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Schlachtfeld der Gefühle

von

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Am Sonntagmorgen erwachte Harry durch den Lärm seiner Zimmergenossen, während sie herumwuselten und sich für den Tag fertig machten. Da schlief er schon mal ohne irgendeinen Traum und dann machten die hier Party am frühen Morgen.

Stöhnend rieb er sich über die Augen und versuchte sie zu öffnen. Doch dies funktionierte erst nach mehrmaligem Zwinkern so richtig.

“Boar, welcher Wahnsinnige hat es gewagt meinen Vorhang beiseite zu schieben?”, fragte er sich frustriert, als die Sonne ihm mitten ins Gesicht schien.

 

“Oh, er hat sich bewegt. Glaubst du er ist wach?”, hörte Harry eine Stimme mehr oder weniger leise flüstern. Neville.

“Was weiß ich.” Ron.

“Los, beeilt euch!” “Sonst ist das Beste weg!” Dean und Seamus, alles andere als leise und doch gedämpft. Wahrscheinlich waren sie mal wieder dabei, das Badezimmer in reines Chaos zu verwandeln.

 

Schnell schloss Harry seine Augen wieder, drehte sich auf die andere Seite und vergrub sich tiefer in sein Kissen. So sahen sie nur seinen Rücken und sollten weiter glauben, dass er noch schlafen würde. Die Lust auf die Gesellschaft seiner Freunde war ihm gehörig vergangen.

Nachdem er nach einigen Minuten nichts weiter hörte als Fußgetrappel, Gemurmel und schließlich das leise Quietschen der geöffneten und wieder geschlossenen Tür, drehte er sich wieder auf den Rücken. Er löste den Stillezauber und ein lang gezogener Seufzer verließ seine Lippen. Warum war nur alles so scheiße im Moment? Warum verhielten sich Dean, Seamus und vor allem Ron so?

Und das alles nur, weil die Erwachsenen Angst hatten und die Realität lieber als Lüge abstempelten. Ob das wohl mit dem ‘Erwachsen-sein’ zu tun hatte, den einfachen Weg zu wählen?

 

“Harry?” Die vorsichtig gestellte Frage riss den Angesprochenen nicht nur aus seinen Überlegungen, sondern ebenso aus dem Bett.

 

“Verdammt”, fluchte er auf dem Boden liegend, gefangen in der widerspenstigen Bettdecke. Er hatte nicht drauf geachtet, dass einer der Jungs noch im Raum war. So eine Unaufmerksamkeit konnte er sich einfach nicht leisten! Auch wenn es jetzt nur Neville war.

 

“Harry, geht es dir gut?” Er spürte wie Hände nach ihm griffen und halfen die Decke zu entfernen. Auch die Brille landete auf seiner Nase. Als er schließlich, immer noch auf dem Boden hockend, zu Neville empor sah, bemerkte er dass dieser nicht wie die anderen verachtend und misstrauisch zu ihm hinab schaute. Im Gegenteil, eher besorgt vermischt mit Belustigung. Als dieser ihm dann auch noch mit einem ehrlichen Lächeln die Hand hinhielt, konnte er nicht anders als dieses zu erwidern. Einerseits irritiert und doch andererseits … erleichtert, ergriff er die Hand und ließ sich auf die Füße ziehen. “Danke.”

 

“Kein Problem. Harry … also … ich … ähm…”, stotterte Neville vor sich hin; spielte nervös am Zipfel seines Oberteils herum und musterte den roten Bettvorleger.

“Neville, bleib ruhig. Egal was du sagen willst, ich werde dir nicht den Kopf abreißen, versprochen.”, versuchte Harry beruhigend auf seinen Freund einzureden. Sanft legte er eine Hand auf Nevilles Schulter. Dies schien zu reichen, damit dieser wieder zu reden begann.
 

 

 

"Harry, also ich wollte dir nur sagen ... das ich dir glaube und auf deiner Seite bin", sagte er mit leiser Stimme; hob den Kopf und warf Harry einen scheuen Blick zu.
 

Denn genau so war es. Er hatte Harry all die Jahre über heimlich beobachtet, im Blick behalten. Anfangs war es, weil er wissen wollte wie der Sohn von Lily Potter wirklich war.

Denn dieser Name war im Haus seiner Oma wohl über tausendmal gefallen. Und das nur von den Malen, die er mitbekommen hatte. Seine Oma hatte Lily-ehemals-Evans-dann-Potter damals als zweite Tochter angesehen. Vor allem als der Kontakt zwischen Lily und ihrer Muggelfamilie immer mehr zum erliegen kam und seine und Harrys Mutter beste Freundinnen wurden.

Laut seiner Oma hatten die beide sogar zusammen einen Muggel Schwangerschaftsvorbereitungskurs besucht. Was im Hause Potter-Evans zu reichlich Knatsch gesorgt hatte.

So sehr seine Oma Harrys Mutter liebte, so sehr war ihr James Potter ein Dorn im Auge gewesen. Seine ganze überhebliche, besserwisserische, rebellierende und doch versnobte reinblütige Art und Weise, war seiner Oma schon immer nicht gut genug für 'ihre' Lily gewesen.
 

Manchmal bekam Neville ein schlechtes Gewissen. War er sich doch sehr sicher, dass er mehr über Harrys Mutter wusste als dieser selbst. Anfangs wollte er wissen, von wem Harry mehr hatte und er wurde positiv überrascht. Hatte Harry doch einzig das Optische von seinem Vater geerbt und der Rest schien mit wehenden Fahnen an ihm vorbei gegangen zu sein. So hatte er sich mit Harry angefreundet und es nicht einen Tag bereut. Zudem hatte er nicht vor, diese Freundschaft irgendwann zu beenden. Der Schwarzhaarige gehörte, gerade durch all die grausigen Erfahrungen der Vergangenheit, zu den stärksten Menschen die er kannte. Ein Mensch den es zu schützen galt, denn dieser dachte immer zuerst an Andere als an sich, wenn es drauf ankam!
 

"Danke ... also ... danke Neville", gab Harry überrascht zurück und nur einen Moment später spürte er, wie dieser die Stirn an seiner Schulter ablegte. Reflexartig legte er seine Arme um den Oberkörper des einen Tag Jüngeren.
 

"Immer Harry, immer", sagte Neville nur im selben beruhigenden Ton, in dem Harry vorhin auf ihn eingeredet hatte.

Nach einem Augenblick des Schweigens, der sich für Neville wie eine herrliche Ewigkeit anfühlte, einfach weil Harry endlich einmal seine Maske fallen ließ, löste sich dieser von ihm. Langsam trat der Günäugige aus seinen Armen und wendete ihm den Rücken zu, um aus dem Fenster zu schauen. Neville wusste es besser als diesen weiter zu bedrängen, würde er selber es doch auch nicht mögen. Langsam ging er in Richtung Tür.
 

"Ich geh dann mal was essen, ...", sagte er und sah über der Schulter hinweg wie Harry nickte. "... kommst du mit?", vehementes Kopfschütteln. "Dann ... pass auf dich auf." Keine Reaktion, was Neville kurz zögern ließ, doch dann riss er sich zusammen, trat durch die Tür hinaus und schloss sie leise hinter sich. Niemals, niemals würde er seinen Mitschüler fallen lassen, sondern immer dafür sorgen, dass dieser wenigstens ihn hatte um all die negativen und traurigen Gefühle raus zulassen. Und wenn er dafür Ron und all die anderen auf den Mond hexen musste! Obwohl, vielleicht sollte er mit den Zwillingen sprechen, gestern hatte er gehört wie diese beim Mittagessen besorgt wegen Harry getuschelt hatten.

 

 

 

Nachdem Neville verschwunden war, stand der-Junge-der-lebt noch eine ganze Zeit lang verloren am Fenster herum. Stumpf guckte er einfach nur auf die Holztür, durch die Neville verschwunden war, und fühlte sich als wäre eine Thestralherde über ihn hinweg gefegt. Was war das?

Ein warmes Gefühl erfüllte seinen ganzen Körper und mit einem Mal kam ihm all die Scheiße viel weniger schlimm vor. Anscheinend gab es trotzdem noch Leute die ihm glaubten. Ihn mochten und seine Freunde waren. Neville und die Zwillinge und allen drein glaubte er. Hatte er doch deutlich die Entschlossenheit in ihren Blicken gesehen.

 

“Dobby”, rief er gut gelaunt, lief beschwingt zum Kleiderschrank und suchte sich bequeme Muggelkleidung heraus. Das würde Umbridge gar nicht gefallen, wenn sie dies sehen würde, doch er hatte heute beim besten Willen nicht vor ihr zu begegnen!

Nach nur wenigen Sekunden ploppte es hinter Harry. “Master Harry Potter Sir, haben gerufen?”

 

Lachend drehte sich Harry herum, schnappte sich den verdutzten Elf und drehte sich mit ihm im Kreis herum, ehe er diesen wieder auf die eigenen Beine stellte.

“Dobby, du wirst es wohl nie sein lassen, was? Heute ist mir sogar das egal”, sagte er glucksend, als Dobby ihn mit aufgerissenen Augen anstarrte.

“Ich wollte dich nur fragen, ob du mir etwas zu Essen vorbei bringen kannst. Ach und bevor ich es vergesse … “, rasch hüpfte Harry zu seiner Schultasche, zog ein Blatt Pergament hervor und zerriss es in der Mitte. Erstaunlich schnell fand er seinen Kuli im Chaos der Tasche. Er schrieb einfach so viel lieber damit und zeichnen ließ sich auch besser mit einem Bleistift als mit einer Feder. Warum … nein er würde sich jetzt nicht wieder mit dieser Frage aufhalten. Kurz nachdem Neville gegangen war, war ihm eine Idee gekommen.

Es konnte riskant sein, FALLS er sich irrte. Doch FALLS nicht, würde er davon deutlich profitieren.

 

Auf jeden der beiden Blätter schrieb er dasselbe: ‘Mädchenklo, 2.ter Stock. 13 Uhr. Geheim! Passt auf!’, dann faltete er beide Blätter noch einmal und sprach einen Zauber darauf, sodass jeder Andere außer Neville und die Zwillinge, nur eine veralbernde Karikatur von Dumbledore sah. Damit trat er zurück zu Dobby, der ihn immer noch stumm musterte.

“Gib das bitte Neville und den Weaslye Zwillingen. Pass nur auf das niemand anderes es mitbekommt. Aber ich will sie heute dabei haben …”, sagte er mit klarer Stimme.

“Harry Potter Sir ist auch wirklich gesund?”, fragte Dobby ihn vorsichtig, worauf er diesem durch die Flusen auf dem Kopf strubbelte.

“Mir geht es so gut wie schon lange nicht mehr, Dobby. Da kann mich nicht mal die Sitzung mit Snape heute Abend von abbringen.”

Nun begann auch der kleine Elf fröhlich zu strahlen.

“Dobby ist froh … und Dobby wird Frühstück und später Essen nach unten bringen?”

Harry nickte und Dobby verschwand.

Ja, heute würde er es schaffen. Er hatte es einfach im Gefühl und dann konnte er nicht nur Remus und Sirius öfter treffen, nein. Dann würde er vielleicht endlich mal ein paar Wahrheiten hören und nicht nur Lügen! Die Welt stand ihm frei, er musste sich nur alles passend machen.

 

Zwanzig Minuten vor der verabredeten Zeit, schlich Harry sich unter dem Tarnumhang in das ungenutzte Mädchenklo. Als er sich den Umhang vom Kopf zog, ertönte auch schon Myrtes hoher Aufschrei “Haaaaaarry”, säuselte sie verzückte und schwebte auf ihn zu.

 

“Hallo Myrte, wie geht es dir? Sag, waren Neville oder die Zwillinge schon hier?”

 

“Oh Harry, du bist gar nicht wegen mir hier?”, fragte sie beleidigt und schwebte mit hängendem Kopf wieder von ihm weg.

 

“Heute nicht, aber nächstes Mal wieder”, versprach er und meinte es so. Myrtes Hass auf Umbridge war mindestens genau so groß wie sein eigener. Hatte die pinke Pest doch mit einem Zauber dafür gesorgt, dass Myrte nicht mehr quer durch die Kanalisation Hogwarts reisen konnte. Damit war sie hier gefangen, traute sie sich doch nicht wie die anderen Geister offen herum zu schweben.

Gerade als Myrte zu einer Erwiderung ansetzte, ging die Tür auf und Neville huschte hinein.

“Die Zwillinge sorgen gerade noch ein wenig für … Ablenkung”, sagte er grinsend.

Nach nur fünf weiteren Minuten, schlitterten auch die Zwillinge lachend in den Raum.

 

“Na, war eure ‘Ablenkung’ ein Erfolg?”, wollte Harry grinsend wissen.

 

“Aber sicher …”

“... doch!”

“Malfoy hat nun pinke Haare und läuft im Tütü herum für die nächsten Stunden.”

“Und den Anderen vom Inquisitionskommando, sowie Umbridge, geht es nicht wesentlich besser.”

„Was macht der Hornochse Crabbe auch eine Dose mit der Aufschrift ‘Büchse der Pandora’ auf?”, brabbelten die Zwillinge wild drauf los und brachen ebenso wie Harry und Neville in haltloses Gelächter aus.

 

“Das … das hätte ich nur zu gern gesehen”, japste Harry, hielt sich den Bauch der vom Lachen weh tat und wischte sich mit der anderen Hand die Lachtränen vom Gesicht.

 

“Dies ist absolut …”, erwiderte Fred breit grinsend und wurde von George ergänzt: “... kein Problem!”, der daraufhin eine faustgroße durchsichtige Kugel hochhielt. “Unsere …” “... neuste Entwicklung.”

“Wow!”, hauchte Neville ehrfürchtig.

 

Doch Harry unterbrach die Vorstellung.

“Wartet bis wir sicher sind. Und nun …”, damit drehte er sich in Richtung des großen Waschbeckens, befahl in Parsel “Öffne dich!” und trat zur Seite um seinen Freunden uneingeschränkte Sicht zu ermöglichen.

 

“Wow!” hörte er fasziniert und synchron, als das Waschbecken auseinander glitt und einen Eingang in den Untergrund freigab.

“Folgt mir.” Ohne auf eine Reaktion seiner Begleiter zu warten, rutschte er die Rampe hinab und stellte sich an die Seite, um nicht über den Haufen gerutscht zu werden.

Nur Sekunden später hörte er eine Mischung aus Freude und Verängstigung, als auch schon Neville, gefolgt von den Zwillingen hinab sausten.

Neville legte am Ende der Rutsche einen Purzelbaum hin und Harry zog ihn schnell aus der Schusslinie. Keine Sekunde zu früh, denn die Zwillinge kamen grölend, wie ein Zweierbob, hinab gerauscht.

 

“Das war …”

“... der HAMMER!”, riefen die Beiden aus und klatschten sich ab. Neville nickte nur.

 

“Na los kommt, wir sind noch nicht am Ziel”, gab Harry bekannt und lief den dunklen Tunnel hinab. Mit jedem Schritt fühlte er sich wohler. Hier unten, wo nur er Zugang zu hatte.

 

“Ähm … Harry … also, autsch! Man ist das hier dunkel”, erklang Nevilles Stimme ängstlich.

 

“Oh, entschuldigt Leute. Ich kenne hier alles auswendig und mache kein Licht mehr an.” Ohne anzuhalten, schnippte er einmal und eine Fackel nach der Anderen begann sich zu entzünden. Er hörte wie irgendjemand hinter ihm scharf die Luft einzog, ging jedoch nicht darauf ein. Er wusste, der größte Schock würde für die Anderen noch kommen.

 

Nach weiteren fünf Minuten und vielen Fackel und Kurven, blieb Harry kommentarlos stehen. Vor ihm und seinen Begleitern war nichts als ein großer dunkler Raum.

All die ‘W-Fragen’, die die Zwillinge auf dem Weg gestellt hatten, hatte er bis jetzt eiskalt ignoriert.

Als seine Freunde - wieder zog dieses warme, dankbare Gefühl durch seinen Körper - neben ihm standen, brach er sein Schweigen.

 

“Herzlich Willkommen in der Kammer des Schreckens!”, rief er beinahe stolz und klatschte in die Hände.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Legoory
2016-11-07T20:18:36+00:00 07.11.2016 21:18
Was macht denn Harry in der Kammer des Schreckens ? Vorallem hast du an einer fiesen stelle aufgehört. Wieso hat er die drei mitgenommen? Welche Idee ist ihm gekommen?
Freu mich schon aufs nächste Kapitel ^^


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