Last verse of dawn von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 9: 9 ------------ Sanft drifte ich zurück in die Realität, als das warme Licht der Morgensonne durch das Glas des Fensters dringt. Vorerst blendet es mich, lässt mich blinzeln. Meine Hand findet zu meinen Augen, reibt sie, während ich mich einem tiefen Gähnen hingebe. Der Tag beginnt friedlich. Ohne Eile oder die Bedeutung der Zeit, die stets zu schnell verrinnt in besonderen Momenten. Und dieser gehört zu ihnen. Als ich abermals die Lider hebe, scheint die restliche Müdigkeit abrupt von mir zu bröckeln und wie wach und aufmerksam betrachte ich mir das schlafende, reglose Gesicht vor mir. Er liegt mir zugewandt und wie halte ich inne in jeder Bewegung, um das dünne Band des Augenblickes nicht zu stören. So heilig sind diese Anblicke, so selten. Meistens wacht er vor mir auf. Die Decke wärmt ihn nur noch teilweise und auch sein Haar lässt mich befürchten, dass seine Nacht weniger Eintracht besaß als meine. Vielleicht hatte er abermals zu kämpfen, nachdem ich einschlief. In einer Ferne, in die ich nicht mehr hineinreichte. Beiläufig spüre ich über meinem Kopf eine Regung. Tim nahm einen Teil der Matratze für sich ein. Sein Flügel streift meinen Schopf, doch ich beachte ihn nicht. Absent erreichen meine Finger meine Lippen und folgen ihrem Verlauf ziellos. Viel lieber würde ich sie nach Kanda ausstrecken, ihn erreichen und berühren, doch ich befürchte, ihn dadurch aufzuwecken und er ist kein Freund von zu aufdringlichem Starren. Wider durchkämmt Tims Flügel mein Haar, bevor ich seinen runden Körper an meinem Kopf spüre. Er rückt näher, drängt sich gegen mich und stirnrunzelnd werde ich meine Betrachtung kurz untreu. Ich rege mich, versuche ihn zurückzudrängen, treffe jedoch auf Widerstand. „Tim“, zische ich, als ich nicht nur seinen Körper, sondern auch seine Zähne an meinem Kopf spüre. Er knabbert an meinen Haaren und augenrollend versuche ich all das auszublenden. Noch habe ich Gelegenheit. Noch ist der Moment nicht zerstört. So gebe ich mich wieder diesem entspannten Gesicht hin, betrachte mir die gesenkten Lider und stummen Lippen. Jedem Zentimeter der makellosen Haut will ich frönen, jedem feinen Haar der Brauen huldigen und ihrem Verlauf. Tim zieht an meinem Schopf, als ich vorsichtig die Hand nach einer störenden Strähne ausstrecke und sie aus seinem Gesicht streife. Ganz langsam und zögerlich, ohne auf seine Haut zu treffen. So streife ich die Strähne zurück, spüre das Kitzeln, als meine Haut seinem Haar begegnet und wie albern komme ich mir vor, wie hilflos und verfallen, als ich kurz darauf tief durchatme, seufze. Ich bin der einzige, der ihn so sieht, der es darf und der das Bild endlos zu würdigen weiß. Vor niemandem sonst würde er jemals all seine Mauer niederreißen und niemand sonst würde diese Tatsache abgrundtief lieben. „Tim!“ Unwillkürlich schneide ich eine Grimasse. Allmählich tut es weh. Er erzwingt meine Aufmerksamkeit, zwingt meine Hand zu ihm und kaum habe ich ihn ertastet, da schließen sich seine Zähne um meine Finger. „Hör auf damit“, zische ich erneut, doch erstarre in blankem Schrecken, als Kanda unter einem tiefen Atemzug zum Leben erwacht. Er regt sich nur flüchtig, regt den Kopf auf dem Kissen und starr lasse ich Tim auf meiner Hand kauen. Der Moment darf noch nicht enden. Ich muss ihn verteidigen, doch gleichzeitig meine Hand befreien. Ich brauche sie, denn mein Verlangen beschränkt sich nur kurz auf meine Augen. Nur wenige Augenblicke und ich werde hungriger und muss ihn abermals berühren. Die Augen konzentriert auf sein Gesicht gerichtet, versuche ich Tim loszuwerden und wie endlos wirkt die Zeit, bis ich es schaffe. Dann dränge ich den Golem über die Kante der Matratze und lasse ihn hinabrutschen. „Bleib weg“, warne ich ihn noch, bevor ich mir die leichten Zahnabdrücke auf meiner Hand betrachte, doch das Gefühl des Sieges ist von kurzer Dauer, denn abermals regt sich Kanda vor mir. Er schürzt die Lippen. Seine Hand gleitet unter das Kissen und nur kurz meine ich das Zucken seiner Lider zu erkennen, da erreicht ihn meine Hand und bettet sich auf sein Ohr. Warm decke ich es zu, doch übe ebenso einen leichten Druck aus, als könne ich ihn dadurch zurückdrängen und aus der Realität. „Schlaf.“ Unwillkürlich verlieren sich meine Finger in einem leichten Kraulen. „Es ist viel zu früh zum Aufwachen. Bleib liegen. Bleib genauso liegen.“ Eine eindeutige Regung zieht durch seine Mimik und augenrollend streichle ich ihn weiter. Er taucht auf und er ist nicht begeistert. Ich bin es auch nicht, als sich die leisen Flügelschläge Tims im Zimmer erheben und sich kurz darauf sein Körper in all seinem Gewicht auf meinen Kopf senkt. Er lässt sich nieder und es dauert nicht lange, da senkt sich einer seiner Flügel vor meine Augen. Das Bild des schlafenden Gesichtes wird dunkel. Unter meiner Hand spüre ich die erneute Regung Kandas. „Tim!“ Verbittert bewege ich den Kopf, versuche ihn hinabrutschen zu lassen und als sich sein Flügel von meinen Augen hebt, sehe ich Kanda blinzeln. „Was wird das?“ Nur undeutlich erreicht mich sein Murren und umso konzentrierter kraule ich ihn weiter. „Scht. Nicht reden.“ Endlich erhebt sich Tim wieder in die Lüfte. Er lässt mich in Ruhe, der stille Frieden kehrt zurück mit all seinen Gelegenheiten, doch zersplittert unter Kandas zermürbten Brummen. „Was zur Hölle…“ „Du sollst still sein und schlafen!“ Und natürlich heben sich seine Lider. Der seltene Moment verfliegt, zurück bleibt eine provokante Brise des Vergangenen und kaum sieht er mich an, geradlinig und durchaus bitter, da ächze und kapituliere ich. Während seine Augen ein Loch in mich brennen, löse ich mich von ihm und sinke stöhnend auf den Rücken. „Es ist ganz schön selbstsüchtig von dir, meinen Egoismus nicht zu beherzigen.“ Ernüchtert reibe ich mein Gesicht und werde auf Tim aufmerksam, der über uns flattert. „Hoffentlich bist du jetzt zufrieden.“ Neben mir stemmt sich Kanda in die Höhe. Er will vermutlich aufstehen, denn der Halbschlaf existiert in seinem Leben nicht. Entweder er schläft oder er ist wach und in wachem Zustand kann man sich ebenso gut in Bewegung setzen. Resigniert verfolge ich, wie er sich das Haar zurückstreift. Der Tag begann vielversprechend, doch die weitere Entwicklung ist mit einem Mal genauso fragwürdig wie die Zuneigung, die Tim in nächster Zeit erhalten wird. Die Decke, von der Kanda sich befreit, bekomme ich ins Gesicht und als ich sie von mir streife, da rutschte er zur Bettkante. Stoisch bemerke ich, wie sich Tim erneut mit meinen Haaren befasst und es gibt keine positiven Erwartungen mehr in mir, als Kandas schwarzer Golem auf dem Tisch abrupt zum Leben erwacht und sich flatternd in die Luft erhebt. Eine weitere Störung. Eine schlimmere, eine endgültige. Ich bleibe liegen und lasse Tim an mir zerren, während sich das kurze Rauschen der Verbindung erhebt und anschließend die Stimme, die ich erwartete. „Guten Morgen, Kanda.“ Komui hört sich an, als würde er selbst noch schlafen. „Hoffentlich habe ich dich nicht geweckt.“ Kanda antwortet mit einem Murren, das klingt, als hätte es etwas mit mir zu tun und augenrollend winke ich ab, denn ich bin nicht nur unschuldig, sondern auch der Hauptleidtragende. „Wie auch immer“, übergeht Komui die gewohnte Reaktion. „Es gibt eine Mission. Kommst du in einer Stunde zu mir?“ „Mm“, brummt Kanda nur und nach wenigen weiteren Worten beendet Komui die Verbindung. Das Rauschen verstummt, flatternd sinkt der Golem zurück auf den Tisch und in der kurzen, darauffolgenden Stille streift sich Kanda das Hemd über den Kopf. Eine Bewegung, die mir nicht entgeht und betrachteten sie sich gerade noch stoisch die Wand, driften meine Augen abrupt zur Seite. Als würden sie gelockt von diesem Rücken, den sie doch schon oft sahen. Trotzdem zelebriere ich jede Gelegenheit und wie entrückt betrachte ich mir die Regungen seiner Schulterblätter und den Verlauf seiner Wirbelsäule. Irgendwo in der Realität erhebt sich abermals ein Rauschen, doch ich schenke ihm keine Beachtung. Viel zu faszinierend ist das Gleiten dieser langen Strähnen über die makellose Haut. „Einen schönen guten Morgen, Allen“, glaube ich Komuis Stimme wieder zu hören. „Hast du gut geschlafen?“ Als sich Kanda das Haar über die Schulter streift, gehört meine Aufmerksamkeit den leichten Konturen seiner Rippen und dem wunderschönen Zusammenspiel mit den sich deutlich abzeichnenden Muskeln. Jede Bewegung bringt etwas hervor, das es wert ist, beachtet zu werden. Absent löst sich meine Hand von der Decke und driftet der blanken Haut entgegen. „Allen?“, dringen abermals ferne Geräusche zu mir. „Schläfst du noch?“ Fast habe ich sie erreicht. Ich meine bereits die Wärme des anderen Körpers auf meinen Fingerkuppen zu spüren und wie sehne ich mich danach, sie auf diese Haut zu setzen, sie zu spüren, ihr zu folgen, mich zu verlieren. Meine Augen sättigen mich nicht. Ich muss sie berühren. Und Berührung gibt es, denn abrupt erreicht Kandas Hand mein Bein. Weder zögerlich noch sanft und wie zucke ich zusammen, wie blinzle ich mich wach und kehre zurück an den Ort, an dem mich Komui noch immer ruft. „Ja!“ Zerzaust richte ich mich auf. „Ja, ich bin da.“ „Bist du das?“ Komui scheint amüsiert. „Ja“, bringe ich abermals hervor. Mein Bein schmerzt und wie missmutig taste ich nach der Stelle. „Reicht dir eine Stunde, um wach zu werden und zu frühstücken?“ „Ja.“ „Gut.“ Ein Schlürfen erhebt sich in der Leitung und wie bildlich sehe ich vor mir, wie er an der Kaffeetasse hängt. „Dann sehen wir uns nachher.“ Dann ertönt das kurze Rauschen, dann kehrt die Stille zurück und ächzend sinke ich auf die Matratze zurück. Kandas Verhaltend entsteht entweder durch Gleichgültigkeit oder Naivität, denke ich, als ich abermals zu ihm spähe. Als wüsste er nach all der Zeit nicht, dass es mir in gewissen Situationen schwer fällt, mich auf etwas zu konzentrieren. Er beugt sich hinab, tastet auf dem Boden nach seinen Schuhen und wieder handelt mein Körper ohne mein bewusstes Zutun. Als hätte meine Hand einen eigenen Willen, streckt sie sich abermals nach ihm aus, legt sich um seinen Oberarm und zieht ihn zu mir. Der Widerstand, den sie spürt, ist zu spärlich, um ernst gemeint zu sein und so ziehe ich ihn zu mir und schließe die Arme um seinen Hals. Wie schwer und warm sinkt sein Körper auf mich. Kitzelnd streift sein Haar meine Schulter und während ich tief und genüsslich seufze, dringt sein Brummen zu mir. „Eine Stunde“, erinnert er mich. „Das ist ohnehin schon knapp für die Mengen, die du in dich reinstopfst.“ „Heute reicht mir eine halbe.“ Ich umschließe ihn fester, genieße seinen Geruch mit geschlossenen Augen und spüre, wie er sich mir ergibt. Genügsam verfolge ich bald darauf, wie Komui sich einen Überblick auf seinem Tisch verschafft. Er wurde nicht viel ordentlich in letzter Zeit und so öffnet er eine schwarze Mappe, doch legt sie nach kurzem Durchblättern zur Seite, um nach einer anderen zu tasten. Seinem Haar zu urteilen, verbrachte er die vermutlich viel zu kurze Nacht auf dem Sofa, auf dem ich es bequem habe. Auch die Kaffeetasse ist längst leer und wie offensichtlich unterdrückt er ein Gähnen, als er fündig wird. Dann reibt er sich den Mund und rollt mit den Schultern, bevor seine Augen zu mir finden. Sie taten es öfter, seit wir den Raum betraten, doch offenbar kann er nicht länger hinabschlucken, was sie in ihm auslösen. „Deshalb fragte ich, ob dir eine Stunde reicht“, spricht er es aus und die Hand in einer Papiertüte voller Muffins, Croissants und Donuts hebe ich die Brauen. Ich bin nicht nur hier, um mit der Mission vertraut gemacht zu werden. Ich frühstücke, denn mein Besuch im Speisesaal fiel kurz aus und endete in allerhand schnellem Essen, das mich hierher begleitete. Zumindest trocknete ich meine Haare nach dem Duschen genug, um mein Gesicht vor Rinnsalen zu schützen. Kauend erwidere ich Komuis skeptischen Blick. „Geht es dir gut?“ Ich nicke nur, denn mein Mund ist zu voll, doch gleichzeitig seufzt mein Befinden wohlig unter einem Gedanken. Komui hat nicht die geringste Ahnung, wie gut es mir geht. Entspannung erfüllt meinen gesamten Körper, Ruhe meine Glieder und eine friedliche Leere meinen Kopf. Es könnte mir nicht besser gehen, ganz gleich, was vor uns liegt. „Na gut.“ Komui scheint überfordert zu sein, weshalb er sich den Mappen zuwendet. Ich stiere indessen in die Tüte, schiebe einen Croissant zur Seite und erkenne stirnrunzelnd einen Blaubeermuffin. Der muss aus Versehen dazwischen gerutscht sein, denn Jerry weiß, dass ich die nicht besonders mag. „Ich bitte euch, nach Faltning zu reisen, einer Kleinstadt in der Nähe Ljusdals.“ Als Komui eine kleine Landkarte zückt, tritt Kanda neben ihn. Sie betrachten sich das Papier, während ich nach einem Donut fische. „Vor wenigen Wochen meldete sich ein dort stationierter Finder mit einem Verdacht und ich bat ihn, vorerst mehr Informationen zu sammeln, bis es genug Hinweise gibt, um der Sache nachzugehen.“ Beiläufig reicht Komui Kanda eine Mappe und kurz befreie ich mich von meiner Last, um auf die Beine zu kommen und die zweite an mich zu nehmen. Meine Finger hinterlassen eine dezente Spur von Schokolade auf der schwarzen Oberfläche. „In der letzten Zeit wurden dort insgesamt vier Kinder als vermisst gemeldet und wenig später tot aufgefunden“, fährt Komui fort. „Der Finder nimmt an, dass es sich nicht um normale Entführungsfälle oder Serienmorde handelt, denn in diesem Zeitraum verschwanden ebenso drei der Mütter spurlos. Und zufälligerweise sichtete er vereinzelte Akuma in der Nähe des Stadtrandes.“ Beiläufig meine Finger von der Schokolade befreiend, bette ich die Mappe auf meinen Beinen und öffne sie. Bisher klingt es nach einer Spur, die unsere Beachtung auf jeden Fall wert ist. Als würden die Puzzleteile perfekt ineinandergreifen und uns ein klares Bild offenbaren. „Es gibt nur wenige Gefühle, die stärker sind, als die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind“, höre ich Komui murmeln und blicke auf. „Wer wäre bereit, ihre Kinder zurückzuholen, wenn nicht sie?“ „In dem Fall könnte ein Broker involviert sein“, antworte ich und sehe Komui nicken. Niemand befasst sich gern mit Angelegenheiten dieser Art, denke ich, als er gedankenverloren schweigt. Auch mich würde es endlos schwer machen, wäre ich nicht gerade so leicht. Alles in mir ist angereichert mit Zufriedenheit, Gleichmut und der Stärke, mich dieser Herausforderung stellen zu können. Es sind traurige Tatsachen, die uns in letzter Zeit begegnen und unweigerlich spähe ich zu Kanda und sehe ihn in seiner Mappe blättern. Wie vielen ähnlichen Missionen begegnete er wohl schon in all den Jahren? Es gibt keine unterschwellige Mimik in seinem Gesicht, keine Veränderung seiner Haltung. Als würden wir in den nächsten Tagen lediglich ein Innocence transportieren oder ein Lager bewachen. Wieder macht er den Eindruck, als müsse er gar nicht leicht sein, um sich vor der Tiefe zu schützen und unweigerlich erfasst mich das Bewusstsein, die kommende Mission als bedrohlich zu empfinden. Bedrohlich für ihn. Als würde das Schicksal Marie und mir mit verächtlichem Hohn vor Augen führen, dass es in unserer Welt unmöglich ist, jemanden zu schützen. Als bestünde unser Weg aus nichts anderem als schrecklichen Bildern. Beinahe schrumpft der Ausgang in Bingen zu einem kleinen Faktor, der den anderen in nichts nachsteht. „Der Finder wird euch morgen Abend am markierten Treffpunkt erwarten“, holt mich Komuis Stimme zurück in die Realität. „Er wird euch sämtliche Informationen geben und euch auf der Mission unterstützen. Meldet euch, wenn ihr Verstärkung braucht oder etwas anderes. Haltet mich auf jeden Fall auf dem Laufenden. Ich weiß nicht, wie groß und schwer diese Angelegenheit wirklich ist.“ Als ich auf die Beine komme, hinterlasse ich eine dezente Spur aus Krümeln, die den Zustand des Umfeldes dennoch nicht sichtbar verschlimmert. Flüchtig streiche ich über meinen dünnen Mantel und klemme mir die Tüte unter den Arm. Wir können aufbrechen. Auch Tim erhob sich längst in die Lüfte und während Kanda um den Schreibtisch tritt, noch immer in die Mappe vertieft, da streifen mich Komuis Augen. Es ist ein spürbarer Blick, dem ich begegne und mit einem angedeuteten Lächeln antworte. Er weiß von der Angelegenheit, die unausgesprochen über uns schwebt und ebenso auch von der Tatsache, dass sie wohl nicht mehr lange in Stille dahinvegetieren wird. Ich entschied mich, Kanda zu begleiten und einzusehen, dass mein Rückzug nicht nur auf Kandas Schutz basierte, sondern überwiegend auf meinem, da ich glaubte, nicht der Richtige zu sein für solche schweren Worte. Und ich irrte mich. Niemand besitzt mehr Recht und gleichzeitig Verpflichtung, sie auszusprechen. „Macht‘s gut.“ Komuis Lächeln wirkt etwas matt, als er die Hand hebt, sich abermals in der Position wiederfindet, in der er uns der Gefahr entgegensendet und selbst sitzen zu bleiben hat in den Mauern voll Schutz und Entfernung. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als uns Glück zu wünschen, darum zu bitten, dass wir uns in jedem Fall melden und zu hoffen, dass wir es auch wirklich tun. Während Kanda bereits auf dem Weg zur Tür ist, trete ich den Schreibtisch und wie perplex entspannt sich Komuis Miene, als ich den Blaubeermuffin im Meer aus Papier und Chaos ablege. „Schenke ich dir.“ „Danke.“ Das kleine Gebäck scheint bei ihm tatsächlich etwas auszulösen. Vermutlich kam er bisher noch nicht zum Frühstück, vermutlich wird er es in absehbarer Zeit auch nicht und wie gerührt ist er, als er den Muffin an sich nimmt. „Ich habe tatsächlich Hunger. Das ist wirklich nett dir.“ Lächelnd hebe ich die Mappe und wende mich ab. Zum Wegschmeißen wäre der Muffin auch wieder zu schade. -tbc- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)