Story of my life von _Murmeltier_ ================================================================================ Prolog: -------- „Bitte, geh nicht“, flehte ich die junge Laguz an, die mir den Rücken zuwand. Ihre Haare waren schulterlang und standen in alle Richtungen ab.Sie seufzte tief und sah mich mit einem leicht gereizten Funkeln in ihren Augen an. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Zu oft hatte ich diesen Blick in der Vergangenheit schon gesehen und jedes mal hatte er unangenehme Folgen gehabt. Zumindest für mich. „Langsam gehst du mir damit tierisch auf die Nerven Ranulf!“, fauchte sie mich an. Ich schluckte, traute mich aber nicht den Blick abzuwenden, da ich wusste, dass sie das nur noch rasender machen würde. Und diesen Fehler würde ich nicht noch einmal machen. “Ich bin nicht mehr das kleine Kind von früher! Ich bin nicht mehr das naive und ungeschickte Mädchen, für das du mich hältst und als das du mich unbedingt in Erinnerung halten willst. Und wie oft habe ich beteuert, dass ich in einem Stück wieder zurück komme? Jedes mal. Und ich bin bisher immer Unverletzt zurück gekommen. Nagut, fast immer. Aber das war nicht meine Schuld!“ Sie holte einmal tief Luft, bevor sie in einem sanfteren Ton fortfuhr. „Bitte versteh doch. Ich hab sie seit über einem Jahr nicht mehr gesehen... Und ich vermisse sie furchtbar.“ Mit einem Schlag war ihre Wut verflogen und Trauer stand ihr ins Gesicht geschrieben. Ich ging einen Schritt auf sie zu und nahm sie in den Arm. „Ich vermisse sie so“, flüsterte sie und sie fing an zu schluchzen. Ich drückte sie etwas fester an mich und ich spürte, wie ihr Körper bebte. Sanft strich ich über ihren Rücken. „Ich verstehe dich Yael. Aber seit dem Tod von Mutter und Vater bist du die Einzige, die mir geblieben ist und... und ich will dich nicht auch noch verlieren. Du bist meine kleine Schwester und ich sehe es nun mal als meine Aufgabe an dich zu beschützen. Und dazu gehört es auch, dich manchmal so lange zu nerven, bis ich dich auf 180 hab.“ Sie lachte leise und hob den Kopf. Ihre Augen waren wieder so sanft, wie zu dem Zeitpunkt, bevor sie ihren Wutanfall hatte. „Das weiß ich doch. Und trotz allem hab ich dich lieb, mein großer idiotischer Bruder.“ Sie drückte sich etwas von mir weg und gab mir im nächsten Moment einen Kuss auf die Wange. „Ich werde wieder kommen. Das ist ein Versprechen. Und meine Versprechen habe ich noch nie gebrochen, oder?“ Entschlossenheit stand ihr ins Gesicht geschrieben und sie lächelte mich sanft an. Ich nickte leicht. Ich musste einsehen, dass sie kein kleines Kind mehr ist, sondern eine junge Frau. „Also gut. Aber ich habe trotzdem ein ungutes Gefühl dabei...“ Sie seufzte leise. „Das hast du doch immer. Also dann..“ Sie wollte gerade los laufen, aber ich heilt sie an der Schulter fest. Missmutig fixierte sie mich und ihre grün-lila Augen funkelten wütend. Bevor sie etwas sagen konnte holte ich ein Halsband aus der Tasche und hielt sie ihr vor das Gesicht. „Ich wollte es dir eigentlich erst an deinem Geburtstag geben, aber bis dahin dürftest du noch nicht wieder zurück sein.“ „Ranulf, es ist... wunderschön.“ Vorsichtig nahm sie mir das Halsband aus der Hand und betrachtete sie. Ich war erleichtert, dass sie ihr gefiel, immerhin hatte ich keine Ahnung von Schmuck und sowohl Lethe als auch Lyre waren keine große Hilfe bei der Wahl gewesen. Erstaunlicherweise kannte sich Kysha sehr gut mit Schmuck aus und letztendlich hatte ich mich für das Halsband entschieden, zu dem er mir geraten hat: Es war ein schwarzes Band mit einem Anhänger, auf dem das Symbol Gallia's abgebildet war. „Kannst du es mir umbinden?“, fragte meine Schwester mich mit leuchtenden Augen. Ich lächelte leicht, nahm ihr das Halsband aus der Hand und band es ihr um. „Danke Ranulf!“, sie umarmte mich und gab mir sogar einen Kuss auf die Wange, was für sie untypisch war. Sie ließ mich los und sah mich noch für einen kurzen Moment an, bevor sie sich umdrehte. „Ich muss dann los“, sagte sie leise. „Bis demnächst.“ Mit diesen Worten nahm sie ihre Katzegestalt an und verschwand im hohen Grad der Ebene. Wenn ich damals gewusst hätte, was passieren würde, dann wäre ich ihr nach gelaufen und hätte sie mit allen Mitteln zurückgehalten. Noch heute mache ich mir Vorwürfe, dass ich sie gehen ließ. Denn das sollte das letzte mal sein, dass ich meine Schwester lebend zu Gesicht bekam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)