Loveless von loveless15 ================================================================================ Kapitel 20: vertraust du mir? ----------------------------- Nach sechs qualvollen Stunden war der Unterricht endlich vorbei. Ich schleppte mich wieder in mein Zimmer und stellte die Tasche neben dem Tisch ab. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und dachte nach, irgendwie so wie immer wenn ich alleine war. Warum eigentlich habe ich so viele Gedanken. Ist das normal? Dazu sind meine Gedanken ja immerhin nicht gerade fröhlich. Nur einmal habe ich es gewagt jemanden meine Gedanken zu erzählen und das war damals bei Semei. Er war immer für mich da und hörte einfach zu. Darum konnte ich mit ihn reden egal was war. Er hielt mir weder Moralpredigten noch gab er mir unnötige Ratschläge nachdem ich meine Gedanken mit ihn teilte. Er umarmte mich danach einfach nur. Ach Semei... Wie jedesmal wenn ich an meinen Bruder denke schweiften meine Gedanken zu Soubi ab. Vielleicht konnte ich ihn vom ersten Moment an gut leiden, weil er meine persönliche Verbindung zu Semei war. Immerhin war er für uns beide die wichtigste Person in unseren Leben. "Ritsuka?" Es klopfte an der Tür. Jedoch war es nicht die gewohnte Stimme. Bevor ich etwas antworten konnte wurde die Tür schon aufgerissen und Shusei stand im Raum. Ich wusste immer noch nicht wie ich über ihn denken sollte. Er tat mir leid, außerdem war er so gut wie immer nett zu mir...aber er versuchte Soubi zu ersetzen und das konnte niemand. " Wie gehts dir?" fragte er als sei nie etwas gewesen. Als wären da noch immer Gefühle zwischen uns. Jedenfalls seinerseits. "Gut" antwortete ich monoton und fügte ein " Was wollen sie?" hinzu. Ohne eine Art von Aufforderung setzte er sich neben mich auf das Bett. Schlagartig bekam ich Panik und stand sofort senkrecht auf den Beinen. Ich wollte nur nicht mit ihm zusammen auf einen Bett sein. Dabei lag es nicht an ihn direkt, sondern an fremden Männern im allgemeinen. Seit diesem `Vorfall` hatte ich Angst vor Männern die nicht gerade meine Waffe waren. Jedesmal spielten sich die Szenen in meinen Kopf ab und ich musste es wieder und wieder durchleben. " Was ist los?" Shusei schaute mich erschrocken an und stand sofort auch auf. Ich dagegen konnte nicht mehr klar denken, die Angst überwiegte einfach. Automatisch ging ich Schritt für Schritt zurück, da er immer weiter auf mich zukam. Eigentlich wusste ich es gab keinen Grund dazu. Shusei würde mir nichts tun. Im Gegenteil. Ich glaubte er hatte Sorge um mich und wollte helfen. Aber es war nicht so leicht für mich. Seit der Entführung war niemand außer Soubi mir so nahe. Und das war auch gut so. Nur bei ihm, meiner Waffe, fühlte ich mich wohl. „Nochmal. Was wollen sie?“ fragte ich ihn erneut „Erstmal will ich, dass du keine Angst vor mir hast. Es tut mir leid was ich dir angetan habe. Ich hätte merken müssen, dass du dich von mir bedrängt gefühlt hast. Deswegen bin ich hier. Du sollst mir wieder vertrauen können.“ Er blieb stehen und kam nicht weiter auf mich zu. Ich glaube er verstand, dass in letzter Zeit etwas passiert ist, weshalb ich Angst hatte. Nicht nur vor ihn sondern vor fast allen. Die Frage war nur, woher er es wusste oder eben ahnte. Ich war in dem Moment froh, dass er nicht weiter auf mich zukam. Aber ich war auch etwas geschockt darüber, dass er wollte, dass ich ihm vertraute. Ich wusste nicht was ich darauf sagen sollte. „Ritsuka? Soubi hat dir alles über mich erzählt richtig?“ Er legte bei diesen Satz den Kopf leicht schief. „J-Ja“ „Hab keine Angst vor mir. Ich wollte dir nie etwas antun. “ Mir nie etwas antun. Das weiß ich doch. Er hatte nur Probleme mit dem Verlust seines Sacrifices umzugehen. Das habe ich gemerkt , als ich damals anfing über ihn nachzudenken. Denn so erging es mir auch mit Semei. Ich wusste ebenfalls nicht, wie ich damit umgehen sollte. „Es liegt nicht direkt an dir“ „Was genau?“ „ Meine Angst…“ Genau zwei Sekunden später kam Soubi durch die Tür. Diese Aktion ebenfalls ohne jene Vorwarnung. Beide starrten sie sich an. Schnell aber trat Soubi schützend vor mich. Egal was passieren würde, Soubi würde niemals seine Pflicht als Waffe vergessen. Selbst dann nicht, wenn er mich nicht mehr lieben würde. Das ist eine Eigenschaft von ihn, die ich bewundere. Ja, ich selbst wäre gern so jemand. „Gibt es ein Problem, Ritsuka?“ fragte er behutsam und doch gleichzeitig aggressiv. Wobei das aggressive eher Shusei galt. „N-Nein“ Ich brachte nicht einen vollständigen Satz heraus. Ich war eher noch immer geschockt. Shusei wollte mein Vertrauen haben…Ich sollte etwas sagen, um die Situation zu beruhigen. Einen Streit zwischen den beiden möchte ich nicht und erst recht nicht selbst daran Schuld sein. „ Er hat sich bei mir entschuldigt. Es ist alles in Ordnung Soubi. Danke“ Er nahm meine Hand in seine, ohne sich umzudrehen. Er ließ nicht eine Bewegung Shusei`s aus den Augen. Erst dann meldete sich der Direktor zu Wort: „ Ich glaube, ich sollte gehen. Bis bald Ritsuka. Du kannst zu mir kommen, wenn etwas sein sollte.“ „Wenn tatsächlich etwas sein sollte, werde ich da sein. Dafür braucht er dich nicht“ erklärte mein Beschützer trotzig. Und scheinbar wegen diesen einen Satz drehte sich der Direks nochmals um. „Wenn das so ist…wieso hat er dann seine Ohren nicht mehr? Als ich reinkam und ihn ohne sie sah, dazu noch seine Angst sehen musste, war mir klar was passiert ist. Und es tut mir leid für dich Ritsuka. Ich hoffe du wirst dich schnell davon erholen und notfalls mein Angebot annehmen“ Mit dieser provozierenden Antwort verließ er den Raum und ich war mit meiner Waffe allein. Was hatte er da gerade gesagt? Er wusste es? Ja anscheinend schon. Aber das schlimmste, er hat Soubi indirekt beleidigt. „ Soubi…ist alles in Ordnung? Bitte hör nicht auf das, was er sagt“ „Nur Ritsuka, ist das nicht so leicht. Immerhin hat er Recht was mich betrifft. Ich habe nicht genug auf dich geachtet und war nicht da, als du mich brauchtest“ Auch wenn wir schon seit gefühlten fünf Minuten allein waren, drehte er sich noch immer nicht zu mir um. „Soubi hör auf. Du hättest nichts verhindern können. Du warst immer für mich da und auch du warst derjenige der mich erst aus der Hölle raus geholt hat. Du hast alles getan was du konntest um mich zu beschützen!“ Er sagte nichts sondern senkte nur seinen Kopf. Wahrscheinlich glaubte er noch immer er sei Schuld gewesen an allem. Wie kommt es nur? Wie kommt es, dass er es immer schaffte mich aufzuheitern, für mich da zu sein und mich zu beschützen. Und wenn ich das alles einmal für ihn tun wollte, schaffte ich es nicht. Warum? Woran lag es? Vielleicht sollte ich es genauso sagen. „Ich will dir helfen…ich weiß nur nicht wie…“ sagte ich leise, jedoch verständlich. Noch immer keine Antwort. Ich fing an zu überlegen. Wie kann ich ihn helfen? Was kann ich tun? Was tat er immer, wenn es mir schlecht ging? Er… Ich wusste was ich tun könnte, was ihn eventuell helfen würde. Ich ging einen kleinen Schritt auf seinen Rücken zu und direkt einen zweiten hinterher. Ich löste meine Hand vorsichtig aus seiner und legte meine beiden Arme behutsam um seinen Oberkörper. Auch wenn er stark war, schien er mir im dem Moment so zerbrechlich. Meinen Körper schmiegte ich an seinen und lehnte meinen Kopf an seinen Rücken. Dieses Mal wollte ich derjenige sein, der ihm das Gefühl gab, nicht allein zu sein. Wie er mir immer sagte er würde mir helfen, so würde auch ich ihn immer zu Seite stehen. Nur hätte ich mir schon vor langer Zeit mehr Mühe geben müssen, es ihn auch zu zeigen. Doch das würde ich jetzt nachholen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)