam ihr Beiden”, kicherte Harry und klappte sein Buch zu. “Also was für ein ‘Spaß’ schwebt euch vor?” Und so schleppten die beiden Harry schließlich hinaus auf die Außenanlage Hogwarts. Erleichtert bemerkten sie, wie immer wieder ein ehrliches Lächeln, das sogar die Augen erreichte, über dessen Gesicht huschte. Ja, so wollten sie den Jüngeren sehen. Der Jüngere der schon wieder so dünn und blass nach den Ferien nach Hogwarts zurückgekehrt war. Die Erlebnisse des letzten Jahres hatten ihn zu einem Schatten seiner selbst werden lassen, auch weil die Presse wieder und wieder behauptete, der Schwarzhaarige wäre ein Lügner. Schon bald war der Zeitpunkt gekommen, an den sich Harry verabschieden musste, schließlich hatte er noch Nachhilfe bei Snape. Die Zwillinge blickten sich kurz gegenseitig in die Augen und nickten anschließend synchron. Ja, sie wollten für den Schwarzhaarigen dasein, egal wer oder was kommen würde. Als Harry den Weg zu Professor Snapes Räumen in den Kerkern hinabschritt, konnte er nicht anders als zu lächeln. Er war den Zwillingen wirklich dankbar. Sie hatten ihn abgelenkt. Hatten ihn davon abgehalten, in Nervosität vor den Okklumentikstunden auszubrechen. Seit langer Zeit konnte er mal wieder befreit lachen. Diese beiden sahen in ihm einfach nur Harry. Nicht ‘der-Junge-der-überlebt-hat’, nicht ‘der-Junge-der-lügt’ und auch nicht die Kopie seines Vaters. Wären doch nur alle Weasleys so. Frust kam bei ihm auf. Ron war in letzter Zeit unausstehlich. Beinahe so schlimm, wie in der Zeit des Trimagischen Turniers. Was war nur Rons Problem? Und Ginny? Ginny warf ihm immer wieder Blicke zu, die ihn schaudern ließen. Er wusste, dass die jüngste Weasley schon immer für ihn schwärmte. Doch er bekam immer wieder das Gefühl, dass es einfach nur an seiner dämlichen Narbe auf der Stirn lag. An seinem Namen und seinem Ruf. Obwohl, im Moment war er ja nicht so toll. Wo er jetzt so drüber nachdachte, hatte Ginny ihn bisher eigentlich in Ruhe gelassen. Auf jeden Fall wenn man von gelegentlichen kleinen Zickerreien absah. An der Tür zu Snapes Reich angekommen, atmete er tief durch und versuchte sämtliche Gedanken zu verdrängen. Besonders die Behandlung durch Umbridge, die Dursleys und sein Geheimprojekt und die Hilfe die er dabei bekam. Schließlich klopfte er zweimal kräftig an die hölzerne Tür, die nach nur wenigen Sekunden aufgerissen wurde. “Potter. Sie sind tatsächlich mal pünktlich”, wurde ihm entgegen geknurrt, bevor sein Professor zu Seite trat und Harry eintreten konnte. Als die Tür sich laut hinter ihm schloss, konnte er ein zusammenzucken nicht vermeiden. Verband er doch zu viele unangenehme Erinnerungen mit diesem Geräusch von Kindesbein an. “Setzen Sie sich, Potter. Ich hoffe für Sie, dass Sie gelernt haben. Noch einmal dulde ich so ein schludriges Verhalten nicht”, drohte der Tränkeprofessor, während sie in einen Raum unterhalb des Empfangszimmer hinab stiegen. “Ja, Professor”, gab Harry nüchtern zurück. Diese vermaledeite Fledermaus würde schon sehen. “Gut und nun: Legilimens!”, vernahm Harry noch bestimmt und beinahe sanft, ehe er die fremde Präsenz in seine Gedanken eindringen spürte. Verbissen versuchte er diese zu ergreifen und sie hinaus zu werfen, doch bekam er sie nicht richtig zu fassen. Wieder einmal zog eine Szene seiner Kindheit vor sein inneres Auge. Er, als vielleicht fünfjähriger Junge, hatte er gerade stolz einen kleinen Turm aus Sand gebaut, als auch schon Dudley angestampft kam und lachend auf diesem herum sprang. “Och Potter, hat jemand Ihr Bauwerk zerstört?”, erklang die spöttische Stimme des Professors in seinem Kopf. “Haha. Verschwinden Sie gefälligst!”, maulte Harry zurück und versuchte den Professor in seinen Gedanken ‘raus zu schieben’, doch dieser stand wie ein Fels in der Brandung in seinen Erinnerungen. Schien wie in einem Buch darin zu blättern. Denn genau so sah er das hier gerade alles. Snape, wie er mit einem Bilderbuch da stand, in dem immer wieder Ausschnitte von Erinnerungen und Gedanken zu sehen waren. Harry sah diese Ausschnitte nur über Kopf, versuchte er doch immer noch den Professor hinauszuschieben. Als er sah, wie dieser an einer weiteren Kindheitserinnerung hängen blieb und sie auswählen wollte, ergriff ihn Verzweiflung. Nicht eine dieser Szenen! Nein, nein, nein!!! Panisch griff er zu einer anderen Taktik, nämlich zu derselben, die auch schon bei Tom gewirkt hatte und so beschwor eine Armee aus Plüsch, Kitsch und Kätzchen. “Professor, verschwinden Sie aus meinem Kopf!”, sagte er ernst und musste hämisch lächeln, als dieser den Blick aus dem Gedankenbuch hob und die Augen aufriss als er sah, was Harry hier fabriziert hatte. Genau diesen kurzen Moment der Verwunderung nutzte Harry aus, nahm Schwung und rannte in seinen Professor hinein, was diesen aus seinem Kopf katapultierte. Keuchend öffnete Harry schließlich seine Augen, rang verzweifelt nach Atem, während sein Hals sich so unglaublich trocken anfühlte und sein Herz wie nach einem Marathon raste. Kapitel 3: ----------- Kapitel 3: Stumm wurde ihm von Professor Snape nach einigen Augenblicken ein Glas Wasser gereicht, welches er eilig hinunter stürzte. “Was war das, Potter?” Schulterzuckend erwiderte er den strengen Blick seines Lehrers. “Ich hab Sie aus meinen Gedanken geschmissen?”, fragte er unschuldig zurück. Himmel, sein Hals brannte immer noch und so zog er seinen Zauberstab, richtete ihn auf das Glas und flüsterte “Aquamenti”, woraufhin sich das Glas erneut füllte. Schnell kippte er auch dieses herunter. Geschafft ließ er sich auf dem Stuhl zurückfallen und war froh darum, dass die ärgsten Kopfschmerzen noch nicht aufgetreten waren. “Bereit für eine neue Runde, Potter?” Den Kopf auf die Lehne abgelegt, nickte er schwach. Zur Hölle noch eins, wo war nur seine Kraft hin? Er kam sich vor wie ein ausgewrungenes Putztuch. “Reißen Sie sich gefälligst zusammen, Potter. Ich brauche nicht mal Legilimentik um Ihre Gedanken zu erraten, so offen ist Ihr Geist. Jetzt werden wir sehen, wie gut Sie wirklich sind. Anscheinend hat Sie Ihre vorherige Bemühung ordentlich erschöpft und nun kommt es nicht auf Kraft, sondern auf Können an”, schnarrte der Professor und stellte sich erneut in Position. Es kam selten vor, doch genau in diesem Moment wäre es Harry lieber gewesen, Tom würde in seinem Kopf rum spuken, als die Kerkerfledermaus. Unbewusst hob er für eben diesen die Blockade mit der ‘Armee aus Umbridge Paradies’ auf. “Haltung annehmen. Bei Merlins Bart, was habe ich im Leben verbrochen, um mit Ihnen gestraft zu sein”, knurrte Snape und richtete seinen Zauberstab auf den Dunkelhaarigen. “Der dunkle Lord kennt auch keine Gnade”. “Oh doch, mein lieber Severus, die kenne ich”, begann in diesem Moment eine nur zu bekannte Stimme in Harrys Kopf zu zischen. “Bitte nicht …”, rief der Schüler aus und klatschte seine Hand auf die Stirn. Womit hatte er das denn jetzt verdient? “Verschwinde oh du dunkler Lord, du störst!”, verfluchte er den Gast in seinem Kopf. Ein zischendes Kichern war die einzige Reaktion. Beide waren eine Herausforderung für sich, doch beide gleichzeitig … UNMÖGLICH! “Nichts da, ich bin heute Zuschauer. Das ist die Strafe dafür, dass du mir diese ekelerregende Armee auf den Hals gehetzt hast.” “Potter, was haben sie”, wollte sein Okklumentiklehrer von ihm wissen und am Rande bekam er mit wie der Professor den Stab sinken ließ und näher an ihn heran trat. Harry reichte es. Er wollte jetzt keinen der beiden in seinem Kopf haben. Nicht ohne Einladung! Doch der eine liebte es ihn zu quälen und zu nerven, der andere tat es im Auftrag und liebte es garantiert ebenso. Bei Merlins rot-lila karierter Unterhose, er war doch kein Versuchskaninchen und sein Kopf kein Versammlungsort. Wütend richtete er sich an Voldemort, bemerkte nicht wie er in Parsel wechselte, als er diesen anschrie. “Verdammt noch mal Tom. Verschwinde und foltere wen anderes. Tob dich an der irren Bellatrix aus oder quatsch Nagini die nicht vorhandenen Ohren zu, wenn dir langweilig ist!” Er spürte wie seine Magie anfing verrückt zu spielen, spürte Snapes Hände an seinen Schultern, die ihn schüttelten und vernahm wie durch Watte dessen Stimme. Plötzlich hatte er dieses vertraute und verhasste Gefühl, als auch der Professor in seine Gedanken eindrang. Doch alles was dieser sah, war eine Blumenwiese auf der Harry stand und auf eine silberne Schlange einschrie. “Potter!” “Harry!”, erklang es synchron und der jüngste der Runde konnte nicht anders als sich die Haare zu raufen. “Mein Kopf ist doch kein Meetingraum! Raus, alle samt. Mein Kopf gehört mir!”, schrie er verzweifelt. Die Kopfschmerzen wurden immer schlimmer und Tränen traten in seine Augen. “Potter, erklären Sie sich. Ist das der, von dem ich denke, dass es der ist?”, wollte Snape von ihm wissen und deutete auf die silberne Schlange, die in dessen Richtung zischte. “J …”, setzte er an, räusperte sich jedoch um den Frosch aus seinem Hals zu bekommen. “Ja Professor, das ist Voldemort. Ihr ach so dunkler Lord”, gab Harry ehrlich zurück und konnte ein Grinsen nicht verhindern, als die Kerkerfledermaus zusammenzuckte. Das lachende Zischen hinter ihm unterstützte seine Freude noch. Belustigt beobachtete Harry wie der Professor sich in die Nasenwurzel kniff und tief durchatmete. “Mr. Potter, Ihnen ist bewusst, wozu dieses Theater am Wochenende von Dumbledore verordnet wurde? Nicht dafür, dass Sie ein Kaffeekränzchen mit eben dem, den Sie aus Ihrem Kopf raus halten sollen, abhalten.”, fauchte der der Meister der Zaubertränke reichlich ungehalten. Was von einem wütenden Zischen der Schlange kommentiert wurde. “Tom, kein Parsel wenn du den Professor schon beleidigst”, kommentierte Harry bloß und ließ sich genervt mit verschränkten Armen auf seinen Hintern fallen. Auf ihn hörte hier eh niemand. War ja auch nur sein Kopf. “Severus, hör auf den Kleinen so anzupflaumen. Der alte Sack soll sich bloß raus halten. Weiß er eigentlich, was Harry alles …”, “Nicht! Hör auf Tom!”, unterbrach Harry schnell die wütende Ansprache des Anderen. Vor diesem hatte er keine Geheimnisse. Konnte er das doch auch gar nicht. Tom hatte ihm schnell klar gemacht, dass er durch ihre Verbindung in den all den Jahren alles mögliche mitbekommen hatte. “Professor Snape, falls es Sie beruhigt. Tom kann ich jederzeit hinauswerfen”, sagte der junge Brillenträger ernst, blickte seinem Professor in die dunklen Augen und hob eine Hand. “Tschüss!”, dabei schnipste er und beinahe sofort war die silberne Schlange verschwunden. Zurück blieben nur ein geschaffter Harry und ein verwirrter Professor. Umweht vom lauen Wind auf einer Gedankenwiese. “Sie sind es, den ich nicht aus meinem Kopf kriege”, flüsterte Harry und senkte den Blick. Dass dies bei Tom auch nur sehr selten klappte, musste der Lehrer ja nun nicht unbedingt wissen. Kurz danach spürte Harry, wie auch der Andere sich aus seinen Gedanken zog und beinahe ängstlich öffnete er die Augen. Sein Kopf dröhnte unbeschreiblich und ihm war schlecht. Sein Blick erfasste Snape, der mit dem Rücken zu ihm stand und in das prasselnde Feuer des Kamins starrte. “Professor?” Nach einer ganzen Weile des Schweigens, bekam der nervöse Schüler endlich eine Antwort. Doch zu seiner Verwunderung erklang kein Geschrei, sondern eine ruhig gestellte Frage. “Wie lange?” “Seit dem er wieder da ist, nach dem Trimagischen Turnier.” Erneutes Schweigen trat ein. “Sie nennen ihn Tom.” “Weil er so heißt”, gab Harry nur schulterzuckend zurück, auch wenn der Andere dies nicht sah. Das war ja nunmal eine Tatsache und er sah einfach nicht ein, warum er den Anderen immer nur mit Synoymen anreden sollte. “Gehen Sie in Ihren Gemeinschaftsraum. Keine Umwege oder muss ich Sie noch wie ein kleines Kind ins Bett bringen?”, schnarrte der Professor schließlich und Harry konnte es nicht verhindern, sich eben genau das vorzustellen. Wie der Professor ihn ins Bett brachte, sanft darauf absetzte, mit der Hand über seine Wange strich und … NEEEEIN, STOP!, rief er sich selbst zur Ordnung, sprang auf und flüchtete stolpernd die Treppe empor. Froh, dass der düstere Professor viel zu sehr mit dem Erlebten zu tun hatte und so nicht die deutliche Röte auf seinen Wangen bemerkt hatte. “Nacht, Professor”, rief er von oben nach unten, schmiss die Tür hinter sich zu und rannte mit einem irren Lachen in Richtung Turm davon. Merlin, was für ein Tag! Mit zusammengezogenen Augenbrauen schaute Severus Snape seinem Schüler hinterher. Was war das denn für ein Abgang? Erst saß der Bengel wie erschlagen herum und im nächsten Moment sprang er auf und stolperte, wie vom wilden Thestral gebissen, davon. Aber wenn man es genau sah, war der Junge eh immer wieder für eine Überraschung gut. Das hatte er ja vor wenigen Minuten eindrucksvoll bewiesen. Er wusste, er musste Dumbledore davon in Kenntnis setzen, was alles geschehen war, doch irgendwas in ihm sperrte sich dagegen. Warum? Kopfschüttelnd wandte er sich vom Kamin ab und kümmerte sich um seine angesetzten Tränke. Gedanken um Potter und das weiter wachsende Magengeschwür welches dieser ihm beschaffte, würde er sich gleich machen. Bei einem schönen Glas Elfenwein oder vielleicht doch einen Feuerwhisky. Möglicherweise sollte eher in Flaschen als in Gläsern zählen? Nachdem alle Tränke verkorkt oder unter einem Stasiszauber waren, ging Severus in seine Wohnung. Seine Robe hängte er ordentlich auf die Garderobe, öffnete die ersten beiden Knöpfe seines schwarzen Hemdes und schritt zielstrebig zu seinem Getränkeschrank. Kurz zögerte er, doch dann nahm er sich schulterzuckend ein Glas, eine Flasche Wein und eine Flasche Feuerwhisky. Morgen war schließlich Sonntag und damit sein freier Tag. Was machte da schon ein kleines Trinkgelage um den Irrsinn zu verkraften? Alleine ... auf dem Sofa im Schein des Kamins. Das Glas mit dem dunkelroten Elfenwein in der Hand schwenkend, ließ er die Erlebnisse der heutigen Okklumentikstunde Revue passieren. Erstens: Potter griff zu wirklich ungewöhnlichen Maßnahmen wenn es darum ging, sich gegen seine Mentalangriffe zu wehren. Nicht nur, das der Junge es beherrschte die Umgebung seiner Gedanken zu verändern, nein, er nutzte auch geschickt kleinste Momente der Unaufmerksamkeit. Zweitens: Potter Junior schien regelmäßig Gespräche mit dem dunklen Lord zu führen. Freiwillig. Jetzt wo er so drüber nachdachte, nannte Potter diesen auch noch beim Vornamen und es schien Voldemort nicht im geringsten zu stören. Der dunkle Lord sprach Potter ebenfalls vertraulich an und Severus war sich sehr sicher, dass er zudem den Potterbengel in Schutz genommen hatte. “In Schutz … vor mir”, schnaubte er und trank das gesamte Glas auf einmal leer, um es mit Feuerwhisky nachzufüllen. Nicht nur das, der dunkle Lord hatte auch noch auf Potter gehört. Ganz zu schweigen davon, dass der gefürchtetste Magier der heutigen Zeit mit einem einfachen ‘Tschüss’ und einem Schnipsen verschwunden war. Und er war sich sicher, der dunkle Magier hatte den Bengel mit “Kleiner” betitelt! Was spielte sich hier nur ab? Hatte ihm jemand was in sein Essen getan und er war nun in einer Illusion gefangen? Einer sehr skurrilen und realen Illusion? Abwesend strich er sich über die Brust, auf die Stelle an die Potter seine Hände gelegt hatte um ihn aus dem Kopf zu schieben. Wobei er bei Punkt Nummer drei ankam: Potter. Als dieser seine Wohnung betreten hatte, wirkte er erstaunlich gelöst. Nicht so angespannt wie in den letzten Wochen. Die dunklen Augenringe waren blasser, die Augen strahlten und die Haare sahen noch wilder aus als sonst. In dem Moment hatte er stark mit sich selbst kämpfen müssen, die wilde Mähne nicht glatt zu streichen. Kopfschüttelnd exte er auch das Glas Feuerwhisky und sprach einen Zauber auf das Glas, damit es sich automatisch nachfüllte. Potter ... was verheimlichte dieser nur vor ihm? Als er in den Kindheitserinnerungen geblättert hatte, auf der Suche nach einer besonders schnulzigen Erinnerung, um seinen Schüler damit aufzuziehen, waren ihm einige Ausschnitte sehr suspekt vorgekommen. Der Ausraster hatte seine Skepsis nur noch verstärkt. Ja, der Goldjunge Gryffindors versteckte etwas vor ihm und war bereit es mit allen Mitteln geheim zu halten. Wobei ... Die Stirn in Furchen gezogen, nippte er an seinem Getränk. “Der Lord scheint es zu wissen …”, stellte er leise murmelnd fest. Schnell trank er auch dieses Glas leer um das komische Gefühl welches ihn befiehl, zu ertränken. Es passte ihm nicht! Nein, es passte ihm ganz und gar nicht, dass Potter anstatt mit ihm, lieber alle Probleme mit dem Lord zu besprechen schien! Entschlossen löste er den Zauber vom Glas, trank es nochmals in wenigen Schlucken leer und fasste einen Entschluss: Er würde hinter Potter Geheimnisse kommen und die mentalen Kaffeekränzchen mit dem Lord würden aufhören! Kapitel 4: ----------- Am Sonntagmorgen erwachte Harry durch den Lärm seiner Zimmergenossen, während sie herumwuselten und sich für den Tag fertig machten. Da schlief er schon mal ohne irgendeinen Traum und dann machten die hier Party am frühen Morgen. Stöhnend rieb er sich über die Augen und versuchte sie zu öffnen. Doch dies funktionierte erst nach mehrmaligem Zwinkern so richtig. “Boar, welcher Wahnsinnige hat es gewagt meinen Vorhang beiseite zu schieben?”, fragte er sich frustriert, als die Sonne ihm mitten ins Gesicht schien.   “Oh, er hat sich bewegt. Glaubst du er ist wach?”, hörte Harry eine Stimme mehr oder weniger leise flüstern. Neville. “Was weiß ich.” Ron. “Los, beeilt euch!” “Sonst ist das Beste weg!” Dean und Seamus, alles andere als leise und doch gedämpft. Wahrscheinlich waren sie mal wieder dabei, das Badezimmer in reines Chaos zu verwandeln.   Schnell schloss Harry seine Augen wieder, drehte sich auf die andere Seite und vergrub sich tiefer in sein Kissen. So sahen sie nur seinen Rücken und sollten weiter glauben, dass er noch schlafen würde. Die Lust auf die Gesellschaft seiner Freunde war ihm gehörig vergangen. Nachdem er nach einigen Minuten nichts weiter hörte als Fußgetrappel, Gemurmel und schließlich das leise Quietschen der geöffneten und wieder geschlossenen Tür, drehte er sich wieder auf den Rücken. Er löste den Stillezauber und ein lang gezogener Seufzer verließ seine Lippen. Warum war nur alles so scheiße im Moment? Warum verhielten sich Dean, Seamus und vor allem Ron so? Und das alles nur, weil die Erwachsenen Angst hatten und die Realität lieber als Lüge abstempelten. Ob das wohl mit dem ‘Erwachsen-sein’ zu tun hatte, den einfachen Weg zu wählen?   “Harry?” Die vorsichtig gestellte Frage riss den Angesprochenen nicht nur aus seinen Überlegungen, sondern ebenso aus dem Bett.   “Verdammt”, fluchte er auf dem Boden liegend, gefangen in der widerspenstigen Bettdecke. Er hatte nicht drauf geachtet, dass einer der Jungs noch im Raum war. So eine Unaufmerksamkeit konnte er sich einfach nicht leisten! Auch wenn es jetzt nur Neville war.   “Harry, geht es dir gut?” Er spürte wie Hände nach ihm griffen und halfen die Decke zu entfernen. Auch die Brille landete auf seiner Nase. Als er schließlich, immer noch auf dem Boden hockend, zu Neville empor sah, bemerkte er dass dieser nicht wie die anderen verachtend und misstrauisch zu ihm hinab schaute. Im Gegenteil, eher besorgt vermischt mit Belustigung. Als dieser ihm dann auch noch mit einem ehrlichen Lächeln die Hand hinhielt, konnte er nicht anders als dieses zu erwidern. Einerseits irritiert und doch andererseits … erleichtert, ergriff er die Hand und ließ sich auf die Füße ziehen. “Danke.”   “Kein Problem. Harry … also … ich … ähm…”, stotterte Neville vor sich hin; spielte nervös am Zipfel seines Oberteils herum und musterte den roten Bettvorleger. “Neville, bleib ruhig. Egal was du sagen willst, ich werde dir nicht den Kopf abreißen, versprochen.”, versuchte Harry beruhigend auf seinen Freund einzureden. Sanft legte er eine Hand auf Nevilles Schulter. Dies schien zu reichen, damit dieser wieder zu reden begann.     "Harry, also ich wollte dir nur sagen ... das ich dir glaube und auf deiner Seite bin", sagte er mit leiser Stimme; hob den Kopf und warf Harry einen scheuen Blick zu. Denn genau so war es. Er hatte Harry all die Jahre über heimlich beobachtet, im Blick behalten. Anfangs war es, weil er wissen wollte wie der Sohn von Lily Potter wirklich war. Denn dieser Name war im Haus seiner Oma wohl über tausendmal gefallen. Und das nur von den Malen, die er mitbekommen hatte. Seine Oma hatte Lily-ehemals-Evans-dann-Potter damals als zweite Tochter angesehen. Vor allem als der Kontakt zwischen Lily und ihrer Muggelfamilie immer mehr zum erliegen kam und seine und Harrys Mutter beste Freundinnen wurden. Laut seiner Oma hatten die beide sogar zusammen einen Muggel Schwangerschaftsvorbereitungskurs besucht. Was im Hause Potter-Evans zu reichlich Knatsch gesorgt hatte. So sehr seine Oma Harrys Mutter liebte, so sehr war ihr James Potter ein Dorn im Auge gewesen. Seine ganze überhebliche, besserwisserische, rebellierende und doch versnobte reinblütige Art und Weise, war seiner Oma schon immer nicht gut genug für 'ihre' Lily gewesen. Manchmal bekam Neville ein schlechtes Gewissen. War er sich doch sehr sicher, dass er mehr über Harrys Mutter wusste als dieser selbst. Anfangs wollte er wissen, von wem Harry mehr hatte und er wurde positiv überrascht. Hatte Harry doch einzig das Optische von seinem Vater geerbt und der Rest schien mit wehenden Fahnen an ihm vorbei gegangen zu sein. So hatte er sich mit Harry angefreundet und es nicht einen Tag bereut. Zudem hatte er nicht vor, diese Freundschaft irgendwann zu beenden. Der Schwarzhaarige gehörte, gerade durch all die grausigen Erfahrungen der Vergangenheit, zu den stärksten Menschen die er kannte. Ein Mensch den es zu schützen galt, denn dieser dachte immer zuerst an Andere als an sich, wenn es drauf ankam! "Danke ... also ... danke Neville", gab Harry überrascht zurück und nur einen Moment später spürte er, wie dieser die Stirn an seiner Schulter ablegte. Reflexartig legte er seine Arme um den Oberkörper des einen Tag Jüngeren. "Immer Harry, immer", sagte Neville nur im selben beruhigenden Ton, in dem Harry vorhin auf ihn eingeredet hatte. Nach einem Augenblick des Schweigens, der sich für Neville wie eine herrliche Ewigkeit anfühlte, einfach weil Harry endlich einmal seine Maske fallen ließ, löste sich dieser von ihm. Langsam trat der Günäugige aus seinen Armen und wendete ihm den Rücken zu, um aus dem Fenster zu schauen. Neville wusste es besser als diesen weiter zu bedrängen, würde er selber es doch auch nicht mögen. Langsam ging er in Richtung Tür. "Ich geh dann mal was essen, ...", sagte er und sah über der Schulter hinweg wie Harry nickte. "... kommst du mit?", vehementes Kopfschütteln. "Dann ... pass auf dich auf." Keine Reaktion, was Neville kurz zögern ließ, doch dann riss er sich zusammen, trat durch die Tür hinaus und schloss sie leise hinter sich. Niemals, niemals würde er seinen Mitschüler fallen lassen, sondern immer dafür sorgen, dass dieser wenigstens ihn hatte um all die negativen und traurigen Gefühle raus zulassen. Und wenn er dafür Ron und all die anderen auf den Mond hexen musste! Obwohl, vielleicht sollte er mit den Zwillingen sprechen, gestern hatte er gehört wie diese beim Mittagessen besorgt wegen Harry getuschelt hatten.       Nachdem Neville verschwunden war, stand der-Junge-der-lebt noch eine ganze Zeit lang verloren am Fenster herum. Stumpf guckte er einfach nur auf die Holztür, durch die Neville verschwunden war, und fühlte sich als wäre eine Thestralherde über ihn hinweg gefegt. Was war das? Ein warmes Gefühl erfüllte seinen ganzen Körper und mit einem Mal kam ihm all die Scheiße viel weniger schlimm vor. Anscheinend gab es trotzdem noch Leute die ihm glaubten. Ihn mochten und seine Freunde waren. Neville und die Zwillinge und allen drein glaubte er. Hatte er doch deutlich die Entschlossenheit in ihren Blicken gesehen.   “Dobby”, rief er gut gelaunt, lief beschwingt zum Kleiderschrank und suchte sich bequeme Muggelkleidung heraus. Das würde Umbridge gar nicht gefallen, wenn sie dies sehen würde, doch er hatte heute beim besten Willen nicht vor ihr zu begegnen! Nach nur wenigen Sekunden ploppte es hinter Harry. “Master Harry Potter Sir, haben gerufen?”   Lachend drehte sich Harry herum, schnappte sich den verdutzten Elf und drehte sich mit ihm im Kreis herum, ehe er diesen wieder auf die eigenen Beine stellte. “Dobby, du wirst es wohl nie sein lassen, was? Heute ist mir sogar das egal”, sagte er glucksend, als Dobby ihn mit aufgerissenen Augen anstarrte. “Ich wollte dich nur fragen, ob du mir etwas zu Essen vorbei bringen kannst. Ach und bevor ich es vergesse … “, rasch hüpfte Harry zu seiner Schultasche, zog ein Blatt Pergament hervor und zerriss es in der Mitte. Erstaunlich schnell fand er seinen Kuli im Chaos der Tasche. Er schrieb einfach so viel lieber damit und zeichnen ließ sich auch besser mit einem Bleistift als mit einer Feder. Warum … nein er würde sich jetzt nicht wieder mit dieser Frage aufhalten. Kurz nachdem Neville gegangen war, war ihm eine Idee gekommen. Es konnte riskant sein, FALLS er sich irrte. Doch FALLS nicht, würde er davon deutlich profitieren.   Auf jeden der beiden Blätter schrieb er dasselbe: ‘Mädchenklo, 2.ter Stock. 13 Uhr. Geheim! Passt auf!’, dann faltete er beide Blätter noch einmal und sprach einen Zauber darauf, sodass jeder Andere außer Neville und die Zwillinge, nur eine veralbernde Karikatur von Dumbledore sah. Damit trat er zurück zu Dobby, der ihn immer noch stumm musterte. “Gib das bitte Neville und den Weaslye Zwillingen. Pass nur auf das niemand anderes es mitbekommt. Aber ich will sie heute dabei haben …”, sagte er mit klarer Stimme. “Harry Potter Sir ist auch wirklich gesund?”, fragte Dobby ihn vorsichtig, worauf er diesem durch die Flusen auf dem Kopf strubbelte. “Mir geht es so gut wie schon lange nicht mehr, Dobby. Da kann mich nicht mal die Sitzung mit Snape heute Abend von abbringen.” Nun begann auch der kleine Elf fröhlich zu strahlen. “Dobby ist froh … und Dobby wird Frühstück und später Essen nach unten bringen?” Harry nickte und Dobby verschwand. Ja, heute würde er es schaffen. Er hatte es einfach im Gefühl und dann konnte er nicht nur Remus und Sirius öfter treffen, nein. Dann würde er vielleicht endlich mal ein paar Wahrheiten hören und nicht nur Lügen! Die Welt stand ihm frei, er musste sich nur alles passend machen.   Zwanzig Minuten vor der verabredeten Zeit, schlich Harry sich unter dem Tarnumhang in das ungenutzte Mädchenklo. Als er sich den Umhang vom Kopf zog, ertönte auch schon Myrtes hoher Aufschrei “Haaaaaarry”, säuselte sie verzückte und schwebte auf ihn zu.   “Hallo Myrte, wie geht es dir? Sag, waren Neville oder die Zwillinge schon hier?”   “Oh Harry, du bist gar nicht wegen mir hier?”, fragte sie beleidigt und schwebte mit hängendem Kopf wieder von ihm weg.   “Heute nicht, aber nächstes Mal wieder”, versprach er und meinte es so. Myrtes Hass auf Umbridge war mindestens genau so groß wie sein eigener. Hatte die pinke Pest doch mit einem Zauber dafür gesorgt, dass Myrte nicht mehr quer durch die Kanalisation Hogwarts reisen konnte. Damit war sie hier gefangen, traute sie sich doch nicht wie die anderen Geister offen herum zu schweben. Gerade als Myrte zu einer Erwiderung ansetzte, ging die Tür auf und Neville huschte hinein. “Die Zwillinge sorgen gerade noch ein wenig für … Ablenkung”, sagte er grinsend. Nach nur fünf weiteren Minuten, schlitterten auch die Zwillinge lachend in den Raum.   “Na, war eure ‘Ablenkung’ ein Erfolg?”, wollte Harry grinsend wissen.   “Aber sicher …” “... doch!” “Malfoy hat nun pinke Haare und läuft im Tütü herum für die nächsten Stunden.” “Und den Anderen vom Inquisitionskommando, sowie Umbridge, geht es nicht wesentlich besser.” „Was macht der Hornochse Crabbe auch eine Dose mit der Aufschrift ‘Büchse der Pandora’ auf?”, brabbelten die Zwillinge wild drauf los und brachen ebenso wie Harry und Neville in haltloses Gelächter aus.   “Das … das hätte ich nur zu gern gesehen”, japste Harry, hielt sich den Bauch der vom Lachen weh tat und wischte sich mit der anderen Hand die Lachtränen vom Gesicht.   “Dies ist absolut …”, erwiderte Fred breit grinsend und wurde von George ergänzt: “... kein Problem!”, der daraufhin eine faustgroße durchsichtige Kugel hochhielt. “Unsere …” “... neuste Entwicklung.” “Wow!”, hauchte Neville ehrfürchtig.   Doch Harry unterbrach die Vorstellung. “Wartet bis wir sicher sind. Und nun …”, damit drehte er sich in Richtung des großen Waschbeckens, befahl in Parsel “Öffne dich!” und trat zur Seite um seinen Freunden uneingeschränkte Sicht zu ermöglichen.   “Wow!” hörte er fasziniert und synchron, als das Waschbecken auseinander glitt und einen Eingang in den Untergrund freigab. “Folgt mir.” Ohne auf eine Reaktion seiner Begleiter zu warten, rutschte er die Rampe hinab und stellte sich an die Seite, um nicht über den Haufen gerutscht zu werden. Nur Sekunden später hörte er eine Mischung aus Freude und Verängstigung, als auch schon Neville, gefolgt von den Zwillingen hinab sausten. Neville legte am Ende der Rutsche einen Purzelbaum hin und Harry zog ihn schnell aus der Schusslinie. Keine Sekunde zu früh, denn die Zwillinge kamen grölend, wie ein Zweierbob, hinab gerauscht.   “Das war …” “... der HAMMER!”, riefen die Beiden aus und klatschten sich ab. Neville nickte nur.   “Na los kommt, wir sind noch nicht am Ziel”, gab Harry bekannt und lief den dunklen Tunnel hinab. Mit jedem Schritt fühlte er sich wohler. Hier unten, wo nur er Zugang zu hatte.   “Ähm … Harry … also, autsch! Man ist das hier dunkel”, erklang Nevilles Stimme ängstlich.   “Oh, entschuldigt Leute. Ich kenne hier alles auswendig und mache kein Licht mehr an.” Ohne anzuhalten, schnippte er einmal und eine Fackel nach der Anderen begann sich zu entzünden. Er hörte wie irgendjemand hinter ihm scharf die Luft einzog, ging jedoch nicht darauf ein. Er wusste, der größte Schock würde für die Anderen noch kommen.   Nach weiteren fünf Minuten und vielen Fackel und Kurven, blieb Harry kommentarlos stehen. Vor ihm und seinen Begleitern war nichts als ein großer dunkler Raum. All die ‘W-Fragen’, die die Zwillinge auf dem Weg gestellt hatten, hatte er bis jetzt eiskalt ignoriert. Als seine Freunde - wieder zog dieses warme, dankbare Gefühl durch seinen Körper - neben ihm standen, brach er sein Schweigen.   “Herzlich Willkommen in der Kammer des Schreckens!”, rief er beinahe stolz und klatschte in die Hände. Kapitel 5: ----------- ~~~ Mit lautem Zischen und Fauchen entbrannten auch hier die deutlich größeren und bis zum Boden reichenden Fackeln. Spitze Aufschreie erklangen links und rechts von ihm, als die Anderen verstanden. Nicht nur akustisch, sondern auch visuell, denn vor ihnen lag er. Der Basilisk den Harry in seinem zweiten Schuljahr getötet hatte und dabei beinahe selbst drauf gegangen war. Sein erster Mord, wie ihm wieder einmal beim Anblick des Tieres bewusst wurde. Neugierig wie seine Freunde auf diese Information reagierten, sah er nach links zu den Zwillingen. Ihre Augen waren aufgerissen, der Unterkiefer hinabgefallen und doch konnte Harry geradezu die Gedanken rasen sehen. Schmunzelnd stellte er fest, dass die beiden trotz des Schocks schon wieder am Planen waren. Als er seinen Blick nach rechts zu Neville wandte, stockte er. Dieser stand mit feuchten Augen, einer Hand vor dem Mund und zitternd da. Machte das Reptil ihm etwa, selbst im toten Zustand, noch solch eine Angst? Besorgt trat er einen Schritt näher an die bebenden Jungen und legte seine Hand vorsichtig auf dessen Schulter. “Neville …” “Harry … du … er … er … und ...“, gab der Andere stotternd von sich und das Zittern verstärkte sich. Eine Panikattacke, schoss es Harry durch den Kopf. So ähnlich hatte Ron damals reagiert, nachdem sie den Acrumantula begegnet waren. Schnell legte er seinen Arm um die Taille seines Freundes, während er dessen linken Arm um seine Schultern legte. “Kommt mit. Hier redet es sich schlecht”, sagte er und ging in Richtung Rückseite des grossen Raumes. Vorbei an den vielen Tunneln. Vorbei an einzelnen Türen. Vorbei an dem mehrere Meter breiten und langen Reptil. Dicht an sich gedrückt seinen zitternden und inzwischen schluchzenden Begleiter. Schließlich, nachdem er in den letzten Tunnel auf der rechten Seite eingebogen war, war er fast am Ziel. Eine weitere unscheinbare Holztür erschien in seinem Blickfeld und öffnete sich automatisch. Schon im Eingangsbereich der kleinen Wohnung, hörte er zwei Stimmen miteinander zanken. Schweigend trat er mit den Anderen ein und bugsierte Neville, mehr mühe- als würdevoll, in den Wohnbereich und auf die Couch. Die Stimmen verebbten sofort. Kommentarlos ließen sich auch die Zwillinge auf die Couch fallen. Doch Harry wusste, diese Ruhe war trügerisch. Schnell huschte er in die Küche, füllte eine Karaffe mit Wasser und stellte sie mit Gläsern auf ein Tablett. Unsicher biss er auf seiner Unterlippe herum. Wie sollte er das alles nur erklären? Sein Blick blieb an seinem Süßigkeitenschrank hängen und öffnete ihn. Kurz entschlossen nahm er eine Schachtel Schokokekse mit Waffel aus der Nicht-magischen Welt, sowie mehrere Schokofrösche. Als auch diese auf dem Tablett lagen, murmelte er “Wingardium Leviosa”. Schwebend dirigierte er das Tablett in den Wohnzimmer. Hoffte, dass die Schokolade die Nerven seiner Freunde beruhigen würden. Wenn er ehrlich war, wusste er nicht, wie er ihnen dies alles erklären sollte. Soweit hatte er einfach nicht gedacht. Einiges hatte die Gerüchteküche damals schon preisgegeben, doch oftmals unvollständig oder schlichtweg falsch. Dass genau daran Ron und Ginny nicht unschuldig waren, verdüsterte seine Gedanken einen Moment und so landete das Tablett rabiater als gewollt auf den Couchtisch. Wieder einmal fragte er sich, warum die beiden Weasleys Sachen behaupteten, von denen sie nichts mitbekommen hatten. Der Eine war aufgrund von Lockhardts Unvermögen von ihm getrennt worden und die Andere hatte vollkommen unter Toms Bann gestanden. Sie hatte zu dem Zeitpunkt schon mit großen Schritten auf den Tod zugesteuert, ihr Bewusstsein vollkommen von Voldemorts jugendlichem Ich eingenommen. “ … ry. HARRY!”, holte ihn die laute Stimme Freds aus den düsteren Gedanken. Blinzelnd blickte er auf die Anderen drei. “Entschuldige, ich war in Gedanken”, gestand er mit schiefem Lächeln und kratzte sich beschämt am Hinterkopf. “Das haben wir gemerkt!”, schnaubte George belustigt. “Aber nun mein lieber Harry … wirst du uns Antworten geben”, forderte er. Synchron nickten beide Zwillinge. “Wo sind wir?” “Wieso kennst du dich hier so aus?” “Wie groß ist dieses Reptil?” “Warum ist es noch so … frisch?” “Wer weiß hier von?” “Wie oft kommst du hier hin?” “Wieso hast du hier Süßigkeiten?” “Wie groß ist diese ‘Kammer des Schreckens’?” An diesem Punkt mussten beide Zwillinge einen Moment innehalten um wieder zu Atem zu kommen. Hatten sie ihre Fragen doch wie aus der Pistole geschossen auf ihn abgefeuert. Doch bevor er der Fragewut einhalt gebieten konnte, unterbrach Neville die beiden. “Harry …”, hauchte der Braunhaarige mit gesenktem Kopf. “Dieser Basilisk und dann auch noch Er-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf … du alleine gegen die Monster”, zählte der Longbottom wie in Trance die Fakten auf. “Du … du hättest sterben können!”, rief der Braunhaarige beinahe panisch aus und riss seinen Kopf hoch. Die Augen gefüllt von den Tränen, die inzwischen über die Wangen hinab liefen und feuchte Spuren hinterließen. Harry war vollkommen überfordert. So kannte er den Longbottom ja gar nicht. Neville hatte mit allem Recht, aber das alles war für den Schwarzhaarigen nichts Neues. Doch anscheinend realisierte sein Zimmergenosse - und wenn er die betretenen Mienen der Weasleys richtig deutete auch diese - erst jetzt wie gefährlich das ganze Unterfangen damals gewesen war. Was sollte er machen um seine Freundr zu beruhigen? Das Ganze herunterspielen? Nein! Nicht nur, dass er dadurch total überheblich und eingebildet wirkte, die Wahrheit tat vielleicht mehr weh, half aber auch mehr. Mit ihr konnte man schneller seinen Frieden machen, als mit jeder Lüge. Langsam ging er auf den sonst so schüchternen Jungen zu und hockte sich schließlich vor diesen. Die Hände auf dessen Knie abgelegt, suchte er den Blick des Braunhaarigen. “Ja und ja. Ja, ich war alleine und ja, ich hätte sterben können. Auch wenn es Leute gibt, die dieses bezweifeln ...” Kurz schüttelte er den Kopf. Dieses ‘überleben - Thema’ hatte schon zu genug hitzigen Diskussionen geführt. Das Schnauben aus Richtung Kamin, ließ ihn schmunzeln. Anscheinend wollten da wieder zwei ganz besondere Menschen ihre Meinung kundtun. Während die Zwillinge sich neugierig umschauten, flog Nevilles Blick beinahe panisch durch den Raum. “Bleib ruhig. Hier kann dir nichts, rein gar nichts passieren. Das würde ich auch gar nicht zulassen”, fügte er grinsend hinzu. Endlich versiegten die Tränen und ein schüchternes Lächeln trat auf das leicht rundliche Gesicht. “Wolltest du uns nicht noch was erzählen?”, fragte Neville ihn schüchtern, was von den Zwillingen bekräftigend benickt wurde. Harry war verwirrt. Hatte sein Zimmergenosse nun eine Panikattacke gehabt oder doch erst jetzt begriffen, dass eben jenes Leben, des Jungen-der lebt kein Zuckerschlecken war? Warum hatte der Andere geweint? Nein, er würde nicht fragen, wollte er doch nicht das die Tränen wieder flossen. So stand er auf und trat an den Kamin über dem links und rechts zwei Portraits hangen. Das Gesicht seinen Freunden Begleitern zugewandt. Wie sie wohl reagieren würden? Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als sich die unterschiedlichsten Reaktionen in seiner Vorstellung abspielten. “Darf ich euch vorstellen? Salazar Slytherin …”, dabei ob er seine rechte Hand, “... und Godric Gryffindor, meine Vorfahren.” Nach einem klitzekleinen Moment des Schweigens, schrien die Sitzenden laut “WAS” und warfen ihm schockierte Blicke zu. Als zweifelten sie an seinem Geisteszustand, kam es Harry in den Sinn. “Hi”, gab der Gryffindor freundlich von sich, während der Slytherin nur genervt schnaubte und “Keine Manieren die Jugend”, brummelte. Seufzend rollte der Potter mit den Augen, glaubten die Anderen er hätte nicht mehr alle Tassen im Schrank? Ehrlich gesagt gefiel es ihm nicht, dass die Anderen ihren Blick zwischen ihm und den Bildern hin und her wandern ließen und ansonsten da saßen, als hätte er ihnen gerade erzählt, das er gerne mit Acrumantula kuschelte. Im rosa Kleid und mit Higheels. Das Bild welches vor seinem inneren Auge erschien, ließ ihn leise glucksen, ehe er noch einmal er tief seufzte, sich über das Gesicht strich und zu erklären begann. Was - wie ihm jetzt so auffiel -  nicht wirklich viel mehr war, als die anderen schon wussten.   Während Harry mit Hilfe der Portraits erzählte was er für nötig hielt, schritt ein Fuchsteufelswilder junger Malfoy durch den Geheimgang zu seinem Paten. Oh, sollte ihm der Verursacher dieses Disaster jemals in die Finger kommen … er würde ihm das Ganze mehr als schmerzhaft zurückzahlen! Der Tag hatte so schön begonnen. Ausschlafen, frühstücken, für Umbridge spionieren, Späße und Gemeinheiten an seinen Mitschülern auslassen, Mittagessen und dann … ja, dann hatte Crabbe auf dem Rundgang diese Merlinverdammte Dose gefunden. Als dann alle vom Inquisitionskommado im Büro von Umbridge standen, hatte Crabbe das Ding aus seinem Umhang geholt und es einfach, ohne zu überlegen, geöffnet. Dieser selten dämliche Esel! Warum war er eigentlich noch mal mit diesem Menschen, der die Intelligenz eines Flubberwurms besaß, befreundet? Auf dem Ding hatte in dicken schwarzen Buchstaben ‘Büchse der Pandora’ gestanden und dieses Minus Beispiel an Intelligenz … “Bezoarenwunder”, fauchte der Eisprinz von Slytherin an der Tür zu Snapes Quartier angekommen und schlüpfte schnell durch die Tür und atmete erleichtert aus. Sein Pate konnte ihm sicher helfen. “Sev?”, rief er laut in die Lehrerwohnung. “Draco, was machst du denn hier … und wie siehst du bitte aus?”, wollte sein Onkel wissen und zog eine Augenbraue empor. Genervt ließ der Gefragte sich auf die Couch fallen und erzählte seinem Patenonkel alles. “Umbridge läuft jetzt also wie eine graue Maus herum?”, wurde er nochmals von Severus gefragt, das mühsam unterdrückte Grinsen, war für den Blonden mehr als deutlich zu sehen. Doch er ging nicht weiter, als mit einem Nicken darauf ein. “Du hast doch bestimmt eine Idee wer dahinter steckt?!” “Gryffindor!”, spukte Draco beinahe aus. “Die rothaarige Zwillingspest, wette ich … und garantiert auch Potter! Was macht es schon, wer genau, ich werde sie alle leiden lassen! Sieh mich an, Sev. Bei allen Poltergeistern, meine Haare sind PINK und ich trage ein KLEID!” Die Stimme des jungen Malfoy war zum Schluss immer schriller geworden.   Während sein Patenkind geflucht hatte wie ein Rohrspatz und sich die Mütze vom Kopf gezogen, sowie den Umhang geöffnet hatte, musste Severus Snape sich wirklich zusammenreißen. Bei Merlin, da hatten sich die anstrengenden Zwillinge wirklich was ausgedacht. Severus hatte keinen Zweifel daran, dass diese Geschichte auf dessen Konto ging. Passte es doch zu deren neueste Art an ‘Streichen'. Längst hatte er gemerkt, dass diese ‘Zwillingspest’ über die Ebene ‘harmlose Schwänzsüßigkeiten’ hinaus waren. “Hilf mir doch, Onkel. Verdammt ein Malfoy läuft nicht im Kleid herum”, jammerte der Slytherinprinz und fuchtelte hilflos mit den Armen in der Luft herum. “Tütü”, korrigierte er nüchtern, was Draco mit einem gequälten Aufschrei quittierte. Himmel, so aufgebracht hatte er den Anderen zuletzt erlebt, als das schwarzhaarige Sorgenkind für das Turnier ausgewählt worden war. Apropos Potter… “Draco, wie kommst du darauf, dass Potter was mit der Sache zu tun hat?”, fragte er mit neutralen Ton, während er mehrere Analysezauber und Lösungszauber auf den Jüngeren legte. Doch alles was er raus bekam, war dass er seinem Patenkind nicht helfen konnte. Auf jeden Fall nicht mehr, als die pinke Farbe in den Haaren etwas verblassen zu lassen. Was in Merlins Namen hatten die Weasley Bälger da nur reingemischt, damit diese Farbe zauberresistent war? “Was weiß ich. Vielleicht weil es POTTER ist? Der ist berühmt für seine schwachsinnigen Ideen”, giftete der kleinere und verschränkte bockig die Arme. “Junge …”, ermahnte er den Anderen sich zu beruhigen. Tief atmete der Jüngere durch, ehe er deutlich beherrschter weiter sprach. “Vielleicht liegt es daran, dass der Kerl seit Tagen nicht zum Essen erscheint und wenn, dann ist er immer schnell wieder weg. Er hängt nicht mehr mit Wiesel und Granger rum. Wird von vielen gemieden, nicht nur aus dem eigenen Haus. Die Wiesel Zwillinge haben gestern geredet wie besorgte Glucken, weil Grünauge wieder bei keiner der Mahlzeiten war, nur um dann später mit diesem auf dem Außengelände herumzualbern wie Kleinkinder. Longbottom, der Einfaltspinsel, ist noch ruhiger als sonst. Ach, Potter scheint regelmäßig wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Einfach albern das Ganze. Oftmals scheuchen wir Gryffindors aus irgendwelchen leeren Räumen und wenn wir sie mit ihrem Goldjungen konfrontieren, haben sie keine Ahnung. Dabei sollen wir den besonders im Blick behalten”, erzählte ihm Draco all diese Tatsachen im monotonen Tonfall. Das Gesicht verzog sich spöttisch: “Wozu ist er denn ‘der-Junge-der-lebt’? Den verwöhnten Kerl muss man nicht immer alles nachtragen!” Potter beobachten, warum? Was spielte Umbridge da nur für Spielchen? Dass unter anderem Draco für die Observierung zuständig war, wunderte den Tränkemeister in keinster Weise. War es doch ein offenes Geheimnis, wie das Verhältnis zwischen den beiden Hausanführern war. Was war da nur im Hause der Löwen los? Das Goldene Trio nicht mehr existent? Die Zwillinge aus den Tiefen der Hölle, sowie Longbottom verhielten sich komisch? Der Goldjunge in den Weiten des Schlosses versteckt? Und was hatte der Junge da gerade mit dem Essen erzählt? Ja, wenn er jetzt genauer drüber nachdachte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Sein Okklumentikschüler war wirklich kaum noch bei den gemeinsamen Mahlzeiten anzutreffen. Noch mehr Ungereimtheiten die sich, im Bezug zu dem Schwarzhaarigen, auftaten. Als würde es nicht reichen, dass dieser Bengel mentale Meetings mit dem dunklen Lord abhielt. Vertraute Meetings, wie er wieder mal, mit knirschenden Zähnen, feststellte. Harry Potter sein wandelndes Magengeschwür! Immer wieder machte dieser Junge Probleme. Lechzte es dem Kind denn so nach Aufmerksamkeit?! Genervt knirschte er erneut mit den Zähnen. Ob der Lord wohl etwas darüber wusste? “Onkel Sev!”, holte ihn Dracos laute und genervt klingende Stimme aus seinen Gedanken. “Was?” “Ich habe dich schon mehrfach gefragt, ob ich erstmal hier bleiben kann?” “Du weißt wo das Gästezimmer ist”, schnarrte er nur und scheuchte den Schüler mit einer Handbewegung aus dem Raum. Grübelnd schritt er zu seinem Kamin, den Blick auf die tanzenden Flammen geheftet, fasste er einen Entschluss. Er würde den Potterbengel beobachten, wozu war er sonst so ein erfolgreicher Spion? Die leise Stimme, die ihm in seinen Hinterkopf zuflüsterte, dass er bisher nichts bemerkt hatte, ignorierte er gekonnt.   Kapitel 6: ----------- Die magische Uhr im Wohnzimmer von Salazar Slytherins Wohnung zeigte inzwischen an, dass es nur noch eine Stunde bis zum Abendessen war. Noch immer saßen die Freunde zusammen, tranken Tee, knabberten Sandwiches von Dobby und drei von ihnen hatten immer noch mit den Informationen zu kämpfen, die Harry, Salazar und Godric ihnen gegeben hatten. Auch wenn das Ansehen von Freds und Georges Video-Erinnermich und damit einem pinkhaarigen Malfoy, die angespannte Stimmung aufgelockert hatte. “Also fassen wir nochmal zusammen”, sagte Neville in diesem Moment, erhob sich und begann unruhig auf und ab zu laufen. “Erstens, dies war die Wohnung von Salazar Slytherin. Zweitens, du bist der Nachfahre zwei der vier Schulgründer und hast diese Wohnung quasi, geerbt. Damit rein theoretisch auch das Schloss. Drittens, Gryffindor Blut ist stärker in dir vertreten als Slytherin. Also Charakterlich, magisch eher Slytherin, falls ich es richtig verstanden habe. Viertens ..” “Viertens: Warum hast du uns nicht schon vorher eingeweiht?”, unterbrach Fred den braunhaarigen Gryffindor. “Fünftens: Das war doch garantiert nicht alles”, stellte George mit verschränkten Armen fest. Harry fühlte sich müde. Unglaublich müde. Nicht mal das Trimagische Turnier hatte ihn so erschöpft. Das ganze Reden hatte seinen Hals ausgetrocknet und weder Wasser noch Tee vermochten es zu verbessern. Doch all die Erklärungen waren notwendig gewesen, auch das zeigen des Stammbaumes Salazars und Godrics im Arbeitszimmer. Er war wirklich der Freak, den ihn seine Verwandten immer schimpften. Inzwischen konnte er es vollkommen nachvollziehen. In seinen Augen war er nichts anderes als ein Ergebnis von wiederkehrendem Inzest, Affären und arrangierten Ehen. Es wunderte ihn eher, dass er kein Squip war oder zwei Köpfe hatte. Stattdessen waren bei ihm die magischen Gene von Slytherin und Gryffindor erwacht. Ja, er rief wirklich immer laut ‘HIER!’, wenn es Absurditäten im Sonderangebot gab. Mit ächzenden Knochen erhob er sich vom weichen Teppich, auf dem er die meiste Zeit gesessen hatte. Stumm nickte er und räusperte sich. “Bevor ihr den Rest erfahrt, beherrscht ihr den ‘Finite’?” Als er das verdutzte Nicken der Anderen sah, atmete er tief aus, zog sich Pullover und T-Shirt über den Kopf und begann seine Hose aufzuknöpfen. “Kumpel, nichts gegen dich ... aber was wird das?”, brach George das Schweigen als erster, während Neville sich die Hände vor die Augen legte und Fred einfach nur perplex starrte. “Das werdet ihr gleich sehen”, gab Harry schmunzelnd zurück, schlüpfte aus Hose und Socken und drehte sich zu den Bildern um. “Wollt ihr wieder wetten?”, wollte er feixend wissen, was sofort zu “Diesmal schafft er es” und “Ich halte dagegen, er ist nicht konzentriert genug”, sowie einem patzigen “Du wirst schon sehen, Schlange” führte. Nur in Boxershort bekleidet, schloss Harry die Augen und konzentrierte sich auf seine Atmung. Tief bis in den Bauch einatmen, kurz die Luft anhalten, langsam wieder ausatmen. Dreimal vollzog er diese Entspannungstechnik, bis er merkte dass der Stress langsam aus seinem Körper wich. Erst dann erstellte er sich ein Bild im Kopf, konzentrierte seine Magie und formte sie nach seinem Willen. Dieses Mal würde es klappen, er wusste es einfach. Als er die Vorbereitungen getroffen hatte, ließ er die Magie mit einem gedachten ‘Jetzt’ frei, und spürte sofort eine Veränderung. Sein Körper schien zu brennen, die Knochen verschoben sich und Harry ließ sich stöhnend auf alle Viere fallen. Er spürte wie seine Beine sich verkürzten, sein Gesicht sich verzehrte und ja, er spürte wie ihm Fell wuchs. Ein wirklich komisches, kitzelndes Gefühl. Noch einmal spürte er eine Welle des leichten Schmerzes über sich rollen, als ihm auch ein Schwanz wuchs, ehe es so schnell vorbei war, wie es begonnen hatte. Als er nach einer gefühlten Ewigkeit die Augen öffnete, wusste er, es hatte geklappt. ENDLICH! Am liebsten wäre er seine Vorfahren um den Hals gefallen, wäre ihre Hilfe nicht gewesen, hätte er es niemals geschafft! “Na siehst du, Sal, er hat es geschafft!”, rief Godric in diesem Moment begeistert aus, was den Angesprochenen nur zum Schnauben brachte. “Ha … Harry?”, sprach ihn Neville unsicher an. Sofort ließ er sich auf seinen Hintern plumpsen, legte den Kopf schief und wedelte behutsam mit seinem Schwanz. Tat er doch oder? Vorsichtig linste er nach hinten und war erleichtert. Das zusätzliche Körperteil war wirklich gewöhnungsbedürftig. Er gab ein leises Fiepen von sich, was Neville aus seiner Starre zu lösen schien und nun langsam auf ihn zu kam. “Bist du es wirklich … Harry?”, fragte der Junge erstaunt und streckte seine Hand zögerlich aus. Harry konnte die Zurückhaltung nur zu gut verstehen und ebenso, dass die Zwillinge sich immer wieder die Augen rieben. Bei Merlin, so oft sprachlos hatte er die beiden noch nie erlebt! Aber wann sah man schon seinen langjährigen Kumpel und im nächsten Moment einen Wolf. Einen tiefschwarzen Wolf mit leuchtend grünen Augen und einer weißen Blässe. Auch wenn er ein junger Wolf war. “DU BIST EIN ANIMAGUS!”, riefen die Zwillinge in diesem Moment aus. In einer Bewegung waren beide von der Couch gesprungen und hatten sich ebenfalls vor Harry gehockt. “Glückwunsch zum Feststellen des Offensichtlichen”, schnarrte der Slytherin von oben. Harry leckte jedem der Drei behutsam über die hingehaltenen Hände, ehe er aufsprang und um sie herum hüpfte. In dieser Gestalt war er frei. Keiner außerhalb dieses Raumes wusste wer der Wolf war. Was allerdings noch viel schöner für Harry war, niemand konnte in seinen Kopf eindringen. Nicht mal Tom. Hier hatte er seine Ruhe und konnte tun, wonach ihm halt war. Übermütig zwickte er Fred in den Hintern und als dieser aufjaulte, gab er ein bellendes Geräusch von sich und raste davon. Verfolgt von drei lachenden Gryffindors. Eine ganze Zeit lang balgte er mit den Anderen, bis er schließlich mit dem Kopf auf Nevilles Oberschenkel ruhend, wieder im Wohnzimmer entspannte. Die Uhr plärrte “Noch eine Stunde bis zur Nachtruhe”, was Harry zusammenzucken ließ. Irgendwie hatte er das Gefühl, etwas vergessen zu haben. Wenn er könnte würde er für immer hier bleiben. Ein lautes knurren von Nevilles Magen, holte ihn aus seinem sehnsüchtigen Gedanken. Mit einem leisen grollen richtete er sich auf und konzentrierte sich darauf wieder zurück zu morphen. Doch sein Unterbewusstsein blockierte ihn. War der Spaß und die Ruhe doch einfach viel zu angenehm. “Einer von euch wird ihm helfen müssen, er steht sich selbst im Weg”, kam es trocken von dem Slytherin, der anscheinend sein Problem bemerkt hatte. Schnell zog Neville seinen Zauberstab und beendete mit einem ‘Finite’ Harrys missliche Lage. “Danke”, murmelte der Potter geknickt und zupfte an einem Flusen auf dem Teppich. “Bruder, wie gesagt, nichts gegen dich, aber …” “... zieh dich bitte an”, kam es kichernd von den Zwillingen, ehe Harry mit seiner Kleidung beworfen wurde. Nachdem Harry sich angezogen und den Drei das Versprechen abgenommen hatte, nichts was sie heute erfahren hatten an andere zu plaudern, machten sie sich auf den Weg in den Gryffindortum. Das Letzte was sie gebrauchen konnten, war nach der Ausgangssperre erwischt zu werden. Dieses Mal nahm Harry einen anderen Weg, einer der sie nahe an das Ziel bringen würde. Kurz bevor er die unscheinbare Tür öffnete, zog er die Karte der Rumtreiber hervor und richtete seinen Zauberstab darauf. “Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin!”, woraufhin der vertraute Lageplan Hogwarts, sowie allerlei beschriftete Punkte auftauchten. Die meisten waren, wie Harry feststellte, in den Gemeinschaftsräumen. Nur einzelne Punkte streiften noch durch die Flure. ‘Draco Malfoy’ in Begleitung von ‘Vincent Crabbe’ und ‘Gregory Goyle’, waren drei davon. Diese nervigen Kellerasseln patrouillierten auch noch ganz in ihrer Nähe. Und da fiel es ihm siedendheiß ein, was er vollkommen verdrängt hatte. “Oh SCHEIßE!”, rief er aus, ließ die Karte fallen und schlug die Hände vor sein Gesicht. “Hmm?” “Harry, alles gut?” “Du siehst etwas blass aus!” Fluchend massierte er sich die Schläfen. Das durfte doch nicht wahr sein. Er hatte es vollkommen vergessen. Oh bei Merlins Bart, das würde Ärger geben. MÄCHTIG Ärger. Bei weitem schlimmer als alles was vorher war, gerade nach den letzten Ereignissen. Himmel, eigentlich konnte er sich doch gleich ein Grab schaufeln! Frustriert, wütend auf sich selbst und auch etwas panisch, riss er sich an seinen Haaren. Erst Hände die ihn entschlossen ergriffen und innehalten ließen, stoppten seine aufkeimende Panikattacke. “Was …?” “Snape. Ich habe die Stunde bei ihm heute Abend vollkommen vergessen”, sagte er leise und er musste gar nicht aufsehen um die entsetzten und mitleidigen Blicke seiner Freunde zu sehen. Das scharfe einziehen von Luft und leises Quieken, war genug. Himmel, er war sowas von am Arsch, wie die Muggel so schön zu sagen pflegten. “War nett euch kennengelernt zu haben”, sagte er sarkastisch, löste sich aus dem Griff und hob die Karte auf. Wenigstens waren die Flure nun leer in dieser Ecke des Schlosses. Als sie schließlich leise den Gemeinschaftsraum betraten, wäre Harry beinahe in Neville reingestolpert. War dieser doch, wie zur Säule erstarrt, im Eingangsbereich stehen geblieben. “Neville … was?”, wollte Harry wissen und folgte mit seinem Blick dem ausgestreckten Finger seines Freundes. Auf dem Sessel vor dem Kamin saß Hermine. Anscheinend hatte sie gelesen und war dabei eingeschlafen. Halb sitzend und halb liegend lümmelte sie auf dem Sessel, das Buch auf ihrem Bauch liegend, den Kopf überstreckt an das Polster gelehnt. Ein leises Schnarchen war zu hören. Lächelnd trat Harry auf seine beste Freundin zu, nachdem er die Anderen überredete hatte ins Bett zu gehen. “Hermine … Mine, wach auf”, sagte er leise und berührte das Mädchen an der Schulter. Ein Grummeln war zu hören und das Mädchen kuschelte sich tiefer in das Polster. “Mine … ach was solls”, schulterzuckend nahm er das Buch von ihrem Bauch, trat richtig vor den Sessel und nahm das Mädchen auf den Arm. Hier liegen lassen, kam für ihn nicht in Frage. Morgen hatte sie sonst grausige Nacken- und Rückenschmerzen. Trotz allem war sie seine beste Freundin, hatte sie sich doch nie auf eine Seite geschlagen. Harry tat das Mädchen eigentlich sogar leid. Ihre beiden besten Freunde hatten sich, seit so langer Zeit schon, immer wieder in den Haaren und sie stand immer zwischen den Stühlen. Als er auf die Treppe der Schlafräume für die Mädchen zu ging, prallte er gegen eine unsichtbare Wand. Ein Schutzzauber der verhinderte, dass die Jungs in die Mädchenräume gelangen konnten, wie er vermutete. Verunsichert was er nun tun sollte, entschied er sich einfach Hermine mit zu sich in den Schlafraum zu nehmen. Dass die Mädchen zu den Jungs konnten, hatte Hermines früh Morgendliches auftauchen dort, schon oft bewiesen. Wieder eine der vielen unlogischen Dinge in diesem Schloss. Leise schlich er in den Schlafraum, legte stablos einen Stillezauber über sich und Hermine und legte diese auf sein Bett. Schnell zog er ihr noch die Schuhe aus, ehe er die Decke über die immer noch schlummernde Hermine legte und sie sanft auf die Stirn küsste. Ja, er liebte dieses wandelnde Lexikon wie eine Schwester und es würde ihm das Herz brechen, sollte sie sich jemals von ihm abwenden, doch er wollte sie niemals beeinflussen wem sie glauben sollte. Mit seinem Pyjama bewaffnet betrat er das Badezimmer und rief nach Dobby. “Master haben gerufen”, quiekte auch schon der Elf in seinem Rücken. “Hatte Master einen schönen Tag?” “Danke Dobby, hatte ich. Kannst du mir noch ein Kissen und eine Decke organisieren. Mein Bett ist belegt mit einer tief schlafenden Hermine und ich werde wohl unten schlafen.” Er sah, wie der Elf ihn für einen Moment komisch ansah. “Es ist nicht wie du denkst. Hermine ist im Gemeinschaftsraum eingeschlafen und ich habe sie nicht wach bekommen. Ich komme aber nicht in den Mädchentrakt.” Sofort hellte sich Dobbys Gesicht auf. “Das ist kein Problem Master, Dobby kann die Dame hinüberbringen. Wir Hauselfen können überall hin.” “Ok, dann mach das. Das erspart mir Geschrei am Morgen”, gab Harry schmunzelnd zurück. Bevor Dobby aus dem Raum wuselte, drehte er sich noch einmal zu Harry zurück. “Master wurde von Professor Snape gesucht. Der Professor hat einen Brief für Master Harry da gelassen.” Damit verschwand der Elf und kurz darauf hörte er ein leises Plopp, als Dobby Hermine in ihr Bett brachte. Mit einem unheilvollem Gefühl, schlüpfte Harry in sein Bett und griff nach dem Brief, der auf seinem Schreibtisch lag. Mit zitternden Händen brach er das Siegel und las die wenigen Zeilen. ‘Mr Potter, da Sie es wieder einmal nicht für wichtig halten pünktlich aufzutauchen, teile ich Ihnen auf diesem Weg mit, dass ihre Nachhilfestunde verschoben wird. Professor S.Snape’ Ein hysterisches Kichern verließ Harrys Kehle. Harry hatte nicht bemerkt, dass er die Luft angehalten hatte. Manchmal hatte auch er einfach nur mehr Glück als Verstand. Obwohl, wann überwog das reine Glück im Unglück bei ihm eigentlich nicht? Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, schlief er ein. Blockierte Tom, der wieder einmal versuchte ihn zu erreichen, doch heute verschloss er seinen Geist vor dem Einschlafen felsenfest. Kapitel 7: ----------- Kapitel 7: Missmutig ließ der Hogwartsprofessor für Zaubertränke seinen Blick über die essenden Schüler wandern. Doch alles was er sah, waren schlechte Tischmanieren und das Fehlen einiger Schüler. Unter anderem fehlten genau die von Draco vorhin verdächtigten Schüler. Longbottom, das Weasley Duo und Potter. Wo in Merlins Namen trieben diese vier sich schon wieder herum? Es war schließlich Sonntag, was hielt sie also ab? Wenn er ehrlich zu sich selbst war, hätte er gerne einen Blick auf den Pottersproß geworfen. Vielleicht hätte er dann Dracos Theorie bezüglich des Goldenen Trios bestätigen können. Doch Potter war ja nicht aufgetaucht. Nun, dann musste er wohl warten bis er mit diesem alleine war. Schließlich stand auch heute noch eine Einheit in Okklumentik an. Nachdem er das Abendessen hinter sich gebracht hatte, saß er nun in seinem Wohnzimmer und wartete auf den Schüler. Das Essen war mal wieder sehr Nervenzehrend gewesen. Nicht nur durch die schwatzenden und schmatzenden Schüler, sondern auch durch Umbridges dauerndes Geschnatter. Es würde sicher bald neue ‘Ausbildungserlasse’ regnen. Da machte er sich gar keine andere Hoffnung. Wieder ließ er seinen Blick auf die Uhr wandern. Potter war zu spät. Für dessen Verhältnisse sogar enorm. Eine ganze Viertelstunde schon. Was in Merlins Namen hielt den Bengel jetzt wieder auf und welche infame Ausrede würde er ihm diesmal auftischen? Grimmig überlegte er, wie er die Geheimnissen des Jungen rausbekommen konnte, da spürte er das vertraute Brennen auf seinem linken Unterarm. Na wunderbar, jetzt auch noch der Lord. Nun, wenn er von dem einen keine Informationen bekam, dann ja vielleicht vom Anderem. Auch wenn das wohl eher ein aussichtsloses Unterfangen war und nur wenn er enormes Glück hatte, nicht mit dem Cruciatus-Fluch endete. Eilig trat er an seinen Schreibttisch und schrieb eine Nachricht an seinen Schüler, schnappte sich die Maske, einen schlichten schwarzen Umhang ohne Verzierungen und verließ seine Wohnung. Seine Verkleidung steckte er kleingezaubert in die Innentaschen seines Umhangs. Wer wusste schon was der Lord heute alles geplant hatte. Am Gryffindorturm angekommen, murmelte er das Lehrerpasswort ‘Zitronenhonig’ und betrat entschlossen die Höhle der Löwen. Sofort flogen ihm alle Blicke der Anwesenden zu. Mit gehässiger Genugtuung sah er wie einige fluchtartig den Raum verließen, sich klein machten oder versuchten möglichst fleißig zu wirken. Einzig ein Mädchen blickte ihn mit verwirrtem aber festen Blick entgegen. Die kleine Granger. “Professor Snape? Was machen sie denn hier. Hat Harry nicht …” “Wenn Sie das hier bitte Mr. Potter übergeben, so er sich denn mal blicken lassen sollte …” Damit übergab er dem verdutzten Mädchen den Brief, verließ umgehend die Löwenhöhle und rauschte mit großen Schritten durch das Schloss. Hinaus aus der großen Eingangstür und möglichst schnell zum Apparierpunkt vor den Toren. Das Brennen auf seinem Arm war stärker geworden. Er kam zu spät und das nur wegen dem Bengel! Schließlich hockte er wie jedes mal links neben dem Lord. Auf der anderen Seite, verharrte Lucius. Erleichtert hatte er festgestellt, dass er nicht der Letzte war. Denn dieser trat gerade ein. Crabbe Senior. Sofort rutschte der Mann im Staub vor dem Lord, murmelte Entschuldigungen vor sich hin und küsste die Robe des dunklen Lords. Wieder einmal war er froh, in diesem Kreis eine der höheren Positionen einzunehmen. Bei ihm reichte eine verbal kriecherische Entschuldigung und die Beteuerung, dass es nicht wieder vorkommen würde. “Nun Crabbe, was hast du zu deiner Entschuldigung zu sagen?”, wollte der Lord mit leiser Stimme wissen. “Me… mein Sohn, Lord. Es gab heute ein beschämendes Vorkommnis in der Schule …”, stotterte der Angesprochene und Severus sah, wie einige andere der Todesser nickten. Bei Merlin, rannten die Blagen denn sofort zu ihren Eltern? Als er seinen Blick auf Lucius richtete, sah er für einen kurzen Moment Verwunderung über dessen Gesicht huschen, ehe der emotionslose Gesichtsausdruck wieder aufgelegt war. Ach, Draco hatte nicht sofort eine Eil-Eule geschickt? Interessant, anscheinend wollte der Junge diesen Kampf alleine führen. “Severus, was kannst du uns dazu sagen?”, wollte der Lord sofort wissen und so erzählte er was er durch Draco erfahren hatte. “Sollten die Verursacher, die wie ich vermute die Weasley Zwillinge sind, Draco in die Hände fallen, sollten sie sich warm anziehen.” Allgemeines und anerkennendes Gelächter war die Folge. “Behalte die beiden im Blick. Sie haben Potenzial …”, befahl der Lord nach einem Moment des Schweigens. Was Severus nur benickte. Dieser Moment war so gut wie jeder andere, an Informationen oder Hinweise zu kommen entschied er spontan. Woher er den Mut nahm, wusste er nicht. Vielleicht waren die paar Minuten im Gryffindorturm schon zu viel gewesen. “Die Teufel sind nicht die einzigen, die sich auffällig verhalten. Potter zeigt ebenfalls auffälliges Verhalten.” Er war sich sicher, ein kleines Zucken von Seiten des Lords wahrgenommen zu haben und schielte zu diesem. “Ach und welches?” “Er ist stiller, seine Freunde wenden sich von ihm ab, er verschwindet spurlos und zum Essen taucht er auch kaum noch auf”, gab er mit monotonem Tonfall zurück und beobachtete die Reaktion des Lords genau. Es war ein Spiel mit dem Feuer, das wusste er nur zu gut nach all den Jahren. Severus sah das kurze zusammenziehen der Augen, der kurze Moment der Besorgnis in diesen, wie der Lord tief ein und ausatmete und dann einen nachdenklichen Gesichtsausdruck bekam. Doch er war sich sicher, der Voldemort versuchte in diesem Moment eine mentale Verbindung zu Harry aufzubauen. Irgendwas stimmte da nicht, das wurde Severus klar, als das Gesicht Voldemords düster und verbissener wurde. “Herr, was interessiert es uns was der Bengel treibt, ob er isst ...” “CRUCIO!”, hallte es da auch schon laut durch den Raum und Bellatrix wand sich schreiend unter dem Fluch. Als der Lord den Fluch löste, lag sie zuckend, jammernd und sabbernd auf den Boden. “Mich”, gab der Lord kalt zurück und fixierte jeden seiner Anhänger. “Lasst es mich klar stellen, niemand und ich betone NIEMAND von euch, wird ihm ein Haar krümmen. Das Recht gehört alleine mir!” Severus fröstelte, ihm kam es vor als wenn die Temperatur im Saal des Manors rapide gesunken wäre. Auch beschlich ihn das ungute Gefühl, dass mehr hinter den Worten des Lords steckte, als die Ermordung des Jungen. “Geht! Ich kann euch alle nicht ertragen mit eurer Unfähigkeit. Lucius, halte mir eine Überraschung bereit”, befahl der Lord mit kalter, herrischer Stimme und machte eine wedelnde Bewegung mit der Hand. Jeder, der dies hörte, wusste was das bedeutete. Irgendein junges Ding das, willentlich und begierig unter dem Imperius, im Bett des Lords wartete. Auch Severus erhob sich so würdevoll, wie es mit knatschenden Knochen ging. Stumm beobachtete er wie Bellatrix von ihrem Mann aus dem Raum getragen wurde. “Severus, leiste mir doch noch ein wenig Gesellschaft”, kam es beinahe freundlich vom Lord und er konnte gerade noch einen genervten und doch besorgten Blick mit seinem besten Freund tauschen. Schnell verließ der Malfoy den Raum und Severus drehte sich mit einem nichtssagenden Gesichtsausdruck zu dem Lord herum. “Mein Lord?” Nach einem Moment des musternden Schweigens, begann der Angesprochene endlich zu handeln. Mit einer Handbewegung vor seinem Gesicht, ließ Voldemort die Illusion verschwinden und Severus konnte nicht verhindern, dass er seine Augen aufriss. Vor ihm saß nicht mehr die Reptilien ähnliche Gestalt, sondern ein junger Mann. Schwarze Haare, feine Gesichtszüge, und dunkelbraune Augen mit ein paar grünen Tupfen. “Du siehst überrascht aus. Doch lass dir gesagt sein, eine körperlose Zeit hat auch seine Vorteile, wie du siehst. Nun, ich habe dich nicht hier behalten, um dir dies zu zeigen. Was ist mit Harry los?” Harry, wieder hatte der Lord den Jungen beim Namen genannt. Dann auch noch die Aktion mit Bellatrix. “Ich weiß es nicht”, gestand er. Die Wahrheit war besser als bei einer Lüge von Voldemort erwischt zu werden. “Warum warst du in seinem Kopf?” “Dumbledore will das ich ihm Okklumentik beibringe.” Entschlossen hob er den Blick direkt in die braunen Augen. “Um Euch aus seinem Kopf zu halten.” Das Auflachen des dunklen Lords, lockerte die Situation. “Dumbledore dieser Narr. Wie du gestern gesehen hast, schafft der Junge das ohne Probleme. Auch wenn ich nicht weiß wie. Was mich irritiert ist, dass ich keine Verbindung zu ihm bekomme im Augenblick.” Elegant erhob sich der Lord und schritt zum Kamin um in die Flammen zu schaun. “Der Junge ist quasi verschwunden. Ich kann nicht mal ansatzweise in seinen Geist eindringen.” Hörte Severus da Sorge in der Stimme des ach so bösen Voldemorts? Wenn er es nicht besser wissen würde … nein, DAS war nun wirklich mehr als abwegig. Mit einem Ruck drehte sich der Lord herum, fixierte ihn mit einem stechenden Blick. “Du wirst ihn beobachten. Ich will alles wissen. Der Junge verheimlicht etwas und ich will es wissen! Trainiere ihn weiter in Okklumentik. Es ist gut wenn er es bei ALLEN beherrscht.” Plötzlich trat ein verschlagender Ausdruck auf das Gesicht Voldemorts. Und Severus hatte das dringende Bedürfnis viele Meilen zwischen sich und den Lord zu bringen. Am besten waren wohl gleich Kontinente. “Ach und Severus. Pass auf ihn auf und solltest du ihn verletzen … dann ist der Cruciatus dein geringstes Problem.” Damit legte der Lord sich wieder die Schlangenillusion über und verließ mit wehendem Umhang den Saal. Verdammt, er steckte tief im Thestralmist! Potter im Blick behalten, trainieren und darauf achten dass dem Jungen auch ja kein Haar gekrümmt wurde … war eine unmögliche Angelegenheit! Vor allem bei dessen Talent über die eigenen Füße zu stolpern, mit Draco oder Umbridge zusammenzurasseln und vor allem diesen unmöglichen Flohpelz als Bezugspersonen. Mit rasenden Kopfschmerzen betrat er schließlich wieder seine Wohnung und rief nach einer Hauselfe. Nachdem dieser ihm erstaunlich gut gelaunt gesagt hatte, das Potter im Bett liege und schlafe, verspürte er Erleichterung. Blieb nur zu hoffen, dass der Bengel bald wieder in Kontakt mit Tom trat. Irgendwie hatte er das Gefühl, es wäre besser. Als er mehrere Stunden später im Bett lag, wich die Erleichterung, der Verwirrung. Wo zum heiligen Hippogreif war der Bengel gewesen? Nun, vielleicht würde er morgen einen Hinweis bekommen. Der Montag morgen fing für ihn direkt mit vier Stunden Potter und Co an. Harry wusste, er sollte dringend schlafen, aber der Tag war einfach so aufregend gewesen. Die Erlebnisse in der Kammer, Snape, Tom, die Sorge um den Paten und Remus, all dies waren Dinge, mit denen sich sein Kopf jetzt anscheinend beschäftigen wollte. Ob wohl Fluffellamm zählen etwas brachte? Verzweifelt drehte er sich auf den Bauch und stöhnte leidlich in sein Kissen. Er hatte heute wirklich unglaubliches Glück gehabt, dass Snape anscheinend die Stunde von sich aus verschoben hatte. Vielleicht war Tom wieder mal durchgedreht und hatte irgendwelche Muggeldörfer platt gemacht oder Snape hatte einfach die Schnauze voll und würde ihm noch ordentlich ‘Probleme’ machen. Wenn er sie nicht verdrängen würde, dann würde er die Stimme seines Unterbewusstseins hören, dass egoistisch um erstere Möglichkeit bat. Doch so bereitete er sich besser jetzt schon auf vier Stunden bei seinem liebsten Hass-Lehrer vor, in denen dieser ihm das abgesagte Treffen wohl irgendwie spüren lassen würde. Kurz bevor er angespannt ins Reich der Träume herüberglitt, spürte er das vertraute Klopfen seitens Tom und schickte diesem nur schnell ein Bild von sich im Schlafsaal, ehe er die Verbindung wieder versiegelte. Er musste dringend mit dem Älteren reden, so ging das NICHT weiter! Kapitel 8: ----------- Kapitel 8:   Früh am Montagmorgen war Harry auf dem Weg in die Eulerei. In den Tiefen seines Umhangs zwei Briefe versteckt. Als ihn das Gurren und Fiepen der Eulen empfing, spürte Harry eine tiefe Zufriedenheit. Hier oben, weit entfernt von all den Blicken, dem Getuschel und Umbridge konnte er ebenso befreit atmen wie in der Kammer. Ein wenig beneidete er die Eulen. Sie waren frei, konnten herum fliegen und den Wind unter ihren Flügeln spüren. Wie gerne würde er einfach auf seinen Besen steigen und ein paar Runden drehen. Es war nicht so dass er Quidditch an sich vermisste, doch es war immer eine hervorragende Möglichkeit gewesen, sich abzulenken.   “Hallo meine Hübsche”, begrüßte er Hedwig. Gurrend rieb diese ihren Kopf an seiner Hand. “Lust mal wieder ein wenig zu fliegen?” Wenn Eulen empört gucken konnten, dann tat die weiße Eule dies jetzt wohl. Als wolle sie sagen “Das fragst du wirklich?!” “Also gut Hübsche, warte nur noch einen Moment”, sagte er und hauchte der Eule einen Kuss auf den Kopf. “Dobby!” Während er auf den Elf wartete, beobachtete er seine Eule die mit aufgeplustertem Gefieder und erhobenen Kopf auf ihrer Stange hibbelte. Bei Merlin, manchmal benahm sich diese Eule wirklich wie ein eitler Pfau.   Ein PLOPP verriet ihm die Ankunft Dobbys. “Master haben gerufen?”   “Guten Morgen Dobby. Ja, habe ich. Würdest du diesen Brief…”, umständlich holte er die beiden Briefe aus seinem Umhang und reichte dem Elf den Brief mit der Aufschrift ‘Moony und Tatze’ “... bitte an Remus und Sirius weiterleiten? Ich würde Hedwig schicken, aber ich habe das Gefühl Umbridge spioniert in der Eulenpost.”   “Aber sicher Master”, piepste der Elf und drückte den Brief an seine Brust.   “Ach, und bestehe doch bitte auf eine Antwort. Du kannst ihnen ausrichten, dass ich dir die Erlaubnis gegeben habe sie so lange zu nerven, bis sie antworten. Ein ‘Nein’ dulde ich nicht, sag ihnen das, bitte.”   “Dobby wird mit der richtigen Antwort zurückkommen”, sagte der Elf mit einem kleinen Grinsen. Als Harry nickte, verschwand Dobby auch schon mit einem erneuten leisen Knall. Ein schadenfrohes Grinsen erschien auf Harrys Gesicht, als er nun seiner Eule den Brief an die magische Apotheke umband. Oh wie gerne wäre er jetzt dabei, wenn Dobby die Bewohner vom Grimmaulds Place und allen voran Kreacher in den Wahnsinn trieb. Gedankenversunken blickte er seiner Schneeeule hinterher, als diese in immer weiteren Kreisen in den Himmel stieg.   Als er aus dem geschützten Innenbreich trat, zog er schnell seinen Umhang enger. Es war frühmorgens und dazu November, wie ihn der eisige Wind erinnerte. Zwei Stufen auf einmal nehmend hastete er die zugige Treppe herunter. Es wurde wirklich Zeit, dass er seinen Wintermantel heraus kramte. Gerade als er das Ende der Treppe erreicht hatte und zielstrebig auf das Schloß zuhielt, spürte er das so vertraute und verabscheute Gefühl, wenn Tom bei ihm ‘anklopfte’. Ein besseres Wort fiel ihm für das dauernde drücken gegen seine Mentalbarriere nicht ein. Wie nervig das doch war!   Seufzend öffnete er sich Voldemort.   “Mr. Potter. Nett dass Sie mich mal wieder zu beehren”, hörte er auch gleich die kalte, hönische Stimme.   Genervt rollte er mit den Augen. Wer drang denn hier in wessen Geist ein? “Guten Morgen Mr. Riddle. Schön dass Sie meiner Einladung gefolgt sind”, gab er höflich zurück. Was der Alte konnte, konnte er auch.   “Anscheinend scheinen Sie ja fertig zu sein, mit schmollen, nachdem Sie mich einen Tag ignoriert haben.”   “Haben Sie mich etwa vermisst, Mr.Riddle?”, fragte er und legte alle Unschuld die er aufbringen konnte in diese Frage.   Ein Lachen war zu hören. “Ernsthaft Potter, übertreib es nicht. Was war gestern bei euch los?” Ohne jede weiteren Kommentar, rief er die Erinnerung an das Video-Erinnermich hervor. Mit jedem Bild dass der Lord zu sehen bekam, spürte Harry wie dessen Belustigung wuchs. Wieder einmal fragte er sich, ob der Andere auch seine Gefühle mitbekam. DAS wäre ihm nämlich wirklich unangenehm.   “Amüsant. Dem jungen Malfoy steht pink wirklich genauso gut, wie Goyle Junior das weiße Kleid.”   “Deswegen habe ich mich bedeckt gehalten. Noch mehr Streß brauche ich wirklich nicht. Umbridge und die Presse reichen mir. Und an dem ganzen Theater bist nur DU schuld!”   “Ach?”   “Vielleicht sollte ich dich einfach mal an der Hand ins Schloss schleifen, dann lassen sie mich vielleicht in Ruhe”, gab er grummelnd zurück. Doch er konnte sich ein Lachen bei der Vorstellung nicht verkneifen, vor allem als Tom, bei dem was Harry ihm übermittelte, ebenfalls verhalten gluckste.   “Was machen Sie hier draußen, Potter?”, riss ihn plötzlich die Stimme von Snape aus seiner mentalen Unterhaltung.   Verschreckt wirbelte er herum. Woher war denn Snape auf einmal gekommen? “Pro … Professor … ich habe nur Hedwig geschickt. Mir … mir sind einige Trankzutaten zu Neige gegangen”, stammelte er. Der skeptische Blick seines Lehrers ließ ihn Schlucken.   “Gleich gibt es Frühstück. Wehe Sie sind dann wieder nicht da!”, kam es drohend vom Älteren, wobei er einen musternden Blick über Harry schweifen ließ. Mit einem Ruck drehte der Tränkemeister sich um und verschwand in Richtung des Verbotenen Waldes.   “Alte Fledermaus”, fauchte er dem Lehrer hinterher. Hatte der bemerkt dass er einige Mahlzeiten ausfallen gelassen hatte? Nein, warum sollte der Andere auf so etwas achten? Der Kerkerfledermaus war es nur wichtig, dass man keine Kessel in die Luft jagte. Aber warum hatte er ihn dann so gemustert? Eilig hob er seine Hand. Erleichtert stellte er fest dass Verband und Illusion um diese noch vorhanden waren. Wie würde Snape wohl reagieren, wenn er davon erfahren würde? Wahrscheinlich voller Genugtuung.   “... llo. Potter. Ich bin keine Lampe die man an und ausschaltet!”, schnauzte Tom in seinem Kopf.   “Tom, können wir später reden? Ich muss meine Sachen holen, frühstücken und muss mich dann vier Stunden mit Snape quälen. Besser gesagt, mich von ihm quälen lassen. Ich glaube er ist nicht begeistert davon, wenn ich einen Trank vermassel, weil du mich ablenkst”, bat er den Anderen, während er in das Schloß eintrat. “Ich melde mich bei dir, denn du machst mir Kopfschmerzen! Bis dann.” Damit versiegelte er die Verbindung wieder und unterbrach damit einfach die wütende Antwort des dunklen Lords. Verdammt, warum war sein Leben nur so anstrengend? Konnten die ihn nicht alle einfach in Ruhe lassen? Wenigstens ein Jahr Ruhe, in dem sein einziges Problem die Schulnoten waren, konnte man ihm doch wohl mal gönnen.   Als er schließlich beim Frühstückstisch saß, umgeben von Neville und den Zwillingen, ließ er seinen Blick zum Lehrertisch wandern. Als sein Blick den von Snape traf, zog dieser eine Augenbraue hoch und deutete auf seinen Teller. Bei Merlins Unterhose, kontrollierte der jetzt auch noch ob er auch genug aß? Grimmig nickte er, wendete sich wieder dem eigenem Teller zu und beschmierte ein Toast mit Himbeermarmelade. Den Blick wieder auf den Lehrer geheftet, biss er ab, kaute und schluckte. Nur mit Mühe konnte er dem Drang widerstehen Snape die Zunge rauszustrecken. Schnell wandte er seinen Blick ab. Während er an dem Toast knabberte, erzählte er den Drei welches Glück er gestern gehabt hatte. Ansonsten beteiligte er sich nur mäßig an den Diskussionen über Quidditch und ließ seinen Blick schweifen. Seine Gedanken waren vollkommen auf das kommende Wochenende gerichtet.   “Kumpel, Hermine kommt her”, raunte im Neville zu, der neben ihm saß.   Unsicher kam das Mädchen gegenüber von Harry zum Stehen. “Danke, Harry”, murmelte sie kaum hörbar, ehe sie weiterschritt und sich zwischen Ron und Ginny setzte. Die verwunderten Blicke seiner Freunde ignorierend, aß er sein Toast auf, trank das Glas Kürbissaft leer und griff nach seiner Tasche. “Neville, wollen wir los? Ich hab keine Lust zu spät zu kommen.”   “Meine Damen und Herren, heute werden Sie lernen einen Energietrank herzustellen. Wer kann mir den Unterschied zwischen diesem und einem Aufputschtrank verraten?” Harry, der ganz am Rand der mittleren Reihe saß, musste nicht mal aufsehen um zu wissen, dass Hermine in der ersten Reihe die Hand erhoben hatte. “Niemand?” Es wissen mehrere, ging es Harry durch den Kopf. Es traute sich nur Niemand etwas zu sagen. Kein Wunder, wenn man diesen miesepetrigen Lehrer vor sich stehen hatte. Wie er da stand, mit seinem schwarzen Umhang, der ebenso, wie die ab und an durchblitzende schwarze Stoffhose, matt glänzte. Die Haare glänzten ölig und der Blick, der vom Meister der Tränke aus den betörend dunklen Augen kam, ließ eine Gänsehaut entstehen. Wie der Professor wohl unter dem Umhang aussah? Fühlten die Haare sich so schmierig an, wie sie aussahen? Was war es wohl für ein Gefühl, wenn man dessen Haut berührte? War sie weich … haaaaaaalt stop, schalt Harry sich und schüttelte heftig seinen Kopf. Versuchte mühevoll das entstehende Bild in seinem Kopf zu verdrängen.   “Ach Mister Potter möchte etwas zum Unterricht beitragen, wie mir scheint”, schnarrte Snape und trat elegant vor Harrys Tisch.   Panisch blickte er nach oben, direkt in die dunklen Augen seines Professor. Himmel, war es hier schon immer so warm im Keller?   “Ent … entschuldigung Professor. Wie war die … Frage?”, gab er stotternd zurück.   “Mir scheint, wir sollten wohl eher einen Gedächtnistrank, als einen Energietrank brauen, oder was meinen Sie, Mr. Potter?” Verhaltenes Kichern war im Raum zu hören, was Harry beschämt den Kopf sinken ließ. “Nun Mr. Potter, ich wollte den Unterschied zwischen Energie- und Aufputschtrank wissen. Wenn Sie dann so gütig wären.”   In diesem Moment dankte Harry allen Heiligen, dass er eines der Tränkebücher in Salazars Bibliothek überflogen hatte. “Wirkdauer und Guarana”, antwortete er nur leise und hoffte, dass Snape diese Antwort reichte. “Erklären Sie das genauer.” Natürlich reichte dem Älteren dies nicht.   “Der Energietrank wird, im Gegensatz zum Aufputschtrank, mit Guarana zubereitet. Guarana enthält Koffein. Koffein verflüchtigt sich schnell. Daher ist der Energietrank zwar stärker, jedoch in seiner Wirkdauer stark eingeschränkt. Beide können abhängig machen. Eine Überdosierung von Guarana sorgt unter anderem zu Herzrasen, bis hin zum Kollaps”, zitierte Harry das wenige, dass ihm noch in Erinnerung geblieben was. Vorsichtig hob er seinen Kopf wieder.   “5 Punkte für Gryffindor, für diese richtige Antwort”, knurrte Snape, drehte sich mit erhobenen Zauberstab in Richtung Tafel. Mit einem Wisch erschien darauf das Rezept. “Sie haben Zeit bis zum Ende der vierten Stunde. Beginnen Sie!” Damit holten sich alle Schüler die benötigten Zutaten und begannen mit der Zubereitung.   Harry war vollkommen in die Zubereitung des Tranks vertieft. Bisher hatte es recht gut geklappt. Der Trank hatte die richtige Temperatur, wie ihm ein Zauber zeigte. Auch wies er die durchsichtige dunkelblaue Farbe auf, ganz so wie er zu diesem Zeitpunkt sein sollte. Nun musste er nur noch dreimal gegen und zweimal mit dem Uhrzeigersinn umrühren, köcheln lassen und währenddessen die Blüten und Samen der Guarana kleinschneiden. Mit einem frisch abgewaschenen Schneidebrett trat er zurück an seinen Tisch, ergriff eine der Blüten und begann sie wie gefordert in Streifen zu schneiden.   “Feiner, Mr. Potter”, schnarrte es plötzlich leiser hinter ihm.   Aus seiner Konzentration gerissen, achtete er nicht mehr darauf wie und was er schnitt.   “Vorsichtig!”, erklang die warnenden Stimme seines Professors und er spürte wie sich eine fremde Hand auf die Hand mit dem Messer legte. Perplex blickte er auf das scharfe Messer. Es war nur noch wenige Zentimeter von seinem linken Zeigefinger entfernt. Das wäre beinahe schief gegangen, wenn Snape nicht eingegriffen hätte! Schockiert lockerte er den Griff, sodass das Messer mit leisem Klacken auf das Schneidebrett fiel.   “Danke … Professor”, hauchte er. Merlin, wie warm die Hand von Snape war. Als der ältere Schwarzhaarige seine Hand wegzog, konnte Harry feine Schwielen auf seinem Handrücken spüren. Snape hatte ihn berührt! Sie hatten quasi Händchen gehalten! Augenblicklich spürte er wie seine Wangen warm wurden.   “Seien … seien sie vorsichtig, Potter. Bisher ist ihr Trank passabel”, hörte er den Grund seiner Verwirrung leise direkt hinter sich sagen. Jetzt wo er darauf achtete war ihm, als könnte er die Körperwärme des Anderen direkt hinter sich spüren. “Hacken sie die Samen, anstatt zu schneiden”, drang es nun leise an sein Ohr. Er spürte Snapes Atem direkt an seinem Ohr. Himmel, wie nah wollte der denn noch kommen. Unbewusst atmete Harry tief ein. Diese Mischung aus Kräutern, Salzen und … Parfüm, schickte einen wohligen Schauer durch seinen Körper. Mit Mühe konnte Harry dem Drang widerstehen sein Gesicht in Richtung des Tränkemeisters zu drehen.   “Weiter machen, Sie haben noch eine halbe Stunde.” Damit entfernte sich der Lehrer und nur wenige Sekunden später drang dessen Stimme durch den Raum, als er Ron zusammen stauchte. Erleichtert stieß Harry seinen Atem aus. Was bei allen Thestralen, war das gerade?   Nachdem es Harry irgendwie, unter dem skeptischen Blick Nevilles, geschafft hatte den Trank erfolgreich fertig zu stellen, flüchtete er mehr oder weniger aus dem Raum. Er war heilfroh, dass er den griesgrämigen Professor erst wieder am Freitag im Unterricht hatte. Wusste der welche Wirkung er auf ihn hatte? War das alles nur gewesen um ihn aus dem Konzept zu bringen? Ja, so musste es sein. Harry hatte dem Professor schließlich die Möglichkeit des Punkteabzugs genommen, da konnte er nicht zulassen dass sein Trank tatsächlich mal etwas wurde. Genau so musste es sein. Das Vorstand der Schlangen wollte ihn manipulieren!   Am Mittwoch Abend, als Harry schon im Bett lag und beinahe eingeschlafen war, ertönte ein leises Plopp. Dobby war zurück. Schnell öffnete er die Vorhänge seines Bettes und bedeutet dem Elf auf sein Bett zu kommen. Hier waren sie durch den ‘Muffliato’ geschützt.   “Nun, wie ich sehe, hat es länger gedauert”, kommentierte er Dobbys zweitägige Abwesenheit. “Ja Master. Die Herren Black und Lupin haben immer ‘Nein’ gesagt. Wobei, Mr. Lupin länger als Mr. Black”, gestand Dobby und blickte Harry entschuldigend an.   “Ich mach dir keinen Vorwurf, Dobby. Ich weiß doch genau, wie stur die beiden seien können”, beruhigte er den Elfen. “Hattest du denn deinen Spaß?”   Eifrig nickte der Hauself. “Ja, Dobby hat Hilfe von Kreacher bekommen. Kreacher hat geholfen, um dem ‘Blutsverräter Mr. Black eins auszuwischen’”, zitierte der Elf und ließ dabei die Ohren hängen. Damit reichte er Harry die erwartete Antwort.   “Es ist alles gut Dobby. Danke schön. Jetzt ruh dich erstmal aus.” Mit einem Plopp war der Elf verschwunden und Harry riss neugierig den Brief auf.   Lieber Harry,   sag mal, hast du noch alle Zauberstäbe am Holster? Uns diesen wildgewordenen Elf auf den Hals zu hetzten! Weißt du was der und Kreacher hier angestellt haben?   Ich weiß zwar nicht was du vorhast, aber wir werden nächstes Wochenende da sein. Dir ist hoffentlich bewusst, dass dann Vollmond ist?   Was hast du vor, Kleiner?   Aber wir werden da sein. Heulende Hütte, Samstag Abend 22 Uhr, so wie du GEFORDERT, hast.   Liebe Grüße, Remus.   Ps: Ich soll dir von Sirius ausrichten, dass er sich freut dich wieder zu sehen und er dir das mit dem Elf zurückzahlt.   Schmunzelnd faltete den Brief wieder zusammen und legte ihn mit seiner Brille neben das Kopfkissen. Sie würden kommen. Er konnte die beiden endlich wieder sehen und ein paar Stunden Spaß haben. Mit einem glücklichen Lächeln schlief er schließlich ein.   Kapitel 9: ----------- Kapitel 9: Der Rest der Woche verlief für sonstige Verhältnisse erstaunlich ruhig. Die Essen und Pausen verbrachte er mit Neville und den Zwillingen. In Freistunden, sowie den Abendstunden hockte er in seiner versteckten Ecke in der Bibliothek und während des Unterrichts konzentrierte er sich so gut es ging auf den Lernstoff.   Natürlich hatten weder die Blicke, das Getuschel, noch die kleinen Gemeinheiten aufgehört. Auch Umbridge keifte ihn bei jeder Gelegenheit an, doch er schluckte jeden Kommentar runter. Er wollte nicht riskieren am Wochenende bei ihr nachsitzen zu müssen. Dann wären seine Mühen vollkommen umsonst gewesen. Auch Tom hatte immer wieder genervt, doch Harry ihm in der Nacht zu Freitag deutlich gemacht, dass der Ältere wen anderes nerven solle. Er fragte sich immer wieder woher er den Mut nahm, so unhöflich und respektlos mit dem deutlich älteren und mächtigeren Mann zu reden. Vor allem, warum dieser nicht einfach Gewalt anwandte um in seinen Geist einzudringen und die Kontrolle über ihn zu ergreifen. Doch er würde den Teufel tun Tom darauf anzusprechen.   Als er am Freitag im Unterricht von Professor Binns saß, ließ er seine Gedanken wandern. Er musste jetzt noch Binns überstehen, das Mittagessen, eine Freistunde und dann stand Zaubertränke auf dem Stundenplan. Unsicher biss er auf seiner Unterlippe herum. Wie sollte er sich nur verhalten im Unterricht. Was noch viel wichtiger war, wie sollte er die Okklumentikstunden überstehen? Ohne auch nur IRGENDWAS zu verraten. Ihm musste schnell etwas einfallen. Auch wegen der Hausaufgabe die Snape aufgegeben hatte. Bestandteile, Anwendung, Unterschiede, Vor- und Nachteile, Zeichen der Abhängigkeit und der Entzug von Energie- und Aufputschtrank. Das alles auf mindestens acht Seiten Pergament. Dabei hatte er mal gerade vier geschafft und war schon bei den Vor- und Nachteilen angekommen.   “Damals war alles anders, liebe Schüler. Viele Informationen sind verloren gegangen, als ganze Bibliotheken in den Kriegen verbrannt sind. Oft bleiben nur die mündlichen Überlieferungen”, sagte der Geisterlehrer in diesem Augenblick traurig. In dem Moment kam dem Pottersproß eine Idee. Salazars Bibliothek! Das war die Lösung. Garantiert fand er dort noch ein paar Informationen, die nicht in den anderen Büchern standen. Das erste Mal in seinem Leben war er dankbar für Binns Unterricht. Das er so etwas jemals denken würde, hatte er bisher auch nicht für möglich gehalten. Als der Unterricht beendet war und die Schüler stöhnend aus dem Raum strömten, hielt er Neville auf.   Schnell zog er den erstaunten Jungen in eine ruhige Ecke.   “Harry … was ..?.”   “Neville, ich gehe gleich nochmal … runter … wenn einer fragt, ich hab Kopfschmerzen und liege im Bett.”   “Runter .. du meinst in …”, eilig hielt er dem Braunhaarigen den Mund zu.   “Ja oder willst du mitkommen?”, fragte er aus einem Reflex heraus. Als er das schüchterne Nicken sah, schmunzelte er. “Ok, dann komm. Wir nehmen einen Geheimgang.” Schnell zog er die Karte der Rumtreiber raus, aktivierte sie und beobachtete die beschrifteten Punkte. “Ok, wir nehmen den Gang im Erdgeschoss. Komm.”   Schweigend machten die beiden sich auf den Weg, wichen mit Hilfe der Karte so vielen Schülern wie möglich aus, ehe sie vor einer alten Rüstung stehen blieben. Sie mussten sich beeilen. Aus dem rechten Gang steuerte Professor Snape in Begleitung von Professor McGonegall auf sie zu, während von links Hermine, Ron, Ginny, Dean und Seamus auf dem Weg in die Große Halle waren. Warum mussten die gerade heute alle zu spät zum Mittagessen eintrudeln? Eilig legte er seine Hand auf die Rüstung, murmelte “Erbsentroll” und warte ungeduldig darauf, dass die Rüstung sich öffnete. “Schnell!”, flüsterte er und schob Neville durch den Durchgang und eine schmale Treppe hinab. Mit einem Wink des Zauberstabes schloss er den Zugang hinter sich. Gerade noch rechtzeitig, wie ein Blick auf die Karte verriet.   Die Bücher Salazars zwischen ihnen auf dem Tisch ausgebreitet, arbeiteten die beiden einige Zeit später schweigend an dem Aufsatz für Snape. Wie sich rausgestellt hatte, hatte auch Neville Probleme damit auf die geforderte Mindestanzahl zu kommen. Doch jetzt, nach einer halben Stunde intensiver Arbeit und durch die Hilfe Salazars, der immer wieder Kommentare aus seinem Bild gab, hatten sie es fast geschafft.   “Warum steht das alles nicht in den Büchern oben?”, wollte Neville frustriert wissen, während er mit Harry nach Informationen über einen Entzug suchte.   “Weil Menschen dumm sind! Nur weil ich ein paar … Probleme … hatte, wurden viele meiner Erkenntnisse vergessen”, rief Salazar frustriert aus. “Probleme … das nennst du Probleme”, gab Godric beinahe hysterisch lachend von sich, was dafür sorgte dass Salazar schnaubend sein Portrait verließ.   “Weißt du …”, setzte Neville an, doch Harry unterbrach ihn mit einem energischen Kopfschütteln. “Keine Ahnung und ich glaube ich will es auch gar nicht wissen. Ich bin übrigens fertig und du?”, sagte er und reinigte seine Feder. Er haste das ding, jedes Mal saute er sich damit ein. Jetzt sahen seine Winder auch schon wieder aus, als hätte er mit Fingerfarbe gespielt. Warum konnte man nicht einfach Kugelschreiber benutzen?   “Ich auch”, gab Neville zurück und pustete auf das Pergament um die Tinte zu trocknen.   Als er seinen Kopf hob, stockte er. Wo eben noch Harry saß, war nun ein kleiner, struppiger schwarzer Wolf. Er konnte ein Kichern nicht verhindern. Der Harry-Wolf hockte in einem Haufen Kleidung, das  zerrissene T-Shirt noch am Leib. “Das mit den Klamotten klappt noch nicht so richtig, was?”, kicherte er, hockte sich neben den Wolf und zog dem Tier das T-Shirt vom Leib. Sofort sprang das Wesen auf und hüpfte ausgelassen durch den Raum.   “Ehrlich Harry, du bist so ein Spinner manchmal”, meinte er lachend, als der Wolf über seine Pfoten stolperte und eine Vorwärtsrolle hinlegte. “Und das mit den Pfoten solltest du auch noch üben”, sagte er sanft als er den Harry-Wolf auf die Füße stellte.   Meine Güte, wie konnte Harry in dieser Form so unschuldig und gleichzeitig so verwegen wirken? Neville spürte deutlich, wie sein Beschützerinstinkt für den Harry-Wolf, für Harry, wuchs. Behutsam kraulte er dem Tier hinter dem rechten Ohr. Anscheinend mochte Harry das, so wie er den Kopf neigte.   “Ich sag es ja nicht gerne, aber wir müssen los, sonst kommen wir zu spät zu Snape.” Knurrend schüttelte sich der Harry-Wolf, trat jedoch ein paar Schritte von ihm weg und schnaubte. Einen Moment lang sah es aus, als wäre Harry im Stehen eingeschlafen. Die Augen waren geschlossen, die Atmung ruhig, die Haltung entspannt. Doch dann öffnete der Kleine seine grünen Augen und gab ein herzzerreißendes Wimmern von sich.   “Es klappt wieder nicht, was?” Damit zog er seinen Zauberstab, richtete ihn auf Harry und murmelte “Finite”.   “Ach Mist, das Reinverwandeln klappt immer besser, das Zurückverwandeln nicht”, schimpfte Harry während sich wieder anzog, wobei er das Shirt mit einem ‘Reparo’ wieder in seinen Ursprungszustand versetzte. Lange würde dass der Stoff jedoch auch nicht mehr mitmachen.   “Das wird schon, Kumpel”, sagte er und klopfte Harry auf die Schulter. “Na los, lass uns gehen, ehe Snape uns als Trankzutat verwendet.   Lachend rannten die beiden durch den großen Saal der Kammer, vorbei am Reptil, hinein in den Gang, durch den sie hergekommen waren. Als die Karte ihnen anzeigte dass der Weg frei war, huschten sie hinaus. Immer noch kichernd und atemlos schlitterten sie schließlich in den Unterrichtsraum. Auf dem Weg hierher, hatten sie sich überlegt welches Körperteil Snape wohl für welchen Trank benutzen würde. Mit einem lauten Knall, fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss.   “Ah, die Herren Potter und Longbottom beehren uns doch noch”, hörte Neville die verächtliche Stimme des Tränkemeisters schnarren und zuckte ertappt zusammen. “Setzen!”   Severus atmete tief durch, als er den Blick auf die beiden Schüler heftete. Vorhin hatte er noch gedacht die beiden im Flur gesehen zu haben, doch anscheinend hatte er sich getäuscht, denn als er um die Ecke gebogen war, war dort nur ein Haufen anderer Gryffindors. Angeführt von einer Ms.Granger, die im Befehlston Eile forderte. Wieder war das ehemalige Goldene Trio nicht vereint gewesen. Als er sich während des Essen umgeschaut hatte, verging ihm immer mehr der Appetit. Longbottom fehlte. Potter fehlte. Gut, sie waren nicht die Einzigen, es kam immer mal vor dass einige fehlten, doch die interessierten ihn nicht im geringsten.   Inzwischen hatte er auch so einiges raus bekommen. Das Goldene Trio schien wirklich zerstritten. Auf jeden Fall der Weasley Bengel und Potter. Granger und Potter hatte er zweimal zusammen in der Bibliothek beieinander sitzen gesehen. Stattdessen verbrachte der Junge seine Zeit nun anscheinend mit Longbottom und den Zwillingen. Ob das nun so vorteilhaft für die Moral des Jungen war, bezweifelte er stark. Der Junge brach doch so schon dauernd die Regeln, da war ein reger Kontakt mit den Zwillingen garantiert NICHT hilfreich. Merlin, wenn er nur daran dachte, was er alles gesehen oder gehört hatte. Der Lord hatte recht, die beiden Rothaarigen hatten Potenzial. Vor allem wenn dann auch noch Verbesserungsvorschläge von Potter und Longbottom bekamen. Zähneknirschend musste er zugeben, dass die drei genau so gut füreinander waren, wie nicht. Wie Schuppen von den Augen war es ihm gefallen, dass er Potter schon lange nicht mehr so locker gesehen zu haben. Dabei musste der Junge doch das Verhalten seiner Mitschüler mitbekommen haben. Dachte Severus bisher doch, die Anstecker zu Zeiten des Turniers wären schlimm gewesen, waren diese passive Abneigung und Stichellei hinter vorgehaltener Hand doch eine ganz andere Hausnummer. Anscheinend hatte der Goldjunge, entgegen Dracos Meinung, dennoch ein paar Leute auf seiner Seite die ihm gut taten.   Dies wurde ihm wieder bestätigt, als Potter und Longbottom nun kichernd und mit roten Wangen in sein Labor schlitterten. Atemlos klammerten die beiden sich an ihre Taschen, bissen sich auf die Unterlippen und versuchten mühevoll zerknirscht zu wirken. Das “Na endlich”, welches ihm auf der Zunge lag, schluckte er mühevoll runter, straffte sich und warf den beiden einen strengen Blick zu. Mit einer Handbewegung ließ er die Tür hinter den beiden laut zuknallen. “Ah, die Herren Potter und Longbottom beehren uns doch noch.” “Setzen!”, forderte er streng, als die beiden sich nicht in Bewegung setzten. Aus welcher Ecke des Schloßes kamen die beiden, dass sie so fertig waren?   Kopfschütteln drehte er sich um und setzte sich hinter den Schreibtisch. Mit hochgezogener Augenbraue beobachtete er die beiden Gryffindor. “Nun Mr. Potter, da sie noch stehen, sammeln Sie doch für mich die Hausaufgaben ein.”   Verdrehte der Junge da in Richtung Longbottom die Augen, oder hatte er sich gerade verguckt? Doch anscheinend war der Bengel auf keine Diskussion aus, schritt er doch nun ohne Diskussion durch den Raum und tat, was er verlangt hatte.   “Die Anderen können schonmal Seite dreißig im Buch aufschlagen. Ab nächste Woche werden wir uns mit den Stärkungstränken beschäftigen”, sagte er laut und beobachtete wie ein Schüler nach dem Anderen tatsächlich tat, was er gesagt hatte. Natürlich nicht ohne das Murren und Stöhnen zu hören war. Merlin und Morgana, Teenager waren dermaßen anstrengend! Genervt kniff er einen Moment die Augen zu. Glaubten diese Kinder tatsächlich, Zeit schinden zu können?   “Professor …. wo soll ich die Hausaufgaben hinlegen?” Die Frage Harrys riss ihn aus seiner Grummelei. Als er die Augen öffnete, blickte er direkt in strahlend grüne. Waren die schon immer so intensiv? Und diese Strähne, die dem Jungen keck ins Gesicht fiel, wie gerne würde er sie zur Seite streichen. Bei Merlins Unterrock, was dachte er hier eigentlich? Das war Potter und zudem sein SCHÜLER! Der Schüler den er für so viele Leute schützen musste! Irgendwas stimmte hier doch ganz und gar nicht. Vielleicht sollte er nachher mal seinen Bestand durchgehen, nur um sicher zu gehen dass kein Trank fehlte.   “Legen Sie die Pergamente einfach ab und machen sich an die Arbeit, Potter”, fauchte er den Jüngeren an. Mit einem stummen Nicken wurden die Zettel auf den Schreibtisch gelegt.   “Es tut mir leid …”, sagte der Kleinere noch leise, ehe er sich umdrehte.   “Was?”, kam es Severus auch schon über die Lippen.   “Dass wir so spät gekommen sind”, hörte er den Jungen leise sagen, bevor dieser ihn über die Schulter anblickte. “Wir haben unseren Aufsatz noch einmal überarbeitet, damit sie glücklich sind”, der ehrliche Blick und das kleine Lächeln auf Harrys Gesicht, jagten einen Schauer über seine Arme. Nur gut, dass er lange Ärmel hatte.   “Gehen Sie an die Arbeit, vertrödeln Sie nicht noch mehr Zeit!”, scheuchte er den Jungen mit einer Handbewegung weg und widmete sich den Hausaufgaben. Verstohlen zog er die Aufsätze mit den Namen ‘Longbottom’ und ‘Potter’ hervor und begann zu lesen.   Als es zum Ende der Stunde klingelte, rief er über den Lärm der aufbrechenden Schüler hinweg “Potter und Longbottom, sitzen bleiben!”   Schnell warf Harry seinem Sitznachbar einen panischen Blick zu. Was wollte Snape denn jetzt noch von ihnen? Sie waren nicht wirklich zu spät und die Hausaufgabe hatte auch die Mindestlänge erreicht. Im Unterricht hatten sie still gearbeitet und wenn dann nur über Unterrichtsstoff gesprochen. Nervös kaute er auf seiner Unterlippe herum. Auch Neville schien nervös, so wie er die Finger knetete. Aber warum sollten sie überhaupt nervös sein? Hatte er nicht gerade festgestellt, das sie nichts falsch gemacht hatten? Nein, er würde sich hier nicht grundlos von der Kerkerfledermaus runter machen lassen oder gar Nachsitzen aufbrummen lassen. Mit diesem Gedanken straffte er sich, entließ die Unterlippe aus der Folter seiner Zähne und schaute dem Professor mit entschlossenem Blick an. Vermied es jedoch direkt in die betörend schwarzen Augen zu schauen.   “Professor …”   “Sie beide haben …”   “ … wir haben nichts gemacht. Wir waren pünktlich, hatten die gewünschten Hausaufgaben und haben ordentlich mitgearbeitet.”   “… erstaunlich gut recherchierte Hausaufgaben abgeliefert.”   “Sie können uns nicht dafür bestrafen …”   “Woher haben sie ihre Informationen, welcher Schüler …”   “ … dass wir getan haben was sie verlangt haben.”   “... hat sie. Merlin Potter jetzt halten Sie doch mal den Mund!”, schnauzte der Professor ihn an. Hatten doch beide zugleich zu reden begonnen.   “Aber Professor ...”, begehrte Harry erneut auf. Wenn Snape ihn auf dem Kieker hatte, war das eine Sache, doch Neville hatte damit rein gar nichts zu tun.   “Mund halten und zuhören oder muss ich Sie erst stumm hexen?”, fauchte ihn der Professor an. Missmutig schluckte Harry einen Kommentar runter, verschränkte die Arme und funkelte Snape an. Ein kleines bisschen amüsiert beobachtete er wie dieser sich genervt in die Nasenwurzel kniff.   “Also, wenn Mr. Potter jetzt nicht mehr dazwischen redet … woher haben Sie die Informationen für den Aufsatz?”   Was, das wollte Snape wissen? Wenn er ehrlich war, hatte Harry damit gerechnet eine andere Frage gestellt zu bekommen.   “Ähm ...” Verdammt jetzt musste ihm wirklich eine gute Ausrede einfallen. Er war sich sicher, dass Snape weder die Bibliothek, noch Mitschüler, noch die Verbotene Abteilung durchgehen ließ. Doch welche Quelle sollte er nennen, die Snape nicht auf ihren Wahrheitsgehalt kontrollieren konnte? “Ähm …”, stotterte er erneut und warf Neville einen hilfesuchenden Blick zu.   “Meine Oma”, sprang Neville in dem Moment ein und Harry nickte schnell.   “Genau. Nevilles Oma und eine ANDERE Quelle”, fügte er hinzu. Betonte das Wort ‘andere’ besonders. Es war ja nicht gelogen, auch wenn Nevilles Oma mit dem Aufsatz nun rein gar nichts zu tun hatte. Doch als Neville seine Oma genannt hatte, war ihm noch eine andere Quelle eingefallen.   Stumm versuchte er mit Blicken und Gedanken, Snape verstehen zu geben, dass er nicht weiter darauf eingehen konnte. Wie zufällig legte er seine rechte Hand auf den linken Unterarm und beobachtete Snape genauestens.   Dieser musterte sie scharf als wüsste er, dass dies eine Lüge war. Doch als der Blick auf Harrys Geste fiel, sah er wie der Professor kurz die Augen aufriss und sie anschließend verdrehte. Es hatte geklappt, Snape dachte tatsächlich Harry hätte Voldemort um Hilfe gebeten. Mühsam unterdrückte er ein hysterisches auflachen.   “Wenn es das dann war Professor?”, fragte er mit aller Unschuld die er aufbringen konnte.   Ein genervtes Seufzen und eine wegscheuchende Handbewegung ließen die beiden Jungs aufspringen und eilig den Raum verlassen. Grinsend klatschten sie sich vor der Tür ab und machten sich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum.   Wer hätte gedacht dass er einmal Snape, mit Hilfe von Voldemort, ein Schnippchen schlagen würde? Kapitel 10: ------------ ‘Endlich!’, war der erste Gedanke den Harry hatte, als er am Samstag Morgen erwachte. Er hatte in der Nacht mehrere, seltsame und verwirrende Träume gehabt. Da war der Schock als Nagini Dumbledore fraß. Dann er selber nackt in der Großen Halle und alle lachten ihn aus. Malfoy hatte sogar mit dem Finger auf ihn gezeigt und “Schaut euch an was für einen kleinen Schwanz er hat”, gerufen. Dann waren da wieder Träume, die ihn voller Sehnsucht zurück ließen: Ron, Hermine und er im Gemeinschaftsraum, lachend. Er und Ron beim Zauberschach spielen. Und dann die Träume die ihn mit einer anderen Art Sehnsucht zurückließen: Snape, wie er ihn liebevoll anlächelte, Snape der ihn in den Arm nahm. Snapes Hände die langsam über seinen Körper wanderten. Erleichtert und zugleich frustriert war er aufgewacht, als Snapes Hände an seinem Hosenbund innehielten. Allein bei dem Gedanken daran, spürte Harry wie alles Blut wieder in südlichere Gefilde wanderte. Schnell presste er seine Hand in den Schritt. Verdammt, er konnte hier doch keinen Ständer wegen einem Mann kriegen, einem Lehrer, wegen SNAPE! Das ging nun wirklich zu weit. Er hatte sich zwar damit abgefunden auf Frauen und Männer zu stehen, aber hart zu werden wegen der Fledermaus, war eine ganz andere Hausnummer. Eilig sprang er aus seinem Bett, spurtete ins Bad und ohne sich die auszuziehen unter die Dusche. Kaum stand er, riss er auch schon den Hebel empor. Doch kaum traf ihn der eiskalte Wasserstrahl, wich er mit einem hohen Quieken in das hinterste Eck der Dusche zurück. Bei allen guten Wassermenschen, war das kalt! Tastend haute er gegen den Hebel in Richtung warmes Wasser. Er wollte schließlich nur die Erektion loswerden und nicht erfrieren. Als das Wasser gefühlt nicht mehr nahe dem Gefrierpunkt war, schlüpfte er aus seiner Boxershort, die er über die Duschwand hinauswarf und stellte sich wieder unter das warme Wasser. Wenn er schon mal hier stand, konnte er auch richtig duschen. Den Rest des Tages würde er da wahrscheinlich nicht dazu kommen, zwischen Essen, Schulstoff lernen, entspannen in der Kammer, Unterricht bei Snape und dem Treffen mit Remus und Sirius. Apropos Snape, wie sollte er dem nachher unter die Augen treten? Was wenn der seinen Traum und vor allem, seine Reaktion darauf sehen würde? Stöhnend ließ er seinen Kopf unter das prasselnde Wasser hängen. “Harry, geht es dir gut?”, erklang plötzlich die zögerliche Stimme Nevilles. Verschreckt griff Harry sich eine der Shampooflasche und verteilte es hektisch in den Haaren. “Äh ja, das Wasser war nur so kalt und ich hab gerade an Snape gedacht”, plapperte er ohne zu denken drauf los, ergriff das Duschbad und schäumte seinen Körper ein. “Nichts für ungut …”, er hörte das Schließen der Tür und leise Schritte vor der Dusche. “ … du denkst unter der Dusche an Snape und ... stöhnst?” Da wurde Harry erst bewusst, was er eben gesagt hatte. Verdammt, er musste wirklich mit dem sinnlosen plappern aufhören. “Nein, also ja.” Wie war das noch mit dem aufhören? Tief durchatmend versuchte er sich zu sammeln. “Ich habe doch heute Abend wieder Nachsitzen bei ihm und da hab ich absolut keine Lust drauf”, sagte er schnell hinterher. In Gedanken verkreuzte er seine Finger, dass Neville dies so hinnahm. Möglichst unbeteiligt wusch er sich Shampoo und Duschbad ab. “Ähm ... ok. Ähm, ich leg deine nasse Short mal in den Wäschekorb”, kam es noch unsicher von Neville, ehe Harry hörte wie dieser das Bad wieder verließ. Bei Merlin, das wäre beinahe schief gegangen! Er konnte nur hoffen, dass es das für heute mit Absurditäten, peinlichen Situationen und Streit war. Doch diese Seifenblase voller Hoffnung zerplatzte, als Ron ihn ankeifte so frühmorgens nicht wie ein Hufflepuff Mädchen zu kreischen. Zudem solle er gefälligst das Bad nicht so lange blockieren. Damit hatte Ron sich an Harry vorbei gedrängt und die Tür zugeworfen. Die nächste Hürde galt es möglichst würdevoll zu überwinden, als er seine Tasche zum Lernen packte. Sein Verwandlungslehrbuch war verschwunden. Zusammen mit der neuen Feder. Diese Sachen hatte er schließlich, nach einigem Suchen, unter dem Bett und auf dem Dach des Bettes gefunden. Ganz nebenbei hatte er auch noch seine neuen Schuhe im hintersten Eck unter dem Kleiderschrank gefunden. Da wurde ihm wieder bewusst, dass er seine Sachen besser schützen musste. Leider. Es war irgendwie schockierend, vor den eigenen Freunden nicht mehr sicher zu sein. So schnell konnten Freunde zu Fremden werden. Als er dann nach dem Frühstück in der Bibliothek lernte, war erst Malfoy erschienen um ihm unter die Nase zu reiben, dass er nun Quidditch Training habe. Dann tauchte Hermine auf und setzte sich in alter Gewohnheit zu ihm an den Tisch. Es war zwar etwas verkrampft, aber doch gab es Harry die Hoffnung, dass es wieder wie früher werden könnte. Das er sich ein Luftschloss erbaute, zeigte das Auftreten von Ron. Eine gute halbe Stunde hatte er mit Hermine gelernt und belanglosen Smalltalk geführt, als Ron flankiert von Dean und Seamus in die Bibliothek rauschte. Mit leiser aber eindringlicher Stimme sprach der Rotschopf auf Hermine ein und verlangte dass sie mitkomme. Laut seiner Meinung wäre Harry der falsche Umgang weil er ‘ihr lernen behindere’. Das war der Moment gewesen in dem Harry belustigt schnaubte. Was ihm natürlich die volle Aufmerksamkeit des Trios eingebracht hatte. Augenblicklich begannen sie ihn anzukeifen, was er denn wolle, was er glaubte zu sein, das er niemanden habe und ein Versager wäre. Wäre er wirklich so toll, wie Dumbledore immer sagte, würde es jetzt keinen neuen-alten Voldemort geben. Er wäre nicht mehr als ein hochgelobter, dreckiger Versager. Und was tat Harry ? Er saß einfach da, zu geschockt davon mit welcher Verachtung seine ehemaligen Freunde auf ihn einredeten. Das unterbewusste Gefühl das sie Recht hatten wuchs mit jeder Anfeindung. Die Krönung war jedoch gewesen, als Hermine sich einmischte und Ron ankeifte, sowie an dessen Verstand appellierte. Das rothaarige Mädchen behaarte auf die alte beste Freundschaft und dass hier niemand anderes als Harry vor Ron stand. Der scharfe Stich in seinem Herzen, als Ron nur kalt “Eben!” erwiderte, ließ ihn beinahe taumeln. Was war nur genau passiert mit ihnen? Wer von ihnen hatte diese Entwicklung in Gang gesetzt? Das Schnauben und tiefe einatmen Hermines sagte ihm, dass diese kurz davor stand Ron in Grund und Boden zu schreien. So legte Harry ihr beruhigend eine Hand auf den Arm und schüttelte schwach den Kopf. Dies war nicht ihr Kampf! Sie mochten einst alle Freunde gewesen sein, doch dieses Gefühl war nur noch zwischen Hermine und ihm vorhanden. Und auch wenn er mit dem Weasley nicht auskam im Moment, standen sich die andern beiden des ehemaligen goldenen Trios noch nahe. Weder wollte der Potter, dass auch diese beiden in Streit stand, noch wollte er Hermine wieder zwischen der Front wissen. Was wenn sie dabei verletzt wurde? Ron riss Hermine brachial von ihm weg. Dean und Seamus mussten sie festhalten, fand die braunhaarige Hese das Ganze doch überhaupt nicht gut. Sie meckerte, zappelte und drohte sie auf den Mond zu hexen, doch die zwei schleiften sie nur aus der Bibliothek. Das war der Moment in dem es Harry reichte. Während Ron verächtlich keifend vor ihm stand, ergriff ihn eine ungeahnte Ruhe. Es war eine Sache wenn sie all ihren Frust auf ihm abluden und an ihm ausließen. Doch er nahm es nicht hin dass Andere darunter leiden sollten und schon gar nicht Hermine! Langsam hob er den Kopf, straffte sich und fixierte Ron mit festem Blick. Dieser Idiot vor ihm kotzte ihn an! Dieser Kerl musste wirklich mal auf den Boden der Tatsachen runtergeholt werden. Mit so viel Verachtung wie möglich, begann er zu sprechen. “Bist du ohne deine Schoßhunde immer noch so mutig? Dass du dich nicht schämst, so mit Hermine umzugehen. Lass mich in Ruhe Ron, geh mir nicht auf die Nerven, sonst …” Mit einem Fingerschnipsen ließ er einen kleinen Teil seiner aufgebrachten Magie frei. Mit einem lauten Knall zersprang eine der magischen Glühbirnen. Der Anblick des Entsetzen in Rons Blick erfüllte ihn mit einer ungeahnten, grimmigen, Zufriedenheit . Wo doch alles in ihm schrie, es dem Weasley-Spross mal richtig zu zeigen. Als ihm dieser Gedanke bewusst wurde, wäre seine neutrale Miene beinahe zerbrochen. Mit aller zusammengekratzten Arroganz die er aufbieten konnte, sammelte er seine Sachen und schultere die Tasche. Bevor er verschwand drehte er sich noch einmal um und sagte ruhig: “Ich habe all die Jahre und auch das Turnier nicht nur mit Glück gemeistert …” Vor der Bibliothek war die Anspannung mit einem Mal von ihm abgefallen. Tief seufzend wünschte er sich nur noch in sein Bett. Am liebsten würde er nie wieder raus kommen. Doch schon nach wenigen Momenten, hatte er Neville seinen Namen rufen hören. Nur wenige Sekunden später stand dieser mit den Zwillingen vor ihm. Auf jeden Fall vermutete er diese beiden. Hatte er den Blick doch auf den Boden geheftet und sah nur Füße und Unterschenkel. “Harry, geht es dir gut? Du bist blass und zitterst.” Nicken, Kopfschütteln, Schulterzucken, waren seine Reaktion. Er wusste es nicht. Das schlechte Gewissen begann einzusetzen. Vermischte sich mit dem Schock, der Trauer, der Wut und der Leere in ihm. Er hatte gerade wirklich die Kontrolle über sich verloren! Lag es an Tom, der ihn dauert nervte und in seinem Kopf weilte wie ein doofer Tumor? “Chrm, Chrm", erklang es in diesem Moment von der Seite. “Herumlungern in den Gängen ist nicht erlaubt, Mr.Potter”, wisperte Umbridge von der Seite. Des Kampfes müde, hob er seinen Kopf und blickte die Lehrerin an. “Ja Professor.” Damit stieß er sich von der Wand ab und richtete den Blick auf seine Freunde. “Lasst uns gehen.” “Mittagessen …” “... ist im vollen Gang.” Damit begaben die Vier sich in die Große Halle. Ja und nun saß er hier und verunstaltete sein Essen. Das schlechte Gewissen nagte an seinen Eingeweiden. Für einen klitzekleinen, kurzen Moment war er wirklich versucht gewesen Ron zu verfluchen. Ihm den Crucio oder einen anderen Folterfluch aufzuerlegen. Nur damit dieser wusste welche seelischen Schmerzen er Harry verursachte und dieses hämische Grinsen aus dem Gesicht zu wischen. Er wollte schon immer einfach nur Harry sein, doch das hatte noch nie einen einzigen Menschen interessiert. All diese Erwartungen und Meinungen lasteten auf seinen schmalen Schultern. Mit einem Mal hatte er nur noch den Drang dem allem zu entkommen und wurde die Luft hier weniger in der Halle? Der Raum wurde doch eindeutig kleiner! Er begann zu schwitzen. Eilig sprang er auf, ignorierte die Rufe seiner Freunde und rannte blind nach draußen. Alles was er wollte in diesem Moment, war Ruhe. Ruhe und Freiheit. Der Schwarzhaarige rannte blind über die Außenanlage, dachte nicht über ein Ziel nach und doch führte ihn sein Unterbewusstsein in den Verbotenen Wald. Keuchend stützte er sich auf seinen Knien ab. Jeder noch so kleine Atemzug brannte wie ein Feuer in seinen Lungen und sein Kopf dröhnte. Wo war er eigentlich, tauchte die Frage durch sein benebeltes Unterbewusstsein auf, als er die Kälte durch seine spärliche Kleidung dringen spürte. Zähneknirschend fiel ihm ein, dass der Wintermantel in seinem Kleiderschrank hing. Orientierungslos hob er seinen Blick und entdeckte, dass er auf einer kleinen Lichtung gelandet war. War dies nicht die Lichtung, auf der Hagrid ihnen vor einigen Jahren Seidenschnabel vorgestellt hatte? Suchend schaute er sich um und tatsächlich. Um die Lichtung standen Wettergeprägte Holzzäune, das Tor stand offen. Der Wind frischte auf und Harry konnte das Klappern seiner Zähne nicht verhindern. Die Kälte stahl sich durch den Pullover und die Stoffhose. Kroch geradewegs in seine Knochen. Eng schlang er die Arme um den Körper und ließ sich zu Boden gleiten. Er wusste, er sollte schnellstens zurück ins warme Schloß gehen. Am besten sollte er sich auch direkt ins Bett legen und einen Abwehrkräfte-Trank nehmen um einer Erkältung vorzubeugen, doch seine Seele sträubte sich. Warum sollte er da wieder rein? Er mochte zwar Neville und die Zwillinge auf seiner Seite haben, doch wenn er weiter mit ihnen abhängen würde, würden auch sie zur Zielscheibe. Genauso wie Hermine. Wie es ihr wohl ging? Trübsinnig beobachtete er seinen Atem. Gemächlich zog er die Beine an den Körper und schlang die Arme darum. Nein, er würde nicht zurückgehen, noch nicht. Wenn er bis dahin erfroren war, dann war das ebenso. Mit diesem Gedanken ließ er sich zur Seite fallen und schloß die Augen. Gab sich der bleiernden und doch wohligen Müdigkeit hin die die getroffene Entscheidung mit sich brachte. Kurz bevor sich auch sein Geist ausschaltete, hörte er noch Tom seinen Namen rufen, doch er wollte nicht. Nicht jetzt und auch nicht später und so stellte er sich seinen Geist als tiefste Dunkelheit vor. Umgeben von schwarzen, matten hohen Mauen. Sollten sie doch alle bleiben wo die Alraunen wuchsen und ihn in Ruhe lassen. Harry spürte Wind der über seinen Körper strich. Doch er war nicht mehr so kalt wie vorhin. Er hörte nichts und doch zugleich so viel mehr. Er fühlte sich ungewohnt wohl. War er tot? War er am gleichen Ort wie seine Eltern und würde sie nun wiedersehen? Doch was, wenn er in die Hölle gekommen war? Er hatte zwar nie wirklich etwas mit dem ganzen ‘Himmel und Hölle’ Denken anfangen können, aber in der Hölle landen wollte er nun auch nicht. Naja, wie viel anstrengender konnte die Hölle schon im Vergleich zu seinem Leben schon sein? Noch einmal atmete er tief durch und öffnete vorsichtig die Augen. Frust durchflutete ihn, als er blinzelnd feststellte, dass er immer noch auf der Lichtung lag. Der Unterschied war, dass die Sonne hinter den Wolken hervor gekommen war und das blasse Gras einen härteren Kontrast zu den dunkelgrünen Tannen um ihm herum bildete. Waren die Tannen vorhin auch schon so hoch? Irgendwie fühlte er sich seltsam. Erschöpft und zugleich voller Energie. Mühsam richtete er sich auf und stockte. Hektisch ließ er seinen Blick zu seinen Händen hinab wandern. Oder besser gesagt Pfoten. Schnell sprang er auf und was er sah, ließ sein Herz rasen. Fell und ein Schwanz. Tastend hob er eine Pfote zu seinen Ohren. Klein, spitz, weich und weiter oben auf seinem Kopf. Genervt rief er “Och neee”, doch alles was zu hören war, war ein klägliches Wimmern. Verdammt, anscheinend hatte seine Magie mal wieder verrückt gespielt und dafür gesorgt, dass er sich in die Animagusform verwandelte. Hatte seine Magie noch nicht mitbekommen, dass er keine Drei Jahre mehr alt war? Die Zeiten wilder, unbewusster Magieausbrüche sollten doch eigentlich längst vorbei sein! Suchend ließ er den Blick über die Lichtung wandern, doch als er keine Kleidung sah, konnte er sich ein erfreutes Bellen nicht verkneifen. Ausgelassen hüpfte er im Kreis. Endlich hatte er es geschafft sich samt seiner Kleidung zu verwandeln! Plötzlich zog sich der Himmel zu. Verwirrt hob Harry den Blick und erblickte eine rießige, dunkelgraue Wolke. Tief zog er den Atem ein. Ja, es roch nach Regen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sein Geruchssinn besser als zuvor war. Wie es wohl mit den anderen Sinnen war? Mit geschlossenen Augen blieb er stehen und konzentrierte sich nur auf sein Gehör. Frustriert stellte er fest, dass er einfach ZUVIEL hörte um wirklich einzelne Sachen zu hören. Es war wie ein ewiges Dröhnen. Als ein Vogel in der Nähe schrie, zuckte er zusammen. Das Geräusch war lauter als früher. In Salazars Wohnung war ihm dies bisher nie aufgefallen. Dann öffnete er seine Augen und konzentrierte sich auf die andere Seite der Lichtung. Fasziniert stellte er fest, dass er die Schnitzerrei, die Ron vor all den Jahren dort im Zaun hinterlassen hatte, erkennen konnte. Ein leises Grollen ertönte und nur Sekunden später fiel ein Tropfen auf seine Nase. So schnell es ging verließ er die Lichtung, denn das Fell mochte ihn vor der Kälte schützen, doch bis auf die Haut durchgeweicht zu werden, würde diesen Effekt garantiert in das Gegenteil umkehren. Immer mehr Tropfen bahnten sich hinab und Harry rannte so schnell ihn seine vier Beine trugen in Richtung Schule. Dort waren auch die einzigen drei Menschen die ihm helfen konnten. Schließlich musste er heute noch zum Unterricht bei Snape. Die Ausrede, dass er in seiner Animagusform gefangen war, würde dieser garantiert nicht gelten lassen. Auf jeden Fall glaubte er dass dies die Richtung war. Die Wald wirkte so fremd, jetzt wo die Bäume so groß waren, beziehungsweise er so klein. Als er endlich zwischen den Bäumen hinausbrach, bremste er schlitternd ab. Verdammt, er war in der Nähe des Quiddichfeldes hinaus gekommen und nicht wie geplant in der Nähe des Haupteingangs. Ein Wimmern verließ seine Kehle. Sollte er zurück in den Wald gehen und so einen Weg suchen? Nein, dann würde er sich nur noch mal verirren. Er würde den Weg nehmen, den er in und auswendig kannte und somit den Weg durch den Regen. Noch einmal atmete er tief ein und sammelte seine Kräfte. Schüttelte sich einmal um den Regen aus seinem Fell zu bekommen und rannte los. Er würde es schon schaffen! Und auch wenn er spürte wie die Nässe einen Weg durch sein Fell auf die Haut fand, seine Pfoten kalt und der Boden immer matschiger wurde, er genoß jede Sekunde. Die Freiheit und relative Sorglosigkeit erfüllte ihn mit unglaublichen Glück. Ausgelassen sprang er über Pfützen, sah das Schloß immer näher kommen und dann passierte es. Er übersah in seinem Übermut eine Wurzel, strauchelte und fiel direkt in den aufgeweichten Boden. Schlitternd und drehend rutschte er über den Boden, ehe er gegen einen festen Gegenstand knallte. Jaulend japste er, denn er hatte mit seinen Rippen gebremst. “Na was haben wir denn da?” Panisch riss er seinen Kopf hoch und blickte in graue Augen. Bei Merlin, er war direkt vor Malfoys Füße gerutscht! War dies vielleicht doch die Hölle? Kapitel 11: ------------ Draco war schlecht gelaunt. Um genau zu sein, war seine schlechte Laune seit einer Woche stetig angestiegen. Nicht nur, dass er diese Demütigung hinnehmen musste, nein. Am nächsten Tag hatte er eine Eule von seinem Vater bekommen. Erst war er verwirrt gewesen, bekam er doch recht selten eine unangekündigte Eule von seinem Vater. Doch die Verwirrung hatte sich mit anderen Empfindungen vermischt, während er die wenigen Zeilen gelesen hatte.   Da hatte ihn sein Vater doch wirklich gefragt, ob er schon mal eine Ballettlehrerin für ihn suchen solle! Seit wann kannte sein Vater eigentlich Sarkasmus? Vor allem, was hatte er getan um diesen gemeinen Sarkasmus auch noch selber abzubekommen? Doch die Krönung war die Forderung gewesen, von sämtlichen Racheaktionen gegen die Verursacher abzusehen. Und da war ihm aufgefallen, dass etwas nicht stimmte. Woher wusste sein Vater überhaupt davon? Jedenfalls nicht von ihm, denn er hatte nicht ein Sterbenswörtchen erzählt. Dafür war ihm das Ganze einfach zu peinlich gewesen. Es hatte ja schon eine Menge Überwindung gekostet zu Onkel Sev zu gehen. Ob der etwas gesagt hatte? Nein, das bezweifelte er. Dann blieb ja nur noch die Möglichkeit, dass ein Anderer gepetzt hatte. Wollte Crabbe nicht mit seinem Vater über den Kamin sprechen? Im gleichen Moment wurde ihm auch siedenheiß klar, was das bedeutete. Wenn Crabbe sich bei seinem Vater ausgeweint hatte und sein Vater davon wusste … dann hatte Crabbe Senior es wohl auf einem der Treffen erzählt. Das war der Moment gewesen, in dem er sich gewünscht hatte tot umzufallen.   Der nächste sehr seltsame Moment war am Montag Nachmittag gekommen. Da hatte ihn Sev zu sich zitiert. Kaum dass er auf dem Sessel Platz genommen hatte, hatte sein Onkel auch schon begonnen zu reden. Das er, wenn er sich unnötigen Stress ersparen wollte, sich von Potter fernhalten und ihn stattdessen aus der Ferne beobachten musste. Sollte ihm dabei etwas auffallen, vor allem wohin der Schwarzhaarige verschwand, hatte er umgehend Bescheid zugeben. Die Höhe war jedoch gewesen, als sein Onkel von ihm verlangt hatte einzugreifen, sollte Potter in ernsthafte Bedrängnis kommen. Er hatte dem Älteren nur anglotzen können, war er doch vollkommen überrannt worden von dieser Aufforderung. Ihm hatten schlicht die Worte gefehlt. Erst am Morgen der Brief seines Vaters und dann auch noch sein Onkel? Was wurde hier gespielt? Severus musste ihm seine Verwirrung angesehen haben, denn er hatte nur noch gesagt das es eine Anweisung von ganz oben wäre und dabei den linken Zeigefinger erhoben. Waren denn jetzt alle verrückt?   Missmutig war er jedoch den Forderungen nachgekommen, den Zorn des dunklen Lords wollte er nun wirklich nicht auf sich ziehen. So hatte er sich zurückgehalten und beobachtet. Doch seine Verwirrung und Skepsis war nur gewachsen. Erstaunlicherweise hatte es in der ganzen Woche keine blöden Kommentare geregnet über den Vorfall am Sonntag. Die einzigen spöttischen Blicke und Andeutungen hatte er von den Weasley-Zwillingen und Longbottom bekommen. Warum hatten sie diese Gelegenheit nicht genutzt und es breitgetreten? Es war ihm beinahe so vorgekommen, als wenn sie es für sich behielten. Nicht dass ihm das nicht Recht war, es machte ihn nur misstrauisch. Warteten die Anderen vielleicht nur auf eine besonders günstige Gelegenheit um ihn richtig zu blamieren? Nun, nachdem er nicht tot umgefallen war, hatte er sich darauf besinnt wer er war. Draco Malfoy, Prinz von Slytherin, würden sie nicht kleinkriegen!   Die Beobachtung Potters hatte ebenfalls zu seiner mieserablen Laune beigetragen. Das Goldene Trio schien wirklich nicht mehr zu bestehen, einzig Granger sah er ab und an mit Potter in der Bibliothek sitzen. Stattdessen hatte sich ein Quartett um Potter gebildet. Insgeheim schwankte er zwischen Teufels-Quartett und Quartett der Höllennervensägen.   Er hatte sie und vor allem Potter genaustens beobachtet. Er merkte, wie Potter im Unterricht Kommentare runterschluckte und beinahe Duckmäuserisch an den Aufgaben arbeitete. Er sah, dass der Schwarzhaarige deutlich besser gelaunt war. Vor allem am Donnerstag Morgen, da war Potters Lachen bis ihm zu gelangt. Ein ehrliches, befreites Lachen, dass die Große Halle erfüllt hatte. Doch ebenso wie er positives gesehen hatte, hatte er auch eine Menge negatives mitbekommen. Sprüche die halblaut gemurmelt wurden, wenn Potter in Hörweite war, abschätzige Blicke die dem Schwarzhaarigen zugeworfen wurden, andere Gryffindors, die beim Essen nicht mehr in seiner Nähe sitzen wollten oder ihn schlicht ignorierten. Umbridge, die immer wieder betonte Potter im Blick zu behalten, da er verrückt und eine Gefahr für das Ministerium wäre. Es war ebenfalls Umbrigde gewesen die gefordert hatte, Potter beim kleinsten Regelverstoß zu ihr zubringen. Was für eine verbohrte, dumme, ängstliche Frau Umbridgde doch war.   All das hatte seine Laune in den Boden gerammt. Wenn er ehrlich war, war ihm schrecklich langweilig. Ihm fehlten die kleinen Auseinandersetzungen mit seinem Erzrivalen. Da wunderte es ihn jetzt auch nicht, dass das Quidditch Training im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen war. Viel zu gut passte dies doch zu seiner momentanen ‘Glückssträhne’.   So stampfte er jetzt also miesgelaunt durch den strömenden Regen, versteckt unter einem großen schwarzen Regenschirm, den er mit einem einfachen Schwebezauber belegt hatte um ihn nicht halten zu müssen. Als er gerade in der Nähe eines Ausläufers des Verbotenen Waldes langging, passierte es. Aus den Augenwinkeln nahm er etwas schnelles, dunkeles wahr und schon im nächsten Moment kullerte und rutschte ihm ein kleines schwarzes Fellknäuel vor die Füße.   Irritiert zog er eine Augenbraue hoch. “Na was haben wir denn hier?” Augenblicklich blickte das Tier zu ihm empor, riss die Augen auf und begann zu zittern.   “Hier geblieben, du Fellknäuel”, schnarrte er und packte das Wesen am Nackenfell, als es begann rückwärts von ihm wegzukriechen. “Du kleines, dreckiges Ding. Hey jetzt halt doch mal still!” Das Wesen zappelte und knurrte als er es hochhob und betrachtete. Anscheinend war ihm da ein junger Wolf vor die Füße gerutscht. Verwundert zog er die Stirn kraus. Wölfe im Winter? Es war zwar kein Welpe mehr, aber sollten Wölfe zu dieser Zeit nicht schon deutlich größer sein? Nun, so genau hatte er sich jetzt auch nicht mit den Tieren beschäftigt und von wirklich aufpassen in ‘Pflege magischer Geschöpfe’ gar nicht erst zu reden.   Ein leises Niesen erklang und Draco schmunzelte. “Na, da hast du dich wohl erkältet. Aber keine Sorge, ich nehme dich mit. Eine Dusche, ein wenig Schlaf und Medizin und schon bist du wieder fit, du Dreckspatz.”   Schnell wickelte er das zappelige Wölfchen in seinen Quiddichumhang. Das Zittern dessen kitzelte an seinem Bauch, als er es auf den Arm nahm und fest an sich drückte. Anscheinend schien das Tier sich seinem Schicksal zu fügen, denn während er in Richtung Schloß eilte, verstummte das Knurren und das Zappeln hörte auf. Schmunzelt blickte er auf seine Fracht hinab. Das Junge hatte sich tiefer in den Umhang gekuschelt, sodass nur noch die Nase herausschaute. Leise Nieser unterbrachen immer wieder das Zittern und er sah wie die Pfote über die Schnauze strich.   “Mensch Draco, da bist du ja endlich”, rief Zabini in dem Moment als er durch die Tür ins Innere trat. “Ich hab mir Sorgen … Draco, was hast du denn da?” Neugierig kam sein bester Freund näher und Draco schob den Umhang ein Stück zur Seite.   “Wow”, hauchte dieser, als der kleine Kopf zusehen war. “Woher hast du den denn und was hat der denn für tolle Augen? Darf ich ihn mal streicheln?”   Augenblicklich kniff der kleine Wolf die Augen zu und drückte sich näher an ihn.   “Flossen weg, Zabini! Jetzt geh mir aus dem Weg”, fauchte er und ging an Blaise vorbei in Richtung Kerker. Der Einzige, der ihm jetzt wohl helfen konnte, war Onkel Severus. Mit jedem Schritt hinab, begann das Junge mehr zu zittern.   “Jetzt beruhig dich mal”, schnauzte er, als der junge Wolf wie wild zustrampeln und kratzen begann. Fest packte er das Tier im Nacken, wenn es sich nicht freiwillig helfen lassen wollte, musste er es halt zwingen.   Sollte es sich ruhig schon mal daran gewöhnen auf ihn zu hören. Einen Wolf als Haustier, hatte schließlich nicht jeder. Ja, so etwas ungewöhnliches wie diesen Wolf mit den grünen Augen war doch eindeutig eines Malfoys angemessen. Genau so würde er es machen. Gesund pflegen, aufpäppeln und erziehen, bis er den besten und gefürchtetsten Wolf der Zauberwelt hatte. Niemand sollte es wagen, dies verhindern zu wollen! Zufrieden mit sich selbst, trat er gegen die Tür zur Wohnung seines Patenonkels, während er darum kämpfte, dass sein neues Haustier nicht die Biege machte. Dabei musste er höllisch aufpassen, dass er nicht von den spitzen Zähnen erwischt wurde, da das Wölfchen begonnen hatte um sich zu beißen.   Als die Tür nach einer gefühlten Ewigkeit geöffnet hatte, stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Eilig drängte er sich ohne große Worte an Severus vorbei, rannte in das Badezimmer, ließ das Tier unsanft auf den Badezimmerteppich fallen und eilte hinaus. Nicht ohne die Tür Geräuschvoll hinter sich ins Schloß zu ziehen.   Erschöpft ließ er sich gegen die Tür fallen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Merlin, da würde noch eine ganze Menge Arbeit auf ihn zukommen! Am besten war es wohl, wenn er das Tier heute Nacht anbinden würde. Nicht dass es Unfug anstellte oder war doch ein Käfig besser? Er brauchte auch noch einen Namen. Edel, geheimnisvoll und gefährlich musste dieser sein. Vielleicht Mystic? Danger? Fighter?   “Draco, in Merlins Namen, hättest du jetzt vielleicht mal die Güte mir zu erzählen was du hier tust und was da in meinem Bad wütet?”   Aus den Gedanken gerissen, blickte Draco seinen Onkel irritiert an. Oh, jetzt wo er drauf achtete, hörte er es auch. Das kratzende Geräusch, knurren, winseln und bellen. Mit einem selbstgefälligen Grinsen stieß er sich von der Tür ab, verschränkte die Arme und sagte “Das da drinne, ist mein neues Haustier und du musst mir Medizin für ihn geben!”       Aufgebracht lief Harry Furchen in den Boden, kratzte an der Tür, schmiss wahllos Sachen um, schrie immer wieder das Draco ihn rauslassen sollte und beschimpfte ihn. Doch alles was zu hören war, war jaulen, knurren und bellen.   Er steckte tief in der Tinte! Das Malfoy ihn eingesammelt hatte, hatte er zwischenzeitlich als Vorteil gesehen. So hatte er den Weg hinein trocken und warm eingepackt hinter sich gebracht. Zudem traute er Malfoy nicht zu, dass dieser auf die Idee käme einen Animagus im Arm zu halten und dies zu überprüfen. Hätte der Blonde ihn mit ins Haus der Schlangen geschleppt, war auch das kein Problem. Da hätte er schon einen Weg hinaus gefunden. Doch nun? Nun war er hier eingesperrt in Snapes Badezimmer, ohne eine Chance zur Flucht. Obwohl, er musste einfach nur sehr schnell sein, dann hatte er vielleicht eine Chance.   Wütend sich in diese Hölle manövriert zu haben, stampfte er auf. Augenblicklich schoss ein scharf stechender Schmerz durch seine linke Pfote der dumpf sein Bein hochwanderte. Laut aufjaulend hob er das Bein an. Verdammte Umbridge, verdammte Wurzel! Vorsichtig versuchte er das Bein wieder zu belasten, doch der Schmerz ließ ihn erneut wimmern und das Bein anziehen. Damit war wohl sein Plan mit der schnellen Flucht gescheitert. Doch was nun? Frustriert schnappte er sich eines der Handtücher um an ihm den Frust abzulassen. Ungeschickt hüpfte er auf drei Beinen zurück auf den kleinen Teppich vor der Wanne und ließ sich fallen. Er steckte wirklich in ernsten Schwierigkeiten. Im Augenblick blieb ihm nichts anderes als zu hoffen. Hoffen dass Snape nicht zu misstrauisch war und einfach mitspielte. Hatte Malfoy nicht vorhin was von Medizin erzählt? Niemals hätte er gedacht, dass der Eisprinz von Slytherin so tierlieb war. Hätte ihm das jemand heute Morgen gesagt, wäre er wohl lachend von der Bank gekippt.   Wenn ihnen vorhin doch nur nicht Zabini, sondern seine Freunde entgegen gekommen wären! Genervt schloss er die Augen. Egal wie sehr er hier wüten würde, er konnte nur warten was die beiden Slytherin als nächstes für ihn geplant hatten. Er trug schließlich Gryffindor- und Slytheringene in sich, also würde er mutig und stolz sein und das Beste aus dieser verzwickten Situation machen. Wenn er ehrlich war, war er auch ziemlich neugierig wie die beiden Schlangen wohl waren, wenn er nicht als Harry Potter vor ihnen stand. Nicht Erzrivale und Hassschüler, sondern ein kleiner, verletzter, unschuldiger und hilfloser Wolf. Ein belustigtes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und er versuchte etwas von den lauter werdenden Stimmen vor der Tür zu verstehen. Sie klangen aufgeregt, wütend und Snapes typischer herablassender Ton war deutlich zu hören. Schön dass auch Draco diesen mal abbekam! Trotz allem schlich sich ein kleines Grinsen auf seine Leftzen und er schloss erschöpft die Augen. Als die Tür sich langsam mit einem leisen Knarren öffnete, atmete er noch einmal tief durch. Das Ganze hier würde schon schief gehen. Er durfte sich nur um keinen Preis zurückverwandeln, so einfach war das. Was die beiden wohl zu seiner ‘Umdekorierung’ sagten?       “Onkel Sev, ich will doch nicht mehr von dir, als dass du mal einen Blick auf ihn wirfst, mir Medizin gibst und zu Niemandem was sagst. Ist das etwa zuviel verlangt?” Mit verschränkten Armen und trotzigem Gesichtsausdruck stand sein Patenkind vor ihm. Wiedereinmal fragte er sich womit er all das verdient hatte. Wollten die Aushängeschilder Slytherins und Gryffindors ihn vorzeitig unter die Erde befördern? Manchmal kam es ihm so vor, bei all den Schwierigkeiten die beide machten. Resigniert schloss Severus die Augen und seufzte.   “Na gut, ich gucke ihn mir an und danach entscheide ich wie es weiter geht.” Mahnend erhob der Tränkemeister seinen rechten Zeigefinger. “Egal wie ich danach entscheide, du wirst nicht diskutieren! Es handelt sich immerhin um einen Wolf und ob Zauberer oder nicht und egal wie alt das Tier ist, es ist und bleibt ein Wildtier.”   Wie zur Bekräftigung dieser Worte krachte es laut im Badezimmer, untermalt von wütendem Knurren. “Lass uns nach diesem Viech gucken, bevor es mein Bad auseinander nimmt.”   “Onkel SEV, du wirst mich nicht davon abhalten, diesen Wolf zu behalten! Vater wird …”   “Dein Vater wird dir da keine große Hilfe sein, sondern auf meinen Rat hören, dass weißt du genau”, gab er laut zurück und warf dem Malfoy einen finsteren Blick zu.   Ein schmerzerfülltes Jaulen war aus dem Bad zu hören. Ein Laut der ein ungutes Gefühl in ihm aufkommen ließ. “Geh zurück, Draco”, forderte er, zog seinen Zauberstab und schob seinen blonden Paten hinter sich, während er vor die Tür trat. Mit erhobenem Zauberstab öffnete er langsam die Badezimmertür, bereit sofort einen Lähmfluch abzufeuern. Das Draco hinter ihm schimpfte, moserte und auf sein Recht bestand, ignorierte er einfach. Als die Tür offen war und den Blick auf den gefliesten Raum frei gab, erstarrte er. Was in Merlin Namen war hier drin geschehen? Shampoos, Duschgel, Tinkturen, Bürste, Kamm und anderer Kleinkram lagen wild durcheinander durcheinander. Sein kleiner Abstelltisch lag auf der Seite und sein magischer Badeschwamm lag verstreut, in vielen kleinen Einzelteilen, auf dem Boden herum. Das Toilettenpapier als Girlande am Spiegel, gab dem Ganzen noch ein besonderes … Flair, genauso die zahlreichen Matschspritzer auf dem Boden ... und an den Wänden … und dem Inventar. War das hier gerade Wirklichkeit, oder träumte er?   “Severus?” Die zögerliche Ansprache holte ihn aus seiner Schockstarre. Ungeduldig versuchte sich der Jüngere an ihm vorbei zudrängen, wollte er doch sehen ob es seinem künftigen Haustier gut ging. Bei allen Dementoren, irgendwer spielte ihm doch hier garantiert einen Streich. Das KONNTE einfach nicht real sein.   Überfordert, genervt und wütend auf Draco trat er ins Bad ein und ließ seinen Blick weiterwandern. Wo war das kleine Mistviech, dass hier drinnen wie ein Tornado gewütet hatte? Als er das gesuchte Wesen entdeckte, verdüsterte sich sein Blick und er hob den Zauberstab erneut. Da lag dieses Fellpaket auf seiner Badematte, umgeben von einem angekauten Handtuch und blickte sie aus halbgeöffneten Augen an.   Draco stürmte mit einem Quietschen an ihm vorbei und rempelte ihn dabei an, sodass er einen Schritt zur Seite machen musste. Empört wollte er den Blonden ankeifen, hatte der ihm dieses ‘Ding' doch erst eingebrockt. Doch Dracos panisches “Er zittert und fühlt sich ganz heiß an. Seine Nase ist auch ganz warm und trocken. Das ist doch schlecht, oder?”, ließ ihn die spitzen Bemerkungen runterschlucken und nähertreten.   Schon auf dem ersten Blick, fragte er sich ernsthaft ob sein Schützling beim Training einen Klatschen an den Kopf gekriegt hatte. Was er sah, war nicht mit denen von Draco vorhin benutzten Worten ‘süß', ‘unschuldig’, ‘flauschig' und ‘Hilflos’ zu vereinbaren. Vor ihm lag eher etwas, dass die Bezeichnungen ‘dreckig', ‘unberechenbar’ und ‘kümmerlich’ verdiente. Ein kleines, wahrscheinlich schwarzes Fellbündel, dass am ganzen Körper getrockneten braunen Matsch kleben hatte. Ein Fellbündel das nieste und zitterte wie Espenlaub. In einem Punkt hatte Draco Recht gehabt. Dieses kleine Etwas war WIRKLICH hilflos und brauchte dringend ärztliche Hilfe.   “Geh zur Seite, Junge”, befahl er im ernsten Ton und richtete seinen Zauberstab auf dieses matschigen Fellklumpen.   “Aber Onkel Sev, du kannst doch nicht … Ich meine du hast gesagt…”   “Ich habe gesagt, ich gucke ihn mir an und entscheide dann! Jetzt geh zur Seite und …”   “Nein! Wenn du mir nicht helfen willst, dann bitte. Ich kriege das schon alleine hin!”, unterbrach ihn der Jüngere und nahm das zitternde Wesen besitzergreifend auf den Arm. “Du wirst ihn nicht töten! Ich habe ihn gefunden, er gehört MIR!” Immer lauter und zickiger wurde der Ton, in dem der sonst so gefasste Prinz von Slytherin mit ihm sprach. Alles an diesem strahlte Kampfeslust und Bockigkeit aus.   Severus reichte es. Drohend baute er sich vor seinem Patenkind auf und funkelte ihn geradezu an. “Achten Sie auf ihren Ton, Mr. Malfoy! Nun leg das Viech ab und vor allem, hör auf es so zu drücken. Tote kann ich nicht widererwecken!”, sagte er bestimmt als er sah wie das Wölfchen in Draco Armen angestrengt zu atmen begann, weil dieser es so fest an sich presste. “Benimm dich nicht wie ein Kleinkind im Supermarkt.”   “... hä?”   “Ich kümmer mich um dieses Matschwesen und du wirst hier aufräumen!”   “Aber …”   “Nichts aber, junger Malfoy. Dann lernst du gleich, welche Arbeiten noch dazu gehören, wenn man ein Haustier hat. Du putzt, ohne Magie!” Mit einem Wisch seines Zauberstabes war der grösste Dreck aus dem Fell des Wolfes entfernt und ein weiterer Schwebezauber ließ das Tier von Dracos Schoß, in seine Arme schweben. Kaltherzig ignorierte er die Proteste des Jüngeren, drehte sich um, verließ das Badezimmer und ließ die Tür mit Hilfe Stabloser Magie mit einem lauten Knall zufallen. Augenblicklich zuckte das Junge, aus der Apathie gerissen, in seinen Armen zusammen und riss panisch seine Augen auf.   Bei Merlin und Morganas Nachtgewändern, seit wann hatten Wölfe grüne Augen? Kapitel 12: ------------ Ein lautes Knallen ließ den Harry-Wolf aus seinem Dämmerzustand schrecken. Nur um direkt in dunkle Augen zu gucken. Panik versuchte in ihm aufzusteigen, schrie ihm zu, zu flüchten damit Snape nicht hinter sein Geheimnis kam, doch er tat es nicht. Er war so unglaublich müde. Ihm war kalt, sein Hals fühlte sich wie Schmiergelpapier an und die Glieder wie aus Gummi. Wo war nur seine Kraft hin? Er hatte es heute wohl maßlos übertrieben. Erschöpft schloss er die Augen wieder. Das Licht der Fackeln tat weh und Schlaf war jetzt wohl wirklich das einzig richtige. Sollten sie doch mit ihm machen was sie wollten. “Alles gut, Kleiner. Gleich geht es dir besser”, hörte er Snape sanft sagen, und spürte Finger die ihn beruhigend streichelten und kraulten. Seufzend kuschelte er sich näher an den Älteren. Hier war es ziemlich bequem und geborgen, stellte er erschöpft fest bevor er wieder in den heilsamen Schlaf driftete. Das Nächste dass ihn aus dem Schlaf holte, war eine Mischung aus Wärme und verschiedenste Gerüchen. Blinzelnd versuchte er sich zu orientieren. Wo war er? “Na, wird das böse Wölfchen auch mal wach”, erklang es mit einem Mal belustigt. Schnell hob er den Blick in Richtung der Stimme und erblickte seinen Tränkeprofessor, der mit dem Zauberstab warme Luft auf ihn pustete. Langsam erhob er sich und stockte. Seine Pfote … tat nicht mehr weh … also ein wenig schon, aber er konnte auftreten. Fasziniert belastete er das linke Vorderbeine immer wieder. Es ging! Weder die Pfote, noch das Bein tat weh und die Glieder waren auch nicht mehr aus Gummi. Freudig erregt begann er auf und ab zu hüpfen, jubelte bellend und hatte das dringende Bedürfnis seinen Schwanz zu jagen. Lange nicht mehr gefühlte Energie rauschte durch seinen Körper und er musste sie einfach los werden, sonst würde er platzen. Übermütig trabte er auf den Rand des Tisches zu, auf dem er anscheinend behandelt worden war, und setzte zum Sprung an. Nur um im nächsten Moment von zwei grossen Händen erfasst zu werden. Ängstlich quietschte er auf und verfiel in eine Schockstarre. “Immer mal ruhig mit den jungen Thestralen, Wölfchen. Ich habe dich gerade geheilt, mach meine Arbeit nicht zu nichte. Die Brüche sind noch nicht vollständig geheilt.” Verwirrt ließ er sich zurück auf den Tisch schieben. Snape hatte ihn wirklich geheilt? Konzentriert fühlte er in sich hinein. Doch alles was er spürte war Euphorie und tief in sich seine Magie ganz ruhig zirkulieren. Kein Bein welches ihm weh tat, weil Umbridges Feder ihre Spuren hinterlassen hatten. Keine Rippen die schmerzten und seine rechte Schulter schien auch wieder da zu sitzen, wo sie hingehörte. Zu gern würde er sich zurückverwandeln um zu sehen ob auch die ganzen Blutergüsse verschwunden waren. Und hatte der düstere Professor wohl auch die Narben verschwinden lassen? Doch nein, das ging nicht. Er konnte schon heilfroh sein, dass er sich während der Behandlung nicht verwandelt hatte. Obwohl … wie hätte die Kerkerfledermaus wohl reagiert, wenn er selbst plötzlich auf dem Tisch gelegen hätte? Am besten auch noch nackt. Die Vorstellung ließ ihn grinsen. “Na dir scheint es ja wieder gut zu gehen, wenn du so fröhlich drauf bist”, ertönte es plötzlich und eine Schale mit klein geschnittene Fleisch wurde in sein Blickfeld gehalten. Wie auf Kommando knurrte Harrys Magen. “Da hat aber jemand Hunger.” Schüssel wie Wolf wurden auf den Boden gestellt. Pah, sollte der Schmierkopf doch selbst mal so einen anstrengenden Tag hinter sich bringen! Beleidigt hob er den Kopf, trottete zu der Schale und begann, mit dem Rücken zu seinem Helfer gewand, zu fressen. Dafür dass er hier rohes Fleisch aß, war es erstaunlich lecker. Vielleicht siegte auch einfach der Hunger oder die Instinkte, welche ihn nicht nur den Zustand des Fleisches, sondern auch noch die Tränke die er darauf schmeckte, ignorieren ließ. Während er sich gemächlich einen Brocken nach dem anderen schmecken ließ, wanderte sein Blick durch den Raum. Anscheinend waren sie im gleichen Teil der Wohnung, in dem er auch Okklumentikunterricht bekam. Links der Kamin, in der Mitte der grosse Tisch mit zwei Stühlen und auf der rechten Seite einige Kesseln aus denen es leise blubberte und zischte. Schade, dabei hatte er gehofft wenigstens die richtige Wohnung seines Professors zu sehen. So richtig Glück hatte er auch nie! Obwohl … wer von seinen Mitschülern bekam Severus Snape schon SO zu sehen? Wer von ihnen, ausser Malfoy Junior, hatte den Tränkemeister jemals nett und fürsorglich erlebt? Und wer konnte schon behaupten von diesem gekrault worden zu sein? Apropos, das wäre jetzt genau das Richtige nach dem Essen. Schnell schlang er das letzte Stück Fleisch herunter, und tapste zu dem Älteren welcher konzentriert in einem Kessel rührte. Grüner Rauch stieg empor und kitzelte irgendwie in der Nase. Gedankenverloren rührte Severus in dem Nährtrank. Letztendlich musste dieser nur noch abgefüllt werden, doch er brauchte eine Beschäftigung für seine Hände und eine Ausrede seinen Gedanken nachzuhängen. Das stupide Anfertigen von einfachen Nähr- und Heiltränken für die Krankenstation war da genau das Richtige. Das kleine Fellpaket und Potter nahmen seine Gedanken vollkommen ein. Weder aus dem einen noch aus dem Anderen wurde er schlau. Wo zum Geier war dieser junge Wolf hergekommen? Er wusste, im verbotenen Wald gab es vieles, aber keine Wölfe. Blieben nur noch die Möglichkeiten dass er ausgesetzt oder entlaufen war. Anhand der Verletzungen, die er während der Untersuchung festgestellt hatte, war das bisherige Leben des kleinen Tieres kein Zuckerschlecken. Neben einer immensen Unterernährung und Mangel Versorgung an Nährstoffen, hatte er verschiedenste Brüche, Stauchungen und Hämatome festgestellt. Verschiedenste Narben waren erst sichtbar geworden, nachdem er das komatöse Tier gebadet und die verfilzten Stellen herausgekämmt hatte. Wer tat einem Tier so etwas an? Was könnte ein so junges Tier getan, oder eben nicht getan haben, um diese Behandlung zu ‘verdienen'? Er hatte mehrere Sprüche über das Tier gesprochen, doch das einzige was er herausbekommen hatte, war dass das Wölfchen einen Magiekern besaß und somit zu den magischen Tierwesen gehörte. Ein seltenes dazu. Also warum zum heiligen Hippogreif war es seinem Patenkind vor die Füße gefallen? Ein leises Wimmern und eine Pfote die an seinem Bein kratzte, ließ ihn hinab blicken und schmunzeln. Eben jenes Wesen hockte neben ihm und blickte ihn mit großen Augen an. Merlin, dieses strahlende Grün! “Na, was willst du, Kleiner?”, fragte er und hockte sich hin. Sofort schmiegte sich der kleine Wolf an ihn und gab beinahe gurrend klingende Laute von sich. Schmunzelnd strich er durch das nun wieder seidig glänzende schwarze Fell. Sofort drückte das Jungtier sich gegen seine Hand. Anscheinend war dies ein richtiger Kuschelwolf. “Moment.” Schnell richtete er sich wieder auf, füllte den Trank in Phiolen, verkorkte sie und nahm dann das Jungtier auf den Arm. Die halb jaulenden, halb bellenden Geräusche, nahm er ebenso als Wohlgefallen auf, wie das Ankuscheln und die geschlossenen Augen. Eine unbekannte Ruhe überkam ihn, während er auf den kleinen Wolf hinab blickte. Er war jetzt sicher. Niemand würde diesem Wesen jemals wieder etwas antun. Bei Merlin, sein Beschützerinstinkt schlug ja mal so gar nicht an. Dabei war dies hier ein Tier und er hatte ja wohl genug menschliche Problemfälle, welche ihm das Leben schwer machten! In dem Moment hörte er einen der besagten Problemfälle mit schweren Schritten und motzend die Treppe hinab kommen. Dem kleinen Prinzen schien es gar nicht gefallen zu haben, dass er mal arbeiten musste. Mühsam schluckte er ein Glucksen hinunter, als der Junge sich mit unordentlichen Haaren, zerknitterter und teilweise nasser Kleidung sowie funkelnden Augen vor ihm aufbaute. “Ich bin fertig! Jetzt ist dein Bad auch mal richtig aufgeräumt”, fauchte der Blonde. Ungerührt von dieser Bemerkung streichelte er weiter den Wolf, der es sich auf seinen Schoß bequem gemacht und bei Draco Eintritt den Kopf gehoben hatte. Kurz atmete der Schüler mit geschlossenen Augen durch: “Wie geht es Danger?” Mit zusammengezogen Augenbrauen blickte er seinem Patenkind entgegen. “Danger, wer soll das bitte sein?” “Na, das Vieh auf deinem Schoß”, gab der Jüngere zurück und zeigte mit der Hand auf den Wolf. Eben jenes richtete sich auf und legte den Kopf schief. Es wirkte beinahe so als hätte das Tier genau verstanden dass über ihn geredet wurde. Und als zweifle es an dem Geisteszustand des blonden Jungen. Anscheinend war dieses kleine Ding klüger als gedacht. Wobei, erstens war es ein magisches Tierwesen und zweitens hatte es ja nicht so unrecht. Was war Danger denn bitte für ein Name? Die fordernde Stimme des Slytherin Schülers riss ihn aus seinen Überlegungen. “Er sieht besser aus. Gib ihn mir.” Entschlossen trat der Junge näher und streckte die Hände aus. Unwillkürlich stand der Ältere auf und trat einen Schritt von Draco weg. “Er heisst nicht Danger und Finger weg.” Wie zur Bekräftigung seiner Worte nickte das Wolfsjunge und gab ein leises Knurren von sich. “Aber Onkel Sev …” Überrumpelt von der scharfen Reaktion Severus schien der Schüler nach den richtigen Worten zu suchen. “Ich habe ihn gefunden. Er gehört mir und somit kann ich ihn nennen wie ich will. Jetzt rück ihn raus!” “Pass auf wie du mit mir sprichst, Junge!” “Du bist es doch, der sich seltsam verhält. Gib mir Danger ...” Wütend stellte sich der kleine Wolf bei dieser Forderung auf Severus Unterarm, stampfte auf und knurrte mit gebleckten Zähnen. “Er ist MEIN neues Haustier!”, forderte Draco beinahe fauchend. Gerade als er zu einer Erwiderung ansetzte, geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Draco machte eine fordernde Handbewegung und trat einen Schritt näher, das Jungtier bekam eine Bürste und zog die Lefzen zurück. Anscheinend war es so ganz und gar nicht von Draco begeistert. “Nein!”, gab Severus mit fester Stimme, und ebenso festen Blick, zurück. Mit einem wütendem Aufschrei sprang der sonst so beherrschte Schönling in seine Richtung, die Hände ausgestreckt. Vollkommen irritiert von diesem plötzlichen und ungewohnten Temperamentsausbruch seines Patenkindes, wich er weiter in den Raum zurück. Der zornige und doch entschlossene Ausdruck in dessen Augen, machte ihn stutzig Was war hier los? Selbst als Kleinkind hatte der Junge sich besser im Griff gehabt. Eine Lektion des Lebens, die Draco wohl schon mit der Muttermilch aufgenommen hatte, war schließlich das kontrollieren und unterdrücken der Emotionen in der Öffentlichkeit. Lucius legte da zusätzlich großen Wert drauf. Wie konnte es also sein, dass kein Anderer als Draco Malfoy die Beherrschung verlor und das nur wegen einem Tier? Der Moment, als der junge Malfoys mit deutlich drohenden Unterton in der Stimme sagte: “Gib ihn mir sofort, sonst …”, und seinen Zauberstab zog, war der Moment in dem das Chaos sein volles Ausmaß zeigte, und alles mehr oder weniger außer Kontrolle geriet. Das kleine Tier sprang mit einem erstaunlich tiefen Knurren von seinem Arm und stellte sich mit fletschenden Zähnen und stechendem Blick zwischen den Kerkermeister und den Prinzen von Slytherin. Das Nackenfell sträubte sich und wenn er nicht stocknüchtern gewesen wäre, hätte er das Folgende als Halluzination abgetan! Seichte Wellen wanderten über das Fell des Tieres. Wellen die nichts anderes waren als die freigesetzte Magie des Tieres. Das erschrockene Japsen seines Patenkindes sagte ihm ebenfalls, dass er sich dies hier nicht einbildete. Der Wolf wuchs mit jeder Magiewelle. Nicht viel, aber doch vermutete er dass der Wolf ihm nun bis zum Knie ging, anstatt nur bis zum Mitte des Unterschenkels. Nun war bewiesen, dieses Tier war eindeutig magisch und … nicht normal. Beinahe könnte man meinen, dieses Wesen verteidigte ihn. Nur warum, war die Frage. Lag es daran, dass er es geheilt hatte? War das alles ‘Dankbarkeit’? Besaß dieses Tier die Fähigkeit empathisch zu sein? Glaubte es wirklich ihn vor dem Jüngeren beschützen zu müssen? Egal was es war, er musste handeln. Das Gefühl dass Draco, wenn dieser nicht langsam den Zauberstab senkte und vor allem er selbst nicht langsam einschritt, ein Problem bekam, wurde immer mehr zur Gewissheit. “Danger, was soll der Mist. Hör auf und komm zu mir! Sofort!”, befahl in diesem Moment der blonde Schüler. Severus vernahm die Unsicherheit hinter den so barsch gesprochenen Worten. Das ungute Gefühl nahm zu, als er beobachtete wie der Wolf von einer weiteren Magiewelle geschüttelt wurde und plötzlich bis zur Mitte seines Oberschenkels reichte. Vorsichtig schlich er um den Wolf herum und ein kalter Schauer zog über seinen Rücken. Das vorhin noch so putzige und verschüchertt wirkende Wolfskind, strahlte pure Berechnung und eiserne Entschlossenheit aus. Für dieses Wesen war das hier in keinster Weise ein Spiel. Die Zähne blitzten gefährlich, der Blick war auf den Gegner fixiert und die Augen strahlten geradezu in einer Mischung aus Gold und Grün. Als sein Patenkind erneut zum Sprechen ansetzte, unterband er dieses mit einer raschen Handbewegung. “Draco, weder bewegst du dich, noch sagst du was. In Merlins Namen, nimm endlich deinen Zauberstab runter, du machst es nur noch schlimmer. So wie du zitterst, triffst du eh nicht!”, forderte er sein Patenkind streng auf, was dieser zögernd befolgte und einige Schritte zurück stolperte. Gut, immerhin schien der Schüler nun den Ernst der Situation zu begreifen. Auf jeden Fall wenn er den Gesichtsausdruck seines Schützling im Augenwinkel richtig deutete. Den Blick weiterhin auf das Tier gerichtet, stellte er sich in dessen Blickfeld. Verstohlen tastete er nach seinem Zauberstab. Warum war ihm die Idee nicht früher gekommen, dieses Wesen einfach zu schocken? Doch seine Suche blieb erfolglos und am liebsten hätte er sich in diesem Moment gegen die Stirn geschlagen. Sein geliebter Zauberstab lag noch auf dem Tisch bei den Kesseln. Nun dann musste er es so versuchen. “Hey, Kleiner”, sprach er das wütende Tier vorsichtig an. “Es ist alles gut, denn Draco ist keine Gefahr. Weder für dich, noch für mich.” Zur Verdeutlichung seiner Aussage legte er eine Hand auf Dracos Arm. Augenblicklich erklang wieder ein tiefes Knurren von Seiten des Wolfes. Eilig zog er seine Hand zurück und schritt vorsichtig auf das Wesen zu. Sein gesunder Menschenverstand sagte ihm zurück zu weichen. Abstand von den spitzen Zähnen zu nehmen. Doch irgendwas tief in ihm gab ihm die Gewissheit, dass dann wirklich alles außer Kontrolle geriet und er eigentlich keine Angst haben musste. Dass ihm nichts geschehen würde. Behutsam legte er eine Hand auf den stattlichen Kopf des schwarzen Wolfes. “Kleiner. Hör auf. Beruhig dich!” Noch einmal räusperte er sich krächzend, ehe er wieder zu dem wildgewordenen Wolf sprach. “Hey, Kleiner.” Was war die richtige Ansprache in diesem Moment? Monster traf es zwar besser, aber irgendetwas sagte ihm dass dieses Wort nicht gut ankommen würde. Nur minimal drehte der Wolf ihm den Kopf zu. “Ja, so ist gut. Guck mich an. So ist brav. Hör mir zu!” Nur langsam richtete der Blick sich von Draco auf ihn. Severus stockte und eine ganze Welle an Emotionen brach über ihn herein, als er den Blick sah. Da war Wut, Entschlossenheit, Kälte und doch … so viel Wärme und Vertrauen. Sanft kraulte er hinter dem plüschigen Ohr und tatsächlich, nach einer gefühlten Ewigkeit hörte das Zittern auf und die eben noch so gefährliche Bestie genoss mit wedelndem Schwanz die Berührung. “Verwandel dich zurück. Na los, so passt du nicht auf meinen Schoß”, meinte er schmunzelnd. Die große raue Zunge die schnell über seine andere Hand fuhr, ließ ihn kurz zusammenzucken, ehe der Wolf noch einmal beinahe belustigt bellte und die beiden Slytherin beobachten konnten wie das Wesen wieder auf die kleine, unschuldige Version schrumpfte. Erleichtert stieß er den Atem aus. Merlin, das war knapp gewesen! Er wusste nicht woher, aber er wusste dies einfach. “O … Onkel Sev, was in … Merlins Namen war das gerade?” Mit dem befreienden Gefühl als wäre eine ganze Wagenladung an Steinen von seinem Herz gefallen, nahm er seinen Fellbeschützer auf die Arme. Sofort kuschelte dieser sich ein und war inenrhalb weniger Mmente eingeschlafen. Anscheinend war die Magieanwendung sehr anstrengend gewesen. Kein Wunder wenn man bedachte, dass der Lehrer das Tier gerade erst geheilt hatte. “Wenn ich das wüsste. Draco, geh in deinen Schlafsaal und lass dir von einem Elfen etwas zu essen aufs Zimmer bringen. Du siehst schrecklich aus”, wies er nach einem Blick auf seinen Patensohn an. Natürlich wäre dieser kein wahrer Malfoy, wenn nicht innerhalb von Sekunden die Angst und Verwirrung verschwunden und einem spöttischen Ausdruck Platz gemacht hätte. “Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich nach dieser Geschichte einfach ins Bett gehe? Ich bin keine fünf mehr, Onkel! Ich will wissen was hier eben passiert ist und warum DAS da ...”, dabei deutete der junge Slytherin auf das schlafende Tier, “... eben so ausgerastet ist und sich verwandelt hat! Warum kann er das überhaupt? Was ist das für eine Art? Wo kommt er her?” Vorsichtig, um das Fellknäuel in seinen Armen nicht zu wecken, setzte der Lehrer sich und strich durch seine Haare. “Darauf kann ich dir auch noch keine Antwort geben. Alles was ich weiß, ist, dass es ein magisches Tierwesen ist und er sich anscheinend von dir provoziert gefühlt hat.” Das eigentlich er es gewesen war, der beschützt worden war - gegen seinen Willen -, ließ er einfach unerwähnt. “Er wird hier bleiben. Wie du gesehen hast vertraut er mir.” “Aber …”, brauste der Schüler auf, doch dem Schwarzhaarigen reichte es jetzt wirklich. “Draco, mach EINMAL was man dir sagt!” “Aber …” In dem Augenblick rauschte sein Kamin zu dem nur zwei Personen das Passwort hatten. Aus den grünen Flammen trat kein anderer als sein bester Freund, Lucius Malfoy. Galant klopfte sich dass Malfoy Oberhaupt die Asche vom Umhang und strich ihn glatt. “Merlin Draco, euch beiden hört man ja beinahe quer durch alle Kamine”, schnarrte der Blonde abschätzig und ließ seinen Blick schweifen. “Vater …” “Lucius.” Spöttisch zog der Malfoy eine Augenbraue hoch. “Da wir nun festgestellt haben, wer ich bin: Erklärt mir mal jemand was hier los ist? Draco, ich höre.” Sofort sah Severus wie der Malfoys-Sprössling nach den richtigen Worten suchte und unwohl mit dem Fuß scharte. “Also Vater … es ist so … also … ich habe”, stotterte der Schüler, doch eine harsche Handbewegung seines Vaters ließ ihn innehalten. “Es reicht. Severus, vielleicht bist du ja in der Lage mir in klaren Worten zu erklären, was hier vorgefallen ist?” Ebenfalls spöttisch verzog Angesprochener die Lippen. Lucius war schon immer ein Fall für sich. Jedoch musste etwas vorgefallen sein, wenn er hier ohne Ankündigung auftauchte. Eigentlich erklärte dies nur ein Vorfall mit dem dunklen Lord. “Sympathisch wie eh und je, Lucius”, spottete er und deutete in Richtung Treppe zu seiner Wohnung. “Lass uns nach oben gehen, dort redet es sich besser.” Doch bis die beiden Erwachsenen wirklich dazu kamen den Tag zu besprechen, hatte es noch verzweifelte Versuche seines Patenkindes gegeben, den Wolf mitzunehmen. Severus jedoch hatte darauf bestanden das schlafende Tier in seinen Räumen zu behalten. Nicht einmal Argumente die an die Vernunft des Juniors appellierten, hatten geholfen, sodass Malfoy Senior schließlich selbst eingegriffen hatte. Mit einem festen Griff in den Kragen des Sprösslings, hatte er Draco vor die Tür gesetzte und mit den Worten: “Richte dich her, so läuft kein Malfoy rum”, die Tür vor der Nase zugemacht. Wenn er ehrlich war, dann hatte ihn der empörte und fassungslose Blicks Dracos äußerst gut gefallen. “So mein Freund. Jetzt sag mir was es mit diesem Tier auf deinem Schoß auf sich hat. Hat es was damit zu tun, dass mein Sohn sich so aufführt?”, schnarrte der Ältere und legte die Fingerspitzen aneinander. Seufzend rollte der Tränkemeister mit den Augen. Ihm wurde auch wirklich nichts erspart. Vor allem, da Lucius wie er aus all den Jahren wusste, eigentlich ein wahres Klatschmaul war. Schnell zauberte er noch einen Elfenwein und zwei Gläser herbei, ehe er sich vorsichtig in den großen Sessel gleiten ließ, um das friedlich schlafende Tier ja nicht zu wecken. “Setz dich, dass Ganze ist komplizierter als es scheint. Zu dem will ich wissen was du hier willst, ich werde nämlich den Verdacht nicht los, dass es mit dem Lord und Potter zu tun hat.” Das Hochziehen einer Augenbraue seines Besuchs gab ihm eine gewisse Bestätigung und so begann er zu erzählen, was geschehen war. “Der Lord ist nicht er selbst. Es wurde immer schlimmer. Heute Mittag war ich bei ihm um die Fortschritte wegen der Ministeriumsübernahme mitzuteilen, da wurde er auf einmal stocksteif und im nächsten Moment lief er aufgeregt auf und ab. So habe ich ihn noch nie gesehen. Er schien vollkommen aufgebracht und gleichzeitig apathisch. Ich habe ihn mehrfach angesprochen, doch er hat nicht reagiert. Dafür konnte man merken wie seine Laune rapide abnahm und irgendwann hat er mit einem lauten “Verflucht!” die Hände in die Luft geworfen und ist aus dem Raum verschwunden. Wo er war weiß ich nicht, nur dass ich froh bin nicht ebenso wie Bella, Wurmschwanz und Rabastan den Cruciatus abbekommen zu haben, nur weil sie seinen Weg gekreuzt haben.” Gedanken versunken blickte Severus in die dunkelrote Flüssigkeit und schwenkte das Glas in der Hand, während er abwesend das Fellbündel auf seinen Beinen streichelte. Er wusste nicht woran er als erstes denken sollte. Welches der Probleme er als erstes bekämpfen sollte und vor allem wusste er nicht WIE. Wieder einmal war heute einer dieser Tage, an dem alles auf einmal kam. Zudem hatte er das Gefühl, dass dies alles erst der Anfang war. “Um die Mittagszeit wurde der Lord komisch, sagtest du?” Stumm nickte sein Freund ihm zu und erhob sich. In Severus Kopf verbanden sich alle losen Fäden und ergaben plötzlich einen Sinn. “POTTER!” Kapitel 13: ------------ Langsam erwachte Harry aus dem angenehmen, traumlosen Schlaf. Er hörte Stimmen, doch noch waren sie nur rauschende Hintergrundmelodie, dessen Inhalt er nicht verstand. Am liebstens würde er gar nicht aufwachen, denn so gut hatte er schon lange nicht geschlafen. Ja, er fühlte sich immer noch kaputt, aber selbst im Schlaf hatte dieses behagliche Gefühl nicht aufgehört. Das behagliche Gefühl, dass ihn jemand während des Schlafs beschützen würde, sodass ihm keiner seiner Alpträume etwas anhaben konnte.   Je wacher er wurde, desto mehr kristallisierte sich heraus, dass es zwei Stimmen waren die sprachen. Eine davon war eindeutig sein gehaßt-liebter Tränkeprofessor und tief einatmend sog er dessen typischen Geruch in sich auf. Verstohlen kuschelte er sich näher an die Wärmequelle. Wer wusste schon wie lange und ob er überhaupt jemals wieder in diesen Genuss kommen würde. Sollte der Professor jemals rausbekommen, WER es sich da in seinem Schoß gemütlich gemacht hatte, konnte er froh sein, wenn er nur obliviiert und stumm gehext werden würde. Noch einmal sog er den beruhigenden Duft ein und versuchte mit geschlossenen Augen die andere Stimme zuzuordnen. Am liebsten würde er jedoch weiterschlafen, denn sein Kopf dröhnte wieder unaufhaltsam und drückte selbst auf seine geschlossenen Augen. Die Erinnerung an die letzten Minuten - Stunden? -, waren verschwommen und das Letzte an dass er sich wirklich erinnerte war, dass er sich fürchterlich über diesen eingebildeten Slytherinprinz aufgeregt hatte. Als dieser dann auch noch wie ein Wahnsinniger nach vorne gestürmt war, war sein letzter Gedanke gewesen, Draco aufzuhalten und von Severus fernzuhalten.   Konzentriert lauschte er mit gespitzten Ohren, als er hörte wie der Professor und dessen Besucher über Voldemort sprachen. Ein leichtes Schmunzeln erschien auf seinen Lefzen, als er vernahm, dass Bellatrix und Wurmschwanz ihr ‘Fett weg gekriegt’ hatten. Gut, diesen Rabastan kannte er nicht, aber die anderen beiden hatten es durchaus verdient. Bellatrix hatte Nevilles Eltern in den Wahnsinn gefoltert und Wurmschwanz war dafür verantwortlich, dass Sirius sich verstecken musste. Von der verbrachten Zeit in Askaban mal ganz zu schweigen! Sollte Tom ruhig den Cruciatus-Fluch an den beiden auslassen. Interessant war es aber schon, dass Riddle anscheinend zeitgleich mit ihm ‘ausgetickt war’. Wahrscheinlich fand er es gar nicht lustig, was er von ihm über die Verbindung mitbekommen hatte und dann jetzt auch noch, dass Harry ihm nicht antwortete. So stark, wie seine Panik und Verzweiflung in der großen Halle gewesen war, musste der Andere diese ja unweigerlich mitbekommen. Tom benahm sich aber auch wirklich wie ein bockiges Kleinkind. Wenn es einmal nicht so lief wie er es gewohnt war, drehte er gleich durch. Darüber sollte er wohl mal dringend mit dem Älteren reden. Doch jetzt musste er erstmal zusehen dass er sich wieder zurück verwandelte oder bis zu dem Treffen mit Remus und Sirius durchhielt. Tief horchte er in sich hinein und erfühlte seine Magie, doch diese zog ruhig ihre Bahnen. Es wirkte nicht wir kurz vor oder nach der Verwandlung.   Das laute “POTTER!” ließ ihn zusammenzucken und die Augen aufreißen. Verdammt hatte Snape bemerkt wer da mit ihm kuschelte? Doch verdutzt bemerkte er, dass er nur auf das weiche Polster des Sessels abgesetzt wurde, während der Professor unruhig anfing hin und her zu laufen. Mit schief gelegtem Kopf beobachtete er den zu sich selbst redenen Mann einen Moment, ehe er den Blick schweifen ließ. Endlich war er in den Privaträumen seines Lehrers und dass im zurechnungsfähigen Zustand. Die Eindrücke strömten geradezu auf ihn ein, als er realisierte, dass die Wohnung gar nicht so schwarz wie gedacht war. Nein im Gegenteil, es dominierten eher Erdtöne und Grün. Das flackernde Licht des Kamins gab dem Ganzen eine recht harmonische und warme Note. Dieser Mann hatte doch immer wieder eine Überraschung parat.   “Severus, jetzt beruhig dich und erklär was du meinst!”, hörte Harry die irgendwie bekannte Stimme fordernd, als der Besitzer dieser hinter dem Sessel, auf dem er saß, hervor und an den Angesprochenen heran trat.   Erstaunt riss der Harry-Wolf die Augen auf. Erst Junior und nun auch noch Malfoy Senior. Die waren ja schlimmer als Fliegen. Seine Lefzen zuckten als eben jener Senior eine Hand auf die Schulter des Tränkemeisters legte und ihn damit in seinem hin und her rennen stoppte. Der Pottersproß wusste nicht warum, aber es passte ihm in keinster Weise, wenn jemand Anderes dem Professor zu Nahe kam, ihn berührte oder gar attackierte. So war es auch vorhin bei Draco gewesen. Nur unterschied sich das Gefühl dieses Mal etwas. In dem Sinne, dass er nicht - oder vielleicht noch nicht -  diese Wut verspürte.   “Lucius, begreifst du es denn immer noch nicht? Potter ist die Quelle allen Übels!”, rief Snape aus und warf die Hände in die Luft.   Ein Stich fuhr durch Harrys Brust. Diese Worte aus dem Mund seines Lehrers zu hören tat weh. Unglaublich weh. Er hatte es ja gewusst … er war halt nur ein Freak der allen nur Probleme machte. Leider musste er sich eingestehen, dass er sich wohl irgendwie Hoffnung gemacht hatte, dass der Schwarzhaarige insgeheim anders von ihm dachte. Ein leises Jaulen huschte über seine Lippen und er kauerte sich auf dem Sessel zusammen. Niemand brauchte ihn. Wenn er nicht gerade für einen Kampf gegen Voldemort gebraucht wurde, war er nur ein Dorn im Auge. Wie hatte sein Lehrer so schön gesagt? Er war die Quelle allen Übel. Flucht, das war sein instinktiver Wunsch. Noch einmal und noch mehr wollte und konnte er nicht ertragen zu hören. Wäre er doch nur erfroren oder hätte Voldemort doch nur einmal einen seiner Attacken gegen ihn richtig ausgeführt, schoss es ihm bitter durch den Kopf.   Frustriert richtete er sich auf und ignorierte die beiden Erwachsenen, die darüber diskutierten welche Verbindung ihr Lord und ‘der-Jung-der-lebt’ zueinander hatten. Leise sprang er hinab und steuerte blindlings in Richtung Eingangstür der Lehrerwohnung. Jedoch kam er nicht einmal vom Wohnbereich in den Eingangsflur, ergriffen ihn doch zwei große Hände und hoben ihn hoch. Verschreckt jaulte er auf und strampelte, doch die Person drückte ihn einfach an die Brust und kraulte hinter seinen Ohren.   “Na, wo willst du denn hin, Kleiner?”, drang die Stimme seines Professors sanft an ihn heran. “Hast du vielleicht Hunger?” Zielstrebig kehrte der Ältere mit ihm auf den Arm zurück in das Wohnzimmer und setzte ihn erst auf dem weichen Teppich vor dem Kamin ab. “Moment Kleiner, gleich gibts Essen.” Damit rief Snape laut nach Winky, die umgehend mit einem PLOPP erschien.   “Was kann Winky für Mister Snape tun?”, erkundigte sich die kleine Elfe mit einer Verbeugung. Fasziniert bemerkte Harry, dass die Hauselfe aus seiner momentanen Sichthöhe irgendwie niedlich aussah. Wie ein lebender, nackter, knautschig-faltiger Teddybär. Belustigt bellte er auf, was ihm sofort die Aufmerksamkeit von Menschen und Elfen einbrachte.   Mit immer größer werdenden Augen betrachtete ihn Winky und er hörte gerade so noch ihr gewispertes “Master Harry Potter, Sir …” Ein Hoch auf sein verbessertes Gehör, durch das er dies überhaupt erst verstanden hatte. Blieb nur zu hoffen, dass ein gewisser Erwachsener nicht wirklich das Gehör einer Fledermaus besaß.   “Nun Winky, bring mir Essen für meine Gäste. Vor allem für den Wolf, denn der ist bedeutend zu dünn!”   Verzweifelt hoffend, dass die Hauselfe nicht etwas verräterisches sagte, blickte er sie beinahe bettelnd an. Gespannt beobachtete er, wie die Elfe nach einigen Sekunden langsam nickte und sich zu dem Lehrer herum drehte. “Winky wird Essen bringen.” Damit drehte sich die Elfe wieder zu ihm zurück und zwinkerte ihm verschwörerisch zu. “Winky wird in der Küche bescheid geben, damit die anderen Bescheid wissen.” Damit ploppte es erneut und die Hauselfe war verschwunden.   Erleichtert atmete Harry aus. Nicht nur dass sie ihn nicht verraten hatte, nein. Sie würde auch Dobby Bescheid geben und der, wenn er denn daran dachte, auch Neville und Co. Manchmal war es wirklich praktisch, dass Hauselfen mehr mitbekamen als Menschen. Ein Hoch auf Elfen- und Koboldmagie, innerlich summend, tapste Harry gut gelaunt in Richtung Lucius Malfoy. Der arrogante Aristokrat hatte bisher nichts weiter gesagt, sondern einfach nur beobachtet. Jetzt wurde es mal Zeit diesem eingebildeten Kerl ein wenig davon zurück zu zahlen, wie er Dobby behandelt hatte. Übermütig lief Harry im Kreis um den Blonden herum und speicherte dessen Geruch ab. Die Familienähnlichkeit zu Draco war unverkennbar herauszuriechen, doch mit einem herberen Geruch vermischt. Wahrscheinlich Parfüm oder so.   “Äh, Severus. Was tut das Ding hier?”   “Ich weiß es nicht. Dein Sohn hat es ja, wie schon gesagt, heute angeschleppt. Ich rate dir nur keine hektischen Bewegungen zu machen und bloß nicht deinen Zauberstab zu ziehen. Dann garantiere ich für nichts!”   “Deine Erzählung war also nicht erlogen oder übertrieben, schließe ich daraus”, kam es nüchtern vom Oberhaupt der Malfoy Familie.   In seiner Übermut und um zu bekräftigen dass er vielleicht aussah wie ein Plüschtier, jedoch keins war, schnappte er sich den Gehstock des Politikers und versuchte diesen in seine Gewalt zu bringen. Ob der Schnösel wohl ohne Stock stehen konnte? Belustigt knurrte er und verstärkte seine Anstrengungen um das Stück Holz an sich zu bringen, doch der Erwachsene hielt eisern dagegen.   “Severus, kannst du dieses Vieh mal wegnehmen, der zerkratzt mir ja alles. Also wirklich, der gehört mit strenger Hand erzogen. Ein Maulkorb wäre auch nicht verkehrt”, polterte Malfoy Senior empört.   Ein synchrones Knurren von Harry und Severus erklang, was den Jüngeren automatisch von seinem ‘Spielzeug’ ablassen ließ und erstaunt zu dem Älteren blickte. Hatte sein Lehrer gerade geknurrt? Warum denn das? Leise fiepend trat der Wolfanimagus auf den Professor zu, blickte ihn mit großen Augen an und stellte sich auf die Hinterpfoten. Warum starrte der Meister der Zaubertränke denn nun seinen angeblichen besten Freund so finster an?   “Wag es ja nicht, noch einmal so über den Wolf zu reden. Es ist kein Vieh!” Mit dieses Worten hob sein Beschützer ihn hoch und setzte ihn auf seinen Arm, während er mit der Anderen sachte über Harrys Kopf strich.   “Du benimmst dich wirklich merkwürdig, Severus.” Skeptisch zog der Blondhaarige eine Augenbraue empor und setzte sich wieder in einen der Sessel. “Wirklich, im Moment scheinen alle bekloppt zu werden. Du, mein Sohn, der Lord, Potter, Dumbledore, das Ministerium.” Kopfschüttelnd nahm das Familienoberhaupt sein Glas in die Hand und schien die dunkle Flüssigkeit im Schein des flackernden Kamins zu betrachten. “Wo soll dies alles noch hinführen?”   Ein leises Knallen kündigte in diesem Moment das Wiedererscheinen der Hauselfe an. Doch zu Harrys Verwunderung war es nicht nur Winky, sondern auch Dobby, der aufgetaucht war. Ein breites Grinsen erschien auf dem Gesicht des Hauselfen, als er Harry in den Armen Snapes entdeckte. Oh Gott, wenn Dobby jetzt mit ‘Master’ anfing, dann dürfte den Erwachsenen sofort klar sein, wer der schwarze Wolf tatsächlich war. Eilig sprang er aus Snapes Arm und steuerte auf die Hauselfen zu. Während Winky das Essen für die Menschen bereit stellte, hielt Dobby in seinen Händen eine große Schüssel aus der es verlockend duftete. Der Speichel sammelte sich in Harrys Schnauze und aufgeregt bellte er den Elfen an. Essen! Leckeres Essen!   Mit einem kaum hörbaren: “Für Master Harry nur das Beste. Die Maus kommt mit besten Grüßen von ihren Freunden, die gerade in der Küche nach Ihnen suchten.”, stellte der treue Elf die Schüssel vor ihm ab. “Soll Dobby auch Mister Lupin und Black Bescheid geben?”, wollte der Hauself noch leise wissen, während Harry sich schon begierig über die leicht angebratene Portion Fleisch her machte. Gut, die Maus hätte nicht sein müssen und das würden die Anderen wiederkriegen, aber ansonsten war es wirklich lecker. Mit voller Schnauze nickte er leicht, und schluckte die Portion hinab. Schnell schnappte er sich das nächste Stück und kaute genüsslich darauf herum. Warum auch immer, aber das Essen schmeckte ihm deutlich besser als in seiner ‘menschlichen Form’.   “Soll Dobby ausrichten dass sie nicht kommen sollen?” Schnell schüttelte Harry den Kopf. “Dobby wird …”   “Was tust du da? Lass den Wolf in Ruhe und geh gefälligst arbeiten!” Mit einem panischen Quietschen apparierten die beiden Elfen und Harry widmete sich, ebenso wie die beiden Erwachsenen, zufrieden seinem Essen. Er war gesund, er hatte wunderbar geschlafen und jetzt auch noch dieses leckere Essen. Nicht zu vergessen die Kuscheleinheiten von dem Mann, der ihm diesen feuchten Traum beschert hatte. Konnte es noch besser kommen? Ja, stellte Harry fest, denn nachher würde er seinen Paten und Ehren-Paten sehen. Dies war definitiv nicht die Hölle, sondern der Himmel! Es lief gerade erstaunlich gut für ihn.   “Sag mal … war das gerade nicht mein ehemaliger Hauself, den der Potter-Bengel mir geklaut hat?”, vernahm Harry die skeptische Frage von Lucius Malfoy.   OH VERDAMMT!   “Jetzt wo du es sagst …” Die Skepsis war jetzt deutlich für Harry heraus zu hören, doch er tat als hätte er nichts gehört. So unbeteiligt wie möglich, kaute er Fleischstück um Fleischstück. Bloss jetzt nicht auffallen! Bleib ruhig Harry! Du bist nur ein armer kleiner Wolf, betete der Potter-Wolf immer wieder als Mantra.   “Naja, er arbeitet hier ja. Das andere war doch Crouch ehemalige Elfe, oder? Hatte da nicht auch Potter seine Finger im Spiel? Die erzählen sich wahrscheinlich Heldengeschichten und Potter wird von ihnen noch mehr verwöhnt als von allen anderen. Als hätte der Bengel das auch noch nötig.” Niemals hätte Harry gedacht, dass ihm Malfoys Senior einmal den Hintern retten würde. Diese Erklärung war einfach so gut und gar nicht so weit von der Wirklichkeit entfernt, dass Snape sie einfach schlucken musste. Konnte Harry jeden Falls nur hoffen. Das eingesetzte Schweigen kam ihm gerade zu drückend vor. Unbeteiligt leckte er sich über die Vorderbeine, während er deutlich den scharfen Blick seines Schwarms im Rücken spürte. Vielleicht war ja Angriff die beste Art der Verteidigung?   Im Geiste mit den Schultern zuckend erhob er sich und trabte geschmeidig zu Snape herüber. Mit großen Augen ließ er sich vor dessen Füßen auf den Hintern fallen und begann leise zu jammern. Er brauchte eh dringend die Hilfe des Anderen, denn erstens gelüstete es ihn jetzt danach gestreichelt zu werden und zweitens musste er wirklich dringend aufs Klo. Ok, das mit dem kuscheln konnte warten. Blase erleichtern stand eindeutig an erster Stelle. Unruhig begann er hin und herzuhüpfen, kniff die Beine zusammen und fiepte. Doch keiner Erwachsenen schien sein Anliegen zu verstehen. Schmunzelten sogar wegen seinem Verhalten. Ungehalten knurrte der Potter die beiden an. Gut, wer nicht hören wollte … noch ein letzter grimmiger Blick und er rannte in die Richtung in der er das Badezimmer vermutete. Als er die Tür wiedererkannte, hob er bockig das Bein und pinkelte einfach gegen die geschlossene Tür. Ha, er hatte in Severus Snapes Wohnung gepinkelt! Bellend lachend schabte er mit den Hinterpfoten, ehe er zur Salzsäure erstarrte. VERDAMMT! ER HATTE IN DIE WOHNUNG VON NIEMAND ANDEREM ALS DER FIESEN KERKERFLEDERMAUS GEPINKELT! Und jetzt? Kapitel 14: ------------ Panikartig hatte er sich instinktiv versteckt. Von seinem Platz aus lauschte er dem wütenden Gezeter Snapes und dem gehässigen Gelächter Malfoys. Interessant, ein Malfoy konnte also doch herzhaft lachen. “WO IST DIE KLEINE MISTKRÖTE?”, schrie sein Tränkemeister aufgebracht und Harry robbte mit angelegten Ohren noch weiter unter das Möbelstück, welches ihm Schutz bot. Dass er in seiner kopflosen Flucht geradewegs in Snapes Schlafzimmer und unter dessen Bett geraten war, verdrängte er einfach. Ein kleiner Kasten stoppte den Versuch komplett in der hintersten Ecke zu verschwinden und irritiert wendete er sich nach hinten. Doch das wenige Licht, welches in seinem Versteck herrschte, ließ ihn nicht erkennen was für ein Karton es war. Die Frage war jedoch, was Snape so wichtig war, dass er es einerseits versteckte und andererseits in der Nähe behielt. Voller brandheißer Neugierde vergaß er sein aktuelles Problem, drehte sich komplett herum und zerrte die Schachtel vorsichtig unter dem Bett hervor. Er musste einfach wissen, was sich darin verbarg. Leicht außer Atem saß er schließlich grübelnd vor dem Karton. Er war unscheinbar schwarz und hatte links und rechts kleine glänzende Griffe. Jedoch kein Schloss oder andere Sicherungen. Hatte Snape das Ding vielleicht mit Magie geschützt? Doch wie sollte er dies rausfinden? Schließlich stand es außer Frage, sich zu verwandeln und den Zauberstab zu benutzen. Prüfend beschnupperte er den Karton. Doch alles was er wahrnahm war ein Geruch nach Staub, welcher in der Nase kitzelte und ihn zum Niesen brachte. Anscheinend war die Schachtel ungefährlich und so überwand die Neugierde sein schlechtes Gewissen und er schob den Deckel behutsam mit der Nase herunter. Was er entdeckte, ließ ihn die Stirn krausziehen und doch kam ihm der ‘Sinn’ dieser Kiste schlagartig in den Kopf. Er entdeckte alles mögliche. Krimskrams, der auf den ersten Blick wie Schrott wirkte. Und doch war sich Harry sicher, dass dieser für seinen Tränkeprofessor einen ganz anderen Stellenwert besaß. Es war Snapes ‘Erinner-mich-Kiste’. Dessen Schatzkiste! Ein Besitz, der mit Geld nicht aufzuwiegen war! Der junge Wolf wusste wovon er sprach, hatte er doch ebenso eine Kiste. Lustigerweise genau wie Snape unter dem Bett versteckt, jedoch mit Tarnzauber durch Dobby belegt. Er wusste, es war absolut gegen jeden Anstand seine neugierige Nase hier rein zu stecken. Wenn jemand an seine Kiste gehen würde, so sollte derjenige schnell verschwinden. Leise winselnd versuchte er den Deckel irgendwie wieder auf die Schachtel zu bekommen, doch die fehlenden Hände machten dies zu einer beinahe unmöglichen Aufgabe. Verzweiflung stieg in ihm auf. Wenn Snape ihn erwischte, war er, nach der Sache an der Badezimmertür, nicht mehr in der Lage sich heute Abend mit Remus und Sirius zu treffen. Dann endete er als Trankzutat! Mit Hilfe von Pfoten und Schnauze schaffte er es schließlich irgendwie, den Deckel wieder halbwegs dahin zu bekommen wo er hin sollte - endlich! - und jetzt blieb nur noch diesen geraderücken und dann den Karton wieder dahin zu bugsieren, wo er herkam. Erleichtert tapste er um den Schatz herum, als ihm ein kräftiges, dunkles Rot ins Auge sprang. Augenblick überlagerte die jugendliche Neugierde wieder das Gewissen und er angelte den Zettel mit spitzen Zähnen heraus. Was er schließlich erblickte, ließ ihn laut “WAS?”, rufen. Vergessend dass er verwandelt war und daher nur ein Bellen erklang. Vor ihm lag nichts anderes als ein magisches Foto. Ein einzelnes magisches Foto von niemand anderem als seiner Mutter. Von Lily Potter! Was zum heiligen Hippogreif hatte ein Bild seiner Mutter in der Schatzkiste von SNAPE zu suchen? Es musste seinem Lehrer wirklich wichtig sein, ansonsten würde sie nicht in dieser Kiste liegen, die Frage war nur: WARUM? Seine Mum und Snape könnten sich in Hogwarts kennengelernt haben, aber seine Mutter war eine Gryff gewesen und Snape definitiv ein Slytherin. Was verband Snape und die tote Lily Potter? Weswegen … wieso … Fragen wirbelten wie wilde Schnatze in seinem Kopf, während die Gefühle wie eine wild gewordene Zentaurenherde wüteten. Plötzlich ergriff ihn eine große Hand im Nacken und riss den jungen Wolf unsanft in die Luft. Zappelnd, knurrend und fletschend machte Harry umgehend darauf aufmerksam, was er davon hielt. Nämlich gar nichts und der Schock war tief in seine Knochen gekrochen. “Jetzt hör schon auf, du Flubberwurmmade!” Das war doch wirklich nicht zum aushalten! Da hatte ihm dieses elendige Tier einfach in die Wohnung gepinkelt! Hatte er nicht vorhin noch gedacht, dass dieses Wesen einen gewissen Grad an Intelligenz besaß? Nun, das war wohl hiermit ad acta gelegt! Aber hat es nicht versucht seine Aufmerksamkeit zu erlangen und zudem direkt an die Badezimmertür das Geschäft verrichtet? Grimmig schob er diesen Gedanken zurück in die Tiefen seines Unterbewusstseins, ignorierte den lauthals lachenden Lucius und stapfte durch die Wohnung. Wo war dieses kleine Auslaufmodell? “Hör auf zu lachen! Such lieber mit”, fauchte er seinen besten Freund an und schubste diesen in Richtung des Privatlabors, während er sich selbst zum Schlafzimmer aufmachte. Dort angekommen blieb er wie angewurzelt stehen und versuchte zu begreifen, WAS er da vor sich sah. Da war dieses kleine Monster. Doch nicht nur, dass es seinen wertvollsten Besitz gefunden und hervor gekramt hatte, NEIN! Zu dem saß es auch noch leise wimmernd vor dem Bild von Lily! Seiner geliebten - und schmerzlich vermissten - Lily. Wütend stapfte er in den Raum hinein und ergriff den jungen Wolf mit festem Griff im Nacken, um ihn auf Augenhöhe zu halten. Anscheinend hatte er das Wesen erschreckt - oder es war einfach nur nicht begeistert von dieser Behandlung - denn es gebärdete sich wie ein tollwütiger Dachs. “Jetzt hör schon auf zu zappeln, du Flubberwurmmade”, fauchte er und schüttelte das Jungtier einmal energisch. Mit großen Augen blickte das Tier ihn still an - ein Ausdruck in diesen, den Severus nicht deuten konnte - und einzig die Lefzen zuckten noch. “Was glaubst du eigentlich, was du hier tust? Du hast hier weder was zu suchen, in meinem Schlafzimmer, noch hast du an meine Sachen zu gehen! Hast du nicht schon genug kaputt gemacht, du kleines Monster?” Noch einmal schüttelte er das Jungtier, welches versuchte den Kopf einzuziehen. Doch ehe er weiter dem angestauten Frust Luft machen konnte, unterbrach ihn Lucius. “Ich will ja diese traute Zweisamkeit nicht stören, aber ich werde nun gehen. Wenn ich noch länger fort bleibe, gibt es nur unangenehme Fragen. Zudem musst du zum Abendessen.” Damit drehte sich der Malfoy ohne weitere Worte herum und kurz danach hörte Severus das vertraute, leise Geräusch seines geheimen Kamins. Abendessen? War es wirklich schon so spät? Die Versuchung das Essen in der großen Halle einfach ausfallen zu lassen, war groß, aber er musste einfach sehen ob der Potterbengel endlich wieder aufgetaucht war und zudem hatte er keine Lust auf dumme Fragen durch die Kollegen. Und sollte der Junge tatsächlich wieder einmal NICHT auftauchen, so konnte sich dieser definitiv etwas bei der Okklumentikstunde anhören! Dieser dickköpfige, verwöhnte Bengel! Dieser … oooh, er würde den Jungen erst wieder entlassen, wenn er seine ganze schlechte Laune an dem Jüngeren ausgelassen hatte! “Der kann was erleben, das sag ich dir”, fluchte Severus eine ganze Zeit später. Nicht nur, dass dieses schwarzhaarige, menschliche Magengeschwür nicht beim Abendessen in der großen Halle aufgetaucht war. Nein! Zudem verspätete sich dieser Rotzlöffel erneut. Wie sollte er so denn, selbst als erfolgreicher Spion, dieses Kind im Auge behalten und vor Schäden bewahren? Wie sollte er so all die Forderungen erfüllen und vor allem, wie das Versprechen gegenüber Lily halten? Es war doch nicht möglich, dass er an einem fünfzehn Jahre altem Teenager scheiterte! Frustriert schnaubend massierte er sich die Schläfen und ließ sich neben dem kleinen Wolf, der friedlich auf der Couch zu schlummern schien, in die Polster sinken. “Ich sag es dir, Kleiner. Der Junge wird noch der Grund dafür sein, dass ich vorzeitig den Löffel abgebe!”, schnaubte der schlecht gelaunte Professor und kraulte das Tier gedankenverloren hinter den Ohren. “Vielleicht … hey was hälst du von der Idee, ihn hier in meiner Wohnung einzusperren?” Der Wolf hob den Kopf und neigte ihn zur Seite, als wolle er ihn fragen, ob es ihm auch gut ginge. “Hey, guck nicht so, dass ist mein Ernst. Erstens kann er wohl kaum mehr Chaos hier anrichten als DU und zudem …” Gedankenverloren blickte er in das magische Kaminfeuer und drehte das herbeigezauberte Glas Elfenwein in der Hand. Der Junge würde nicht auftauchen, da konnte er sich ruhig einen Schluck genehmigen. “Warum auch immer ich dir das erzähle, aber du musst wissen, dass ich mir Sorgen um den Bengel mache. Ob nun für meine Gesundheit oder seine, sei nun dahingestellt, aber ich habe jemanden versprochen, auf den Jungen aufzupassen. Eigentlich nicht nur einer Person. Von allen Seiten heißt es “Severus, guck. Severus, mach. Severus, pass auf.” Fiepend drückte sich das Wolfsjunge gegen ihn, als wolle es ihn aufmuntern. “Du bist wirklich ein seltsames Kerlchen … weißt du das? Man könnte meinen du verstehst, was ich hier erzähle …” Musternd beobachtete er das Tier während dieser Worte, doch alles was dieses tat, war ihm plötzlich auf den Schoß zu springen und es sich dort bequem zu machen. “Weißt du, es ist nicht mal so, dass ich den Jungen hasse. Er muss es nur glauben, denn das ist definitiv besser, denn ich tanze einfach auf zu vielen Hochzeiten. Dazu zieht Harry einfach immer wieder den Ärger an, wie Licht die Motte. Weasley und Granger waren da wirklich keine Hilfe.” Ein grimmiger Zug legte sich auf Severus Lippen, denn das war in seinen Augen glasklar. Der Weasley war von Anfang an neidisch und wollte ein Stück vom Kuchen abhaben. Granger konnte an Harrys Seite hervorragend mit ihrem Wissen prahlen. Je gefährlicher die Situation und je mehr ihr Wissen geholfen hatte, desto mehr ‘Ruhm’ bekam die junge Frau. Sie mochte extrem nervig sein, aber als beste Freundin des jungen Helden, konnte sie schließlich nicht so schlimm sein. Dies war die mehr oder weniger geheime Meinung vieler Schüler Hogwarts. Da waren die drei ‘neuen’ Freunde doch um einiges besser. Auf jeden Fall für Harry. Ob dies auch für ihn und Hogwarts galt, würde die Zeit wohl zeigen. Ein feuchtes Stupsen holte den Lehrer aus den Gedanken. Mit einem kleinen Grinsen strich er durch das weiche schwarze Fell. Gegen seinen Willen bildete sich ein leichtes Lächeln, als er in die grünen Wolfsaugen blickte. Wirklich, dieses Tier war nicht normal! Wenn ihn auch nur einer seiner Schüler so sehen würde, wäre sein Ruf für alle Ewigkeit ruiniert. Dabei genoss er es die schleimige, böse Kerkerfledermaus zu sein. Es hatte einfach einige Vorteile, wie Ruhe im Unterricht oder Platz um einen herum. Er wurde nicht während des Essens von einem Schüler genervt wegen Kleinigkeiten, so wie beispielsweise Minerva. Seine Slytherin gehorchten und wussten, welche Konsequenzen auf ein Fehlverhalten, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, folgen konnten. Zudem hatte er als ultimative Drohung immer noch den dunklen Lord in der Hinterhand. Das ironische an der Sache war, das gerade den Todesserkindern öfter in Erinnerung gerufen werden musste, wer in Malfoy Manor residierte. Der Trend ging unter diesen nämlich zum ‘Nicht-Todesser-Dasein’. Er leerte sein Glas mit einem Zug und rief nach Winky, die augenblicklich mit einem leisen PLOPP, erschien. “Was kann Winky für Mister Snape tun?” Mit einem Schlenker seines Zauberstabs ließ er eine Nachricht für den Potterspross auf einem Pergament erscheinen und überreichte sie der Hauselfe. Die Mitteilung war so einfach gehalten, dass selbst dieser Junge sie verstehen musste. Sagte sie doch nicht mehr, als dass Snape eine Entschuldigung und vor allem eine Erklärung erwartete für das Nichterscheinen! “Bring das in Harry Potters Schlafzimmer im Gryffindorturm! Irgendwann muss der Bengel ja mal schlafen und dann wird ihm diese Nachricht wohl auffallen.” Damit erhob sich Snape und ließ das Glas in die kleine Küchennische schweben, während sein tierischer Begleiter wieder in einen gesegneten Schlaf abgedriftet war. Die Uhr schlug dreiundzwanzig Uhr, als Severus gerade das Schlafzimmer betrat und zeitgleich ein PLOPP aus dem Wohnbereich ertönte. Irritiert schritt er zurück und entdeckte Winky sowie eine weitere, in Mitleidenschaft gezogen wirkende, Hauselfe. “Was ist hier los?”, verlangte er harsch zu erfahren, was umgehendes, nicht hilfreiches Geplapper der magischen Wesen mit sich brachte. “Mister Snape müssen schnell kommen …” “... Peeves hat …” “... das Tränkelabor …”, plapperten die beiden Elfen wild durcheinander und fuchtelten mit ihren runzligen Händen in der Luft herum. “RUHE!”, brüllte der Tränkeprofessor und kniff sich genervt in die Nasenwurzel. Die Wörter ‘Peeves’ und ‘Tränkelabor’, waren mit die letzten, die er in einem Satz hören wollte! “Egal was, zeigt mir was dieser verfluchte Geist schon wieder anstellt!” Und damit eilte er mit wehendem Umhang hinter den Hauselfen her. Es hieß jetzt diesen Poltergeist davon abzuhalten, unabsichtlich die gesamte Schule in die Luft zu jagen. Kapitel 15: ------------ Kaum dass Snape durch die Tür war, rollte Harry bellend lachend vom Sofa. Seine Freunde waren wirklich einfallsreich bei seiner Befreiung! Denn das war eindeutig die Handschrift der Weasley-Zwillinge. Was sie dem Geist wohl angeboten hatten, dass dieser mitspielte? Ging doch im Schloss das Gerücht um, dass Peeves sich vom Labor, nach einer Auseinandersetzung mit Snape, fern hielt. Ooooh ja, er freute sich jetzt schon alles zu erfahren und gluckste. Er hatte doch wirklich tolle Freunde! Und dieses Zugeständnis Snapes gegenüber dem Potter, toppte das ganze hier wirklich! Zählte das schon als Wunder?   Kurz hatte der Potter tatsächlich Mitleid mit seinem Professor, doch andererseit musste er ja irgendwie aus dessen Privaträumen gelangen. Ohne Tricks ging das nunmal nicht und seine Verabredung wartete auch nicht ewig. Zudem wollte er so langsam wirklich den eigenen Körper wieder haben, egal wie angenehm die Streicheleinheiten durch den gehasst-liebten Tränkemeister auch waren! Ein letztes Mal warf er einen Blick auf den gemütlichen Wohnraum und versuchte sich alles einzuprägen, dann straffte er sich und rannte aus der Wohnung raus. Während er über die dunklen Flure galoppierte, mit einem Ohr darauf lauschend, ob irgendwo Stimmen zu hören waren, konnte er immer noch nicht glauben wie gut es letztendlich alles geklappt hatte. Allem voran seine ‘Flucht’. Wer wohl alles an diesem Plan - Snape aus den Privaträumen zu holen und die Tür aufzulassen - beteiligt war?   So schnell es ging, hechtete er die Treppe vom Keller in die Eingangshalle empor. Waren das eigentlich schon immer so große Stufen gewesen? Dieser Gedanke kam ihm, als er schnaufend auf der Hälfte der Treppe innehalten musste. Seine geringe Körpergröße und dazu auch noch der noch etwas angeschlagene Gesundheitszustand, waren gerade wirklich das größtes Handicap. Doch Harry wusste, er musste sich schnell etwas einfallen lassen, denn sonst würde ihn Snape oder sonst jemand entdecken. Größe. Größer sein und längere Beine waren seine stärksten Wünsche im Moment.   Als hätte seine Magie den Hilferuf erhört, spürte der Animagus ihr Erwachen und wie sie in sanften, warmen Wellen, durch seinen Körper glitt. Ehe er wirklich wusste wie ihm geschah, merkte er, wie er wuchs und blieb stocksteif stehen. Langsam aber sicher streckten sich die Beine, was irgendwie zwickte. Doch genauso plötzlich wie es begonnen hatte, verebbte dieser Magiefluß auch schon wieder. Benommen schüttelte sich der Harry-Wolf, denn dieses magisch bedingte Wachstum war irgendwie komisch. Es tat nicht weh, aber war auch nicht komplett schmerzfrei. Sein Körper fühlte sich schwerer, aber auch kräftiger an. Alles in allem einfach komisch und doch war er sehr dankbar darüber, denn so schaffte er es problemlos die Treppen heraufzukommen. Wenn Zeit war, musste er dem unbedingt auf den Grund gehen!   Jetzt musste er nur noch die Eingangshalle und den vom Schloss einsehbaren Außenbereich überqueren. Mit anderen Worten: Er musste sich beeilen. Noch einmal atmete er im Schatten einer Vase tief durch, ehe er mit neuem Mut die Beine in die Hand nahm und rannte, als wenn Tom persönlich hinter ihm her wäre. Schnell huschte er durch die spaltbreit offene Eingangstür - das hatten die Anderen doch bestimmt eingefädelt - und legte noch einmal an Geschwindigkeit zu, kaum dass er die Stufen herunter gesprungen war. Was er nicht bemerkte, war ein junges blondes Mädchen, welches mit einer bunten Brille in der Nähe des Eingang stand. Ein Mädchen, welches leise kichernd und hüpfend ins Schloss zurückkehrte.     Wie weit die Heulende Hütte eigentlich wirklich vom Schloss entfernt war, bemerkte der Wolfanimagus erst jetzt so richtig, wo er keinen Geheimgang nutzte. Gerade schlitterte er über den feuchten Boden um einen Busch herum, als ihn die Gerüche trafen.      Instinktiv bremste er scharf ab und suchte die Umgebung ab. Er kannte diesen Geruch, das waren Sirius und Remus und doch … doch wirkten sie fremd. Gerade Remus Geruch ließ seine Instinkte verrückt spielen. Er roch nach Gefahr, nach Wolf … nach Rivale. Unbewusst knurrte Harry, als er im Schatten der Bäume langsam auf die Hütte zu ging. In dem Moment traten seine herbeorderten Paten vor die Hütte und blickten sich suchend um.   “Wo bleibt er nur, Remus? Meinst du er hat uns nur veräppelt?”, hörte er Sirius fragen, was Harry zum empörten schnauben brachte. Kannte ihn sein Pate wirklich so schlecht? “Du hast doch Dobby gehört. Er ist auf dem Weg. Ich hoffe nur er beeilt sich, lange bleibt der Mond nicht mehr hinter den Wolken und selbst mit Snapes Trank will ich mich nicht außerhalb der Hütte verwandeln. Es ist einfach zu gefährlich! Vor allem bin ich heute so … unruhig.” Nun verstand Harry auch, warum Remus Geruch ihn so reagieren ließ. Es war Moony, der heute unruhig darauf wartete, dass der Vollmond voll und frei am Himmel stand. Der Werwolf der kurz vor dem Ausbruch stand. Aber warum merkte Harry in dieser Form wie weit Moony an der Oberfläche lag? Noch einmal atmete der Schüler tief durch, ehe er aus dem Schatten heraus trat und mit einem Bellen auf sich aufmerksam machte.   “Oh, sieh mal Remus, ein Wolf! Was macht der denn hier, das ist ja …”   “... Harry!” hörte er Angesprochenen noch gerade sagen, ehe der Mond die Wolken besiegte und direkt auf den Lupin traf. Stöhnend ließ dieser sich auf alle Viere fallen, die bernsteinfarben funkelnden Augen direkt auf Harry gerichtet.   “Was … Harry?”, kam es irritiert von Sirius, der zu perplex schien um die Gefahr zu begreifen in der er  akut schwebte.   Selbst unter dem Banntrank blieb ein Werwolf ein Werwolf und damit eine Gefahr für den nicht in der Animagusform befindlichen Black. Energisch bellend kam der Harry-Wolf näher in Richtung seines Paten, während er immer wieder zwischen diesem und dem Werwolf hin und her blickte. Das Geräusch der brechenden Knochen Remus, genauso wie dessen schmerzvolles Stöhnen, dröhnte in seinen Ohren wieder. In dem Moment, in dem Moony ein Heulen ausstieß, schien auch endlich der Letzte der Runde begriffen zu haben und morphte mit einem unflätigen “Fuck” in seine Animagusform.   So standen sich die drei Verwandelten gegenüber. Die Spannung war für Harry beinahe mit den Händen, äh Pfoten, zu greifen. Sirius blickte ihn neugierig an. Doch der Stolz war unverkennbar aus den Augen zu lesen. Mit schief gelegtem Kopf trat sein Pate langsam näher und überragte Harry um einige Köpfe. Doch so wenig wie als Mensch, so hatte er in seiner Animagusform Angst vor dem Grimm. Glücklich darüber bellend, seinen so lange nicht gesehenen Paten endlich wieder bei sich zu haben, sprang er um diesen rum. Augenblick ging der große Hund auf das Spiel ein und so tollten die beiden Animagi umeinander herum.   “Siri, hörst du mich?”, rief er immer wieder gedanklich. In Salazarsbuch hatte er gelesen dass manche Menschen in ihrer Animagusform miteinander kommunizieren konnten. Doch alles was zurück bekam, waren freudiges bellen und jaulen. “Siri?”, versuchte er es ein wenig enttäuscht nochmal.   “Er kann dich nicht hören. Er ist nicht auf dich eingestellt und ich kommuniziere seit Jahren nicht mit ihm”, erklang es da plötzlich hinter ihm und zugleich in seinem Kopf. Verdammt, er hatte Moony ja ganz vergessen in seiner Freude. Abrupt wirbelte Harry herum, sodass er zwischen seinen Paten stand. Das Nackenfell gesträubt. Ein leises Knurren entwich seinen zuckenden Lefzen, als er den Werwolf ansah. Er wollte Remus nicht anknurren, aber es passierte einfach.   “Und du schon?”, fragte er nochmal gedanklich nach, was ihm ein knappes Nicken als Antwort brachte. “Warum? Wie genau funktioniert das?”   “Es klappt einfach bei uns, mehr kann ich dir auch nicht sagen. Ich habe zwar eine Vermutung … seit wann kannst du dich verwandeln? Niemals zuvor, hast du so gerochen, Welpe.”   “Seit dem ich euch geschrieben habe.”   “Und dann wolltest du uns sehen … an Vollmond? Bist du wirklich dümmer, als ich gedacht habe?”   “Dumm?”, fragend legte Harry den Kopf schief.   “Glaubst du, du Zwerg hast auch nur eine Chance gegen mich? Er da …”, dabei nickte der Werwolf in Richtung Sirius, der immer noch hinter Harry stand, “... hat mir wenigstens körperlich etwas entgegen zu setzen. Außerdem … besitzt er, trotz allem, gewisse Privilegien. Du hingegen, bist nur ein Welpe. Schwach … klein ...”   “Ach ja?”, knurrte Harry wütend und begann sich um Moony herum zu bewegen. Doch dieser bewegte sich daraufhin ebenfalls.   “Ja!” Grollend umkreisten sich die beiden Wölfe. Weder der Lupin, noch der Potter achteten auf Sirius, der unbehaglich winselte. “Du riechst anders, Kleiner. Noch immer nach dem bekannten Menschen und doch …” Wieder knurrte der Werwolf, was Harry umgehend konterte.   Er fühlte, dass Moony ihn provozierte und er wollte dem eigentlich nicht nachgeben. Naja, allerdings nur eigentlich, denn so langsam rief alles in ihm danach, den Werwolf in seine Schranken zu verweisen! Von wegen, er war nur klein und schwach!   “Gegen ein erfahrenen Alpha wie mich, kommst du nicht an!”, meinte der Werwolf und streckte stolz die Brust raus, während er in Richtung Harry schnappte.   “Ach … meinst du, alter Wolf? Du bist doch nichts weiter als ein Wolf im Drogenrausch.” Seine Worte hatten die erwünschte Wirkung, denn der verwandelte Lupin blieb stehen und stellte sich mit fletschenden Zähnen und aufgestelltem Nackenhaaren in Angriffsposition.   In dem Moment wollte Sirius zwischen sie treten, doch Harry bellte ihn scharf an, wodurch dieser perplex stehen blieb. “Lass es uns klären, Moony”, forderte der verwandelte Potter selbstbewusst und begab sich ebenfalls bedrohend fletschend in Angriffsposition. Die Rute hoch erhoben und die Ohren aufgerichtet. Wartete auf den perfekten Moment. Der eigene Herzschlag dröhnte genau so laut im Kopf, wie seine Atmung. Als er schließlich sah, wie kurz Verunsicherung in den Augen seines Gegners aufflammte, sprang er blitzartig nach vorne.   Bellen und Knurren erfüllte die Luft. Geifer tropfte. Zähne schlugen aufeinander und vergruben sich in braunem und schwarzen Fell. Blut floss in kleinen Bächen stetig gen Boden. Doch es störte die beiden Kontrahenten nicht. Viel zu fixiert waren die beiden dominanten Wesen darauf bedacht zu siegen.      Wie lange das hier schon ging? Harry wusste es nicht und es war ihm egal. Naja, relativ egal, denn er spürte wie seine Muskeln langsam müde wurden. Keuchend sprang er auf Abstand um Luft zu holen und eine Schwachstelle Moonys auszumachen. Er musste es endlich zu Ende bringen! Die leise Stimme der Vernunft es einfach sein zu lassen, schob Harry beiseite. Er wollte sich nichts mehr von irgendwem sagen lassen! War es Trotz? War es sein wölfischer Instinkt? Egal!   “Na, Kleiner, bist du müde?”, höhnte der Werwolf in seinem Kopf. “Wenn du dich jetzt ergibst, will ich Gnade walten lassen und dich nicht zum Omega machen! Verlockend, nicht wahr?”   Doch Harry antwortete nicht. War er doch dabei zu beobachten und seine Magie zu konzentrieren. Er sah das schwache Zittern von Moonys linken Bein. Dort hatte er vor wenigen Minuten seine Zähne auf Höhe der Schulter vergraben. Ein siegesgewisses, wölfisches Grinsen erschien auf seinen Lefzen. Wozu hatte der Hut ihn damals am liebsten nach Slytherin geschickt? Nun, dann würde er jetzt mal seine Schlangenseite zeigen. Beweisen dass er mehr drauf hatte und nicht zu unterschätzen war.   “Achtung!”, warnte er seinen Gegner noch, ehe er die konzentrierte Magie wirken ließ und einen weiteren Wachstumsschub erlebte. Dieses Wachsen - Schrumpfen Ding hatte wirklich Vorteile. Noch ehe dieser beendet war, sprang er knurrend nach vorne und rammte den perplexen Werwolf frontal.   Es war als wenn alle Luft aus seinen Lungen gedrückt wurde, doch Harry ignorierte es. Endlich lag Moony unter ihm, die Kehle entblößt. Nur Zentimeter davon entfernt schwebten Harrys scharfe, Blut und Speichel tropfenden Zähne. Als der Werwolf versuchte sich zu bewegen, schnappte sich der verwandelte Potter das Fell und schüttelte den Älteren mahnend.   Es schienen Stunden zu vergehen, in denen bernsteinfarbene auf grüne Augen trafen. Doch dann schloss der Werwolf die Augen und sämtliche Gegenwehr erstarb. Augenblick ließ der Potter von dem Anderen ab, trat zurück und stieß ein lautes Heulen aus. Ein Heulen, in dem die Stärke und Macht des neuen Alpha beinahe spürbar war. Nur wenige Augenblicke später setzte Moony instinktiv in das Geheul ein. Selbst Sirius stimmte zögerlich mit ein. Das neue Rudel war geboren. Ein Rudel, welches er niemals hatte haben wollen und doch … doch würde er es niemals aufgeben! Welch abstruse Gedanken hatte er hier eigentlich? Rudel, Alpha? Er wollte sich doch nur mit den beiden treffen und entspannen. Doch jetzt … jetzt war es so und irgendwie fühlte es sich, richtig an. Auch wenn es niemand verstand.   Wann hatte er sich zu einem Alpha entwickelt? Er, der Freak. Der Junge, der vollkommen unerfahren mit elf in die Zaubergemeinschaft eingetreten war. Er, der niemals gelernt hatte was Familie oder Eltern wirklich waren. Erlebt bei den Weasleys, die ihn wie einen Sohn behandelten, aber nie mit eigenen Eltern gelebt hatte. Wenigstens war er es gewohnt, Verantwortung für sich und andere zu tragen.   Eine Zunge die über seine Lefzen leckte, holte ihn aus den trüben Gedanken. Verwirrt blickte er zur Seite und traf auf bernsteinfarbene Augen, die ihn stolz anblickten.   “Glückwunsch, Kleiner. Ich wusste du würdest es Moony zeigen. Ich hab ihn gewarnt”, hörte er Remus schmunzelnd in seinen Gedanken. “Ich musste ihn testen. Vom Welpen zum Alpha …”   Doch ehe Harry fragen konnte, warum er nun beide hören konnte und vor allem was sie meinten, ließ ihn ein ungehaltenes, wütendes Bellen zusammenzucken. Oh verdammt, Sirius! Den hatte er ja ganz vergessen! So wie der Black mit dem Pfoten scharrte und immer wieder bellend zwischen den beiden Wölfen hin und her blickte mit finsteren Blick, schien er alles andere als begeistert. UPS!   Kapitel 16: ------------ “Sagt mal, seid ihr beiden jetzt vollkommen bescheuert und vom Niffler gebissen? Was soll der Scheiß?” So hatte Sirius seine Schimpftirade begonnen, kaum dass er sich gemorpht hatte. Er hatte einfach drauf gepfiffen, dass Remus immer noch Wolfspelz trug, genauso wie Harry. Dafür war er schlicht und einfach viel zu wütend.   “Da freut man sich, Harry endlich wieder zu sehen und mal vor die Tür zu kommen und dann … dann stehst du hier auf einmal als Plüschkugel.” Dabei starrte er den Potter an. Warum war Harry plötzlich im Wolfsgewand? War sein Kleiner irgendwann von einem Werwolf gebissen worden? Kurz keimte Sorge um sein geliebtes Patenkind auf, doch wollte er die beiden nicht so einfach davonkommen lassen!   “Und dann … dann geht ihr beiden aufeinander los, als gäbs kein Morgen! Seid ihr eigentlich irre? Wisst ihr was da hätte passieren können? Merlin, hättet ihr nicht einfach Wettpinkeln machen können?”   Verzweifelt fuhr er sich durch die Haare und begann wieder auf und ab zu laufen. Der Black war aufgebracht und verwirrt. Die Tatsache, dass Remus - Moony - tatsächlich von Harry besiegt worden war, verstärkte die Verwirrung nur noch. Wirklich mal ganz unbeachtet dessen, dass sein Patenkind anders wirkte und WAR. VERDAMMT DER JUNGE WAR EIN WOLF! Es kam ihm beinahe vor … ja, als wäre ein Schleier von dem Jugendlichen abgefallen. Als hätte all die Jahre das wahre Ich des Teenagers verborgen. Konnte es sein … konnte es sein, dass James damals nicht nur unter Alkohol rumgesponnen hatte? Was wenn ...   Eine feuchte Nase an seiner Hand ließ ihn hinab blicken. Da saß sein Patenkind, jetzt wieder in der Größe eines Welpen und blickte ihn mit großen Augen an. Die Ohren zurück gelegt. Leise wimmernd legte der Harry-Wolf den Kopf schief und Sirius konnte nicht anders, er begann zu grinsen. Er mochte wirklich nichts verstehen gerade, aber der Kleine sah einfach zu niedlich aus. Schmunzelnd kniete er sich nieder.   “Ich will später eine Erklärung, dass ist dir bewusst, oder? Das alles verwirrt mich wirklich.” Ein Nicken des neuen Alpha folgte und der Black strubbelte dem kleinen Wolf über den Kopf. “Na dann, lass uns Spaß haben!”   Zufrieden und erschöpft lag Harry zwischen seinen Paten. Den Personen, die ihm am meisten am Herzen lagen. Egal was sie für Macken hatten und egal ob Sirius immer wieder James Potter in ihm suchte, die beiden waren seine Konstante. Er musste nicht ihr neuer Alpha sein um zu wissen, dass die beiden alles für ihn tun würden. Vielleicht sollte er ihnen von seinem Umbridge Problem erzählen? Nein, das war allein SEIN Kampf! Der Schnepfe würde er es zeigen. Diesen Triumph würde er ihr nicht gönnen, in dem er wie ein kleines Kind zu einem Erwachsenem rannte. Punkt. Aus. Fertig! Mal ganz davon ab, dass die beiden ihm nicht wirklich helfen konnten. Was sollten sie schon machen? Bei Dumbledore Alarm schlagen? Oder im Ministerium? Als Werwolf und gesuchter Mörder waren die Erfolgschancen gering und die Gefahren zu groß. Nein, besser er behielt es für sich und verhinderte so irgendwelche kopflosen Hauruck Aktionen.   “Was ist los, Harry?”, kam es müde von Remus, der vor ihm lag, während er selbst sich an Sirius Flanke ankuschelte. Ein Glück hatte Sirius ihnen nicht nur Schmerztränke verabreicht - die er immer für Remus dabei hatte an Vollmond - sondern auch noch einige Medisprüche auf die beiden Wölfe angewandt. Doch die Müdigkeit in seinen Knochen und vor allem der Muskelkater den er garantiert bekam, ließen sich dadurch nicht vertreiben oder verhindern. Er fühlte sich so schwach wie schon lange nicht mehr. Hoffentlich wurde das besser, je öfter er seine Wolfsgestalt annahm und dabei Magie einsetzte. Ansonsten wäre es ein unkalkulierbares Risiko.   “Nichts …”, nuschelte er mit geschlossenen Augen.   “Menschen”, grollte Moony, was von einem erbosten “Hey, klappe Wolf!”, seitens Remus kommentiert wurde.   “Harry … sag schon. Du weißt du kannst mir alles sagen”, versuchte Remus erneut eine Antwort zu bekommen.   “Du hast vorhin was von einer Vermutung erwähnt, was meintest du da? Und warum kann ich nun euch beiden hören?”, lenkte Harry ab. Doch er hatte die Rechnung ohne den älteren Wolf gemacht.   “Du bist vollkommen fertig und nicht mehr aufnahmefähig. Kein Wunder, so niedrig wie deine Magie im Moment ist. Du solltest dich vielleicht verwandeln, Alpha.” Es klang in Harrys Ohren eher wie ein Befehl, als ein gut gemeinter Hinweis und nur mit Mühe konnte er ein mahnendes Knurren verkneifen.   “Die Aufgabe der Rudelmitglieder ist es, für das Wohl des Alphas zu sorgen und das tue ich”, meinte Moony trocken, der natürlich das unterdrückte Knurren bemerkt hatte.   “Du hast dich ja auch nicht zurückgehalten!”, fauchte Remus dazwischen. Doch Moony fuhr einfach fort.   “Das ist normal, du bist noch nicht lange erwacht und hast eine Menge Magie verschwendet. Kein Wunder, wenn Wesen und Mensch sich nicht akzeptieren und nicht synchron sind.”   Einen Moment herrschte Schweigen, ehe Harry begriff was der Wolf da gesagt hatte und bellend lachte. Der Junge steigerte sich geradezu in einen Lachflash herein und kugelte über den Boden. Erst nach mehreren Minuten schaffte er es sich ein wenig zu beruhigen und lag japsend zwischen seinen verwirrt blickenden Rudelmitgliedern.   “Es … es … weißt du was du da gerade gesagt hast? Das sagt wohl der Richtige … wo ihr beiden, Moony und Remus, euch ja so unglaublich einig seid und so supidupi gut miteinander auskommt, nicht wahr?” Spöttisch blickte er den älteren Wolf an.   Das hatte gesessen. Aber vielleicht brachte es ja etwas. In Harrys Augen hatte der Wermensch es nämlich bitter nötig und verdient, endlich mit sich ins Reine zu kommen. Es wurde Zeit, dass Remus und Moony an einem Strang zogen und sich nicht als “das Schlechte” sahen. Moony hatte ihm schon immer ein wenig leid getan. Von Anfang war der Werwolf von Remus verflucht und unterdrückt, ja sogar verleugnet worden. Ja, es war eine Schweinerei von Fenrir gewesen, ein Kind zu beißen und damit diesen Fluch aufzuerlegen, aber warum hatte Remus daraus nicht versucht das Beste zu machen? Warum hatte der Lupin sich selbst zum Außenseiter und Einzelgänger gemacht? Er selbst schaffte es doch sogar mit dem Mann, der sein Todfeind war, irgendwie klar zu kommen. Wenn die Möglichkeit bestand, würde er sich sogar mit diesem treffen und persönlich reden. Auf die eine oder andere Weise, würde es dann eine Veränderung geben. Wieder einmal fragte er sich, ob er einfach mutiger war oder mehr Todessehnsucht besaß.   Als der Werwolf sich erhob und von der kleinen Lichtung in die Heulende Hütte trottete, seufzte der Alpha kellertief. Jetzt kam es auf die beiden an. Aber was hatte Moony gemeint, als dieser sagte, Harry wäre erwacht und nicht synchron?   Zähne in seinem Nacken, zogen ihn wieder zurück an Sirius warmen Körper, der ihm einmal über die Lefze leckte und sich schließlich um ihn legte. Gähnend legte der Grimm seine struppige Rute über Harry, als wäre es eine Decke und schloss nach einem energischen Blick, der für den Potter nichts anderes bedeutete als die Ermahnung zu schlafen, wieder die Augen.   Siri hatte ja vollkommen Recht. Er musste wirklich schlafen, denn morgen -  oder besser gesagt heute - musste er sich wieder seinem Leben als Schüler widmen.   Wer war er eigentlich genau?, fragte er sich als die Augen zufielen.   Ich bin Ohanzee, der Schatten. Ich bin Pallaton, der Krieger. Ich bin Sakima, der König. Ich bin Loup, Lykos. Ich heiße Amarok. Und ich bin DU! Und du bist ICH! Ich bin dein Schutzgeist und seit Generationen in deinem Blut.   Harry wusste nicht woher diese Worte kamen. Es war einfach plötzlich da, dieses Wissen und es beruhigte ihn. Amarok … der Name gefiel ihm durchaus … alle Mal besser, als Dracos dämliche Namen! Wenn er wieder fit war, würde er sich auf die Suche nach Informationen machen, das schwor er sich noch, ehe die Erschöpfung ihn die Dunkelheit des erholsamen Schlafs zog.   Leises Stimmengemurmel holte den Potter mehr und mehr aus dem Schlaf. Grummelnd legte er sich die Pfoten über die Ohren. Er konnte zwar ein Frühaufsteher sein - das war ihm in seiner Kindheit durch die Dursleys antrainiert worden - aber tief in seinem Herzen war er ein Morgenmuffel und Langschläfer.   “Jetzt lass ihn doch. Guck doch mal wie niedlich er aussieht …” Sirius.   “Er muss aber in die Schule zurück, bevor jemand sein Fehlen bemerkt.” Remus. Anscheinend war dieser schon wieder in Menschengestalt, denn er hörte die Stimme nicht seltsam im Kopf dröhnen.   “Dann ist er halt spazieren gegangen!”   “Sirius …”   “Aber … es ist doch eh Sonntag!”   “Könnt ihr beiden vielleicht mal leise sein”, maulte der Schüler. Was in seiner Wolfsform natürlich von den anderen so nicht verstanden wurde.   “Harry … wach auf. Na los, komm. Hoch mit dir.” Sanft erklang Remus Stimme ganz in seiner Nähe und eine warme Hand strich zart durch sein Fell. Plötzlich tauchte auf der anderen Seite eine Hand auf, die ihn hinter den Ohren kraulte. Wohlig seufzend schmiegte er sich an die kraulende Hand.   “Sirius Black! Du sollst ihn nicht wieder einschlafen lassen, sondern er soll wach werden. Zudem ist das immer noch Harry, dein dir anvertrautes Patenkind!”, brauste Remus auf.   Irgendwie klang das ziemlich aggressiv und so schlug der junge Wolf schließlich doch seine Augen auf und streckte sich gähnend. Als der Black für eine feurige Antwort Luft holte, bellte der Alpha laut. Sofort waren die beiden Erwachsenen still und starrten ihn an. Gut so, denn auf Streit am Morgen konnte der jüngste der Runde wirklich verzichten. Damit musste er sich schon jeden Tag im Schlafsaal rumärgern.   “Willst du dich nicht mal zurück verwandeln?”, kam es zögerlich von Sirius, was Harry auch versuchte, aber er spürte, seine Magie war entweder noch am schlafen oder nicht wieder genug regeneriert. Oder er schlicht und einfach zu dumm dazu.   “Remus, Moony … wer auch immer, ich brauche Hilfe dabei”, sprach er den Wermenschen gedanklich an. Hoffentlich hörte der ihn! Ansonsten …   “Finite!”, erklang es nach einigen Momenten und Harry spürte wie die Magie des Lupins ihn wieder in seine menschliche Form zwang.   “Danke!” Glücklich lächelnd blickte er zwischen seinen Paten hin und her, die ihn mit ihren Blicken scannten, ehe Sirius die Arme öffnete.   “Komm her, damit ich dir richtig Hallo sagen kann, du Schlingel.”   Das ließ der Potter sich nicht zweimal sagen. Zufrieden ließ er sich in die Arme seines vermissten Paten fallen und kuschelte sich an ihn. Gut, noch lieber wäre ihm eine Umarmung von dem Tränkeprofessor, doch das stand ja nicht mal zur Debatte. Dies sollte wohl für immer ein Wunschgedanke bleiben. Auf jeden Fall solange er in menschlicher Gestalt war.   “Ich hab euch vermisst!”, flüsterte Harry. Ohne das er es verhindern konnte, stiegen ihm Tränen in die Augen und so streckte er seine Hand nach hinten. Als Remus diese ergriff, zog er den Lupin einfach gegen sich.   Mit einem Mal war es, als wenn all der Frust und Wut, die Enttäuschungen und auch der Liebeskummer hinaus wollten. Schluchzend hockte er auf dem klammen Boden, während die Tränen in Strömen flossen. Das er selber dabei nicht zerfloss, lag wohl nur daran, dass seine Paten ihn schützend im Arm hatten. Verhinderten, dass er auseinanderbrach, während sich sein Herz erleichterte und die Seele endlich beginnen konnte, sich selbst zu reparieren.   Kapitel 17: ------------ Der junge Schüler wusste nicht, wie lange er hier in der beschützenden Umarmung einen kleinen Teil seiner seelischen Schmerzen raus gelassen hatte, doch irgendwann waren alle Tränen geweint. Seltsamerweise fühlte er sich, obwohl er seiner Meinung nach gerade schwach gewesen war, wirklich besser. Befreiter.   “Hey mein Kleiner. Es ist ok zu weinen.” Sirius legte einen Finger unter Harrys Kinn und drückte es sanft hoch. Auch Sirius Augen glänzten verdächtig, doch die Verwirrung und Neugierde sprangen den Potter geradezu an. Seufzend schloss dieser die Augen und stand auf. Kurz zögerte er, dann trat er zwischen den beiden hervor und blickte zwischen ihnen hin und her.   Auch in Remus Blick entdeckte Harry den Wunsch nach Informationen, doch deutlich besser versteckt als bei Sirius. Schmunzelnd beobachtete er seinen Paten, der langsam ungeduldig zu werden schien. Beinahe wie ein Kind am Weihnachtsmorgen. Ob er wohl dieses Jahr, trotz des Streits, einen Pulli und Kekse von Molly bekam? Schnaubend schüttelte er den Kopf, um die Weihnachtsgedanken zu vertreiben. Er durfte sich jetzt nicht ablenken lassen. Die Magie betriebene Armbanduhr sagte ihm, dass es halb sechs war. Somit hatte er genug Zeit, ehe selbst die Frühaufsteher im Schloss aus den Betten krochen.   “Bleibt sitzen … das dauert jetzt ein wenig und könnte euch … verwirren.” Und damit begann der Potter zu erzählen.   Er erzählten ihnen von der Kammer, von Salazar und Godric und dem Verwandtschaftsverhältnis. Er erzählte den beiden, dass die Gründer ihm bei dem Erlernen seiner Animagusgestalt geholfen hatten. Auch Neville und die Zwillinge erwähnte er dabei. Dabei betonte er immer wieder, dass nur die drei sowie Dobby und Winky neben den vor ihm sitzenden Bescheid wussten.   Mehr als einmal wollte einer oder beide dazwischen reden, doch Harry unterband es jedes Mal. Fragen konnten sie danach immer noch stellen. Falls denn dann noch welche übrig blieben. Aber da machte sich der Potter keine Illusionen. Es würden viele werden. Immer wieder klappten die Münder auf und zu, die Augen wurden immer größer.   Weiter erzählte er ihnen von dem Streit innerhalb des Goldenen Trios. “Was?”, schrie Sirius doch dazwischen, als er die Bibliotheksgeschichte erzählte. Doch er zuckte nur mit den Schultern. So richtig wusste er ja selber nicht, was mit dem Weasley los war. Vermutungen ja, aber keine Gewissheit. Vermutungen gewonnen durch die Erfahrungen aus dem letzten Schuljahr. Eifersucht, Neid, Angst, Zweifel. Egal was es war, es war stärker als Freundschaft und Loyalität.   “Sirius, beruhig dich bitte”, bat er erschöpft und ließ sich wieder auf den Boden gleiten. Die Nacht steckte ihm noch deutlich in den Knochen. “Es gibt noch mehr was ich euch sagen … muss.”   “Aber wenn er doch so ein Idiot ist!”, fauchte der Black aufgebracht. “Ich würde ihn am liebsten nehmen und schütteln! So mit dir umzugehen.”   “Sirius, beruhig dich und lass Harry sprechen”, schaltete sich nun auch Remus ein, schnappte den Aufgebrachten und zog ihn einfach an sich heran. Aufmunternd nickte er Harry zu fortzufahren, während er dem Black beruhigend über den Rücken strich.   Harry beobachtete dies mit einem kleinen Grinsen. Er musste unbedingt rauskriegen, wie die beiden genau zueinander standen. Zusammen ergaben sie einfach ein zu schönes Bild. Vor allem weil der Lupin es wirklich schaffte, Sirius zu beruhigen. Und irgendwie beruhigte es ihn, dass Sirius Remus an sich heran ließ, obwohl der Black Harry gegenüber ab und an etwas aufdringlich wurde. Andererseits gab ihm dieses Bild ein Stich ins Herz. Einen sehnsüchtigen Stich, voll mit Teenagerhormonen, die ihn bei dem Anblick sofort in Richtung Severus Snape denken ließ. Halt, das war jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt um in Tagträumen zu versinken!   So schilderte er den Erwachsenen lieber, dass er stutzig wurde was Dumbledore betrafen. Wohin verschwand der alte Magier, wenn niemand ihn im Schloss fand? Wenn niemand wusste wo er überhaupt war? Dabei ließ er auch Umbridge nicht aus. Wie diese einen Ausbildungserlass nach dem Nächsten aufhängte, den rein theoretischen Unterricht, was Remus Lehrerehre angriff und diesen derbe fluchen ließ. Auch die inzwischen aufgekommene deutliche Abneigung gegen pink, Plüsch und Kitsch ließ der Schüler nicht aus. Was alle drei schließlich zum Lachen brachte, war die Schilderung von Umbridge Büro. Gemeinschaftlich wurde beschlossen, dass man Mitleid mit den armen Katzentellern hatte.   “Und da kommt ihr ins Spiel. Ich brauche Informationen über diese Frau. Die Alte ist mir nicht geheuer und hat ne gemeinere Ausstrahlung als T … Voldemort”, unterbrach Harry schließlich ernst die aufgelockerte Stimmung. Das Zucken der Erwachsenen ignorierte er einfach. Angst vor oder wegen dem oder überhaupt einem Namen passte nicht in sein Leben. Hass und Verabscheuung, ja! “Hört euch bitte so gut es geht um. Sie war ja bei meiner Anhörung dabei und ist ein Kappa in rosa Plüsch. Falls ihr Dumbledore begegnet, teilt es mir mit. Auch falls ihr irgendwas von dessen seltsamen Machenschaften mitbekommt.”   Erst jetzt wo er seinen Paten von den Vorbehalten gegen den Direktor erzählte, merkte er, wie groß diese eigentlich waren. Wie wenig er dem Weißhaarigen noch traute. Wie sehr er sich von diesem in Stich gelassen fühlte. Allein dass Albus kaum noch mit ihm alleine in einem Raum sein wollte oder ihm selten in die Augen schaute, nagte an Harry. Der Potter fühlte sich … verraten. Gut genug um am Ende Voldemort platt zu machen, aber das ohne irgendwelche großartige Hilfe oder Vorbereitung. Nicht ernst genommen, wenn er Dumbledore von den Verhältnissen bei den Dursleys erzählte. Nicht umsorgt, als er nach dem Turnier notdürftig zusammengeflickt worden war. Nein … ein Schmerztrank und Verbände mit Heilsalbe sowie noch eine Flasche Skele-Wachs, fertig war die Behandlung. Welche von Dumbledore selber durchgeführt worden war. Dabei hatte er in bester ‘netter Großvater Manier’ gemeint wie stolz er auf Harry war. Was für ein starker Junge der Potter doch war. Das ausgequetscht werden nach Einzelheiten und der dezente Hinweis, dass er im Grunde versagt hatte, waren fließend zwischen die Zeilen geflossen.   “Von dem fürsorglichen, netten alten Mann, der immer ein Zitronenbonbon anbietet, merke ich im Moment nichts.” Gedankenverloren rupfte er einen Grashalm aus und zerpflückte ihn in viele Einzelteile.   “Es scheint, als käme es nicht nur uns so vor, dass Albus sich verändert hat…”, meinte Remus leise, was Harry diesen mit großen Augen anblicken ließ.   “Lass uns in der Hütte aufwärmen und dann …” Kurz blickten sich die Erwachsenen an, ehe Sirius zögerlich nickte.   Zu sagen dass er nun neugierig war, traf Harrys Zustand nicht ansatzweise. So sprang er auf und marschierte entschlossen in Richtung Hütte. “Na dann, los!”, rief er ohne auf die anderen beiden zu warten.   In der Hütte hatte Remus ihnen Sandwichs und heißen Kakao heraufbeschworen. Während die Drei dies zu sich nahmen, erfuhr Harry dass Dumbledore strikt darauf achtete, dass Sirius auch ja im Black Anwesen blieb. Das weder Sirius, noch Remus zu oft Kontakt zu Harry aufnehmen konnten. Angeblich um die beiden, vor allem Sirius zu beschützen und Harry nicht abzulenken. Was Harry ziemlich wütend machte. Beide hatten ihm zu dem Briefe geschickt, doch nie eine Antwort erhalten.   “Das kann aber auch durch die Umbridge kommen, denn ich glaube, die Bekloppte macht mehr, als nur ihren ‘Inquisitoren Job’ und uns einen dämlichen Ausbildungserlass nach dem nächsten an den Hals zu jagen.” Das glaubte der Potter wirklich, denn das Ministerium würde doch nicht solche Federn und vor allem den Einsatz an Kindern tolerieren … oder? “Ich habe keine Ahnung, was hier alles gespielt wird … aber ich habe nicht vor, mich zu einem Spielball für IRGENDJEMANDEN zu machen.” Dass er damit auch auf Tom anspielte, behielt er lieber für sich. Doch es war Tatsache, dass er nicht mehr einsah, warum er für Dumbledore springen sollte, wenn dieser ihn wie Dreck behandelte. Die einzigen Erwachsenen, die Harry wirklich am Herzen lagen, sogar von ihm fernhielt. Er kümmerte sich seit er denken konnte um die eigenen wenigen Belange und das Wohl anderer. Nun war es in seinen Augen soweit, den anderen zu beweisen was in ihm steckte. Er musste allen anderen ja nicht direkt auf die Nase binden, welche Gene er in sich trug und auch alles rund um die Animagusgestalt. Diabolisch lächelnd schwor er sich, das alle schon sehen würden mit wem sie sich angelegt hatten. Wie sehr sie ihn doch unterschätzt hatten. Ha, sie würden ihr blaues Wunder erleben!   “Harry … bist du sicher, dass es dir gut geht?” Remus Stimme holte ihn aus den Gedanken.   “Was? Entschuldige … ja mir geht es den Umständen entsprechend gut.” Langsam stand er auf und streckte sich. “Ich bin nur ziemlich müde … ich denke, ich lege mich vor dem Frühstück nochmal hin.” Er spürte Remus stechenden Blick und die unausgesprochene Frage ‘Und du glaubst, ich kaufe dir das ab?’, doch Harry ignorierte ihn. Lieber zog er mühsam Sirius auf die Beine, der es geschafft hatte dass ihm die Beine eingeschlafen waren. “Ich werd auch nicht jünger, Grünschnabel”, unkte Sirius und verstrubbelte ihm die Haare.   “Siri! Meine Haare! Ich hex dir gleich nen Rollstuhl, alter Mann.” Lachend balgte Harry mit seinem Paten, ehe sie von Remus unterbrochen wurden. Es war Zeit für den Abschied. Fest wurde der Potter und neue Alpha von den Erwachsenen in den Arm genommen und saugte diesen Moment tief in seine Seele ein. Durch diese beiden, hatte er in seinen Augen einen Antrieb hinter all die Geheimnisse zu kommen. Für ihre Freiheit, war Harry bereit zu kämpfen, egal gegen wen. Egal mit welchen Mitteln.   Es war Remus, der noch einen Moment blieb nachdem Sirius verschwunden war. “Du weißt dass du uns eine Menge Antworten schuldest, Kleiner?” Streng sah der Lupin ihn an.”   “Ja und ihr werdet diese auch bekommen, versprochen. Allerdings will ich dann auch von deiner Vermutung wissen.”   “Deal! Ok, ich mach mich dann auch mal auf den Weg, ehe Sirius wiederkommt. Bis dann.”   “Deal! Bis dann Remy.” Ein letztes Mut spendendes drücken an der Schulter und zurück blieb nur ein leises Knallen von dem Werwolf.   Gedankenverloren schritt Harry kurze Zeit später wieder in Richtung Schule. Die Hände tief in die Taschen vergraben, dachte er darüber nach, was er nun tun konnte. Vor allem hatte die Zeit nicht gereicht Remus auszuquetschen. Irgendwie gab es nun noch mehr offene Fragen. Auf beiden Seiten, denn er hatte die Beiden durch das ‘Dumbledore-Thema’ ziemlich gut abgelenkt. Aber durch den Deal würden diese wohl recht schnell geklärt werden.   Da kam ihm ein Gedanke, den andere wohl für lebensmüde halten würde. Er jedoch, fing leise an zu kichern, denn es wurde Zeit den Spieß bei einer ganz gewissen Person umzudrehen. Anstatt direkt in die Schule zu gehen, machte er einen Umweg zum Großen See. Dabei alles tief in sich vergrabend, was er als ‘geheim’ einstufte.   “Tooooooom”, rief er sanft nach seinem mentalen Gesprächspartner, doch dieser reagierte nicht. Behutsam überprüfte Harry die Verbindung und stellte fest, dass Tom ihn blockierte. Nicht felsenfest, aber doch genug, dass er nicht einfach so hindurch kam. Ok … wenn der Ältere diese bockige Schiene fahren wollte … das konnte er als Teenager besser! Und als Gryffindor gab man schon gleich zweimal nicht so schnell auf.   Im schnellen Rhythmus trommelte und drückte er mental gegen die Barriere. Rief immer wieder nach dem Schwarzmagier und sandte ihm Bilder. Dinge die ihm auf die Schnelle in den Sinn kamen. Als er gerade unbeabsichtigt die Situation im Tränkezimmer - als Snape ihm so unglaublich nah war - schickte, reagierte der Ältere.   “Potter … du nervst!” Toms Stimme klang selbst über ihre Verbindung müde. Anscheinend hatte er diesen beim Schlafen gestört. Sehr gut, dann machte das hier gleich viel mehr Spaß.   “Dann merkst du vielleicht mal, wie ätzend das ist, wenn dich dauernd einer anquakt!”, gab der Junge bissiger zurück als geplant.   “Es gibt schöneres, als meinen Tränkemeister am Morgen zu sehen”, knurrte Tom zurück. “Verschwinde Potter oder leg nen netteres Programm auf!”   Einen Moment dachte der Jüngere über die Worte nach. Irgendwas an der letzten Aussage machte ihn stutzig … “HA! Wusst ichs doch! Snape ist einer von DEINEN Leuten!” Die Frage, die er sich dabei nur stellte, war, warum ihn diese Bestätigung so gar nicht störte. Schließlich war spätestens das Gespräch mit dem Malfoy Bestätigung genug gewesen und hätte ihn verängstigen sollen. Es war jedoch einfach nur … erleichternd, dass diese Ungewissheit wirklich aus seinem Leben gestrichen war.   “Was? Potter! Das geht dich alles nichts an! Merlin … vor dem ersten Kaffee …”   “Soll ich Snape schicken, damit er dir einen Kaffee ans Bett bringt?” Lachend blickte Harry auf den See über dem die Sonne aufging und diesen seltsam zum Glitzern brachte. Ein wunderschöner Anblick, wie Harry fand. Ein Moment, der wirklich magisch war. Der Moment in dem die Welt die Nacht abstreifte und zum Leben erwachte.   “... witzig! Wenn du schon so wach bist, bring du mir doch den Kaffee. Ich halt das Bett so lange warm bis du hier bist. Soll ich dir die Koordinaten schicken?” Brachial aus der beruhigenden Beobachtung dieses Naturschauspiel gerissen, musste Harry blinzeln um sich wieder zu konzentrieren. Dann jedoch drangen Toms Worte und deren Bedeutung - Anspielung - zu ihm durch.   Sprachlos klappte ihm einige Male der Mund auf und zu, ehe er ein gequältes “TOM!” mental brüllte und sich die Haare raufte. Merlin, er war auch nur ein pubertierender Bengel und so konnte er nichts gegen die Bilder tun, die automatisch vor seinem inneren Auge auftraten. Oder steuerte Voldemort sie? Denn eines der letzten Bilder die er sah, war er selbst auf einem riesigen Bett. Nackt und neben ihm am Bett stand eine Person im Halbschatten. Mehr sah er nicht, denn Nagini schlängelte aus dem Raum und die Tür fiel hinter der Schlange zu. “Tom … bitte … Schluss. Boar, bei allen Heiligen … Hundewelpen, Hundewelpen.” Doch irgendwie verlor selbst dieses Bild der miteinander spielenden Jungtiere seine Unschuld in diesem Kontext. “Wenn ich nie wieder schlafen kann, reiße ich dir den Kopf ab!”, jammerte der Potter und versuchte nun seinerseits die Verbindung zu kappen, doch die Konzentration reichte einfach nicht aus.   “Dafür müssten Sie aber hierher kommen, Mr. Potter. Dass soll dir eine Lehre sein. Ich bin besser in diesem Spiel der Anzüglichkeiten”, kam es glucksend vom Schwarzmagier, ehe dieser wieder ernst wurde. “Ernsthaft, Potter. Halt deine neugierige Gryffindor Nase aus meinen Angelegenheiten und ich aus deinen, solange sie nicht mit mir zu tun haben. Zum Beispiel werde ich dich nicht weiter dazu befragen, warum du wieder unerreichbar warst …”   Doch während der Ältere dies sagte, spürte er wie dieser heimlich nach Informationen in seinem Hirn Ausschau hielt. Sofort errichte der junge Potter eine Barriere aus pinken Plüschhasen und Katzen. Fauchend wich der Riddel daraufhin zurück.   “Tom …”, mahnend räusperte der Potter sich. “Dann halte dich auch an deine Aussage oder bist du etwa kein Ehrenmann?” Dass dies genau die richtige Frage gewesen war, merkte der Junge an dem Gefühl der Empörung und auch dem Hauch Bockigkeit die Tom ihm unbewusst sendete. “Was hälst du von einem Waffenstillstand? Mir ist es wirklich egal, wer auf deiner Seite ist, solange sie mich und mir wichtige Personen in Ruhe lassen. Ob Se ...Snape nun einer deiner Speichellecker ist, oder nicht, hassen tut er mich so oder so.” Harry schaffte es nicht die Bitterkeit aus seiner Stimme zu halten. “Wenn er mir was tun oder mich zu dir bringen wollen würde oder müsste, hätte er dies schon hunderte Male tun können. Nicht wahr? Naja, auch egal. Mein Angebot: Jeder steht dem Anderen seine Geheimnisse zu für den Moment. Gib mir wenigstens eine Woche Ruhe. Mein Leben hier ist so schon … beschissen genug, ohne dass du mich dauernd anrufst.”   “Was ist los?” Die Frage klang ernsthaft interessiert und besorgt, was Harry verwirrte. Erst lachte Englands Tyrann Nummero Uno und nun diese Sorge um die angebliche Nemesis.   “Das … sagen wir es so: Eine ganze Menge Leute sind der Meinung ich wäre ein Lügner - wie ich dir auch schon mal erzählte - und haben doch Angst, dass ich Recht habe mit deiner Rückkehr. Die lassen sie an mir aus. Wie gesagt, absolut nichts neues sondern mein Alltag.” Er schaffte es für einen kurzen Moment nicht, die Gedanken an all die Blicke und Sprüche zu verbergen. Hatte für einen Moment keine Kontrolle über seine Gefühle. Wut und Enttäuschung vernebelten kurz seine Gedanken. Trübten sein Herz und ließen Harry mit den Zähnen knirschen.   “Die Menschen waren schon immer feige … du jedoch …”   “Wenn ich könnte, würde ich einfach verschwinden und euch allen euch selbst überlassen.” Monoton unterbrach er den Älteren. “Aber es gibt Menschen, die mir wirklich am Herzen liegen. Diese Menschen sind es wert zu kämpfen und egal gegen wen! Egal wie!” Einen Moment herrschte Schweigen zwischen den Beiden, bevor der ältere Zauberer es wieder brach.   “Meine Wenigkeit hat noch einiges zu erledigen. Unter anderem einen Kaffee zu mir nehmen. Ich werde dein Angebot überdenken.”   “Mehr erwarte ich erstmal gar nicht, Tom. Geh du mal Bella und Co. ärgern, ich muss zum Frühstück. Bis dann.”   “Bis dann, Kleiner. Meld dich, wenn was ist.”   Somit trennte der verwirrte Potter die Verbindung und baute routiniert die Mentalbarrieren wieder auf. Dieses Gespräch war zwar ein wenig seltsam, aber doch einfacher als gedacht. Jedoch … dieses ‘Kleiner’ klang irgendwie anders. Naja, was solls. Erstaunlich entspannt und gut gelaunt, machte er sich auf den Weg ins Schloss. Ob der Professor wohl schon das Fehlen seines Kuschelwolfes bemerkt hatte und wenn ja, wie reagierte er wohl darauf? Leise lachend strich sich der Potter durch die Haare und eilte ins Schloss.   Während Harry sich einem neuen Tag in Hogwarts stellte, lag Tom Riddel immer noch in seinem großen Bett. Es war eben jenes Bett, welches er Harry in der Vision geschickt hatte. Es war eigentlich als Spaß gemeint und doch … doch konnte Tom nicht verneinen, dass diese Version nicht einen gewissen Reiz gehabt hatte. Was ihn wirklich verwirrte! Aber was an Harry Potter - Erznemesis, Held der Zaubernation und Aushängeschild der weißen Seite - war bitteschön nicht verwirrend? Dieser Junge … Tom wurde einfach nicht schlau aus ihm und das nervte ihn! Der Bengel war ein wandelndes Rätsel. Garantiert war damals bei diesem Ritual etwas schief gelaufen. Peter hatte es verbockt und Tom war daran selbst Schuld! Was betraute er auch diese Ratte mit solch einer komplexen und wichtigen Aufgabe! Tja und jetzt? Jetzt war da diese komische Verbindung zwischen den Feinden! Wo sollte das noch hinführen?   Schon als der Junge ein Baby war, war es seltsam gewesen dass der Avada nicht wirkte. Etwas, dass der Riddle immer noch nicht verstand! Bei jedem Aufeinandertreffen mit dem Jungen, wurde es mysteriöser. Der Junge hatte unglaubliches Talent sich in Schwierigkeiten zu bringen und gleichzeitig mehr Glück als Verstand, relativ unbeschadet daraus siegreich zu entkommen. Tja, bis zu dem Zeitpunkt auf dem alten Friedhof in der Nähe von Riddle Manor … womit er WIEDER beim Ritual angekommen war.   Genervt seufzend richtete sich der Mann auf. Was war nur damals schief gelaufen? Warum ließ ihn das Grünauge nicht los? Warum hatte er manchmal diese Gefühl der Sorge … und irgendwie Beschützerinstinkt. HARRY WAR SEIN FEIND! Lag es an all den Bildern, die er kurz nach dem Ritual empfangen hatte? Als er begriff, dass der Potter ihm immer wieder unbeabsichtigt Gedanken an die Kindheit schickte? Eine Kindheit, die dem Riddel leider nur zu bekannt vorkam. Vielleicht war es Mitleid? Nein, Mitleid besaß er schon lange nicht mehr. Zudem hätte er dann auch für andere Todesser Mitleid empfinden müssen.   Apropos Todesser. Damit schweiften seine Gedanken zu einem ganz gewissen Meister der Zaubertränke. Die Bilder und Gedanken die Harry ihm unbewusst gesendet hatte, ließen ein komisches Gefühl in seinem Magen entstehen. Warum auch immer … es passte ihm nicht. Nicht das er wirklich sexuelles Interesse an dem jungen Mann hatte, aber trotzdem. Regte sich Snape nicht dauernd über den Potter auf? Und dieser über den Tränkemeister? Warum kamen sie sich dann so nah? Nahm Severus die Anweisung von Potters Überwachung wohl möglich zu ernst? Zuzutrauen wäre es dem Snape.   Darüber, so beschloss Tom schließlich, würde er genauso nachdenken, wie über Harrys Friedenswunsch. Wirklich, dieser Junge ließ sich nicht die Butter vom Brot nehmen, wie die Muggel so schön sagten. Die Drohung welche der Junge gekonnt in eine Klarstellung verpackt hatte. Der Schutz ihm wichtiger Personen und das obwohl ein Großteil der Bevölkerung den Jungen als Persona non Grata ansah. Erstaunt stellte der Schwarzmagier fest, dass der Junge und ihn wohl mehr verband hatten, als bisher gedacht.   “VERDAMMT, POTTER!” Aufgebracht raufte er sich die Haare. Alles grübeln brachte nichts. Nicht einen Deut mehr Erkenntnis, sondern nur mehr Verwirrung durch das Mysterium Harry Potter. Doch er wäre nicht der gefürchtetste Zauberer Englands dieser Zeit, wenn er nicht Mittel und Wege finden würde um das Rätsel zu entwirren! Er wusste jetzt vielleicht noch nicht genau wie, aber er würde diesen seltsamen Kontakt zu Potter schon zu nutzen wissen. Irgendwie - Irgendwann! Kapitel 18: ------------ Die Woche nahm ihren Lauf. So alltäglich und normal, dass Harry beinahe verrückt wurde. Die Erde blieb nicht stehen und er bekam keine Ruhe, nur weil er es sich wünschte. Natürlich war er wieder mit Umbridge aneinander geraten. Die alte Sabberhexe brauchte inzwischen nicht mal mehr einen wirklichen Grund, um ihm nachsitzen aufzubrummen. Es reichte ihr schon, wenn Harry es auch nur wagte, ihr direkt in die Augen zu blicken oder zu laut zu atmen. Weil er damit ja den Unterricht störte und alle boykottierte. Oh, wie gerne Harry der pinken Frau in diesem Moment an die Kehle springen oder einen saftigen Fluch dorthin jagen würde! Die Folgen dieses Kleinkrieges waren tief in seine Hand eingeritzt und heilten von Mal zu Mal schwerer. Verglichen zu jetzt, waren die Illusionszauber am Anfang Kinderkram gewesen. Aber damit kam er klar.   Tom hatte sich tatsächlich, für seine Verhältnisse, zurück gehalten und die Gespräche waren mehr ein Austausch von Floskeln gewesen. Was Harry wirklich verwunderte, aber wer wurde schon aus einem Voldemort schlau? Bestimmt war der Ältere nur wieder am gemeine Pläne schmieden bei dem Leute verletzt oder getötet wurden. Aber Harry fragte nicht nach, denn es gab diesen unausgesprochen Deal zwischen ihnen.   Die Lichtblicke dieser, sich dem Ende neigenden Woche waren nicht nur seine Freunde gewesen, sondern auch das Beobachten von Snape und Malfoy Junior. Denn auch wenn sie glaubten es bemerke niemand, sah er sie doch das Schloss und Ländereien absuchen. Am Mittwochabend hatte er sogar ein Streitgespräch der beiden mitbekommen. Draco hatte dem Professor vorgeworfen absichtlich die Tür offen gelassen zu haben, weil er Draco das Tier nicht gönnte. Der Professor hatte kalt zurückgegeben, dass der Junge diese Mühen nicht wert war und er andere Möglichkeiten habe. Daraufhin war er mit einem diabolischen Grinsen näher an den Jüngeren getreten und hatte ihn gefragt, ob der schon vergessen habe, was genau geschehen war und schließlich mit dem typischen Snape-Getue davon gerauscht. Breit grinsend war auch Harry, versteckt unter dem Tarnumhang, verschwunden und hatte den vor sich hinfluchenden Draco allein gelassen. Denn auch wenn der Tränkemeister es nicht bewusst getan hatte, so hatte er doch Harry vor Draco gestellt und das erfüllte ihn mit unglaublicher Freude.   Apropos Snape … der war sowieso ein Fall für sich. Glaubte der wirklich, Harry würde die Blicke nicht spüren? Bei jedem Essen spürte er dessen Blick auf sich liegen. Das Gefühl verschwand frühestens, wenn er mindestens einen halben Teller gegessen hatte. Oder im Unterricht. Die Tränkestunden bekamen einen ganz neuen Härtegrad für den Potter. WIE, bei allen Geistern, sollte er sich konzentrieren, wenn Snape dauernd um ihn herum schlich? Länger als nötig hinter ihm stehen blieb und Harry beim Anfertigen von Tränken, sowie Abschreiben der Tafelanschriebe, beobachtete. Es machte den jungen Schwarzhaarige jedes Mal ganz … wuschig! Die Wärme und der Geruch des Snape waren um ihn. Lullten ihn ein wie in eine Decke und nicht nur einmal wünschte sich Harry wieder in dessen Arme zu liegen. Nicht nur einmal, war er nachts kurz davor sich zu morphen und Severus einen Besuch abzustatten. Es wäre so verdammt einfach … und doch falsch. Je öfter er in seiner Animagusgestalt gesehen wurde, desto größer wurde die Gefahr, dass jemand hinter das Geheimnis des Tieres kam. Es machte das Ganze auch wirklich nicht einfacher, dass er nun wusste, dass Severus ihn gar nicht wirklich hasste. Zudem wusste er ja nun wie es war, von dem Mann gehalten und verwöhnt zu werden. Verdammt, diese Ruhe und Zweisamkeit war wie eine Droge und er befand sich auf kalten Entzug! War ein regelmäßiges morphen nicht vielleicht doch eine Möglichkeit? Er musste da dringend mal die Gründer zu befragen.   Und da kam er auch schon zu seinem nächsten Problem: Die Gründer. Konnten Bilder Stimmungsschwankungen bekommen? Wirklich, die beiden benahmen sich schlimmer als die pubertierenden Mädchen dieser Schule. Und angefangen hatte es nachdem Harry von der Nacht mit Sirius und Remus zurückgekehrt war. Da war sein erster Weg nämlich der in die Kammer gewesen und mit einem lauten “Wer oder was ist Amarok?”, in die Gründerwohnung gestürmt. Tja, neben keinen Antworten gab dafür viel Gestotter und Schweigen. Nun gingen sich jetzt selbst die Bilder aus dem Weg. Mal war Godric dafür, Harry was zu verraten und zwei Sekunden später - beim gleichen Thema - genau anders herum. Sehr nervig und frustrierend.   Lustlos stocherte der Potter in dem Abendessen herum. Er wusste, er musste essen. Nicht nur weil dann der brennende Blick verschwinden würde sondern weil er die Energie auch brauchte. Schließlich kam er gerade aus der Kammer mit seinen Freunden und musste gleich noch zum Okklumentik Unterricht mit Snape. Wenigstens dadurch konnte er Zeit mit dem Mann verbringen. Einige Augenblicke in der sie nur unter sich waren. Traurig seufzend wurde das Essen hin und her geschoben.   “Harry, das wird schon irgendwann klappen”, versuchte ihn Neville aufzumuntern. Angesprochener wusste, der Longbottom sprach damit das immer noch bestehende Problem mit dem Zurückmorphen an. Schließlich war dies in der Kammer ihr Hauptthema gewesen. Ob er das jemals hinkriegte oder wohl für immer auf Hilfe angewiesen war? “Immerhin zerreißt es dir nicht mehr die Kleidung”, gab der braunhaarige Junge noch aufmunternd hinterher.   Knapp lächelte Angesprochener seinen Freund an. Er wusste es ja zu schätzen, dass Neville ihn aufmuntern wollte, aber es änderte ja doch nichts. Zudem fraß da noch diese Gründergeschichte an ihm.   “Sagt mal Leute”, leise flüsternd richtete er sich an die drei Freunde, nachdem er einen Abhörschutz Zauber über sie gelegt hatte. “Ist euch auch aufgefallen, dass Salazar und Godric irgendwie … komisch sind? Oder kommt es nur mir so vor, dass sie uns ausweichen? Sei es nun auf Fragen oder einfach uns zu sehen. Das war vorher …”   “... nicht so. Erst seit …” “... du uns von deinem kleinen Wolfabenteuer mit anschließendem Kampf erzählt hast”, beendeten die Zwillinge seinen Gedanken.   “Meinst du, du bildest dir das nicht nur ein? Ich hab nichts an ihnen bemerkt”, gab der Longbottom zögerlich von sich.   Nachdenklich steckte Harry eine Gabel voll Nudelauflauf in den Mund und kaute bedächtig, ehe er antwortete. Wie konnte Neville es nicht bemerken? Gut … die beiden Bildergestalten benahmen sich recht normal sobald einer der anderen Drei dabei war, aber trotzdem. “Ich weiß es nicht genau. Vielleicht werde ich wirklich paranoid oder …”   “Oder die beiden verheimlichen etwas”, kommentierte Fred düster.   Jeder der drei versank in nachdenkliches Schweigen, ehe ein leises piepen von Harrys Armbanduhr erklang.   “Sorry Leute, ich muss los … irgendwann ist auch mein Glück bei Snape aufgebraucht.” Unter den gut gemeinten, wenn auch halbherzigen, Aufmunterungsversuchen der anderen drei, erhob Harry sich. Doch er kam nur bis zur Kellertreppe, da tänzelte plötzlich ein blonder Haarschopf neben ihm.   “Hallo, Harry”, trällerte Luna Lovegood gut gelaunt neben ihm. “Bist du wieder auf dem Weg zu Professor Snape?” Barfuß hüpfte das Mädchen neben ihm her.   “Äh … hi Luna. Ja, bin ich.” Die Jüngere irritierte ihn immer wieder mit ihrer Art. Und doch mochte er die Ravenclaw sehr gerne. Sie besaß eine Stärke, für die er sie bewunderte! Egal was die Anderen ihr antaten, Luna hielt an ihren Prinzipien und dem Glauben an merkwürdige Wesen fest. Es schien die Blonde auch kein Stück zu stören, dass Harry nicht angehalten hatte. Stattdessen lief und hüpfte sie neben ihm her.   “Lass dich nicht ablenken, Harry. Du machst das alles schon ganz richtig. Egal was andere sagen. Du bist immer noch du und wirst es immer bleiben. Und wenn du dich doch mal verlierst, hast du ja uns, die dich daran erinnern wer und was du bist. Wer du für uns bist.” Keck zwinkerte die Ravenclaw Schülerin ihm zu, ehe sie sich einmal im Kreis drehte. “Wir sind übrigens angekommen.”   Blinzelnd blieb der Potter stehen und gaffte das Mädchen an, als habe sie zwei Köpfe. Wirklich, im ‘in Rätseln sprechen’ übertraf Luna den alten Dumbledore bei weitem! “Was … wie … hääää?”, stotterte er, doch Luna kicherte nur, drehte sich nochmal um sich selbst und wippte dann hin und her.   “Du wirst schon sehen … und jetzt, weil ich mir das ja nicht mehr mit angucken kann …”   Schneller als Harry wusste wie ihm geschah, stellte sich Luna auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Genau in dem Moment, als die Tür zu Snapes Büro aufging und der düstere Tränkemeister vor ihnen stand. Mit großen Augen starrte der Potter ihn an. VERDAMMT!   “Mr. Potter, rein mit Ihnen. Wir haben nicht ewig Zeit. Miss Lovegood, sehen Sie zu, dass Sie gefälligst in Ihr Haus kommen. Hier unten haben Sie nichts verloren! Gehen Sie, bevor ich überlege ob Punkteabzug wirklich ausreicht!” Snapes Stimme war kühl und scharf wie der Winterwind.   Wieder einmal bewunderte er Luna. Anstatt zu kuschen, trat diese nur lächelnd zurück und verschränkte ihre Hände hinter dem Rücken. “Ihnen auch einen schönen Abend, Professor. Harry ...” damit wendete sich das Mädchen ihm zu “... wenn du mich suchst … du findest mich schon. Oder ich dich. So schnell dich deine kleinen Füße tragen”, sprachs und hüpfte pfeifend wieder davon. Einen verdutzt blinzelnden Potter hinter sich lassend.   Severus war gespannt. Ob der Bengel wohl heute auftauchen würde? Die Entschuldigung, welche der Junge auf Lager gehabt hatte, hatte schlichtweg auf Lernen bestanden. Severus wusste, der Junge konnte es sich in einigen Fächern nicht erlauben auszuruhen, jedoch klang alles nach fauler Ausrede. Auch der Zusatz eine Erkältung habe ihn ans Bett gefesselt - beziehungsweise Poppys Anweisung dafür - klang irgendwie falsch in Severus Ohren. Von dieser hatte der Junge sich einen Erkältungstrank geholt und Fieber diagnostiziert bekommen. Was Snape auch alles von der Krankenschwester bezeugt wurde und doch … doch glaubte er die ganze Geschichte vorne und hinten nicht. Es passte einfach alles ganz zufällig vom Timing her ziemlich gut. Jedoch hatte er auch die Befürchtung, dass die Wahrheit irgendetwas mit dem dunklen Lord zu tun hatte und wenn er ehrlich war, wollte er davon nichts hören. Vor allem nicht, seit dem der Lord ihn mit dem Spruch “Tanzt der Potterjunge dir auf der Nase herum?”, getriezt hatte. Was, bei Merlins Bart, erzählten die beiden sich? Wie oft? Wann? War das der Grund für Harrys zwischenzeitliches Verschwinden, sowie diese unkonzentrierten Momente während des Tränkeunterrichtes?   Eine Erklärung war es jedenfalls. Zu seiner eigenen Überraschung, hatte der Junge wirklich etwas auf dem Kasten. Zumindest wenn er nicht sabotiert wurde. Doch es mangelte massiv an der Konzentration. Dies hatte der Professor gemerkt, als er hinter dem Jungen stand. Die Handgriffe saßen und alles klappte, bis der Junge fahrig wurde. Anfing zu zappeln. Nicht nur einmal hatte Severus in dem Moment gegen sich selbst kämpfen müssen. Gekämpft gegen das Bedürfnis eine Hand auf die Schulter des Jungen zu legen und ihn so zu beruhigen. Ihm Mut zu machen. Wie kam er überhaupt auf solch einen Gedanken?   Geräusche vor der Tür ließen ihn aus den Gedanken auftauchen. Ein Blick zur kleinen Uhr auf dem Kaminsims zeigte ihm, dass der Potterbengel noch genau zwei Minuten hatte um pünktlich zu sein. Kamen die Schritte vielleicht von dem Jungen? Aber warum alberte er vor der Tür herum, anstatt einfach zu klopfen? Nun, dann musste er wohl nachhelfen! Entschlossen stand er auf, strich die Robe glatt und marschierte zur Tür. Gerade als er den Knauf in der Hand hielt, spürte er Nervosität in sich aufsteigen. Doch warum? Schließlich war das nur Potter! Schnaubend über sich selbst, riss er die Tür brüsker auf als gewollt, doch was er da sah, ließ ihn die vorher gefühlte Nervosität vergessen. Zeit schinden und rumknutschen … mit dieser kleinen Ravenclaw … vor seiner Tür! Oooohh, Severus wusste in diesem Moment nicht, auf wen er wütender war. Potter oder die kleine Ravenclaw? Weder Potters große Augen - die irgendwie ertappt wirkten - noch die Reaktion der Lovegood auf seine Drohung, verbesserte seine Laune.   So keifte er die blonde Schülerin an und sobald diese fröhlich davon hopste, schnappte er sich die Hand des Potters. Entschlossen zog er diesen in die Wohnung, verschloss die Wohnungstür und schnarrte mit dunkler Stimme “Ich hoffe, Sie sind vorbereitet, Mr. Potter.” Dass sich der Jüngere mit großen Augen unangenehm wand, ebenso wie das trockene Schlucken, bereiteten dem Snape ein gewisses Hochgefühl. Jetzt würde er Informationen kriegen. Ob nun Lord, verschwinden oder diese kleine Lovegood, jetzt würde er sich die entsprechenden Informationen holen. Ach und für die Aktion mit dem Nicht-auftauchen am letzten Wochenende, wollte er sich auch gleich revanchieren. Fest entschlossen hielt er die Hand fester, achtete nicht auf das unzusammenhängende Gestotter des Jüngeren und eilte die Treppen runter.   “Halt! Stopp!” Nur mühevoll kamen die Wörter über Harrys Lippen. Sein Atem ging schwer, jeder Zug brannte in den Lungen und sein Kopf hämmerte als wenn eine Hippogreifen Herde darüber getrampelt wäre. Jedenfalls stellte der Junge sich es vergleichbar vor. “Pro … Prof ...” Nach einem Schluck kalten Wasser, setzte er erneut an. Bohrte den Blick in den seines Lehrers. “Professor, was ist denn los? Wenn Sie mir das Hirn grillen wollen, dann sagen Sie es doch einfach! Haben Sie falsche Tränkenebel eingeatmet oder was?” Er wusste, das war frech, dreist und konnte gehörigen Ärger geben, aber es reichte ihm wirklich! “Verdammt, was suchen Sie eigentlich? Und lügen Sie mich ja nicht an!”   Mit verschränkten Armen saß der junge Schwarzhaarige auf dem Stuhl und versuchte die Fassade aufrecht zu erhalten. Versuchte runter zu kommen, während der Blick des Snapes geradezu auf ihm brannte. Was war das für ein Ausdruck in den Augen des Älteren? Doch dieser verschwand genauso schnell wieder, und das Gesicht des Okklumentiklehrer zeigte nur noch Monotonie. Eine ganze Zeit geschah nichts weiter, als dass sich beide musterten wie Knallrümpfige Kröter welche kurz vor dem Explodieren standen. Gerade als es Harry zu bunt wurde und er sich kopfschüttelnd erhob, hielt ihn sein Lehrer auf.   “Ich habe die Stunde noch nicht beendet, Mr. Potter!” Es war klar, dass Widerspruch zwecklos war und so ließ Harry sich wieder auf dem Stuhl nieder.   “Ach nein? Na dann … reden Sie, Professor!”   “Wo treiben Sie sich dauernd herum, Mr. Potter? Sie und Ihre Freunde sind regelmäßig spurlos verschwunden! Also, wo stecken Sie dann?”, unterbrach der Aufgeforderte die erneut eingetretene Stille schließlich.   “Nur weil weder Sie, noch das Inquisitionskommando uns finden, heißt das nicht, dass wir verschwunden sind. Ich kann Ihnen versichern, wir verlassen Hogwarts nicht.”   Nun wanderte eine Augenbraue des Älteren in ungeahnte Höhen. Und Harry verfluchte sich für sein vorlautes Mundwerk.   “Wir sind einfach nur besser als Sie.” Weder die Worte, noch das kleine Grinsen konnte er zurück halten oder nehmen. Konnte jetzt nicht wieder Dobby auftauchen und ihn retten?   “So, meinen Sie, ja?”, kommentierte der Lehrer nüchtern und es war klar, dass der Mann weder die Auffassung teilte, noch die Frage ernst gemeint hatte.   “Ja, denn sonst wüssten Sie bescheid”, konterte Harry nur schulterzuckend. Dass er gedanklich sein Testament aufsetzte, musste der Professor ja nicht mitbekommen. Vielleicht lag es an all dem Stress oder Hunger oder dem Schlafmangel, aber der junge Potter spürte eine lange nicht gespürte Art Mut und Trotz in sich pulsieren.   “Ich finde, es wird Zeit für ein Spiel, Professor. Sind Sie bereit es mitzuspielen?” Nun hieß es warten … und überlegen, wer im Testament was bekam. Also, wer bekam seinen Besen?   Schweigen. Skeptische, musternde und aufs Beste hoffende Blicke die ausgetauscht wurden. Die Zeit verflog und kroch doch zäh wie ein Flubberwurm. Das Blut rauschte in Harrys Ohren und es sollte ihn nicht wundern, wenn er jetzt einen Herzklabaster bekam. Was, in Merlins, Gottes oder wem auch immer, Namen hatte er sich bei dieser Aktion gedacht? Ok … wenn er ehrlich war, dann gar nichts. Der Mund war einfach nur schneller als sein Kopf gewesen. Tja und jetzt musste er es wohl durchziehen. So oder so kam er aus dieser Nummer nicht mehr heile raus. Seine Authentizität konnte er nur durch weiter machen erhalten. Trocken schluckend, richtete Harry den Blick fest auf sein Gegenüber. Legte unbewusst den Kopf schief und betete darum, maximal angeschrien und aus dem Büro geworfen zu werden.   Severus hingegen, hatte alle Mühe die neutrale Maske aufrecht zu erhalten. Wie konnte dieser … dieser BENGEL es wagen? Solch einen Ton und dann auch noch die Aufforderung nach einem Spiel, also wirklich! Der eingebildete, kleine Potter glaubte wohl, dass er sich alles erlauben konnte. Aber nicht mit IHM, Severus Snape. Oh nein!   Gerade wollte er den Jungen schon zurechtweisen, da überfiel ihn sein Unterbewusstsein und machte alles zunichte, in dem es ihm grüne Augen, umrahmt von roten, wilden Locken, aus der Vergangenheit schickte. “Severus, ich verrate es dir nur, wenn du mit mir spielst. Du zeigst mir was und ich erzähle dir mehr von meiner, ganz normalen, Familie. Mehr von mir.” Verdammt, schon damals konnte er nicht anders als nachzugeben und darauf eingehen. Und auch jetzt merkte er wie sein Widerstand unter diesem Blick bröckelte. Die Erinnerung an dieses Gespräch mit Lily hatte ihn kalt erwischt.   Dies war das erste Mal, dass Severus zugeben musste, dass Potter doch etwas von seiner Mutter abbekommen hatte. Das Talent ihn, den düsteren Lehrer, mit einem einfachen Blick schwanken zu lassen. Aber er würde den Teufel tun, es den Anderen merken zu lassen! Es war schon schlimm genug, dass er selbst es wusste. Es war schlimm genug, dass er immer mehr akzeptierte Lily in dem Jungen wieder zu erkennen und nicht nur James Potter.   Räuspernd strich er sich über den Umhang. “Also Mr. Potter. Wie stellen Sie sich dieses ‘Spiel’ nun vor?”   Der Ausdruck, welcher nun auf dem Gesicht des Jüngeren erschien, war diese Scharade schon beinahe wert. Gerade noch konnte sich der Snape ein Schmunzeln verkneifen. Wer wusste schon, wozu das Ganze gut war? Wozu war er ein erfolgreicher Spion? Vielleicht erfuhr er ja dann auch etwas über die Verbindung zwischen dem dunklen Lord und Harry. Und dann war da noch dieser kurze Ausschnitt gewesen, der ihn ganz … ja, ganz hibbelig machte. Es war eine kurze Sequenz mit einem jungen Wolf, der kreuz und quer über eine Blumenwiese lief. Es war kein anderer Jungwolf, als das grünäugige Tier, welches er bisher vergeblich gesucht hatte. Was, in aller Zentauren Namen, hatte dieser Bengel mit dem faszinierenden Tier zu schaffen? Er wusste, bevor er nicht wenigstens auf eine seiner Fragen eine Antwort bekam, würde er keine Ruhe finden. Verdammter Potter! Was hatte der Junge dem kleinen Wölfchen angetan?   Harry glaubte sich verhört zu haben. Die Augen weit aufgerissen, klappte der Mund auf und zu. Damit, dass der Lehrer darauf einging, hatte er beim besten Willen nicht gerechnet. Alles, also wirklich alles Mögliche, aber keine Zusage. Ging es Snape gut? Hatte der Tränkemeister vielleicht wirklich die falschen Dämpfe eingeatmet? Ok, allein der Gedanke, dass dieses Genie der Zaubertränke einen Fehler machte und diesen auch noch selber abbekam … ja, dieser Gedanke ließ ihn beinahe laut lachen. Es war einfach so … abstrus! Wie ein fliegender Oger ... im pinken Nachthemd ... geschenkt von Umbridge.   Kopfschüttelnd verbannte er diesen Gedanken ebenso, wie die Projektion seiner Fantasie. Wo waren sie stehen geblieben? Ach ja, das Spiel. Einen Moment musste er überlegen, da er nicht mit der Zusage gerechnet hatte. Doch dann bot ihm eben dieser Raum eine Möglichkeit.   “Was halten Sie von einem kleinen Frage-Antwort Spiel, Professor?” Die hochgezogene Augenbraue seines Gegenübers zeigte ihm, dass er sich wohl erklären musste. “Wir nutzen jene Methode, welche wir schon den ganzen Abend benutzen: Okklumentik. Ich stelle es mir wie folgt vor: Wir bauen beide unsere Mentalbarrieren auf. Angegriffen wird abwechselnd. Mit einer Beschränkung von, hmm ... fünf Sekunden. Oder ist das zu kurz? Naja auf jeden Fall, sobald man es geschafft hat, darf man eine Frage stellen. Jedoch hat das ‘Opfer’ auch die Möglichkeit eines Vetos. Sagen wir zweimal. Dann darf der Fragensteller eine neue Frage stellen, so ihm diese direkt einfällt. Der Gefragte, muss so ehrlich und direkt wie möglich antworten. Sonst macht das Ganze ja gar keinen Sinn. Also, was halten Sie davon, Professor Snape?”   Nervös knetete Harry die Hände, verknotete sich fast die Finger und begann wieder mit der Folterung der Unterlippe. Während er stumm Qualen litt, beglückwünschte er sich trotzdem dazu, dass ihm dieses mehr als seltsame Spiel eingefallen war auf die Schnelle.   “Und wie ermitteln wir den Gewinner?”, erklang es leise von dem Lehrer und Harry blinzelte erneut überrascht, ehe er antwortete.   “Ähm … äh … also vielleicht derjenige, welcher zuerst fünf Fragen beantworten bekommen hat?” Ratlos zuckte er mit den Schultern.   “Und du was ist mit dem Verlierer, Mr. Potter?”   “Verlierer?”   “Ohne Verlierer, kein Gewinner, nicht wahr? Und um das Gewinnen noch reizvoller zu gestalten, schlage ich eine Strafe für den Verlierer vor. Was meinen Sie, Mr. Potter?”   War dies da ein Schmunzeln auf den Lippen des Professors? War Harry vielleicht in ein Paralleluniversum gerutscht? War der Erwachsene Opfer eines Verwirrzaubers geworden? Wenn der Schüler es nicht besser wissen würde, dann war er geneigt zu sagen, dass der Professor in Spiellaune war. Konnte es möglich sein, dass der Professor hieran … Spaß fand? Was es auch war, es gefiel Harry ziemlich gut. Auch wenn es verwirrte, aber egal. Die Kerkerfledermaus stieg noch mal in seinem persönlichen Rangsystem. Interessant, dass das überhaupt ging, wo der Mann ja eh schon der Grund schlafloser, feuchter Träume war!   “Erde an Mr. Potter. Ein Knut für Ihre leicht zu durchschauenden Gedanken. Sagen Sie schon, was sie von meinem Vorschlag halten und lassen uns endlich anfangen. In der Zeit, die wir hier vertrödeln, hätte ich mehrere Tränke brauen können. Es hat nicht jeder den Luxus, ein Schüler zu sein”, schnarrte der Professor und holte damit Harry aus den Gedanken.   “Seien Sie sich mal nicht so sicher, mit den leicht zu erratenden Gedanken, Sir”, gab Harr flapsig zurück und erntete eine hochgezogene Augenbraue. “Aber ja, ich bin einverstanden mit dieser Zusatzklausel. Sie auch mit meiner Idee?”   “Drei Sekunden. Ich werde Sie drei Sekunden angreifen und sie mich fünf. Erwarten Sie jedoch keine Gnade.” Streng sah der Älteren den Jüngeren an und als dieser nickte, fuhr der Snape fort. “Also dann, folgen Sie mir.” Damit erhob sich der düstere und oftmals grimmig wirkende Mann, legte einen Zauber über den köchelnden Kessel im hinteren Teil des Raumes und schritt zur Treppe. “Na los, bewegen Sie sich gefälligst, Potter. Hier ist es mir dafür zu ungemütlich”, schnarrte der Mann in altbekannter Manier und winkte Harry unwirsch hinter sich her.   “Na dann … lasst die Spiele beginnen”, flüsterte der hinterher eilende Junge leise und wusste nicht, ob er sein loses Mundwerk nun verfluchen oder feiern sollte. Kapitel 19: ------------ Der Schüler war drauf und dran in den ‘Fangirl-Modus’ zu verfallen. Nicht nur, dass Snape dieser schwachsinnigen Idee zugestimmt und sie sogar ‘ausgebaut’ hatte, nein. Jetzt gerade war er mit seinem gehaßt-liebten Lehrer auf den Weg in dessen Wohnung. Der Junge konnte sein Glück kaum fassen. Verstohlen kniff er sich in den Arm, nur um sicherzugehen dass dies hier kein Traum war.   “Tee, Kaffee, Saft?”   “Äh … äh, Tee. Rooibusch, falls Sie den haben”, stotterte der Junge, während er den Flair der Wohnung aus ‘Menschenperspektive’ auf sich wirken ließ. Auch so strahlte die Wohnung dieses Gefühl von Ruhe und Sicherheit aus. Von Wohlfühlen und nach Hause kommen. Ein leises, wehmütiges Seufzen entwich seinen Lippen. Nach Hause kommen und Snape in einem Satz klang einfach viel zu gut. Leider viel zu sehr nach Wunschdenken.   “Bitte sehr, Mr. Potter. Ruhen Sie sich noch einen Moment aus, denn Sie werden Ihre volle Konzentration brauchen. Winky!” Damit erschien eine diensteifrig mit den Ohren schlackernde Hauselfe.   “Guten Abend, Mr. Harry Potter Sir. Was kann Winky für Mr. Snape tun?” Am liebsten wäre Harry im Boden versunken, als die Elfe sich erst vor ihm verbeugte, ehe sie sich dem Lehrer zuwandte. Nur zu genau spürte er den Blick des Lehrers. Knapp nickte er dem Wesen mit einem verkniffenen Grinsen zu.   “Bring uns einige Sandwichs. Nichts zu schweres”, befahl der Ältere knapp und die Elfe nickte fleißig.   “Sehr gerne. Mr. Potter, darf es etwas für Sie sein? Dobby und Winky haben etwas Neues ausprobiert.” Begeistert strahlte die Kleine ihn an und so gerne Harry es abgelehnt hätte, so schaffte er es bei diesem Blick einfach nicht. Er brachte es nicht übers Herz die Freude und Hoffnung der Elfe zu zerstören. Also nickte er erneut und schon verschwand die Hauselfe wieder. Was die beiden sich wohl jetzt wieder überlegt hatten?   “Sie werden wirklich von allen Seiten verwöhnt, nicht wahr, Mr. Potter?”   “Wie meinen, Professor?” Auf die Frage zog der Ältere eine Augenbraue hoch, als zweifle er an dem Verstand des Jüngeren. Jedoch bekam Harry keine wirkliche Antwort, erschien doch in diesem Moment Winky wieder. Was Harry jedoch genau wusste, war dass es ihm nicht gefiel wie der Erwachsene ihn wahrnahm. Vor allem weil es so … falsch war.   “Winky hat gebracht was Professor gewünscht haben.” Ein Tablett mit Sandwich schwebte auf den niedrigen Wohnzimmertisch. “Und für Mr. Potter Sir …” In dem Moment erschien ein breit grinsender Dobby. “Dobby bringt Überraschung für Master Potter.” Ein abgedeckter Teller schwebte ebenso auf den Tisch.   Gequält presste Überraschter ein “Dobby, lass das”, über die Lippen, doch der Elf überging ihn in seiner Aufregung einfach.   “Winky und Dobby haben Rezepte            ausprobiert und verfeinert.” Damit verschwand die Abdeckung und mit großen Augen erblickte der Junge einen saftig wirkenden Schokokuchen in Form eines Schnatz.   “Wow!”, hauchte der Potter, stellte die Tasse ab und rutschte vom Sofa auf den Boden um das Kunstwerk zu bewundern. Diese Details! Das war ja schon Kunst und beinahe zu schade zum essen. “Das … WOW! Danke ihr Zwei.” Breit strahlte er die Hauselfen an, welche so arg grinsten, dass sich die Mundwinkel beinahe am Hinterkopf trafen. Behutsam strich er mit dem Zeigefinger über einen der Flügel; nicht dass es zerfiel.   “In Küche ist noch mehr Schokolade. Dobby und Winky machen mehr, wenn es schmeckt!”, japste Dobby schnell und so überwand Harry sich und brach eine kleine Ecke des Flügels ab. Schnell war dieser im Mund verschwunden und der Junge schloss die Augen.   Severus wusste nicht, was genau hier geschah, aber diese Schmierenkomödie war doch wohl Beweis genug für seine Überzeugung des verwöhnten Bengels. Oder? Wobei, der Junge wirkte wirklich freudig überrascht und auch ein wenig … überfordert. Aber nein, das lag bestimmt nur daran, dass es einfach nur so eine Kleinigkeit war! Da kam ihm der Gedanke, dass die Hauselfen vielleicht der Grund waren, warum der Junge bei den Mahlzeiten nur so wenig aß. Bestimmt ließ er sich das Essen aufs Zimmer - ans Bett - liefern wie ein kleiner Prinz.   Ein leises Stöhnen holte den Lehrer aus den Überlegungen. So versunken wie er war, hatte er nicht mal mitbekommen, dass die Wesen verschwunden waren. Verdammt, die Gegenwart des Teenagers lenkte ihn wirklich ab.   “Die müssen Sie unbedingt probieren, Professor. Das schmeckt toll!”   Blinzelnd fokussierte er seine schwarzen Augen auf den Jungen vor sich, welcher immer noch auf dem Boden hockte und ihm ein Stück Kuchen hinhielt. Gefangen von diesem vollkommen zufriedenen Ausdruck in den grünen Augen, ließ er sich nahe des Jungen auf der Couch nieder. Kurz noch zögerte er doch dann streckte er die Hand aus und ergriff das Kuchenstück.   Kurz fragte er sich, was er hier tat, schließlich war er nichtmal ein großer Freund von diesem süßen Zeug und doch … doch konnte er nichts dagegen tun. Sein Körper tat einfach was er wollte und der Professor war quasi nur ein unbeteiligter Zuschauer. Das war so absurd! Was er jedoch sehr wohl und bis in die tiefste Pore seines Seins fühlte, war der Stromschlag als er unbeabsichtigt die Finger des Schülers streifte. Den Blick hatte er nicht einen Moment von den grünen Augen genommen und so sah er genau, dass auch der Junge darauf reagierte. Die Augen weiteten sich. Das Grün glitzerte ihn geradezu an. Bildete er sich das hier gerade ein? Neugierig geworden, ließ Severus den Daumen sachte über Harrys Hand wandern und tatsächlich, die Atmung des Jungen setzte kurz aus.   Keiner der beiden wusste, was hier gerade geschah. Beide wussten es war komisch. Während Harry kurz vor einer Ohnmacht stand ob seines Glücks - Severus hatte ihn versehentlich berührt und doch hielt er die Berührung aufrecht - schimpfte der Lehrer sich immer wieder einen Narren, Trottel und verantwortungslosen Menschen. Der eine wollte und der andere konnte diesen Kontakt nicht abbrechen. Grün versank in schwarz. Schwarz versank in Grün und beide suchten nach Antworten in den Augen des Anderen. Der Kuchen - die Welt um sie herum - war vergessen und fiel zu Boden, als der Jüngere die Hand des Anderen richtig in seine nahm. Während Harry ein verzücktes Seufzen entwich, ob des Gefühls der Hand seines Lehrers in der eigenen, schien dies den Anderen aus der Trance zu holen.   Harry vernahm ein leises Räuspern. Doch er ignorierte es. Viel zu sehr war er im Glücksrausch. Oder waren dies eher die Hormone welche Achterbahn fuhren? Egal! Er genoss diesen Moment einfach zu sehr, um nach Ursachen zu suchen. Der Geruch nach Kräutern, Salben und diesem leicht herben Parfüm des Lehrers. Die Hand in seiner. Gleichzeitig rau und doch unendlich weich. Er wollte nicht dass dieser Moment endete. Er wollte mehr! Wie fühlte sich wohl der Rest des Mannes an? Wie schmeckte Snape wohl? Unbewusst lehnte er sich ein kleines Stück nach vorne. Der Blick zwischen schwarzen Augen und blassen Lippen wechselnd. Gefangen in der Nähe und Intensität seines Schwarms.   Fühlte Severus auch dieses Ziehen? Ein Ziehen tief in seinem Inneren, dass beinahe schon Severus Namen schrie und Harry wusste, er war verloren. Hoffnungslos verloren, denn die Wahrscheinlichkeit, dass der Ältere ebenso fühlte, und dann auch noch für einen Freak wie ihn, lag wohl im einstelligen Bereich.   Wie zur Bestätigung seiner pessimistischen Gedanken, entwand der Professor mit einem erneuten Räuspern die Hand; schob sich in die andere Ecke des Sofas. Nur mit Mühe schaffte es der Junge, die Tränen der Resignation und Trauer zu verdrängen. Ebenso verkniffen schaffte es der Junge, das plötzliche Gefühl des Allein und Schutzlos sein in seinem Inneren zu behalten und in die verborgenen Winkel der Seele zu schieben, auf das sie dort unbemerkt weiter wuchsen. Er hatte sich schon viel zu sehr gehen lassen und irgendwann würde ihm der Professor eben jenes Verhalten garantiert vorhalten. Seine Schwäche gegen ihn verwenden. Mit gesenktem Kopf erhob er sich und setzte sich in die andere Ecke der Couch, froh dass ihn die Beine wenigstens bis dahin hielten. Stumm nahm er sich vergessene Teetasse und nippte an dem deutlich abgekühlten Getränk; darauf wartend, wie es nun weiter ging. Alle möglichen Reaktionen des Lehrers dabei durchspielend.   Severus saß einfach nur da und beobachtete seinen Schüler. Seine Gedanken - und irritierender Weise auch die Gefühle -  spielten verrückt wie Reisigzweige im Herbststurm. Auf und Ab. Hin und Her. Doch egal wie sehr er auch versuchte eine Antwort auf das große ‘Was war das?’ in seinem Kopf zu finden, es gelang ihm nicht.   Es mochte eine zufällige Berührung gewesen sein, und beim besten Willen nicht die erste, doch dieses Mal war es anders gewesen. Es hatte sich … ja, wie hatte es sich angefühlt? Richtig? Passend? Gut? Die kleinere, warme Hand des Jungen im seine, und dieses Gefühl sanft aber bestimmt festgehalten zu werden. Nein, das konnte kein Zufall gewesen sein.  Und was war das für ein Ausdruck in Harrys Augen gewesen? Freude? Hoffnung? Ungläubigkeit? Auch dass konnte Severus nicht genau benennen und doch, hatte sich dieses Glitzern wohl auf ewig in sein Hirn gebrannt. Nicht nur, dass der Potter in diesem Moment seine Mutter weit hinter sich ließ, nein. Der Snape hatte auch das irrationale Bedürfnis, diese … Lebensfreude - ja, das passte gut - wieder in den grünen Augen zu sehen. Es war einfach nur verwirrend und frustrierend, denn er kam einfach auf keine Antwort und so musterte er einfach nur den Schüler vor sich. Das ziehende Gefühl in seinem Inneren einfach verdrängend. Merlin, er hatte mit einem Schüler - seinem angeblichen Hassschüller Numero Uno - Händchen gehalten wie ein verliebter Teenager und diesen schien es nicht einmal im geringsten zu stören. Wenn dies raus kam, dann … die Folgen wollte er sich nicht einmal ausmalen.   Gerade wollte er den Gryffindor diesbezüglich ermahnen, da hob eben jener zaghaft den Blick und schaute beinahe scheu über den Rand der Teetasse zu ihm herüber. Doch genauso schnell verschwand der Junge wieder hinter der Tasse, konnte jedoch die rötliche Färbung der Wangen nicht dahinter verstecken und so blieben dem Slytherinoberhaupt die Worte einfach im Hals stecken. Ein absurder Gedanke kam ihm in dem Sinn: Wie war das noch mit dem verliebten Teenager? Merlin, dass war doch vollkommen abwegig und doch zeigte der Schüler alle Symptome. Konnte es wahr sein? Und warum stolperte sein Herz bei der Überlegung, dass dies Wirklichkeit war? Kurz schloss er die Augen, als ihm bewusst wurde, dass er verloren war bis er die Antworten auf seine Fragen bekam. Verdammter Harry James Potter!   So sehr Tom auch versuchte, die abgeminderten, aber doch konfusen, Gedanken und Gefühle seines ‘Verbindungspartners’ zu ignorieren, so wenig schaffte er es. Eine gefühlte Ewigkeit ging dies schon so und es machte ihn ... fuchsig. Der dunkle Lord war einst so stolz über sich selbst gewesen, die Gefühle tief in sich vergraben oder abgestellen zu haben. Doch jetzt … jetzt quälten ihn fremde Gefühle. Und er konnte nichts dagegen tun egal wie sehr er auch versuchte die Verbindung zu dem Jüngeren zu schließen. Der gefürchtetste Magier kam einfach nicht gegen diese geballte Menge an ‘Wärme’ an und er hasste sich und den Jungen dafür. Dieser Bengel machte doch nichts als Ärger!   Was trieb er nur, oder besser gesagt mit wem, dass er so fühlte? Moment … hatte der Junge ihm nicht letztens ungewollt Bilder von Severus übermittelt? Was wenn Snape der Grund dafür war? Und das um diese späte Uhrzeit! Nachdenklich lief der dunkle Lord in seinem Büro herum; froh darüber dass die Todesser es nur im Notfall wagten zu stören und ihn somit nicht in diesem Zustand sahen. Nagini, welche dösend auf dem Platz vor dem Kamin lag, war egal.   Störte es ihn, wenn wirklich ein Anderer oder eine Andere der Grund für dieses Chaos war? Nein. Störte es ihn, dass es eventuell Snape war? Erstaunlicherweise: Ja! Ein großes Ja! Die Frage war nur, warum? Weil er quasi zuerst ‘ Hand an den Jungen gelegt hatte’ damals? Weil er diese Verbindung zu Harry hatte? Weil Snape einer seiner Leute war und somit quasi mit dem Feind anbändelte? Oder lag es einfach nur daran, dass er nicht genau wusste, was die Motive des Tränkeprofessors waren, an der Seite Voldemorts zu arbeiten? Was wenn der Ältere den Schüler gegen ihn aufhetzte? Das käme seinen Überlegungen den Jungen irgendwie zu nutzen definitiv in die Quere! Ja, dies musste es sein, der Grund für sein Unwille gegen diese Verbindung. Oder was auch immer das war. Die leise Stimme der Eifersucht, welche flüsterte, dass der Professor Harry immer um sich hatte und er selbst nicht, ignorierte er bestmöglich. Jetzt hieß es handeln, um seines eigenen Friedens willen.   Der Versuch, mit dem Jungen in Kontakt zu treten, scheiterte. Nicht nur, dass der Jüngere ihn blockierte und ignorierte, auch wurden diese schnulzigen Gefühle und Gedanken stärker und klarer und das verkraftete der Lord einfach nicht. Es verschreckte ihn. Allein dieses Gefühl von Freude war so intensiv, dass er sich am liebsten übergeben hätte. Reine - hoffnungsvolle Freude und nicht die kalte, diabolische, welche er selbst so oft verspürte. Widerlich!   Jedoch, wenn der Tränkemeister wirklich Schuld an all diesem trug, dann musste halt dieser es ausbaden. Was war die angemessene Strafe?   “Wollten wir nun spielen Mr. Potter, oder nicht?”   Die nüchtern gestellte Frage des Professors ließ den Jüngeren blinzelnd aus dem Gedankenchaos auftauchen. Langsam stellte er die leere Tasse auf den Tisch, zog die Beine auf das Sofa und strich langsam über die versteckten Wunden auf der linken Haut. Eine Marotte, welche er sich unbewusst im Laufe des Schuljahres angeeignet hatte und ihm irgendwie half zu erden.   “Ja … wollen Sie anfangen oder soll ich?” Seine Stimme war genauso schwach wie er sich fühlte und im Moment reizte ihn der Gedanken an dieses Spiel überhaupt nicht mehr. Zusammenrollen und im Selbstmitleid versinken klang gerade viel verlockender.   “Sind Sie sicher, dass Sie das hier wirklich wollen?”   “Was? Ähm ich meine, ja klar. Sonst hätte ich das hier nicht vorgeschlagen.”   Ein scharfer Blick musterte ihn, doch dann nickte Snape und gestand Harry den ersten Angriff zu. Und so begann dieser mit einem zögerlichen Attacke. Wirklich wohl fühlte er sich bei dieser Aktion nicht. Es war immer noch Severus Snape, den er hier mental attackierte. Ob mit Zustimmung oder nicht, aber dieser Mann würde ihn jeden Fehltritt doppelt und dreifach zurück zahlen. Auch wenn Harry seinen Freunden gegenüber so tat, als wenn die Stunden bei Snape ein schlichtes Übel, so war die Wahrheit dass er diese Zeit der Zweisamkeit einfach nicht mehr missen wollte. Die Zeit in der er nicht befürchten musste irgendwelche Gehässigkeiten der Mitschüler ertragen zu müssen. Bei Snape wusste er wenigstens im Groben was ihn erwartete. Hier stellte sich nicht die Frage, ob Freund oder Feind.   “Mr. Potter, wenn Sie nicht wenigstens den Anschein machen, als würden Sie es ernst meinen, dann lassen wir das Ganze gleich sein!” Der genervte Ton Snapes ließ ihn aus den Gedanken auftauchen.   “Entschuldigung … ich war in Gedanken”, nuschelte der Potter und brach den Blickkontakt.   “Mr. Potter, was ist los? Das Ganze hier war IHRE verrückte Idee und jetzt sind Sie nicht mal mit Feuereifer dabei, mir die dunkelsten Geheimnisse zu entlocken. Wo ist ihr Ehrgeiz hin? Wirklich, Sie enttäuschen mich.” Die Worte und auch die Tatsache dass der Tränkemeister mit der Zunge schnalzend von der Couch aufstand, schmerzte wie ein heißer Schürhaken. Ein Gefühl, welches er nur zu genau kannte. Nun energischer kratzte Harry über seine Hand.   “Seien wir doch mal ehrlich, Professor: Das ich Ihre Abwehr durchbreche, ist so wahrscheinlich, wie das Hagrid freiwillig im Tütü in der Großen Halle tanzt. Sie jedoch, werden meine Barrieren hinwegfegen wie ein Tsunami ganze Landstriche. Dies wissen wir beide aus all den Trainingsstunden. Ichh kann sie kaum aufhalten oder aus meinem Kopf verbannen.” Bitterkeit und Resignation schwang deutlich in Harrys Stimme mit. Bei Merlin, seine Gefühle waren viel zu aufgewühlt als dass er dieses Chaos kontrollieren oder genauer benennen konnte. Tief durchatmend hob er den Kopf und starrte auf den Rücken des Lehrers, welcher am Kamin stand. Schlagartig war ihm etwas bewusst geworden. “Ich weiß, Sie haben Fragen und haben nur deswegen zugestimmt. Nicht aus Trainingszwecken oder irgendwas für mich, nein. Es war für Sie die beste Ausrede um weiter in meinem Hirn zu graben. Ist es nicht so, Professor?”   Doch dieser schien ihn immer noch zu ignorieren, was Harrys eh schon angespannten Nerven zum Reißen brachte. “VERDAMMT, GUCKEN SIE MICH WENIGSTENS AN!”, schrie der Grünäugige und kämpfte gegen das Verlangen Severus an der Schulter zu packen und herumzuwirbeln. So saß er mit zusammengebissenen Zähnen auf der Couch und kratzte weiter über seine Hand sowie den Arm.   Eine für Harry gefühlte Ewigkeit geschah nichts, doch dann drehte sich der Ältere langsam herum. Kapitel 20: ------------ Severus starrte einfach nur auf die Flammen vor sich. Insgeheim beglückwünschte er den Jungen dazu, hinter seine List gekommen zu sein. Anscheinend war der Kleine doch nicht nur leichtgläubig und dumm wie ein Schaf, welches zur Schlachtbank geführt wurde. Er war zwar jetzt um eine wunderbare Chance gekommen, aber egal. Dafür überraschte ihn dieser Wutausbruch des Schülers umso mehr. Der Unterton, welcher in Harrys Monolog mitschwangen, sprach keine positive Sprache.   Severus kannte solch ein Verhalten von seinen Schlangen. Sie schafften sich durch ihre List auch immer wieder Situationen in denen sie frei sprechen konnten, ohne Strafen oder Tadel befürchten zu müssen. Und Harry Potter zeigte ebenso ein Verhalten. Irgendetwas hatte dieser Bengel auf dem Herzen und Severus wollte wissen was es war. Egal was es nun war, aber um dem Versprechen Lily gegenüber gerecht zu werden, musste er dem Kleinen helfen. Doch, das musste er sich genervt eingestehen, war es nicht nur das Versprechen, welches ihn dies tun ließ. Nein, er wollte es auch, denn er machte sich Sorgen um den Jungen. Die Erinnerungsausschnitte welche er alle schon erhascht hatte, gaben ihm ein immer konfuseres Bild von dem Potter. Eins welches nicht mit all den Erzählungen zusammenpasste, welche Dumbledore ihm zuteil haben ließ. Was war die Wahrheit? Was Übertreibung? Was Wunschdenken und was dreiste Lüge? Nun, der einfachste Weg war wohl, wenn er sich dem Jungen annahm. Oh man, bei allen Tränkemeistern, wir war das alles nur so weit gekommen? Lautlos seufzend massierte er die Nasenwurzel und drehte sich schließlich langsam herum.   Das Bild welches sich ihm bot, ließ ihn einen Moment erstarren, ehe er schnellen Schrittes den Weg zur Couch überwand. “Was tun Sie da?”, fauchte er den Jungen an, ignorierte dessen wütende Miene und ergriff entschlossen die linke Hand des Jungen. Kleine, dunkelrote Blutstropfen rannen wie aus dem Nichts über die leicht gebräunte Haut.   “Ni … nichts”, stotterte der Jüngere und versuchte die Hand zu befreien, doch so schnell würde Severus den Bengel nicht freigeben.   “Von wegen”, spottete er zurück, zog seinen Stab und löste den Illusionszauber. Wobei er merkte das es nicht nur einer, sondern mehrere waren. Zu seiner Überraschung auch ein starker Schwarzmagischer welcher nicht ohne war.   “Warum haben Sie einen Schwarzmagischen Zau …”, doch die letzten Worte blieben ihm im Hals stecken, als er auch diesen letzten Zauber gelöst hatte. Bei Merlin, Morgana und allen Göttern, was war das? Die Hand des Schülers sah beinahe aus, als hätte sich ein Crup in dieser verbissen. Zahlreiche Riss- und Schnittwunden zierten die Haut in verschiedensten Heilungsstadien. Jene, welche wohl noch nicht verheilt gewesen waren, schien Harry sich wieder aufgekratzt zu haben.   “Es ist nichts …”, murmelte der Potter und versuchte erneut die Hand zu entwinden. Doch Severus griff nur energischer zu und entlockte dem Schüler so einen leisen Schmerzlaut.   “Ja … klar. Und ich trage am liebsten Rot!”, fauchte der Lehrer zurück und nutzte zugleich einen Aufrufzauber um Tränke, Salben und Verbandszeug herbei schweben zu lassen. “Sagen Sie mir, wer dafür zuständig ist, Harry! Woher kommen all die Verletzungen?” Dass er wie selbstverständlich den Vornamen nutzte, ignorierte der Tränkeprofessor. Jetzt gab es wichtigeres. Zum Beispiel das Heilen der Wunden und dann die Person bestrafen, welche hier für verantwortlich war!   “Rot würde Ihnen aber nicht stehen, Professor.” Ein verkrampftes Lächeln brachte Harry zustande, ehe er den Blick abwandte. Einen erneuten Versuch seine Hand zu befreien, traute er sich nicht. Es brannte und stach wie Messerstiche. Oh, wie dumm er doch gewesen war. Hätte er doch niemals diesen dämlichen Vorschlag gemacht. Wo waren diese dummen Zeitumkehrer wenn man sie brauchte? Bei Gott, das hier war so peinlich! Vor allen hatte er diese Schmach bisher verstecken können, doch ausgerechnet vor Snape war er versagt. MIST! Als der Lehrer einen Reinigungszauber auf seine Hand sprach, biss Harry die Lippen zusammen, denn es war ein wirklich widerliches, reißendes Gefühl als Blutkrusten, Dreck und Creme verschwanden. Kurz blickte er auf das was einmal seine Hand gewesen war und nun irgendwie mehr einer blutigen Masse glich. Doch genauso schnell musste er den Blick abwenden, denn anderer Leute Blut mochte er ertragen können, doch beim eigenen wurde ihm schwummerig. Wie lustig wenn man bedachte, wie oft er sich dieses schon vom Körper hatte waschen müssen in seinem Leben. Aber vielleicht war es genau diese Tatsache. Es erinnerte ihn immer wieder an alle möglichen demütigenden Situationen. Leise über diese Ironie des Lebens lachend, ließ er sich langsam zurückfallen. Den schweigend arbeitenden Professor einfach machen lassend. Vielleicht sollte er die Zeit besser nutzen, um eine plausible Ausrede zu finden?   “So, fertig”, kam es irgendwann von Severus, ehe dieser die Utensilien verschwinden ließ. Mit frischem Tee für sie beide, ließ dieser sich neben ihm auf der Couch nieder.   “Danke, Professor.” Schutzsuchend zog Harry die Beine auf die Couch und legte die Arme darum. Die linke Hand dick bandagiert.   “Harry, verraten Sie mir, wer das war und vor allem warum?”   “Das geht Sie nichts an. Das ist alleine mein Problem”, gab Harry monoton zurück. Er hatte es sich schließlich vor kurzem geschworen das ‘Umbridge Problem’ ganz alleine zu meistern. Vor allem, warum sollte er es gerade Snape verraten? Was konnte der Mann schon tun?   “Hören Sie, ich bin nicht ihr Feind.”   “Ach nein? Seit wann das denn nicht?”   “Noch nie…”, gestand der Professor und widmete sich seinem Tee.   Schlagartig kam Harry das Geständnis in den Sinn, welches der Lehrer Harry in seiner Wolfsform gemacht hatte.   “Sie können nichts machen, Professor. Nichts, ohne Ihren Job zu riskieren, denn Sie stehen schon auf ihrer Abschussliste.”   “Meinen Sie etwa dass hierfür”, dabei deutete Snape auf Harrys Hand “eine gewisse pinke Person zuständig ist?” Unglaube klang in der Stimme mit.   Ein bitteres Lächeln war die Antwort. “Sie und die liebreizende Feder. Tja, verdient ist verdient, schätze ich.” Schulterzuckend legte Harry seine Stirn auf die Knie. Mühevoll versuchte er so dieses erdrückende, taube und zugleich reißende Gefühl in seinem Inneren zu verdrängen. Tränen wollten sich ihren Weg empor bahnen, doch Harry erstickte sie mit Sarkasmus, noch ehe der Professor weiter auf das gesagte eingehen konnte.   “Ich bin der verwirrte Junge welcher im Turnier einen zu harten Schlag an den Kopf bekommen hat. Der womöglich Cedric selber umgebracht hat, nur weil ich ihm den Sieg nicht gegönnt habe. Der Kerl, der alle verarscht hat mit der Teilnahme an diesem Scheiß, nur um mich aufzuspielen. Ich bin der Lügner, der Voldemorts Auferstehung erfindet um alles zu rechtfertigen. Für die Leute die mir dann doch glauben dass der Kerl wieder da ist, bin ich der Junge, der zu schwach war. Eine Enttäuschung. Eine verblasste Hoffnung. Ich bin der Junge, der Bengel, der Freak der nur Ärger macht. Tadaa!”   Langsam hob er den Kopf und blickte in die schwarzen Augen Snapes.   “Mit mir kann man es ja machen anscheinend. Die Gesellschaft braucht einen Sündenbock. Anders ist es mit Umbridge auch nicht. An Dumbledore kommt die alte Hexe nicht heran, also muss sie ihren Frust an wem anders auslassen. Wer ist da besser geeignet als ich, der die Wahrheit spricht. Alleine der Gedanke daran, dass ich wirklich nicht lüge, macht ihr und alle anderen solch eine Angst, dass sie diese an mir auslassen.“ Leise lachend streckte Harry sich wieder aus. “Wissen Sie, was wirklich lustig ist? Gerade Ihnen erzähle ich all das, wo wir uns nicht mal wirklich leiden können.” Ok, Snape konnte ihn nicht leiden und Harry schmachtete den Kerl an. “Das Voldi wieder da ist, und ich nicht lüge, wissen Sie ja nur zu genau, nicht wahr, Professor?” Keck zwinkerte er dem Mann zu, welcher wie zufällig auf seinen Unterarm griff. “Machen Sie sich keine Gedanken, ich weiß es vom dunklen Lord persönlich, also entspannen Sie sich.”   “Warum? Warum reden Sie überhaupt mit dem Lord?”   “Nun, er mag einen an der Waffel und Methoden haben, welche nicht mit meiner Einstellung übereinstimmen, aber doch steht er dazu. Zudem ist es manchmal ganz lustig. Außerdem nervt er manchmal tierisch und ich kann kaum was dagegen machen. Im Moment ist es ehrlich gesagt wie nerviges Klopfen”, gestand Harry.   “Sie wissen, dass es Ihre Bestimmung ist, ihn zu töten?” Die direkte Frage Snapes ließ ihn zusammenzucken.   “Ja … das hat Dumbledore mir im ersten Jahr, nach der Geschichte mit dem Stein der Weisen, verklickert. Er meinte ich solle bereit sein eines Tages den wirklichen Voldemort zu töten. Keine tolle Info, wenn man gerade so überlebt hat und vollkommen verwirrt und verstört im Krankenbett liegt.”   Schweigen senkte sich über die beiden, in der jeder für sich den Gedanken nachhing, Tee tranken und einige Brocken Kuchen und Sandwich aßen. Wenn man davon absah, was Harry dem Professor gerade alles offenbart hatte war es eigentlich ganz gemütlich.   Severus wusste nicht worüber er zuerst und worüber er zuletzt nachdenken sollte. Der Junge hatte ihm hier Informationen vor den Latz geknallt, mit denen er nicht umzugehen wusste. Was er jedoch sehr genau spürte, war die Wut auf diese pinke Pest. Diese untalentierte, impertinente, übergeschnappte, krötengesichtige Farce einer Lehrerin und Ministeriumsangestellten. Wem genau wollte der Minister eigentlich ans Bein pinkeln? Severus selbst? Dumbledore? Oder vielleicht … vielleicht sogar dem jungen Potter?   Zwischen den Zeilen waren noch so einige Informationen mitgeschwommen. Das was der Junge da erzählt hatte, war nur die Spitze des Eisberges. Die Quintessenzs aus vielen kleinen schmerzhaften Gegebenheiten. Das für ihn Schlimme war, dass er sich Harry dadurch nur verbundener fühlte. Alles was er bisher über den jungen Schüler geglaubt hätte zu wissen, erwies sich plötzlich als falsch oder zweifelhaft. Konnte er seiner eigenen Urteilskraft trauen?   “Sie wissen was Sie hier, zwischen den Zeilen, Dumbledore sowie Umbridge ankreiden?”, erkundigte sich Severus und ließ den Jungen nicht aus den Augen. Dieser wirkte, als wenn er in Trance wäre.   “Ich kann es gerne auch ganz direkt sagen, Professor.”   “Merlin, meine Nerven. Sie verstehen sicher, dass ich es nicht einfach so als Tatsache hinnehmen kann. Jedoch können Sie sich auch diesen missbilligenden Blick sparen, denn ich werde es auch nicht als jugendliche Überreaktion oder Aufspielen deuten. Ich verspreche Ihnen, dass ich Ihre Aussagen ernst nehme. Jedoch müssen Sie mir auch etwas versprechen.” Ernst sah er den Jungen an. Er wusste, Harry hatte keinerlei Gründe seinen Worten zu glauben - ihm zu vertrauen. “Ich möchte, dass Sie den Kopf unten halten und auch ihre neuen Freunde, alles voran die Zwillinge, ruhig halten. Fallen weder Sie noch die Anderen auf. Zudem wünsche ich, dass Sie so oft es geht Abends her kommen.”   “Äh … bitte?”   Was hatte der Bengel denn jetzt schon wieder nicht verstanden? Genervt seufzend setzte er zu einer Erklärung an, doch zum Aussprechen kam er nicht, denn sein linker Arme stach wie unter Nadelstiche und das war nichts im Vergleich dazu, wenn er sich dem Ruf verweigerte. Gequält verzog er das Gesicht. So ungern er es zugab, aber er war von dem Ruf überrumpelt worden. Hatte er doch schlicht und einfach nicht daran geglaubt, dass der dunkle Magier ihn heute oder überhaupt in nächster Zeit berufen würde. Was wollte das alte Schlangengesicht von ihm?   “Professor, geht es Ihnen nicht gut?”   “Es ist spät. Gehen Sie in Ihren Turm. Machen Sie keine Umwege.”   “Sie müssen zu Ihm, richtig?” Eigentlich klang dies ja nicht nach einer Frage, sondern eher wie eine Aussage. “Kann ich nicht hier auf Sie warten? Ich… ich will nicht … zurück.”   Aus Nadel- wurden Nägelstiche. Mühsam beherrscht ließ er den Reiseumhang herbeischweben.   “Nein. Nicht heute. Na los, Sie wissen wo die Tür ist.”   Aus Nägel wurden Messer. Brennende Messer. Das Aufrechterhalten der normalen Miene fiel immer schwerer.   “Ich will Sie hier nachher nicht mehr sehen!”, fauchte Severus bestimmt, und verschwand ohne weiter auf den Jungen zu achten durch den Kamin. Merlin, was kam denn wohl jetzt noch?   Harry beobachtete gleichzeitig besorgt und erfreut wie der Tränkeprofessor hektisch durch den Kamin verschwand. Tom hatte es übertrieben. Gut, Harry selbst war nicht unschuldig daran, war er doch auf Toms mentales Anklopfen eingegangen und hatte diesem gesteckt, dass er sich gerade in Severus Wohnung befand. Die Antwort “Wir quatschen einfach. Wobei er mir eher Löcher in den Bauch fragt”, schien den dunklen Lord auch nicht zu beruhigen. Kurz danach hatte Voldemort mit seinem Untergebenem Kontakt aufgenommen. Harry hatte das Zucken deutlich gesehen. So hart wie Severus auch sonst wirkte, für den Bruchteil einer gefühlten Sekunde hatte der Gryffindor eine ganz andere Seite an dem Mann entdeckt. Was, wie er sich eingestehen musste, zugleich erfreulich und beängstigend war. Hinter dieser düsteren Fassade steckte so viel mehr und der junge Gryffindor wollte es sehen. ALLES! Die Frage war, wo kam plötzlich der leise Wunsch her, den Mann zu beschützen? Kapitel 21: ------------ Nein, Harry würde nicht gehen sondern bleiben. Natürlich nur um später zu sehen, ob es Severus gut ging. Bei Riddle wusste man ja nie. Seufzend erhob er sich und schritt ins Badezimmer. Nach dem Toilettengang stand er am Waschbecken und sah sich beim Hände waschen in die Augen. Wem machte er hier eigentlich etwas vor? Klar war da auch Sorge um Severus in ihm, aber es waren sehr viel egoistischere Gründe, warum er hier in dieser Wohnung bleiben wollte.   Es war wirklich so, wie er zu dem Anderen gesagt hatte: Er wollte nicht in sein Haus zurück. Dort musste er sich nur den ganzen Blicken und Sprüchen stellen. Den Hänseleien und Späßen, welche er vor allem durch seine Bettnachbarn zu ertragen hatte. Neville alleine war ihm da keine wirkliche Hilfe. Und gegen Ron, welcher das Haus der Löwen ganz gut aufzuhetzen wusste, kam Neville schon dreimal nicht an. Und Harry selbst? Gedankenverloren fiel sein Blick im Spiegel auf die Snapsche Badewanne und so entschied er nach dem Motto “Wenn schon - denn schon” den Vogel komplett abzuschießen und sich ein Entspannungsbad zu gönnen. Bevor ihn der Skrupel übermannen konnte, riss er sich vom Spiegelbild los und schritt zur Badewanne herüber.   Leicht lächelnd lag der junge Potter in der Badewanne und ließ die Hände langsam durch den Schaumberg fahren. Bevor die Wanne vollgelaufen war, hatte er noch Dobby herbeigerufen und diesen über die weitere Abendplanung informiert. Vor allem hatte er dem Elfen aufgetragen, seinen Freunden Bescheid zu geben dass sie sich keine Sorge machen sollten. Dass er morgen alles erklären würde. Oh man, die würden ihm Löcher in den Bauch fragen. Mit schlackernden Ohren und einem breiten Grinsen, hatte Dobby versprochen dies auszurichten und ‘dem jungen Master’ noch etwas für die Nacht zu bringen. Das Widerspruch nichts brachte, erkannte Harry in dem Moment, als mit einem Ploppen Kleidung für die Nacht, sowie ein Sandwich mit Hähnchenfleisch und Salat erschienen.   Tief sog Harry den beruhigenden Duft des Lavendel Badezusatz ein und ließ sich tiefer ins Wasser gleiten bis geradeso noch sein Gesicht über Wasser war. Die Gedanken kehrten zurück in sein Haus und damit zu Ronald. Harry selbst konnte wohl gegen Ron ankommen. Die List Slytherins floss schließlich durch seine Adern und gepaart mit den Eigenschaften Godrics, konnte er gegen das Taktikgeschick und die reine Kraft Rons ankommen. Wenn er wollte, konnte er seine Stellung im Hause Gryffindor verbessern. Nun ja, wenigstens bestand auf längere Sicht eine Hoffnung auf Ruhe oder wenigstens Ignoration.   Doch wie ihm jetzt gerade bewusst wurde, wollte er es nicht. Er wollte sich dazu nicht mehr aufraffen, nicht dafür Kraft investieren und gegen Windmühlen kämpfen. Wenn ihm seine Redseligkeit gegenüber Snape eins gezeigt hatte, dann dass er am Ende der Fahnenstange seiner Kraft dafür angekommen war. Von seinen stark angegriffenen Nerven und der Selbstbeherrschung gar nicht erst zu sprechen. Dazu noch dieses ganze Theater um Umbridge, die Gründer, die Paten und auch seine Wolfsform. Dieser Schutzgeist Namens Amarok, über welchen er immer noch keine weiteren Informationen gefunden hatte. Und das waren ja nur die aktuellen Probleme. Das mit Dumbledore, den Dursleys und auch einem gewissen dunklen Lord zählte er einfach mal nicht zu aktuell, sondern als konstant. Er wollte nicht mehr alleine gegen all die Scheiße ankämpfen. Wollte wenigstens einen Menschen, einen Erwachsenem welchem trauen konnte auf und an seiner Seite wissen konnte. Klar, er hatte Remus und Sirius, aber sie waren halt nicht HIER, und hier in Hogwarts verbrachte er nunmal den Großteil seines jungen Lebens. Wer eignete sich da - auf den zweiten Blick - besser als Severus, welcher eh schon seine Gedanken und Träume erfüllte?   “Harry.” Und zack, da dröhnte schon wieder eines seiner Probleme im Kopf herum.   “Ja?”, gab der badende Junge schroff zurück und tauchte ab. Vielleicht konnte er auch so für Schweigen sorgen?   “Was ist bei euch vorgefallen? Snape war … nicht er selbst. Habt ihr euch wieder gezofft oder was?”   Natürlich konnte man durch untertauchen quasi alles, nur nicht Tom verstummen lassen. Schnaubend tauchte Harry wieder auf, strich sich das Wasser aus den Augen und kletterte schließlich aus der Badewanne. “Nicht mal in Ruhe baden kann man”, grummelte er mental und trocknete sich wie selbstverständlich mit einem von Severus Handtüchern ab.   “Um die Uhrzeit solltest du schlafen und nicht baden.”   “Bitte Tom … jetzt keine Predigten. Es war nen anstrengender Tag und der Professor hat wohl so schlechte Laune, weil ich ihm vorgehalten habe, wie falsch er liegt.”   “Das erklärt das knurrige Verhalten bei dem selbst ein junger Werwolf auf Abstand ging.” Kam es lapidar von dem Schwarzmagier zurück. Was Harry ein leises Lachen entlockte. Mit der Ruhe und Entspannung war es nun vorbei. Routiniert beseitige er von Hand die Spuren seiner Badeaktion und biss nebenbei von dem leckeren Sandwich ab. Wenigstens das Essen wollte er sich nicht nehmen lassen.   “Manchmal ist die Person, welche einen immer gehasst und gedisst hat, der beste Freund, denn er blieb sich dabei immer treu…”, dachte Harry gedanklich zusammenhangslos und merkte nicht, wie mehrdeutig diese Aussage war.   “Rechne nicht mit einem gut gelaunten Tränkeprofessor”, holte ihn Tom aus beginnenden halbphilosophischen Gedanken.   “Ich brauche ihn nur schweigend lauschend. Mehr nicht”, konterte Harry und ließ den Blick prüfend über das frisch geputzte Badezimmer wandern. Er sah aus wie zuvor. Die Utensilien waren an Ort und stelle; die Handtücher trocken und frisch gezaubert.   “Was ist …”, setzte sein Mentalpartner wieder mit dieser seltsam besorgten Stimme an, doch Harry unterbrach ihn direkt.   “Tom. Bitte, hör auf. Vergiss nicht unsere Rollen in diesem Leben. Ich bin ich. Du bist du. Es passt einfach nicht, dass du wie eine Glucke reagierst. Du und ich, sind die Aushängeschilder beider Seiten mit der jeweiligen Hoffnung, den anderen zu vernichten. So sehr ich auch wünschte, es wäre nicht so … so sehr ich mich auch dagegen sträube … ich bin nicht einfach nur Harry und du nicht nur Tom.” Gram, Wut und Kraftlosigkeit schwangen in seiner Stimme mit. Er spürte nicht nur, dass der Riddle genauestens lauschte, sondern auch vollständig in seinen Geist eindringen wollte. “Irgendwann, wissen wir warum wir so miteinander reden können. Warum du mich nicht töten konntest und warum ich dich nicht einmal so hasse, wie ich es müsste. Warum ich auch noch Verständnis für einiges habe …”   Unwohl biss Harry sich auf die Unterlippe. Verdammt, er sollte einfach schlafen. Er war viel zu sehr im Plaudertaschen Modus um sich mit IRGENDWEM zu unterhalten. “Egal … ach und übrigens, Tom, wenn Severus auch nur ein Haar fehlt …” Kalt lächelnd schickte er dem Älteren ein Bild von Pink, Plüschhasen und dazwischen Tom. Im rosa Tütü. Tee trinkend mit Umbridge. Ein abgehaktes Würgen war die Antwort. “Und das ist nur der Anfang solltest du ihm was antun …” Bevor Tom jedoch angemessen darauf reagieren konnte, tat er das Einzige, was ihm Ruhe gab: Die restlichen Spuren seines Aufenthaltes wurden fortgezaubert und er morphte sich in die Gestalt des Wolfes. Tief atmete er ein und aus. Eine verstohlene Träne trat hervor. Versickerte unbeachtet im Fell des Tieres.   Es war vier Uhr Morgens, als Severus Snape hustend aus seinem Kamin trat und sich energischer als nötig die Asche von der Kleidung klopfte. Verdammte Ogerkotze! Diese Aktion war doch die reinste Farce gewesen! Kaum dass er in Malfoy Manor aufgetaucht war, hatte ihn eine schüchterne Hauselfe empfangen und zu Voldemort persönlich gebracht. In dessen Büro. Die Gewitterwolke, welche dem nicht verwandelten Mann quasi über den Kopf hing, machte diese Situation nicht besser. Stumm hatte der Mann ihn betrachtet und nur mit den Fingern einen ungleichmäßige Takt auf dem Schreibtisch getrommelt. Dabei brannten sich die Augen seines Meisters geradezu in ihn. Lieber würde er mit Harry auf der Couch kuscheln, als auch nur einen Moment länger in einem Raum mit einem mies gelaunten Lord Voldemort zu sein und das Mitten in der Nacht. Moooment! Kuscheln. Mit Harry. Auf der Couch. Entschlossen schüttelte der Tränkemeister mit dem Kopf um das aufziehende - verlockende - Bild zu verscheuchen. Hatten die Elfen irgendwas in diesen verdammten Schokoladenkuchen getan?   “Severus, ich habe mehrere Aufträge für dich …” Damit hatte der Lord ihn aus den skurillen Träumereien geholt und Severus wusste: Schlimmer ging immer! Erst die Erkenntnisse bezügliche Harry und jetzt ein arbeitswütiger Lord. Dabei würde er wirklich gerne intensiv über Harrys Worte nachdenken. Vor allem gab es da diese Andeutungen bezüglich Umbridge, welchen er nur zu gerne nachgehen würde.   Tja, und so war er stattdessen durch halb England appariert und hatte einer Schnitzeljagd gleich verschiedenste Dinge für den Lord erledigt. Alles Kleinigkeiten, welche locker noch bis Tagesanbruch oder länger hätten warten können. Es dauerte um so länger dadurch, dass er immer wieder zum Manor zurück musste um einen neuen Auftrag in Empfang zu nehmen. Dass es eine wohl irgendeine Art von Voldemort’schen Humor war, hatte er begriffen als der andere Mann meinte, dass nun endlich wieder Ruhe in seinem Kopf herrschen würde und Harry nicht mehr wie ein Emotionsglühwürmchen strahlen würde.   Im Moment wusste der Snape wirklich nicht, auf wen er böser war. Harry, der indirekt wohl verantwortlich war weil er Voldemort auf den Plan gerufen hatte, oder Voldemort welcher ihn wie eine Kakerlake hin und her gescheucht hatte. Sehen wollte er sie beide im Moment nicht! Wie gut, dass er den Jungen aus der Wohnung geschmissen hatte. Aber hatte er dem Bengel nicht indirekt versprochen, wann anders bei ihm zu übernachten? Und warum störte ihn dieser Gedanke nicht so sehr, wie es sollte? Warum kam da eher so etwas wie, wenn Severus es nicht besser wüsste würde er beinahe sagen, Freude und Neugierde auf? Frustriert schnaubend entledigte er sich seines Reiseumhang und ließ ihn mit dem Tagesumhang in Richtung Garderobe verschwinden. Ein schönes Glas voll kräftigem Scotch war jetzt genau das Richtige.   Doch er sollte niemals an seiner privaten Bar ankommen, entdeckte er auf seiner Couch doch jemanden den er dort beim besten Willen nicht erwartete hatte. Es war der kleine schwarze Wolf, welchen er so verzweifelt gesucht hatte in der letzten Zeit. Er wollte es nicht, doch hatte ihn immer mehr die Hoffnung verlassen das wundersame Tier noch einmal wieder zu sehen. Nun jedoch, lag es hier tief schlafen und dabei leise schnarchend auf seiner Couch und sah dabei unendlich zerbrechlich aus. Schutz- und Hilflos. Verlor sich beinahe auf der großen Couch und Severus fragte sich, ob das Tier beim letzten Mal auch schon SO klein gewesen war. Es konnte bei Bedrohung wachsen, warum sollte es sich dann nicht auch auf die Größe eines Dackels schrumpfen können? Wie alt war das Wölfchen wohl wirklich?   “Hey, mein Kleiner”, wisperte Severus leise und strich dem Tier behutsam über die weiße Blesse. Flackernd öffnete der Wolf nach kurzer Zeit die Augen. Grüne Augen starrten ihn an und Severus riss seinerseits die Augen auf. ‘Harry’ war das erste Wort welches ihm bei diesem Farbton durch den Kopf ging. Oh Merlin, jetzt fing er schon an bei einer einfachen Farbe an den Jungen zu denken!   “Wie kommst du denn hier her? Ich hab dich gesucht”, offenbarte er dem Tier und kraulte ihm hinter den Ohren. Was diesem zu gefallen schien, lehnte es sich doch verschlafen mehr in die Hand rein. “Das gefällt dir, was? Na los, rutsch mal nen Stück. Meine Knochen machen es nach dem Tag nicht mit, ewig auf dem Boden zu knien.” Artig tat der Wolf wie gewünscht und kaum dass Severus saß, krabbelte ihm ein freudig quiekendes schwarzes Fellbündel auf den Schoß.   Oh ja, daran könnte er sich gewöhnen. Es war irgendwie schön, wenn man nach Hause kam und Jemand auf einen wartete. Wenn einen Jemand heile wieder zurück erwartete. Es gab dem ganzen Chaos irgendwie eine andere Nuance. Müdigkeit überfiel den Lehrer und er bezweifelte, dass ihn seine Beine bis ins Bett trugen. So legte er sich einfach auf die Couch, zauberte sich seine Schlafkleidung an und verwandelte eines der Kissen in eine dicke Bettdecke.   “Wir schlafen heute hier. Was dagegen?”   Eine kleine Zunge leckte über seine Hand, ehe das Wölfchen empor krabbelte, ihm nochmals über die Wange leckte und sich dann auf Höhe seines Herzens einrollte.   Diese Gefühle des Vertrauen, dieses Ziehen, diese … Entspannung, all das hatte er schonmal in den letzten Stunden gefühlt. Es war in Verbindung mit Harry Potter gewesen. Also in den wenigen Momenten, in denen ihm Neugierde und Sorge nicht aus dem Unterbewusstsein die Sinne verfälschten. Wie konnte das sein und wie standen die beiden in Verbindung? Doch bevor er diese Frage erörtern konnte, schaltete sich sein Bewusstsein von einer Sekunde auf die andere ab, und die Erschöpfung zog ihn ins Land der Träume.   Müde blinzelnd rieb sich Severus über die Augen. Sein Körper war verspannt von der Nacht auf der Couch, und so versuchte er die Verspannungen durch Streckübungen etwas zu lockern. Ein Gewicht auf seinem linken Arm ließ ihn innehalten. Einen Moment war er verwirrt, doch dann fiel es ihm wieder ein: Der kleine Wolf war, warum auch immer, gestern hier gewesen. Behutsam drehte er den Kopf zu dem Tier, wollte er es doch nicht wecken. Ein paar Augenblicke konnte er den Anblick des so friedlich schlafenden Tieres genießen, doch dann zuckten dessen Nase und Ohren, ehe es sich schmatzend streckte und schließlich langsam die Augen öffnete.   “Hey mein Kleiner. Hab ich dich geweckt?” Sanft streichelte er dem Wölfchen über den Kopf. Dieses gähnte noch einmal herzhaft und kuschelte sich schließlich wieder an ihn dran. Anscheinend war es ein kleiner Langschläfer. “Na, dann schlaf noch ein bisschen. Ich brauche eine Dusche und vor allem einen ordentlichen Kaffee. Auch wenn Sonntag ist, habe ich doch noch einiges zu erledigen.” Die Pflichten - genauer gesagt zu korrigierende Klausuren - riefen und wartete nicht, nur weil er hier mit diesem kleinen Grünauge kuschelte. Nur weil er diesen Moment der Normalität genoss. So seufzte er kellertief, hob das unzufrieden grummelnde Tier hoch und stand schließlich auf. Vorsichtig setzte er den Jungwolf wieder auf die Couch und kraulte ihm hinter den Ohren. Sein Atem stockte als ihn bittende, grüne Augen von unten herauf ansahen und Severus schließlich beinahe fluchtartig ins Badezimmer eilte. Die Tür entschlossen hinter sich zu drückend.   Mit einer Hand an der Wand abgestützt, hielt Severus den Kopf gesenkt und somit das warme Wasser über seinen Nacken fließen. Wie gut dies doch tat, einfach weil seine verkrampften Muskeln sich mehr und mehr entspannten. Immer wieder hörte er über das Rauschen des Wassers hinweg ein Winseln vor oder Kratzen an der Badezimmertür. Anscheinend passte es dem kleinen Wesen so ganz und gar nicht, dass er einfach abgehauen war.   Warum hatte er dies überhaupt getan? Ach ja, diese Augen. Dieses ‘Harry-grün’. Und da war es endlich, als wenn er den Weg von dem Schlauch fand. Als wenn sich die losen Fäden in seinem Kopf verbanden und alles einen Sinn ergab. Einen verwirrenden Sinn, denn er hatte doch mehrere Sprüche auf das Tier gesprochen. Hatte nicht nur einmal überprüft ob sich da vor ihm kein Animagus befand. Und doch … konnte es sein, dass dieser kleine Wolf niemand anderes als Harry war?   Severus wusste, dass man auch in der Animagusgestalt einige Merkmale des menschlichen Körpers übernahm, also warum sollte die Blesse nicht die tierische Form der Avada Narbe sein? Diese grünen Augen … die Intelligenz. Dann diese kurze Sequenz mit dem Wolf während des Okklumentiktrainings, welche Severus aufgeschnappt hatte.   Obwohl, dass war doch vollkommener Quatsch! Warum sollte der Junge plötzlich ein Animagus sein? Und dann auch noch Draco in die Arme laufen. Obwohl der kleine Malfoy war ja nun wirklich nicht auf große Begeisterung bei dem Tier gestoßen. Genau so wie es bei den Anführern von Gryffindor und Slytherin war. Dazu dann das seltsame Verhalten gegenüber Lucius und … die Elfen! Seltsam war das Verhalten der beiden Hauselfen ja damals schon gewesen, aber er hatte sich einfach nichts weiter gedacht, jetzt jedoch …   “Aber … nein”, murmelte Severus und suchte verzweifelt nach einem weiteren Punkt, warum Harry nicht der Wolf - der Wolf nicht Harry - sein konnte. Ha! Warum sollte das Wesen so zutraulich und anhänglich ihm gegenüber sein? So verschmust? Als wenn Potter auch nur Ansatzweise positives für ihn über hatte! Obwohl … da war ja dieser Moment gewesen als sie ‘Händchen gehalten’ hatten. Die Reaktion des Schülers, welcher wie weggetreten wirkte.   “Verdammt! Verdammt! Verdammt!” Immer wieder ließ Severus seine Stirn gegen die nassen Fliesen fallen. Alles ergab so viel und zugleich so wenig Sinn. Fühlte sich richtig und logisch an und zugleich absolut schwachsinnig. Doch eigentlich war die größte Frage, welche er sich stellte, wie er die ganze Zeit hatte so blind sein können. Wie hatte er all die Hinweise übersehen können? Von wegen hervorragender Spion! “Du bist ein Narr, Severus. Ein Idiot. Hast dich an der Nase herum führen lassen. Und am Ende ist es ein Streich welcher auf Potters und Dumbledores Mist gewachsen ist und du gehst ihnen auf den Leim. Du bist ein Idiot!”   Eine kalte Hand verkrallte sich in sein Herz und ein Frösteln tief aus seinen Inneren ließ ihn das Wasser wärmer drehen. War er einfach nur verarscht worden? Lag er komplett falsch mit seiner These? War es alles einfach nur ein dummer Zufall? Und warum wollte er nicht, dass all das Verhalten, ob nun von Harry oder dem Wolf gespielt war? Tief seufzend schloss er die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Während das nun beinahe heiße Wasser über seinen Kopf hinab floss, beschloss Severus Snape dass er Antworten auf seine Fragen bekommen würde. Auf eine Art, wie es eines Slytherin würdig war!   Als er soweit war das Bad wieder zu verlassen, verdrängte er ganz intensiv die peinlichen Gedanken daran, was er dem Wolf alles erzählt hatte. Was er, wenn er nicht Gespenster sah, Harry gegenüber offenbart hatte. Er durfte sich jetzt nicht ablenken lassen! Harry hatte spielen wollen … nun, das konnte Severus eindeutig besser. Der Junge würde nicht wissen wie und was ihm geschah. Oh ja! Kapitel 22: ------------ Endlich erschien Severus wieder aus dem Badezimmer. Ein kleines bisschen hatte sich Harry schon Sorgen gemacht, so blass und fluchtartig wie der Professor verschwunden war. Aber anscheinend war alles gut. Der frische Geruch nach Shampoo und Duschgel umhüllten seinen liebsten Lehrer, als dieser mit einem Grinsen aus dem Raum trat. Leider nicht nackt oder nur mit einem Handtuch verhüllt, aber dafür gab es sofort eine Krauleinheit. Oh man, er war wirklich ein Kuschelwolf. Peinlich! Gut gelaunt und ausgeschlafen lief er um den Schwarzhaarigen herum als dieser nachfragte, ob sie nun frühstücken wollten. Das fragte der Kerl echt noch? Seit dem Sandwich gestern Abend hatte Harry nichts zu sich genommen und dass sein Magen nicht in den Kniekehlen hing, glich fast einem Wunder. Schließlich kostete ihn die Verwandlung immer noch viel zu viel Kraft.   “Ich würde sagen, dass heißt ja”, hörte er Severus hinter sich schmunzeln, während er selbst bellend in Richtung Küche hüpfte. Wie gut dass er sich hier schon auskannte.   “Ok, für mich einen Kaffee und was darf es für dich sein?” Mit hochgezogener Augenbraue blickte der Ältere auf ihn hinab. “Wasser?”   Kopfschütteln.   “Milch?”   Ein Wuffen, gepaart mit einem leichten Kopfschütteln.   “War das ein halbes Ja? Hmm … was hab ich denn noch hier?”   Gespannt beobachtete Harry wie Severus in den Küchenschränken herum suchte. Bisher hatte er ehrlich gesagt geglaubt, dass dieser Raum mehr Deko- als Nutzcharakter hatte. Sonst hatte Severus immer die Hauselfen gerufen.   “Hmm, ich bin hier nur für meine Bedürfnisse ausgelegt. Warum sollte ich auch mehr als nötig hier haben … lass mich überlegen. Ah, hier.” Selbstzufrieden grinsend zog der Professor eine Teepackung aus dem Schrank.   Doch Harry schüttelte sich nur und knurrte. Kamillentee. IGITT. Das grenzte ja an Körperverletzung.   “Ok Kleiner, dann habe ich nur noch Kaffee, aber das ist ja nun kaum das richtig…”   Na endlich waren sie beim erwünschtem Getränk angekommen. Eigentlich bekamen nur die Schüler der siebten Klasse zum Frühstück Kaffee, doch das war ein Punkt in dem er auf den ‘Elfenservice’ zurückgriff. Dobby und Winky sorgten heimlich dafür, versteckt unter einer Teeillusion, dass Harry an das braune Gold kam. Aufgeregt sprang er hin und her. Auf und ab.   “Kaffee? Mit Milch? Na wenn du meinst. Ich bezweifel zwar dass es das Richtige für dich ist, vor allem weil du eh schon überdreht wie ein Haufen Feen bist, aber gut …” Schulterzuckend schüttete Severus etwas Kaffee und umsomehr Milch in eine flache Schale. “Darf es auch Zucker sein?” Mit hochgezogener Augenbraue blickt der Mann zu ihm hinab und erntete freudiges Wedeln. “Bah … ekelhaft. Na los komm mit. Ich will noch etwas sssen bevor ich mich dem Frühstück in der Halle stellen muss.”   Verwirrt und vom Kaffeegeruch gelockt, tapste Harry hinter seinem Professor her. Warum aß der Mann, bevor er zum Frühstück geht? Dafür war doch ein Frühstück da und die Elfen gaben sich immer so eine Mühe. Irgendwie ja … gemein. Aber gut, vielleicht sollte er selbst sich da kein Urteil erlauben, denn oft genug verschmähte er auch all die leckeren Speisen. Als sie ins Wohnzimmer zurück kamen, war zu Harrys Verwunderung schon ein kleines Frühstück aus Obst, Brot, Aufstrich und Wurst vorbereitet. Bei dem Geruch von Letzterem sammelte sich der Speichel in dem Maul des Wölfchen. Doch ehe er es schaffte sich eine Scheibe zu angeln, wurde er am Nackenfell gepackt und ein Stück vom Tisch entfernt wieder abgesetzt. Frustriert grummelte er den Professor an. Hunger!   “Vergiss es, das ist meins. Hier ist dein Kaffee und hier …”, und schon schwebten zwei verführerisch duftende Schalen vor seine Pfoten. “Eine Schale klein geschnittenes Fleisch. Guten Appetit!”   Nach einem mehr als skurrilen Frühstück, watschelte Harry auf den weichen Teppich vor dem brennenden Kamin und ließ sich schnaufend darauf nieder. Nicht nur seine beiden Schalen hatte er geleert. Dazu hatte er es tatsächlich geschafft Severus eine Scheibe Brot und zwei Scheiben Wurst ‘abzubetteln’. So satt hier mit dem Mann zu entspannen, war einfach herrlich. Ob es an der Animagusgestalt oder an dem Professor lag, wusste Harry nicht, aber hier schmeckte es ihm einfach besser als in der Großen Halle.   “So, ich muss jetzt in die Halle. Was mach ich mit dir, du kleine Kröte? Nicht das du mir wieder in die Wohnung pinkelst. Glaub mir, so schnell vergesse ich dir das nicht, du Früchtchen!”   Als Zeichen des schlechten Gewissen, winselte der Harry Wolf und legte schlapp eine Pfote über die Schnauze. Oh man, da hatte er auch echt den Bock abgeschossen, aber naja Severus war selbst Schuld. Wenn er sich das oft genug einredete, dass der Wohnungsbesitzer eine große Mitschuld an der Misere trug, dann würde vielleicht irgendwann das schlechte Gewissen und die Scham verschwinden. Irgendwann … in hundert Jahren vielleicht. Müde linste er zu dem Älteren herüber, welcher sich nun in die typische Severus Gewänder schmiss um die Wohnung zu verlassen.   “Willst du hier bleiben? Oder mit?” Erkundigte sich Severus während er noch mal im Bad verschwand und kurze Zeit später mit glänzenden, geordneten Haaren herauskam. Stimmt, jetzt wo Harry darüber nachdachte hatte der Mann gar nicht so fettige Haare wie es sonst wirkte. Warum machte sich dieser Kerl so unansehnlich und versteckte sich unter zu vielen Schichten Kleidung? In Harrys Augen war der Snape in keinster Weise hässlich und das alles wurde dem Slytherin wirklich nicht gerecht.   “Genug gestarrt? Also was ist nun? Ich habe zu tun”, schnarrte der Lehrer in üblicher Manier und lief mit ausladenden Schritten sowie wehenden Umhang in Richtung Ausgang.   Grummelnd drückte sich Harry auf seine vier Beine hoch, kämpfte einen Moment mit dem überfüllten Magen und trottete schließlich widerwillig mit dem Kopf schüttelnd hinter Severus aus der Wohnung heraus.   “Warum soll es dir auch besser gehen als mir? Sieh nur zu, dass dich niemand sieht”, mahnte der schwarzhaarige Erwachsene.   Verwirrt bellte Harry und versuchte mit den kurzen Beinen hinter Severus herzukommen. Man, konnte der Typ mal langsamer gehen und vor allem nicht in Rätseln sprechen? Sehr nervig am frühen Morgen. Jetzt wo Harry drüber nachdachte, benahm Snape sich seit der Dusche sowieso … seltsam. Nun, wahrscheinlich war das einfach nur der vollkommen entspannte, private Severus. Ein Severus, wie ihn wohl nicht einmal Draco oder Lucius oft zu Gesicht bekamen. Das warme Gefühl, welches ihn durchflutete, spülte die Skepsis fort und eilig nahm er an Geschwindigkeit zu um aufzuholen. Mit einem Sprung überholte er Severus, nutze dabei ein wenig seiner Magie und stellte sich dem Anderen schließlich in den Weg, ehe dieser die Treppe zur Halle betreten konnte.   “Wa … oh man, genau sowas solltest du sein lassen. In der Größe eines Dackels, kannst du dich gut verstecken. In dieser … Schäferhundgröße geht das schon schlechter. Also, hör zu: Draco will dich und garantiert ist er da nicht der Einzige. Sie werden es nicht, wie ich, einsehen dass du ein wildes und freies Tier bist und dich ziehen lassen. Wenn die dich in die Finger kriegen, steckst du schneller verzaubert in einem Käfig, als du gucken kannst! Also, verschwinde direkt in den Wald und wenn du mal wieder vorbei kommst, dann Abends, verstanden?”   So streng Severus Worte auch waren, erkannte der junge Animagus doch die Sorge darin. Das warme, gute Gefühl schwoll noch weiter an. ‘Genießen, nicht denken’, mahnte er sich selbst. Und Snape hatte Recht. Draco würde wirklich zu unanständigen Mitteln greifen, um ihn in die Finger zu bekommen. Oh man, was für ein Gedanke dass Draco Malfoy ihn, Harry Potter, besitzen wollte.  Kurz verließ ein heiteres, leises Bellen seine Lippen, ehe er dem Älteren in die Augen sah und ernst nickte. Er hatte verstanden: Keine Streifzüge in dieser Form durch die Schule und dafür die Erlaubnis jeder Zeit Nachts bei Snape einzufallen. Uh, das würde garantiert für neuen Stoff in seiner pubertären Fantasie sorgen, dessen war sich Harry jetzt schon sicher. Langsam ging er auf den Menschen zu, der ihm, so seltsam es war, in dieser Schule am meisten am Herzen lag und drückte vorsichtig den Kopf gegen dessen herabhängende Hand. Er mochte nicht verstehen was ihn zu Severus hinzog, was ihn gerade diesen Menschen mögen ließ. Was ihn entspannen ließ in dessen Nähe, aber das war gerade egal. In diesem Moment wollte er nicht von der Seite des Mannes weichen. Dafür waren die Nacht- und Morgenstunden zu schön gewesen. Als Mensch würde er niemals in diesen Genuss kommen.   Zögerlich streichelte ihm der Ältere über den Kopf. “Ist ja gut … ich passe auf, dass dir nichts geschieht. Niemand wird dich gegen deinen Willen festhalten. Keiner wird dich für irgendwas abrichten.”   Oh, wenn der Schwarzhaarige wüsste, wie gut und verlockend diese Worte waren. Wie sehr sie seiner gestressten Seele taten. Das Traurige war, dass das Gegenteil die Realität war. Schnell leckte er Severus über die Hand und zwang sich dazu in Richtung Treppe zu traben. Immer lauter werdende Stimmen drangen an sein Ohr und dies bedeutete nichts anderes, als dass die Schüler ausgeschlafen hatten und nun zum Frühstück latschten. Mit anderen Worten, die gemeinsame, heimliche, Zeit mit Snape war vorbei.   “Bis später”, rief dieser hinter ihm her, als Harry die Stufen empor sprang. Ein letzter Blick, ein Nicken, dann zwang Harry sich wieder in die Größe eines Dackels und sprintete ins Freie.   Schlitternd ob des noch taunassen Gras, kam Harry schließlich außer Atem auf der kleinen Wiese zum Stehen. Hier auf der alten Hippogreifen Weide sollte er erstmal in Sicherheit sein. Die Frage war nur, wie er unbemerkt an Neville und Co heran kommen konnte, damit diese ihn zurück verwandelten. Aber ehrlich gesagt, hatte dies wirklich noch Zeit. Und das war wohl das wirkliche Hauptproblem: Er stand sich selbst im Weg. Hier, in dieser Form, hatte er Möglichkeiten wie sonst niemals. Snape, die Unterwerfung Moonys und die Entstehung des neuen Rudels, Tom, Draco. Freiheit, Ruhe und Spaß. Das war ihm eigentlich schon die ganze Zeit klar. Es war ein Gefühl als wäre er endlich einmal wirklich sein eigener Herr. Zwar mit irgendeiner komischen Bindung an Snape, aber doch konnte er letztendlich machen und tun was er wollte.   Jedoch hatte Harry Zweifel ob das normal für einen Animagus war. Da musste er wohl mal dringend mit Sirius sprechen. Der Mann war seit vielen Jahren ein Gestaltwandler und konnte ihm bestimmt weiterhelfen. Zum Beispiel, warum hatte er in dieser tierischen Form Vorlieben und Macken, welche er als Mensch nicht besaß. Zum Beispiel die Lust auf Fleisch, welche er als Mensch nicht besaß. Noch nie war er der große Fleischesser gewesen, war es ihm doch durch das schweinische Essverhalten der Dursleys vermiest worden. Der Anblick von hastig schlingenden, mit vollem Mund redenden, Menschen welcher der Bratensaft das Kinn hinab lief, war einfach kein schöner Anblick. Dagegen besaß selbst Ron hervorragende Essmanieren. Als Wolf jedoch, konnte er dem proteinreichen Fleisch wirklich etwas abgewinnen. Selbst das wenige Blut welches heute Morgen noch an dem Fleisch haftete, hatte ihn nicht abgeschreckt. War dies einfach nur eine Auswirkung der tierischen Instinkte? Zu seinem großen Erstaunen hatte er heute Morgen noch etwas bemerkt. Als Severus so lange im Bad gewesen war, war von Minute zu Minute die innere Unruhe ebenso gestiegen, wie die Sorge. Was wenn Severus da drinnen etwas passiert wäre? Ein absolut schwachsinniger Gedankengang, aber doch hatte er wieder den Wunsch verspürt Severus zu beschützen. Ein Wunsch, gegen den er in diesem Augenblick ebenfalls kämpfte. Oh man, das wurde alles seltsamer und unlogischer. Wenn ihm doch nur irgendwer helfen könnte. Frustriert seufzend ließ er sich wieder ein wenig wachsen und rollte sich schließlich in der mühsam gegen die Wolken kämpfenden Sonne zusammen.   “Ich bin du und du bist ich. Ich heiße Amarok.”   “Amarok”, wisperte Harry, hatte er doch Angst dass diese körperlose Stimme verschwand wenn er zu laut war. Es war klar dass er schlief, denn alles wirkte merkwürdig verzerrt, schrill bunt und doch farblos. Surreal. “Wo bist du?” Suchend blickte der junge Wolf sich um, doch er sah nur eine Landschaft wie durch ein Milchglas. “Und wo bin ich?”   “Ich bin hier …”, ertönte es belustigt und plötzlich löste sich ein Nebel aus Harrys Herzgegend und nahm vor ihm Gestalt an. Mit offenem Maul und großen Augen betrachtete der Jungwolf den um einiges größeren und deutlich älteren Wolf vor sich. Das hatte er jetzt wirklich nicht erwartet!   “Was …”, setzte er an, doch der graue Wolf vor ihm hob würdevoll eine Vorderpfote und Harry verstummte.   “Lausche, Welpe, wir haben nicht viel Zeit. Ich bin dein Schutzgeist, passe auf dich auf und stärke dich. Ich bin dein Erbe. Nehme mich und dich an, akzeptiere UNS und lerne. Lerne aus den Fehlern deiner Vorfahren und stelle dich nicht gegen das Schicksal - sonst wird es Folgen haben. Du bist Krieger und Anführer, doch nicht alleine. Zusammen schafft ihr mehr. Traue deinen Instinkten und arbeite nicht gegen sie. Instinkte leiten dich und führen dich zu ihm. Zusammen, nicht gegeneinander, Harry! Lerne aus den Fehlern anderer!” Streng blickte der Wolf ihn aus dunkelgrünen Augen an.   “Ja … aber … was .. hääää?”, stotterte Harry und verstand ehrlich gesagt NICHTS. Mussten denn alle dauernd in Rätsel sprechen? “Was meinst du? Was bist du überhaupt? Wie soll ich ‘uns’ akzeptieren und wen meinst du mit ‘ihm’? Welche Fehler, welcher Anderer soll ich nicht machen? Verdammt, das gibt doch alles überhaupt keinen Sinn! Kann nicht mal einer ehrlich und direkt sagen was er meint? Muss ich mir dauernd das Hirn zerbrechen was wie gemeint ist und mir dann den Arsch aufreißen? Immer in der Hoffnung, das Richtige zu tun und die Erwartung zu erfüllen. Aber hey, warum sollte mein Leben auch nur ein einziges Mal einfach sein?” Immer mehr redete sich der Jungwolf in Rage; ließ all den angestauten Frust heraus. Wahrscheinlich war es aller Frust der letzten Jahre und es wäre sicher noch ganz ähnlich weiter gegangen, so der Wolf vor ihm nicht laut gebellt hätte. Mit finsteren Blick starrte Harry diesen Fremden an.   “Die Zeit bringt die Antworten. Unsere ist für den Moment vorbei. Bringe Antworten und ich liefere dir ebenso welche. Ich bin bei dir, du bist nicht alleine.”   Der stechende und zugleich so beruhigende Blick des grauen Wolfes bohrte sich in ihn und Harry wusste, er konnte Amarok glauben und vertrauen. Das mussten wohl die erwähnten Instinkte sein. Oder es lag daran, dass dieser Wolf sein Schutzgeist war und somit ein Teil von ihm. Er würde wirklich nicht mehr alleine sein und eigentlich, war er es nie gewesen. Hmm … eigentlich war das kein Fakt, der für Amaroks Fürsorge sprach bei all dem Mist. “Trotzdem bin ich alleine”, murmelte Harry betrübt und wand sich ab. Traurig ließ er den Blick über die unscharfe Umgebung wandern.   “Du hast ein Rudel, berufe dich auf sie. Lasse dich von Herz und Instinkte zu deinem Gefährten führen.”   Gerade wollte Harry schon wieder aufbrausen, doch Amarok sprach einfach weiter und überging das starke Einatmen.   “Harry, leider bin ich nur ein Geist. Eine spirituelle, körperlose Existenz und so gern ich es will, ich kann dich nicht in die Pfoten schließen. Ich kann mit dir reden, ich kann dir zuhören, doch mehr nicht. Dies ist mein Schicksal …”   Das erste Mal vernahm der Jungwolf so etwas wie Verbitterung in Amaroks Stimme. Automatisch fragte sich der empathische Junge, wie es sein musste immer tatenlos zugucken zu müssen, ohne den Schützling in den Arm nehmen oder einfach nur eine Hand - Pfote - auf die Schulter legen zu können. Welche Zweifel, gut genug zu sein, mussten in dem Schutzpatron aufgekommen sein in all den Jahren? Oh man, selbst das wütend sein auf einen spirituellen Geisterwolf war ihm versagt.   “Wir sehen uns wieder”, versprach das Tier, löste sich wieder in Nebel auf und ehe Harry wusste was geschah, glitt der Nebel in ihn hinein. Zum Glück war dies kein so kaltes, klammes Gefühl wie wenn ein Geist durch einen glitt. Nein, eigentlich fühlte es sich ziemlich gut an. Auch die Umgebung begann sich nun aufzulösen und Harry sank wieder in eine traumlosen Schlaf.   “ry … hey, wach auf. Du wirst doch krank.”   Eine freundliche Mädchenstimme holte Harry aus dem Schlaf. Müde blinzelnd entdeckte er Luna welche vor ihm kniete und ihm auf die Nase tippte. Grummelnd versteckte er diese unter seinen Pfoten.   “Aufstehen, Wölfchen. Du wirst schon gesucht.”   Irritiert hob er den Kopf wieder und blickte Luna fragend an. Erstens woher wusste Luna nochmal von seinem kleinen Geheimnis und zweitens wovon und wem sprach sie? Wieder einmal überraschte ihn das Mädchen.   “Deine Freunde sind auf den Weg in den Wald und Umbridge ist stocksauer weil du nicht beim Frühstück warst. Sie beschwert sich darüber dass du dich nicht mal an Essenszeiten halten kannst, keine Manieren besitzt und hetzt mal wieder fröhlich gegen dich. Sie erzählt jedem, ob er es hören will oder nicht, dass du mit strenger Hand behandelt und eingewiesen gehörst. Dabei wird sie nicht müde zu betonen, dass sie es doch nur gut mit dir meint.”   Knurrend richtete sich Harry auf. Was erlaubte sich die alte Schnepfe? Diese Ausgeburt einer Oger Nachgeburt! Obwohl, selbst die war wahrscheinlich ansehnlicher. Auffordernd bellte er Luna an. Er würde ins Schloss gehen und der Trulla ihr vorlautes Mundwerk stopfen. Seine Magie begann zu pulsieren. Krallen gruben sich tief in den Boden und sein Blick sprach von reinem Hass.   “Ähm … Harry? Das ist schon … beängstigend. Könntest du … Harry, hörst du mich überhaupt?”   Langsam löste er den Blick welcher fest in Richtung Schloss gerichtet war und blickte die Blondhaarige an. Diese hatte die Augen aufgerissen, die Hände erhoben und schritt langsam rückwärts. Pure Angst und Unsicherheit stand in ihrem Blick. Schlagartig wurde ihm bewusst, wie er auf die junge Frau wirken musste und bekam ein schlechtes Gewissen. Er war nicht mehr das Wölfchen. Vor ihr stand ein großer, sehr wütender, Wolf mit gebleckten Zähnen und gesträubtem Nackenfell. Tief durchatmend schüttelte der Animagus sich, senkte den Kopf und ging langsam mit leicht wedelnder Rute auf die Ravenclaw zu. Er nahm es ihr nicht übel, dass die Angst sie dazu brachte die Hand zum Zauberstab gleiten zu lassen. Genau so würde er auch reagieren in dieser Situation. Als Luna noch weiter zurückging, je näher er kam, ließ er sich einfach auf den Boden fallen und wartete ab. Sie sollte keine Angst vor ihm haben, denn sie hatte nichts zu befürchten. Langsam beruhigte sich die wilde, aufgebrachte Magie in seinem Innern. Der Wunsch Umbridge die Kehle rauszureißen war zwar immer noch in seinem Kopf, aber er überlagerte nicht mehr alles.   “Puh …”, entwich es dem Mädchen und sie kam zögerlich auf ihn zu. “Ehrlich Harry … das war … war … Wie machst du das?” Zwei Armlängen von ihm ließ sie sich nieder. “So beeindruckend und zugleich niedlich du auch bist, aber so ist die Unterhaltung doch recht einseitig. Verwandelst du dich zurück? Ich hab dir auch nen Umhang mitgebracht. Neville hat ihn mir in die Hand gedrückt als ich ihn nach dir fragte.”   Mühsam versuchte es Harry erneut, doch es klappte nicht. War es wegen Amaroks Worten, dass er sich akzeptieren musste? Doch wie sollte er das machen? Wimmernd schüttelte er mit dem Kopf, denn dort herrschte einfach zu viel Chaos. Und wieder war es Luna, welche für eine Überraschung sorgte als sie den ‘Finite’ auf ihn sprach.   “Danke”, murmelte er verlegen und wickelte sich in den warmen Umhang. Schnell legte er noch einen Wärmezauber um sie beide, denn der Wind frischte auf. “Sorry für eben. Ich wollte dich wirklich nicht erschrecken, aber ich war so unglaublich wütend auf diese pinke Ziege! Die labert solch einen Schwachsinn und alle nicken nur. Keiner tut etwas gegen sie. Nicht mal Dumbledore. Der verschwindet ja lieber dauernd und lässt uns alleine.” Wütend riss er ein Büschel Gras aus und ließ die Halme durch die Finger gleiten.   “Mein Vater sagt, dass das Ministerium einfach nur die Schule unter Kontrolle kriegen will. Kein Schulleiter, seit den Gründern, hat sich dem Ministerium so entzogen wie Dumbledore. Laut meinem Vater, können wir froh über Dumbledore sein und ich glaube ihm. Was dabei raus kommt, wenn das Ministerium entscheidet, sieht man ja an Umbridge.”   Innerlich mit den Zähnen knirschend, musste er Lunas Vater leider irgendwie Recht geben. Und trotzdem war da diese Skepsis und die Enttäuschung über das Verhalten des alten Zauberers.   “Sag mal … woher weißt du eigentlich von meiner Animagusgstalt und … was sollte das vor Severus Tür?” Neugierig blickte er das Mädchen an, welches die eigenen Atemwolken zu beobachten schien.   “Jede Familie hat ihr Geheimnis. Meins ist, dass in meiner Familie Seherblut vorkommt.“ Luna sprach in einem Ton, als würde sie über das Mittagsessen reden. “Ich brauche mehr Training, denn ich habe da nicht wirklich Kontrolle drüber. Aber eines Nachts sah ich dich. Du verwandeltest dich in einen wunderschönen, stattlichen Wolf. Neben dir stand der Professor und strich dir über den Kopf. Dabei hat er gelächelt, als würde er gleich vor Glück in Ohnmacht fallen und du hast dich an ihn gedrückt. Keine Ahnung warum, aber das hat mich nicht mehr losgelassen. Es fühlte sich einfach nicht wie ein Traum an, sondern wie … die Realität.” Schulterzuckend blickt das Mädchen zu ihm herüber. “Klingt verrrückt, oder?”   Baff starrte er Luna an, ehe er in haltloses Lachen ausbrach. “Das … das … oh man. Du bist mir ne Marke.” Keuchend drückte sich Harry eine Hand in die Seite. “Du erzählst mir sowas in einem Ton, als würde es um was ganz Normales gehen.”   “Für mich ist es das ja auch”, war die nüchterne Erklärung Lunas.   “Luna, du bist genial, weiß du das eigentlich? Aber mal ernsthaft, du sagst zu mir dass dies verrückt klingt. Dabei bin ich es der zum berserker Wolf wird. Der mit den Gründern verwandt ist, Parsel kann und zudem noch mit Voldemort nette mentale Gespräche führt.” Wieder brach er in Gelächter aus. Ein hartes sarkastisches Lachen. Doch dann fror dieses Lachen ein, als ihm bewusst wurde, WAS er da gerade offenbart hatte. Luna wäre jedoch nicht Luna, wenn sie nicht wieder anders reagierte als befürchtete.   “Du kannst echt mit IHM reden? Jederzeit? Jetzt auch? Kannst du ihm dann nicht sagen, er soll mit allem aufhören und vor allem dich in Ruhe lassen? Weißt du warum er das alles macht? Hat er einen triftigen Grund oder macht er das einfach nur, weil er verrückt und größenwahnsinnig geworden ist? Moment … DU BIST MIT DEN GRÜNDERN VERWANDT? Warte! Sag nichts, Rowena Ravenclaw?”   Langsam schüttelte Harry den Kopf. Wirklich … die war ein Unikat und das Journalistengen lag ihr eindeutig im Blut. Seher hin oder her. Sollte sie diese Fähigkeiten irgendwann einmal kombinieren … die Welt würde sich wundern! “Es sind zwei.”   “Wow … äh … Gryffindor und Slytherin. Weil … du magst nett sein und so, aber dann doch nicht richtig Hufflepuff. Die beiden jedoch … passen zu dir. Also, das soll jetzt keine Beleidigung wegen Slytherin sein.”   Entschuldigend lächelte Luna ihn an und ihre Augen wirkten nicht verträumt und verhangen. Klar leuchteten ihn die hellblauen Augen an; begierig auf mehr Informationen. Überraschenderweise machte ihn dies nicht stutzig. Es fühlte sich in Ordnung an, sich Luna anzuvertrauen. Luna war kein Mensch der zuerst an sich dachte.   “Keine Sorge. Salazar ist eigentlich gar nicht so übel. Ach weißt du was …” Kurz horchte er in sich hinein, doch sein Bauchgefühl ruhte ebenso wie das Unterbewusstsein, also sprach er den spontanen Gedanken einfach aus. “Willst du die beiden nicht einfach selber kennenlernen?”   “WIRKLICH?”, quietschte die Blonde und sprang voller Feuereifer auf. Sie schien nicht ansatzweise zu glauben, dass Harry ihr einen Streich spielte und sie zum Narren hielt. Entgegen jeder Logik glaubte sie ihm und das gab Harry ein unglaublich gutes Gefühl. Langsam stand er auf, klopfte sich den Dreck von der Kleidung und nickte ihr lächelnd zu. “Ja, lass uns nur die Jungs einsammeln. Also, wo sind sie hingegangen, oh Seherin?”   Spielerisch knuffte Luna ihm in die Seite. “Ich bin eine untrainierte Seherin und keine Glaskugel.”   “Ich glaub, ich guck mich schonmal nach ner Hornbrille und schrulligen Klamotten um. Dann bist du Little Trelawney 2.0.” Und schon rannte ein schwarzhaariger Junge davon. Hinter ihm eine protestierende Luna, die ihm schwor, dass er diese Aussage büßen würde. Das unbeschwertes Lachen von zwei Teenagern erfüllte die Hogwartsgründe und zauberte beinahe jedem der es hörte, ein Lächeln auf die Lippen. Kapitel 23: ------------ Fröhliches Stimmengewirr füllte die kleine Wohnung in der Kammer des Schrecken. Einen Moment verharrte Harry im Türrahmen und beobachtete schmunzelnd die vier Menschen. Die Jungs hatten Luna direkt willkommen geheißen, ohne Skrupel oder Skepsis. Sie hatten weder Harrys Entschluss noch Lunas Integrität und Verschwiegenheit in Frage gestellt. Nun saßen sie hier verteilt auf Sofa und Sitzkissen und unterhielten sich über die Pläne der Zwillinge bezüglich deren Scherzartikel Planungen.   “Hier, Kekse, Sandwiches und Tee”, erläuterte Harry sein Fernbleiben und trat ein um das Tablett auf den Tisch zu stellen. Sofort wurde eifrig zugegriffen.   “Harry … was macht eigentlich deine Verwandlung?”, erkundigte sich Neville zwischen zwei Bissen.   “Zwischen den Größen wechseln kann er definitiv”, kam es schmunzelnd von Luna.   Die fragenden Blicke der anwesenden Gryffindors brachte Harry dazu von seinem kleinen Malheur auf der Wiese zu erzählen.   “Wow, das ist …” “... total cool.” “Aber auch irrsinnig …” “… gefährlich und ehrlich gesagt …” “... können wir uns dich schwer als bösen Wolf vorstellen.” Die Meinung der Zwillinge wurde eifrig von Neville abgenickt.   “Jeder hat ein Ying und Yang”, kommentierte Luna über den Rand ihrer Teetasse hinweg, ehe ihr verträumter Blick zu den momentan leeren Bildern wanderte. Die beiden Bildbewohner waren kurz nach ihrer Ankunft verschwunden. Angeblich um sie nicht in ihrer Privatsphäre zu stören. PAH, was für eine lahme Ausrede, wo Harry doch genau wusste was für neugierige Tratschtanten waren.   “Ich war so …  wütend und plötzlich ist es mit mir durchgegangen.” Verlegen knabberte Harry an der Kante seines Sandwiches herum.   “Umbridge ist scheiße! Ich verstehe deine Wut total!” So ernst hatte man Neville selten gehört. Doch der Kommentar war es, der eine inbrünstig geführte Diskussion über Umbridge startete. Als die Zwillinge begannen Sabotage Pläne zu schmieden, tippte Harry dem Mädchen der Runde vorsichtig auf den Arm. Er hatte wirklich keine Lust auf weitere Umbridge Gespräche, dafür war seine Laune zu gut.   “Willst du meine Vorfahren kennenlernen?” Strahlende Augen blickten ihn an, während Luna begeistert nickte. Schneller als gedacht war das Mädchen aufgesprungen und zog Harry an der Hand aus dem Raum. Natürlich nicht ohne ein lautes Pfeifkonzert Seitens der anderen Jungs. Teenager eben. Weder Harry, noch Luna gingen darauf ein, denn sie kannten ja die Wahrheit. Langsam öffnete Harry die Bürotür, und dass die beiden Gründer mal wieder im Streit lagen, wunderte ihn ehrlich gesagt nicht wirklich. Am liebsten würde er sie beide in ein und den gleichen Rahmen stecken und ein Verschwinden verhindern. Die beiden hatten was zu klären und durch das ewige Gezicke, sowie ‘wegrennen’, wurde es beim besten Willen nicht besser! “Godric? Salazar? Ich würde euch gerne jemanden vorstellen.”   “Harry, komm rein. Wer ist die nette Dame?”, erkundigte sich Salazar und ein Lächeln erschien auf dessen Lippen. Interessant dass man selbst einem Bild ein unechtes Lächeln ansah. Drei Meilen gegen den Wind, oder wie auch immer das Muggelsprichwort ging.   “Godric, Salazar dies ist meine Freundin Luna”, stellte Harry das Mädchen vor und schob sie ein Stück nach vorne.   “Freundiiiin?”, harkten beide Gründer mit einem breiten Grinsen und höher Stimme nach. Merlin, nicht die auch noch! Schnaubend verschränkte er die Arme. “Also erstens, ernsthaft? Und zweitens: EINE Freundin und nicht MEINE.” Alte Tratschtanten, aber vielleicht hatten sie dann ein anderes als dieses ominöse Streitthema.   “Haben wir da etwa in ein Billywig Nest gestochen? Was meinst du Salazar? Hat er nicht eben noch ‘meine Freundin’ gesagt?”   “Durchaus möglich. Junge, vielleicht solltest du der jungen Dame den Hof machen. So entrückt wie die Dame blickt, scheint sie schon von einer gemeinsamen Zukunft zu träumen”, stimmte nun auch der Slytherin mit einem süffisanten Grinsen zu. Die beiden hatten eindeutig Spaß auf seine Kosten.   “Waaaah”, verzweifelt riss Harry die Hände in die Luft. “Streitet euch doch wieder untereinander, dann hab ich Ruhe”, knurrte er genervt. “Ernsthaft, seid ihr fünfzehn oder was? Habt ihr noch nie was von einer Freundschaft zwischen Jungen und Mädchen gehört, oder seid ihr auch mit Helga und Rowena in die Betten gehüpft?” Mit zusammengekniffenden Augen verschränkte Harry die Arme wieder und funkelte die Bilder gerade zu an.   “Natürlich nicht!”, fuhr Godric auf und Salazar schnappte nach Luft. “Wir waren wie Geschwister!”   Triumphierend lächelnd legte Harry den Kopf schief. “Beweisführung abgeschlossen.” Die Gründer klappten die Münder auf und zu, und Harry war stolz auf sich, dass er die beiden mit ihren eigenen Argumenten geschlagen hatte. Sie waren ihm quasi ins offene Messer gerannt. Dass Erwachsene aber auch immer dazu neigten Kinder zu unterschätzen und nicht lernten, dass man auch mit jungen Jahren zu klaren, logischen und schlussfolgernden Gedanken in der Lage war - ein Fauxpas wie sich nun wieder gezeigt hatte.   Es war Lunas Lachen, welches die angespannte Situation lockerte. Irritiert richteten sich drei Augenpaare auf sie. Doch es schien sie in keinster Weise zu stören. Die Augen leuchteten, ein zufriedenes Lächeln lag auf ihren Lippen und sie wippte wieder mal, mit hinter dem Rücken gefalteten Händen, vor und zurück. “Welch angenehmes Bild”, säuselte die junge Ravenclaw.   Der verwirrt - skeptische Blick zu seinen Verwandten, brachte Harry auch nicht weiter. “Ähm … was meinst du, Luna? Welches Bild meinst du?” Luna lebte wirklich in ihrer Welt.   “Na ihr! Die Verwandtschaft ist nicht zu leugnen. Ihr ergänzt euch ebenso, wie ihr euch ähnelt. Mögen es auch Generationen sein, welche zwischen euch liegen, so bist du Harry …” Kurz blickte die Blonde ihn intensiv an “Doch dass, was einer Wiedergeburt der beiden am nächsten kommt. Ihr seid eine Familie.”   “Ähm … danke?” Schulterzuckend blickte er unsicher zu den Gründern, welche auch nicht so recht zu wissen schienen, was sie davon halten sollten. “Ist ja eigentlich nicht so verkehrt was sie sagt, oder? Also … sie hat ja Recht irgendwie also … streng genommen seid ihr mir als die letzte leibliche Familie geblieben, mit der ich auch noch reden kann …” Langsam trat er melancholisch an Godric heran, welcher ihn aus sanften, grünen Augen anblickte. Lunas Worte hatten unbeabsichtigt eine große Schwermut hervorgerufen, sodass er behutsam die Finger auf Godrics Rahmen legte. Verwandtschaft … Familie … Worte so vertraut, und doch unbekannt für ihn. Eine ‘Wahl-Familie’ wie mit Sirius und Remus, war halt doch etwas anderes … Seufzend schloss er die Augen und horchte in sich rein. Ganz schwach glaubte er die Stimme Amaroks zu hören, welche ihm versicherte dass er immer bei Harry sein würde. Dass der Welpe nicht alleine war. Es beruhigte Harry irgendwie, denn selbst dieses schwache Wispern klang ehrlich fürsorglich. Eine Träne lief über das Gesicht des jungen Gryffindor und wurde energisch weggewischt. Merlin, was war nur mit ihm los? Von einem auf den anderen Moment befand er sich in einem emotionalen Tief. Entschlossen hob er den Kopf und grüne Augen trafen auf nicht minder grüne. Mit einem schiefen Lächeln nickte er Godric zu. Dieser erwiderte Harrys Geste, doch auch der Gründer schien über die kurz vorher gesagten Worte nachdenken zu müssen. Der Potter schien nicht als Einziger keinen wirklich tiefgründigen Gedanken daran verschwendet zu haben, was das ‘Kennenlernen’ bedeutete und was es verändert hatte und noch würde. Der damals mehr zufällige Fund der Wohnung hatte mehr Bedeutung und Stellenwert, das spürte Harry in diesem Moment ganz deutlich. Als der Junge sich jedoch an seinen anderen Verwandten wandte, zog er sogleich die Augenbrauen zusammen. Was tat Salazar da? Lieferte sich der Gründer des Schlangenhauses da gerade ein Anstarrwettbewerb mit Luna? “Ähm … Salazar?”, erkundigte er sich vorsichtig. Nicht dass er den Zorn des Mannes auf sich zog. Auch wenn es nur ein magisches Portrait war, so war der Mann beleidigt keine angenehme Gesellschaft.   “Sag, ist dieses Verhalten der jungen Luna … normal?”, wollte der Gründer nur wissen, ohne den Blick von der Ravenclaw zu nehmen. Und da fiel es Harry auf. Der Blick war glasig, leer und zugleich wirkte er schneidend wie ein Diamant. Ein selbstzufriedenes Lächeln wechselte sich mit einer verkniffenen Miene ab. So schnell, dass es kaum noch voneinander trennbar war und Lunas Gesicht irgendwie … verzehrte.   “Ich glaube, dass sie eine Version oder so hat. Sie hat mir vorhin erzählt, dass in ihrer Familie Seherblut vorkommt. Dabei hat sie auch … egal. Auf jeden Fall glaube ich, dass sie jetzt gerade auch irgendwas ‘sieht’. Ich sollte sie wahrscheinlich einfach in Ruhe lassen, oder?”   “Ist sie ausgebildet in den Künsten, oder hat sie einen Mentor?”, erkundigte sich Salazar ruhig, während Godric in seinem Bild auf und ab marschierte.   “Wahrscheinlich nicht, denn sie meinte vorhin, dass sie eine untrainierte Seherin wäre. Warum fragst du?” Langsam streckte er die Hand nach Luna aus, doch Godrics Stimme ließ ihn innehalten.   “Harry, fass sie nicht an. Das Problem an der Sache ist das Wort ‘untrainiert’. Auch die Gründerin des Hauses der jungen Luna, war eine Seherin…”   “Heißt das etwa dass Luna mit Rowena …”   “Unterbrich mich bitte nicht”, ermahnte Godric, sodass Harry laut zuschnappend den Mund wieder schloss und mit Müh und Not die gefühlt drei Millionen Fragen runter schluckte. “Die Seher-Gabe wird nicht über das Blut weitergegeben, wie andere Dinge, sondern man wird auserwählt. Manche können dabei nur ab und an so etwas wie eine verstärkte ‘Vorahnung’ bekommen. Andere ‘Sehen’ nur in ihren Träumen und dann auch nur recht ungenau, so die Überlieferungen welche uns Rowena zuteil haben ließ. Manche jedoch, bekamen ganze Visionen. Aus der Zukunft ebenso, wie aus der Vergangenheit. Rowena meinte damals, ohne Training wäre dies sehr gefährlich und naja … wir haben einmal erlebt wie sie von einer Kriegsversion erfasst wurde … es war erschreckend.”   Die Worte Godrics ließen Harry unwillkürlich einen Schritt von Luna zurücktreten und ein Schauer rann über seinen Rücken. “Was heißt das genau?”   “Ihre Magie wurde unkontrolliert und traf einen Baum. Heute bekannt als die Peitschende Weide, wenn ich euren Gesprächen letztens richtig folgen konnte. Die unkontrollierte Magie, welche durch die Vision auf Angriff und Selbstschutz aus war, infizierte den Baum. Aus einer harmlosen Weide, wurde dieser magische Baum”, kam es ruhig von Salazar, welcher ununterbrochen Lunas Blick gefangen hielt.   “Ok … verstehe … ihre Visionen sind krasser und gefährlicher als meine, verstanden. Aber … was tust du da eigentlich Salazar?” Über all das Gesagte würde er später nachdenken, jetzt hieß es erstmal Luna zu helfen.   “Er versucht sie zu erden. Luna fehlt das Training die Realität im Blick zu behalten, egal was sie sieht. Das mag untrainiert bei kleinen Dingen klappen, aber bei solch einer intensiven Vision nicht. Rowena erzählte einmal, dass sie sich verlor während sie eine einfache Sehung über die Ernte des nächsten Frühjahrs hatte. Laut ihrer Beschreibung war es so fesselnd und faszinierend, dass sie nicht mehr wieder kommen wollte. Einfach weil sie MEHR sehen wollte. Neugierde eben. Was mit ihr geschehen wäre, wäre sie nicht durch ihren Mentor geerdet und befreit worden, wir wissen es nicht. Vielleicht wäre sie zu einer leblosen Hülle geworden”, erklärte Godric geduldig.   “Hätte, könnte, würde, wenn. Leute, was soll ich machen um ihr zu helfen? Klartext, denn mit ‘hätte, hätte, Fahrradkette’ kommen wir hier nicht weiter!” So interessant das Ganze auch war, Luna begann bereits zu zittern. Kurzentschlossen trat er dicht an das Mädchen heran. Salazar versuchte sie durch Blickkontakt im Hier und Jetzt zu behalten, warum sollte dann nicht auch eine Berührung helfen? Die Ermahnungen der Gründer ignorierend, legte er vorsichtig eine Hand auf die bebenden Schultern. “Luna ich bins .. Harry.” Eine leichte Magiewelle verließ Luna und griff Harry an, doch der hatte damit gerechnet. So blieb er einfach stehen und ertrug ohne jegliche Gegenwehr die Magie welche über ihn wusch. “Bleib ruhig … ich tu dir nichts. Ich bin dein Freund! Luna, bitte komm zurück zu mir.” Diese und ähnliche Dinge erzählte er dem Mädchen im ruhigen Ton; hielt sie dabei inzwischen komplett im Arm. Was für ein Freund wäre er, wenn er die paar Schmerzen nicht aushalten würde? “Es … es klappt nich”, presste er angestrengt hervor. Schweiß lief ihm in die Augen, welchen er mehr schlecht als recht wegzublinzeln versuchte.   “Harry …” “... was geht hier ab?” “Luna … oh Gott.” Es waren die drei Jungs, welche in diese Szene platzten. Einerseits wollte Harry die Jungs am liebsten aus dem Raum - oder am besten gleich aus der Kammer hexen - doch dann kam ihm ein anderer Gedanke.   “Gut dass ihr da seid, euch hab ich gerade ganz vergessem. Kurzfassung, ihr müsst Luna helfen. Redet mit ihr, haltet sie in dieser Welt, denn sie hat sich in einer Vision verloren. Passt auf, sie gibt wilde Magie ab, welche euch eventuell angreift”, sagte Harry kurz angebunden und erlaubte sich über die Stirn zu wischen. Das anstrengende an der Sache war wirklich gegen den eigenen Instinkt anzukämpfen, die vertraute aber doch fremde Magie nicht zu stoppen und den Besitzer nicht ebenfalls anzugreifen. Was er doch für ein Glück mit seinen Freunden hatte wurde Harry bewusst, als die Drei nur einvernehmlich nickten. Die Zwillinge schlangen ihre Arme von rechts und links um die zarte, bebende, Gestalt und Harrys Platz somit einnahmen. Neville hingegen stelle sich hinter die etwas kleinere Luna, legte die Arme vorsichtig um ihren Bauch und flüsterte der Blonden irgendwas ins Ohr. Allen drei sah man an dass die Magie sie angriff, doch keiner der Drei dachte daran nachzugeben. Die Frage war trotzdem, wie lange sie durchhalten KONNTEN.   Langsam trat Harry zurück. Wenn hier keiner helfen konnte, dann vielleicht ja … “TOM!”, brüllte er mental so laut er konnte.   “Was?”, kam es knapp angebunden und knurrig zurück.   “Ich brauch deine Hilfe. Dringend! Fragen bitte später, es ist ernst! Weißt du wie ich einer untrainierte Seherin, welche in einer Version gefangen ist, helfen kann? Mentor ist nicht vorhanden!”   “Was? Harry … wie … moment, Seherin?”   “Was ist an ‘keine Fragen’ nicht zu verstehen, verdammte Scheiße! Hilf mir oder lass es!”   Einen Moment herrschte Schweigen und Harry befürchtete schon dass Tom sich ausgeklinkt hatte, doch dann ertönte die vertraute Stimme wieder. “Ein Crucio könnte helfen ihre Version zu unterbrechen.”   “TOM!”   “Ist aber wahr, denn du brauchst etwas das stärker ist und starker Schmerz verhindert das Denken. Bewusstes und unbewusstes. Sehr angenehm für Foltern und anschließende Informationsbeschaffung …”   “Ok Voldemort, ich habe verstanden. Aber nein, das wird hier keiner machen! Neuer Plan”, giftete Harry zurück. Heimlich behielt er sich diesen Schritt jedoch als Notfalllösung. Auch wenn er bezweifelte dass irgendeiner von ihnen diesen Spruch überzeugend anwenden konnte. Sie wollten Luna schließlich vor Unheil und Schmerzen bewahren.   “Harry, sie krampft immer mehr. Was sollen wir machen?”, kam es angestrengt von Neville. Lunas Magie pulsierte immer mehr.   “Tom, weitere Vorschläge?”, hoffnungsvoll wartete er auf eine gute Antwort.   “Severus”, kam es nur zurück. “Legilimentik könnte auch helfen.”   Ehe er über seine Worte nachdenken könnte,entschlüpfte ihm ein: “Danke. Wenn es gut läuft, hast du was bei mir gut.” Die Erwiderung dass der Ältere ihn beim Wort nahm, überging er einfach. “Leute ich hole Severus, der soll es mit Legilimentik versuchen.”   “Legilimentik, natürlich! Dass wir da aber auch nicht drauf gekommen sind”, rief Godric aus, was nur von einem knurrigen “Ich bin beschäftigt” von Salazar beantwortet wurde.   “Aber Harry dann…” “... kennt er diesen Ort und …” “... das gibt bestimmt total Probleme!”, warfen die Zwillinge berechtigterweise ein.   Harry, welcher schon an der Bürotür stand, schüttelte nur den Kopf. “Nur Luna zählt und ich will sie nicht aus Salazar Bannblick holen. Haltet durch, ich beeile mich!” Und so verließ Harry in seiner Tiergestalt schließlich die Wohnung.   Mit lauten Heulen rannte ein großer Wolf zu dem Ausgang welcher im Keller rauskam. Laut trommelten die großen Pfoten über den steinernen Boden; die Zunge hing ihm aus dem Maul und dass sein Herzschlag nicht durch das ganze Schloss zu hören war, glich einem Wunder. Es war die Sorge, welche ihn wie ein gehetztes Reh fühlen ließ. Der eigene Puls klopfte laut in seinen empfindlichen Ohren, als er an der Ausgangstür ankam und sie langsam öffnete. Kurz lausche er, ehe er sich verkleinerte und hinter einem Stillleben auf den Flur huschte. Wie gut dass Snape keine lebendigen Bilder in seinem Flur duldete. Aber was war eigentlich mit den anderen Bildern im Schloss, welche ihn als Wolf gesehen hatten? Egal, es gab wichtigeres und nur wenn er ein Punkt nach dem anderen abarbeitete, kam er voran. Vielleicht war das hier ‘nen Fehler - das Verraten seines Verstecks - aber er setzte einfach mal auf das menschliche in Snape. Entschlossen kratzte er an der Tür und begann sogar sich dagegen zu werfen,  doch nichts tat sich. Verdammt, was wenn der Kerl irgendwo im Schloss unterwegs war? Rundgang oder bei seinen Schlangen. Mist, warum half ihm das Gebäude nicht ebenso wie wenn es um die Kammer oder andere Geheimgänge ging? Doch in dem Moment, in dem er so frustriert und verzweifelt wurde dass er in Betracht zog seine ‘Kampfgestalt’ anzunehmen um die Tür aufzubrechen, öffnete sie sich.   “Was bei Merlins …” Doch weiter konnte der Mann nicht sprechen, da hatte ihn auch schon ein Wolf am Umhangzipfel gepackt und zog ihn von der Wohnung fort. “Wolf, was ... wie .... hey lass den Umhang heile!” stotterte der verblüffte Erwachsene und stolperte einige Schritte hinter ihm her, doch dann blieb er resolut stehen. “Oh nein, du kleines Monster, ich lass mich von dir nicht wie ein Knochen durch die Gänge ziehen.”   Schnaubend sprang Harry zurück. Konnte der Kerl nicht einmal was mache, ohne nachzufragen? Aber nein, typisch Erwachsene: Wenn man sie wirklich mal brauchte, dann stand man recht alleine auf weiter Flur. Schlecht gelaunt knurrte der Animagus den Menschen an, schüttelte den Kopf und schnappte sich erneut den Umhang. Als Nächstes nahm er sich vor ins Bein zu beißen. Auch eine Möglichkeit dass die alte Fledermaus ihm folgte und vor allem selber Schuld. Ja, das klang nach einem wirklich guten Plan.   “Ich soll mitkommen?”   Harry zog stärker. Juhu, Snape war doch nicht auf den Kopf gefallen.   “Ok, ok. Aber lass los, das ist ja albern”, schnarrte der Professor und blieb erneut stehen.   Der zarte Wolf kam der Aufforderung nach und war ehrlich gesagt froh dass Snape ihm auch so folgte - Umhang war nicht der beste Geschmack. Und wenn er den Kerl biss … wofür brauchte man Wolf in der Tränkeherstellung? Auffordernd bellte er, sprang herum und rannte davon; schwere Schritte hinter ihm. Kapitel 24: ------------ Tief in seinen Gedanken gefangen, saß Severus in seinem Lieblingssessel. Es war so viel, in so kurzer Zeit geschehen und alles hatte irgendwie in irgendeiner Weise mit Harry Potter zu tun. Nachdenklich blickte er in sein Weinglas, während er den Tag noch einmal Revue passieren ließ.   Er hatte den Jungen so gut es ging beobachte, vor allem beim Mittagessen, denn beim Frühstück war der Schwarzhaarige Junge nicht auffindbar. Was ihn insgeheim genauso wenig verwunderte wie Umbridge Gezeter. Doch so richtig hatte es ihn nicht weiter gebracht. Der Potter hatte ihn nicht komisch angesehen oder mehr beachtet als normal; keine seltsamen - gar schmachtenden - Blicke. Die Essgewohnheiten waren auch keine Hilfe, denn der Junge hatte kaum Fleisch gegessen und nur verdünnten Saft getrunken. Wenigstens schien es so, dass die Hauselfen keine Sonderbestellungen für den Gryffindor zusammenstellten. Um dies zu prüfen war er extra näher als nötig am Tisch der Löwen vorbeigerauscht und hatte hinter Harry angehalten um den in der Nähe sitzenden Ronald Weasley zur Ordnung zu rufen.   Wirklich, wenn Molly ihren Spross irgendwann Mal so sah, ging der Kochlöffel nicht nur einmal auf dem Kopf des Jungen nieder. Es mochten viele Leute im Fuchsbau wohnen, und oft Trubel und augenscheinliches Chaos herrschen, doch Severus wusste: Gesittete Tischmanieren lagen Molly am Herzen und die setzte sie Notfalls mit Hilfe des verzauberten Kochlöffels durch.   Nachdem das Mittagessen frustrierenderweise keine neuen Erkenntnisse bezüglich Harry gebracht hatte, war er dazu übergegangen Umbridge genauer ins Auge zu fassen. Er mochte die alte Schreckschraube nicht. Ein schlechter Witz von Hexe, die nicht wegen besonderen magischen Fähigkeiten im Amt war, sondern nur wegen ihrem Charakter. Was das Ganze wirklich keineswegs besser machte! Und ein Paradebeispiel dafür, dass man es mit Arschkriechen und Speichellecken im Ministerium weitbringen konnte. Wenn es Umbridge verwunderte, dass er ausnahmsweise nicht mit Ignoration auf ihre Konversationsversuche reagierte, so überdeckte sie dies mit aufgesetzter Höflichkeit und breitem Lächeln. Das süße Parfüm der Ministeriums Lehrerin kitzelte arg an seinen Brechreizrezeptoren im Gehirn. Doch Severus war stärker als niedere Instinkte und so ging er auf die zuckersüße Einladung zu Tee und vertraulichen Gesprächen ein.   Fazit daraus: Dieses pinke Ding war eine sehr treue Speichelleckerin Fudge und bildete sich darauf etwas ein, und an Harrys Unterstellungen schien tatsächlich etwas dran zu sein.   Er hatte also mit Umbridge in ihrem Büro gesessen, nur so getan als würde er den Tee trinken - wer wusste schon was die Alte da reingemischt hatte? - und die Loblieder über seine Schlangen erfreut aufgenommen. Dann war Umbridge jedoch von ganz alleine auf die Gryffindors und dabei explizit auf Harry zu sprechen gekommen.   “Dieser Bengel … dem gehören die Flausen ausgetrieben und dies mit aller Entschiedenheit. Da Dumbledore dies ja bisher nicht in den Griff bekommen hat, bleibt es wohl an mir hängen. Von wegen ‘Goldjunge’, der Junge ist einfach nur ein verlogenes Suspekt. Da sind Cornelius und ich übrigens einer Meinung. Ich habe zu Ohren bekommen, dass wenigstens Sie dem Jungen nicht den Zauberstab hinterher tragen und ihm sein Name, sowie der völlig ungerechtfertigte Status, bei Ihnen nichts bringt. Dies teilte ich auch bereits Cornelius mit, welcher diese Information mit großem Wohlwollen aufnahm. Ich soll Ihnen ausrichten, dass Sie auf dem richtigen Weg sind um Fehler der Vergangenheit in Vergessenheit geraten zu lassen.”   Auch dies hatte Severus mit Erleichterung und Dankbarkeit aufgenommen. Augenscheinlich, denn in Wirklichkeit wäre er am liebsten in lautes Gelächter ausgebrochen. Bei Merlin, wie falsch die doch lagen. Geblendet durch ihre Angst und der Abneigung gegen Dumbledore und Harry. Severus kannte die Realität und wusste daher ganz genau, wer hier log und wer nicht bezüglich Voldemort. Fehler der Vergangenheit, welche in Vergessenheit gerieten? Oh bitte, wer sollte denn dieses Märchen glauben? Nicht mal Longbottom wäre so dumm! Das Ministerium vergass nie, es wartete nur ab und benutzte es im richtigen Moment.   Jetzt verstand er nur zu genau die Worte seiner Schlangen. ‘Schleimige Kröte' nannten die Slytherin Umbridge und doch nutzten sie ihre gute Stellung. Wahre Erben von Salazar Slytherins Werten eben.   “Ich stimme Ihnen zu, dass Mr. Potter noch einmal eine ganz andere Hausnummer als seine Klassenkameraden ist.” Was auch stimmte, nur musste er dem pinken Ding ja nicht mitteilen, dass der Junge gut- und großherziger sowie selbstloser als ein Großteil seiner Hausgenossen war. Vom Level des Mutes und der Lebensmüdigkeit musste er gar nicht erst anfangen.   Erfreute kleine Augen funkelten ihn aus dem runden Gesicht heraus an. “So ist es.” Langsam trank die Frau von ihrem Tee; biss eine Ecke eines Keks ab. Was Severus zu der Feststellung brachte, dass man lieber Ronald beim Essen zu guckte als Umbridge. Selbst Nagini war ansehnlicher dabei, während sie einen Feldhasen verschlang. “Chrm. Chrm. Ich kann mich also darauf verlassen, dass Sie weiterhin so mit dem Jungen verfahren?”, erkundigte sich die pinke Frau, kurz nachdem Severus die Tasse ebenfalls an die Lippen geführt hatte.   “Ich werde ihm weiterhin keinen Bonus gewähren”, gab Severus zu. Wo käme er denn dann hin? Und wenn da kein Spritzer Veritaserum im Tee war, dann mimte er dieses Jahr den Weihnachtsmann für die Schüler.   “Sehr schön. Ziehen Sie bei dem Bengel ruhig härtere Seiten auf, vielleicht ist dem armen Kind dann ja noch irgendwie zu helfen. Er darf keine Lügen erzählen!”   Was für eine Heuchlerin. Eine widerliche Person welcher er am liebsten alle Kekse samt Teller in den Hals stopfen wollte. Der Professor ertrug diese Scharade nicht weiter und so verabschiedete er sich recht zügig mit der Ausrede noch einen wichtigen Trank auf dem Kessel zu haben. Merlin, dagegen war Lockharts Anwesenheit im Schloss ja ein wahres Vergnügen gewesen! Den Grund warum er drauf und dran war der dummen Pute den Hals umzudrehen, suchte er einfach in der Tatsache, dass er Lehrer war. Im Gegensatz zu Umbridge ein Lehrer aus Herz und Seele und es so überhaupt nicht gutheißen konnte, dass ein Verantwortlicher offen zu Mobbing und Misshandlung eines Schutzbefohlenen aufrief.   Dass er kurz davor gewesen war der Untersekretärin die Zunge knotig zu zaubern, so sie noch explizit ein Wort gegen Harry sagte … das hatte gar nichts zu bedeuten!   Tja, und jetzt saß er hier und überlegte wie er das Thema ‘Umbridge’ gegenüber Harry anschneiden sollte. Rein theoretisch stand heute Abend Okklumentik auf dem Plan. Theoretisch, denn bei Harry wusste man nie. Wenn der Junge nicht auftauchte und stattdessen jedoch der Wolf auf der Matte stand … tja, dann konnten die Spiele beginnen. Der junge würde nicht mehr wissen wo ihm der Kopf stand, was Severus wusste und was nicht. Und um gegen Sprüche und Verhaltensweisen etwas zu tun, musste der Junge sich zurück verwandeln.     Ein lauter Knall holte Severus rabiat aus den Gedanken. Verwirrt blinzelnd registrierte er nun auch das Kratzen und Jammern. Wenn man vom Wolf sprach. Aber was zum Geier veranstaltete das kleine Monster da? Er hatte dem Tier zwar versprochen dass es wieder her kommen konnte, von randalieren war jedoch keinesfalls die Rede gewesen! Schnaubend stampfte er missgestimmt zur Tür. Dieses Verhalten passte wieder ziemlich gut zur ‘Wolf gleich Harry - These’. Beide besaßen kaum Manieren.   Entschlossen dem Wesen eine gehörige Standpauke zu halten, riss er die Tür auf. “Was bei Merlins …” Weiter kam er nicht, denn da zog die kleine Mistkröte schon an seinem Umhang und Severus stolperte überrumpelt wie ein junges Reh hinterher. Sein schöner Umhang! Den hatte er gerade erst von der magischen Reinigung in der Nokturngasse abgeholt und zählte zudem zu seinen Lieblingen. Wie gut dass niemand diesen Gedanken mitbekam, aber es war nunmal so, dass er seine Kleidung schätzte und sie pflegte. Wahrscheinlich war diese geheime eitle Art und Weise von Lucius abgefärbt.   Kopfschüttelnd blieb er stehen und versuchte dem Tier klar zu machen, dass er KEIN Spielzeug war. Doch schien sein Verhalten nicht gerade auf Freude zu stoßen; eher wirkte der Kleine frustriert, wütend und irgendwie gehetzt. Einen Moment schien es zu überlegen, dann schnappte es sich wieder blitzschnell ein Stück Stoff und begann rücksichtslos daran zu ziehen.   Hörte Severus da leises Stoff reißen? WEHE! “Ich soll mitkommen?”, ging er auf das Verhalten des Tieres ein, was nur einen verstärkten Einsatz Seitens des Wolfes brachte. “Ok, ok. Aber lass los, das ist ja albern”, warf der Professor schnell ein und blieb erneut stehen. Besser war es wohl für Nerven und Umhang wenn er mitspielte. Anscheinend hatte das Tier nur darauf gewartet, denn es spukte den Stoff schon gerade zu aus und streckte immer wieder die Zunge raus. Eine Geste, welche Severus ein kurzes gehässiges Schmunzeln auf die Lippen zauberte. Tja, das hatte der jetzt davon. Wenn seine These korrekt war … bot ihm diese Situation wirklich Möglichkeiten für die Zukunft. Auffordernd bellend sprang das Tier herum, ehe es davon schoss. Und Severus? Dem blieb nichts anderes übrig als dem Fellknäuel hinterher zu traben. Oh wehe ihm es war nicht wichtig!   Wo zum Teufel waren sie hier? Die Frage hatte er unsinniger Weise auch dem Wolf schon gestellt und natürlich keine Antwort bekommen. Immer noch hetzten sie durch schwachbeleuchtete Gänge als wäre eben Gefragter persönlich hinter ihnen her. Gerade noch sah er das Tier um eine Ecke schlittern und als er folgte, blieb er wie erstarrt stehen.   Er erkannte diese Halle. Zwar nur aus Dumbledores Erzählungen, welcher diese von Harry hatte, und aus kaum zu entziffern Texten, aber dies war untrüglich die Kammer des Schreckens. Das angebliche Heiligtum Salazar Slytherin. Kurz ließ er den Blick wandern und glaubte links einen großen Umriss zu sehen, doch weitere Betrachtungen wurden durch ein scharfes Bellen verhindert. Seufzend wandte er sich in Richtung des Bellen und rannte darauf zu.   Severus versuchte sich die ansteigende Neugierde nicht anmerken zu lassen, als der Wolf ihn an einer Wohnungstür erwartete; ungeduldig hin und her springend. Das Gefühl dass wirklich etwas im Argen lag, wurde beinahe unerträglich. Genauso stiegen Skepsis und Verwunderung ins Unermessliche, als er nicht nur die lebenden, verschollen geglaubten, Bilder zweier Gründer erblickte, sondern auch drei Personen des neuen Gryffindor Quartetts.   Perplex blinzelnd blickte er auf das Szenario vor sich. Da waren drei Jungs welche diese Luna Lovegood umklammerten und auf dessen Gesichtern sich deutliche Erschöpfung zeigte. Dann war da eben jenes Mädchen, welche vollkommen apathisch das Bild Salazars anstarrte und es hatte den Anschein, dass das junge Ding nicht einen Hauch davon mitbekam was um sie herum geschah. “Was zum …”   “Professor …” “... endlich sind Sie da”, kam es auch schon von den Weasley Zwillingen.   “Kann mir vielleicht mal einer verraten was hier...” Doch wieder kam er nicht dazu den Satz zu vollenden.   “Sie müssen die erwartete Hilfe sein, sehr schön.” Ungläubig blinzelnd wandte er sich dem Gemälde des Gryffindor zu. Doch er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle, verschränkte die Arme und zog eine Augenbraue empor. “Keine Zeit für lange Worte. Sie müssen ihre geistigen Fähigkeiten einsetzen und in den Geist der Ravenclawschülerin eindringen. Die junge Lovegood scheint eine Seherin zu sein, welche beim Anblick Salazars eine solch immense Vision bekam, dass sie darin gefangen wurde.”   Der Blick schnellte zu der Lovegood und tatsächlich ergab die Situation nach Godrics Worten nun einen Sinn. “Los, weiter festhalten. Sie wird sich wehren.”   Den Zauberstab erhoben trat er an die Vier heran. Er rechnete es Neville Longbottom hoch an, dass dieser zwar deutlich Angst vor ihm hatte, aber doch seinen Griff verstärkte. Schnell sprach er einen Kapselzauber um das Mädchen, welcher dafür sorgen sollte dass diese nicht mehr wie ein explodierender Stern mit wilder Magie um sich warf. Sofort war ein erleichtertes Geräusch von den drei jungen Männern zu hören.   “Ich werde mich jetzt direkt vor sie stellen und ihren Blick auf mich ziehen. So wird es in diesem Moment besser klappen in ihren Geist einzudringen. Wehrt sie sich auch nur annährend so wie ihr Hausgenosse, dann steht uns einiges bevor. Auf drei schließen Sie. Mr. Slytherin bitte die Augen.” Ein zustimmendes Geräusch ertönte von dem Gemälde. “Also dann … eins, zwei, DREI!” Schnell sprang Severus vor die Lovegood, richtete den Zauberstab auf sie und rief laut “LEGILIMENS!”   Entgegen seiner Befürchtungen war die Gegenwehr relativ gering. Als er die Mauer erstmal durchbrochen hatte und dies mehr durch den gedanklichen Hinweis dass er wegen Harry hier war um ihr in dessen Auftrag zu helfen, war es relativ einfach. Relativ, denn hier im Kopf der jungen Frau herrschte ein reines Chaos. Farben, Formen, Vergangenheit, Gegenwart und Hirngespinnste wirbelten durcheinander. Verschmolzen und formten neue Möglichkeiten. Nichts davon ergab für Severus einen Sinn und er sah nur weniges wirklich lang genug um es erkennen zu können. Einige dieser Dinge waren jedoch Szenen mit Harry und ihm, Harry bei seiner Verwandlung in die Tiergestalt und vollkommen unerwartet und verstörend auch Szenen in denen Harry und Voldemort vorkamen. Ungläubig betrachtete er dieses friedlich wirkende Szenario und wurde von ihm gefangen gehalten. Ein Knoten bildete sich in seinem Magen bei diesem Bild, denn es war doch etwas ganz anderes ob die beiden nur mental redeten, oder real aufeinandertrafen. Ohne Streit und Flüche!   Ein erneutes Aufflackern von Lunas Gegenwehr und das verstärkte Leuchten der Farben holte den Okklumentiker aus seiner Starre. Stimmte ja, er war hier um dieses Durcheinander zur Ruhe zu bringen und nicht um zu schnüffeln. Aber verdammt, er war durch diesen Anblick so verflucht neugierig geworden. War es die Zukunft oder doch nur ein Hirngespinnst? Oder … oder war es gar ein fantasievoller Gedanke, entsprungen aus Harrys Erzählungen gegenüber der Ravenclaw? ‘Beruhige dich. Konzentrier dich’, befahl er sich selbst und begann verbissen mit den Aufräumarbeiten.   Eine gefühlte Ewigkeit später zog sich Severus aus dem jungen Geist heraus. Dies war wirklich eine ganz andere Hausnummer gewesen, als der Legilimenseinsatz bei ‘normalen’ Menschen. Vorerst waren alle Dinge die er nicht als ‘magische Tierwesen und deren Existenz’ entziffern konnte, in Kisten verpackt. Diese konnte Luna mit seiner Hilfe, oder kontrollierter tiefer Meditation, wieder öffnen. Er hatte keinerlei Zweifel daran dass das Mädchen eine Seherin war und eins stand felsenfest für ihn: Das Gör brauchte dringend Hilfe. Nur woher nahm man einen Mentor oder Mentorin dafür?   Erschöpft ließ er sich auf einen Stuhl fallen, während Luna in Longbottoms Armen zusammensackte. Sofort ging das Quartett zu Boden, wobei die Zwillinge die Arme losließen und alle Viere von sich streckten. Lautes, angestrengtes Atmen war das Einzige, was einige Augenblicke zu hören war. Mit geschlossenen Augen versuchte er das eigene Gedanken und Fragen Chaos zu beruhigen - sein Denkarium bekam nachher eine Menge neuer Erinnerungen!   Es war der Gryffindor Gründer, welcher als erstes sprach. “Eine wahrliche Meisterleistung, Professor Snape. Mein Glückwunsch.”   Brummend nahm Angesprochener dies zur Kenntnis.   Auch die anderen bedankten sich nun. Der Wolf leckte ihm sogar kurz über die Hand, ehe er wieder zurück zu dem bewusstlosen Mädchen kehrte. Was ein Prusten seitens der Zwillinge brachte. Doch Severus ignorierte dies, sondern richtete sich ein wenig auf, sprach einen Diagnosezauber und entfernte den Schutzzauber.   “Ms. Lovegood geht es den Umständen entsprechend. Ihr Magiehaushalt ist niedrig, aber nicht lebensbedrohlich. Ihr Körper und auch ihr Geist sind erschöpft, aber sie wird bald aufwachen.” Glückliche, erschöpfte junge Gesichter blickten ihn an. Dass sich dabei ein gutes Gefühl ihn ihm ausbreitete, war ja beinahe ekelhaft. “Hätte jetzt jemand die Güte mir zu erklären, was zum Teufel Sie hier treiben? Wie kommen Sie alle überhaupt hier hinunter?”   “Wir … wir,” stotterte Longbottom.   “Wir lernen …” “... nur”, kam es von den Zwillingen   Ein Bellen von Seiten des Wolfes.   “Und nun die Wahrheit!”, schnarrte er kalt.   Es war Slytherin welcher für die Kinder antwortete. “Wahrlich Mr. Snape, es ehrt Sie, dass Sie sich anscheinend ‘Sorgen’ um die Kinder machen, aber seien Sie versichert, dass diese hier sicherer als sonst wo in Hogwarts sind. Durch Godric und mich sind sie hier, und bei meiner Gründer- und Slytherinehre, sei Ihnen versichert dass sie wirklich lernen. Es gibt kein Grund für Sie, solch einen Ton anzuschlagen. Ich bin Ihnen für Ihre Hilfe bei Ms. Lovegood und auch ihre Arbeit als Lehrer, sowie Slytherinvorsteher dankbar, aber hier gelten vor allem meine Regeln.” Wie es der Gründer schaffte als Bild mit einfachen Worten und stechendem Blick eine Gänsehaut über Severus Rücken zu jagen, wusste er nicht, aber er verstand das Versprechen, dass er sein blaues Wunder erleben würde so er nachfragen sollte. Oder war es vielleicht doch eine Drohung? Severus wusste es nicht, aber er war auch nicht gerade scharf darauf es heraus zu finden. Der Mann war ein Gründer, wer wusste schon was der Mann noch alles so für Tricks auf Lager hatte?   Entschlossen wandte er sich von dem Bild ab und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die kleine Gruppe auf dem Teppich. “Meine Dame und Herren. Sie alle werden mich jetzt hier heraus begleiten.”   “Aber Professor …” “... Luna ist noch bewusstlos.” “Wir können Sie nicht einfach …” “ … auf die Krankenstation bringen.”   Das Argument der Zwillinge zeugte davon dass sich anscheinend doch etwas im Kopf der Beiden befand. Doch er war den Kindern weit vorraus. Entschlossen trat er heran, achtete weder auf das Gemecker der Schüler, noch auf das leise Knurren des Wolfes als er sich Luna kurzerhand auf den Arm hob. Auffordernd blickte er das Tier an. “So du bringst uns jetzt hier raus.” Es sah aus als wäre das Tier verwundert. Etwas was er dem Fellträger nicht verübeln konnte, zeigte er doch ein vollkommen anderes Verhalten als die Schüler bisher von ihm kannten. Nun ja, da musste er wohl bald mal ein wenig an den Erinnerungen herum basteln. Was schadete dies schon?   “Prof … Professor?” Es war erstaunlicherweise Neville Longbottom welcher zuerst seine Sprache wieder fand.   “Was, Mr. Longbottom?”, gab Severus kalt zurück. Dass er sich dabei schon auf dem Flur befand sollte in seinen Augen genug Hinweis sein, dass die Kinder ihn nicht aufhalten konnten.   “Wo … wo werden Sie Luna hinbringen?” Anscheinend hatte der Junge eine extra Portion Gryffindormut zum Essen gehabt zu haben, denn als der Lehrer sich herumdrehte, entdeckte er den Braunhaarigen nur wenige Schritte hinter sich. Mutig oder lebensmüde, dass sollte sich wohl noch irgendwann zeigen.   Seufzend verlagerte er das Mädchen in seinen Armen etwas. “Ms. Lovegood wird ebenso wie der Wolf mit in meine Wohnung kommen. Bei Ms. Ravenclaw muss ich sicher gehen dass sie ganz normal wach wird und keine Schäden davon getragen hat. Sie alle …” Dabei blickte er an dem Jungen vorbei zu den Zwillingen welche ihren Kopf aus dem Büro streckten. “Sie haben Recht, sie kann nicht einfach auf die Krankenstation. Dies würde zu Fragen führen, welche wohl niemand bereit ist zu beantworten.” Diabolisch grinsend richtete er den Blick auf das Tier in dieser Runde. “Und nun … Harry, los. Abmarsch!” Entschlossen drehte er sich wieder herum und marschierte aus der Wohnung. Sich innerlich diebisch über den geschockten Blick des verwandelten Potters freuend.   Langsam trottete das Tier neben ihm her. Durch ein Bellen oder Winseln machte das Tier ihn auf Richtungswechsel aufmerksam. Bis zum Basilisken hätte er es noch geschafft, aber danach? Er hätte niemals gewusst welchen der Tunnel und welche Abzweigung er nehmen musste. Dafür lag seine Aufmerksamkeit vorhin wirklich ganz woanders. Zudem schien es, als wenn sich Hogwarts an diesen Stellen erst ‘öffnete’, kurz bevor sie ankamen. Anders konnte er sich das stetige Knarren und Knacken auch nicht erklären. Obwohl, es war ein altes Gebäude. ‘Schluss jetzt!’, befahl er sich selbst diese unwichtigen Gedankengänge abzubrechen. Was sie wohl für ein seltsames Bild abgaben? Oberschlange, seltsame - leicht meschuggene - Seherin aus Ravenclaw und zur Krönung dazu noch ein Wolfs-Potter. Sowas konnte sich einfach niemand ausdenken! Wenn das Gewicht in seinen Armen nicht wäre, dann vermochte Severus dies ebenfalls als Traum abzutun.   Die Kammer lag hinter ihnen, es waren nur noch wenige Meter bis zur Lehrerwohnung und Harry … hatte Angst. Ja Angst, wenn nicht sogar Panik davor, was nun geschah. Der schweigsame Mann neben ihm wusste sein Geheimnis. Gut, Geheimnisse, aber das mit der Kammer war im Vergleich zu dem kleinen ‘Wolfs-Geheimnis’ wirklich gar nichts. Vor allem, seit wann wusste der Kerl es? Bestimmt erst seit dem Harry ihn in die Kammer geholt hatte, denn garantiert hatte der Lehrer eins und eins zusammengezählt als er bemerkt hatte wer da alles anwesend war. Bestimmt war Severus nun fürchterlich wütend und wollte … ja, was hatte sein Lehrer geplant? Hatte Harry gar alles zerstört was zwischen ihnen gewesen war? Die Entspannung, Gelöstheit und Ehrlichkeit in Gegenwart des Wolfes? Oder was war mit der verhältnismäßigen netten Aufmerksamkeit, als der Kerl seine Wunden gesehen hatte? Es war eigentlich nicht viel, was da als ‘zwischen ihnen' bezeichnet werden konnte und doch bedeutete es Harry eine ganze Menge.   Diese und viele mehr Ungewissheiten waren es, die ihm wie ein Stein im Magen lagen. Da brachte auch Amaroks Stimme nicht, welche ab und an undeutlich zu ihm durchdrang. Wo war nur das Klischee mäßige Loch im Boden wenn man es wieder mal brauchte? Allerdings musste er dem düsteren Mann eins zu Gute halten, er hatte sich so erwachsen, fürsorglich und einfühlsam in der Kammer verhalten. Keine Worte die Harry jemals zuvor mit seinem Tränkeprofessor verknüpft hatte, jetzt jedoch hatte er einen weiteren Aspekt von Severus Charakter entdeckt. Der Lehrer, der sich um seine Schüler kümmerte und Luna zur Überwachung sogar mit in die eigene Wohnung nahm.   Harry war sehr, sehr dankbar darüber, dass der Mann ihnen ‘den Arsch gerettet hatte’ und so seine Faszination für eben jenen, nahm noch einmal zu. Kapitel 25: ------------ Nervös saß Harry auf dem Teppich vor dem Kamin und beobachtete wie Severus Luna versorgte. Sie lag auf der Couch, zugedeckt mit einer weichen, schwarzen Decke. Einmal kurz war seine blondhaarige Freundin wach geworden, als er ihr über das Gesicht geleckt hatte. Nur um direkt mit einem energischen “Lass das gefälligst. Geh mir aus dem Weg”, von Severus weggescheucht zu werden. Tja und jetzt saß er hier, die Sorge lag pelzig auf seiner Zunge und der Besitzer dieser Wohnung war gerade murmelnd in Richtung seines Privatlabors verschwunden. Der Anblick wie der, sonst so grimmige, Mann ganz behutsam und fürsorglich mit Luna umging, ließ ein warmes kribbeliges Gefühl in dem Wolf entstehen. Das verzückte Seufzen vorhin hatte sich glücklicherweise durch seine momentane Verwandlung wie ein Wimmern angehört. Was natürlich nur mit einem kalten “Halt die Klappe”, kommentiert worden war. Es war klar dass der Mann wütend war. Nein, Harry durfte sich jetzt nicht in irgendwelche pseudo-romantischen Gedanken über Severus  flüchten, das hier war ernst! Energisch den Kopf schüttelnd erhob er sich und trottete langsam auf die Couch zu. Weder hörte er den Professor die Treppe hoch stampfen, noch roch er ihn mehr als eh schon. Wahrscheinlich sah der Plan des Mannes so aus, dass Luna aufwachte und beide Schüler die Wohnung unverzüglich ohne weitere Aufforderung verließen.   Luna sah aus als würde sie einfach nur schlafen. Nichts verwandelte das sanfte, hübsche Gesicht mehr in eine skurrile Fratze. Auch wenn er da glaubte ein kleines Schmunzeln auf den Lippen zu sehen, und sie vollkommen entspannt aussah, wäre es ihm wirklich lieber wenn Luna aufwachte und er von ihr hörte dass es ihr gut ging. Doch das Mädel dachte nicht daran. Bei Lunas seltsamer Denkweise würde ihn das nichtmal wundern, wenn sie absichtlich ‘länger’ schlief.   Vorsichtig hüpfte er empor, stupste seine Freundin an und schleckte ihr sogar übers Gesicht, doch es folgte keine Reaktion. Sie rümpfte nicht mal mit der Nase als er ihr direkt darüber leckte! Das war doch zum Mäuse melken, denn eigentlich war der Gedanke einfach zu verschwinden ziemlich verlockend. Jedoch kam es nicht in die Tüte, dass er Luna einfach hier zurück ließ. So nett und hilfsbereit der Professor auch zu sein schien, war es doch immer noch Severus Snape die Kerkerfledermaus und meist gefürchtetster Lehrer Hogwarts mit dem sie dann alleine war. So gab er die Weckversuche auf und rollte sich neben der schlanken Gestalt zusammen. Welch seltsames, falsch wirkendes Gefühl es doch war auf diesem Möbelstück mit einem anderen Menschen als einem gewissen Schwarzhaarigen zu liegen.     Warme Hände ergriffen ihn. Er war zwar verdutzt, aber der Geruch sagte ihm, dass es Severus war der ihn von dem bisherigen Schlafplatz hob. Müde blinzend bemerkte er dass er aus dem Raum hinaus und die Treppe herunter getragen wurde. Augenblicklich war er hellwach. Verdammt, jetzt endete er doch als Trankzutat! Von Stufe zu Stufe begann er mehr zu zappeln. In diesem Moment bedauerte er es, dass er sich nicht selber morphen konnte und ebenso wenig in dieser Form Kontakt zu einem gewissen mächtigen Schwarzmagier aufnehmen konnte. Der Kerl hätte Snape einfach zu sich beordern. Wo er bisher vor allem den zweiten Punkt als Vorteil angesehen hatte, entwickelte sich dieser jetzt zu einem riesigen Nachteil!   “Bleib ruhig, Welpe”, dröhnte es tief in seinem Kopf.   “Amarok, was bin ich froh …”   “Ich habe es vorhin schon versucht, doch du warst wie so oft Opfer deiner negativen Gedanken”, gab sein Schutzgeist trocken zurück.   “Tut mir leid”, nuschelte Harry gedanklich. “Wirst du eigentlich wiedergeboren wenn ich sterbe?”, erkundigte er sich zusammenhangslos.   “Wie … ach Welpe, du bist wirklich ein lustiges Kerlchen.” Belustigtes Bellen hallte durch seinen Kopf und Harry beschloss den alten Wolf einfach zu ignorieren. Der Kerl nahm die Gefahr in welcher er sich befand einfach überhaupt nicht ernst! Rabiater als nötig wurde er auf einem Ledersessel abgesetzt und damit sowieso aus der mentalen Unterhaltung geholt.   So und wie sollte er jetzt weiter machen? Erst jetzt fiel es Severus auf, dass er dies hier nicht so richtig durchdachtt hatte. Was klar war, war, dass er Antworten wollte. Diese Ungewissheit hatte ihn schon vorhin unkonzentriert werden lassen, als er einen Trank für die junge Ms. Bewusstlos zusammengebraut hatte.     Da war er wieder in seine Wohnung gekommen und die eh schon angefressene Laune sank erstaunlicher Weise noch weiter. Da lag dieses fellige Magengeschwür doch tatsächlich auf der Couch, ihm Arm des blonden Mädchens und schlief den Schlaf der Gerechten. Aber nicht mit ihm! Möglichst vorsichtig um keinen zu wecken, hatte er der Ravenclaw den Mund geöffnet um den Trank einzuflößen, welche natürlich genau in diesem Moment beschloss wach zu werden. Verschlafen drückte sie den Wolf in ihrem Arm noch näher an sich als wenn es ein Stofftier wäre. Blinzelnd blickte sie schließlich zu ihm empor, irritiert, ein wenig ängstlich, aber als sie ihn richtig erkannte flüsterte sie mit einem kleinen Grinsen seinen Namen. Woher kam diese Erleichterung und warum hatte das Gör angefangen zu glucksen als sie ihr Kuscheltier bemerkt hatte. Warum war er noch mal so vorsichtig gewesen? Sobald es um den Potter ging, war er einfach nicht mehr er selbst und dies wurde schlimmer und schlimmer!   “Hey Kleiner. Das ist echt kuschelig mit dir. Das können wir ruhig öfter machen.” Die Ohren des Tieres wackelten, doch es wachte nicht auf.   “Trinken Sie dies, Ms. Lovegood.” Energisch streckte er der Schülerin zwei Phiolen hin. Eine gegen die garantierten Kopfschmerzen und die Zweite war ein speziell von ihm vor einigen Monaten entwickelter Gedächtnis-Trank. Das Luna quasi als Versuchskaninchen herhalten musste, musste niemals jemand erfahren. Erstaunlicherweise hatte das Mädchen nicht lange gezögert, sondern eine Flasche nach der anderen getrunken, auch wenn sie deutlich das Gesicht bei beiden verzog. Aber so war das nunmal, was nicht schmeckte wirkte bekanntlich besser. Flüsternd erkundigte sich die Blonde warum sie gerade hier waren und mit kurzen Worten erklärte er den Zwischenfall. Lunas Antwort jedoch verwirrte ihn vollkommen.   “Danke dass Sie das alles für Harry tun. Es war ein unglaublich großer Schritt, von ihnen beiden und das in die richtige Richtung.” Dabei kraulte sie eben jenem verwandelten Jungen hinter den Ohren und die kleine Mistkröte schien dies auch noch zu genießen.   Kurzerhand nickte er einfach nur, erhob sich und schnappte sich den Wolf aus den Armen der Lovegood. “Sie entschuldigen uns, Ms. Lovegood. Ein gewissener Gryffindor und ich haben noch ein Hühnchen miteinander zu rupfen. Schlafen Sie noch etwas, dann wirken die Tränke besser.” Lunas Ermahnung, keinen Wolf zu rupfen da er diesen in Zukunft noch brauchen würde, beachtete er gar nicht weiter.     Tja und nun war er mit eben jenem Tier - Animagus - in seinem Privatlabor und verfluchte sich dafür dass er sich in diese Lage gebracht hatte. Er hätte die beiden einfach vor die Tür setzen und sich selbst überlassen sollen. Aber nein, sein großes Manko ‘Neugierde im Bezug auf Harry James Potter’ war mal wieder zu Tage getreten. Aufgewühlt schritt er auf und ab.   “Dir ist bewusst, dass ich Antworten will?”   Ein Nicken im Augenwinkel.   “Verwandel dich zurück!”   Kopfschütteln. Sehr energisches Kopfschütteln.   “Freiwillig, oder ich helfe nach, Mr. Potter. Ihre Wahl!” Zur Verdeutlichung blieb er stehen und ließ den Zauberstab durch die Finger gleiten. Knurren untermalte das Kopfschütteln. Kleine sture Gryffindor Made. Aber bitte, wenn dieses wandelnde Magengeschwür es nicht anders wollte, dann musste es jetzt mit den Konsequenzen leben! Ohne ein weiteres Wort schoss er einen Zauber nach dem Nächsten auf das Tier ab.     Schnaubend beschwor sich Severus einen Sessel herauf und räumte mit einem Schlenker seines Zauberstabes dieses Chaos auf. Natürlich war der Potter-Wolf nicht nur NICHT einfach sitzen geblieben - sondern wild durch den Raum gehechtet sodass einige Zauber ihr Ziel woanders fanden -, zudem hatte auch keiner das gewünschte Ergebnis gebracht. Der Junge trug immer noch Fell und streckte ihm zudem auch noch die Zunge raus. Der Lehrer war kurz davor den Jungen zu verfluchen, obwohl, der Stasiszauber war auch einfach abgeprallt.   “Schön, dann bleib halt eine Flohschleuder. Wenigstens bist du ansehnlicher als Lupin oder Black!” Selbst er hörte, dass er beleidigt und frustriert klang. Und der Junge anscheinend auch, denn er bellte freudig, nickte und sprang schließlich auf den selben Sessel auf dem er das Viech abgesetzt hatte. “Dir ist klar, dass ich dir eigentlich die Erinnerungen löschen müsste, kaum dass du den Pelz ablegst?” Mit schief gelegtem Kopf blickte sein Gegenüber ihn an. “Anscheinend nicht. Nun allein was in deiner Gegenwart erzählt wurde, was du gesehen hast …” Nicht nur das Geständnis von Severus wahrer Einstellung Harry gegenüber, auch das mit Lucius und Draco … dieses Wissen gehörte nicht in Harrys Besitz.  “Die Gefahr ist zu groß”, murmelte er mehr zu sich selbst, doch natürlich hatte der kleine Animagus es gehört.   Ein scharfes Bellen ließ ihn aufsehen und er erblickte einen heftig mit dem Kopf schüttelnden Wolf. “Hör auf! Du flusselst hier alles zu!”, empörte er sich barsch. Tatsächlich wurde die Schüttelei eingestellt und das Tier duckte sich. Dazu kam ein leises Fiepen. Hatte der Kleine etwa ein schlechtes Gewissen? “Schon gut … es gibt hier nur Tränke und Zutaten die ich ungern verunreinigt hätte.” Warum hatte er dem Gryffindor jetzt diese Worte gesagt und warum erleichterte es ihn, als die schuldbewusste Miene wieder gegen eine aufmerksame ausgetauscht wurde? Merlin, Harry sah man selbst in verwandelter Form deutlich an was in ihm vorging. Da brauchte es ja nicht mal ansatzweise Okklumentik. Vielleicht sollten sie eher daran arbeiten, als an der Geisteskraft. War vielleicht nicht der schlechteste Einfall.   Dieser Tag und all die Schlag auf Schlag folgenden Ereignissen hatten ihm wohl einige Gehirnzellen durchgebrannt. Es wurde Zeit für Ruhe, eine gute Flasche Wein und dazu etwas Bruscetta. Vielleicht kam er dann endlich dazu seine Gedanken im Denkarium zu sortieren und vielleicht fand er so auch noch mehr heraus. So sehr wie er auf dem Schlauch im Bezug ‘Harry gleich Wolf’ gestanden hatte, war ihm garantiert noch mehr entgangen. Was definitiv nicht nur einen kleiner Fauxpas bei seiner Rolle in diesem beschissenen Schmierentheater bedeutete. Im Ernstfall konnte so etwas seinen Tod bedeuten. Räuspernd holte er sich selbst aus den selbstzweiflerischen Gedanken.     “Also wenn du dich weigerst die Normalform anzunehmen, dann stelle ich jetzt ganz einfache Fragen und du wirst sie mit Nicken oder Kopfschütteln beantworten. Kriegst du das hin, Potter?” Das süffisante Grinsen setzte dem spöttisches Ton noch die Krone auf und Harry reagierte wie erwartet: Er rollte mit den Augen und schnaubte deutlich vernehmbar. “Keine Widerworte? Nun, dann fangen wir an.” Galant beschwor er sich einen Kaffee und für Harry sogar ein paar Mäuse herauf. Diese hatte er sich extra nach dem Umbridge Debakel besorgt um zu testen und zu spielen. Eine Maus mit Farbkapseln hier, eine tanzende dort, eine weitere die wie am Spieß schrie. Doch jetzt lag keiner dieser magischen Veränderungen auf den toten Tieren.   Fasziniert beobachtete wie der Junge gegen die tierischen Instinkte und gleichzeitig gegen seine Skrupel ankämpfte. Schließlich war ‘die Katze aus dem Sack' und damit klar, wer hier in Wirklichkeit Mäuse verspeiste. “Friss ruhig. Ekliger als Kaffee mit Milch und Zucker kann es nicht sein”, schnarrte Severus belustigt und machte eine nichtssagende Handbewegung. Er selber widmete er sich seiner Tasse braunes Gold und tatsächlich schien dem Jungen klar zu werden, dass er ihn ja schon öfter hatte fressen sehen und sprang auf den Boden um sich eine Maus vom Teller zu ziehen. Als zwei von fünf unter Schmatzen und Knacken verputzt waren stellte er nüchtern fest: “An deinen Manieren solltest du wirklich arbeiten. Nun, genug Zeit geschunden. Kommen wir zu meinen Fragen.” Ein kleines Rülpsen entwich seinem Gegenüber und in Verbindung mit den seltsam hochgezogenen Lefzen sah es wirklich … putzig und ulkig aus.   “Äh ja, wo war ich?” Räuspernd richtete sich Severus wieder ein wenig auf. Meine Güte, was auch immer in seinem Hirn für ein Schnulzengang eingelegt war, ES WAR PEINLICH! “War der Aufsatz über Energie- und Aufputschtränke von einem gewissen Slytherin?” Eine gute Frage zum Anfang. So verschreckte er den Jungen nicht direkt.   Kopfschütteln, Nicken, schief gelegter Kopf.   “Ich präzisiere: Hat Salazar Slytherin dabei geholfen?”   Nicken.   “Wusst ich es doch. Der Gedanke, dass ein gewisser dunkler Lord dabei ausgeholfen hat, kam mir gleich merkwürdig vor. Ok, nächste …” Vorallem wesentlich wichtigere. “Seit wann kannst du dich verwandeln? Wer hat dir dabei geholfen? War es der Lord? Was ist mit dem ehemaligen Goldenen Trio passiert?”, platzte es aus ihm heraus.   Schweigen und schließlich Bellen und Fiepen.   “Moment, Harry, langsam. Ich komme nicht hinterher, vor allem verstehe ich kein Wölfisch.”   Mit finsterem Blick knurrte dieser ihn an.   “Was denn?”, schnappte Severus zurück und da machte es ‘Klick’ bei ihm. Eben noch zog er den Jungen auf und jetzt schmiss er dem Jungen Fragen an den Kopf, die dieser in der momentanen Verfassung nicht beantworten konnte. Kurz nahm er einen Schluck Kaffee um die Situation zu überspielen. “Lass wir es für den Moment. Gehen wir zurück zu deiner Freundin. Ihr beide sollten zusehen dass ihr in euren jeweiligen Schlafsaal zurück kommt. Am besten vor der Sperrstunde, sonst muss ich Punkte abziehen oder Umbridge kriegt euch nachher noch in die Finger. Das willst du doch nicht oder?”   Energisches Kopfschütteln.   Doch Severus hielt den Wolfsjungen zurück, als dieser vom Sessel springen wollte. “Moment, da fällt mir noch ein, dass ich mit Professor Umbridge gesprochen habe Du solltest wissen: Ich … glaube dir im Bezug auf dieses pinke Wesen.” Erstaunlich wie schwer dieser Satz doch auszusprechen war. “Sie hat dich auf dem Kicker.”   Schnauben und der Blick sagten eindeutig “Ach echt, sag mir was neues.”   “Ja, ich kann sie auch nicht ausstehen und sie hat soviel Talent als Lehrerin wie Mr. Longbottom im Tränke brauen, aber wir haben sie dank des Ministeriums am Hals. Der Hass, die irrsinnige Angst oder was auch immer vor dir und Dumbledore hat Fudge sie hierher schicken lassen.”   Kurz zuckte der Fellball zurück, dann verfinsterte sich der Blick und abrupt sprang der Wolf vom Sessel.   Was war denn jetzt los? Doch dann fiel es ihm auf. Der Junge musste seine Worte so verstanden haben, dass Severus ihm die Schuld daran gab, dabei hatte er es gar nicht SO gemeint. Die Schuld lag ganz alleine beim Ministerium. Ok, und bei Dumbledore, denn der alte Mann hatte sich oft genug gegen die Regierung gestellt und zudem hätte er die Stelle einfach nur mit jemand passendem besetzen müssen. Seufzend stand Severus auf und trottete hinter dem geknickten Wolf her. Erstens hatte der Junge ein großes Talent darin Dinge falsch aufzufassen und zweitens hätte er einfach den Mund halten sollen. Die Treppen empor steigend stellte er fest, dass es erstaunlich einfach und angenehm gewesen war mit dem Wolf zu reden, obwohl er nun wusste dass dieser eigentlich Harry Potter war.   “Harry, kannst du dich nicht einfach verwandeln, dann kannst du mir erzählen warum du so geknickt und wütend aussiehst.” Sanft blickte das hübsche Mädchen zu ihm herunter; kraulte hinter seinem Ohr.   “Das solltest du wirklich, denn so kannst du nicht durch die Schule laufen”, erklang es schnarrend hinter ihm und Harry konnte ein Zucken nicht zurückhalten.     Die Worte Severus hatten ihn getroffen. Mehr als es jemals eine einzige Gemeinheit bisher getan hatte. Dabei konnte er es durchaus nachvollziehen, denn ohne ihn hätte Umbridge keinen Grund hier zu sein. An Dumbledore kam weder die pinke Trulla, noch das Ministerium heran. Durch ihn selbst jedoch mussten sich alle von der Frau tyrannisieren lassen. War dies vielleicht auch der Grund für all den Hass, welchen er von sämtlichen Seiten abbekam? Dies war auf jeden fall eine gute und logische Erklärung.   “Harry? Hey, Luna an Harry, träumst du oder hat sich ein Schlickschlupf in deinem Kopf festgesetzt?” Die Worte und auch das Anstupsen holte ihn aus den Gedanken. “Na also, geht doch. Also dann…” Und schneller als er je von Luna gedacht hatte, zog das Mädchen ihren Zauberstab hinter dem Ohr hervor, schon traf ihn der Finite und vollkommen überrumpelt begann die Rückverwandlung.   Keuchend stand er schließlich vor den beiden Anderen, doch alles was er spürte war Severus Blick in seinem Rücken. Scharf, stechend, kalt. Er brannte sich in ihn, wie ein heises Messer und nur mühevoll schaffte er es, sich herum zu drehen. Genau vor diesem Moment hatte er solch eine Angst gehabt. Sich gegen die Verwandlung gewehrt so gut es ging und dabei das Labor verwüstet. Denn ab diesem Moment hatte er keine Ausrede mehr um NICHT zu antworten. Langsam hob er den Kopf, ein schiefes, verkrampftes Grinsen auf den Lächeln auf den Lippen.   “Finden Sie das alles auch noch witzig?”   “Was? Äh nein … Professor … es …”   “Sparen Sie sich ihre Ausflüchte. Sie wussten zu jeder Zeit wer Sie waren und wo Sie sich befanden. Und nun, ab mit Ihnen beiden!”   Unter stabloser, nonverbaler Magie flog die Eingangstür auf; präsentierte den beiden Schülern den schwach ausgeleuchteten, nackten, kalten Flur. Harry wollte etwas sagen. Irgendwas. Etwas dass half dies alles besser zu machen, aber der kalte, unbarmherzige Blick seines Lehrers ließ ihn den Mund wieder schließen. Bekümmert senkte er den Kopf.   “Na los … komm. Lass uns gehen, es gibt hier momentan nichts mehr für uns zu tun.” Sanft zog Luna an seinem Arm und Harry ließ sich mitziehen. Ins Bett war alles, was er jetzt noch wollte. Auch wenn an Schlaf garantiert nicht zu denken war.   Doch die Stimme ihres Lehrers ließ beide hinter der Schwelle noch einmal innehalten. “Ach übrigens, Harry …”   Hoffnungsvoller als gewollt hob er den Kopf. “Ja, Professor?”   “Ich will Sie hier nicht mehr sehen. Sehen Sie unsere Stunden als beendet. Sie Miss Lovegood holen sich ab Morgen Tränke auf der Krankenstation ab.” Sprachs und die Tür flog mit einem lauten Krachen vor seiner Nase zu.   Erst jetzt wurde es Harry bewusst … Severus hatte ihn wieder gesietzt. Ihn wie einen ordinären, verhassten Schüler behandelt. Alles war zerstört, und mit dieser Gewissheit löstem sich Tränen und flossen stumm über Harrys Gesicht gen Boden, während er sich von Luna wie betäubt durch die Schule ziehen ließ.   Das Geräusch von zerbrochenem Glas aus der Wohnung, bekamen die beiden ebenso wenig mit, wie die wütende und verwirrte Rastlosigkeit eines gewissen Tränkemeisters. Kapitel 26: ------------ Nach diesem Tag, kam es Harry vor als wenn er nur noch als leere Hülle existieren würde. Anfangs hatte er sogar Angst gehabt, dass Snape ihn nun besonders auf den Kicker haben würde im Unterricht, aber von wegen. Es wäre ihm sogar sehr recht, wenn der Kerl mit ihm schimpfen und ihm wegen irgendwelcher Kleinigkeiten Punkte abziehen würde, aber nein. Nein, der dunkle Mann tat nichts davon. Er ignorierte Harry schlicht und ergreifend. Behandelte ihn als wäre er nicht da oder weniger wert als ein zertretenes Insekt. Diese Situation fraß an ihm wie Holzwürmer an einem Fachwerkhaus. Man sah nicht was sie anrichteten; von außen sah alles normal aus, doch der Schmerz und das seltsame Gefühl des Verlustes waren immer da. Sie raubten ihm die Kraft. Nicht einer der vielen Versuche mit Snape zu reden, hatte gefruchtet. Weder als Wolf, noch als Mensch und Harry wusste nicht weiter. Er wusste nur, er konnte es nicht einfach auf sich beruhen lassen, wie die Jungs und seine Gründer-Verwandten meinten. Es ging schlicht und ergreifend nicht.   Er war so angeschlagen, dass ihm nicht mal mehr zum Rebellieren gegen Umbridge zu Mute war. Rette ihn trotzdem nicht vor dem Nachsitzen unter Einsatz dieser verfluchten Feder. Aber es war ihm egal. Nicht einmal darüber, dass zwei dieser Sitzungen im letzten Moment ausfielen da Umbridge mal zu einer Lehrerversammlung und ein anderes mal zu einem Problem ihrer “Elitetruppe” musste, konnte Harry sich wirklich freuen. Die Welt lief mehr an ihm vorbei und er schaffte es morgens nur mit Mühe die Energie aufzubringen aufzustehen. Der Junge hasste diesen Zustand, verspottete sich selbst dafür und war trotzdem momentan nicht in der Lage es zu ändern. ‘Warum?’ und ‘Was sollte es bringen?’ waren die Fragen, die ihn blockierten und deprimierten.   Von allen Seiten wollten sie ihm helfen. Seine Freunde versuchten ihn so gut es ging abzulenken und aufzumuntern, McGonagall - wenn auch in Dumbledores Auftrag - fragte ob alles in Ordnung war, Hagrid lud ihn zu Tee und steinharten Keksen ein und selbst Tom versuchte mehr als einmal ihn zum Reden zu bringen. Doch Harry schwieg und litt. Er hatte es ja schließlich auch kein bisschen anders verdient in seinen Augen.   Wie gerne würde er in den Grimmauld Place - oder einfach weg - verschwinden. Weg von Hogwarts und all diesen Menschen welche ihm fremd geworden waren. Aber vor allem weg von Severus dessen reiner Anblick ihm das Herz schwer werden ließ. Er vermisste den Mann; die ruhigen Stunden mit ihm. Das Kuscheln als Wolf. Bald standen die Weihnachtsferien an, vielleicht ließ Dumbledore ja mit sich reden und er konnte eine Auszeit von dieser Schule nehmen.   “Harry? Hörst du mir zu?”   Blinzelnd hob Angesprochener langsam den Kopf. “Hmm? Entschuldige.”   “Professor Snape hat mich vorhin wegen dir angesprochen.”   “Sollst du mir wieder ausrichten, dass ich ihn in Ruhe lassen soll? Falls der Kerl es nicht gemerkt hat, seit drei Wochen bin ich nicht mehr bei ihm aufgetaucht!” Die Feder wurde heftiger als nötig in die Tinte getaucht. Schwarze Spritzer verteilten sich auf seiner Hausarbeit für Verwandlung.   “Nein, er sagte Umbridge wäre in den Ferien ebenfalls in der Schule und im Schnee würde man Pfotenabdrücke sehr deutlich sehen.”   Ein hartes Lachen kam über Harrys Lippen. “Ach, plötzlich interessiert es ihn wieder?”   Milde und sanft lächelte Luna ihn an. “Du weißt, ich musste noch mal zu ihm, wegen meiner Erinnerungen? Kannst du dich auch noch daran erinnern, was ich dir vom letzten Mal erzählte?”   Fragend sah er seine Freundin an. Wenn man es genau sah, waren sie inzwischen beste Freunde und es fühlte sich um einige Male besser an als mit Hermine. Ein gemeiner Gedanke, aber doch wahr, denn diese Freundschaft hier fühlte sich besser, ehrlicher, an. Irgendwie … ebenbürtiger.   “Oh Harry, wenn du nur aus deinem Kokon kommen würdest. Wo ist der mutige Gryffindor der sich mit Snape anlegt? Mit Umbridge? Mit Ron und all den anderen?” Der Vorwurf war nicht so unterschwellig wie Luna vielleicht glaubte. Doch Harry überging ihn und die Fragen einfach.   “Was war beim letzten Mal?”   Ein seufzendes Kichern entwich der jungen Blonden. “Da hat er eine Untertasse in der Hand gehalten und sie total apathisch beobachtet. Dann hat er sich beschwert, dass überall deine Wolfshaare auf den Möbeln hängen, aber weggemacht hat er sie trotzdem nicht.”   “Hääää?” Oh man, wie sollte man aus dem Mann schlau werden?   “Jeder hat seine Geheimnisse. Geheimnisse sind dafür da, sie geheim zu halten. Auch wenn es manchmal besser ist, sie zu offenbaren”, antwortete Luna nebulös.   ”Gefühle oder Geheimnisse offenbaren?”, fragte Harry ebenso konfus zurück.   Schulterzuckend legte Luna ihre eigene Feder ab. “Ist doch der selbe Schickschlupf in grün. Doch ohne den Versuch etwas ändern zu wollen, wird alles unbekannt bleiben. Alles gleich.”   “Hmm …”, stimmte Harry nachdenklich zu und Schweigen senkte sich über die beiden. Gerade der letzte Teil ihrer Unterhaltung mochte merkwürdig erscheinen, aber sie hatte geholfen, denn Harrys Neugierde war zum Leben erwacht. Was verbarg der Mann? Was war der Grund dafür, dass er von einem auf den anderen Moment von ‘Du’ zu ‘Sie’ zurück wechselte und überhaupt … Luna hatte Recht. Er hatte sich verkrochen und war zu einem Schatten seiner Selbst geworden. Doch damit war jetzt Schluss! Er würde sich nicht mehr verkriechen, vor dem Blick des dunklen Slytherinoberhaupt verstecken oder ihm so gut es ging aus dem Weg gehen. Auch einer der Gründe, warum er inzwischen deutlich mehr Zeit hier in der Kammer, als sonst wo in der Schule verbrachte.   Ein sanfter Kuss auf Lunas Wange hauchend, grinste er das Mädchen an. “Danke, meine Liebe. Danke fürs Wachrütteln.”   “Wenn der Löwe, äh Wolf, nach einer gefühlten Ewigkeit erwacht … dann kann es nur lustig werden.” Lachend steckte sie sich eine wilde Strähne hinter die Ohren. Damit war für Luna wohl einerseits das Thema Hausaufgaben und zudem das Thema Snape vs. Harry ad acta gelegt. “Aber sag, wann ist der nächste Vollmond und wenn du dich mit Remus und Sirius triffst, darf ich dann mit?”   Panisch riss Harry seine Augen auf. “Bist du verrückt? Ach, was frag ich überhaupt … NEIN, darfst du nicht!” Merlin, die Kleine brachte ihn noch mit ihrer unbekümmerten Art ins Grab, denn er traute es ihr durchaus vor einfach aufzutauchen. Na toll, jetzt stellte er sich die Blonde vor, wie sie im Klitterer laß während wilde, gefährliche Wesen um sie herum sprangen.   Die Zeit bis zum nächsten Vollmond hatte Harry damit verbracht wieder aktiver am Leben teilzunehmen. Er verbrachte Zeit mit Hagrid, seinen Freunden, beteiligte sich mehr am Unterricht, redete mit Tom kurz über Nichtigkeiten, aber vor allem, beobachtete er einen gewissen Hauslehrer.   Wann immer er den Mann zu Gesicht bekam, musterte er den Kerl, wertete dessen Verhalten aus; analysierte ihn. Gut, die Jungs nannten es Besessenheit, aber was wusste die schon? Die Höhe war jedoch die Frage der Zwillinge, ob sie die Blumenmädchen auf der Hochzeit von Harry und Snape sein durften. Was zur Folge hatte dass die beiden Weasleys lachend vor einem empörten Harry quer über die Hogwartsländereien davon rannten. Mit anderen Worten: Es ging ihm besser oder anders gesagt, er arbeitete daran dass es ihm besser ging. Und er hatte einen Plan entwickelt. Gewagt, bekloppt, vielleicht lebensmüde, aber doch sah er es optimistisch die Aktion heile zu überstehen.   Finger schnippten vor seinem Gesicht herum. “Erde an Harry …” “... du solltest essen.” “Snape beobachtet dich schon wieder …” “... die ganze Zeit.”   Auf die Worte der Zwillinge drehte er sich in Richtung des Lehrertisch und tatsächlich, der Mann durchbohrte ihn geradezu auffordernd mit den dunklen Augen. Eine Gänsehaut nicht unterdrücken könnend ob dieses intensiven Blicks, stopfte er sich eine Gabel voll Rührei in den Mund. Auch wenn dem Lehrer das Ohr von Dumbledore abgekaut wurde, so sah Harry doch die vorsichtige Bewegung der schlanken Finger am Lehrertisch, welche eindeutig sagten “Weiter essen.”   Harry wusste inzwischen ja von Tom selbst, dass Severus von diesem den Auftrag bekommen hatte auf Harry zu achten und Bericht zu erstatten - zu seinem Wohl und der Sicherheit, wie Tom gemeint hatte - aber der Potter wollte wissen, wie weit die Einflüsse von Tom und auch Dumbledore gingen, und ab wann etwas aus der eigenen Intention des Mannes geschah. Der Junge war wild entschlossen es heraus zu bekommen! Die von Severus selbst stammenden Worte, dass dieser ihn gar nicht hasste und so, halten immer wieder durch seinen Kopf.   Langsam drehte er sich wieder zurück und aß weiter. Nicht weil Snape es so wollte - sollte der das ruhig denken - sondern weil er seit langem mal wieder Hunger hatte und die Energie diese Nacht gebrauchen konnte. Schließlich war Vollmond. Dank Dobby war klar dass seine beiden Wahlväter und Rudelmitglieder nachher hier auftauchen würden und zudem hatten sie ausrichten lassen, dass sie eine Überraschung hatten.  Er beteiligte sich so gut es ging an den Gesprächen seiner wenigen Freunde - wieder mal Diskussionen um Aktionen gegen Umbridge - und wartete doch nur sehnlichst auf die Nacht. Den Blick Severus zu genau spürend und es fühlte sich gut an. Endlich fühlte er sich nicht mehr wie Flubberwurmeiter.   “Also ihr zwei, ihr wisst Bescheid. Ihr beiden seid die Einzigen, welche über den genauen Plan bescheid wissen. Die Anderen fahren in den Urlaub und wissen nur, dass ich Severus auf den Keks gehen will.” Mit einer Tasse heißen Kakao saß Harry allein im Wohnzimmer von Salazars Wohnung. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme, dass er noch einmal vor dem Treffen hier her gekommen war und die beiden eingeweiht hatte. Sollte das Ganze schief gehen … dann mussten die beiden halt aus ihrem Versteck auftauchen und Hilfe organisieren oder so.   Es war Salazar, welcher als Erster sprach. “Junge, bist du dir dessen wirklich sicher?”   “Harry, findest du das nicht ein wenig … radikal?”, erkundigte sich Godric besorgt. “Woher hast du eigentlich die ganzen Informationen über die Ferienplanungen deines Professors?”, wollte nun Salazar wissen.   “Warum fährst du nicht lieber mit deinen Freunden in den Urlaub? Lud dich die kleine Ms. Lovegood nicht ein mit ihr mitzukommen? Wäre eine kleine Exkursion nicht wesentlich interessanter und lehrreicher?” “Slytherins und gerade ein Mann wie dieser Mr. Snape, brüllen solche Informationen nicht einfach quer durch die Schule.”   “Halloooo, wenn ihr mich auch mal zu Wort kommen lasst, und mich nicht mit Fragen bombardiert, dann wärt ihr schon um einiges klüger.” Energisch pustete er in seinen Kakao sodass seine Brille beschlug.   Schnauben aus Salazars Bild, untermalt von einem schnippigem “Die Jugend von heute”, und ein “Entschuldige” aus Godrics.   Mit den Augen rollend genehmigte Harry sich erst einen Schluck Kakao, ehe er auf die Fragen einging. Wie langweilig musste das Leben der beiden hier unten sein, dass sie jetzt begierig auf weitere Informationen warteten wie alte Waschweiber? “Ok, also die vorherigen Fragen bezüglich meiner geistigen Gesundheit, lasse ich jetzt einfach mal unbeantwortet.” Ein finsterer Blick schoss in Richtung der Bilder und immerhin hatten die beiden die Courage ein schlechtes Gewissen zu zeigen. “Ja, ich bin mir absolut sicher und ja, es mag nicht ohne sein, aber ich muss es tun. Im Selbstmitleid baden, Selbstgeiselung und Reue zeigen haben mich auch nicht weiter gebracht, also ist jetzt das Gegenteil angesagt. Vielleicht mag es absolut schief gehen, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ich werde Severus in den Ferien solange auf die Nerven gehen, bis er mit mir redet!   Leute, jetzt guckt doch nicht so skeptisch. Es wird gut gehen. Es ist nur so … dass ich diesen Zustand nicht aushalte. Es sind nicht nur meine pubertären Gefühle und Schwärmereien, nein. Es ist wie eine Kraft die mich in Richtung Severus zieht. Das Gefühl etwas verloren zu haben, obwohl ich doch nichts besessen habe. Ich bin einerseits total traurig und andererseits so … wütend. Auf alles und jeden und zugleich niemand bestimmtes. Das macht mich ganz wahnsinnig, also muss ich Mr. Sturkopf anders zum Reden bringen.”   “Ich verstehe …” Salazar klang erstaunlich nachdenklich und einfühlsam. “Du bist an einem wichtigen Scheidepunkt deines Lebens und ich sehe … du bist auf dem Weg, dich anders als ich zu entscheiden. Ich hoffe das Schicksal meint es besser als mit mir.”   “Ach, jetzt gibst du dem Schicksal alle Schuld? Ganz neue Töne von dir”, schnappte es wütend aus dem Gryffindor Porträt. “Harry, ich finde es immer noch sehr gefährlich, aber erstens sieht man deutlich wie allein die Entscheidung DAFÜR dich verändert hat. Und zudem bin ich wohl eh überstimmt. Sei nur nicht so ein Esel wie gewisse andere Menschen.”   “Godric … bitte …”   Doch der Löwe zischte nur und verschwand aus dem Bild im Wohnzimmer. Harry blickte mit gerunzelter Stirn zwischen Salazar und dem nun leeren Bild hin und her. “Was war das? Eure Streitereien werden auch mehr, oder kommt mir das nur so vor?”      Ein schweres Seufzen erklang von der Gründer Seite. “Nein, leider kommt es dir nicht nur so vor. Jetzt sind wir beide seit längerem mal wieder ganz unter uns … Harry, ich glaube es ist Zeit, dass ich dir etwas erzähle. Ich wollte es schon länger, aber Godric meinte es wäre zu früh. Jedoch versteht er das volle Ausmaß nicht, denn er war nie in dieser Lage. Nie … SO.”   “Sal … bitte. Du schweifst ab”, hinderte er den Gründer noch gerade so daran, in seiner Erzählung bis zu Merlins Zeiten zurück zu gehen. “Was willst du mir sagen? Denk bitte daran, dass ich gleich zum Rudeltreffen muss.”   “Entschuldige. Also … es ist … wie soll ich sagen. Nun ja … deine Animagusgestalt ist nicht normal.”   “Hä? Wie jetzt?”, platzte es Harry heraus. “Was ist an der Wolfsform jetzt genau so unnormal?”   “Nun ja, wie soll ich es am besten erklären?” Unruhig begann Salazar in seinem Bild hin und her zu wandern. “Du hast dies aus meiner Linie geerbt, denn zu Lebzeiten konnte ich diese Form ebenfalls annehmen.”   “Sal, das ist echt interessant und verwirrend, aber seit wann erbt man Animagusgestalten oder meinst du das mit ‘nicht normal’?” Stirnrunzelnd legte Harry den Kopf schief und ließ seinen Vorfahren nicht einen Moment aus den Augen während er am Kakao nippte.   “Nein … ich meine … ach verdammt, warum ist das so schwer?” Frustriert warf der Mann die Hände in die Luft. “Ach was soll's …” Abrupt blieb er stehen und starrte auf Harry nieder. “Harry, du bist ein Wolf.”   “Äh … ja, ich weiß?” Unsicher rutschte Harry hin und her. Was zum Kuckuck wollte ihm Salazar damit mitteilen? Der Mann benahm sich vollkommen anders als sonst und Harry begann sich unwohl zu fühlen.   “Nein … ja, ich weiß du weißt das … nein, stimmt gar nicht, weißt du nicht”, stotterte der Gründer zusammenhangslos wie im Selbstgespräch.   “Salazar?” Eigentlich wollte Harry es gar nicht hören, denn wenn der sonst so abgeklärte Slytherin schon so fahrig war, konnte es nichts Gutes sein!   “Hmm? Achso, ja, entschuldige.” Tief durchatmend schien der Mann noch einmal alle Gedanken zusammen zu sammeln, ehe er die Bombe platzen ließ. “Harry, du bist auch kein normaler Mensch, denn du bist ein Elfenwolf.”   Verdutzt blinzelte Harry seinen Vorfahren an. Damit konnte er jetzt nichts anfangen. “Ein … ein … ein was?”   “Ok, dass du davon nichts gehört hast kreide ich dem Ministerium und vor allem Dumbledore an. Aber egal. Harry, höre mir jetzt genau zu.   Die Elfen - groß, schlank, stark und doch auf den ersten Blick so filigran und zerbrechlich mit ihren spitzen Ohren - kamen von einem unbekannten Ort nach England. Die Überlieferungen widersprechen sich da und ihre ‘Entdeckung’ liegt höchstwahrscheinlich lange nach ihrer Ankunft. Wer weiß, vielleicht lebten sie auch schon immer hier? Naja, sie waren der Natur absolut ergeben und eins mit ihr. Es war die perfekte Symbiose aus Schutz und Pflege und im Gegenzug versorgte die Natur sie mit Lebensmitteln, Rohstoffen für Textilien, Material für Häuser, Magie und vielem mehr. Dies alles war noch weit vor meiner Zeit und die Elfen waren die ersten, welche lernten Magie zu lenken und leiten. Nicht Merlin war es, der mit Zaubersprüchen anfing und all dieser falsch überlieferte Kram. Es waren die Elfen, welche die Geschenke der Natur nutzten und Merlin in ihre Geheimnisse einweihten. Er baute das Ganze viele Jahrzehnte später nur aus, um die Magie für uns normalen Zauberer zugänglich zu machen.   Nun - wie genau ist nicht bekannt - kam es irgendwann in grauen Vorzeiten zu einem Streit mit den Ogern. Zu der Zeit hatten Elfen und Menschen schon miteinander Nachkommen gezeugt. Und mit diesen Nachkommen hatte es ab und an etwas besonderes auf sich. Sie konnten sich jederzeit in Wölfe verwandeln, jedoch mit menschlichem Verstand. Diese Halbelfen trugen einst Namen wie “Geküsste Fluchkinder”, “Waldgötter” oder auch “heiliger Wolf”, denn es war selten dass diese Menschen älter als siebzehn wurden.”   “Und warum war das so?” Vollkommen gefesselt lehnte sich Harry näher in Richtung Salazar und stellte wahllos eine der zahlreichen Fragen.   “Da bin ich mir nicht sicher. Vielleicht war es die Magiemenge, die Funktion, die Ausbildung … wer weiß es schon? Dies ist auch gerade nicht unser Thema, also lenk bitte nicht wieder ab”, mahnte ihn der Gründer mit strengem Blick. Schuldbewusst zog der Jüngere den Kopf ein.   “Wo war ich? Ach ja. Also diese ‘Halbelfen’ konnten sich plötzlich in stattliche Wölfe verwandeln und so ihre Familien beschützen. Diese Fähigkeit bemerkte man erst in dem Krieg gegen die Bergbewohner und auch nur bei männlichen Nachkommen und so fing man an sämtliche männlichen Halbelfen zusammenzusuchen und zu trainieren. Oftmals wurden sie aus ihren bisherigen Leben unter Menschen entführt dafür.”   “WAS? Aber das …”   “Harry, bitte. Ja, ich weiß, dass ist nicht die feine englische Art, aber wenn du so weitermachst werden wir nie fertig! Also sei still, schluck deine Fragen und Empörung runter und du wirst viele deiner Fragen beantwortet bekommen. Diese Elfenwölfe, wie sie inzwischen genannt wurden, zeigten allgemein ein eher defensives Verhalten und traten mehr für ihre Freunde und Familien ein, als für sich selbst. Ah! Sag es nicht, ich sehe dass du schon auf die Bedeutung dieser Worte gekommen bist. Die Elfen nutzten den Streit mit den Ogern um ihre eigenen Leute zu opfern, nur um die wertvollen Elfenwölfe schnell zu trainieren und in Kampflust zu bringen. Merlin, Junge, du bringst mich vollkommen aus dem Konzept!” Murmelnd begann sein Vorfahre erneut hin und her zu gehen in seinem Bild. “Ok, weg von der ganz alten Geschichte, zu etwas aktuelleren, nämlich zu uns beiden.”     Harry traute sich kaum noch zu atmen, hatte er doch Angst dadurch etwas zu verpassen. Salazars Erzählung war unstrukturiert und ein wenig fragte er sich, wie der Mann jemals Lehrer gewesen sein konnte, aber das war jetzt recht unwichtig.   “Zu der Fähigkeit der Wolfsverwandlung sei gesagt, dass sie über Jahrhunderte schlummern kann und nur noch erwählte Menschen diese aktivieren können. Dies war schon so, seit dem ich mich damals mit dem Thema beschäftigte und einen Text nach dem anderen verschlang. Die Familie Potter entsprang einst aus der Familie Peverell, um genauer zu Ignotus Peverell. Du hättest niemals diese Gabe bekommen, wenn nicht jemand aus der Familie Slytherin in die Linie von Ignotus eingekreuzt hätte. Ein Mann, wohl gemerkt. Dieser Mann hat jedoch die Fähigkeit in deine Ahnenreihe und somit zu dir gebracht, wo sie, wenn du es so nennen willst, ausgebrochen ist. Ich finde ja persönlich eher, dass ‘dich auserwählt hat’ besser passt. Daher kann ich dir auch etwas darüber erzählen, denn ich war ebenfalls ein Elfenwolf.”   Nun klappte Harry einfach nur die Kinnlade runter. Das Ganze war irgendwie nachvollziehbar sowie logisch und doch eine Überraschung es aus dem Mund des Mannes zu hören. “Kannst du dich auch jetzt in einen Wolf verwandeln?”, unterbrach Harry erneut die Erzählung.   Traurig schüttelte Salazar den Kopf. “Leider nicht. Dieses Bild wurde in meiner menschlichen Form und unter Wirkung eines Illusionszauber angefertigt. Wir fügten neben den normalen Zaubersprüche auch noch einen großen Teil unserer eigenen Magie in Reinform hinzu um wirklich für die Ewigkeit zu bestehen. Ich bin tot und doch lebt ein Schatten meines Selbst in diesem Bild weiter; nicht mehr als ein Trugbild letztendlich und dies für die Ewigkeit. Es ist nur mein Geist welcher existiert. Dabei würde ich mich sehr gerne verwandeln. Das Gefühl als Wolf herumzulaufen fehlt mir sehr”, gestand der Mann und seufzte schwer.   Mit großen Augen blickte der Potter seinen Gegenüber an. Die ganzen Informationen wollten noch nicht so richtig bei ihm ankommen. Irgendwie erwartete er jeden Moment das jemand hervor sprang und “Verarscht” rief.   “Du lügst nicht und willst mich auch nicht aufziehen”, stellte er fest, als er den sehnsüchtigen Blick des Gründer sah. Dieser Blick, welcher Gefühle und Erinnerungen ausdrückte, die er nur zu genau nachvollziehen konnte. “Salazar, was meinst du mit Illusionszauber?”, erkundigte er sich vorsichtig. Wenn das alles wahr war … das Gefühl der Unbehaglichkeit flammte erneut auf.   “In der Regel beginnt sich dein Körper ab dem siebzehnten Lebensjahr noch einmal zu verändern. Du wächst, du setzt besser Muskeln an und deine Kraft - körperlich wie magisch - steigt noch einmal an. Auch dein Wolf wird dann den letzten Plüsch ablegen und stattliches, dichtes Fell bekommen. Damit kannst du dich auch bei Minus 20 Grad eine ganze Zeit draußen hinlegen, ohne den Erfrierungstod befürchten zu müssen. Dazu werden deine Sinne bis zu deinem achtzehnten Lebensjahr voll ausgebildet sein. Glaub mir, dagegen ist der jetzige Zustand gar nichts. Und ich weiß wovon ich rede, denn ich habe dies damals alles in Gesellschaft eines alten Elfen Weisen durchgemacht.” Erneut schien Salazar in alten Erinnerungen zu versinken und Harry nutzte dies um all die vielen Worte zusammenfassen. Vielleicht verstand er dann mehr. Hören und verstehen waren eben doch zwei gänzlich verschiedene Dinge.   “Also … ich fasse zusammen: Es gibt Elfen, so wie ich sie mir durch Muggelbücher vorstelle, wirklich. Elfen mögen hübsch anzusehen sein, sind jedoch auch nur auf ihre eigenen Vorteile bedacht, sodass sie sich grausamer Methoden bedienten um an starke Krieger zu kommen. Deine Familie hat sich mit Elfen das Bett geteilt und durch diesen ewigen ‘Reinblut Quatsch’ ist dieses Gen auch in meine Familienlinie geraten. Du bist ein Elfenwolf und auch ich bin nun von diesem Gendefekt ausgesucht worden. Glückwunsch mir selbst, nur mal so nebenbei.”   “Weniger Sarkasmus bitte, aber ja, bisher ist es soweit richtig.”   Harry jedoch fuhr fort ohne auf die Bitte Rücksicht zu nehmen. “Ich habe also nicht einfach nur eine besonders coole Animagus Gestalt, sondern bin ein Elfenwolf, dessen Tragweite mir wirklich noch nicht bewusst ist. Vor allem in Hinblick darauf, dass du vorhin meintest, dass ich an einem Scheidepunkt wäre. Egal. Dazu kommt noch die Info, dass ich bald nicht nur eine Narbe auf der Stirn habe, sondern auch noch mit spitzen Ohren rumlaufe und noch mehr aussehe wie ein wandelnder Spargel. Nur um mal Hermine vom letzten Jahr zu zitieren. Ok .... was hab ich noch vergessen? Ähm … ach ja, der Vorteil daran könnte sein, dass ich meine Brille vielleicht nicht mehr brauche und nach Russland ziehen kann. Juhuuu!” Seine Stimme wurde immer höher.   “Junge, jetzt beruhig dich doch. Ich versteh ja …”   Wütend sprang Harry und die Tasse landete auf dem Teppich. “Was? WAS verstehst du?”, schrie er. “Merlin, Salazar. Es war alles gut und ich bin nur hergekommen um so klug zu sein, mich abzusichern bei meinem Plan. Danach wollte ich mich mit Remus und Sirius treffen um Spaß mit ihnen zu haben. Und dann? Dann lässt du ungefragt diese Bombe platzen und doch werde ich überhaupt nicht schlau daraus, weil sie weder Ratschlag, noch Warnung oder sonst was Nützliches enthält!” Ein verzweifeltes, sarkastisches Lachen entwich ihm. “Wie zum Geier sollte ich denn bitte deiner Meinung nach reagieren? Warum hast du nicht einfach die Klappe gehalten?” Aufgebracht warf er die Hände in die Luft und starrte den Gründer auffordernd an.   “Weil ich es nicht kann”, antwortete dieser genau so aufgebracht.   “Warum nicht?” Beide waren zu aufgebracht um in normaler Tonlage miteinander zu reden.   “Ganz einfach, weil du was besonderes bist, verdammt!”   “Was soll dass denn schon wieder heißen? Wenn du jetzt auf Tom anspielst dann …”   “Nein, tue ich nicht und jetzt halt die Klappe und hör doch einfach mal zu!”   Schnaubend funkelten sich beide an und versuchten sich zu beruhigen. Erst als Harry sich seufzend wieder auf einen Sessel fallen ließ, erhob der Gründer erneut die Stimme.      “Harry, es ist so, dass man seinen Schutzgeist normalerweise erst mit dem letzten Wachstum der Magie kennenlernt. Erst dann ist der Elfenwolf ausreichend trainiert und die Magiemenge groß genug, um miteinander zu kommunizieren. Du jedoch hast erwähnt dass du bereits mit deinem in Kontakt stehst und wie du zu Neville sagtest, sogar in deiner menschlichen Form ab und an. Etwas, das selbst mir Probleme bereitete. Was ich dir versuche klar zu machen, ist, dass du deswegen besonders bist, weil du all dies ohne jede Art von Training ganz von alleine hinbekommen hast und das vor deiner eigentlichen Wandlung. Geschweige denn dass du überhaupt genaueres darüber wusstest. Kleiner, du besitzt unheimliche Kräfte und dein Wolf muss unglaublich stark sein. Von deinem Willen andere zu beschützen einmal ganz abgesehen. Du bist schon jetzt an dem Punkt dich zu entscheiden. Wählst du ein Leben mit deinem Erbe, was bedeutet dass du den Wolf annimmst, ich dich trainieren und lehren werde so gut ich es kann und auf einen Gefährten oder eine Gefährtin vorbereitet bist? Oder entscheidest du dich dagegen und tötest deinen Schutzgeist; verwandelst dich nie wieder und lebst als Mensch weiter? Ob es die Wandlung jedoch aufhält weiß ich nicht.”   Schweres Schweigen senkte sich über den Raum. Harry zog die Beine auf den Sessel, legte seine Arme darum und betete die Stirn auf den Knien. Was sollte er darauf antworten? Er wusste ja nicht mal was er denken oder fühlen sollte. Ja, seine Magie war stark, dies wusste er schon von Dumbledore, aber so? Und konnte er sich wirklich vorstellen sich nie mehr zu verwandeln, geschweige denn Amarok zu töten? Nein und somit stand auch fest, für welchen Weg er sich entschied.   Langsam hob er den Kopf wieder. “Die Aussage, dass mir das Held sein in den Genen liegt, ist wohl gar nicht so weit hergeholt, nicht wahr?” Schief grinste er seinen Vorfahren an, ehe er nun das Kinn auf seinen Knien bettete. “Sag Salazar … wie gestaltet sich diese Geschichte mit dem Gefährten? Das ist aber nicht wie bei den Veela oder? Ich mein … das wäre jetzt echt das Tüpfelchen auf dem I.” Erneut schlüpfte ihm ein freudloser Lacher über die Lippen.   Ein warmes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Slytherin. “Es scheint, du hast dich für deinen Wolf entschieden und versuchst jetzt schon damit klar zu kommen. Damit bist du schon weiter als ich zu Lebzeiten. Aber nein, keine Sorge, Elfenwölfe mögen sehr stark sein und geborene Alpha, aber dies nur in ihrer Wolfsform. Ansonsten sind sie wie gesagt nur defensiv und stehen mehr für andere als für sich ein. Daher brauchen sie einen Partner, oder eine Partnerin, welche/r dafür sorgt, dass der Mensch nicht komplett untergeht. Sich nicht verliert oder dauerhaft verwandelt und alles für ihn potenziell gefährliche bekämpft. Ich rede jetzt einfach mal nur von Gefährten, denn meist sind es Männer, welche sich Elfenwölfe suchen, aufgrund der gesuchten Eigenschaften. Der Gefährte muss stark genug sein um den Elfenwolf beschützen zu können und dies vor sich selbst und anderen. Er muss geistig und magisch gefestigt sein um auch gegen die Magie des Halbelfen anzukommen, sollte dieser einmal wilde Magie abgeben. Defensiv hat nichts mit devot zu tun, also dominiert der Gefährte nicht, sondern ergänzt. Zusammen bilden Wolf und Gefährte eine perfekte Symbiose. Eine Einheit und man kann sich mit keinem so wunderbar streiten wie mit seinem wahren Gefährten.”   Severus Bild tauchte vor Harrys Augen auf und augenblicklich zog sich sein Herz zusammen. Salazars Worte passten so sehr zu dem Tränkebrauer, dass man Gefährte beinahe gegen ‘Severus’ austauschen konnte. Oder war dies vielleicht sein pubertäres, vernarrtes Wunschdenken, welches Severus in diese Funktion rückte? Harry wusste er nicht, doch was er wusste, war, dass er jetzt liebend gern mit dem Mann auf dessen Couch entspannen würde. Seine Brust schmerzte immer mehr bei dem Gedanken daran, was er niemals wieder haben konnte und umso mehr vermisste. Hatte er gedacht dass alle Tränen geweint waren, so merkte er jetzt dass er sich getäuscht hatte, denn er spürte bereits den dicken Kloß im Hals. Was für eine scheiß Situation!     “Salazar … was geschieht … wenn, nur ganz theoretisch gesagt, einen der perfekte Gefährte nicht mal mehr mit dem Arsch anguckt?”   Nun war es an Salazar leise zu lachen. “Nun, keine Sorge, bei euch beiden ist noch nicht aller Tage Abend. Mr. Snape wird sich schon wieder einbekommen, wenn er weiß wie er sich für sein peinliches Benehmen entschuldigen soll.”   Mit großen Augen blickte Harry den Mann im Bild an. “Woher … und wenn dann muss ich mich ja wohl entschuldigen, nur er lässt mich nicht und darum ja mein Plan ihm auf den Zeiger zu gehen während der Ferien. Irgendwann muss er mit mir reden. Soll er mich anschreien, Nachsitzen bei Filch verordnen oder was weiß ich, aber dieses ignorieren und schneiden, ist die Hölle!”   “Woher ich weiß, dass ich du den Professor meinst? Hast du etwa vergessen, dass ich hier rumhänge und hören kann, wenn du dich bei Luna über ihn beklagst?”, spöttelte der Slytherin und zwinkerte.   “Oh … stimmt”, murmelte Harry und spürte wie das Blut in seine Wangen schoss. Das hatte er wohl des Öfteren ab und an verdrängt. Wenn die beiden Gründer sich nicht stritten, konnte man sie so leicht vergessen. Was ihm die perfekte Möglichkeit dazu gab einen abrupten Themenwechsel anzuschlagen. “Sag mal, was ist eigentlich mit dir und Godric los? Die Phasen wo ihr nicht streitet, werden immer seltener und kürzer. Godric meint ich soll Severus Severus sein lassen und du redest dagegen. Dann ändert ihr plötzlich beide eure Meinung um hundertachtzig Grad.” Eine Augenbraue empor gezogen konnte er beobachten, wie Salazar fahrig mit den Händen herumwedelte.   “Das … ähm … ist schwer …”   Dass Dobby auftauchte und daran erinnerte, dass Sirius und Remus auf Harry warteten, rettete Salazar davor von Harry ausgequetscht zu werden. Doch der Junge hatte nicht vor das Thema komplett zu vergessen. So schickte er den Elfen wieder los um mitzuteilen, dass er auf dem Weg war.   “Sal … was hälst du davon wenn wir in den Ferien mit meinem Training beginnen? Auf jeden Fall in der Zeit, in der ich Severus nicht in den Wahnsinn treibe? Und dann setzen du, ich und Godric uns zusammen und dann sprecht ich euch mal aus, ohne zu schreien. Ok? Ich ertrag das nämlich so langsam nicht mehr mit euch.”   Entschlossen stand Harry auf und er fühlte sich erstaunlich gut und entspannt. Er hatte nun einen Plan, was mal wieder nicht mit ihm ‘stimmte’, wie es weiter ging und er würde alles Schritt für Schritt angehen. Jetzt stand jedoch erstmal ein wenig wohl verdiente und dringend benötigte Ablenkung an. Dobby hatte ihm den perfekten Grund gegeben um von der ganzen Situation Abstand zu gewinnen und dafür war er dem Hauselfen sehr dankbar. Ein paar Stunden nicht über solch komplexe Dinge nachdenken zu müssen, klang sehr, sehr verlockend.   “Du entschuldigst mich, mein Rudel wartet.” Lächelnd nickte er dem momentan sprachlosen Gründer zu um zu seinen Paten zu gehen. An der Türschwelle blieb er jedoch noch einmal nachdenklich stehen und blickte Salazar schließlich fest in die Augen. “Dann hast du hoffentlich auch eine verdammt gute Erklärung dafür, warum du mich nicht gleich eingeweiht hast!” Damit huschte er aus dem Raum um jegliche Möglichkeit für Ausreden im Keim zu ersticken.   Kapitel 27: ------------ Raureif überzog die Landschaft. Der große Schneefall ließ auf sich warten, obwohl es schneidend kalt war. Der Vollmond spiegelte sich in seiner vollen Pracht im Wasser des Schwarzen Sees und brachte dieses zum Glitzern. Ruhig lag die Oberfläche des Gewässers vor ihm, nicht ein Lüftchen regte sich und auch kein Tier oder Wesen durchbrach die Wasseroberfläche. Aber wen wunderte dies, es war schließlich inzwischen schon nach zehn Uhr Abends und auch die Bewohner des Sees schliefen mal.   Severus wusste, auch die frische Luft würde ihm nicht wirklich bei seinen Problemen helfen, aber unten in seinen Räumen war ihm beinahe die Decke auf den Kopf gefallen. Er hatte es schlicht nicht mehr ausgehalten und so hatte er sich für einen spontanen nächtlichen Spaziergang entschieden. Dick eingepackt und mit einem Wärmezauber belegt war er über die Ländereien Hogwarts gestreift, hatte tatsächlich zwei Schüler entdeckt die sich noch am Rande des Waldes aufhielten und sonst was veranstalteten. Mit seinem plötzlichen Auftauchen hatte er sie wohl mehr verängstigt und bestraft, als mit Punkteabzug und dem Nachsitzen bei Filch.   Dieses kleine Zusammentreffen hatte seine Laune für einen Moment minimal angehoben, denn es war herrlich, wenn die Schüler vor ihm kuschten und Respekt zeigten. Nicht so wie ein gewisser Schwarzhaariger, der einfach tat was er wollte. “Verfluchter Potter”, murmelte Severus den Sternen entgegen.   Ja, der Junge war wirklich eine Plage und dieses ganze Theater hatte Severus nur in seiner Meinung über den Jungen bestärkt. Mehr als Aufmerksamkeit erregen sowie ihn und sich selbst in Bredouille bringen, konnte der Junge nicht. Und dann hatte der Bengel tatsächlich geglaubt, dass er mit ein paar genuschelten Entschuldigen wieder Pluspunkte sammeln konnte. Tja, Severus war nicht auf diese Masche hereingefallen und was hatte dieses wandelnde Magengeschwür anschließend getan? Richtig, der Potter hatte geschmollt wie ein Kleinkind und war sogar in den Hungerstreik eingetreten. Ihm persönlich war das ja vollkommen egal. Wirklich, hundertprozentig und definitiv!   Seufzend strich er sich durchs Gesicht. “Wem willst du eigentlich was vormachen, Severus?”, wollte er von sich selbst wissen. Die ganze Situation belastete ihn mehr, als er Dumbledore, dem Lord oder gar sich selbst eingestehen wollte. Er hatte den Wolf ins Herz geschlossen und was hatte es gebracht? Nichts außer Stress. Die Gedanken an die ruhige, entspannte und auch lustige Zeit mit dem verwandelten Potter verdrängte er einfach. Es … es war schwer daran zu denken und dann nicht Harry augenblicklich zum Nachsitzen zu beordern. Aus welcher Intention heraus, war nur die Frage. “Komm wieder in Ordnung Snape, du benimmst dich wie ein Verrückter.”   Ein Heulen aus Richtung Wald, wo sich die heulenden Hütte befand, ließ ihn zusammenzucken und herum wirbeln. Innerhalb von Sekunden fühlte er sich in die Vergangenheit zurück versetzt.   Vollmond … Wolfsgeheul … Werwölfe … Lupin und Black! Er musste hier weg, denn er wollte nicht als Mitternachtssnack herhalten. Bilder aus der damaligen Begegnung mit Lupin im Fell tauchten in seiner Erinnerung auf und lähmten ihn einen Moment. Nie, niemals wieder wollte er in so eine Situation kommen. Niemals wieder wollte er sich so hilflos und ausgeliefert vorkommen! Er brauchte einen Augenblick um nicht vollkommen in einen Flashback zu rutschen und kopflos zu werden. Seit diesem Moment verabscheute er Werwölfe und ja, er hatte Angst vor ihnen.   “Verflucht”, schimpfte er und zog den Zauberstab hervor. Warum war er nicht einfach auf der Schulseite des Sees geblieben? Nein, er musste ja herumwandern wie ein Geist in Gedanken und stand nun auf der anderen Seite. Deutlich zu nah am Wald und zu weit weg von schneller Hilfe! Aber was war nun die bessere Variante? Unsteter, wildbewucherter und steiniger Uferbereich oder der kleine Pfad durch den Wald? Nun, mit Zaubern konnte er den Uferbereich freiräumen, aber dies würde deutlich länger dauern. “Sei kein Narr, Severus, und benimm dich nicht wie ein ängstlicher Hufflepuff! Hier gibt es keine Werwölfe und der einzige Wolf ist Harry! Also geh jetzt in den Wald, nimm den Pfad und bleib, bei Dumbledores Bonbon Sammlung, verdammt noch eins ruhig!” Nach diesem für ihn untypischen Selbstgespräch streckte er den Rücken durch und folgte dem Pfad in den Wald hinein. Er war keine ängstliche kleine Maus. Er war Severus Tobias Snape, Schwarzmagier, Hausvorstand Slytherins und erfolgreicher Doppelspion, sollte kommen was wollte, es würde sein grünes Wunder erleben! Und doch … doch ließ sich die alte Furcht vor Werwölfen nicht einfach abstreifen, denn dafür war das Erlebnis, wie Lupin ihn beinahe angefallen hätte einfach zu traumatisierend gewesen.   Wachsam, aber erhobenen Hauptes, schritt Severus mit festem Schritt durch den Wald. Er war diesen Weg in all den Jahren schon so oft gegangen und wusste daher, dass er hier weder durch Zentauren, noch Acromantula Revier ging. Dieser Weg ging quasi durch Niemandsland und doch lauschte er auf jedes Geräusch und seine Nerven vibrierten. Severus wusste, dass er gleich an eine kleine Lichtung kommen würde, auf der zahlreiche Affodilpflanzen wuchsen. Wenn er schon mal hier war, konnte er auch gleich ein paar mitnehmen. Vielleicht hätte er vorhin auch ein paar der Uferpflanzen mitnehmen sollen? Diese Überlegungen waren jetzt vielleicht nicht richtig, aber sie halfen ihm das Zittern der Hände unter Kontrolle zu bekommen; seine Anspannung etwas zu mildern. So in Gedanken über Zaubertrankzutaten versunken, betrat er vorsichtig die Lichtung. Weder war etwas anderes als ein singendes Augurey zu hören, noch sah er irgendetwas oder irgendjemanden und so kniete er sich vor die Pflanzen und begann diese behutsam freizulegen und passend zu schneiden. So zeigte er es seiner Angst und sich selbst.     Äste, welche knackten, und das Geräusch von schnell näher kommenden Pfoten drangen in sein Ohr. Langsam richtete er sich auf, steckte das Pflanzenmesser weg und verfluchte sich als selbstverliebter Narr. Das Problem war, dass diese Geräusche nicht aus Richtung Schule kamen und erneutes Heulen zu hören war. Zu Severus Besorgnis dieses Mal sogar zweistimmig und als es aus Richtung Schule zurück heulte, schalt er sich einen Narren nicht auf sein schlechtes Bauchgefühl gehört zu haben. Doch weiter konnte er nicht mehr darüber nachdenken, da brachen unter lauten Knacken auch schon zwei Tiere durch das Gebüsch, welche er nur zu genau erkannte im Licht des Mondes. Black und Lupin!   “Ich warne euch! Noch mal gebe ich euch nicht die Chance, mir so nahe zu kommen”, rief er mit erstaunlich fester Stimme herüber und spielte auf das Erlebnis während der Schulzeit an. Wenn er hier drauf gehen sollte, dann wenigstens mit Würde, so hatte er es schon immer gehalten.  Es war Black, welcher ihn anknurrte, während der Werwolf erstaunlicherweise zu zögern schien. Der Animagus jedoch sträubte das Nackenfell, senkte den Kopf und kam langsam auf ihn zu. “Bleib besser stehen.” Mit einer knappen Handbewegung feuerte er einen Schockzauber direkt vor die Pfoten des Grimms. Hätten seine Hände durch die Anspannung nicht gezittert, hätte er getroffen. Dass nun auch Leben in den Werwolf kam, wunderte ihn nicht im Geringsten. Die beiden Männer klebten ja schon seit ihrer Schulzeit aneinander und dass Lupin auf den Black stand, war für Severus wirklich nichts Neues. “Lass es sein!”, schnarrte Severus kalt und schickte einen Flammenzauber in Richtung der Beiden. Er hatte schon in Harrys drittem Jahr gegen den Werwolf gekämpft und dies würde er jetzt wieder tun. Persönlich hätte er auch keinerlei Probleme vor allem gegen Sirius einen Crucio oder gar einen Avada auszusprechen. Eine Tat zum Eigenschutz, natürlich.     Dunkles, tiefes Knurren ließ die drei Kontrahenten einander vergessen und auf das Gebüsch starren, aus welchem dieses gefährlich klingende Geräusch kam. Eine Gänsehaut lief über Severus Körper. Gegen die beiden Männer vor sich kam er irgendwie an, aber gegen drei? Vor allem klang dieses unbekannte, fremde Wesen mehr als nur schlecht gelaunt. Der kalte Dezemberwind frischte auf und die sich bewegenden Äste offenbarten eine Gestalt. Eine große Wolfsgestalt, dessen Augen wild zu lodern schienen und einen nach dem anderen fixierten.   Schon als er diese leuchtend grünen Augen sah, wusste er insgeheim, wer da im Gebüsch stand. Und ebenso wusste er instinktiv, dass ihm nun keine Gefahr mehr drohte. Noch nie hatte er sich so erleichtert und glücklich gefühlt, denn nun war Harry da und er sicher. Energisch den Kopf schüttelnd versuchte er diesen Gedanken zu vertreiben und trat doch näher in Richtung des verwandelten Jungen.   Sofort war wieder Knurren von Werwolf und Grimm zu hören und in dem Moment in dem er dem Black einen Schockzauber an den Hals werfen wollte, bemerkte er seinen Fehler: Er hatte die beiden verwandelten Männer einen kurzen Moment aus den Augen gelassen.   Black hockte sich bereits sprungbereit hin, während Lupin sich zwischen Severus und Harry schob. In dem Augenblick, in dem sich der Grimm tatsächlich auf ihn stürzen wollte und der Tränkemeister bereit war, diesem einen schwarzmagischen Fluch aufzuerlegen, schallte Knurren und Bellen aus dem Gebüsch.      Es war, als würde selbst die Natur die Luft anhalten, als Harry langsam aus dem Gebüsch schritt. Nichts erinnerte Severus an den kleinen Kuschelwolf, welcher vor gar nicht allzu langer Zeit noch auf seiner Couch gelegen hatte. Dies da vor ihm, war bereit zu kämpfen. Dies da vor ihm, konnte die Bezeichnung Monster tragen und bot einen schrecklichen Anblick für Severus. Die Lefzen gekraust, die Rute steil erhoben, Schleichgang mit aufgestelltem Nackenfell und Geifer, welcher langsam auf den Boden tropfte. Die Magie des Jungen flackerte wild und ließ dessen Fell tanzen. Wie sollte er diese Erscheinung jemals mit dem ruhigen, netten  - wenn auch temperamentvollen sowie hitzköpfigen - Harry in Einklang bringen? Unter diesem stechenden Blick fühlte er sich gleichzeitig beschützt und doch … klein. Er wusste nur, er mochte es überhaupt nicht, diesen wütenden, beinahe bösartigen Ausdruck auf dem Gesicht des Gryffindor zu sehen.   “Harry …”, flüsterte er leise und trat einen weiteren Schritt auf den großen Wolf zu. Warnendes Knurren des Wolfes ließ ihn innehalten. “Harry, beruhig dich …”, versuchte er es erneut und seine Hand zuckte um sie nach dem Tier auszustrecken.   Plötzlich blickte der Wolf ihm tief in die Augen und die Lefzen wurden noch weiter zurückgezogen, sodass Severus nur zu genau die zahlreichen, blitzenden, spitzen und garantiert tödlichen Zähne sah. Doch ehe er weitere Gedanken an die grausige Schönheit dieses Momentes verschwenden konnte, überschlugen sich die Ereignisse.   Hinter ihm knurrte es, Harry sprang mit einem Satz über ihn um sich zielgerichtet auf den Grimm zu stürzen und Severus selbst hatte auf einmal einen Werwolf als Schutzschild vor sich stehen. “Lupin … was soll … jetzt geh zur Seite!”, rief er über den Lärm der aufeinander treffenden Körper.   Doch der Wolfsmann schüttelte nur den Kopf und drängte ihn immer mehr zum Rand der Lichtung.     “Habt ihr jetzt alle den Verstand verloren?”, brüllte der Professor über den Lärm des Kampfes und erhielt natürlich keine Antwort. Er sah nicht, was genau da vor sich ging, aber die Geräusche, welche er vernahm, waren grausam. Allein zu hören, wie die Zähne aufeinander oder schwere Körper gegeneinander schlugen und dazu dieses Jaulen, Wimmern und Quietschen, wenn einer von ihnen traf … es machte Severus wahnsinnig! Bellen, Knurren, scharren von schweren Pfoten untermalte die Szenerie und ließ eine grauenvolle Geräuschkulisse entstehen. “Lupin, jetzt geh doch dazwischen oder lass sie mich trennen!” Erneut versuchte er an dem Werwolf vorbei zu kommen oder einen Zauber auf Black abzufeuern, doch der Wer-Mann verpasste ihm einfach einen Schubser mit der Rückseite seiner Tatze.   Auf den Schlag vollkommen unvorbereitet, taumelte Severus rückwärts, stolperte über eine Wurzel und fiel auf seinen Hintern. Dies war auch der Moment, in dem ein lautes Aufjaulen und schließlich Winseln zu hören war, während aufgeschreckte Eulen und Raben schreiend davon flogen.   Doch was beinahe noch schlimmer war, war die plötzliche Stille, welche sich über die Lichtung legte. Eine Stille, welche sich bleiend auf Severus Sinne legte und einzig das Geräusch des stark schlagenden Herzens und das Rauschen des Blutes in seinen Ohren zuließ.   Der Moment, den er ersehnt und zugleich befürchtet hatte, trat ein. Lupin schritt leise winselnd und mit gesenktem Kopf zur Seite und gab den Blick frei. Den Blick auf eine Szene, welche Severus schon wieder irgendwie fremd und unreal vorkam.   Da stand Harry in großer Wolfsgestalt, Black lag unter ihm. Jedoch war dies noch nicht alles, denn Harry stand mit einer Pfote auf dessen Brustkorb, während die Zähne auf Höhe der Kehle im Fell des ehemaligen Gryffindor vergraben waren. Der Slytherinlehrer zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass, wenn Sirius sich jetzt wehrte, Harry diesem die Kehle raus riss. Pate hin - Pate her, dies hier war eine Auseinandersetzung zwischen potenziell gefährlichen Wesen! Jedoch schien Black wenigstens einmal genug Grips zu besitzen um zu erkennen, dass er diese Schlacht verloren und keinesfalls gewinnen konnte. Winselnd schloss der Grimm die Augen und jegliche Gegenwehr und Körperspannung verschwand.   Severus hatte gar nicht bemerkt, dass er die Luft angehalten hatte; erst als er sie erleichtert ausstieß. Ehrfürchtig flüsterte er Harrys Namen, als das Mondlicht auf den Jungen fiel, welcher gerade von dem Unterworfenen zurück trat. Das siegreiche und selbstbewusste Heulen jagte dem schwarzhaarigen Lehrer ebenso eine Gänsehaut über den Rücken, wie die devoten Gesten von den ehemaligen Rumtreibern.   Es war klar wer hier der Alpha war und wenn Severus ganz ehrlich mit sich war, wunderte ihn dies beim besten Willen nicht so sehr wie es das eigentlich müsste.     “Harry …”, versuchte er erneut die Aufmerksamkeit des Jungen auf sich zu ziehen und tatsächlich richteten sich auch sämtliche Augen auf ihn. Wobei der Grimm wieder leise knurrte und schließlich kurzerhand von dem Werwolf am Nackenfell von der Lichtung gezogen wurde. Was hatte der Black nur für ein Problem mit ihm, außer die Geschichten aus ihrer Schulzeit? Das war doch vollkommen albern und dies wiederrum nicht ungewöhnliches für den Kerl! Jetzt wo der Schock abklang, fand er auch zum Sarkasmus zurück.     Stumm standen sich die beiden Zerstrittenen gegenüber, gefangen im Bild des Anderen. Keiner wusste so richtig, wie er das Schweigen brechen sollte. Und wieder war es Potter, welcher den ersten Schritt tat in dem er sich etwas schrumpfte und langsam auf ihn zukam. Nur eine Armeslänge standen sie voneinander entfernt.   “Du solltest mehr essen, selbst als Wolf bist du schmächtig.” Kaum war der Satz gesagt wollte Severus sich dafür auch schon in den Hintern beißen. “Ich meine … ach egal. Geht es dir gut?”   Die Ohren des Wolfes zuckten und langsam nickte der Animagus.   “Lass dich hier nicht erwischen und halte Black in Schach, der Werwolf scheint ja erstaunlicherweise nicht das Problem zu sein. Auch wenn es mir nicht passt Lupin wieder hier zu haben, scheint er dich als Alpha zu akzeptieren.” Eine Tatsache, welche der Professor immer noch sehr interessant fand.   Wieder nickte der Wolf und legte den Kopf schief. Vorsichtig kam der Junge noch näher, ehe Severus mit großen Augen merkte wie dieser die Schnauze gegen seine Hand drückte. Ganz automatisch strich er über die weiche Schnauze und kraulte hinter den plüschigen Ohren. Genießerisch seufzend schloss Harry darauf die Augen und drückte sich näher in Richtung der Hand. Eine Geste, welche den sonst so unnahbaren Mann zum Schmunzeln brachte. Doch der Moment endete genauso plötzlich wie er eingetreten war, denn Harry trat wieder zurück und warf ihm einen ertappten, beschämten Blick zu. Bei Merlin, wie konnte er diesen Anblick jetzt nur mit ‘süß’ in Verbindung bringen?   “Du bist ja verletzt!”, rief er aus, als er sah, dass Harry nicht nur die linke Pfote schonte, sondern auch noch Blutstropfen auf den gefrorenen Boden fielen.   Es war auch keine Beruhigung für Severus, dass der Harry-Wolf mit den Schultern zuckte als wäre das nichts Besonderes. Aber nicht mit ihm! Schließlich war er von allen Seiten beauftragt auf den Jungen aufzupassen und zudem konnte er das auch nicht mit seinem kleinen Rest Lehrerstolz vereinbaren. Auf jeden Fall schob er die Besorgnis einfach darauf und schritt eilig zu dem Jungen um diesen zu untersuchen sowie zu behandeln. Wenn Black dem Kleinen was angetan hatte, würde er diesen in einen pinken Flamingo verwandeln! Dauerhaft, natürlich! Obwohl, er wusste da doch jemand ganz bestimmten, der ebenso wenig positiv auf eine Verletzung Harrys reagieren würde. Grausame Foltermethoden in seinem Kopf durchspielend verarztete er seinen Fell tragenden Schüler.   “Glücklicherweise ist es nur eine Riss- und keine Bissverletzung, welche du dir bei dem Kampf zugezogen hast. Es wird relativ schnell heilen, vor allem mit Hilfe des Trankes welchen du gerade getrunken hast. Und ja, der muss so schmecken, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass es als Wolf noch übler ist.” Schmunzelnd steckte Severus die leere Phiole zurück in die Weiten seines Umhangs. Gut dass er immer verschiedene Tränke mit sich herumschleppte. Auch wenn erst seit kurzem Wolfs kompatible dabei waren Einen Reinigungszauber später, welcher dieses mal sogar wirkte, sah man auch nichts mehr von den Blut- und Dreckresten im schwarzen Fell.   “Es tut mir leid”, murmelte er leise als sein Blick auf die linke Pfote fiel. Er wusste, dies kam nicht durch den Kampf, sondern dem Nachsitzen bei Umbridge. “Ich habe versprochen auf dich aufzupassen und etwas wegen Umbridge zu unternehmen, doch mehr als sie zweimal abzuziehen, stand leider nicht in meiner Macht. Nicht wenn ich mich nicht strafbar machen und nach Askaban will.” Es war schwer sich dieses Versagen einzugestehen. “Keiner von uns kann diese Frau leiden und jeder würde sie gerne weg haben …”   Harrys Schnauze welche sich auf seinen Arm legte, holte ihn aus den selbstzweiflerischen Gedanken. Der Blick des Jungen schien zu sagen. “Ich bin dir nicht böse” oder “Halb so schlimm” Etwas das Severus schon wieder fuchsig machte.   “Wie kannst du das alles nur so ruhig hinnehmen? Du bist es, der die Schmerzen hat! Wie kannst du hier so ruhig sitzen? Warum lässt du all das mit dir machen?”     Als Harry zurück trat und wieder nur mit den Schultern zuckte bahnten sich all seine Emotionen einen Weg und verwandelten sich in Wut und Unglaube.   “Harry, hör doch einmal auf NICHT an dich zu denken. Merlin, du kannst dich in einen riesigen Wolf verwandeln und unterwirfst sogar Werwölfe sowie Grimm. Du hast schon als Kind den dunkelsten aller Magier besiegt und jetzt? Jetzt stehst du mit diesem sogar mental in Kontakt. Verflucht, du hast einen Basilisken überlebt, genauso wie dieses irrwitzige Turnier!” Severus wusste nicht mehr genau was er eigentlich hatte sagen wollen und riss frustriert die Hände in die Luft. Tief durchatmend schloss er die Augen. All die Erlebnisse des Abends zerrten an seinen Nerven. Der erstaunte Ausruf seitens Harry ließ ihn die Augen wieder öffnen.   “Ich hab es geschafft. Das erste Mal … das allererste Mal ganz alleine”, stammelte Harry und betrachtete fasziniert seinen wieder menschlichen Körper. “Ich bin doch kein Versager.” Erleichtert lachend drehte Harry sich um sich selbst als müsse er kontrollieren ob auch alles an Ort und Stelle war.   Eine Augenbraue hochgezogen beobachtete Severus dieses Gebaren, ehe er den Jungen zur Ordnung rief.   “Entschuldigung, ich bin nur so fasziniert davon. Es … es hat vorher nie geklappt und jetzt … Amarok und Salazar hatten recht. AchduliebeGüte, Luna wird ausrasten”, stammelte der Gryffindor unzusammenhängend und schien wieder vergessen zu haben, in welcher Situation sie sich befanden.   “Mr. Potter!”, rief Severus streng und tatsächlich hielt der Junge in seiner Freude inne.   “Entschuldigung, Se … Professor Snape”, korrigierte Harry sich und blickte ihn entschuldigend an.   “Gib mir deine Hand.”   “Wieso?”   “Weil ich um deine Hand anhalten will. Meine Güte Bengel, ich hab hier eine Creme, die nicht in deiner Wolfsform gewirkt hätte. Gegen deine Blutfeder Verletzung”, schnarrte er sarkastisch und trat  wieder an den Jungen heran um sich dessen Hand zu schnappen. Auch etwas, dass er erst seit kurzem mit sich herumtrug.   “Pro … Professor Snape …”, stammelte der Gryffindor erneut unsicher, hielt jedoch still. “Danke”, flüsterte der Kleinere als die Hand eingecremt war.   “Zehn Punkte Abzug für Gryffindor und bei der nächsten Sitzung mit Miss Lovegood bist du gefälligst dabei, verstanden?”   “Warum denn der Punkteabzug?”, brauste Harry auf.   “Weil es verboten ist, nach der Sperrstunde den Gemeinschaftsraum zu verlassen und hier ist definitiv nicht die Höhle der Löwen”, gab Severus diabolisch grinsend zurück.   “Aber … das ist total unfair!”   “Fünf weitere Punkte von Gryffindor!”   “Aber …”   “Soll ich weiter machen?”, erkundigte sich der Professor und blickte fragend in den Sternenhimmel.   Er hörte natürlich Harrys Gemurmel über fiese, ungerechte Fledermäuse, ging jedoch nicht weiter drauf ein.   “Übermorgen ist die letzte Sitzung mit Miss Lovegood vor den Ferien.”   Schnaubend trat der verwandelte Lupin wieder auf die Lichtung und musterte die beiden Menschen.   “Und jetzt … geh Merlin noch eins zu deinem ‘Rudel’.” Den ironischen Unterton beim letzten Wort untermalte er durch ein belustigtes Schnauben.   “Professor … ich …”   “Übermorgen!”, unterband der Ältere das erneute Gestotter.   Kurz schien der Grünäugige zu überlegen, dann jedoch nickte er und ging rückwärts in Richtung Lupin. “Danke, Severus”, war das Letzte was er von dem Jungen hörte ehe dieser sich umdrehte und wieder in einen Wolf verwandelte.   Innerhalb eines Wimpernschlages waren die beiden Wesen von der Lichtung verschwunden. Der Wind frischte abermals auf und einen Moment fragte der Lehrer sich, ob er all das nur geträumt hatte. Jedoch waren da frische Pfoten- und Krallenabdrücke sowie Blutspuren, welche das Gegenteil bezeugten. Energisch den Kopf schüttelnd ließ er die Überbleibsel verschwinden und verschwand unter dem nun deutlich leiseren Wolfsgeheul von dem Ort.   Als Severus einige Zeit später im Bett lag, stellte er fest, dass der Abend gar nicht so schlecht wie gedacht verlaufen war. Und übermorgen konnte er mit Harry reden. Er wollte endlich Antworten von dem Bengel! Und wenn er diesen mit Veritaserum abfüllen musste. Erst jetzt merkte er, wie sehr ihm die kleinen Streitereien mit dem Jungen gefehlt hatten. Der Kleine hatte Schneid und ließ sich nicht so schnell von ihm einschüchtern. Nein, Potter feuerte auch gerne zurück. Das Gespräch war auch mehr als skurril und fern jeder Logik gewesen. Er hätte den Jungen zur Sau machen und anschließend an den Ohren ins Schloss zerren sollen. In der Wirklichkeit hatte er den Kleinen sogar zum Spielen mit Grimm und Werwolf geschickt. Und auch noch zu dem Treffen mit Lovegood eingeladen! Dabei war er doch immer noch wütend über die Tatsache dass Harry ihn belogen und hintergangen hatte mit der Wolfsgestalt. Der Junge hatte sein Vertrauen missbraucht, warum hatte Severus dies also nicht direkt angesprochen?   Irgendwas stimmte an dieser ganzen Geschichte nicht. Mit ihm selbst nicht, nur konnte er einfach keinen Finger drauflegen, egal wie viel er grübelte. war es vielleicht einfach sein Unterbewusstsein, dass diese ‘Unlust’ darauf gemerkt und ihn somit sanfter hatte reagieren lassen?   Seufzend löschte der schwarzhaarige Mann das Licht. Seltsamerweise hatte es ihn irgendwie gestört, dass der kleine Held ihn die ganze Zeit mit ‘Professor’ angesprochen hatte. Er selbst hatte ganz automatisch geduzt, wie ihm in diesem Moment auffiel. “Danke, Severus”, echote Harrys Stimme durch seinen Kopf und mit einem kleinen Grinsen auf dem Gesicht schlief der Slytherinlehrer schließlich ein.   Kapitel 28: ------------ Müde lag Harry mit seinen Paten im Schlafzimmer der Heulenden Hütte. Der Kampf und auch das Gespräch mit Severus hatten ihn erschöpft. Vielleicht hatte er auch zu viel Magie eingesetzt? Wer wusste es schon. Seufzend dachte er an die Erlebnisse zurück. Harry hatte Severus Geruch schon in der Nase, kaum dass er den Wald betreten hatte. Der Wind kam genau aus Richtung des Lehrers. Als Remus heulte, war Sorge in ihm aufgewallt. Doch dann hatte Moony sich mit ihm in Verbindung gesetzt und ihn informiert, dass beide Rudelmitglieder schon auf ihn warteten. Anscheinend hatte der Werwolf den umherirrenden Menschen noch nicht gewittert. “Snape streift durch den Wald. Lass mich ihn nur eben hinausbegleiten”, hatte er geantwortet, was sich als Fehler herausstellte. Moony war der Meinung, dass dies nicht gut war. Zum einen wegen Vollmond und zum anderen wegen Sirius, welcher auf der Jagd nach Hasen unterwegs war. Als Geschenk für den Alpha. “Ich beeile mich. Severus darf nichts geschehen, beschäftige Siri und reiß dich zusammen!”, befahl er autoritär und Moony versprach sein Bestes zu geben. Er wollte nicht, dass die beiden aufeinander trafen. Siri mochte den Tränkemeister nicht und würde sich die Gelegenheit, Snape zu ärgern, garantiert nicht entgehen lassen. Warum war die alte Kerkerfledermaus überhaupt um diese Uhrzeit unterwegs und dann auch noch so weit von der Schule weg? Im Verbotenen Wald sollte man sich auch als erwachsener, starker Schwarzmagier nicht herumtreiben. Und an Vollmond dreimal nicht! Verschiedenste Verwünschungen gegen Severus ausstoßend, beschleunigte er sein Tempo und rief laut nach seinem Rudel. So konnte er vielleicht heraushören, wo die beiden steckten.   Die Reaktionen der beiden beruhigte ihn nicht im Geringsten, denn Sirius klang reichlich aufgebracht, sodass er laut zurück rief, sie sollten zur Hütte gehen. Ob sie sein Heulen verstanden? Nun, dies konnte er nur hoffen. Harry wusste um die Abneigung die sein Pate gegen Severus hegte und pflegte. Sirius hasste den Mann seit der gemeinsamen Schulzeit und Harry war nicht genau klar warum. Er wusste nur, dass sich immer, wenn Snape im Grimmauld Place aufgetauchte oder nur der Name erwähnt wurde, die Miene seines Paten und er ließ Gemeinheiten über den Mann vom Stapel. Dass Harry nicht nur einmal Partei für den Slytherin ergriffen hatte, mochte auch zu Sirius schlechter Einstellung beitragen. Schlitternd kam er am Rand einer Lichtung zum Stehen. Das Bild, welches sich ihm bot, ließ ihn erstarren. Da war Sirius, welcher Severus böse anknurrte und nicht aussah als würde er den Mann nur erschrecken wollen. “NEIN”, war das Einzige was er knurrend von sich gab. “Amarok, bist du da?”, richtete er sich hilfesuchend an seinen Schutzgeist. “Ja, Welpe. Immer. Ich merke, du hast dich mit dir und uns beiden auseinander gesetzt. Du bist dem Ganzen offen gegenüber eingestellt.” “Das stimmt, aber lass uns später reden. Ich brauche bitte deine Hilfe. Ich hab das Gefühl, ich krieg nicht alles mit.” “Lass mich durch deine Augen sehen,” murmelte Amarok und schon veränderte sich Harrys Sicht. Es war als hätte er Kontaktlinsen auf und konnte damit noch besser sehen in der sternenklaren Nacht. “Verstehe … du musst noch einmal Magie anwenden, um zu wachsen. Zwei Meter Stockmaß werden wohl eines Tages dein Maximum sein. Der Mensch … interessant.” “Ich muss ihn beschützen, er könnte mein Gefährte sein!”, war alles, was Harry sagte. Doch kaum war dieser Satz gesagt, fühlte er die Magiewelle in sich aufsteigen und ihn verwandeln.   Es war ein unglaubliches Gefühl voller Stärke, Euphorie und dem brennenden Wunsch, Severus bis zum letzten Atemzug zu beschützen! Jetzt glaubte er auch daran eine Chance zu haben gegen das aufgebrachte Wesen. “Er ist es. Du musst den Grimm unterwerfen … oder töten”, kommentierte der Schutzgeist lapidar und doch mit Bewunderung in der Stimme. “Welpe, nachher werden wir reden!” Während Harry sich gerüstet hatte, hatte Severus nicht einfach nur wie ein verschrecktes Reh dagestanden, sondern den beiden Wesen Zauber entgegengeworfen. Auch wenn Harry die Unsicherheit und das leichte Zittern des Mannes sah. Anerkennend nahm Harry wahr, dass der Slytherin die Zauber nicht auf die beiden abgefeuert, sondern vor diese gezielt hatte. Genauso wurde ihm bewusst, dass Remus sich wirklich zurück hielt und seine Werwolfinstinkte unterdrückte. Leider war der Mann dadurch so mit sich selbst beschäftigt, dass er den Grimm nicht zurückhalten konnte Sirius hielt nicht an durch die Zaubersprüche und nur zu genau sah Harry das bösartige Glitzern in dessen Augen. “HÖR AUF SIRIUS! ICH WARNE DICH ...”, grollte er wütend über das Verhalten seines Paten. Langsam trat er durch das Gebüsch und richtete sich auf. Mit gebleckten Zähnen schritt er in Richtung Severus, Sirius nicht aus den Augen lassend. Alle starrten ihn einen Moment an, doch dieser wurde gebrochen, als der Lehrer auf ihn zukam.   Dieser Moment wirkte, als würde ein Schalter bei Sirius umgelegt werden. Der Blick wurde beinahe wahnsinnig. “Alpha, Sirius ist nicht er selbst im Moment”, hörte er Moony im Geist, während der Wolf den Grimm anknurrte, gefälligst stehen zu bleiben. “Sirius …”, knurrte Harry erneut warnend, als der Mann sich zum Sprung bereit machen. Wie konnte Sirius es wagen? Speichel tropfte von seinen Zähnen und das Einzige woran er noch dachte, war Severus zu beschützen. “Moony, geh zu Severus! Halte ihn fern!”, befahl er und versuchte Severus klar zu machen, dass er nicht näher kommen durfte. Er selbst musste Platz und Raum haben, um sich dem aufgebrachten Grimm zu widmen. Doch der Mann verstand nicht und streckte flüsternd die Hand nach ihm aus. Kurz wandte Harry seinen Blick von Sirius ab, um seinem geliebten-Hasslehrer-und-potenziellen-Gefährten tief in die Augen zu blicken. “Bleib stehen, bitte”, flehte er und hasste in dem Moment die Tatsache, dass er nicht mit Severus kommunizieren konnte. Sirius schien nur auf diesen Moment der Unachtsamkeit von Harry gewartet zu haben, denn kaum das dieser ihn nicht fixierte, drückte er sich vom Boden ab. Doch der junge Alpha war schnell genug, sprang über Severus hinweg und Elfenwolf und Grimm knallten in der Luft gegeneinander. Der Kampf war grausam. Nicht wegen den Verletzungen, nein. Aber es war sein Pate, gegen welchen er hatte kämpfen müssen. Der Mann, welcher ihm alte Geschichten erzählt hatte. Dinge über seinen Vater. Es war immerhin der Mann, welcher ihm nach einem Albtraum in den Armen gehalten und ein Buch vorgelesen hatte, als wäre er ein Kleinkind.    Die Unterwerfung Sirius war ihm schwerer gefallen als die Moonys, denn der Animagus wehrte sich deutlich mehr. Keine Worte, keine Tat schien den Mann zu erreichen und dadurch, dass er auch mental nicht mit dem Grimm in Kontakt treten konnte, erschwerte sich das Ganze deutlich. Jedoch durfte er nicht aufhören, denn nicht nur einmal wollte Sirius an ihm vorbei und auf Severus losgehen. Welcher, zu Harrys Erleichterung, von Remus mehr und mehr von der Lichtung gedrängt wurde. Der junge Alpha empfand unglaublichen Stolz für den Werwolf. Es war die Natur und der Zufall selbst, welche Harry zur Hilfe kamen, während Amarok ihn mit Ratschlägen unterstützte und ihn anfeuerte. Der Schutzgeist schien der Einzige zu sein, der so etwas wie Freude bei dieser Situation empfand. Harry hatte einen unachtsamen Moment Sirius genutzt, um diesen rückwärts in einen Maulwurfshügel zu rempeln. Der kurze Augenblick hatte gereicht um nachzusetzen und den Grimm auf die Seite zu werfen. “Wag es dich nie, hörst du, NIE WIEDER, Severus anzugreifen”, knurrte er wütend und stellte sich auf den Brustkorb seines ebenso wie er schwer atmenden Paten.   Leider hatte auch dies nicht gereicht, um Sirius zum Aufgeben zu bewegen und so hatte Harry seine Zähne im Hals des am Boden Zappelnden versenkt. Er spürte, dass, wenn er zu fest zubiss, er die Kehle des Mannes durchlöcherte. Einerseits erschreckte ihn diese Gewissheit, dass er hier gerade das Leben seines Paten in den Zähnen hielt, andererseits schrie ihm sein Instinkt zu, die Gefahr für den Gefährten zu eliminieren. Harry wusste nicht, wie genau er es geschafft hatte, nicht ins Fleisch, sondern nur ins Fell zu beißen. War es das Wissen, wem er hier drauf und dran war die Kehle aus dem Leib zu reißen? War es der Skurpel nicht zum Mörder zu werden? War es Moony, der ihm immer und immer wieder mahnte, Sirius nicht zu töten? Oder war es Severus Stimme, welchen er fluchen gehört hatte? Was sollte der von ihm halten, falls er Sirius wirklich umbrachte? Bestimmt nichts Gutes! Der Junge wusste nicht, was es genau gewesen war, wichtig war nur das Endergebnis.   Sirius hatte aufgegeben, Severus war inzwischen heile im Schloss angekommen und das Rudel lag schlafend in der Heulenden Hütte. Wobei Harry vor der Tür lag um zu verhindern, dass sich einer der beiden hinaus schlich. Die Frage war, was war mit Sirius los? Das war definitiv nicht der Mann, welchen er kannte und mochte. Abneigung gegen Severus - ok. Aber Mordlust? Nein, da war definitiv etwas faul. Morgen früh würde er den Mann zur Rede stellen!   Schmunzelnd erinnerte er sich daran, dass er übermorgen, nein inzwischen morgen, zu Severus musste. Er wusste, er musste dann Rede und Antwort stehen, aber das war egal, denn immerhin redete und stritt der Mann wieder mit ihm. Und er hatte ihn wieder geduzt. Erschöpft saß Remus mit dem jungen Alpha in der Küche. Dieses Mal hatten sie nicht das Glück und es war Wochenende. Nein, heute war der letzte Donnerstag vor den Ferien und somit musste Harry früher oder später in der Schule erscheinen. Eher früher, bevor Snape und Dumbledore noch einen Suchtrupp mobilisierten.   Auch dem Jungen sah man deutlich an, welche Mühen ihm diese Nacht bereitet hatte. Die Augenringe und auch dass der Junge kaum geradeaus gucken konnte, waren Indizien genug. Der Einzige, welcher noch den Schlaf der Gerechten schlief, war Sirius und Remus hatte nicht vor dies, allzu bald zu ändern. Er ahnte, dass ein Aufeinandertreffen zwischen Sirius und Harry nicht gut verlief. Ehrlich gesagt konnte er darauf verzichten.   Was war nur gestern geschehen, dass es so ausufern konnte? Gut, bei Harry hatte er da einen starken Verdacht - alle Hinweise waren da - aber bei Sirius? Es war sogar soweit gekommen, dass er selbst den erneut tobenden Grimm nochmals hatte unterwerfen müssen. Wenn Siri jetzt nochmal aufmuckte, hatte er ganz schlechte Karten als Gamma-Wolf. Remus tat es ja einerseits Leid für den sonst so stolzen Mann, aber es war ihm nichts anderes übrig geblieben. “Hier, trink das. Ich war so unverschämt und habe Dobby gebeten uns allen Kaffee sowie etwas zu essen zu bringen.” “Hmm? Achso, ja danke.” Abweisend nahm Harry das Getränk und schien wieder tief in seine Gedanken zu versinken. Remus rechnete schon gar nicht mehr damit, dass Harry noch etwas sagte. Doch dann brach der Junge sein grüblerisches Schweigen und schaute ihn aus müden Augen an. “Remus, ich wollte nur sagen, dass ich sehr, sehr stolz auf dich und Moony bin. Zudem wollte ich mich bedanken, dass ihr mir geholfen habt Severus zu beschützen. Du hast gegen deine Instinkte angekämpft und getan, was ich gesagt habe. Wirklich, das bedeutet mir eine Menge.” Ein schiefes Lächeln erschien in Harrys Gesicht. Langsam stellte Remus seine Tasse ab. “Harry, dir gehört der Dank.” Ein verwirrter Blick traf ihn. “Deine Worte beim letzten Treffen, dass Moony und ich nicht eins sind, haben mich zum Nachdenken gebracht. Deine Worte waren es, welche mich dazu brachten, mich endlich einmal wirklich mit dem Werwolf-Dasein auseinander zu setzen. So viel Bücher und Schriften in kurzer Zeit, habe ich wohl nicht einmal während der Schulzeit gelesen.” Schmunzelnd zwinkerte er seinem Gegenüber zu.   “Ich habe den Monat genutzt um mit Moony zu reden. Wir haben uns, wenn man es so will, vertragen. Es wird noch eine Weile dauern, bis ich wohl wirklich damit klar komme, aber ich verspreche, ich arbeite an mir. Nein, Moony und ich arbeiten an uns.” Dankbar lächelnd nahm Harry seine Hand. “Das ist ein großer Schritt und ich bin umso stolzer auf dich. Wirklich, dass du endlich aufhörst dich als Monster zu sehen, das ist beinahe mehr als ich jemals erhofft habe. Wie ich erst gestern gelernt habe, fängt es damit an sich selbst zu akzeptieren um ins Reine zu kommen..” “Harry … das gestern, ist …” “Außer Kontrolle geraten? Ja, das stimmt wohl. Sirius und ich haben uns wirklich dämlich benommen. Es fühlte sich grausam an, so gegen ihn vorzugehen … aber ich … ich hatte einfach keine Wahl. Ich will nicht ausschließen, dass ich ihn nicht vielleicht getötet hätte.” Beschämt wandte der Junge den Kopf ab und Remus packte dessen Hand fester, als er sie entziehen wollte. “Ich wollte es nicht und doch … doch war mein einziger Gedanke ‘Schütze Severus - bis zum Äußersten.’ Er war so mächtig.” Nach diesem Geständnis legte Harry die Stirn auf den Tisch. Beruhigend strich Remus seinem Ehrenpatenkind über den Handrücken mit dem Daumen. Er musste dem Jungen einfach irgendwie zeigen, dass er ihn deswegen nicht verachtete oder von sich stieß. Der Kleine machte sich schon genug Vorwürfe. Kurz entschlossen stand er auf und führte den geknickten Jungen ins angrenzende Wohnzimmer.   “Wir sollten hier vielleicht mal sauber machen”, versuchte er die Situation irgendwie zu retten, als sie sich auf dem ramponierten Sofa niederließen und ordentlich Staub entstand. “Dobby würde das bestimmt gern mit Inbrunst und Feuereifer erledigen”, kam es leise von Harry, welcher sich kraftlos an ihn lehnte. “Ja, bestimmt. Harry …” Rein theoretisch war dieser Teil ihres Treffens anders gedacht gewesen. Eigentlich wollten Sirius und er gemeinsam Harry von ihren Entdeckungen berichten. Doch erstens musste Harry gleich zum Unterricht und zweitens schlief ein gewisser Black immer noch.   “Harry, du hast uns gebeten, wegen Dumbledore die Augen offen zu halten. Und das haben wir getan. Ich kann dir berichten, dass er in letzter Zeit öfter im Grimmauld Place anwesend war. Warum kann ich dir nicht sagen, aufgrund … ach verflucht, du weißt schon … aber ich weiß, dass er öfter da war und auch mal mit Sirius alleine geredet hat. Siri hat nicht nur einmal auf Dumbledore eingeredet, dass er freier sein möchte, dass er sich eingesperrt fühlt und wir beide haben mehrmals versucht, dass du in den Weihnachtsferien zu uns kommen kannst. Aber nichts hat geholfen. Dumbledore meinte immer nur, dass du in Hogwarts sicher wärst und er Snape damit beauftragt hätte, dich in den Ferien zu überwachen.” “Ach, hat er das gemeint, ja? Interessant was er als ‘sicher’ betitelt.” Die Bitterkeit dieser Worte konnte Remus förmlich auf der Zunge spüren und so hielt er den Jungen auf Armeslänge von sich. “Was meinst du damit?” Traurig lächelnd schüttelte Harry den Kopf und brach doch sein Schweigen. “Hält er es für sicher, dass ich von Mitschülern beleidigt und angegriffen werde? Hält er es für sicher, wenn eine Frau wie Umbridge uns unterrichtet? Eine Frau, welche vor ihrem eigenen Schatten Angst hat und ihre Abscheu und Ansichten mit der verflixten Blutfeder durchsetzt?” Wütend riss Harry seine linke Hand hoch, Zauber verschwanden von dieser und Remus stockte bei dem Anblick der rotschimmernden Striemen der Atem. “Hält Dumbledore das sicher für mich? Für irgendjemanden?” Abrupt sprang Harry auf und lief hin und her.   “Und zu Snape: Der Mann ist von Voldemort selbst dazu beauftragt mich zu beschützen und hat zudem diesen verschissenen Schwur meiner Mom gegenüber. Der Kerl braucht Dumbledore nicht, er hat andere Personen, denen er sich verpflichteter fühlt. Vielleicht tut er es auch weil er mich irgendwie mag, aber keine Ahnung. Ist auch egal, WAS ERZÄHLT DUMBLEDORE FÜR EINE VERKACKTE SCHEIßE?” Vorsichtig erhob Remus sich und schritt auf den aufgebrachten Jugendlichen zu, um diesen an den Schultern zu fassen. Nicht nur das Harry fluchte, auch die Magie wirbelte in dunklen Bahnen um ihn. Er spürte das Knistern der Luft, den Druck durch die starke wilde Magie und er war sich nicht sicher, ob das hier gut für ihn ablief, wenn er den Jungen nicht beruhigte. Selbst Moony wurde unruhig und redete auf ihn ein, den Alpha zu besänftigen. Es war kein angenehmer Anblick, das junge Gesicht zu wutverzerrt zu sehen, während der Junge sich immer wieder über die Stirn rieb. “Hey … Kleiner, beruhig dich. Ich verstehe, dass dich das alles aufregt, aber ich verstehe nicht die Hintergründe. Harry … sieh mich an.” Doch der Junge schüttelte den Kopf und versuchte sich loszumachen. Remus jedoch tat genau das Gegenteil und schloss Harry fest in die Arme. Nach und nach ebbte nicht nur die Gegenwehr ab, sondern auch die wilde Magie verflüchtigte sich. Zurückblieb ein zitternder, weinender Teenager, welcher sich an ihn klammerte als wäre er ein Rettungsanker. Hilflos ob dieser plötzlichen Entwicklung taumelte er mit seiner Fracht zurück zum Sofa. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich sein Alpha beruhigte und mit belegter Stimme zu reden begann. So hatte Remus Dinge erfahren, die ihn erstaunten, verwirrten, belustigten und gleichzeitig rasend machten. In Gedanken plante er bereits mit Moony, wie er eine gewisse Lehrerin foltern und töten konnte. Langsam und äußerst schmerzhaft. Es bereitete ihm einige Mühe nicht sofort ins Schloss zu rennen. Wenn Sirius das erfuhr … oh, welch schönes Szenario. Wenn er dann noch Voldemort hinzu zog? Ein Gedanke, welcher Moony diabolisch und vorfreudig Grollen ließ. Denn auch davon hatte Harry ihm erzählt. Diese absurde Verbindung zu dem Mann, welcher eigentlich sein Feind war und jetzt doch irgendwie eine nervige Hilfe. Worüber sich Lupin jedoch noch nicht sicher war, war, die Entscheidung was ihn mehr schockierte an Harrys Erzählung. Das mit Umbridge, das komische Verhältnis zu Snape, die Geschichte mit Voldemort oder doch die Verwandtschaft zu den Hogwartsgründern und damit einhergehend die Elfenwolfgeschichte? Wobei letzteres ihn nicht mehr ganz so arg wunderte, sondern nur Lücken füllte. Behutsam hielt er Harry in einem Arm, während er ihm sanft über den Kopf strich, als wäre dieser ein Kind und er könne damit die Traurigkeit verschwinden lassen. Denn mehr war Harry in diesem Moment nicht. Nur ein Kind, welches unter der enormen Last zusammengebrochen war. Es war erschreckend für Remus, was Harry alles auf seinen Schultern lastete. All das, was nicht erst seit gestern ablief und doch hatte der Junge bis jetzt geschwiegen und versucht irgendwie alleine durchzukommen. Umso dankbarer war der Werwolf, dass der Kleine seine drei Freunde, die Gründer und - auch wenn es seltsam war dies zu denken - Severus und den Lord an seiner Seite hatte. Wie es wohl ohne diese Menschen aussehen würde? Etwas das Remus sich lieber gar nicht weiter ausmalen wollte! Zugleich bekam er ein schlechtes Gewissen, nichts davon geahnt zu haben. Und Dumbledore? Nun, dass er von dem Mann enttäuscht war, traf es nicht mal ansatzweise. “Harry. Ich gestehe, du hast mich ganz schön … umgehauen mit all dem. Es ist eine enorme Menge an neuen Informationen.” “Ja, nicht wahr?”, kam es nuschelnd von dem wieder an ihn gekuschelten Jungen. Wenn man Harry so sah, würde man niemals auf den Gedanken kommen, dass er ein starker Alpha und Elfenwolf war. “Aber, ich danke dir, dass du es mir erzählt hast. Ich kann ungefähr nachvollziehen, wie schwer dir das Ganze gefallen sein muss. Du bist einfach nicht der Typ Mensch, der mit seinen Sorgen hausieren geht. Jedoch möchte ich, dass du anfängst mit jemanden zu reden. WIRKLICH redest und nicht nur oberflächliches. Schreib mir und lass es Dobby bringen. Wir können uns in Hogsmead treffen oder so, egal wie, du sollst wissen, dass ich für dich da bin.” “Da … danke Remus. Danke, dass du mich nicht dafür verachtest, dass ich so schwach bin.” Schnaubend hielt er den Jungen nun von sich, um diesem fest in die wässrigen grünen Augen zu blicken. “Harry, du bist nicht schwach. Hörst du? Du bist einer der stärksten Menschen den ich kenne. Und ich meine jetzt nicht nur deine Magie. Streich das mit dem schwach gleich mal aus deinem kleinen Köpfchen.” Deutlich ruhiger und dafür eindringlicher kamen ihm die nächsten Worte über die Lippen. “Du bist nur ein Welpe und doch hast du die Stärke für deine Freunde zu kämpfen. Selbst für Leute die dich mies behandeln stehst du ein. Oder willst du sagen, dass du all die Nachsitzstunden bei Umbridge nur wegen dir selbst bekommen hast? Wie oft hast du ihren Zorn auf dich genommen, damit es andere nicht trifft?” “Ich … ich weiß es nicht”, gestand Harry leise und senkte den Blick. “Sieh mich bitte an, Welpe. Du hast die Stärke Voldemort nicht nur als Mörder deiner Eltern, sondern es irgendwie geschafft, darüber hinaus etwas in diesem Mann zu sehen.” “Tom kann echt nett sein, wenn er nicht gerade Voldi raushängen lässt”, murmelte der Jüngere. Lachend schüttelte Remus den Kopf. “Siehst du, genau DAS meine ich. Wer würde bei dem Mann schon so etwas wie ‘nett’ sagen? Nun ja, vielleicht seine Opfer, wenn er sie schnell und schmerzhaft tötet”, gab er überlegend hinterher, was Harry zum Lachen brachte.   “Die Stärke, die du besitzt, ist die des Vergebens, des Helfens und des nicht unterscheiden zwischen Schwarz und Weiß. Du hast die Stärke, Menschen ganz individuell zu beurteilen. Das alles und noch viel mehr, macht dich zu einem ganz besonderen Menschen und ich habe dich sehr lieb, kleiner Alphawelpe. Ich bin unglaublich stolz auf dich.” Wieder flossen Tränen und Harry klammerte sich erneut an ihn. Auch Remus vergoss einige Tränen und schämte sich dieser nicht. Ja, es waren auch Tränen über das Eingeständnis seines eigenen Versagens Harry zu beschützen und hinter dessen Fassade zu blicken. Ein Fehler, welcher ihm so schnell nicht wieder geschehen würde! Vor allem weil sein Alpha ein Elfenwolf war, brauchte dieser besondere Behandlung. Als hätte Harry seinen letzten Gedanken erraten, kam es von diesem: “Aber … aber ich bin ja nicht mal ein richtiger Mensch. Ich bin anscheinend ein keine Ahnung was, in dem das Gen des Elfenwolf ausgebrochen ist. Remus, was bin ich eigentlich? Kann ich mich jetzt noch als Mensch bezeichnen und dann mit siebzehn nur noch als Elf? Bin ich nur noch Elfenwolf? Ich weiß es nicht.” Langsam richtete Harry sich auf und wischte die Tränen mit dem Ärmel vom Gesicht. Ein herbeigezaubertes Taschentuch überreichend, musterte er den Jungen neben sich. Sollte er von ihren weiteren Nachforschungen berichten? Jetzt, wo Harry eh schon mit sich haderte? Ja, er musste, denn erst mochte es schockierend sein, aber dann würde es dem Kleinen helfen mit sich selbst ins Reine zu kommen. Innerlich schmunzelnd stellte er fest, dass er jetzt die vorhin gesprochenen Worte verstand, dass man erst sich selbst akzeptieren musste. “Im letzten Monat haben Sirius und ich nicht nur wegen mir oder Dumbledore recherchiert, sondern auch wegen dir. Es ließ vor allem Sirius keine Ruhe. Es hat ihn mehr schockiert als er zeigte, dich plötzlich im Fell vor sich stehen zu haben.” Bei der Erwähnung von Sirius Namen verdunkelte sich Harrys Blick kurz.   “Wir erinnerten uns daran, dass James einmal im Suff erzählte, dass seine Familie auch nicht ganz normal wäre. Es war Anfang 1980 und seine Eltern waren gerade an Drachenpocken gestorben. Lily war hochschwanger zu Hause und wir haben ihn abgeholt, damit er in Ruhe seiner Trauer nachgehen konnte, ohne seine Frau und damit das ungeborene Kind aufzuregen. Jedenfalls erzählte er uns dabei, dass es diese alte Geschichte in seiner Familie gab. Die Überlieferung eines Fluches und er deswegen Angst wegen dem Geschlecht hatte. Lily wusste es durch einen Muggeltest schon, doch immer wieder betonte er, dass er es nicht wissen wolle. Er hoffte auf eine Tochter um sie vor diesem Erbe zu beschützen. James wollte nicht, dass sein Sohn der seit langem schlummernden Fluch traf und dieser mit der Bürde aufwuchs.”   Gebannt lauschte Harry seinen Worten und verschiedenste Emotionen rasten über dessen Gesicht. “Jedenfalls erinnerten wir uns daran und fragten uns, ob James doch nicht nur betrunken war. Dass du weder Werwolf, noch ein normaler Animagus warst, war uns sofort klar. Wenn man weiß, worauf man zu achten hat, merkt man, dass die Ausstrahlung eine andere ist. Sie ist … reiner. Entschuldige, besser kann ich es nicht ausdrücken. Auf jeden Fall hat Sirius damals einige Schriften von James zur Aufbewahrung bekommen und dort fanden wir wage Notizen über den Fluch.” “Unnnnd, was stand da?”, platzte es aus dem aufgeregten Jungen. “Dort stand, dass der Fluch kein wahrer Fluch, sondern ein Segen ist, denn er betrifft nur Menschen, welche ein reines Herz haben. Und wenn man nicht schon im ersten Lebensjahr Anzeichen für dieses zeigt, dann beachtet einen dieser Segen überhaupt nicht weiter. Es wurde als Fluch angesehen, da die Betroffenen oftmals jung verstarben und dadurch Erbfolger fehlten.” “Ja, das sagte mir Salazar bereits, auch wenn er keine genaue Erklärung dafür hat.” “Die habe ich leider auch nicht. Aber darauf wollte ich auch gar nicht hinaus. Ich wollte dir folgendes sagen: Die Betroffenen waren der Segen und Schatz ihrer Familie. Das wichtigste und kostbarste und sie wurden beschützt und das auch vor sich selbst. Sie waren großherzig und in der ältesten der Schriften die uns vor lag, stand, es waren Menschen mit einem Bonus. Man müsse diese nur immer wieder daran erinnern.”   Nochmals strich er Harry über den Kopf. “Harry, du magst diese Gene haben und ein Elfenwolf sein, aber du bist immer noch Harry. Selbst wenn du dich laut den Texten wandelst und veränderst, dort drinnen”, sanft stupste er dem unsicheren Jungen in Höhe des Herzen auf den Brustkorb. “Dort drinnen bist du immer noch Harry. Der kleine Junge, der mich beinahe mit dem Kinderbesen umgenietet hätte. Der Junge, welchem ich den Patronus beigebracht habe. Der Junge, der viel zu gut für diese Welt ist. Kleiner, du bist nicht nur mein - unser - Alpha, sondern auch meine Familie, egal ob du Mensch, Elf oder Elfenwolf bist. Und wenn du ein Oger wärst, für mich, und da spreche ich bestimmt nicht nur für mich, bist du immer einfach nur Harry.” Einen großen Kloß hinunter schluckend sah er, dass es dem Jungen nicht besser ging. “Remus … ich … oh verdammt, ich heule gleich schon wieder.” “Dann heulen wir halt beide wie Schlosshunde.” “Schlosswölfe meinst du wohl”, gluckste Harry und Remus stimmte mit ein.   “Sag mal Remus … hast du da … so ganz zufällig, auch was wegen Gefährten gelesen?” Scheu blickte Harry zu ihm hoch. Erfreut sah Gefragter, dass der Blick deutlich lebendiger wirkte. Ja, rückblickend merkte man, dass es einen Unterschied zu sonst gab. Das Gespräch schien Harry befreit zu haben. “Dazu brauche ich nichts über Elfenwölfe zu lesen. Das mit dir und …”   Doch weiter kam er nicht, erschien doch in diesem Moment Dobby um Harry von Professor Snape auszurichten, dass er den Jungen für die ersten beiden Stunden entschuldigt hatte. Er sich jetzt jedoch langsam ins Schloss zu bequemen hatte. Wenn man vom Teufel sprach ... Geschockt sprang Harry auf. “Oh Mist, Schule. Das hab ich ja vollkommen vergessen! Dass die Zeit aber auch immer so schnell vergeht, wenn man es nicht gebrauchen kann! Ach Mist, mein ganzer Kram ist im Gryffindor Schlafraum und umziehen muss ich mich auch noch. Verflixt, verflixt, verflixt! Was hab ich denn als nächstes Fach überhaupt? Ach ja, Pflege magischer Geschöpfe.” Hektisch blickte Harry hin und her als könne er hier die Lösung seiner Probleme finden.   “Master Harry Potter Sir”, piepste der Hauself. “Dobby hat Sachen von Sir mitgebracht. Dobby war einfach an Sachen von Master. Dobby ist ein böser Elf.” Und schon plumpste die mitgebrachte Tasche auf den Boden und der Hauself schlug sich selbst mit der Faust gegen den Kopf. “DOBBY, SCHLUSS!” Augenblicklich hielt der Hauself in seinem Tun inne und blickte mit großen Augen zu Harry. Langsam trat dieser näher und legte dem Elfen eine Hand auf den Kopf. “Dobby, du hast das ganz toll gemacht und mich damit vor einer Strafe bewahrt. Ich bin dir sehr dankbar und stolz auf dich.” Schnell hauchte der Junge dem deutlich geehrten Elfen einen Kuss auf die kahle Stirn, ehe er wie der Blitz die Tasche aufriss und sich, nach einem Reinigungszauber, ungeniert umzog. Schnell wurde der Werwolf noch mal in die Arme genommen. “Danke Remus … für alles. Ich hab dich auch sehr lieb und bitte arbeite weiter an deiner Beziehung zu Moony. Bitte, sag Sirius nicht alles, ja? Und wegen dieser einen Sache … tu nichts. Das krieg ich schon irgendwie alleine geregelt.” Remus ahnte, Harry spielte auf diese verflixte Lehrerin an und so fielen ihm die folgenden Worte umso schwerer. “Ich werde es befolgen, Alphawelpe”, gab Remus zurück, während er die Umarmung erwiderte.   Der Kleine war noch nicht ganz aus der Hütte raus, da hörte Remus wie Harry sich bei dem Hauselfen erkundigte, was dieser von einem neuen Großprojekt hielt. Schmunzelnd wand der Erwachsene sich in Richtung Küche. Da wartete immer noch Kaffee und Frühstück. Mist, der Junge hatte ja gar nichts gegessen! Doch er kam nicht dazu sich dafür selbst zu verfluchen, denn der Anblick von Sirius in der Küche ließ ihn abrupt innehalten. Langsam blickte ihn der Mann an. “Was sollst du mir nicht sagen? Und was ist die Sache?”, erkundigte sich der Grimmanimagus mit grüblerischen Gesicht. “Seit wann bist du hier?”, wollte Remus kalt wissen und verschränkte die Arme. Mit einem Mal fand all die unterdrückte Wut ein Ziel: Sirius! “Seit deiner Predigt über Stärke und Schwäche”, schulterzuckend wand Sirius sich wieder seiner Kaffeetasse zu. Doch die Tasse sollte die Lippen nie berühren, denn da schwebte der Mann auch schon durch Remus Hand an der Kehle in der Luft. “Du hast es verbockt! Erst die Scheiße gestern und jetzt belauscht du uns auch noch, du Mistkerl?” “Rem … Remus, was … soll das?”, krächzte sein Gegenüber und versuchte die Finger zu lösen. “Du, Sirius Orion Black, hast uns gestern dazu gebracht, dich zu unterwerfen und ich gönne dir den Gamma Rang. Glaub mir, verletzt du Harry auch nur noch einmal in irgendeiner Weise, dann schwöre ich dir, werde ICH dir die Kehle rausreißen.” “Remus … was … lass … los”. Das dem Kerl langsam die Luft auszugehen schien, war ihm egal. “Weißt du, ich bin schwer enttäuscht von dir. Gerade du hättest merken müssen, dass etwas nicht mit Harry stimmt. Du, der sein Paten bist.” Aufgebracht schüttelte er den Mann noch einmal eher er ihn von sich warf.   Laut krachend landete der Animagus in der Ecke und blickte mit einer Mischung aus Angst und Wut zu ihm empor, während er sich den Hals rieb. “Wo du doch immer betonst, wie sehr dir der Junge am Herzen liegt.” Abfällig schnaubend drehte er sich von seinem besten Freund weg. Er war ein wenig ungerecht und ließ die Wut auf sich selbst an Sirius aus, dies wusste er in seinem Unterbewusstsein. “Ich … hab keine Ahnung was du meinst. Ich hab Harry doch nur vor Schniefelus beschützen wollen”, protestierte der Mann und merkte nicht, dass er seine Situation nicht verbesserte. Keineswegs verbesserte. Ehe sein bester Freund es hatte kommen sehen, war Remus herangetreten und hatte dem Mann eine kräftige Backpfeife gegeben. “Wag es dich niemals wieder, so über Snape zu reden. Weder vor mir, noch vor Harry. Verschwinde in den Grimmauld Place … ich kann dich im Moment nicht sehen. Geh in dich und versuche zu begreifen was du gehört hast, was du getan hast und wie alles zusammenhängt.” Damit wandte er sich ab und marschierte aus der Heulenden Hütte. Die morsche Tür laut hinter sich ins Schloss fallen lassend. Dass Sirius höchstwahrscheinlich nicht ein bisschen verstanden hatte, war ihm im Moment egal.   Er brauchte Abstand. Nicht nur von Sirius, sondern auch vom düsteren Grimmauld Place und so kehrte er in seine kleine, verstaubte Hütte in Yorkshire zurück. Er hatte sie nie aufgegeben, nur renoviert. Von diesem Ort wusste nur Dumbledore und der Mann sollte momentan andere Sorgen haben, als ihm nachzujagen. Hier konnte er in Ruhe seine Gedanken sortieren um Ordnung in all diese neuen Informationen und Eindrücke zu bekommen. Vielleicht würde er auch den einen oder anderen Brief schreiben, doch dies wollte wohl überlegt werden. Kapitel 29: ------------ Harry war im Großen und Ganzen zufrieden mit sich und der Welt, stellte er am Freitagmorgen fest. Severus wollte mit ihm reden, hatte ihn verarztet und sich um ihn gesorgt, was machte da schon der ganze andere Streß? Was machte es da schon, dass er wieder mal mit Ron aneinander geraten war?   Dieses Mal hatte er nicht zurückgezuckt. Das war auch gar nicht in Frage gekommen, denn sein ehemaliger bester Freund hatte gerade Hermine zur Sau gemacht, als Harry den Gemeinschaftsraum betreten hatte. Der Elfenwolf wusste nicht worum es ging, aber Hermine mit Tränen überströmten Gesicht und zusammengesunken im Sessel hocken zu sehen, während Ron sie anschnauzte, hatte ihn wütend gemacht. Wodurch ihm schlagartig bewusst wurde, dass er Granger wirklich noch als Freundin ansah, trotz ihres Verhaltens. Hätte ihm jemand in diesem Moment in die Augen gesehen, hätte diese Person das Glimmen des Wolfserbe darin gesehen.   Ende vom Lied war, dass er nun einen Strafaufsatz über den Familiensinn der Gryffindor zu schreiben hatte, da er Ron unüberlegter Weise eine Faust mitten ins Gesicht gejagt hatte. Das Knacken von Knochen hatte ihm einen euphorischen Schub verpasst und so hatte er die junge Frau einfach mit aus dem Raum gezogen. Das mit dem Aufsatz sah er einfach nur als Farce von McGonagall an, denn wollte die Frau ernsthaft behaupten, nichts vom Verhalten der Gryffindors ihm gegenüber mitbekommen zu haben? So oder so, zeichnete das alles die Lehrerin nicht als gute stellvertretende Schulleiterin und Hausvorsteherin aus in seinen Augen. Skeptisch blickte er sich um und als er niemanden in seiner Nähe sah, huschte er aus dem großen Eingangstor und trabte in Richtung See. Er brauchte ein wenig Zeit für sich, auch um sich auf das Gespräch mit Severus vorzubereiten. Auch seine drei Freunde konnte er dafür nicht gebrauchen und seit diesem Vorfall nervte ihn Hermine schon beinahe damit, dass sie sich immer in seiner Nähe aufhielt. Es war einfach so heuchlerisch.   Natürlich konnte er auch einfach in die Kammer verschwinden, aber … nein. Er wollte nicht auf die Gründer treffen. Er kam ja jetzt noch nicht wirklich mit dieser Elfenwolf Geschichte klar - auch wenn er sie angenommen und akzeptiert hatte -, da wollte er weder mehr Informationen, noch wollte er die beiden Männer streiten sehen. Ihm war mitlerweile bewusst geworden, dass die beiden ebenfalls Gefährten sein mussten. Auf jeden Fall war das eine verdammt gute Erklärung für all die Streitereien und dies machte ihm ein wenig Sorge bezüglich seiner eigenen Zukunft. Würde er mit seinem eigenen Gefährten auch dauernd im Klinsch liegen, wo er doch einfach nur ein ruhiges, friedliches Leben wollte? Kein verlockender Gedanke und so schob er das nächste Treffen einfach hinaus.   Also würde er die Freistunde dafür nutzen, hier am See zu hocken und geschützt durch Zauber die ersten dicken Schneeflocken beobachten. Ein beruhigender Anblick, der automatisch das Gefühl von Weihnachten bei ihm aufkommen ließ. Doch relativ schnell merkte er, dass sich seine Gedanken im Kreis drehten und so wandte er sich an die einzige Person, welche ihm auf die Schnelle einfiel. “Tom, was ist, wenn sich herausstellt, dass dein bisheriges Leben - du selbst - nicht so ist, wie du bisher dachtest? Was tut man, wenn plötzlich alles auf dem Kopf steht?” Ruckartig hob Angesprochener den Kopf, was den ihm gegenüber stehenden Todesser stark zusammenzucken ließ. Dass der Mann einer Ohnmacht nah war, als er auch noch ungehalten knurrte, war ihm egal. So schnell es ging jagte er diese unfähige Person aus seinem Büro, der Kerl hatte eh nur schlechte, unzureichende Neuigkeiten für ihn. Anschließend lehnte er sich mit ineinander verschränkten Händen zurück und widmete sich mit geschlossenen Augen dieser Plage in seinem Kopf. “Mr. Potter, welch eine Ehre. Und welch eine Güte von Ihnen, mich nicht mehr mit solch düsteren Emotionen zu belasten.” Ein verlegenes Kichern war von dem Jungen zu hören. “Ja … ähm … sorry dafür. Ich stand wohl ein wenig neben mir. War es sehr schlimm?” Am liebsten würde er dem Jungen gerade einen Avada an den Hals jagen für diese unverschämte Frage. Er hatte einige Mühen damit gehabt, den Jungen zu blockieren in den letzten Wochen und vor allem in den letzten Tagen. Er war sogar einen Morgen schreiend aufgewacht, weil er glaubte, die starken und schwankenden Gefühle brachten ihn um. Vor allem dieses ekelige positive Gefühl, welches ihn am Ende dieses Ausbruchs getroffen hatte. “Ich werde demnächst einfach mal alles mit dir teilen”, knurrte er dennoch nur missgelaunt. Dieser Bengel machte ihn wahnsinnig. Nicht nur wegen dieser seltsamen Verbindung. Er wurde einfach nicht schlau aus dem Jungen. Wie konnte Potter so mit ihm reden, wo doch all diese Sachen zwischen ihnen standen? Warum fragte er gerade IHN um Rat? Waren Snape und Potter nicht recht dicke miteinander seit neustem? Obwohl … die Vermutung lag nah, dass gerade dieser Mann mal wieder für das Theater verantwortlich war und so hatte er den Tränkemeister sogar einmal unter den Crucio gesetzt. Strafe musste sein. “Was willst du, Potter? Ich habe anderes zu tun, als mit dir zu plaudern immer dann, wenn es DIR gerade passt. Hast du dies bisher nicht verstanden?” “Ich brauche … deinen Rat. Merlin, klingt das seltsam …”, unsicheres Lachen dröhnte durch seinen Kopf. Wenn er das Ganze schnell hinter sich brachte, konnte er sich weiter der Infiltrierung des Ministerium widmen. Er brauchte einfach diese verflixte Prophezeiung, denn er hoffte dadurch eine Antwort bezüglich Potter zu bekommen. “Zu deinen Fragen: Dann fängt man von vorne an?” “Du antwortest auf meine Frage mit einer Gegenfrage?” “Was erwartest du von mir, wenn ich keine Hintergrundinformationen bekomme weil du dich abschottest?” “Bist du etwa … beleidigt?” Doch Tom ging gar nicht auf diese Frage ein. “Wenn dir das Neue nutzt: Wunderbar, dann nutze es solange es geht. Wenn nicht, dann vernichte alle die davon wissen, verbanne die Informationen aus deinem Geist und lebe so weiter. So schwer ist das nicht.” Bitter auflachend antwortete der Junge: “Ja, klar, kein Ding. Ein paar Avada hier, ein paar Gedanken extrahieren dort. Tadaaaa, alles ist wie immer. Danke, oh weiser Voldemort.” Das Ganze triefte nur so vor Sarkasmus. “Potter”, knurrte der Mann warnend. Wenn er sich den Jungen beim nächsten Hogsmead Ausflug schnappte, dann konnte er richtig zeigen, was er von solch einem Verhalten ihm gegenüber hielt. Oh, welch verlockende Vorstellung. Sollte der Bengel bis dahin ruhig seine Wut zu spüren kriegen. “So heiße ich, danke fürs erinnern”, flapste Harry, ehe er tief seufzte. “Lass das mit der Wut. Lerne, dass es nicht nur Menschen gibt, welche dir in den Arsch beziehungsweise im Dreck vor dir kriechen oder solche die nur Angst haben. Sag mir lieber was man macht, wenn auch deine Avada-Methode nichts bringen würde, weil sie nicht ändert wer -  was - du bist.” Doch Tom sah gar nicht ein, warum der Gryffindor nicht all seine Wut und Genervtheit spüren sollte. Schließlich hatte der sich auch nicht darum geschert! “Ich hab keine Zeit für deine pseudo-philosophischen Lebensfragen. Kriege dein Leben endlich in den Griff, Potter! Als Dumbledores Goldjunge solltest du doch genug Menschen haben, welche sich dir gerne annehmen würden und mit Rat und Tat zur Seite stehen.” “Sollte man meinen, nicht wahr?”, kam es grüblerisch von dem Jüngeren und Tom horchte auf. Ärger im weißen Paradies war Musik in seinen Ohren. Und Harry erwies sich als bereitwillige Quelle.   “Wenn Dumbledore denn überhaupt noch mit mir sprechen würde. Der geht mir aus dem Weg und schickt wenn dann McGonagall vor. Er versucht selbst Hagrid dazu zu bringen, ihm Informationen über mich zu liefern, aber da überschätzt er diesen in Punkto Verschwiegenheit. Der hat mir schon beim ersten Tee trinken gesagt, dass der Schulleiter ihn beauftragt habe.” Ein Hauch Verbitterung und Enttäuschung erreichte ihn von seinem Gesprächspartner. “Aber egal, einen anderen Ratschlag hast du nicht für mich?” “Ohne weitere Informationen, nein. Du könntest ja in den anstehenden Ferien her kommen und wir unterhalten uns unter vier Augen?”, schlug er unschuldig vor. Nun erreichte ihn Belustigung. “Ja sicher Tom. Gibt es auch Tee und Kekse, ehe ich unter die Erde gebracht werde?” “Wenn du bitte sagst”, stieg der dunkle Lord auf dieses Spiel ein. “Und wenn du ganz lieb bist, dann mach ich es schnell und schmerzlos und leg den Boden sogar mit Kissen aus.” Es wäre jedoch nicht Harry, wenn die gemurmelte Antwort dessen ihn nicht vollkommen aus dem Konzept gebracht hätte. “Oh man und mit dem soll ich verwandt sein?” “Was?” “Was? Äh nichts, alles gut. Du äh … ich muss wieder zum Unterricht. Verwandlung gegen die Dunklen Künste. Unterrichtet von niemand anderes als Snape. Welch Ironie, nicht wahr? Aber egal, besser als diese Umbridge-Hexe mit ihrer beschissenen Blutfeder.” “Was?”, war erneut alles was Tom überrumpelt heraus brachte. Verwirrende, plappernde Informationsquelle Potter! Da konnte man sich nie sicher sein, wie oder was der Junge genau meinte. “Möchtest du dem Unterricht beiwohnen?”, plapperte der Bengel weiter. Tom jedoch verneinte gedankenversunken und so endete das Gespräch recht abrupt.   Noch Minuten nachdem dieser Kontakt beendet war, saß der Lord stumm und bewegungslos in seinem Sessel. Immer und immer wieder kreiste Harrys Selbstgespräch über den Verwandtschaftsgrad durch seinen Kopf. Es wirkte einfach nicht wie ein Spaß, dazu passte die Welle Schreck, welche ihn erreicht hatte, nicht. Der Junge hatte etwas preisgegeben, dass er partout nicht gewollt oder gesollt hatte. Aber wie sollte das möglich sein? Er selbst ein wahrer Nachfahre Salazar Slytherins, und der Junge ein Potter, nein das war einfach nur Quatsch! Jedoch … was wenn nicht? Energisch sprang er auf, legte die Illusion auf, hastete aus dem Raum und brüllte nach Lucius. Der Mann musste ihm einige Bücher bringe, welche er in dessen geheimen Verließ deponiert hatte! Das mit dieser Lehrerin und der Blutfeder würde danach kommen. Da konnte ihm der junge Malfoy bestimmt gute Informationen liefern! Vergessen war die Übernahme des Ministeriums für den Moment. Sich selbst verfluchend, stapfte Harry zurück in die Schule. Er hatte sich aber mal sowas von verplappert und im Ernstfall in die Scheiße geritten! Warum hatte er Tom überhaupt kontaktiert? Dann wäre ihm nie diese Aussage über die Verwandtschaft herausgerutscht. Konnte er nicht einmal nachdenken, ehe er etwas tat oder sagte?   “Aaaaaah, du bist so ein dummer Vollidiot, Harry”, grummelte er wütend auf sich selbst und schlug sich mit der Faust gegen die Schläfe, während er mit der anderen die Eingangstür aufhielt und hereinschlüpfte. “Einsicht ist der erste Weg zur Besserung, Potter”, schnarrte es plötzlich aus Richtung Flur zum Slytherin-Quartier. “Nicht jetzt, Malfoy”, gab Harry nur ungehalten zurück und rauschte an dem Blonden vorbei. “Ey, ignorier mich gefälligst nicht”, brüllte der Junge perplex zurück. Doch Harry tat genau dies, denn er hatte jetzt keine Zeit sich um das Ego des Schönlings zu kümmern. Er hatte eben Tom Dinge preisgegeben, welche diesen wirklich nichts angingen! Wahrscheinlich lachte sich der Mann jetzt halb tot über Harrys Redseligkeit. Verdammt!   Ein Blick auf seine magische Armbanduhr werfend, ließ er sich eine Viertelstunde vor Unterrichtsbeginn an der Tür zum VgddK Raum nieder. Wenigstens musste er sich jetzt nicht noch mit Umbridge herumschlagen, denn die Frau war bei einem Treffen mit dem Minister.   Dass er mit Tom - Voldemort - irgendwie verwandt war, war ihm bewusst geworden, als er sich letzte Nacht in die Kammer, besser gesagt Salazars Bibliothek, geschlichen und dort den Stammbaum der Slytherin studiert hatte. Was ihm nur nicht klar war, wie “nah” sie miteinander verwandt waren. Konnte man es noch in irgendeiner Weise ‘Verwandtschaft’ oder ‘Familie’ nennen, oder war es nur der selbe Genpool?   Ironischerweise war ihm dabei auch aufgefallen, dass Tom auch nur ein Möchtegern-Reinblut war, da dessen Vater anscheinend ein Muggel gewesen war. Ein gewisser Mann mit dem Nachnamen ‘Gaunt’. Die Mutter war eine geborene Slytherin aus der direkten Linie von Salazar. Was diese ganze ‘Reinblüter Geschichte’ umso absurder machte. Dabei fiel ihm auf, dass er den Gründer mal dringend nach dessen Erben befragen musste! Noch mehr Informationen, welche er haben musste, aber nicht wollte. Er war nur froh, dass die Männer ihn gestern nicht bemerkt oder gekonnt ignoriert hatten.   Leise fluchend schlug er den Hinterkopf immer und immer wieder gegen die Holztür, angestrengt darum bemühte, seine Gefühle nicht durch die Verbindung dringen zu lassen. “Du bist echt zu nichts zu gebrauchen. Was soll denn noch alles kommen?” In dem Moment öffnete sich die Tür hinter ihm ruckartig und Harry kippte haltlos sowie quietschend nach hinten. “Mr. Potter, wollen Sie mal wieder mit dem Kopf voran stürmen oder wollten Sie nur testen, welches Holz härter ist? Dies der Tür oder jenes Ihres Schädel?”, schnarrte niemand anderes als ein gewisser Vertretungslehrer mit hochgezogener Augenbraue zu ihm hinab. “Professor Snape”, war alles, was Harry heraus brachte. “Sehr gut, Ihre wenigen kleinen Käfer da oben scheinen keinen Schaden genommen zu haben. Na los, kommen Sie rein.” Damit drehte sich der Mann herum und verschwand im Dämmerlicht des Unterrichtsraums. Seufzend rappelte sich Harry auf, sammelte seine Sachen zusammen und schloss die Tür leise, kaum dass er eingetreten war. Ob Severus wohl jetzt mit ihm reden würde, wo doch eigentlich erst heute Abend das Treffen bevorstand? Unsicher was er sagen sollte, nestelte er am Träger seiner Schultasche herum. Die Frage, ob der Mann vielleicht wirklich sein Gefährte war, spukte durch seinen Kopf. “Nun steh da nicht herum und halte Maulaffen feil. Setz dich.” Dabei deutete der Erwachsene auf einen Stuhl vor dem Lehrerpult. Langsam schritt Harry heran und ließ sich behutsam auf dem Möbelstück nieder. Wenn Tom sich noch einmal über ihn beschwerte, dann fragte er sich, wie der Lord mit Severus widersprüchlichen Verhaltensweisen umging. “Professor … warum…” Doch er kam nicht dazu seine Frage zu vollenden, schien der Mann doch wieder mal zu erahnen, was er wissen wollte. “Warum ich dich mal duze und mal sieze? Ganz einfach, was glaubst du, wie die anderen reagieren würde und was das für die Gerüchteküche bedeuten würde?” Scharf wurde Harry gemustert. “Hmm … nichts Gutes?”, schulterzuckend lehnte sich der Jüngere zurück. “Das wäre wohl noch eine nette Untertreibung fürchte ich. Harry … wenn wir unter uns sind, dann kannst du mich Severus nennen. Ich denke, über das reine Siezen sind wir hinweg, oder was meinst du?” Augenblicklich hatte Harry das Bild vor Augen, wie er als Wolf von dem Mann versorgt und betüddelt wurde. Um die aufflammende Röte in seinem Gesicht zu verbergen, richtete er den Blick auf seine Finger. “Ja … dies stimmt wohl.” Kurzes Schweigen senkte sich über den Raum, ehe Severus sich räusperte. “Also, wie geht es deiner Hand?” Langsam hob Harry diese hoch und präsentierte sie seinem Gegenüber. “Die Salbe hat super geholfen. Es tut weniger weh. Die Narben spannen nicht mehr so.” Schneller als gedacht, hatte sich der Professor seine Blutfeder geschändete Hand geschnappt, löste die Illusionszauber und Harry musste ein fangirliges Quieken unterdrücken. Schon wieder Händchen halten. Dafür nahm er auch Schmerzen hin. “Es werden noch einige Behandlungen nötig sein und ich fürchte, du wirst dauerhafte Narben behalten. Bitte sag mir Bescheid, sobald du irgendwelche Schwierigkeiten feststellst. Dinge, wie dauernde Schmerzen, Empfindungsstörungen oder Probleme beim Greifen.” “Mach ich”, nuschelte Harry und beobachtete seinen potenziellen Gefährten dabei, wie dieser seine Hand erneut eincremte. Ob man wohl durch Schmetterlinge im Bauch fliegen konnte? “Danke”, gab er ehrlich hinterher und lächelte Severus kurz an wodurch dieser in seiner Prozedur innehielt, Harrys Hand jedoch keineswegs los ließ. “Wofür?”, wollte der Mann mit schief gelegtem Kopf wissen. Anscheinend hatte der Mann wirklich keine Ahnung von seinen eigenen guten Eigenschaften und Taten. “Severus, hast du überhaupt eine Ahnung, was du alles FÜR mich getan hast? Ich danke dir für alles.” Noch immer blickte ihn Snape unschlüssig an. Seufzend strich Harry sich mit der freien Hand durch die Haare. “Allein in letzter Zeit hast du mich mehrfach verarztet und auf den Damm gebracht. Du hast uns mit Luna geholfen. Du hast einem kleinen, frechen Wolf Unterschlupf gewährt und ihm Hoffnungen gemacht. Du hast Umbridge beschäftigt, damit ich nicht in den ‘Genuss’ der Blutfeder komme.   Das ist nur das aus den letzten Wochen grob zusammengefasst. In wie weit du noch auf mich aufgepasst hast, kann ich nur ahnen. Wegen all dem und noch mehr, bin ich dir sehr, sehr dankbar.” “Aber…  was für Hoffnungen?” Als würde es ihn eigentlich gar nicht wirklich interessieren, fuhr der Mann mit der Heilbehandlung fort. Das Gefühl von Severus Haut auf seiner … die Körperwärme des Anderen ... es brachte Harry beinahe um den Verstand und ließ Bilder in seinem Kopf entstehen, die nicht jugendfrei waren. So brauchte er auch einen Moment, ehe er seine Sprache wieder fand. Er beschloss kurzerhand mit offenen Karten zu spielen. “Die gleichen, welche du mir auch schon ohne es zu wollen als Mensch gabst. Du behandelst mich nicht wie der ach so angeblich tolle Held, sondern wie jeden anderen Schüler. Klar, vielleicht ein wenig fieser, aber ich kann das schon ab. Wobei, zwischendurch habe ich dich gehasst für dein Verhalten. Im ersten Jahr hatte ich einfach nur Angst vor dir, so wie jeder. Doch dann … irgendwann ist es mir aufgefallen, dass du um so ungerechter wurdest, so bald jemand anderes und vor allem einer deiner Schlangen in der Nähe war. Durchschaut habe ich es, als der Kontakt mit Tom anfing und ich wusste, dass du ein Todesser bist. So habe ich dir nicht nur irgendwie verziehen, sondern auch noch meinen Spaß daran gefunden. Du kannst mir nicht ernsthaft schaden, aber auch nicht normal behandeln. So oder so, ein gewisser Lord reagiert darauf bestimmt nicht begeistert.” Ein kleines Lachen entwich ihm. “Du hast davon gesprochen, dass mich Niemand für irgendwas benutzen oder einsperren würde. Dass ich frei bin.” Die Schulglocke läutete zum Ende der Freistunde. “Erstaunlich zu welch Leistungen die Käfer in dem Stroh, welches dein Gehirn darstellt, doch fähig sind.” Früher wäre Harry ob Ton und Aussage geknickt oder beleidigt gewesen, jetzt sah er jedoch den beinahe schelmischen Ausdruck in Severus Augen. “Du bist wirklich ein wahrer Gryffindor mit einem viel zu großen Herzen. In meinen Augen hast du eher allen Grund wütend oder sonst was zu sein. Aber Vergebung?” Skeptisch zog der Erwachsene eine Augenbraue hoch, als würde er an Harrys geistiger Gesundheit zweifeln. Leise lachend drückte er Severus Hand behutsam. “Und doch ist dies ganz alleine meine Entscheidung, nicht wahr? Eine der wenigen Sachen, die ich selbst bestimmen kann und wenn es die ist, dir zu vergeben und auch zu vertrauen, dann ist dies einfach so. Ändern kannst du es eh kaum. Das du jedoch immer noch sauer auf mich bist, kann ich durchaus nachvollziehen. Von der Seite her betrachtet nochmal danke, dass du mir vorgestern und gerade trotzdem geholfen hast.” Ein vorsichtiges, entschuldigendes Lächeln huschte über Harrys Lippen. “Ich … ja, ich bin, war wütend ...” Das Klingeln zum neuen Unterricht unterbrach die traute Zweisamkeit. “Ich … ähm … ich geh dann mal auf meinen Platz. Lass dir besser eine gute Ausrede einfallen, warum ich schon hier bin.” Zwinkernd löste er seine Hand und stand langsam auf um zu seinem Platz zu trotten. “Verfluchter Bengel”, hörte er den Professor noch grummeln, da flog auch schon die Tür auf und Draco stürmte in den Raum. Oh ja, Harry freute sich auf heute Abend. Klar war er nervös, denn er war sich noch nicht ganz im Klaren, welche ‘Bomben er platzen lassen sollte’. Es war nur klar, dass er mit der Wahrheite rausrücken musste, sonst konnte Severus gar keine Chance bekommen, seine Wut abzulegen. Der Mann konnte es dann nicht verstehen. Nur … wie würde der reagieren? Seufzend legte er die Stirn auf den Tisch. “Mr. Potter, wenn Sie es nicht ertragen etwas über die Abwehr von Billywigs und dessen Magie zu lernen, dann ersparen sie uns doch bitte den Anblick Ihres Häufchen Existenz”, schnarrte es auch schon eisig aus Richtung Lehrerpult. Nur mit Mühe konnte Harry es unterdrücken, dem Mann die Zunge rauszustrecken oder laut los zu lachen. “Entschuldigen Sie, Professor. Ich dachte nur einen Moment, dies wäre Pflege magischer Geschöpfe”, gab er mit einem Hauch Verachtung beim Wort ‘Professor’ zurück. Dabei setzte er sich aufrecht hin. Ja, wenn man wusste woran man so ungefähr war, machte dieses Spiel wirklich Spaß, auch wenn er mal wieder für einen Abzug von Punkten sorgte. “Eine meiner Mitrabinnen erzählte, dass du und Snape im Unterricht wieder gezankt habt?”, erkundigte sich Luna als sie eine Viertelstunde nach dem Abendbrot auf dem Weg in den Kerker waren. "Sie hat es von einer Gruppe Gryffindor Mädels gehört und direkt bekannt geben." “Ja”, gab Harry gut gelaunt zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Das ging ja herum wie ein Lauffeuer, aber kein Wunder, so viel spannendes geschah hier ja auch nicht. “Glückwunsch. Das freut mich für euch. Auf das ihr noch viel streiten möget.” Zwinkert klopfte die Blonde ihm auf die Schulter. Lachend legte Harry ihr den Arm auf die Schultern und verwuschelte ihr mit der anderen die Haare. “Danke.” Dass Luna quietschte und sich wand, machte den Gang die Treppen runter umso lustiger und dass sie nicht längst auf der Nase lagen war eher ein Wunder.   “Potter, was hast du hier unten zu suchen?”, erklang es hochnäsig hinter ihnen. “Malfoy, schön dich zu hören. Leider haben wir weder Zeit, noch Nerven für dich übrig. Wir haben eine Verabredung”, antwortete Harry dem Slytherinprinzen und hob kurz die Hand. Das Ganze ohne anzuhalten. Was natürlich nicht auf Begeisterung stieß. “Ignorier mich gefälligst nicht, Potter. Wer will sich schon freiwillig mit DIR abgeben, außer diese Verrückte und deine drei neuen Anhängsel? Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber Granger und Weasley scheinen doch so etwas wie Gehirn zu besitzen.” Er hörte das selbstgefällige Grinsen geradezu. Es war Lunas festem Griff und ihren leisen Worten - dass Draco es nicht wert war - zu verdanken, dass er sich nicht umdrehte und zeigte was er von den Worten hielt. Nun war es Luna, welche ihren Arm um seine Taille legte und ihn somit sanft voran schob. So gab er nur ein nüchternes “Wenn du meinst, Frettchen!”, zurück, und hob erneut die Hand um Malfoy den Mittelfinger zu präsentieren. Wie gerne würde er jetzt sehen wie das Grinsen verschwand und der Schönling rot anlief, aber dann würde sein Anschein von ‘Du interessierst mich nicht die Bohne’ schwächeln. So richtete er seinen Blick lieber auf Luna, welche sich auf die Lippen biss um nicht laut loszulachen. “Du eingebildeter, arroganter, verschissener …” “MR. MALFOY!” Laut und kalt drang die ihnen nur zu bekannte Stimme durch den Flur. Wenn möglich, war die Temperatur noch mehr gefallen. “Wollen Sie dieser Ausführung noch etwas hinzufügen oder doch lieber den Mund mit Seife auswaschen gehen?” Ein Glucksen nicht unterdrücken könnend, hob Harry den Kopf und erblickte den finster dreinblickenden Severus. Wenn der Blick ihm gegolten hätte, wäre er direkt klitzeklein mit Hut gewesen. “N’abend, Professor”, grüßte er höflich, was nickend erwidert wurde. “Rein mit Ihnen beiden, dalli. Ich habe noch ein Wort mit Mr. Malfoy zu reden!” Damit trat der Mann aus der geöffneten Tür und gab den Zugang zur Wohnung frei. “Jawohl, Sir”, flüsterte Luna und zog Harry an der Hand hinterher. So schnell und doch langsam wie möglich flitzen sie in die Wohnung. Die Tür lehnte Harry jedoch nur an und hielt sein Ohr an den Spalt. Luna schien das Interesse daran schon wieder verloren zu haben, denn sie ließ sich auf der Couch nieder und zog einen Klitterer unter ihrem Umhang hervor. “Onke …” “Klappe, Draco! Benimm dich doch einmal wie ein beinahe Erwachsener und nicht wie ein Troll. Merlin, manchmal … ja manchmal bist du nahe daran, eine Schande für das Hause Slytherin zu sein.” “Autsch”, flüsterte Harry und verzog schmerzlich das Gesicht. Das war unter der Gürtellinie gewesen! “Aber … aber ... Potter hat ...”, stotterte Malfoy und der Gryffindor verstand es vollkommen. Beinahe tat Malfoy ihm leid, so behandelt zu werden. Vor allem von einer so nahestehenden Person. “Draco, du tätest wirklich gut daran, deine Streitigkeiten mit dem Jungen ad acta zu legen. Finde einen neutralen Weg mit ihm umzugehen. Zu deinem eigenen Wohl, das glaube mir. Es steht dir nicht zu, hier den Aufpasser zu spielen, dies ist mein Job und glaube mir, ich habe euch drei schon bemerkt als ihr auf der Treppe wart.” “Onkel Severus, warum bist du so unglaublich gemein? Was soll das? Was soll der Scheiß mit Potter?” Doch wieder ging der Erwachsene nicht wirklich auf den Jungen ein. “Draco, gerade du als Slytherin und Malfoy, musst doch wissen wie es ist, wenn man von anderen geschnitten wird. Wie würde es dir gehen, wenn deine Freunde plötzlich nichts mehr von dir wissen wollen würden? Warum verwendest du so etwas als verbale Waffe?” “Pah. Potter hat tausende Leute die ihn verehren, vergöttern. Der verkraftet das schon”, gab Draco patzig zurück. Leise seufzend schüttelte Harry den Kopf. Ob Draco jemals von dieser hochnäsigen, eingebildeten und verzogenen Schiene runter kam? Der Junge sollte einen Tag in seinen Schuhen laufen, dann würde Blondie nicht mehr so reden. Vor allem nach einem Tag ‘Dursleys’. Merlin, all die bloße Vorstellung dessen war filmreif! “Denk über meine Worte ebenso intensiv nach, wie über dein Verhalten. Draco, glaub mir ich meine es nicht böse.” “Ach nein? Dann machst du mich gerade nicht wegen einem Gryffindor, wegen POTTER, nieder? Bist gemein? Glaub mir, das alles werde ich Dad erzählen und er sagt es bestimmt du weißt schon. Dann wirst du schon sehen was du davon hast MICH so zu behandeln.” Harry hörte das Quietschen von Schuhen sowie Schritte die sich eilig entfernten ebenso, wie Severus halblauten Hinweis: “Erhoff dir keine Hilfe und ich rate dir dringend davon ab!”   Schnell flitzte Harry zur Luna und ließ sich neben ihr nieder. “Übel, ganz übel”, konnte er gerade noch flüstern und lehnte sich in ihre Richtung als würde er mitlesen, ehe ein seufzender Severus eintrat. “Alles geklärt mit ihm?” Langsam hob Harry den Kopf als würde er gerade aus tiefer Konzentration auftauchen. Eine Augenbraue empor gezogen blickte Gefragter ihn an. Der Blick sagte ganz klar: ‘Veräppel mich nicht. Ich weiß du hast gelauscht, du neugierige Nervensäge.’ “Lass wir dieses Thema. Das ist nicht euer Problem, sondern die eines akut pubertierenden Malfoys. Er wird merken, dass ihn zu Papa rennen dieses mal nicht weiter bringen wird. Und ein gewisser Lord hat erst recht kein offenes Ohr dafür, oder liege ich da falsch?” Schulterzuckend legte Harry den Kopf schief. “Keine Ahnung. So dicke sind wir nun auch nicht. Ich bin mühevoll darum bemüht, meine Gefühle nicht zu übersenden.” “Schön zu hören”, kam es bissiger als erwartet zurück, sodass nun Harry eine Augenbraue hochzog. Doch zum Nachfragen kam er nicht mehr. “Harry, du solltest ein wenig deinen Geist leeren und meditieren. Wir werden nachher noch eine Okklumentik Einheit durchführen, bevor wir miteinander reden. Zudem werde ich jetzt einen Schutzzauber auf dich legen. Dieser verhindert, dass du alles an Gedanken und Gefühlen aussendest.” Sein Schnauben überging der strenge Schwarzhaarige einfach und schneller als Harry hatte reagieren können, hatte Severus den Stab erhoben und Harry spürte wie ihn ein Zauber traf. Er war so baff, dass er nicht zu mehr in der Lage war, als den Mund aufzuklappen und den mit sich zufriedenen Severus ungläubig anzustarren. “In der Zeit werden Ms. Lovegood …” “Luna, einfach nur Luna, Professor. Gewöhnen Sie es sich einfach schon mal an, erspart Ihnen später die Mühe”, kam es hinter der Zeitschrift hervor. Ein erneutes kellertiefes Seufzen. “In der Zeit werden Luna und ich die von mir blockierten Erinnerungen weiter freilegen und sortieren. Also Harry, Klappe halten.” Anscheinend war es dem Lehrer zu müsig dies zu diskutieren. “Ei, ei, Sir”, gab Harry salutierend zurück und schon saß ein kleiner schwarzer Wolf auf der Couch und fiepte glücklich. Das geseufzte “Merlin, diese Blagen machen mich fertig. Du wirst dich nachher zurück verwandeln, verstanden? Und hör auf dich an der Couch zu reiben, deine Haare kriegt man sehr schlecht weg!”, von Severus, hatte nur die Folge von erheitertem Bellen. Ja, es machte wirklich Spaß und zudem war dies die Strafe für den ‘Zauber-Überfall’. Ob der Professor wohl heute noch aus dem Seufzen raus kam? Noch einmal schmiegte sich Harry gegen Lunas Hand, welche ihn an der Wange streichelte. “Und du bist sicher, dass ich dich nicht zurück verwandeln soll?” Energisch schüttelte der Elfenwolf seinen Kopf und trat zurück. Er wollte wissen, ob es nur Zufall gewesen war, dass er sich alleine hatte zurückverwandeln können.   Tief Luft holend schloss er die Augen und fühlte seine Magie, welche ruhig floss. Er hörte Amaroks amüsiertes Gemurmel über junge, dickköpfige Wölfe und er spürte nur zu genau die Blicke der anderen beiden auf sich liegen. Er hasste es wie ein Tier im Zoo oder Alien angestarrt zu werden. So öffnete der Jungwolf die Augen wieder, knurrte leise und rannte aus dem Raum direkt in Severus geöffnetes Schlafzimmer.   Jetzt saß er hier schon einige Minuten auf Severus Bett und dessen Aufforderung dort weg und überhaupt aus diesem Raum zu kommen waren verebbt. Nach dem er die beiden böse angeknurrt hatte, waren sie auch an der Schwelle wieder umgekehrt und Harry war ihnen sehr dankbar dafür. “Amarok, bin ich wirklich so ein Versager, dass ich mich nicht mal alleine morphen kann? Warum nicht? Im Wald hat es doch auch geklappt.” Gedanklich stampfte er wie ein Dreijähriger auf. Es nervte und frustriert total. Dass Amarok nur ein belustigtes Schnauben von sich gab als er Gestalt annahm, machte die Sache genauso wenig besser, wie der Gesichtsausdruck. Wie konnte man als Wolf zugleich genervt, gelangweilt und belustigt aussehen? “Welpe, Welpe … immer diese grausige Ungeduld. So wirst du nie die fetteste Beute erledigen. Nur durch Geduld und Beobachten wirst du zum Ziel kommen.” “Ach man, musst du gerade jetzt mit Jagdmetaphern anfangen? Kommen jetzt noch Floskeln a la ‘Gut Ding will Weile haben’?” “Es ist keine Floskel, wenn es der Wahrheit entspricht, mein Kleiner. Hör auf so viel zu grübeln.” Frustriert rollte Harry sich zusammen. “Ich verstehe einfach nicht, warum es im Wald geklappt hat und jetzt nicht.” “Ach Welpe …”, nun war es an Amarok resigniert zu seufzen. “Du bist doch sonst so klug. Denke nicht über das große Ganze nach, sondern darüber, was dort anders war. Welche Faktoren waren anders?” Der Schutzgeist wusste die Antwort ganz genau, er wollte sie Harry nur nicht verraten. Also fing der kleine Elfenwolf an laut nachzudenken. “Ich war im Wald, es war Vollmond, das Rudel war in der Nähe und zudem war ich stinksauer auf Sirius. Aber was ...” Doch mit einem Mal machte es Klick bei ihm und aufgeregt bellend sprang er auf dem Bett herum “SEVERUS! Es war nur Severus anwesend!” “Sehr gut, Welpe”, hörte er die zufriedene Stimme seines ‘Mitbewohners’ ehe sich dieser zurückzog. Schnell sprang Harry von der Schlafstätte und rannte im Affenzahn ins Wohnzimmer. Sofort richteten sich zwei gespannte Augenpaare auf ihn. “Wolltest oder ...” Weiter kam der Lehrer jedoch nicht, da hatte Harry sich auch schon dessen Hosenbein geschnappt und zog den Mann in Richtung Schlafzimmer. Vollkommen ignorierend, dass der Mann schon wieder wie ein Rohrspatz schimpfte und Luna zu lachen begann. Wenn er diesen widerspenstigen Mann nicht gerade ins andere Zimmer zwingen müsste, hätte er Lunas mehrdeutiges “Viel Spaß”, mit einem Zwinkern erwidert. So zog und fiebte er, bis ein grollender Severus ihn einfach hochhob und damit entschlossen von der Kleidung löste. “Böser Wolf!”, schnappte Severus pikiert, kaum das er Harry im Schlafzimmer einfach fallen gelassen und die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. “Was soll denn dieser ewige Quatsch mit dem an der Kleidung reißen? Verwandle dich doch einfach und gut ist!” Wütend funkelte Severus ihn aus zusammengekniffenen Augen an und verschränkte die Arme. Leicht zog Harry den Kopf ein, legte die Ohren an und machte sich kleiner um zu zeigen, dass es ihm Leid tat. Da war er wohl ein wenig über das Ziel hinaus geschossen. Aber er war einfach viel zu aufgeregt. “Ach lass das verdammt”, grollte Severus, doch Harry sah erstaunt, dass diese beschwichtigende Geste anscheinend wirkte. Die Strenge wich aus dem blassen Gesicht. “Und nun?” Schnell trabte Harry zum Bett und deutete mit dem Kopf zwischen diesem und Severus hin und her. Auffordernd bellte er den Mann an, doch dieser zog nur eine Augenbraue hoch. “Du willst mit mir ins Bett? Sorry Potter, aber ich steh nicht auf solch eine Behaarung.” Seufzend rollte Harry mit den Augen. Ja wollte er, aber nicht jetzt und nicht so. Ungehalten knurrte er den Anderen an. Verstand der denn gar nichts? “Meine Güte, hast du ne Laune.” Kopfschüttelnd, aber mit einem diabolischen Grinsen, trat Severus an ihm vorbei und setzte sich auf das Bett. Blöder Arsch, der hatte ihn nur veräppelt! Nun war es an Harry böse zu funkeln. Gerade hatte er das dringende Bedürfnis Severus dafür zu bestrafen. Vielleicht ein kleiner Biss ins Bein? Doch stattdessen schüttelte er sich einmal kräftig, ehe er neben seinen potentiellen Gefährten sprang. Neugierig blickte dieser ihn an. “Und was soll das nun? Du verteilst dein ganzes Fell hier!” Deutend fuchtelte der Lehrer auf die Decke auf der einiges an schwarzem Fell lag. Harry überging dies ebenfalls, atmete tief durch und schob seinen Kopf todesmutig unter Severus ausgestreckte Hand.   Beide hielten sie die Luft an. Kaum, dass Harry so unter der großen starken Hand hockte, die Wärme und auch die sich automatisch leicht bewegenden Hände spürte, war es für ihn als wenn die Zeit stehen geblieben wäre. Sein Magen fühlte sich an, als wenn dort gerade Schmetterlinge schlüpften.    “Ob wir beide es wollen oder nicht … wir sind Gefährten”, murmelte er versunken in diesem unglaublichen Gefühl auf wölfisch und konnte ein wohliges Brummen nicht unterdrücken. Und kaum dass er dies gesagt hatte, spürte er wie sein ganzer Körper zu prickeln begann durch die Rückverwandlung. Severus wusste nicht was geschah. Alles was er mitbekam war dieses Kribbeln, welches er durch den Körperkontakt spürte und die Ruhe, welche ihn ergriff. Er sollte sich unbehaglich oder so fühlen, doch stattdessen fühlte er sich … gut. Es schien so normal hier mit dem verwandelten Harry zu sitzen; ihn zwischen den Ohren zu streicheln.   Verblüfft hielt er inne, als der Körper neben ihm zu zucken begann. Ein sanftes Leuchten umgab Harry und ehe er wusste was geschah, griff es auch auf ihn über. Es wurde so unerwartet grell, dass er die Augen zu kniff. Leises, erleichtertes Kichern war zu hören und so öffnete Severus die Augen wieder ruckartig. “Es … es hat tatsächlich geklappt. Severus, guck doch nur!” Wieder lachte Harry befreit auf, tauchte unter seiner Hand hervor und hüpfte überdreht auf dem Bett herum. Gerade als er den Jungen anschnauzen wollte, geschah das nächste unerwartete. Sprang der Junge ihm doch freudig in die Arme. Ganz aus Reflex fing er den Kleineren auf und legte seine Arme um den schmalen Körper. Der Gedanken an jede Wut war verflogen als er tief einatmete und den Geruch wahrnahm. Anders als berauschend und doch beruhigend, konnte er es beim besten Willen nicht beschreiben. Wollte er auch gar nicht, denn dafür war die Menge an guter Gefühle welche ihn gerade überschwemmten einfach viel zu schön.   Schon lange nicht mehr hatte er sich so … verbunden … gefühlt. So mit sich selbst im Reinen. “Dir ist klar, dass ich eine Erklärung will?”, flüsterte er und setzte sich etwas anders hin um Harry noch besser in den Arm zu nehmen. Das Grummeln dessen legte er einfach als widerwilliges Zugeständnis aus, denn die Nähe schien auch dem Gryffindor alles andere als unangenehm zu sein. Nun vielleicht änderte sich dies, wenn der Junge begriff, WEM er hier gerade um den Hals gefallen war. Es dauerte auch nicht lange, da spürte Severus wie der Junge sich versteifte und langsam von ihm abrückte. Das Gefühl des Bedauerns verdeckte der düstere Mann schnell unter seinen gewohnten Masken. “Nun, Erklärung bitte”, forderte er schnarrend und blickte den leicht rot angelaufenen Jungen auffordernd an. Verdammt, warum sah der denn jetzt so … niedlich aus? Wie sollte man denn so ernst bleiben und ihn nicht gleich wieder in den Arm nehmen? “Es … also … oh verdammt, wo fang ich an?”, unsicher blickte Harry sich um, und nahm die Brille ab um sich über die Augen zu reiben. “Am Anfang wäre doch mal was gescheites, nicht wahr, Potter? Bleiben wir beim aktuellen Thema. Was hat es mit dieser Wolfsform auf sich?” Unter schwerem Seufzen strich Harry sich die Haare aus der Stirn und Severus kniff die Lippen zusammen als ihn der komplett unverdeckte Blick aus grünen Augen traf. “Ich sag es gleich, das ist eine lange Geschichte. Wollen … wollen wir hier bleiben oder …” “Hier ist es so gut wie überall und mein Bett scheint dir ja zu gefallen.” Skeptisch zog Severus eine Augenbraue hoch, als Harry erneut rot wurde. Hatte er etwa ins Schwarze getroffen? Merlin! “Also, lenk nicht ab und fang an.” Eine auffordernde Geste untermalte seine Aussage. “Alles begann nach dem Turnier. Ich brauchte einen Ort ganz für mich, wo ich zu mir kommen und heilen konnte. Ich brauchte Zeit nur für mich um irgendwie mit Cedrics Tod klar zu kommen. Genauso fiel es mir schwer zu akzeptieren, dass es gerade MEIN Blut war, welches dem dunklen Lord wieder zu einer körperlichen Existenz - einem Leben - verholfen hatte. So kam ich auf den Gedanken mit der Kammer und sie änderte sich von meinem beinahe Grab, zu meinem Unterschlupf. So lernte ich auch die Gründer kennen.” Neugierig lauschte Severus dem Jüngeren. Harry schien heute sehr gewillt zu reden und so würde den Teufel tun und diesen Redefluss durch Zwischenfragen zerstören. Und was er erfuhr … er konnte nur drei Kreuze machen, dass er jahrelanges Training darin hatte sich unter Kontrolle zu halten. Neben der Kammer-Gründer Sache, erfuhr er vom Streit in Gryffindor, am Rande von Umbridge - zwei Dinge die ihn ziemlich wütend machten - und auch von der plötzlichen Alpharolle des Jungen. “Und die Gründer haben dir einfach so geholfen, damit du dich verwandeln kannst um mit Lupin und Black zu spielen?” “Ja.” Unsicher zuckte Harry mit den Schultern. “Als klar war, dass wir verwandt sind und ich ihnen meinen Wunsch vorgetragen habe, war Salazar ganz wild darauf.” “Achso. Na dann …” Ein ungläubiges Schnauben entwich ihm. Das klang alles irgendwie nach Märchenstunde a la Potter. Leider hatte er zu viele Beweise dafür, dass der Junge die Wahrheit sprach, egal wie absurd es sich anhörte. Langsam schüttelte er den Kopf.  “Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass das noch nicht alles war?” “Weil es so ist?” Unschuldig grinste Harry ihn an. Warum musste man der kleinen Mistkröte eigentlich alles aus der Nase ziehen? Lautes Gähnen erklang von dem Jungen und dieser lehnte sich blinzelnd nach hinten auf die Hände. “Müde Potter?” Es war reines Interesse um das Wohl des Jungen. Ok, vielleicht auch ein bisschen Spott, dafür, dass sein bett voller Wolfsfell war. “Geht schon, danke.” Die Stimme klang irgendwie … weich. “Dieses zurückverwandeln ist doch recht anstrengend. Mein Körper sträubt sich dagegen. Die Instinkte stehen mir im Weg, denn in der Form werde ich einfach besser akzeptiert. Kann mehr ausrichten. Und du scheuchst mich nicht davon.” Hatte der beim Reden umgekippte Junge gerade gesagt, was er geglaubt hatte gehört zu haben? Der Junge WOLLTE anscheinend WIRKLICH in seiner Nähe sein. Diese ganzen Anzeichen und Signale welche er von Harry aufgeschnappt hatte … waren es doch nicht nur Hirngespinste? Und warum bei allen Tränkemeistern sorgte er nicht dafür, dass Harry wacher wurde und scheuchte ihn aus dem Bett? Warum schlich sich unter diesem warmen Gefühl ein leichtes Grinsen auf seine Lippen, während er den nun auf der Seite liegenden Gryffindor betrachtete. Wie ferngesteuert erhob er sich vorsichtig, hob Harry ein wenig an um die Decke unter diesem wegzuziehen und legte den Jungen schließlich wieder richtig in sein Bett. Behutsam deckte er den plötzlich tief schlafenden zu und seine Finger wanderten langsam über das junge Gesicht.    “Warum fühlst du nur SO für mich? Warum zieht mich alles in deine Richtung? Warum will ich dich um alles in der Welt beschützen, während ich genau weiß dass es eigentlich gar nicht nötig ist, weil du so stark bist? Vor allem wo ich doch genau weiß, wie absurd es überhaupt ist, dass ich mich zu dir hingezogen fühle!” Er hatte nicht ernsthaft erwartet eine Antwort auf sein Selbstgespräch zu bekommen, doch Harry sorgte wieder mal für eine Überraschung. “Ich bin ein Elfenwolf und du mein Gefährte”, murmelte Harry und berührte Severus Hand, dann war nur noch leises schnarchen zu hören. Worte, so unbedacht im Halbschlaf gesagt. Worte, so groß und wichtig. Worte, so warm und voller Verheißung. Worte, welche Severus mit einem Mal alles und nichts erklärten. Worte, welche Severus Masken zerbrechen ließen während er den Kleineren mit aufgerissenen Augen anstarrte. Worte, die sein Leben auf den Kopf stellten.           Kapitel 30: ------------ Am nächsten Morgen wachte Harry im Bett von Severus auf. Verwirrt blinzelnd stellte er fest, dass er hier zudem in menschlicher Gestalt, und nicht als Wolf lag. Noch mehr verwirrte ihn jedoch, dass Severus seelenruhig neben ihm schlief.   Der Wunsch den Mann zu wecken, um ihn zu fragen, wie es hierzu hatte kommen können, war groß, doch die Befürchtung war größer. Die Befürchtung, dass Severus es irgendwie schaffte, dieses wohlig-warme Gefühl in seinem Magen zu vernichten. Die Befürchtung, dass der Erwachsene nur aus Pflichtgefühl und nicht aus freiem Willen oder gar Zuneigung so gehandelt hatte, war da. Innerlich seufzend streckte er eine Hand aus und ließ sie wenige Zentimeter oberhalb des kantigen und doch feine Gesichtes schweben. Severus wirklich zu berühren, stand ihm in seinen Augen einfach nicht zu. “Wenn doch alles nur einfacher wäre”, flüsterte er leise voller Schwermut, ehe er vorsichtig aus dem Bett rutschte. Mit seinen Schuhen in der Hand, drehte er sich an der Tür nochmal zurück und beobachtete den so friedlich aussehenden Lehrer. Und da fiel es ihm wieder ein: Er hatte die Rückverwandlung geschafft. Mit Severus zusammen!   Es hatte ihm eine Menge Mut abverlangt so nah an den Schwarzäugigen heran zu rutschen, aber sobald die Verwandlung einsetzte, waren alle Zweifel verschwunden. Harry konnte es sich im Moment nicht ganz erklären, aber er hatte einfach nur Ruhe, Zufriedenheit und die Gewissheit, dass ihm nichts geschehen konnte, empfunden. Erst jetzt fiel ihm auf, dass die Rückverwandlung auch schmerzfreier als sonst gewesen war. Klar, es war immer noch ein mieses Gefühl - um es mal ganz salopp zu sagen - wenn sich die Knochen verschoben und schrumpften, während andere wuchsen, aber das schmerzliche kochen seiner Organe und auch der Kopfschmerz waren ausgeblieben.  Vielleicht lag es daran, dass kein Zauber verwendet worden war. Vielleicht daran, dass Severus wirklich sein Gefährte war. Im Moment war Harry dies nicht klar, aber wenn er ehrlich war, wollte er es auch nicht 'zerdenken', sondern einfach genießen. Denn dass kein anderer als Severus Snape sein Gefährte war, das war für ihn Gewissheit. “Danke, Severus”, hauchte er breit grinsend, schenkte dem ruhig schlafenden Mann einen letzten sanften Blick und verschwand aus dem Schlafzimmer. Müsste nicht Luna hier irgendwo sein? So richtig wunderte es ihn nicht, dass Luna ihm, trotz Wochenende und früher Morgenstunde, kichernd auf dem Flur entgegen kam. Es war wieder mal eher ein tänzeln, als ein normales gehen, aber es passte auch einfach zu der kleinen Seherin. Es strahlte eine Leichtigkeit und Unbeschwertheit aus, welche in der heutigen Zeit einfach nicht normal und auch nicht leicht zu finden waren. Genauso wie die Lovegood’schen magischen Wesen also. Anscheinend hatte das Mädchen im Rabenturm geschlafen. “Bereit für ein Löwen Frühstück?”, grinsend hakte die Kleinere sich bei ihm ein. Immerhin ging sie nun gesittet neben ihm her. “Was machst du hier unten, Luna? Wenn dich einer der Slytherin erwischt hätte …” “Ach was, die Nagel würden mich beschützen. Und die Schlangen sind zwar früh auf, aber nicht SO früh. Es ist mal gerade sieben Uhr. Außerdem habe ich uns beide in Ruhe essen sehen.” Leise auflachend schüttelte der Junge den Kopf. “Dafür braucht es kein Seher-Gen, Kleines. Es geht in die Ferien, der Teil der nicht noch hektisch packt, schläft bis zur letzten Sekunde.” “Na dann…”, grinsend löste sich Luna von ihm, ergriff seine Hand und zog ihn zum Gryffindor Tisch, kaum dass sie in der Halle angekommen waren. “... dann bin ich jetzt ein Löwe.” “Oder wir setzen uns dreist an den Lehrertisch. Oder doch besser an den der Slytherin?”, legte Harry noch einen obendrauf und ließ sich, bei dieser Vorstellung schmunzelnd, nieder. “Das wäre bestimmt … Luna?” irritiert blickte er sich um. Wo war denn die kleine Rabin jetzt schon wieder? Mit großen Augen entdeckte er sie. Sitzend auf der Tischplatte des Lehrertisches, mit fröhlich in der Luft baumelnden Füßen. “Was … Luna, was machst du da?” Mühevoll ein Glucksen unterdrückend, erhob er sich wieder und stellte sich mit in die Hüften gestemmten Händen vor die Blonde. “Auf dich und das Essen warten.” Zart streichelte Luna über das alte, aber gepflegte Holz. “Na komm schon, kleiner Wolf. Wo ist denn den Mut abgeblieben? Im Bett der Oberschlange vergessen?” “LUNA!”, rief Harry aus und blickte sich panisch um, während er mit den Händen in der Luft wedelte. Glücklicherweise waren sie noch alleine. “Du kannst doch so was nicht einfach sagen. Nicht wenn wir in der Öffentlichkeit sind.” Empört plusterte er die Wangen auf. Er dachte dabei nicht an sich, sondern an Severus. Doch Luna blickte ihn nur wieder mit diesem seltsamen Blick an, bei dem man nicht so genau wusste, ob sie nun verstanden hatte oder nicht. Oder ob sie überhaupt auf diese Welt fixiert war und nicht gerade irgendein unsichtbares Wesen beobachtete. Man wusste zudem nie, ob Luna einfach nur gedankenlos war, wenn sie solche Sachen sagte, oder sie irgendeinen geheimen Seher-Plan verfolgte. Das machte es ihm irgendwie schwer, richtig sauer auf Träumerin zu sein.  “Dobby?”, rief er stattdessen, als sein Magen laut knurrte. Umgehend erschien der treue Hauself und als Harry ihm um ein vorzeitiges Frühstück bat, überschlug sich das Wesen beinahe vor Tatendrang und Freude. Aufgeregt plapperte der kleine Elf verschiedenste Speisen vor sich hin, verwarf einige und ergänzte die Liste um neue. Erst als Luna eine Hand auf den beinahe kahlen Kopf legte, und meinte, dass Dobby sie einfach überraschen solle und er niemals falsch lag, weil er und die anderen Hauselfen einfach zu gut in ihrem Job waren, beruhigte sich der inzwischen deutlich verlegene Elf und verschwand schließlich wieder mit fröhlich strahlenden Augen. Es war ein lustiges Frühstück gewesen, welches sie tatsächlich auf der breiten Tischplatte eingenommen hatten. Lustigerweise hatten sich sogar noch zwei junge Gryffindor und auch ein Ravenclaw zu ihnen gesellt. Ansonsten hatten sie recht behalten: Der Großteil der Schüler erschien überhaupt nicht zum Frühstück beziehungsweise erst, als die beiden Freunde die Halle wieder verließen. Richtig skurril wurde es zwischendurch, als Professor Flitwick in der Halle erschien und kurzerhand ebenfalls zu ihnen auf den Tisch kletterte. Mit sich selbst zufrieden hatte der kleine Mann gemunkelt, dass er vielleicht immer so essen sollte, kam er doch so viel besser an die Speisen heran. “Haha, der Blick von Dumbledore war die Aktion wert!”, unkte Harry während er mit Luna langsam in Richtung Hogsmead Bahnhof schritt. Der Direktor hatte die Halle betreten, als die beiden gerade wieder auf dem Boden standen. Flitwick war es gewesen, der ganz begeistert davon erzählt hatte. Unter lautem Lachen waren die beiden Freunde aus der Halle verschwunden, während McGonagall eine Standpauke über Vorbildfunktion über ihren Kollegen niederregnen ließ. Ja, diese Verblüffung im Gesicht des Direktors war herrlich gewesen, die Freunde hatten es geschafft einen Mann wie Dumbledore aus dem Konzept zu bringen. Die Verblüffung war jedoch schnell Verärgerung gewichen, Harry hatte es ganz genau gesehen, egal wie gut der alte Mann dies verheimlichen wollte und mit lockeren Sprüchen und Grinsen überdeckte. “Versprich mir, dass du dich nicht in Schwierigkeiten bringst, während ich weg bin. Umbridge wird alles tun, um dich auch in dieser Zeit zu ärgern”, überging Luna Harrys freudige Aussage und hakte sich bei ihm unter. “Keine Sorge, im Ernstfall morphe ich mich und verstecke mich bei Severus.” “Nimm deine Sachen mit und zieh direkt bei ihm ein. Das macht die Gewöhnung leichter.” Nervös lachend strich Harry sich durch die Haare. Was sagte man in so einem Moment? Luna nahm ihm die Entscheidung jedoch ab.“ Jetzt erzähl mir was schönes von letzter Nacht. Severus scheuchte mich nur raus und sagte du würdest dort schlafen. Er hatte es wirklich eilig mich los zu werden und wieder ins Schlafzimmer zu kommen, so wie er immer wieder dahin zurück guckte.” Dieses blonde Mädchen mochte wie die wandelnde Unschuld aussehen, aber sie hatte es faustdick hinter den Ohren. Dies machte ihm das schelmische Zwinkern und das zweideutige Grinsen klar. “Luna … du …” Schnell blickte Harry sich um, doch sie waren weit genug von den anderen Schülern, welche ebenso früh zum Zug gingen, entfernt. Trotzdem legte er vorsichtshalber einen Muffliato um sie. “Ok, damit du dir nicht sonst was ausmalst, werde ich dir erzählen was passiert ist.” Ein erfreutes Lächeln wurde ihm geschenkt und so erzählte Harry seiner besten Freundin, was genau geschehen war. Oder besser gesagt: Woran er sich erinnerte.  “Ich hätte ihn so gern angefasst. Einfach nur um sicher zu gehen, dass ich es mir nicht herbei fantasiere, dass er neben mir im Bett liegt. In SEINEM Bett. Aber ich hatte richtig Angst, dass dann diese schöne Seifenblase zerplatzt, er aufwacht und mich anschnauzt.” Langsam schüttelte Harry den Kopf. “Oh man Luna, er sah so … friedlich und entspannt aus.” Zeitgleich waren zwei verzückte Seufzer zu hören, ehe beide anfingen zu kichern. “Kleiner Wolf, dich hat es echt erwischt. Ich hoffe ihr zankt euch noch oft in diesen kurzen Ferien.” Lautes Tuten ließ Harry den Kopf heben. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass sie schon am Hogsmead Bahnsteig angekommen waren, so sehr hatte er sich in der Schwärmerei für Severus verloren. “Das hoffe ich auch”, flüsterte er leise, da er genau, wusste dass Luna es nicht böse meinte. Mehr konnten sie jedoch nicht reden, ertönte doch Hermines Stimme. Schnell löste Harry den Zauber und hoffte, dass Luna sich nicht wieder verplapperte.  “Endlich hab ich euch eingeholt. Ihr wart so schnell weg .. dabei wollte ich doch … ich war schon so früh fertig und hatte keine Hunger …”, plapperte Hermine und schüttelte energisch ihre Lockenpracht. “Egal, jetzt hab ich euch ja doch erreicht.” “Du fährst also auch nach Hause, Hermine?” Eine rhetorische Frage von Harry “Ja. Ich brauche einfach mal ein wenig Abstand von Hogwarts.” Beschämt senkte die junge Gryffindor den Kopf und Harry konnte sich genau vorstellen, weswegen dies so war. Hermine war zwar jedes Weihnachten zu ihren Familien gereist, aber nicht deswegen, weil sie floh und das obwohl auch Ron dieses Jahr nach Hause fuhr. Am liebsten würde er Ron und Konsorten noch mal eine reinhauen. Auch wenn er wohl nie wieder so ein Vertrauen wie früher für Hermine aufbauen konnte, so nahm er sich doch vor, nach den Ferien besser auf sie aufzupassen. Rons Tyranneien mussten endlich ein Ende haben. Mehr und mehr Schüler strömten auf den Bahnsteig, vom Zug war erneutes lautes Tuten und Pfeifen zu hören und ein Schaffner schrie gegen die zahlreichen Stimmen an, dass die Koffer bitte an das Personal übergeben werden sollten. “Du kommst nicht mit?” Nun war Hermine die mit der rhetorischen Frage an ihn, während sie den Blick hoch und runter wandern ließ. Unbeteiligt zuckte Harry mit den Schultern, doch sein Blick verfinsterte sich. “Ich kann, soll, darf nicht. Wie auch immer du es nennen magst, ich verbringe die Weihnachtsferien in Hogwarts. An sich ja auch überhaupt nicht schlimm und wirklich familiär. Aber … naja, egal. Ich wünsche dir auf jeden Fall schöne Ferien, Hermine.” Leicht lächelte er das stirnrunzelnde Mädchen an. Er war beinahe froh, als Ron mit seinem Gryffindor und sogar Hufflepuff Hofstaat auftauchte und höhnische Kommentare über die drei Freunde abließ. Weasley brachte es Zustimmung und Harry wurde vor Hermines Scharfsinnigkeit bewahrt. Die Gryffindor war nun mal nicht nur schulisch ein Ass. “Ihr solltet einsteigen, sonst fährt der Zug ohne euch ab”, meinte der Schwarzhaarige nach einem Blick auf den unruhig winkenden Schaffner. “Ich … geh uns schon mal ein Abteil suchen, ok, Luna?” Gefragte nickte und blickte der Lockenträgerin stumm nach, als diese sich nach einem leisen “Bis bald und pass auf dich auf, Harry”, durch die Mengen in den Zug kämpfte. “Würdest du ein Auge auf sie haben? Hermine mag klug sein, aber gegen Ron hat sie nicht die geringste Chance. Ich habe zwar letztens schon Neville und die Zwillinge gebeten aufzupassen, aber vielleicht würde es ihr helfen, wenn sie ein Mädchen an ihrer Seite hat? Keine Ahnung, aber Hermine tut mir leid, denn sie ist es, die letztendlich komplett alleine und zwischen den Stühlen steht. Wir waren immerhin einmal Freunde und in den letzten Jahren, hat sie mir nicht nur einmal durch ihre Klugheit den Hintern gerettet. Ich verdanke ihr mein Leben.” Erst als er es aussprach, wurde ihm dies so richtig klar, und damit festigte sich auch der Entschluss, Hermine dies durch Schutz zurückzuzahlen. Er kannte das Mädchen gut genug, um zu wissen, dass es nur so ging da Hermine nichts anderes zulassen würde. Langsam nickte Luna nun und schien aus ihrer kurzen Trance aufzuwachen. Silber-graue Augen blickten ihn scharf an. “Aber nur, wenn du mir etwas versprichst!” Perplex über diesen plötzlichen Umschwung nickte auch der Schwarzhaarige. “Du wirst keinen Mist anstellen, du wirst Umbridge und Dumbledore aus dem Weg gehen und vor allem, wirst du dich wieder regelmäßig mit Severus zanken nach den Ferien! Was ihr in den Ferien selbst macht … nun ja, das ist mir relativ egal, solange es dir nicht schadet.” Schwer schluckend holte Harry Luft. “Verstanden. Aber warum soll ich mich mit Severus zanken?” Nun tauchte wieder dieses mehrdeutige und doch nichts sagende Lächeln auf ihren Lippen auf. “Verstehst du nicht, Harry? In einer Zeit, wo keiner weiß was er glauben, hoffen oder fürchten soll, seid ihr die Konstante. Wir alle brauchen eure kleinen Zankereien genauso, wie dass du dich mit Draco anlegst.” “HÄ?”, rief Harry laut aus, doch Luna beachtete ihn gar nicht, sondern schnappte sich ihren Koffer, drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange und rannte zum Zug um hinein zu springen. Kaum dass das Mädchen eingestiegen war, setzte sich das Gefährt auch schon in Bewegung. Und Harry? Der stand immer noch verwirrt auf dem Bahnsteig und versuchte Lunas Worte zu verarbeiten. Eine Konstante? Diese ewigen Fehden waren etwas, was die anderen Schüler brauchten? Etwas, woran sich alle gewöhnt hatten, ok, aber wirklich brauchen? Wie konnte das sein? Ob Severus das wohl wusste und vor allem, was hielt der Mann von dieser Einschätzung? Nun, Harry würde ihn einfach fragen. Kopfschüttelnd wand er sich ab, vergrub die Hände in den Taschen seines Umhangs und schlenderte gemütlich zurück in Richtung Schule. Er würde erst mal in die Bibliothek gehen und direkt die Hausaufgaben erledigen, dann konnte er den Rest der Ferien viel besser genießen und nutzen. Harry hätte es wissen müssen. Er hätte es wenigstens ahnen können, dass etwas faul war. Seit dem er die Heulende Hütte nach dieser schrecklichen Nacht verlassen hatte, lief es einfach zu gut bei ihm.  Er war leider bei dem Gespräch mit Severus eingeschlafen, einfach weil er sich so unglaublich wohl gefühlt hatte. Severus Aura hatte ihn wie ein bequemer Mantel eingehüllt und das wissen, dass sein Gefährte schon auf ihn aufpassen würde, hatte ihn einfach von jetzt auf gleich einschlafen lassen. Er wusste nur noch, dass er Severus erklärt hatte warum die Rückverwandlung so schwer war, dann setzte ehrlich gesagt der Blackout ein.  Doch dass er einfach zu unbekümmert gewesen war, hatte er spätestens dann bemerkt, als Dumbledore ihn gebeten hatte nach dem Essen in das Direktoren Büro zu kommen. Ein Essen welches er recht alleine nur mit einigen Ravenclaw, vier Huffelpuff und zwei deutlich jüngeren Gryffindor verbrachte. Es war Sonntag und gestern war der Großteil der Schüler in die Weihnachtsferien aufgebrochen. Auch von den Lehrern waren nur Dumbledore, McGonagall, Severus, Poppy und Hagrid anwesend. Die Kröte Namens Umbridge zählte er nicht als Lehrerin.  Ab dem Zeitpunkt hatte er das Essen nur noch hin und her geschoben auf seinem Teller. Was wollte der Alte von ihm? Die ganze Zeit hatte es gewirkt, als wenn der ihm aus dem Weg gegangen wäre. Als würde Dumbledore kein Interesse mehr daran haben, Harry zu unterstützen, jetzt wo dieser so versagt hatte und Voldemort zurück war. Aber vielleicht ging es ja auch genau darum? Vielleicht bekam er eine Strafpredigt und würde die Enttäuschung des Mannes in dessen Augen sehen, nur um dann einen neuen Trainingsplan auferlegt zu bekommen? Es gab so viele Möglichkeiten, und es blieb wohl nichts anderes übrig, als sich überraschen zu lassen. Auch weil es eher ein Befehl, als eine freundliche Bitte gewesen war, wusste er, er musste sich dem stellen. “Nach dem Abendessen kommst du sofort in mein Büro.” Dies waren die Worte des Weißhaarigen gewesen. Kein Hallo, kein Nichts. Jedoch ahnte der junge Gryffindor, dass eine Verweigerung dem nachzukommen, bisher ungeahnte Probleme und Strafen mit sich brachte.  Als Dumbledore sich erhob und aus dem Raum ging, blickte Harry zu Severus und versuchte dem Mann klar zu machen, was ihm bevorstand. Irgendwie hatte er das dringende Bedürfnis, dass jemand Bescheid wusste. Vor allem, da Severus ihn eigentlich zu einem Gespräch erwartete, wie dieser ihm via Eule hatte ausrichten lassen. Nun ja, das Gespräch mit Dumbledore würde schon nicht allzu lange dauern. Als Severus Blick seinen traf, nickte er in Richtung Tür, durch welche der Direktor verschwunden war und hob leicht die Schultern hoch. Als Severus das Nicken erwiderte, ging er davon aus, dass der Mann ihn verstanden hatte. Die zusammengezogenen Augenbrauen beachtete er einfach nicht weiter. Es war bereits seit einer Viertelstunde Sperrstunde angesagt. Von Harry jedoch war weit und breit keine Spur zu sehen. Dass der Junge bei einem Treffen mit Dumbledore war, beruhigte ihn dabei keineswegs. Severus traute dem Mann nicht. Schon immer war Dumbledore ein ‘besonderer’ Charakter gewesen. Ein mächtiger, viel wissender Mann, keine Frage. Aber doch … fanatisch. Seit dem Harry in die Zauberwelt und Hogwarts eingetreten war, konnte Severus von Jahr zu Jahr mehr beobachten, wie der Schuldirektor sich auf den Jungen fixierte. Immer wieder redete der alte Mann davon, dass Harry ihrer aller Hoffnung war. Der Quell der Erlösung von Voldemort. Es wurden sogar geringfügige Einzelheiten am Lehrplan für den Jungen zugeschnitten. Oder besser gesagt, Dumbledore hatte dies vorgeschlagen und sämtliche Lehrer waren auf die Barrikade gegangen. Einer der wenigen Momente, wo Severus wirklich stolz auf seine Kollegen gewesen war.  Doch all das Grübeln und Sorgen brachte nichts. Vielleicht war Harry ja auch längst in seinem Schlafzimmer und hielt sich zudem endlich mal an die Ausgangssperre. Über diesen Gedanken lachend erhob er sich um endlich aus der Arbeitskleidung zu kommen. Es war egal ob der Junge ihn in bequemeren Sachen sah, vor allem nach dieser Wolfszeit. Als er ins Badezimmer eintrat, fiel ihm ein. welches Chaos der Junge dort drinnen angerichtet hatte. Inzwischen konnte er darüber schmunzeln, auch wenn er ihm das mit dem an die Badezimmertür pinkeln noch übel nahm. Da musste er sich noch irgendwas als ‘Dank’ für ausdenken.  Die Minuten strichen dahin und trotzdem saß Severus immer noch auf der Couch. Er gab die Hoffnung nicht auf, dass Harry zu ihm kam. Wenn er kam, würde er es auf jeden Fall mitbekommen und den Jungen schnell einlassen können. So saß er also hier, mit Wein und Buch, herum und fragte sich wieder einmal, wie er erstens nicht nur all die Anzeichen über die Identität des Wolfes hatte übersehen können, sondern auch warum sich seine Einstellung zu diesem so geändert hatte. Lag es nur daran, dass er sich an den Wolfs-Harry gewöhnt hatte und diesen sogar mochte? Lag es daran, dass er ein wenig hinter die Fassade des Jungen geblickt hatte? War es diese Gefährten Sachen über die er versucht hatte Informationen einzuholen? Severus wusste es nicht so recht und DAS bereitete ihm doch ein wenig Sorgen und Kopfzerbrechen. Er sah nicht mehr James in dem Jungen, erahnte nur noch ab und an seine beste Freundin Lily in dem Schüler: Er nahm immer mehr ‘Harry’ wahr. Einen Jungen, der für andere durch Feuer und Sturm ging, während diese nicht mal im Nieselregen bei ihm blieben. Das Erschreckende an den Emotionen bezüglich des Jungen war, dass er den Kleinen am liebsten schnappen und verstecken würde. Wenn er könnte, würde er Dumbledore, die Gryffindors und dieses unbrauchbare Individiuum namens Umbridge einfach in ein tiefes Loch oder auf den Mond hexen. Oder vielleicht besser doch ein Avada?  Ob der Lord wohl von Harrys Problemen wusste? Vor allem die Sache mit der Verteidigungslehrerin? “Wohl eher nicht”, murmelte Severus und blickte abwesend in die Flammen. Wenn der dunkle Lord dies wüsste, wäre er bei dem abstrusen überfürsorglichen, beschützenden Verhalten Potter gegenüber schon hier einmarschiert. Und Umbridge würde kopfüber, verziert mit den verschiedensten schwarzmagischen Folterflüchen, von der Decke der großen Halle baumeln. Zutrauen würde er es dem Mann. Der Schwarzmagier benahm sich schon beinahe väterlich und DAS war ein Gedanke, der Severus eine Gänsehaut bereitete. Gerade auch in Hinsicht darauf, dass Harry Severus wohl in irgendeiner Weise mochte oder wer wusste schon wie für ihn fühlte. Weiter konnte der Meister der Zaubertränke diesen Gedanken jedoch nicht nachhängen, holte ihn doch schwaches Klopfen aus eben jenen. Einen Moment war er zu verwirrt dieses Geräusch zuzuordnen, dann jedoch sprang er auf und warf alles von sich, ehe er zur Tür stürzte.  Kaum riss er diese energisch auf, kippte ihm auch schon eine kleine schwarzhaarige Gestalt in die Arme. “Was …?” “Se … verus …. end … lich …”, flüsterte der Kleine abgehakt, dann fiel der Kopf kraftlos auf die Seite. Schnell warf der Erwachsene einen Blick auf den Flur, doch dieser lag kalt, leer und düster vor ihm und so trug er den leichten Jungen in seine Wohnung. Die Eingangstür mit einem kräftigen Tritt hinter sich ins Schloss knallen lassend. Rasch legte er Harry vorsichtig auf das Sofa und zu seiner großen Erleichterung fühlte er einen schwachen, aber gleichmäßigen Puls. Was, bei Merlins Bart, war mit dem Jungen passiert? Energisch schüttelte er mit dem Kopf, denn diese Frage konnte er dem Kleinen noch stellen, wenn dieser aus der Ohnmacht erwachte. Jetzt hieß es handeln und so ließ er mit einer Handbewegung die Kleidung des Jungen bis auf Socken und Boxershort verschwinden. Er brauchte einen Moment um zu begreifen, WAS er da sah, dann jedoch hatte er Mühe nicht augenblicklich den Direktor an seinem Bart an die Wand zu hängen. Denn garantiert war dieser in irgendeiner Weise daran beteiligt, dass Harry aussah, als hätte er mit einem Troll gekuschelt und wäre anschließend durch Stacheldraht gekrochen. Schnittwunden, rasch sichtbar werdende Hämatome und Kratzer überzogen den Thorax, das Abdomen und, wie er nach einem vorsichtigen Blick sah, auch den Rücken des Jungen. Schnell sprach er einen Diagnosezauber und was er da sah, ließ ihn knurren. Man konnte von Glück sprechen, dass Harry keine inneren Verletzungen hatte, was die Quetschungen einzelner Organe und Rippenbrüche jedoch keinesfalls besser machte. Vor allem da eines der Knochenstücke gefährlich nah an der Lunge war. Zischend sprach er einen Fixierungszauber auf seinen kleinen Patienten, denn wenn Harry wach wurde und unbewusst eine falsche Bewegung machen sollte … nein, eine perforierte Lunge konnte nun wirklich niemand gebrauchen! Kaum dass der Zauber seine Wirkung zeigte, rief Severus nach Dobby, welcher auch innerhalb Sekunden erschien. Zeigte sich erst noch der für Hauselfen typische nichtssagende Gesichtsausdruck, so wandelte sich dies in Schrecken, kaum dass Dobby Harry erblickte. “Master Harry Sir”, japste Der Elf totenbleich, als er die Situation erfasste. Leider missinterpretierte das Wesen dennoch alles. “Was haben Mr. Snape kleinen Sir angetan?” Wütend funkelte ihn der treue Elf an, als wäre er das personifizierte Böse. “Ich habe gar nichts getan. Der Junge kam hier schon so an, also hör gefälligst auf zu maulen. Du musst mir helfen deinen kleinen Sir …” Trotz der ernsten Lage konnte er es nicht verhindern, dass er das ‘Sir’ geradezu ausspuckte. “ … zu versorgen.” Damit rannte Severus los um einen Haufen Tränke zu holen. Die Verletzungen des Jungen übertrafen schlicht und ergreifend seine Kenntnisse und Fähigkeiten. Die Heillektionen während des Studiums waren einfach hauptsächlich auf Verletzungen welche durch Tränke und Salben zu kurieren waren ausgelegt. Jetzt verfluchte er sich dafür, dass er nicht eine - oder mehrere - Weiterbildungen besucht hatte. Pah, was war er doch für ein selbstherrlicher Mensch. “Reiß dich zusammen, Severus”, befahl er sich selbst als er den Schrank aufriss und zahlreiche Tränke entnahm. Blutbildung, Kreislaufstabilisierung, Fieber senken und Schmerzen lindern. Für den Notfall ein Betäubungsmittel. Nickend über die Auswahl der Tränke trabte er zurück zu seinem kleinen Patienten. “Gib ihm die, wenn etwas passiert.” Schnell zauberte er noch Beschreibungen auf die Flaschen. “Ich hole Hilfe.” “Dobby wird kleinen Master Harry pflegen und mit seinem Leben beschützen”, gab der Elf energisch zurück, während er einen feuchten Lappen auf die Stirn des Jungen legte. Woher der Hauself das hatte, fragte er sich gar nicht. Wichtig war jetzt kompetente Hilfe und er wusste, wo er diese bekam. Es blieb ihm momentan wohl schweren Herzens nichts anderes übrig, als Harry in Dobbys Obhut zu lassen und auf dessen Worte zu vertrauen. Ein letzter Blick auf den Verletzten, dann verschwand er durch den Kamin. Kapitel 31: ------------ “DEVOOOOOOOON, beweg deinen Hintern her und das am besten gestern!”, brüllte der aufgelöste Professor, kaum dass er in Zabini Manor ankam. Einer auftauchenden Hauselfe gab er den Auftrag, ihren Meister mit kompletter Ausrüstung aufgrund eines Notfalls herzuholen. Kurz hatte er mit dem Gedanken gespielt, nach Malfoy Manor zu reisen, um den Lord direkt hinzuzuziehen, aber was brachte das? Der Mann war kein Heiler und tot bekam er Harry auch alleine.   Unruhig tigerte der Meister der Tränke auf dem kleinen Teppich vor dem Kamin herum. Strich und klopfte sich Aschereste von der Kleidung. Unsinnig, weil er gleich wieder durch den Kamin reiste, aber egal, er musste seine Hände einfach irgendwie beschäftigen.   Er wollte zurück nach Hogwarts. Zurück zu Harry. Ob der Junge wohl schon aufgewacht war? Ob er überhaupt noch lebte? Was wenn … nein, daran durfte er gar nicht erst denken! Sequenzen ihrer letzten Gespräche flogen durch seine Erinnerung. “Wegen all dem und noch mehr, bin ich dir sehr, sehr dankbar.” - “Du hast davon gesprochen, dass mich niemand für irgendwas benutzen oder einsperren würde. Dass ich frei bin.” - “ … wenn es die ist, dir zu vergeben und auch zu vertrauen, dann ist dies einfach so.” Worte, welche Harry gesagt hatte, während sie zu zweit in dem Unterrichtsraum gesessen hatten. Es war so eine seltsame Situation gewesen, bedrängt durch den nahenden Unterrichtsbeginn.   Die Gedanken schweiften weiter zu Freitagabend. Es war ein gutes Gefühl gewesen, Harry wieder in seiner Wohnung zu haben, wo er den Kleinen am besten bewachen konnte. Kopfschüttelnd und schmunzelnd stellte er fest, dass man bei Harry nie wusste, welch alltägliche Situationen den Jungen in Schwierigkeiten brachten. Und wenn man den Verlauf des Abends bedachte, wusste man auch nie, welche Überraschungen der Gryffindor parat hatte. “Und du bist mein Gefährte”, hörte er Harrys müde Stimme durch seinen Kopf ziehen und biss die Zähne zusammen. Harry durfte einfach nicht sterben, dafür hatte Severus noch viel zu viele Fragen, welche er unbedingt beantwortet haben wollte, nein MUSSTE! Sterben kam also absolut nicht in die Tüte, wie die Muggel so schön sagten. “DEVOOOON!”, schallte es erneut laut durch die steinernen Flure. Wo blieb der Kerl denn? Von wegen ‘Im Notfall war er sofort zur Stelle’. Nur deswegen war Devon doch vom aktiven Todesserdienst ausgenommen, um als erfahrener Heiler augenblicklich Hilfe leisten zu können. Severus hatte dies für den Mann nach viel hin und her mit Voldemort verhandelt und wie dankte der Mistkerl es ihm? Mit Nichterscheinen!  Vielleicht konnte er doch Poppy einsetzen? Aber konnte er ihr vertrauen? Wenn er die Heilerin unter Zauber setzte, beziehungsweise sie vorher auf manipulative-Dumbledore-Zauber untersuchte … es war immerhin besser als nichts. Entschlossen wirbelte er wieder herum und griff in die Schale Flohpulver, um dies umgehend in die lodernden Flammen zu werfen.   Doch in dem Moment, als er in den Kamin voller grüner Flammen trat und den Zugang zu seiner Wohnung öffnete, sprang unerwartet eine Person neben ihn. “Du hast es ja eilig, Severus. Nun, dann komm ich wohl mal mit”, kam es gut gelaunt von der dunkel gekleideten Person. “De … Devon. Na endlich, du Idiot, das hier ist kein Spaß”, knurrte Severus und legte seine Hand auf den Arm des Heilers. Dass der Kerl jetzt noch in den Weiten des Flohnetzwerkes verschütt ging, konnte er wirklich nicht gebrauchen. Außerdem hatte der Sohn den Charakter des Vaters geerbt, mit anderen Worten: Devon war dem dunklen Lord zwar loyal gegenüber, aber ansonsten auch recht wankelmütig bis albern, und trotz dessen der geheime beste Heiler des Landes, dem das Wohl seines Patienten über alles ging. Zudem hatte er als Einziger die Schwarze Witwe, namens Mrs. Zabini, überlebt. Drei weitere Ehemänner hatten unter mysteriösen Umständen den Tod gefunden, ehe die Frau verschwand. Das Gute und Schlechte zugleich war: Devon war es egal wer sein Patient war; wie dessen Einstellung zu der dunklen Seite war. Solange sich diese Person in seiner Obhut befand, tat er alles um diesen Menschen zu retten. Nichts und niemand würde Zabini von seiner Berufsehre abweichen lassen und wenn er sich in dem Punkt gegen alle andern stellen musste. Was danach jedoch mit seinem Patienten geschah, interessierte ihn relativ wenig. Es gehörte schlicht keinesfalls zu seinen Tätigkeitsbereichen. Solange diese Kreaturen nicht wieder als Patienten auf seinem Tisch landeten, natürlich.  Kaum dass sie aus dem Kamin traten, wollte der Heiler schon erneut das Wort erheben, doch dadurch, dass Severus sich den Mann packte und an die Wand neben dem Kamin pinnte, starrte Zabini nur perplex und mit offenem Mund. “Hör zu, ich habe hier einen Patienten, welcher dringend deine Hilfe braucht. Es ist kein anderer als Harry Potter selbst. Keine Fragen und um Himmelswillen, der Lord darf hiervon nichts erfahren. Noch nicht. Also werde ich dir nachher diese Erinnerung nehmen müssen. Sieh zu, dass du ihm hilfst und das vernünftig, verstanden?” Er hatte mit Gegenwehr oder wenigstens Fragen gerechnet, stattdessen verschwand der verblüffte Gesichtsausdruck und wurde durch eine konzentrierte Miene ersetzt. “Führe mich zu ihm”, war alles, was der Heiler von sich gab. Abrupt löste sich Severus vom Heiler, um schnellsten zur Couch zu kommen, neben der Dobby stand und die Hände von sich gestreckt hielt. “Was tust du da?”, rief der Professor aufgebracht und rannte näher. Doch er kam nicht bis an das Möbelstück heran, prallte er doch ebenso wie Devon gegen eine unsichtbare Wand. “Dobby hilft Master. Dobby schützt Master. Master ist aufgewacht. Master hatte Angst. Dobby hat Master einschlafen lassen, doch Master wehrt sich”, presste der Hauself hervor, ohne den Blick von dem verletzten Jungen zu nehmen. Ein Glühen ging von den kleinen, runzligen Händen aus.   Was erlaubte sich dieses Ding überhaupt? Severus wollte schon den Zauberstab heben um die Barriere mit Gewalt zu durchbrechen, doch Devon, welcher ihm einen Arm vor die Brust hielt, stoppte ihn. “Hauself Dobby, ich bin Heiler Devon Zabini. Du kennst mich, ich heilte einstmals den jungen Draco Malfoy, nachdem er unglücklich von einem Besen stürzte.” Nichts in der Stimme deutete mehr auf den sonst so flatterhaften Mann hin. “Erlaube mir, deine Barriere zu durchschreiten, um dich dabei zu unterstützen deinen Master wieder gesund zu machen. Bei meiner Ehre als Heiler und auf Berufung der Göttinnen Hygieia und Panakeia, schwöre ich deinem Master kein Leid zuzufügen.” Am liebsten würde Severus jetzt schreien, als sich Devon auch noch verbeugte. Verdammt, Harrys Leben war in Gefahr und die veranstalteten hier so einen Zirkus! Wie bleich und schwach der Kleine doch auf der Couch aussah. Alles in ihm schrie danach, Harry in den Arm zu nehmen und ihm zu sagen, dass alles gut werden würde. “Ruhig”, flüsterte Devon ihm zu, der bestimmt nur zu genau spürte, wie hektisch Severus Herz schlug. Dass er überrascht, über die Entwicklung dieses Tages, war, würde es nicht mal im Ansatz treffen. Schon das Auftauchen von Severus und das Gebrüll, war alles andere als normal und es war ihm gleich klar gewesen, dass es sich nicht um ein Problem mit Todessern oder dem Lord handeln konnte. Dafür war Severus viel zu aufgewühlt und panisch gewesen. Als er dann jedoch in der Lehrerwohnung angekommen, und erfahren hatte, um wen es sich bei seinem Patienten handelte, wunderte ihn dieses Verhalten nicht mehr wirklich. Nicht seit der dringenden Ermahnung seines Lords, Harry Potter nicht ein Haar zu krümmen. Der Befehl an sich, mochte nichts besonders überraschendes dargestellt haben, der Tonfall jedoch sehr wohl. Devon hatte nur zu genau gehört, dass es nicht Rach- oder Mordlust gewesen war, die aus dem Lord gesprochen hatte, auch wenn er dies mit keiner Miene zeigte. Nur was genau es stattdessen gewesen war, konnte er noch nicht sagen.   Aus Severus strahlte die Sorge und Angst jedoch aus jeder einzelnen Pore und verhinderte erfolgreich, dass der sonst so gescheite und strategische Mann seine Beherrschung behalten konnte. Das musste er unbedingt im Hinterkopf behalten, denn es machte den düsteren Mann momentan unberechenbar und beinahe gefährlicher als Voldemort persönlich. Angespannt wartete er darauf, dass seine Worte Wirkung bei dem treuen Hauselfen zeigten. Als dieser endlich nickte, eilte Devon an die Seite des Wesens.   Was er dort erblickte, schockierte ihn zutiefst. Er hatte mit einem schweren Sturz vom Besen oder einem missglückten Zauber gerechnet, aber nicht damit, dass er Folterspuren vorgesetzt bekam. “Bei Merlin”, brachte er flüsternd hervor und legte umgehend einen speziellen Diagnose- und Röntgenzauber auf den Verletzten. Während die Zauber all die kleineren und größeren Verletzungen protokollierten, ließ Devon seine lederne Arzttasche aufschnappen und angelte sich ein Stethoskop hervor. Er war auch deswegen so ein erfolgreicher Heiler, weil er sich der Heilkunde von drei Bereichen bediente: Weißer und schwarzer Magie sowie der Muggelkunde. “Verdammt, was soll der Scheiß? Löse endlich die Barriere auf, Dobby!”, befahl Severus wütend und hämmerte mit den Fäusten gegen das unsichtbare Hindernis. Der Elf schüttelte jedoch nur stumm den Kopf und verstärkte sogar die Barriere, wodurch die beiden Severus deutlich gedämmter hörten. Anscheinend begriff dieser, dass Severus ihnen momentan nicht nützen, sondern nur im Weg stehen würde. “Lass ihn wüten. Berichte mir, was du bisher getan hast”, forderte Devon, nachdem er den Jungen abgehört hatte. Der Herzschlag war schnell, aber nicht besorgniserregend. Das leise Nebengeräusch in der Lunge jedoch sehr wohl. Ein schneller Blick auf das Diagnosenpergament bestätigte seine Befürchtung: Eine der lädierten Rippen war mehrfach gebrochen, touchierte den Lungenflügen und sorgte für – bisher - schwache Blutungen. “Dobby hat Harry Schmerzen genommen, gekühlt und ruhig gehalten”, zählte das Wesen auf. “Doch Master wehrt sich gegen den Schlafzauber.” Wie zur Bestätigung zuckte der junge Körper und ein röchelndes Husten erklang. “Verdammt, er darf sich nicht bewegen! Dobby, seine Lunge ist in Gefahr, doch ich kann die Rippen nicht einfach so wieder heile hexen. Wenn ich das mache, richtete sich das Stück auf und schlitzt den Lungenflügel richtig auf.” Es blieb ihm nur eine Wahl, auch wenn dies nicht die richtige Umgebung dafür war, musste er den Eingriff hier vornehmen. Sonst lag hier bald ein toter Harry Potter vor ihnen. Die Auswirkungen dessen, wollte er sich nicht mal ansatzweise ausmalen!  “Wirst du mir helfen und ihm die Tränke in den Magen hexen?” Eifrig nickte das Wesen. “Gut.” Schnell verwandelte er ein Sofakissen in einen kleinen Tisch, ehe er seinen Zauberstab einmal durch die Luft schwenkte um einen Desinfektionszauber über sie zu legen. Nach einem weiteren Schwenker war auf dem Tisch alles mögliche an gereinigten Operationsbesteck, Tupfern, Infusionsbesteck und Jodlösung aufgebaut. Während dessen hatte der Elf keine Sekunde gezögert und drei  von ihm befohlene Tränke in den Jungen gehext. “DEVON, WAS WIRD DAS?”, brüllte Severus alarmiert und feuerte starke Zauber auf die Barriere. Keine Frage, der Mann war wirklich kopflos durch die Sorge. “Ich muss seinen Brustkorb öffnen, um die gebrochene Rippe von seiner Lunge zu entfernen und dann das Loch direkt verschließen. Momentan hat er nur leichte Blutungen, doch es wird ein Blutbad und Harry wird an seinem Blut ertrinken, wenn ich sie einfach so mit einem Zauber entferne. Und das will ja nun niemand“, kam es vom Heiler laut genug, damit Severus sie vor der Barriere verstehen konnte. Seine Stimme war so ruhig und sachlich, wie es sein Innerstes ganz und gar nicht war. Doch er wusste, wenn er nicht die Nerven behielt, war niemandem geholfen. Ein Vitalwert - Überwachungszauber erschien neben Harrys Kopf, während sein eigener Magen Achterbahn fuhr. “Harry …” “Seine anderen inneren Verletzungen sind nicht lebensgefährlich und sein Körper beginnt bereits damit sie zu reparieren. Leider geschieht dies wie gesagt auch mit den Rippenbrüchen und dem muss ich, wie gesagt entgegen wirken.” Fachmännisch streifte er sich die sterilen Handschuhe über. “Lass mich dir helfen!”, rief Severus eindringlich und trat unruhig von einem Bein auf das andere. “Wenn du mir versprichst, ruhig zu bleiben und mir und Dobby zu vertrauen, dann könnte ich deine Hilfe gebrauchen. Bist du in der Lage dich zu beruhigen, meinen Worten zu folgen, dann werden wir dich eintreten lassen.” Devon hatte nicht einmal aufgeschaut, sondern Harry einen Zugang im Arm gelegt und die Infusion angeschlossen. Sie war mit starken Schmerzmitteln der Muggel angemischt, sodass Harry auch dadurch ruhig gestellt werden sollte. “Alles was du willst … nur hilf ihm endlich!”, rief Severus ergeben, während Devon einen Wärmezauber über Harry legte. Der Kreislauf neigte bei jedem Lebewesen in so einer Lage zu kollabieren. “Dobby, lass die Barriere bestehen, dieser abgeschlossene Raum kommt einem sterilen Umfeld am nächsten. Wenn man es so nennen mag … wenn ich nicke, kannst du ihn eintreten lassen.” Ein knappes Nicken war die Antwort. Leise fügte er hinzu: “Hilfe oder nicht, wenn er Theater macht, dann schalte ihn aus, ok? Ich verlass mich auf dich.” Ein weiteres Nicken. Und so zauberte Devon auch Snape rein und kaum das er nickte, flitzte Severus schon an das Kopfteil des Sofas.   Nur am Rande nahm er wahr, dass der angestrengte Zug um die Lippen des Potters verschwand, kaum dass Severus diesen berührte. Aber der Heiler schob es auf die endlich einsetzende Wirkung der Medikamente. “Nimm die Infusionsflasche und dreh den Regler jetzt bis ganz nach oben. Ich fange an. Kipp mir ja nicht um, Severus”, witzelte er und setzte das magische Skalpell auf die bleiche Haut.   Doch kaum das er anfing zu schneiden, zuckte Harry zusammen und eine Magiewelle lief über den Körper des Jungen. Eine Magiewelle, welche dafür sorgte, dass das Skalpell weggedrückt wurde. “Hör auf mit dem Scheiß, Junge. Du liegst quasi im Koma und solltest dazu gar nicht fähig sein.” “Dobby tut was er kann um Harrys Magie zu unterdrücken”, kam es angestrengt von dem Hauself. “Harry, hey, beruhig dich. Alles wird gut. Devon tut dir nichts”, flüsterte Severus ungewohnt einfühlsam, während die langen Finger über das jugendliche Gesicht strichen. Erneut setzte Devon an, doch kaum fing er an zu schneiden, wurde er wieder von der Potterschen Magie weggedrückt. Dieses Mal sogar so stark, dass er nach hinten taumelte. Leider wurde dadurch auch der Blutfluss stärker und schmale Bahnen des wertvollen Lebenssaftes über den lädierten Brustkorb liefen. “Severus, wenn er so weiter macht, wird er sterben! Er behindert mich.” “Er kennt deine Magiesignatur nicht und misstraut dir wohl. Er hat Angst und seine Magie ist gewillt ihn bis zum letzten Atemzug zu verteidigen”, erklärte Severus schwach. Dem Mann war klar, dass Harry mehr oder weniger Selbstmord beging und sie tatenlos zusehen mussten. “Harry, hör auf damit”, schnauzte Snape plötzlich und schlug dem Verletzten sanft auf die Wange. “Hör auf immer alles alleine regeln zu wollen! Dummer, sturer Elfenwolf!” Eine verzweifelte Träne rollte über das kantige Gesicht. Doch es war nicht die Träne, welche Devon aus dem Konzept brachte. “ELFENWOLF? DER JUNGE IST EIN ELFENWOLF UND NIEMAND HÄLT ES FÜR NÖTIG, MIR DAS ZU SAGEN? ER IST EIN VERDAMMTES MAGISCHES WESEN?” “Dobby durfte nicht”, japste der traurig aufgelöste Hauself. “Meinst du, ich geh damit hausieren, oder was? Ich weiß es doch selber erst seit Kurzem und wusste nicht, ob es wahr, oder eine Spinnerei von ihm ist!”, gab Severus giftig zurück. Geknickt erklärte er “Das wollte ich ja heute mit ihm besprechen.” “DER JUNGE STIRBT HIER VOR MEINEN AUGEN UND DU …”, tief Luft holend versuchte er wieder runter zu kommen. Es nützte niemanden etwas, wenn sie sich jetzt gegenseitig an die Gurgel gingen.   Elfenwölfe waren ein Mythos. Eine Legende, von welcher ihm sein erster Lehrmeister erzählt hatte. Auch wenn es sie nicht oder besser gesagt nicht mehr gab, meinte sein Lehrer, dass man nie wusste was das Leben bereithielt. Jetzt war er dem verschrobenen Mann dankbar für diese Weitsicht. “Dobby, ich erlaube dir nach Zabini Manor zu reisen und dort Marta, Garrit und Pricilla abzuholen. Ich brauche sie. Geh, schnell.” Einen Wimpernschlag später war der Elf verschwunden. “Was hast du vor?”, erkundigte sich Severus unsicher und blickte auf den schwebenden Monitor. “Wenn er wirklich ein Elfenwolf ist, brauche ich Elfenmagie um ihn zu retten, sie müssen ihn ‘auftanken’ und ruhig halten. Das erklärt mir auch endlich, warum er sich gegen Dobby zur Wehr setzen kann. Der Kleine ist sturer als ihm gut tut.” Seufzend schmierte er eine Salbe auf die oberflächigen Verletzungen auf dem schmalen Körper des Patienten. “Die drei sind meine Assistenten und sehr erfahren. Pricilla ist zudem recht alt und weiß eine Menge über alte Behandlungsmethoden. Dinge, welche heutzutage nicht mehr gelehrt werden. Severus, wer ist sein Gefährte?” Eine böse Ahnung machte sich in ihm breit. “Sag mir jetzt bitte nicht, dass es unser Lord ist!” Den leicht hysterischen Unterton konnte er nicht vermeiden. “Das … das bin wohl ich”, kam es leise von dem Schwarzhaarigen und Devon hatte erneut den Drang, Severus den Hals umzudrehen, auch wenn ihn diese Aussage erleichterte. Aber damit würde er warten, bis Harry aus dem Gröbsten raus war. Das leichte Lächeln auf den Lippen passte einfach nicht zur Situation und doch machte es Devon klar, warum Severus sich so benahm. Merlin, wo war er hier nur rein geraten? “Wenn das hier vorbei ist, wird dir hören und sehen vergehen”, versprach er dem Lehrer knurrend, da erschienen auch schon die vier Elfen wieder und traten nach einem Reinigungszauber durch die Barriere. “Zu Diensten, Doktor”, kam es von Pricilla. Er hatte den drei verboten ihn Meister zu nennen, solange sie bei einem Patienten waren. “Und jetztß”, erkundigte sich Severus ungeduldig, als Harry sich durch die unbewusst wahrgenommenen Neuankömmlinge wieder zu regen begann. Ein diabolisches Lächeln erschien auf Devons Lippen. “Jetzt, mein lieber Severus, wirst du Harry unter meiner Aufsicht operieren. Du bist sein Gefährte und daher wird er nur bei dir wirklich stillhalten. Wenn ich ihm noch mehr Sedation gebe, kann ich auch gleich den Avada anwenden.” Auffordernd zeigte er auf den Materialen Tisch, wo sich neue sterile Handschuhe und ein neues Skalpell befanden.   Es war ihm beinahe ein Genuss zu sehen, die Gesichtszüge des Mannes entgleisen zu sehen. Doch dieser Anblick war ihm nicht lange vergönnt. “In Ordnung, gib mir das Messer!” Vollkommen erschöpft saß Severus auf der Bettkante, während er Harrys Hand hielt und auf die ruhige Atmung lauschte. Das leise, stetige Piepen des schwebenden Monitors war wie Musik in seinen Ohren, denn es bedeutete, dass das Herz des Elfenwolfes schlug.   Die Operation war grausam gewesen. Allein das Aufschneiden von Harrys Brustkorb hatte ihn eine Menge Überwindung gekostet. Die Geräusche, der Geruch und all das Blut … es war grausam. Dieses Geräusch, als er vorsichtig das Stück Knochen aus der Lunge zog … das kurze Rauschen und Blubbern, als Blut und Luft um das kleine Loch kämpften, es würde ihn wohl nie wieder loslassen und in seine Träumen verfolgen, dessen war sich Severus sicher.   Während sich Severus, Devon und die Elfe Pricilla um die Rippen und Lunge gekümmert hatten, waren die anderen Medi-Elfen damit beschäftigt gewesen, die weiteren Verletzungen zu heilen. Dobby hatte immer wieder Unverständliches gebrabbelt, während er wie der Wächter der Infusion da stand und das Gesicht des Jungen tätschelte. Laut Devon war die Magie der Hauselfen kompatibler mit der magischer Wesen. Severus hatte es einfach hingenommen, Hauptsache Harry wurde wieder gesund. Seufzend ließ er den Kopf hängen. “Nichts als Ärger hat man mit dir, mein Kleiner”, flüsterte er und strich mit dem Daumen über den kühlen Handrücken. “Werde schnell wieder gesund.” Doch laut Devon würde dies noch dauern. Wenn Harry vor morgen aus dem Koma erwachte, war dies schon ein Glücksfall. “Severus? Ich werde jetzt gehen. Es ist bereits drei Uhr morgens. Pricilla wird hier bleiben und den Jungen überwachen. Ihre Magie ist noch stärker, als die Dobbys und kann Harry somit im Ernstfall, wenn der Bengel mal wieder dickköpfig ist, ausknocken”, erklang es monoton von der Schlafzimmertür. Abwesend nickte er, nahm den Blick jedoch nicht von Harrys Gesicht. Die Angst, dass irgendwas geschah, kaum dass er sich abwandte, war noch zu groß. “Du solltest etwas zu dir nehmen und dich ebenfalls ausruhen. Dobby hat Essen für dich gebracht, ehe er wieder verschwand.” Severus ignorierte diese Aussage. Er sollte essen und entspannen, während der kleine Wolf hier wie tot da lag? Niemals! “Severus …” Eine Hand landete auf seiner Schulter. “Als Arzt rate ich dir, auch an dich zu denken. Du weißt noch, was ich dir vorhin sagte? Diese Operation hat eindeutig bewiesen, dass du sein Gefährte bist und als solcher musst du dich auch danach richten. Du hast eine große Verantwortung”, appellierte Devon an seine Vernunft. “Du bist es, den der Junge jetzt am meisten braucht. Auch wenn ich nicht wirklich viel über Elfenwölfe weiß, da ich es einfach als hanebüchene Fantasie abtat, so bin ich mir doch sicher, dass es sich mit der Gefährtensache nicht viel anders verhält, als bei anderen magischen Wesen. Sie brauchen einander, um im körperlichen und geistigen Gleichgewicht zu bleiben. Wenn du jetzt auch noch den Phönix machst, dann wird Harry wach werden und gleich wieder auf hundertachtzig sein, weil er sich Sorgen um dich macht. Dabei muss er sich dringend auszuruhen, denn, ich bin ganz ehrlich, das war verdammt knapp.” Einen Moment blickte Severus einfach nur grübelnd auf den schlafenden Jungen, ehe er seufzte und schwerfällig aufstand. Devon hatte recht. Um Harry behilflich sein zu können, musste er selber in Topform sein. Er musste es irgendwie schaffen, wieder klar und strukturiert denken und handeln zu können. Auch wenn das leichter gesagt war, als getan. “Bedenke, wenn der Lord dich jetzt zu sich ruft, und du aussiehst wie eines der Schlossgespenster, wird er nicht eher ruhen, ehe er die Antworten aus dir herausgefoltert hat. Willst du das?” Mit diesem Argument hatte Devon ihn. Also ließ er sich widerstandslos aus dem Raum führen und auf die Couch drücken. Mechanisch griff er nach einem der bereitgelegten Sandwichs und kaute darauf herum. Als Devon sich, mit dem Versprechen in ein paar Stunden wieder aufzutauchen, verabschiedete, kaute Severus immer noch gedankenverloren und erschöpft auf dem ersten Bissen Brot herum.   Es schmeckte … nach nichts. Höchstens nach Pergament und besaß auch die gleiche Konsistenz in seinen Augen. Aber dass es ihm auch schmecken sollte, hatte er ja nicht unterschrieben. Als wenn er unter dem Imperius stehen würde, griff er nach dem Becher mit Wein und spülte mit der süßlich-herben Flüssigkeit die pappigen Brotreste hinunter. Da er im Augenwinkel sah, dass er von der alten Hauselfe Devons beobachtet wurde, nahm er auch noch die zweite Brothälfte vom Teller und ließ sich gegen die Rücken des Sofas sinken. Finster starte er die Elfe über das Brot hinweg an. Na toll, jetzt hatte er auch noch eine Babysitterin. Aber solange das Wesen Harry versorgte und sich ihm gegenüber zurück hielt, würde er sie gewähren lassen. “Jetzt hab ich ihm nicht mal mehr die Erinnerung daran genommen”, flüsterte der erschöpfte Mann und legte sich einen Arm über die Augen. Er musste sich wohl auf Devons Verschwiegenheit verlassen, aber was war, wenn der Lord den Heiler zu sich rief und gar in dessen Geist eindrang? Griff der Verschwiegenheitsschwur der Heilerzunft auch dann?   Severus wusste es nicht und wollte auch nicht darüber nachdenken. Viel eher musste er sich Gedanken machen, was nun geschehen musste. Für ihn war klar, dass Albus etwas mit Harrys Zustand zu tun hatte. Wer sonst, wo doch Hogwarts durch die Ferien quasi leer war? Zudem war der Gryffindor kurz nach dem Mann verschwunden und der Blick war unmissverständlich gewesen. Damit stand für ihn fest, dass Harry auf keinen Fall hier in der Schule bleiben konnte. Hier streunten mindestens zwei Erwachsene herum, die es nicht gut mit dem kleinen Wolf meinten und Severus konnte hier nicht frei genug agieren, um den Jungen zu beschützen. Er musste hier weg um einen Plan zu entwickeln und er würde seinen kleinen Wolf hier garantiert nicht alleine zurück lassen! Rache servierte man ja auch am besten kalt. Entschlossen stopfte er sich die Brothälfte in den Mund. Wer auch immer an diesem Vorfall beteiligt war, würde ihn kennenlernen! Nachdem er nicht nur die Tür zusätzlich gesichert, sondern auch einen kurzen Abstecher unter die Dusche gemacht hatte, um die Reste der Anstrengungen von seinem Körper zu waschen, lag er neben Harry auf dem Bett und strich dem Jungen durch die verwuschelten Haare. Er zweifelte nicht an den Worten des Heilers, dass es knapp gewesen war. Das laute Schrillen des Überwachungszauber, als Harrys Werte in den Keller gingen, klingelte jetzt noch in seinen Ohren und schickte eine Gänsehaut über seinen Körper. “Das nächste Mal passe ich besser auf. Versprochen”, flüsterte er leise, ergriff Harrys Hand und schloss die Augen. Nur Sekunden später fiel er in einen unruhigen Schlaf, bewacht von einer aufmerksamen Medi-Elfe, welche ihm eine Decke überlegte. Stimmen, so dumpf als wenn er unter Wasser wäre, drangen zu ihm heran. Ein fernes Rauschen, welches fetzenartige Akustik an ihn heranbrachte. Schemen tanzten durch den Dunst an ihn heran, sprangen weg und wiederholten das Spiel wieder und wieder. Ein hartes, grausames Lachen durchschnitt diesen wattig-diffusen Zustand, wie ein warmes Messer einen Klumpen Butter. Ein großer, unförmig wirkender Schatten nährte sich ihm und ganz automatisch machte sich Angst in ihm breit. Was war hier los? Etwas, das er sich ganz nebenbei fragte, während sein Herzschlag in den Ohren dröhnte, sein Magen sich vor Anspannung verknotete und Schweiß in dünnen Bahnen über seine Schläfen hinab lief. “Was ist hier los? Wo bin ich hier?”, erkundigte er sich mit allem zusammengekratzten Rest von Mut bei den Schemen. Wieder drang nur dieses Lachen zu ihm durch. Niemand offenbarte sich und Harry war stark darum bemüht, seine Erinnerung wieder zu finden.   Er erinnerte sich daran, dass er in der Großen Halle gewesen war. Daran, dass ihm ein Gespräch mit Dumbledore bevorstand, worauf er absolut keine Lust hatte und dafür viel lieber Zeit mit Severus verbringen wollte. Dann hatte er sich schlecht gelaunt auf den Weg zum Büro des Direktors gemacht, in der festen Überzeugung, das ganze Theater schnell hinter sich zu bringen. Wenn er einfach nur zustimmte und reumütig tat, ließ Dumbledore ihn sicher gehen. Doch dann … war er überhaupt jemals dort angekommen? Erinnerungsstücke von Händen, welche ihn ergriffen und einen Sack über seinen Kopf stülpten, überfielen ihn. Er war überfallen worden, aber von wem und warum? Sein Gehirn war wie ein Sieb, mit dem er versuchte Wasser zu schöpfen. War man schon auf der Suche nach ihm? Schließlich war er nie beim Direktor angekommen und der Mann hatte bestimmt schon Leute zur Suche geschickt. Dieser hoffnungsvolle Gedanke, an den er sich wie ein Ertrinkender klammerte, verblasste jedoch, als ihn etwas am Rücken traf und gefühlt seine Haut bis zu den Knochen aufschlitzte. Nun waren es Blut und Schweiß, welche heiß über seinen Körper rannen. Harry versuchte zu schreien … aber kein Laut kam mehr aus seinem Mund. Ein lachendes Pferd tauchte vor ihm auf. Ein Zwerg kam von der Seite auf ihn zu und richtete den Zauberstab auf ihn. Der neue Schmerz war glühend und Harry war sich sicher, etwas war gebrochen. Schmerz walzte durch seinen Körper und schwarze Ränder erschienen in seinem Gesichtsfeld. Was war alles geschehen? Er war außer Atem und alles tat weh. Er ruckelte, versuchte irgendeinen Laut zu machen, versuchte mit den Augen zu flehen, dass sie ihn freiließen. Doch nichts brachte etwas. Schläge und Tritte trafen ihn. Das Lachen, Kichern und Murmeln kreiste um ihn, wie ein Satellit um die Erde. Er konnte sich bewegen. Zauberstab in der Hand. Taumelte haltlos auf die Schemen zu. Schickte Zauber, doch keiner vermochte den Dunst zu durchqueren. Plötzlich schoss eine der gruseligen, bedrohlichen Gestalten heran, und ganz in seiner Nähe hörte er die dunklen Worte, welche den Gefangenen nicht in Angst, sondern Panik versetzten: “Kämpf, Potter. Kämpf um dein Leben, sonst nehme ich es dir. Haar für Haar. Hautschuppe, für Hautschuppe. Körperteil für Körperteil.” Versprechen, nicht Drohung. Eine Tür erschien plötzlich glasklar und Harry stürzte taumelnd hinaus. Die Gedanken waren tot, jetzt siegte sein Instinkt, der ihm sagte, er musste unbedingt zu Severus. Niemand war da, der ihm half, das Blickfeld rot getrübt von Blut, welches ihm in die Augen lief. Er war ganz alleine in dem kalten Schloss. Er wusste nicht, was genau passiert war, und er wusste auch nicht ob er es schaffte, aber der Gedanke an Severus trieb ihn vorwärts. Schritt für Schritt. Blutstropfen für Blutstropfen zog er sich orientierungslos durch die Flure, bis unerwartet eine Treppe auftauchte und er haltlos hinab fiel. “AAAAAAHHHH”, schrie er laut und richtete sich ruckartig auf. Ein Traum … das alles war nur ein Traum, denn er saß hier in seinem Bett und anhand der Helligkeit vermutete er, dass er gerade mitten in der Nacht aus einem fiesen Albtraum geschreckt war. Ein Albtraum der Lücken aufwies, aber deswegen eine nicht weniger erschreckende Wirkung hatte.   Harry wollte sich schon wieder hinlegen und dabei selbst ein wenig auslachen, um so den Stress abzubauen, da hörte er das Piepen, spürte wie schlecht er sich fühlte, merkte das irgendwas an ihm klebte und in seinem Arm steckte. Das Piepen wurde schneller, als er schwach und leise ächzend nach seiner Nachttischlampe tastete und dabei merkte, dass dies unmöglich sein Bett sein konnte. Nicht nur war dieses Ding viel zu groß, DA LAG AUCH NOCH JEMAND!   Hektisch versuchte er, unter dem nun schon geradezu schreienden unbekannten Geräusch, wegzukriechen. Sie hatten ihn gefunden, die Schemen, sie würden ihn weiter foltern und auslachen. ER MUSSTE HIER WEG! “Harry, hey, Harry beruhig dich”, dröhnte es von der unbekannten Person, eine Kerze wurde angezündet und aus der Dunkelheit schälte sich ein kantiges, scharfes Gesicht mit dunklen Augen. Japsend versuchte Harry zurück zu weichen, doch nicht nur die Bettkante stoppte ihn, sondern auch kleine Hände, welche verhinderten dass er von eben jener hinunter fiel. Panisch glotzte er zu der anderen Seite, um zu sehen, wer ihm da den Weg versperrte und blickte direkt in ein übermäßig runzeliges Gesicht, welches ihn grimmig anblickte. Hände glitten von beiden Seiten auf ihn zu und Harrys Verstand machte das einzig für ihn vernünftig erscheinende: Er schaltete sich erneut aus und der immer noch schwer verletzten Jungen wurde in die heilende und Schutz versprechende Ohnmacht geschickt. Kapitel 32: ------------ Ein paar Stunden später, außerhalb von Hogwarts. In Malfoy Manor saß Tom am reichhaltig gedeckten Frühstückstisch und genoss es wirklich, wie unkonzentriert die Anderen deswegen wirkten. Ob es nun an seinem schlangenhaften Aussehen oder ganz allgemein an ihm lag, war ihm recht egal. Wenn er ihnen mit seiner Anwesenheit ein wenig den Appetit verdarb, war dies für ihn wie eine indirekte Strafe für ihre Unzulänglichkeiten. Einzig Bella schien sich darüber zu freuen, dass er seit langem mal wieder beschlossen hatte, ein gemeinsames Frühstück anzusetzen. Es waren zwar nur die Familien Lestrange und Malfoy anwesend, aber das reichte vorerst zur Belustigung.   Die Elfen hier verstanden sich wirklich darin, ein leckeres Mahl zu bereiten und auf die Vorlieben der am Tisch sitzenden zu achten, aber das wunderte ihn nicht, wusste er doch, dass Narzissa ihre Elfen mit strenger Hand führte. Zwar lernte jede Elfe lesen, schreiben und rechnen, aber dieses immerhin mit Strenge und Konsequenzen, sobald sie versagten. Nicht mit diesem Kuschelkurs, welche man heutzutage so oft zu sehen bekam - in allen Bereichen des Lebens.   Er war gut gelaunt, war er doch seit Freitag von allerlei Ausbrüchen seitens Potters verschont geblieben. Anscheinend hatte sich der Junge an seine Mahnung gehalten. Gut für ihn. Vielleicht nicht ganz so gut für seine Anhänger, welche sich nun mit dieser verhältnismäßig guten Laune konfrontiert sahen. “Und dann, hat er einfach angefangen zu heulen, wie ein Kleinkind. Das war vielleicht ekelig, dieser ganze Rotz, das kann ich euch sagen. Also hab ich ihm die Zunge rausgeschnitten. So war es wenigstens nur noch Gurgeln und nicht Schreien.” Gut gelaunt kichernd, ließ sich Bellatrix über eins ihrer letzten Opfer aus und wedelte mit einem aufgespießten Stück Fleisch herum, ehe es in ihrem Mund verschwand. Eine Redepause, wegen der wohl niemand am Tisch wirklich traurig war. “Blut und Rotz zusammen sind wirklich nicht schön und gehen so schlecht aus der Kleidung raus. Eine Dame muss immer auf sowas achten. Also hab ich ihm auch … “ “Bella, halt den Mund!”, befahl Narzissa streng und mit finsterem Blick, ehe sie unsicher zu ihm blickte. Schließlich hatte sie gerade eine der folgsamsten und höheren Todesserinnen angebrüllt, während der Lord höchstpersönlich quasi daneben saß. Darauf konnte tendenziell auch schon mal ein kleiner Fluch stehen. Doch er hob nur die Hand und winkte ab. “Macht nur weiter. Es ist gerade so unterhaltsam. Tut einfach, als wäre ich nicht da.” Innerlich grinsend nahm er die Tasse mit Kaffee und lehnte sich, gespannt auf das Kommende, zurück. Menschen waren herrliche Marionetten. Einen Moment blickten ihn alle unsicher an, dann schienen sie den Befehl dahinter verstanden zu haben. Nun kicherte Bellatrix erneut wie eine Banshee unter dem Crucio und dem Anführer der dunklen Seite lief es kalt den Rücken herunter. Nicht aus Genuss, nein, er konnte dieses Geräusch insgeheim nicht wirklich ausstehen und sah daher auch immer zu, dass Bellatrix möglichst weit weg von Malfoy Manor war. Sollte die es ruhig als ‘Sonderstatus’ ansehen. Es verhinderte, dass ihr die Stimmbänder gekappt wurden und ihm somit eine hilfreiche, begabte und loyale Marionette fehlte. Quid pro quo, also. “Und dann … dann war da letztens noch dieser Muggel-Priester, welcher mich doch tatsächlich für einen Vampir hielt. Nur weil ich ein wenig mit seinem Schützling spielte und diesen vielleicht etwas zu sehr in den Hals biss”, flötete die Schwarzhaarige, schnalzte mit der Zunge und schüttelte ungläubig den Kopf. Rodolphus versuchte seine Frau durch ergreifen des Armes zu stoppen, wurde allerdings abgeschüttelt und wie eine Schmeisfliege angesehen. Seufzend widmete sich der verschwiegene Mann wieder dem Essen vor sich. Geborene Black Frauen waren dominant, egal wie es in der Öffentlichkeit wirken mochte.   Lucius bat um Anstand und Narzissa fauchte ihre Schwester erneut an. Drohte sogar damit, dass die ihr gegenüber Sitzende stumm zu hexen . Doch von sowas ließ sich eine Bellatrix nicht im Geringsten beeindrucken, überging all dies einfach und erzählte fröhlich von der ‘Erziehung’ eines jungen, aufmüpfigen Werwolfs. “Ich glaube, ich bin satt”, murmelte Draco Malfoy und schob den Teller, auf dem noch reichlich viel drauf war, von sich. “Ich werde mich zurückziehen, so ihr gestattet, mein Lord?” Da fiel diesem wieder ein, dass er den jungen Malfoy ja noch einiges in Bezug auf Hogwarts fragen wollte. Nun warum dann nicht jetzt direkt? Es würde ihn zudem von dem wenig Erfolg versprechenden Beweise suchen ablenken. Projekt ‘Verwandtschaft mit Harry Potter’, erwies sich als ebenso nervenaufreibend wie ‘Übernahme des Ministeriums’. Zudem hatte er ein Gespräch zwischen Malfoy Junior und Senior aufgeschnappt, welchem er auf den Grund gehen wollte. Es war Zeit die Loyalität zu prüfen, beschloss er gehässig.   “Draco, du bleibst. Ihr Anderen: Geht. Sofort! Ihr habt alle Aufgaben zu erledigen!” Der Junge erbleichte und der Rest sah zu, dass er Land gewann. Auch wenn er deutlich sah, wie ein verängstigter Zug um Narzissas Mund erschien, ehe sie von Lucius aus dem Raum geschoben wurde und die schwere Tür hinter ihnen zu fiel. Mütter! “Folge mir”, befahl er knapp und erhob sich, um in sein Arbeitszimmer zu wechseln. Der Raum war von ihm mit starken, individuellen Schutzzaubern versehen worden, sodass sie ungestört reden oder, falls nötig, auch ‘reden’ konnten. Zufrieden hörte er, wie der Junge schnellen Schrittes hinter ihm herkam.   Verunsicherung und Angst schwängerten die Luft, denn so kühl und distanziert Junior auch auf den ersten Blick wirken mochte, Voldemort sah die Gegenbeweise. Das leichte Zucken der Hände. Die Augen, welche ihn verkrampft ansahen und das Blinzeln unterdrückten und auch jedes Zusammenzucken, sobald er selbst auch nur zu tief atmete. Schweigen war manchmal einfach eine sehr erfolgreiche Foltermethode. Er beschloss den Jungen zu erlösen, als dieser mehrmals schwer schluckte. Nicht dass der Jüngling noch das Sprechen verlernte oder eine Herzattacke bekam, das wäre nun doch unpraktisch und mit einem Nifflerschwanz behaftet. “Nun, Draco. Was gibt es neues in Hogwarts?” Langsam lehnte er sich vor, stützte die Ellenbogen auf dem Schreibtisch ab und legte die Fingerspitzen aneinander. Es dauerte einen Moment, dann blinzelte der Blonde heftig und schien diese unscheinbare Frage endlich verstanden zu haben. “Es sind Ferien, mein Lord und ein Großteil der Lehrer, und auch der Schüler, ist nach Hause gefahren. Nur Dumbledores, die Löwenfrau, der Geist, der Wildhüter und Umbridge sind dort geblieben.” “Alles Dinge, welche ich bereits von Severus weiß”, antwortete der Lord ungehalten, besann sich jedoch darauf Ruhe zu bewahren. “Erzähl mir etwas über diese Umbridge.” Nun sah er einen Schimmer von Stolz über das Gesicht huschen und Draco richtete sich etwas auf. “Diese Umbridge ist Fudge und dem Ministerium treu ergeben. Jedoch kann sie Dumbledore ebenso wenig leiden wie wir und macht auch keinen Hehl aus ihrer Abneigung den Löwen gegenüber. Sie hält viel auf reines Blut und verabscheut Gestalten wie Hagrid oder den Geister Professor. Ich bin, wie einige andere auserwählte Slytherins, Teil ihrer Schutztruppe. Das Inquisitionskommando, welches besondere Befugnisse erhält. Mrs. Umbridge hat eine ganze Menge neuer Ausbildungserlasse eingeführt, die, so gebe ich gerne zu mein Lord, nicht immer ganz sinnig sein mögen. Jedoch sind für uns Slytherin unglaublich hilfreich. So verbot sie pauschal alle Schüleraktivitäten von mehr als drei Personen, ob nun Schachclub oder Quidditch. Für alles muss sich eine Erlaubnis bei ihr abgeholt werden.” Ein dunkles Grinsen erschien auf dem jungen Gesicht. “So musste Gryffindor lange betteln, um eine Spielerlaubnis zu bekommen. Ohne Harry Potter, der ein Spielverbot von der guten Mrs. Umbridge verhängt bekam, haben sie jedoch keine Chance gegen uns, mein Lord. Der Quidditchpokal wird dieses Jahr an Slytherin gehen.” Selbstzufrieden neigte der Junge kurz den Kopf. “Quidditch interessiert mich nicht im Geringsten”, antwortete Voldemort mit einer wegwerfenden Handbewegung. Hatte es zu der eigenen Schulzeit nicht und würde es wohl niemals. Nur ein paar Idioten auf Besen, welche einem kleinen goldenen Ball hinterher flogen und sich potenziell den Tod auf den Hals schickten. Er hatte sich schon damals nicht primär damit beschäftigt, dass sein Haus herausragend dastand. Das war eher eine Folge seiner Bemühungen für sich selbst gewesen. “Erzähle mir etwas über die Aufgaben dieses Inquisitionskommando!” “Ähm …” Interessant, anscheinend hatte der Bengel tatsächlich geglaubt, mit dieser Aussage über Quidditch Pluspunkte herauszuschlagen. Aber wie sollte auch ein beschränkter Teenager verstehen, dass es größeres und wichtigeres in der Welt gab? “Also”, fand Draco seine Souveränität wieder. “Als Inquisitionskommando haben wir die Aufgabe, Augen und Ohren für Umbridge zu sein. Sehen wir verdächtige Aktivitäten, können wir direkt Punkte abziehen und die Verdächtigen direkt bei ihr abliefern, welche dann über die Strafe entscheidet. Gerade die Gryffindor, und vor allem Potter und seine Freunde, zeigen immer wieder auffällige, rebellische Verhaltensmaßnahmen.” Petzen. Ein anderes Wort fiel dem Lord dafür nicht ein. Und dass die Frau dafür Slytherins einsetzte, war alles andere als Vorteilhaft für dieses Haus, denn Petzen und Verräter lebten ein gefährliches und auch oftmals kurzes Leben. Wie er ja nunmal selber oft genug bewiesen hatte. Dass Draco dabei solch ein Hochgefühl empfand, machte den Jungen zu einer potenziellen Gefahr für ihn. Für Macht tat der Junge so einiges und das musste er im Hinterkopf behalten. Draco folgte ihm letztendlich nur aus Angst. Auf dem Befehl seiner Eltern und dem Ausblick eines guten, mächtigen, Ansehens in der Gesellschaft. Dies wurde ihm gerade bewusst. Wenn er den Jungen beseitigen musste, konnte dies zudem an der Loyalität der anderen Malfoys rütteln. Am liebsten würde er jetzt genervt stöhnen. “Harry Potter also wieder mal, dieser nervige Möchtegern-Held”, schnarrte er stattdessen und erntete ein zustimmendes Nicken. “Dann erkläre mir doch mal, was der Goldjunge jetzt schon wieder treibt.” Eine Aussage, der Draco mit Feuereifer nachkam und ein wenig seine Contenance verlor. Tom ließ ihn einfach reden, auch wenn der Malfoy nicht merkte, wie viele Minuspunkte er gerade sammelte, weil er sich so über den Grünäugigen ausließ. Der Hass von Draco schien tief zu sitzen.   Aber so erfuhr er, dass Harry wirklich vier Freunde um sich geschart hatte, da die Tochter von Lovegood wohl dazu gestoßen war und dauernd mit Harry gesehen wurde. Irgendwie beruhigte ihn dies im Bezug auf das komische Verhältnis zwischen Severus und dem Jungen. Weiter erfuhr Tom, dass Harry nicht nur einmal Nachsitzen bei Umbridge aufgebrummt bekommen hatte. Einfach weil dieser den Mund nicht halten konnte, weiterhin darauf bestand, dass Tom zurück war und es in die Welt hinaus trug. Über die Strafmaßnahmen selber konnte Draco nichts berichten, nur dass keiner der Nachsitzenden darüber ein Wort verlor und künftig vor Umbridge kuschten. Diese wiederum betonte immer wieder, wie stolz sie über ihre kleinen Hilfsmittel war. Natürlich kuschte Harry Potter nicht, aber das hätte Tom auch wirklich sehr gewundert. Unerwarteter Weise empfand er so etwas wie Stolz für den Jungen, der sich niemanden beugte. “Aber, und das sage ich jetzt wirklich ungern mein Lord, aber Severus verhält sich komisch”, beichtete Draco ihm nach einem Moment des Schweigen. Neugierig legte Tom den Kopf schief. Na wenn sie da mal nicht zum wirklich spannenden Teil kamen. “Inwiefern?” “Mein Lord, verzeiht die Frage, aber habt Ihr ihm aufgetragen für Potter Partei zu ergreifen, selbst gegen mich?” Tom schwieg und machte mit einem scharfen Blick klar, dass der Jüngere weiter reden sollte. Nach dem dieser tief durchgeatmet hatte, erklärte er die Frage. “Freitag vor den Ferien habe ich gemerkt, wie Lovegood und Potter mal wieder wie Verrückte durch die Schule gealbert sind. Ein Verhalten, welches Mrs. Umbridge nicht gut heißt, also wollte ich ihnen Punkte abziehen. Dann sah ich jedoch, wie die beiden in Richtung Kerker gingen und schlich ihnen hinter her. Ich wollte wissen, was sie dort zu suchen hatten, da die Antwort eigentlich ‘Nichts’ ist. Doch sie gingen am Slytherin Portal vorbei und gut gelaunt weiter in Richtung Severus Wohnung, da habe ich sie aufgehalten und zur Rede gestellt. Potter jedoch beleidigte mich. Plötzlich erschien Severus, schickte die beiden ohne große Verwunderung in seine Wohnung und bezichtigte mich schließlich der Schande für Slytherin. Er nahm Potter in Schutz.” So war das also, Severus hatte dem Jungen höchstwahrscheinlich zum Eigenschutz eine Blockade aufgelegt. Es passte mit der Ruhe in seinem Kopf zusammen. Jedoch, allein dass Draco dies erzählte, zeigte wie tief gekränkt der Junge war und sich über die Befehle von Severus und Lucius hinweg setzte. Tom hatte nämlich gehört, wie Malfoy Senior dem Junior ermahnte und auch darauf beharrte, dass Severus Recht hatte, den Verdruss darüber herunter zu schlucken. Zudem hatte Senior gesagt, dass Potter nunmal unter dem Schutz des Lords stand und damit alles korrekt wäre. Etwas was ja eigentlich auch schon bei Draco angekommen sein sollte. “Draco, erinnerst du dich an meine Anweisung, Harry Potter in Ruhe zu lassen und aufzupassen, dass ihm kein Leid geschieht?” Seine Stimme war kalt. Er hatte die Nase voll von diesem eingebildeten, missgünstigen Blonden vor sich. “Mein … mein Lord?”, brachte der Junge nur krächzend hervor. Tom jedoch sprach einfach weiter, hatte er doch keine wirkliche Antwort auf diese rhetorische Frage erwartet. “Stellst du meine Entscheidungen wirklich in Frage?” Der Zauberstab erschien in seiner Hand und er strich sanft darüber. “Severus handelt auf meinen Befehl und hält sich somit daran, Potter zu schützen. Wenn du wirklich daran zweifelst, muss ich wohl glauben, dass du auch an mir zweifelst …” Der Zauberstab zitterte vor unterdrückter Wut und bestimmt blitzten seine Augen rot auf. “Ob du eine Schande für Slytherin bist, mag ich noch nicht beurteilen. Aber ich kann sagen, du bist eine Schande für deine Familie, vor allem für deinen Vater.” Unruhig begann Draco auf dem Stuhl hin und her zu rutschen. Die Augen huschten umher, als würde er einen Ausweg suchen und so möglich, wurde der Junge noch blasser. “Ich weiß, dass dein Vater dich genau instruiert hat, was deine neue Aufgabe und auch den Rat angeht, diese Unstimmigkeit mit Potter und Severus zu vergessen. Ich habe meine Ohren überall und weiß, dass da noch mehr war.” Böse funkelte er den Gegenübersitzenden an, seine Schlangenillusion verzog sich zu einem ebenso Unheil versprechenden Lächeln. “Draco, Draco, ich hielt dich für so schlau, aber … sollte ich mich da wirklich geirrt habe?” Eine weitere Frage, auf die der Junge klug genug war nicht zu antworten. Stattdessen senkte er reumütig den Kopf und beteuere wie leid es ihm tue sowie dass er dem Lord vertraute. Dass die Anweisungen schon richtig waren und er sich einfach nur dumm verhalten habe. Zukünftig würde er Potter wie einen Schnatz hüten, so die Aussage des Jungen. “Ich will dir für den Moment glauben und verzeihen, junger Malfoy. Du hast Potenzial und ich glaube, aus dir könnte etwas Großes werden.” Nun konnte der Junge seine nüchtern-neutrale Miene nicht mehr aufrechterhalten und starrte ihn geradezu an. “Mein Lord … ich danke Euch. Ihr seid zu gnädig.” Dieser überging die Lobhudelung einfach. “Jedoch möchte ich dich dringend daran erinnern, wie dein wahrer Auftrag gegenüber Harry Potter aussieht. Du wirst keine Punkte abziehen, du wirst ihn vor Umbridge Strafen bestmöglich bewahren und du wirst dich bei Severus ebenso entschuldigen, wie bei Harry Potter.” Bei dem schweren Schlucken hätte er am liebsten gehässig gelacht. Entschuldigen war nichts, was Draco in die Wiege gelegt worden war. “Du kannst jetzt gehen.” So elegant und gesammelt wie möglich, stand der Jüngere auf, verbeugte sich tief und verschwand aus dem Büro. Wohl wissend, dass er gerade nur haarscharf einem Crucio entgangen war. Ja, das sprach wohl eindeutig für die gute Laune des Lords. Fest stand, er musste Draco im Auge behalten und das nächste Mal würde der Junge nicht so glimpflich davonkommen! Grübelnd saß Tom noch Stunden später in seinem Büro und ließ sich das Gespräch mit Malfoy Junior durch den Kopf gehen. Eine Elfe hatte ihm Tee und Gebäck gebracht und Nagini war von einem ihrer Streifzüge zurückgekehrt und ruhte nun am magischen Feuer. Sie musste sich nach der Kälte draußen erstmal aufwärmen. Er selbst hatte inzwischen die Illusion aufgehoben und strich sich seufzend durch die Haare. ~Was ist dein Problem, Tom?~, erkundigte sich das Reptil schläfrig. ~Du wirkst so unruhig.~ Erneut seufzend stand er auf und setzte sich einfach neben die Schlange, welche ihren massigen Kopf auf seine Beine legte und Streicheleinheiten einforderte. Man sollte es nicht meinen, aber dieses riesige Reptil war recht verschmust. ~Mein Problem ist, dass ich so eine Person wie diese Umbridge eigentlich gut heiße. Sie hat ähnliche Ziele wie wir, auch wenn sie Fudges Schoßhündchen ist. Mit ihr könnte man arbeiten, wenn ich sie auf unsere Seite holen würde. Vielleicht würde sie sich sogar als Ministeriumsspion eignen.~ Damit offenbarte er eine Seite der Medaille ‘Umbridge’. ~Aber?~ ~Nun, wenn ich daran denke, wie sie vor allem mit Harry umgeht, dann möchte ich sie mir einfach nur schnappen und eine Reihe Flüche testen. Ich habe in einem alten Buch ein paar sehr interessante gefunden. Harry wollte es nicht sagen, aber doch glaube ich ihm das mit der Blutfeder und DAS kann ich keinesfalls gutheißen. Niemand rührt Potter an! Nagini, ich kenne dieses Artefakt. Es ist hochgradig schwarzmagisch und gehört zu den Folterinstrumenten. Dass eine Ministeriumshexe sowas verbotenes benutzt, verstärkt meinen Hass gegen das Ministerium immens. Ich versteh mich selber nicht mehr, Nagini.”~ Grübelnd legte er den Kopf in den Nacken. Nur dem Reptil gegenüber konnte er sich so immens öffnen. Wem sollte sie es auch weiter erzählen?   Er hatte sich verändert, wieder einmal. Erst Tom das Waisenkind, dann Tom der wissbegierige Hogwartsschüler, dann Angestellter bei Borgin&Burks und schließlich Voldemort. Doch wirklich lange hatte er es nicht genießen können - jedenfalls nicht so lange wie er geplant hatte - und musste jahrelang als schlichte, parasitäre Existenz dahinvegetieren. Ein grausamer Zustand, bei dem er erst wirklich zu schätzen wusste, was er vorher hatte. Und dann war er durch niemand anderen als den Grund für dieses unwirkliche Leben wieder zu einem Körper und richtigen Leben gekommen. Und das hatte ihn verändert. Diese Verbindung die er zu Potter hatte und all die Gespräche, welche sie geführt hatten, hatten Spuren hinterlassen. Ein Fakt, der ihn wirklich störte! Er war der Erbe Slytherins, Voldemort, der dunkle Lord und kein träumerischer Hufflepuff. Dieser Schwachsinn hatte einfach keinen Platz in seinem Leben! Und doch … ~Du magst ihn.~ Blinzelnd tauchte Angesprochener aus seinen Gedanken auf. ~Was? Was redest du da, Nagini? Wen mag ich?~ Zischendes Schlangenlachen erklang, während das Reptil sich aufrichtete und Tom in die Augen sah. ~Menschen sind so dumm. Wer bereitet dir solche Sorgen? Über wen regst du dich dauernd auf, so dass ich nicht ruhig schlafen kann? Weswegen willst du die Menschenfrau töten, ist es nur weil sie dein Spielzeug beschmutzt?~ ~Harry ist kein Spielzeug!~, rief er aufgebracht aus und kniff augenblicklich die Lippen zusammen. Was erzählte er denn hier? Erneut lachte das Reptil, schwenkte den Kopf hin und her und züngelte ihm einmal kurz über die Wange. ~Denk darüber was du willst. Harry Potter kann dein Vorteil oder dein Nachteil sein. Mit ihm als Vorteil, hättest du vielleicht mehr Jagdglück~, säuselte das Reptil, ehe sie ihren massigen Körper über seine Beine in Richtung Tür schob.     Nagini glitt ohne ein weiteres Wort aus ihrer magischen Tür hinaus und ließ den überrumpelten Tom einfach im Raum zurück. Bis tief in die Nacht hatte er sich im Büro verbarrikadiert und war schließlich dort eingeschlafen. Teilweise einfach nur stumpf aus dem Fenster geglotzt, ohne dass er einen klaren Gedanken hatte denken können. Der wenige Papierkram, welchen er erledigte, war für sonstige Verhältnisse schlampig. Und doch konnte er nichts dagegen tun, denn sein Unterbewusstsein war zu aktiv; schickte ihm immer die Ahnung einer Logik aus all dem, nur um direkt wieder zu verpuffen. Am nächsten Morgen - nach einem kurzen Frühstück, bei dem die anderen wieder seiner Unterhaltung und Ablenkung dienten - stürzte er sich wieder in die Aufgabe der Ministeriumsübernahme. Ganz nebenbei eine gute Möglichkeit um Fudge und seine Speichellecker von Schoßhunden ein ‘unangenehmes Leben zu bereiten’. Er führte Gespräche, bestrafte den ein oder anderen inkompetenten oder einfach viel zu dummen Todesser und schrieb die ihm wichtigsten Punkte auf eine Liste. Die Regierung sollte wenigstens die Chance auf eine friedliche Übernahme bekommen, so fair war er dann doch. Ein Gentleman, geradezu. Auf dem Weg in den Garten, wo er sich eine Pause gönnen wollte, sah er Draco und Zabini Junior um eine Ecke huschen. Kurz überlegte er, ob er auch den dunkelhäutigen Jungen befragen sollte, verwarf den Gedanken dann jedoch wieder.   Lieber versuchte er Kontakt zu Harry auf zu nehmen. Vielleicht bekam er ja von der Quelle die besten Informationen? Doch so sehr er es auch versuchte, er bekam einfach keine Verbindung hergestellt. Schnaubend atmete er die kalte Luft aus, presste die Zähne zusammen und wirbelte herum. Wenn der Junge meinte mal wieder bocken zu müssen, dann bitteschön!   Am Mittwochmorgen versuchte er es erneut. Er hatte beschlossen den Jungen damit nicht durchkommen zu lassen. Selbst wenn diese Barriere von Severus gemacht wurde und dieser Kerl bekannter Maßen der stärkste Okklumentiker der westlichen Hemisphäre war, so würde er es weiter versuchen. Irgendwann würde Potter schon merken, dass er anklopft und dann würde der Bengel was zu hören kriegen! Auch wegen der unsinnigen Aussage, dass sie miteinander verwandt waren. Die leise Stimme seines Unterbewusstseins, dass er sich Sorgen machte, erstickte er einfach mit Wut und Entschlossenheit. Doch wieder hatte er keinen Erfolg; stieß immer nur gegen die schwarze Mauer um Harrys Geist und perlte daran an ab, wie Wasser von einer Aloe Vera Pflanze. Es war so anders, als die Momente, wo er schonmal kein Kontakt aufnehmen konnte. Es zu benennen gelang ihm jedoch nicht.     Am Mittwochabend riss ihm der Geduldsfaden. Beim Abendessen hatte er es erneut versucht, doch nichts. Nicht mal die kleinste Stelle gab nach. Eine dunkle, schwere und unheilversprechende Magiewell rauschte durch den Raum und ließ die Anwesenden keuchen oder unterdrückt wimmern. Geschirr fiel vom Tisch und die Fackeln sowie Laternen flackerten ruhelos. Kommentarlos rauschte er aus dem Raum, jede einzelne Tür laut hinter sich ins Schloss fallend lassend. In seinem Wohnbereich angekommen, verstärkte er als erstes den Muffliato, ehe er laut die Wut und deutlich stärker geworden Sorge heraus schrie. Es war auch Wut auf sich selbst; die Schwäche welche er zeigte.    Wie war das noch mit Vor- oder Nachteil? Nun, momentan war Potter eindeutig ein Nachteil für ihn. Auf jeden Fall in seinen Augen. Ganz klar, irgendwann würde er Potter brechen. Irgendwann würde er diesen Nachteil ausmerzen. Irgendwann - Morgen, würde er Severus hier antreten lassen und für die von ihm eingerichtete Blockade leiden müssen. Schnaubend ließ er sich rückwärts ins Bett fallen. ~Du nervst, Tom!~, zischelte es aus der Dunkelheit und ein schwerer Körper klatschte auf das Bett sowie auf seinen Kopf und schickte ihn gegen seinen Willen ins Reich der Bewusstlosigkeit. Kapitel 33: ------------ Harry schlug die Augen auf. Von einem auf den anderen Moment war er aus dem Reich der Träume entkommen. Das Gefühl der Angst und auch der Wut verblassten rasant und ließen ihn wach, aber konfus zurück. Sein Körper fühlte sich ähnlich an wie damals, als der Schönling von Professor einfach seine Knochen verschwinden ließ. Nur halt dieses Mal am ganzen Körper. Was ein ziemlich ekliges und irgendwie unwirkliches Gefühl war. Wo war er? Was war geschehen? Ein Quidditchunfall? Nein, da hatte er ja ein Verbot für. Nachsitzen bei Umbridge? War er dabei vielleicht ohnmächtig geworden, durch den ganzen Blutverlust?    Skeptisch blickte er sich um. Künstliches Tageslicht blendete ihn. Er lag in einem ihm schwach bekannten Raum auf einem großen, bequemen Bett. Langsam versuchte er sich, auf die Unterarme gestützt, aufzurichten. Doch er merkte schnell, dass dies keine gute Idee war und stieß zischend die Luft aus, während er wieder nach hinten kippte. Mühsam tief ein- und ausatmend, versuchte er den Schmerz, welcher diffus durch seinen Körper strömte, unter Kontrolle zu bringen.   Ein Geruch, welchen er dadurch wahrnahm, kam ihm bekannt sowie angenehm vor und kaum hatte er dies festgestellt, machte es Klick. Er war bei Severus im Schlafzimmer, in diesem kuscheligen Ding von Bett, in das geschätzt eine halbe Quidditchmannschaft rein passte. Jetzt war nur noch die Frage, warum war er hier?    Schlagartig, ohne jede Vorwarnung, war sein Gehirn dazu bereit, ihm lawinenartig Bilder und Erinnerungen zu schicken. Eine Schlammlawine, welche ihn zu erdrücken drohte mit ihrer Intensität des Schreckens. Japsend lag er auf dem Bett und versuchte mühsam zu verhindern, dass er in komplette kopflose Panik ausbrach. Er war überfallen und irgendwohin verschleppt worden und hatte somit wesentlich schlimmeres als einen wütenden oder enttäuschten Dumbledore mitgemacht. Wimmernd kniff er die Augen zusammen und drückte die Hände gegen den Kopf. Vielleicht hörte sein Gehirn dann auf damit, diese Erinnerungen aus fetzenartigen Gesprächen und körperlosen Gestalten zu senden. Es war so lückenhaft und ergab einfach keinen richtigen Sinn. “Harry!” Er wusste, es war Severus der da sprach und ihn berührte, doch konnte er nicht verhindern, dass er sich schreckhaft quietschend zur Seite rollte. Die Schmerzen waren immens. Die immer noch aktiven Erinnerungen waren jedoch stärker. “Harry, bitte beruhig dich. Du hyperventilierst, das ist nicht vorteilhaft für deine Lunge. Na los, komm schon. Ich bin es nur, Severus. Hier bin nur ich, die fiese Kerkerfledermaus. Ok und eine Heilerelfe, aber die kannst du einfach ignorieren. Atme langsam. Ein und aus. Ein und aus.” Wie ein Mantra, wiederholte Severus es immer wieder ohne das geringste Zeichen von Ungeduld. Das Ganze während der Mann mit sanften aber bestimmten Händen dafür sorgte, dass er sich nicht wie ein Igel zusammenrollte. Diese Stimme … welche so ruhig und beschwörend an sein Ohr drang, war es, die ihn langsam runterkommen ließ. Je mehr er sich auf Severus' Anweisungen konzentrierte, desto mehr rutschte der Schrecken über das Erlebte in den Hintergrund. Dank seinem Gefährten schaffte er es, sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.   Stöhnend drehte er sich langsam zurück auf den Rücken. Wenigstens war ihm jetzt wieder klar, warum sich sein Körper so … miserabel anfühlte. Nach der Sache mit den körperlosen Stimmen war er ja auch noch eine verdammte Treppe runter gefallen, während er auf dem Weg zu Severus war. “Danke”, flüsterte er leise und schenkte Severus ein schiefes Lächeln. “Wofür? Dass ich dir das Leben gerettet habe? Na, ich kann meinen Gefährten ja wohl schlecht verrecken lassen, oder?” Ein sanftes Lächeln erschien auf dem Gesicht seiner ‘Pflegers’. Gefährte … verdammt, Severus hatte es herausgefunden! Nur wie, war die Frage. Aufregung zog durch seinen Magen, obwohl er wusste, dass es Quatsch war. Severus sah nicht wütend aus oder hatte böse sarkastisch geklungen.   Anscheinend konnte der Ältere ihm die Verwunderung ansehen. “So wie du guckst, hast du entweder mit einem Mondkalb geknutscht oder du kannst dich nicht daran erinnern.” Seufzend legte Severus die kühle Hand auf Harry Stirn und nickte zufrieden. “Dein Fieber ist weg, sehr gut. Damit dürfte das Problem mit der Wundinfektion gegessen sein.” “Hmm?”, quetschte Harry hervor, der von dem Selbstgespräch nur so viel verstand, dass es wohl nicht so gut um ihn gestanden hatte. Wenn Severus sich jetzt immer um ihn kümmerte wenn er krank war, dann war das gleich irgendwie viel erträglicher. Auf jeden Fall tausendmal besser, als auf der Krankenstation herum zu liegen. “Erklärst du mir dann auch, warum ich hier liege und mich wie eins von Lockharts Experimenten fühle? Also, was ich genau hatte? Und … äh, Severus, da steht eine Hauselfe hinter dir und guckt mich so streng an.” Vorsichtig hob er die Hand ein wenig um in Richtung des Wesens zu deuten. “Das ist Priscilla. Sie gehört zu Devons Medi-Elfen Team und hat sich sehr gut um dich gekümmert während deines Komas. Genauso wie er und ich, möchte ich betonen.” “Medi-Elfe? Koma? Devon? Wer auch immer mich überfallen hat, muss echt ganze Arbeit geleistet haben.” Wut und Verzweiflung überfielen ihn. Es waren Ferien, also kamen in seinen Augen nur recht wenig Menschen als Täter in Betracht und nicht mal Umbridge traute er so was zu, oder? Aber wer war dann daran beteiligt? Was war geschehen und warum konnte er sich einfach nicht richtig erinnern? Eine kleine Welle wilder, gerade wieder halbwegs regenerierter Magie fegte durch den Raum.   “Mr. Potter müssen sich beruhigen!”, quietschte Priscilla entschlossen und trat neben Severus. Auch dieser versuchte ihn aus der Spirale aus Gefühlen und Gedanken zu holen. “Beruhig dich. Ich werde dir alles erzählen, aber beruhig dich bitte. Wie ich schon sagte, ist das nicht gut für dich!” Vorsichtig drückte Severus seinen Arm und lenkte Harrys Fokus somit auf sich. “Bitte trinken Sie das, Mr. Potter. Es ist ein leichter Beruhigungstrank. Priscilla gefällt ihr Blutdruck nicht.” Erst jetzt merkte Harry, dass die kleine, stämmige Hauselfe sein Handgelenk ergriffen hatte. Es war nicht sehr fest, also hielt er einfach still. Und ganz im Geheimen stellte er fest, dass diese Pricilla die gleiche unerbittlich Aura wie Madame Pomfrey hatte, mit der man sich auch besser nicht anlegte. Also ließ er sich von Severus den Trank ebenso verabreichen, wie einige Schlücke Wasser. Sein Hals kratzte, seine Brust spannte und jeder tiefer Atemzug hinterließ ein leicht stechendes Gefühl.    “Meine Erinnerung endet im Großen und Ganzen ab dem Zeitpunkt, als ich mich auf den Weg zu Dumbledore gemacht habe. Dann erinnere ich mich wieder daran, dass ich geflüchtet und dabei eine Treppe runtergefallen bin. Ich wollte - musste - nach all dem zu dir.” Selbst diese stark verkürzte Version ließ ihn zittern. Severus, welcher dies bemerkte, zögerte nicht lange und ging um das Bett herum um sich neben ihn zu legen. Seufzend ließ sich Harry von seinem Gefährten in den Arm nehmen, auch wenn er vorsichtig war. Nicht wegen seiner Schmerzen, nein. Er wusste einfach nicht, wie weit Severus solch eine Nähe angenehm war. Schließlich waren sie vor gar nicht allzu langer Zeit noch spinnefeind miteinander - Gefährten hin oder her.   “Priscilla wird noch einige Tränke und Essen besorgen sowie Doktor Zabini Bescheid geben.” Sprachs und marschierte mit kleinen, festen Schritten aus dem Raum. “Doktor Zabini”, kichernd hielt Harry eine Hand vor den Mund. “Jetzt stelle ich mir Blaise als Arzt vor und das passt so gar nicht in meine Vorstellung. Der alte Casanova sorgt mit seinem Lächeln doch dauernd für Herzprobleme bei zahlreichen Schülern. Obwohl, so kann man sich auch Patienten schaffen.” “Devon ist Blaises Vater, diese Eigenschaft hat Blaise jedoch wohl von seiner Mutter geerbt. Devon ist der beste Arzt den man in England bekommen sein. Aber … schwärmst du etwa gerade von Blaise Zabini? Muss ich mir da Sorgen machen in der Zukunft?”   Schlagartig wurde Harry wieder ernst, auch wenn er Belustigung in Severus' Stimme hörte. Es war ihm wichtig, dass der Kerl sich das Folgende gleich ganz dick hinter die Ohren schrieb. Mühsam, unter zusammengebissenen Zähnen, stützte er sich auf den Unterarm und blickte dem Schwarzhaarigen neben sich fest in die Augen. “Wenn ich gewollt hätte, hätte ich Blaise schon zu Zeiten des Turniers haben können. Da hat er sich an mir und Cedric versucht. Aber ich habe und werde niemals ein größeres Interesse an dem Filou haben, als ein freundschaftliches. Selbst wenn du nicht mein Gefährte wärst. Das, Severus, bist du aber. Nur du alleine und wohl das nicht erst seit gestern. Vielleicht hat mein Elfenwolf-Anteil dich schon im ersten Schuljahr ausgewählt und war nur zu schwach, wer weiß. Aber du wirst mich nicht mehr so schnell los. Ich war schon emotional durcheinander, ehe ich von der ganzen Elfenwolf und Gefährtensache wusste. Denn ich will nur dich, hörst du?” Kaum hatte er diese Frage gestellt, wurde ihm bewusst, WAS er da sülziges von sich gegeben hatte. Quietschend wollte er sich wegdrehen, der starke Arm von Severus hinderte ihn jedoch daran, sodass ihm nur blieb, sich im Oberteil des neben ihm Liegenden zu vergraben. Rot bis über beide Ohren. Splitterfaser nackt in der großen Halle beim Mittagessen zu stehen, konnte kaum peinlicher sein. Harry wartete nur auf das Lachen, doch es kam anders.   Severus räusperte sich, ehe er trocken und schulterzuckend meinte: “Ich habe verstanden und bin erfreut dies zu hören. Erspart mir auch Blaise in ein Kaninchen zu verwandeln.” Harry spürte, wie ihm ein Kuss auf den Schopf gedrückt wurde und schnappte nach Luft, was in einem Hustenanfall endete. Keuchend stellte er fest, dass der neue Severus ihm sehr gut gefiel, auch wenn die Veränderung rapide und massiv war. Kaum fiel er dem finsteren Professor komatös in die Arme, drehte sich die Erde plötzlich andersherum. Das sollte er nur nicht nochmal tun, nicht dass dann alles wieder beim Alten war.   Priscilla erschien wieder, schnalzte mit der Zunge und befahl, dass Harry weitere Tränke zu sich nehmen sollte. Auch erzählte sie, dass der Doktor bald herflohen würde. Unter dem strengen Blick des Wesens ließ sich Harry die Flüssigkeiten von Severus eingeben und sank schließlich erschöpft zurück auf dessen Brust. “So, jetzt hältst du mal deinen vorlauten Schnabel, entspannst dich und ich erzähle, was ich so weiß.” Die Stimme sprach eindeutig davon, dass kein Widerspruch geduldet wurde. Behutsam strich eine große Hand über Harrys Rücken, die Decke wurde bis an seine Schulter hochgezogen und diese Kombination aus Wärme, Ruhe und Fürsorge war es, die Harry entspannen und genüsslich die Augen schließen ließ. Auch wenn er es versucht hatte, kam er mit den Ablenkungsthemen jetzt wohl nicht weiter. Das wurde bestimmt peinlich bis gruselig.   “Also, vielleicht kommen wir erstmal zum Thema ‘Elfenwolf und Gefährten’. Als du das letzte Mal hier warst, hast du dich auf eben diesem Bett zurück verwandelt. Was mich an sich schon reichlich überrascht hat. Doch dann schliefst du mehr oder weniger von jetzt auf gleich ein. Wusstest du übrigens, dass du im Schlaf redest?” Harry zog die Augenbrauen zusammen und murrte. “Ich schätze, das heißt nein. Also, jetzt weißt du es und du hast mir geflüstert, dass du ein Elfenwolf bist und ich dein Gefährte wäre. Ich habe die Nacht kaum geschlafen und kaum dass du verschwunden bist, bin ich nach Gringotts gefloht und habe die Bücher meiner Mutter in meinem Verließ durchsucht. Dort fanden sich letztendlich nur zwei alte, schwammige Textfetzen über Elfenwölfe und auch dessen Gefährten. Kurz um: Ich habe eine Menge in kurzer Zeit gelesen, nicht alles verstanden, aber doch begriffen, dass du mich nicht anlügst. Dafür passt es zu sehr.” Laut holte der Ältere Luft. “Was passt?”, erkundigte sich Harry vorsichtig aber unbändig neugierig. Sein Herz klopfte bis zu seinem Hals. “Alles was sich zwischen uns geändert hat. Was ich fühle, was mir bewusst wurde nachdem ich da wirklich drüber nachgedacht und darauf geachtet habe. Zum Beispiel, dass der Drang dich zu beschützen und auf dein Leibliches Wohl zu achten, noch stärker geworden ist”, gestand der Mann schon beinahe knurrend.   Über Gefühle zu sprechen, war einfach eben so wenig Severus’ Ding, wie Harrys. “Ich versteh deine Verwirrung. Mir ging es da wirklich nicht besser. Amarok und Salazar haben mir die Infos auch nur Häppchenweise hingeworfen und dass du mein Gefährte bist, da bin ich letztendlich selber drauf gekommen. Kaum dass ich es geschafft hatte mich zu morphen und du mich das erste Mal in den Armen hieltest, konnte ich mir keinen anderen - besseren - Platz vorstellen. Der Wunsch an deiner Seite zu bleiben um dich zu beschützen, wurde von Tag zu Tag stärker.” Ok, peinlich hatten sie erledigt. “Das kann ich nur zurück geben. Ich bin wirklich kein Mensch der leicht Mitleid mit anderen und vor allem irgendwelchen fremden Tieren hat.” “Ach echt? Hätt ich jetzt gar nicht gedacht”, kam es foppend von Harry, um diese kitschige Situation zu überspielen. Nur zu gern ging Severus auf das Gesagte ein. “Frecher kleine Wolf. Ich kann genauso Mitleid haben, wie du vor dem Handeln alle Fakten und Eventualitäten durchdenkst.” Leise lachend piekte Harry dem Anderen in die Seite. “Also sehr selten.” Es tat seiner Seele gut, solche Neckereien auszutauschen. Genau das machte die ganze Geschichte zwischen ihnen aus. Es war normal und war für Harry immer eine gute Orientierungshilfe gewesen, WIE schlecht die Laune des Professors war. “Ja ja, pass nur auf, dass ich dich nicht doch noch als Trankzutat nehme. Du schuldest mir auch noch was wegen der Geschichte mit dem Flur.” “Äh … hä?” Mit gerunzelter Stirn blickte Harry zu dem Älteren empor. Ob es nun den Tränken oder Severus' Anwesenheit geschuldet war, aber er fühlte sich ausgelassen. Gleichzeitig auch irgendwie benebelt, als ob ein Billywig auf Elfenwein durch seinen Kopf rumpelte. “Tztztz. Flur? Dein kleines Malheur?”, half Severus nach und schnippte Harry gegen die Stirn. Dieser hielt sich jedoch nicht damit auf, deswegen beleidigt zu sein. Stattdessen riss er die Augen auf und zog die Decke über seinen Kopf. Konnte er bitte einschlafen bis Gras über die Sache gewachsen war? “Aber, ich verzeihe dir Kleiner. Schließlich war ich es, der nicht auf die wölfischen Hinweise geachtet hat. Das Aschwinderinnen Ei habe ich mir wohl selber gelegt.” Bestimmt wurde ihm die schützende Decke wieder vom Gesicht gezogen. Wenn Harry nicht schon aufgrund der ruhigen und irgendwie belustigten Stimme vorgewarnt gewesen wäre, dann wäre er jetzt wahrscheinlich wirklich ins Koma gefallen. Severus grinste. Also so richtig von einer Gesichtshälfte zur anderen und nicht verkrampft als wenn ihm ein Niffler in die Brustwarzen biss.    Erst nach mehreren Sekunden blanken Starrens und mehreren Versuchen die richtigen Worte zu finden, brachte er doch nur ein krächzendes “Wer bist du und was hast du mit Severus Snape gemacht?”, hervor. Als Severus daraufhin auch noch auflachte, war Harry sich sicher, in einem skurrilen Traum gefangen zu sein. “Hmm, vielleicht hätte ich vorhin nicht einfach den Trank von Pricillia trinken sollen”, kam es stirnrunzelnd von dem Älteren und brachte damit Harry zum Kichern. Dass der Meister der Tränke einfach, ohne nachzuprüfen, irgendeinen Trank zu sich nahm, war noch unwahrscheinlicher, als dass der Mann mal gut gelaunt und geradezu albern war. “So und bevor du jetzt noch weiter ablenkst: Du hast dich mir offenbart, ich habe recherchiert und die letzten Zweifel wurden ausgemerzt, als du mir halbtot in die Arme fielst und ich dich verarzten musste.”   “Und … und das stört dich nicht? Also diese Gefährten Geschichte?”, erkundigte sich Harry vorsichtig. Im Moment wollte er gar nicht so genau wissen, was er genau gehabt hatte. Sein Magen zog sich zusammen, denn er selbst hatte ja mit diesem Gedanken wegen der wichtigen Rolle des anderen Probleme gehabt am Anfang. Wenn der jetzt … “Natürlich ist es nicht einfach zu verstehen und zu begreifen. Einfach weil es so plötzlich und unerwartet passierte.” Sorgenvoll biss sich Harry auf die Unterlippe und senkte den Blick. Sein Gefährte rede einfach weiter und brachte den Jungen mit der nächsten Aussage beinahe zum Quietschen. “Aber ich finde es wirklich nicht schlecht. Es gibt weitaus schlimmere Personen, die ich mir als Gefährten erdenken könnte, Kleiner. Wir haben doch schon ganz andere Sachen hinbekommen. Auf dich aufpassen, damit habe ich ja nun wirklich Erfahrung sammeln können in all den Jahren. Also mache dir nicht immer Sorgen um mich oder andere. Viel wichtiger ist, wie geht es dir damit?” Harry jedoch kam nicht mehr dazu zu antworten, denn es schalte ein gut gelauntes “Hallöle, jemand da?” durch die Lehrerwohnung. Nur Sekunden später schritt ein dunkelhäutiger Mann, gefolgt von der Tablett tragenden Pricilla, in den Schlafraum.   Der junge Elfenwolf hatte wirklich alle Mühe damit nicht unter der Decke zu verschwinden. Doch wieder einmal konnte er sich ganz auf Severus verlassen.   “Devon, besitzt du denn gar keine Manieren, hier einfach so herein zu schneien? Melde dich gefälligst an und warte auf eine Erlaubnis!” Knurrend richtete sich Severus etwas auf und erschwerte damit den Blickkontakt zwischen Arzt und Patient. “Ach, hör auf dich so aufzuspielen, Severus. Los kusch dich, ich will mir meinen kleinen besonderen Patienten ansehen. Priscilla sagte er wäre wach und hat sich gleich wieder aufgeregt.” Schnalzen war von der Ärzte Front zu hören. “Freie Arztwahl habe ich wohl nicht”, murmelte Harry leise. Bester Arzt hin oder her, der Typ war schräg. Und mutig, so wie dieser mit dem Bewohner der Wohnung sprach. “Harry, Devon muss dich nochmal untersuchen. Dann kann er dir auch gleich erklären, was genau du hattest. In Ordnung?” Der prüfende dunkle Blick heftete sich auf Harrys Gesicht. “In Ordnung”, gab Harry tapfer von sich und schob sich mühsam etwas hoch. Was wohl das Zeichen für Severus war, nach einem Nicken in seine und einen warnenden Blick in Richtung Arzt, Platz für diesen zu machen.   Schmunzelnd trat der Heiler näher und stellte eine Muggelarzttasche auf dem Bett ab. Eine alte, welche wohl vor langer Zeit mal in der anderen Welt modern gewesen war. Aus eben jener Tasche holte der Heiler ein Stethoskop hervor und hängte es sich um. “Hallo Mr. Potter. Wir hatten ja noch nie die Ehre persönlich mit einander zusprechen. Bisher kannte ich Sie nur aus den Erzählungen anderer oder im ziemlich lädierten Zustand. Es freut mich, Sie wieder bei Bewusstsein vorzufinden. Bitte geben Sie mir Ihre Hand, damit ich Ihren Puls messen kann.” Zögerlich kam Harry diesem nach. War der Mann überhaupt ein Zauberer? “Ein kleines bisschen zu hoch, aber nicht besorgniserregend. Das schiebe ich einfach auf meine Person.” Ein selbstgefälliges, verschmitztes Lächeln huschte über das Gesicht, ehe der Ernst wieder siegte. “Ich werde jetzt eine Reihe Zauber auf Sie anwenden. Es sind tiefgehende Diagnose- und Röntgenzauber, damit ich mir ein Bild Ihres Heilungsverlaufes machen kann. Ist das in Ordnung für Sie?” Abwartend blickte der fremde Mann ihn an. Ja, dieser Devon war irgendwie schräg und wohl eindeutig doch magisch begabt. Auch wenn er dem Kerl von vor wenigen Augenblicken misstraut hatte, so war dies irgendwie verflogen. Das professionelle Auftreten und die Ruhe sowie Selbstsicherheit halfen enorm dabei, die Bedenken in den Hintergrund zu schieben. Außerdem kam von Seiten des erfahrenen Gefährten kein Veto.    Also nickte er nur stumm und schloss ergeben die Augen. “So ein artiger Patient. Herrlich. Nun, dann wollen wir mal sehen, wie es dem kleinen Augenstern geht.” Severus beobachtete die Behandlung mit Argusaugen. Nicht weil er glaubte dass Devon dem Jungen Schaden zufügen würde, sondern weil er lernen wollte. Wer wusste schon in was sie noch so gerieten? Dass er seine Heilerqualitäten verbessern wollte, hatte er schon während der Komaphase beschlossen.   Am liebsten würde er Harrys Hand halten, denn er sah ganz genau, wie schwer es Harry fiel einfach mit geschlossenen Augen da zu liegen, während Devon einen Spruch nach dem anderen über den Kleinen legte. Doch noch mehr schien Harry jegliche unvorhergesehene Berührung zu stören, denn dabei ging immer ein unterdrücktes Zucken durch den schmalen Körper. “Sehr schön, Mr. Potter. Ihre Rippen sind soweit wieder einigermaßen verheilt, die Lunge klingt beidseits in Ordnung. Kein Fieber, ein paar blaue Flecken und es gibt bestimmt Muskelkater erster Klasse. Aber dagegen gibt es Tränke und Salben. Ihre Magie ist jedoch sehr niedrig im Vergleich zu ihrem normalen Stand. Dadurch könnte sie unkontrollierbar und nicht nur für sie gefährlich werden. Den Zauberstab lassen Sie also bitte vorerst stecken, aber alles in allem bin ich sehr zufrieden.” Das Stethoskop landete wieder in diesem Monster von Tasche. “Wie fühlt es sich an, wenn Sie tief einatmen?” Behutsam setzte sich Devon auf die Bettkante. Erleichterung durchflutete Severus: Das waren doch schon mal erfreuliche Nachrichten. Vor allem klang es nicht nach bleibenden Schäden. Auch wenn er befürchtete, dass das mit der ‘Ruhe’ noch ein großes Problem wurde. Langsam öffnete Harry die Augen und blickte den Arzt dabei das erste Mal ganz direkt an. Dass dieser dabei schluckte, gefiel ihm nicht so ganz. “Es sticht und drückt in meiner Brust. Ich kann mich kaum selber aufrichten, ohne Sterne zu sehen oder dass es in meinen Kopf zu geht wie auf einer Abschlussfeier mit Betrunkenen”, gestand Harry, ehe ein Lächeln auf dessen Lippen erschien. “Aber … ich lebe, und laut Severus habe ich das auch Ihnen zu verdanken. Von daher: Vielen Dank, Dr. Zabini.” Ein wenig gehässig stellte er fest, dass der Heiler von diesem Dank überrumpelt war. Der erfahrene Mann war in die unbewusst gestellte Falle des Jüngeren gegangen. Harry wusste nämlich mit Worten umzugehen und anderen mit der Wahrheit zu schmeicheln. In der Politik wäre der Junge bestimmt eine Wucht, einfach weil man ihn schnell wegen dem Äußeren unterschätzte. Mit Harry an seiner Seite, würde Voldemort bestimmt schnell Fortschritte machen … ein Gedanke der ihm gar nicht gefiel. Vor allem weil er den kleinen Wolf nicht in dessen Nähe wissen wollte!   “Ich habe nur meinen Job gemacht. Severus, warum holst du uns nicht einen Kaffee? Sie essen etwas von der Schonkost, welche Ihnen Dobby zubereitet hat und ich erzähle Ihnen, was genau Sie hatten. Das hat der Griesgram bestimmt noch nicht getan”, überging der Heiler Harrys Worte schnell. “Sie sollten vorerst weiche Mahlzeiten zu sich nehmen. Da ist der Vanillegrießbrei genau das Richtige und es riecht fantastisch.” “Sehe ich aus wie ein Kellner?”, antwortete er schnippig und verschränkte die Arme, während gleichzeitig von Harry ein murmeliges, zerknirschtes “Schnitzel wäre mir lieber” kam. Dass Zabini bei ihren Reaktionen die Augen verdrehte und etwas in den nicht vorhandenen Bart nuschelte, konnte er dem Mann nicht verübeln. Dann erinnerte er im mahnenden Ton daran, dass er ja nun einmal der Heiler wäre und ‘das sture Duo’, doch bitte einmal direkt und ohne Diskussion seinen Anweisungen folgen solle.   Harry schnaubte, zog sich jedoch das Tablett heran und rührte unzufrieden, aber gefügig in dem Brei herum. “In Ordnung, ich mache Kaffee”, schnaubte Severus und wurde umgehend von grünen Augen angestrahlt. “Für mich bitte auch.” “DAS, ist kein Kaffee, das ist ein Zustand. So wie du dies edle Getränk zu dir nimmst ...”, gab Severus mit hochgezogener Augenbraue zurück. Allein der Gedanke an die Milch- und Zuckermenge ließ eine Gänsehaut seinen Rücken hinab wandern. “Ey!”, kam es augenblicklich empört vom Elfenwolf unter finsterem Blick zurück. Dass dies aussah wie ein Welpe, dem man gerade die geklauten Pantoffeln wieder wegnahm, machte Harry jetzt nicht so wirklich überzeugender. Es sorgte eher dafür, dass er ein Schmunzeln verkneifen musste. Devon war es, der die Situation rettete. “Sie dürfen noch keinen Kaffee trinken. Das würde nun wirklich dem Sinn der vorher verabreichten Beruhigungstränken widersprechen. Merlin, Merlin …” “Du hörst, der Arzt hat gesprochen”, foppte Severus und verließ eilends das Schlafzimmer, als der Junge sich anschickte ein Kissen nach ihm zu werfen.    Gut, ja … er hatte ein klitzekleines bisschen schlechtes Gewissen, weil Harry nun eine Standpauke erhielt, an der er nun wirklich nicht unschuldig war. Vielleicht machte er ja doch dieses Ekelgesöff für den kleinen Gryffindor. Morgen. Kaffee schmeckte deutlich besser, wenn bei dessen Vorbereitung keine Magie verwendet wurde. Das hatte dieses braune Pulver mit hochklassigen Tränken gemein. Am besten schmeckten sowieso frisch gemahlene Bohnen und von daher stand Severus nun schon einige Minuten in seiner Küche und mahlte die wertvollen braunen Bohnen per Handmaschine. Natürlich dauerte es länger, aber der Geschmack entschuldigte für jede Minute. Darum kam es für ihn ja auch einem Frevel gleich, dass Harry Milch UND Zucker in dieses Getränk kippte und damit das Geschmackserlebnis zerstörte.    Kaum dass er an den Jüngeren dachte, breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus. Er fühlte sich gut. Erleichtert, einfach nur weil Harry wach war und schon wieder freche, herausfordernde Antworten von sich geben konnte. Dass der Kleine Schmerzen hatte, war vollkommen verständlich und normal. Wenn es wie vermutet zur ärztlichen Verordnung von Magieverbot, Bettruhe UND eingeschränktem Essen kam, dann würde ihm eine Menge ‘Aktion’ bevorstehen. Er hatte nämlich nicht vor, Harry wieder aus seiner Obhut zu entlassen. Auf jeden Fall nicht während der Ferien. Für danach musste er sich noch etwas einfallen lassen.    Allerdings blieb da auch die Frage, ob Harry überhaupt die kurze Ferienzeit mit ihm verbringen wollte. Obwohl, nein, die Frage stellte sich bei keinen von ihnen - wie skurril. Die bessere Frage war, wie sie das mit den anderen momentan Hogwartsbewohnern machten. Wie erklärten sie nicht nur das Fehlen von Harry, sondern zeitgleich auch noch von ihm selbst? Drei Tagen waren vergangen, jetzt wurde es langsam mal Zeit für einen Plan! Er war nur einmal kurz in der Großen Halle erschienen um die Lage zu sondieren, ansonsten hatte er in der Wohnung gehockt, gebangt und gehofft.   Lautes Klopfen an seiner Eingangstür, ließ ihn zusammenzucken und etwas von dem frisch gemahlenen Pulver auf der Anrichte verteilen. Schnell putzte er sich die Finger ab und eilte in den Wohnraum. Devon streckte den Kopf aus der Schlafzimmertür. “Was ist das für ein Lärm?” “Da ist jemand an der Tür”, gab Severus das Offensichtliche zurück und heftete den Blick auf die Tür. Im Regal der Küchentür gegenüber pfiff und leuchtete sein Spickoskop wild auf. Immerhin ein Hinweis, dass dass da draußen kein Besucher für ein nettes Pläuschchen und Tee mit Keksen war. “Geh zurück und blockiere die Tür. Unterdrückt eure Auren und kommt, egal was ihr hört, nicht raus. Notfalls fessle den Sturkopf da drinnen, ich kenne ihn. Der schafft es selbst mit dem Kopf unter dem Arm sein Heldending durchzuziehen.” Als Devon mit ernster Miene nickte und die Tür schloss, legte er ebenfalls einige Verdeckungs- und Verhüllungszauber über die ganze Wohnung und ließ das Spickoskop verstummen. Als es erneut klopfte, zauberte er sich einen Umhang über und richtete die Haare. Dann erst schritt er mit erhobenem Kopf und im Ärmel versteckten Zauberstab zur Tür um sie mit einem entschlossenen Ruck zu öffnen. Als er sah, wer da vor ihm stand, hätte er diese am liebsten wieder zugeschlagen. Oder einen Fluch abgefeuert. Oder am besten beides. “Ah, Severus mein Guter. Du bist da, sehr gut”, kam es erfreut von niemand anderem als Albus Dumbledore, welcher mit erhobener Hand vor seiner Tür stand. “Darf ich eintreten?”, erkundigte sich der alte Mann, schob sich dabei jedoch schon an dem Bewohner vorbei. Mit verkniffenem Gesicht schloss Severus die Tür hinter dem Schulleiter. “Komm nur rein, Albus. Was kann ich für dich tun? Wenn es wegen Neuigkeiten über den Dunklen Lord ist, dann ...” Gemächlich dreht Albus sich herum und Severus beobachtete jede noch so kleine Regung des Mannes. Langsam schüttelte der Schulleiter den Kopf und wirkte mit einem mal irgendwie … älter. “Wenn es das nur wäre … Severus, hast du Informationen darüber, wo sich Harry befindet?” “Potter? Da er die Ferien nicht Zuhause, bei Black oder seinen Freunden verbringt, sollte er hier irgendwo im Schloss sein. Schließlich hast du doch Blacks Bitte abgelehnt bei der letzten Sitzung.” Skeptisch zog er eine Augenbraue hoch. “Nun, dem sollte auch so sein. Aber ich kann ihn nicht finden. Er ist nicht zu unserer Verabredung erschienen und seitdem wie vom Erdboden verschluckt. Ich mache mir große Sorgen. Du hast ihn doch immer im Auge, daher dachte ich …” “Dass ich weiß, wo dieser Bengel sich herumtreibt? Beim Lord ist er nicht, falls du dies befürchtest. Waren dir die Bilder und Hauselfen keine Hilfe? Willst du mir gerade sagen, dass ich einmal darauf vertraue, dass du es alleine hinbekommst und der große Albus Dumbledore, der seine Augen überall im Schloss hat, versagt?” Ein vernichtender, abschätziger Blick traf den Direktor der tatsächlich die Frechheit aufbrachte zerknirscht auszusehen. “Willst du mir sagen dass Potter seit … Sonntag nicht mehr gesehen wurde und kommst erst JETZT zu mir?” “Aber Severus, beruhige dich doch! Ich habe mir doch auch erst nichts dabei gedacht. Ich dachte halt Harry hätte mich versetzt oder wäre in einer typischen pubertären Trotzphase. Die Bilder und Elfen waren mir keine Hilfe, auch wenn Dobby umgehend in den Grimmauld Place reiste, um Harry dort zu suchen. Bitte Severus, er ist doch unser aller Hoffnung und als du dann auch nur bei einem Abendessen warst, dachte ich mir du bist eh auf der Suche nach ihm.” Um Verständnis bittend blickte Albus ihn über den Rand der Brille an. “Ich habe den Tränkebestand aufgefüllt, du Narr!”, rief der Schwarzhaarige aufgebracht. “Ich muss nicht nur für die Schule, sondern auch für den Lord brauen, so du dich erinnerst! Du hast Black gegenüber gesagt ich würde Harry im Auge behalten, mir hast du gesagt du guckst nach ihm und jetzt hat der Junge vielleicht einfach den Augenblick genutzt und sich auf und davon gemacht.” Albus wusste, welche Abneigung Severus gegen Harrys erdachte Rolle in diesem Kampf hatte. Es war seit Jahren ein offenes Geheimnis zwischen ihnen. Nun strafte der Ältere sich. “Severus, ich bitte und befehle dir, zu helfen Harry James Potter wiederzufinden und ins Schloss zu bringen. Er ist da draußen nicht sicher.” Schnaubend blickte der dunkle Professor sein Gegenüber an. Die Luft war zum Zerreißen gespannt. “Aber hier ist er es, meinst du? Siehst du nicht, dass so viele Schüler wie lange nicht mehr das Schloss für diese Ferien verlassen haben?” Traurig schüttelte Albus den Kopf. “Severus, Severus. Es ist Weihnachten, da ist jeder gern bei seiner Familie. Aber wegen Harry: Er ist hier am sichersten und ich mache mir … wirklich Sorgen.” Ob Albus mit dem letzten Satz nun sich selbst oder Severus überzeugen wollte, wusste der Tränkemeister nicht. War aber auch egal, denn diese Farce hier reichte ihm wirklich. Mit festen Schritt ging er um den deutlich Älteren herum und öffnete die Wohnungstür. “Ich denke, du solltest jetzt gehen.” Seine Stimme ließ kein Zweifel daran, dass er es ernst meinte. “Aber Severus, mein Junge …”, setzte Dumbledore an und die Augen blitzten wütend auf, auch wenn die Gesichtszüge nichts davon verrieten. “Schulleiter, wenn Sie jetzt bitte gehen würden. Ich habe noch einiges zu erledigen. Unter anderem das Ausbügeln Ihres Fehlers und damit das Wiederauffinden von Potter. Sie werden verstehen, dass ich für die Ferien nicht oder maximal kaum in Hogwarts sein werde. Ich teile Ihre Auffassung, dass der Junge nicht mehr hier ist, wo auch immer er sein möge. Hoffen Sie, dass es ausreicht, zwei Wochen zu suchen. Sie entschuldigen mich also, damit ich Vorbereitungen treffen kann?” Mit kalten Augen blickte er in die brillenverdeckten des Schulleiters. Dessen Blick war skeptisch, fragend und zweifelnd. Sobald Severus das ‘Sie’ benutzte, war klar das mit dem düsteren Mann nicht mehr zu spaßen war. Dem Mann schienen andere Worte auf den Lippen zu liegen und doch brachte er ein freundliches: ”Aber sicher doch mein Lieber. Wenn einer den Jungen findet, dann du. Die Okklumentik Stunden scheinen eh eure Bindung vertieft zu haben.” Ein unehrliches, berechnendes Lächeln huschte über die alten Lippen. Der Typ wollte tatsächlich Informationen und ihn aufs Glatteis führen. Tja, Alter hin oder her, da war Dumbledore an der falschen Adresse. “Wenn dann ist es eher ein Wunder, dass ich diesen Nichtsnutz noch nicht auf den Mond gehext habe. In Okklumentik ist der Kerl so begabt wie sein Vater im nett zu mir sein.” Schnaubend bewegte er die Tür. “Wenn du gehen würdest. Je eher ich mit der Suche anfangen kann, desto besser.” Nickend schritt der Direktor auf den dunklen Flur. “Melde dich, sobald du etwas weißt. Die magische Welt zählt auf dich!” Damit rückte der alte Mann seine Brille zurecht und schlenderte davon.   Fest drückte er die Tür zu. Ihm war ja eher nach zu donnern, aber das konnte Albus noch hören und skeptisch machen. Der Tränkeprofessor war stolz auf sich, schließlich hatte er den Anderen nicht verhext. Energisch strich er sich über die Kleidung. Fest stand: Sie mussten hier weg! Und der alte Narr hatte ihnen ein perfektes Alibi gegeben, warum Harry und er fehlten. Was für eine Ironie des Lebens.   Erstmal würde er die Wartenden aus dem Schlafzimmer holen und ihnen berichten was Sache war. Auf jeden Fall in Kurzform, denn je schneller sie weg waren, desto besser. In dem Punkt hatte er Albus die Wahrheit gesagt: Es mussten dafür Vorbereitungen getroffen werden! Doch natürlich sollte ein gewisser Elfenwolf wieder dafür sorgen, dass alles anders kam als geplant. Lautes Knallen war aus dem Schlafzimmer zu hören, welches eher stärker denn schwacher wurde und die Schlafzimmertür zum Beben brachte.   Skeptisch blieb er stehen und dies war gut so, denn ehe er wusste was geschah, brach die Holztür unter der immensen Wucht in Teile. Splitter flogen wie Geschosse durch die Gegend, sodass Severus geistesgegenwärtig einen nonverbalen Schutzzauber um sich legte. Perplex beobachtete er, wie Harry in seiner monströsen Wolfsgestalt und gefährlich blitzenden Augen, knurrend und geifernd aus dem Raum sprang. Mit einem weiteren Satz stand die potenzielle Ursache zahlreicher Albträume neben ihm. Die gebleckten Zähne sprachen von dem Versprechen, jeden Feind in blutiges Konfetti zu verwandeln. “Priscilla und ich haben versucht ihn aufzuhalten”, kam es schwach von dem lädierten Arzt, welcher sich schwankend im kaputten Türrahmen festhielt. Die für ihre wenigen Haare sehr zerzaust aussehende Elfe entdeckte Severus auf dem Fußboden hinter Devon sitzend. “Er dürfte sich überhaupt nicht morphen, das kann nicht wirklich gut für ihn sein im Moment! Seine Magie spielt verrückt.” “Reise nach Hause. Ich klär das mit ihm, denn sonst wird keiner an ihn ran kommen. Wir verschwinden von hier.” Als Devon nickte, Priscilla vom Boden aufklaubte und schließlich wackelig mit Sack und Pack durch den Kamin verschwand, richtete er seine volle Aufmerksamkeit Harry zu. “Harry? Hör auf, es droht keine Gefahr mehr. Dumbledore ist weg.” Die Ohren zuckten, was ein ebenso sicheres Zeichen für ihn war, dass er zu dem Wolf durchdrang, wie dass das Wesen beim Namen des Schulleiter lauter knurrte. Das Nackenfell sträubte sich. So kam er nicht weiter. ”Harry James Potter, Schluss jetzt! Hör auf die Luft zu bedrohen und verwandle dich zurück!” Mahnend kniff er das wilde Wesen in die Flanke. Mit einer Mischung aus überraschten Fiepen und Bellen sprang der Elfenwolf herum. Ein vorwurfsvoller Blick wurde ihm zugeworfen. War allerdings wenig überzeugend, da immer noch diese spitzen weißen Maulaccessoires präsentiert wurden. “So, habe ich jetzt deine Aufmerksamkeit?” Der Elfenwolf schnupperte noch einmal intensiv, dann blickten ihn die strahlend grünen Augen an. Gefolgt von einem langsamen Nicken. “Verwandelst du dich jetzt zurück?” Energisches Kopfschütteln, erneutes skeptisches Absuchen der Wohnung. Die ganze Geschichte vorweg und dann Dumbledores Besuch hatte eindeutig an Harry genagt. Es hatte den Jungen … ja, Severus war bereit es bereits jetzt ‘paranoid gemacht’ zu nennen. Vor allem hatte Severus durch die Recherchen erfahren, dass Elfenwölfe zu solch überbeschützenden bis irrationalen Verhaltensweisen neigten. Besonders wenn es um den Gefährten ging. Seufzend strich sich Severus durch die Haare. Dieser vermaledeite Problem-Wolf! “Na gut, dann halt nicht. Ich habe keine Zeit und Lust jetzt mit dir zu streiten oder zu diskutieren. Wir verschwinden von hier, also sieh zu, dass du auftreibst was du brauchst und sei in fünfzehn Minuten wieder hier. In Ordnung?” Nicken war die Antwort, dann sprang Harry auch schon überraschenderweise in das Lehrerschlafzimmer zurück. “Was …?” Neugierig trabte er durch die zerstörte Tür hinterher und konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Langsam trat er näher und half dem Wolf bei dem Versuch eine ganz gewisse Kiste unter dem Bett hervor zu ziehen. “Eigentlich hätte mir schon damals, als du dies hier angejammert hast, klar sein müssen, dass du es bist. Aber da stand ich echt auf dem sprichwörtlichen Schlauch; wollte das Offensichtliche einfach nicht wahrhaben. Wie heißt es so schön? Man sieht den Wald manchmal vor lauter Bäume nicht. Also danke, dass wenigstens du hier ran gedacht hast. Es in Dumbledores Bonbonfingern zu wissen, wäre nicht schön. Dem alten Greis traue ich zu die Schutzzauber zu umgehen. Die du übrigens auch nur überwinden kannst, weil ich mal wieder viel zu selbstherrlich war. Ich habe doch nicht mal ansatzweise an ‘tierisches Entdecken und stöbern’ gedacht.” Selbstkritisch stellte er wieder mal fest, dass es Zeit war von dem ‘hohen Ross’ herunter zu steigen. Der Wolf, welcher sich inzwischen auf beinahe schon handliche Größe eines Schäferhundes geschrumpft hatte, drückte leise winselnd den Kopf gegen seine Hand. “Versucht du mich gerade aufzumuntern?” Eine kühle, feuchte Zunge glitt über die Hand. “Na los, lass uns zusehen dass wir fertig werden. Genug getrödelt”, schnarrte er mit einem seltsamen Gefühl in der Brust, schrumpfte die Kiste auf Taschengröße und steckte diese ein. Kurz kraulte er Harry hinter den pelzigen Ohren. “Daran muss ich mich wirklich noch gewöhnen …”, murmelte er leise. Entschlossen schüttelte er den Kopf um die aufkommenden Gefühle zu verbannen. Er musste sich jetzt konzentrieren und Schritt für Schritt vorgehen, damit das Ganze nicht nach Flucht sondern ‘Kurzurlaub mit Suchmission’ aussah. Der alte Direktor war garantiert schon skeptisch, jedoch hatte er keine Beweise um irgendwelche ‘Wachhunde’ oder Überwachungszauber einzusetzen. “Also, wenn du jetzt noch was an persönlichen Sachen mitnehmen willst, dann los.” Eine Stunde später trat Severus mit einem Miniwolf auf dem Arm aus dem Kamin. Jedoch … seit wann konnten Tiere grün im Gesicht aussehen? “Geht es?”, erkundigte er sich besorgt und hob das kleine Fellknäuel auf Augenhöhe. Nicken und Jammern zugleich waren die Antwort, ehe der Kopf kraftlos nach unten sackte. “Kaminkrank? Wir reisen gleich nochmal via Kamin, dann bekommst du einen Trank von mir. Kotz mir ja nicht auf den Teppich, wir machen hier nur Zwischenstation und putzen wollte ich jetzt eigentlich nicht. Also halte durch, ok?”   Was er zu überdecken versuchte, war die nicht ganz unbegründete Sorge um den Kleinen. Kaminreisen waren ein Ding für sich und selbst manche reinblütigen Zauberer litten unter der Kaminkrankheit. Sie vertrugen diese Art zu reisen einfach sehr schlecht, woran genau das lag oder welche Kombination aus Faktoren es war, wusste niemand so genau.   Bei Harry kam jedoch noch die angeschlagene Gesundheit und die Wolfsform hinzu. Tiere verkrafteten diese Reisen deutlich öfter schlecht und anscheinend war der tierische Anteil bei Harry ausreichend. Vielleicht sollte er doch … ja, er würde zu Fuß weiter reisen. So weit war es ja auch nicht und die erneute Kaminreise eigentlich nur ein Akt der Bequemlichkeit und Faulheit. Langsam und mit unsicheren Schritten tapste Harry über den Boden, als Severus ihn absetzte. Schnupperte aufmerksam in der Luft und warf ihm einen fragenden Blick zu. “Das hier ist das offizielle Spinners End. Mein altes … Familienhaus.” Es gelang ihm nicht den abwertenden Unterton zu unterdrücken. “Dumbledore kennt dieses Haus und daher möchte ich ungern hier bleiben. Zwar können andere nicht ohne Einladung herkommen oder eintreten, aber trotzdem werden wir weiter reisen. Bevor du gleich wieder panisch wirst: Nicht per Kamin, sondern zu Fuß. Ich brauche nur ein paar Kleinigkeiten. Wenn du also willst, guck dich in Ruhe um.”   Typisch Teenager brauchte Harry keine zweite Aufforderung und trabte aufgeregt davon. Er war in Severus' Zuhause. Das Familienhaus … der Ort, an dem der kleine Severus als Kind herumgerannt war und erste Zauber ausgeführt hatte. Bestimmt hatte der Mann schon als Kind angefangen Flüssigkeiten zusammenzukippen, garniert mit Regenwürmern und toten Fliegen, oder so. Irgendwie stellte er sich Kind-Severus genauso vor. Lieber mit der Mutter in der Küche und beobachten wie diese durch zusammenmischen neue Dinge herstellte sowie Gräser, Kräuter und Insekten sammelnd, anstatt auf dem Spielplatz mit anderen Kindern. Bestimmt hatte sein Gefährte ein Buch gehabt zwischen dessen Pergamentseiten getrocknete Dinge klebten und war schon immer eher der Typ Eigenbrötler gewesen. Wo wohl Severus' altes Kinderzimmer war?   Eine ganze Zeit lang stromerte Harry ziellos durch das alte, teils staubige Haus. Aber wirklich interessantes hatte er nicht gefunden, dafür war dieses kleine Gebäude einfach zu spärlich und zweckmäßig eingerichtet. Seine Fantasie jedoch hatte ihm immer wieder Bilder und Ideen geliefert, wie Severus hier früher gelebt hatte. Es war schön solch einen Eindruck in das Leben des Mannes zu bekommen, diese Chance bekam nicht jeder. Aber er war ja auch nicht jeder, sondern ein Elfenwolf und Gefährte. Nur warum hatte der Ältere vorhin so verbittert geklungen? Nun, das sollte er bestimmt irgendwann erfahren. Dann, wenn Severus bereit war es zu erzählen.   “Harry, komm her, ich habe alles was ich brauche. Dobby dürfte inzwischen auch mit deinen Sachen im Manor sein.”   Mit gespitzten Ohren rannte, oder besser gesagt sprang, Harry die Treppen herunter. Am untersten Treppenabsatz angekommen, biss er die Zähne zusammen um nicht aufzujaulen. Devon und Severus hatten Schonung verordnet und was tat er? Er setzte sich massiv darüber hinweg. Somit durfte er jetzt auch nicht herum jammern in seinen Augen oder gar eine noch größere Bürde für Severus sein!   Tief durchatmend schloss er die Augen und versuchte die stechenden Schmerzen weg zu atmen. Was wiederum Probleme mit sich brachte, weil diese Tätigkeit zu einem drückenden Gefühl in der Brust führte. “Welpe, du bist wirklich ein sturer Esel! Du brauchst dringend einen Heilschlaf. Lange kann auch ich nicht mehr gegen dein Gebrechen angehen. Deine Magie muss sich dringend festigen, stärken und deinen Körper heilen”, ertönte Amaroks verkniffen Stimme in seinem Kopf. “Wenn wir, wo auch immer wir hin wollen, angekommen sind. Versprochen und danke, Amarok. Ich weiß ich bin unvernünftig und du hast allen Grund sauer auf mich zu sein …”   In dem Moment, als er Dumbledores Stimme gehört hatte, hatte es bei ihm ausgesetzt, denn wer sollte in seinen Augen sonst etwas mit dem Überfall zu tun haben? Als er in der Lehrerwohnung so wütend geworden war, hatte er Amarok in seiner Kopflosigkeit der Instinkte befohlen, dass dieser ihm Kraft gab. Laut dem Schutzgeist hatte er unbewusst Worte gewählt, welche wie ein zwingender Befehl für diesen wirkten. Natürlich verriet der Wächter nicht, welche Kombination es gewesen war. Darum war Harry auch so ‘explodiert’, denn Amarok hatte sich so lange gewehrt wie es ging um den Welpen in dessen desolaten, angeschlagenen Zustand zu schützen. Tja, und dann hatte der unbeholfene Welpe nochmals die richtigen Worte gefunden, die Kraft war explodiert und vom Welpen blieben nach der Wandlung nur die grünen Augen übrig. Seit dem war Amarok ein wenig … beleidigt und wütend. Mal ganz davon ab, dass der Schutzgeist weiterhin alles dafür tat um Harry zu heilen. Oder besser gesagt: Auf den Beinen zu halten. “Harry?” Severus' Schritte näherten sich und Harry öffnete die Augen wieder um nicht ganz so jämmerlich auszusehen. “Vielleicht solltest du einmal aufhören so stur darauf zu bestehen, dass es dir gut geht. Dass du alles wegsteckst.” Mit der Zunge schnalzend und in der Hüfte gestemmten Händen blickte Severus streng auf ihn hinab. Leise wimmernd legte Harry die Ohren an. Schließlich hatte er dies doch nicht aus bösem Willen getan. Ja, er hatte sich überschätzt! Aber sobald sie in diesem ominösen Manor waren, war er sehr gern bereit richtig zu entspannen und ein ganz artiger sowie vorbildlicher Patient zu sein. Dafür war er sogar freiwillig bereit unzählige widerliche Tränke zu sich zu nehmen. “Ach jetzt hör schon auf so zu gucken”, knurrte Severus, unwirsch, nahm ihn dennoch auf den Arm. “So, in dieser Form - Größe, nehme ich dich jetzt einfach nicht ernst und rede nicht mehr mit dir. Punkt.” Zufriedene Laute von sich gebend, rieb er seinen Kopf an Severus’ Oberkörper, woraufhin dieser ihn hinter den Ohren kraulte. Wenn das Leben doch immer nur so einfach wäre, wie jetzt gerade. Klar, sein Körper schrie nach Ruhe und Heilung, aber er war hier, mit Severus der die ganze Geschichte zwischen ihnen nicht nur verstanden, sondern auch angenommen hatte. Egal was war oder noch kommen sollte, er wollte und durfte sich einfach nicht ob dieses großen Glücks beschweren. Glücklich kuschelte er sich an den starken Körper und schloss die Augen wieder. “Na komm, dann wollen wir mal endlich los. Dann siehst du auch das inoffizielle Spinners End oder besser gesagt: Rose Manor. Du musst nämlich wissen, dass dies hier nur das Haus der Muggel Bediensteten - und später das meines Vaters - war. In Wirklichkeit gehörte diese Ecke der Stadt meiner Familie, mit eigenen Fabriken, einer eigenen kleinen Infrastruktur. Für Reinblüter wusste meine Mutter beziehungsweise ihre Familie, wie wichtig es war mit den Muggeln zusammen oder sie wenigstens für einen arbeiten zu lassen.”   Gespannt lauschte Harry den Erzählungen aus alten Zeiten. Glorreichen Zeiten der Familie Rose. Sein Gefährte entstammte einer ultra reichen, reinblütigen Familie. Er wusste nicht genau, wie er mit dieser unerwarteten Information umgehen sollte. Wenn man Severus sah, rechnete man nicht mit so etwas. Vor allem aber, hatte er zwischen den Zeilen herausgehört, dass Severus zwar den mütterlichen Teil seiner Familie lobte, die väterliche Seite allerdings keinesfalls. Da kam wohl doch der muggelhassende Slytherin durch. Aber das hieß ja auch … war Severus etwa ein Halbblut? Doch kam er nicht mehr dazu dies zu überdenken und auch von dem Weg zu ihrer vorübergehenden Unterkunft bekam er nichts mehr mit, da ihn die Erschöpfung übermannte und er in einen tiefen Heilschlaf fiel. Hier in den Armen seines Gefährten war die Welt sicher und in Ordnung.   Das nächste Mal als er aus dem Schlaf gerissen wurde, war es durch Severus’ gefluche und geschimpfe. Was er da im Halbschlaf wahrnahm waren Ausdrücke, bei denen Bauarbeitern und Seefahrern die Ohren leuchten würden. Dass der Kerl sowas überhaupt im Sprachgebrauch hatte, war unerwartet und irgendwie lustig. Gähnend streckte er sich und merkte jetzt schon, wie gut ihm der Schlaf getan hatte. “Danke Amarok”, flüsterte er in Gedanken, denn ihm war klar, ohne dessen Bemühungen wäre er längst nicht ansatzweise soweit hergestellt. Klar spürte er noch zwicken und drücken hier und da, aber es war kein Vergleich mehr. In ein paar Tagen war er bestimmt wieder voll hergestellt. Dann wollte er sich auch zurück verwandeln und mit Severus gemeinsam dem Mysterium ‘Elfenwolf’ und ‘Gefährten’ auf den Grund gehen. Salazar fiel ja momentan als Informationsquelle aus.   Schmatzend saß er müde auf einer großen bequemen Couch, als der wie ein Gartengnom motzende Erwachsene in den Raum rauschte und dies in voller Todessermontur samt Umhang und Maske auf dem Gesicht. Augenblicklich war Harry hellwach und konnte bei dieser Erscheinung nicht verhindern, dass sich seine Nackenhaare aufstellten und ihm ein Knurren entwich. “Du sagst es! Ich hasse es, aber Voldemort hat zu einer Sammlung gerufen und wird uns garantiert mit allerlei lustigen, total sinnigen und absolut ungefährlichen Aufgaben betreuen.” Allein die Menge an Zynismus und Sarkasmus machte klar, wie viel der Schwarzhaarige von dem Bevorstehenden hielt. “Ich hab keine Ahnung wann ich wieder da bin. Ruh dich einfach aus, hier im Manor sind zwei recht alte, aber sehr hilfsbereite Hauselfen, welche ich instruiert habe.”   Energisch schüttelte Harry den Kopf, wuchs in die angenehme Schäferhund Größe und sprang vom Sofa, nur um sich Severus’ Umhang zwischen die Zähne zu holen. Dort hatte sein Gefährte einfach nichts zu suchen! Das war viel zu gefährlich für ihn, wer wusste schon, was dort geschah? Beim letzten Mal hatte er es schon sehr unschön gefunden, den Mann so erschöpft und leicht lädiert wieder zu sehen.   Wenn er jetzt noch bedachte, was er selbst zuletzt mit dem Anführer der dunklen Seite besprochen hatte UND dazu noch seit einigen Tagen kein Kontakt mit dem Mann hatte … nein, die Laune war bestimmt nicht allzu toll. Das sagte ihm einfach sein Bauchgefühl und daher kam es überhaupt nicht in Frage, dass sein Gefährte in diese Schlangengrube reiste! “Harry jetzt hör auf. Ich muss… “ Angesprochener hörte wie der Ältere scharf die Luft einzog und lugte nach oben. Da sah er wie Severus seinen Unterarm umklammerte. “Hier wird dir nichts passieren, du bist hier absolut sicher. Wirklich. Nur mir wird es schlecht ergehen, wenn ich dort nicht langsam auftauche. Der Lord ist nicht für Geduld bekannt”, presste Severus so ruhig wie möglich zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor.   Als wenn es ihm um sich selbst gehen würde. Die Augen verdrehend zog er noch einmal unwirsch an dem Umhang, ehe er ihn abrupt los ließ. Er konnte und durfte den Mann nicht länger aufhalten, wenn er nicht schuld an der Beschädigung dieses ansehnlichen Körpers und intelligenten Geistes sein wollte. “Danke. Also lass das Manor heile und pinkel nichts voll. Wenn du musst, morph dich oder geh die Elfen suchen, die haben da was vorbereitet. Ein Wolfsklo quasi, mit Streu.” Das nannte sich wohl Rache auf Slytherin Art, vor allem bei dem leicht diabolischen Grinsen. Schmollend verzog er das Gesicht. Voldemort war ungeduldig und anscheinend wütend, anders konnte er sich die Schmerzen in seinem Arm nicht erklären. So stark hatte das Mal lange nicht gebrannt und es war wirklich kein allzu angenehmes Gefühl.   Zum Glück hatte er den irrationalen Wolf schnell überreden können ihn gehen zu lassen. Das mit diesem Beschützerinstinkt war an sich ja eine niedliche und ehrbare Sache, jedoch mussten sie an der Umsetzung noch dringend arbeiten. Genauso wie am ‘Monster-Modus’ wie Severus es insgeheim nannte. Was wenn die Schule wieder losging, einer der Mitschüler etwas gegen ihn sagte und Harry den Kopf verlor? Aber vielleicht lag es auch einfach nur an dem massiven Schock, welchen Harry durch den Überfall erlitten hatte. Aber das war etwas für später oder morgen.   Nach seinem Spruch über das Wolfsklo wirbelte er herum und sprang geradezu in den Kamin. Während der kurzen Reise nach Malfoy Manor versuchte er so gut es ging Umhang und Maske zu richten, denn der Lord bestand auf ein ‘adrettes Aussehen’ seiner Untergebenen. Schnell trat er am Zielort aus dem Kamin und wollte sich die Asche von der Kleidung klopfen, da spuckte ihm der Kamin etwas in die Kniekehlen. Einer schlimmen Befürchtung nachgehend, drehte er sich herum und seufzte schwer. “Das ist jetzt nicht dein Ernst, H … Wolf.” Wie war das noch mit dem Fernhalten von Voldemort und Harry? Das nächste Mal sperrte er dieses sture Problem-Wölfchen in einen Käfig, definitiv! Zusammen mit einem Kauknochen und pinkem Katzen-, äh Wolfsklo! Kapitel 34: ------------ Das Severus wütend war, konnte er vollkommen nachvollziehen, jedoch war es ihm sowas von egal. Den Mann alleine hierher reisen zu lassen, kam ja mal so überhaupt nicht in die Tüte! Energisch schüttelte er sich, um das diffuse Reisegefühl ebenso los zu werden, wie die Aschereste aus dem Fell. Dann trat er neben Severus, welcher nicht sah, wie Lucius Malfoy auf sie zukam. Den Mann erkannte man trotz Verkleidung, denn die Stimme und Haare hatten einfach Wiedererkennungswert. “Severus, endlich bist du da. Der Lord ist sehr … äh, du hast dein Haustier mitgebracht?” Abrupt blieb der Mann stehen, zog die Maske vom Gesicht und hielt den Gehstock ein Stück weg, als er sah was da neben dem Neuankömmling stand. Harry konnte ein belustigtes Schnauben nicht verhindern. Haustier? Naja, wenn der Schönling ihn so sehen wollte, dann bitte. Vielleicht konnte er ja den Stock kidnappen oder in die Schuhe des Mannes pinkeln? “Ist der gewachsen?”, sprach Malfoy Senior das Offensichtliche aus und zog skeptisch eine Augenbraue hoch. “Ja und die Anhänglichkeit ebenso. Zudem scheint er meine Behandlung als Lebensschuld anzusehen, von daher provozier ihn besser nicht. Manchmal neigt er zu etwas sehr starkem Beschützerinstinkt.” Tadelnd blickte Severus zu ihm hinab. Der Blick sagte zwei Dinge: ‘Benimm dich’ und ‘wir sprechen uns später’. “Also, ist ER sehr schlecht gelaunt?”, erkundigte sich der Tränkemeister und nickte in Richtung der Weiten des Gebäudes. Schmunzelnd strich sich Lucius eine wilde Strähne aus dem Gesicht. “Oh ja, ist er. Man kann den Lord im Moment sehr schlecht einschätzen und das wird ziemlich unterhaltsam, wenn dein Wolf sich wirklich so übertrieben verhält. Oh Merlin, wir sollten Eintritt verlangen.” Kalt auflachend schritt der Hausherr davon und die beiden Neuankömmlinge folgten schnellen Schrittes. “Das heute würde wohl nur gekrönt werden, wenn Potter hier plötzlich auftauchen sollte.” Erneutes Schnauben von Harry. Man war der Kerl gehässig und vergnügungssüchtig. Ein Vergnügen auf den Kosten anderer, aber wunderte ihn das bei den Malfoys wirklich? Stumm schritt er neben Severus her, lauschte, schnupperte und beäugte alles um ihn herum. Dass er hier in Malfoy Manor war, war allein anhand des Geruchs klar. Trotz zahlreicher anderer Gerüche, stank es in jeder Ritze nach Malfoy. Während der Geruch nach teurem Parfüm schon beinahe in seiner Nase brannte, war da auch ein wesentlich herber Duft. Ein Duft, welcher ihn neugierig machte, denn es roch nach Erde, Schweiß, Blut und nassem Fell. Hatten die Malfoys Hunde? Da kamen ihm Dumbledores Worte in den Sinn, welcher der Mann zu ihm sprach, kaum dass nach dem Turnier etwas Ruhe eingekehrt war. “Voldemort wird die dunklen Wesen um sich versammeln und für sich arbeiten lassen. Allen voran die Werwölfe.” Na, wenn einer von denen heute auch hier war … wie gut dass er sich etwas erholt hatte, so verlor er bei einem potenziellen Kampf vielleicht nicht in der ersten Sekunde. Moony hatte er ja schließlich auch besiegt. “Welpe, kämpfe nur Kämpfe, welche du auch gewinnen vermagst. Wirklich, dich sollte man an die Leine legen, wie einen ungezogenen Hund. Mit einem passenden Maulkorb.” Sprachs genervt und verschwand wieder aus Harrys Geist. Doch die Worte hatte Wirkung gezeigt, kühlten sie Harrys Kampfeslust doch rapide ab. Amarok hatte vollkommen Recht, er musste sich wirklich zügeln, schließlich war er nur für Severus' Schutz hierher gereist. Ok, und weil es neugierig auf Voldemort - Tom - , wie auch immer, war. Es war die perfekte Gelegenheit um den Mann aus der Nähe zu sehen. Ob der wohl immer noch so gruselig aussah, wie in der Nacht auf dem Friedhof? “Ah, wie schön, dass uns auch der letzte Gefolgsmann mit seiner Anwesenheit beehrt.” Kalt und künstlich freundlich drang eine Stimme an Harrys Ohren. Er hatte nicht mitbekommen, dass Voldemort auch hier stand, dafür überforderten ihn im Moment all die Gerüche und Geräusche. Welche noch um unzähliges Wispern verstärkt wurde, kaum das bewusst wurde, wer da auftauchte und da er eine unerwartete Begleitung hatte. Lucius hatte sich mit einem Glucksen verzogen und flüsterte mit einer schlanken blonden Person. Wahrscheinlich Dracos Mutter. Reine Mutmaßung, da inzwischen alle wieder ihre Masken trugen “Und du bist nicht alleine. Was hat das zu bedeuten, mein Guter?” Bei dem Unterton konnte einem ja schlecht werden. “Danger”, hörte Harry Draco aus Richtung der Malfoys wispern. Warnend knurrte er kurz in Richtung des Jungen, welcher unbewusst einen Schritt in ihre Richtung gemacht hatte. Danger war ein bescheuerter Name, aber in einem hatte Draco recht: Er konnte gefährlich sein. “Dies ist ein magischer Wolf, welcher mir mehr tot als lebendig überbracht wurde. Seit dem scheint er gewillt zu sein, diese Lebensschuld bei mir abzubezahlen. So ich sein Verhalten richtig deute, mein Lord.” Demütig senkte Severus den Kopf. Um sie herum schwoll das Geflüstert an, untermalt von scharfem Luft holen. Harry fragte sich unwillkürlich wie eintönig das Leben der Todesser sein musste, wenn sie diese Information so begierig aufnahmen. Aber gut, vielleicht war es auch nur das ungewöhnliche Verhalten des grimmigen Tränkemeisters. “Ich wäre jedoch vorsichtig damit, sich dem Wolf einfach so zu nähern oder ihn zu beleidigen. Es ist ein hochintelligentes Tier mit einem recht impulsiven Charakter.” Kaum hatte Severus dies gesagt, landete dessen Hand auf seinem Kopf. Harry hörte die Warnung da drin. Was den anderen wohl nicht wirklich bewusst war, war, dass bei einer Missachtung dieser Worte auch von dem Schwarzhaarigen eine Gefahr ausging. Einen Moment herrschte gebanntes Schweigen, ehe der dunkle Lord dieses brach. “Nun, mir scheint unser junger Mr. Malfoy möchte auch etwas zu dieser Geschichte beitragen.” Von wollen konnte wohl keine Rede sein. Nicht wenn er den Geruch der Angst bedachte, welcher von dem Jungen ausging, als dieser nach vorne trat. “Mein Lord, ich fand diesen Wolf in der Nähe des Verbotenen Waldes. Er rutschte mir im wahrsten Sinne vor die Füße. Als ich sah, dass er verletzt war, habe ich ihn auf schnellstem Weg zu Severus gebracht. Mir war klar, dass er etwas Besonderes ist und ich ihn nicht einfach sterben lassen konnte. Zu dem Zeitpunkt war er jedoch nur ein kleines, dreckiges Wölfchen. Es stimmt, er ist Severus treu ergeben. Mich wollte er sogar angreifen, als ich einen Zauberstab in der Hand hielt.” Automatisch spannte sich Harry an. Die Luft war zum Zerreißen gespannt. Und tatsächlich zeigte sich, dass sein Bauchgefühl mal wieder richtig war. Draco hatte kaum den Satz beendet, da zog Voldemort seinen Stab und schoss einen nonverbalen Zauber in Richtung Severus ab. Doch nicht mit ihm! Ein kleiner Sprung, da prallte der Spruch auch schon von ihm ab. Aufgeregte Laute entfleuchten den Umstehenden. “Amarok, was soll ich machen wenn der Idiot da vorne …” Da traf ihn auch schon der nächste Zauber. “Verdammt, was soll denn der Scheiß? Gleich wird noch jemand verletzt”, knurrte Harry. “Du kannst es nicht gegen alle aufnehmen. Er ist ihr Alpha und du nur ein wildes Tier in ihren Augen. Versuche es auszuhalten. Auch wenn du es nicht bewusst weißt, solange du dich den Zaubern nicht öffnest, kannst du einen Großteil von ihnen instinktiv abblocken. Du besitzt eine gewisse Immunität, darum konnte dich selbst dein Gefährte nicht zurückverwandeln. Ein Schutzmechanismus durch deine Elfengene. Hat aber auch seine Nachteile und Schwachstellen.” “Schön und gut, aber das nervt und kribbelt!”, gab Harry ungehalten zurück, als er den fünften für Severus bestimmten Fluch abfing. “Boar, hat Bellatrix den Kerl nicht ausgelastet oder was?” “Welpe, mach nichts unüberlegtes, es könnte langfristig deinem Gefährten schaden”, mahnte Amarok streng und hatte damit natürlich mal wieder vollkommen Recht. Zum Glück hatte er dieses weise Wesen an seiner Seite, sodass er auch noch andere Denkimpulse bekam. “Ok, ich überlege mir was. Denn Severus darf nicht einschreiten, sonst wird das Schlangenface noch misstrauischer. Aber so wie der Meister des Pokerface aussieht, hält der den Zauberstab nicht mehr lange still.” Erneut traf ihn ein Fluch, sodass er mit dem rechten Hinterbein kurz einknickte. Nicht weil es wehtat, sondern weil die Druckwelle unerwartet gewesen war. Was auch immer das für ein Spruch war, er musste stark gewesen sein. Grollend biss er die Zähne zusammen. “Na, Snape, wie fühlt es sich an, wenn jemand mit deinem Haustier spielt und es für sich beansprucht?”, näselte es aus Richtung des Throns und Harry sah, ebenso wie alle anderen, nur zu genau das diabolische Grinsen. Haustier? Welches Haustier hatte Severus denn beansprucht? Laut Harrys Informationen besaß der Lord doch nur diese Riesenschlange, welche gerade in sein Blickfeld geriet. Und er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Severus auch nur ansatzweise in dessen direkte Nähe kommen wollte. “Los Wolf, komm her. Deine Lebensschuld ist abgezahlt, denn mindestens zwei der Sprüche hätten gereicht um Snapes Leben zu beendet oder unschön werden zu lassen.” Selbstgefällig verzog sich die Schlangenvisage und der Mann machte eine heranwinkende Handbewegung. Gebanntes Schweigen senkte sich wieder über den Raum. Einzig Naginis Zischeln und Harrys angestrengte Atmung waren zu hören. Der Kerl hatte echt einen an der Waffel! Soviel stand für Harry definitiv fest. Und wenn er glaubte hier auf diese Art und Weise den großen Larry spielen zu können … tja, da hatte der die Rechnung eindeutig ohne einen gewissen Elfenwolf gemacht. Langsam schüttelte er den Kopf, blickte kurz zu Severus, welcher mühsam versuchte ruhig und erhaben zu wirken, ehe er sich wieder dem Disput vor dem Thron zuwandte. “NEIN!”, rief er laut bellend aus, senkte Kopf sowie Oberkörper herab und präsentierte seine spitzen Zähne, ehe er ein bedrohliches Knurren von sich gab. “Du hörst jetzt auf mit deiner Scheiße, ansonsten kriegen wir beide WIRKLICH ein Problem miteinander!”, drohte er dem Schwarzmagier auf wölfisch, welcher natürlich kein Wort verstand. “Du bist ein treuer Zeitgenosse und stark noch dazu. Nun, dann muss ich dich wohl erziehen.” Ein weiterer Zauber wurde in ihre Richtung geschickt. “Ich habe dich gewarnt!”, rief Harry laut aus, sprang nach vorne und durchkreuzte damit die Flugbahn des magischen Spruches, ehe er auf niemand anderem landete als Nagini höchstpersönlich. Schreie ertönten, darunter zwei “Nein”, wovon eines eindeutig von Severus gekommen war. Keiner schien damit gerechnet zu haben, vor allem nicht Nagini selbst, denn sie zischte zwar überrascht, hielt dann aber erstaunlich still, als Harry seine Zähne knapp hinter ihrem Kopf ansetzte. Er spürte die Schuppen, welche sich zwischen seine spitzen Zähne bohrten, schmeckte dieses kühle aber erstaunlich trockene Aroma nach Erde und … war das Fisch? Entweder die Schlange setzte darauf, dass er hier nur spielte, glaubte keine Chance zu haben oder wartete nur auf die beste Gelegenheit um zuzuschlagen. Denn Nagini war durchaus groß und stark genug um ihn abzuwerfen und dann zu fixieren, oder zu töten. Harry wiederum setzte darauf, dass das Reptil klug genug war zu wissen, dass sie hier gerade nur als Mittel zum Zweck benutzt wurde. “Sorry”, nuschelte er umständlich und knurrte direkt in Richtung Tom, als dieser sich in ihre Richtung schob. “Herr, soll ich …”, kam es mit einer krächzenden Frauenstimme aus der schwarz gekleideten Menge und sofort versuchten auch andere Anhänger Bonuspunkte zu sammeln. “Nein!”, hörte Harry dreistimmig von Tom, Draco und Severus. Nett, da waren sie sich also mal einig. “Ihr verschwindet allesamt. Wer einen laufenden Auftrag hat: Seht zu. Wer keinen hat unterstützt den Rest. Draco, Severus ihr bleibt. Die Versammlung ist beendet!” Autoritär schallte Voldemorts Stimme im eisigen Befehlston durch den großen Raum und augenblicklich waren davon eilende Schritte zu hören. Harry kam dies nur allzu recht. Mit so vielen Zuschauern war ihm nicht wohl. Diese Meute war unberechenbar und es hätte wohl nicht mehr viel gefehlt, dass einer von denen ihm einen Zauber in dem Rücken gejagt hätte. Nicht großartig gefährlich durch die angebliche Immunität, aber er musste sie wirklich nicht überstrapazieren. Wenn Harry eins wusste, dann, dass das Glück irgendwann endete. “Von Haustier zu Haustier, wie hältst du das mit ihm aus?”, erkundigte er sich bei Nagini, während er die Zähne aus den Schuppen nahm und nur noch eine Pfote demonstrativ auf dem Tier stehen ließ. Nagini antworte etwas, doch er verstand als Wolf nur Bruchstücke die keinen Sinn ergaben, also versuchte er es gar nicht erst weiter. Nun ja, man konnte nicht alles haben. Jedoch hörte er das Schlangenlachen sehr wohl. Hatte die hier etwa Spaß dran? Tief atmete er durch und versuchte das Zucken seiner angestrengten Muskeln zu stoppen. Diese kleine Machtdemonstration war anstrengend gewesen, vor allem in seinem noch immer angeschlagenen Zustand. Ein schönes Stück Fleisch und eine ordentliche Runde Schlaf wären jetzt schön. Plötzlich kam Bewegung in die Schlange, welche ihren mächtigen Schwanz nach vorne schlug und ihm damit die Beine weg haute. Ächtzend fiel er unvermittelt auf das Reptil und vor seinem Geiste spielte sich ein grausiges Szenario ab. Es wäre jetzt ein Leichtes für die Riesenschlange ihn anzugreifen, durch die Überrumpelung war er hilflos, denn er konnte so keine effektive Gegenwehr leisten. Schnell versuchte er sich wieder aufzurichten, doch sollte daraus nichts werden denn der hintere Schlangenteil schnellte erneut nach vorne. Legte sich sogar auf seine Beine, während Nagini ihren Kopf leicht drehte um ihn etwas zuzuzischen. Auch wenn er sie nicht verstand, konnte er doch die Bedeutung dahinter deuten: Liegen bleiben! Voldemort, welcher unschlüssig mit dem Zauberstab dastand und kurz vorher noch den beiden Hogwartsbewohnern befohlen hatte, den Wolf dort wegzuholen, redete in Parsel auf die Schlange ein. Doch das Reptil schien nicht gewillt großartig zu antworten, denn die Antworten waren kurz. Etwas das den Magier sichtlich frustrierte. “Na schön”, rief er aus und setzte sich auf den Thron zurück. “Da auch Nagini beschlossen hat, dass dieses Ungetüm eine gute Gesellschaft ist, werde ich es für den Moment sein lassen.” Nicht nur Harry huschte für einen kurzen Moment die Verwunderung über das Gesicht. Erstens: DIE Schlange nahm ihn in Schutz und schien nicht nachtragend ob seines gefakten Angriffs zu sein und Zweitens: Voldemort, nein Tom, stellte seine Bedürfnisse hinter die des Reptils. Das war … unerwartet und irgendwie … niedlich. Merlin, war das alles skurril. “Mein Lord, verzeiht mir wenn ich dies sage, aber der Wolf ist ein wildes, magisches Tier. Ebenso wie Nagini. Beide lassen sich nicht einfach durch ein paar Zauber von ihrer selbst gewählten Mission und Treue abbringen.” “Wahre Worte, Snape”, stimmte der Lord zu. “Mr. Malfoy, damit wird wohl auch nichts aus Ihrem Plan dieses Tier als Eigentum zu haben. Es scheint Severus treu ergeben zu sein, bis es meint, dass die Schuld abbezahlt ist.” “Ihr habt Recht, mein Lord. Aber doch habe ich eine Frage: Wie soll es mit dem Wolf weiter gehen? Ich habe vorhin mehrere begierige Stimmen gehört, als die Widerstandskraft des Wolfes klar wurde.” “Ein berechtigter Einwand, junger Malfoy.” Draco platzte beinahe ob dieses Kompliments, welches er auch noch vor Severus erhalten hat. “Nun, du kannst gehen. Severus und ich haben noch etwas zu besprechen.” Auffordernd deutete der Lord in Richtung Tür und Draco kam dem, nach einem knappen, steifen Nicken, augenblicklich nach. Harry konnte einen kleinen Lacher nicht verkneifen. Heute sah er so viele unbekannte und unerwartete Verhaltensweisen … nach Toms Schlangenliebe kam nun ein gehorsamer, wortkarger und gefügiger Draco. “Von anstrengend zu spannend-unterhaltsam. Was wohl noch kommt? Aber vielleicht sollte ich zu Severus gehen, nicht das Tom wieder …”, redete er mit sich selbst. Doch erneut hatte er die Rechnung ohne das um ihn liegende Reptil gemacht, welche ihre Schwanzspitze um eines seiner Hinterbeine wickelte, kaum dass er sich anschickte aufzustehen. “Hey, was soll das, du Schuppentier? Lass mich gefälligst los. Ich bin doch kein Kuscheltier, auch wenn ich für dich bestimmt eine angenehme Wärme ausstrahle!” Maulend - und damit für die Umstehenden jaulend - versuchte er sich zu befreien. Nagini zischelte nur irgendetwas belustigt, aber absolut unbeeindruckt von seinen kläglichen Versuchen. Tom wusste ehrlich gesagt nicht so recht, wie er mit der neuen Situation umgehen sollte. Eigentlich hatte er vorgehabt das fremde Tier leiden zu lassen. Einfach damit Severus auch litt, denn dass dieser das Tier schätzte und schützte, konnte man erkennen. Doch der Wolf hatte sich gegen all seine Zauber gewehrt und hatte sogar Zauber eingefangen, welche nur ansatzweise in Richtung des Tränkemeisters geflogen waren. Dann überraschte das magische Tier ihn, in dem es nicht ihn selbst, sondern Nagini attackierte, kaum das er von Haustieren und Erziehung redete. Eindeutig ein interessanter Charakter und dazu wirklich klug. Einem stärkeren Gegner beugen? Von wegen! Stur bis in die letzte Pore war dieses Viech. Und leider irgendwie interessant und witzig. Wenn man den Wolf so dabei beobachtete, wie er sich von Nagini befreien wollte und dabei die Schlange anmotzen, welche jedoch immer nur ~Nein~ und ~Halt still~ von sich gab … es war ein lustiges Bild. Als das Tier sich ihm widersetzte, hatte er unwillkürlich an Potter denken müssen und beinahe gehofft, der Wolf wäre der Junge. Doch er wurde bitter enttäuscht, denn keiner seiner Erkennungs- oder Rückverwandlungszauber hatte etwas anderes als ein stark magisches Tier gezeigt. Eine Erkenntnis, die ihn beinahe dazu gebracht hatte, den Avada einzusetzen. Klagendes Fiepen war von eben jenem Wolf zuhören, sodass Tom seine Aufmerksamkeit auf das ungleiche tierische Duo richtete. Die grünen Augen, welche ihn bittend ansahen, verschlungen ihm die Sprache. Denn nicht nur der Charakter erinnerte an Harry, sondern auch die Augenfarbe schrie geradezu Potter. Es war eine der ersten Dinge, welche sich nach seiner Auferstehung in sein Hirn gebrannt hatte: Die strahlend-funkelnden grünen Augen des Jungen. Auch wenn sie damals von Schmerz und Wut gekennzeichnet waren, vergessen sollte er es wohl niemals wieder. Darum wollte er den Wolf auch unbedingt in seinen Besitz bringen, denn wenn er - momentan - schon nicht an Harry herankam, warum dann nicht erstmal mit den tierischen Pendant vorlieb nehmen? “Mein Lord, verzeiht, würdet Ihr eventuell …”, kam es bittend von Snape, welcher immer noch den Zauberstab in der Hand hielt. ~Nagini, lass ihn los.~ ~Aber, das ist so lustig …~, antwortete die Schlange amüsiert und zog den schimpfenden Wolf erneut zurück. ~Du kannst später mit ihm spielen. Also lass los! Ich muss Informationen von Snape haben und ich glaube, der Mann ist wesentlich redefreudiger, wenn das Haustier in seiner Nähe ist.~ ~Haustier~, prustete Nagini, ließ ihr ‘Opfer’ dann jedoch los. Augenblicklich nutzte der Wolf die Chance und rannte zu Severus um sich neben diesem zu positionieren. Jedoch nicht ohne Nagini noch eine Prankenhieb auf den großen Kopf zu verpassen und die Zunge raus zu strecken. Ja, es war wirklich eine rapide Ähnlichkeit zwischen Wolf und Harry. Das konnte doch kein Zufall sein, oder? Irgendwas war einfach komisch an der Geschichte und er sollte nicht mehr dunkler Lord genannt werden, wenn er nicht dahinter kam. Einen Moment beobachtete er Severus, welcher gerade leise mit dem Wolf sprach, während die Hand durch das Fell fuhr als wenn er nach Verletzungen suchen würde. Das glaubte auch niemand, der es nicht selbst erlebt hatte: Der Mann, welchem nachgesagt wurde genauso herzlos wie er selbst zu sein, hatte eben dieses wieder gefunden und augenscheinlich an ein Tier verloren. Galt das eigentlich schon als Wunder? Oder doch eher als alberner Scherz des Universums? Merlin, der chronische Schlafmangel setzte seinem Hirn langsam wirklich zu. ~Ich gehe etwas für den Wolf und mich jagen. Du kannst es dann später abholen lassen. Würdest du wohl so freundlich sein …?~, holte ihn Nagini aus den seltsam anmutenden Gedanken. Schnell legte er einen Kälteschutz Zauber auf seine geschuppte Begleiterin. Ein Wärmezauber wäre unvorteilhaft, da die Beute die sich anschlängelnde Gefahr erfühlen und damit schnell flüchten konnte. Ohne jeden weiteren Kommentar verließ das Reptil den großen Raum durch die rückwärtige Tür. “Nun, Severus, wir werden ins Büro gehen und uns unterhalten. Mir sind interessante Dinge zu Ohren gekommen.” Erhobenen Hauptes schritt er an dem Mann vorbei, welcher umgehend - begleitet von dem magischen Wildtier - folgte. Jetzt hatte Severus, so er an seinem und dem Leben des Wolfes hing, Rede und Antwort zu stehen. “Ein wirklich stures Geschöpf”, kommentierte der Lord trocken, während er den Wolf beobachtete. Dieser saß neben Severus’ Stuhl und versuchte krampfhaft wach zu bleiben. Jedoch fielen die Augen immer wieder zu und der Kopf kippte nach vorne. “Wahre Worte, mein Lord. Er ist vor allem nicht komplett wieder hergestellt und ich fürchte, mit Verlaub, eure Angriffe vorhin haben uns wieder ein Stück in der Heilung zurück geworfen.” Ernst blickte der Lehrer auf das Tier hinab. Welches sich wohl durch die Worte motiviert fühlte sich wieder etwas aufzurichten und schnaubend den Kopf zu schütteln. “Nun gut, so hat das keinen Sinn. Severus, versorge das Tier und du Wolf, wirst dich entspannen. Ich verspreche dir, deinen Menschen nicht anzugreifen oder anderswie zu schaden.” Stur und kämpferisch bis in die letzte Fellspitze. “Wie ihr befehlt, mein Lord.” Nickend beförderte der Meister der Tränke drei Flakons aus den Tiefen seines Umhangs. Die Maske hatte der Mann abgelegt, kaum dass sie im Büro angekommen waren. Nicht zum ersten Mal fragte sich Tom, ob sein Zaubertrankmeister die Taschen des Umhangs magisch verändert hatte. Es würde ihn auch nicht wirklich wundern, wenn der Mann da auf einmal einen - oder mehrere - Kessel herausholte. Kurz schüttelte er den Kopf, um diese albernen Gedanken zu verscheuchen. Lieber beobachtete er die Interaktion zwischen Wolf und Mensch. Nachdem Severus die Tränke herausgeholt hatte, hatte der Mann auf den Wolf eingeredet das Maul zu öffnen um die Tränke zu sich zu nehmen. Doch das kluge Tier hatte die Kiefer zusammengebissenen und den Kopf weggedreht. Ende vom Lied war, dass der Erwachsene den Wolf in den Schwitzkasten nahm. Tja, nur leider half dies auch nicht weiter, denn das Tier wusste sich zu helfen. So war Tom auch in den Genuss der Vorführung einer weiteren Fähigkeit des Wesens gekommen: Es konnte die Größe verändern. Der Wolf war nämlich ganz plötzlich auf Welpen Größe zusammengeschrumpft und somit einfach aus der Umklammerung geflüchtet. “Er weiß sich wirklich zu helfen”, entkam es ihm mit einem Schmunzeln, während sich die beiden ‘Freunde’ finstere, verkniffen Blicke zu warfen. Wobei das beim Wolf eher niedlich aussah, denn die grünen Augen wirkten viel zu groß für das kleine Tier. “Ihr sagt es, mein Lord.” Verkniffen nickte sein Gegenüber, ehe die Aufmerksamkeit wieder dem magischen Tier gewidmet wurde, zu dem sich der Mann nun sogar auf den Boden begab. “Jetzt hör auf zu bocken und nimm die Tränke! Du kannst kaum noch die Augen aufhalten. Meinst du, so bist du irgendjemanden eine Hilfe? Nein, guck gar nicht so, der Blick zieht bei mir nicht. Du weißt: Freiwillig oder mit Zwang.” Ernst blickte Severus das Haustier an und dieses schien sich die Worte ernsthaft durch den Kopf gehen zu lassen. Oder es plante die nächste Schandtat, so sicher war Tom sich da nicht, aber auf jeden Fall hatte der Wolf den Kopf schief gelegt und die Ohren zuckten. Nach einer gefühlten Ewigkeit schnaubte das Tier und öffnete widerwillig die Schnauze. “Sehr gut”, kommentierte Severus das nun doch artige Verhalten als auch der letzte Tropfen unter starken Grimassen im Maul des Tieres verschwunden war. Angewidert schüttelte sich das kleine Wesen so sehr, dass man beinahe Mitleid bekommen konnte. Jedoch war alles Getue anscheinend vergessen, als der Professor das Wölfchen nun auf den Arm nahm und mit ihm zusammen wieder Platz auf dem Stuhl nahm. “Nun, mein Lord, Ihr wolltet mit mir sprechen? Zudem … wenn ihr mir diese Unverschämtheit verzeihen möget, würdet Ihr die Illusion vielleicht ablegen? Dann fühlt sich der Wolf vielleicht nicht so bedroht von euch, wenn er sieht, dass ihr auch nur ein Mensch seid.” Mit zusammengekniffenen Augen ließ sich Tom diesen schon irgendwie dreisten Satz durch den Kopf gehen. Warum eigentlich nicht? Es waren nur sie hier und Severus hatte ihn schon ohne Illusion gesehen. Wem sollte der Wolf schon von seiner kleinen Scharade erzählen? Und vielleicht entspannten sich seine Gäste dann genug, damit Severus redefreudiger wurde. Schließlich hatte er dem Wolf versprochen dem Mann nicht zu schaden. Auch wenn sein Versprechen Schlupflöcher besaß, wollte er wenn möglich erreichen den Mann zum Reden zu bewegen, ohne offensichtlichen Zwang anzuwenden. Mit einer einfachen Handbewegung verschwand das Schlangenäußere und offenbarte sein wahres Aussehen. Anscheinend hatte der Wolf mit so etwas nicht gerechnet, denn augenblicklich richtete sich das Tier auf und glotzte ihn mit großen Augen an. Unsicher strich Tom sich durch die Haare. Klar, war es ein gravierender Unterschied und garantiert für jeden eine Überraschung, aber keiner hatte sich bisher die Überraschung so sehr ansehen lassen. Zu keinem passte das Sprichwort ‘Alles fällt aus dem Gesicht’, so sehr, wie zu dem magischen Tier. “Erzähl mir wie das genau mit dem Tier anfing”, versuchte er seine Unsicherheit zu überspielen. Severus war bisher nicht nur einmal kurz davor gewesen, in hysterisches Gelächter auszubrechen. Das hier war besser als jede Komödie die er je gehört, gelesen oder gesehen hatte. Da saß er hier mit dem mächtigsten Mann der dunklen Seite, in dessen magisch gesichertem Büro und kein geringerer als der erklärte Feind des Mannes und Held der weißen Seite, lag auf seinem Schoß. Immerhin war Harry mittlerweile nicht mehr ganz so gestresst und dauernd auf der Hut, auch wenn der Schlaf, welchen er auf seinem präsentierte, ein schlechtes Schauspiel war. Die Ohren zuckten dauernd und der Atem war nicht ruhig genug. Vom Herzschlag ganz zu schweigen. Aber das war egal, denn es war Ruhe eingekehrt und die Tränke konnten ihre Arbeit leisten. Ja, er machte sich Sorgen um seinen Gefährten. Zwar war kein Avada unter Toms Zaubern gewesen, aber die Menge und Stärke - die Kombination all der Sprüche - konnte einfach nicht gesund sein und erst recht nicht, wenn man eh schon angeschlagen war. Es blieb nur zu hoffen, dass das Ganze keine Nachwirkungen hatte. Jetzt führten sie hier auch noch Smalltalk, das wurde immer absurder und vor allem unnützer. Da konnte man ja nur Kopfschmerzen von bekommen. “Mein Lord, wenn Ihr dann keine Fragen mehr habt oder wichtigere Themen habt?”, unterbrach er so entschuldigend wie möglich eine Redepause. “Ich müsste wieder zu einem wichtigen Trank zurück.” Und er hatte gelinde gesagt keine Lust mehr auf dieses ganze Theater. “Es gibt noch eine Menge Fragen, die mir auf der Zunge liegen, lieber Severus.” Allein dieser säuselnde Ton ließ eine Gänsehaut über seinen Rücken wandern. Herrisch, kühl oder drohend, das passte zu dem Mann auf der anderen Seite des Schreibtisches. Besser er brachte das offizielle Problem mit Harry schnell auf den Tisch. “Mein Lord, um genau zu sein habe ich noch eine weitere Aufgabe, der ich mich widmen muss.” Neugierig lehnte sich der dunkle Mann vor. “In Hogwarts ist am Sonntag etwas vorgefallen, dessen Hintergründe und auch die Beteiligten daran, mir noch fremd sind. Dieser Vorfall ist ein Überfall auf Mr. Potter, bei dem dieser … in Mitleidenschaft gezogen wurde.” Leises Knurren und Schnauben war von der Elfenwolffront zu hören. Schnell redete er weiter. “Der Wolf war auf dem Weg zu mir, traf auf den verletzten Jungen und schleppte ihn zu mir. Er war mehr bewusstlos als alles andere, worauf ich ihn schnellstens erstversorgte. Die Nacht über war, besser gesagt wurde der Junge immer stabiler. Dennoch stand fest, dass ich ihn am nächsten Tag hierher oder nach Zabini Manor bringen wollte. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass meine Heilkünste beschränkt sind.” Während der Erzählung hatte er immer in Richtung des mächtigen Magiers vor sich geguckt. Bei Voldemort wusste man nie, also war es besser immer ein Auge auf den Mann zu haben. “Jedoch sollte es nicht dazu kommen, denn am nächsten Morgen war der Junge aus meinen Gemächern verschwunden. Leider neigt der Bengel dazu, alles mit sich alleine auszumachen und so habe ich es hingenommen, dass er sich wohl irgendwo verkroch und nicht bei den folgenden Mahlzeiten erschien. Wolf ist ihn zwar suchen gegangen da er den Bengel - weiß Merlin warum - zu mögen scheint, konnte ihn jedoch auch nicht auftreiben.” Voldemort schwieg weiterhin und lauschte einfach nur mit neutralem Gesichtsausdruck. “All das änderte sich jedoch, als heute in der Früh niemand anderes als Dumbledore vor der Tür stand und mir beichtete, dass er leider Mr. Potter verloren hat. Anscheinend hat der Junge nicht nur bockig in der Ecke gesessen und seine Wunden geleckt, sondern die Beine in die Hand genommen. Nun bin ich auf der Suche nach ihm und ... Himmel Wolf jetzt halt doch mal still!” Energisch packte Severus das Tier im Nacken, welches auf seinem Schoß herumsprang wie ein wildgewordener Flubberwurm, und schüttelte dieses kurz. Er wusste nicht ob Harry damit sein Schauspiel unterstützen wollte, oder ob der Junge nur aufgrund seiner zurechtgedrehten Wahrheit so hampelte. Aber es nervte und lenkte ihn ab. “Sonntag sagst du?” “Ja, mein Lord.” Wurde es kälter im Büro? “Nun … und dir kommt nicht in den Sinn, mir augenblicklich von diesem Überfall zu erzählen? Nach dem du ja schon den Geist des Jungen versiegelt hast? Streite es erst gar nicht ab!” Es wurde eindeutig kälter hier. Egal was er jetzt antwortete, das hier konnte nur schlecht für ihn ausgehen. Die Stimme mochte neutral klingen, die rot blitzenden Augen und auch die ineinander verschränkten Hände, bei denen bereits die Knöchel weiß hervorstachen, sprachen da eine ganz andere Sprache. Er öffnete den Mund um irgendwas zu seiner Verteidigung oder Entschuldigung zu sagen, doch dazu sollte es nicht kommen. “Du hast auf ganzer Linie versagt und ich bin sehr enttäuscht von dir. Selbst dieses Tier scheint mehr in Sorge zu sein um den Jungen, als du! Erst nimmst du mir jegliche Möglichkeit mit dem Jungen in Kontakt zu treten. Bestreite es gar nicht erst, die Abläufe passen viel zu gut zusammen und das nur um deines Selbstschutzes wegen …” Seufzend schüttelte sein Gegenüber den Kopf, während er sich garantiert unzählige Möglichkeiten ausdachte, wie er ihn an den Rand des Todes und zurück brachte. Ein Hauch Theatralik schwang mit, als Voldemort den Raum fragte, womit er diesen Haufen aus menschlichen Amöben als Untergebene verdient hatte. “Wolf, würdest du einen Moment da weg gehen. Ich verspreche, ich nutze keinen körperlich schlimmen Spruch. Nur muss ich Severus eine Lehre erteilen. Er hat seine Pflicht vernachlässigt und mir nichts über die Geschehnisse mit dem Jungen erzählt, dadurch irrt dieser jetzt verletzt durch die Weltgeschichte. Es gibt schlimmere Gefahren als mich da draußen. Dinge, die definitiv tödlich sind. Wolfs du scheinst ein kluges Geschöpf zu sein und ebenfalls auf der Suche nach Potter zu sein, bist du vielleicht auch deswegen noch an Severus' Seite?” Severus' ganze Haut kribbelte. Die drohende Gefahr, welche über ihm schwebte wie ein Damoklesschwert und dass der Lord nun lieber mit dem Wolf als ihm selbst redete … er stand hüfthoch im Zentauren Dung. Neugierig blickte er auf Harry, welcher den Lord mit schief gelegtem Kopf und aufgerichteten Ohren anguckte. Wenn der Kleine auf die Schiene ‘Ich suche Potter’ Einstieg, gab ihm das ein Alibi und damit Schutz. Aber was, wenn Voldemort das alles nur als Trick nutzte und insgeheim einen anderen Plan hatte? Vielleicht sogar Verdacht schöpfte? Nicht jeder stand schließlich so auf dem Schlauch wie er selbst. Was es auch war, ihm war klar dass jede seiner Aussagen nicht beachtet oder sogar mit einem Schweigezauber quittiert werden würden. Wie die Schüler so salopp zu sagen pflegte, er hatte verschissen. Wieder und wieder fuhren seine Hände unruhig durch das schwarze Fell und wurde schließlich abrupt aus der Grübellei geholt, als der kleine Elfenwolf von seinem Schoß aus dreist auf den Schreibtisch hüpfte. Wo der Problem-Wolf auch noch eine Pfote ausstreckte und Voldemort diese nach einigen Sekunden mit den Fingern berührte. Konnte es noch abstruser und komplizierter werden? “Sehr schön. Wenigstens einer von euch scheint zu begreifen, wo die Priorität liegt.” Gutmütig klopfte der Lord dem Wolf auf den Kopf, was dieser auch noch stillschweigend über sich ergehen ließ. Eine Geste, so unschuldig und harmlos und doch entfachte sie in Severus die Eifersucht. Das war immer noch Harry im Pelzkostüm und damit SEIN Gefährte. Er hatte den vertrauten mentalen Kontakt schon vorher nicht gemocht, jetzt konnte diese Alibi Schlange Harry jedoch auch noch anfassen! Es war einzig seiner jahrelangen Übung zu verdanken, dass er den Elfenwolf nicht auf seinen Schoß zurück zog und Tom in die Schranken wies. “Da dies nun geklärt ist: Severus, du wirst einen schriftlichen und ausführlichen Bericht über all die Geschehnisse verfassen. Dieser hat bis zum Abendessen auf diesem Schreibtisch zu liegen. Du hast also…” Kurz blickte der Lord auf eine magische Wanduhr, “zwei Stunden Zeit. Zudem wirst du das wichtigste Material und ausreichend Tränke beschaffen, damit wir morgen eine ausgedehnte Suche nach Potter starten können. Für den Rest der Ferien bist du also nicht nur von Hogwarts, sondern auch deinem Zuhause beurlaubt, denn du wirst hier ein Zimmer beziehen. Zusammen mit dem Wolf. Ach und natürlich wirst du Dumbledore und seinen Deppen im Dunkeln lassen oder auf falsche Spuren führen.” Skeptisch beobachtete Severus, wie sich der Ältere erhob. “Du bist für den Moment entlassen und kannst alles herbringen was du brauchst. Wolf, du kannst hier im Manor warten. Nagini wollte für euch beiden Essen besorgen. Am besten gehst du in den Garten und schaust wo sie ist. Sie scheint dich zu mögen und ist daher auch ein guter Schutz.” Elegant schritt der dunkel gekleidete Mann um den Schreibtisch herum. “Wie Ihr wünscht, mein Lord”, gab Severus mit zusammengebissenen Zähnen zurück und verbeugte sich steif vor dem mächtigen Mann. Es gefiel ihm überhaupt nicht, Harry hier zu lassen. Dieser abenteuerlustige Idiot schien da jedoch gar kein Problem drin zu sehen, denn er nickte nur und wedelte leicht mit der Rute. Die hatten doch beide nicht mehr alle Zauberstäbe am Holster! Am liebsten würde er beiden etwas anhexen oder wenigstens kräftig auf den Hinterkopf schlagen, aber nein, er hatte sich zu fügen wie ein unartiges, gerügtes Kind. Aber immerhin war er nicht verhext oder verflucht worden. “Nun dann, los. Ich dulde keine weiteren Fehler und somit wirst du mir umgehend alles erzählen, was mit Mr. Potter zu tun hat. Es hat absolut und oberste Priorität. Geh jetzt!” “Ja, mein Lord”, presste Severus hervor und es war kein Wunder dass sein Gegenüber den Unmut heraushörte. Sollte er ruhig, das Ganze hier nervte ihn mehr als jede Zaubertrank Stunde mit den Gryffindors. Noch einmal warf er dem Elfenwolf auf dem Schreibtisch einen Blick zu, der alles ausdrücken sollte: Wut, Sorge, Eifersucht, Zweifel und doch die Hoffnung, nein, das Vertrauen darauf dass Harry wie schon so oft wusste, wie er heile aus Schwierigkeiten heraus kam. Er sah den ruhigen, beinahe aufmunternden Blick seines Gefährten und hätte am liebsten laut aufgeschrien. Stattdessen drehte er sich lieber um und schritt festen Schrittes auf die Tür zu. Naiver Bengel! Doch bevor er den Raum verlassen konnte, hörte er ein warnendes Bellen und noch ehe er reagieren konnte, spürte er wie ihn ein Zauber am Rücken traf. Knurrend und bellend schien Harry mit dem Absender des Zaubers zu schimpfen, was diesen selbstverständlich nicht weiter tangierte. “Hätte ich deine Strafe doch beinahe vergessen …” Ganze zweieinhalb Stunden später, saß Severus samt der ranghöchsten Todessern am Essenstisch in Malfoy Manor. In dieser Runde ‘verkleideten’ sich nur der Lord sowie Harry. Harry schien wohl auf, saß dieser doch mit Nagini in einer Ecke und zerrte Fleischbrocken aus einem Reh. Er fragte sich gar nicht, wo und wie das Reptil das kräftige Tier erlegt hatte, Hauptsache Harry ging es gut. Anscheinend war der Junge immerhin so klug den anderen nicht zu verraten, dass er bei Bedarf die Größe wechseln konnte, denn er hatte wieder die angenehme Kniehöhe eingenommen, welche er bei der Ankunft gehabt hatte. Trotzdem stocherte er missmutig in seinen Kartoffeln herum und die Blicke, welche ihn dauernd trafen, machten es beim besten Willen nicht besser. Da war ja der Crucio beinahe besser. “Severus, ich muss dir wirklich sagen, dieses neue Outfit steht dir irgendwie”, säuselte Narzissa neben ihn. Was von einem Hustenanfall Dracos und einem lauten Lachen Bellatrix gekrönt wurde. “Ja, mein Freund, die pinken Strähnen und auch die winkende Schleife passen hervorragend zu deinen Augen”, kam es grinsend von Lucius, welcher sich eilig ein Stück Fleisch in den Mund steckte. Die hatten doch echt nicht mehr alle Besen im Schrank! Wenn die anderen ihn auch nur einmal nach diesem Abend darauf ansprachen, dann, so schwor er sich, würde er einige Tränke an ihnen ausprobieren. OH JA! Kapitel 35: ------------ Neugierig streifte Harry am nächsten Tag durch das Manor. Severus hatte keine Zeit, da er eine fingierte Suche organisieren musste.   Oh, was hatte der Mann ihm gestern Abend in ihrem Zimmer die Leviten gelesen. Ihm glühten immer noch die Ohren. Nicht einmal die ‘unschuldiger Welpe’ Show hatte irgendwas gebracht. Schließlich waren sie wohl beide froh, als Lucius geklopft hatte und Severus zu einem Glas Wein in den Gemächern der Malfoys eingeladen wurde. Harry war alleine in dem großen Raum zurück geblieben und mit seinen Gedanken dauernd zwischen Reue und Bockigkeit gependelt. Nichtsdestotrotz, hatte es Harry unglaublich erleichtert als Severus angetrunken, aber versöhnlicher gestimmt zurückkam und ihn direkt als erstes auf den Arm nahm. Immer und immer wieder hatte der Angetrunkene gesagt, dass Harry ein Idiot sei der ihm die Haare grau färbte. Der Grund eines potenziellen Magengeschwürs war. Ja, Harry hatte ein ordentlich schlechtes Gewissen und es sogar ein wenig bereut Severus gefolgt zu sein. Als Severus dann jedoch nuschelte, dass er alles und jeden niederbrannte, der es wagte, den kleinen Wolf anzufassen oder zu verzaubern, sorgte für ein breites und seeliges Lächeln auf den schmalen Lippen des Elfenwolfes. Es war ein tolles Gefühl so wichtig für jemanden - für die Fledermaus - zu sein. Geschlafen hatten sie letztendlich, auf Severus Wunsch hin, eng aneinander gekuschelt im Bett. Irgendwie hatte das Ganze also doch etwas Gutes, auf jeden Fall konnte Harry sich dies einreden.    Jetzt streifte Harry durch das Manor und hing seinen Gedanken nach. Ob die hier wohl für Weihnachten schmückten? Obwohl … welches Datum war überhaupt? Vielleicht war ja Heilig Abend schon vorbei? Nun ziemlich neugierig geworden, wollte er nach rechts in einen nur wenig beleuchteten Gang abbiegen, doch mahnendes Zischen ließ ihn innehalten und die Augen verdrehen. Stimmte ja… da war ja auch noch seine ‘Babysitterin’ auf welche nicht nur Tom, sondern auch Severus bestanden hatte. Wobei die Schlange da gar kein Problem mit hatte, sondern eher Spaß daran fand. Die hatte anscheinend wirklich nicht mehr alle Schuppen gerade liegen! “Soll ich da nicht hin?”, erkundigte sich Harry leicht genervt, auch wenn er wusste, dass das Reptil ihn nicht verstand oder verständlich antworten konnte. Dreimal hatte er sich durch so ein Verhalten schon vom Weg abbringen lassen. Einmal war dies sogar sehr gut gewesen, da er wenig später Bellatrix aus der eigentlich geplanten Richtung schlendern sah. Jetzt war er jedoch bereit das Risiko einzugehen, denn dieser Gang lockte besonders. Einfach deswegen, weil er stärker als die anderen nach Tom roch.   “Ich will hier etwas über ihn herausfinden, also muss es einfach sein”. Entschlossen trat er mit der rechten Pfote auf und ging los. Doch er kam nicht weit, wickelte sich doch wieder einmal eine Schwanzspitze um eines seiner Hinterbeine. Entschlossen zischend begann die Schlange vorsichtig zu ziehen, doch nicht mit Harry! Er war kein lebendes Schlangenspielzeug. “Hör auf, verdammt”, knurrte er das Reptil mit nach hinten gedrehtem Kopf an. Genauso entschlossen wie Nagini ihn versuchte wegzuziehen, versuchte er sich unter Knurren und Fletschen zu befreien. “Ich muss Beweise suchen, um einen anderen Weg zu finden.” Immer wieder versuchte er die Schlange mit den Zähnen zu erwischen, doch das Tier war nicht nur größer, sondern auch erfahrener. “Verdammt, ich mein es ernst. Bitte …” Weiter kam er jedoch nicht, denn ganz unvermittelt ließ Nagini ihn los und der motzende Welpe fiel plump auf die Nase. Schüttelnd richtete er sich auf, streckte dem zickigen Reptil unter finsterem Blick die Zunge heraus und marschierte schließlich in den dunklen Flur. Die inzwischen gehässig lachende Schlange hinter sich lassend. Also … welchen Raum sollte er jetzt als erstes nehmen? Ohne den verbesserten Sehsinn hätte er jetzt wirklich Probleme voran zu kommen, ohne gegen eine Statue oder Rüstung zu rennen. Was diese garantiert nicht sehr erbaulich fanden, denn das sie Leben eingehaucht bekommen hatten,  bemerkte Harry an den Blicken, welche auf ihm lagen. Auch das leise Quietschen und Schaben waren ein guter Hinweis. Jeder seiner Schritte wurde genauestens beobachtet. Ganz so wie in Hogwarts und diese Tatsache … nervte den jungen Elfenwolf immens! Blöde paranoide Erwachsene welche jeden zweiten Gegenstand zum Leben erweckten! Wenigstens gab es hier keine lebenden Bilder. Oder besser gesagt, hier gab es gar keine an den Wänden. “Also wie komm ich da jetzt irgendwo herein? Der Flur bringt mir ja nicht wirklich was … Nagini kannst du mir nicht …” Abrupt brach Harry seine angesetzte Bitte ab, als er entdeckte, dass das Reptil verschwunden war. FAST verschwunden war, denn nur der letzte Viertel des riesigen Reptils war noch auf dem Flur zu sehen. “Hey, warte!” Bellend eilte Harry zurück zu einer unscheinbaren Tür, an der er gedankenverloren vorbei gelatscht war. In dieser Tür war eine Schlangenklappe gebaut, sodass Nagini ohne Probleme ein- und ausgleiten konnte. Genauso eine Klappe war auch in Toms Bürotür und der Bibliothek verbaut, wie ihm jetzt wieder einfiel und die Aufregung kribbelte in seinem Körper.   Kaum das er eingetreten war, blieb er auch schon wie festgefroren stehen. Mit offenem Mund und großen Augen starrte er in die Weite des Raumes. Nein, eigentlich die Räume, so sich hinter den Türen nicht begehbare Schränke befanden. Als er den ersten Schock dann doch recht schnell überwunden hatte, sah man den kleinen Elfenwolf aufgeregt auf und ab springen. Also wenn er in den privatesten aller Räume nicht fündig wurde, musste er den Mann wohl doch zur Rede stellen. Skepsis traf es nicht mal ansatzweise um zu beschreiben, was Tom bei dieser ganzen Angelegenheit empfand. Harry und einfach abhauen? Freunde somit der harschen, launischen Willkür von Leuten wie dieser Umbridge überlassen? Nein, das passte keineswegs zu dem Bengel! Da steckte ein Plan dahinter!   Klar, der Junge war im Trotzalter und garantiert nicht sehr glücklich darüber, die Festtage nicht mit dem missratenen Black Spross und diesem Werwolf zu verbringen. Jedoch dann wäre es dann eher dessen Art, trotzig dorthin zu reisen. Einfach als Zeichen. Severus jedoch hatte eine Eil-Eule geschickt, dass der kleine Held dort nicht war und niemand etwas von ihm gehört hatte.   Es war einfach alles zusammen, was ihn stutzig machte und unruhig werden ließ. Irgendwie ... irgendwas an Severus Erzählungen und dem Bericht war komisch. Verständlich, akkurat und doch irgendwie lückenhaft. ‘Zu schön, um wahr zu sein’, sagte man da wohl.   Und dieser Wolf. Dieser vermaledeite, plötzlich erschienene Wolf, welcher Severus am Arsch klebte und einen recht interessanten Charakter sowie hohe Intelligenz und Stärke besaß. So ein besonderes Tier setzte doch niemand einfach aus, der ganz klar im Kopf war. Das Wölfchen war eher die Kategorie ‘Einsperren und präsentieren’. Aber vielleicht hatte der Wolf genau SO gelebt und die Ketten ‘gesprengt’. Somit konnte er auch die Begierde, welche Draco deutlich in den Augen gestanden hatte, verstehen. Verdammt, er wusste ganz genau, da war definitiv etwas faul! Es war, als wenn er den Finger auf der Lösung liegen hatte und sie ihm nur immer wieder entkam. Merlin, wie er das hasste!   Das Grummeln seines Magens holte ihn aus den Grübeleien. Wie lange saß er hier eigentlich schon? Seufzend erhob er sich, um im Garten ein wenig Bewegung zu bekommen, ehe er sich wieder den ganzen Papieren auf dem Schreibtisch widmen wollte. Inzwischen bildeten diese einen gefährlich fragilen Stapel, welcher stark an den schiefen Turm von Pisa erinnerte.   Kaum dass er in den großen Garten des Manors getreten war, bereute er es keinen Mantel angezogen zu haben. Dicke Schneeflocken fielen sanft gen Boden und gaben dem Augenblick irgendwie etwas magisches. Die Sonne war auf dem Weg unter zu gehen und die Gartenlaternen schalteten sich wohl bald ein. Ja, wirklich magisch und passend für das nahende Weihnachtsfest. Auch wenn er dem nie viel abgewinnen konnte, denn die einzig wirklichen Weihnachten, welche erlebt bzw. ‘gefeiert’ hatte, war zu Hogwartszeiten gewesen. Danach hatte er nie wieder die Muße dafür gehabt. Wie kam das denn sonst bei seinen Untergebenen an, wenn der dunkle Lord das Fest der Liebe feierte? Ein sarkastisches Lachen entwich ihm, denn das sollte wohl noch mehr Unsicherheit hervorrufen, als das gemeinsame Einnehmen der Mahlzeiten.   Eine Windböe wirbelte Schneeflocken um ihn herum, sodass er sich einen Umhang herbei rief und diesen ebenso wie einen Wärmezauber um sich legte, ehe er seinen Spaziergang durch ums Haus begann. Vielleicht erreichte er Harry ja jetzt. Ein Versuch war es wert, denn ja, er machte sich Sorgen um den Bengel, so viel hatte er sich eingestanden. Die Gründe dafür waren vollkommen egal! Harry war … ausgelassen. Ja, das passte ganz gut zu seinem momentanen Gefühl. Der Tag war besser verlaufen, als gedacht. Natürlich vermisste er Severus und fragte sich, wo dieser wohl steckte, aber er hatte sich sehr gut abgelenkt in dem er mit Nagini durch das Manor gezogen war. Die Entdeckung von Toms Privaträumen war ein wahrer Glücksfall. Auch wenn er das Gefühl nicht loswurde, dass dies nur möglich war, weil Nagini es zugelassen und gefördert hatte.   Nichts in dem Raum, außer die schwarzen Umhänge und der Geruch, deuteten darauf hin, dass hier der Feind der Zaubergemeinschaft hauste und schlief. Es war alles so normal und nicht mal großartig in Slytherinfarben gehalten. Grau, Braun und weiß waren die vorherrschenden Farben. Vornehmes Badezimmer, Ankleideraum, Leseecke und Schlafzimmer - nichts besonderes also. Das Bett, auf welchem er ausgiebig herum gesprungen war, war noch größer als das von Severus, wenn auch nicht so herrlich kuschelig, wie er bei einem zusätzlichen kurzen Nickerchen festgestellt hatte. Wie Tom wohl reagierte, wenn er die ganzen Wolfshaare vorfand?   Lachend schnaubend trabte er vorsichtig weiter, um seine aktuellen Opfer nicht zu verlieren. Draco und Blaise,welche in dicke Mäntel gehüllt auf dem Weg durch den Garten waren. Wie er der aufgeregten Unterhaltung entnommen hatte, wollten die Jungs sich eine Schneeballschlacht liefern, ehe es Abendbrot gab. Nagini war an der Terrassentür zurückgeblieben. Aber kein Wunder, das war kein Wetter für ein Reptil und so hüpfte Harry alleine durch den Schnee. Von einem Fußabdruck zum Nächsten, folgte er seinen Mitschülern immer weiter in den parkähnlichen Garten. Die Dämmerung legte sich mehr und mehr über sie, doch es machte ihm noch nicht ganz so viel aus. Noch war die Sonne über dem Horizont.   “Ok, Blaise …”, kam es von Draco, nur um umgehend von einem hohen Quietschen des Jungen unterbrochen zu werden. “Blaise, du ARSCH! Ich hab noch nicht das Startsignal gegeben! Das kriegst du wieder!” Und schon begann die wilde Schlacht. Mit und ohne Zauberstab schleuderten sich die Jungs hastig geformte Bälle entgegen und schenkten sich nichts dabei. Lachen, Fluchen und foppende Sprüche erfüllten die Luft, während Harry einige Meter entfernt stand und die Situation mit wedelnder Rute beobachtete.   Eine Situation aus dem dritten Schuljahr blitzte durch seinen Kopf. Da hatte er Draco, unter dem Tarnumhang versteckt, mit Schnee beworfen und es war ein herrlicher Spaß gewesen. Na, wenn er das mal nicht noch toppen konnte. Diabolisch grinsend duckte er sich und schlich näher an die Gleichaltrigen heran. Als er hinter Draco angekommen war, sprang er auf und rannte so nah an dem Jungen vorbei, dass dieser schreiend das Gleichgewicht verlor und im Schnee landete. Ehe Malfoy wusste was geschehen war, war Harry schon wieder im Dämmerlicht abgetaucht, zusätzlich getarnt durch den Schnee.   “Was war das?”, kam es irritert von Draco. “Du bist hingefallen. 1:0 für mich”, gab Blaise trocken zurück, ehe Zabini das Feuer wieder aufnahm. Während der schimpfende Draco eilends eine Schutzmauer aus Schnee zauberte, schlich Harry an den noch Stehenden heran, sprang in dessen Rücken und beförderte so den bis dahin Lachenden mit dem Gesicht voran in den Schnee. Mit einer Pfote auf Zabinis Hintern bellte er siegesfreudig. “2:0 für Harry!” “DU KLEINE MISTKRÖTE!”, brüllte da auch schon Draco und bewarf Harry mit einer Salve aus Schneebällen. “Von wegen Malfoy, fang mich doch.” Lachend sprang Harry von seinem prustenden zweiten Opfer weg und so begann eine neue Runde. Nun unter drei Beteiligten, welche sich nichts schenkten und eine Menge Spaß dabei hatte. Wobei Harry die Jungs zwar nicht mit Schnee bewerfen, aber sie zu Fall bringen konnte.   Ein schönes Glas Elfenwein, während er mit Harry vor dem Kamin seines Manors entspannte. DAS wäre jetzt genau das Richtige. Vor allem wegen diesem unmenschlichen Wetter. Aus unschuldigen dicken Flocken war ein Schneesturm geworden. Da half auch kein Mantel oder Zauber auf Dauer - man war irgendwann durchgeweicht und -gefroren. Ging das so weiter, war auch Apparieren im Freien bald nicht mehr möglich.   Genervt zog er den Umhang aus und übergab das tropfende Ding einer diensteifrigen Hauselfe, welche augenblicklich erschien, kaum dass er durch die Eingangstür eingetreten war. Das kleine Wesen schien alles andere als begeistert davon, dass er hier alles zusaute. Aber es konnte ihm im Moment nicht egaler sein. Wo steckten die denn alle? “Wo ist dein Meister?”, erkundigte er sich bei dem glatzköpfigen Wesen. “Master Malfoy sein in Bibliothek”, gab der alte Elf zurück und verschwand augenblicklich um der Mantelreinigung nachzugehen, kaum dass Severus genickt hatte.   Entschlossen machte er sich auf in Richtung seines ältesten und eigentlich auch einzigen Freundes. Bevor er auf Harry traf musste er runterkommen, denn sonst würde der Zwerg bemerken dass etwas verkehrt lief. Und dann waren eine Menge Reaktionen möglich. Einfach nur weil es sich um dessen Rudel handelte, weswegen Severus selbst versuchte die Nerven zu beruhigen.   “Lucius, du bist alleine?”, erkundigte er sich nüchtern, ehe er nach einem Nicken ganz in den Raum trat. Eine Floskel und keine wirkliche Frage. Seufzend ließ er sich gegenüber seines ehemaligen Hauskameraden nieder. Diese Zeit war lange her und doch sah man es Lucius kaum an. Ganz im Gegensatz zu ihm selber. An ihm sah man die ersten Folgen des stetig arbeitenden Rad der Zeit. “Severus, mein Freund. Du wirst doch nicht zum Seufzen und Starren hergekommen sein.” “Entschuldige, ich war in Gedanken.” “Du warst wegen der Potter Suche unterwegs und scheinst einige unschöne Erlebnisse gehabt zu haben dabei.” Vielsagend zog Lucius eine Augenbraue hoch und füllte ein weiteres Glas mit dem herb und doch süßlich duftenden Wein, ehe er es dem Lehrer reichte. “PAH! Potter. Ich hab doch selber keine Ahnung wo er gerade steckt und dauernd nervt mich einer damit, ob ich nicht was wüsste. Nur das mich jetzt nicht nur Direktor und Lord nerven. Jetzt habe ich auch noch einen aufgebrachten Black, mit dem ich mich auseinandersetzen muss. Der Idiot war drauf und dran das Haus zu verlassen um selber zu suchen. Vollkommend vergessend, dass er ja als Mörder und Feind der friedlichen Zaubergemeinschaft gesucht wird.” “Und du hast ihn in ein altes Stofftier verwandelt und in eine Truhe gesperrt?” “Nein.” “Trank untergejubelt?” “Nein.” “Stumm und Bewegungsunfähig gehext?” “Nein. Auch wenn ich alles gemacht hätte, wenn ich könnte.”   Langsam schüttelte Lucius den Kopf, nippte an dem eigenen Glas und schien schließlich die Worte wieder gefunden zu haben. “Mit dir stimmt wirklich etwas nicht. Hat der Kerl dich so aus dem Konzept gebracht dass du Handlungsunfähig warst? Oder hat euch die Sorge um Potter plötzlich zu Busenfreunden gemacht?” “Lucius!” Fester als gewollt, landete das Glas auf dem Tisch. Edle, rote Tropfen verteilten sich auf dem Tisch und brachten Lucius zum Kräuseln der Lippen. “Du weißt ganz genau, was dieser Idiot mir damals angetan hat. James war eingebildet und wichtigtuerisch. Lupin ein treuer, dankbarer aber verängstigter Teil der Gruppe. Von Wurmschwanz brauchen wir nicht groß zu sprechen. Sirius hingegen, war und ist eine ganz andere Nummer! Er hat James vergöttert, wollte ihm nacheifern und zeigen was für ein toller Gryffindor er ist. Er wollte besonders sein und sich unbedingt von den Blacks abheben. Dabei war er genau gesehen eine klischeemäßige Schlange in Löwenkostüm. Lupin musste nicht nur einmal darunter leiden, wenn Black seinen Verdruss, die Nummer zwei zu sein, an ihm ausließ. Wenn man es denn wirklich als ‘leiden’ bezeichnen will. In seinem Bestreben wie James zu sein, war Black es, der mich an Vollmond mit Lupin aufeinandertreffen ließ. Es war geplant um dann besser bei Potter dazustehen.” Tief durchatmend lehnte er sich zurück. “Wieso hast du ihn dann nicht in eine Salzsäure verwandelt?”, erkundigte sich Lucius, festgebissen wie ein Bluthund. “Lupin kam dazu.” “Warum?” Wollte der Kerl ihn verarschen? Nicht er war es, der komisch war, sondern der blonde Möchtegern-Detektiv! Sonst bohrte Blondie doch auch nie so nach, sondern nahm es einfach hin. Das machte ihre Freundschaft aus. “Weil es in dem Moment nicht ging und jetzt lass es gut sein!”, knurrte Severus aufgebracht.   “Severus.” Langsam stellte nun auch der Hausherr sein Glas ab. Lehnte sich mit aneinander gelegten Fingerspitzen zurück und fixierte ihn mit stechendem Blick. “Wenn dich überhaupt einer ansatzweise kennt und einschätzen kann, dann bin das wohl ich. Wir kennen uns so lange, haben so viel miteinander erlebt. Ich war es, dem du als Teenager von deinem Twist mit den Gryffindors erzählt hast; der dir zugehört hat. Der dein kaputtes Herz versucht hat zu reparieren, als Lily Potter es dir durch die gekündigte Freundschaft zerbrach. Ich war es, der dir die Möglichkeit gab, damit du deiner Leidenschaft - den Tränken - intensiver zusprechen konntest. Auch war ich es, der dir die Türen zur dunklen Magie öffnete. Du warst es, der mir die Sorgen vor meiner arrangierten Ehe nahm. Der mich für Narzissa öffnete, sodass wir überhaupt mehr als nur ein notwendiges Übel ineinander sahen. Somit bist du also auch der Grund, warum es Draco überhaupt ohne die Zuhilfe von Magie, Tränken oder Gewalt gibt. Wir haben wirklich viel miteinander durchgemacht und somit habe ich wohl das Recht zu sagen, ich kenne dich. Nur eben nicht so.” Irritiert, ob der Zusammenfassung ihrer Freundschaft, zog Severus die Stirn kraus und lehnte sich zurück. “Worauf willst du hinaus?” “Du hast dich verändert und verhältst dich komisch. Spätestens seit mein hitzköpfiger Sohn diesen Wolf anschleppte, ist es für jeden klar bemerkbar.” “Lucius, würdest du jetzt endlich aufhören um den heißen Brei herumzutanzen?” “Mir ist nicht nach tanzen und um Brei herum garantiert nicht, danke.” Der Schwarzhaarige konnte ein lachendes Schnauben nicht vermeiden. “Du hängst an dem Wolf, beschützt, pflegst und umsorgst ihn.” Nun zog er die Augenbraue hoch. Um den Wolf ging es hier? “Bist du eifersüchtig oder was? Lucius, Wolf hat sich ausgesucht an meiner Seite zu bleiben, auch wenn es sich mir nicht erschließt. Verhungern lassen kann ich ihn nicht einfach, denn ich möchte ungern von ihm angefressen werden. Von mir aus könnte er seiner Wege gehen. Tut er aber nicht und rauswerfen klappt nicht.” Zurecht gedrehte, nüchtern vorgetragene Wahrheit. Nickend tippte Lucius die Fingerspitzen gegeneinander. “Und wie erklärst du dir dann die Drohung, welche du gegen einen jeden im Versammlungsraum aussprachst? Leugne es erst gar nicht, du hast zwar vor der Reaktion von ‘Wolf’ gesprochen, so dieser angegriffen oder angefasst wird, aber ich habe auch die Warnung vor DIR gehört. Du hättest jeden in diesen Raum verhext, der auch nur den Zauberstab ernsthaft erhoben hätte. Du warst kurz davor, den Lord zu verhexen und ich sah die Angst in deiner Körperhaltung. Selbst die Maske konnte die beinahe Panik in deinem Blick nicht verstecken. Und das alles für ein einfaches, wenn auch magisches, Tier?” Langsam schüttelte Lucius den Kopf, ehe er den Blick wieder auf Severus heftete. “Also bitte … lüg mich nicht weiter an. Ich sehe doch, dass da etwas ist, das dich beschäftigt sowie bedrückt und auch dass der Wolf nicht einfach nur irgendein herrenloses magisches Wesen ist. Selbst der Lord reagiert - warum auch immer - positiv auf ihn.”   Stille kehrte nach dieser erneuten, für Lucius recht langen Ansprache, ein. Der Hausherr wartete geduldig ab, während in Severus die Gedanken rasten. Konnte er Lucius vertrauen? Konnte er das Geheimnis lüften und gestehen, dass sich niemand anderes als Harry Potter hinter dem Wolf versteckte? Er wollte es so gerne. Klar, Zabini wusste bescheid und er konnte mit dem Mann sprechen, aber es war nunmal nicht Lucius. Lucius, sein bester Freund und längster Wegbegleiter.   Der Blonde hatte Recht, sie hatten eine Menge miteinander erlebt. Positiv wie negativ und waren immer füreinander da gewesen. Hatten die dunkelsten Geheimnisse miteinander geteilt und immer bewahrt. Niemals war Lucius ihm in den Rücken gefallen. Er wusste, dass ihnen hier Niemand zuhören konnte. Schließlich hatte er die Zauber gespürt welche Lucius gewirkte hatte, kaum dass die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war.   Seufzend strich er sich durch die Haare und beschloss, auf sein Bauchgefühl zu hören. Ein Teil der Wahrheit zu offenbaren, konnte doch nicht schaden. “Ich konnte Black nicht verhexen, wegen Potter … Harry. Es hätte das schwache Vertrauen, welches er mir inzwischen entgegenbringt, zerstört.” Damit erzählte er dem stumm lauschenden Lucius von dem Überfall auf Harry und seinen Beitrag an dessen Heilung. Devons ließ er aus. Das Harry deswegen nicht in der Schule bleiben konnte, weil ja nunmal der Schwur gegenüber Lily Potter bestand und es in Hogwarts einfach zu gefährlich war. Auch dass der Schutz des Jungen von Dumbledore und Voldemort erwartet wurde, jeweils aus eigenen egoistischen Gründen machte er erneut klar. Er gestand zu wissen, wo Harry war und das es ihm gut ging. Ja, er ließ eine Menge aus, aber wie sollte er das mit den Gründern sowie der Elfenwolf und Gefährtensache erzählen? Es klang ja selbst in seinem Kopf nach ‘Severus ist ein Fall für St. Mungos geschlossene Abteilung’.    “Du versteckst ihn?”, kam es ein wenig aufgebracht und skeptisch von Lucius, welcher wohl nicht länger schweigen konnte. “Wenn es dein Sohn wäre, der an Harrys Stelle wäre, wie würdest du reagieren und agieren? Er mag nicht mein Sohn sein, aber unsere Leben sind eng miteinander verknüpft. Es ist meine Aufgabe ihn zu beschützen. Wenn ich ihm eine kurze Auszeit von all den Irren verschaffen kann, vor allem nach diesem traumatischen und brutalen Überfall, warum nicht? In der Schule geschehen Dinge, die ich selber noch nicht ganz begreife. Zudem ist es die Vergangenheit, welche mich beim Anblick von Harry quält und nicht wirklich der Junge selbst.” Seufzend schüttelte er den Kopf. Er kam vom Thema ab. “Ich konnte Black wie gesagt nicht verhexen, da Harry an ihm genauso hängt, wie an Lupin. Sie sind seine Bezugspersonen und das was er als Rest seiner Familie sieht. Warum auch immer.”   Leider bedeutete das wohl für ihn selbst, wie er gerade bemerkte, dass er in Zukunft mit den beiden Idioten auskommen musste. Eine kleine Schattenseite dieser Gefährtengeschichte.   Wieder kehrte Schweigen ein, ehe Lucius sie mit einer Aussage durchbrach, die Severus sämtliche Mimik entgleiten ließ und heißkalte Schauer über den Rücken jagte. “Ich verstehe … Potter ist also der Wolf. Jetzt ergibt alles Sinn. Welch Ironie, dass er eine Auszeit bei den Feinden nimmt. Wenn das mal nicht die besten Weihnachtsferien seit Merlin werden.” Chaotisch und turbulent, war wohl eine gute Beschreibung der Situation. Das Abendbrot war verstrichen und dies ohne Draco, Blaise, Wolf und Nagini. Dass das Manor noch nicht komplett auf links stand, war auch nur der Tatsache zu verdanken, dass sie alle magische Kräfte besaßen. Wobei diese Kräfte im Moment auch keine Hilfe war. Die Vermissten waren nicht aufzuspüren.   Severus fluchte leise vor sich hin, dass er Wolf das Fell über die Ohren zog, Narzissa stand die Sorge ins Gesicht geschrieben und Lucius hatte alle Hände voll damit zu tun, seine Frau davor zu bewahren kopflos zu werden.   Tom machte sich ebenfalls Sorgen, denn es waren nur sie im Manor anwesend und es fehlten somit die Personen für eine umfangreiche Suche. Das machte das Ganze komplizierter. Die anderen Untergebenen hatte er auf Mission geschickt, ehe das Wetter jegliche Rückreise verhinderte und hatte daher nur diesen Haufen kopfloser Augurey zur Verfügung. Gut, Bellatrix und Devon waren noch vor dem Kollaps des Flohnetzwerkes hergekommen, aber der Heiler musste die verletzte Hexe versorgen, welche sich schwer verletzt hatte. “Severus, hast du wirklich keine Ahnung, wo sich dein Haustier befindet?”, wollte Lucius zum gefühlten dreihundersten Mal wissen. Angesprochener schüttelte wild den Kopf, zauberte sich einen dicken Umhang um und marschierte zur Tür. “Nein, aber ich fühle, dass er in Gefahr ist und werde jetzt da raus gehen.” “So dumm sind sie doch nicht, da draußen rumzulaufen!”, rief Narzissa aus, ehe sie einen flehenden Blick in Richtung ihres Mannes schickte. “Oder?” “Schluss jetzt! Severus, du und ich gehen jetzt da raus und suchen. Vielleicht hören wir ja etwas, egal ob die Elfen gesagt haben, dass sie da draußen niemanden spüren können! Ihr bleibt hier, falls sie plötzlich wieder auftauchen!” Entschlossen zauberte auch Tom sich extra warme Schutzkleidung an und folgte dem anderen Schwarzhaarigen durch das totenstille Manor.   Es waren nicht die Kinder, weswegen er sich unruhig fühlte. Die verschwundenen Tiere waren es, welche ihm wirklich Magenschmerzen machten. Nagini war kein Geschöpf, das solch eine Kälte gut vertrug. So alt und groß sie auch war, solch ein Wetter konnte die Schlange töten. Wolf, wie ihn jeder nur noch nannte, mochte ebenfalls magisch sein, aber trotzdem nicht resistent gegen dieses Wetter. “WOLF!”, brüllte Severus auf der Terrasse und eiskalter Wind trieb Schnee in den Raum. “Severus, glaubst du wirklich, dass er dich bei dem Wind hört?” “Er muss es einfach. Ich muss ihn finden. Ihn und die Kinder. Nagni war hoffentlich klug genug im Warmen zu bleiben!” Verzweifelt strich sich der ungewohnt aufgewühlte Mann erneut durch die Haare. “Ich gehe jetzt …” ~T … Tom~, zischelte es schwach hinter ihnen, sodass beide Männer herum wirbelten und mit den Augen den Raum absuchten. ~Nagini, wo bist du?~ ~Kam … in … versteckt. Draußen …~ Beide Männer stürzten in Richtung der schwachen Schlange und gruben sie unter einem Haufen kalter Asche hervor. “Wo ist der Wolf?”, platzte es aus Severus heraus, während der Blick erneut wild den Raum absuchte. ~Hab gewartet … kamen nicht wieder …~ Behutsam nahm Tom den Kopf seiner langjährigen Weggefährtin auf den Schoß und legte Wärmezauber über sie. Wohlig gurrte das große Reptil. Kein Wunder, dass sie Nagini nicht aufspüren konnten. Sämtliche Kräfte hatten sich zentralisiert und waren fragil wie eine Flamme im Wind. “Sie sagt, sie sind draußen und nicht wieder gekommen.” Sofort war Severus auf den Füßen und ehe Tom sich versehen konnte, im Schneegestöber verschwunden. Er selbst war wie betäubt. Er wollte Severus helfen, aber Naginis Lebenslicht schien so schwach …   Gedämmt durch das wilde Treiben sah er Lichter in der Dunkelheit aufblitzen. Schwache Geräusche wurden ebenso wie Schnee in den Raum getragen. ~Ich habe nicht aufgepasst ... ich konnte ihn nicht beschützen~, kam es traurig und voller Reue von der Schlangendame. ~Es ist nicht deine Schuld. Wahrscheinlich sind sie vom umschlagenden Wetter überrascht worden.~ ~Wolfi ist lustig und nett, weißt du … wir haben auf deinem Bett gespielt. Du weißt tief in dir wer er wirklich ist. Der Kleine ist keine Gefahr sondern nur ein verunsicherter Welpe. Glaub mir Tom, er ist wirklich besonders und du musst keine Angst vor ihm haben, so denke ich.~ Wild blinzelnd blickte Tom auf die langsam wieder zu sich kommende Schlange herab. Es dauerte einen Moment, ehe er begriff worauf Nagini anspielte. ~Ich habe es mir inzwischen gedacht, aber wollte es nicht glauben. Es ist so surreal. Ich meine ...~, war alles was er herausbrachte, da überschlugen sich auch schon die Ereignisse.   Eine der Elfen erschien und verkündete, dass sich mehrere Werwölfe aus Richtung Norden auf dem Weg hierher befanden. Kaum hatte die Elfe dies berichtet, hörte man von draußen dumpfe Knallgeräusche, welche wohl von Severus kamen der zauberte. “Was soll das?”, rief Tom aufgebracht aus, legte Nagini behutsam ab und eilte auf die Terrasse. Wollten sich die Werwölfe etwa gegen ihn stellen und angreifen? Da hatten sie sich aber den absolut falschen Tag ausgesucht! Er würde einen jeden von ihnen zerstückeln. Nein, besser er schwächte einen Teil und zwang diesen dann, den anderen, getöteten Teil des Rudels, selber aufzufressen! Wild peitschte seine Magie um ihn und nichts deutete mehr auf den menschlichen Anteil Voldemorts hin.   Deutlich näheres Heulen durchschnitt die Dunkelheit und der in Rage stehende Mann schoss mehrere Lumos Maxima in die Richtung, in der er den Ursprung vermutete. Rot glühende Augen scannten die weiße Dunkelheit nach der herannahenden Gefahr ab, bereit jeden Gegner in ein Meer aus Schmerz zu tauchen! “Zeigt euch! Wenn ihr angreifen wollt, ist das ein ganz falscher Augenblick!”, schrie er via Sonorus, während er erhaben die Treppe in den Garten hinab stieg.   Grollen zu seiner Rechten ließ ihn herum wirbeln und einen Flammenzauber aussenden. Zu seiner Überraschung galoppierte ein Patronus auf ihn zu, den er nicht als klare Gestalt identifizieren konnte. Sollten sich auch noch Fremde auf das Grundstück geschlichen haben? Gar ein Angriff der weißen Seite? Dann würde nicht nur das heiße Blut der Werwölfe den Schnee schmelzen! “Mein Lord, ich habe sie gefunden. Bitte leuchtet uns den Weg. Die Wölfe haben die Kinder beschützt”, kam Severus Stimme über den Patronus und augenblicklich kam er dem nach. Was passierte hier eigentlich? “Hier her!”, brüllte er. Weg weisende Lumos und Schnee schmelzende Feuerzauber zaubernd.   Wie konnte der Tag nur so verrückt enden? Nagini hatte bestätigt, was er nach all den Grübeleien vermutet hatte - Harry war der Wolf. Die Werwölfe halfen Kinder zu retten und zu guter Letzt, Severus und Potter hingen aneinander. Wenn sein Tränkemeister irgendwas mit dem Kleinen angestellt hatte, zerpflückte er den Mann in der Luft! Durch diese neue Wut angestachelt, verstärkte er die Zauber. “Welpe, halte durch. Die anderen bringen dich ins Warme. Du machst das klasse. Ein Schritt nach dem Anderen.” Wieder und wieder brachte Amarok eine Ermutigung nach der Nächsten hervor.   Angesprochener fühlte sich so schwach und wenn er nicht links und rechts von mächtigen Werwölfen flankiert werden würde, wäre er wohl schon zusammengebrochen. Was als Spaß begonnen hatte, war, ehe sie sich versahen, in einem Drama ausgeufert, denn das Wetter war umgeschlagen. Die harmlosen Flocken waren zu einer tödlichen Gefahr geworden, da sie alle die Orientierung verloren hatten. Die Dunkelheit war da auch keineswegs hilfreich gewesen. Keiner der Hilferufe hatte irgendetwas gebracht und so hatte Harry das einzige getan, was ihm eingefallen war. Er hatte seine Magie um einen Wachstumsschub gebeten, ein großes Loch gegraben und seine Mitschüler dort hineingezogen. Zum Glück waren die beiden so klug gewesen das Loch zu schließen, sodass ein Iglu entstand. Zitternd hatten die beiden an ihm gelehnt und an seiner Körperwärme gezapft. Und er hatte sie ihnen gerne gegeben, denn er würde dank des Fells mehr aushalten als sie.   Amarok hatte versucht ihn zu unterstützen eine gedankliche Brücke zu Severus aufzubauen, doch es hatte nicht geklappt. Wie lange sie so ausgeharrt hatten, wusste er nicht, ehe er plötzlich Geräusche von knirschendem Schnee, sowie Schnüffeln außerhalb des Iglus hörte. Er wusste instinktiv, es konnten nur Werwölfe sein, welche sie drei potenziell als Snack ansehen konnten, aber er hatte den Strohhalm ergriffen und um Hilfe gebeten.    Jetzt marschierte er durch den Schnee, ließ sich von Amarok bei Laune halten und ging einfach zwischen den schweigenden Wölfen her. Draco und Blaise befanden sich beide auf seinem Rücken. Zwar hatte einer der Wölfe angeboten wenigstens eins der Kinder zu übernehmen, doch diese waren zu verängstigt. Also spielte Harry das Reittier und kämpfte um jeden Schritt durch den hohen Schnee. “WOLF!”, erklang plötzlich Severus Stimme ganz in ihrer Nähe und Harry riss den Kopf hoch. “SEV!”, bellte er zurück und beschleunigte ganz automatisch. Es war Freude und Sorge zugleich die ihn aufheulen ließ. “Geh rein, es ist zu kalt!”, bat er, doch da sah er auch schon wie der Mann durch den Schnee auf sie zu marschierte. Erhobenen Kopfes und pure Entschlossenheit im Gesicht. Knurren ertönte von der Werwolfsfront. “Endlich … was macht ihr Wölfe denn hier? Scheiß drauf, wir scheinen einer Meinung zu sein. Los, wir müssen zurück.” Die mahnenden Wölfe ignorierend, schritt sein Gefährte auf ihn zu und streichelte ihm kurz über die Schnauze, ehe er spürte wie sich wohlige Wärme um ihn legte. Ein Patronus schoss aus Severus Zauberstab und verschwand in der Dunkelheit. Nur schwach konnte Harry in der Ferne etwas immer wieder aufleuchten sehen. Doch es versprach Hoffnung im wieder stärker werdenden Schneegestöber. “Wenn wir wieder aufgewärmt sind, ziehe ich dir das Fell über die Ohren, du Narr!”, versprach sein Gefährte und zwickte ihm ins Ohr.   Was natürlich zur Folge hatte, dass ihn einer der Wölfe am Umhang packte und wegzog. Anscheinend nahmen die ihre Schutzfunktion zu ernst. “Zähne weg von ihm, oder ich vergesse mich!”, brachte Harry müde, aber anscheinend überzeugend, knurrend über die Lippen, denn der Werwolf hatte tatsächlich den Anstand kurz den Kopf einzuziehen. Doch darum wollte er sich jetzt keine Gedanken machen. Dafür war Zeit, wenn er seine Pfoten wieder richtig spürte und sein Kopf nicht von dieser bleiernen Müdigkeit befallen war. Ein nur wenige Meter vor ihnen einschlagender Feuerzauber, ließ alle zusammenzucken, ehe sie eiligst darauf zu stapften. Jetzt war es fast geschafft laut Severus. Die Zauberspur, die wer auch immer gelegt hatte, erleichterte das Vorankommen ungemein. “On … kel Severus … ich kann mich nicht mehr halten”, kam es plötzlich von Draco und schon im nächsten Moment rutschte Malfoy Junior einfach von Harrys Rücken. Doch Severus war zur Stelle und konnte den durchgefrorenen Jungen auffangen. “Sind … wir bald … d-d-da?”, erkundigte sich nun auch Blaise zitternd und grub sich noch mehr in Harrys Fell. Die Schemen mehrerer auf sie zu eilender Personen, erübrigte eine Antwort. “Wir haben uns solche Sorgen gemacht!”, hörte er Narzissa ausrufen, während er sich auf dem Boden legte, damit die Erwachsenen den beinahe fest gefrorenen Blaise von seinem Rücken ziehen konnten. Stimmen schwirrten um ihn herum und Harry hatte Probleme damit die Augen aufzuhalten. “Schrumpf dich, damit ich dich reinbringen kann. Du darfst hier nicht einschlafen.” Sanft, aber eindringlich erklang Severus Stimme an seinem Ohr, während der Mann ihm wieder und wieder hinter einem Ohr kraulte. Seufzend und mit letzter Kraft befahl Harry seiner Magie dies zu ermöglichen und landete sicher in den warmen Armen seines Gefährten, ehe ihn die Erschöpfung und Erleichterung überrollte. Auf Severus, war immer Verlass. Kapitel 36: ------------ Harry hörte das leise Murmeln von Draco und Blaise. Er war schon eine ganze Zeit wach, tat jedoch so, als weilte er immer noch tief im Reich der Träume.   Um genau zu sein, hatte er laut Amarok gerade mal zwei Stunden geschlafen. Seitdem hatte er sich mit dem Schutzgeist über das Geschehene unterhalten und Gedächtnislücken aufgearbeitet. Dabei hatte er überraschenderweise erfahren, dass es in lang zurückliegender Vergangenheit die Elfen waren, welche die Rolle der Wächter und Beschützer für die Werwölfe übernahmen. Besser gesagt es war eine Symbiose aus Nahrungslieferanten und Kriegern. Die Elfen schützen das Gebiet der Wölfe und diese teilten ihre Beute, töteten Feinde der Elfen und auch der Wald wurde von Krankheiten befreit. Ein Geben und Nehmen bei dem es eigentlich nur Gewinner gab. Damals hatte man ein friedliches Miteinander gehabt, in dem die Elfenwölfe die wichtige Rolle der Vermittler übernahmen. Eine Schnittstelle quasi. Daher fand Amarok es auch alles andere als seltsam, dass die Werwölfe auf seine Hilferufe reagiert hatten, denn die alten Wölfe gaben das Wissen um diese freundschaftliche Symbiose der nächsten Generation weiter. Es schien ein wichtiger Teil ihrer Geschichte und Identität zu sein, mutmaßte Harry.   Jetzt lag er hier also mit geschlossenen Augen. In einem Bett zwischen Draco und Blaise und lauschte dem leicht aufgeputschten Gequassel der Beiden über beinahe Tode, während Amarok sich zurückgezogen hatte um Kraft zu sammeln. Wenn er kein Fell tragen würde, wäre er garantiert knallrot, da die beiden Jungs neben ihm nicht mehr als Boxershorts trugen. Wenn Severus das hier sah, würde der garantiert alles anderes als begeistert sein. “Der Kleine ist schon irgendwie niedlich, findest du nicht?”, kam es sanft von Blaise und ein einzelner Finger strich vorsichtig über Harrys Kopf und die Wirbelsäule hinab. “Du klingst wie eins der Mädels, wenn sie Knuddelmuffs und Einhornfohlen sehen”, kam es giggelnd von Draco, welcher Harry nun ebenfalls zu kraulen begann. Die Augen immer noch geschlossen, begann sich der kleine Wolf schmatzend zu regen. Es wurde wohl Zeit ‘aufzuwachen’, ehe das hier noch ausartete. Und am Besten war es so oder so, wenn Severus ihn kraulte. Im gleichen Moment als er zwinkernd die Augen öffnete, ging auch die Zimmertür leise auf und die drei Patienten sahen, wie Devon Zabini ins Zimmer trat. “Ah, sehr schön, ihr seid wach und munter. Wie geht es euch?” Schmunzelnd trat der Arzt mit seiner großen Tasche näher ans Bett. “Lasst das hier nicht Severus sehen, der dreht euch den Hals um wenn ihr seinen Wolf so betatscht. Oder siehst du das anders, Wolf?” Kurz zwinkerte ihm der Arzt zu, ehe er sich der Entleerung der Tasche widmete. Harry vermutete, dass Devon ihnen nur den Rücken zudrehte, um das breite Grinsen zu verbergen und nicht in Gelächter auszubrechen. Schließlich kannte der Mann sein Geheimnis und empfand wohl gerade eine diebische Freude.   Seufzend schnaubte der junge Wolf und tapste zum Fußende um sich dort wieder niederzulassen. Apropos Severus, wo war der eigentlich? Eigentlich hatte Harry erwartet, dass sein Gefährte am Bett wachte. Enttäuschung wallte in ihm auf. Er selbst würde nicht einen Moment von Severus' Seite weichen! “Wundert euch übrigens nicht, dass es hier nicht von Menschen überlaufen ist. Ich habe die ganzen Überbesorgten via Zauber den Zutritt hierzu verwehrt. Die haben mich in meiner Arbeit behindert und somit ging es nicht anders. Ihr habt uns alle durch eure Unvorsichtig- und Leichtsinnigkeit in große Angst versetzt und dazu werdet ihr euch auch noch was anhören dürfen! Jetzt bin ich jedoch in erster Linie euer Heiler. Aber Blaise, auch du wirst dir nachher eine Strafpredigt anhören dürfen, nachdem ihr alle uns erklärt habt, was genau geschehen ist.” Zeitgleich zogen alle drei Hogwartsbewohner die Köpfe ein. Harry fragte sich dabei, ob der Mann Okklumentik beherrschte. Nein, in der momentanen Form war er sicher vor solchen Angriffen. “Es war keine Absicht, Dad. Das Wetter hat uns einfach überrascht”, versuchte Blaise zu rechtfertigen, schwieg jedoch augenblicklich, als ihn der scharfe Blick seines Vaters traf und die Untersuchungen begannen. Devon war müde. Die Ereignisse der Nacht hatten ihn geschafft und an seinen Nerven gezerrt.   Erst die Geschichte mit Bellatrix, welche sich unsinnigerweise einen Kampf im Verhältnis eins zu zehn gegen Auroren geliefert hatte. Auch wenn sie irgendwie lebend daraus gekommen war, hatte sie doch gravierende Verletzungen davon getragen. Dazu war die Sorge um seinen Sohn gekommen, den er viel lieber geholfen hätte zu suchen, als dieses leichtsinnige, verrückte Weibsbild zu verarzten.    Als die Kinder dann von den Werwölfen und Severus zum Manor eskortiert worden waren, hatte er Bellatrix kurzerhand in einen komatösen Heilschlaf versetzt, um sich den neuen Patienten zu widmen. Leider waren es nicht mal die starken Unterkühlungen und herabgesetzten Vitalparameter der Kinder, welche ihm am meisten Probleme machten. Die waren mit einigen Tränken sowie behutsamen Erwärmen und Schlaf relativ schnell und einfach wieder hergestellt. Es waren wieder einmal die Angehörigen, welche ihn in seiner Arbeit boykottierten.   Narzissa mutierte zur Drachenmutter und Severus war nicht besser, während Lucius und auch der Lord nur mit Mühe ruhig blieben. Wirklich, die drehten alle vollkommen durch und vergaßen sämtliche Manieren sowie den gesunden Menschenverstand! Gut, Severus konnte er wirklich verstehen und hatte sogar etwas Mitleid mit dem Mann. Harry Potter als Gefährten zu haben, bedeutete wohl notgedrungen Sorgen und Ängste auszustehen. So schnell hintereinander solche Gefühle durchleben zu müssen, musste zwangsläufig Spuren hinterlassen.    Es waren schließlich die beiden fremden Werwölfe gewesen, die dabei geholfen hatten Mutter und Gefährte von den Patienten fern zu halten. Die lagen wie Wachhunde auf dem Flur und verscheuchten jeden anderen, als ihn selbst. Zum Verlassen des Manors waren sie selbst unter dem Einsatz von Magie durch Voldemort nicht zu bewegen, also blieben sie halt. Routiniert untersuchte er nun die Patienten und stellte zufrieden fest, dass sie soweit wieder hergestellt waren um sich der Inquisition aus Erwachsenen zu stellen. Erst jedoch sollten sie noch etwas in Ruhe frühstücken. Soviel musste einfach sein … oder - so fragte er sich amüsiert -  war es vielleicht ein letztes Mahl?   Also rief er nach einer der Hauselfen, welche ihm zugeteilt wurde und trug ihr auf ein leichtes Frühstück zu bringen. Für Harry kurz angebratenes Hühnchen ohne Knochen. “Während das Essen zubereitet wird, werdet ihr ins Bad gehen und euch herrichten. Wolf, du auch. In diesem Bad gibt es eine Badewanne und da wirst du reingehen.” Streng blickte er zwischen den Drei hin und her. “Ohne Widerworte”, schob er hinterher, als er den verkniffenen Gesichtsausdruck im Gesicht des Elfenwolfs sah. “Ja, Dad …”, kam es leise von seinem Sohn, der genau wusste, dass er bei allem Spaß keine Verweigerung duldete wenn DIESER Ton angeschlagen wurde. Mit verschränkten Armen beobachtete er, wie sich das Trio mit gesenkten Köpfen ins Bad trollte. Wenn die beiden Slytherin jemals heraus bekamen, wer da unter dem Fell steckte … er hoffte inbrünstig, dass irgendjemand diesen Moment für die Ewigkeit festhielt! Das gab ein super Kartenmotiv. “Wir stecken tief in der Tinte”, hörte er Draco murmeln, was von einem “Ich fürchte”, von Blaise bestätigt wurde. Sollten sie ruhig ein schlechtes Gewissen haben, das war bei all den Sorgen nur gerecht! Die Situation erinnerte Harry stark an die Anhörung vor dem Ministerium, welcher er erst vor kurzem ausgesetzt war. Die Blicke waren genauso scharf, aber mit Sorge und Neugierde. Immerhin minimal. Eventuell. Vielleicht konnten sie ja doch irgendwie glimpflich davon kommen? Wen er sich dies oft genug einredete, dann trat der Glücksfall vielleicht tatsächlich ein.   Wenigstens hatte er Unterstützung, wenn auch seltsame. Während die beiden Jungs auf der Couch hockten, saß er selbst auf dem Sessel daneben. Nur nicht alleine, denn Nagini hatte sich über Armlehnen und Kopfteil gelegt, während links und rechts zwei Werwölfe hockten. Zwei recht schweigsame braune Weibchen namens Layla und Lola, wie er inzwischen immerhin aus den beiden herausgekommen hatte. Vor allem in Layla schien er Muttergefühle zu wecken, denn das Weibchen leckte ihm über die Schnauze und hatte ihm tatsächlich mit einem Nackenbiss zurück gehalten, als er zu Severus laufen wollte. Lola hingegen beschränkte sich auf das Zusammenstauchen von Layla und das Anknurren der Menschen. Endlich brach Tom - welcher zum Schock der Malfoys und Zabinis sein ‘normales’, menschliches Äußere trug - das angespannte Schweigen. Es war wie ein Verkehrsunfall, sie wollten den Mann nicht anstarren - mussten es aber einfach. Eine positive Sache, aber halt vollkommen anders und unerwartet. “So meine Herren, ich denke es wäre jetzt angebracht, wenn Sie mit der Sprache herausrücken und uns mitteilen, was Sie bei diesem Wetter da draußen zu suchen hatten.” “Wir hatten uns nichts dabei gedacht, mein Lord. Wir wollten nur eine kleine Schneeballschlacht veranstalten”, kam es von Draco, der mühsam versuchte ruhig zu wirken. “Ja genau”, stimmte Blaise schnell zu. “Wir hatten nicht gemerkt, wie weit wir uns vom Manor entfernt hatten, sondern hatten zu dritt einfach Spaß gehabt.” “Und dann schlug das Wetter um und ehe wir uns versahen, hatten wir vollkommen die Orientierung verloren.” Immerhin legte Draco einen zerknirschten Gesichtsausdruck auf. “Wir haben Ortungszauber gesprochen, aber die gingen von links nach rechts und das half wenig.” “Wolf hat versucht zu riechen wo wir hinmüssen, hat geheult und wir haben gerufen. Aber nichts brachte etwas.” Heftig nickend klinkte sich Blaise wieder ein. “Es wurde immer schlimmer und plötzlich, da … da wächst dieses kleine Wölfchen zu einem riesen Biest heran, fängt wie ein Bescheuerter an zu graben und zieht uns dann in ein Loch rein und …” “ … und wir haben dann schnell einen Schutzzauber über uns gelegt, der so gerade geklappt hat. Dann haben wir uns einfach nur an dieses fellige Wärmekissen gekuschelt, der sich um uns gelegt hat.” “Und dann, ganz plötzlich, fing er an zu jaulen und an der Schneewand zu kratzen und ehe wir wussten was geschah, brach sie zusammen und die beiden da stecken ihren dicken Schädel durch das Loch. Das war voll schräg und irgendwie unheimlich. Die Wölfe haben geknurrt und gefiept und dann ...” “Dann sind wir auch schon auf dem Rücken unseres Wolfes und in Begleitung von den Beiden unterwegs durch den Schneesturm und dann taucht Severus auf. Den Rest kennt ihr.” Damit schloss der sichtlich aufgeregte Draco die Erzählung darüber was geschehen war. Seufzend legte Harry eine Pfote über die Augen. Nicht nur dass die beiden in ihrer Redeweise den Zwillingen Konkurrenz machten, das Ganze kam auch viel zu euphorisch rüber. Es klang eher nach der Zusammenfassung eines spaßigen Abenteuers, als nach einem potenziell tödlichen Zwischenfall. Das erneut eingetretene Schweigen machte Harry ganz kribbelig. “Anscheinend sind Sie sich der Gefahr nicht bewusst. Nun, wie es aussieht, haben Sie es dem kleinen Fellknäuel zu verdanken, dass Sie überhaupt noch unter den Lebenden wandeln dürfen.” Nüchtern hatte Tom alles zusammengefasst und die alleinige Schuld den nun wieder zusammengesackten Teenager zuzuschieben. Das konnte Harry jedoch nicht auf sich sitzen lassen, denn er hatte die Schneeballschlacht ja ebenfalls am Leben erhalten. Er war es, der Amaroks Warnung nicht erhört hatte. Wenn er das getan hätte, wäre es vielleicht gar nicht erst zu dieser Gefahr gekommen. “Ich hab auch schuld”, brachte er aufgeregt bellend hervor, wurde aber natürlich von keinem der Erwachsenen verstanden. “Hört auf ihnen die Schuld zu geben. Ach verdammt …” Verzweifelt wünschend Licht in das Dunkel zu bringen, haderte er arg damit sich zu wandeln um sich zu Wort zu melden. Doch die Entscheidung wurde ihm abgenommen, als Layla eine Pfote hob und nur wenige Sekunden später eine junge Frau, von Kopf bis Fuß in spärlicher Fellkleidung gehüllt und goldbraunen Haaren wie Augen, neben dem Sessel stand. Nicht nur Harry starrte die hübsche Dame mit großen Augen an und vergaß für einen Moment Luft zu holen. “Mein …” Räuspernd versuchte Layla ihre Stimme wieder zu finden. “Mein Name ist Layla. Ich bin die rechte Hand von Fenrir Greyback und werde als Dolmetscher für den jungen Wolf agieren.” Sanft kraulte die Frau ihm hinter den Ohren und brachte damit Severus zum Grollen. “Keine Sorge, ich werde nicht weiter Hand an ihn legen.” “Warum muss ihn eigentlich jeder anfassen?”, brach Severus erstmals sein eisiges Schweigen, erhob sich und nur einen Augenblick später saß der Mann mit auf Harrys Sessel und jener auf dessen Schoß. Für einen kurzen Moment vergaß der junge Elfenwolf die Menschen um ihn herum und genoss einfach Severus' Nähe. Erst als er seinen Gefährten endlich gesund und munter in seiner Nähe wusste, beruhigte sich Severus langsam. Die Sorge um den Kleinen hatten die noch frischen Erinnerungen an den Überfall wieder an die Oberfläche geholt und ihn halb kopflos gemacht. Man konnte Harry einfach nicht alleine lassen. Dann geriet der nur jedes Mal in irgendeine Katastrophe, welche ihm fast das Leben kostete. Jetzt war es eine Schneeballschlacht gewesen, die von Spaß in Ernst umgeschlagen war. Besser er sorgte dafür, dass der Kleine nicht mehr alleine war; ihm nicht mehr von der Seite wich. Sonst bekam er noch einen Herzinfarkt oder so. “Jetzt nimm schon deine Griffel weg”, fauchte er die fremde Werwolfsfrau an, die immer wieder SEINEN Harry anfasste. “So ein starker Beschützer …” Das Knurren der noch verwandelten Werwölfin ließ Layla jedoch innehalten. “Ich störe euch ja nur ungern, aber was macht ihr auf meinem Grund und Boden? Ihr habt euer eigenes Gebiet außerhalb des Manors und hier ohne eine Einladung nichts zu suchen”, schaltete sich Lucius ein und stellte damit eine Frage, welche sich alle beim Anblick der beiden fremden Wölfinnen gestellt hatten. “Dieser Dank …” Seufzend verschränkte Layla die Arme und ließ sich einfach neben Severus auf der Sessellehne nieder. Als Severus sie schon verscheuchen wollte, war es Harrys bittender Blick und das Schütteln des Kopfes, welches ihn davon ab brachte. Ausnahmsweise ließ er diese Nähe zu. Quasi als Geschenk für die Rettung der drei Schüler. “Nun, die Erklärung ist einfach. Im Wald ist der Schneesturm nicht so schlimm und wir waren auf der Jagd. Wir befanden uns am Rande des Waldes und hörten die Hilferufe des Welpen. Es ist unsere Pflicht, Welpen zu helfen und so kontaktierten wir Fenrir, der uns die Erlaubnis dazu gab. Wir wollten Sie eigentlich mit in den Wald nehmen um sie bei uns zu versorgen. Fenrir teilte mir jedoch mit, dass dies keine gute Idee sei, da die Menschen so etwas nicht zu schätzen wissen. Also brachten wir sie zu euch.” “Danke, ohne euch wären sie wohl erfroren”, kam es leise von Narzissa, welche über die schlecht versteckte Beleidigung hinweg sah, sich erhob, die Werwölfin kurzerhand umarmte und sich schließlich zwischen Draco und Blaise setzte um beide in den Arm zu nehmen. Narzissa sprach aus, was sie wohl alle dachten, doch keiner der Männer über die Lippen bekam. Nie zuvor hatte Severus die ehemalige Black so liebevoll und emotional gesehen. So menschlich. So offen. Die Frau war nicht sie selbst! Immerhin umarmte sie eine Werwölfin, von denen sie sich sonst fernhielt. “Was uns aber immer noch nicht erklärt, warum ihr immer noch hier seid”, klinkte sich der Lord wieder ein und klopfte mit den Fingern auf der Lehne seines Sessels herum. Die Geduld des Mannes war eindeutig gen Ende geneigt. Verwirrt zog Layla die Stirn kraus und legte den Kopf schief. “Wegen dem Welpen natürlich. Wir sind hier, um ihn zu beschützen und solange er uns nicht weg schickt, werden wir bleiben oder ihn mitnehmen in unsere Obhut!” “Das kannst du aber sowas von vergessen”, entfuhr es Severus wütend und blitzte die Fremde an. Schubste sie sogar von der Lehne. “Sicher scheint er ja hier nicht zu sein!” “Ich kann sehr gut auf ihn aufpassen!” “Ihr könnt ihn doch nicht einfach mitnehmen und ihn uns wegnehmen”, schaltete sich nun auch Draco ein. “Er gehört nicht euch, sondern nur sich selbst, junger Malfoy”, knurrte Layla zurück. “Er ist zu wertvoll, um solchen Gefahren wie euch Menschen ausgesetzt zu sein!” “Das ist immer noch mein Manor!”, brauste Lucius auf. “Fenrir untersteht meinem Kommando”, gab Tom siegessicher zu bedenken, erntete jedoch nur dunkles Grollen von der Werwolfsfront. “Fenrir ist und bleibt stolzer Anführer des Werwolfsrudels, welches euch netter Weise zu Diensten ist”, brauste Layla auf, richtete sich auf und wenn sie gekonnt hätte, hätte sie wohl Blitze mit den Augen vesrprüht, um den Schwarzmagier in Asche zu verwandeln.    Die Situation war mehr als zum Zerreißen gespannt und eine falsche Bewegung konnte eine gefährliche Kettenreaktion auslösen. Er musste Harry hier unbedingt wegbringen! Doch dieser Kamikaze-Wolf hatte natürlich wieder einmal ganz andere Pläne und sprang bellend von seinem Schoß und damit genau ins Zentrum der Streitenden. Keiner außer der Werwölfe verstand den Wortlaut, doch sie alle begriffen, dass der Kleine wohl gerade alles andere als Komplimente verteilte. Dabei sträubte sich das Fell so wild, das Harry aussah, als wenn er die Rute in eine Steckdose gesteckt hätte. “Hättest du vielleicht mal die Güte, endlich deinem Dolmetscherjob nachzukommen?”, keifte er diese vorlaute Layla an, welche nur mit einem breiten Grinsen dastand und dem Ausbruch des ‘Welpen’ beobachtete. Oder passte genießen besser? “Komm schon Wolf, beruhig dich. Du musst dich noch schonen”, versuchte er auf Harry einzureden, was ihn nun jedoch in den Fokus des motzenden Wesens rückte. Reflexartig hob er die Hände hoch. “Das … ist so köstlich”, kam es lachend von Layla, welche wohl als einzige Spaß an dieser Situation hatte. Die andere Werwölfin hingegen erhob sich und verpasste Harry einen Schlag mit der Pfote auf den Kopf, woraufhin dieser leidvoll aufjaulte.   Richtig Mitleid hatte wohl gerade niemand mit ihm, da ihnen allen noch die Ohren klingelten ob des hohen Quietschen, Bellen, Jaulen und Knurren. Das  war eher Tonlage Chihuahua gewesen. “Manno, Lola. Es war gerade so ulkig. Na gut, guck nicht so böse, ich mach ja schon. Also ich fasse zusammen: Der Welpe hat die Schneeballschlacht ebenfalls gefördert und nicht auf sein schlechtes Bauchgefühl gehört und ist damit ebenfalls schuldig an dieser Situation. Er möchte nicht dauernd wie ein rohes Ei behandelt werden und ihr … wir ...sollen alle aufhören zu streiten weil es ihm auf die Nerven geht. Wir sollen aufhören andere wie Dinge zu sehen. Die ganzen Beleidigungen habe ich jetzt mal weggelassen, auch wenn er wirklich kreativ ist. Da könnte selbst Fenrir noch was von lernen.” Teenager glucksen war von der Couch zu hören. “War das ok, Welpe?”, erkundigte sich nun Layla bei Harry und hockte sich vor diesen um ihm sanft über den Kopf zu streichen. Bevor Severus jedoch dazu kam, erneut dazwischen zu funken und seinen Gefährten zu schnappen, schaltete sich Tom ein. “Ich denke, für den Moment ist alles gesagt. Wir können wohl alle Ruhe gebrauchen.” Damit erhob sich der Lord und machte klar, dass die Versammlung aufgelöst war und jeder in seinen Wohnbereich zu gehen hatte. “Ach und Miss Layla, ich erwarte Fenrir noch heute hier!” Sprachs, rauschte aus dem Raum und hinterließ eine sprachlose Wolfs-Frau. Etwas, das die Wölfin Lola zum Glucksen brachte. Die Malfoys waren in ihrem Teil des Manors, die Zabinis hatten sich in den Gästebereich zurückgezogen, da das Flohnetzwerk immer noch nicht als sicher galt. Lola war zum Rudel aufgebrochen, während Layla wahrscheinlich die Küche plünderte. Auf jeden Fall hatte die Fremde von großem Hunger gesprochen.   Er selbst war mit Harry auf ihrem Zimmer. Die Wut war verblasst und hatte im Moment nur Erleichterung übergelassen. “Weißt du … ich bin dir wirklich nicht böse. Ich hab mir schreckliche Sorgen um dich, um euch, gemacht und ja … vielleicht schieße ich mit meiner Bevormundung manchmal über das Ziel hinaus. Aber diese ganzen Gefährtengeschichte…” Überrascht hielt er inne als er spürte, wie sich das kleine Wolfsbündel in seinen Armen zu wandeln begann. “Uff, das ist echt ‘nen scheiß Gefühl zu wandeln. Und man … ist dieser Körper stumpf. Irgendwie so gefühllos. Als Wolf kriege ich da ganz andere Sachen mit.” Weiterhin einfach mit dem Kopf auf seiner Brust liegend, hob Harry eine Hand und betrachtete sie im Licht eines einfallenden, kraftlosen Sonnenstrahls. Es dauerte einige Augenblicke, in denen er nur gaffen und zwinkern konnte, ehe Severus endlich seine Stimme wiederfand. “Was … wie … warum?”, stammelte er und ärgerte sich über die Rhetorik eines Sechsjährigen. Räuspernd versuchte er es erneut. “Warum jetzt?” Klasse, er war auf zehn Jahre hochgeklettert, wo blieb der Applaus? Harry jedoch schien das aktuelle Problem der vernünftigen, angemessenen Artikulation keineswegs zu stören. “Warum ich mich jetzt gewandelt habe? Weil es sich jetzt richtig anfühlt. Weißt du, normalerweise wandeln sich Elfenwölfe meines Alters gerne willkürlich. Einfach weil die Übung fehlt. Meine Magie scheint jedoch der Meinung zu sein, dass das Leben als Wolf das Bessere ist und sperrt sich dagegen. Es müssen anscheinend einige Faktoren passen damit es klappt. Oder vielleicht fehlt mir nur die Erfahrung. So sicher sind Amarok und ich uns da nicht.” So interessant das Ganze auch sein mochte, so förderte es doch auch ebenso die Wut aus seinem Inneren wieder zu Tage. Entschlossen richtete er sich auf und packte den Jungen fest an der Schulter, während er ihn etwas herumdrehte. “Was hast du dir dabei gedacht? Warum bist du mir gefolgt? All das wäre nicht passiert, wenn du einfach EINMAL auf mich gehört hättest! Aber neeein, der Herr Potter muss wieder mal sein eigenes Ding durchziehen!” Baff starrte Harry ihn an und brachte nur unzusammenhängendes Gestammel hervor. Scham stand neben Erstaunen in Harrys Augen und irgendwie … machte es Severus noch fuchsiger. “Hast du überhaupt einmal nachgedacht oder ist es doch einfach nur ein Spaß für dich? Wirklich, manchmal bist du wie dein Vater!” Aufgebracht schüttelte er Harry einmal. Plötzlich war es, als hätte er damit sämtliche Emotionen aus dem Jungen vertrieben und zurück blieb nur eine nichtssagende Maske. “Weißt du Severus, das Einzige was ich mir dabei gedacht habe, ist dich zu beschützen. Mein Bauchgefühl hat mir gesagt, dass dir hier Gefahr droht und so war es auch. Es stimmt, ohne mich wäre alles anders gekommen, denn kurz nach deiner Ankunft hättest du auf dem Boden gelegen. Zuckend und wimmernd unter unsäglichen Schmerzen, verursacht durch keinen anderen als Voldemort. Der Kerl hat einen Narren an mir gefressen. Warum auch immer, aber nicht nur deswegen weil er mich töten will. Darum stehst du nach allem nicht sehr hoch in seiner Gunst! Das Einzige, was ich wollte, war, dich - meinen Gefährten - zu beschützen und unterstützen.” Fest blickte Harry ihm mit ausdruckslosem Blick in die Augen, während er sich kopfschüttelnd aus dem Griff befreite und vom Bett stieg um auf ihn hinab zu blicken. Vollkommen aus dem Konzept gebracht verrauchte die Wut in Severus und hinterließ nur schlechtes Gewissen. Er hatte die Worte schon bereut, als sie seinen Mund verlassen hatten. Er hatte die Beherrschung komplett verloren, als ihn die durchgemachte Sorge überrollt hatte. “Harry … es tut mir ...” “Nein. Lass es einfach. Komm jetzt nicht mit ‘Es tut mir leid’ oder sonst was!” Wut blitzte kurz in den grünen Augen auf. “Weißt du, Severus, ich denke genau das ist unser Problem. Wir sind beide Einzelkämpfer die für das Wohl anderer sorgen. Ja, es nervt mich dauernd bevormundet zu werden wie ein Kleinkind. Aber es ist auch ein schönes Gefühl, dass man jemanden so wichtig ist. Bei dir mag es inzwischen Gewohnheit sein, dich um mich zu sorgen. Für mich ist diese ganze Geschichte mit dir neu. Die Instinkte leiten mich und ich werde darauf hören.” Mit zusammengekniffenen Augen schüttelte der Junge den Kopf. “Was ich eigentlich sagen will, ist, lerne endlich dass ich ICH bin. Dass ich nicht in einem Kokon aufgewachsenen bin, in dem ich mit Liebe und Fürsorge überschüttet wurde. Ich kann mir selbst helfen, also lerne darauf zu vertrauen. Lerne zu glauben, dass ich manchmal Dinge oder Menschen mehr begreife als du und das nicht nur mit Logik. Ich bin ein Elfenwolf, habe ein eigenes Rudel, ich krieg das irgendwie hin.” “Harry bitte, lass es mich doch erklären”, versuchte Severus es erneut und stellte sich vor den Jüngeren. Das dieser dadurch zurückwich versetzte ihm einen Schlag in die Magengegend. Langsam schüttelte Harry den Kopf, ehe er ihn mit einem verzehrten Lächeln anblickte. “Ich weiß, dass du dir Sorgen gemacht hast und wahrscheinlich immer noch machst. Ich weiß, dass du deine Worte nicht böse meintest, aber tragischerweise macht es das alles nicht besser. Worte können die mächtigsten Waffen von allen sein. Schwerter, welche sich unsichtbar in dein Innerstes bohren und unbemerkt alles in Fetzen schneiden. Mir tut es leid, dass ich dir anscheinend immer wieder zur Last falle, denn das will ich auf keinen Fall.” Severus' war unbeweglich, sein Mund ausgetrocknet und all die Gedanken, welche durch seinen Kopf tobten, verpuffen ungesagt im Nichts. Das hier war so verkehrt. Lief absolut falsch und schief. Die Rollen waren vertauscht und Harry war es der Vernunft zeigte. Dabei sollte er es doch sein, der ruhig und strukturiert das Gespräch führte, zwei Schritte voraus war und so einer Eskalation vermeidet. Es stimmte, sie waren beide Einzelkämpfer und Sturköpfe dazu. “Ich erkenne deine Verzweiflung an, Severus und ich sehe, wie es in dir arbeitet. Sehe, wie leid es dir tut und wie sehr ich dich verwirre. Aber solange du nicht erkennst, was der Unterschied zwischen meinem Erzeuger und mir ist, werde ich mir hier einen anderen Rückzugsort suchen.”   Damit drehte sich Harry um und war schon im nächsten Moment im Türrahmen, wo er noch einmal innehielt und zurück blickte. “Ich mag dich an ihn erinnern, aber ich bin nicht James Potter. Denk darüber nochmal intensiv nach. Wenn du die Lösung hast, kannst du dich bei mir melden. Genauso auch ob du auf meine Entscheidung vertrauen kannst, oder nicht.” Damit verschwand der Fünfzehnjährige. Zurück blieb der Nachhall der zufallenden Tür und Severus, der sich fühlte als wenn eine Zentauren Herde über ihn hinweg gefegt wäre. War das wirklich Harry, der ihn da gerade auf äußerst ruhige, erwachsene, kalte und dadurch umso verstörendere Art und Weise zusammengestaucht hatte? Geschrei, Tränen … irgendetwas in der Art, damit hätte er umgehen können. Da konnte einem wirklich unwohl werden, bei dieser ‘Ruhe vor dem Sturm’ Taktik, mit der er Voldemort durchaus das Wasser reichen konnte.   Er hat Harry doch nicht wehtun wollen! Eigentlich hatte er nur genießen wollen, dass ihnen ein Moment der Sicherheit und Zweisamkeit gewährt war. Als Harry sich gewandelt hatte, war er erstaunt aber auch unglaublich stolz gewesen. Er wusste aus Erzählungen, dass auch der Animagus ein sehr anstrengender Zauber war - Er selbst hatte diesen nie bewältigt. Doch dann war alles außer Kontrolle geraten, nur weil er seine sieben Sinne nicht beieinander hatte! Idiot und Dummkopf wurden ihm nicht mal im Ansatz gerecht! “Du machst es immer wieder falsch, Severus.” Wütend auf sich selbst schlug er mit der Hand gegen die Schläfe, ehe er kraftlos auf das Bett zurück sank. Er fühlte sich wie betäubt.   Denn eine Sache fraß ganz besonders an ihm: Der aufblitzende Schmerz und die Enttäuschung in Harrys Augen, waren dieselben, wie vor langer Zeit in Lilys Augen. Damals hatte er sich ebenfalls nicht unter Kontrolle gehabt und Dinge gesagt, die er eigentlich nicht so meinte. Die er im gleichen Moment bereute und die doch alles kaputt gemacht hatten. Die Erinnerung an den Schmerz in den grünen Augen ließ ihn kurz zucken, denn es war als wenn Harry und Lily zugleich auftauchten. “Dieses Mal nicht!” Entschlossen erhob er sich wieder und wollte schon aus dem Raum jagen um Harry zu finden, da hielt er schlagartig inne.   Die Klinke noch in der rechten Hand, einen Fuß schon auf der Schwelle, schossen ihm die Worte des Schülers durch den Kopf, dass er nicht nur ein wenig Abstand bräuchte, sondern Severus auch erst kommen solle, wenn er eine vernünftige Antwort hatte. Kraftlos rutschte die Hand wieder von der Klinke und ebenso schlaff, und ja auch ein wenig verzweifelt, schlurfte er zum Bett zurück. Seine Magie schloss die Tür und versiegelte sie. Er brauchte Zeit. Zeit, um sich zu sortieren damit er nicht wieder etwas falsches sagte. Zeit, um die eigenen Gefühle zu ergründen. Wusste Harry eigentlich, welche Herausforderung er gestellt hatte? Was er da von einem Mann wie Severus erwartete? Schleichend und spähend schaffte Harry es unentdeckt in die Küche zu kommen. Alles in ihm schrie danach, sich wieder in die Wolfsform zu flüchten und irgendwo zu verstecken, um in Ruhe die seelischen Wunden zu lecken.   So beherrscht er bei der kleinen Auseinandersetzung mit Severus auch gewirkt hatte, es hatte ihn verletzt. Klar war er enttäuscht und ein wenig sauer auf seinen Gefährten, aber mehr setzte ihm zu, in welchen Zustand er den Mann versetzt hatte. Die Art und Weise, wie er seine kleine Standpauke hielt … er hatte nur zu genau gesehen, wie sehr er Severus damit verwirrt und somit aus dem Konzept gebracht hatte. Der einfache Grund, dass er nicht geschrien hatte, war, dass es diese kleine Unstimmigkeit nicht wert war und er seiner Stimme nicht traute. Die Zeit als Wolf schien seine menschlichen ‘Fähigkeiten’ abzustumpfen. “Ah, kleiner Wolf. So siehst du also in deiner menschlichen Form aus.” Japsend wirbelte Harry herum und entdeckte Layla, welche schmunzelnd und mit locker verschränkten Armen am Türrahmen lehnte. “Layla … du bist es nur.” “Nur? Da rettet man dir das Leben und dann wird man mit einem ‘nur’ abgespeist?” Verkniffen blickte sie Werwölfin zu ihm herüber. Schnell hob Harry die Hände und schüttelte den Kopf. “Nein, nein. So meinte ich das gar nicht. Ich dachte nur …” Lachend trat Layla auf ihn zu und verwuschelte seine Haare. “Keine Sorge, Welpe. Ich versteh dich schon. Als Werwolf kennt man sich mit dem Versteckspiel sehr gut aus, weißt du.” Zwinkernd ließ sich die Frau auf einem Barhocker nieder. “Na los, lass uns ein wenig reden. Du siehst aus, als wenn dir jemand auf die Pfoten gepinkelt hätte. Meine Sinne werden mir verraten, wenn Gefahr droht. Harry war dein Name, korrekt?” Seufzend kam er der Bitte nach. Neugierig war er schon auf Layla, hatte er doch nicht mal gewusst, dass es auch weibliche Werwölfe gab - obwohl es natürlich nur logisch war!    Eine Kaffeetasse erschien vor ihm und Harry dankte gedanklich den Hauselfen. Die Kleinen hier waren wirklich auf Zack. Geradezu gierig trank er einige Schlücke. Verbrannte sich dabei die Zunge und verzog das Gesicht ob des intensiven Geschmacks. Er hatte weder Milch noch Zucker im Kaffee. Urgs, dass Severus überhaupt noch lebte bei diesem Gesöff, glich einem Wunder. Severus … “Das ich tatsächlich mal einen Elfenwolf kennenlerne und dann auch noch einen Welpen mit solch einem niedlichen menschlichen Äußeren. Andere träumen davon ihr ganzes Leben.” Holte ihn Layla aus der beginnenden Wehmut. Nur zu gern ging er auf sie ein. “Amarok, mein Schutzgeist, erzählte mir, dass Werwölfe und Elfen einst eine Symbiose miteinander eingegangen sind. Die Elfenwölfe wurden als Vermittler eingesetzt. Stimmt das?” Der erste Kaffee verschwand und wurde umgehend gegen einen hellen, süßlich duftenden ausgetauscht. Vor Layla tauchte ebenso einer auf. “Nun ja. Im Groben ja. Unsere Geschichte überliefern jedoch auch, dass die Elfenwölfe von beiden Völkern verehrt wurden. Ihr Charakter machte es selbst den Menschen schwer, sich ihnen zu entziehen. Gut ausgebildete Elfenwölfe konnten eine Menge für Elfen und Werwölfe erreichen. Du bist etwas Besonderes. Auch deswegen weil wir dachten, dass nach dem Schlangenwolf niemals wieder ein Elfenwolf existieren würde.” Glücklich lächelte die Braunhaarige ihn an, ehe sie sich zufrieden ihrem Kaffee widmete. Harry hingegen verbiss sich den spitzen Kommentar bezüglich dem ‘besonders sein’. “Schlangenwolf, du meinst nicht zufällig Salazar Slytherin, oder?” Mit großen Augen blickte Layla ihn an. “Doch genau den meine ich. Salazar Slytherin. Seines Zeichens Mitbegründer von Hogwarts, Aushängeschild des Hauses Slytherin und letzter von den Elfen höchstpersönlich ausgebildeter Elfenwolf. Woher kennst du ihn denn?” Doch im gleichen Moment fiel ihr der Denkfehler auf. “Stimmt ja, Hogwarts. Ich vergaß.” “Naja eigentlich … kenne ich ihn sogar persönlich. Also, wenn man es so nennen will.” Warum er Layla sein Herz ausschütte und von der Verwandtschaft zu Salazar berichtete, wusste er nicht. Er hatte einfach das Gefühl ihr vertrauen zu können. Auf jeden Fall erfuhr er so einiges interessantes über den Mann. Es wunderte ihn nicht wirklich, als Layla von dem Gerücht erzählte dass Salazar ein unglücklicher Wolf war, weil er sich angeblich seinem Gefährten verweigerte. Dass es sich dabei wohl um Godric handelte, verkniff Harry sich.    “Sag mal … kann ich dich um einen Gefallen bitten? Ich müsste jemanden eine Nachricht zukommen lassen, aber ich kann hier nur schwer nach einer Eule fragen im Moment.” Immer noch ein wenig … schockiert, blinzelte Layla ihn an. “Klar, ich helfe dir gerne, Welpe. Wem soll ich schreiben?” “Einem anderen Werwolf. Er ist mir sehr wichtig und er weiß was ich bin. Weiß um einige meiner Probleme. Ich könnte ihn echt gut an meiner Seite gebrauchen. Er ist Teil meines Rudels, seit ich ihn durch einen ungeplanten Kampf besiegt habe. Wenigstens dass es mir gut geht, sollte er wissen. Bestimmt wurden er und mein Pate schon informiert, dass ich aus Hogwarts verschwunden bin.” “Ein eigenes Rudel und das, wo du gerademal laufen gelernt hast … ich bin gerne bereit diese Aufgabe für dich zu erledigen, kleiner Harry. Also welchen Werwolf soll ich für dich kontaktieren?” Glücklich strahlte Harry die junge Frau an. In den braunen Augen standen Neugierde und ehrliche Freundlichkeit. “Remus Lupin.” Geschockt weiteten sich die Augen Laylas. “WAS? Oh man, das kann doch nicht wahr sein …” Eine gute Stunde später hatten Laylas Sinne Alarm geschlagen und keinen Moment zu früh konnte Harry sich wieder in den Wolf wandeln. So hatten Nagini und Tom nur eine junge, spärlich bekleidete Frau sowie einen kleinen Wolf neben ihr auf dem Stuhl sitzend, angetroffen. Ein Welpe der beim Eintreten der beiden die Nase aus der Kaffeetasse hob und so die süße Mischung auf dem Tisch verteilte.   In dieser Stunde hatte Layla sich konsequent geweigert zu erzählen, warum sie bei der Erwähnung von Remus Namen so reagiert hatte. Jedoch versprochen diese Aufgabe gewissenhaft zu erledigen. Über sich selbst hatte die Braunhaarige immerhin verraten, dass sie mit fünfundzwanzig Jahren von Fenrir gebissen wurde, es aus puren Egoismus von ihnen beiden geschah und es dennoch ihre Rettung war. Das dies schon fünfzehn Jahre zurück lag, hatte Harry kurz aus dem Konzept gebracht. Sah Layla doch höchstens wie dreißig aus. Auch das Leben im Wald, unter Fenrirs Aufsicht, beschrieb die Wölfin ihm. Es klang so … urban, anstrengend und doch zugleich einfach. Neugierig machten ihn die Geschichten über Jagden, Lagerfeuerwachen und Felle aufbereiten schon.   Als die beiden Neuankömmlinge ankamen, hatte Layla ihn einfach geschnappt und war mit ihm auf dem Arm und einem “Wir gehen mal patrouillieren” aus dem Raum gerauscht. Jetzt lag Harry eingekuschelt und zugedeckt auf einer sehr gemütlichen Couch in einem Wintergarten. Ebenfalls im Raum waren Narzissa - welche einen Hauselfen in der Pflanzenpflege zurecht wies - und Lucius, welcher in einem dicken Wälzer mit unleserlichen Titel schmökerte. Draußen vor dem dicken Glas sah er immer wieder Layla in ihrer Wolfsform vorbei jagen und Schnee aufwirbeln. Nur zu gern wäre er mit hinausgegangen, jedoch war diese entschieden dagegen gewesen und hatte sich sogar Narzissas unerwarteten Vorbeikommens bedient. Freudig hatte die Blonde zugestimmt auf den tierischen Hausgast aufzupassen.    Tief seufzend muckelte er sich tiefer in die Decke und bereute es nicht, sich einfach gefügt zu haben. Narzissa zeigte eine sehr angenehme Art und Weise, sich für die Rettung ihres Sohnes bei ihm zu bedanken. “Ich gehe den Nachmittagstee anweisen. Wolf, ich werde dir etwas leckeres mitbringen. Du bleibst hier und erholst dich. Lucius, du passt auf, verstanden?” Sprachs, blickte sie fest an und rauschte aus dem Raum.   Widerspruch zwecklos und auch gar nicht möglich. Faul ließ sich Harry zur Seite fallen und streckte alle Viere von sich. Insgeheim stellte er fest, dass diese beiden Malfoys wirklich nicht die schlechtesten Babysitter waren. Sie ließen einen im Großen und Ganzen in Ruhe.   Das Knistern des Feuers im Raum, die Geräusche welche Lucius beim Lesen und atmen machte und die angenehme Wärme sowie der wohltuende Duft der geschätzt dreitausend Pflanzen im Raum, all das ließ Harry schläfrig werden. Er fühlte sich hier sicher, denn wenn sich einer an die Anweisungen von Voldemort und Severus hielt, dann wohl Lucius Malfoy. Was sollte also passieren? Zeit Schlaf nachzuholen! “Also … Wolf. Warum bist du hier und nicht bei Severus?” Natürlich war es ihm nicht vergönnt. Demonstrativ drehte er dem Mann grollend den Rücken zu. Doch brachte das einen Malfoy selbstverständlich nicht zum Schweigen. “Ah, wie mir scheint, das falsche Thema. Habt euch wohl gezofft, was? Du weißt, dass es hier nicht wirklich sicher für dich ist? Die Todesser kehren bald zurück und Bellatrix ist hier auch irgendwo. Sie denkt immer noch, dass es ihr Pluspunkte gibt, wenn sie dein Fell präsentiert.” Ob der Kerl wohl die Pfoten auf den Ohren als Signal verstand? “Also weswegen hat sich das unzertrennliche Duo in die Haare bekommen?” Natürlich begriff der Mann nicht. Wollen oder können war nur die Frage. “Hat er dir Nachsitzen mit Kessel schrubben angedroht, Potter?” Und ZACK, damit war Harry wach. Eiligst wirbelte er herum. So schnell, dass weder seine Gliedmaßen, noch der Kreislauf hinterher kamen. Dennoch war er sofort in Alarmbereitschaft. Verdammt, wie war Blondie hinter sein Geheimnis gekommen? Was geschah nun und war er jetzt in Gefahr? Doch alles was Malfoy Senior tat, war in lauthalses Gelächter auszubrechen.   “Herrlich, dieser Gesichtsausdruck.” Glucksend wischte Lucius die Lachtränen aus den Augenwinkeln. Solch einen Spaß hatte er lange nicht mehr gehabt und darum hatte er den Moment, in dem er mit Potter alleine war, auch herbeigesehnt. Klar, er hätte auch den unwissenden spielen können, aber wo blieb denn dann der Spaß? So konnte er den Bengel unter Kontrolle halten, da er jederzeit die Deckung des Animagie zerstören  konnte. Dass sich ‘Kontrolle’ und ein panisch wirkender Harry Potter jedoch nicht miteinander vertrugen, merkte er an den hektischen Bewegungen des Tieres und auch daran, dass sich das Fell des Tieres in Wellenform bewegte. “Beruhig dich du, Chihuahua Wolf! Ich habe nicht vor dir etwas zu tun. Also … SETZ DICH AUF DEINE VIER BUCHSTABEN UND HÖR MIR ZU!”   Dass das Welpchen zu einem Monster heran wuchs und ihn womöglich angriff, konnte er jetzt nicht gebrauchen. Vielleicht hätte er doch schweigen sollen? Im Bezug auf Potter fehlte ihm einfach die Erfahrung, denn der Junge reagierte anders als andere. Andere Kinder seines Alters hätten sich erschreckt und wären weggelaufen. Hätten sich erkundigt woher man diese Information hatte und gebettelt es zu verheimlichen. Potter jedoch ging nach einer kurzen Schreckminute in den Verteidigungs und Angriffsmodus über.    “Also …” Wachsam beobachtete er das momentan wilde Tier auf dem Sofa, welches sich nur schwer zu beruhigen schien. Aber es blieb sitzen und griff ihn nicht an. Auch wenn es mit angelegten Ohren knurrend die grünen Augen fest auf ihm liegen hatte. Kurz räusperte sich Lucius, um die trocken gewordenen Stimmbänder wieder zum Laufen zu kriegen. “Also, Wolf - so werde ich dich, wie alle anderen inzwischen, nennen -, es war nicht meine Absicht dich zu ärgern. Es ist nur auffällig, dass du sonst nicht von Severus Seite weichst und jetzt plötzlich mit der Werwölfin umherziehst. Ich dachte man sieht euch den ganzen Tag nicht mehr, weil ihr mit sonst was beschäftigt seid.” Verstohlen kniff er sich in den Oberschenkeln, um das aufkeimende Bild von Severus und Potter bei sportlichen Aktivitäten zu vertreiben.    “Die Gerüchte über dein magisches Potenzial scheint wirklich alles andere als übertrieben zu sein. So perfekt wie du den Animagus Zauber beherrscht, bin ich wirklich gespannt was wir von dir noch zu erwarten haben. Da wäre es beinahe schade, wenn du vorzeitig den Zauberstab abgeben würdest. Von daher und auch weil Severus dich wohl irgendwie mag, wäre es mir sehr recht, wenn du ein wenig auf dich selbst achten würdest.”   Es war interessant den Wolfs-Potter während der kurzen Ansprache zu beobachten. Zwar war die Mimik und Gestik aufgrund des Fells nicht zu deuten, aber die Ohren zuckten immer wieder und in den Augen glaubte Lucius so etwas wie Neugierde und Stolz aufblitzen zu sehen. Gut zu wissen, dass auch ein Harry Potter nicht immun gegen Schmeicheleien war. Doch was ihn selbst am meisten verwunderte war, dass er dies alles eigentlich gar nicht geplant hatte zu sagen. Es war einfach so aus ihm heraus gesprudelt und fühlte sich richtig an. Eigentlich wollte er sich nur ein knappes Danke abringen. Geschäftig strich Lucius über seine makellose Kleidung, ehe er sich wieder an den lauschenden Fellträger wandte.    “Also Wolf, ich bin dir dankbar, dass du gestern auf die beiden aufgepasst hast. Du magst dich mitverantwortlich fühlen, aber du warst es letztendlich, der ihr Überleben gesichert hat bis Hilfe kam.”    Harry erzählte ihm irgendwas in Wolfssprache. Selbst wenn er es verstehen würde, würde er es nicht beachten, denn für ihn stand die Meinung fest. Das Thema war für den Moment beendet und es gab nichts, worüber er sich sinnvoll mit dem Animagus unterhalten konnte. Daher ergriff er seine Lektüre, um sich dieser wieder zu widmen.   Klar, es gab einiges was er wissen wollte, aber vielleicht war da die Zeit sein bester Freund. Vielleicht schaffte er es mit etwas Zeit das Vertrauen des Jungen zu gewinnen und wer wusste was er dann so herausbekam. Schließlich war er Slytherin und Malfoy. Beste Voraussetzungen also, um ein wenig intriganten Spaß zu haben. “Ach und übrigens”, langsam senkte er das Buch und hatte augenblicklich die Aufmerksamkeit seines felligen Gastes. “Wenn du mir hier an die Möbel pinkelst, verwandle ich dich in einen Kissenbezug.”  Unter dem ertappten Jaulen des Tieres verschwand er wieder grinsend hinter dem Buch. Spaß musste sein. Kapitel 37: ------------ Ein neuer Tag begann. Im Großen und Ganzen hatte er gestern einen guten Tag bei den Malfoys gehabt. Als Draco und Blaise zu ihnen stießen, gab es auch ein wenig mehr Unterhaltung. Vor allem als Harry eine Truhe entdeckt, welche Weihnachtsschmuck enthielt, kam Stimmung auf. Letzten Endes strahlte der Wintergarten nun in weihnachtlicher Dekoration und Beleuchtung. Inzwischen wusste Harry, dass morgen der vierundzwanzigste Dezember anstand. Abendessen hatte er gemeinsam mit Layla in dem kleinen, gemütlichen Raum eingenommen. Später schaute er Draco und Blaise dabei zu, wie sie sich im Zauberschach zu übertrumpfen versuchten. Mindestens einer der beiden musste einmal gegen Ron spielen und den Jungen alt aussehen lassen. Dennoch war eine ganze Nacht vergangen, seit dem er mit Severus diese Unstimmigkeit hatte. Harry war nicht nur einmal kurz davor gewesen, zu seinem Gefährten zu gehen, aber dann hatte er sich einfach kräftig irgendwo hingebissen. Lucius hatte irgendwann am Nachmittag gemeint, dass, wenn er Flöhe hatte, er gefälligst verschwinden solle. Der junge Elfenwolf hatte jedoch nur die Zunge ausgestreckt, sich herumgedreht und mit dem Kopf auf der Armlehne liegend aus dem Fenster gestarrt oder sich anderswie abgelenkt. Schlecht gelaunt blinzelte Harry den einfallenden Sonnenstrahlen entgegen, während Layla ihn durch Malfoy Manor trug. Es war Frühstückszeit und dies somit die wichtigste Mahlzeit, so die Meinung der Wolfsfrau. Argumente wie “Keine Lust”, “Keinen Hunger” oder “Ich will noch schlafen”, waren auf taube Ohren gestoßen und Harry nun zwangsverpflichtet am Essen teilzunehmen. Aber er war bockig und würde gerne noch heile Welt im Wintergarten spielen. “Na komm schon Welpe, hör auf zu schmollen. Das mit deinem Gefährten kommt auch wieder in Ordnung. Eure Bindung ist stark”, versuchte Layla ihn aufzumuntern. Layla hatte auf sein “‘Der ist doof’ gestern Abend nur geschmunzelt. “Außerdem essen wir nicht mit den Anderen, sondern das, was ich heute Morgen gejagt habe. Nichts geht über ein frisch erlegtes Reh.” Harry konnte sich ein schöneres Frühstück vorstellen, als blutiges Reh. Es war etwas anderes, blutarmes wenn auch nicht ganz durchgebratenes Fleisch zu essen, als ein noch quasi lebendiges Reh. Aber er vermutete, dass Layla auch in diesem Punkt keine Widerworte gelten ließ. Somit seufzte er nur schwer und fügte sich. Kurze Zeit später stellte Harry fest, dass es nicht so schlecht schmeckte, wie erwartet. Er durfte einfach nur nicht genauer drüber nachdenken. Vor allem aber riss ihm Layla - wieder in ihrer Wolfsform - Fleischstücke aus dem Kadaver, sodass ihm dies erspart blieb. Auf jeden Fall dachte er so. “So, kleiner Welpe. Du magst bisher verschont und wie ein Mensch behandelt worden sein, doch damit ist jetzt Schluss. In dieser Form bist du mehr Wolf als Mensch und auch diese Seite von dir hat Bedürfnisse, welche gestillt werden wollen. Von daher: Das Herz ist gutes Muskelfleisch. Hol es dir!” Gut gelaunt blickte Layla ihn an. Ihre komplette Schnauze, Teile der Brust und auch die Vorderbeine waren mit Blut überzogen. Sie hatte das Mahl in vollen Zügen ausgekostet. “Ähm, nein danke, ich verzichte. Das bisherige hat mich schon zufrieden gestellt.” Entschuldigend blickte er Layla an. “Von wegen, die paar Brocken reichen nicht! Du musst bei Kräften bleiben und gerade zu dieser Jahreszeit ist jeder Bissen, jedes bisschen Energie, wichtig. Überlebenswichtig! Was machst du übrigens, wenn dein Gefährte oder dein Rudel Hilfe brauchen und dein Körper zu kraftlos ist? Ist dir noch nie aufgefallen, dass deine Magie anders ist, wenn du hungrig bist? Dass selbst deine Sinne schwächer sind?” Leider musste der junge Elfenwolf gestehen, dass Layla ihn damit geködert hatte. “Du bist gemein, mir wichtige Menschen als Argument zu bringen!” “Nein Wolf, ich bin nur ehrlich und sorge mich um dich. Selbstüberschätzung hat schon genug Lebewesen aller Art getötet. Also, beantworte meine Fragen.” Als wäre es kein so wichtiges Thema, legte sich die Wölfin bequem hin und begann ihre Beine zu lecken. “Ehrlich gesagt, habe ich da nie so drauf geachtet. Also auf diese Hunger-Magie-Sinne Sache. Hunger bin ich gewohnt und kann auch damit gute Leistungen erbringen.” “Wie meinst du das?”, erkundigte sich Layla und hielt in ihrer Putztätigkeit inne. Schnell schüttelte der Jüngere den Kopf. “Ist egal. Mein Leben war halt nicht immer so komfortabel wie jetzt.” Einen Moment musterte Layla ihn einfach nur mit schief gelegtem Kopf, ehe sie wohl begriff, dass Harry nicht vorhatte darüber zu sprechen. “Umso wichtiger ist es, dass bestehende Defizite beseitigt werden!” “Ich bin kein schwaches Weichei. Hermine hat auch immer versucht mich zu mästen.” “Dann ist dieses Mädchen sehr klug, denn du bist nunmal sehr schlaksig. Selbst in deiner Wolfsform. Du magst es gewohnt sein und bist beim besten Willen nicht schwach. Aber da ist noch mehr möglich und dein Körper und deine Magie werden es dir danken! Gerade als Harry Potter dürfte dein Leben nicht besonders friedlich und entspannt verlaufen. Wenn ich da nur an das Turnier letztes Jahr denke … Gerüchte darüber sind bis in den Wald gelangt.” Bisher hatte die Frau den ‘Harry Potter Fact’ schlechtweg übergangen. Der war für sie nur Schall und Rauch gegen die Elfenwolf Sache. “Können wir jetzt mal aufhören, über mein Gewicht und mein ach so gefährliches Leben zu lamentieren!”, schnaubte Harry pikiert, welcher sich auf die Rute getreten fühlte. Layla kannte ihn überhaupt nicht! Was erlaubte die sich eigentlich? “Ich höre auf, wenn du das Herz frisst.” Und ehe Harry wusste was geschah, stand die Werwölfin auf und riss das Herz aus dem aufgebrochenen Reh Brustkorb. Das schmatzende, reißende Geräusch dabei ekelte ihn ebenso an, wie es ihn insgeheim faszinierte. Ein normaler Teil des Kreislauf des Lebens und doch glotzte Harry das Herz vor seinen Füßen an, als wenn es ein Alien wäre. Es wies eine morbide Schönheit auf, wie es da auf den Terrassensteinen vor ihm lag. Schlug das etwa noch? Schnell sprang er ein Stück zurück. “Auf gar keinen Fall! Das lebt ja noch!” Mit großen Augen blickte er zwischen Layla und dem Herz hin und her. Gerade in diesem Moment hatte er die skurrile Fantasie, wie das Herz zum Leben erwachte und ihn aus Rache angriff. Sobald er das Ding nicht mehr im Blick hatte, konnte wer weiß was geschehen! Sämtliche Lieder, Geschichten und Erzählungen berichteten von den mystischen Kräften, welche in Herzen steckten. “Jetzt sei nicht verrückt.” Zu spät. Dafür war es in Harrys Augen eindeutig zu spät bei dem vorherigen Gedankengang. Energisch schüttelte der Junge den Kopf um die albernen Horrorbildchen zu verbannen. “Nein!” “Doch!” “Bitte Layla, ich bin immer noch ein Mensch. Ich habe heute echt meine Hemmschwelle überwunden … bitte.” “Du hast Defizite die dich vielleicht einmal deinen Gefährten oder geliebte Menschen kosten werden”, appellierte Layla an sein schlechtes Gewissen. “Aber das behebe ich doch nicht jetzt und sofort mit einem rohen Rehherz!” Flehend blickte er die ältere Wölfin an. Er verstand durchaus, dass sie ihm nur auf ihre ganz eigene Art helfen wollte. Es ehrte sie und dennoch wollte und konnte er ihrem Wunsch nicht nachkommen. Zunehmen und Muskeln sowie Kraft aufbauen: Ja, das konnte nicht schaden. Das Herz essen: Bereits gegessenes eventuell wieder gen Außenwelt befördern. Doch Layla gab nicht nach und schob den einst fleißig arbeitenden Muskel mit der Schnauze wieder in Harrys Richtung. “Das nicht, aber es …” Zu Ende bekam die Wölfin den Satz jedoch nicht, denn Severus’ Stimme aus Richtung des Hauses zog die Aufmerksamkeit der magischen Wesen auf sich. “Wenn ihr den Malfoys einen Herzinfarkt beschweren wolltet, dann ist diese Sauerei eine gute Möglichkeit.” Das Schmunzeln konnte er sich dabei jedoch nicht verkneifen. Aber er war nicht zum Spaß hier und auch nicht, um hier und jetzt mit Harry zu sprechen. Dafür fanden sie einen deutlich besseren Moment. Räuspernd richtete er sich ein wenig auf. “Ich bin hier, um euch mitzuteilen, dass Fenrir jetzt ‘endlich’ eingetroffen ist und unser Frühstück sprengte. Vielleicht solltet ihr euch … herrichten, denn er möchte den Kleinen kennenlernen.” Allein der Gedanke, Harry in Fenrirs Nähe zu wissen, verursachte ihm akutes Magengrummeln. Es mochte nicht alles wahr sein, aber ja, Fenrir hatte in seiner Wolfsform Kinder getötet. Severus hatte es mit eigenen Augen ansehen müssen, aufgrund der Geschwindigkeit und List des Wolfes jedoch nicht eingreifen können. Und dann sollte er einfach nur daneben stehen, während sein Gefährte in unmittelbarer Killer-Nähe war? Würde er dann als Beschützer nicht vollkommen versagen? In seinen Augen war dies ein ‘6 - Setzen’ Fall! Motzende Laute holten ihn aus den Grübeleien und er wollte schon ebenso wie Harry Veto einlegen, als Layla begann Harry abzulecken. Harry wusste sich jedoch sehr viel besser zu reinigen. Bellend sprang der junge Elfenwolf einfach kopfüber in den meterhohen Schnee und pflügte sich wie eine Raupe hindurch. Das Schmunzeln in Severus Gesicht wurde von einem leisen Kichern getoppt, während Layla schnaubend den Kopf schüttelte. “Er ist halt weder ein wahrer Wolf, noch ein Welpe. Ich weiß, du wolltest ihm hier mit dem Fressen nur helfen, aber du kannst ihn zu nichts zwingen. Das kann eigentlich niemand außer er selber und darum bewundere ich ihn. Er ist gescheit, ein guter Junge und hat eine Sicht auf die Welt … die besonders ist. Er ist nun mal kein Werwolfjunges.” Sanft beobachtete den eifrig Schnee pflügenden Harry. “Weißt du, ich habe ihn im Blick, seit er den ersten Fuß über Hogwarts Schwellen gesetzt hat. Ich habe gebraucht, bis ich nicht dauernd von meiner Vergangenheit überrollt wurde, sobald ich ihn hörte oder sah. Er ist unvergleichlich und für mich etwas ganz wertvolles. Nicht weil er ein Elfenwolf ist und wir Gefährten sind, nein. Er bringt mich dazu, mich selbst zu hinterfragen. An mir zu arbeiten und ja, er hat es geschafft, mich für die Welt zu öffnen. Auch wenn es hart und plötzlich war und immer noch ist. Alte Gewohnheiten und Ansichten legt man nicht von heute auf morgen ab.”” Während seines Monologs hatte er den Blick in den Himmel gerichtet, wo Vögel die frische Luft und den neuen Tag besangen. Eine Nase die ihn an der Hand stupste und schließlich eine Zunge, welche darüber leckte, holten ihn aus den Gedanken. Blinzelnd blickte er hinab und entdeckte den breit lächelnd Elfenwolf, der mit stark wedelnder Rute vor ihm stand. Schmunzelnd bückte er sich um Harry hochzuheben. “Hast wohl gelauscht, was?” Nicken. “Das mit dem vernünftig streiten und diskutieren sollten wir wohl noch lernen, nicht wahr? Ich denke wir müssen uns eingehend unterhalten.” Bellen, schiefes Grinsen und Nicken. “Ja, mir tut es auch Leid. Ich bin einfach ein alter Esel.” Motzende Laute. “Nein, du brauchst mir das gar nicht versuchen auszureden. Ich …” “Bewege jetzt mal meinen Hintern rein, weil es schweinekalt ist und ein ungeduldiger Werwolf in Malfoy Manor hin und her latscht?”, half der plötzlich aufgetauchte Draco ungeduldig nach. “Was auch immer ihr hier widerliches getrieben habt, macht das sauber und seht zu!” Sprach und verschwand mürrisch vor sich hin schimpfend wieder im Haus. “Ist der eigentlich immer so unfreundlich?”, erkundigte sich Layla, welche das Fell abgelegt hatte und sich sauber zauberte. Erst danach widmete sie sich den Essensresten auf den Steinen. Severus sparte sich eine Antwort. Wenn er jetzt sagte was auf seiner Zunge lag, dass es an Fenrir Greyback lag, den niemand mochte, konnte dies zu unerwarteten und unangenehmen Konsequenzen führen. Darauf konnte er wirklich sehr gut verzichten. Warum mit der rechten Hand streiten, wenn man sich gleich mit dem Alpha Wolf höchstpersönlich auseinandersetzen musste? “Harry, darf ich dich trocken zaubern?”, erkundigte sich der Elfenwolf Gefährte, um die sorgenden Gedanken zu verdrängen. Zustimmendes Brummen war zu hören und so zauberte er sich und auch Harry ebenso sauber wie trocken, ehe er zögerlich zurück ins Manor trat. “Wenn ihr schon nicht helft, dann wartet wenigstens auf mich!” “Das Frauen aber auch immer irgendwelche Wünsche haben. Anstrengend, nicht wahr?” “Ich kann dich hören, du laufender Duftzweig!” “Das sollst du auch, du Wackeldackel!” So kabbelten sich die beiden Erwachsenen weiter, bis sie zu dem Raum kamen in dem Fenrir auf sie wartete. Severus’ kompletten Synapsen schrien “Nein” und “Lauf weg”, aber man sah es ihm nicht an. Erhobenen Kopfes schritt er an der neugierigen Meute, bestehend aus Zabinis, Malfoys und dem dunklen Lord, vorbei in den offiziellen Besprechungsraum. Um diesen Raum als Treffpunkt war er Lucius dankbar, denn hier empfing der Hausherr allerlei Gäste. Vor allem potenzielle Feinde und Querulanten. Dafür war dieser Raum auch ausgestattet und Severus besaß das Wissen über sämtliche Waffen und anderlei Sonderausstattungen. Sehr beruhigend, denn man wusste schließlich nie und daher war ein Ass im Ärmel nicht verkehrt. Kapitel 38: ------------ Langsam schloss Severus die Tür hinter ihnen. Der Raum war voller edler Möbel. Einer Sitzecke mit Sofa und Sesseln, einem schmalen Regal mit einigen Büchern und Zeitschriften sowie den aktuellen Tageszeitungen und ein kleiner Schreibtisch mit Papier, Tintenfässchen und Feder. Die dezent aber strategisch gut verteilten Familienwappen ließen den Besucher niemals vergessen, wo er hier war … und mit wem er sich im Ernstfall anlegte. Einen Fenrir Greyback schien dies jedoch wenig zu stören oder zu imponieren. “Layla.” Fenrirs Stimme war dunkel und so heiser, als wenn er abends immer mit Schmirgelpapier gurgelte. “Fenrir.” Tief verbeugte sich die Frau vor ihrem Alpha, ehe sie zu ihm trat und dem stattlichen Mann über den Unterarm strich. Eine unerwartet sanfte Geste. Die beiden Männer hingegen begrüßten sich mit einem knappen Nicken, ehe der Blick des Werwolfs zu dem Haufen Fell in Severus' Armen wanderte. Dieser merkte wie angespannt sein Kleiner war. Aber kein Wunder, es war laut seinen Informationen das erste Mal, dass die beiden aufeinander trafen. Man begegnete nicht jedem Tag einem Mann mit grauen Haaren und braun-goldenen Augen, der dazu auch noch die Statur eines Braunbären hatte. Immerhin nicht auch genauso viel Behaarung … oder wenigstens unter alter Kleidung versteckt. Einige Minuten störten sich die beiden Wölfe überhaupt nicht an ihm und Harry, sondern waren wieder in ein Gespräch vertieft. Er verstand nicht alles von den leise gesprochenen Worten, doch das was er hörte, deutete auf Rudelinternes hin. Wie es sich wohl ziemte zwischen Alpha und rechter Hand. Eine Situation die Severus’ Nerven strapazierte, denn er wollte hier fertig werden. Verhalten räusperte er sich und erhielt so die Aufmerksamkeit der Anderen. Langsam drehte sich Fenrir zu ihnen herum und starrte Harry wieder unverhohlen an. “Dies ist er also?” Strahlend und nickend schritt Layla zurück zu ihnen. “Ja, das ist der neue Elfenwolf. Lass dich nicht von ihm täuschen. Der Kleine hat es faustdick hinter den Ohren.” Eine Spur Stolz schwang in Laylas Stimme mit. Ein tieferes Brummen war die Antwort, ehe Fenrir langsam auf sie zutrat - sie umkreiste. Nur jahrelangem Training war es zu verdanken, dass Severus jetzt nicht die Nerven verlor. Harry hatte dieses Training nicht durchlaufen. Das Zittern wurde deutlicher, während der Junge sich gegen ihn drückte und trocken schluckte. Angespanntes Schweigen trat ein. “Wie es scheint, hat unsere neue Hoffnung auch schon einen Beschützer erwählt. Wie ironisch, dass gerade der gefühllose Severus der Auserwählte ist - der Bodyguard, wenn man so will. Eine Aufgabe welche so gar nicht zu dir passt. Nun, gib ihn mir, Professor. Ich werde für dich übernehmen.” “Nein!” Severus war selbst von seiner festen Stimme überrascht. “Severus, Severus”, schnalzend schüttelte der stattliche Mann den Kopf. “Wir wissen doch beide, dass du eh keine Wahl hast. Du magst der Beschützer sein, aber solange das Ritual nicht durchgeführt wird, nützt dir das recht wenig.” Erneut wurde der Kopf geschüttelt, ehe Fenrir ihm mit einem Blick fixierte, der wohl jedem das Blut gefrieren ließ vor Angst. Jedem, außer Severus. Er würde Harry niemals freiwillig an Fenrir übergeben! Auch wenn er sich fragte, von welchem Ritual der Wolf redete. Schon im nächsten Moment hatte Fenrir einen Zauberstab am Hals. “Überlege dir das ganz genau. Ich kenne Sprüche, welche auch vor der Lykanthropie keinen Halt machen und dir die Hölle auf Erden bereiten.” Die Spitze drückte sich fester auf die braungebrannte Haut. Harry und Layla knurrten unsicher. “Ich vertraue dir genauso, wie Longbottom einen Trank fehlerfrei hinbekommt - gar nicht! Du kannst gucken und reden, allerdings so, dass ich folgen kann. Also wird Layla übersetzen und du nimmst deine Hände weg!” “Mr. Snape, Sie sollten ...”, versuchte Layla zu intervenieren, wurde allerdings von Fenrir unterbrochen. Mit leuchtenden Augen und gebleckten Zähnen lehnte sich der Mann näher, sodass Severus unwillkürlich die Nase rümpfte. Wie konnte ein Mann alleine, sämtliche Fortschritte in der Hygiene niedertrampeln? Allein der Geruch, die Zähne, die Kleidung, dieses schlampig rasierte Gesicht … selbst wenn der Kerl kein Lykanthrop wäre, würde er alles in der Umgebung in die Flucht schlagen. Da konnte der Körper optisch noch so ansprechend sein. Körper wohl gesagt, nicht Gesicht! Eine große Hand packte seine Zauberstaubhand und verdrehte diese unangenehm zur Seite. So traf er höchstens das teure Inventar. “Dir ist bewusst, dass ich dir auch einfach …” “Fenrir, bitte … du solltest das wirklich nicht …”, versuchte die Frau nun ihren Alpha zu beschwichtigen. Doch ohne Erfolg. “Sämtliche Knochen brechen, Gliedmaßen ausreißen oder das Leben ausquetschen kann?” Ein bösartiges, schon geradezu vorfreudiges Lächeln erschien auf dem Gesicht von Greyback. Ein tiefes Knurren erfüllte den Raum. Neugierde, davon konnte sich wohl niemand freisprechen. Nicht einmal ein dunkler Lord. Aber wie sollte man sich bei den aktuellen Gegebenheiten auch konzentrieren können? Jeder der hier im Wohnzimmer Anwesenden lauschte und zuckte, sobald auch nur das kleinste Knacken zu hören war. Es war Narzissas resolutem Auftreten zu verdanken, dass sie alle überhaupt erst von der Tür verschwunden waren und nicht weiter das Ohr dagegen pressten. Wie es da drinnen wohl lief? Die Charaktere, welche in dem kleinen Raum aufeinander trafen, waren sich in einigen Punkten zu ähnlich, auch wenn die Motive komplett verschieden waren. Heldenkomplex, Beschützerinstinkt, Alpha und ergebende rechte Hand ... diese Motive und Verpflichtungen mochten verschieden sein, doch dickköpfig und zuweilen temperamentvoll unbedacht, waren sie alle! Er würde nur zu gerne Mäuschen spielen, aber Fenrir hatte klar gemacht, dass er keine Störung duldete. Ansonsten würde der Alpha einfach andere Seiten aufziehen. Das wollte der Lord jedoch gar nicht genauer ausdiskutieren. Erstens brauchte er die Kraft und Unterstützung der Werwölfe und zweitens war da auch die Sorge um Harry. Schnappen und verschwinden mit dem Jungen klang sehr verlockend. Ein schneller Blick auf die alte Standuhr sagte ihm, dass dieses explosive Quartett schon zehn Minuten in dem Raum war. Ungeduldig klopfte er mit den Fingern auf die Armlehnen. Vielleicht sollte er sich mit etwas Arbeit ablenken? Oder mit dem Gefangenen im Keller? Nein, auf beides hatte er keine Lust und auch keine Nerven dafür. Nachher verpasste er noch etwas! “Mein Lord.” Wenn Lucius sein Zusammenzucken bemerkt hatte, dann ließ er es sich nicht anmerken. Genervt blickte er den Berater an, welcher neben dem Sessel aufgetaucht war und sich zu ihm hinabbeugte. “Wenn Ihr mir bitte folgen wollt.” Innerlich verdrehte Tom die Augen. Konnte der Kerl ihn nicht einfach in Ruhe ungeduldig sein lassen? “Was willst du?” “Mein Lord, es gibt da etwas, was Ihr wissen solltet. Es betrifft den Wolf. Severus' Begleiter.” Dass Lucius bei dieser Aussage die Stimme noch weiter senkte, unterstrich die Brisanz des Themas. Inzwischen hatten auch der Heiler sowie die beiden Schüler gemerkt, dass etwas vor sich ging. Langsam und geschmeidig erhob Tom sich. “Geh voran.” Nickend kam der Blonde dieser Aufforderung nach. Als sie jedoch das Wohnzimmer gerade verlassen wollten, öffnete sich die Tür und Narzissa kehrte mit einem Tablett zurück. “Und wo gedenken die Herren hinzugehen? Der Raum ist tabu und lauschen ist auch nicht möglich. Dort liegen nämlich zwei Werwölfe und scheuchen selbst die Elfen davon.” “Wie kann er es wagen.” “Fenrir, dieser Verräter”, kam es unisono von Lord und Berater. Für Tom klang das nach einer Invasion des Manor. Während sie hier alle saßen, hatte Fenrir das Rudel hier eingeschleust. Doch noch während er Pläne über das weitere Vorgehen entwarf, ließ Narzissa lässig eine weitere Bombe platzen. “Jungs, geht nach oben. Wer diskutiert, bekommt nichts zu Weihnachten und isst mit den Elfen.” Das Tablett landete behutsam auf dem Tisch. Kaffee, Tee und Gebäck, wie Tom aus dem Augenwinkel bemerkte. Wie ordinär diese Frau doch manchmal war, für solch eine Aufgabe hab es doch schließlich Hauselfen. Als die maulenden Teenager verschwunden waren, sorgte Narzissa mit lautem Räuspern dafür, dass beide Männer sich widerspenstig zu ihr umdrehten. Irgendwas stimmte an der Situation nicht, das sagte ihm sein Bauchgefühl. Narzissa war gut gelaunt. Wobei, das traf es nicht mal ansatzweise. Sie hatte ausgezeichnete Laune. Der Grund war der kleine Wolf. Er hatte ihr Leben bereichert. Erhellt und spannend gemacht. Denn wenn sie ganz ehrlich zu sich war, dann bestand ihr Leben doch nur aus den immer gleichen Schrecken. Hier ein Überfall, da ein Attentat, dort eine Entführung. Zum Abendessen eine Folterung von Anhängern oder Geiseln. Es gab nur wenig Abwechslung, welche davon ablenkte oder das Leben schöner machte. Immer nur ein hin und her zwischen schwarz und weiß - die eigene Familie im Fokus dabei. Dabei war Narzissa dem Lord nicht einmal so treu ergeben, wie dieser glaubte. Oh nein, sie konnte den Ansichten der weißen Seite ebenfalls etwas abgewinnen und war der Meinung, das Grau der beste Weg war. Auch, oder vor allem für ihren Sohn. Der Junge sollte die Wahl haben dürfen - frei sein können. Lucius Wunsch, dass Draco einmal die rechte Hand des Lords wurde, war in ihren Augen dumm und gefährlich. Ein Zwang für ihren Jungen, denn der wollte seinen Vater stolz machen und sogar übertrumpfen. Die mütterlichen Wünsche waren so viel einfacher. Leben. Draco sollte einfach leben. Vielleicht eine Familie gründen, den Beruf ausüben den er wollte oder sich nach Rumänien absetzten, was auch immer er für Möglichkeiten bekam. Ihr kleiner Draco, den sie beinahe verloren hätte. Seufzend legte Narzissa ihre Hände auf die Küchentheke, während sie dem Wind dabei zusah, wie er den Schnee herum wirbelte. Ein friedlicher, verspielter Anblick, welcher so gar nicht zu ihren Gedanken und Emotionen passte. Inzwischen war die gute Laune der Melancholie gewichen. Denn bis nicht eine Seite gewann oder eine gemeinsame Lösung gefunden wurde, gab es kaum Möglichkeiten für ihren Sohn und alle anderen Kinder dieser Welt. Ein erneutes, kellertiefes Seufzen entwich ihr, während sie sich herumdrehte und mit verschränkten Armen den Blick schweifen ließ. Dieser landete schließlich auf den Thekenstühlen und ein Lächeln erschien auf ihren wohlgeformten, dezent geschminkten Lippen. Sie konnte einfach nicht zur Ruhe kommen, weil sie von längst vergessen geglaubten Erinnerung geplagt wurde und daher entschieden, einen Kakao mit Feuermandel zu trinken. Die Erlebnisse gestern und heute hatten den Kokon um einige ‘unschönen’ Erinnerungen geschwächt. Doch anstatt dass ihre Nerven beruhigt wurden, standen ihre Synapse innerhalb von Sekunden unerwarteterweise kurz der Explosion. Daher wollte sie in die Küche gehen, musste jedoch einige Meter davor feststellen, dass diese schon durch Layla in Beschlag genommen wurde. Anscheinend war noch jemand bei ihr, denn Layla redete auf diese Person ein. Schnell legte Narzissa einen speziellen Verdeckungszauber der Blacks über sich, ihre Neugierde war erwacht. Gerade hörte sie, wie die noch nicht zugeordnete, aber dennoch ihr bekannte Stimme, von einem anderen Werwolf Namens Remus Lupin sprach. Auch Laylas Reaktion blieb ihr nicht verborgen. War es ein Spion der weißen Seite, zu welcher auch Lupin gehörte, der sich hier bei ihnen versteckte? Arbeiteten die Werwölfe womöglich für beide Seiten? Jedoch sollten ihre aufkeimende Sorgen augenblicklich in alle Winde verfliegen. “Harry, woher kennst du Remus Lupin und warum gehört er zu DEINEM Rudel?” HARRY? Etwa DER Harry? Mit einem Mal ergab alles Sinn. Die ihr bekannte Stimme. Das Verhalten von Wolf und Severus. Der Beschützerinstinkt. Der Besitzanspruch von Voldemort. Himmel, Harry Potter himself befand sich in ihrem Haus. Nur wieso, weshalb, warum, das war die Frage. Fragen. Und weswegen trug der Junge Fell? War er gebissen worden von Lupin? Nun, vielleicht bekam sie eine Antwort wenn sie einfach lauschte. Behutsam setzte sie sich auf den Boden. Harry hatte es erfolgreich geschafft, vom Thema ‘Lupin’ abzulenken, denn auch Layla blockte und schien nun ebenso wie Narzissa, Laylas Erzählung zu lauschen. Vorsichtig lugte Narzissa während der Geschichten aus dem Rudelleben in den Raum und ein sanftes Lächeln erhellte ihre Miene. Er war es tatsächlich, diese Haare und der schmächtige Körperbau waren eindeutig. Mühsam unterdrückte die Malfoy ein hysterisches Auflachen. Als Severus mit dem Tier im Schlepptau aufgetaucht war und sie die beiden interagieren sah, hatte sie doch spaßeshalber gedacht, dass es Potter war der sich hier mit allen einen Spaß erlaubte. Und jetzt war er es tatsächlich. Wenn das mal keine weibliche Intuition war! Für eine Überraschung war Harry halt immer gut. Leise giggelnd lehnte sie sich zurück und lauschte weiter den Geschichten. Sich näherndes Zischen war zu hören, anscheinend war noch jemand schlaflos. Eilig rappelte sie sich auf, verschwand um die nächste Ecke und verfluchte gedanklich die beiden Störenfriede Namens Tom und Nagini. Ja, so war ihre Intuition bestätigt worden. Einige Stunde später, hatte Layla sie abgepasst und gestanden, dass sie die ganze Zeit wusste, dass Narzissa da war. Jedoch nichts gesagt, weil es angeblich in Harrys Sinne war, wenn eine Frau über alles Bescheid wusste. Narzissa hatte es nur abgeknickt, hatte sie vorhin doch deutlich herausgehört, wie hoch der Stellenwert der Frauen bei den Wölfen war. Bereitwillig hatte die Malfoy versprochen alles in ihrer Macht stehende zu tun, um Harry zu hegen, pflegen und schützen. Vor sich selbst und den machthungrigen Männern im ihn herum. Wenn eine hochrangige Werwölfin darum bat, dann musste es einfach wichtig sein. Zudem war der kleine Potter ja nunmal kein ganz unbekanntes oder unwichtiges Kind für sie. Es wurde Zeit, dass sie sich auf alte Werte berief! “Madame, das gewünschte Gebäck und der Tee sind vorbereitet”, quietschte es neben ihr und holte Narzissa aus den Gedanken. Inzwischen sollte sich die neugierige Menge wohl im Wohnzimmer beruhigt haben. Was für ein unmögliches Verhalten, sich so an die Tür zu quetschen, um bloß nichts zu verpassen. Sie alle waren alte genug, um zu wissen, welch schändliches Verhalten dies war. Wie ein Haufen frustrierter, gelangweilter Hausfrauen! Während sie tief seufzend das Tablett an sich nahm, warf sie einen Blick in den Garten wo zwei stattliche Wolfsmännchen patrouillierten. In Lucius Augen unmöglich, in ihren Augen vollkommen legitim. Schließlich war Fenrir hier drin mehr oder weniger alleine, denn bezüglich Layla, hatte Narzissa so ihre Vermutungen. Kurzentschlossen beschloss sie etwas potenziell sehr dummes zu tun: Die beiden fremden Wölfe ins Haus zu holen. Schnell stellte sie das Tablett wieder ab und eilte durch die Haustür hinaus in den Garten. Der Wind schien ebenfalls der Meinung, dass es eine bescheuerte Idee war. Den Kragen hochgezogen kämpfte sie dagegen an und marschierte um das Haus herum. Kaum dass sie um die Ecke trat, hatte sie auch schon die Aufmerksamkeit der Wölfe. “Hallo. Ihr gehört zu Fenrir, nicht wahr?” Unsicher blickten sich die beiden Wesen an, ehe eines zwei Schritte vortrat und nickte. Gut, die verstanden sie. Narzissa scharrte Mut und Selbstsicherheit zusammen, denn es war doch noch mal etwas ganz anderes plötzlich allein vor den beiden großen und gefährlichen Wesen zu stehen. Doch sie widerstand dem Drang nach ihrem Zauberstab zu greifen. “Wollt ihr nicht lieber reinkommen? Wenn eurem Anführer Gefahr droht, dann dort drinnen. Somit finde ich es nur gerecht, wenn ihr beiden mit reinkommt.” Eindeutig erstaunt, tauschten die Wölfe erneut Blicke aus, ehe der ‘Redner-Wolf’ mit schief gelegtem Kopf bis auf wenige Meter an sie heran trat. “Es wird jedoch Regeln geben und solange Fenrir im Gespräch ist, werdet ihr beiden auf mich hören, verstanden?” Körperhaltung und Stimme machten klar, dass eine Widerrede unsinnig war. “Ihr dürft euch im Flur aufhalten, direkt vor dem Raum. Damit stellt ihr sicher, dass die Vier nicht gestört werden. Ihr werdet niemanden angreifen. Ihr dürft den jungen Wolf schützen, wegen dem mein Zuhause voller Haare ist. Layla ebenfalls. Fenrir ist stark genug, um euren Schutz nicht zu brauchen und Severus ebenfalls. Ich bin hier, um euch einen Vertrauensvorschuss zu geben und ein Zeichen zu setzen. Haltet ihr euch nicht an meine Worte … werde ich andere Seiten aufziehen, also unterschätzt mich nicht.” Worte, gesprochen mit einer Selbstsicherheit die sie eigentlich nicht besaß. Dafür aber ein perfektes Pokerface. Nach einigen Momenten des gegenseitigen mustern, bellten beide Wölfe und traten neben sie. Ein seltsames Gefühl. “Nun dann, kommt mit”, schnarrte sie in bester Severus Manier und marschierte mit ihrem pelzigen Anhang zurück ins Manor. Tatsächlich befolgten die beiden ihre Anweisung und legten sich vor dem Raum ab. Mit dem Gefühl erfüllt etwas Gutes getan zu haben, schritt sie schließlich mit dem Tablett ins Wohnzimmer. Wo ihr auch direkt Lucius und Voldemort in die Arme liefen. Wobei, optisch hatte der Lord wenig mit seinem bösen Ich zu tun. Narzissa hätte niemals gedacht, den gutaussehenden Mann hinter der Fratze wieder zu sehen. Ja, der Mann hatte immer noch seine böse Seite, aber seit dem Harry hier war, war diese irgendwie gebändigt. Noch etwas wofür sie dem Grünauge sehr dankbar war. “Und wo gedenken die Herren hinzugehen? Der Raum ist tabu und lauschen ist auch nicht möglich. Dort liegen nämlich zwei Werwölfe und scheuchen selbst die Elfen davon.” Es wurde Zeit auch den beiden Männern etwas von ihrem wiedererweckten Selbstbewusstsein zukommen zu lassen. “Narzissa, was ist in dich gefahren, Wölfe ins Haus zu holen? Weißt du nicht, was das für eine Gefahr ist? Die Kinder sind im Haus!” Ungläubig schüttelte Lucius seinen Kopf. Strich sich zum dritten Mal nervös eine Strähne hinter das rechte Ohr und immer wieder wanderte der Blick zum Lord. Der wiederum nicht mehr fluchte und murrte wie ein Gartengnom. Kopfschüttelnd wandte sich die Dame der Runde an ihren Gatten. “Manchmal frage ich mich wirklich, ob ich mit einem Dummkopf oder Tauben verheiratet bin.” Es klang böse, war aber mit einem Schmunzeln vorgetragen worden. “Wie ich bereits sagte, ist es ein guter Weg für einen neuen Weg mit den Werwölfen. Dass ein Kommando oder Befehl nicht funktioniert, hat man ja wohl gut daran gemerkt, dass Fenrir erst einen Tag später hier aufgetaucht ist. Es sind keine Hunde, sondern Menschen mit einer wilden, tapferen und stolzen Seite. Es dürfte doch kaum verborgen geblieben sein, dass den Wölfen etwas an Severus' Wolf liegt und sie sich um ihn sorgen. Layla hütet ihn sogar wie ihren eigenen Welpen.” Lässig trank sie ihren Tee, ließ die Männer jedoch nicht aus den Augen. Irgendwas an ihren Worten hatte beide, nun in Gedanken vertiefte, Männer erreicht. “Man merkt eindeutig, dass du in Slytherin warst, Narzissa. Es ist eine gute List, den kleinen Wolf zu nutzen um die Werwölfe zu kontrollieren und gefügig zu machen. Sie wollen ihn, wir haben ihn. Wirklich Narzissa, du machst den Black und den Malfoy alle Ehre.” Eine Aussage des Lords, welche sie dazu brachte schwer zu seufzen und die Augen zu verdrehen. War die denn nur von machtgeilen Idioten umgeben? “Nein, mein Lord. Dies ist, mit Verlaub, nur das was ihr hören wollt.” Fest blickte sie dem hübschen Mann in die dunklen Augen mit dem Rotstich. “Eine ganz besondere Person sagte mir einmal, dass Druck nur Gegendruck erzeugt. Das man loyalere Menschen um sich scharrt, wenn man sie nicht nur benutzt.” Auch der Lord hielt den Blickkontakt aufrecht, doch als Verstehen in seinen Augen aufkam, wandte der Ältere den Kopf zur Seite. Zufrieden lehnte sich Narzissa zurück, nachdem sie einen Keks vom Tablett genommen hatte. Anscheinend hatte er doch nicht alles aus der Vergangenheit vergessen. Layla hatte sie inspiriert und motiviert, mehr ihre Frau zu stehen. Sie war nicht nur die stille Vorzeigefrau von Lucius Malfoy, sie war die Frau des Hauses - Narzissa Malfoy, geborene Black. Es wurde Zeit, dass sie aktiv in diesem Spiel mitmischte und für ihre Wunschwelt kämpfte! Harry spürte die Macht des Alphas schon bevor sie den Raum überhaupt betreten hatten. Es war klar, dass er nicht ansatzweise eine Chance gegen den Mann hatte. Besser er tat alles dafür, dass es nicht zu einem Kampf kam. “Zu solch weisen Entscheidungen habe ich dich gar nicht fähig gehalten.” Frotzelnd zog Amaroks Stimme durch seinen Kopf. “Haha. Ganz auf den Kopf gefallen bin ich auch nicht. Eigentlich wollte ich schon noch ein wenig länger leben”, raunte Harry zurück und war dankbar über den Ablenkungsversuch seitens des Schutzgeistes. “Amarok, bewahr mich davor das gleich zu verbocken, bitte.” “Das wirst du schon nicht. Obwohl …” “Hey, jetzt tu doch nicht so, als wenn ich ein kompletter Idiot wäre!” “Nein, nur ein typischer Elfenwolf mit Feuer im Herzen und dem nicht gerade schnellsten Köpfchen.” “AMAROK!” “Ja, Welpe?” Doch Harry schmollte anstatt zu antworten. “Beleidigte Leberwurst passt nicht zu dir. Achtung, es geht los!” Schnell richtete Harry die Aufmerksamkeit auf den Fremden vor sich. Eine unheimliche, beeindruckende und beängstigende Erscheinung von Mann und dazu noch ein wenig abstoßend. Leider atmete er als Wolf hauptsächlich durch die Nase. Unangenehm, das war ein ganz passendes Wort um jenes Gefühl zu beschreiben, während Fenrir mental mit ihm redete. Dagegen waren Layla und Amaroks Stimmen wie milde Frühlingswinde. Der Alpha hingegen war dröhnend. Sie füllte Harrys Kopf aus und laut seinem Schutzgeist war der Mann auf der Suche nach Informationen. Dank Amarok wurden Erinnerungen und Gedanken jedoch gut geschützt. Was für ein Kerl war das? Während der mit der Wölfin redete, sah man nicht ansatzweise etwas davon, dass der Alpha Harry gerade mental attackierte und voll quatschte. Severus’ Räuspern war es, welches Fenrir in seinem Vorhaben unterbrach und zugleich die Eskalation einläutete. “Noch ein abfälliges Wort und du wirst mich kennenlernen!” Vergessen war die Angst. Vergessen war das Vorhaben sich am Riemen zu reißen. Was zählte, war klar zu machen, dass dieser dreckige Alpha so nicht mit Severus zu reden hatte - Ihn schon gar nicht anfassen durfte! “Sieh an, ein vorlauter Welpe. Nun, wir haben bis jetzt jeden Rebellen erzogen!” Ein selbstsicheres Grinsen erschien auf dem Gesicht des Werwolfs, während der Mann Severus los ließ und mit verschränkten Armen einige Schritte zurücktrat. Harry, welcher immer noch auf Severus' Arm thronte, schnaubte wenig überzeugt. Zappelnd versuchte er seinen Gefährten dazu zu bekommen, ihn auf dem Boden abzusetzen, was auch nach einigen Augenblicken funktionierte. Der Lehrer war darüber alles andere als begeistert und richtete den Zauberstab augenblicklich wieder auf den Alpha-Wolf. Doch auch Harry machte klar, dass Laylas Warnung im Bezüglich nicht nur leere Worte waren und wuchs ein Stück. Nun reichte er Severus bis zur Mitte des Oberschenkels. Seine Ohren zuckten, das Nackenfell war leicht gesträubt und wenn er es klug anstellte, konnte er Fenrir in den Oberschenkel beißen und damit für einen Moment schwer verletzen. Von Madame Pomfrey wusste der Junge, dass die Oberschenkelarterie viel Blut führte und ein akuter, großer Blutverlust dort dürfte selbst für einen Werwolf wie Fenrir unangenehm werden. “Oh, wer spielt denn da großer Wolf?”, höhnte Fenrir gedanklich. Harry ignorierte ihn, ließ ihn jedoch nicht aus den Augen, während er bellend das Wort an Layla richtete. “Auch wenn Fenrir sich nicht dran hält und mich volltextet, würdest du bitte übersetzen? Es können ruhig alle hören was ich sage.” Layla nickte und stellte sich neben Harry. “Als erstes: Fenrir, wage es dich nicht noch einmal, Severus zu nahe zu kommen oder ihn zu bedrohen. Zweitens: Setzt euch hin. Ihr macht mich ganz hibbelig. Drittens: Severus, steck bitte den Zauberstab weg.” Während Layla ihren Job ernst und gewissenhaft erfüllte, kamen die Männer Harrys Aufforderungen nur zögerlich und murrend nach. Doch der Junge bewies Geduld. Es war mehr als deutlich, dass die beiden Erwachsenen nicht viel voneinander hielten. Harry hatte hier in Malfoy Manor immer wieder Input sowie Zeit zum Nachdenken bekommen. Auch wenn er in Bezug auf Tom noch keinen genauen Plan hatte, so wusste er doch, dass er Hilfe für seinen Status als Elfenwolf brauchte. Die Verwandtschaft hing in Hogwarts herum, also warum sollte er sein Glück nicht bei Fenrir versuchen? “Danke”, eröffnete er den neuen Gesprächsversuch. Ernst blickte er beide Männer an, ehe er sich dem Alpha zuwand. Allein der Blick des Mannes sorgte für eine Gänsehaut. Da halfen auch Amaroks Beruhigungsversuche wenig. “Es freut mich den bekannten Alpha Fenrir Greyback kennenzulernen.” Dies war der Mann, der den armen Remus schon als Kind die Lykanthropie und damit dieses grausigen Leben auferlegt hatte. Aber dies musste er jetzt ganz dringend in den Hintergrund verdrängen, sonst lenkte es ihn ab. “Es stimmt, ich bin der neue Elfenwolf und ich würde mich freuen, wenn wir an alte Traditionen anknüpfen könnten.” “Manieren hast du schon mal, Kleiner.” Harry überging diese Aussage, welche mit einem spöttischen Unterton über die Lippen kam. “Jedoch möchte ich einiges klarstellen.” Verschwunden war der höfliche, beinahe schmeichelnde Unterton. “Ich bin nicht dein Kleiner und will nichts dergleichen von dir hören. Ich bin ganz direkt: Ich kann dich nicht leiden und brauche dich eigentlich nur um Informationen über Elfenwölfe zu erfahren. Natürlich bin ich sehr dankbar darüber, dass du Layla und Lola erlaubt hast uns zu helfen. Ich bin ebenso gern bereit, die alte Rolle des Vermittlers zwischen Werwölfen und Menschen für euch zu übernehmen. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht immer ganz einfach ist mit den hier lebenden Personen.” Wenn er da nur an Toms nahezu schizophrenen Züge und Lucius ewiges Slytherin Getue dachte … “Ich lasse mich nicht von dir benutzen. Das haben schon andere versucht und sind gescheitert.” Musste Fenrir ja nicht wissen, dass dies nicht so ganz stimmte. “Auch wenn ich im Kampf keine Chance gegen dich haben mag, so verfüge ich doch über die Möglichkeit dir anderweitig das Leben schwer zu machen.” Layla tat sich schwer damit, vor allem den letzten Satz zu übersetzen. Severus stöhnte leidgeplagt, während Fenrir ihn weiterhin mit brennendem Blick musterte. Was jedoch niemanden verborgen blieb, war die angespannte Miene, sowie die immer wieder geballter Hand des wilden Mannes. “Du weißt wirklich dir Feinde zu machen”, kam es grollend von Severus, welcher sich sprungbereit hinsetzte. Die Luft war zum Zerreißen gespannt. Kapitel 39: ------------ Nicht eine Sekunde ließ Harry seinen Gegenüber aus den Augen. Remus Beschreibungen dessen waren alles andere als vorteilhaft für den Mann, sondern zeichneten vielmehr das Bild eines Monsters, welches vor ungeheuerlichen und brutalen Taten keinesfalls zurück schreckte. Auch wurde man kein Alpha, nur weil man lieb “Bitte, Bitte” sagte, soviel wusste er selbst schon durch den unerwarteten Kampf mit Remus. Harry erwartete viele Reaktionen, aber nicht, dass der Mann in raues Gelächter ausbrach, so wie es jetzt gerade der Fall war. Ratlos blickte er zu Severus und Layla, doch die beiden wussten ebenfalls nicht, was sie dazu sagen sollten. “Ähm …”, brachte er unsicher hervor und trat ein paar Schritte zurück. Der Kerl war echt nicht koscher. “Das … das war gut.” Eine einzelne Lachträne wurde weggewischt. “So gute Unterhaltung hatte ich lange nicht. Vielen Dank dafür.” “Willst du mich verarschen?” Nun wieder ernst, schüttelte Fenrir den Kopf, verwandelte sich und redete in Wolfssprache weiter. “Keineswegs, kleiner Wolf. Ich nehme dich erstaunlicherweise sehr wohl ernst. Ich verstehe jetzt auch Laylas Ansage sehr gut, dass man dich nicht unterschätzen sollte. Noch vor wenigen Augenblicken wirktest du bedrohlich genug, dass ich dich bei einer dementsprechenden Ansage sofort angegriffen hätte, um mein Rudel und Status zu behalten. Wie es sich für einen Elfenwolf gehört, strahltest du Stärke und Autorität aus. Ein Macher, kein Bittsteller.” Nickend lehnte sich Fenrir zurück und setzte sich. Auch wenn, oder vielleicht gerade weil dieses Kompliment von Fenrir kam, durchflutete Harry Stolz. Jedoch irritierte es ihn noch viel mehr. “Danke?” “Siehst du, kleiner Wolf und jetzt siehst du ganz anders aus. Jetzt passt du mehr in die Kategorie ‘Grund für spontanen Milcheinschuss bei allen Weibchen.” Während Harry sich empörte, hatte Layla Probleme beim Übersetzen, da sie ein Gackern unterdrücken musste. Doch nur allzu schnell wurde sie durch Fenrirs ganz besonderen ‘Charme’ auf den Boden der Tatsachen geholt. “Du brauchst das gar nicht so lustig zu finden, Layla. Dass er dir nicht an der Brust hängt, ist doch wirklich alles. Meinst du ich bemerke dein Verhalten ihm gegenüber nicht? Und auch wie du darauf reagierst dass ich in seiner Nähe bin, ist eindeutig.” “Fenrir!”, rief Layla aufgebraucht aus. “Übersetz das bloß nicht!”, quietschte Harry dazwischen, denn Severus forderte, dass die Frau der Runde ihrer Aufgabe nachkam. Auch Layla verwandelte sich kurzerhand in einen Wolf. “Keine Sorge”, beruhigte ihn die Wölfin, ehe sie sich an Fenrir wandte. Da war er wieder, der Blick, welcher beinahe Metall schmelzen konnte. “Fenrir, du magst mein Alpha sein, aber alles lasse ich mir von dir nicht gefallen. Unterstelle mir nie, hörst du, NIE WIEDER, dass ich dir gegenüber nicht loyal wäre! Denn nichts anderes hast du gerade getan. Du hast mir unterstellt, ich würde Harrys Bedürfnisse über die deinen, über die unseres Rudels stellen!” Harry trat zurück und stellte sich neben Severus. Versuchte den ungehaltenen Mann zu beruhigen, in dem er den Kopf an dessen Hand rieb. Immer noch schrie Layla ihren Alpha an und stampfte ihn verbal auf Hutgröße zusammen. Harry vermutete, dass da gerade die unterdrückten Gefühle vieler Wochen, Monate oder gar Jahre zum Vorschein kamen. Besser er stand nicht dazwischen, denn das Leuchten in Fenrirs Augen nahm zu. Und dieser Wolf war verdammt groß - ließ den Raum gefühlt schrumpfen und nahm ihn mit seiner Autorität vollkommen ein. “Ich bin alles andere als begeistert diesen Raum mit gleich drei verwandelten Wölfen zu teilen, aber kommt es mir nur so vor, oder streiten die sich?” Langsam schüttelte Harry den Kopf und drängte Severus weiter in Richtung Tür. Die Gefahr, dass das hier gleich eskalierte, war durchaus vorhanden und daher war es besser seinen Gefährten bestmöglich zu schützen. “Siehst du, wie irrational du bist?”, schoss Fenrir schließlich knurrend zurück. “Du nennst mich irrational? Mich, die immer an deiner Seite stand, die sogar Verständnis aufgebracht hat und von anderen forderte, für alles was nicht koscher war? Die sagte, dem Alpha stünden Geheimnisse zu?” Blitzend weiße, rasiermesserscharfe Zähne wurden gebleckt. “Ich bin nur nicht so verbohrt wie du und sehe andere als Mittel zum Zweck an. Denn nichts anderes tust du, du willst mit dem Elfenwolf die Menschen kontrollieren.” Verächtlich schnaubte die Wölfin, die Ohren zuckten und die Rute peitschte hin und her. “Du bist nicht einen Deut besser als Voldemort!” Schockiert zog Harry die Luft ein. Das war schon unter Magiern eine krasse Aussage, wie musste es dann erst für den stolzen Werwolf sein? Und tatsächlich folgte die Reaktion auf dem Fuße. “DAS NIMMST DU ZURÜCK! ICH BIN KEIN SCHWACHER MENSCH!” Bedrohlich grollend und fletschend richtete Fenrir sich auf. Speichel tropfte auf den teuren Boden, während der Alpha auf sein Rudelmitglied hinabblickte. Irgendwie war es Layla ja hoch anzurechnen, dass sie sich nach einem kurzen zusammensacken wieder fing und nichts mehr davon zeugte, dass die Alpha-Dominanz gerade im Raum wütete. “Nein, du bist beim besten Willen kein schwacher Mensch. Aber dennoch trennt euch nicht viel. Du bist manipulativ, herrschsüchtig, egoistisch …” “Ich werde dir Respekt lehren.” So leise gesprochen, dass man es kaum hören konnte und doch so bedrohlich, dass sich Harry das Nackenfell auf stellte. Ein Kampf, das war alles andere als gewollt von ihm. Er würde nicht zulassen, dass die beiden sich angriffen und um wer weiß was kämpften. Wenn die zwei was zu klären hatten, sollten sie dies gefälligst Zuhause tun! Entschlossen sprang er zwischen die beiden aufgebrachten Wölfe. “SCHLUSS JETZT!” “Geh zur Seite, Kleiner. Das hier betrifft dich nicht.” Knurrend wedelte Fenrir mit einer Pfote. “Du irrst dich! Es geht mich sehr wohl etwas an, denn irgendwie hat es ja auch etwas mit mir zu tun. Ihr streitet euch wegen MIR!” “Tz, nimm dich nicht so wichtig!” Abfällig schnaubend rollte der Alpha mit den Augen. Severus trat mit erhobenem Zauberstab neben ihn. “Harry, bitte, geh zur Seite. Ich will nicht dass du verletzt wirst”, bat Layla. “Ihr werdet euch jetzt beide zurück verwandeln. SOFORT! Ich werde nicht zulassen, dass ihr euch in Stücke reißt. Himmel, wir sollten zusammenarbeiten und nicht gegeneinander. Warum fällt das allen nur immer so schwer? Begreift ihr nicht, dass es in dieser Welt größere Probleme gibt? Ihr beiden seid ein Rudel. Alpha und rechte Hand. Warum benimmst du dich ihr gegenüber so respektlos? Und Layla, warum wirfst du ihm dies an den Kopf?” Aufgebracht blickte er zwischen den beiden hin und her. “Merlin könnte keine schwülstigere Rede von sich geben.” Der Sarkasmus triefte nur so aus Fenrirs Worten. Damit hatte der Alpha Harrys ungeteilte Aufmerksamkeit gewonnen. Grollend wandte er sich an den Mann. “Ich habe eine Menge über dich gehört, Fenrir Greyback. Nichts, was für dich spricht und auch dein aktuelles Verhalten tut es keineswegs. Du bist hier nicht Zuhause, sondern zu Gast. Zu Gast, damit wir beide uns kennenlernen und du keine Ahnung was mit den Malfoys oder Voldemort besprechen kannst. Aber weißt du, wie du bei mir im Kopf abgespeichert bist? Als Arschloch, der schon einen verdammt guten Grund haben muss, damit ich ihm helfe!” Tief atmete Harry durch, nutzte den Moment in dem er Fenrir überrumpelt hatte, um zum Finalschlag auszuholen. Auf jeden Fall vermutete er dies durch das Gespräch mit Layla in der Küche. “Weißt du, wir haben einen gemeinsamen Freund und eigentlich hatte ich mir überlegt, ein gutes Wort für dich einzulegen. Einfach damit diese Person einen Schritt auf dich zu machen kann, weil es vielleicht eine Hilfe wäre. Für euch beide, denn ich glaube, diese Person ist auch für dich wichtig.” “Wen meinst du?” “Eine Person, die zu meinem kleinen Rudel gehört und der für mich so etwas wie ein Ziehvater ist.” “Von wem sprichst du?” “Remus Lupin, bei dem ich aktuell nicht FÜR dich sprechen kann!” Baff, das saß. Der stattliche Werwolf ließ sich wieder auf seinen Hintern fallen und starrte ihn mit großen Augen an. So er Laylas Japsen etwas beimessen konnte, hatte er gerade wirklich zu hundert Prozent ins Schwarze - den wunden Punkt Fenrirs - getroffen. Kopfschüttelnd wandte sich Harry ab. Er war stinkwütend, hatte Kopfschmerzen und wollte sich ganz dringend ein wenig hinlegen, ehe er das nächste ‘Projekt’ in Angriff nahm. Langsam drehte er sich zu den anderen beiden herum. Severus’ unruhiger, besorgter Blick tat ihm beinahe körperlich weh. Das Ganze hier würde wohl eine Menge Erklärung nach sich ziehen und die hatte sein Gefährte auch redlich verdient. “Layla, ich weiß nicht wie das läuft im Werwolfleben, aber wenn du eine Auszeit von dem Sturkopf brauchst, dann bleib einfach hier. Ich denke die Malfoys und vor allem Narzissa haben da nichts gegen. Du bist jederzeit in meinem Rudel willkommen.” “Ich danke dir Harry und werde es überdenken.” Dankbar lächelte die Wölfin, trat an ihn heran und rieb kurz ihre Schnauze an Harrys Gesicht. “Würdest du dich zurückverwandeln und Severus sagen, dass es mir für den Moment reicht und ich mich ins Bett legen werde? Es wäre toll, wenn einer von euch noch den anderen sagen würde, dass es zwar nicht komplett erfolgreich verlaufen ist, aber immerhin alle leben.” “Aber natürlich, Harry”, sprachs, verwandelte sich zurück und öffnete die Tür. Vor welcher zwei weitere Wölfe standen und sie aufmerksam beäugten. Während Layla begann Severus aufzuklären, schritt Harry erhobenen Kopfes zwischen den Wachwölfen durch. “Du … du bist der Harry, stimmts? Harry Potter, hab ich Recht?”, erklang Fenrirs Stimme, welche irgendwie an Bedrohlichkeit verloren hat. Der Wolf klang nachdenklich. Langsam wandte Harry den Kopf zurück. “Ja, der bin ich. Hast ja anscheinend doch was im Kopf, alter Wolf.” Damit begann er zu rennen, verfolgt vom beinahe irren Lachen des Alphas. “Bist du noch wach?” Severus betrat langsam den Raum und schloss die Tür leise hinter sich. Müde schob Harry seine Nase unter der Bettdecke hervor. “Rutsch mal ein Stück”, forderte er und kletterte ebenfalls unter die Decke. Sanft nahm er Harry in den Arm, welcher immer noch Fell trug. “Verwandle dich zurück, du kannst nicht immer in dieser Form bleiben.” Nur sehr langsam kam Harry dieser Aufforderung nach. Entweder sein Gefährte war wirklich einfach nur müde, oder die Wolfsform begann Besitz von ihm zu ergreifen. Sie mussten zügig hier weg, denn so sehr er Harry in seiner Wolfsform auch mochte, so viel besser war es doch den Jungen in Fleisch und Blut im Arm zu halten. So wie in diesem Moment. “Ich habe eine Menge Fragen an dich, aber die haben Zeit. Layla sagte du hättest Kopfschmerzen, hier ist ein Trank dagegen.” Behutsam zog er die Decke ein Stück herunter um das Gesicht des Schülers zu befreien. Was er dabei sah, ließ ihn schmunzeln. Harry lag tief schlafend auf seiner Brust, die Haare wirr im Gesicht liegend. Sanft schob er die verirrten Strähnen aus dem jungen Gesicht und stellte wieder einmal fest, wie schön Harry war. Sein Harry, der Eigenschutz und durchdachtes handeln wohl nur aus Lexika kannte. Seufzend stellte er den Flakon auf den Nachttisch, ließ mit einem Schlenker seines Zauberstabes den Raum verdunkeln und nahm Harry fest in den Arm. Sein Gefühl sagte ihm, dass es das für heute noch nicht gewesen war mit den Überraschungen. Layla war immer noch aufgebracht und enttäuscht. Niemals hätte sie gedacht, dass gerade Fenrir ihr solche Absichten unterstellen würde. Dass er ihr wirklich solch eine Illoyalität zumutete. Aber anscheinend kannte sie ihren Alpha schlechter als bisher gedacht. Vielleicht war sie wirklich geblendet gewesen durch die tiefe Dankbarkeit, welche sie ihm gegenüber empfand. Schließlich hatte er sie aus einem Leben voller Schmerz und Erniedrigung geholt und ihr letztendlich durch die Verwandlung wortwörtlich das Leben gerettet. Dadurch war sie auch zu ihrer Rache an ihren Peinigern gekommen. Aber jetzt … jetzt stellte sie alles in Frage. Auch sich selbst. Nach dem unglücklichen Treffen mit Fenrir hatte sie den Mann einfach in dem Raum zurückgelassen. Natürlich war ihr klar, dass Harry den Alpha komplett aus der Bahn geworfen hatte durch die Geschichte mit Lupin, aber ihr Mitleid hielt sich momentan in Grenzen. Daher war sie schnurstracks losgegangen, um die Dame des Hauses auf zu suchen. Harry hatte ihr mit seinem Angebot eine Möglichkeit für eine Rudelauszeit gegeben. Einfach damit sie erst mal die Gedanken sortieren konnte. Ihre Aufgaben würde Lola schon übernehmen und gut meistern. Als sie die Gesuchte schließlich fand, hatte sie noch einen kurzen Bericht an den Hausherrn und den Lord abgeliefert, ehe sie Narzissa um ein vertrauliches Gespräch bat. Als Narzissa ihr, ohne eine ausführliche Erklärung und Diskussion ein Zimmer hier anbot, hatte sie erschöpft, aber dankbar, genickt und war einer hilfsbereiten Hauselfe gefolgt. Jetzt war es Mittagszeit und daher trug sie ein reichlich beladenes Tablett vor sich her. Elfenwolf und Gefährte hatte sich durch eine Hauselfe entschuldigen lassen, aber für Layla kam es nicht in Frage die beiden ohne Essen zu lassen. Außerdem wollte sie Harry noch einmal danken, denn sie begriff, dass Harry Partei für sie ergriffen hatte. Allerdings wollte sie ihm auch die Illusion nehmen, dass er für diesen Disput schuld war. Das heute war eine von vielen Diskussionen. Nur das diese sonst niemals so unter die Gürtellinie gingen und vor allem nicht so eskaliert waren, da sie sich immer zurückgenommen hatte. Tief atmete die junge Werwölfin durch, ehe sie mit dem Fuß gegen die Zimmertür trat. “JETZT NICHT!”, vernahm sie laut und aufgebracht von Severus aus dem Inneren. “Ich bin's, Layla”, rief sie zurück, in der Hoffnung dass sie dadurch Einlass bekam. “Verschwinde, wir haben zu tun!” Ein dreckiges Grinsen huschte über ihr Gesicht. “Ihr kleinen Schlingel! Ich stelle das Essen vor die Tür.” Belustigt pfeifend wand sie sich ab, um in ihr Zimmer zurück zu gehen. Sollten sich die beiden ruhig miteinander vergnügen, das half bestimmt gegen die Spannung zwischen ihnen. Jedoch kam sie gar nicht erst bis zu ihrem Rückzugsraum am Ende des Flures, denn hinter ihr wurde polternd die Tür aufgerissen. “Layla, warte!” Erstaunt drehte sie sich herum und entdeckte Harry in seiner menschlichen Form. Ein Harry, welcher sehr aufgebracht wirkte. Neugierig trat sie zu dem Jungen heran. “Was ist los?” “Kannst du bitte ...”, setzte Harry an, wurde jedoch vom Gefährten unterbrochen. “Kannst du bitte diesem Sturkopf sagen, dass er sein Hirn einschalten soll!” Auch Severus war reichlich aufgemacht. Nicht einmal die Kleidung und die Haare des Professors waren wie sonst im tadellosen Zustand. “Ich habe dir doch gesagt, dass nichts passieren kann!” “Ach und was macht dich da so sicher? Dein Bauchgefühl, welches dich immer wieder in Schwierigkeiten bringt?” “Vorhin hast du mir noch gesagt, dass du mir vertraust!” “Ich habe gesagt, ich bin bereit dir zu vertrauen und werde an mir arbeiten!” Seufzend rollte Layla mit den Augen. Die beiden brauchten, ganz dringend Sex um ins Reine zu kommen. Sie hatte sich, während der Elfenwolf in Narzissas Obhut war, noch einmal in den heimischen Schriften schlau gemacht. Das Problem zwischen den beiden war ein klischeehaftes Problem und bestand nicht aus Vertrauen haben, oder nicht. Stratege oder Heißsporn. Es ging sehr viel tiefer und war unter Werwölfen ein alter Hut. Aber ehe sie dies auf den Tisch bringen konnte, mussten sich die Gemüter erst mal beruhigen. “Los rein da. Ihr solltet das vielleicht nicht hier auf dem Flur diskutieren, wo euch jeder dahergelaufene Mensch hören kann.” Als Harry auf die scheuchende Handbewegung nicht reagierte, schubste sie den Schüler kurzerhand in den Raum, schnappte sich das Tablett vom Boden und trat ein. Die Tür schloss sie mit einem gekonnten Fußtritt. Es wurde Zeit wenigstens an dieser Front für Frieden zu sorgen. Lässig ließ sie das Tablett auf den Tisch fallen, ehe sie die beiden scharf ins Auge fasste. “Also meine Herren. Was zum Vollmond ist hier los? Bad zu lange blockiert? Decke oder Kissen geklaut? Im Bett breit gemacht oder geschnarcht?” Ein schiefes, gequältes Lächeln zierte kurz Harrys Gesicht. Severus rollte mit den Augen. “Mach dich nicht albern, Layla. Es geht um etwas sehr viel bedeutenderes.” “Streitet ihr euch wegen heute? Wegen dem Moment als wir drei verwandelt waren?” “Bitte Severus, du bist es der ein Problem in meinem Vorhaben sieht. Welches ich diesmal sogar extra mit dir bespreche, nur um es mal am Rande zu erwähnen. Also leg du ihr die Situation dar.” Eine Augenbraue erhoben musterte der Mann den nun auf der Couch lümmelnden Elfenwolf. “Nun gut.” Auch der Professor setzte sich und wies Layla an dies ebenfalls zu tun. Kurzerhand ließ sie sich einfach vor den beiden auf dem Tisch nieder. So konnte sie beide im Blick haben … und notfalls auseinanderrupfen. “Die Situation vorhin haben wir bereits besprochen. Harry hat mir erzählt, dass ich nichts verpasst habe, da es ein Gespräch zwischen dir und Fenrir war. Ich habe keinen Grund es zu hinterfragen oder zu erörtern.” “Das freut mich zu hören.” Unbeirrt fuhr Severus fort. “Auch sein kleiner Stunt, als er dazwischen sprang, ist nicht Gegenstand der Diskussion. Das war für sonstige Verhältnisse ja schon beinahe eine durchdachte, denn er hatte Rückendeckung.” Schnauben von der inzwischen futternden Elfenwolf Front. “Und wo ist dann das Problem?” Vielleicht stand Layla ja auch auf dem Schlauch, aber sie fand da jetzt keinen Harken daran. Severus Worte klangen auf den ersten Blick positiv. Was beim Heiligen Urwolf war also los? Kaum dass sie sich diese Frage gestellt hatte, war es Harry welcher seine Futterei unterbrach und eine Antwort lieferte. “Naja, er ist wütend, weil ich ihn gefragt habe, wie ich es am besten anstelle mich Tom, also Voldemort, zu offenbaren.” Lässig schob sich der Junge eine Weintraube in den Mund. Jetzt verstand Layla das Problem. Ehrlich gesagt, klappte auch ihr die Kinnlade gen Boden. “Oh, ok”, war alles was sie herausbrachte. “Du findest also auch, dass das eine gute Idee ist?” Aufgeregt richtete sich Harry auf. Doch den Zahn musste sie ihm ziehen. “Was? Nein, auf keinen Fall! Das klingt nach einem ganz schlechten Plan. Das ist … verrückt … lebensgefährlich! Einfach eine sau schlechte Idee!” “Siehst du! Selbst die wagemutige Wölfin hält es für eine schlechte Idee.” Man sah Severus die Erleichterung über die unerwartete Unterstützung deutlich an. Allerdings musste sie auch den schwarzhaarigen Professor auf den Boden der Tatsachen zurückholen. “Nein, grundsätzlich halte ich es nicht für eine schlechte Idee.” “Ha, hörst du!” Nun zierte Harrys Gesicht ein breites Grinsen. “Aber ich denke dennoch, dass es gefährlich und zu früh ist.” Das Grinsen wurde gegen einen verkniffenen Ausdruck getauscht. “Mag mir dann auch vielleicht mal einer von euch die Gründe erklären? Ich höre nur Dinge wie ‘verrückt’, ‘gefährlich’, ‘dein Ende’ und so weiter. Aber das sind nichts weiter als Mutmaßungen. Ihr rückt beide nicht mit irgendwas genauerem heraus. Erzählt nur, was ihr glaubt. Warum nicht einfach auf den Junge vertrauen, welcher den Kerl wohl mit am besten kennt? Er wird mir nichts tun!” “Harry ich habe dir doch schon gesagt, dass niemand den Lord genau kennt. Alles was ihn und eventuelle Reaktionen betrifft, sind reine Mutmaßungen. Selbst an seinen guten Tagen, wenn Schicksal, Meteorologie und Astrologie übereinstimmen, ist er immer noch wie ein Kind auf Süßigkeitentzug - sehr launisch. Der Mann hat Freude an Folterungen. Das zur Schau stellen von Macht und Stärke ist sein Kick, vor allem wenn alle vor Angst und Panik erbeben und beinahe in die Umhänge machen.” “Ich weiß, dass er eine Macke hat. Vergiss nicht, ich vereitle seit einigen Jahren, dass er mich um die Ecke bringt.” Es war verstörend für Layla, Harry so lapidar darüber reden zu hören. Der Junge war eine wandelnde Zielscheibe und schien sich nicht davon beeinflussen zu lassen. Ob dies nun mutig oder verrückt war, konnte und wollte sie noch nicht beurteilen. “Verdammt, Harry, es gibt mehrere Versionen davon, was er mit dir anstellen wollte, sobald er dich in die Finger bekommt. Eine Schlimmer als die andere!”, rief Severus aus und raufte sich tatsächlich die Haare. Eine weitere Weintraube landete lässig in Harrys Mund. “Ich hoffe, dass es wenigstens spektakulär ist. Blut, Folter und das in der Öffentlichkeit.” “Harry!” Zeitgleich mit Severus, hatte Layla dies schockiert von sich gegeben. Hing der Kleine überhaupt an seinem Leben? Bedeutete ihm die Verantwortung als Elfenwolf so wenig? Stieß der Junge seinen Gefährten absichtlich vor den Kopf? Severus tat ihr aufrichtig leid und verstand es nur zu gut, dass dieser mit finsterem Blick aufstand und in die Küche ging. Sie selbst wäre nicht so ruhig geblieben an seiner Stelle. Beim großen Urwolf, sie war kurz davor den kleinen Elfenwolf kräftig zu schütteln, ehe sie ihn einsperrte. “Welpe … das war wirklich hart. Da kannst du ihm auch gleich sagen, dass dir an einem Leben mit ihm nichts liegt.” Seufzend strich sich der Junge über das Gesicht. “Ja, ich weiß, glaub ich … aber es macht mich so wütend. Er denkt nicht einmal drüber nach. Er bezeichnet mich dauernd als Grund für Kopfschmerzen, Magengeschwüren und grauen Haare. Er vergisst immer, dass ich es bin, der sich immer umschauen muss, in der Angst jemand könnte es auf mich abgesehen haben. Ich will das nicht mehr. Ich will nicht immer in dieser Angst leben, sondern klare Fronten haben. Darum glaube ich auch, dass Volde … dass Tom mir nichts tun wird. Wenn er wirklich, von seinem tiefschwarzen Herz aus, gewollt hätte, dann hätte er schon viele Möglichkeiten gehabt mich in die Finger zu kriegen. Ich bin ja in Hogwarts auch nicht nur in meinem stillen Kämmerlein, sondern auch in Hoagsmead zum Beispiel. In den Ferien und zu Schulanfang auch in der Winkelgasse.” “Ich glaube, ich verstehe was du sagen willst. Hast du dies alles auch genau SO Severus erzählt?” Schnauben von der Couch. “Für ihn ist es nur einer weiterer Anfall akuter ‘Teenageritis’.” Die Weintraube, welche Harry die ganze Zeit hochgeworfen und wieder aufgefangen hatte, endete nun als feuchter Fleck an der Decke. Bei der Wucht, mit der sie dorthin gepfeffert wurde, würde sie erst nächsten Ostern herunter fallen. “Aber”, holte Harry sie aus den absurden Gedanken, “Aber ich werde mich nicht offenbaren, solange Severus komplett dagegen ist. Ich werde allerdings auch nicht aufgeben, sondern einen Kompromiss finden mit dem wir beide zufrieden sind.” “Hmm, gute Idee”, stimmte Layla schwach zu und musste sich ein Grinsen verkneifen. Wenn die beiden im Kompromiss finden genauso gut waren, wie im nicht zanken, dann würde Harry bis zum Schulabschluss kein klärendes Gespräch mit dem Professor führen. “Ist ja auch nicht so, dass du einfach so mit ihm reden könntest.” Irritiert zuckte sie zusammen, als Harry sich ruckartig aufsetzte, ehe er sie plötzlich umarmte. “Layla, du bist genial. Warum bin ich da nicht selbst drauf gekommen? Ich bin aber auch manchmal blöd!” Innerhalb weniger Sekunden war Harry in die Küche gerannt und plapperte wild drauf los. Irgendwie hatte sie den Faden verloren, was war hier gerade geschehen? Hibbelig saß Harry neben Severus auf der Couch. Warum war er nicht selbst auf die Idee gekommen, die Barriere von Severus durch diesen wieder zu senken und sich mental mit Tom zu unterhalten? Ein Glück war Severus tatsächlich auf diesen Kompromiss eingegangen. Auch wenn er die Bedingungen stellte, bei diesem Gespräch zugegen zu sein. Da Harry darin keinen Nachteil sah, so lange sein Gefährte sich im Hintergrund hielt, stimmte er dieser Bedingung zu. Endlich entwickelte der Tag sich doch noch gut, denn das Gespräch mit Fenrir war nun mal alles andere als befriedigend gewesen. Neben dem Streit der Rudelmitglieder hatte er auch noch keinerlei Infos erhalten. Er war schlau wie zuvor, was es genau mit Elfenwölfen auf sich hatte. Als er Severus vorhin erzählte, wie unbehaglich er sich gefühlt hatte, hatte dieser ihn in die Arme genommen. Harry war fast vom Glauben abgefallen, als der toughe Mann gestand, dass es ihm nicht ein Deut besser erging. “Bist du dir wirklich sicher? Nicht nur das Brechen der Barriere wird schmerzen, auch das Eindringen in deinen Kopf wird nicht schmerzlos von statten gehen.” Nichts war mehr von ihrem Disput zu merken. So war es irgendwie schon immer gewesen. Anscheinend gehörte das zu ihrer Beziehung. Beziehung … welch schönes Wort. “Harry?” Behutsam legte Severus die Hand auf Harrys und holte den Jungen damit aus den Gedanken. “Was? Ach so, ja ich bin mir sicher. Keine Sorge, ich vertraue dir und weiß, dass du mir nicht absichtlich weh tust.” Liebevoll lächelte der den Mann an. Es war die reine Wahrheit. Stumm nickte sein Gefährte und drückte seine Hand. “Dann beginne ich nun. Layla, du nervst, wenn du mir ins Ohr pustest und schnaubst! Also setz dich einfach hinter Harry und stütze ihn. Dann hat deine Anwesenheit wenigstens einen nützlichen Aspekt.” “Ehrlich gesagt, wollte ich mich entschuldigen. Ich muss da noch was … klären.” Verdutzt blickten die beiden Männer die Wolfsfrau an. “Willst du mit Fenrir reden?”, erkundigte sich Harry und hoffte, dass die beiden schnell wieder auf einer Schiene fuhren. “Ähm, mal sehen. Ich habe auch noch andere Dinge zu tun, als mich mit diesem Stinkwolf auseinanderzusetzen.” Ein düsterer Ausdruck war auf Laylas Gesicht zu sehen, ehe er genauso schnell wieder verschwand wie er aufgetaucht war. “Zudem muss ich dich ja nachher aufpäppeln, wenn dein Partner dich kaputt macht.” Grinsend benickte die Frau ihre Aussage. “Jetzt verschwinde schon”, grollte Severus ungehalten. Frech streckte Layla die Zunge raus. “Miesepeter. Also dann, bis später.” Mit einem Winken verschwand die Werwölfin aus dem Raum und ließ zwei verdutzte Gefährten zurück. “Was sie wohl vorhat?”, grübelnd legte Harry den Kopf schief. Was war jetzt plötzlich so wichtig? “Wer weiß, vielleicht hat sie Appetit auf Hase bekommen. Also, bist du bereit dich auf mich zu konzentrieren?” Schnell nickte der Elfenwolf. “Lass uns beginnen”, sagte er und schon richtete Severus den Zauberstab auf ihn. ~Du weißt, dass ich dich immer noch dafür beißen möchte?~ Seufzend schloss Tom die Augen. Nagini war ihm vor fünfzehn Minuten in die Bibliothek gefolgt. Seit dem hatte sie ihn nicht einmal angesprochen, sondern nur angestarrt. Wütend gezischt und mit dem Schwanz geschlagen. ~Was genau meinst du? Anscheinend mache ich ja nur noch Fehler, für den mich irgendwer leiden lassen will. Wo ist der Respekt hin?~ Eine Frage, welche er nicht unberechtigt fand. Vor gar nicht allzu langer Zeit, da hatte ein Blick gereicht und alle waren vor Schreck erstarrt. Tja und jetzt klappte dies vor allem bei seinem innersten Kreis überhaupt nicht mehr. Da konnte er starren bis er trockene Augen bekam. Vielleicht sollte er mal wieder ein Exempel statuieren? ~Jetzt stell dich nicht dümmer als du bist … und bei Ouroborus und der Midgardschlange, zieh nicht solch eine Fratze. Das ist ja zum Abgewöhnen. Kein Wunder, dass du kein Weibchen hast!~ Tom glaubte vom Glauben abzufallen. ~Bitte was? Sag mal Nagini, was ist denn in dich gefahren? Schlechte Maus gehabt?” ~Das Gleiche könnte ich dich fragen, du siebköpfiger Mensch!”, zickte die Riesenschlange zurück, ehe sie sich mehrmals zischelnd hin und her wand. ~Du holst hier nicht nur diesen grausamen Wolf her, sondern gestattest auch noch, dass unser kleiner Harry zu ihm darf!~ Erneut peitschte Nagini mit dem Schwanz und legte dabei einen kleinen Beistelltisch in Schutt und Asche. Oder besser gesagt: Zerlegte ihn in Splitter. ~Hast du etwa vergessen, wie er im Sommer ein Kind tötete, dass das Blut nur so spritzte? Ich nicht! Wie kannst du nur so …~ ~Es reicht! Hörst du? Es reicht, halt deine Schuppen beisammen oder ich verwandle dich in einen Regenwurm!~ ~Oh nein, mein Lieber, so leicht kommst du mir nicht davon! Ich bin stocksauer, ebenso wie Narzissa und Severus! Und nicht nur sie stehen deiner Erlaubnis skeptisch gegenüber! Du magst es nicht hören wollen, aber alle hier anwesenden Zweibeiner - diejenigen, welche noch ihren gesunden Menschenverstand besitzen - zweifeln an diesem Treffen. An dem Sinn dahinter. An DIR!~ Wild rauschte Toms Magie durch die Bibliothek und verursachte ein mittelschweres Chaos. Es war ihm egal. ~Wir waren alle hier. Severus war bei ihm und würde niemals zulassen, dass dem Jungen etwas geschieht. Er war sicher.~ ~Seit wann bist du so schlecht geworden, dich selbst zu belügen, Tom?~ Die Enttäuschung in ihren Worten tat beinahe mehr weh, als ihre Vorwürfe vorweg. Als Nagini dann auch noch den Kopf hin und her schwenkte und den Raum ohne jedes weitere Wort verließ, sackte Tom in sich zusammen. Die Wahrheit war, Nagini hatte recht. Sie alle hatten irgendwie recht. Es war eine absolut beschissene Idee gewesen, Fenrir den Kontakt zu Harry zu erlauben. Dann auch noch so abgeschottet, wo niemand von ihnen eingreifen konnte. Es hätte absolut schief gehen können. Er hatte sich von Fenrir einlullen lassen, ebenso wie von Laylas Beteuerungen, dass Fenrir dem Welpen nichts tun würde. Aber, man sprach hier immerhin vom unkontrollierbaren Fenrir Greyback, dem er selbst misstraute, aber auch wegen einiger negativer Eigenschaften gern im Team hatte. Allein die Drohung mit dessen Namen, öffnete so manche Wege. Jedoch … war es das alles wert? Waren Kontakte zu ausländischen Werwolfsrudeln es wert, dass er Fenrirs Beharren den fremden Wolf in seinem Revier kennenzulernen, nachgegeben hatte? Eigentlich war ihm jedes Mittel recht für mehr Macht und Einfluss. Eigentlich … “Oh, anscheinend wurde hier eine Party gefeiert. Schade, ich hätte gerne teilgenommen.” Blinzelnd wurde Tom aus den Gedanken geholt und erblickte Layla, welche gerade lässig in den Raum trat. “Was willst du hier, Wölfin?”, knurrte er ungehalten. Sie war ebenfalls Schuld an dem ganzen Theater und damit definitiv am falschen Ort, zur falschen Zeit! “Verschwinde!” “Nein, denn ich bin ebenso wie Ihr, dunkler Lord, ein Gast dieses Hauses. Narzissa erlaubte mir vorerst zu bleiben, selbst wenn der Welpe nicht mehr hier ist. Und jetzt gerade ist mir danach ein lustiges Buch zu lesen. Also entweder bitte ich Euch den Raum zu verlassen, Lord, oder Ihr lasst mich hier etwas Ordnung schaffen und in Ruhe ein Buch vor dem Kamin lesen.” Sie meinte es ernst und sie hatte keine wirkliche Angst vor ihm. Sie war bei ihrer Zurechtweisung höflich geblieben. Er würde nicht feige verschwinden, egal wie ekelhaft ihre Freundlichkeit war. Die Frauen in diesem Haus hatten wirklich nicht mehr alle Zauberstäbe im Halfter. Oder vielleicht waren auch nur alle zugleich in ihrer ‘besonderen Zeit’. Angewidert über die eigenen Gedanken schüttelte er den Kopf und richtete den Raum mit Hilfe eines Zauberstabschlenkers selbst wieder her. Lässig nahm er das Buch, welches er vor Naginis Ansprache gelesen hatte, wieder zur Hand und tat einfach so, als wäre die nervige Wolfsfrau gar nicht da. Doch, es sollte nicht dazu kommen, dass er sich in die Lektüre vertiefen konnte, denn aus dem Nichts setzten Kopfschmerzen ein. Erst nur ein leichtes, kaum wahrnehmbares Drücken. Doch innerhalb weniger Augenblicke, wurde das Drücken zu einem wirklich penetranten Klopfen und Dröhnen. Beinahe so, als wenn jemand einen Legilimentik Angriff auf ihn starten. Überrascht zog er die Luft ein. War es etwa … konnte es sein … sollte es tatsächlich sein, dass Harry Kontakt zu ihm aufnahm? Warum jetzt? Immerhin waren sie im gleichen Haus. Nun, vielleicht bekam er ja eine Antwort. Ein wenig vorfreudig senkte er seine Schilde und begab sich in das mentale Gespräch mit dem Jungen. Severus’ Warnung vor etwaiger Schmerzen war tatsächlich nicht unangebracht. Es war ein widerliches Gefühl und dies war wirklich noch eine nette Umschreibung! Es war als wäre ein Specht in seinem Kopf auf Nahrungssuch, egal, wie vorsichtig Severus war und ebenso wie sehr er selbst dem Mann vertraute. Das Brechen der Barriere tat nur relativ kurz weh, dafür war das Gefühl der wiedererlangten Freiheit zu groß. Eine überraschende Entwicklung, welche er auch Severus mental mitteilte, kaum dass dieser in seinem Kopf war. “Das wundert mich nicht wirklich. Du hast nie solch eine Barriere getragen. Du konntest jederzeit mit dem Lord in Kontakt treten und ich glaube, du hast es unbewusst des Öfteren getan. Vielleicht sogar ihr beide. Ich weiß nicht was euch verbindet, aber es ist Fakt. Kaum dass ich die Barriere gelöst habe und in deinem Kopf war, hat sich dein Geist automatisch auf die Suche gemacht.” “Du weißt, dass ich darauf verzichten würde, um dir die Sorgen zu nehmen?” “Ich weiß, Kleiner.” Versöhnlich lächelnd blickte ihm Severus mentales Bild entgegen. “Und jetzt los, ruf deinen Gesprächspartner. Aber bitte, kein Parsel und unterschätze ihn nicht. Er ist und wird kein handzahmer Kater, nur weil er nette Momente hatte.” Langsam nickte Harry, woraufhin sich sein Gefährte wie verabredet an den Rand von Harrys Geist zurückzog. Nach dem Lösen der Barriere hatte Severus ihm eröffnet, dass dies HARRYS Geist war und er diesen nach den eigenen Wünschen formen konnte. Somit war Severus am Rande verborgen und konnte dennoch alles verstehen. Vorsichtshalber prüfte Harry noch einmal alle seine gedanklichen Türen und Truhen, dessen Inhalte er selbst nicht einmal sehen wollte, dann beschwor er eine Blumenwiese und schloss die Augen. Tief Luft holen suchte er gedanklich nach Tom. Erst jetzt, wo er einige Zeit nicht mit dem Mann kommunizieren wollte, spürte er eine Art Verbindung. Wie ein Faden, welcher sie beide verband und dem er nur folgen brauchte. “Tom?” Keine Reaktion. “Hallo, bist du da?” Erneut nichts. “Tom, hallo, ich möchte mit dir reden.” Nichts. Es war, als wenn er gegen eine Wand redete. “Ernsthaft jetzt? Zickst du jetzt rum oder was?” Harry begann mehr Kraft in die Kontaktaufnahme zu stecken. “HALLOOOOOO, mach auf. Ich bin's Harry. Na los, komm schon, du schwarzmagischer Disput mit dem seltsamen Humor.” Immer wieder und wieder versuchte er Kontakt aufzunehmen. Bewarf den Lord mit unschönen Begriffenn um ihn so vielleicht aus der Reserve zu locken, aber der Mann blockte. “Du alte Diva!”, rief er aus und atmete mehrere Male tief ein und aus. Das hier war anstrengender als gedacht. “Potter, welch Überraschung. Hast du mich gerade Diva genannt?”, ertönte es plötzlich spöttisch in Harrys Kopf und Toms Gestalt transformierte sich in sein mentales Bild. Schnaubend stützte der Jüngere die Hände in die Hüfte. “Ja, wenn du dich so benimmst?” “Wer hat sich denn von Snape eine Blockade auflegen lassen? Leugne es erst gar nicht, ich kenne seine Magiesignatur! Ich kann eins und eins zusammenzählen!” Nun stemmte auch Tom die Hände in die Hüfte und funkelte ihn an. “Es ging nicht anders … nicht nur du versuchst in meinen Kopf zu kommen. Wenn du mein einziges Problem wärst, dann wäre ich glücklich.” Seufzend lehnte Harry sich nach hinten; stützte sich auf seinen Händen ab. “Wie meinst du das? Du weißt, dass dies reichlich verrückt klingt? Menschen sind schon für weniger nach Askaban oder St. Mungos gebracht worden.” Langsam trat der Lord näher und ließ sich geschmeidig Harry gegenüber nieder. “Du siehst gar nicht so übel aus, wenn du nicht deine Schlangenfratze trägst”, wechselte Harry schnell das Thema. “Du hast mich überrascht mit deiner Kontaktaufnahme.” Als wäre nichts weiter dabei, zuckte der düstere Mann mit den Schultern. “Was macht es für einen Unterschied? Solltest du in Hogwarts nicht anderes tun, als mit mir zu reden? Ich weiß wo sich Snape momentan aufhält, also wie hast du es geschafft, diese starke Barriere zu brechen?” “Naja, ich hab ihn einfach darum gebeten. Die Zeit, wo mir allein sein Name mehr Angst als du in Person macht, ist vorbei. Er ist nicht so übel.” Verächtliches Schnauben war zu hören. “Genauso wie du, Tom.” Nun wurde er mit großen Augen angestarrt. “Bitte was?” Kichernd hielt sich Harry eine Hand vor den Mund. “Alt und taub. Tom, Tom, wo soll das nur mit dir hinführen? Und nein, ich habe gerade nichts Besseres zu tun. Weißt du, ich sitze in Hogwarts fest.” Ja, das war nichtssagend genug. Tom, welcher gerade ansetzte über unfreundliche Kinder zu schimpfen, verstummte. “Am Anfang der Ferien ist etwas passiert.” Den Blick auf den Boden gerichtet begann er das erdachte Gras auszurupfen. “Ich habe meine Freunde zum Zug gebracht. Ich war wütend auf Dumbledore, weil er partout nicht erlaubte, dass ich bei mir sehr wichtigen Menschen sein konnte in den Ferien. Doch dieser Frust war schnell unwichtig, denn… denn ich wurde überfallen. Severus war es, welcher mich wieder zusammenflickte und aufnahm, als ich verletzt und verwirrt durch das Schloss taumelte.” “Weißt du um den Schuldigen?” “Nein, aber … erinnerst du dich an Umbridge?” “Die Lehrerin, welche du nicht magst?” “Nicht mögen ist echt nett ausgedrückt! Ich hasse sie! Die hat keine Ahnung vom Lehrersein und inzwischen würde wohl fast jeder Schüler lieber mit dir, als mit ihr Tee trinken. Bei dir weiß man ungefähr woran man ist. Sie quält, foltert und zerstört auf seelischer Ebene, während sie es als Lernen und Nachsitzen tarnt. Abgesegnet durchs Ministerium, welches ihr immer mehr Privilegien zugesteht.” Tief durchatmend blickte er auf seine Hand. Sie war zwar nicht mehr bewegungseingeschränkt oder schmerzte, aber immer noch mit feinen Narben verziert. Demonstrativ zeigte er seinem Gegenüber den lädierten Handrücken. “Auch soll ich nicht lügen, daher sage ich es. Ich hasse sie und ihr feiges-hetzerisches Verhalten so dermaßen, dass ich nichts dagegen hätte, wenn der Kraken mal ein wenig mit ihr spielt.” Ein dunkles Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des Schwarzmagiers. “Potter, Potter. Solch eine Aussage vom Held der Nation?” Im gespielten Unglauben schüttelte der Lord mit dem Kopf. “Nun, kleiner Held, wenn du einen Moment Zeit hast, hätte ich da Ideen für diese Lehrerin.” “Ich bin auch nur ein Teenager, also sind meine Neugierde und der Spaß an einem kleinen Abenteuer groß. Raus mit deinen Ideen.” Ein vorfreudiges, aufmüpfiges Kichern entwich ihm. Irgendwann wurde es für Severus schlicht und ergreifend unerträglich, einfach nur stummer Zeuge und Beschützer zu bleiben. Wobei er nicht einmal genau benennen konnte, warum dem so war. Eifersucht? Möglich. Es war nicht so wie wenn er an Harry in Blaise Nähe dachte - da machte er sich mehr Sorgen - aber dennoch … Dennoch war da diese Vertrautheit zwischen den beiden Aushängeschildern ihrer jeweiligen Seite. Diese Ungezwungenheit zwischen den eigentlichen Todfeinden war verstörend. Und wurde es auch immer mehr, je länger er dieses Schauspiel beobachtete. Er hatte es unterschätzt, dies wurde ihm bewusst. Unterschätzt, wie fest diese beiden Zauberer aus einer Laune des Schicksals heraus miteinander verknüpft waren und damit auch Harry wieder einmal - der Junge kannte Seiten an Lord Voldemort wie niemand anderes. Wann lernte er endlich, dass er selbst die Weisheit nicht mit dem goldenen Löffel gegessen hatte? Was ihn jedoch am meisten störte, war die Tatsache, dass beide aufeinander einwirkten. Der Lord wurde menschlicher, wurde immer mehr zu TOM. Und Harry? Der schien stattdessen seine dunklen Seiten zu entdecken. Allein wie der Junge lachte, während Tom immer mehr absurde, morbide Ideen von sich gab ... Erhobenen Kopfes verließ seine gedankliche Gestalt den Beobachtungsposten. “Ich denke, ihr solltet euer Treffen nun abbrechen.” “Snape.” - “Warum denn schon jetzt?”, kam es zeitgleich von den beiden am Boden hockenden Gestalten. Nach einem Nicken in Richtung des Lords, wand er sich an seinen Gefährten. “Weil das hier an deiner Kraft zerrt. Du bist immer noch nicht wieder hergestellt. Guck dich mal um, die Farbe verblasst langsam.” “Und schuld daran ist diese Umbridge?” Langsam schüttelte Harry den Kopf. “Ich glaube, dafür hat sie nicht genug Publikum. Sie will Exempel statuieren.” “Ich sehe das ähnlich wie Harry und, mein Lord, wir beide haben da wohl eher jemand anderes in Verdacht die Finger im Spiel zu haben.” Kurz verengte der Mann die Augen. “Zuzutrauen wäre es ihm, aber er macht sich nicht selbst die Hände schmutzig.” “Genau dies denke ich auch. Darum habe ich Harry auch aus Hogwarts mitgenommen. Offiziell suche ich ihn, weil er verschwunden ist. Das Nervigste an dem Ganzen ist wohl ein gewisser Black, welcher mich mit Eulen bombardiert” “Erstens: Von wem genau redet ihr? Und zweitens: Bitte was macht Sirius? Der soll verdammt nochmal die Backen halten!” Severus entschied sich die erste Frage nicht zu beantworten, solange es ging. “Lass Black mal meine Sorge sein. Du solltest dich vor Schulbeginn erholen und vielleicht sollten wir etwas üben. Das kann dir beim besten Willen nicht schaden.” “Snape, wir sprechen uns umgehend! Jetzt bitte ich dich jedoch zu verschwinden, es gibt Dinge, welche du nicht mitbekommen musst.” Nun musterte er den Mann ebenfalls streng. “Das werde ich ni …” “Tom, ich erzähle es ihm sowieso. Severus und ich haben begriffen, dass uns der ewige Streit nichts bringt. Das Geheimnisse nicht hilfreich sind, wenn wir in Hogwarts auch nur irgendetwas erreichen wollen. Er bringt mir Okklumentik bei und noch bin ich so schlecht, dass er es eh mitbekommen könnte.” Schulterzuckend rupfte Harrys Gedankengestalt einige Grashalme aus und blickte zwischen beiden Erwachsenen hin und her. Der Lord kniff die Lippen zusammen, ehe er wohl begriff, dass er entweder damit leben oder die Klappe halten musste. Die Entscheidung fiel nach einigen Sekunden auf die erste Wahl. “Harry, warum hast du nichts gesagt? Warum hast du nicht um Hilfe gefragt? Warum bist du nicht hergekommen?” Harry glaubte sich verhört zu haben. Auflachend blickte er den Schwarzmagier an. “Ist das dein Ernst? Wer bist du und was hast du mit Tom aka Voldemort gemacht?” Ein verständnisloser Blick wurde ihm geschenkt. Seufzend strich sich Harry durch die Haare. “Du und ich haben vielleicht teils ähnliche Vorstellungen von der Zukunft, aber dennoch stehen wir auf gegnerischen Seiten. Das ich den Kontakt zugelassen habe, lag auch nur an meiner bockigen Einstellung zum Leben. Zu dem Zeitpunkt war es mir absolut egal ob ich nun lebe oder sterbe. Inzwischen weiß ich unsere Gespräche sogar zu schätzen. Du bist erstaunlich lustig, auch wenn du es überhaupt nicht drauf anlegst. Du gibst mir Input und so komisch das klingt, aber du hast mir zugehört und warst somit für mich da. Ich weiß inzwischen, dass ich wahrscheinlich nur vernünftig um Hilfe hätte bitten müssen und auch Severus hätte ein offenes Ohr für die schulischen Dinge gehabt.” Sanft blickte er seinen Gefährten an, der nickte. “Was ihr alle immer vergesst, ist meine Kindheit. Auszüge davon dürftet ihr beide gesehen haben. Aber, mal ganz knapp zusammengefasst, letztendlich bestand meine Kindheit daraus alleine für mich und das angenehme Leben der Dursleys zu sorgen. Und dies möglich gut sowie ohne Fehler. Somit bin ich also mit der Einstellung groß geworden, dass mir niemand hilft, wenn nicht ich es tue.” “Verstehe. Nun ich möchte, dass du dich nicht mehr zurück hältst. Ich weiß nicht, was diese Verbindung überhaupt ermöglicht und aufrechterhält. Aber klar ist, dass ich es eh mitbekomme. Wir mögen auf unterschiedlichen Seiten stehen - Feinde sein - aber du hast Recht, wir wollen wohl für die Zukunft alle irgendwie das Gleiche. Bei mir beinhaltet das allerdings auch Projekte wie die Übernahme des Ministeriums und Hogwarts. Mit weniger werde ich mich letztendlich nicht zu Frieden geben. Was mir bewusst geworden ist und das mag euch jetzt schockieren: Wenn wir zusammenarbeiten, finden wir vielleicht einen Weg der für uns beide - alle - akzeptabel ist. Das ewige Gegeneinander zerrt nur an Ressourcen, Nerven und Zeit.” Der Mann wartete gar nicht erst auf eine Antwort, sondern verschwand einfach. Severus fand seine Fassung zuerst wieder. “Na los, lass uns die Sitzung beenden.” “Das lief ja echt gut”, gab Harry erschöpft von sich, als sie wieder in der Realität angekommen waren. “Auch wenn Tom ein Arsch ist, weil er genau weiß, dass ich sein Angebot kaum ausschlagen KANN.” Widerstandslos ließ er sich von Severus zudecken und in den Arm nehmen. Nur wenige Augenblicke später forderte die Anstrengung ihren Tribut und Harry fiel ins Reich der Träume. Kapitel 40: ------------     Nachdem Harry wieder wach, frisch geduscht und sie durch Layla mit neuem Essen versorgt worden waren, fanden die beiden Gefährten endlich Zeit, über das Erlebte zu sprechen. Beide waren letztendlich zu folgendem Entschluss gekommen: Harry würde sich mit Tom treffen - in menschlicher Gestalt - allerding noch nicht diese Ferien und vor allem unter gesicherten Bedingungen. Erst sollte der tyrannische Mann beweisen, wie ernst es ihm war. Auch wenn Harry den Mann wohl recht gut kannte oder einschätzen konnte, so wollte er dennoch nicht für alles die Hand ins Feuer legen, was den Zauberer anging.   Weiter würden sie es vor dem Mann geheim halten, dass Harry hier im Fell vor dessen Nase herum lief und erst Recht, dass er ein Elfenwolf war. In Severus Augen wussten eh schon zu viele Bescheid und leider steckte sein Gefährte ihn mit der paranoiden Ader an.    Im Allgemeinen nutzten sie die ruhigen Stunden bis tief in die Nacht, um sich auszusprechen und die Wogen zu glätten. Auch wenn sie beide nur zu genau wussten, dass die nächste Unstimmigkeit oder heißblütige Diskussion nicht lange auf sich warten lassen würde. Harry hatte sich bei Severus entschuldigt, dass er ihm so weh getan hatte mit der Aussage über seinen Tod durch Voldemort. Es war seine zynische Art mit der Angst davor umzugehen, da er es im Ernstfall eh nicht verhindern konnte. Dabei wollte er doch nichts mehr, als ein langes, ruhiges Leben und dies möglichst an Severus’ Seite.     Severus offenbarte im Gegenzug ebenfalls ein Teil seiner Gefühlswelt. So gestand der Mann, dass die Sorge ihn oftmals harsch und gemein werden ließ. Dass er Harry schätzte und nicht wegen einer Dummheit verlieren wollte, da er ihm ans Herz gewachsen war. Und auch, dass er jedes graue Haar, jeden Kopfschmerz und jedes eventuelle Magengeschwür willkommen hieß, denn es bedeutete, dass der Elfenwolf am Leben war. Ebenfalls gestand der Mann, dass die Seiten, welche er erst jetzt richtig an Harry kennen- und schätzen lernte, ihn faszinierten. Das Versprechen Lily gegenüber war schwach im Vergleich dazu, was die Seele des älteren Zauberers wollte.   Es war ein langes Gespräch, bei dem beide zum ersten Mal richtig eingestanden, dass sie gleich empfanden. Noch keine Liebe, aber dennoch eine starke Anziehung die sich nicht auf das körperliche beschränkte, sondern von etwas sehr viel tieferem ausging. Gekrönt wurde dieses Gespräch durch einen scheuen Kuss, ehe Voldemort nach seinem Anhänger verlangte um Tränke herzustellen.      Glücklich rollte Harry auf dem Sofa im Malfoyschen Wintergarten herum und grinste dämlich, während er an diesen wundervollen - wenn auch verdammt kitschigen - Moment zurück dachte. Das war gestern Abend und gerade erholte er sich von einer Kampflektion durch Layla. Die Frau kannte keine Gnade und bestimmt gab das ordentlich Muskelkater, sodass Harry ganz neue Muskelgruppen kennenlernen würde. Da ließ er es sich doch lieber hier zwischen all den Pflanzen sowie der Weihnachtsdeko gut gehen und die Wärme des Kamins auf den Pelz scheinen, während er an Severus dachte, der zu einem spontanen Ordenstreffen unterwegs war. Ok, eine Vernarrtheit war bei ihm definitiv gegeben - oder doch eine Verliebtheit?     “Wolf, du machst meinen Elfen zusätzliche Arbeit”, schnarrte Lucius Malfoy und ließ sich in seinem Sessel nieder.   Demonstrativ rollte Harry noch zweimal auf der Garnitur hin und her, ehe er belustigt bellte. Seit er heute Morgen zufällig mitbekommen hatte, wie Narzissa ihren Mann zusammengestaucht hatte wegen einer Kleinigkeit - laut Lucius -, und dieser nicht der übliche hochnäsige Arsch war, fiel es ihm schwer den Mann ernst zu nehmen. Stattdessen hatte Lucius gekuscht. Er war geflüchtet, auch wenn er behauptete dringend ins Ministerium zu müssen. Welches wegen den Feiertagen nur spärlich besetzt war … Lucius war eben auch nur ein ganz normaler Mann unter der Fuchtel seiner Ehefrau. Sehr interessant und bis vor wenigen Tagen ein unmöglicher Gedanke.   “Ah Dad, hier bist du.” Gut gelaunt trat Draco in den Raum, schob Harry einfach ein Stück zur Seite und setzte sich neben diesen.   Ein “Blödi”, grummelnd sprang Harry demonstrativ vom Sofa und ließ sich seufzend vor dem Kamin nieder. Hier war es eh wärmer und seit Narzissa einen langhaarigen Flauschteppich davor ausgelegt hatte, auch sehr bequem. Dennoch hatte er die Chance zu hören, was den Junior hierher verschlug.     “Was kann ich für dich tun, mein Sohn?”   “Ähm … wie soll ich sagen, es ist Weihnachtsmorgen und ähm …”   “Du willst deine Geschenke haben?”     “So ist es! Ich habe ein Anrecht darauf”, schnarrte Draco.   Harry konnte nicht anders, als die Augen zu verdrehen. Den Schnösel konnte man mit Dudley in einen Sack stecken und draufhauen - man traf garantiert den Richtigen. Anscheinend war auch Lucius alles anderes als begeistert.   “Dieses Gespräch hatten wir bereits heute Morgen. Du erinnerst dich? Als du um 6 Uhr in unser Schlafzimmer platztest? Ich sage es nochmal und meine es genauso: Gedulde dich oder ich verschenke alle deine Sachen.” Kurz überlegte Malfoy Senior “An den Wolf! Jawohl.”   “Ey, zieh mich da nicht mit rein!”, schnaubte Harry. Wie Draco gekleidet herum laufen? Nein danke, viel zu ungemütlich!   “Aber Vater …”   “Ich meine es ernst, Draco. Willst du etwa ohne deinen Onkel feiern, der sich gerade mit dem verschrobenen Direktor herum ärgern muss? Möchtest du ohne deine Mutter feiern, welche noch voll dabei ist, sonst was zu tun? Ohne Blaise und seinen Vater, welche schlafen und arbeiten?”   “Nein …” Man hörte deutlich die Resignation in der Stimme.   “Siehst du. Also, hol die Schlafmütze Blaise wieder aus den Federn und macht was Sinnvolles. Lernen, oder so.”   “Ja, Vater”.   Harry beobachtete, wie Draco sich erhob und mit hängenden Schultern den Raum verließ. Ein wenig schadenfroh war er ja schon, dass der Schönling solch einen Dämpfer erhalten hatte. Das musste einfach sein, denn sonst hob Draco wirklich vollkommen ab.   Weihnachten in Malfoy Manor … wenn er das vor ein paar Wochen gewusst hätte. Er hatte ja nicht mal Geschenke für irgendwen. Nicht mal für Severus, wie ihm gerade schockiert einfiel. Aber vielleicht fiel ihm ja noch etwas ein, wenn er einen Spaziergang machte. Lautlos verließ auch er den Raum, um ein wenig durch das Manor zu streunen. Er musste nur aufpassen, denn Bellatrix durfte das Bett für kurze Zeit wieder verlassen und die Frau war ungefähr so berechenbar wie ein tragendes Drachenweibchen.     Aufmerksam lauschend trabte er durch das Manor. Welches mit jedem Meter, welchen er vom Wintergarten weg machte, trostloser wirkte. Alles außer der Wintergarten, war einfach nur ein Gebäude, in dem sich ‘zufällig’ Menschen aufhielten. Als wären sie in der Not in diesem kühlen, düstern und unfreundlichen Haus untergekommen. Energisch schüttelte er den Kopf, um diese trüben Gedanken zu vertreiben. Er sollte vielleicht Tom einen Besuch abstatten, denn irgendwo im Manor hielt sich dieser auf. Wahrscheinlich im Büro, um an seinen Plänen zu arbeiten.    Dass er den richtigen Gedanken gehabt hatte, zeigte ihm die Tatsache, dass ihm ein panischer Todesser entgegen rannte, als er den Gang zum Büro betrat. Der Mann war kopflos und bemerkte nicht mal, dass er über einen Wolf springen musste bei seiner Flucht. Schnaubend blickte Harry dem Fremden hinterher, ehe er die Augen zusammenkniff und auf die Zieltür blickte. Da hatte es wohl mal wieder jemand übertrieben … oder sehr miese Laune. Na, dann wollte er doch mal gucken, ob er mit heilen Pelz heraus bekam, was los war.     Langsam schob er den Kopf durch die kleine Klappe. Er wollte nicht erneut in Nagini herein rennen. Nachher verlor das Riesenreptil noch irgendwann die Geduld und Nachsicht mit ihm. Doch er entdeckte die Schlange nicht, also durchschritt er die Klappe komplett. Mit schief gelegtem Kopf setzte er sich und blickte auf den schwarzhaarigen Mann hinter dem Schreibtisch. Die Stirn war gekräuselt. Drei magische Federn waren fleißig am arbeiten, während der Mann selbst irgendetwas las. Es war Weihnachten, da sollte sich auch ein dunkler Lord mal eine Pause gönnen. Vielleicht hellte dann auch das sekündlich verkniffener wirkende Gesicht wieder auf.   Kurz entschlossen sprang er einfach auf den Schreibtisch und sah sich augenblicklich einem gezückten Zauberstab entgegen.   “Wolf! Merlin, erschreck mich nicht so. Das nächste Mal ist es vielleicht das Letzte, was du tust! Severus sollte dich wirklich erziehen!” Mit gekräuselten Lippen nahm Tom den Zauberstab herunter und legte ihn griffbereit auf den Schreibtisch. “Was willst du hier? Verschwinde, ich habe zu arbeiten. Los runter vom Schreibtisch, du machst nur Chaos.” Der Mann wedelte mit den Händen und versuchte sogar Harry vom Tisch zu stupsen.   Aber nicht mit ihm. “Du arbeitest einfach zu viel. Du denkst zu viel, Tom. Dank mir später!” Damit sprang er auf und schnappte sich die nächstbeste selbstschreibende Feder, um sie zu zerkauen.   “DU … Böser Wolf!” Mit großen Augen blickte ihn der Andere an.   Lachend spuckte Harry die Reste aus und schnappte sich die nächste Feder, damit er auch ihr den Gar ausmachen konnte.   “Aus! Pfui! Hör auf. Schluss jetzt!”, rief der Schwarzmagier, welcher inzwischen aufgestanden war. Grollend versuchte der Mann ihn zu erwischen und die Beute wieder zu bekommen, aber Harry fand Spaß an diesem Spiel. Beim hin und her hüpfen fand die zweite Feder ihr Ende und landete kläglich zuckend auf dem Tisch.   “Fang mich doch!”, bellte er gut gelaunt, schnappte sich das letzte Schreibutensil und flüchtete damit vom Möbelstück, als der Erwachsene sich doch tatsächlich auf ihn werfen wollte.   “Du kleine Mistkröte! Hör auf mich bei der Arbeit zu stören oder du lernst mich kennen!” Doch anscheinend merkte Tom, dass er mit seinem ‘Ich bin Voldemort’-Getue nicht weiter kam. Tief durchatmend schloss der Mann kurz die Augen, ehe er ihn verkrampft anlächelte. “Ich weiß, dich kann man nicht verhexen. Aber schau mal was ich hier habe …” Tom ergriff seinen Stab und ließ ein Stück Fleisch erscheinen. “Das Fleisch gegen die Feder. Na komm, du bekommst doch nur Splitter zwischen deine kleinen Beisserchen.” Lockend wedelte der Ältere mit dem Essen herum, während er langsam auf Harry zu schritt.   Das Fleisch roch wirklich gut. Langsam ließ Harry seine Beute auf den Boden fallen und beobachtete, wie für einen kurzen Moment Triumph über das Gesicht des Lords huschte. Ein verschlagenes Lächeln tauchte wiederum auf dem schmalen Wolfsgesicht auf. Hierfür konnte er Eintritt verlangen! “Ach Tom … glaubst du wirklich, ich würde darauf eingehen? Ich bin nicht ansatzweise hungrig oder käuflich. Du hast mich in eine Zwickmühle gebracht mit deinem Angebot gestern und mir dadurch unbewusst geholfen. Jetzt bist du dran.”   Tom kam näher, langsam, geradezu pirschend und einem verkrampft freundlichen Gesicht. “Guter Wolf. So, jetzt geh schön zu den Anderen. Ärgere Draco noch ein wenig. Oder Lucius - Irgendwen anderes als mich. Braaaaver Wolf …”   Harry saß da und starrte den säuselnden Mann an. Andere fielen vielleicht auf eine solche Scharade herein. Er jedoch hörte diesen seltsam, beinahe gequälten Unterton. Dieser Ton, als würde sich Tom mit jedem Bitten und auch nur freundlichen Wort die Kehle verbrennen, da er eigentlich einen Fluch los lassen wollte. Armer Kerl … nun, dann musste er jetzt wohl der Lehrer sein.   Amüsiert beobachtete er wie der Lord immer näher schlich und den Arm ausstreckte. Aber nicht mit Harry! Der wartete genau so lange, bis die Fingerspitzen nur noch wenige Zentimeter vom Objekt der Begierde entfernt waren. Dann schnappte er sich dieses und spurtete zwischen den elegant gekleideten Beinen hindurch, auf die andere Seite des Zimmers.   “Argh!” Frustriert stützte sich Tom an der Wand ab und warf ihm einen finsteren Blick los. “Na warte, du Fellschleuder!”     Damit begann eine wilde Jagd durch das Büro. Quer durch den Raum, über Tisch und Stühle - wobei Harry ein ordentliches Blätterchaos veranstaltete -, aber immer Raum bleibend. Harry wollte Tom ablenken und aufmuntern, nicht vor den anderen blamieren. Denn dann würde er das Grinsen und auch das leise Lachen wohl nicht mehr so schnell hören. Und genau diese beiden Sachen waren es, die Harry erreichen wollte. Als Voldemort war der Mann ein Arsch. Ein entschlossener, eiskalter, brutaler Kerl welcher über Leichen ging. Aber der Anführer der dunklen Seite war mehr. Er war besser. Man musste den ‘Tom’ in ihm nur wecken. Genau das war seine feste Meinung, welche er auch Severus mitgeteilt hatte.   Tom wollte es nicht, aber er hatte Spaß.   Der Junge hatte ihn mit seinem unverschämten Verhalten von den beginnenden Kopfschmerzen abgebracht. Dass er einmal einem Wolf spielerisch durch das Büro hinterher jagen würde … die Welt war wirklich verrückt. Oder besser gesagt, er war verrückt. Aber er war Harry nicht mehr böse. Die Federn konnte man ersetzen oder vielleicht reparieren. Die umherfliegenden Pergamente konnten wieder sortiert werden. Der kaputten Stuhl … nun, den musste er wieder heile hexen, nachdem er diesen als Absprungort für einen Stunt über den Schreibtisch genutzt hatte. Aber das alles war nicht wirklich weltbewegend, wenn er ehrlich war.  Dafür - so musste er ein wenig widerlich eingestehen - fühlte er sich zu gut.     Erneut war ihm der kleine Wolf entwischt. Wenn ihm noch eins bewusst geworden war, dann dass er seinen Körper wirklich vernachlässigt hatte. Er war längst nicht so beweglich wie dieser flinke Jungspund. Als Erwachsener neigte man einfach nur zu schnell dazu, faul zu werden. Vor allem als starker Zauberer. Schnaubend blieb er mitten im Raum stehen und blickte zu dem Wesen, welches mit wedelnder Rute und der Feder im Maul auf dem Schreibtisch thronte. Langsam hob er beide Hände in die Luft, während er nicht aus den Augen gelassen wurde. “Ok … und jetzt höre mir ganz genau zu, kleiner Wolf. Ich mache dir jetzt ein Angebot und dies nur einmal. Bereit?”     Der Wolf nickte und legte den Kopf schief, während die Ohren zuckten.   “Also, was hältst du davon, wenn wir aufhören und du darfst die Feder behalten? Hier haben wir das reinste Chaos angerichtet und ich könnte ein wenig frische Luft gebrauchen. Also, Snack, frische Luft und … Frieden?” Das ein einziges Wort einem so schwer über die Lippen kommen konnte. Er war sich nicht mal sicher, in welchem Sinne er den Frieden gemeint hatte.   Merlin, er hatte Harry Potter gerade Frieden erklärt! Wenn der Junge nicht komplett auf den Kopf gefallen war und sich eine Scheibe von Severus abgeschnitten hatte, dann nahm er diesen wörtlich für die allgemeine Situation und nicht nur für ihren kleinen Spaß. Sicher, er hatte gerade keinen Schwur oder ähnliches bindendes abgegeben, sodass er sein Wort notfalls brechen konnte … aber was dann? Nur zu genau konnte er sich vorstellen, dass der Gryffindor nicht gut auf so etwas reagierte! Aber vielleicht, war der Junge ja doch naiv und gutmütig genug, es erstens nur auf die momentane Situation zu beziehen oder einfach zu verzeihen. Bei aller Urmagie, wie kam er da jetzt wieder raus, ohne dem Jungen das Hirn zu mit starken Vergessenszaubern zu verbrutzeln?     Ein Bellen holte ihn aus den kreisenden Gedanken, sodass er seinen Blick wieder auf das Geschöpf auf dem Schreibtisch fokussierte. Da saß er, der Junge-der-sein-Feind-sein-sollte-und-im-unschuldigen-Wolfsfell-vor-ihm-saß. Der Blick dessen war … grüblerisch. Ernst. Verdammt, Potter dachte wirklich darüber nach! Tom war heilfroh, dass ihn all die Jahre gelehrt hatten seine Gefühle und Gedanken nicht offen im Gesicht zu zeigen. Sonst hätte der Jüngere vielleicht etwas von dem Chaos in seinem Inneren bemerkt, während der Wolf den Kopf von links nach rechts neigte. Den Blick nicht von ihm abwendete und diese verflucht grünen Augen beinahe auf seiner Haut brannten. Wie konnte ein Blick so dermaßen intensiv sein? So sehr dafür sorgen, dass man begann sich selbst in Frage zu stellen.   “Also, entscheide dich”, forderte er mit harscher, fester Stimme. Er konnte nicht zulassen, dass bekannt wurde, was gerade dieser Junge mit ihm anrichten konnte! Vor allem durfte dieser Dreikäsehoch es nicht erfahren!   Eine weitere Ewigkeit geschah nichts weiter, als dass das Wolfsgesicht verschiedene Ausdrücke zeigte, dann fiel die Feder endlich auf den Schreibtisch.   Zufrieden nickte Tom, straffte die Schultern und drehte sich herum. “Na los, auf gehts. Bei Fuß, Wolf”, schob er frotzelnd hinter her, während er über die Schulter das Wesen zu sich winkte. Ein wenig freute er sich schon auf die verärgerte, kampflustige Reaktion des Kleinen.   Doch natürlich tat der Junge mal wieder alles, nur nicht das was er erwartet hatte. Der knurrte nämlich tief und eindeutig warnend. Als Tom sich jedoch umdrehte und damit rechnete, dass ihn der Fellball ansprang, entdeckte er diesen immer noch auf Tisch. “Na los komm, dies räumen die Hauselfen auf, wenn wir weg sind.”   Erneut knurrte der Wolf.   “Was? Was willst du?”, rief er aus und riss die Hände in die Luft. Und als der verwandelte Schüler die Feder vorsichtig in ihre Aufbewahrungsbox legte, sowie anderes wild herum liegendes Zeug begann ordentlich hin zu schieben, verstand er. “Du willst … du willst … du willst nicht ernsthaft, dass wir aufräumen?” Nun musste er doch ungläubig blinzeln.   Der Wolf bellte leise und zog ein Pergament wieder in die Mitte des Tisches. Dann heftete sich dieser intensive Blick wieder auf ihn und er durfte sich eine Standpauke anhören. Auf jeden Fall vermutete er dies, denn schließlich verstand er kein wölfisch. Er beherrschte Parsel und Sprachen dessen Ursprungsvölker bereits ausgestorben waren, aber dieser Wolfs-Junge blieb auf mehrere Arten ein Buch mit sieben Siegeln.   “Ok, ok. Halt deine Lefzen beisammen. Du bist auf Seiten der Elfen, alles klar …” Grummelnd vor sich hin schimpfend - über kleine nervige, viel zu manierliche Wölfe - fügte er sich seinem Schicksal und begann ebenfalls aufzuräumen. Ein dunkler Lord der auf dem Boden herum kroch, um ein Tintenfass unter einem Schrank hervor zu holen … nur gut, dass ihn keiner seiner Anhänger sah.          Dass er ja einfach nur hätte den Zauberstab zücken müssen, auf diesen Gedanken kam er schlicht und ergreifend nicht. Erst als sie in die Küche traten, wo Narzissa gerade zauberte, fiel es ihm wieder ein und er hätte am liebsten frustriert aufgeschrien.   “Oh, hallo ihr beiden. Na, wo hast du dich denn wieder herumgetrieben Wolf? Du bist ja ganz zerzaust. Also wirklich und dies an Weihnachten!” Augenblicklich begann sich die Dame des Hauses um den anscheinend durcheinander geratenen Wolf zu kümmern.   Verstohlen strich sich Tom über die Haare. Hoffentlich machte er nicht ebenfalls so einen verlotterten Eindruck. “Wir sind nur hier, damit der Wolf etwas Essen und ich einen Kaffee trinken kann.” Warum erzählte er so einen Schwachsinn? Warum klang es beinahe entschuldigend? Wenigstens auf die Elfen war Verlass, denn prompt erschien das Heißgetränk wie er es mochte, sowie eine Schüssel mit Fleischstücken. “Mach dich nicht albern Narzissa”, grollte er die Frau an und schnappte sich den kleinen Wolf von der Kücheninsel. Dort hatte die Frau ihn nämlich einfach hingesetzt und wollte ihn gerade mit heraufbeschworenen Kämmen in die Mangel nehmen.   “Tz, kein Sinn für nichts. Männer!”, schnaubend schüttelte die Hausdame den Kopf. “Aber ihr seid doch nicht nur hier, um eine Stärkung zu euch zu nehmen, mein Lord?”     Selbstgefällig zog er eine Augenbraue hoch. Nicht so effekt- und eindrucksvoll wie bei Severus, aber egal. “So ist es. Und auch wenn du deine Nase da gar nicht reinstecken brauchst … ich werde den Wolf ein wenig an die frische Luft bringen. Er ist ein wildes Tier und sollte nicht wie ein Hund im Haus gehalten werden.” Als dieser freche Wolf tatsächlich - selbst für ihn - belustigte Geräusche von sich gab, stopfte er diesem kurzerhand ein Stück Fleisch ins Maul. “Also, du entschuldigst uns?” Damit trank er noch einen schnellen Schluck Kaffee und marschierte erhobenen Kopfes aus dem raus und in den Garten. “Das Frauen aber auch immer so anstrengend und neugierig sein müssen!”   Ein Nicken, dann schoss das Wesen unvermittelt einfach davon, um mit einem freudigen Bellen in einen Schneeberg zu springen.   Erneut entschlüpfte ihm ein leises Lachen, während er einen Wärmezauber um sich legte und dem Verwandelten dabei beobachtete, wie dieser durch die weiße Pracht tobte.    Merlin … Kinder und ihre unerschöpfliche Energie.     Severus wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte über Albus Dumbledore. Hätte der Mann ihn vorher gefragt, hätte er diesem gesagt, was für eine sau schlechte Idee es war, am 24.12. ein Ordenstreffen abzuhalten.   Wenn es wenigstens um Leben und Tot gegangen wäre, aber nein. In der kläglichen Gruppe ‘Rebellen’ ging es wieder um die immer gleichen Kamellen. Wer war angegriffen, verletzt oder getötet worden? Was sollte man als nächstes tun? Wo war Harry? Alle hatten sie ihn bestürmt, noch mehr Anstrengung in seine Suche zu legen. Natürlich hatte weder Albus noch Black dafür gesorgt, dass Harrys verschwinden unter ihnen blieb. Mit Freude und Genugtuung hatte die Hühnerschar jedoch die Nachricht von Bellatrix Verletzung aufgenommen. Nur kurz danach wurde sich über Mollys Snacks hergemacht. Zwei ältere Zauberer spielten Zauberschach. Sehr effektiv und produktiv also … oder halt nicht.      Dieses Treffen war letztendlich absolut unnötig gewesen und das hatten zahlreiche Mitglieder auch ganz offen geäußert. Als die ‘wichtigen Themen’ nach zwanzig Minuten abgegrast waren, wollten alle zu ihren Familien zurückkehren und besinnliche, ruhige Stunden haben. Als Dumbledore dann so dumm gewesen war, die Anwesenden an ihre Pflicht der weißen Seite gegenüber zuerinnern … hatte der Mann sich sämtlichen Frust zugezogen. Letztendlich war es Molly Weasley gewesen, welche den Mann selbstbewusst eingenordet hatte und einfach zurück in den Fuchsbau flohte. Innerhalb weniger Minuten verschwand der Rest ebenfalls. Zurück blieben Dumbledore, Black, Lupin und der mehr als angepisste Severus. Er konnte es ebenfalls nicht abwarten, hier wegzukommen und viele Kilometer Luftlinie zwischen sich und diese siebköpfigen Zauberer zu bringen.   Natürlich kam er nicht so einfach davon. Unter vier Augen hatte der Direktor ihn über Voldemort ausgefragt, aber Severus hatte ganz ehrlich geantwortet, dass er nicht wusste was der Lord als nächstes plante. Einfach deswegen, weil der Mann sich noch nicht entschieden hatte, welches Großprojekt er nun in Angriff nahm. Insgeheim war sich Hogwarts Tränkemeister nicht einmal sicher, ob Voldemort seine Ziele wirklich noch mit den gleichen Mitteln erreichen wollte. Nicht nur weil der Mann verschwiegen war was dies anging, sondern auch, weil Severus eigener Fokus schlicht und ergreifend bei Harry lag. So gut es ging versuchte er den alten Zauberer in der Eingangshalle abzufertigen.   “Albus, wirklich, es reicht jetzt. Ich werde nun ebenfalls verschwinden, da ich an einer Spur dran war. Der Junge mag im Fach Zaubertränke eine Niete sein, aber leider muss ich ihm zugestehen, dass er ansonsten ein Experte darin ist seine Spur zu verschleiern. Wie ich den Jungen kenne, wird es auch noch einige Arbeit erfordern ihn nach Hogwarts zurück zu bekommen.”   Blaue Augen musterten ihn. “Ich sehe, du bist der Richtige um ihn zu finden und wieder einzufangen. Ach, die hitzige Jugend, welche nur im Hier und Jetzt lebt ...”   Mit gekräuselten Lippen erwiderte er den Blick. “Ich bin der Einzige, der diese Aufgabe überhaupt meistern kann.” Es entsprach der Wahrheit. Selbst wenn er wirklich auf der Suche wäre, kannte wohl kein Erwachsener Harry so gut wie er. Die leise Stimme seines Unterbewusstseins, welche lachte, ignorierte er.   “Snape? Entschuldigt wenn ich euch störe, aber könnte ich dich vor deiner Abreise noch kurz sprechen?” Langsam kam Lupin auf sie zu. Severus war noch nie so froh über das Auftauchen dieses Mannes.   “Liegt dir etwas auf dem Herzen, Remus?”, erkundigte sich Albus umgehend und legte großväterlich eine Hand auf die Schulter des Werwolfs.   Doch dieser stieß den Mann vor den Kopf. “Danke für deine Sorge, Albus. Das weiß ich wirklich zu schätzen. Aber es ist eine Sache zwischen dem Meister der Zauertränke und mir, bezüglich meines ‘Problems. Die würde ich gerne unter vier Ohren mit ihm besprechen, wie du sicherlich verstehen kannst. ”   Nachsichtig lächelnd nickte der Direktor. “Aber sicher, mein Lieber. Ich werde noch eine Tasse Tee mit Sirius trinken. Nicht, dass der Gute uns doch noch entfleucht. Pass auch dich auf, Severus und melde dich. Ansonsten sehen wir uns nach den Ferien in Hogwarts.” Mit ausgesuchter Entspanntheit  verschränkte der alte Zauberer die Hände hinter dem Rücken und ging leise pfeifend in die große Küche zurück.   Severus wollte die Augen ob dieser freundlichen Bauchpinselei verdrehen. “Los Lupin, beweg deinen verflohten Hintern mit nach draußen. Du kannst es mir auf dem Weg zum Apparierpunkt erzählen.” Damit drehte er sich schwungvoll herum und verließ den Grimmauld Place. Entweder der Werwolf folgte ihm, oder nicht.   “Was willst du jetzt von mir? Fass dich kurz, ich habe noch zu tun.” Finster starrte er den Mann an. Er wollte endlich zurück nach Malfoy Manor. Auch wenn er mit dem ganzen Weihnachtstheater, dem Konsum oder dem Muggel-Grund dieses Festes nichts anfangen konnte, so war es dennoch Tradition, dass er den Tag mit der blonden Familie verbrachte. Irritiert bemerkte er, wie Lupin einen Abhörschutz sprach.   “Ich weiß, dass du ganz genau weißt, wo sich Harry befindet. Und du wärst nicht hier, wenn er in Gefahr wäre. Nein, streite es erst gar nicht ab. Harry hat mir einen Brief geschrieben und gesagt, dass der Kontakt über dich läuft. Warum auch immer, aber der Kleine mag dich und scheint dir zu vertrauen. Er sieht dich keineswegs als Feind, dass wusste ich schon, als er dich gegen Sirius verteidigt hat.” Ein gedankenverlorenes Kopfschütteln folgte.   Severus’ Gedanken rasten, überschlugen sich. Was war jetzt die richtige Reaktion? In all den Jahren, hatte er den Werwolf noch niemals so viel, so selbstbewusst reden hören. Bisher war ihm der Mann immer eher wie ein schüchterner Schuljunge vorgekommen, der zwar nicht auf den Kopf gefallen war, aber schlicht und ergreifend den Mund nicht auf bekam. Mal ganz davon abgesehen, dass der Kerl auf Grund seiner Anti-Werwolf Haltung - also gegen sich selbst - ein wandelndes Pulverfass war. Was war also geschehen, dass die Wörter jetzt nur so sprudelten? Dazu die Frage, was in Bezug auf Harrys Sicherheit und Seelenheil das Beste war. “Ihm geht es gut”, antwortete er schlicht.   “Wo ist er?”   “In Sicherheit. Weit weg von Hogwarts und dem ganzen Haufen dort.” Er musste vorsichtig sein. Albus stand ganz oben auf der Liste aus ‘Personen denen er momentan nicht über den Weg traute’ und Lupin war ein loyaler Mann, welcher bisher immer an Albus Seite stand.   Langsam nickte der Andere. “Das ist gut. Vielleicht riskiere ich jetzt Kopf und Kragen … aber ich möchte Harry momentan weder in der Nähe von Dumbledore, noch von Sirius wissen. So leid es mir tut sagen zu müssen, aber beide verhalten sich komisch. Sirius … egal.”   Während Lupin den Kopf schüttelte, verkniff sich Severus einen Kommentar bezüglich Black. “Genau so sehe ich es auch.”   Musternd und abschätzend blickten sich die beiden Männer in die Augen. Keiner war sich sicher, ob er dem anderen trauen konnte. Keiner war sich sicher, ob er den anderen jemals auch nur ansatzweise mögen würde. Aber, und das wussten sie beide, sie hatten einen gemeinsamen Nenner. Severus war klar, dass Harry Lupin mochte sowie schätzte und zu den ihm wichtigsten Personen zählte - er selbst musste also irgendwie mit Lupin klar kommen.   “Ist sonst noch was?”, schnarrte er mit hochgezogener Augenbraue, ließ jedoch den scharfen Unterton aus der Stimme. “Ich würde sonst gerne los. In Hogwarts warten noch einige Kleinigkeiten auf ihre Abholung, ehe ich zurück zu Harry reise. Schließlich ist Weihnachten.” Als keine Reaktion zu sehen war, zuckte er mit den Schultern, betrat den Apparier Bereich und wollte gerade verschwinden, als der Werwolf seine Stimme wieder fand.   “Snape, warte!”   Nach außen hin genervt, im Inneren neugierig, brach Angesprochener den Disapparier Vorgang ab.   “Gib bitte diesen Brief an Harry weiter und sag ihm, Moony und ich sorgen uns um ihn und vermissen unseren Alpha.”   Behutsam nahm er den Brief entgegen. “Ich werde alles übermitteln.” Er wollte sich schon abwenden, aber er sah das ehrlich besorgte Gesicht des Lupins. Kurzentschlossen traf er eine Entscheidung. “Vielleicht bin jetzt ich es, der Kopf und Kragen riskiert. Aber ich werde dir sagen, dass Harry sich an einem Ort befindet, an dem ihn niemand erwarten würde. Ihm geht es sehr gut und niemand dort krümmt ihm ein Haar. Er wird nach Strich und Fäden verwöhnt und hat bald ein kugelrundes Wolfsbäuchlein.”   Erleichterung prägte das Gesicht des Lykanthropen. “Das freut mich zu hören. Ich kann nicht zufällig zu ihm?”   “Nicht spontan. Das muss ich abklären. Ich werde dir eine Eule schicken.”   “Verstehe. Nun … dann werde ich jetzt mal zurückgehen, ehe noch jemand nervös wird. Mal sehen was Dumbledore nun wieder gemacht hat … Bis dann, Severus.” Nickend drehte der Werwolf sich weg. “Und pass gut auf meinen Alpha-Welpen auf, sonst lernst du mich kennen”, riet ihm der Mann noch, ehe er die Hand kurz zum Abschied hob und sich wieder in Richtung Grimmauld Place davon machte.   “Bis dann, Re... Lupin.” Damit disapparierte Severus. Dieses dämliche Hühnerorden-Treffen hatte wohl doch noch etwas Gutes gebracht.     Den Eltern Malfoy sowie Zabini, Peter, Bellatrix und Nagini war er schon über den Weg gelaufen. Aber weder einen der Jugendlichen, noch einen der Wölfe oder den Lord fand er im Manor. Auf Narzissas Hinweis, dass er draußen suchen sollte - auch wenn die Zauber zeigten, dass die Gesuchten nicht auf den Ländereien waren -, war er quer durch den ganzen Garten marschiert, hatte aber natürlich keinen Erfolg. Wo, bei allen seltenen Zaubertrankzutaten, waren die fünf abgeblieben? Nichts als Theater hatte man mit diesem Haufen! Seufzend machte er sich wieder auf den Weg zurück ins Haus. Sie würden schon wieder auftauchen. Warum machte er sich eigentlich kaum Sorgen, außer dass sie irgendwas angestellt hatten? Selbst Narzissa hatte all ihre Nerven beisammen.   “Onkel Severus!”, rief Draco plötzlich mit blecherner, magisch verstärkter Stimme hinter ihm und Severus wirbelte auf der Terrasse herum.     Da schlenderten sie ganz gemütlich auf ihn zu. Eine abenteuerliche Aura um sich und teils mit breitem Grinsen. Layla sprang mal als Wolf, mal als Mensch um sie herum und erheiterte damit vor allem Blaise und Harry. Draco stapfte neben dem Lord her, auf dessen Arm Harry thronte. Mehrmals blinzelnd nahm er dieses sich ihm bietende Bild in sich auf. Ein ungläubiges Glucksen entwich ihm.   “Na, da bin ich ja mal gespannt, welche Entschuldigung sie uns auftischen. Einfach das Grundstück zu verlassen …” Tadelnd schnalzend stellte sich Narzissa mit verschränkten Armen neben ihn. “Geht es dir auch so, dass dich bei dieser Gruppe eine Nachricht wie “XY ist verwüstet”, nicht erstaunen würde?”   “Irgendwie … ja”, gestand er und beobachtete, wie Harry zu zappeln begann, ehe der Lord den kleinen Wolf einfach nach vorne warf.     Noch bevor Harry auf dem Boden aufkam, wuchs er. Kaum gelandete, sprintete der große Wolf auch schon los. Um die Gruppe herum, ehe er neben dem mit den Armen fuchtelnden Draco stehen blieb. So kam es, dass sein ‘kleiner Wolf’ Draco auf den Rücken nahm, während Blaise auf Laylas Rücken kletterte. Dann preschten die beiden Wesen in ihre Richtung, dass der Schnee nur so flog. Von wegen Masse machte träge, Severus fielen viel eher Worte wie Schneedampfwalze ein.     “Hallo ihr beiden”, ertönte es höflich. Tom hatte sich einfach in Rauch verwandelt und stand nun neben ihnen. “Schau mich nicht so böse an, Narzissa. Dieser Ausflug ist auf den Mist der Vier gewachsen. Ich hatte einfach Zeit. So, ich geh mich jetzt umziehen. Den Rest soll euch dieser verrückte Haufen erzählen.” Sprachs und marschierte hoheitsvoll ins Manor.   Währenddessen waren die Wölfe von einem Wettlauf zu einem Fangen-Spiel übergegangen. Lauthals angefeuert von ihren jeweiligen Reitern. Welche sich dabei wirklich gut festhalten mussten und dennoch nicht nur einmal beinahe den Schnee küssten.   Severus’ Herz freute sich unglaublich, Harry so gut gelaunt zu sehen. Wahrscheinlich war es das Beste was dem Jungen passieren konnte, die Ferien hier zu verbringen. In Hogwarts, im Grimmauld oder im alten Prince Manor wäre nicht ansatzweise so viel unbeschwerter Spaß möglich.     “Der Lord wirkte irgendwie richtig … locker.”   “Ja, gruselig”, stimmte er der Hausherrin zu.   Ein leises Glucksen entwich Narzissa. “Was meinst du, wie reagiert mein Sohn, wenn er heraus bekommt, auf wessen Rücken er geritten ist? Wen er gekrault hat und unbedingt als Haustier wollte.”   Überrascht blickte der Hogwartsprofessor die blonde Frau an. “Hat Lucius es dir gesagt?”   “Was? Dass dieser Wolf da Harry Potter ist? Nein, mein lieber Severus. Ich bin blond, aber nicht blöd und kann eins und eins zusammenzählen.”   Schnaubend schüttelte er den Kopf. Neugieriges Weibsbild. “Mich würde die Reaktion des Lords noch viel mehr interessieren. Auch wenn ich Dracos Gesicht nicht verpassen möchte.” Ein kurzer Blick, dann fingen beide Erwachsene an zu grinsen. Die gute Laune steckte anscheinend an.     “Warum lacht ihr?”, erkundigte sich Draco, welcher gerade von Harrys Rücken kletterte und die Terrassenstufen hinaufstieg.   “Schon gut, mein Sohn. Aber jetzt geht euch umziehen, es wird Zeit für Geschenke!”   Lautstarkes Jubeln der Slytherinschüler, welche so schnell sie die Füße trugen ebenfalls im Manor verschwanden.   “ABER GLAUBT NICHT, DASS ICH NICHT WISSEN WILL, WO IHR WART!”, brüllte Narzissa hinterher, ehe sie sich den Tierwesen zuwandte. “Hallo ihr beiden Schneewölfe. Ich wäre euch doch sehr dankbar, wenn ihr euch ein wenig säubert und trocknet, ehe ihr herein kommt.”   Artig nickten beide und die Dame des Hauses folgt zufrieden den Teenagern.     “Na, auf eure hanebüchene Geschichte bin ich ja jetzt gespannt!” Skeptisch zog er eine Augenbraue hoch und blickte zwischen den beiden Wesen hin und her.   Als diese sich anblickten und grinsten, ahnte er, dass gleich was geschah. Jedoch war er nicht darauf gefasst, dass die beiden sich einfach schüttelten und ihn damit von oben bis unten mit Schnee vollspritzten. “Bäh … danke ihr Ferkel”, grummelte er. Grinste jedoch, während er Harry hinter den nassen Ohren kraulte. Ja, das hier war das Beste, was dem Jungen passieren konnte. Kapitel 41: ------------ “NARZISSA! NARZISSA, NUN KOMM SCHON HER!” Jugendliche brachen bei Lucius Malfoys beinahe hysterischem Geschrei in Gelächter aus. “Wie die Muggeln zu sagen pflegen: Jetzt habt ihr ihn kaputt gemacht.” Schmunzelnd legte Severus die momentane Lektüre zur Seite und setzte Harry von seinem Schoß auf den Boden. “Hoffentlich hat einer der Elfen ein Foto gemacht.” Glucksend wischte sich Draco über die Augen. “NARZISSAAAAA!”, brüllte ihr Mann erneut. Seufzend erhob sich die Dame des Hauses und legte dabei ihr Heft von ‘Magische Mode moderner Magierer’ zur Seite. “Kommt jemand mit, den Schreihals begrüßen?” “Los Blaise, Wolf, lasst uns sehen was mein Vater zu unserem Dekorieren sagt.” Und schon zeugte nichts mehr davon, dass die drei gerade noch im Raum gewesen waren. Severus war der Nächste, welcher Kopfschüttelnd aus dem Raum marschierte. “Wehe, die Kinder verwandeln ihn nicht in ein Rentier!”, murrte Narzissa und folgte den Kindern gemäßigten Schrittes. “Du bist wirklich böse mit ihm?” Eine unsichere Frage des Lords. “Pfff! Und ob! Er schimpft unseren Sohn jedes Jahr aus, weil dieser seine Geschenke nicht früh genug bekommen kann. Dabei ist er selbst nicht einen Deut besser. Er nervt nur nicht so, weil er gelernt hat, dass ich darauf ziemlich allergisch reagiere. Heute auch wieder, denn kaum war Draco beleidigt verschwunden, da fängt er an zu nerven!” “Oh, du antwortest mir tatsächlich und das ohne diesen schnippischen Unterton.” Anscheinend ernsthaft überrascht, blieb der dunkle Lord stehen. Schnaubend drehte sich Narzissa zu dem Mann herum. “Wenn du dich nicht wie ein kompletter Saftsack benimmst, dann habe ich da auch keinerlei Grund dazu.” Damit war in ihren Augen alles gesagt. Zeit sich um diese verrückte Schar in der Ankunftshalle zu kümmern. Sie wusste, auch wenn es in der Vergangenheit einige Überschneidungen ihrer beiden Lebenswege gab, so war es dennoch riskant mit diesem mächtigen, kaltherzigen Mann respektlos zu reden. “Für diese Aussage müsste ich dich unter den Crucio setzen”, knurrte der Mann hinter ihr. Als wäre nichts, lief sie weiter und hob die Hand mit ihrem Zauberstab. “Und du weißt, Bellatrix verdeckt mit ihrem Wahnsinn und der Brutalität nur die fehlende Kraft. Ich habe das garantiert nicht nötig …” Damit ließ sie den Lord einfach stehen. Der sonst ach so gewitzte und nicht um Worte verlegene Mann stand da, wie vom Donner gerührt. Diese Seite von Narzissa hätte er nun nicht unbedingt wieder erleben müssen. Er hatte sie insgeheim verdrängt, denn wenn eines Fakt war, dann, dass Narzissa die stärkste Frau der Black-Familie des letzten Jahrhunderts war. Dies war auch der Grund, warum ihm die Blacks die Tochter als Ehefrau schmackhaft machen wollten. Doch er hatte nach drei ‚Probetagen‘, in denen er die junge Black nur beobachtet hatte, abgelehnt. Schon als junge Frau war Narzissa nicht auf den Mund gefallen und dadurch reichlich anstrengend. Auch wenn sie sich damals der eigenen Kraft nicht bewusst war. Tja, anstrengend konnte die Frau immer noch sein, auf jeden Fall schien sie sich wieder an ihre selbstbewusste Art erinnert zu haben. Leider, oder zum Glück, war sie sich ihrer Fähigkeiten inzwischen bewusst. Was eher zutraf, dessen war er sich nicht sicher. Aber hätte er damals dieser Hochzeit zugesagt … gut, er hätte die Blacks an der Backe gehabt, welche diese Hochzeit nur zum Eigennutz angeleiert hatten. Aber wie wäre sein Leben ansonsten verlaufen? Besser? Schlechter? Mit oder ohne Kinder? Würde er dann überhaupt noch als Voldemort bekannt sein und die gleichen Pläne verfolgen? Irgendwie konnte er sich dies, wenn er ganz ehrlich war, nicht vorstellen. Schon damals hatte Narzissa nicht hinter dem Berg gehalten, was sie von einigen Ideen hielt. Nach seiner Auferstehung war dies der Grund, warum Narzissa sich in einem unbeobachteten Moment auf ihn gestürzt hatte. Die Wut und Rache einer Frau, kannte weder Zeit noch Raum. Energisches Bellen schreckte ihn aus seinen Gedanken auf. Harry sprang vor ihm herum. „Hmm?“ „Ah, da seid Ihr, ach so finsterer Lord. Los beeilt Euch, sonst verpasst Ihr das Beste. Lucius kann einem beinahe leid tun. Komm Wolf, der findet seinen Weg schon!“ Layla war wieder zurückgekommen und marschierte auf sie zu, ehe sie mit Harry zusammen wieder davon flitzte. Kopfschüttelnd folgte er den Beiden. Warum machte er sich Gedanken über ungelegte Eier? Über Eier, welche niemals gelegt werden würden, weil dieses Huhn tot, gegessen und schon verdaut war! Er musste dringend zu seiner alten Taktik zurück: Im Büro verschanzen und die Menschen fern der gewählten Ziele ignorieren. Zusehen, dass er von da alles in die richtigen Wege leitete um die magische Welt in seinem Sinne zu verbessern! Aber erst, nachdem er das erste Weihnachtsfest seit Jahren erlebt hatte. Denn dazu hatte ihn Narzissa eingeladen, nachdem sie von Layla, dem verwolften Potter und den Schülern genervt worden war. Wie das wohl wurde? Das seine Anwesenheit auf große Freude stoßen würde, glaubte er kaum. Lucius sprang geradezu in den Kamin, welcher ihn nach Hause bringen sollte. Er war extra noch einmal schnell nach Paris gefloht, um Narzissa eine Halskette zu organisieren, welche diese bei ihrem letzten Besuch entdeckt, aber nicht gekauft hatte. Diese Idee war ihm im quasi letzten Moment gekommen, denn er hatte einfach keine Ahnung, was er seiner Frau schenken sollte. Mal ganz davon abgesehen, dass er bei all dem Stress vergessen hatte etwas zu besorgen. Als er in den Pariser Laden eintrat, drehte sich hinter ihm das ‘Geöffnet’-Schild zu ‘Geschlossen’ herum. Die Begeisterung des Verkäufers, über diesen ‘kurz vor knapp Kunden’, hielt sich in Grenzen und nur der Name Malfoy hatte wohl verhindert, dass er mit einem Tritt in den Hintern vor die Tür gesetzt wurde. Da machte er sich diese Mühe und wie wurde es ihm gedankt? Damit, dass er gegen einen überdimensionalen Strumpf lief, kaum dass er seinen heimischen Kamin verließ. Murrend nahm er diesen Stofffetzen aus dem Gesicht, ratschte sich an einem Tannenzweig und rutschte beinahe auf einer Weihnachtskugel aus, welche auf dem Boden lag. „Ist hier ein Dekoladen explodiert? Wenn Narzissa so langweilig ist, soll sie mehr Klamotten kaufen gehen oder einem Buchzirkel beitreten!“ Über Frauen und anstrengende Kinder murrend, blickte er sich um. Erst jetzt sah er das volle Ausmaß der Katastrophe. Die Dekoration war nicht nur in der Ankunftshalle wild verteilt. „Ich war doch maximal eine halbe Stunde weg, was bei Merlins Bart ist hier passiert?“, erkundigte er sich überrumpelt bei einer seiner Hauselfen, welche darauf wartete den Mantel entgegennehmen zu dürfen. „Master waren beinahe zwei Stunden weg. Die Kinder hatten Langeweile.“ „Zwei Stu …“, setzte Lucius an, kam jedoch nicht weiter, da er urplötzlich attackiert wurde. Von einer fliegenden Schar singender sowie küssender Engelförmiger Kekse. Da reichte es ihm, auch wenn das Kind in ihm über dieses ganze Weihnachtskram jubilierte. „NARZISSA! NARZISSA, NUN KOMM SCHON HER!“ brüllte er laut und schlug nach einer neuen Armada aus Keksen. Schlug … oder stopfte sie sich in den Mund. Harry war froh, dass alles so gut geklappt hatte. Auch wenn es nicht geplant gewesen war, wie es sich letztendlich entwickelte, war es dennoch gut. Man musste und konnte eben nicht alles planen, sondern manchmal mussten Zufall und Spontanität eben fleißig ihren Beitrag leisten. Genauso war es auch gekommen, dass aus einem Gartenspaziergang, ein Gruppenausflug in die Winkelgasse wurde. Dabei hatte Harry auch noch einige Weihnachtsgeschenke organisiert, auch wenn er Layla dafür einspannen musste. Tom hatte sogar daran gedacht, sich sowie auch den Slytherinschülern Tarnzauber aufzuerlegen, damit es später keine seltsamen Fragen oder Gerüchte gab. Als Layla lachend Harrys Aussage übersetzte, dass sie jetzt für andere bestimmt wie eine ganz normale Familie mit zwei Kindern und einem Haustier wirkten, war Tom beinahe alles aus dem Gesicht gefallen. Glücklicherweise war Layla so klug gewesen, kurz vorher eine magische Kamera zu kaufen und somit war dieser Moment für die Ewigkeit festgehalten. Zufall, Spontaneität und die Wut einer versetzten Ehefrau, hatten letztendlich dafür gesorgt, dass nun auch weitere Teile des Manor im weihnachtlichen Glanz erstrahlten. Für eine kurze Zeit verloren Räume und Flure ihr bedrückenden Anschein, was anscheinend nicht nur Harry gut fand. Harry war sich sicher, dass Lucius nicht gut auf die Späße seiner Familie reagierte, hatte Narzissa ihrem Sohn dabei doch ziemlich freie Hand gelassen. Es war inzwischen Mittag vorbei und damit der ganze ‚Weihnachts-Zeitplan‘ der Hausherrin sowie ihrer Elfen ruiniert. Auch Draco war nicht begeistert davon, dass sein Vater einfach in dem Moment verschwand, als der Junge nach ihrem Ausflug wieder aus seinem Zimmer trabte. Tja, und jetzt wurde das Familienoberhaupt Opfer der guten, übermütigen Weihnachtsstimmung. „Hör auf, Draco! Narzissa, pfeif deine Kekse zurück“, forderte Lucius gerade, als Harry und Layla um die Ecke schlitterten. Augenblicklich erfüllte Gelächter die Ankunftshalle. „Was lacht ihr denn jetzt so doof? Wenn ich gleich Zuckerguss - Engelsschiss im Haar habe …“ „Vaaater … stooooop“, keuchte Draco und hielt sich die Seite. „Von wegen …“ Damit schoss der Vater einen Zauber auf seinen Sohn, welcher augenblicklich ein kleines, weihnachtliches Geweih auf dem Kopf trug. Dem keuchenden lachenden Blaise erging es nicht ein bisschen besser. Nach einem kurzen Schockmoment, begriffen die Beiden um ihre Chance und gingen mit gesenktem Kopf aufeinander zu wie brünftige Hirsche. „So, wer hat noch nicht, wer will jetzt? Oder wie auch immer das Mugglesprichwort geht.“ „Lucius, möchtest du nochmal irgendwo hin, oder können wir jetzt Weihnachten zelebrieren?“ Harry hörte den leisen Unterton in der Frage Narzissas, welche eine weitere Verzögerung wohl keineswegs gut hinnahm. „Narzissa, meine Gute, womit habe ich diese Begrüßung verdient? Los, hau ab du fliegendes Gebäck, wah nimm den Mistelzweig weg! Nein ih, ihr klebt.“ Ein wenig verzweifelt versuchte Lucius erneut einer ‚angreifenden‘ Gebäckschar zu entgehen. Sei es durch schlagen, ducken oder einfangen und essen. Harry fand diesen Zauber einfach genial und half Lucius, in dem er wild herum sprang und die leckeren Kekse schnappte. Sein Spiel- und Jagdtrieb wurde geweckt. Als sich die Gebäckarmee durch eine Aufstockung ihrer Kräfte dagegen wehrte, eskalierte die Situation in so weit, dass am Ende nur noch Narzissa, Tom und Severus nicht dabei mitmachten, Kekse aus der Luft zu fangen. Dafür hörte Harry immer wieder den Auslöser eines Fotoapparates. „Ok, ich denke das reicht jetzt mit den Albernheiten“, schnarrte Severus in bester Lehrerschreck-Manier und mit einem Mal verschwanden die lustigen Kekse. „Oh Severus“ – „Onkel Severus!“ – „Von dir ist der Zauber, du Verräter?“ – „Spielverderber, Griesgram!“ All diese Dinge wurden zugleich von Harry, Draco, Lucius und Layla ausgestoßen. „Hört auf zu meckern, oder wollt ihr Weihnachten und alles was dazu gehört auf heute Abend verschieben? Oder gar ganz vergessen? Kein Thema, dann geh ich in den Keller zum Brauen. Ich habe noch genug zu tun.“ Damit zuckte der Erwachsene mit den Schultern und wand sich ab. Weit kam er jedoch nicht, denn ein junger Wolf am Umhangzipfel verhinderte, dass der Mann gehen konnte. „Von wegen, du Weihnachtsmuffel!“ Knurrend zog Harry an dem Stück Stoff. Er hatte sehr wohl mitbekommen, wie Severus die letzten beiden Tage immer wieder über Weihnachten geschimpft hatte. Aber so einfach wollte er seinen Gefährten nicht davon kommen lassen. Wenn man Voldemort zu einem halbwegs vernünftigen Tom bekam, der sich sogar mit in die Winkelgasse zum Shoppen begab, dann Severus doch wohl erst recht zum Freund von Deko und Glitzerkram! Lucius, welcher ihn plötzlich einfach auf den Arm nahm und Severus an der Schulter herum drehte, unterbrach Harrys Vorstellung über die ‚Umpolung‘ der Kerkerfledermaus. „Dass du mir so einen Zauber antust. Ist das dieser, von dem du letztes Jahr erzähltest?“ „Ja, das ist der Zauber mit dem ich mir die Kollegen McGonagall und Flitwick vom Hals hielt. Die sind ähnlich Weihnachts begeistert wie dieser Haufen.“ Dabei deutete Severus auf Schüler, Wölfe und Lucius. Augenblicklich wollte der blonde Mann intervenieren, doch ein nun erneut lautstark Geschenke einforderner Malfoy Junior, brachte den Vater davon ab. So grazil wie es mit Kekskrümeln und Glasur in Gesicht sowie Haar ging, marschierte das Familien Oberhaupt in Richtung Wintergarten davon. Die Jüngeren der Gruppe gluckste belustigt. „Falsche Richtung Vater! Der Salon ist das richtige Ziel. Wir haben … umgebaut.“ Sprach Junior und marschierte durch das Geweih etwas schwankend davon. Wie die beiden Jungs es geschafft hatten, ihre Geweihe in den letzten Augenblicken zu verharken, blieb wohl ein Rätsel und ein reichlich merkwürdiger Anblick. Ordentlich hergerichtet und von seltsamen Accessoires befreit, saß die ungleiche Gruppe im Salon des Malfoyschen Anwesen. Ein wenig verkrampft waren sie alle ja schon, schließlich wurde diese wahrscheinlich eingefleischte Gruppe durch drei ‚Störenfriede‘ erweitert. Wobei Harry sein Bestes tat, um den Anderen den Schrecken durch Toms Anwesenheit zu nehmen. Durch eine List - in dem er Severus Eifersucht nutzte - hatte er dafür gesorgt, dass Tom und Severus nebeneinander auf dem Sofa sitzen mussten und er beide als Unterlage nutzte. “Bellatrix schläft“, kommentierte Zabini Senior, kaum dass er von einer Untersuchung der Black Frau kam. “Sehr tief sogar …“ Hustend stand Narzissa auf, als eine Elfe den Raum betrat und sorgte dafür, dass jeder ihrer Gäste ein Glas Weihnachts-Feuerpunsch bekam. Sogar Harry, welcher dieses aus einer kleinen Schale schlabbern durfte. Kaum dass er hinab sprang, nutzten es auch die beiden Erwachsenen um Abstand zu nehmen. Gut, er hatte sie wohl genug gequält. “Lasst uns anstoßen, dass wir dieses Jahr neue Gäste haben und dass wir nächstes Jahr ebenfalls das Weihnachtsfest begehen können!” Entschlossen hob Lucius Malfoy sein Glas empor, blickte jedoch unsicher zum dunklen Lord. Es war ein indirekter Affront gegen diesen. Zu aller Überraschung war es eben jener Lord, welcher als nächstes das Wort erhob und Harry deutlich die leicht gestiegene Anspannung spürte.. “So sei es.” Es würde dauern, bis die anderen nicht immer gleich einen Fluch erwarteten. “So, jetzt packt endlich eure Geschenke aus, Kinder. Sonst kippst du mir noch aus den Schuhen, mein Sohn.” Damit löste Narzissa die erneut eingetretene Stille auf und schob ihren Sohn in Richtung Geschenkeberg. Eine weitere Ermutigung brauchten beide jungen Slytherin nicht, da vergaßen sie sämtliche Erziehung und stürzten sich wie hungernde Wölfe auf die Schachteln. Doch da hörte man auch schon beide verschreckt aufschreien, während sie hastig die Hände wegzogen. “Wah, diese Schlange! Warum muss die denn unbedingt hier liegen?” “Nagini meint, dort wäre es durch die Kerzen schön warm und sonst freuen sich Menschen über Schlangen unterm Tannenbaum”, kam es erklärend von Tom. “Oh … ok … aber doch nicht lebend. Als Tasche oder Schuhe vielleicht.” Wütendes Zischen war von der Schlangenfront zu hören und Draco sprang zurück. Sehr zur Erheiterung der Anderen. Freudig, dass das Reptil auch hier bei ihnen war, rieb Harry seinen Kopf an dem Naginis. Sofort erwiderte sie dies und zischte leise. “Für dich habe ich auch ein Geschenk. Gerade eben erst gefangen.” Ließ er durch Layla übersetzen, welche anschließend losging um das Geschenk, ein von Harry gefangener Hase, zu holen. “Warum ist die bei ihm so handzahm und uns erschreckt sie?” Wollte Blaise maulig wissen. Zabini Senior meldete sich zu Wort. “Mag dies vielleicht daran liegen, dass ihr sie ärgert und auch immer so übertrieben reagiert? Tiere, vor allem magische, sind klug und nachtragend. Auch haben sie ebenso wie ihr einen Schalk im Nacken. Ich hoffe, ich bin jetzt nicht vorlaut, mein Lord. Aber gehe ich recht in der Annahme, dass Nagini einfach Spaß daran hat, die Jungs zu erschrecken?” “So ist es. In den Sommerferien führt sie sogar eine gedankliche Strichliste, wen sie am öftesten erwischt.” Draco, welcher eine kleine Kiste mit Tränken ausgepackt hatte, drehte sich zu den Erwachsenen herum. “Danke”, strahlte er in Richtung Severus. “Bitte. Lies dir die Anweisungen gut durch. Da sind einige Sachen bei, welche du im weiteren Schuljahr gut brauchen kannst. Ein paar Zutaten zum Ausprobieren sind auch dabei.” Zufrieden lehnte sich der Gefährte zurück. Dabei bekam er nicht mit, wie Harry ihn anstarrte. “Kein Wunder, dass der so gut im Brauen ist! Der schummelt! Boar ist das unfair. Layla, hör auf zu Lachen.” Angefressen schnappte er sich den gebrachten Hasen von ihr. Gemeinsam mit Nagini verzog er sich in eine Ecke um ihr die Beute zu überreichen. “Muss das sein?”, hörte Harry Lucius murmeln, ging jedoch nicht darauf ein. Lieber ging er zurück und genoss, immer noch angefressen aber in seinem Entschluss Draco in Zaubertränke zu überholen bestärkt, einen Keks sowie eine tröstende Streicheleinheit von Layla. “Da ist ja ein Paket mit meinem Namen drauf? Wir schenken uns doch nichts. Wessen Schrift ist denn das?”, erkundigte sich Lucius und zog neugierig ein kleines Päckchen unter dem großen Baum hervor. Glucksend hob Layla ihre Hand. “Ist meine. Jedoch war ich nur ausführendes Organ für den Welpen.” “Vom Wolf?” Skeptisch zog der Blonde die Augenbrauen zusammen. Jedoch sah Harry und wohl jeder andere, das schlecht versteckte Leuchten in den Augen des Mannes. Bemüht langsam packte der Mann aus und Harry rutschte unruhig hin und her. “Oh … ach so”, murmelte der Hausherr, ehe er zu lachen begann. “Ist Vater jetzt wirklich kaputt gegangen?”, erkundigte sich Draco stirnrunzelnd, während er eine große Packung magischer Pflaster in der Hand hielt. Eindeutig ein Geschenk von Zabini Senior. Immer noch schmunzelnd hielt Lucius sein von Harry erhaltenes Geschenk hoch und dieser sah, dass der Mann es mit Humor aufnahm. “Nein, ich habe nur meinen vermissten Schuh wiederbekommen, samt kleiner Zahnabdrücke.” Schmunzelnd hielt Malfoy Senior das Stück Leder hoch, welche Harry ihm nach einem Kommentar geklaut hatte. Aber … was verglich der Kerl ihn auch mit einem gemeinen Straßenköter? Beim Abendessen war es mit Narzissas Zurückhaltung vorbei. Keiner der Beteiligten war bisher auf die Idee gekommen, ihr mitzuteilen, warum sie das Grundstück verlassen hatten. Warum sich vor allem die Kinder in unnötige Gefahren gebracht hatten. “Möchte mir dann vielleicht mal jemand erklären, warum ihr heute in der Weltgeschichte unterwegs wart?” Ernst blickte sie zwischen den Menschen hin und her. Selbst wenn Harry wollte, sie würde seine Erklärung im Moment eh nicht verstehen. Es war schließlich Draco, welcher unsicher das Wort erhob. “Also … ähm. Also Blaise und ich haben uns auf den Besen eine Schneeballschlacht geliefert und haben dabei den Lord sowie den Wolf gesehen. Was uns total gewundert hat, Entschuldigung mein Lord. Plötzlich rannte Wolf los in Richtung Waldrand und als von da ein anderer Wolf angerannt kam, haben wir uns Sorgen gemacht und sind näher geflogen. Nicht, dass unserem Wolf noch was geschieht.” Nun schaltete sich Tom ein, welcher bisher nur stumm dem Nachtisch zugesprochen hatte. “Beide Wölfe gingen aufeinander los, in dem Moment landeten die beiden neben mir.” “Wir haben uns halt gewundert, warum nicht eingegriffen wird.” Unruhig rutschte Blaise auf seinem Stuhl herum. “Weil ich Wölfe, welche es ernst meinen, wenn sie sich angehen, schon gesehen habe. Das sieht und hört sich ganz anders aus. Mal ganz davon ab, dass ich Layla im Wolfsfell erkannt habe. Da mache ich doch keinen Finger krumm.” Schulterzuckend war für den Erwachsenen damit wohl alles erklärt. Leise seufzend schüttelte Narzissa den Kopf und blickte kurz zu ihrem Mann herüber. Beiden war klar, für Draco war das Thema ‘Der Wolf gehört mir’ immer noch nicht vergessen. Er verfolgte lediglich eine andere Strategie. “Das erklärt den Ausflug aber immer noch nicht. Hast du nicht von klein auf beigebracht bekommen, das Grundstück nicht zu verlassen?” Nun meldete sich Layla zu Wort. “Das ist wahrscheinlich mir und dem Welpen zu verdanken. Er fragte mich, was es so im Wald gebe. Ich wollte es ihm zeigen, dagegen war aber unser werter Lord hier. Der kleine Welpe redete auf mich ein, dass ihm langweilig wäre und er etwas von der Welt sehen will. Typisches Welpen Verhalten eben. Vor allem die Rüden wollen sich und die Welt erkunden sowie testen. Kopflose Machos vom Moment ihrer Geburt an.” Severus hustete, Wolf grummelte unzufrieden und Narzissa kniff die Lippen zusammen. Tom mischte sich wieder ein. “Layla übersetzte die Wünsche des Wolfes, ich verneinte, die beiden hier”, Tom deutete in Richtung der beiden Slytherinschüler, “gaben ungefragt ihren Senf dazu und nach einer unnötigen Diskussion machten wir uns zu viert auf den Weg zur Winkelgasse.” Lachend stellte Layla ihren Wein auf den Tisch und verschränkte die Arme, während sie den Anführer der dunklen Seite angrinste. “Aber auch nur, weil Ihr genau wusstet, dass ich auch ohne Euch mit den drei aufgebrochen wäre. Es ist nicht das erste Mal, dass ich mit einem Haufen Welpen unterwegs bin. Dieses Mal wären es wenigstens Welpen mit Anstand, Manieren und gutem Benehmen gewesen.” Gebannt beäugten alle die Interaktion der beiden. Das hier konnte durchaus schneller kippen als man Quidditch sagen konnte und in einer Folteraktion enden. Doch davon wollte Narzissa den bisher doch recht ansprechenden Tag nicht überschatten lassen. “Ich danke dafür, dass letztendlich doch zwei fähige Erwachsene diese Chaoten begleitet haben. Bei denen weiß man nie, es wäre ihnen auch zuzutrauen, dass sie sich alleine auf den Weg nach sonst wo machen.” Kopfschüttelnd blickte sie zwischen den drei Jüngsten am Tisch hin und her. Unterbrach auch gleich ihren Sohn, welcher sie finster anstarrte. “Vergiss es Draco, ich bin mir sehr sicher, dass Layla dich nicht nur einmal davon abhalten musste in gewissen Läden zu verschwinden.” “Korrekt meine Liebe, dann hätte er jetzt keinen Hunger mehr”, bestätigte die Werwölfin Narzissas Verdacht. “Siehst du …”, gut gelaunt zwinkerte sie ihrem verkniffen dreinblickenden Sohn an. Sie wusste, warum ihr Sohn jetzt ein wenig schmollte, er war nämlich eine elendige Naschkatze und hasste es, damit aufgezogen zu werden. Doch schnell wurde sie wieder ernst. “Beim nächsten Mal meldet ihr euch ab, habt ihr mich verstanden?” Streng blickte sie alle Beteiligten, auch den Lord, an, ehe sie sich endlich dem herrlichen Himbeermousse widmete. Sie war immerhin noch die Dame des Hauses und Mutter des einzigen Malfoy Erben! Severus war froh, endlich im Bett zu liegen. Wie immer, vollgefressen bis oben hin. Das was er heute alles zu sich genommen hatte, reichte von den Kalorien her mindestens einen Monat. Narzissa hatte, wie jedes Jahr, nicht mit Lebensmitteln gegeizt. Weder in ihrer Nahrhaftigkeit, noch in der Masse, noch im Wert. Nachdem die Geschenkeübergabe und das frühe Abendessen erledigt waren, hatte sich die Gruppe erstmal anderen Dingen zugewandt. Zum Beispiel den neuen Geschenken, Aufträgen, Koordination der Elfen, Training, Patienten oder, so wie er, dem Brauen von Tränken. Nur weil Weihnachten war, durfte der Rest nicht vernachlässigt werden. Wie sie alle irgendwann vom Dunklen Lord subtil erinnert wurden. Insgesamt jedoch war dieser Tag, trotz dieser nervigen Momente im Grimmauld Place, gut verlaufen. Er musste auch noch Harry über das Gespräch mit Lupin sprechen. Obwohl er sich dessen Reaktion schon vorstellen konnte. Am besten schrieb er die Zusage schon mal und baute einige Zauber in das Schreiben ein. Sicher war sicher. Apropos Harry, wo war der eigentlich schon wieder? Das Training in der Dunkelheit mit Layla müsste doch längst vorbei sein? Severus Gehirn begann schon wieder paranoide Vorstellungen zu spinnen, was schuld sein konnte für die Verspätung. Realistische, wie dass es länger dauerte oder er sich noch verquatscht hatte bis zu einer Schneeballschlacht. Jedoch auch so unwahrscheinliche, wie ein Überfall und eine Entführung … oder dass Harry sich verlaufen hatte beim Versuch eine Motte zu fangen. Bei dem Jungen wusste man nie! Aber er blieb wo er war. Er konnte nicht immer wie ein Schatten an dem Jungen kleben. Erstens war Layla dabei und zweitens, musste er endlich begreifen, dass Harry nicht schwach war. Dass der Gryffindor das Glück und die Sterne auf seiner Seite hatte. Ein Klopfen an der Zimmertür holte ihn aus den Gedanken. Stirnrunzelnd stand er auf und verwandelte die Nachtkleidung in leichte Freizeit Garnitur. Harry konnte es nicht sein, der würde bellen und an der Tür kratzen. Wer störte ihn jetzt noch? Derjenige sollte besser einen guten Grund haben! Ruckartig öffnete er die Tür, sodass Layla, welche davorstand und gerade erneut klopfen wollte, einen Satz zurück machte. “Himmel, Severus. Erschreck mich doch nicht so!” Tadelnd schnalzend quetschte sich die unverschämte Wolfsfrau einfach an ihm vorbei und ließ sich auf den Sessel fallen. “Was willst du hier? Solltest du nicht mit Harry unterwegs sein? WO ist er?” Grollend schloss er die Tür und warf der Frau einen finsteren Blick zu. Bekam die denn gar nichts hin? Und die wollte hier sein um den Elfenwolf zu schützen? Pah, dass er nicht lachte! Genervt stöhnte Layla. “Oh man, Junge. Du solltest echt mal runterkommen von deinem ‘Übergefährten Trip’! Das geht mir echt auf den Pelz. Nicht nur mir, wohlgemerkt! Jetzt setz dich hin, es wird mal Zeit das wir Tacheles miteinander reden. Das Gleiche durfte Harry sich heute auch antun, neben einem kräftezehrenden Training. Er ist beim Lord, sein Geschenk überreichen.” Severus wollte schon aufbrausen, die Wölfin ließ ihn jedoch nicht zu Wort kommen. “Halt die Luft an. Du weißt genau, ihm passiert nichts durch den Kerl. Mal ganz davon ab, dass Nagini dies überhaupt nicht zulassen würde. Also jetzt sei ein guter Gefährte, vertraue auf ihn und setz dich hin.” Jetzt war es an Layla, streng zu gucken. Diese Seite an ihr war ihm neu. Die Seite der strengen, kompromisslosen rechten Hand eines starken Werwolfsrudels. Die Seite einer Frau, die große und wilde Männer befehligte, damit diese nach ihrem Wort tanzten. Er fügte sich, auch weil er nicht schon wieder entgegen seines eigenen Vorhabens - auf Harry zu vertrauen - zu handeln. Zudem weckten ihre Worte seine Neugierde. Nach außen zeigte er es natürlich nicht, also füllte er sich an der kleinen Alkoholsammlung noch ein Glas mit Wein, ehe er auf dem Sofa Platz nahm. “Sag was du zu sagen hast und das zügig!”, schnarrte er. “Gut, wie du willst. Du und Harry, ihr beide seid zu etwas Großem auserwählt. Ich habe ihm heute erzählt, was ich über Elfenwölfe weiß. Jedoch reicht das nicht. Fenrir möchte der Welpe nicht als Quelle nutzen. Jedoch erzählte er mir, dass er die Möglichkeit hat mit Salazar Slytherin zu sprechen. Dies solltet ihr zusammen machen. Er ist damals von den Elfen höchstpersönlich ausgebildet worden und kann euch damit sehr viel mehr helfen. Wenn auch nicht unbedingt in der Gefährten Sache, auf jeden Fall vermutete ich da …” “Layla, du schweifst ab!” “Das Elfenwolfgen erwacht nur in denen die es aushalten. Magie, Geist, Charakter und einfach alles muss passen, damit es im Träger erwacht. Jedoch noch viel wichtiger ist, dass das Gen sich nur aktiviert, wenn eine Gefahr bevorsteht.” Nun konnte sich Severus ein sarkastisches Glucksen nicht verkneifen. “Und die Gefahr durch Voldemort hat bisher nicht ausgereicht?” “Meine Vermutung dazu ist, und das sagte ich Harry auch, dass Voldemort zu Harrys Lebzeiten - also als er es wirklich mit ihm zu tun bekam - nie wirklich eine Gefahr darstellte. Es waren die Handlanger, welche Befehle ausführten oder zum Spaß Folterungen und Morde praktizierten. Aber für ihn selbst, war der Dunkle Lord keine Gefahr. Nach der Wiederauferstehung, haben die beiden sogar instinktiv zueinander gefunden und auch wenn sie es nicht wollten oder wussten, Waffenstillstand miteinander geschlossen.” “Merlin Layla, du erzählst Dinge, die keine Klarheit bringen. Was erwartest du dir von diesem Gespräch?” Severus war genervt und ja, aus ihm sprach die schwelende Eifersucht, dass Tom und Harry so gut miteinander auskamen, wo die Gefährten immer wieder aneinandergerieten. “Kurz und knapp: Der Lord und Harry sind durch Slytherins Linie auf irgendeine Weise verwandt. Das habe ich durch ein kleines bisschen … recherchieren ... herausgefunden. Tom scheint jedoch kein Träger zu sein, dafür ist er aber für unseren Elfenwolf als Anker wichtig. Wie genau, dies ist mir noch nicht klar, aber ich hoffe ein Gespräch mit dem Gründer bringt euch weiter. Du musst mit Harry, wie auch dem Lord, zusammenarbeiten, wenn ihr eine Chance gegen die Gefahr haben wollt, welche auf uns zurollt. Vielleicht sogar schon in greifbarer Nähe ist.” Unter Laylas musternden Blick, trank er den Wein mit einem Mal leer. “Du willst mir sagen, dass ich nicht nur mit den übriggebliebenen Rumtreibern klarkommen muss, sondern auch noch mit dem Mann, der mir das Leben alles andere als versüßt hat? Sonst noch irgendwelche Wünsche? Soll ich mit Bellatrix Tee trinken oder dem Minister Zauberschach spielen? Mit Dumbledore Zitronendrops lutschen?” Es gelang ihm keineswegs, den Sarkasmus aus der Stimme zu halten. “Mal ganz davon ab, dass du von einer eventuellen, ominösen, unbekannten Gefahr redest.” “So leid es mir tut, aber die erste Frage muss ich dir wohl mit Ja beantworten. Das mit der Gefahr ist Fakt, keine Eventualität. Der Rest bleibt dir überlassen. Wenn du dazu Lust hast …” “LAYLA!” Fester als gewollt knallte er das Glas auf den Tisch. Seine Geduld war aufgebraucht. Er musste nachdenken. “Mit schreien kommst du bei mir auch nicht weiter. Sieh lieber zu, dass du mit Harry zu einer Einheit wirst. So wie ich ihn kenne ist er hier, fern der Schule, ruhiger und entspannter. Ich kann mir vorstellen, dass er in Hogwarts sein Temperament schlechter unter Kontrolle hat. Und wie wir beide wissen, kann er auch ganz anders als ein unschuldiger, verspielter Welpe sein. Die Gene wirken sich auch auf seine menschliche Form aus und wenn er dann ausrastet … er hat eine verdammt starke Magie und einen Dickkopf. Unter den Wölfen war Slytherin laut den Überlieferungen auch als der Knallrümpfige Wolf bekannt und wenn Harry wirklich dessen Nachfahre ist - Prost Mahlzeit! Mal es dir selbst aus.” Severus tat es und erschauderte. Mal abgesehen davon, dass das ‘Wolfsgeheimnis’ dadurch raus kam … das konnte wirklich böse enden. “Ich sehe, meine Worte haben dich erreicht. Nun, dann lasse ich dich jetzt alleine.” Damit erhob sich die Frau und wollte ihn mit seinen Gedanken alleine lassen. Bevor die Tür sich jedoch hinter ihr schloss, hob Severus ruckartig den Kopf und sprach ohne groß nachzudenken. “Und wie sollen er und ich eine Einheit werden, wenn wir immer wieder streiten?” “Ihr müsst euch kennenlernen. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann sind noch fünf Tage Ferien, ehe ihr zurück musst. Unternehmt irgendwas. Ebenso wirst du sein Rudel brauchen. Harry sagte mir, du magst sie nicht und dass einer von ihnen dich angreifen wollte. Zieh Lupin ins Boot, er soll das erschöpfende Wolfstraining fortführen. Du bist nicht auf den Kopf gefallen, nur genauso dickköpfig wie der Welpe.” Schulterzuckend wandte sich Layla ab und verließ die Wohnung der Gefährten. Doch nach wenigen Sekunden schob sie ihren Kopf noch einmal durch den Türspalt und grinste ihn breit sowie verschlagen an. “Und wenn gar nichts hilft, Sex ist immer ein guter Weg bei Gefährten.” Damit schloss sich die Tür hinter der lachenden Wolfsfrau. Perplex blinzelnd saß Severus auf dem Sofa und starrte die Tür an. Da fegte sie hier herein wie ein Tornado und richtete in seinem Inneren ein ebensolches Chaos an wie diese Naturkatastrophe, nur um dann genauso zügig wieder zu verschwinden wie sie gekommen war. Dieses Gespräch hatte im Großen und Ganzen nichts gebracht, aber er wusste, sie hatte in einigen Punkten absolut Recht. Jedoch kam das mit dem Sex für ihn nicht in Frage. Kam noch nicht in Frage! Auch wenn ihm seine Fantasie schon Bilder projiziert hatte, wenn er mit dem Kleinen im Bett lag und dieser sich im Schlaf unbewusst an ihn gedrückt hatte. Gedankenverloren stand er auf, schritt zu seinem Nachtschränkchen im Schlafzimmer und nahm die kleine Schmuckschachtel aus der gesicherten Schublade. Jetzt erwies es sich vielleicht als das genau richtige Geschenk … oder? Er war damit vielleicht etwas übereifrig, oder nicht? Kapitel 42: ------------ Das Gespräch mit Layla hatte Harry aufgewühlt. Nicht nur das Geständnis der Frau, dass sie ihn bewusst bis an die Grenzen seines Körpers führte. Teils um ihn zu trainieren und stärken und teils auch um ihn richtig auszupowern. Körperlich wie magisch in Wackelpudding zu verwandeln, da er in ihrem Training er immer wieder die Größe wechseln musste. Nur damit er ausgeglichen blieb, denn laut ihr hatte sie Anzeichen gesehen welche auf unterdrückte Wut deuteten. Gemäß der Wölfin war er noch nicht so weit, sein Temperament so weit zu zügeln, dass er auch bei starken, negativen Emotionen keinen Mist baute. Und damit es erst gar nicht dazu kam, lastete sie ihn aus. Sie hatte ihn ermahnt, dies auch in Hogwarts fortzuführen und Harry versprach es, denn er fühlte, dass er zwar erschöpft aber zufrieden war. Weiter hatte die Frau ihm etwas von erwachten Genen in der Gefahr, Zusammenhalt und Vertrauen erzählt. Zusammengefasst musste er es hinbekommen mit Salazar ein vernünftiges Gespräch zu führen und sich geistig, körperlich und magisch geeignete Unterstützer suchen. Layla hatte ihn ebenfalls immer wieder daran erinnert, dass der Gefährte das Wichtigste für einen Elfenwolf war und andersherum ebenso.     Da ging er inzwischen von einem Jahr ohne ‘Voldemort will mich töten’ aus, und dann hatte er nicht nur die olle Umbridge am Hals, sondern auch noch diese nicht ganz komplikationslose Elfenwolf Geschichte. Durch die neue Macht war er zwar stärker, schneller und noch so vieles mehr geworden, aber mit den positiven Gewinnen kam auch eine Menge Verantwortung und Arbeit auf ihn zu, damit dies alles nicht im Chaos endete. Er musste sich zügeln, nicht vor Frust über all diesen Stress die Kiefer zusammen zu kneifen, denn dann war Toms Geschenk kaputt. Zu diesem war er nämlich gerade unterwegs. Der Mann hatte sich recht schnell von der illustren Runde verabschiedet. Aber dass er überhaupt daran teilgenommen hatte, bedeutete Harry eine Menge. Es war eine Tendenz in die richtige Richtung.    Der kleine Wolf war so in Gedanken, dass er nicht groß auf den Weg achtete und so kam es, wie es kommen musste: Er fand sich nach einer Kollision mit einem kühlen, aber weichem ‘Etwas’ quietschend auf dem Boden wieder. Zischelndes Lachen drang an seine Ohren und ein Blick zurück zeigte ihm, dass er über Naginis hinteres Ende gestolpert war.   “Uff! Entschuldige, Nagini. Ich wollte dich nicht über den Haufen rennen, aber ich war so in Gedanken …”, erzählte er dem Reptil, obwohl es ihn nicht verstand. Behutsam untersuchte er Toms Geschenk, welches er bei dem unfreiwilligen Stunt aus dem Maul verloren hatte. Ein kleiner Riss war im Geschenkpapier zu sehen und Harry hoffte, dass es dabei geblieben war. Gut … dabei und den leichten Zahnabdrücken sowie Sabberspuren.   Anscheinend hatte Nagini es ihm nicht übel genommen, schmiegte sie doch ihren massiven Kopf gegen seinen, ehe sie ihren Weg fortsetzte. Augenscheinlich  wusste sie um sein Ziel, denn sie bedeutete Harry ihr zu folgen, was er auch ohne zu zögern tat. Nagini war schlauer, als er es sich wahrscheinlich vorstellen konnte.    Und dies bewies sich auch wieder mal, als Nagini am Büro vorbei und dafür in den Privatbereich des Lords glitt. Der junge Elfenwolf zögerte. Es war eine Sache, den Wohnbereich des Mannes OHNE diesen zu betreten. Wenn er jedoch da war, eine ganz andere. Auch wenn Harry wusste, dass es genau anders herum sein sollte, hatte er doch Hemmungen einfach einzutreten. Höchstwahrscheinlich hatte Nagini Tom schon vorgewarnt, sodass man ihn nicht in der Unterhose erwischte … aber man wusste ja nie. Besser war es wohl, er legte das kleine Päckchen einfach vor der Tür ab und machte sich auf den Weg zu Severus. Ja, das war eine gute Idee. Doch es sollte nicht dazu kommen, denn die Tür öffnete sich energisch und Tom starrte ihn an.   “Wolf, willst du der neue Türvorleger werden oder warum stehst du hier herum?” Eine Gefühlsregung, welche wohl ein Schmunzeln darstellen sollte, zupfte an den Lippen des Lords.   Harry stand einfach nur, mit dem Geschenk zwischen den Zähnen, perplex blinzelnd da.   “Na los, beweg deinen fusselnden Hintern hier rein. Wir sind hier nicht beim Tag der offenen Tür. Du warst ja schon mal hier drinnen spielen, also ist es dir ja nicht fremd deine Haare hier zu verteilen. Aber Pfoten weg von meinem Schlafbereich!” Streng sah Tom ihn an, dann trat er noch einen kleinen Schritt zur Seite und deutete in den Raum. “Treten Sie ein, Herr Welpe.”   “Ich sollte wirklich mit Severus reden. Du solltest nicht dauernd alleine durch die Gegend laufen. Hier laufen einige gefährliche und auch nicht ganz geistig stabile Menschen herum.” Kopfschüttelnd saß Tom auf dem Sessel und blickte grübelnd auf ihn hinab.   Wäre er nicht verwandelt, hätte er jetzt herzhaft gelacht. Diese Aussage war lächerlich. Sie war voller Doppelmoral und vor allem würden die Todesser nicht hier herum rennen, wenn Tom nicht Voldemort spielen würde. Zudem war dieses Argument auch bezüglich Draco und Blaise irrsinnig. Im Gegensatz zu Harry besaßen die beiden Slytherin Schüler keine Immunität gegen Zauber. Wenn Tom hier also einen auf besorgt machen wollte, dann gefälligst nicht wegen ihm. Aber das war etwas, was er zu einem anderen Zeitpunkt ausdiskutieren musste.    Also rollte er nur mit den Augen, ehe er das Geschenk vor die Füße des Erwachsenen legte und ein paar Schritte zurückging. Es war kein besonderes Geschenk, aber dennoch war er nervös, wie der ach so böse Lord reagieren würde. Um sich selbst vom herum hibbeln abzuhalten, setzte er sich auf seinen Hintern und klemmte sogar die Rute darunter ein.   Tom war überrascht, als Nagini ihm berichtete, wen sie auf dem Flur getroffen und letztendlich mitgebracht hatte. Da Nagini schon eingerollt vor ihrem künstlichen Feuer lag und der Zwergwolf immer noch nicht eingetreten war, stand er auf und marschierte zur Tür. Einen Lord ließ man nicht warten und ihn schon zweimal nicht! Schwungvolll riss er die Tür auf und sah wie das kleine Wölfchen zusammenzuckte. Sehr gut, dass war seine Chance, sich einen kleinen Spaß zu erlauben.     “Wolf, willst du der neue Türvorleger werden oder warum stehst du hier herum?” Ja, das war gut. Vor allem wenn man den ungläubigen Blick des verwandelten Potters bedachte. Damit hatte der Junge wohl nicht gerechnet, dass er so schlagfertig war.   Doch entweder war der Junge im Stehen eingeschlafen oder irgendwas stimmte mit ihm nicht, denn noch immer kam keine wirkliche Reaktion. Tom erblickte ein kleines Päckchen in der Schnauze des welpengroßen Wolfes. Nun, mit einem Geschenk hatte er beim bestens Willen nicht gerechnet. Dies hatte er sich schließlich selbst gemacht, in dem er einen weiteren Ministeriumsangestellten unter den Imperius setzen lassen hatte. Es war nur eine kleine Kerze im System, aber die durfte man nicht vergessen. Viele kleine Kerzchen brannten manchmal heller als eine große - richteten mehr an. Er wusste, mit seiner üblichen Art und Weise kam er bei Harry nicht weit, dass musste er sich nur immer wieder selbst sagen. Wenn er wirklich das Vertrauen des Jungen gewinnen wollte, dann musste er ‘menschlich’ sein. Also lächelte er verkniffen und bat seinen unerwarteten Gast übertrieben freundlich hinein.   Misstrauisch beäugte er nun das kleine Päckchen, welches vor seine Füße gelegt worden war. War es eine Falle? War es etwas, was ihm und seinen Plänen schaden konnte? Nein, dies konnte er sich nicht vorstellen. Er war sich sicher, dass der Gryffindor im Moment NICHT mit Dumbledore konform ging. Aber vielleicht … nein! Die ganze Zeit hatte Harry mehrere Möglichkeiten gehabt, ihm zu schaden und es nicht getan. Verstohlen kniff er sich in den Oberschenkel. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um die Paranoia ans Licht kommen zu lassen. Die konnte er an dem niederen Todesser auslassen, welcher dabei erwischt wurde, dass er dem Ministerium Informationen zukommen lassen wollte und der nun im Kerker schmorrte. Der Typ, welcher ihn getäuscht sowie verraten hatte und bei dem es wohl nicht nur bei einer Verhörrunde blieb.   “Danke.” Vorsichtig, aber unbestritten neugierig, tätschelte er dem kleinen Wolf den Kopf während er das Päckchen hoch hob. Dass er kein Geschenk für den Jungen hatte, störte ihn wenig. Immerhin, ließ er den Kerl leben und sperrte ihn nicht pauschal in eine der Zellen. Immerhin, gab er der Idee ‘friedliche Zusammenarbeit mit Harry Potter’ eine Chance. Das reichte ja beinahe für drei Weihnachtsfeste!   Als er das Papier entfernt hatte, musterte er das kleine quadratische Päckchen. Was konnte da schon drin sein?   Eine Mischung aus Bellen und Quietschen erklang vor seinen Füßen und ließ ihn hinab blicken. Der kleine Wolf stampfte immer wieder mit den Vorderpfoten auf. Stellte diese dicht nebeneinander und vergrößerte den Abstand wieder.   Tom begriff, er sollte das Päckchen vergrößern und kam dem schnell nach. Sofort wurde ihm klar, warum dieses verkleinert worden war. In seiner Welpenform hätte dieses nicht bequem getragen werden können. Hatte es doch nun eine rechteckige Form und die Länge seines Unterarms. Vorsichtig hob er den Deckel an und musste erstmal blinzeln. Im blitzte eine neue Feder entgegen. Das war kein billiges Stück, sondern aus hochwertigem dunklem, beinah schwarzen Holz angefertigt. Erstaunt drehte er das besondere Stück in der Hand und entdeckte, dass es zudem eine Sonderanfertigung war. An einer Stelle fand er in kleinen silbernen Schnörkel seine Initialen ‘LV’ wieder. “Ich weiß zwar nicht, wie du da dran gekommen bist, aber danke. Es ist ein guter Ersatz für die zerstörten Stücke.” Artig nickte er dem Wolf zu und wollte die Schachtel schon zur Seite stellen, doch das Tier knurrte mahnend.   “Hmm? Das ist eine sehr schöne Feder, welche ich bestimmt oft benutzen werde. Ich habe keine Ahnung was du von mir willst!”   Der Wolf schüttelte schnaubend den Kopf. Dann tat er etwas, wodurch sich der Lord das Auflachen wirklich verkneifen musste.     Harry war kurz vor einem frustrierten Heulen. Tom stand aber auch sowas von auf dem Schlauch. War der Mann so unsensibel, dass er den Tarnzauber nicht merkte oder ignorierte er ihn einfach nur aus Prinzip? Das wollte ein starker Magier sein? Elefant im Porzellanladen passte wohl besser! Schnaubend senkte er seinen Kopf und legte sich eine Pfote über die Augen. Von wegen ‘schnell Geschenk übergeben und dann zu Severus ins Bett.’ Da lag sein Gefährte garantiert und wunderte sich, wo er blieb. Päckchen ablegen und gehen, wäre besser gewesen. Aber neeeeiiin, er musste ja seine unbändige Neugierde auf Toms Reaktion stillen. Ok, seine eigene ebenfalls.   “Ach maaaaaan”. Melodramatisch jammernd schmiss er sich auf den Boden und legte die Pfoten über die Augen. In bester Trotzmanier begann er wie Dudley an der Supermarktkasse auf dem Boden herum zurollen. Etwas, dass er sich nur als Wolf gestatten konnte.   “Schon gut, schon gut. Mach dir nicht gleich ins Fell”, rief Tom über sein Gejammer hinweg. “Du bist für ein magisches Wesen wirklich einfach hinters Licht zu führen.”   Ruckartig hielt Harry in seinem Schauspiel inne und blickte den Mann auf dem Rücken liegend an. Überrascht beobachtete er, wie Tom den Zauberstab auf die Schachtel richtete und einen Finite wirkte. Schnell setzte er sich hin und ließ den Anderen nicht aus den Augen. Ob er wohl zu weit gegangen war, mit diesem zweiten Geschenk? Wobei es ja nicht nur auf seinen Mist gewachsen war und er eigentlich auch gar nicht mehr als eine Zustimmung dazu beigetragen hatte …   Nagini schien seine Unruhe zu merken, denn sie kroch heran um sich locker um ihn herum zu legen. Den Kopf in Richtung ihres Vertrauten.     Leicht zog Tom die Augenbrauen zusammen. Er hatte den Tarnzauber sofort bemerkt, sich jedoch einen kleinen Spaß mit dem Wolfs-Potter erlauben wollen. Was in seinen Augen auch gut geklappt hatte.   ~Du bist ein gemeiner Zweibeiner, Tom~, zischte ihm Nagini zu, während sie sich auf den Weg zum Welpen machte.   ~Ist ja gut~, gab er auf Parsel zurück und rollte mit den Augen.   Sämtliche weibliche Geschöpfe verfielen augenblicklich in den ‘Übermutter-Modus’, sobald es den Wolf betraf. Ob nun Mensch, Wolf oder Reptil, war vollkommen egal. Mit seinem treuherzigen Blick aus den grünen Augen, hatte er sie alle um den Finger gewickelt. Dabei hatte der es faustdick hinter den Ohren. Wenn das mal keine Waffe war … Gedanklich stöhnend zog er seinen Zauberstab. “Schon gut, schon gut. Mach dir nicht gleich ins Fell”, rief er laut genug um das melodramatische Gejaule zu übertrumpfen. “Du bist, für ein magisches Wesen, wirklich einfach hinters Licht zu führen.”     Sofort zeigten seine Worte Wirkung. Das Gelärme endete ebenso, wie die merkwürdigen Bewegungen.   Vorsichtig hob er den Zettel aus der Schachtel, welche zuvor noch ein schwarzes Samttuch gewesen war. Als könnte es ihn angreifen, drehte er es herum und entdeckte eine ihm unbekannte Schrift.   Sehr geehrter Lord Voldemort. Hiermit leiste ich meinen Beitrag an Ihrem Weihnachtsgeschenk.   Habe ich es nicht schön verzaubert?   Wenn Sie diesen Zettel in den Händen halten, dann ist der Wolf wohl noch bei Ihnen. Denn, was der Welpe nicht weiß, der Tarnzauber lässt sich nur entfernen, wenn er noch im Raum ist. Nur er und vielleicht Nagini, aber keinesfalls ein anderer Mensch. Der Welpe weiß, dass ich noch etwas dazu getan habe beim Einpacken, aber nicht was. Er hat nur das Schreibgerät verbrochen.   Schon mal was von Kugelschreiber gehört, werter Lord?   Nun denn, leider kann ich bei der Übergabe nicht anwesend sein. So entgeht mir leider Ihre Reaktion. Aber vielleicht, wenn ich das richtige Bestechungsmittel finde, dann verrät der Knirps es mir.   Glaube ich an Wunder? Durchaus!   Gez. Layla, 1. Beta Wölfin des Greyback Rudels     Kommentarlos faltete er den Zettel zusammen und legte ihn zur Seite. Dass er sehr verwundert über die Art und Weise des Briefes war, konnte er nicht behaupten. Layla war wie eine höflich-nervige Fliege, welche dauernd um einen herum surrte und die man leider partout nicht mit dem Tagespropheten erschlagen durfte. Aber, dass sie dem Geschenk des Jungen etwas untergeschoben hatte, machte ihn stutzig. War alles bisherige ein Schauspiel gewesen? Öffnete er das Geheimfach und löste damit eine Falle aus? Nein, wenn dann würde es eher etwas harmloses und zweifelhaft spaßig gemeintes sein. Layla würde den Welpen nicht ansatzweise gefährden, dafür war sie zu wenig Fenrir und zu sehr weichgehextes Weibsbild. Für diese Aussage würden ihn wohl sowohl Narzissa als auch Layla mit den Füßen an die Decke kleben.   Kopfschüttelnd versuchte er seine abgeschweiften Gedanken wieder in die richtige Bahn zu bringen.   “Hmm?”, entfuhr es ihm, als er die nächste Lage hochhob und Fotos erblickte.   Neugierig trat der Wolfs-Potter näher und versuchte ebenfalls einen Blick auf das geheime Zusatzgeschenk zu erhaschen. Kurzerhand sprang der kleine Wolf einfach auf die Armlehne. Dem Laut nach zu urteilen, welchen er von sich gab, war er ebenso überrascht von dem, was er ebenfalls dort im Karton erblickte. Langsam nahm Tom das erste Foto aus dem Kasten. “Wann hat sie das denn gemacht?”, entfuhr es ihm, als er sich in seiner Voldemort Montur samt Schlangengesicht erblickte. Die Augen leuchteten unheilvoll rot auf. Direkt darunter fand er ein Bild, welches die Überraschung für Lucius in der Eingangshalle zeigte.   Ein Grinsen zeigte sich auf den Wolfslefzen.   “Herrlich, dieser bescheuerte Blick von Lucius. Wenn er sich jetzt mal ziert, dann drohe ich ihm damit das Bild mit den Keksen im Haar zu offenbaren”, schmunzelte Tom und legte dieses Bild ebenfalls zur Seite. Hoffentlich hatte die Werwölfin nicht auch von ihm solch peinliche Bilder gemacht!    Doch was er stattdessen entdeckte … ob jenes besser oder schlechter war, wusste er in dem Moment noch nicht. Es war noch zwei Bilder in dem Karton. Eines zeigte ihn und Harry im Garten, kurz bevor die Schüler sowie Layla hinzugestoßen waren. Das andere war das Bild, welches Layla via Selbst-Knips Zauber in der Winkelgasse gemacht hatte.   “Hmm …”, war alles was er diesmal unsicher von sich gab. Den Blick weiterhin auf die beiden Bilder gerichtet. “Eigentlich müsste ich die Wölfin dafür bestrafen, dass sie einfach Bilder von mir macht.”   Grummeln von der Wolfsfront, ehe sich eine kleine, lakritzschwarze Nase auf das im Garten aufgenommene Bild drückte.   “Ja, das sind wir beide. Sieht beinahe so aus, als würde ich mit einem Hund spazieren gehen. Fehlt eigentlich nur die Leine.” Als müsse er über diesen Gedanken wirklich nachdenken, tippte er sich ans Kinn und beobachtete das Wesen aus den Augenwinkeln.   Dieses streckte ihm einfach die Zunge heraus und sprang von der Couch.   Räuspernd tarnte er sein belustigtes Glucksen. “Willst du schon gehen?”   Pikiertes Nicken, während Harrys ihm die kalte Schulter zeigte.   “Sag der Wölfin danke,falls du sie vor mir siehst. Ich werde sie nicht bestrafen und du bist auch kein Hund. Du bist klüger und gewitzter als manche meiner Todesser. “   Nun drehte sich der Verwandelte doch herum und grinste leicht, während er nickte. Es schien, als würde er überlegen, was jetzt zu tun ist. Dann rannte der Wolf zu ihm zurück, stellte sich auf die Hinterbeine und stupste seine Hand an.   Schmunzelnd begann Tom hinter den flauschigen Ohren zu kraulen. “Ein Kuschelwolf bist du. Keine Sorge, ich bin nur verwundert über diese ganzen Geschenke. Vor allem die Bilder. Jedoch bin ich nicht böse. Nun lauf schon zu Severus, sonst dreht der gleich wieder das Manor auf links.”   Ein letztes Bellen, ein letztes Kopf-an-Kopf reiben mit Nagini, dann verließ Harry Toms Privatgemächer.   Wie lange er noch unbeweglich auf dem Sessel saß und auf die Bilder, sowie die Feder starte, wusste er nicht. Erst als Nagini umständlich Toms Bettdecke heran zog und ihm auf die Beine legte, wurde ihm bewusst, dass selbst Kaminfeuer schon heruntergebrannt war.   Blinzelnd blickte er auf den Tempus Zauber, welcher ihm sagte, dass es bereits nach Mitternacht war. Kein Wunder, dass er sich so steif fühlte, schließlich wurde auch er nicht jünger.   Wirklich bewusst nachgedacht hatte er in der Zeit nicht. Einfach nur geguckt und den Tag beziehungsweise die ganzen Ferien seit Harry hier war auf sich wirken lassen. Das Resümee war für ihn erschreckend, aber eigentlich keine große Überraschung: All seine alten Pläne bezüglich Harry Potter waren nichtig geworden. Es würde keine Folterung, keine Exzesse und keine öffentliche Denunziation geben. Entweder er arbeitete mit dem Jungen zusammen … oder er sah zu, dass dieser bestmöglich aus allem raus blieb. Somit musste er sich auch klar machen, welche Personen dem Jungen wichtig waren, denn der Kerl reagierte garantiert nicht gut darauf, wenn er die engsten Freunde in die Mangel nahm oder gar tötete beziehungsweise töten ließ.   Seufzend rieb er sich die Augen. ~Das macht alles so kompliziert. Der Junge hat mich ebenfalls um den Finger gewickelt~, offenbarte er Nagini gequält.   Schlangenlachen war zu hören, während das Reptil ihren schweren Kopf auf seinem Knie ablegte. Sanft fuhr ihre Zunge über seine Hand. ~Wirklich, dies merkst du erst jetzt?~   Kapitel 43: ------------ “Na, hast du dein Geschenk übergeben?” Mit diesen Worten begrüßte ihn Severus und hob ihn sofort auf den Arm.   Zufrieden schmiegte sich Harry an seinen Gefährten. Er war immer noch überrumpelt von Laylas Beigabe. Mit Bildern hatte er beim besten Willen nicht gerechnet. Auch schien sie Tom kalt erwischt zu haben. Für einen Menschen wie ihn, musste das ein sehr seltenes und ungewöhnliches Geschenk sein. Vielleicht sogar albern. Aber irgendwie hatte Harry das Gefühl, dass diese Überraschung Tom erreicht hatte.   “Los, ab ins Bad mit dir.” Damit setzte ihn Severus ab und schubste ihn sanft in Richtung Badezimmer. “Aber erst zurückverwandeln, ich will keinen nasser-Wolf-Geruch in unseren Räumen.”   So schnell es ging, kam Harry dieser Bitte nach. “Spielverderber”, grummelte Harry gespielt angefressen, drückte seinem Gefährten einen schnellen Kuss auf die Wange und verschwand im Bad. Kichernd schloss er die Tür hinter sich, während er Severus, perplex blinzelnd, noch an Ort und Stelle stehend sah.   Harry sah sich mit einem Problem konfrontiert, welches für ihn beinahe unlösbar war. Er stand hier, nackt wie er geboren wurde, und hatte keine Kleidung parat liegen. Diese war ebenso wie sein Zauberstab, welchen er am Morgen vor der Verwandlung nicht eingesteckt hatte, im Schlafzimmer. Jetzt blieben ihm nur drei Möglichkeiten. Erstens: Er rief eine Hauselfe, damit sie ihm Kleidung brachte. Zweitens: Er rief Severus, damit dieser ihm das Gewünschte brachte. Drittens: Er ging wie er war aus dem Raum.   Jede der Möglichkeiten hatte ihre Vor-und Nachteile. Die ‘Nachteile’ der ersten Zwei waren, dass er dann noch jemanden wegen seiner Schusseligkeit belästigen musste. Was irgendwie unangenehm war. Die Hauselfen würden zwar nichts dazu sagen, aber vielleicht dachte Severus dann, dass er total prüde war. Oder dass Harry nicht wollte, dass Severus ihn so sah und dies dann wahrscheinlich auch noch so falsch deutete, als würde es an dem Älteren und nicht an Harry liegen. Was somit nur erneut zu Diskussionen sowie Streitereien führte und darauf hatte er keine Lust. Aber so, splitterfasernackt, einfach das Bad zu verlassen, war irgendwie auch nicht das Wahre. Das kam dann so rüber, als wenn er mit seiner nicht gerade berauschenden Männlichkeit angeben wollen würde. Oder als wenn er sich Severus aufdrängen wollte. Verdammt, warum hatte Layla auch nur vorhin das Thema ‘Sex zwischen Gefährten’, schlecht versteckt durch die Blume, angesprochen? Vorher hatte er gar nicht so weit gedacht, jetzt jedoch ... “Oh man”, jammerte er und ließ sich auf dem Rand der Badewanne nieder. Sein Blick streifte hilfesuchend durch den Raum.   Was zum Billywig machte der Kleine so lange im Bad? Ob er wohl in der Wanne eingeschlafen war? Dieser Fauxpas war ihm heute ebenfalls passiert. Es war aber auch anstrengend im Moment. Der Spagat um alle Aufgaben vernünftig zu erfüllen, sei es nun von heller oder dunkler Seite, war kaum noch zu bewältigen. Vor allem da ja auch noch die Sache mit dem Elfenwolf und dem Gefährte Dasein war. “Harry?”, rief er über sein Buch hinweg.   “Ja, ich komme gleich!”   Severus kam in seiner Lektüre genau drei Sätze weit, dann öffnete sich die Badtür und er blickte automatisch auf. “Ich auch”, raunte er bei dem Anblick, den Harry bot. Nasse Haare, Oberkörperfrei, feine Bauchmuskeln, welche in einem kleinen Handtuch verschwanden, das um die Hüften gebunden war. Mühsam blinzelnd riss er sich von diesem angenehmen Äußeren los und widmete sich wieder dem Buch, welches ihm aus der Hand gefallen war. Ja, er versteckte sich, aber das musste Harry ja nicht wissen! Das würde die ganze Situation nur verkomplizieren. Merlin, wie sollte er heute Nacht ruhig neben dem Kerl im Bett liegen? Vor allem wenn der ihn wieder zum Teddybär machte.    “Zieh dich schnell an. Sonst erkältest du dich noch und das wäre doch echt schade. Wo wir doch noch was vorhaben in den letzten Ferientagen.   Ein undefinierbarer Laut entwich Harry, während er sich  - verkrampft das Handtuch festhaltend - unsicher in Richtung Kleiderschrank bewegte. So diskret wie möglich blickte er dem Jungen hinterher. Ach was, er glotzte ihm regelrecht auf den Hintern. Er war nun mal auch kein Mönch. “Hab ich doch glatt meine Sachen vergessen”, kommentierte Harry seine Aufmachung und lachte auf.   “Ach, das passiert schon mal. Nur den Zauberstab sollte man immer und überall dabei haben, wenn man keine stablose Magie beherrscht. Hier droht zwar momentan keine Gefahr, aber im Hogwarts ist es vielleicht nicht verkehrt.” Severus sagte dies nicht nur um Harry mehr Vorsicht und Weitsicht einzuschärfen. Er tat es auch, um dem Augenblick etwas Normalität zu geben. Die Unsicherheit und Scham waren deutlich in Harrys Worten zu hören. Dabei sollte der Junge gar nicht erst in solch ein Verhalten in seiner Gegenwart rutschen. Nicht, wo sie inzwischen Fortschritte machten. Er würde sich am liebsten ohrfeigen für sein pubertäres Verhalten beziehungsweise die entsprechenden Gedanken, aber er genoss den Anblick der schlanken und sportlichen Gestalt von Harrys Silhouette. Man sah dem Jungen an, dass er Quidditch Spieler und zudem allgemein kein Sofahocker war. Verstohlen berührte er seine Taille. Vielleicht sollte er auch mal wieder mehr Sport machen. Er war zwar kein Moppel oder dergleichen, aber wenn er mit seinem Gefährten mithalten wollte, musste er sich Mühe geben.   “Du hast gesagt, wir haben noch was vor?”   Damit holte ihn Harry aus der beginnenden Selbstkritik. Verstohlen räuspernd legte er das Buch zur Seite und lächelte den Jungen, welcher jetzt einen weiten Pulli, Jogginghose und flauschige Socken trug, leicht an.   Merlin, seine Gedanken waren eindeutig noch in der rudimentären Ebene, denn er musste daran denken, was für ein ansprechender Körper sich unter der Kleidung verbarg. War es jetzt gut oder schlecht, dass er darauf erst jetzt richtig aufmerksam wurde? “Ja, ich dachte mir …”   “Ah! Warte kurz. Ich hab dir ja noch gar nicht dein Geschenk gegeben.” Damit sprang Harry auf und zog kurz darauf eine kleine Schachtel aus seinem Pulloverstapel. Mit einem Schlenker des Zauberstabes vergrößerte er es auf dem Tisch. “Alle haben ihr Geschenk, nur du noch nicht. Frag mich nicht wie ich es bekommen habe, aber eine wie aus dem Nichts auftauchende Hedwig spielt eine wichtige Rolle. Na los, jetzt grübel nicht so viel, sondern öffne es!”   Schmunzelnd kam er dem nach. “Ganz ruhig, sonst bekommst du mir noch einen Herzklabaster vor Aufregung.” Doch schon im nächsten Moment, wich der Spaß der Verwunderung. “Harry … ist das da Thestralblut und Flügel ist? Und …  ist das Basiliskenhaut? Himmel, Merlin und was weiß ich! Ist dir eigentlich bewusst, wie viel Wert das alles hat?” Er hob vorsichtig die kostbaren Trankzutaten hoch um ja nichts zu übersehen. Sein Herz schlug vor Aufregung wie nach einem Marathon - was er damit alles brauen konnte! All die Möglichkeiten, welche sich ihm hier auftaten! Doch dann stockte er, als er einen Flakon hochhob, welcher mit Acrumantola Gift beschriftet war. “Ähm … bitte sag mir jetzt nicht, dass du nicht nur in der Nähe von Hogwarts, sondern auch noch im Verbotenen Wald und somit auch bei den Spinnen warst!” Mit großen Augen blickte er den Jüngeren an.   Dieser zuckte die Schultern und lächelte schief. “Ok, dann sage ich es nicht.”   “HARRY!” Fassungslos schüttelte er den Kopf. “Das ist viel zu gefährlich. Nicht einmal Hagrid kann wirklich sicher sein, dass er nicht von den Wesen angegriffen wird.”   Beruhigend strich ihm Harry über die Hand. “Das stimmt. Aber Hagrid hat auch nicht den Basilisken und damit Feind der Spinnen getötet. Es war Aragogs Sohn - Arachno - welcher mir das Gift gab. Er wird der neue Anführer, wenn Aragog nicht mehr ist und zeigtjetzt schon mehr Intelligenz als sein Vater. Vor allem aber ist er neugierig auf die Menschen und hat wohl eine ganze Zeit im Schloss gelebt, ehe er zu groß wurde. Nun ja, momentan ist er etwa so groß wie Seidenschnabel, aber sein Wachstumsschub steht bevor. Aber ich schweife ab.”   “Das hat er dir alles in der kurzen Zeit erzählt?”   “Werd’ nicht böse, ok? Aber ich bin immer wieder im Wald. Es ist ein beruhigender Ort und ich bin gerne bei den Thestralen. Selbst die Einhörner zeigen sich ab und an am Rand der Lichtung, wo ich dann bin. Dabei traf ich auf Arachno, als dieser die Grenzen ihres Reviers patrouillierte. So hat es sich ergeben, dass er und ich Frieden miteinander schlossen und er bei den anderen Spinnen ein gutes Wort für mich eingelegt hat. Ich darf zwar ihr Gebiet nicht ohne seine Begleitung betreten - was ich definitiv nicht vor habe - aber dadurch war er bereit mir einen kleinen Teil seines Giftes zu spenden. Und bevor du mit Layla schimpft, ich habe sie gebeten an der Heulenden Hütte zu warten und sich auszuruhen. Schließlich musste sie uns wieder in die Winkelgasse apparieren. Vor allem wäre ich dann auch nie an all deine Geschenke gekommen.”     “Das … das ist unglaublich. Du bist unglaublich!” Behutsam stellte er sein Geschenk ab, ehe er Harry in die Arme zog. “Du bringst Dinge zu Stande, welche für unmöglich gehalten werden!” Wenn ihn wohl jemand bis ans Lebensende überraschen würde, dann der Junge in seinen Armen. Er spürte, Harry sagte ihm in dem Punkt nicht alles, aber für den Moment ließ er es gut sein. Dankbar und immer noch überrumpelt drückte er einen Kuss auf dessen Stirn, ehe er ihn von sich löste. “Ich hab da auch noch ein Geschenk für dich.” Plötzlich nervös, zog er die kleine Schachtel unter dem Tisch hervor und legte sie Harry in die Hände.   “Ein Geschenk für mich?” Die grünen Augen leuchteten aufgeregt. Sein Gefährte wollte schon ungeduldig das Papier entfernen, doch Severus stoppte ihn.   “Das, was ich dir da gebe, wirkt vielleicht etwas seltsam, aber es hat mehrere Funktionen. Es mag dir eigenartig vorkommen … aber es würde mich sehr beruhigen, wenn du es trägst. Ich weiß auch noch gar nicht, ob es so klappt, wie ich es gedacht war.” Angespannt knete er seine Hände, während Harry nach einem Nicken nun vorsichtig das Papier entfernte. Hoffentlich reagierte sein Gefährte nicht negativ.     Harry war so unglaublich glücklich darüber, dass er genau das Richtige für Severus ausgesucht hatte. Allerdings auch, dass der Mann daraus kein neues Drama mit einer Strafpredigt machte. Damit hatte er nämlich fest gerechnet. Ja, der Wald war nicht ungefährlich, aber er fühlte sich wohl dort. Dass ihn seine Neugierde wahrscheinlich immer tiefer führte, musste Severus noch nicht wissen.   Vorsichtig entfernte er das Papier des gerade erhaltenen Geschenkes mit zittrigen Fingern. Severus’ Nervosität übertrug sich auf ihn, denn was konnte diesen Mann schon wirklich aus der Fassung bringen? Als er schließlich das noch geschlossene Schmuckschächtelchen in den Händen hielt, setzte sein Herz einen Moment aus. Severus würde doch nicht … jetzt schon, wo sie noch nicht einmal weiter gegangen waren, als ein paar Küsse und kuscheln? Wie sollte er bloß reagieren, ohne Severus wieder weh zu tun? Angespannt kniff er die Lippen zusammen, während er langsam das kleine Kästchen öffnete.      Erleichtert stieß er die Luft aus, welche er anscheinend angehalten hatte, und kicherte leise. “Das ist hübsch”, sagte er, während er ein dünnes, schwarzes Band hochhielt. Kaum sichtbare Runen und Zeichen waren darauf eingraviert. Harry spürte, dass von diesem unscheinbaren Band starke Zauber ausgingen.   “Es gefällt dir also? Es ist noch nicht ganz fertig. Ich kann die Zauber noch leicht verändern, da der Unänderlichkeitszauber noch nicht darauf liegt. Wenn ich es erst einmal versiegelt habe, ist dies nicht mehr möglich.”   Sanft lächelnd hauchte Harry seinem Gefährten einen Kuss auf die Wange. “Ja, es gefällt mir.” Probehalber legte er sich das Band auf das Handgelenk, wo es sich sofort verkürzte und zu einem Armband wurde. “Cool!”   “Wenn du es dir um den Hals legst, wird es sich auch dort anpassen. Der Gedanke dahinter ist, dass du es auch als Wolf tragen kannst. Solche Bänder waren ursprünglich für Animagi gedacht, sprich da gab es nur Mensch und Tiergröße. Auf diesem kleinen, unscheinbaren Band, liegen eine Menge Schutz- und Ortungszauber. Es ist kein neumodischer Kram, sondern … sondern ein Erbstück aus der Familie Prince.”   Mit großen Augen blickte Harry zwischen dem Armband und Severus hin und her. Das war … “Wow!”, hauchte er geplättet. “Ich meine, das Band ist wunderschön und total filigran gearbeitet. Es freut mich, dass du es mir geschenkt hast und ich werde es gern tragen. Aber vor allem ehrt es mich, dass du mir etwas aus deiner Familie schenkst. Das ist so … das ...” Verstohlen wischte er eine Träne der Rührung aus dem Gesicht. Er konnte nicht mal ansatzweise in Worte fassen, wie sehr ihm diese Geste zu Herzen ging.   “Pssscht, schon gut.” Vorsichtig zog der Ältere ihn in die Arme.   Sie waren schon zwei Originale. Mit Gefühlen konnten sie einfach nicht richtig umgehen. Severus wirkte immer so beherrscht auf andere, war innerlich jedoch unsicher. Harry selbst war oftmals zu impulsiv und unkontrolliert. Dies stellte Harry schmunzelnd fest, während er sich mit Tränen im Gesicht an seinen Gefährten schmiegte. Welcher ihn wieder herum unsicher am Rücken streichelte und klopfte. Die Zeit würde wohl dafür sorgen, dass diese Nuance von Unsicherheit und Scham verschwand, wenn sie sich einmal öffneten. Daran glaubte Harry ganz fest.     “Gehts?”, erkundigte sich Severus nach einigen Minuten vorsichtig. Inzwischen kraulte der Mann Harrys Nacken.   “Hmm”, gab Harry nur zurück. Nicht reden, sondern einfach kraulen beziehungsweise kraulen lassen.   “Hätte ich gewusst, dass du durch das Geschenk traurig wirst, hätte ich dir doch etwas anderes geschenkt. Zaubertränke für Dummies, oder so.”   “Ey!” Damit löste sich Harry schnell von Severus und gab ihm mit finsterem Blick einen Klaps auf den Oberarm. Er sah und hörte, dass sein Gefährte es nicht böse gemeint hatte und so stieg er mit verschränkten Armen und herausgestreckter Zunge auf dieses ‘Spiel’ ein.   “Du bist gemein.”   “Ich weiß. Ich bin die gemeine, fiese Kerkerfledermaus.” Ein leichtes Schmunzeln huschte über Severus’ Lippen.   Sie saßen nebeneinander, jedoch zueinander gedreht. Harry saß so neben dem Älteren, dass er das rechte Bein untergeschlagen und das Linke über Severus’ Beinen hatte. Dies fiel ihm auf, als er den Blick senkte und langsam über die rechte Hand seines Gefährten strich, welche auf Harrys Bein ruhten.   “Weißt du ... ich finde dieses Geschenk sehr, sehr schön. Es zeigt mir, wie viele Gedanken du dir um das Geschenk - um mich - gemacht hast und einfach immer tust. Es zeigt mir, dass ich nicht irgendjemand für dich bin, sondern jemand besonderes. Jemanden, den man mit der Familie verknüpft haben möchte.”   Dankbar verschränkte er seine Finger mit denen seines Gefährten. “Für jemanden wie mich, der sich nie irgendwo zugehörig gefühlt hat, ist das eine unglaubliche Geste. Ich bin so unglaublich glücklich. Als sich herausstellte, dass ich nicht einfach nur ein Animagus bin, da war ich wirklich frustriert. Ja, ich weiß, jeder andere hätte sich darüber gefreut und wäre stolz, aber ich habe nie darum gebeten mal wieder besonders zu sein. Ich wollte einfach nur eine Möglichkeit finden, um mehr Zeit mit Remus und Sirius zu verbringen.”   Gedankenverloren schüttelte er den Kopf.   “Warum sollte es auch einmal normal laufen bei dir?” Eine theoretische Frage, bei der Severus sanft seine Hand drückte.   “Eine Frage, auf die wohl nie eine Antwort gefunden wird. Egal wie lange wir leben.” Schief grinsend blickte Harry seinen Gefährten an, wurde jedoch schnell wieder ernst. Er hatte das dringende Bedürfnis, sich einiges von der Seele zu reden, vielleicht half es ja als Gefährten zusammenzuwachsen.   “Als ich verstanden - aber nicht begriffen - hatte, dass ich ein Elfenwolf bin, kam der nächste Kracher. Ich sollte einen Gefährten oder eine Gefährtin haben. Lustigerweise hatte ich direkt als erstes dich vor Augen.”   Mit großen Augen starrte Severus ihn an. “Warum? Ich meine, wir haben uns wirklich nicht gut verstanden. Hätte mir jemand erzählt, dass wir einmal so zueinander stehen, ich hätte ihn bis vor einigen Wochen direkt ins St. Mungos geschickt.”   “Ich auch, keine Sorge. Aber dennoch … so fies du auch immer warst, hast du mich normal behandelt. Nicht wie der angebliche Held, sondern wie einen ganz normalen Schüler. Der auch noch echt schlecht in deinem Fach ist. Zudem habe ich gesehen, dass du eben auch eine andere Seite hast. Ich habe dich beobachtet und gesehen wie nett du zu Draco warst. Wie du ihm Mut machend eine Hand auf die Schulter legst. Wie du einer jungen Slytherin geholfen hast, als ihr die Tasche herunter fiel und ich sah, dass nicht immer nur Abscheu in deinen Augen zu sehen war, wenn du mich runter gemacht hast. Du hast meine Neugierde geweckt..”   “Du … du hast mich gestalkt?”, wollte Severus perplex wissen.   “‘Behalte deinen Feind im Auge’. Und dies ja nicht allzu schlecht, wenn du es nicht gemerkt hast. Anscheinend sind wir beide gut darin, uns wie kranke Stalker zu benehmen.”   Lachend setzte Severus sich anders hin, sodass Harry zwischen die Beine des Mannes klettern konnte, um sich mit dem Rücken an dessen Brust zu lehnen. Es fühlte sich so richtig an. Genau dies sagte er auch seinem Gefährten. Er war froh, dass er den Älteren hatte.   “Ich war wirklich nervös wegen dem Band. Ich wusste nicht, wie es bei dir ankommt. Ob es nicht zu früh dafür ist und irgendwie merkwürdig wirkt. Leider muss ich gestehen, dass ich gar nicht die tiefgründigen Hintergedanken hatte, als ich es als dein Geschenk wählte. Ich wusste welche Schutzfunktionen es hat und dass es aus einer seriösen Quelle kommt. Ich will nur ganz ehrlich zu dir sein und mich nicht als ach so toll hinstellen. Meine Beweggründe waren beinahe egoistisch.” Ein bitteres, kurzes Lachen ertönte. “Es ist ja beinahe Ironie, dass du es so auslegst, wo ich doch quasi Schuld bin an …”   Schnell drehte Harry sich um und legte Severus einen Finger auf die Lippen. “Nicht. Tu das nicht. Gib dir nicht die Schuld daran, dass es damals so gekommen ist, wie es nun mal ist. Mach das hier nicht kaputt, denn wenn ich es schaffe irgendwie mit der Situation klar zu kommen oder sogar irgendwie Frieden zu finden, dann du doch erst recht. Sieh es doch mal so, dass, wenn es nicht so gekommen wäre, wir vielleicht gar nicht hier sitzen würden. Dann wäre Tom damals nicht in diesen körperlosen Zustand befördert worden und wer weiß, wie er weiter gemacht hätte. Ob du oder ich dann überhaupt noch leben würden? Man weiß es nicht. Darum hör auf dich selbst zu zerfleischen und beginne zu leben.”   “Woher nimmst du nur diese Stärke?”   Schulterzuckend setzte Harry sich wieder richtig hin. “Ich versuche im Hier und Jetzt zu leben, denn ich glaube nicht, dass Mama zufrieden wäre, wenn ich immer nur deprimiert herum renne.”   “Das ist gut möglich. Sie würde mir die Ohren langziehen, wenn sie jetzt hier wäre.”   Harry hörte die Belustigung, aber auch den Schmerz in der Stimme. Es würde dauern, ehe sein Gefährte wirklich einen Punkt hinter die Vergangenheit setzen konnte. Aber das war ok, denn er war bereit ihm dabei zu helfen. Einen Moment blieben sie noch so sitzen, ehe Severus sich wieder gefangen hatte.   “Ok. Also, willst du das Band ausprobieren, oder soll ich dir zuerst erzählen, wie es vorhin im Grimmauld Place war? Ich kann mir vorstellen, dass du neugierig bist. Auf jeden Fall soll ich dich von Remus grüßen.”   “Du hast mit ihm gesprochen? Ohne das einer von euch Schaden genommen hat? Dann war Sirius bestimmt nicht dabei.” Der junge Elfenwolf hatte seinem Paten noch nicht den durchaus ernstgemeinten Angriff gegen Severus verziehen. Dies war ein absolutes No Go! Wenn Remus nicht dazwischen gegangen wäre …   “Erde an Harry! Beruhig dich und hör auf zu knurren.”   “Was? Wie? Oh, entschuldige. Ich musste nur gerade an diese Geschichte im Wald denken. Sirius war so … unmöglich. Er ist mein Pate, aber letztendlich kenne ich ihn gar nicht. Bei unserer ersten Begegnung hätte ich ihn beinahe verflucht und manchmal habe ich Momente, da würde ich es jetzt gern noch tun! Remus hat mir Geschichten von damals erzählt und ich kann kaum glauben, dass er noch genauso kindisch wie damals ist. Wie konnten meine Eltern nur ihn als Paten einsetzen?”   Das Thema Sirius ging ihm wirklich an die Nieren. Einfach weil er es sich ganz anders gewünscht und ausgemalt hatte. Sirius hatte ihn dermaßen enttäuscht. Aufgebracht lief er hin und her. Mit zusammengepressten Zähnen ballte er die Hände immer wieder zu Fäusten. Seine geheime Befürchtung dabei war, dass sein Pate auch noch nach Dumbledores Pfeife tanzte. Nie spielte Sirius ernsthaft die ‘Paten-Karte’, um damit für Harry etwas zu verbessern. Die Enttäuschung darüber lähmte ihn nicht mehr - sie ließ sein Blut kochen.   “HARRY, STOP!”   Laut und unerbittlich drang Severus’ Stimme durch den Strudel aus düsteren Gedanken zu ihm durch. Wie vom Donner gerührt blieb er stehen und versuchte den Schleier vor seinen Augen wegzublinzeln.   “Das ist der Grund, warum du lernen musst dich zu beherrschen.” Damit ließ Severus einen Spiegel vor Harry erscheinen.   Ungläubig zog er die Luft ein. Er hatte nicht mal mitbekommen, dass er sich auf alle Viere hatte fallen lassen. Doch was ihn noch mehr schockierte, war das gefährliche Aussehen. Seine Augenfarbe war eine leuchtende Mischung aus Grün und Gold. Seine Mundwinkel waren zurückgezogen und die Zähne schienen irgendwie spitzer zu sein. Aber vielleicht bildete er sich dies auch nur ein. Fakt war aber, dass er einen gefährlich unberechenbaren Eindruck machte. Bereit zum Angriff. “Oh ...”, nuschelte er überrascht und richtete sich auf.   “Ich gehe davon aus, dass Layla auch mit dir gesprochen hat, bezüglich dieses Themas?”   “Ja, aber ich habe es ehrlich gesagt nicht in diesem Ausmaß erdacht. Ich dachte, sie meint ich schreie dann herum. Vor allem war ich ja früher nicht so. Die hat auch immer nur gesagt, dass es der Wolf ist, den ich kennen und beherrschen lernen muss.”   Seufzend trat Severus an ihn heran, um ihn an den Händen zurück zum Sofa zu ziehen. “Die Frau ist wirklich nicht gut als Lehrerin geeignet! Also gut. Ich weiß es zwar auch nicht genau, aber ich habe eine Vermutung. Willst du sie hören?”   “Gern.”   “Dann spitz mal deine Öhrchen. Also, wir wissen, der Elfenwolf ist ein Geschöpf welches auf Verteidigung und Schutz aus ist. Welches sich in der Position des Mediators und Schlichter sieht - eigentlich ein ganz harmoniebedürftiges Lebewesen. Jedoch nur so lange, wie man ‘seinem Rudel’ nichts tun will. Du warst schon immer empathisch und hast alles für deine kleinen Freunde getan. Jetzt sind jedoch die Gene erwacht und diese Charaktereigenschaft hat sich noch verstärkt. In solchen Momenten gewinnt der Wolf die Oberhand, weil du bereit bist alles zu tun. Ich vermute, dass es sich danach auswirkt, wie du den Grad der Bedrohung einstufst. Im aktuellen Fall ist er für dich wohl recht hoch. Das müssen wir jedoch unbedingt in den Griff kriegen. Was wenn jemand zum Beispiel Luna oder Neville absichtlich anrempelt oder einen dummen Spruch bringt? Sonst hättest du es einfach abgetan, aber was machst du jetzt? Was machst du, wenn Ron mal wieder Ron ist oder noch viel wichtiger, was machst du, wenn du wieder auf Umbridge triffst? Du bist hier in den letzten Tagen keiner wirklichen Bedrohung ausgesetzt und warst zudem die meiste Zeit als Wolf unterwegs, ohne wirklich zu wissen, wie du damit umgehen musst.” Nach diesem langen Monolog starrte Severus nachdenklich ins Leere.   “Hmm … irgendwie ergibt das Sinn. Um ganz ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, wie ich reagieren werde. Ich weiß, wie ich reagieren sollte … aber wenn ich jetzt so drüber nachdenke, könnte das wirklich zu einem Problem werden.” Plötzlich fühlte er sich vollkommen überfordert. Mit großen Augen hielt er die Hände seines Gefährten fest umklammert. “Was … was wenn ich mich in Umbridge Unterricht verwandle? Was, wenn ich mich mitten in der Luft die Fassung verliere? Als Wolf fliegt es sich garantiert nicht gerade gut! Was, wenn ich jemanden verletze? Was soll ich nur machen, verdammt? Vielleicht sollte ich Hogwarts einfach sausen lassen.” Rastlos strich er sich durch die Haare - zog an ihnen - bis sie wirklich wild und unordentlich abstanden.   “Beruhig dich, du hyperventilierst! Los sieh mich an.” Entschlossen zog Severus die Hände des aufgebrachten Elfenwolfes aus den Haaren. Nicht dass der Junge sich noch welche ausriss und sich dadurch selbstverletzte. Genau diese Reaktion hatte er befürchtet. Elfenwolf hin oder her, andere gefährden oder verletzen - womöglich auch noch Freunde - war alles andere als das, was Harry wollte. “Atme. Ein und aus. Ein und aus.” Fest blickte er in die grünen Augen und atmete gemeinsam mit dem Jüngeren.   “Danke”, nuschelte dieser schließlich nach einigen Augenblicken und lehnte sich erschöpft an ihn. “Das Ganze ist einfach …”   “Zu viel?”, half Severus nach und strich seinem Gefährten über den Rücken. “Wir kriegen das alles schon hin. Wenn nicht wir, wer denn? Außerdem sind da ja auch noch deine Freunde, Remus…” Sirius erwähnte er absichtlich nicht, ”Layla und sogar der Lord. Die alle sind garantiert auf ihre bestmögliche Art für dich da. Du musst nicht immer alles alleine machen, vergiss das nicht.” Er meinte jedes Wort wie er sagte und es war für ihn ein Fakt, den Harry endlich in seinen kleinen Sturschädel bekommen musste.   Leise seufzend drückte Harry sich noch einmal sanft an ihn, ehe er sich aufrichtete und leicht lächelte. “Ich weiß … und ich werde wirklich an mir arbeiten, nicht immer in meine alten Verhaltensmuster zurück zu fallen. Du kennst das ja, es ist nicht immer einfach.”   Schmunzelnd wuschelte er durch die schwarzen Haare. “Es ist schon spät. Was hältst du davon, wenn wir noch einen Spaziergang machen, ehe wir schlafen gehen?” Das dankbare Lächeln, welches Harry ihm schenkte, erweckte ein warmes Gefühl in seinem Magen.   “Du bist eine kleine Hampelnudel, weißt du das? Sitz doch mal still, wenn ich dich schon trage”, grollte Severus gespielt pikiert, als sie kurze Zeit später durch den verschneiten Garten marschierten. Inzwischen hatten die Elfen einige Streifen frei gehext, sodass man ohne nasse Füße ein wenig frische Luft schnappen und die Beine bewegen konnte. Harry saß in seiner Welpenform auf seinem Arm und konnte sich einfach nicht entscheiden wie er sitzen wollte.   “Hast du schon mal Winter-Lichter gesehen?” Neugierig blickte er hinab, auch wenn ihn das Kopfschütteln nicht verwunderte. “Na, dann zeige ich dir etwas, was es an keiner anderen Stelle des Landes gibt.” Schnell machte er sich auf den Weg zum Teich, wo dieses Naturschauspiel beobachtete werden konnte. Währenddessen erzählte er Harry von seinem Gespräch mit Lupin. In seiner Wolfsform gab der Kleine nicht nur weniger Widerworte, sondern plapperte auch nicht dazwischen. Also er versuchte es schon, aber da er den Wolf eh nicht verstand, konnte er gut darüber hinwegsehen. “Also, wenn du Lust hast und dich mit ihm vor Ferienende treffen willst, kann ich ihm nachher noch eine Eule schicken.”   Freudiges Bellen und energisches Nicken waren die Folge.   “Also gut, dann ist das abgemacht. Jetzt schau dich mal um, sonst verpasst du ein wahres Naturschauspiel.” Sanft drehte er Harrys Kopf auf die Szene am Teich.   Alle Freude und Gedanken an das Treffen mit Remus waren innerhalb einer Millisekunde vergessen, kaum das Harry wirklich begriff, was hier geschah. Severus’ Erklärung, womit sie es hier zu tun hatten, nahm er nur am Rande wahr.   Sie standen am verschneiten und teils zugefrorenen See.Über und um diesen herum surrten hunderte kleine bunte Lichter. Die kleinen Lichter schienen eine Menge Spaß zu haben. Es sah so aus, als wenn sie miteinander tanzen und spielen würden. Der Schnee schien beinahe zu leben durch all die Farben und die entstehenden Schatten erzählten Geschichten. Mit großen Augen beobachtete er das Schauspiel fasziniert. Schnell nutzte er seine Sinne um die Umgebung zu scannen, ehe er zappelnd darum bat, abgesetzt zu werden.   Da er niemanden entdecken konnte, verwandelte er sich kurzerhand zurück und fand sich schon im nächsten Moment angekuschelt und in den dicken Umhang von Severus gehüllt wieder.   “Hmm, kuschelig.” Wollig gurrend lehnte er sich so nah wie möglich an seinen Gefährten, während er tief dessen Geruch einatmete.   “Jaa … hier ist es schön warm. Ich sorge dafür, dass du nicht frierst. Hier bist du sicher.”   Harry konnte ein leises Kichern nicht unterdrücken. “Du bist manchmal furchtbar niedlich, wenn du so kitschig bist. Da kann man dich doch einfach nur anschmachten.” Frech grinsend blickte er auf die Winterglühwürmchen. Hier, in diesem Moment, fühlte er eine innere Ruhe wie schon lange nicht mehr. Oder vielleicht auch wie noch nie. Alles war einfach so stimmig und wenn es nach ihm gehen würde, würden die Ferien nicht enden. Sollte Hogwarts mit seinen Problemen und Chaoten doch bleiben wo der Pfeffer wuchs!   “Hast du mich gerade niedlich sowie kitschig genannt und das auch noch in einem Satz?”   Severus’ Nase strich über Harrys Ohr. Welcher sich auf die Lippen biss, um das in seiner Kehle schwebende erneute Gurren zu unterdrücken. Innerhalb einer Sekunde schaffte der Kerl es, ihm weiche Knie zu bescheren und sein Hirn in Matsch zu verwandeln. Das war doch nicht normal! Oder? “Vielleicht? Es passt halt einfach zu dir”, brachte er mühsam beherrscht hervor. Schon im nächsten Moment wand er sich quietschend in den festen Armen Severus’, welcher ihm nicht nur leicht ins Ohr biss, sondern ihn auch noch kitzelte.   “Gibst du auf?” Drohung und Versprechen schwangen zugleich in Severus’ Frage mit.   “Neeeeeeein, du bist niedlich und kuschelig und kitschig und ...wahahahaha.” Den Satz bekam er nicht zu Ende, da das Oberhaupt der Slytherins seinen Angriff verstärkte.   Doch plötzlich stoppte sein Gefährte die Kitzelattacke und schon im nächsten Moment wurde Harry herum gedreht und fand sich von Angesicht zu Angesicht mit Severus wieder. Verschwörerisch lächelte der Ältere ihn an. “Dann … dann muss ich wohl andere Möglichkeiten finden, um dich am Reden zu hindern.   Behutsam legte seine Gefährte die Finger unter Harrys Kinn, drückte es sanft hoch und ehe Harry reagieren oder sich darauf einstellen konnte, lagen die Lippen des Älteren auf seinen. Dieser Kuss, war nicht mit den beinahe keuschen zuvor zu vergleichen. Als sich ihre Zungen zum ersten richtig Mal trafen, krallte er sich in die Schultern des Mannes, bevor ihm wirklich die Beine versagten. Als sich ihre Zungen zum ersten Mal trafen, setzte sein Herz einen Moment aus, ehe es in Rekordgeschwindigkeit gegen seinen Brustkorb hämmerte. Als sich ihre Zungen zum ersten Mal trafen, stiegen die bunten Winterglühwürmchen in die Luft und brachten den erneut fallenden Schnee zum Leuchten. Kapitel 44: ------------ Am nächsten Morgen hatte Harry, trotz einer sehr kurzen Nacht, blendende Laune. Und die ließ er all die Bewohner des Manors - zu deren Leidwesen - auch spüren. “Wolf, hör auf zu betteln!” “Hey, meine Zeitung!” “Wo ist denn meine Wurst hin?” “DU KLEINE RATTE HAST MIR SALZ HINGESCHOBEN!” “Severus, mach doch was!” Harry saß grinsend und eine geklaute Scheibe Wurst genießend, in seiner Lieblingsgröße neben Severus. Schulterzuckend widmete sich sein Gefährte dem Kaffee. “Warum soll es euch besser gehen als mir? Ich war das lebendige Trampolin, kaum dass die Sonne aufgegangen ist. Seit dem tobt er durch die Gegend und war sogar schon intensiv mit Layla trainieren.” “Er ist halt noch jung und ungestüm. Lasst ihn halt”, stellte sich Layla auf seine Seite und warf ihm eine Scheibe Roastbeef zu. “Ist doch lustig.” “Du bist auch nicht die Leidtragende”, mokierte sich Lucius, welchem Harry Salz statt Zucker zugeschoben hatte. Aber was war der Kerl auch so in seine Zeitung vertieft, dass er nicht mal mitbekam, wie sich Wolfspfoten neben ihm auf den Tisch stellten. “Ihr seid uns heute Nachmittag eh los.” Nicht nur Harry starrte Severus mit großen Augen an, kaum dass dieser die Bombe hatte platzen lassen. “Was hat das zu bedeuten? Erkläre dich, Severus!” Toms Stimme ließ keine Weigerung zu. Der kalte Unterton verbannte jede ausgelassene Stimmung innerhalb einer Sekunde. Jeder, außer die Gefährten sowie die beiden Frauen, verspannten sich automatisch. Langsam trottete Harry zu dem starken Magier auf der anderen Seite des Tisches und legte seinen Kopf auf dessen Bein. Unruhig begann Tom ihm hinter den Ohren zu kraulen. “Ich soll es hier erklären? Wirklich? Gut, wie ihr wollt, mein Lord.” Uh, Severus war eindeutig genervt. Den Unterton in der Stimmte kannte Harry nur zu gut. “Wie bekannt sein dürfte, habe ich noch einen Beruf, welchem ich nachgehen muss. Dumbledore und das Ministerium sitzen mir im Nacken und warten nur auf einen Fehler oder eine Auffälligkeit. Ich habe keine Lust dass sie mein Leben noch weiter beeinflussen und auf die Nerven gehen. Zudem wird die nächste Zeit nicht wirklich ruhiger als bisher werden.” Um zu wissen, dass sein Gefährte gerade Tom finster anstarrte, brauchte er gar keinen Blick auf die beiden werfen. “Mit heute gerechnet sind es noch fünf Tage, bis die Schule wieder los geht und die gedenke ich woanders als hier zu verbringen. Wolf kommt mit mir, egal ob ihr alle ihn noch weiter verhätscheln und bemuttern wollt.” Lucius nippte an seiner Kaffeetasse, Bellatrix - welche für kurze Zeit das Bett verlassen durfte - kicherte seltsam und Draco stopfte sich hektisch eine Weintraube nach der anderen in den Mund. Layla und Narzissa hingegen räusperten sich verlegen. Sie alle gingen mit dieser Situation unterschiedlich um und doch wünschte sich ein jeder von ihnen, jetzt an einem anderen Ort - möglichst weit weg - zu sein. Keiner wollte zwischen diesen Sturköpfen stehen oder sitzen. Magisch starken Sturköpfen wohlgemerkt. Grüblerisch sah Tom auf den Wolf hinab. Harry wusste, wenn der Mann ihn gehen ließ, dann ließ er ein ‘Prestige Objekt’ gehen. Er hatte durch Zufall mitbekommen, wie Tom ihn so gegenüber einem Todesser bezeichnet hatte. Der Frust darüber kam wieder auf und ließ ihn schnauben. Wenn der sich nicht um sein Befinden kümmerte, dann Harry sich auch nicht um dessen! Entschlossen entzog er sich den kraulenden Fingern. “Layla, sag dem Kerl hier, er soll sich nicht aufregen. Wir verschwinden heute und dies innerhalb der nächsten zwei Stunden. Egal ob es ihm, oder sonst wem, passt!” “Ähm … ja klar, richte ich aus. Aber … egal, du wirst schon wissen was du machst.” Tief seufzend kam die Frau der Aufforderung des Elfenwolfs nach. Währenddessen gesellte sich Harry wieder zu seinem Gefährten. “Besser ein Schrecken mit Ende, als ein Ende ohne Schrecken. Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören.” Sich selbst Mut zusprechend, nickte er zum Abschied zu. Dann wand er sich um und verließ mit Severus den großen Raum, ohne auf die Rufe zu achten. Doch in Ruhe packen und abreisen, dies war den beiden Gefährten nicht vergönnt. Die Damen des Hauses brachten Kekse und Draco bat darum, dass der Wolf doch hier bleiben möge. Er könne das Tierchen ja nach Hogwarts mitbringen. Sogar Lucius störte unangemeldet, wodurch er Harry als Mensch sah. “Lucius, bei allen Tränkemeistern, kannst du nicht wenigstens anklopfen?” Severus hatte sich mit gezogenem Zauberstab vor ihn gestellt. “Hallo” Gut gelaunt winkte Harry hinter seinem Gefährten, schluckte den Schock herunter und suchte seine Kleidungsstücke zusammen. “Es ist doch skurriler als gedacht, Sie in Fleisch und Blut vor mir stehen zu haben.” “Du, bitte. Als Wolf hat es auch nicht gestört mich zu duzen.” Kopfschüttelnd zog Harry ein T Shirt hinter dem Bett hervor. Wie zum Teufel war das denn dahin gekommen? "Also gut. Dann halte du es bitte ebenso, solange wir unter uns sind. Ich bin auch nicht gekommen, um euch aufzuhalten. Ich wollte mich nur bei euch verabschieden, So wie es sich gehört. Die Möglichkeit habt ihr uns ja genommen mit eurem Abgang. Da tut ihr beiden euch wirklich nichts, was so ein Verhalten angeht." "Lucius, sag was zu sagen hast und dann verschwinde.” Genervt klopfte Severus mit den Fingern gegen einen Schrank. “Ihr habt mit eurem Abgang wieder für eine deutliche Abkühlung gesorgt. Ich sage es jetzt mal ganz klar und an dich gerichtet, Harry. Du hast den Lord beinahe handzahm gemacht und jetzt brüllt er die Befehle wieder jedem zu und hat eine Versammlung für heute Abend angesetzt. Nur Severus ist entschuldigt.” Ein trockenes Auflachen kam von Severus. “Du bist doch sonst nicht so weinerlich, Lucius. Willst du den Jungen jetzt erpressen hierzubleiben, nur damit du ein bequemes Leben führen kannst?” Harry hatte es sich schmunzelnd mit einer gefundenen Socke auf dem Bett bequem gemacht und beobachtete, wie Severus eine Augenbraue hochzog, ehe er sich kopfschüttelnd abwand. Er konnte Lucius Anliegen ja sogar verstehen. “Ich würde ja auch lieber hier bleiben, um mal ganz ehrlich zu sein. Aber weder du noch ich haben da eine Wahl und müssen das Beste daraus machen.” Nun huschte ein dreckiges Lächeln über sein Gesicht. “Außerdem möchte ich ja auch noch ein wenig Zeit alleine mit Severus verbringen.” Nun hob Lucius schnell die Hände und verzog das Gesicht. “Danke, dieses Bild musste nun wirklich nicht sein. Aber gut, es war ein Versuch wert.” Beiläufig strich sich der blonde Malfoy über das Jacket. “Nun, dann gehe ich nun wieder. Sollte mein Sohn Probleme machen, sag Bescheid. Dieses Angebot gilt auch für dich, Harry.” “Danke, Lucius.” Knapp drei Stunden später war es dann so weit, dass Harry sich mit Remus treffen wollte. Schon vor dem Frühstück hatte Severus eine Eule an den Werwolf gesendet. Die Antwort hatte eine Hauselfe übergeben, als sie gerade abreisen wollten. Harry wäre beinahe laut jubelnd durch die gesprungen. Doch stattdessen grinste er nur breit. “Ich freu mich, dass es noch vor Schulbeginn klappt ihn zu sehen.” Ansonsten hielt er sich jedoch zurück, denn er spürte, dass das bevorstehende Treffen etwas mit Severus anstellte. Doch anstatt auszusprechen, was ihm nicht behagte, verschloss der Slytherin sich und wurde wortkarg. Inzwischen waren sie in Rose Manor angekommen. Er wusste mittlerweile, dass Severus hier zwei alte Hauselfen hatte, welche jedoch wohl noch der ganz alten Schule angehörten und daher selbst ihm gegenüber kaum kaum sichtbar wurden. “Warum bringen wir unsere Sachen eigentlich nicht gleich nach Hogwarts? Warum erst der Umweg zu deinem Manor?” Sie standen in der Küche von Severus’ geheimen Zuhause, Rose Manor, um sich einen Tee zu gönnen. “Weil ich befürchte, dass, kaum dass wir Hogwarts auch nur betreten, es so schnell nicht wieder verlassen werden. Würde mich nicht wundern, wenn Albus nicht nur die altehrwürdigen Mauern, sondern auch meinen Kamin mit einem Erkennungs- und Alarmzauber belegt hat.” Behutsam nippte Harry an seinem Tee, ehe er zu einer Antwort ansetzte. “Verstehe, das ist wohl wahr.” Fünf kleine Worte fassten den riesigen Wust aus den Gedanken bezüglich Dumbledore zusammen. Kurz schüttelte er den Kopf, als könne er sie damit verscheuchen. Er musste sich noch früh genug mit dem Direktor und all den anderen Gestalten in und um Hogwarts herumärgern. “Wann treffen wir uns denn eigentlich mit Remus? Und vor allem wo?” Nach einem kurzen Tempus knurrte Severus ein “In einer Stunde und … hier.” Mit großen Augen stellte Harry seine Tasse ab und stellte sich vor den Älteren. “Wie jetzt? Warum? Ich dachte wir apparieren gleich. Hast du nicht bei unserem ersten Besuch gesagt, dass das hier keiner kennt oder so? Bin mir da nicht mehr sicher, ich war nicht ganz Herr meiner Sinne.” Severus murmelte irgendetwas in seinen nicht vorhandenen Bart. “Wie bitte?” Neugierig und auch ein wenig aufgeregt, trat er noch einen Schritt näher und legte seine Hände auf die Brust des Mannes. “Bitte, sprich dich aus, Severus.” Funkelnde schwarze Augen blickten ihn streng an, dann seufzte Severus und schloss ergeben die Augen. “Du bist eine absolute Nervensäge, weißt du das?” “Und doch magst Du mich.” Der Elfenwolf konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. “Bin ich jetzt deswegen ein Masochist?” Schultern zuckend konterte Harry ein trockenes: “Dann bin ich gern dein Sadist.” Mit hochgezogener Augenbraue blickte Severus auf ihn hinab und legte die Arme um ihn. “Du weißt, wie zweideutig das klingt?” “Öhm, ja und vielleicht war das sogar Absicht?” Keck zwinkerte er seinem Gefährte zu. “Von wegen Sankt Potter … Du bist ein kleiner Teufel! Aber so lange dir bewusst ist, dass es ansonsten eher anders herum ist, kann ich es auch so stehen lassen.” “Ähm …” Da versiegelte Severus ihre Lippen auch schon entschlossen und nahm Harry damit sämtliche Gegenargumente. Einen Moment verloren sich beide in dem Augenblick und der Nähe des Anderen. Dann jedoch unterbrach Severus den Kuss und blickte ihn nachdenklich sowie ernst an. “Dir ist bewusst, dass wir uns in der Schule wie immer verhalten müssen? Als wenn wir uns nicht ausstehen können?” Langsam legte der Grünaugige den Kopf schief. “Glaubst du wirklich, dass es besser ist so zu tun, als würden wir uns weiterhin hassen, anstatt als Einheit aufzutreten? Oder hast du Beweise?” “Das glaube ich, wenigstens im Moment, wirklich.” Es ehrte Severus und erfüllte ihn mit einem unglaublich warmen Gefühl, als sich das Gesicht des Schülers verdunkelte. Harry schien alles andere als begeistert darüber, in der Schule wieder diese Scharade zu spielen - sich voneinander fern zu halten. Aber leider war es notwendig, auch wenn er da genauso wenig Lust drauf hatte wie sein Gefährte. “Komm, lass uns ins Wohnzimmer gehen. Da spricht es sich angenehmer.” Harry keine Chance auf eine Reaktion gebend, schnappte er sich den Jungen. Ohne groß darüber nachzudenken legte er eine Hand in die Kniekehlen und an den Rücken seines Gefährten um ihn hochzuheben. Überrascht quietschend klammerte Harry sich an seinem Hals fest und strampelte mit den Beinen. “Severus … was? Lass mich runter. Ich bin zu schwer.” “Du bist also seit neustem unter die Komiker gegangen?” Lächelnd schüttelte er den Kopf. Schwieg jedoch ansonsten, da er keine Diskussion lostreten wollte. Vor allem wollte er die friedliche Stimmung nicht zerstören. Das würde Lupin schon ganz alleine schaffen. “Severuuuus, lass mich runter”, quengelte Harry und klopfte mit beiden Händen auf seinen Oberkörper. Die Augen strahlten jedoch. Ein diabolisches Gründen verzierte die Gesichtszüge des Slytherinoberhauptes. “Ok”, meinte er trocken und ließ den Jungen einfach fallen. Es kam so unerwartet, dass Harry nicht einmal zum Schreien angesetzt hatte. Mit großen Augen starrte ihn der Junge nun stattdessen von dem Sofa aus an. Dort war Severus nämlich während Harrys Gehampel unbemerkt angekommen. “Du … Du … SEVERUS!”, rief Harry aus, ehe er die Wangen aufplusterte und ihm einen finsteren Blick schenkte. Er konnte nicht anders, als in Lachen auszubrechen. Harrys Gesicht war zu herrlich. Und dass der Junge ihn jetzt beinahe verstört ob seines Gefühlsausbruch anstarrte, machte es wirklich nicht besser. Ganz im Gegenteil. Als er sich neben dem Jüngeren niederließ, musste er sich Lachtränen aus den Augenwinkeln wischen. “Wer bist du und was hast du mit Severus Snape - dem grummeligen, verschlossenen Oberhaupt der Kellerschlangen -, gemacht?” Als wäre sich Harry nicht sicher, dass der neben ihm sitzende echt wäre, pikte er ihn. Schmunzelnd ergriff er den ihn ärgernden Finger, um ihn sanft zu küssen. “Weißt du, nur hier bin ich mir wirklich zu hundert Prozent sicher, dass das was hier geschieht, nicht nach außen dringt. In Hogwarts, in Malfoy Manor, einfach in jeglicher Art der Öffentlichkeit kann ein Fehlverhalten, ein falsches Wort, weitreichende bis schlimme Konsequenzen haben. Da gibt es nicht nur Menschen, welche darauf achten, sondern auch Zauber und Bilder.” Verstehend nickte sein Gefährte und strich sanft über sein Gesicht. “Erinnere mich daran wie scheiße das Leben für dich ist, wenn ich mal wieder das große Meckern und Mosern anfange.” “Das werde ich”, antworte er mit einem leichten Lächeln. Auch wenn er dies ganz bestimmt nicht tun würde. In seinen Augen lastete auf den jungen Schultern genug Ballast. ‘Der-Junge-der-überlebt-hat’ stand vor allem nicht weniger unter Dauerbeobachtung von allen Seiten. Schelmisch grinsend rückte Harry dicht an ihn heran - legte eine Hand auf seinen Oberkörper und bewegte leicht die Finger. “Dann genieße ich diesen privaten Severus, solange ich es noch kann. Die Ferien sind bald zu Ende…” Severus teilte die Meinung des Jungen. Die Ferien, ihre kleine Zweisamkeit, war zu kurz. Sie fingen gerade erst an, die Sache zwischen ihnen zu verstehen. Fingen gerade erst an, miteinander auszukommen. Er machte sich da gar keine Illusion, Hogwarts würde sie zurückwerfen. Aber die sieben Sachen packen und abhauen kam auch nicht in Frage. Noch nicht, denn dies sollte die absolute Notlösung bleiben. “... so ist?” Harry Frage holte den Älteren erfolgreich aus den Überlegungen zu eventuell möglichen Flucht- und Verschwindepläne. “Wie bitte?” Kurz verengte Harry die Augen, dann stellte er die Frage erneut. “Ich fragte, ob du mir noch genau erklären wirst, warum das mit Remus und dem Fernhalten so ist?” Finster drein blickend strich der Schwarzhaarige seinen Arm auf und ab. Severus musste sich eingestehen, dass ihn diese Berührung nicht kalt ließ. Oh Merlin, das war auch noch ein Punkt, welchen er mit seinen Gefährten besprechen musste. Worauf er wirklich genau so scharf war, wie eine Sonderklasse mit allen Versagern seines Unterrichtsfachs … oder eine Wurzelbehandlung der Muggel. Seufzend strich er sich durch die Haare. Bis Lupin hier ist, werde ich dir einiges aus der damaligen Zeit erzählen. Allerdings nur, wenn du bereit bist, nicht nur positives über die anderen oder mich zu hören. Damals war ich verblendet und die anderen Jungs einfach dumm. Langsam nickte Harry und setzte sich gemütlich hin. “Wie du weißt, war ich zur gleichen Zeit in Hogwarts, wie auch deine Eltern, Black und Lupin. Nur mit deiner Mutter, kam ich klar, da wir uns seit der Kindheit kannten. Sie wuchs damals auf der anderen Seite der Stadt auf - der behüteten und gut betuchten Seite. Wir trafen uns das erste Mal am Rande eines Spielplatzes, als sie ihrer Schwester gerade ihre Kräfte zeigte. Ich war es, der ihr alles über die magische Welt erzählte. Damals …” Gebannt lauschte Harry den Erzählungen seines Gefährten. Es ging ihm nicht nur darum, dass er etwas über seine Eltern, vor allem über seine Mutter, erfuhr. Es war auch das was er mehr oder weniger zwischen den Zeilen über Severus erfuhr. Nein, mit Schrecken und Faszination zugleich, lauschte er den Erzählungen über Freundschaft, Eifersucht, Liebe, Mobbing und noch viel mehr Zwar fasst Severus alles zusammen und ging nur auf Lily und Remus näher ein, aber den Rest bastelte Harrys Fantasie zusammen. Ob er jetzt genaueres wissen wollte oder sogar sollte, wusste er nicht. “Ich hoffe du weißt, dass Remus sich inzwischen gebessert hat. Er hat aus seinen Fehlern gelernt und ist erwachsenen geworden. Genau so wie du. Wie ich dir schon sagte, ist Remus mir sehr, sehr wichtig und es würde mein Leben deutlich besser machen, wenn ihr beiden miteinander auskommt. Ihr müsst keine besten Freunde werden, aber angiften und anknurren muss wirklich nicht sein. Die eine Vollmondnacht, du weißt schon, als Sirius …” Schnell fiel ihm Severus ins Wort, ehe sich die Emotionen wieder aufschaukeln konnten. “Ja, ich weiß welche Nacht du meinst.” Dankbar strich Harry seinem Gefährten über den Handrücken. “Am nächsten Morgen habe ich mit Remus reden können und da habe ich gemerkt. Dass es mir fehlt. Als er damals Lehrer war, haben wir öfter Spaziergänge gemacht und über alles mögliche gesprochen. Er war es, der mir den Patronus beibrachte und somit ist zum Großteil sein Verdienst, dass ich überhaupt noch lebe.” Ernst nickte der Ältere. “Ich werde es nicht vergessen. Genau so wenig, wie dass er im Pelz euch Kinder angriff.” Sofort ergriff Harry Partei für seinen Ehrenpaten. “Ja, ich weiß, dass war nicht in Ordnung. Aber man darf nicht vergessen, dass er da Moony noch energisch unterdrückte und mit DEINEN Tränken ruhigstellte. Er war nicht Herr seiner Sinne.” Schnaubend zog Severus eine Augenbraue empor. “Und ihr beinahe Werwolfsfutter! Nun ja, lassen wir das. Ich halte es für eine super Idee, wenn du dich an deine Hausaufgaben setzt, bis der Flohträger hier einfällt.” “Severuuuuus, du hast das böse Wort gesagt.” Mit gequältem Gesicht schnappte sich Harry eines der Sofakissen, um sich dahinter zu verstecken. “Hausaufgaben ist in den Ferien verboten. Zu sagen und zu machen!” Doch natürlich kam er mit dieser Masche gerade mal so weit wie er spucken konnte - nicht weit und somit hatte Severus das leidliche Werwolf-Thema für den Moment erfolgreich abgewürgt. Remus war vollkommen geplättet, denn er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit … dem Ganzen, was ihn umgab. Es hatte alles schon so seltsam begonnen. Erst war da der ominöse Portschlüssel für eine Person, welcher ihn zu einer herunter gekommensten Gegend Londons brachte. Hier trieben sich in einigen Straßen magische sowie Muggel Dealer aller Art herum. Kurz um, es war keine Gegend für einen gemütlichen Sonntagsspaziergang. Dazu passte auch vollkommen, das leicht schiefe, rußig dreckige und farbe verlierende Haus, in dessen Vorgarten ihn der Portschlüssel brachte. So leid es ihm tat, dass er so über den Gefährten seines Alpha dachte, aber es passte zu Severus. Genauso allerdings auch zu ihm selbst … Doch hier blieb er nicht lange, denn ein Brief schwebte aus dem verwitterten Briefkasten auf ihn zu. Kaum hatte er "Eine Elfe bringt dich weiter" gelesen, da spürte er auch schon wie seine Hand ergriffen wurde und er Zwangsapparierte. Darüber musste er wirklich mit Severus reden, denn das konnte wirklich schief gehen. Er vergaß jedoch alles, als er in einer großen, schlicht-luxuriösen Eingangshalle landete. Wo zum Geier war er hier? War er in eine Falle des Feindes geraten? Würde er sich gleich auf der Streckbank oder im Kerker wiederfinden? Als er ein Poltern vernahm, zog er schnell seinen Zauberstab - Kampflos würde er sich nicht einkassieren lassen! Er hatte nicht um sonst daran gearbeitet, Moony kennenzulernen, auch wenn er sich beim besten Willen nicht willentlich verwandeln konnte. Aber den Wolf weiter an die Oberfläche holen, das ging mit etwas Anstrengung. Wenn er hier war, dann war Harry wahrscheinlich ebenfalls hier und wenn die ihm etwas angetan hatten … Das Knurren, welches ihm über die Lippen kam, kam von ihm selbst, denn Moony zeigte keinerlei Reaktion auf die eventuelle Pein des Alpha-Welpen. Etwas das Remus nicht nachvollziehen konnte und zu seiner schlechten Laune beitrug. Allerdings brachte es nichts, wenn er sich in seinen Emotionen verlor. Er musste konzentriert und vorbereitet bleiben! Es polterte erneuert sodass er sich in die entsprechende Richtung wandte, einen festen Standpunkt wählte und die Augen schloss. Doch er sollte nicht lange Zeit bekommen, um sich zu sammeln, denn schon Sekunden später ertönte ein lautes "Remuuuus" und als er die Augen öffnete, flog ihm Harry wortwörtlich in die Arme. Nur um sie beide dann postwendend auf den Boden zu werfen durch den Schwung. Lachend drückte er den übermütigen Teenager an sich. "Ich freu mich auch dich zu sehen, mein Kleiner." Auch eine halbe Stunde später konnte Remus immer noch nicht glauben, dass dies hier tatsächlich das Familienmanor von Severus war. Warum lief der Kerl dann immer herum, als wenn er gerade aus der Themse gezogen worden wäre? Genau diese Frage war auch unbeabsichtigt laut herausgerutscht. Kichernd hielt Harry eine Hand vor den Mund, ehe er so tat, als wenn er sich an einem Keks verschluckt hatte. Schnaubend stellte Angesprochener seine Kaffeetasse ab. "Ganz einfach, weil ich erst spät an dieses Erbe gekommen bin und zudem nicht viel davon halte, mit seinem Reichtum zu prahlen. Wirklich etwas dadurch gewinnen tut man auch nichts und wahre Freunde erst Recht nicht." Schulterzuckend zog der Professor einen Tagespropheten heran. "Aber es schadet nichts, wenn man etwas hat. Du weil man nicht auf Bonze machen willst, musst du ja dennoch jetzt nicht mehr wie ein Flussmonster herumlaufen." Remus konnte seinem ehemaligen Mitschüler in so weit zu stimmen, dass man nicht prahlen musste. Aber dennoch musste man doch nicht gleich wie eine durch Öl gezogene Ratte wirken. Was Snape, dies musste der Werwolf zugeben, heute nicht tat. Wenn man den Kerl nur in seiner Professoren Montur samt schmieriger Haare kannte, dann war die Kombination aus Stoffhose, Hemd und Weste absolut fremd. Blinzelnd schüttelte er den Kopf und kniff sich verstohlen in den Oberschenkel, denn vielleicht war er ja doch verzaubert worden. Es wurde nicht besser. Wirklich nicht! Die ganze Geschichte wurde nur noch verwirrender und auch erschreckender. Der Werwolf machte sich Vorwürfe, denn er hatte nach dem Gespräch mit Harry in der Heulenden Hütte nicht auf sein schlechtes Bauchgefühl gehört. Und was war passiert? Sein Alpha-Welpe war überfallen, dabei schwer verletzt worden und dann auch noch, mehr oder weniger, in die Hände der Gegner geraten. Die Malfoys waren an der Geschichte wirklich das geringste Übel. Wobei Remus sehr froh war, dass der Junge Peter nicht umgehend den Gar ausgemacht hatte dafür, dass dieser die Potters einst verriet. Aber gut … sein Alpha schien ja auch ganz lustige Ferien mit dem gefürchtesten Zauberer ihrer Zeit verbracht zu haben. Sein rechtes Auge begann nervös zu zucken. Die Gedanken rasten, verknoteten sich und verpufften letztendlich, ohne ein Resultat hervorgebracht zu haben. “Das klingt alles irgendwie wie ein seltsamer Traum. Wie eine Geschichte, welche Professor Trelawney erzählt”, gestand er und trat nachdenklich an die große Fensterfront, welche einen guten Blick den verschneiten, großen Garten bot. Wie sollte er mit dem Ganzen nur umgehen? Vor allem da Harry meinte, dass es noch mehr Sachen gab, welche er mit ihm besprechen wollte. Merlin, wenn das alles vorbei war, war er durch die Anspannung 10 Jahre gealtert! Wie hatte Severus das alles zulassen können? “Hey, guck mich nicht so böse an. Ich musste nach Malfoy Manor und er ist einfach mit in den Kamin gehüpft, hat sich mit dem dunklen Lord angelegt und alle um den Finger gewickelt. Hätte ich ihn genommen und wieder hier ins Manor verfrachtet, hätten mich mindestens vier Leute in der Luft auseinander gerissen. Wovon eine eine Werwölfin ist. Also, nein danke! Bedank du dich bei dem Kerl neben dir, für die Sorgenfalten auf der Stirn.” Lachend strubbelte Remus seinem Alpha Welpen durch die Haare. “Du bist echt ein Chaot, weißt du das? Wegen dir kommen Severus und ich noch frühzeitig unter die Erde.” “Wahre Worte, Lupin. Wahre Worte”, kam es leise hinter der Zeitung hervor. Harry war glücklich. Endlich konnte er mal wieder in Ruhe Zeit mit Remus verbringen. Es waren schöne Stunden gewesen, in denen er von dem Mann geradezu ausgequetscht und mit Fragen durchlöchert wurde. Zwar konnte er nicht alles erzählen, einfach weil manche Sachen nicht unbedingt weiter erzählt werden mussten, aber das war vielleicht auch gar nicht so verkehrt. Sonst wäre nachher noch Remus’ Kopf explodiert bei all den Neuigkeiten. Besonders stolz und froh war Harry darüber, dass Severus und Remus vernünftig miteinander umgegangen waren. Zwar etwas verkrampft, aber ihm zu liebe hatten sie keine alten Geschichten sowie Streitigkeiten aufgekocht, sondern letztendlich harmlose Sticheleien ausgetauscht. Wenn es darum ging Harry aufzuziehen, waren sie sich zu seinem Leidwesen sogar einig. Aber irgendwie fand er dies ganz angenehm. "Boar bin ich satt." Schnaufend rieb er sich über den Bauch. "Was ist die Steigerung von satt?", erkundigte sich Remus der neben ihm auf der Couch lümmelte. "Vollgefressen? Kurz vorm Platzen? Keine Ahnung, aber ist mir auch egal das ich wohl nur noch rollen kann. Die Elfen hier sind einfach Meisterköche. Ich bereue nicht eine der Portionen." Lachend nickte der Ältere. Aber Harry wollte auf der Couch nicht nur den vollen Wanst ausruhen, nein. Severus hatte sich in sein Büro verabschiedet, sodass die beiden Rudelmitglieder unter sich waren. Harry war dies nur ganz recht, denn es gab einige Dinge, welche Remus wahrscheinlich nur erzählte, wenn sie unter sich waren. Wenn überhaupt … “Remus, wir haben so viel über meine Ferien geredet. Ich weiß du hast deine stark verkürzt und über gewisse Themen bist du einfach hinweg gesprungen, oder hast sie erfolgreich umgangen. Was ist los? Ganz ehrlich, du siehst total mies aus.” Trocken auflachend strich sich sein Beta durch die glanzlosen Haare. “Es war anstrengend in letzter Zeit. Dumbledore und Co verhalten sich seltsam. Schatten werden zu potenziellen Feinden.” Kurz zögerte der Ältere, dann traf er schnaubend eine Entscheidung. “Scheiß auf Severus, welcher mich eben zur Seite zog und gesagt hat, ich soll über den Orden meinen Mund halten. Also, in den letzten Tagen, wahrscheinlich seit dem du dich abgesetzt hast nach Malfoy Manor, ist Dumbledore aus dem Häuschen. Er schlägt immer wieder unangemeldet und ohne dass eine Sitzung ist im Grimmauld Place auf. Er fragt Sirius und mich dauernd aus, ob wir etwas neues von dir wissen. Ob du dich in der letzten Zeit komisch verhalten hast. Laut seiner Aussage macht er sich schreckliche Sorgen. Dass du entweder in Depressionen oder selbstgefährdendem - weil zu riskantem - Verhalten verfallen könntest. Er gibt sich selbst die Schuld, weil er dich in letzter Zeit vernachlässigt hat. Er hat Sirius wieder und wieder versprochen, dass er es besser machen will, wenn du erst wieder da bist. Dass es ihm unendlich leid tut, dass er als Aufsichtsperson so versagt hat, wo Dumbledore und du doch sonst so eine enge Verbindung habt.” “Mit andern Worten, der Direktor labert gequirlte Scheiße. Ja, ich bin vielleicht kein Taktiker, sondern ein aufs-Bauchgefühl-Hörender, aber dennoch würde ich mich nicht bewusst in Situationen bringen, von denen die Überlebenschance im niedrigen einstelligen Bereich liegt.” Keck zwinkerte er dem kopfschüttelnden Remus zu. “Wie gut, dass ich weiß, dass du ein grandioses Bauchgefühl hast, du heißblütiger, Dickkopf.” Finster blähte er die Wangen auf. “Maaaan.” Doch dann lachte er, als Remus ihn schnappte und durchkitzelte. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie den Gesprächsfaden wieder vernünftig aufnehmen konnten. “Du hast Recht, Harry. Ich halte auch überhaupt nichts von Albus momentanen Verhalten. Seine Motive kann ich einfach nicht nachvollziehen und ich traue ihm nicht. So leid mir dies auch tut, sagen zu müssen. Einfach weil ich ihm einiges verdanke.” Harry biss sich auf der Unterlippe herum, ehe er die Frage stellte, welche ihm auf dem Herzen lag. Und vor dessen Antwort er Angst hatte. “Wie ist Sirius’ Meinung dazu?” Dass Remus den Blick abwandte und die Lippen zusammen kniff, gab Harry einen Stich. “Ehrlich gesagt, bin ich mir da ebenfalls nicht ganz sicher. Er musste mit einem Bindezauber davon abgehalten werden, dich selber suchen zu gehen. Er macht sich sorgen und verspricht jeden in der Luft zu zerreissen, der Hand an dich legt. Er kommt nach einer Rage-Phase jedoch immer wieder zu dem Schluss, dass Albus sein Wort gegeben hat. Allerdings … und ich bitte dich, jetzt ruhig zu bleiben, ist er nicht nur der Meinung dass Severus der Falsche ist um dich zu finden, er hetzt auch noch fleißig gegen ihn.” Remus war auf alles vorbereitet. Severus hatte ihn vorhin gewarnt, das Thema Sirius anzuschneiden, einfach weil Harry hochgradig impulsiv darauf reagierte. Der Angriff auf den Gefährten des jungen Alphas hatte eine starke Kerbe in das Verhältnis der beiden gehauen. Dazu kam auch noch, dass der Black niemals wirklich als Bezugsperson oder Vormund auftrat und für Harry eintrat. Wenn man es ganz stark runter brach, dann wurde das Leben seines Alphas durch Sirius noch verkompliziert. Harry investierte letztendlich mehr in ihre Beziehung, als anders herum. Letztendlich bereute er es, nicht weiter das Thema ‘Sirius’ ausgespart zu haben, denn Harry reagierte wie vorgewarnt. Er schimpfte wie ein Rohrspatz, er schritt mit geballten Fäusten auf und ab. Er begann zu knurren. Schnell stand er auf und packte den Aufgebrachten an den Schultern. “Stopp! Ich kann durchaus verstehen, wie du dich fühlst. Ich bin auch enttäuscht von Sirius. Er verhält sich unakzeptabel, aber ich sage dir, das ist nicht er. Leider ist mir nicht klar, was die Veränderungen bewirkt, aber er ist nicht mehr der Sirius welchen ich mal kannte. Vielleicht sind es Nachwirkungen von Askaban, denn ein Zuckerschlecken war die Zeit dort garantiert nicht.” Schnaubend entwand sich der Junge seinem Griff. “Tz. Weißt du, alles kann man damit auch nicht entschuldigen. Das wäre ja so, als wenn ich alles auf die Dursleys schiebe. Aber man kann sich doch nicht immer auf irgendwas berufen um sich rauszureden und mit schlechten Verhaltensweisen durchzukommen.” “Ich verstehe was du meinst, aber …” “Nichts aber. Lass uns Sirius für den Moment Sirius sein lassen. Sonst vergesse ich mich wirklich, wenn ich ihn das nächte Mal sehe. Und ja, ich weiß dass ich mich irgendwann einmal mit ihm in Ruhe zusammensetzten muss. Aber nicht jetzt und heute!” Alpha hin oder her, als Harry sich jetzt auf das Sofa warf und die Arme verschränkte, war er einfach nur ein gekränkter, und auch ein wenig bockiger, Teenager. Nicht wie irgendein mystisches Wesen, das mit Elfen und Gründern verwandt ist. Etwas, das ihm ein einziges Rätsel war. Leider hatten Harry wie Severus auch nicht wirklich viel Handfestes – nur viel Vermutungen. “Also, dann erzähl mir doch mal was sonst noch so bei dir passiert ist. Wie läuft es mit Moony?” Gequält verzog Remus das Gesicht, konnten sie nicht doch noch ein wenig über etwas anderes reden? Es half dem jungen Alpha runter zu kommen, in dem er Remus dabei zuhörte, wie die Kooperation mit Moony vorankam. Nämlich schleppend. “Remus, meinst du, es würde dir helfen, wenn du einen anderen Werwolf hättest, der dir Tipps geben kann?” “Vielleicht. Wahrscheinlich. Aber mein Adressbuch ist jetzt nicht gerade voll mit solchen Kontakten.” “Naja, ich hätte da jemanden in der Hinterhand. Layla, die Werwölfin, welche ich auf Malfoy Manor kennengelernt habe. Sie ist eigentlich die rechte Hand im Rudel von Fenrir Greyback aber sie macht momentan eine Rudelauszeit. Ich habe ihr schon gesagt, dass wenn sie etwas Abstand will, mir bescheid geben soll. Wer weiß, vielleicht kann sie dir echt helfen.” “Warte, von Fenrir hast du vorhin gar nichts erwähnt. Du hast dich mit ihm unterhalten? Er hat dich aber nicht angegriffen, oder?” Schnell schüttelte Harry den Kopf. “Ich habe gedacht ein Gespräch mit ihm würde mir bei der Elfenwolf Geschichte helfen, aber weil er so ein Arschloch ist, habe ich die Idee verworfen.” “Verständlich. Aber mir wäre es wirklich lieb, wenn wir nicht über dieses Monster reden würden. Da trinke ich lieber mit Dumbledore Tee mit aufgelösten Zitronenbonbons …” Ernst nickte Harry. "Ok. Aber würdest du mir dann den Gefallen tun, mit Layla zu reden? Die hat mir im Manor wirklich geholfen in dem sie mir zugehört und übersetzt hat. Zudem hat sie mit mir trainiert, um die wölfische Seite zu stärken. Die Frau ist nicht auf den Mund gefallen und lässt ihn sich weder von Fenrir noch Voldemort verbieten. Sie ist wirklich ein Original und ich möchte sie dir unbedingt vorstellen. Selbst wenn wir nur alle Kaffee trinken." Harry sah den skeptisch-grüblerischen Gesichtsausdruck nur zu genau. Darum ergriff er Remus Hände und blickte ihm in bester Welpenmanier an. "Biiiiitteeee." Er wusste, er hatte gewonnen, als Remus schwer seufzend die Augen schloss. "In Ordnung. Dir zu Liebe werde ich mir die Dame mal ansehen. Ich muss ja sicher gehen, dass sie dir keine Flausen in den Kopf setzt." Glücklich umarmte Harry seinen Beta. Layla würde nicht nur ihm helfen, sondern auch Remus. Da war er sich ganz sicher. Kapitel 45: ------------   Die Zeit in Rose Manor gab Harry wieder einen Vorgeschmack auf Hogwarts. Severus bestand nämlich nicht nur darauf, dass er sich um die Hausaufgaben kümmerte, sondern auch, dass sie an Harry Okklumentik Fähigkeiten arbeiteten. Dann konnte auch die, nach dem Gespräch mit Tom wieder auferlegte, Blockade gelöst werden. Widerwillig fügte er sich - er kam eh nicht darum herum. Aber nur weil man weiß, dass etwas sein muss, muss man noch nicht mit Begeisterung dabei sein. So Harrys Meinung.      Severus hatte knurrend zugestimmt, dass auch Layla hierher kommen konnte. Auch wenn sie, ebenso, wie Remus unter einem Schweigezauber gesetzt werden würde.  Jetzt wartete Harry ungeduldig auf die Antwort der Werwölfin.    "Harry, würdest du aufhören zu hampeln? Das lenkt mich ab."   "Aber ich bin doch ganz leise", intervenierte er.   "Du lungerst im Sessel neben mir, ich sehe im Augenwinkel wie du herumwackelst. Außerdem habe ich dir das Buch auf deinem Schoß nicht als Beinschoner gegeben. Es ist eine wichtige Hilfe bei der Verbesserung deiner Okklumentik." Streng sah Severus ihn an.   Nicht weniger finster erwiderte Harry den Blick. "Und du sollst selber lesen, anstatt mich anzustarren." Kurz streckte er dem Älteren die Zunge raus, dann schmiss er das Buch auf den Tisch und sich selbst neben seinen Gefährten aufs Sofa. "Komm schon, Severus. Das ist sooo langweilig. Können wir nicht wenigstens ein paar Zauber üben, anstatt zu lesen? Ich bin viel zu aufgedreht, um hier nur herumzusitzen."   Sein Gefährte widerstand seinem Blick einen Moment länger als Remus, doch letztendlich knickte auch der sonst so harte Slytherin ein.   "Na gut, dann nimm dir das graue Buch aus dem zweiten Regal, drittes Fach von oben und komm mit. Wir gehen in den Keller, dort ist ein Trainingsraum."   "Was gibt es hier eigentlich noch alles? Hast du zufällig auch ein Schwimmbad? Das wäre nämlich richtig cool." Schnell holte er sich das gesuchte Buch.   "Nein, aber hier ist ja noch genug Platz. Bisher hat es mir nicht gefehlt. Die große Badewanne reicht."   "Ja, die ist wirklich toll." Verträumt dachte er daran, wie er heute erst in der Wanne entspannte, ehe sich Severus liebevoll 'dem Vogelnest' auf seinem Kopf widmete. Zusammen baden, da hatte sich der Ältere geweigert. "Aber überlegen doch mal, wie cool es auch wäre, wenn du ein Salzwasserbecken hättest. Das soll so gut tun. Wie schwerelos herum treiben. Die müden Knochen entspannen und die Muskeln lockern …" Sehnsüchtig seufzend schloss er die Augen.   "Jaja, schon gut du Träumer. Komm zurück in die Realität und weg von Dingen, die nicht sind und nie sein werden. Es lohnt sich nicht, denn ich bin einfach zu selten hier."   "Aber…" Und damit startete eine Diskussion über Schwimmbecken und andere Dinge, welche es noch im Manor geben könnte - oder eben nicht.      Es war später Nachmittag. Harry merkte richtig, wie sehr er sich verausgabt hatte - wie sehr das alles an ihm gezerrt hatte.    Bei ihrem Training zeigte sich, dass der Überfall in Hogwarts, Umbridges Behandlung und vielleicht auch die lange Verwandlung Spuren hinterlassen hatten. Als Mensch war die Ausdauer schlechter, die Reflexe einen Tucken langsamer und seine Hand schmerzte. Das Positive daran war, dass er so in den Genuss von einer Behandlung durch Severus kam.   "Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich wirklich zu wenig über die Langzeitwirkungen von Blutfedern weiß. Meine Prioritäten lagen einfach bei anderen Dingen ...” Severus wirkte sehr nachdenklich, während er Harrys Hand eincremte.   “Wer rechnet auch damit, dass diese Frau das Ding aus der verbotenen Mottenkiste kramt?”   “Dies stimmt wohl. Ich verspreche dir, dass ich mir etwas überlegen werde. Dieses Scheißteil ist, wie du richtig gesagt hast, wirklich verboten. In Flammen aufgehen ist das Einzige, wozu es noch gut ist.”   “Hey, stress dich nicht deswegen.” Sanft legte er seine freie Hand auf die Severus’. “Und vor allem ‘Scheißteil’? Severus, du musst dir gleich den Mund mit Seife auswaschen gehen.” Gespielt tadeln schüttelte er den Kopf, während er mit der Zunge schnalzte.   Mit zusammen gekniffenen Augen blickte der Gefährte ihn an. “Du kleiner, frecher Wolf. Ich glaube ich muss dich mal ein wenig erziehen”, raunte der Ältere und mit einem kleinen Lächeln in den Mundwinkeln.   Und schon befand sich der Jüngere in einer Kitzelattacke wieder, welche sämtliche schlechten Gedanken verschwinden ließ.    Doch ein ‘Plopp’ Geräusch und eine damit aufgetauchte aufgerollte Pergamentrolle unterbrach ihre Albernheiten.    “Scheint als hätte die Wölfin geantwortet.”  Seufzend löste sich Severus von ihm und überreichte ihm das Schriftstück.   “Warum deine Elfen sich uns nie zeigen und ihre Aufgaben im Verborgenen erledigen ist mir immer noch ein Rätsel Selbst bei den Obersnobs von Malfoys zeigen sie sich."   "In Hogwarts ist es doch auch nicht anders. Dort arbeiten zig Elfen und man sieht sie nicht."   Grinsend begann er das Schriftstück zu entrollen. "Doch, wenn du den Eingang zur Küche findest und klar machst, dass du nichts Böses vorhast, findest du sie auch. Dann sind sie schüchtern, aber nicht so verklemmt. Und was ganz anderes ist es, wenn man heißt Dobby und einfach frei Schnauze auftaucht."      Seufzend nickend stimmte ihm Severus zu. "Und, was schreibt die Spitzzähnin?"   "Hast du sie gerade mit einem Vampir assoziiert? Wenn ich ihr das erzähle." Der Elfenwolf begann zu kichern, als er sich Laylas empörten Gesichtsausdruck vorstellte.   "Meine Güte, deine Verwandtschaft zu Salazar ist wirklich nicht zu leugnen. Bin ich jetzt stolz oder nicht?" Grübelnd tippte sich Severus gegen das Kinn.      Unbeeindruckt zuckte Harry mit den Schultern. "Sei froh, dass ich es noch nie gegen dich verwendet habe", murmelte er trocken, während er sich endlich Laylas Antwort widmete. "Nennt man es Heuler Light, wenn einer nur in Großbuchstaben schreibt?" Damit hielt er seinem Gefährten das Schriftstück hin.   "HARRY, ICH KOMME. EGAL WANN, EGAL WOHIN, EGAL WELCHE BEDINGUNGEN! SAG BESCHEID WANN ICH DICH UND REMUS LUPIN SEHEN KANN. ICH FREUE MICH AUF DIE UNTERHALTUNG! DAS WIRD EIN SPAß MIT UNS DREI", las Severus laut vor und schüttelte den Kopf. "Erstaunlich. Nicht mal in Schriftform besitzt sie Anstand."      Stirnrunzelnd blickte Harry auf das Antwortschreiben. "Ich frage mich nur, warum?"   "Weil sie in der Natur lebt und rohe Rehherzen auf fremden Terrassen frisst?", half Severus trocken nach.   Schmunzelnd klapste Harry seinem Gefährten auf den Oberarm." Blödmann. Ich meine, warum sie so scharf auf Remus ist. Schon als ich ihr das erste Mal von ihm erzählte, war sie vollkommen begeistert. Und Fenrir scheint auch ein gesteigertes Interesse an ihm zu haben. Vielleicht weil er Remus damals zum Werwolf gebissen hat? Keine Ahnung."   "Vielleicht erzählt sie es uns ja gleich. Na los, antworte ihr schon, dass sie sich auf den Weg nach Spinners End machen kann und Remus ebenfalls. Dann lasse ich sie herbringen. Ich bin mir sicher, dass vor allem Frau Wolf mit ihren Hufen scharrt. "   Prustend blickte er seinen Gefährten an. “Wirklich Severus, erst machst du sie zu einem Vampir und nun zu einer Mischung aus Wolf und Pferd. Du bist echt ein Kracher.”   “Ein Wolf-Zentaur”, kommentierte Severus mit einem schiefen Grinsen..      Severus genoss es wirklich, dass er Zeit mit Harry verbringen konnte. Es waren die vielen kleinen Momente, welche ihm ein gutes, warmes Gefühl gaben. Ja, sie hatten ihre Streitpunkte. Sie diskutierten sogar feurig über die korrekte Zubereitung eines Kaffees oder dem richtigen Belag eines einfachen Croissant. Aber es war vielleicht genau diese Normalität, welche das alles abrundete.    Tja, und jetzt war er verbannt worden, denn im Wohnzimmer plauderten lautstark zwei Wölfe miteinander.  Genau wie er erwartet hatte, stand nur eine Stunde später Layla in Spinners End auf der Matte und nur wenig später in der Eingangshalle von Rose Manor. Seit dem hingen die Wölfin und sein Gefährte wie Kletten zusammen, um wie alte Sabberhexen zu tratschen.      Und ja, er war ein wenig gefrustet. Vielleicht sogar beleidigt und eifersüchtig. Er hätte einfach alle kurz vor Abreise herbestellen sollen, dann wäre er nicht wie das fünfte Rad am Wagen in seinem Büro bei einem Haufen Klausuren geparkt. Viel lieber würde er jetzt mit Harry in der Bibliothek sitzen. Beide auf der Couch, er selbst ein Buch über Tränke und Harry mit irgendeinem kitschigen Buch oder den Klitterer lesend, während er mit dem Kopf auf seinen Oberschenkeln lag. Aber bis zur Abreise würde es solche Momente wohl nicht geben, denn Layla blieb über Nacht und morgen würde auch noch Lupin herkommen. Wobei das wenigstens Spannung versprach bei drei Wölfen verschiedenster Charakteren. Seufzend rieb er sich über die Augen. Warum benahm er sich denn wie ein verknallter Teenager? Merlin, er würde noch genug Zeit und Momente mit seinem Gefährten haben. Layla und Lupin hatten nicht die Möglichkeit, den Schüler jeden Tag zu sehen, hören oder sprechen. Er sollte es ihnen einfach gönnen, aber …    Kurz entschlossen reinigte er seine Schreibfeder, verschloss das Tintenfass und erhob sich. Das hier war sein Manor, da ließ er sich doch nicht einfach aus einem Raum verbannen! Dass er überhaupt nicht wirklich hinausgeschickt worden, sondern sich selbst verzogen hatte, beachtete er gar nicht weiter.      "Ah, da bist du ja schon."   "Wenn man vom Teufel spricht."   Missmutig spitzte er sie Lippen. "Danke für die Assoziation. Was habt ihr denn schon wieder ausgeheckt?"   "Ach komm schon, sei nicht so grummelig." Bittend blickte ihn Harry an, ehe er ihm einen unerwarteten Kuss auf die Wange drückte. "Ich wollte dich nur fragen, ob es in dem Wald dahinten Wild gibt. Und wenn ja, dann nur bitten, deinen Elfen irgendwie zukommen zu lassen, dass sie bitte noch mit dem Abendbrot warten. Wir würden gerne jagen."   "Kurze Randinfo. Ich steh nicht auf blutiges Fleisch." Ein Schmunzeln am linken Mundwinkel zupfend, legte er einen Arm um seinen kleinen Gefährten.   Mit großen Augen starrte ihn Harry an. "Wirklich? Ich dachte das wäre dein Lieblingsessen! Hase, dessen Herz noch nicht still steht, mit ein paar Wildkräutern."   "Kleiner Blödmann", knurrte Severus gespielt empört und rächte sich mit einer Mischung aus Kitzeln, Pieken und Haare zerzausen, ehe er den Jungen mit einem Kuss auf die Stirn entließ. Dass Layla ihnen zusah war egal. Sie würde es bald eh nicht mehr wissen … “Der Wald ist die Grenze des Grundstücks. Dahinter ist Niemandsland. Den genauen Wildbestand kenne ich nicht, aber Hasen und Rehe habe ich schon gesehen. Besser gesagt ihre Spuren. Wenn ihr Füchse seht, dürft ihr den Bestand dezimieren, denn sie machen immer mehr Ärger in den Muggelstädten."   Glücklich strahlte ihn sein Gefährte an. "Danke Severus." Ein Kuss, dann trabte der Jüngere auch schon in Richtung Terrassentür und verschwand nach draußen.      Layla erhob sich und blickte ihn dankbar an. "Es wird ihm gut tun Energie abzubauen. Vor Schulbeginn sollte er sich richtig auspowern. Schon die paar Stunden haben ihn unruhig gemacht."   Ernst blickte Severus nach draußen, wo ein junger Wolf durch den Schnee sprang. "Ich habe ihn schon mit Okklumentik und Kampftraining versucht zu beschäftigen. Aber diese Unruhe in ihm …"   "Hättest du das nicht getan, wäre er wahrscheinlich richtig unausstehlich. Das ist der Wolf in ihm. Dieser steckt ebenso wie der menschliche Harry in der Pubertät und platzt beinahe vor Energie, Hormonen, Verrücktheit und Impulsivität. Darum werde ich ihn jetzt auch ein wenig fordern. Rechne bitte nicht damit, dass wir zum Essen zurück sind. Bei den Werwölfen lassen wir die Jungen bis zu einem Monat durchgehend im Wolfspelz, damit sie sich mit all den neuen Eindrücken klar kommen. Diese Möglichkeit hat er aber nicht. Verstehst du, was ich sagen will?”   “Dass der Wolf in ihm Fluch und Segen ist.”   Geistesabwesend nickte die Werwölfin und blickte nach draußen, wo Harry inzwischen Schneeflocken fing.   “Bei ihm kommt einfach so viel zusammen. Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, ob meine Idee richtig ist oder nicht. Aber ich denke, wenn wir alle zusammenarbeiten, bekommen wir das schon hin. Und wenn gar nichts hilft, dann ziehst du ihn einfach ins Bett. Traue dir durchaus zu, dass er dann am Ende seiner Kräfte ist.”      Lachend rannte Layla hinaus zu dem ungeduldigen Elfenwolf. Während draußen die beiden Wölfe heulten und sich auf die Jagd einstimmten, stand Severus mit offenem Mund an Ort und Stelle. Diese Frau war unglaublich nervig!      “Harry, jetzt … SITZ!”    Ruckartig hielt Angesprochener in seinem hin und her gerutsche inne. Ungläubig blickte er seinen Gefährten an. “Ich bin kein Hund, verdammt. Hör auf, mir auf den Keks zu gehen!”   “Es ist mir egal, wohin ich dir gerade gehe. Du machst uns verrückt mit deinem Gezappel. Davon wird mein Kaffee nur kalt und die Nerven dünner. Lupin wird deswegen aber nicht früher hier aufschlagen. Merlin, du bist doch keine Drei mehr!”   Nur mit Mühe schaffte Harry es, weder die Zunge raus zu strecken, noch das Besteck durch die Gegend zu werfen. So angenehm der Tag gestern auch war, die letzte Nacht, oder besser gesagt ein Gespräch mit Severus, hatte das Gute in Schlechtes verwandelt. Finsteren Blickes ließ er seine schlechte Laune am Speck-Rührei auf dem Teller vor ihm aus.      “Hey, bist du noch wach?” Erkundigte er sich vorsichtig, als er ins Schlafzimmer trat.    Es war später als geplant geworden. Das Abendbrot hatten sie auch vollkommen verpasst, aber laut Layla war Severus darauf vorbereitet. Darum hatte er sich einfach komplett dem Gefühl der Freiheit und Stärke hingeben, während Layla ihn durch die Gegend scheuchte. Ihn sogar Hasen und Füchse jagen ließ.  Bei allem was ihm heilig war,das Adrenalin, welches ihn durchflutete, während er die Skrupel beiseite schob und sich auf sein Opfer konzentrierte, war unvergleichlich. Die Auseinandersetzungen gegen die kleinen Füchse waren nicht ohne, sie wussten sich zu wehren und nutzen jedes Zögern aus. Unter Laylas Anweisung hatte er die Tiere getötet, welche ohne größere Folgeprobleme dem Bestand entnommen werden konnten.   “Ja. Mach dich frisch und komm ins Bett”, raunte Severus sanft vom Bett aus. Der Blick, welcher dieser ihm über den Rand eines Buches hinweg warf, ließ, in Kombination mit der Stimme, eine Gänsehaut bei Harry entstehen. Mehr als ein Nicken bekam er nicht hin.       “Hmm, du riechst gut”, gurrte Harry zufrieden, während er sich näher an diesen unglaublichen Mann kuschelte.   “Nicht anders als sonst”, gab Severus nüchtern zurück, legte das Buch auf den Nachttisch und nahm ihn in die Arme. “Du bist ja ganz ausgekühlt.”   “Da weiß ich, was mir helfen würde …” Sanft schmiegte er sich noch näher, während er begann mit den Fingern über Severus’ Brust zu streichen. Ein Knurren rollte durch dessen Brust und keine Sekunde später war in einem Kuss gefangen, welchen er herbeigesehnt, nein, geradezu gebraucht hatte. Doch es war ihm nicht genug. Oh nein. Er wollte ‘mehr Severus’! Gierig und fahrig nestelte er an den Knöpfen von Severus’ Schlafoberteil herum. Schob ein Bein über die Hüften und … wurde abrupt gestoppt.      “Harry … Harry, hör auf.” Severus’ Atem klang angestrengt.   “Was … wieso, aber …” Harrys Kopf war leer. Gut, von den benebelnden Hormonen abgesehen.    “Bitte bleib ruhig. Es ist nicht, dass ich nicht auch wollen würde oder so.” Bedeutend zeigte Severus auf seinen Schritt, wo sich eine Beule in der Pyjama Hose abzeichnete. “Ich möchte nur, dass wir erst reden. Sex kann warten.”   Harry schmunzelte. “Ach, reden können wir danach immer noch”, flüsterte er und widmete sich wieder den Knöpfen. Doch seine Finger wurden eingefangen.   “Nein, denn glaub mir, wenn ich mit dir fertig bin, dann kannst du nicht mehr auffassen, was ich zu sagen habe.”   Stöhnend drückte Harry sein Becken gegen Severus’ Hüfte. Schon der Kuss hatte gereicht, um ihn hart werden zu lassen. “Versprich nichts, was du vielleicht nicht halten kannst.”      Tief durchatmend schob sein Gefährte ihn von sich herunter. “Bitte schalte deinen Verstand wieder ein und hör mir zu. Es ist wichtig.”   Nun doch recht angefressen ließ Harry sich auf den Rücken fallen. “Du bist echt ein Stimmungskiller. Himmel, dann sag halt, was du zu sagen hast.”   Ernst erkundigte sich Severus: “Hast du dir Gedanken darüber gemacht, wie es in Hogwarts wird?”   Stirnrunzelnd blickte er den Älteren an. “Hä? Wie soll es schon werden?”   “Wir werden uns wie immer verhalten müssen. Wie Schüler und Professor, nicht wie Gefährten. Wir können zwar sagen, dass wir in den Ferien kurz Zeit miteinander verbracht haben, aber nichts was über eine professionelle Beziehung hinausgeht. Du bist abgehauen und ich hab dich wieder eingesammelt und zurück gebracht. Das würde alles komplizierter machen, unter anderem auch durch das Ministerium.”   Überrascht setzte sich Harry auf. “Was hat das Ministerium verdammt noch mal damit zu tun?”   Seufzend erklärte ihm der Mann einige mehr als merkwürdigen Regeln.       “Moment, nur damit ich das richtig verstehe. Das Ministerium hat nichts gegen Beziehungen von Minderjährigen und Volljährigen, solange sie nicht in Abhängigkeit voneinander stehen? Ab dem siebzehnten Lebensjahr interessiert es niemanden mehr, wenn gewährleistet ist, dass Noten garantiert fair vergeben sind?”   “Richtig. Bei uns treffen zwei Punkte zu. Dazu hat das Ministerium mich eh auf dem Kicker, siehe Umbridge. Seit ich beim dritten Mal recht unfreundlich die Jobanfragen abgelehnt habe, stehe ich auf der Störenfried oder was auch immer Liste. Dazu meine Verbindung zur dunklen Seite.”   “Aber”, setzte Harry an. Severus unterbrach ihn.   “Aber das Ministerium ist nicht der Punkt, weswegen ich denke, dass es gut wäre. Wie reagieren die Mitschüler? Die Kollegen? Dumbledore? Ich denke, unsere Beziehung vorerst zu verheimlichen hat allein schon strategische Vorteile.”   Harrys Gesicht verzog sich. “Dein Ernst?”      Entschlossen nickte der Ältere, ehe er sogar noch einen draufsetzte. “Und da wir schon bei unangenehmen aber notwendigen Themen sind, stelle ich wohl gleich am besten eins klar. Mehr als den Status Quo, wird es körperlich zwischen uns vorerst nicht geben.”    “WAS? Sag mal, hast du was schlechtes gegessen? Was ist denn auf einmal los mit dir? Du redest nur Quatsch! Alles klar Severus, lass den ‘Versteckte Kamera Mist’. Genug gelacht. Hahahaha.” Natürlich wusste er, dass es hier nicht an der Nase herumgeführt wurde. Dafür kannte er Severus gut genug. Der Mann meinte es vollkommen ernst.   “Hör auf dich lächerlich zu machen. Das Ganze ist mein Ernst. Wir sind nicht in der Position, um irgendwelche egoistischen Fehler zu machen!”    Mit hochgezogener Augenbraue blickte Harry seinen Gefährten an. Nur mit Mühe unterdrückte er das Bedürfnis zu schreien und zu wüten. Das in Malfoy Manor stattgefundene Gespräch über ‘Harry, du musst dich beherrschen lernen’ klingelte immer noch in seinen Ohren.   Grollend zog er eine Augenbraue hoch und blickte Severus mit abschätzigem Blick an.  “Vorteile? Die Meinung anderer? Egoismus? Fehler? Auf all diese Dinge habe ich keine Antwort. Aber ich habe ein Bauchgefühl, ein Instinkt wenn man so will, und das ist ganz anders. Jedoch bin ich auch nicht so dumm zu glauben, dass ich dich von meiner Meinung und Ansicht überzeugen kann. Gefährte hin oder her, Erwachsene hören nicht auf Minderjährige oder gar Schüler.” Zähneknirschend sprach er diese Wahrheit aus.      “Harry …” Severus klang leicht genervt.   “Nein, du bist es nicht, der jetzt pissig wird. Ich habe da viel mehr Grund zu, denn du bist es, der mich mit diesen Tatsachen konfrontiert. Hast die letzten Stunden wohl erfolgreich zum Nachdenken genutzt, was? Aber weißt du Severus, das ist mir sowas von egal!  Was hast du eigentlich geglaubt, wie ich mich in Hogwarts verhalte? Dass ich dir im Unterricht auf den Pelz rücke? Dass ich dir in die Arme springe, wenn wir uns auf dem Flur sehen oder ich Händchen haltend durch die Gegend laufen will? Dass ich bei dir einziehe? Auch wenn manches davon wohl in groben Zügen meine Elfenwolf Instinkte beruhigen würde, einfach weil ich dauernd von dem Bedürfnis nach deinem Schutz geprägt bin, hatte ich nicht vor etwas davon zu tun.” Kopfschüttelnd kletterte er aus dem Bett.   “Wo willst du hin? Bleib hier, wir sind noch nicht fertig!”, forderte Severus streng.   Doch Harry war es egal. Mit zusammengekniffenen Augen funkelte er den Mann an. “Oh doch, jetzt gerade bin ich dies mit dir. Sonst sage ich Sachen, welche ich bereue und das will ich nicht.”   “Harry jetzt mach daraus doch nicht gleich wieder so ein Drama.” Auch Severus stieg aus dem Bett und kam auf ihn zu, doch Harry wich zurück.   “ICH MACHE EIN DRAMA? Ernsthaft Severus, hör dir mal selber zu. Wie würdest du reagieren, wenn ich dir sowas vor den Kopf werfen würde? Du hast mir gerade den goldenen Korb gegeben, ohne mit mir über eine gute Strategie zu sprechen. Und da soll ich ruhig bleiben? Es einfach hinnehmen?” Kopfschüttelnd wand er sich ab. Severus sollte nicht sehen, wie verzweifelt er die Tränen unterdrückte. Mit der Türklinke in der Hand hielt er inne. “Du bist ein Heuchler, Severus Snape. Schwadronierst immer über Reden und Diskutieren. Und dann bringst du so eine Nummer. Wir sind Gefährten. Vergiss das nicht, Severus. Ich habe nicht vor, wegen irgendwelcher Spinner aufs Abstellgleis zu wandern!”  Damit riss er die Tür auf und verschwand aus ihrem gemeinsamen Schlafzimmer.      Die Nacht hatte er auf dem großen Sofa in der Bibliothek verbracht. An entspannenden Schlaf war jedoch nicht zu denken. Stattdessen hatte er sich verwandelt und durch das Fenster den Sternenhimmel beobachtet. Sein Herz tat weh und ein Kloß hatte sich in seinem Hals festgesetzt. Jedes Mal, wenn er seinen Gefährten ansah, wurde es schlimmer. Er wollte so viel sagen. Wollte zusammen mit Severus eine vernünftige Strategie erarbeiten, aber er bekam seine Gefühle und Gedanken nicht formuliert. Außerdem war er eh im Recht und Severus sah mal wieder Geister, wo keine waren!      "Oooookaaaay. Ich habe keine Ahnung, welche Laus euch über die Leber gelaufen ist, aber mir wird gleich die Milch im Kaffee sauer bei eurer miesen Stimmung. Möchte jemand drüber reden?"    "Nein!" Na wenigstens da waren sie sich einig.   Grummelned blickte die Frau sie an. "Schon gut, reißt mir nicht den Kopf ab. Beim Urwolf, das ist ja grausam."   "Sag das dem da." Abwertend winkte er in Richtung Severus. "Der hat den Mist zu verantworten. War wohl irgendein Trank schlecht."   "Sagt der, welcher freiwillig mit dem dunklen Lord quatscht und somit an seiner geistigen Gesundheit zweifeln lässt", giftete Severus zurück.   "Und du bekommst es nicht hin uns zu unterrichten, ohne dass selbst die Leute im siebten Jahr kurz davor sind sich in die Hose zu machen, wenn du deine fünf Minuten hast."   "Wenn ihr euch dümmer als eine Gruppe Oger benehmt, kann ich da auch nichts für!"      "Na, das nenn ich ja eine Begrüßung! Mehr schlechte Stimmung als auf dem Schwarzmarkt."   Bei dieser Aussage flog Harrys Blick zu Remus, welcher gerade deutlich irritiert ins Esszimmer eintrat.   “Was ist denn hier los? Euch hört man ja beinahe bis nach London.” Kopfschüttelnd ließ Remus sich neben ihm nieder.   Kommentarlos erhob sich Severus und rauschte aus dem Raum. Harry hatte das “Warte” auf den Lippen, aber indem er die Lippen fest zusammen kniff, konnte er es bei sich behalten. Er würde nicht nachgeben und wie ein unterwürfiger Welpe um Verzeihung bitten!   Remus kniff ihm in den Oberarm. “Würdest du aufhören die Tür böse anzugucken und mich stattdessen begrüßen?”      Nun war es Remus, welcher den finsteren Blick und ein Grollen abbekam. Dass dieser auch noch die Frechheit besaß,so gar nicht darauf zu reagieren, noch nicht einmal etwas beeindruckt davon schien, machte seinen Frust wirklich nicht besser. “Kneif nicht mich. Severus hat den scheiß Streit angefangen, also lass mich gucken wie ich will!” Kaum hatte er dies ausgesprochen, spürte er auch schon, wie er einen Schlag gegen den Hinterkopf bekam. Irritiert und aus dem Konzept gebracht drehte er sich zu Layla herum, welche hinter ihm stand. Mit in die Hüften gestemmten Händen und einem Blick, welcher Stahl schmelzen konnte … mindestens.   Mit golden glühenden Augen funkelte Layla ihn an. “Du hörst jetzt augenblicklich auf, dich wie ein Kleinkind zu benehmen und deinen negativen Emotionen hinzugeben. Du bist ein Elfenwolf und Alpha und kannst nicht immer andere darunter leiden lassen, dass du Zoff mit deinem Gefährten hast. Du kannst darüber mit uns reden, es aber nicht an uns auslassen! Klärt das im Bett, Urwolf noch eins!”      Räuspernd klinkte Remus sich in die Strafpredigt ein. “Ähm, ich kenn’ Sie nicht, aber ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie einem Minderjährigen nicht sagen würden, Sex wäre eine tolle Idee.”   “Mr. Lupin. Ich freue mich wirklich Sie kennenzulernen. Dennoch muss ich Ihnen widersprechen. Harry ist alles, aber kein Minderjähriger der an der Welt zerbricht. Er ist viel mehr und vor allem ist er bereit.”   “Er ist ein Welpe”, brauste Remus auf. Da verstand er ja mal gar keinen Spaß.   “STOP!”, donnerte Harrys Stimme fest durch den Raum und ließ beide Werwölfe zusammenzucken. Die Welle aus Dominanz und Wut sorgte für ein ungutes Gefühl im Magen. Im nächsten Moment sprang der junge Gryffindor auf und in dem Moment als der Stuhl krachend zu Boden ging, stand dort auch schon ein stattlicher Wolf.  Aufgebracht schritt Harry auf und ab.   Ein wenig unsicher blickte der ehemalige Lehrer zu der fremden Werwölfin herüber, welche seinen Blick mit einem Schulterzucken beantwortete und sich locker an den Tisch lehnte. Doch Remus konnte sie nicht täuschen.       “Es ist unglaublich … wirklich … das ist doch echt bescheuert alles!”   “Kleiner, beruhig dich bitte und erzähl … uns”, Remus war ein wenig angefressen, dass sein Alpha-Welpe der Wölfin wohl sehr vertraute. Und ja, er war auch eifersüchtig, dass diese ihm eine bessere Hilfe gewesen war als der eigene Beta und Ersatzpate. Hatte er wirklich so versagt? Tief durchatmend verdrängte er die schlechten Gedanken. “Erzähl uns was passiert ist. Das hilft dir bestimmt.”   Heftig nickend stimmte Layla ihm zu.   Ruckartig wand sich Harry in ihre Richtung.  “Ich wollt wirklich wissen, was geschehen ist? Ganz einfach, in Hogwarts werde ich auf das Abstellgleis geschoben.”   Remus glaubte seinen Ohren nicht, doch Harry schüttelte den Kopf und verschwand durch die offene Terrassentür. Bestimmt war das nur ein massives Missverständnis. Die beiden gingen ja schon beinahe ekelhaft niedlich miteinander um. Warum sollte Severus dann solch ein Verhalten an den Tag legen?   “Los, Lupin, lass uns den Kleinen einholen, ehe er Quatsch baut. Um dieses Grundstück herum sind laut Severus Muggel Siedlungen und wie reagieren die wohl, wenn ein großer Wolf in ihren Vorgärten steht?”      Zwei Stunden nach dieser Aktion und auch nach einigen Scheinkämpfen im Garten, befanden sich die drei Wölfe in einer gemütlichen Sitzecke der Bibliothek.  Harry hatte sich beruhigt und lag eingerollte in Welpengröße zwischen ihnen.     Endlich kam Remus dazu ein richtiges Gespräch mit Layla zu führen. Das was er bisher von ihr mitbekommen hatte, hatte ihn beeindruckt … und eingeschüchtert.      Es war Layla, welche das Schweigen brach.  “Euer kleines Rudel hat es wirklich nicht leicht, nicht wahr?”   “Hat es heutzutage überhaupt jemand leicht? Kann man je davon sprechen, dass alles gut ist?” Eine diplomatische nichtssagende Aussage. Harrys Vertrauen hin oder her, Rudelinternes sollte auch eben solches bleiben. Mal ganz davon ab, dass Layla immer noch ein Teil von Fenrir Greybacks Rudel war. Die, Merlin noch eins, Rechte Hand dieses Monsters.   “Ja, stimmt schon. Gerade für uns Werwölfe ist das Leben kein Zuckerschlecken. Aber keiner hat diesen Alpha. Einen Alpha, welcher eigentlich noch ein Welpe, ein Jungwolf, ist und die dementsprechende Erziehung und Führung braucht. Wie willst du die Basis halten?” Mit schief gelegtem Kopf blickte Layla ihn an, doch er schwieg. Seufzend strich sich die Wölfin durch die Haare. “Ok, ok. Ich versteh schon, du kannst mich nicht riechen. Aber ich könnte dir echt helfen. Mit deinem Wolf und so.”      Remus knirschte mit den Zähnen. Es war nicht so, dass er Layla überhaupt nicht leiden konnte. Er misstraute ihr nur und war eifersüchtig auf ihren Einfluss auf Harry. Denn die von ihr erwähnten Schwierigkeiten bezüglich Harry waren nun mal nicht aus der Luft gegriffen. Sie wusste sowohl wie sie mit einem Jungwolf, als auch wie sie mit einem Alpha korrekt umzugehen hatte. Ihm selbst fehlte da einfach sämtliche Erfahrung. Layla war der zweite Werwolf überhaupt, mit dem er in seinem Leben Kontakt hatte.   Eben jene Wölfin legte einen Muffliato auf Harry. “Vielleicht muss ich den ersten Schritt machen. Also, ich bin Layla aus dem Greyback Rudel. Fenrir Greyback machte mich vor vielen Jahren zu einem Werwolf und rettete mir damit nicht nur wörtlich das Leben. Mein Leben war von klein auf eine Katastrophe, denn mein Vater sprach Drogen und Alkohol zu und ließ seine Launen an uns aus.”       Damit leitete Layla ein Gespräch ein, bei dem Remus nur sprachlos zuhören konnte. Er hörte die Zusammenfassung eines Lebens, welches von klein auf von Gewalt und sexuellen Übergriffen geprägt war. Von Entführung und psychischer Gewalt. Von einer Frau, welche am Rande des Todes stehend einfach in den Dreck geworfen wurde, wie eine beschädigte Ware. Und er erfuhr von der Frau, welche sich davon nicht hatte zerbrechen lassen, sondern dadurch gewachsen sowie gestärkt worden war. Als Layla ihre Lebensgeschichte damit beendete, dass ihr erst das Werwolfleben wieder einen Sinn im Leben gegeben hatte, blickte er nachdenklich in das künstliche Feuer.      “Zu sagen, dass es mir leid für dich tut, trifft nicht wirklich meine Empfindungen”, murmelte er nachdenklich. “Es ist harter Tobak, welchen du mir hier gerade vor den Latz geworfen hast. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht wirklich, was ich dazu sagen soll.”   “Und doch hast du nur die Erzählung und nicht die Erlebnisse. Ich bin kein anderer Mensch, nur weil du jetzt davon weißt. Zudem habe ich dir das alles nicht erzählt, damit ich Mitleid von dir bekomme oder damit du mich anders behandelst. Mit meiner Geschichte wollte ich dir nur zeigen, dass du mir vertrauen kannst. Das, was auch immer dir bisher in deinem Leben geschehen ist, mich nicht schockieren kann. Ich bin nicht hier um irgendjemanden zu schaden. Ich bin wegen Harry hier, denn er ist ein Elfenwolf - ein beinahe mystisches Wesen für uns Werwölfe - und auch der Oberalpha. Wenn der Junge älter, stärker und mental reifer ist, kann er locker in der Lage sein selbst Wölfe wie Fenrir zu unterwerfen. Er ist besonders. Von absolut niedlich und Schutzbedürftig gar nicht erst zu sprechen. Aber man darf auch nicht vergessen, dass er auch eine potenzielle Gefahr für sich und andere sein kann, wenn er nicht aufpasst. Darum werde ich ihn dabei unterstützen mit seinen Genen klarzukommen, wenigstens mit dem wölfischen Anteil. Aber dafür braucht es auch dich, Remus Lupin und dafür musst du besser mit deinem Wolf klar kommen. Dein Geist ist verwirrt, da dein Wolf nicht weiß an wem er ist und du weißt nicht, wie du richtig mit ihm umgehen sollst.” Ernst blickte die Frau ihn an. “Du bist ein guter Mann Remus, aber ein Feigling.”     Unwohl rutschte Remus in seinem Sessel hin und her. “Hmm, mag sein”, murmelte er unwohl und verstand jetzt, warum die Frau die Rechte Hand des Greyback Rudels war. Allein mit ihrer offenen und schamlos-ehrlichen Art konnte sie einem das Fürchten lehren. Dennoch behielt sie dabei eine Aura der Diplomatie. Sie stand mitten im Leben und das Wissen darum, was sie schon alles in der Vergangenheit bewältigt hatte, hatte ihr Feuer gegeben, anstatt sie zu zerbrechen. Eine wirklich interessante Frau … und doch würde Remus jetzt gerne verschwinden und seine seelischen Wunden lecken. Tief seufzend fuhr er mit seinen Fingern sanft durch Harrys Fell, welcher sich der Berührung leicht entgegen streckte, aber ansonsten nicht aufwachte. Er würde das entgegengebrachte Vertrauen nicht unbeachtet lassen.     “Es ist Fenrir Greyback zu verdanken, dass ich niemals die Chance zu einem normalen, unbeschwerten Leben hatte. Ein Streit mit meinem Vater veranlasste ihn dazu, kurz vor meinem fünften Geburtstag bei uns einzubrechen und mich zu beißen. Seit dem habe ich mir nicht nur einmal gewünscht, er hätte mich ebenso getötet wie die beiden Kinder, weswegen er überhaupt erst Probleme mit dem Ministerium und meinem Vater bekam. Mein Vater hat sich bis zu seinem Tod Vorwürfe gemacht. Sie liebten mich, wenn auch seitdem eher distanziert. Nur an den Morgenden nach Vollmond kam meine Mutter zu mir um mich in den Arm zu nehmen, mir Geschichten und Lieder vorzutragen oder mich einfach nur aufzupäppeln.”       Kurz versank Remus in seinen schmerzhaften Erinnerungen an die Kindheit. Er wuchs auf mit einer Liebe, dessen er sich nie sicher war. In einem Elternhaus, in welchem er vieles versuchte, um Aufmerksamkeit und Anerkennung zu bekommen. Ein Großteil seiner Kindheit verbrachte er freiwillig in dem extra gesicherten Schuppen, da er eh nicht mit anderen Kindern spielen durfte und er die musternden Blicke seiner Eltern oftmals nicht ertrug. Leicht zuckte er zusammen, als Layla vorsichtig seine Hand ergriff. “Ich glaube, von uns beiden bist du derjenige, welcher das schwerere Los gezogen hat. Durch Fenrirs unbedachtes Handeln, bist du viel zu jung in diese Lage geraten. Und das auch noch, ohne dass jemand an deiner Seite war, der dir alles erklären und zeigen konnte. Ich kann nachvollziehen, dass du deinen Wolf verdrängt und betäubt hast mit Tränken, aber das musst du nicht mehr. Das ist Vergangenheit, auch wenn die Erinnerung an damals immer ein Teil von dir sein wird. Aber jetzt ist es an der Zeit, dich deinem Wolf zu stellen und mit ihm gemeinsam zu leben. Eine Einheit zu werden und somit auch ein besserer Beta für dein Rudel zu werden. Gemeinsam könnt ihr für einander da sein und euch Kraft geben.” Mitfühlend lächelte Layla ihn an, drückte noch einmal seine Hand und erhob sich. “Ich werde mich bis zum Abendessen zurückziehen.”      Wortlos nickte Remus. Der Kloß in seinem Hals verhinderte ein Sprechen. Mal ganz davon ab, dass er wahrscheinlich eh nur leeres BlaBla hin bekam im Moment. Er musste nachdenken.      Harry war Remus und Layla sehr dankbar dafür, dass sie ihn ablenken und aufmuntern wollten. Zeitweise klappte es auch, aber größtenteils reiste die “Was nun?” Frage durch seinen Geist. Er war auch sehr froh, dass Remus die ablehnende Haltung gegen Layla anscheinend abgelegt hatte und geradezu in Plauderlaune war.  Aber dennoch konnte er sich nicht vollkommen auf Laylas Erklärungen über das 1 x 1 des Werwolflebens einlassen und entschuldigte sich daher, um nach seinem Gefährten zu sehen. Zum Glück schaffte er es irgendwie, sich vor dessen Zimmer zurück zu verwandeln.      “Severus?” Zögerlich klopfte der junge Gryffindor an die Bürotür. Als ein gepresstes “Herein!” erklang, schob er sich schnell in den Raum.   “Möchtest du nicht zu uns kommen? Wir wollen ein wenig Karten spielen, welche Remus mitgebracht hat.”   “Danke, kein Interesse”, antwortete Severus, ohne auch nur aufzublicken.   Geknickt ließ Harry die Schultern hängen. “Aber …”   Severus Feder kratzte unbeirrt über das Pergament, während die Augen zwischen zahlreichen Büchern hin und her flogen.   “Kann ich dir irgendwie helfen bei dem, was auch immer du machst?” Hoffnungsvoll trat Harry einen Schritt näher.   “Nein, kannst du nicht. Und jetzt bitte, geh zurück zu den Wölfen und lass mich arbeiten. Zum Abendessen werde ich bei euch sein.”   Der Schmerz über die Abweisung drückte auf seine Brust und seine Augen brannten. Heftig blinzelnd drehte er sich herum und verschwand aus dem Büro. Er fühlte sich so unglaublich einsam und hilflos. Kapitel 46: ------------      Harry war irgendwie froh, dass die beiden Werwölfe letztendlich noch bis Freitag nach dem Mittagessen blieben. Damit hatte er so etwas wie einen Puffer … eine Möglichkeit oder besser gesagt eine Ausrede, um Severus aus dem Weg zu gehen.    Die beiden Gefährten verstricken sich immer weiter in ihrem Streit. Wenn sie sich nicht aus dem Weg gingen, lag immer eine gewisse Giftigkeit in ihrer Unterhaltung. Aber ein wenig tröstete es ihn, das auch die Gäste so - wenn nicht sogar abweisender - behandelt wurden. Jedoch war dies kein Zustand, den Harry noch sehr viel länger ertragen konnte oder wollte. Sobald Remus und Layla weg waren, würde er seinen Gefährten um ein Gespräch bitten. Er wollte nicht mit so einer Stimmung nach Hogwarts reisen.    Zaghaft klopfte er an die Tür des Büros, wo sich Severus mal wieder verbarrikadiert hatte.   “Severus? Kann ich kurz reinkommen?” Harry war auch gewillt die Tür einzutreten, wenn sich der werte Herr Professor sträubte. Da keine Antwort kam, drückte er die Klinke herunter und war froh, dass nicht abgeschlossen war. Langsam ging er in den Raum hinein.   “Was gibt es?” Severus sah erschöpft aus.   Besorgt trat Harry an den Schreibtisch, wo sich zahlreiche Pergamente und Bücher verschiedenster Dicke stapelten.  “Geht es dir gut? Vielleicht solltest du dich ein wenig hinlegen.”   “Nein, es ist alles in Ordnung. Nichts, was ein guter Kaffee nicht wieder reparieren könnte.” Er klang auch erschöpft.   Neugierig versuchte Harry einen Blick auf die Unterlagen zu werfen. “Was machst du hier eigentlich?” Die Bücher waren in einer ihm unbekannten Sprache geschrieben, dies erkannte er selbst über Kopf.   “Ach, ich hatte da eine Idee … aber es scheint nur ein Kesselätzer zu sein.” Mit finsterem Blick schlug Severus Bücher zu und stapelte beschriebene Pergamente aufeinander.   “Ich würde dir ja meine Hilfe anbieten …”   “Danke, nicht nötig. Wenn ich doch noch eine theoretische wie praktische Möglichkeit finde und in die Erprobung gehe, dann vielleicht.”   Schief lächelnd nickte Harry. “Ok. Ich wollte dir nur sagen, dass wir jetzt noch etwas zusammen essen wollten, ehe sich Layla und Remus auf den Heimweg machen. Es wäre schön, wenn du dabei wärst. Und vielleicht hilft dir ja eine kleine Auszeit, um wieder einen klareren Kopf zu bekommen.“ Unsicher zuckte er mit den Schultern.   Einen Moment krauste Severus die Stirn, dann stand er zu Harrys Erleichterung auf. “In Ordnung, dann wollen wir euch Wölfe mal satt bekommen. Die Menge an Lebensmittel, welche ihr drei in diesen paar Tagen verdrückt habt, bekomme ich nicht mal in einem ganzen, wenn nicht sogar in einem halben Jahr hin.“ Schmunzelnd hielt ihm sein Gefährte die Tür auf.   Ein verhaltenes Lachen entwich Harry. “Deine Hauselfen haben sich bestimmt vor Freude überschlagen, dass sie so viel zu tun hatten. Sie sind wirklich wunderbar und fleißig.“   “Da hast du wahrscheinlich recht mit deiner Einschätzung. Ich kenne ihre Talente und daher kann ich sagen, dass sie sich zum Beispiel beim Essen deutlich gesteigert haben. Mink, er ist der Oberste Hauself, hat sich einmal von mir die Erlaubnis eingeholt, auch neue Dinge einkaufen zu dürfen. Als ich es ihm erlaubte, haben seine Ohren geschlackert. Dass er vor Freude nicht abgehoben ist, war wirklich alles.“   Lachend verschränkte Harry die Hände hinter dem Kopf. “Dann zeigen sich deine Elfen ja doch, wenigstens einer von ihnen. Das war wahrscheinlich, als wir alles nach Schokoladenkeksen abgesucht haben. Eine halbe Stunde nachdem wir gefrustet aufgegeben haben und Remus und ich kurz davor waren ins nächste Muggeldorf zu reisen, standen plötzlich zwei große Platten mit allerlei Keksen und anderem Süßkram auf dem Tisch.“   Nun entkam auch Severus ein lachendes Schnauben, während er ihm die Haare zerzauste. “Unglaublich, du wickelst selbst meine kühlen, distanzierten Elfen um den Finger, sodass sie das Manor entgegen ihrer Art und Einstellung verlassen … für KEKSE!“   Harry fühlte, wie sich der Knoten in seinem Inneren ein wenig zu lockern begann. Severus alberte wieder mit ihm herum und war nicht mehr nur am ignorieren oder verscheuchen.        “Und du bist dir wirklich sicher, dass du nicht hier bleiben willst?” Es war das fünfte Mal, dass Remus sich bei ihm erkundigte.   Energisch schüttelte Harry den Kopf. Nur um dann unsicher mit den Schultern zu zucken und diese anschließend hängen zu lassen. “Keine Ahnung.”      Es war noch früher Nachmittag, als sie dieses Gespräch in der Eingangshalle von Severus’ Manor führten.   “Hör mal, Kleiner. Wir haben eine Menge besprochen, nur nicht warum ihr wirklich so verkrampft zueinander seid. Da ist mehr, als dass ihr euch nicht einig seid, wie ihr in Hogwarts miteinander umgehen wollt. Aber ich halte es für falsch, wenn ich dich jetzt mitnehme und jeder für sich allein schmollt. Dann kommt ihr Sturköpfe nur auf dumme Einfälle.” Sanft lächelnd strubbelte Remus ihm durch die Haare. „Ich kenne euch beide, da ist noch mehr was euch nervt.“   “Hmm, vielleicht … ach keine Ahnung.” Unsicher schüttelte Harry den Kopf.   “Kleines Elfenwölfchen, ich habe es dir schon mal gesagt: Du und dein Gefährte, ihr könnt das nur gemeinsam durchstehen. Es gibt ein Gerücht über Salazar Slytherin und seinen Gefährten, frag ihn danach und du wirst verstehen was ich meine.” Sanft lächelnd trat Layla an ihn heran.   “Könnt ihr nicht doch noch etwas bleiben?”   “Oh nein, junger Mann! Werf uns jetzt nicht deinen Welpen-Bettel-Blick zu. Das bringt dir auch nichts. Remus und ich werden jetzt gleich verschwinden.” Bedeutungsvoll hielt Layla einen alten Spiegel hoch, welcher die beiden zurück nach Spinners End bringen würde. “Denk in der Schule dran, es hilft niemanden, wenn du den Kopf verlierst. Wir haben dir einige Methoden zur Fokussierung auf dein Inneres gezeigt. Also wende sie gefälligst an.” Zwinkernd zog ihn die Frau in eine feste Umarmung, ehe sie ihm die Haare verstrubbelte und Remus das Feld überließ.      “Nimm deinen Gryffindor-Mut, die Ravenclaw-Schläue und deinen Slytherin-Biss zusammen und dann hast du gegen den alten Stinkstiefel einen Vorteil in der Hand. Der ist halt nur ein Slytherin.” Aufmunternd zwinkerte ihm Remus zu, ehe er die Arme ausbreitete.   Harry ließ sich nicht lange bitten und lehnte sich in die Umarmung. "Danke, Remus. Für alles."   "Schon gut, Kleiner. Denk dran, vorhin hast du mit Severus schon wieder gelacht und gespaßt. Jetzt müsst ihr einfach nur einmal vernünftig reden. Wenn ihr beiden mal wieder aneinander vorbei redet und es dich aufregt, dann erinnere dich, du bist ein Alpha!... Dazu ein Alpha mit Köpfchen. Wenn ich an die Geschichte mit Fenrir denke, wo du einen gestandenen Werwolf Alpha hast stramm stehen lassen … du schaffst alles."   "Eigentlich kann Severus einem leidtun, was?"   Lachend löste sich Remus, hielt ihn jedoch an den Schultern fest, um ihm in die Augen zu sehen. "So ist es. Also Harry, halt die Ohren steif und wir treffen uns zum nächsten Vollmond an der Heulenden Hütte. Solltest du dich nicht melden, werde ich Siri mitbringen."   "Genauso wie mich. Obwohl, ich bin da, egal was ihr sagt. Schließlich muss ich meine Schüler ja überwachen und euch auf die Pfoten schlagen."   "He!", riefen die beiden ‘Schüler’ gleichzeitig aus, was Layla zum Lachen brachte.   Sanft zog die Wölfin Remus von ihm weg. "Na los, komm her, du Flodderwolf. Unser Portschlüssel blinkt sich schon einen Wolf und geht gleich ohne uns los."   Ein letztes Gruppenkuscheln, dann nahmen beide Werwölfe den Spiegel in die Hand und waren schon im nächsten Moment, mit einem zischenden Plopp, verschwunden.   "So und was nun?" Nach einem Kratzen am Hinterkopf, zuckte Harry mit den Schultern und machte sich auf die Suche nach Severus. Er hatte doch schon ganz andere Situationen gemeistert, warum war ihm dann jetzt so unwohl im Bauch?          Eingehüllt in dicke Kleidung, Decken und einem Wärmezauber, saßen die beiden Gefährten auf der Terrasse und beobachteten gemeinsam den Sonnenuntergang hinter dem verschneiten Wald. Harry merkte deutlich, dass auch Severus ein wenig mit dem Ganzen überfordert war und nicht so recht wusste, wie sie miteinander umgehen sollte. Jedoch empfand Harry es als ein sehr gutes Zeichen, dass Severus ihnen eine Liege gehext hatte, sodass er nun zwischen den Beinen des Mannes saß. Dieser hatte die Hände auf dem Bauch des jungen Gryffindor verschränkt.      “Können wir in den Osterferien wieder hierher kommen? Oder einfach nur mal über ein Wochenende? Für die Ruhe und die Zeit mit dir, würde ich selbst das Flohen oder Apparieren in Kauf nehmen.”   “Ein verlockender Gedanke. Aber ich möchte nichts versprechen, was ich vielleicht nicht halten kann. Ich gestehe, ich habe keine Ahnung was uns demnächst erwartet. Ehrlich gesagt, trägt das auch zu meiner Laune bei.” Severus drückte ihn an sich.   Mit zusammengezogenen Augenbrauen blickte der junge Elfenwolf in den Sternenhimmel. “Weiß man dies denn je, Severus? Kann das überhaupt jemand wissen? Selbst Menschen wie Luna mit einem Seher Talent, können nicht 100% sicher sein. Jeder bestimmt täglich spontan Dinge, welche das eigene und das Leben anderer verändert oder beeinflusst.”      Ein Schmunzeln in der Stimme, erkundigte sich Severus, wo er denn diese philosophische Lebensweisheit her hatte.   “Na, von Remus und Layla. Während du dich hinter deinen Büchern zum Einsiedlerkrebs verwandelt hast, haben die beiden mich mit solchen Sachen geradezu überschüttet.”   “Ah”, war alles was der Ältere schwach antworte. „Waren wir also beide fleißig.“   Was Harrys Neugierde natürlich anfachte. “Sag mal … was hast du da eigentlich gemacht? Das sah jetzt nicht unbedingt nach Klausuren und Hausaufgaben kontrollieren aus.”   “Doch, die habe ich auch zum großen Teil bearbeite. Nebenbei habe ich… etwas recherchiert.”   “Und was?”   “Etwas, das uns vielleicht wirklich helfen kann. Aber ich habe noch nicht das gefunden, was ich suche. Das nervt wirklich. Das ist der Teil, welcher mich auch bei der Trankkunde und Forschung am meisten frustriert. Manchmal habe ich echt zu wenig Geduld dafür.”  Erneut lachte Severus schwach auf.   Harry löste sich ein wenig aus der Umarmung um seinen Gefährten anzusehen. Mit zusammengekniffenen Augenbrauen blickte er den Mann an. “Severus, du plapperst. Das machst du NIE! Also, was ist los? Warum lenkst du vom Thema ab?”      Seufzend strich sich Severus durch die schwarzen Haare. “Ich will es dir eigentlich erst erzählen, wenn ich wirklich etwas Handfestes habe. Ich möchte dir keine falsche Hoffnung machen.”   “Severus, bitte, erzähl es mir. Falsche Hoffnung könntest du mir nur machen, wenn du mir versprichst, dass du mir ein Leben in Harmonie und Frieden versprichst und das ab Morgen.”   Sanft lächelte ihn der Mann an. “So blauäugig bin ich nicht.”   “Nein, du bist schwarzäugig und pessimistisch.”   Nun löste sich ein ehrliches Lachen aus der Kehle des Slytherin. “Verrückter Gryffindor.” Severus seufzte tief, drückte ihm einen Kuss auf die Stirn und blickte in den Himmel.        Wie sollte er all seine Gedanken vernünftig in Worte packen?  Er hatte die letzten Tage so viel nachgedacht und fest stand, er musste sich Harry erklären. Auch wenn er nicht glaubte, dass sie dadurch auf einen Nenner kamen. Ähnlichen Erfolg hätte er wohl auch, wenn er Umbridge dazu bekommen wollte nicht mehr pink zu tragen.    “Ich habe versucht etwas über Blutfedern herauszufinden. Leider bin ich zwar fündig geworden, jedoch mache ich mich mit der Zerstörung dieses Dinges genauso strafbar wie Umbridge mit der Nutzung. Was mich nicht stören würde, ich stehe immerhin in Kontakt mit einem gewissen dunklen Lord. Also, die Zerstörung ist nicht das Problem, die Gefahr dabei möchte ich jedoch so gering wie möglich halten. Denn Blutfedern sind deswegen so gefährlich, weil sie nicht nur eigene Magie abgeben und damit die ewigen Narben hervorrufen, sondern sie nehmen auch von jedem Schüler Magie auf und verwandeln sie in etwas Schlechtes.”   “Mooooment”, unterbrach ihn Harry mit großen Augen. “Langsam. Nur damit ich dein Geschnatter auch richtig verstehe. Du kannst das Ding zerstören, begibst dich dabei aber in Gefahr, weil es fremde Magie speichert?”   “Du hörst auch nur das, was du willst, was?” Skeptisch zog Severus eine Augenbraue hoch. Wieder machte er sich sein Gefährte mehr Gedanken um andere, als um sich selbst.   “Wieso? Meinst du wegen der Sache mit der Narbe? Ehrlich gesagt habe ich nie damit gerechnet, dass sie wieder verschwindet, aber es ist schon deutlich besser geworden durch deine Salbe. Weißt du … ehrlich gesagt setze ich da ganz auf dich, dass du etwas entwickelst.” Mit einem schiefen Grinsen biss Harry auf die Unterlippe, ehe er wieder ernst wurde. “Was ich wirklich schlimm finde, ist der Magieentzug. Wenn ich jetzt so daran denke, dann habe ich mich nach langen Sitzungen gefühlt, als wenn ich vom Turm aus runter in die Große Halle gelaufen wäre. Wie muss es dann erst den jüngeren Schülern gegangen sein?”   Severus dachte nun ebenfalls zurück und runzelte die Stirn. “Das würde auch erklären, warum immer wieder Schüler eingeschlafen sind. Nicht nur in meinem Unterricht. Poppy hat auch erzählt, dass sie öfter Schüler mit Hyperaktivität nach übermäßigen Aufputschtrankgebrauch hatte. Die ganzen Zusammenhänge werden mir erst jetzt bewusst.” Der Lehrer konnte nicht verleugnen, dass er ein verdammt schlechtes Gewissen hatte. Ahnte einer seiner Kollegen auch nur ansatzweise davon, was die Schüler durchmachen mussten? In welche Gefahr die Schüler geraten waren? Diese Feder musste weg und am besten Umbridge gleich mit! Aber wie sollten sie dies machen, ohne dass das Ministerium eingriff?   Abrupt sprang Harry auf und marschierte auf und ab. “Diese Frau macht mich so …. so EXTREM WÜTEND! Ganz ehrlich, diese Frau gehört in den Knast! Die gefährdet die jungen Schüler oder solche mit wenig Magie. Was ist, wenn irgendeiner bleibende Schäden davon trägt? Nimmt die das in Kauf? Nimmt Dumbledore das in Kauf und was ist mit dem Ministerium? Die kriechen ihr ja eh in den Hintern und blasen ihr Ego mit pinker Billywig Kotze auf! Ich spring der ins Gesicht, wenn ich sie das nächste Mal sehe!”      Seufzend strich sich Severus durch die Haare. Geduldig blieb er sitzen und wartete darauf, dass Harry seine durchaus berechtigte Wut raus ließ. Jedoch war er inzwischen so klug zu wissen, dass der kleine Elfenwolf erst dann wieder ansprechbar war, wenn er sich ausgetobt hatte. Er wollte jedoch mit Harry zusammen eine Lösung erarbeiten, daher rief er zwei Tassen mit Tee herbei und wartete.      Fünf Minuten später ließ sich Harry wieder schnaufend auf die Liege fallen. “Ha, das tat gut!”   Schmunzelnd reichte Severus seinem Gefährten den warm gehaltenen Tee. “Schön, dann können wir uns ja jetzt weiter unterhalten. Ich stimme dir übrigens zu, bezüglich Umbridge und dem Ministerium läuft nichts mit rechten Dingen ab und ja, sie gehört eindeutig bestraft! Wir müssen uns einen guten Plan überlegen …”   “... denn die alte pinke Stinkfrucht sitzt am längeren Hebel.”   Severus tarnte das Lachen in einem akuten Hustenanfall. “Äh… ja, genau.” “Ok … wie kriegen wir sie weg, ohne dass es uns angekreidet wird und wie bekommen wir die Feder kaputt, ohne selber Schaden zu nehmen?”     So saßen die beiden Gefährten unter dem Winterhimmel und diskutierten bis spät in die Nacht. Letztendlich kamen sie zwar auf keine Lösung, aber sie stritten sich auch nicht. Was Severus sehr positiv stimmte. Es waren viele gute Ideen entstanden, doch egal was sie auch machen wollten, sie brauchten Unterstützung. Zum Beispiel von Harrys komischen Freunden. Das war nun der Part seines Elfenwolfes, diese einzuweihen. Er selbst würde tunlichst zusehen nur Lovegood öfter zu sehen.    “Hast du was von ihr gehört?”, platzte es zusammenhanglos aus ihm heraus, als sie sich schließlich Bettfertig machten. Harry würde endlich wieder im gleichen Raum und Bett wie er schlafen.   “Hmm?”   “Entschuldige, ich war in Gedanken und dachte gerade an Lovegood und wie sie wohl auf die Neuigkeiten reagiert. Hast du in den Ferien irgendetwas von ihr oder deinen anderen Freunden gehört?”   Kurz schüttelte Harry den Kopf, ehe er in eins von Severus’ T-Shirt schlüpfte. Ein schöner Anblick, wenn Severus ehrlich war. Dies würde er halt nur nicht laut aussprechen.  “Nein, aber es hätte mich auch gewundert, wenn. Wir haben ausgemacht, dass wir uns nur im Notfall schreiben und ihre Weihnachtsgeschenke sind schon in Hogwarts. Ich habe sie Dobby gegeben, als ich mit Layla am Verbotenen Wald war.”   “Wahrscheinlich hätten dich die Eulen auch nicht gefunden”, gab Severus zu bedenken. “Malfoy Manor und Rose Manor lassen keine fremden Eulen durch. Bei beiden sind Stellen zwischengeschaltet.” Geschmeidig kletterte Severus ins Bett und hob die Decke für Harry hoch.   Lachend kam der Jüngere der Aufforderung nach. “Wir reden hier von Neville, dem unscheinbaren Pflanzencrack. Den gewitzten, erfinderischen Zwillingen und Luna, ein Mädchen mit Seher-Gen. Überdenke deine Aussage mit dem ‘nicht finden’ nochmal.”   “Das Quintett des Grauen”, schmunzelte Severus und löschte die Lichter, ehe er Harry vorsichtig in die Arme schloss.   Der Gryffindor nickte an seiner Brust. “Gute Nacht, Severus”, murmelte der kleine Elfenwolf, kuschelte sich an ihn und war nach nur wenigen Momenten eingeschlafen.      Severus brauchte noch etwas länger, auch wenn der Schlaf schon an ihm nagte. In den letzten Nächten, als Harry nicht bei ihm schlief, hatte er kaum Ruhe bekommen. Er war dadurch sogar beinahe eingeknickt und hätte Harry Recht gegeben. Aber er hatte dagegen angekämpft. Er wollte den Jungen nicht durch den Kontakt mit ihm in weitere Gefahren oder Misskredite bringen. Allen Umständen zum Trotz, sollte sein Gefährte ein möglichst normales Dasein als Schüler haben - ohne dass es hieß, er wäre das Spielzeug eines Lehrers.    Es brachte nichts die Nacht über zu grübeln, morgen würden sie nach Hogwarts zurückkehren. Die letzten Jahre war es immer so gewesen, dass die Schüler es sich aussuchen konnten, ob sie schon am 31.12 mit eigenen Mitteln zurückreisten, oder ob sie erst am Tag nach Silvester mit dem Hogwarts Express ankamen. Dieses Jahr jedoch hatten alle Schüler spätestens Sonntagmorgen, den 31.12, zum Frühstück zurück in Hogwarts zu sein.    Leise seufzend schloss er die Augen und zog Harry vorsichtig etwas näher. Morgen früh musste er noch einen letzten Schwung Klausuren korrigieren, ehe es zurück in die unangenehme Realität ging.        Der Moment der Abreise war in greifbarer Nähe.      "Du siehst genauso motiviert aus, wie ich mich fühle." Mürrisch schob Harry den Zauberstab in den Ärmel. "Ich hoffe ich seh' das Manor wieder. Schließlich habe ich längst nicht alles erkunden können."     "Wenn du nochmal so stümperhaft versuchst die Noten deiner Freunde besser zu hexen, dann wirst du dafür keine Möglichkeit bekommen." Der Frieden vom letzten Abend war vergessen.   "Heee, ich versuche nur auszubügeln, was du mit deiner knurrigen Unterrichtsmethode verbockst. Neville könnte deutlich besser sein, wenn er nicht so eine Angst vor dir hätte. Ganz oft ist er es, und nicht Hermine, der uns erklärt warum manche Pflanzen zusammen dürfen und warum manche nicht. Weswegen gerade Pflanze XY im Trank sein sollte und so weiter." Entschlossen stellte Harry seine Tasche nochmal ab, um die Hände in die Hüften zu stemmen.   Skeptisch blickte ihm Severus entgegen. "Longbottom und Tränke erklären?" Kurz schüttelte der Professor den Kopf, ehe er sich wieder dem Verpacken von Tränken widmete. Sensible Tränke, welche das Verschicken via Magie nicht vertrugen … oder so. "Solange er davon nichts in den Klausuren zeigt, glaube ich da nicht dran.”   Schnaubend schüttelte Harry den Kopf. Severus war so verbohrt in seiner Meinung. “Du schleichst um uns herum wie ein Adler auf der Jagd. Du stehst hinter uns. Atmest, schnalzt und knurrst uns quasi in die Ohren. Wie, bei Dumbledores Bart, soll man sich da auch nur ansatzweise auf eine Klausur konzentrieren, dessen Stoff man schon im Unterricht schwer nachvollziehen konnte?” Verstand der Kerl diese Logik wirklich nicht?   “Soll ich euch das vorsingen? Ihr werdet von den anderen Lehrern schon verwöhnt, da kann ich doch erwarten, dass ihr in meinem Fach mit erhöhtem Druck klarkommt. Ganz banal gesagt kann eine Explosion, eine Kettenreaktion, dafür sorgen, dass die gesamte Klasse stirbt.”   Nun warf Harry die Hände in die Luft. “SEVERUS! Wenn wir aber nicht richtig lernen, dann wird so ein Fehler zwangsläufig auftreten! Tritt einfach, verdammt nochmal, auf die Bremse mit deinem Gute als böser, fieser Lehrer und lass dich davon überraschen was passiert. Vertrauen ist das Zauberwort, kommt dir das bekannt vor? Guck dir Draco an, denn er kann nicht nur sein Können frei entfalten, sondern wird auch noch gefördert.” Ja, es war genauso vorwurfsvoll und giftig gemeint, wie er es gesagt hatte. Und damit war für Harry das Thema abgeharkt. Severus würde schon sehen, dass die Schule nicht gleich in die Luft ging, sobald dieser bei bestimmten Schülern nicht mehr bei jedem Handgriff im Nacken hing.   Man sah Severus deutlich an, dass er in seiner Ehre als Professor gekränkt war. Aber das war dem Jüngeren sowas von egal. Vor allem, wenn man dadurch nicht tausend Ängsten ausgesetzt war und genauso viele Tode starb im Zaubertrankunterricht.   "Ich denke, wir sollten jetzt los. Hast du endlich alles beisammen?", erkundigte sich der Ältere schmallippig.      Als Harry seine klein gehexten Habseligkeiten in die Hosentasche steckte und nickte, scheuchte Severus ihn vor die Tür. Zeit die turbulenten, tollen, lustigen Ferien hinter sich zu lassen und Hogwarts in Angriff zu nehmen. Zeit für den Ernst des Lebens. Zeit sich mit dem Kooperationsangebot von Tom ernsthaft auseinander zu setzen. Zeit seine Freunde, vor allem Luna, auf den neuesten Stand von Klatsch und Tratsch der dunklen Seite zu bringen.   Kapitel 47: ------------ In der gleichen Nacht, als Harry und Severus ihre fragile Waffenruhe genießend im Bett kuschelten, saß Remus in seinem Wohnzimmer. Er war alleine in dem alten, dreckigen, krummen Häuschen und nur der flackernde Kamin spendete ihm Licht. Die Ellenbogen auf den Oberschenkeln abgestützt, saß er auf einem alten Stuhl und beobachtete stumpf die tanzenden Flammen. All das, was in den letzten Tagen und Wochen geschehen war, war zu groß und viel für ihn, um es wirklich zu begreifen. Harry war ein seltener Elfenwolf. Mit Severus als Gefährten und anscheinend irgendwie auch mit Voldemort verknüpft. Verwandt mit den Hogwartsgründern und mehr oder weniger unter dem Schutz des Greyback Rudel. Dazu kam dann Dumbledore, welcher Harry immer mit einer sehr wechselhaften Mischung aus liebender Großvater und Drill Instructor behandelte und ‘umsorgte’. Genauso Sirius, welcher immer weniger an sein altes Ich erinnerte und schon beinahe eine krankhaft wirkende Fixierung auf Harry zeigte. Remus wusste, nichts war mehr wie vor den Ferien. Diese Ferien hatten Dinge in Gang gesetzt, welche sie alle beeinflussen würden und Harry und dessen Gefährte würden die Hauptrolle spielen. Aber warum wurde er das Gefühl nicht los, dass auch Voldemort nicht zu vernachlässigen war? Der Werwolf hatte kein Seher-Talent, nur sein Bauchgefühl und dies sagte ihm, dass egal was kam, er an der Seite seines Welpen-Alpha stehen würde und diesen be- und unterstützen würde. Vor allem aber auch, dass er den Vermittler spielen musste zwischen den hitzköpfigen und auch sehr sturen Gefährten. Seufzend strich er sich durch die braunen Haare, ehe er schwerfällig aufstand und zu der Nische schritt, in welcher sein Schreibtisch stand. Mit Bedacht nahm er die beiden Briefe in die Hand, welche er vor wenigen Stunden neu verfasst hatte. “Es wird nun wirklich Zeit, aktiv mitzumischen…” Die beiden streitlustigen Gefährten hatten es genau passend geschafft zum Bahnhof zu apparieren, als man auch schon den Hogwarts Express in der Nähe hörte. Laut Severus war Harry dadurch erstmal vor Dumbledore Neugierde sicher, wenn er mit seinen Freunden auftauchte. Sein Gefährte selbst, musste noch vor dem Eintreffen der Schüler Bericht erstatten. Zudem wollte der Professor seine Räumlichkeiten genau überprüfen. Harry hatte diese Aussagen schlichtweg stehen lassen. Einfach weil er angefressen war auf Grund des Notengesprächs und weil Severus ihn so blockte. War es vielleicht in Wirklichkeit so, dass sich sein Gefährte für ihn schämte? Selbstzweifel begannen erneut in ihm zu blühen. "Bevor du gehst, lös bitte noch die Blockade." "Das halte ich nicht für klug. Sie schützt dich vor jeden, welche es auf deinen Kopf beziehungsweise deine Gedanken abgesehen haben." "Und ich halte es nicht für klug, wenn Dumbledore neugierig wird und deine Blockade findet. Nicht wenn du deine 'Lehrer-Schüler-Abneigung' Masche durchziehen willst. Der glaubt dir nicht im Geringsten so wie Tom. Einfach weil der Direktor weiß, dass du auch mal dein Ding durchziehst und dass deine 'Angst', oder was auch immer, ihm gegenüber nicht gerade stark ist. Tom hält sich für das Gelbe vom Ei und kann in seiner Arroganz manchmal nicht klar sehen." Seufzend massierte sich Severus die Nasenwurzel. Für Harry ein Zeichen, dass er gewonnen hatte. Und tatsächlich. "Na los. Dann komm her, damit es erledigt ist, bevor deine kleinen Freunde hier einfallen." Langsam trat Harry näher. Lehnte seinen Kopf an Severus' Brust, schloss die Augen und inhalierte dessen Geruch, während dieser die Blockade löste. Wer wusste schon, wann er Severus wieder so nah kommen konnte? Sein Herz wurde erneut schwer bei diesem Gedanken. Am Abend, kurz vor der Sperrstunde, saß Harry mit seinen Freunden im Wohnzimmer von Salazars Wohnung. Erst hier konnten sie sich in Ruhe über ihre Ferien austauschen. Neville hatte mit seiner Oma an dessen Rosenzucht gearbeitet und Fortschritte bei der Kreuzung zweier seltener Arten gemacht. Luna hatte Weihnachten mit ihrem Vater in Deutschland verbracht. Immer auf der Suche nach magischen Wesen, wie das Knallmonster in der Stadt, die es nicht gibt. Die Ferien von Luna klangen wie eine Mischung aus viel Fantasie, Schlafmangel und zu viel Koffein. Die Zwillinge hingegen hatten eine Menge Spaß gehabt. Sie hatten nicht nur ihren Traum eines eigenen Laden weiter ausgearbeitet, sondern auch ihrer Familie ordentlich auf die Füße getreten. Vor allem hatte wohl Ron sein Fett wegbekommen. Zum Beispiel durch den kleinen Weihnachtswichtel, welcher den jüngsten Sohn der Familie Weasley dauerhaft verfolgte. Oder wenn er mal wieder als als unfreiwilliger Versuchskandidat herhalten musste. Die beiden hatten sogar ein Einmal-Denkarium mitgebracht, sodass sie dies alles wie in live genießen konnten. Keuchend wischte sich Harry die Lachtränen aus den Augen und von der Wange. Auch seinen vier Freunden ging es nicht besser, während die Gründer aus ihren Bildern nach Einzelheiten verlangten. “Erinnert mich daran, dass ich euch niemals gegen mich aufbringe”, gluckste Harry, ehe er sich etwas Butterbier gönnte um den eingetretenen Schluckauf zu bekämpfen. “Keine Sorge ...” “... du bist schließlich …” … unser Ehrenbruder und Spender”, kam es in gewohnter Art von Fred und George, ehe sie ihm gleichzeitig die Haare verstrubbelten. Schnell entstand ein freundliches, wenn auch mittelschweres Handgemenge aus Pieksen, Kitzeln und Schubsen, an dessen Ende alle Freunde ausgepowert auf dem weichen Teppich vor dem Kamin lagen. Wie sehr er seine Freunde doch vermisst hatte. Mit ihnen zusammen die Ferien in Malfoy Manor verbringen und allen Todessern die Nerven rauben… das würde mehr Spaß bringen, als jeder Folterfluch dem Lord einbrachte. Vielleicht war das alles hier kindisch, aber es tat unglaublich gut, einfach ausgelassen herumzualbern. Und es ging nicht nur ihm so, denn auch die anderen ließen ihren Gedanken diesbezüglich freien Lauf. Unbeschwert den Augenblick zu genießen und als wäre das Leben nicht eine Mischung aus Satire, Horror und Verwirrung. Er konnte förmlich spüren, wie etwas Stress und Anspannung durch den Dauerstreit mit Severus langsam von ihm abfiel. Lachen war einfach eine gute Medizin! "Harry, was hast du eigentlich so in den Ferien gemacht? Hast du dich beim Weihnachtsessen ordentlich vollgefressen?", erkundigte sich Neville. "Oder haben …" "... die Elfen nur …" "... trocken Brot und Wasser …" "... aufgetischt?" Verträumt gab auch Luna eine These zum Besten. "Wahrscheinlich ist er allen als Wolf auf die Nerven gegangen. Das neue Monster Hogwarts’.” "Oder er musste nachsitzen." "Du meinst Snapes Kessel putzen?" “Meinst du nicht viel eher ‘Snapes Kessel putzen’, Fred”, kam es breit grinsend von George. Luna kicherte hinter vorgehaltender Hand. “Wer weiß, vielleicht hat er sich die ganze Zeit von Severus bekuscheln lassen.” “LUNA! JUNGS! Holt eure Gedanken aus der Gosse”, rief Harry mit hochrotem Kopf und legte die Hände vor die Augen. "Genau, lasst Harry in Ruhe", stellte sich Neville auf seine Seite. "Schon gut, Neville. So ganz falsch liegt keiner von euch." Daraufhin brach das Stimmenchaos aus, in welchem nicht nur Schüler, sondern auch Bilder lauthals mitmischten. Schmunzelnd schüttelte Harry den Kopf. Das waren allesamt alte Klatschweiber. Sie riefen Fragen, stellten Vermutungen auf und verstrickten sich in immer wilderen Fantasien. Wie kam man denn auf die Idee, dass er die Ferien über zusammen mit Severus in den Tropen am Strand gelegen hätte? Albern, denn da würde Severus schließlich nur verbrennen und zu Asche zerfallen durch die bleiche Haut. "Silencio!", sprach der Elfenwolf mit lauter, fester Stimme und genoss die plötzliche Stille. "Meine Ferien sind etwas anders gelaufen, als ihr vermutet. Vor allem haben sie alles andere als schön begonnen." Große Augen sahen ihn an. Verwunderung und Sorge stand in ihnen. Allein, dass der Schalk aus seiner Stimme verschwunden war, sagte ihnen, dass dies hier etwas ernstes war. "Setzt euch hin und haltet …oh stimmt ja, der Silencio. Also dann bleibt einfach ruhig sitzen, liegen, hängen oder was auch immer." Er war gelinde gesagt überfordert mit der Situation. Wie sollte er seinen Freunden und Verwandten mitteilen, was alles in den Ferien passiert war? Verheimlichen kam nicht in Frage. Allein schon weil er ihre Meinungen zu allem wissen wollte, auch zu der Kooperation mit Tom. Dennoch musste er seine Worte mit Bedacht wählen. Noch einen Schluck Kräutertee, welchen Neville ihnen mitgebracht hatte, dann entschied er sich für eine Zusammenfassung. Damit konnte er testen, wie sie den Rest aufnahmen. “Also, alles begann damit, dass ich, kurz nachdem ihr weg wart, überfallen und zusammengeschlagen wurde. Es ging so schnell, dass ich nichts machen konnte und als ich wieder zu mir kam, habe ich mich mit letzter Kraft zu Severus geschleppt. Der hat mich wieder einigermaßen hergestellt und dann sind wir aus Hogwarts abgehauen. Ich denke Dumbledore hat es so hingedreht, dass ich als feiger Junge gelte, welcher Angst vor allem hat und deswegen die Ferien nicht hier war. Wir waren dann an einem Ort, wo sich auch Todesser aufhielten…. und sogar Voldemort persönlich war. Ich war fast nur in meiner Wolfsform unterwegs und konnte so gut einen anderen Blickwinkel auf alle werfen. Tom aka Voldemort ist sogar richtig nett. Zumindest wenn er genug Kaffee hatte. Ok, das wird mir eh keiner glauben. Aber vielleicht arbeiten wir sogar an einer gemeinsamen Version des Waffenstillstand.” Kurz runzelte Harry die Stirn, da er sich nicht sicher war, ob er sich auch verständlich ausdrückte. Doch dann zuckte er die Schultern. Neville sah eh schon aus wie kurz vor der Ohnmacht. Luna hingegen, als wenn sie ihn knuddeln wollte. Die Zwillinge musste er wohl für immer stumm gehext in Ketten legen - sonst fragten sie ihm wohl Löcher in den Bauch. Die Gründer fuchtelten mit ihren Händen herum wie aufgescheuchte Hühner. Müde strich er sich über die Augen - es würde eine lange Nacht werden. Wie gut, dass morgen Sonntag war! Sie hatten die ganze Nacht einfach in der Kammer verbracht. Keiner hatte große Lust in sein Haus zu gehen. So hatten sie einfach in Salazars altem Schlafzimmer eine große, weiche Schlaflandschaft gezaubert. Dadurch konnte er ihnen auch alles in Ruhe erklären. Es mochten längst nicht alle Fragen geklärt sein, aber immerhin hatten seine Freunde die Grundlegenden Dinge verstanden. Zum Glück standen sie, wenn auch teils etwas skeptisch, hinter ihm und würden ihm helfen. Am Morgen waren es Luna und Harry, welche sich als erstes aus dem Raum schlichen und sich von Dobby Kaffee und Tee bringen ließen. “Weißt du, ich habe dich in den Ferien gesehen.” Stirnrunzelnd blickte er Luna an. “Wie jetzt? Hattest du wieder Visionen?” “Ja, aber nichts Schlimmes. Seit Severus Behandlung fällt es mir leichter, mit ihnen umzugehen. Aber ich habe dennoch Angst, dass ich irgendwann wieder so einen Anfall habe. Ich möchte es trainieren, habe aber keinen Lehrer.” Sanft nahm Harry seine kleine Freundin in den Arm. “Wir finden schon einen lebenden Lehrer. Salazar ist keine große Hilfe auf Dauer.” Luna nickte und lehnte sich dankbar in die Umarmung. “Ich habe dich mit Severus gesehen, in einem großen Garten. Dazu habe ich eine Schlange und einen Wolf spielen gesehen.” Kurz schwieg Luna, ehe sie ihn ansah. “Und ich habe gesehen, dass du und Severus euch gestritten habt.” Seufzend lehnte Harry seinen Kopf an den der kleineren Ravenclaw. “All das ist passiert und der letzte Punkt leider öfter. Salazar hat einmal erzählt, dass man sich mit niemanden so gut streitet wie mit dem Gefährten und es stimmt. Wir können schon wegen der Kaffeezubereitung in Disput kommen.” Kichernd löste sich Luna und zog ihn ins Wohnzimmer. Dort ließen sie sich auf der Couch nieder, nachdem sie den gerade aufwachenden Gründern einen guten Morgen gewünscht hatten. Sofort kuschelte sich Luna wieder an ihn und Harry ließ es zu. Sie schien die Nähe zu brauchen, mehr als vor den Ferien. “Ich habe eben gelacht, weil ich mir sowas bei dem Professor nicht vorstellen kann. Ein Streit wegen Kaffee?” “Oh doch. Sein Kaffee ist ihm heilig. Aber wir haben uns auch wegen anderer Sachen in der Wolle. Das komische ist nur, dass wir es dann auch recht schnell wieder fallen lassen. Dann ist alles fast wieder normal, wenn auch verkrampft.” “Ist das nicht normal, wenn man sich liebt? Vor allem am Anfang einer Beziehung muss man sich doch aufeinander einstimmen”, gab Luna zu bedenken. Langsam nickte Harry. “Ja, das ist mir irgendwie bewusst und Layla wie auch Remus haben mir das ebenfalls immer wieder gesagt. Aber dennoch … es nervt. Ich will das einfach nicht. Und vor allem möchte ich hier in Hogwarts nicht dauernd auf dem Gefährten-Abstellgleis stehen. Severus will nicht, dass irgendjemand von unserer Verbindung weiß. Wenn er herausfindet, dass ihr und vor allem du Bescheid wisst, dann dreht der bestimmt wieder durch und macht einen Aufstand.” Mit erneut stechendem Herzen und brennenden Augen lehnte er den Kopf nach hinten. “Das ist aber wirklich nicht schön. Ihr gehört doch zusammen!”, protestierte Luna. “Harry, du solltest dringend heute noch mit deinem Gefährten hier unten aufschlagen”, mischte sich plötzlich Salazar in das Gespräch ein. “Ich stimme zu. Es wird Zeit für ein ernstes Gespräch.” Abrupt blickte Harry die beiden Bilder an. “Wieso?” Salazar blickte ihm ernst in die Augen. “Weil ihr nicht den gleichen Fehler machen sollt, wie wir. Und jetzt geht und weckt die anderen, ihr Schnarchen ist bis hierhin zu hören. Ihr müsst zum Frühstück in die Halle!” Damit verschwand Salazar einfach aus seinem Bild. “Macht was er sagt und Harry, bitte hole deinen Gefährten noch heute hier hin”, steuerte Godric bei, ehe auch er verschwand. “Wieso bläst Dumbledore plötzlich mit Umbridge in ein Horn und verbietet das Verlassen der Gemeinschaftsräume nach dem Abendessen?” Wütend kickte Neville ein Blatt zur Seite. “Ich habe mit Professor Sprout ein Experiment zu nachtaktiven Rosen geplant. Die Erlaubnis dazu wurde mir entzogen!” Harry und Neville waren nach dem Frühstück auf dem Weg zu Hagrid, während Neville seinen Frust über Dumbledores Morgenansprache raus ließ. Harry hatte Severus den ganzen Tag noch nicht gesehen. “Wow, so kennt man dich ja gar nicht, Neville”, kam es Harry baff über die Lippen. Bei der Erforschung von Pflanzen hörte der Spaß für Neville anscheinend auf. Unruhig blickte er über die Schulter. Schon seit er gestern Draco und dessen Schergen gesehen hatte, latschten die ihm hinterher. Ob nun wegen Umbridge oder einer erneuten Ermahnung Toms, war dabei irrelevant. Auch wenn er sie im Moment nicht sah, war er ganz kribbelig. Darum wollten die beiden auch zu Hagrid, denn in dessen Hütte würden diese neugierigen Slytherin nicht folgen. Mal ganz davon ab, dass sie den Halbriesen gern hatten und ihm noch ein kleines Geschenk bringen wollten. Doch daraus wurde nichts. “Aaaach, wen haben wir denn da? Potter, du hast wohl immer noch keinen Geschmack, was? Tauscht nur die Gryffindor Deppen neben dir aus. Junge, Junge, welch eine Enttäuschung.” Einen Apfel auf und abwerfend trat ein süffisant grinsender Draco hinter einem großen Stein hervor. Leidgeplagt stöhnte Harry auf, ehe er eine Nachricht an einen gewissen Schwarzmagier schickte. “Tom, wenn du mir Draco und Co auf den Hals gehetzt hast - sie nerven jetzt schon. Beschwer dich nicht, wenn ich sie in Kakerlaken verwandle!” Er erhielt keine Antwort auf seine gedankliche Meckerei. Mit gerunzelter Stirn wand er sich an die Schulkameraden. “Draco, hast du mich in den Ferien denn so vermisst? Mensch, dann komm her und ich drück dich ordentlich. Du hast mir auch gefehlt, mit deiner versnobten Art und dem Lehrergeschleime. Wirklich, los, komm an mein Herz.” In einer überdramatischen Geste öffnete Harry die Arme für Draco, während Neville sein Lachen unter Husten zu verstecken versuchte. “Potter, so schlagfertig geworden in den Ferien, Respekt!”, kommentierte Blaise seinen Auftritt, während Draco aussah wie ein Fisch auf dem Trockenen. Crabbe raunte dem Malfoy Sproß sogar etwas zu, was verdächtig nach irgendetwas mit “dein Mund”, klang. “Was denn Draco, ist deine Stimme verschwunden? Komm schon, du bist doch sonst nicht so. Wenn du mir schon am Hintern klebst, dann steh doch wenigstens dazu.” Sanft lächelnd schritt er auf den Slytherinprinzen zu, welcher wie angewurzelt da stand. Das Ding war, dass Harry halt nun auch die andere Seite des Malfoy Erben kennengelernt hatte und dieser dadurch irgendwie seinen “Schrecken” verlor. Sie waren beim besten Willen keine besten Freunde und würden es wohl nie werden, aber … Bekannte oder wenigstens Kämpfer für das gleiche Ziel, konnte man es schon nennen. Bei Merlin, sie hatten zusammen in einem Bett gelegen und gekuschelt! Harry musste den kühlen, gehässigen Slytherin Prinzen nur dazu bekommen, dass dieser nicht nur einem gewissen Wolf gegenüber die Maske fallen ließ. “Alter, der meint das ernst”, kam es lachend von Blaise, welcher anstatt Draco an ihn heran trat und einen Arm um die Schulter legte. “Ich habe nie ein Problem mit dir gehabt.” Süffisant zwinkerte Blaise ihm zu. Harry legte ihm ebenfalls einen Arm um den Oberkörper. “Das weiß ich, Zabini. Du bist scharf auf meinen Arsch.” Neville keuchte, Blaise lachte lauthals, ehe er bejahte und Draco verzog unwohl das Gesicht. “Blaise, lass den Scheiß”, giftete der Blonde. “Los, lass uns gehen, die haben den Verstand verloren!” “Bist du neidisch, Draco? Ich habe noch einen Arm frei.” Langsam streckte Harry dem Malfoy die andere Hand hin. Überdreht fischte Blaise mit der freien Hand nach Neville, erwischte ihn und zog diesen stolpernd an sich heran. “Gruppenkuscheln!” Crabbe und Goyle nahmen die Beine in die Hand, um diesem zu entgehen. Draco schritt mit zerfurchter Stirn vorsichtig an sie heran. Leider noch außerhalb Harrys Reichweite “Habt ihr alle was falsches gegessen oder was stimmt nicht mit euch?” Kurzerhand blickten sich die Arm in Arm stehenden Häuserfeinde an, dann schritten sie synchron nach vorne, sodass Harry Draco am Kragen erwischen konnte und ihn an sich zog. Welcher natürlich sofort anfing sich zu wehren. Neville nutzte den Moment um frei zu kommen und einen Sicherheitsabstand einzulegen. “Achtung, da kommt …” Doch weiter kam Neville mit seiner Warnung nicht, denn da hörte Harry auch schon eine Frage, dessen Unterton nichts Gutes verhieß. “Was geht hier vor, meine Herren?” Severus reichte es jetzt schon. Es waren erst knapp vierundzwanzig Stunden vergangen und der Gedanke an Koffer packen und abhauen wirkte sehr verlockend. Wie schafften es die Schüler, einem so schnell die Nerven zu rauben? Von Dumbledore, Umbridge und dem Rest seiner Kollegen gar nicht erst zu sprechen. Entweder hatten sie sich alle gemeinsam gegen ihn verschworen, oder sie kämpften jeder für sich um den Preis der größten Nervensäge. Dann war da noch Harry, welchen er quasi nicht sah. Es war wie vorher, der Junge hing mit seinem neuen, Unheil versprechenden, Freundeskreis ab und machte auf gut Wetter. Wenn sie sich beim Essen oder auf dem Flur sahen, tat er, als wenn er ihn nicht bemerkte oder nickte nur höflich zum Gruß. Da sprach ja selbst Lovegood mehr mit ihm! Das machte Severus … fuchsig. Der kleine Schlagabtausch fehlte ihm und erst recht, dass er den Gryffindor nicht einfach in den Arm nehmen konnte. Aber da musste er durch, denn so war es besser. Konnte denn Harry nicht wenigstens den Anschein machen, als wenn es ihn stören würde? Grummelig stapfte er mit den frisch gesammelten Zutaten vom Verbotenen Wald in Richtung Hogwarts. Er hatte sogar den Umweg an Hagrids Hütte vorbei gemacht, nur um einen Blick auf seinen Gefährten zu werfen, denn er hatte vorhin die Planung des Quintett aufgeschnappt. Zufällig, natürlich, und nicht weil er länger als nötig in dessen Nähe stand. Bei allen Tränkemeistern, er war nicht er selbst! Doch was er dort sah, ließ ihn in der Bewegung einfrieren. Das … das war mehr als er in diesem Moment ertragen wollte. Es war eine Sache, Harry mit seinen Freunden schäkern zu sehen, aber BLAISE? Aufgebracht knirschte er mit den Zähnen, als sich Harry auch noch Draco heranzog. Er war kurz davor alle von seinem Gefährten wegzureißen und in Statuen zu verwandeln. Mehrmals atmete er tief ein und aus um seine Gefühle zu bändigen. Er war nie der eifersüchtige Typ gewesen, anscheinend holte er jetzt alles mit einmal nach. Steifen Schrittes schloss er zu den vier Jungs auf. “Was geht hier vor, meine Herren?”, erkundigte er sich mit einem Knurren in der Stimme und war stolz auf seine sonstige Selbstbeherrschung. Augenblicklich hielt die kleine Gruppe in ihrer Schäkerei inne. Longbottom sowie sein Patensohn nutzten die Gelegenheit, um noch einige Schritte zurück zu treten. Blaise hingegen legte Harry einfach wieder einen Arm um die Schultern, als wäre es das Normalste der Welt. War sich der Junge nicht bewusst, wie nah er an einer infernalen Strafe dafür war? “Professor … wir haben nur…” “Potter spinnt heute total!” “Wir haben nur Spaß.” Neville, Draco und Blaise redeten zugleich. Doch Severus hatte nur Augen für Harry. “Die sind mir die ganze Zeit hinterher gelaufen und haben geglaubt, ich bekomme es nicht mit. Da habe ich den Spieß umgedreht.” Schulterzuckend trat Harry aus der Umarmung. “Sie haben mir einfach zu viel Aufmerksamkeit geschenkt, das wollte ich nur erwidern.” Severus überfiel das dringende Bedürfnis Harry zu schnappen und in seine Wohnung zu sperren. Am besten direkt nach Rose Manor, wo ihn niemand erreichte und befummeln konnte. “Sie sollten sich vielleicht mehr um die Schule kümmern und nicht um kindische Spielereien. Hatten wir nicht genau dieses Thema in den Ferien?” “Oh, keine Sorge, Professor. Sie haben es in den Ferien schließlich gesehen, ich bin mehr als sie glauben.” “Ähm … Leute”, setzte Longbottom an, doch er wurde nicht beachtet. “Mr. Potter, was wollen Sie mit dieser Show erreichen?” “Ich habe keine Lust auf Heimlichkeiten und Streit. Also fange ich an meine Schatten, die Spitzel um mich herum einfach direkt einzubeziehen. Es wird Zeit für neue Wege, denn nichts ist mehr wie zuvor, meinen Sie nicht, Professor?” Stumm blickten sich die beiden Gefährten mit festem Blick in die Augen. Es war ein Gespräch, dessen Ebene die Umstehenden nicht erfassen konnten. Gut, Neville vielleicht ein kleines bisschen. Langsam drehte sich Harry in Richtung der Slytherin Schüler. “Leute, wenn ihr irgendwem Bericht über mich erstatten müsst, dann steht doch wenigstens dazu. Lauft mir nicht hinterher und erzählt Unwahrheiten. Dafür haben wir Umbridge. Ihr beiden seid eingeladen einfach mal mit uns abzuhängen.” “WAS?”, rief Neville aus. “Potter, du hast in den Ferien den Verstand verloren! Ich werde meinem Vater erzählen, wie du mich behandelt hast!” Vollkommen überzeugt davon, dass er die Oberhand hatte, reckte Draco die Nase in die Höhe. “Ach, hör auf Draco”, fauchte Severus gereizt. “Boar, bei Merlin, was hast du denn für schlechte Laune?”, richtete sich Harry ebenfalls wütend an den Lehrer. “Das fragst du ernsthaft? Wirklich? Nach dieser Aktion gerade?” Fest kniff er sich in die Nasenwurzel. Er hörte wie seine Hausschüler darüber tuschelten, dass sie beim Du angekommen waren. “Los, seht zu, dass ihr zum Unterricht kommt!” “Es ist Sonntag, werter Professor! Nicht ich habe entschieden, dass es so sein soll, also komm damit klar”, knurrte Harry, schnappte sich Blaise und Neville und zog sie einfach in Richtung von Hagrids Hütte. Innerlich seufzend blickte Severus hinter ihnen her. Der Anblick von Blaise Hand in der seines Gefährten war kaum zu ertragen. “Onkel Severus … was war das gerade? Du dutzt dich mit ihm? Muss ich das dem Lord erzählen?” “Ich habe in den Ferien dafür gesorgt, dass Potter nicht einfach von der Bildfläche verschwindet, dafür brauchte ich sein Vertrauen. Und der Lord weiß über alles Bescheid. Wahrscheinlich durch Potter selbst!” Damit rauschte er in Richtung Schloss davon. Den hinter ihm her rufenden Draco zurück- und die schlechte Laune an einigen Schülern auslassend. Tom rieb sich immer wieder über die Schläfen. “Mein Lord, verzeiht die Frage, aber geht es Euch gut?” Der niedere Todesser bereute diese Frage, als er nur Sekunden später zuckend und schreiend unter dem Crucio auf dem Boden lag. Nein, es ging ihm gar nicht gut! Anscheinend hatte Severus die Blockade im Kopf eines gewissen jungen Gryffindors wieder gelöst. Nun sendete dieser wieder Gedankenfragmente und, noch viel schlimmer, Gefühle. Erst hatte er die Blockade verflucht, dann sich über die kurze Kontaktaufnahme gefreut und jetzt? JETZT wünschte er sich, Severus würde das Ding endlich wieder aktivieren. Oder Potter die Okklumentik lehren. “LUCIUS!”, brüllte er gerade zu und unterbrach dabei den Bericht eines weiteren Niederen. Sämtliche Anwesenden zuckten zusammen. Räuspernd erhob sich der Malfoy. “Sie wünschen, mein Lord?” “Lucius, du wirst die Berichte entgegennehmen und auswerten. Fasse Sie mir zusammen. Aber vorher wirst du Severus hierher beordern und das unverzüglich! Reagiert er nicht auf diese … freundliche Einladung, werde ich andere Seiten aufziehen!” Sprachs, erhob sich und rauschte aus dem Raum. “Potter, hör auf mich an deinem Gefühlschaos teilhaben zu lassen!” Es dauerte einen Moment, ehe Angesprochener reagierte. “Hmmm? Oh, entschuldige”, kam die schwache Antwort. “Das ist nicht einfach zu entschuldigen. Ich war mitten in einer wichtigen Versammlung. Wegen deinem Terror hat einer den Crucio abbekommen.” Inzwischen war er in seinem Büro angekommen und ließ die Tür mit einem Knallen ins Schloss fallen. “Bitte? Ach komm Tommy Boy, weißt du, für dein Gezicke habe ich gerade wirklich keinen Kopf. Draco und Co latschen mir seit gestern hinterher, Dumbledore und Umbridge haben jetzt komplett den Sinn und Unsinn des Lebens verloren. Sie haben verboten, dass wir nach dem Abendessen noch außerhalb der Gemeinschaftsräume sein dürfen. Dazu nervt mich Ron, der jetzt schon wieder hetzt wie sonst was und Professor Snape ist sowie so eine Nummer für sich. Mach mich also ruhig noch für dein schlecht gezügeltes Temperament verantwortlich. Irgendwann werdet ihr sehen, was ihr davon habt!" Tom hörte ganz genau zu. Runzelte die Stirn, stützte die Ellenbogen auf dem Schreibtisch ab und legte sein Kinn auf die ineinander verschränkten Hände. “Du klingst schon nach nicht mal 48 Stunden Ferienreif. Wirklich Potter, das hätte ich nicht von dir erwartet. Wie ein bockiges Kleinkind." “Vielleicht stehe ich ja doch eines Tages einfach vor deiner Tür.” Ein Glück sah niemand das kurze Lächeln auf seinen Lippen. “Ich werde dich herzlich empfangen. Apropos, hast du eine Entscheidung bezüglich unseres letzten Gesprächs gefällt?” Zwar interessierte es ihn, was da mit Umbridge, Dumbledore und vor allem Severus ablief in Hogwarts, aber das würde er einfach seinen Tränkemeister fragen. Die Hilfe zur Selbsthilfe bestand nun darin, Harry abzulenken. “Ehrlich gesagt, habe ich lange darüber nachgedacht und einige Leute, denen ich vollkommen vertraue und die so oder so an meiner Seite stehen, danach befragt. Wir müssen noch einige Punkte miteinander klären, aber ich denke, wir beide werden uns einig. Du wirst allerdings Kompromisse machen müssen!” Zähneknirschend atmete der Lord tief durch, ehe er eine Antwort sendete. “Ich denke ebenfalls, dass wir eine Lösung finden, die zu unser beider Zufriedenheit ausfällt. Schick mir deinen Vorschlag einfach mit einer Eule.” “Oder ich gebe sie Draco mit, der kann sie dir dann mitbringen. Tom, o wie du weißt, wo ich mich befinde, weiß ich, wo du dich befindest.” Ein leises Lachen drang durch die Verbindung. “Möchtest du mir sonst noch was erzählen?” “Ehrlich gesagt … ja. Ich habe in den Ferien einige Zeit mit Professor Snape verbracht, wie du sicherlich von ihm weißt. Er möchte mir dabei helfen, Umbridge und die Blutfeder aus Hogwarts zu vertreiben. Dies ist jedoch mit einigen Problemen verbunden. Vielleicht erklärt er es dir genauer. Aber fest steht, ich würde mich über deine Hilfe freuen.” Ein komisches Gefühl rauschte durch den Körper des sonst so kaltblütigen, gnadenlosen Mannes. Freude? Stolz? Glück? Unwohl kratzte er sich über den Arm. “Ich helfe dir gerne dabei, diese Persona non Grata zu eliminieren.” “Danke, Tom.” Schweigen kehrte zwischen den Beiden ein, ehe Harry es stockend brach. “Ich … ähm… geh dann mal. Wollt noch bissel mit meinen Freunden was machen und dann muss ich Snape suchen. Da ist ein Gespräch fällig.” In diesem Moment klopfte es an Toms Bürotür. “Mein Lord, ich bin es”, erklang Severus’ Stimme vom Flur. Mit einem Wink der Hand, öffnete der Lord die Tür. “Oh, keine Sorge, Severus ist hier bei mir”, schickte er Harry, während er den Tränkemeister scharf anvisierte. “Ich habe auch noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen!” “Tom, damit eins gleich klar ist. Fehlt Severus auch nur ein Haar, wird er also irgendwie verletzt … dann komme ich innerhalb kürzester Zeit zu dir und reiße dir deinen schwarzmagischen Hintern auf! Dies sage ich als Versprechen, nicht als Drohung. Dann werde ich die fleischgewordene Ausgeburt all deiner Albträume!” Harry war sich vielleicht nicht dessen bewusst, aber Tom hörte ein Knurren durch die Verbindung. Oder er bekam schon Halluzinationen. Aber wenn er eins nicht tat, dann diese Aussage auf die leichte Schulter nehmen. Er glaubte fest daran, dass Harry in den Ferien nie sein volles Potenzial gezeigt hatte und dass noch viel mehr in dem Wolf steckte. Was alles noch viel interessanter machte! “Keine Sorge”, schickte er noch über die Verbindung, ehe er den Kontakt brachial abbrach und seine Mauer hochzog. So sollte es dem kleinen Gryffindor nicht mehr so schnell gelingen, ihn zu terrorisieren! Erst dann wand er sich seinem Gast zu und deutete mit einem kalten Lächeln auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. “Severus, wie schön, dass du meiner Einladung so schnell gefolgt bist.” Skeptisch zog der Gast eine Augenbraue hoch. “Es war mir gerade möglich. Der neue Trank ist noch nicht angesetzt und keiner meiner Kollegen erwartet mich. Dennoch, es muss Euch bewusst sein, dass ich nicht immer einfach springen kann, ohne Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, mein Lord.” “Keine Sorge mein Lieber, dies ist mir bewusst.” Langsam lehnte er sich zurück, ließ den Mann vor sich aber nicht aus den Augen. Nicht weil er an einen Angriff glaubte, sondern aus psychologischer Motivation. Und tatsächlich, nach einigen Minuten Schweigen und Starren, wurde es Severus zu blöd. “Ich werde wohl nicht hier sein, damit Ihr mich anstarren könnt. Also, was ist der wahre Grund?” “Stört es dich, dass du mir nicht, wie einem deiner Schüler, einfach Punkte abziehen oder Nachsitzen aufbrummen kannst?” Ein gehässiges Schmunzeln zupfte an seinen Lippen, als sich Severus Blick verdunkelte. Da hatte er wohl einen wirklich wunden Punkt getroffen. “Harry ist der Grund.” “Bitte?” Für einen Moment konnte Severus die Verwirrung und Alarmbereitschaft nicht unterdrücken. “Ich hatte eben wieder ein kurzes Gespräch mit dem kleinen Helden. Jetzt möchte ich mehrere Dinge von dir wissen. Ich weiß, du hast ihn in den Ferien unterstützt und dafür gesorgt, dass er wieder nach Hogwarts geht. Du hast ihm sogar eine Barriere in den Kopf gesetzt, damit er sicherer ist und mir damit ein wenig Ruhe verschafft. Erstens: Wieso ist er wegen dir so angefressen? Zweitens Was läuft da mit Dumbledore und Umbridge? Drittens: Harry teilte mir eben mit, dass es Neuigkeiten, aber auch Probleme bezüglich der Blutfeder gebe. Lass mich daran teilhaben. Ich solle dich und nicht ihn fragen.” Tom hatte insgeheim einen Heidenspaß daran, Severus so richtig zu nerven. Denn der Mann presste die Lippen zu zwei dünnen Strichen zusammen und ballte die Hände immer wieder zu Fäusten. Das hier war besser als der Crucio. Dieses Vorgehen brachte ihm nicht die Wut eines gewissen Wolfes ein und doch konnte er den Meister der Zaubertränke quälen. Einfach dadurch, weil dieser sich zurücknehmen musste. “Nun, mein Lord. Da Ihr ja schon von Potter auf einen aktuellen Stand gebracht wurdet, will ich dies gerne genauer ausführen.” Ein tiefes Durchatmen, dann begann der Professor zu erzählen. Tom hörte darüber, dass neue, strenge Regeln dazu gekommen waren, welche auch noch von Dumbledore abgesegnet wurden. Er hörte davon, dass Umbridge Strichlisten gemacht hatte, wie viele und welche Schüler wann wieder in Hogwarts eintrudelten. Dass eine Liste, mit den Namen der Schüler, welche nicht pünktlich wieder da waren, an das Ministerium gegangen war. Dass Umbridge eine Rede gehalten hatte, in der diese Frau nicht nur Voldemorts Rückkehr, sondern die gesamte Existenz nach dem Sieg Harrys, in Abrede gestellt hatte. Dumbledore hatte dabei nur ruhig an seinem Tee genippt, während andere Lehrer Protest einlegten. Laut Severus gab es für eben jene Lehrer anschließend eine Abmahnung im Lehrerzimmer. “Nun, dies ist eine unschöne Entwicklung. Ich versprach Harry bereits meine Hilfe bei der Eliminierung dieser Frau und damit auch bei der Vernichtung der Blutfeder. Was kannst du mir dazu sagen?” Erneut malmte Severus mit den Zähnen, ehe er antwortete. “Ich habe Nachforschungen angestellt. Mit Potters …” “Harry”, intervenierte Tom und bekam einen kurzen verwirrten Blick. “Du hast ihn bei unserer kleinen Sitzung geduzt und deutlich vertrauter behandelt. Meinst du wirklich, ich bin so dumm, Severus? Das ist dem Kleinen gegenüber doch wirklich nicht gerecht.” Dass der Mann nicht explodierte, war wirklich alles. “Nun denn, fahre fort mich über die Blutfeder zu unterrichten, damit ich Harry sagen kann, wie ich ihm helfen werde.” Harry hatte sich alleine auf den Weg gemacht, um Severus zu suchen. Die Mahnung der Gründer klingelte noch in seinen Ohren und daher wollte er dieses Gespräch schnellstens hinter sich bringen.Es schien wirklich wichtig zu sein. Das Gespräch mit Tom hatte ihm tatsächlich geholfen sich wieder zu beruhigen. Ein wenig nagte das schlechte Gewissen an ihm, dass Severus diese Szene vorhin mit ansehen musste. Eigentlich wollte er nur die Slytherins ärgern, doch stattdessen hatte er seinen Gefährten verletzt. “Aber er wollte doch, dass wir wie immer tun”, maulte er halblaut und kam sich in diesem Moment wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde vor. “Was schleicht der auch hier rum, das war voll der Umweg vom Wald”, brummte er. Mit einem finsteren Blick verscheuchte er jüngere Schüler, welche ihm im Weg standen. Dass ihm gerade nur der wehende Umhang fehlte um Severus 2.0 darzustellen, merkte er nicht. Er würde jetzt in dessen Räume gehen und ihn zu den Gründern schleppen, damit sie auch diese Geschichte hinter sich hatten. “Was will Potter denn hier?”, hörte er die durchaus berechtigte Frage eines Slytherinmädchen, welche mit einer Freundin am Ende der Kellertreppe stand. Ihre Freundin rückte näher. “Keine Ahnung, vielleicht hat er wieder Streit mit Draco. Los, hol ihn.” Und ehe Harry etwas erwidern konnte, rannte die kleine Braunhaarige davon. Seufzend verlangsamte Harry seinen Schritt und strich sich durch die Haare. “Ich bin nicht wegen Draco oder einem anderen Schüler hier”, offenbarte er der sehr unsicher wirkenden Slytherin. Ihr war das hier definitiv nicht geheuer. “Welches Jahr bist du? Ich kenne dich gar nicht.” “Ähm, ich bin im zweiten Jahr, Mr. Potter.” Die Slytherin wurde rot und blickte auf den Boden. “Harry. Einfach nur Harry und hey”, vorsichtig berührte er das junge Mädchen an der Schulter. “Auch wenn ich ein Löwe bin, beiße ich nicht.” Keck zwinkerte er ihr zu, während sie ihn von unten herauf ansah und zu kichern begann. “Wart ihr auf dem Weg in die Bibliothek?” Bei der Frage deutete er auf die Bücher und Pergamente im Arm des Mädchens. “J … Ja, Harry.” Wieder begann die Jüngere zu kichern “Also, dann… ich muss weiter.” Harry hatte keine Zeit mit schüchternen Slytherinmädchen auf dem Flur zu stehen. Doch eine feine Hand ergriff ihn am Ärmel und hielt ihn auf. “Warte … Marla holt doch Draco. Wenn ich dich jetzt gehen lasse, dann bekomme ich Ärger. Kein Fremder darf in den Slytherin Bereich.” Schnaubend rollte Harry mit den Augen. “Kleines, keine Sorge. Das kläre ich selber mit dem Eisprinzen und wenn dir einer Stress macht, sag mir Bescheid, ok?” Verstohlen blickte sich das Mädchen um, kniff die Lippen zusammen und nickte ihm mit strahlenden Augen zu. Eine Geste, welche den Gryffindor beinahe zum Grollen brachte. Sie erinnerte einfach viel zu sehr an all die Leute, welche in ihrem ihren Helden sahen und mehr nicht. Zum Glück erlöste ihn Draco in diesem Moment. Dass er sich tatsächlich mal über Malfoy freuen würde … verrückte Welt. “Potter! Würdest du aufhören Carla zu belästigen? Was willst du überhaupt hier unten?” Mit skeptischen Blick trat der Slytherinprinz festen Schrittes an sie heran. Das Mädchen, welches anscheinend Carla hieß, sprang schnell einen Schritt zurück. “Oh Draco, ein Herzblatt wie eh und je. Ich bin nicht wegen dir hier. Wenn du mich also entschuldigst?” “Mädchen, geht in den Gemeinschaftsraum.” Augenblicklich kamen die beiden Dracos Aufforderung nach. Eins musste Harry seinem ewigen Kontrahenten lassen, der hatte seine Mitschüler unter Kontrolle. Erst dann wandte sich der Blonde ihm richtig zu. “Potter, glaubst du wirklich, ich kann dich hier unten einfach so herumlaufen lassen? Auch noch ohne eine gute Erklärung?” “Draco, komm mal runter. Ich habe nicht vor in euren Gemeinschaftsraum einzudringen und deine Unterhosen zu klauen. Entspann dich, ich muss zu Snape.” Der kurze Anblick des entgleisenden Gesichts Dracos, war herrlich. “Was willst du denn schon wieder von ihm? Der Professor hat anderes zu tun, als dauernd mit dir Zeit zu verbringen!” Ohne es zu wissen, hatte Draco mit dieser Aussage den wunden Punkt Harrys getroffen. Grollend schritt er bis auf wenige Zentimeter an den anderen Jungen heran. Mit zusammengekniffenen Augen blitzte er seinen Mitschüler an. “Du, mein lieber Draco, wirst mir nicht sagen, ob und wann Severus Snape Zeit mit mir verbringt und was wir dann tun. Pass lieber auf was du sagst, ansonsten könnte ich einem ganz gewissen Lord mal ein paar Falschinformationen über dich zukommen lassen. Glaub mir, ich bin WIRKLICH NICHT in der Stimmung, hier jetzt mit dir rumzuflachsen. Also geh mir, bei Merlins Grab, einfach aus dem Weg.” Damit rauschte er an dem perplexen Jungen vorbei, nicht ohne ihn an der Schulter zu touchieren und damit ins Taumeln zu bringen. “POTTER, BLEIB STEHEN!”, brüllte Draco schließlich hinter ihm her, doch da war Harry schon um die Ecke gebogen. Das Mittagessen war bereits herum. Was aber auch egal war, denn es hatte ohne Harry stattgefunden. Dieser lag nämlich in Salazars Wohnzimmer auf der Couch und starrte lustlos die Decke an. Severus’ Tür war für ihn verschlossen geblieben. Entweder bockte der Kerl, oder er war noch bei Tom. Harry vertraute darauf, dass der Lord seine Drohung ernst nahm und hatte keinen Kontakt aufgebaut. Nur eine Notiz hatte er durch Dobby in die Privaträume des Lehrers bringen lassen. Der Elf war begeistert, als Harry ihn auch noch darum bat, den Mann später in Salazars Wohnung zu bringen. Solange würde einfach hier warten. “Du hast rote Augen, Harry. Schlaf ein wenig, dein Gefährte wird kommen.” Kurzerhand verwandelte sich der Gryffindor in seine Wolfsform, rollte sich zusammen und schloss die Augen. Er würde warten … warten und hoffen, dass er bis dahin nicht komplett kaputt ging. Die Ferien waren zu schön gewesen und das Karma ließ dies wohl nicht zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)