Endormis von Friedi ================================================================================ Epilog: Die Hochzeit -------------------- Protagonist: Sirius *** Früher hätte ich mir noch nicht einmal im Traum vorstellen können, dass ich irgendwann einmal heiraten würde. Als Teenager hatte ich nie so wirklich daran geglaubt, dass ich mich überhaupt einmal so verlieben würde, dass ich diese Frau heiraten würde. James hatte, im Gegensatz zu mir, schon ziemlich früh sehr genaue Vorstellungen davon gehabt, wie seine Traumfrau sein sollte und er hatte niemals einer anderen Frau als Lily so viel Aufmerksamkeit zukommen lassen wie ihr. Ich dagegen hätte gar keine Vorlieben nennen können, wenn man mich damals gefragt hätte. Tatsächlich hatte ich anfangs noch nicht einmal mitbekommen, wie ich mich schließlich in Jana verliebt hatte und wenn ich jetzt im Nachhinein so darüber nachdachte, dann hatte James das wohl noch schneller bemerkt, als ich selber. Vermutlich war das noch während meines letzten Schuljahres auf Hogwarts passiert. James hatte fast nur noch Augen und Ohren für Lily gehabt und vor lauter Langeweile hatte ich mir Gedanken darübergemacht, wie Jana wohl auf Hogwarts zurechtkommen würde, wenn James ihr nicht mehr so schnell helfen konnte, wenn sie ihn brauchte. Und so hatte dann wohl eins zum anderen geführt, ohne, dass ich es selber realisierte. Doch selbst, als ich mir irgendwann über meine Gefühle klargeworden war, hatte ich mich viel zu sehr dafür geschämt, aus Furcht eine Beziehung mit Jana könne meine Freundschaft zu James gefährden. James schien über diese Erkenntnis tatsächlich nur schwer hinwegzukommen. Jedenfalls hatte ich mir in den letzten drei Monaten immer wieder Witze darüber anhören dürfen, dass ich mich nur seinetwegen nicht getraut hatte, mit Jana zusammenzukommen. So langsam wurden seine Scherze schon echt ermüdend, aber auf der anderen Seite konnte ich meine Erleichterung über seine Reaktion kaum in Worte fassen. Späße waren definitiv einfacher zu ertragen, als wenn er tatsächlich etwas gegen unsere Beziehung gehabt hätte. Und nun war es also endlich soweit! Heute war der 16. Juli, es war fünf Uhr morgens und ich lag bereits wach in unserem Bett. Selbst Emma schlief noch friedlich, was bereits ein großer Fortschritt war. Sie hatte erst in den letzten Tagen so langsam ihre Schlafgewohnheiten entwickelt. Jetzt gab ich ihr abends so gegen 18:30 ihr Fläschchen und legte sie dann schlafen. Wenn Jana und ich dann später ebenfalls ins Bett gingen, wachte sie noch einmal auf und wollte gestillt werden. Danach ließ sie uns mittlerweile sogar schon bis sechs Uhr morgens schlafen. Heute allerdings hätte es uns womöglich nicht einmal groß gekümmert, wenn Emma noch nicht durchschliefe. Jana hatte vor lauter Aufregung die ganze Nacht schon kaum schlafen können und war erst vor etwa anderthalb Stunden in meinen Armen eingenickt und auch, wenn ich mich eigentlich gar nicht so aufgeregt fühlte, so hatte die Vorfreude bei mir diese Nacht doch dafür gesorgt, dass mein Schlaf noch unterbrochener gewesen war, als die letzten Monate über dank Emma. Selbst in Askaban hatte ich normalerweise länger geschlafen, als diese Nacht. Und doch war das überhaupt kein Vergleich. Ich fühlte mich weder matt noch unausgeschlafen, noch war ich von Albträumen geplagt. Tatsächlich war ich entspannt und konnte den Tag kaum abwarten. Es fühlte sich fast so an, als wäre ich niemals in Askaban gewesen, so glücklich fühlte ich mich in diesem Moment. Ich konnte nicht leugnen, dass ich dieses Gefühl zu einem Großteil Jana zu verdanken hatte. Nicht im Traum hatte ich damals in Askaban daran geglaubt, dass irgendjemand an meine Unschuld glauben könnte, noch wäre ich gar auf die Idee gekommen, dass diese Person zu mir Kontakt aufnehmen würde. Doch Jana hatte all die Jahre über zu mir gehalten und in den Momenten, in denen wir uns über den Spiegel unterhalten hatten, hatte sie, egal wie schlecht es ihr selber ging, es doch jedes Mal geschafft, die Dementoren aus meinem Kopf zu vertreiben. Wie hätte ich die Jahre in Askaban wohl überstanden, wenn Jana nicht gewesen wäre? Wäre ich dann heute überhaupt in Freiheit? Oder wäre ich schon viel früher in Askaban zugrunde gegangen? Ich wollte es mir nicht vorstellen. Tatsache war, dass ich Jana für all das unendlich dankbar war, auch wenn sie selber kaum das Gefühl hatte, mir wirklich eine Hilfe gewesen zu sein. In all den Jahren war sie mir die einzige Stütze gewesen, die ich hatte. Nicht einmal meine eigene Familie hatte mich jemals so sehr unterstützt. Natürlich überraschte mich das nicht, obwohl ich mir in den letzten zwölf Monaten gelegentlich überlegt hatte, ob die noch verbliebenen Mitglieder des Hauses Black nicht zumindest geahnt haben könnten, dass ich kein Anhänger Voldemorts gewesen sein könnte. Ich hatte bereits wieder Kontakt zu Andi und ihrer kleinen Familie aufgenommen und wir hatten viel darüber geredet. Tatsächlich hatte sie mir erzählt, dass sie es die ganze Zeit über niemals so richtig hatte glauben können und doch hatte sie keine Möglichkeit gesehen, wie sie ihrem Zweifel hätte nachgehen können. Umso mehr hatte sie sich über die Nachricht gefreut, dass ich freigesprochen worden war und hatte Jana, Emma und mich auch schon mit offenen Armen bei sich zu Hause zum Tee empfangen. Doch Andi war die einzige meiner leiblichen Familie, der ich diese Erklärung glaubte. Ich konnte womöglich noch glauben, dass wohl auch meine Mutter Zweifel gehegt hätte, doch ihr wäre dennoch im Traum nicht eingefallen, mir helfen zu wollen. Für meine Mutter war ich wohl bereits in dem Moment gestorben, als mich der Sprechende Hut damals dem Haus Gryffindor zugeteilt hatte. Seither hatten meine Eltern mir immer wieder vor Augen geführt, was für eine Enttäuschung ich doch für sie war. Tatsächlich musste ich bei dem Gedanken ein wenig schmunzeln. Denn wenn ich es mir genau überlegte, dann hatte ich als Teenager tatsächlich eine durchaus klare Vorstellung von meiner Traumfrau gehabt. Wenn es auch nur ein einziges Merkmal gewesen wäre, aber ich hatte immer geglaubt, ich würde mich in ein Mädchen verlieben, dass entweder gar keine magischen Kräfte besaß oder zumindest muggelstämmig wäre. Genaugenommen müssten meine Eltern in diesem Moment ja fast schon stolz auf mich sein, dass Jana eine reinblütige Hexe war. Ich schnaubte unwillkürlich. Ich legte keinen Wert darauf, meine Eltern stolz zu machen, wenn sie überhaupt noch lebten und ich bezweifelte dennoch, dass sie mit Jana einverstanden wären. Es gab immer noch so viele Dinge, in denen ich mich von meinen Eltern unterschied. Ich war mir nicht einmal sicher, ob meine Eltern überhaupt aus Liebe zueinander geheiratet hatten. Wahrscheinlich war ihre Ehe arrangiert gewesen, um den Reinblut-Status zu bewahren. Sie waren Cousin und Cousine zweiten Grades gewesen, im Stammbaum gerade einmal weit genug voneinander entfernt, dass andere Familien nicht tuscheln würden. Auch wenn wohl alle reinblütigen Familien in gewisser Weise miteinander verwandt waren, aber diese verwandtschaftliche Nähe war dennoch selten für eine Ehe. Verächtlich warf ich den Gedanken an meine leibliche Familie von mir. Ich fühlte mich dieser Familie schon lange nicht mehr zugehörig. Immerhin war ich nicht ohne Grund von zu Hause fortgelaufen, als ich 16 gewesen war. In James hatte ich immer viel eher einen Bruder gesehen, als in Regulus und, auch wenn seine Eltern mich damals quasi bereits adoptiert hatten, so hatte meine Heirat mit Jana nun etwas Offizielles an sich. Die Freude darüber war einfach nur unbeschreiblich. In diesem Augenblick riss mich Emma aus meinen Gedanken. Sie war aufgewacht und wollte nun gestillt werden. Jana blinzelte ein bisschen verschlafen. „Guten Morgen“, murmelte ich und drückte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. „Guten Morgen“, antwortete sie noch etwas schläfrig und erwiderte meinen Kuss, bevor sie sich mit einem Lächeln Emma zuwandte. Ich streckte mich ausgiebig und stand nun endlich auf. Bis zu unserer Trauung war es noch ein paar Stunden. Wir würden noch gemütlich zusammen mit Lily, James, Harry und Remus frühstücken, bevor Lily Jana in Beschlag nehmen würde, um sie für die Hochzeit fertig zu machen. Ich hatte bis jetzt das Brautkleid noch nicht zu Gesicht bekommen. Ich kannte diesen Aberglauben gar nicht, aber Jana und Lily waren fest überzeugt davon, dass es Unglück bringen würde, wenn ich Jana bereits bei einer Anprobe oder auch nur das Brautkleid selbst gesehen hätte. Ich hatte schließlich nachgegeben und mich stattdessen damit begnügt, dass James mir versichert hatte, dass ich davon ausgehen könne, dass Jana in dem Kleid wundervoll aussehen würde – als ob daran jemals ein Zweifel bestanden hätte. Nur noch ein paar wenige Stunden waren es jetzt also. Ein paar Stunden, die sich bei all der Vorfreude fast schon anfühlten wie mehrere Tage. Jetzt, wo die Trauung also endlich immer näher rückte konnte ich es tatsächlich kaum noch abwarten. *** Protagonistin: Walburga Black *** Es war ein Tag wie jeder andere. Seit Orion vor ein paar Jahren verstorben war gab es kaum noch einen Tag, der wirklich Abwechslung brachte. Heute Nachmittag würden meine Nichte Narzissa zusammen mit ihrem Mann Lucius und ihrem Sohn Draco zum Tee vorbeikommen. Es war eine echte Schande, dass der Junge den Namen Black nicht fortführte. Natürlich war die Familie Malfoy eine ehrbare Familie und dennoch. Wie viele Hoffnungen hatte ich doch in meinen eigenen Sohn Regulus gesetzt, er würde eine eigene Familie gründen, doch dann war er eines Tages nicht mehr nach Hause gekommen und ich hatte bis heute nicht in Erfahrung bringen können, was ihm zugestoßen sein mochte. Natürlich war er nicht von zu Hause fortgelaufen. So viele hatten diese Möglichkeit in Betracht gezogen, doch für mich stand das ganz außer Frage. Regulus war niemals so verdorben gewesen, wie sein missratener älterer Bruder. Regulus wäre nie einfach so fortgelaufen. Nein, ihm musste einfach etwas zugestoßen sein. Und doch brauchte ich mir keine Hoffnungen zu machen, dass ich ausgerechnet heute herausfinden würde, was ihm widerfahren war. Schweigend saß ich allein an meinem Frühstückstisch und nippte an meinem Tee. Kreacher, die einzig treue Kreatur in diesem Haus, die mir noch geblieben war, betrat die Küche, um mir die Tageszeitung zu bringen. „Der Tagesprophet, Herrin“, krächzte Kreacher. „Leg ihn auf dem Tisch ab“, wies ich ihn an. Er gehorche mit einer Verbeugung. „Wie Sie wünschen, Herrin.“ Mich kümmerten die aktuellen Nachrichten kaum noch. Ich las sie nur noch aus Gewohnheit. Gelangweilt blätterte ich die Zeitung durch. Natürlich gab es keine interessanten Neuigkeiten. Die aktuell stattfindende Quidditch-Weltmeisterschaft und das Finalspiel das in einem Monat stattfinden sollte tangierten mich äußerst peripher. Gerade schlug ich die Zeitung abfällig wieder zu, als mir die Heiratsanzeigen auf der letzten Seite ins Auge fielen. Es war ein Foto, das meine Aufmerksamkeit erregte. Es zeigte Sirius. Vor ein paar Monaten war sein Gesicht ständig in der Zeitung zu sehen gewesen, doch es war das Gesicht eines ausgezerrten Mannes gewesen, der Jahrelang in Askaban zugebracht und sich auf der Flucht befunden hatte. Ich war vor drei Monaten fast ein wenig schockiert gewesen, als man schließlich seine Unschuld festgestellt hatte. Natürlich hätte es mich doch sehr gewundert, wenn Sirius tatsächlich ein Anhänger des Dunklen Lords gewesen wäre. Dieser Sinneswandel wäre doch sehr erstaunlich gewesen. Und doch hatte er in meinen Augen seinen Aufenthalt in Askaban verdient. Umso erstaunter, ja regelrecht verärgert, war ich nun darüber, dem Bild zu entnehmen, dass er offenbar mittlerweile geheiratet hatte. Sein Gesicht wirkte so ganz anders als noch vor ein paar Monaten. Er sah fast so aus, als wäre er niemals in Askaban gewesen. Verächtlich fiel mein Blick auf das kleine zerbrechlich wirkende Geschöpf neben ihm. Das Gesicht dieser Frau sagte mir nichts, doch sein Geschmack schien sich in Askaban offenbar nicht gebessert zu haben. Etwas widerwillig las ich schließlich die Heiratsanzeige unter dem Foto. Doppel-Freude bei den Potters Heute fand in der Holy-St-Patrics-Church in Godrics Hollow nicht nur die traumhaft schöne Trauung des erst kürzlich vom Zwölffachmord freigesprochenen Sirius Potter (geb. Black) und seiner angebeteten Frau Jana statt, sondern es wurde ebenfalls die Taufe ihrer gemeinsamen Tochter Emma vollzogen. Es waren nur diese wenigen Zeilen, die es schafften mich gänzlich aus der Fassung zu bringen. Dieser – ich hatte noch nicht einmal mehr einen Ausdruck für ihn – hatte es tatsächlich gewagt den altehrwürdigen Namen Black gegen diesen verwaschenen Namen Potter einzutauschen! Und dann besaß er auch noch die bodenlose Frechheit in einer Muggel-Kirche zu heiraten! Und das Kind! Das Balg, das in den Armen der Mutter lag, war mir auf den ersten Blick gar nicht aufgefallen. Was war Emma überhaupt für ein Name? So ordinär! Ich hätte bis zu diesem Augenblick nicht für möglich gehalten, dass dieser missratene Kerl es noch einmal fertigbringen könnte, mich so in Rage zu versetzen. Doch ich musste feststellen, dass er mich eines Besseren belehrt hatte. „KREACHER!“, polterte ich. „Sie haben nach Kreacher verlangt, Herrin?“ „ICH VERLANGE SOFORT EINEN HEULER ZU SCHREIBEN!“ ~*.°.~~~.°.*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)