Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Prolog: Die Prophezeiung ------------------------ Amselschwinge schreckte auf. Eben war er noch im Heilerbau gewesen und hatte seine Kräuter sortiert. Er wollte sich auf die Suche nach mehr Bilsenkraut machen, da es langsam rar wurde. Und jetzt war er von einem Moment auf den anderen in einer unbekannten Gegend. Es war dunkel aber er konnte die Umrisse einer Felsformation erkennen, die er irgendwo schon einmal gesehen hatte. Das Gras unter seinen Pfoten fühlte sich ungewohnt an. Amselschwinge waren das Laub und die weichen Nadeln seiner Heimat lieber. "Könnte das eine Prophezeiung vom Sternenclan sein? Die letzte ist schon eine Weile her…" Plötzlich hörte er etwas neben sich. Er sah sich geschockt um, bereit sich mit seinen wenigen Kampftechniken, die er beherrschte, zu verteidigen. Angestrengt versuchte er, die Gestalt auszumachen. Während der schwarze Kater mit seinen blauen Augen die Gegend um sich herum musterte, bemühte er sich gleichzeitig einen Geruch zu wittern. Amselschwinge entspannte sich etwas, als er den Geruch erkannte. Nun, da ihm bewusst war, mit was er es zu tun hatte, wusste der kleine schwarze Kater auch, wo er suchen musste. Seine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit angepasst und so war es ein leichtes, den Verantwortlichen für das Geräusch ausfindig zu machen. "Da! Dieses schwarze Gefieder würde ich überall erkennen!" Eine Amsel, aber was hält sie im Schnabel? Er musterte seinen Namensgeber genauer. "Eine Pflanze? Nur welche?" Er ließ sich in ein ungeübtes Jagdkauern fallen und näherte sich langsam dem Vogel. Das Letzte was er wollte, war den Vogel aufzuschrecken. Amselschwinge sah nun die gelben Blüten und die zackigen Blätter, die er überall wiedererkennenwürde. Bilsenkraut! Auf einmal wurde er von einem hellen, weißen Licht geblendet. Die Amsel schreckte auf und ergriff die Flucht. Als er wieder etwas erkennen konnte, schreckte er zurück, als er vier weiße Flammen neben sich sah. Nur irgendetwas war eigenartig, außer der Tatsache, dass die Flammen weiß waren. Über so etwas wunderte er sich schon längst nicht mehr. Nein, das seltsame war, dass die Flammen weder Wärme ausstrahlten, noch das Gras Feuer fing. Plötzlich schnellten die Flammen nach vorne. Von dieser unerwarteten Bewegung aus, lief Amselschwinge reflexartig einige Fuchslängen nach hinten. Als er sich wieder gefangen hatte und die eigenartige Feuerbrunst erneut musterte, erkannte der schwarze Kater, das die Flammen sich ähnlich elegant wie die Pfoten einer Katze bewegten. Sie liefen der Amsel hinterher und diese schien sich an die Anwesenheit der weißen Feuersbrunst unter sich gewöhnt zu haben. Sie flog nun entspannt über ihre eigenartigen Begleiter her und blickte oft nach unten um sich zu vergewissern, dass diese ihr noch folgten. Amselschwinge sah dem Treiben noch einige Herzschläge lang hinterher, ehe er zu Fallen schien. Erstaunlicherweise landete er nicht. Es war, als würde er in der Luft schweben. Noch unsicher ob er sich bewegen sollte, erschienen vor ihm die Geister seiner Ahnen, deren Pelze leicht durchscheinend waren. Die Sterne in ihren Pelzen verleiten ihnen die typische Eleganz, Schönheit und Weisheit einer Sternenclan Katze. Sein Blick traf die erste Katze in der Reihe, die seinen Blick jedoch nicht erwiderte. Sie sah, wie jede der erschienenen Geisterkatzen, stur geradeaus und schien keine Notiz von dem Heiler zu nehmen. Amselschwinge musterte nun den Pelz der Katze genauer und versuchte ihren Namen zu erraten. Ihr Pelz war goldgelb mit einem kaum sichtbaren Tigermuster. Er konnte sich nicht an so eine Katze erinnern und sah sich den nächsten Ahnen in der langen Reihe an. Ein großer, roter Kater, dessen durchdringenden, gelben Augen ins Nichts zu starren schienen. Amselschwinge kam nicht darum herum, die Ähnlichkeit zu der vorherigen zu bemerken. "Sind die Zwei verwandt?" Nun musterte er die erste Katze noch genauer. In ihrem schönen Pelz fiel ihm schließlich ein einzelner, kleiner Makel auf. Ein Zeh ihrer linken Vorderpfote stach herraus. Er war vernarbt und war leicht verbogen. "Ich erinnere mich, dass die Ältesten von so einer Katze immer geschwärmt haben. Aber wie hieß sie? Ich weiß nur, dass sie einst Anführerin war." Amselschwinge versuchte sich an die Geschichten aus seiner Jungenzeit zu erinnern. Er grub in seinen Erinnerungen, bis er sich vage an einen Gesprächsfetzen klammerte. _______________ "Viele haben sich aufgeregt, Kleiner." "Und du hast wirklich noch nie was von diesem Skandal gehört?" "Nein?! Die Katzen von heute wissen nichts mehr über ihre Geschichte!" "Haselbart! Er ist gerademal 3 Monde alt! Er kann so etwas noch nicht wissen!" "Er hätte auch einfach seine Mutter fragen können!" "Haselbart!" "Entschuldige Amseljunges, ich vergaß. Jedenfalls wählte Abendstern seine Tochter, damals noch Sonnenschweif, als zweite Anführerin" _________________ "Abendstern! Dann muss die erste Katze Sonnenstern sein!" Nun sah er sich die anderen Katzen an und ihre Namen fielen ihm ein, ohne das er sie jemals gekannt hatte. "Dornenstern, Schattenstern, Lichtstern … Woher kenne ich ihre ganzen Namen? Moment! Das sind alle Anführer des Nachtclans! Nur welchen Sinn hat das alles?" Nun bildete sich eine weitere Silhouette vor den anderen. Langsam nahm sie Gestalt an, nur war sie noch nicht vollendet. Es fehlte nur noch ein kleines Bisschen. Neugierig schaute Amselschwinge den neuen Umriss an. Je länger er sie anstarrte, desto vertrauter wurde sie. Er erschauderte, als er den Neuankömmling erkannte. "Pinienstern!? Bedeutet das, dass er sein achtes Leben verloren hat?" Plötzlich wurde alles für den Bruchteil einer Sekunde schwarz und als er wieder etwas erkennen konnte, war Piniensterns Umriss genau so deutlich wie die anderen und vor dem alten Anführer hatte sich noch ein Kater eingereiht. "Sturmkralle!" Der derzeitige zweite Anführer war leicht an seiner bösartig verbogenen Vorderpfote und seinen Langen, grauen Fell zu erkennen. Es wurde immer schwärzer um ihn herum. Die Pelze der Sternenclan Krieger leuchteten noch etwas und Amselschwinge erkannte nun die durchdringenden, gelben Augen über den Anführern. Amselschwinge sprang zurück. Er befand sich wieder im Heilerbau. Der vertraute, festgetretene Boden und die weichen Nadeln unter seinen Pfoten beruhigten ihn langsam. Er trat aus seinem leeren Bau hinaus und trottete gedankenverloren umher. Er zuckte geschockt zusammen, als er in irgendetwas, oder besser gesagt, irgendjemanden hineinlief. "Pass doch auf wo du hinläufst, du dummer Fellball!", hörte er eine genervte, grimmige und schlechtgelaunte Stimme, die er nur in äußerst seltenen Fällen hörte. Amselschwinge blickte auf und sah vor sich einen riesigen, weißen Kater mit schwarzen Ohren, großen, schwarzen Pfoten und einem schwarzen Streif, der von seiner Stirn bis an sein Schweifende ging. Er brauchte eine Sekunde um zu realisieren, in wen er hineingerannt war, da der große Weiße nur in sehr seltenen Fällen und nur mit wenigen Katzen sprach. Amselschwinge war innerlich froh darüber, das er keiner derjenigen war. Der Kater drehte seinen großen Kopf zu ihm und der schwarze Kater sah in stechend gelbe Augen, als auch sein gegenüber ihn ebenfalls erkannte. "Amselschwinge! Ich habe dich bei deiner Größe für so ein nerviges, kleines Junge gehalten. Pass gefälligst besser auf, wo du hinläufst!", sprach der miesgelaunte Kater in einen genervten Tonfall. Er versuchte nicht einmal, seine schlechte Laune zu überspielen. "Wenn ich irgendwann einmal ein Kraut für gute Laune finde, wird Schwarzstreif als Erster davon probieren dürfen", dachte sich Amselschwinge belustigt. "Aber... Diese Augen …" Er wurde sofort aus diesem Gedankengang gerissen, als ein gehetzter, grauer Kater ins Lager stürmte und eine schlimmer Botschaft verkündete: "Wir wurden an der Grenze vom Bachclan angegriffen", er brauchte einen Moment um Luft zu holen und die richtigen Worte zu finden, "Pinienstern hat ein Leben verloren". Kapitel 1: Von Schülern, Mentoren und Anführern ----------------------------------------------- Schwarzstreif lag auf seinem gewohnten Platz, nahe der Barriere auf der festgetretenen Erde und ein paar Nadeln der hiesigen Bäume, im hintersten Eck des Lagers. Allein. In Ruhe. So wie er es mochte: Abseits von allen anderen. Trotz seiner geliebten Einsamkeit und die Versuche, alles um sich herum auszublenden, bemerkte er sie. Die Blicke. Er hatte schon viele Blicke geerntet. Neugierige, verwirrte, oftmals auch wütende, beleidigte, überforderte und natürlich auch mitleidige. Wie er diese ganzen Blicke hasste. Er wollte nur von allen in Ruhe gelassen werden. Mehr verlangte er doch gar nicht. Er war noch in seinen Gedanken versunken, als ein kleiner Kater auf ihn zu rannte. Schwarzstreif merkte die schnellen Schritte, die immer näher kamen. Er musste nicht einmal aufschauen um zu wissen, wer es war. "Schwarzstreif!" hörte der Angesprochene den schwarz-weiß gefleckten Kater rufen. Fleckenpfote. Der junge Schüler war wohl die einzige Katze die ihn mochte. Als der Krieger aufsah, bemerkte er sie natürlich. Die Blicke. Besonders die der Jungen fielen ihm immer wieder auf. Die kleinen, verwirrten, ängstlichen, verunsicherten Blicke. Natürlich ist sich Schwarzstreif bewusst, dass sich Jungen sich gerne als Mutprobe an ihn heranschlichen und wer am weitesten kam, derjenige hätte gewonnen. Manchmal waren auch die Dümmeren dabei, die versuchen würden ihn zu berühren, was aber immer gewisse Folgen für diejenigen hätte. Die Königinnen ermahnten sie zwar immer, aber das konnte natürlich kein nerviges, verwöhntes, kleines Energiebündel aufhalten. Schwarzstreif ließ vorallem diejenigen nicht näher kommen. Die kleinen, die auf ihre Mütter hörten, gestattete er immer eine Mauslänge näher zu kommen, aber sie blieben doch alle mehrere Fuchslängen entfernt. Die Schüler trauten sich dieses Spiel nicht mehr und waren Fleckenpfotes Nähe zu ihm gewöhnt, aber es verwunderte sie trotzdem jedes mal. Die meisten wendeten peinlich berührt oder auch nur ängstlich den Blick ab, wenn Schwarzstreif in ihre Richtung schaute. Nur die Jungen nicht. Die versteckten sich meistens hinter ihren Müttern. Auch dieses Mal. Meistens schaute er den Jungen noch nach bis die Königinnen ihrem Instinkt folgten und ihm wütende Blicke zuwarfen. Die mochte er am meisten. Sie waren nicht so mitleidig und er fühlte sich dadurch auch nicht wie jemand, der einem gleich an die Kehle sprang, wenn man etwas falsch machte. Diese wütenden Blicke der Mütter waren einfach... normal, natürlich... ehrlich. Nur diesesmal sah er ihnen nicht hinterher. Der Grund war ein bestimmtes Junges, dessen Namen ihm allein schon einen Schauer über den Rücke hinunter laufen ließ. Er hasste es. Ihre Mutter, Grauherz, wusste das natürlich und fühlte sich schuldig, da sie es teilweise nachvollziehen konnte. Grauherz legte schnell ihren flauschigen, schwarz-grau-weißen Schweif um das Junge, um jeglichen Sichtkontakt zwischen Windjunges und Schwarzstreif zu vermeiden. "Schwarzstreif, ich habe heute ein Eichhörnchen gefangen! Ich weiß das du Wühlmäuse bevorzugst, aber ich konnte keine aufspüren." Fleckenpfote sah enttäuscht zur Seite, fing sich aber gleich wieder. "Wollen wir uns das Eichhörnchen teilen?", fragte er hoffnungsvoll, den großen, weißen Kater, der nun aus seinen Gedanken gerissen wurde. Nun fokussierte er wieder den fröhlichen Schüler. Schwarzstreif zuckte nur einmal kurz mit den Ohren, um zu signalisieren, dass es ihm egal sei. Dies fasste Fleckenpfote als Bestätigung auf und er holte schnell sein Eichhörnchen, bevor ihm irgendjemand zuvor kommen konnte. Schwarzstreif bemerkte noch, wie sich aus seinem Augenwinkeln ein grauer Kater auf den Frischbeutehaufen zu bewegte und drehte ruckartig den Kopf, um Sturmkralle, den zweiten Anführer und Mentor von Fleckenpfote zu sehen. Der humpelnde Kater war zwar auf seinen Schüler fokussiert, bemerkte allerdings Schwarzstreifs Blick und zuckte mit seinem Schweif kurz als Gruß. Nun hatte auch Fleckenpfote seinen Mentor bemerkt und kam, mit einem Seitenblick auf seine Beute, seinem Mentor ein paar Schritte entgegen. Bevor dieser allerdings zu Wort kommen konnte, sprang Pinienstern auf die große Silbertanne, die oberhalb des Anführerbaues lag. "Ich rufe alle Katzen, die alt genug sind, um sich in der Nacht geräuschlos anzuschleichen, auf, sich für ein Clantreffen zu versammeln!" In Piniensterns Stimme hallte sein Alter wieder. Langsam kam Bewegung in den Clan. Selbst Schwarzstreif näherte sich langsam der Masse, lag sich aber mit einigem Abstand auf den von vielen Katzengenerationen festgetretenen Boden nieder und ging seinen eigenen Gedanken nach. Früher oder später würde er sowieso erfahren, um was es gegangen sei. Wenn irgendein Fuchs gesichtet worden war, flößte Sturmkralle ihnen das vor den Patrouillen ein. Wenn ein Schüler zum Krieger wurde, ertönten von allen Seiten die Jubelrufe des Clans. Genau das Gleiche passierte auch bei einer Schülerzeremonie. So oder so würde Fleckenpfote ihm dann mit dem Thema in den Ohren hängen und so war es nicht nötig zuzuhören. Als er allerdings geschocktes Einatmen seitens seiner Kameraden und verwirrtes Maunzen der jüngeren Clanmitglieder hörte, wurde er langsam neugierig, aber immer noch nicht genug um aufzusehen. Er schreckte auf, als eine Pfote sich grob in seine Seite stieß. Wütend sprang er auf und knurrte denjenigen an, dem die Pfote gehörte. Stachelherz sah ihn aber nur ebenso wütend an und wies ihn mit einem Zucken seiner Ohren auf Pinienstern und die gesamte Masse hin, die ihn verängstigt musterte. "Du bist gerade Mentor geworden, also beweg' dein faules Hinterteil nach vorne, bevor dein Schüler anfängt zu weinen", raunte Stachelherz ihm mit der gewohnten, hasserfüllten Stimme zu, bevor er sich in Fleckenpfotes Nähe setzte. Dieser rückte ein wenig näher an seinen Mentor heran, nicht sicher was er von Stachelherz halten sollte. Der werdende Mentor setzte sich langsam und geschockt auf und ging langsam nach vorne. Schwarzstreif musterte noch einmal jedes Gesicht beim Vorbeigehen. Besonders Grauherz', die sich hinter ihrem Gefährten Mohnpelz versteckte, der sich schützend vor ihr aufbaute, als würde Schwarzstreif gleich auf sie losgehen, fiel ihm ins Auge. Vorne angekommen erstarrte er vor Schreck. Alle Instinkte in ihm rieten ihm, so schnell wie möglich wegzulaufen und nie wieder zurück zu kehren. Hoffnungsvoll sah er sich noch nach Weißjunges um, aber dieser war anscheinend gerade Heilerschüler geworden. Weißjunges, oder besser gesagt Weißpfote, der graue Kater mit dem schwarzen Muster und weißem Bauch und Schnauze, mit den auffallend weißen Pfoten, saß direkt neben Amselschwinge, wobei Schwarzstreif sich insgeheim fragte, wie Amselschwinge den jungen Kater wohl zum Heiler ausbilden wollte. Dies ließ nun keine Zweifel mehr übrig, aber er klammerte sich noch an den kleinen Hoffnungschimmer, dass vielleicht noch ein anderes Junges zum Schüler wurde, obwohl das Älteste von ihnen gerademal vier Monde alt war. Aber den alten Pinienstern, der sein achtes Leben vor einem halben Mond bei einen Kampf gegen eine Bachclan Patrouille verloren hatte, traute Schwarzstreif wirklich alles zu. "Ähm… Hallo, ich bin Windpfote und du musst dann mein Mentor Schwarzstreif sein, oder?", meldete sich eine unsichere, zurückhaltende Stimme. Schwarzstreif schenkte ihr nur einen kurzen Blick, ehe er den Augenkontakt mit Pinienstern suchte. Dieser nickte nur knapp um zu signalisieren, dass Windpfote Recht hatte. Er wandte sich zu seiner Schülerin zurück und senkte widerwillig den Kopf, damit Windpfote seine Nase mit der ihren berühren konnte. Während des ganzen Prozesses vermied Schwarzstreif den Blickkontakt bewusst. Er wusste wie hartnäckig der alte Anführer war und das es keinen Sinn hatte zu widersprechen. Trotzdem hieß Schwarzstreif diese Entscheidung alles andere als gut. Innerlich kämpfte er noch dagegen an. Zögerlich kamen die Zurufe des Clans für die beiden neuen Schüler und Fleckenpfote kam aufgeregt auf ihn zu gerannt. "Jetzt können wir vier ja zusammen trainieren! Schwarzstreif, du hast mir ja gar nicht erzählt, dass du Mentor wirst!", maunzte Fleckenpfote aufgeregt. "Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich jetzt garantiert kein Nachtclan Krieger mehr. Aber noch ist es nicht zu spät, ich kann mich immernoch dem Gewitterclan anschließen, Birkenblatt schuldet mit noch etwas, oder ich werde Einzelläufer, oder..." Fleckenpfote drehte sich zu Windpfote um und sagte mit halb gespielter Eifersucht in der Stimme: "Ich wünschte ich wäre an deiner Stelle. Du hast echt ein Glück, dass Schwarzstreif dein Mentor ist." Windpfote sah beschämt zur Seite, nicht sicher was sie darauf erwidern sollte. Schwarzstreif war noch in Gedanken versunken, als Sturmkralle sich zu der kleinen Gruppe gesellte und auf die Worte seines Schülers erwiderte: "Bin ich so ein schlechter Mentor?" Darauf warf Fleckenpfote Sturmkralle einen verunsicherten, aber entschuldigenden Blick zu. "War nur ein Scherz. Jeder weiß doch, wie sehr du an Schwarzstreif hängst", sagte der graue Kater mit einem belustigten Blick auf Schwarzstreif. Der dagegen trat aus der kleinen Gruppe und ließ seine Schülerin verunsichert zurück. "Egal was ich mache, Fleckenpfote wird mir folgen und wenn ich mich für ein Leben außerhalb der Clans entscheide, habe ich ihn ein Leben lang am Hals. Und was zu viel ist, ist zu viel. Bei einem Leben in einem anderen Clan wird Fleckenpfote mir nur noch mehr auf die Pelle rücken, ich habe wohl keine andere Wahl", mit diesen Gedanken trottete er langsam auf eine bestimmte Katze zu. Schwarzstreif näherte sich langsam Grauherz und Mohnpelz. Diese hatten ihn die ganze Zeit genau beobachtet und nahmen sofort eine Verteidigungsposition ein. "Grauherz, auf ein Wort", sagte der große Kater knapp. Im Vorbeigehen fügte er noch ein "Ihr wird nichts zustoßen", zu Mohnpelz hinzu. Die Angesprochene tapste ihm langsam und mit unsicheren Schritten nach und warf ihrem Gefährten immer wieder Blicke zu. Als sich Schwarzstreif mit dem Rücken zu ihr hinsetzte, begann diese zu schluchzen. "Es… es tut mir so Leid Sch-Schwarzstreif, we-wenn ich nur gewusst hatte, das-das-", weiter kam sie nicht, da der Kater ihr das Wort abschnitt. "Du weißt, dass du nicht an dem ganzen Schlamassel Schuld bist. Du hättest nichts gegen Piniensterns Dickschädel tun können", sagte dieser mit überraschend fester Stimme. Er vermied es trotzdem, ihr ins Gesicht zu schauen und fokussierte stattdessen Stachelherz, der, wie so oft, versuchte eine Bindung zwischen sich und Fleckenpfote aufzubauen. Als dieser den Blick bemerkte, zog er die Lippen zu einem tonlosen Fauchen zurück. Schwarzstreif zuckte nur mit den Ohren um zu zeigen, dass es ihm egal sei. Stachelherz dagegen wurde hingegen nur noch wütender und schlich angewidert davon. "Mach dir keine Sorgen, ich weiß dass sie nicht Windpfote ist", flüsterte er traurig, "Keine Sorge, ich werde aufpassen, das ihr nichts zustößt." Grauherz blickte überrascht auf. "D-Danke", war das einzige was sie herausbrachte. Kapitel 2: Braun und Weiß ------------------------- "Fleckenpfote!" hörte man Sturmkralles wütendes Miauen durch das Lager hallen. "Ich hatte dir doch aufgetragen, dich um die Ältesten zu kümmern und nicht Schwarzstreif im Nacken zu kleben!" "Aber-" "Kein Aber! Was soll den aus dir für ein Krieger werden, wenn du Befehle verweigerst und nur nach deinem eigenen Willen handelst!" unterbrach der wütende Mentor seinen Schüler. Dieser schlurfte tieftraurig zum Ältestenbau und murmelte in seiner Entrüstung vor sich hin. Schwarzstreif ließ ein aufforderndes Knurren ertönen, um die Aufmerksamkeit seiner Schülerin wieder auf sich zu lenken. Er machte sich langsam auf den Weg durch den Lagerausgang, wobei es ihm egal war, ob seine Schülerin ihm nun folgte oder nicht. Windpfote lief ihrem Mentor schnell hinterher um nicht zurück zu bleiben. "Werden wir das ganze Territorium erkunden?", fragte Windpfote hoffnungsvoll. "Nein", antwortete Schwarzstreif knapp und mit genervter Stimme. "Das Halbe?" "Nein". "Werden wir überhaupt das Territorium oder die Grenzen abgehen?" Windpfote war sichtlich verwirrt. Schwarzstreif schüttelte nur verneinend den Kopf. Inzwischen waren sie schon relativ weit gekommen. Leicht verärgert fragte sie ihren Mentor: "Was machen wir dann?" Schwarzsteif marschierte nur stur geradeaus bis er bei einigen Brombeersträuchern ankam. Geschickt schlängelte er sich hindurch und ließ eine überforderte Windpfote zurück. Diese musterte ihre Umgebung nun genauer und sah an der Stelle, bei der ihr Mentor durch die dornigen Sträucher ging, einige Kratzspuren, als würde sich öfters jemand hindurchzwengen. "Ist das ein geheimer Treffpunkt der Krieger? Vielleicht ist da drinnen ja ein Geheimgang, den nur die großen Katzen kennen! Oder-" "Kommst du jetzt endlich, schlag da draußen keine Wurzeln!" knurrte Schwarzstreif wie immer schlechtgelaunt und riss Windpfote damit aus ihren euphorischen Gedanken. Die kleine, hellbraune Schülerin mit den dunkelbraunen Flecken zwängte sich durch die Sträucher, wobei sie einige Fellbüschel einbüßte. Verwundert bemerkte sie, dass kein einziges weißes Fellbüschel ihres Mentors an den Dornen hing. Sie schaute sich noch einmal genauer um, entdeckte aber nur ein paar langhaarige, weiße Überreste und kurzhaarige, hellbraune. Diese waren aber schon sehr alt und schienen Schülern gehört zu haben. Man konnte keinen Geruch mehr wittern. Windpfote ging in ihrem Kopf alle Katzen durch, die sie kannte und alt genug waren, um diese hinterlassen zu haben, aber ihr fiel keine Katze mit solchem Fell ein. Erneut hörte sie das Knurren ihres Mentors, das sie inzwischen im Schlaf erkennen würde. Die kleine, braune Katze beeilte sich nun und verlor dadurch nur noch mehr Fell. Als sie an ihrem Ziel war, verschlug es ihr den Atem. Niemals hätte sie gedacht, dass sich hinter einer Barriere aus Stacheln ein so schöner Ort befinden könnte. Ein kleiner Bach war von Moos umgeben. Hier und da wuchsen kleine, weiße Blumen mit je sieben Blütenblättern. Solche Pflanzen hatte sie bis jetzt noch nie gesehen! Sie sah sich diese wunderschönen Blumen genauer an und fragte sogleich: "Welche Blumen sind das?" "Wenn du dich so für Grünzeug interessiert, dann hättest du ja gleich Heilerin werden können. Dann hätte ich entweder keinen Schüler oder deinen Bruder", antwortete Schwarzstreif schnippisch. Windpfote sah ihren Mentor gekränkt an und erwiderte: "Er hat es sich nicht ausgesucht, Amselschwinge hat ihn einfach in den Heilerbau geschleppt und immer wieder in den Himmel gezeigt. Deswegen hat Pinienstern ihn zum Heilerschüler gemacht." "Dann gab es also eine Prophezeiung… Amselschwinge wird wohl wissen was er tut. Aber es interessiert mich schon, wie er einen Schüler ausbilden will", murmelte Schwarzstreif in sich hinein. "Was hast du gesagt?", fragte die kleine Braune, die nicht alles verstanden hatte. "Siebenstern", sprach der Angesprochene kurz und bündig. Sie sah ihn nur noch verwirrter an und er knurrte ungeduldig. "Siebenstern. So heißt die Pflanze nach der du gefragt hast. Das wolltest du doch wissen", antwortete Schwarzstreif erneut und sah beschämt zur Seite. Er wusste nicht, warum er sich so schämte, es war nur eine normale Antwort auf eine normale Frage. Aber dennoch... "Was machen wir jetzt?", fragte die Schülerin vorsichtig. Sie wollte ihn nicht verärgern, wo er schon einmal nicht die Stimmung von sieben Tage Regenwetter hatte. Der sonst so mürrische Kater sah sie an und für den Bruchteil einer Sekunde sah sie etwas in seinen Augen. Trauer? Er fasste sich wieder und legte wieder seine gewohnte Miene auf und erwiderte: "Ich will wegen dir keine nassen Pfoten bekommen, aber du hast anscheinend nicht einmal bemerkt das es bald einen Sturm geben wird. Wenn du mehr auf deine Umgebung achten würdest, hättest du das bereits bemerkt." Windpfote sah ihn erstaunt an und sah in den Himmel, soweit es durch den dichten Nadelwald möglich war. "Ich sehe nichts", sagte diese enttäuscht. "Sehen nicht, das könntest du, wenn du aus den Himmelsclan oder Bachclan kommen würdest. Aber du hast noch andere Sinne." Schwarzstreif hatte sich inzwischen gelangweilt hingelegt und starrte auf den Bach. "Man kann Regen hören?", fragte sie erstaunt. "Nein, du Maushirn, riechen", sagte ihr Mentor, "jedenfalls, was weißt du über die Clans, das erleichtert mir die Theorie, wenn ich dir nichts beibringen muss, dass du eh schon weißt." Windpfote dachte kurz nach und antwortete aufgeregt, begierig den mürrischen Kater mit ihrem Wissen zu beeindrucken: "Es gibt vier Clans. Der beste davon ist der Nachtclan, der gemeinste ist der Bachclan, dann gibt es noch den Himmelsclan und den Gewitterclan." Bei ihrer Beschreibung der Clans rollte Schwarzstreif mit den Augen, was seine Schülerin nicht mitbekam, da er ihr immer noch den Rücken zudrehte. "Typisches Jungengeschwätz", dachte er sich. "Was weißt du über den Gewitterclan?", fragte er schnell, bevor sie ihn noch mehr langweilte mit ihren Bemerkungen zu den Clans. "Ähm… Sie leben auch in einem Wald, nur mit eigenartigen Bäumen, die anscheinend in der Blattleere ihre Nadeln verlieren. Und… ähm…", versuchte sie sich zu retten. Schwarzstreif sagte darauf nur herablassend: "Diese Bäume sind Laubbäume, die haben keine Nadeln sondern Blätter. Ihr Anführer ist Krallenstern, deren Herkunft ein Rätsel ist. Er wurde als Neugeborener von einem Stück Birkenrinde, die mit Birkenblättern gepolstert war, vom Fluss angespühlt. Der zweite Anführer ist Fichtenschweif. Ihre Heilerin, die man übrigens niemals angreifen darf, und das gilt für alle Heiler, ist eine Kätzin namens Birkenblatt." Windpfote hörte überrascht auf. "Woher weißt du soviel über den Gewitterclan? Ich meine das mit Krallenstern und der Birkenrinde und Blättern?", fragte sie nun negierig. Ihr Mentor zuckte geschockt zusammen und erwiderte nur knapp: "Ähm, das habe ich bei einer Großen Versammlung aufgeschnappt." Seine Schülerin musterte ihn nun von oben bis unten "Kann es sein, das er mehr weiß als er zugeben will?" "Jedenfalls, der Himmelsclan. Ich nehme einmal an, das du genauso wenig über diesen Clan weißt wie über den Gewitterclan. Also sage ich es gleich. Ihr Territorium hat keinen Wald. Nur Wiesen und Sträucher. Vereinzelt Bäume. Bevor du fragst, man muss mindestens einmal durch ihr Territrium durchwandern, um sich mit den Ahnen die Zunge zu geben. Deswegen weiß ich, das es einige wenige Bäume gibt. Die Anführerin heißt Flammenstern, Der zweite Anführer ist Wespenstachel. Der Heiler heißt Spatzenherz. Er hat im Moment einen Schüler der soweit ich weiß, Nusspfote heißt," leierte er schnell herunter, um vom vorherigen Gesprächsthema abzulenken. "Mit dem Bachclan ist im Moment nicht gut Kirschen essen. Deren Anführer heißt Pantherstern, die zweite Anführerin ist Birkenrinde. Mit denen solltest du sich nicht einlassen. Der Heiler ist eine alte Katze namens Luchsohr. Rede nicht mit ihr. Mit ihrer Laune hat sie einmal ihren Schüler vergrault. In ihrem Territorium teilt sich der Grenzfluss in viele kleinere Bäche auf. Du wirst dort immer nasse Pfoten bekommen. Glaub mir, ich musste da einmal kämpfen. Ich hoffe für dich, dass du das morgen noch weißt. Wenn nicht wirst du morgen die Ältesten von Flöhen und Zecken befreien dürfen." Damit beendete er das Gespräch und stand auf. Er witterte nochmal die Luft und schnaufte genervt aus. "Ich gehe jetzt zurück, mir egal, ob du hierbleibst ober nicht", sagte Schwarzstreif mit einem drohenden Unterton. Windpfote wurde aus ihren Gedanken gerissen und zwängte sich schnell vor ihrem Mentor durch die Brombeeren. Als dieser sich geschickt hindurchschlängelte, entfernte er im Vorbeigehen das braune Fell von seiner Schülerin. Und auch nur ihres. Als wäre es nicht würdig genug, dort zu bleiben. Die braune Katze traf dieses Zeichen schwerer als erwartet. Normalerweise würde es ihr nichts ausmachen, aber die Tatsache, dass das andere Fell übervorsichtig nicht berührt wurde, machte sie Eifersüchtig. Langsam trottete sie zurück ins Lager. Sehr Langsam. Sie wusste den Weg nämlich nur noch teilweise. ******* Im Lager angekommen lief sie sofort zu ihrer Mutter, die sie nur ängstlich anschaute und wütend miaute: "Woher kommen diese Kratzer? Hattest du etwa Kampftraining mit ausgefahrenen Krallen?! SCHWARZSTREIF! Komm sofort hierher und erklär mir das auf der Stelle!" Windpfote hatte keine Zeit zu antworten, da bereits der weiße Kater, mit seiner schlechten Laune an trottete. Von diesem Geschrei wurden auch andere Katze auf das Spektakel aufmerksam. Weißpfote und Mohnpelz rannten sofort auf Grauherz zu. "Sie ist in einen Brombeerstrauch gefallen. Da verliert man halt Fell und bekommt Kratzer", sagte Schwarzstreif mit einen warnenden Blick auf Windpfote. "St-Stimmt", antwortete diese kleinlaut da sie sich nicht traute, gegen ihren Mentor das Wort zu erheben. "Keine Sorge, das wird schon wieder, Mama. Ich tue Windpfote einige Spinnenweben drauf und schon wird das wieder", sagte ihr Bruder, Weißpfote. Amselschwinge schüttelte darauf verneinend den Kopf. "Ähm… Das eine grüne Kraut, das man essen soll, wenn man würgt?", versuchte es der Heilerschüler erneut. Sein Mentor trottete nur verzweifelt in den Heilerbau und holt eine große Blume mit vielen, kleinen, weißen Blüten. "Das ist Kerbel", sagte irgendjemand aus der Menge zu Weißpfote, der nur nickte. Amselschwinge hockte sich neben Windpfote nieder und bedeutete mit einem Schwanzzeichen Weißpfote, dass er es ihm nachmachen sollte. Dieser hockte sich, wie ihm geheißen, neben seinem Mentor nieder und schaute zu, wie dieser den Kerbel zerkaute und den Saft auf Windpfotes Wunden verteilte. Der junge Heilerschüler ahmte seinen Mentor nach, während seine Mutter ihm erklärte, für was das sei. Schwarzstreif beobachtete derweil das ganze Geschehen interessiert von der Seite, während Fleckenpfote sich neben ihn setzte und Stachelherz ihm gehässige Blicke zuwarf. Kapitel 3: Nach dem Sturm ------------------------- "Aufwachen!" weckte eine schlechtgelaunte Stimme die Schüler. Windpfote hatte sich gestern noch ein Nest gemacht, auch wenn Fleckenpfote die meiste Arbeit gemacht hatte und nun direkt neben ihr lag. Langsam erwachte der Schülerbau, wobei sich das gutgelaunte Energiebündel Fleckenpfote noch schlafend stellte. "Die Arbeit ruft, Leute. wünscht mir Glück mit Stachelherz. Wenn es regnet hat er genauso eine schlechte Laune als hätte man ihn mit Schwarzstreif allein in eine Patrouille gesteckt", schnurrte Spechtpfote amüsiert. "Spechtpfote, Weizenpfote! Kommt endlich! Nur weil es noch regnet, kontrollieren sich die Grenzen nicht von allein!", knurrte Stachelherz nun ungeduldig. Wie es Schwarzstreif gesagt hat, hatte es einen Sturm gegeben. Als die zwei Schüler den gemeinsamen Bau verließen, fragte Windpfote: "Was hat Stachelherz eigentlich gegen Schwarzstreif? Und warum magst du ihn nicht?" Der Angesprochene drehte sich zu der jüngeren Schülerin um und sprach: "Stachelherz hatte bereits etwas gegen Schwarzstreif, bevor ich geboren wurde. Dieser aufdringliche Fellball ist zwar mein Onkel, aber als meine Mutter noch lebte, hat er nur hin und wieder mit mir gesprochen. Seit ihrem Tod versucht er zwar, mir nahe zu sein, aber ich will das einfach nicht." Windpfote sah überrascht auf. "Das tut mir Leid. Wie ist sie denn-" "Schwarzstreif hat sie Tod im Territorium gefunden und ins Lager geschleppt." unterbrach der gefleckte sie. "Und warum magst du Schwarzstreif dann lieber als Stachelherz? Ich meine wenn ich die Wahl hätte, würde ich eher deinen Onkel nehmen." "Du kennst doch sicher noch das alte Spiel, bei dem man sich an Schwarzstreif anschleicht, oder? Natürlich kennst du es, du hast es ja selbst oft genug gespielt. Jedenfalls, nachdem Schwalbenflügel, meine Mutter, gestorben ist, habe ich das auch gespielt. Oder besser, wurde von Spechtpfote und Weizenpfote dazu überredet. Ich habe haushoch gewonnen, obwohl ich mir keine Mühe gab, ich habe Schwarzstreif berührt und wir kamen ins Gespräch. Ich war neugierig auf ihn und habe ihn als Junges immer beobachtet. Er hat immer zurückgeschaut. Meine Mutter hat mir immer von Schwarzstreif erzählt. Bei ihm konnte ich mein Herz ausschütten. Er hat zugehört." Er legte eine kurze Verschnaufpause ein. Windpfote hörte gebannt zu. "Er mag zwar nicht der netteste Kater sein, aber er ist immerhin-" weiter kam er nicht, da Sturmkralle seinen Kopf in den Schülerbau streckte. "Über was redet ihr den so lange? Kommt! Wir vier müssen die Barriere um das Lager erneuern," sagte dieser. Sturmkralle versammelte die zwei Schüler und Schwarzstreif unter der großen Silbertanne um sich. "Also, wir müssen diese zwei Stellen ausbessern, diese dort drüben kann einige extra Brombeerzweige mehr gut vertragen und die da drüben müssen komplett überarbeitet werden", sprach er und deutete mit seinen Schweif auf die Stellen. "Warum holst du nicht Farnfuß? Sie hat immerhin die geschicktesten Pfoten im ganzen Clan," schlug Schwarzstreif vor. "Würde ich ja, aber sie hustet, an Schattenpelz habe ich auch schon gedacht, aber sie muss Weizenpfote für Fichtenpelz trainieren. Er hat bald seine Prüfung und Fichtenpelz hat es etwas mit den Gelenken." Sturmkralle sah nach diesen Worten Schwarzstreif in die Augen. "Ich verstehe. Ich und Fleckenpfote holen Äste und Brombeerzweige und du, Windpfote und die Jungen reparieren derweil das was geht." kommandierte der Riese herum. "Die Jungen? Warum denn das?", fragte Windpfote nach. Schwarzstreif ignorierte sie und sprang einfach weg. Fleckenpfote folgte ihm schnell und so blieb sie mit dem zweiten Anführer zurück. Dieser schaute Schwarzstreif nur interessiert nach. ***** Es war inzwischen Abend, als Windpfote und ihr Mentor ins Lager zurückkehrten. Nach den Reparaturen zeigte Schwarzstreif ihr noch schnell das Territorium. Sie war inzwischen sehr müde und ging sofort in ihr Nest. Schwarzstreif schnappte sich einen Buchfinken und setze sich am Lagerrand zum Essen nieder. Sein Mahl wurde von einem nervigen Fellbündel gestört. Es hatte hellgraues Fell, dass in alle Seiten Abstand. Stachelherz. Er setzte sich gegenüber von Schwarzstreif und funkelte ihn aus feindseligen Augen an. Eine Zeit lang aßen sie schweigend, bis Stachelherz schließlich das Schweigen brach. "Du ähm, wir müssen morgen die Grenze zum Gewitterclan kontrollieren." "Nur wir zwei?", fragte Schwarzstreif nach. "Leider", murmelte dieser. "Was ist mit unseren Schülern?" "Die werden sich um die Ältesten kümmern", krächzte ein alter, brauner Kater. Die beiden Krieger schauten überrascht auf. "Pinienstern, warum nur wir beide?", hackte Sturmkralle nach. "Ach stellt euch nicht so an! Ihr seit zwei erwachsene Kater und nebenbei auch noch zwei der besten Krieger des Clans! Da könnt ihr euch doch einmal beherrschen und zusammen auf Patrouille gehen", erwiderte dieser und trottete weg um weiteren Fragen aus dem Weg zu gehen. Stachelherz und Schwarzstreif sahen sich an. “Dass er auf seinen alten Tage noch so nerven muss”, sagte Schwarzstreif mehr zu sich selbst. "Ich bin schon gespannt, wen Sturmkralle dann zum neuen zweiten Anführer wählt", flüsterte Stachelherz, der seinen Hass auf Schwarzstreif kurz vergessen hatte. Der weiße Riese überlegte laut: "Er wird sich sicher schon Gedanken darüber machen. Was glaubst du den?" "Früher hätte ich Fichtenpelz gesagt, aber er steht ja jetzt schon mit einer Pfote im Ältestenbau", schnurrt der graue Kater. "Das stimmt wohl, die nächstbeste Wahl würde wohl Farnfuß sein, aber sie würde am liebsten sofort in die Kinderstube einziehen," murmelt Schwarzstreif. Stachelherz schnurrte zustimmend. "Zuerst muss sie aber mal trächtig werden und dazu muss sie erst jemanden finden", sprach Stachelherz und lachte laut auf. Einige Katzen schauten überrascht auf und tuschelten leise. Stachelherz bemerkte dies und wurde sich erst jetzt bewusst, mit wem er da eigentlich redet. Knurrend stand er auf und zog sich zurück. Schwarzstreif sah ihn ausdruckslos nach und bemerkte, dass Farnfuß Stachelherz nachschaute. "Stachelherz sollte mehr auf seine Umgebung achten, vielleicht würde er dann merken, dass Farnfuß ihn ins Visier genommen hat", schnurrte er belustigt. Nun kam noch eine Katze auf ihn zu. "Heute habe ich wohl keine Ruhe mehr", dachte er sich genervt. Eine schlanke, braun getigerte Kätzin, deren Streifen an Farnblätter erinnerten, lief auf Schwarzstreif zu. "Schwarzstreif! Über was hast du mit Stachelherz geredet? Ging es um mich?! Warum hat er gelacht? Er hasst dich doch!" überrumpelte Farnfuß ihn. "Eine Frage nach der anderen, Farnfuß. Bitte." Schwarzstreif rollte mit den Augen. "Hat er etwas über mich gesagt?" fragte sie hoffnungsvoll. Der riesige Kater legte sich auf die Seite und ließ die Sonne auf seinen Pelz scheinen. Er machte es sich gequält langsam bequem, sodass Farnfuß mit der Geduld an ihre Grenzen stieß. Die braune Katze bohrte ihre Krallen in den Boden um sich zu beruhigen. Er schaute sich noch flüchtig im Lager um, bis er schließlich Stachelherz entdeckte, der die beiden beobachtete. "Ja", beantwortete er knapp die Fragt. "Und was hat er gesagt? Schwarzstreif! Sag es mir bitte!" flehte sie ihn an. Farnfuß drückte sich auf den Boden und fokussierte seine Augen. "Wir haben spekuliert, wen Sturmkralle als seinen zweiten Anführer wählen-" "Das interessiert mich nicht. Was hat er über mich gesagt.", unterbrach sie ihn forsch. "Unterbrich mich nicht, dann erzähle ich es dir." "Entschuldige." "Also, wir haben gesagt, dass du infrage kommen würdest, aber du würdest ja am liebsten sofort in die Kinderstube ziehen. Stachelherz erwiderte, dass du dazu zuerst einmal trächtig werden müsstest und dass du dazu erst einmal jemand brauchst." Bei diesen Worten wurde Farnfuß hellhörig. "Er will Junge mit mir! Oh Sternenclan! Er will tatsächlich Junge! Er mag mich! Nein! Sogar noch mehr! Oh danke Schwarzstreif! Danke das du es mir gesagt hast. Ich werde eines meiner Junge nach dir benennen!" Sie brach in Tränen aus und der Kater blickte beschämt zur Seite. Der Großteil des Clans wurde auf Farnfuß´ Zusammenbruch aufmerksam. Sie schmiegte sich an Schwarzstreif, der mit dieser Situation nicht umgehen konnte und erstarrte. Dadurch fing das ganze Getuschel wieder von vorne an. Schwarzstreif wurde schon wieder Opfer der Fantasien seiner Kameraden. Kapitel 4: Morgenstund hat Pfote im Mund ---------------------------------------- Schwarzstreif wartete am Lagerausgang auf Stachelherz. Sie mussten so früh auf Patrouille, dass noch nicht einmal die Vögel ihr Morgenlied zwitscherten. Pinienstern hatte darauf bestanden, dass sie noch vor den ersten Sonnenstrahlen bei der Grenze sein mussten. Er hatte Stachelherz bereits geweckt, aber der brauchte wie immer etwas, um aus seinem Nest herraus zu kommen.   Der graue Kater trat nun aus dem Kriegerbau und stolperte benommen auf Schwarzstreif zu. "Als ob die Morgenpatrouille nicht schon schlimm genug wäre. Nein, wir müssen die Grenze zum Gewitterclan anscheinend ohne Grund in aller Frühe abgehen. Anzeichen auf irgendetwas hat es ja auch nicht gegeben. Für was ist das alles gut!" fluchte der stachlige Kater vor sich hin. "Wir haben noch etwas Zeit, ich frage Pinienstern auf was wir Ausschau halten sollen, während du dich bemühst etwas wacher zu werden." Mit diesen Worten trottete der weiße Kater zum Anführerbau. Er trat ohne Worte ein und stieß den Anführer grob in die Seite. Dieser schreckte auf und bekam sogleich das Maul gestopft. "Ich bin es. Der Krieger den du zu dieser Zeit auf Patrouille schicken willst. Sei leise oder der ganze Clan wacht auf", sprach der Krieger unfreundlich. Pinienstern blinzelte ein paar mal verwirrt, ehe er begriff und nickte.   Schwarzstreif nahm seine Pfote aus seinen Maul und fragte sogleich empört: "Also sag schon, warum schickt man mich und Stachelherz so früh zur Grenze des Gewitterclans?" "Das würde ich auch gerne wissen! Welcher idiotische Fellball hatte diese grenzgeniale Idee euch beide zu so einer Zeit auf so eine sinnlose Patrouille zu schicken!" Das Fell des Anführers sträubte sich vor Wut. Schwarzstreif knurrte nur vor sich hin. "Frage ich mich auch. Was würdest du denn mit diesem Scherzbold tun?", fragte der weiße Kater genervt, aber mit gewissen Hintergedanken. "Na auf jeden Fall sollte sich derjenige vor dem ganzen Clan bei euch für diesen schlechten Scherz entschuldigen. Und danach sollte er am besten … ähm… ein paar Mal hintereinander Nachtwache halten und sich um die Ältesten kümmern. Und die Große Versammlung kann er auch einmal vergessen." Schwarzstreif lachte bei diesen Worten leise in sich hinein. "Nanu? Dich habe ich ja schon lange nicht mehr Lachen gesehen. Das letzte mal war glaube ich als du Schüler warst, bis dann-" Pinienstern unterbrach sich schnell selbst und Schwarzstreif hörte sofort mit dem Lachen auf und blickte betrübt zur Seite. "Entschuldigung. Ich wollte nicht, dass alte Erinnerungen hochkommen. Ähm… Also wer ist nun der Schuldige für dieses Dilemma?" Schwarzstreif drehte sich um und ging langsam aus den Bau hinaus und drehte kurz den Kopf zurück. "Du warst das. Und du kannst Stachelherz jetzt auch erklären, warum er umsonst aufgestanden ist." Der weiße Kater lief mit gesenkten Kopf durch das Lager, direkt an Stachelherz vorbei, der seine Wäsche unterbrach und ihn verdutzt hinterherschaute.   Pinienstern versuchte ihm noch zu folgen, aber seine alten Knochen und seine Müdigkeit erlaubten es ihm nicht weiter als ein paar Fuchslängen zu laufen. Stachelherz rannte nun an die Seite des erschöpften Anführers und stützte ihn. "Pinienstern! Was ist da drinnen passiert?! So fassungslos habe ich Schwarzstreif lange nicht mehr gesehen! Er wollte doch nur nach dem Grund für die Patrouille fragen!" Überfordert von der frühen Stunde und den Geschehnissen wartete er auf eine Antwort. Pinienstern sah ihn nicht in die Augen. "Geh’ wieder schlafen. Die Patrouille war ein Irrtum", sprach er und trottete mit hängendem Schweif zurück in seinen Bau. Stachelherz sah nur verwirrt seinem Anführer hinterher, bis er einen Schritt aus dem Lager machte und in den Nadelwald starrte. __________ "Komm schon Schwarzjunges, bald wirst du Schüler! Lächle doch mal." "Ich glaube nicht, dass ich das noch kann, Silberflügel." "Ich weiß, dass die letzten Monde nicht einfach waren, doch das Leben geht weiter, mein Kleiner." "Silberflügel? Apfelpelz? Schwarzjunges? Schwalbenpfote und ich haben eure Frischbeute!" "Na endlich, kommt nur rein ihr beide, dann muss ich wenigstens nicht mehr dieses Geplapper der Beiden hier hören." "Apfelpelz, das ist nicht nett. Wisst ihr zufällig, wie es Sonnenstern geht?" "Immer noch nicht besser, fürchte ich. Sie ist immer noch nicht aus ihrem Bau gekommen und Buchenstreif weicht nicht von ihrer Seite. Pinienpelz fürchtet schon das schlimmste." __________   Die Morgenpatrouille verließ gerade das Lager. Einige Krieger sahen verwirrt über ihre Schulter. Der zweite Anführer und eine braun getigerte Katze huschten von einer Seite zur anderen. Sturmkralle suchte das ganze Lager ab. Farnfuß unterstützte ihn so gut wie sie konnte. "Weiß wirklich keiner wo er ist? Gestern ging er doch noch früher schlafen!", knurrte der zweite Anführer besorgt. "Was ist, wenn er abgehauen ist? Es war nun wirklich nicht nett von Pinienstern, ihm Windpfote als Schülerin zu geben. Hast du gesehen, wie wütend er geschaut hat?" Bei Farnfuß’ Worten drehte sich Sturmkralle wütend um. "Das würde er doch niemals machen! Du weißt, das er Fleckenpfote niemals alleine lassen würde."   "Wer lässt mich niemals alleine? Und was sucht ihr so früh den?" Fleckenpfotes Stimme ließ die zwei Krieger erstarren. "Ähm… Warum bist du den so früh schon auf den Pfoten, Fleckenpfote?", fragte Sturmkralle seinen Schüler. "Ihr seit nicht gerade Leise und außerdem sind wir zwei, Schwawrzstreif und Windpfote für die Jagt eingeteilt", sprach der kleine Kater unsicher. "Genau, gut das du schon wach bist, nur leider, ähm, fühlt sich Schwarzstreif nicht so gut. Deswegen gehen wir drei jetzt schnell auf Patrouille. Farnfuß, du sagst bitte Pinienstern Bescheid." Sturmkralle blickte sie bittend an und die Kriegerin nickte knapp.   Sie lief auf die Silbertanne zu und schaute sich noch einmal unsicher um, ehe sie ihren Kopf in den Bau streckte. "Pinienstern? Psst, Pinienstern, darf ich herein kommen?", zischte sie in den Anführerbau. Der alte Kater murmelte etwas vor sich hin, bis er ihr Einlass gewährte. "Was ist denn. Das ist schon das heute schon das zweite mal, dass ich geweckt wurde. Also sprich", krächzte er. "Schwarzstreif ist verschwunden. Sturmkralle und ich haben das ganze Lager abgesucht, aber er ist nicht aufzufinden!" Farnfuß versuchte nicht, ihre Verzweiflung und Sorgen zu unterdrücken. Pinienstern sah schuldbewusst an der Kriegerin vorbei. "Ich dachte, er würde gleich wieder kommen…" "Du weißt es bereits?" Sie sah ihren Anführer verdutzt an. "Beruhige dich Farnfuß, er ist ein erwachsener Kater." ________________ "Schwarzpfote! Schwarzpfote! Schwarzpfote!" "Glückwunsch zu deinem ersten Schüler, Funkenpelz. Der wird eine Herrausforderung. Hoffen wir, dass deine gute Laune auf ihn abfärbt. Ich weiß nicht mal mehr, wann er das letzte mal gelacht hat"   "Glückwunsch Schwarzpfote! Jetzt bist du endlich ein Schüler und wir können jetzt zusammen trainieren!" __________________   "Pinienstern! Weißt du etwa, wo er ist?! Wir müssen ihn finden! Fleckenpfote ist schon ganz krank vor Sorge!" Sturmkralle knurrte Pinienstern vor dem aufgewühlten Clan an. Schwarzstreifs plötzliches Verschwinden ließ viele Besorgt umherlaufen. "Nein, ich weiß es nicht, woher denn auch!", knurrte der Anführer zurück. "Was ist, wenn ein Fuchs im Lager war!" "Oder ein Dachs!" "Bitte nicht! Meine Jungen!" Sturmkralle brachte die Zwischenrufe des Clans mit einen Schwanzschnipsen zum schweigen. "Was ist denn hier los? Ist irgendetwas passiert?" hallte Stachelherz’ laute Stimme durch das Lager. "Schwarzstreif ist verschwunden!", klärte Farnfuß ihn mit zittriger Stimme auf. "Er ist noch nicht zurück?! Das ist nicht gut", jaulte der graue Kater. "Weißt du etwas, was wir nicht wissen, Stachelherz?" Er wurde nun von einigen Katzen umringt. "Pinienstern wollte uns heute auf Patrouille schicken. Noch vor den ersten Sonnenstrahlen sollten wir bei der Grenze zum Gewitterclan sein. Ich weiß nur noch, wie er in Pinensterns Bau gegangen ist und danach total aufgewühlt aus den Lager gerannt ist." "Pinienstern, was ist denn passiert?" "Was hast du gemacht?" "Das ist kein gutes Zeichen" ______________ "Hallo Wellenpfote! Schön dich wieder zu sehen! Das ist Schwarzpfote." "Schwarzpfote? Wohl eher Riesenpfote! So groß wie der ist. Warum ist er mir noch nie auf einer Großen Versammlung aufgefallen?" "Das ist seine erste. Er ist vor kurzen erst zum Schüler ernannt worden." "Wirklich? wie alt ist er denn bitte? Und kann er auch reden?" "Sechs Monde." "Du kannst ja reden! Und mit sechs Monden schon so groß! Du solltest dich wirklich in Riesenpfote umbenennen lassen!" ________________   Der alte Kater drückte sich auf den Boden. Er wollte am liebsten im Boden versinken. "Pinienstern. Ich frage dich jetzt noch einmal. Also, was ist passiert." Sturmkralle wurde langsam ungeduldig. Der alte Anführer wurde immer unberechenbarer. Das wusste bereits fast jeder im Clan. Sie hätten ein Problem, wenn das ein anderer Clan erfahren würde. "Mir ist vielleicht etwas herrausgerutscht, was ihn eventuell an seine Vergangenheit erinnert hat." Der braune Kater blickte beschämt zur Seite, während der Clan noch unruhiger wurde. "Wir müssen ihn finden! Wer weiß, auf welche Gedanken er kommt! Schwarzstreif ist alles zu zutrauen wenn er wieder eine solche Phase haben sollte!" Sturmkralle teilte schnell Suchtrupps ein. "Grauherz?", fragte die kleine braune Katze ihre Mutter. "Ja, Windpfote". Sie sah ihre Tochter besorgt an. "Was ist so schlimm an seiner Vergangenheit. Und welche Phasen?" "Ach Windpfote. Ich weiß nicht alles über seine Vergangenheit, keiner redet gern darüber." ______________ "Wie konntet ihr es nur wagen, Streifenschweif zu töten! Sie hatte Junge!" "Wir haben eure Königin nicht getötet!" "Lügner! An ihr haftete der Geruch des Nachtclans! Versucht gar nicht erst, es zu leugnen!" "Wir wissen nichts davon!" "Das ist nicht wahr! Bachclan, zum Angriff!" "Was zum -! Na gut, wenn du es so haben willst, Nachtclan, Angriff!" ______________   Das rauschende Wasser des Baches beruhigte ihn ungemein. Er ließ sich auf das weiche Moos fallen. Die Siebensterne wogen rhythmisch im Wind. Sein Zufluchtsort. Er stand wieder kurz auf und holte etwas braunes Fell aus den Brombeersträuchern, dass sich dort verfangen hatte. "Ach meine Liebe, wärst wenigstens du noch hier." Kapitel 5: Wettlauf gegen die Zeit ---------------------------------- "Fleckenpfote! Fleckenpfote! Wach auf, mein Kleiner." Der junge Kater blinzelte verwirrt. "Wo, wo bin ich?" Fleckenpfote sprang auf. Er befand sich auf einer weitläufigen Wiese. Sein Blick blieb an den schemenhaften Umrissen einer weißen Katze hängen. "Schwalbenflügel? Mutter, bist es wirklich du?" Schwalbenflügel kam auf ihn zu und liebkoste ihren Sohn, bis er sich plötzlich wegdrückte. "Bedeutet das, dass ich tot bin", schluchzte der Schüler. "Nein, mein Lieber. Ich wandle im Moment in deinen Träumen. Erinnerst du dich? Amselschwinge hat dir ein paar Mohnsamen und etwas Thymian gegeben." Wie ein Blitz erinnerte Fleckenpfote sich wieder an die Ereignisse. "Schwarzstreif! Ich muss ihn finden! Schwalbenflügel, ich habe solche Angst. Ich will ihn nicht auch noch verlieren." Er fing wieder an zu weinen. "Keine Sorge, es geht ihm noch gut. Suche das Wasser, das von Dornen geschützt wird. Im Inneren findest du sieben Sterne." Seine Sicht verschwamm auf einmal. "Nein, ich will noch nicht gehen! Schwalbenflügel, Schwalbenflügel. MAMA!" Fleckenpfote versuchte noch, seine Mutter zu erreichen, die blickte ihn jedoch nur traurig an und das Letzte, was er noch sah, war ihre Gestalt, die langsam verschwand. Er erkannte noch den schwarzen Fleck auf ihrer Seite, der an die Flügel des Schwalbenschwanzes erinnerte. Fleckenpfote schreckte auf. Er war im Heilerbau und die Heiler sahen ihn verwirrt an. Amselschwinge stieß Weißpfote in seine Richtung. "Ähm… Hast du schlecht geträumt?", fragte der Heilerschüler schüchtern nach. Der gefleckte Kater blickte ihn kurz verwirrt an, bis ihm sein Traum wieder einfiel. "Ich habe Schwalbenflügel gesehen. Sie hat mir etwas gesagt. Ich weiß nicht mehr genau, was es war…" Nachdenklich schaute er sich um, in der Hoffnung, sich erinnern zu können. Windpfote trat ohne Vorwarnung in den Heilerbau, was Weißpfote zusammenzucken ließ. "Entschuldigung, Bruder," sprach sie, bis ihr Blick auf ihren Baugenossen traf, "Fleckenpfote! Du bist wieder wach! Ich habe mir solche Sorgen gemacht, als du die Nerven verloren hast." "Gibt es irgendwelche Neuigkeiten?", fragte er besorgt. "Pinienstern hat wohl irgendetwas falsches zu ihm gesagt. Als der Clan das hörte, sind viele noch unruhiger geworden und Sturmkralle hat bereits Suchtrupps losgeschickt. Schattenpelz ist bereits mit leeren Pfoten zurückgekehrt." Der junge Kater wollte etwas erwidern, bis ihm sein Traum wieder einfiel. "Das war es! Das hat mir Schwalbenflügel gesagt! Windpfote, meine Mutter hat mir gesagt, wo Schwarzstreif ist!" Fleckenpfote machte einen Freudensprung. Windpfote blinzelte nur verwirrt und versuchte ihm zu folgen. "Was? Ich verstehe nicht. Ich-" "Das ist jetzt egal, wir müssen ihn finden!", unterbrach er sie. "Und wo ist er?" Fleckenpfote musste kurz überlegen. "Sie hat irgendetwas von sieben Sternen gesagt. Und von Dornen, die irgendein Wasser beschützen. Ich weiß einfach nicht, wo das sein soll." Traurig blickte er zur Seite. "Sieben Sterne? Wasser? Das hört sich nach einer Pflanze an. Nur welche… Es ist schon mal keine herkömmliche Heilpflanze, sonst würde es mir etwas sagen. Warum muss der Sternenclan nur immer in Rätseln sprechen." Amselschwinge brütete über die Worte der Ahnen und bemerkte nicht, wie sich Windpfotes Mine aufhellte. "Ich weiß wo er ist!" Die drei Kater sahen sie verwirrt an. "Windpfote, bist du dir sicher, was du da redest?" Weißpfote musterte sie skeptisch. "Fleckenpfote, bitte, komm mit mir. Du musst mir vertrauen, ich kenne den Ort." Als er nicht sofort antwortete, sah Windpfote ihn bettelnd an. "Bitte, Fleckenpfote. Was hast du schon zu verlieren?" Der Gefleckte sah ihr in die Augen. "Schwarzstreif, ich könnte Schwarzstreif verlieren." "Der halbe Clan sucht nach ihm! Da können wir ihn auch suchen gehen! Wenn ihm etwas passieren würde, würdest du es dir sicher nicht verzeihen, nichts unternommen zu haben." Amselschwinge stieß nun Fleckenpfote grob von hinten an und sah ihm eindringlich in die Augen. "In Ordnung, ich komme ja schon. Aber wie kannst du dir dabei so sicher sein, wo er ist?" "Das erkläre ich dir unterwegs. Wir dürfen keine Zeit verlieren!" Die zwei Schüler liefen Seite an Seite durch das Territorium. "Also, ich höre." keuchte Fleckenpfote. "An meinem ersten Tag als Schülerin hat Schwarzstreif mich zu einem Ort mitgenommen. Hinter Brombeersträuchern liegt ein Bach und das Ufer ist bemoost. Dort wachsen auch Blumen, die Siebenstern heißen." Windpfote versuchte wieder zu Atem zu kommen. Fleckenpfotes Augen leuchteten Hoffnungsvoll auf. "Hoffentlich ist er dort." Sie liefen immer weiter durch den Wald, bis Fleckenpfote plötzlich erstarrte. "Warte! Hörst du das?", sprach er atemlos. Windpfote drehte sich verwirrt zu ihm um. Sie horchte in die Umgebung, bis ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief. "Ich höre Schwarzstreifs Jaulen und irgendein Knurren." Fleckenpfote prüfte die Luft und knurrte. "Fuchs. Wir müssen ihm helfen!" Er wollte schon losstürmen, als die braune Kätzin ihn aufhielt. "Ich kann nicht kämpfen", miaute sie kleinlaut. "Was?! Wie meinst du das!?" "So wie ich es gesagt habe. Ich hatte bis jetzt noch keinen Kampfunterricht." Fleckenpfote war hin und hergerissen. Er wollte Schwarzstreif nicht zu lange allein gegen einen Fuchs kämpfen lassen, andererseits konnte er keine kampfunerfahrene Schülerin in einen Kampf gegen einen Fuchs mitnehmen. Ein weiterer Schmerzlaut von Schwarzstreif. Die zwei zuckten zusammen. "Lauf und hol Verstärkung. Nimm die Ersten die du siehst!" Mit diesen Worten lies er sie allein und lief der Geräuschquelle entgegen. Fleckenpfote zwängte sich durch die Brombeeren, ohne Rücksicht auf seinen Pelz zu nehmen. Als er auf der Lichtung ankam, erschrack ihn der Anblick. Schwarzstreif stand einem ausgewachsenen Fuchs gegenüber. Sein weißes Fell hatte sich stellenweise Rot gefärbt und klebte zusammen. Er hatte einige bösartige Bisswunden und humpelte auf drei Pfoten. Schwarzstreif bemerkte den Schüler zuerst nicht, als aber Fleckenpfote sich mit einen Kampfschrei auf den ebenfalls verwundeten Fuchs zusprang, erstarrte der große Kater. "Fleckenpfote?! Was tust du hier! Lauf, so lange du noch kannst!" Seine Augen waren vor Furcht aufgerissen. Der Schüler aber sprang auf den Rücken des Fuchses und borte seine Krallen in das rotes Fellkleid. Dieser jaulte wütend auf und versuchte neuen Angreifer abzuschütteln. Fleckenpfote versuchte verzweifelt seine Position zu halten. Schwarzstreif war immer noch vor Schreck gelähmt. Ein Schrei beförderte ihn in die reale Welt zurück. Er sah, wie der Fuchs es geschafft hatte, den jungen Kater abzuwerfen. Der lag nun auf den Boden und der Fuchs kam knurrend dem schwarz-weißen Fellbündel immer näher. Knurrend sprang das rot-weiße Wesen auf seinen Gegner zu. Schwarzstreif reagierte instinktiv und rempelte, ohne zu denken, den Fuchs an. Dieser verlor seine Flugbahn und landete im Bach. Während dieser versuchte, sich aus dem Wasser zu kämpfen, stellte sich der Krieger schützend vor dem benommenen Kater. Schwarzstreif fürchtete schon das schlimmste, als ein weiteres Jaulen ertönte. Er sah noch wie vier Katzen durch die Brombeersträuchern brachen. Er erkannte noch vage den dunkelbraunen Pelz von Fichtenpelz, das hellbraune Fellkleid von Weizenpfote, das getigerte Fell von Farnfuß, die gemeinsam mit Windpfote auf die verwundeten Katzen zurannten. Schwarzstreif sackte in sich zusammen und mit letzter Kraft verhinderte er, dass er auf Fleckenpfotes Körper fiel. Ihm wurde schwarz vor Augen. Er hörte nur noch besorgtes Miauen und wildes Knurren. Diese Geräusche allerdings waren nicht mehr zu fassen. "Schwarzstreif! Schwarzstreif! Nein, komm schon, lass uns jetzt nicht allein!" Farnfuß stieß ein verzweifeltes Miauen aus. "Windpfote, schnell! Hilf mir, ihn zurück ins Lager zu tragen!" Windpfote versuchte, zusammen mit Farnfuß, Schwarzstreif hochzuhiefen. "Das geht nicht, er ist zu schwer!" klagte die kleine Katze. "Dann lauf und hol Amselschwinge oder Weißpfote! Ich suche derweil Spinnenweben." Farnfuß sprang ohne zu zögern an dem kämpfenden Fellbündel vorbei und schlüpfte durch die Brombeeren. Kapitel 6: Das Eis in meinem Herzen ----------------------------------- Er spürte nichts. Nicht, als Spinnenweben gegen die offenen Wunden gedrückt wurden, nicht als er vorsichtig angehoben wurde. Nicht als jemand seinen Namen rief. Nicht als er auf ein weiches Moosbett gelegt wurde. Nicht als sich jemand neben ihn legte. Er war in seiner eigenen, kleinen Welt. Fernab von seinem Körper, seinen Qualen. Schwarzstreif sah sich um, erblickte aber nichts. Das einzige, was er warnahm, waren Stimmen, diese waren aber so weit von ihm entfernt, das sie ungreifbar waren. "Ist das… ein Traum? Was ist passiert?" Der weiße Kater suchte in seinen Erinnerungen nach Antworten. "Zähne, spitze Zähne, die sich in mein Fleisch bohren. Fauchen. Pfotenhiebe. Ein Kampfschrei. Fleckenpfote. Farnfuß… Bin ich auf dem Weg in den Sternenclan? Wenn ja, wo sind meine Ahnen, die mir den Weg geleiten." Schwarzstreif sah sich noch genauer um. "Nichts. Wenn ich jetzt noch nicht soweit bin? Vielleicht kommen sie erst… Amselschwinge wird mich wohl gerade behandeln. Sollte ich alles beschleunigen und einfach aufgeben? Dann wären wir wieder vereint… Ich wäre endlich glücklich." Schwarzstreif ließ sich auf den nicht vorandenen Boden sinken und schloss die Augen. __________________ "Sein Zustand wird schlimmer!" Weißpfotes verzweifeltes Miauen hallte durch durch den Heilerbau. "Schwarzstreif, bitte. Verlass mich nicht." Fleckenpfote schmiegte sich näher an den regungslosen Körper. __________________ Er spürte, wie etwas Winziges versuchte, ihn aufzurichten. Schwarzstreif versuchte es zu ignorieren, aber es wurde immer penetranter. "Miau, miau." Der Kater spitzte die Ohren. Dieses Geräusch.. Irgendwoher kannte er dieses miauen. Durch seine erweckte Neugier blickte er auf. Ihm stieß ein kleines, weißes Junges verzweifelt in die Seite. Als es sah, dass Schwarzstreif endlich aufschaute, schnurrte es erfreut. Die Augen des Kriegers weiteten sich, als er es erkannte. "Eisjunges?! Bist es wirklich du?" Das Junge sah ihn immer noch erfreut an und schien nicht zu bemerken, dass es angesprochen wurde. "Du bist es!" Schwarzstreif richtete sich auf und Eisjunges schmiegte sich noch mehr an seine Beine. "Komme ich jetzt endlich in den Sternenclan?" Der ausgewachsene Kater realisierte seine Worte und gestikulierte wild herum. Die blauen Augen des Jungen sahen ihn genau an, ehe es verstehend den Kopf verneinend schüttelte. "Soll das jetzt heißen ich werde nicht sterben oder du willst nicht, dass ich sterbe", sprach Schwarzstreif eher zu sich selbst. Eisjunges schmiegte sich noch ein letztes mal an seinen Bruder, ehe er davonlief und verschwand. "Na schön, für dich, kleiner Bruder, gebe ich jetzt noch nicht auf." __________________ Die Augen des schwarzen Heilers leuchteten erleichtert auf. Er schaute seinen Schüler an und nickte. Dieser Verstand, lief aus den Heilerbau und verkündete die frohe Botschaft: "Es geht ihm besser!" _________________ Schwarzstreif machte es sich bequem und wartete. Diesmal auf das Leben, nicht den Tod. Unwillkürlich kamen ihm Erinnerungen an seinen Bruder hoch. _________ "Tigerfell? Tigerfell?" "Lass mich in Ruhe. Ich muss mich um Elsternjunges kümmern. Sie hat wieder Husten." "Aber es geht um Eisjunges!" "Ich sagte lass mich in Ruhe! Ihr geht es nicht gut! Jetzt verschwinde!" "Also ob es ihr jemals gut gegangen wäre! Sie hustet doch immer!" "VERSCHWINDE STREIFENJUNGES!" "Aber ich heiße doch Schwarzjunges!" "Verschwinde endlich! Ich habe keine Zeit!" "Elsternpelz? Es geht um Eisjunges!" "Nicht jetzt, Schwarzjunges. Ich muss gleich auf Patrouille. Rede mit deiner Mutter." "Schon wieder? Du bist doch ununterbrochen auf Patrouillen oder Jagt!" "So ist das halt, wenn man zweiter Anführer werden will. Jetzt geh und spiel mit deinem Bruder." "Schwarzjunges? Was ist denn los? Haben eure Eltern wieder keine Zeit für euch?" "Hallo Buchenstreif. Sie sind wieder zu beschäftigt. Dabei ist es wichtig! Es geht um Eisjunges!" "Was ist denn mit ihm?" "Er versteht nichts! Ich glaube, seine Ohren sind kaputt!" "Wirklich? Das schaue ich mir gleich an. Danke, das du es mir gesagt hast." "Warum hast du uns hierher bestellt, Buchenstreif? Ich muss wieder zu Elsternjunges! Sie hustet wieder!" "Und ich muss jagen gehen, also beeile dich bitte." "Elsternpelz, Tigerfell, es tut mir leid. Schwarzjunges hat mir etwas wichtiges gesagt, dass ich sofort überprüft habe. Seine Vermutung war richtig." "Komm bitte auf den Punkt, wir haben keine Zeit." "Euer Sohn, Eisjunges, wenn ihr seinen Namen überhaupt noch kennt, ist taub." "Was! Wird er jemals ein Krieger werden?" "Ich verstehe deine Sorge, Elsternpelz. Ehrlich gesag, weiß ich es nicht. Wir müssen schauen, wie er - Tigerfell! Wo gehst du hin!" "Zurück in die Kinderstube, natürlich. Elsternjunges ist krank. Ich habe keine Zeit um mir Sorgen um Weißjunges zu machen." "Eisjunges! Er heißt Eisjunges!" "Ist doch auch egal." "Hey, Eisjunges! Ich habe gehört, dass du kein Krieger werden kannst. Das tut mir ja SO Leid, du taube Nuss!" "Lass ihn in Ruhe, Stacheljunges!" “Tse, er kann sich ja nicht einmal selbst verteidigen! Er braucht seinen Bruder, um das zu erledigen! Das ist ja noch erbärmlicher als ich gedacht habe! Immerhin muss ich mir ab heute keinen Bau mehr mit dir teilen!" "Stacheljunges, das ist nicht mehr lustig! Was wird Pinienpelz sagen, wenn er erfährt, dass-" "Er wird es nicht erfahren, Schwalbenjunges." "Ich werde was nicht erfahren? Das meine Jungen ihren Clankameraden hänseln? Entschuldige dich sofort, Stacheljunges! Oder ich sorge dafür, das Eisjunges und Schwarzjunges vor dir zu Schülern werden!" "Was bringst sich eine Entschuldigung, wenn Eisjunges sie nicht hören kann! Er ist taub! Mein Bruder ist taub!" "Tigerfell! Versteck dich! Wir werden angegriffen! Tigerfell, los! Ich weiß, wie schlimm das für dich ist, aber bitte! Lauf!" "Elsternpelz, ich konnte nicht einmal bei ihr sein…" "Lauf schon! Zum Trauern hast du später auch Zeit! Verdammt, ich muss los, also bitte, meine Liebe!" "HILFE!" "Schwarzjunges, Eisjunges! Hierher! Schnell!" "Silberflügel! Wir kommen! Eisju- Eisjunges! Wo bist du?!" "Schwarzjunges! Beile dich!" "Eisjunges? Eisjunges! Oh nein, Bruder, es tut mir so Leid. Komm schon, du wirst wieder gesund. Was? Worauf schaust du? Hier ist niemand außer mir! Die anderen sind alle beschäftigt.... Was machst du da? Warum schaust du mich so an? Drei Striche? … Elsternjunges hat von zwei Kätzchen geredet, als sie… Warum schaust du mich so an? …Bitte nicht! Es tut mir Leid. Ich konnte dich nicht beschützen… Auf wiedersehen, wir sehen uns sicher wieder." "Was für ein katastrophaler Tag. Elsternjunges ist gestorben, Sonnenstern hat ein Leben verloren, Tigerfell ist- Schwarzjunges! Was ist mit Eisjunges passiert?!" "Eisjunges wurde von den Streunern rücksichtslos überrannt. Er hatte innere Blutungen und wurde von den Kriegern zertrampelt. Ich glaube allerdings, dass er noch kurz danach noch am Leben war. Seine Kehle wurde durchtrennt." "Das ist wirklih sclimm. Wie geht es Schwarzjunges nach dieser Tragödie?" "Er braucht Zeit, um damit fertig zu werden." Kapitel 7: Schatten der Nacht ----------------------------- "Wann wird er wieder aufwachen?" Fleckenpfote hüpfte ungeduldig um die Heiler herum. "Das kann man jetzt noch nicht sagen, aber immerhin ist er über den Berg." Weißpfotes Stimme wurde in den letzten Tagen immer fester und sicherer. Er wurde mit seiner neuen Rolle als eine der wichtigsten Katzen im Nachtclan langsam vertrauter. Amselschwinge sortierte weiterhin seine Kräuter und schnippte mit seinem Schweif, um seinen Schüler zu rufen. "Du musst ja wirklich aufmerksam sein, wenn du jedes Zucken von Amselschwinge sehen musst! Meinen Respekt, ich könnte das nicht!" Ehrfürchtig sah er den jüngeren Kater an. "Man gewöhnt sich mit der Zeit daran, es ist nicht leicht, wenn der Mentor stumm ist." Amselschwinge schabte ungeduldig mit der Pfote und Weißpfote beeilte sich. "Welches Kraut brauchen wir denn?" Der schwarze Kater zeigte auf ein paar vertrocknete Überreste einer Pflanze. "Katzenminze? Das ist schlecht, wir haben schon Blattfall! Fleckenpfote, willst du mir helfen, welche zu finden?" Der angesprochene blickte mit besorgten Augen zu Schwarzstreif. Weißpfote bemerkte seinen Blick. "Wenn er weißen Husten bekommt, wird dieser schnell zu grünen Husten. Er wird länger geschwächt sein, das ist zu so einer Zeit am gefährlichsten, wenn die Beute rar wird und er so nicht genug Kraft hat um richtig zu genesen. Schwarzstreif braucht die Katzenminze genauso, wie der restliche Clan." Fleckenpfote sah auf den Heilerschüler und nickte. "Dann komm." Die beiden Schüler verließen den Bau und Amselschwinge war nun mit dem verwundeten Schwarzstreif allein. Er beschnupperte ihn sorgfältig und wandte sich wieder seinen Kräutern zu. Er hörte Pfotenschritte. Trotz der Schmerzen versuchte der weiße Kater mit der schwarzen Musterung, seine Ohren auf die Geräuschquelle zu drehen. Die Schritte kamen rasch näher und er zuckte überrascht zusammen, als eine raue Zunge über sein Fell strich. Er knurrte kurz und versuchte, die Augen zu öffnen. Das erste, was er sah, waren blaue Augen, die ihn erleichtert anfunkelten. Schwarzstreif versuchte sich aufzurichten, doch Amselschwinge hielt ihn davon ab. Bestimmt schüttelte der kleine Heiler den Kopf und ließ erst wieder los, als sich der größere Kater widerwillig entspannte. Langsam schritt er zurück und ging Richtung Bauausgang, ohne seinen Patienten dabei aus den Augen zu lassen. Die letzten Schritte rannte er, und Schwarzstreif schnaubte genervt. Erschöpft von seinen Wunden schloss er wieder die Augen und öffnete sie erst wieder, als er Stimmen um sich herum hörte. "Endlich bist du wieder wach! Du hast drei Tage lang geschlafen!" Benommen hörte er noch Sturmkralles Stimme, dann überkam ihn wieder eine Müdigkeit. Die Erschöpfung bekam die Überhand und er sackte in sich zusammen. "Schwarzstreif!" Sturmkralle sah den Heiler entsetzt an. Dieser schien von dem Zusammenbruch des großen Katers nicht sonderlich überrascht zu sein. Amselschwinge trottete zu seinem Patienten und schnupperte kurz an ihm. "Völlig normal. Sein Körper muss sich ausruhen, aber wie erkläre ich das jetzt Sturmkralle?" In diesen Moment kamen die beiden Schüler mit den Mäulern voller Katzenminze. "Ich hoffe nur, die beiden haben daran gedacht, nicht die Wurzeln auszureißen. In der kommenden Blattleere brauchen wir jede Pflanze, die wir kriegen können." Die beiden sahen verwirrt zu Sturmkralle. "Hafen fir efas veffasst?" Fleckenpfotes Frage klang gedämpft unter dem Heilkraut. Der zweite Anführer sah seinen Schüler an und sprach: "Schwarzstreif ist kurz aufgewacht, aber kurz danach schon wieder eingeschlafen." Fleckenpfote ließ vor Überraschung die Katzenmienze fallen. "Und ich war nicht da!" "Nein, du warst mit mir wichtige Kräuter für den Clan suchen. Du hast nur das Leben einiger Katzen gerettet, die vielleicht Grünen Husten bekommen. Entschuldige, dass du nicht hier warst und den armen Schwarzstreif kurz nach seinem Aufwachen überfordern zu können, sondern mit mir überlebenswichtige Kräuter für den Clan gesammelt hast!" Die drei Katzen sahen den Heilerschüler verblüfft an. Diese Seite des jungen Katers hatten sie noch nie gesehen. "Entschuldige, aber kannst du verstehen, wie frustriert ich bin? Warum schläft er überhaupt wieder! Er hat doch schon so lange geschlafen." Weißpfote sah den Schüler wütend an. "Wenn du aufwachst, bist du dann sofort hellwach? Ich bezweifle das!" Fleckenpfote sah beschämt zur Seite. "Komm, wir gehen trainieren, wir haben deine Ausbildung in letzter Zeit ziemlich schleifen lassen." Fleckenpfote wollte etwas erwidern, entschied sich dann aber dagegen, als er in die Augen seines Mentors schaute. Diese ließen keinen Widerspruch zu. **** *Knurr* Schwarzstreif wurde aus seinen Schlaf gerissen. Erschöpft sah er sich um. Es war stockdunkel. Der zunehmende Mond strahlte am Himmel. Die nächste Große Versammlung würde bald stattfinden. "Ah, mein Magen… Essen," stöhnte er. Der abgemagerte Kater rappelte sich auf und schleppte sich Richtung Frischbeutehaufen. Er war noch nicht einmal auf halben Weg, als sich ein Schatten näherte. Grüne Augen funkelten ihn besorgt an. "Schwarzstreif? Du solltest dich noch nicht so sehr bewegen. Was machst du mitten in der Nacht auch einen Spaziergang?" "Mein, mein Magen…" keuchte er. Sein Magenknurren war kaum zu überhören. "Schon gut, ich verstehe schon. Leg’ dich wieder hin und ich bringe dir etwas. Du musst ja am Verhungern sein!" Die schwarze Katze stützte Schwarzstreif noch, ehe sie sich auf den Weg machte. Er ließ sich schwerfällig in sein provisorisches Nest fallen und atmete schwer aus. Der kurze Weg hatte ihn bereits so sehr erschöpft. Wie soll er jemals wieder ein Krieger sein? "Vielleicht sollte ich mich dann einfach den Ältesten anschließen…" ------- "Nur ein paar Mäuse? Das wird Schwarzstreif niemals satt machen!" Mit gesenkter Stimme murmelte Schattenpelz vor sich hin. "Er muss vorzeitig wohl damit Leben, ich kann nicht jetzt auch nicht einfach jagen gehen, ich habe immerhin Nachtwache." Sie nahm die wenige Beute des Frischbeutehaufens und trabte Richtung Heilerbau. "Es tut mir Leid, Schwarzstreif. Das ist die ganze Beute." Schattenpelz sah besorgt zu, wie er die wenigen Mäuse mit ein paar hungrigen Bissen verspeiste. *Knurr* Die beiden zuckten bei den Magenknurren zusammen. "Ich hole besser Amselschwinge. Vielleicht hat er ja irgendetwas für dich, das dir hilft." Schattenpelz trottete zu den Schlafplätzen der Heiler und versuchte den kleinen, schwarzen Kater zu wecken. Dieser sah sich verwirrt um, ehe er aufsprang und die Kriegerin besorgt anstarrte. "Schwarzstreif ist wach. Er hat Hunger, aber wir haben keine Beute mehr hier. Er hat bereits alle Reste gegessen, aber-" Sie stoppte abrupt, als Amselschwinge an ihr vorbei rannte. Verwirrt folgte sie ihm. Der kleine Heiler beugte sich über seinen Patienten und untersuchte ihn. Der mürrische Kater ließ es geschehen. Amselschwinge sah Schattenpelz kurz an und wies mit seinen Schweif auf den Ausgang des Baues. Sie verstand und ging wieder auf ihren Posten, doch zuvor fragte sie noch, ob sie noch irgendwie Frischbeute auftreiben solle. Er sah sie unsicher an. "Ich werde natürlich im Lager bleiben. Lass das nur meine Sorgen sein." Selbstsicher ging sie auf die Lichtung zurück. Als Schattenpelz noch überlegte, wen sie um Hilfe fragen könnte, fiel ihr eine Bewegung vor dem Schülerbau auf. Sie ging darauf zu und sah, was sie suchte. "Spechtpfote! Ein Glück, ich brauche deine Hilfe." Die Schülerin zuckte erschrocken zusammen. "Ähm, Hallo Schattenpelz. Was ist denn? Ich wollte eigentlich einen, einen Spaziergang machen." "Das trifft sich sehr gut, meine Süße. Könntest du jagen gehen? Schwarzstreif ist aufgewacht und hat Hunger. Sehr, sehr großen Hunger." Spechtpfote, die komplett überfordert mit dieser Situation war, antwortete: "Ähm, ist es nicht etwas gefährlich, bei Nacht ohne einen Krieger zu Jagen? Ich meine für eine Schülerin." Schattenpelz sah sie irritiert an. "Aber du bist doch bereits kurz vor deiner letzten Beurteilung! Du wirst bald eine Kriegerin sein! Dann kannst du auf dich selbst aufpassen und es wäre eine gute Übung für dich!" Spechtpfote sah beschämt zur Seite. Auf einmal hellte sich ihre Mine auf. "Kann ich Weizenpfote mitnehmen? Er ist doch genausoweit wie ich! Und wir könnten zu zweit mehr erlegen! Bitte!" Schattenpelz sah sie kurz an. "Wenn man nicht wüsste, dass ihr Wurfgeschwister seit, könnte man denken, ihr seit verliebt!" Amüsiert schnurrte sie. "Ich habe nichts dagegen einzuwenden, nehmt nur genug Beute mit. Ich werde morgen Stachelherz und Fichtenpelz erklären, warum ihr so müde seit." Spechtpfote weckte ihren Bruder. "Psst, Weizi, wir wollen doch nicht die anderen wecken. Wir sollen jagen." Weizenpfote sah sie aus müden Augen an. "Jetzt?" "Ja, jetzt. Schwarzstreif ist anscheinend aufgewacht und könnte einen Fuchs verspeisen! Also komm schon, wir dürfen keine Zeit verlieren!" Sie zwinkerte ihren Bruder verschwörerisch zu. Fleckenpfote zuckte bei der Erwähnung von Schwarzstreif mit den Ohren und schaute verschlafen auf. "Was ist los?" "Nichts! Wir gehen nur etwas trainieren! Schlaf jetzt einfach weiter, Flecki." Der gefleckte legte sich wieder schlafen. Die zwei Geschwister verließen zusammen das Lager. "Lass mich raten, du hast mich geweckt, damit ich für uns beide jage und du dich davonschleichen kannst?" Weizenpfote sah seine Schwester vielsagend an. "Vor dir kann ich einfach kein Geheimnis haben. Du hast was gut bei mir. Wenn du ihn wieder besuchst, werde ich dich dafür decken." "Woher weißt du-" "Psst, mein lieber Bruder. Wir kennen uns halt zu gut. Wir können einfach kein Geheimnis gegenüber den anderen haben.” Spechtpfote hielt kurz an und schaute den Mond an. Weizenpfote folgte ihren Blick. "Das ist schon ein komischer Zufall, findest du nicht? Wir müssen jedenfalls sehr gut aufpassen. Benimm dich bei der nächsten Versammlung unauffällig und stell ihn mir vor. Das ist wohl das mindeste, was du tun kannst, Schwersterherz." Spechtpfote sah ihren Bruder an. "Natürlich. Du musst mich dann aber auch vorstellen. Ich will immerhin auch wissen, wer dein Herz gestohlen hat!" Er murmelte etwas unverständliches, ehe er das Thema wechselte. "Ich geh dann mal jagen, beeil dich und lass mich nicht die ganze Nacht alleine Jagen, hörst du?" Vergnügt sprang er in die Nacht davon. Kapitel 8: Frühmorgendliches Chaos ---------------------------------- "Schattenpelz, wie war die Nachtwache?" Sturmkralle schnurrte, als er auf die schwarze Kriegerin zukam. "Oh, Sturmkralle. Hallo. Ich muss noch mit Fichtenpelz und Stachelkralle über etwas reden. Du entschuldigst?" Sie trat unbehagen von einer Pfote auf die andere. "Oh, na- natürlich. Kann ich auch erfahren um was es geht, oder ist etwas-" "Ich habe Spechtpfote und Weizenpfote in der Nacht zur Jagt geschickt. Schwarzstreif ist aufgewacht und der Frischbeutehaufen war zu klein für seinen Hunger. Also, wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss den beiden erklären, warum ihre Schüler so fertig sind." Mit diesen Worten eilte sie davon. "Schwarzstreif ist aufgewacht!?" Fleckenpfote kam aus den Bau der Schüler und sprintete sofort in Richtung Heilerbau. Sturmkralle, der seinen Blick von Schattenpelz loßriss, stellte sich schnell in den Weg und sein Schüler musste abbremsen. "Was-" "Wie wäre es, wenn du ihn ausschlafen lässt und wir zusammen mit Windpfote etwas für ihn jagen. Spechtpfote und Weizenpfote mussten diese Nacht bereits raus um seinen Hunger halbwegs zu stillen." "Ach, deshalb haben sie mitten in der Nacht den Bau verlassen." Fleckenpfote versuchte an seinen Mentor vorbei in den Bau zu blicken. "Also, hohl jetzt Windpfote. Schwarzstreif wird sich über die Beute sicherlich freuen." Sturmkralle sah seinen Schüler auffordernd an und dieser schlurfte enttäuscht davon. ***** Inzwischen wusste schon jeder, dass Schwarzstreif zu sich gekommen war. Amselschwinge und Weißpfote waren sehr gereizt, da Fleckenpfote nicht von seiner Seite wich. "Fleckenpfote? Weißpfote hat mir gesagt, du stehst hier im Weg herum, anstatt etwas sinnvolles für den Clan zu tun." Stachelherz schob sich in den Heilerbau und funkelte seinen Neffen wütend an. Dieser knurrte entrüstet. Stachelherz wurde sich seiner Worte bewusst und miaute zurückhaltend. "Es gibt auch andere Katzen, die sich deine Nähe wünschen." Schwarzstreif sah zwischen den beiden hin und her. "Fleckenpfote, Sturmkralle sucht dich -" Windpfote, die den Kopf gerade durch die Farne steckte, brach mitten im Satz ab, als sie die Spannung in der Luft spürte. Nun mischte sich auch Schwarzstreif in das Gespräch ein. "Geh jetzt besser, Fleckenpfote." Der Schüler drehte sich um und sah den riesigen Kater verwirrt und leicht enttäuscht in die Augen. "Schau mich nicht so an. Du musst dich auch darauf konzentrieren Krieger zu werden. Glaub mir, dass aus einem Schüler immer ein Krieger wird, ist keine Selbstverständlichkeit", ein Schleier legte sich auf seine Augen, als er sich an etwas erinnerte, "Ich habe so etwas schon einmal erlebt." Fleckenpfote trottete nun zu Windpfote und versuchte, Stachelherz zu ignorieren, der anfing zu knurren. Als die zwei außer Hörweite waren, fing der graue Kater an lauter zu knurren. "Hör sofort auf, an sie zu denken! Hör auf damit, mir meine Familie auszuspannen!" Schwarzstreif kam durch Stachelherz’ Ausbruch wieder in die Gegenwart zurück. Knurrend setzte der sich zur Wehr. "Was kann ich denn dafür, das Fleckenpfote dich nicht ausstehen kann! Gründe doch deine eigene Familie!" "Es geht nicht nur um Fleckenpfote und das weißt du! Außerdem kann ja nicht jeder so eine große, tolle Familie haben wie du! Mit mir will ja schließlich niemand eine Familie gründen!" Der weiße Kater schnurrte schadenfroh. "Was?!" "Ich finde es nur amüsant, wie du deine Augen vor der Wahrheit verschließt! Farnfuß wünscht sich Junge von dir, das weiß jeder im Clan, nur du anscheinend nicht!" Stachelherz sah ihn nun wütend, aber auch verwirrt an. Ohne etwas zu sagen, wirbelte er herum und lief aus den Bau herraus. "Große Familie? Wahrscheinlich. Toll? Mit Sicherheit nicht!" Er murmelte noch etwas vor sich hin, als ihm etwas einfiel. "Nein! Nein, nein, nein, nein! Bitte nicht! Oh Sternenclan, bitte lass es noch da sein!" Schwarzstreif hievte sich auf und ignorierte den Protest seiner Muskeln. Er musste es einfach wissen! Weißpfote wollte nur etwas Mäusegalle holen, als ihm etwas auffiel. Vor Schreck erstarrte er. "Amselschwinge! Amselschwinge!" Der kommende Heiler lief aus den Bau. Sein Mentor zuckte überrascht zusammen, als er die Rufe seines Schülers hörte. Gehetzt lief er ihm entgegen. "Amselschwinge! Er ist weg! Schwarzstreif ist weg!" Bei diesen Worten erstarrten alle Katzen in Hörweite. "Was?! Dieser idiotische Fellball!" Sturmkralle kam vom Anführerbau her gehumpelt. Eilig schaute er sich unter den anwesenden Kriegern um, ehe er Befehle erteilte. "Farnfuß, Schattenpelz und Mohnpelz! Ihr nehmt euch jeweils zwei Katzen und geht ihn suchen! Schattenpelz, du gehst die Grenze zum Bachclan entlang, Mohnpelz übernimmt die Strecke von der Hohen Kiefer zur Mondmulde. Schattenpelz, du übernimmst die Strecke zu den Schattenfelsen und dann zum Blitzstamm!" Nun meldete sich eine weitere Stimme zu Wort. "Warte, Sturmkralle, was ist, wenn er zu den Brombeersträuchern gegangen ist? Dort, wo wir in das letzte mal gefunden haben!" Windpfote trat ein paar Schritte vor. "Stimmt, gut mitgedacht, Windpfote. Diese Strecke werde dann ich, zusammen mit Windpfote und Fleckenpfote übernehmen. Wer hat als letztes mit Schwarzstreif gesprochen?" Nun trat auch Fleckenpfote zu seinen Mentor. "Das wäre dann wohl Stachelherz." In seiner Stimme lag Verachtung. Stachelherz wollte im Boden versinken. Die Blicke seiner Kameraden bohrten sich in seinen Pelz. "Ähm… Er, er hat nichts erwähnt…" Sturmkralle musterte ihn zweifelnd. "Wenn das so ist, lasst uns keine Zeit verlieren. Jagt auf den Rückweg noch etwas, wenn ihr ihn nicht gefunden habt!" Mit diesen Worten verließ der zweite Anführern gefolgt von den beiden Schülern das Lager. Farnfuß sammelte Stachelherz und Spechtpfote um sich, während Mohnpelz Grauherz und Distelschweif nahm. Schattenpelz warf dem Kater einen vorwurfsvollen Blick zu, ehe sie sich Fichtenpelz und Weizenpfote nahm und aus dem Lager lief. Stachelherz hörte noch die Ältesten tratschen. "Wie der Vater, so der Sohn." "Wären doch nur seine Schwestern noch am Leben." "Silberflügel würde sich im Grab umdrehen!" "Die zwei haben schon immer nur gestritten." "Er hat ihn sicher verjagt." Er verschloss seine Ohren und konzentrierte sich nun auf Farnfuß’ geschmeidigen Pelz. War er schon immer so schön gewesen? Pinienstern hatte das ganze Spektakel vom Eingang seines Baues beobachtet. Nachdenklich sah er den Kriegern nach. "Mit Sturmkralle habe ich eine gute Wahl getroffen. Er wird den Clan würdig leiten, wenn ich nicht mehr bin." Ein Hustenanfall unterbrach ihn. Amselschwinge kam gehetzt mit Weißpfote angerannt. Kapitel 9: Rot auf Grün ----------------------- Schwarzstreif humpelte durch den Wald. Seine Muskeln brannten wie Feuer. Einige Wunden, die über die Zeit eine Kruste gebildet hatten, gingen auf. Frisches Blut ran auf den Waldboden. Nun meldete sich auch noch sein Magen zu Wort. Erschöpft brach er zusammen. Die Schwarzbeeren, auf die er fiel, stachen in seine Wunden. Er kämpfte um sein Bewusstsein. "Die Hälfte habe ich schon. Ich muss-" Er erstarrte, als er ein graues Wesen vor sich sah, dass sich über die letzten Schwarzbeeren dieses Jahres hermachte. Nun bemerkte es auch den verwundeten Kater und ging neugierig auf ihn zu. Schwarzstreif sah in die schwarzen Augen des Tieres. Es schien eine Maske zu tragen und sein gestreifter, buschiger Schweif wedelte hin und her. Es beschnupperte ihn neugierig, ehe es inne hielt und eilig die Flucht ergriff. Schwarzstreif blickte ihm kurz nach, ehe er seine Ohren in die entgegengesetzte Richtung stellte und lauschte. Pfotenschritte kamen immer näher, sie behielten ein gleichmäßiges Tempo bei. Langsam, aber doch geschwind bewegten sich Katzen durch den Wald. Schwarzstreif schleppte sich mit Höllenqualen unter einen Farnstrauch und hoffte, er würde ihn vor den Blicken der Katzen schützen. Angestrengt horchte er wieder und erkannte einen bestimmten Rhythmus. Während einige Schritte leichtfüßig über den Boden sprangen, waren einige dabei, die plump auf dem Boden aufkamen. Er kannte diese Geräusche. Es gab nur eine Katze, die diese Laute beim Laufen von sich gab. Sturmkralle! Er musste eine Patrouille in seine Richtung geschickt haben. Nun, da er wusste, mit wem er es zu tun hatte, presste er sich noch mehr in den Boden und ignorierte die stechenden Schmerzen. "Nicht so schnell, Fleckenpfote!" Sturmkralle musste sich abmühen, halbwegs mit seinem aufgeregten Schüler mit zu halten. "Aber was ist, wenn er in Gefahr ist?!" Windpfote funkelte ihn amüsiert an. "Du dummer Fellball. Wenn wir so schnell laufen, übersehen wir ihn noch. Meinst du etwa das er hungrig und verletzt so schnell vorankommt?" "Guter Einwand, Windpfote. Wir könnten bereits an ihm vorbei gelaufen sein." Plötzlich hielt die kleine, braune Schülerin inne. "Was ist das für ein Geruch?" Sturmkralle prüfte ebenfalls die Luft, ehe er antwotete: "Waschbär. Nichts Besonderes, deren Geruch bei Beeren aufzufinden." Fleckenpfote trat unruhig von einer Pfote auf die andere, während seine Mitschülerin an den Pflanzen schnupperte. "Was jagen Wachbären denn?", fragte sie skeptisch. Fleckenpfote sah sie genervt an. "Beeren, Käfer und so etwas. Jagen kann man das wohl nicht nennen. Können wir jetzt weiter?" Er wurde immer ungeduldiger. Sturmkralle beachtete seinen Schüler nicht und musterte Windpfotes ängstlichen Blick. "Wachbären tun Katzen nichts. Warum die Sorge?" Sie sah auf und flüsterte: "Hier ist frisches Blut und der Geruch von Waschbär und Schwarzstreif." Die Beiden Kater erstarrten und sprangen zu ihr. "Seit leise, vielleicht ist hier etwas", befahl Sturmkralle. Die zwei Schüler folgten und gingen in eine Verteidigungshaltung. Schwarzstreif bemühte sich, möglichst leise zu sein, als er die Drei nicht mehr hörte. Sie hatten sein Blut entdeckt und fürchteten sich wohl, dass er angegriffen wurde. Wenn er sie in dem Glauben ließe, würde der zweite Anführer wohl seine Schülerin losschicken um Verstärkung anzufordern. Er war nicht kräftig genug um sich unbemerkt wegschleichen zu können und bald würden sie die Gegend absuchen. Er saß in der Falle. Während er scharf über eine Lösung nachdachte, erstarrte er vor Schreck. Sein Magen meldete sich langsam aber sicher zu Wort. Bald würden auch die anderen sein Magenknurren bemerken und wenn sie es nicht als solches erkannten, würden sie ihn wohl für einen Gegner halten. *Knurr* Sturmkralle wies die Schüler mit einen Schwanzzeichen auf, ruhig zu bleiben. Mit den Ohren zeigte er auf einen Farnstrauch in der Nähe und signalisierte Fleckenpfote, sich anzuschleichen. Er selbst wollte ihre Position mit seinem Humpeln nicht verraten, ebenso wollte er die unerfahrene Windpfote nicht ins Ungewisse schicken. Am liebsten hätte er noch einen Krieger bei sich gehabt. Er sah gebannt zu, wie sein Schüler zum Sprung ansetzte und kurz darauf zwischen den Wedeln verschwand. Wütende Kampfgeräusche erklangen und die zwei anderen liefen auf das Gesträuch zu und hörten kurz darauf, wie die Geräusche verstummten und nur noch ein wütendes knurren zu hören war. Als Sturmkralle durch die Farnwedel brach, stolperte er fast über seinen Schüler. Fleckenpfotes Augen waren mit einer Mischung aus Erleichterung und Schock weit aufgerissen und er sah den verletzten Kater an. Sturmkralle baute sich herrausfordernd über dem weißen Kater auf, der bewegungslos am Boden lag und tief knurrte. Schwarzstreif sah zu dem zweiten Anführer auf. Dieser hielt seinen Blick stand. "Windpfote, Fleckenpfote, geht jagen. Schwarzstreif wird hungrig sein und braucht Kraft für den Rückweg." Die zwei Schüler beeilten sich, erschrocken von Sturmkralles ungewohnten kühlen Ton. Als sie außer Hörweite waren, funkelten sich die beiden Krieger weiter an. "Was sollte das denn bitte!? Es ist schon Blattfall und du Mausehirn solltest besser bis zur Blattleere wieder gesund sein! Aber nein, du verschwindest einfach so aus den Lager und wir finden dich schon wieder schwer verletzt auf! Also noch einmal, Was sollte das!" Er sah Schwarzstreif wütend an und schnappte nach seiner Schimpftirade nach Luft. Dieser wich seinem Blick aus und murmelte etwas undeutlich vor sich hin. "Was hast du gesagt? Ich verstehe dich nicht!" Sturmkralle kochte inzwischen vor Wut. Nun sah ihm Schwarzstreif in die Augen. "Was ich hier mache, geht nur mich etwas an!", knurrte er. "Ach so, wenn sich ein Krieger in Lebensgefahr bringt, geht das also nur ihn etwas an. Ich verstehe, den Clan, den er versorgen muss und die Schülerin, die er eigentlich ausbilden sollte, geht das also nichts an!" "Wenn ich sterbe, geht es die anderen vielleicht etwas an. Warum ich verschwinde, ist meine Sache! Woher soll ich den bitte erahnen, das meine Wunden nach vier Tagen wieder aufgehen?! Sehe ich aus wie ein Heiler?" Darauf sah ihn der Stellvertreter zornig an. "Ich hohle Spinnenweben, du solltest nicht noch mehr Blut verlieren. Ich respektiere zwar deine Privatsphäre, aber das du dadurch fast draufgehst, ist etwas anderes. Mach dich auf eine Wache neben deinem Nest gefasst, solange du noch im Krankenstand bist." Mit diesen Worten sprang er außer Sichtweite. ***** Schwarzstreif schlang die Beute, die die Schüler gebracht haben, mit gierigen Bissen hinunter, während seine Wunden von der Patrouille mit Spinnenweben versorgt wurden. Wieder halbwegs bei Kräften hievte er sich mit aller Kraft auf und humpelte in die entgegengesetzte Richtung in die seine Eskorte wollte. "Schwarzstreif, was soll das! Bist du jetzt schon so verwirrt, das du nicht mehr weißt, wo das Lager ist?" Sturmkralle musste die größte Wut vor den Jungtieren unterdrücken. Er erfüllt immerhin eine Vorbildfunktion. Schwarzstreif blickte kurz über seine Schulter. "Ich weiß wohin ich will." Die zwei Krieger schauten sich einige Herzschläge lang an. Die Schüler blickten von einem Kater zum anderen. "Windpfote, Fleckenpfote, geht schon einmal vor." Sturmkralles Stimme hörte sich gequält ruhig an. Kapitel 10: Plätschern des Wassers ---------------------------------- "Also, was soll das?" Die zwei Krieger gingen langsam durch den Nadelwald. Sturmkralle musterte ihn argwöhnisch. Schwarzstreif schaute ihn nicht an. Er ging immer weiter geradeaus, ohne den Blick vom Weg abzuwenden. "Ich will nur etwas herrausfinden." Nun schnitt der zweite Anführer ihm den Weg ab. "Schwarzstreif, du sagst mir jetzt, was das alles soll!" "Du willst wissen, was das alles soll? Warum?" Sturmkralle knurrte vor sich hin. Er suchte noch die richtigen Worte, ehe Schwarzstreif weiter humpelte. Der zweite Anführer hielt mit ihm Schritt, ehe er antwortete: "Ich will wissen für was du dein Leben riskierst. Was ist dir so wichtig?" Entschlossen humpelte der schwarz-weiße Kater weiter und ließ sich nichts anmerken. Sturmkralle wartete geduldig, wurde aber immer unruhiger. "Wenn du so fragst, hört sich meine Antwort absurd an." Nun sah er ihn in die Augen. Sturmkralle schluckte und musste sich zwingen zuversichtlich zu klingen. "Ich will es trotzdem wissen." Schwarzstreif zuckte kurz zusammen und Sturmkralle musste ihn stützen. "Wenn du es so wissen willst, dann riskiere ich mein Leben wohl für ein Fellbüschel." Der zweite Anführer sah ihn verwirrt an, ehe er sprach: "Dieses Fellbüschel muss ja sehr wertvoll sein!. Bleib hier, du schaffst es ja kaum wenige Fuchslängen weit. Ich schaue für dich nach diesem geheiligten Stück ausgerissenem Pelz." Schwarzstreif sah ihn überrascht an. Dieser erwiderte seinen Blick mit einem freundlichen funkeln in den Augen, dass gleichzeitig sehr sarkastisch war. "Danke… Es sollte bei den Brombeersträuchern sein. Du weißt schon, dort wo der Bach durchfließt. Wenn du es findest, stecke es bitte in die Brombeeren, damit es nicht fortgeweht wird." Sturmkralle nickte verstehend, ehe er über das Gesagte nachdachte und fragte: "Welche Farbe hat es denn? Dort könnten auch noch Büschel von dem Kampf sein." Schwarzstreif sah ihm tief in die grünen Augen und er fühlte sich, als würde ihn der Blick des Katers durchbohren. "Hellbraun. Der Geruch ist sehr fahl, kaum noch zu erkennen. Du könntest dich an ihn erinnern" Sturmkralle wusste gleich, wessen Fell er dort im besten Fall vorfinden würde. "Das Fell von -" "Genau," unterbrach er ihn. "All die Blattwechsel hast du darauf aufgepasst… Ich schaue nach, ob es noch da ist. Du wartest hier und ruhst dich aus." Auf den restlichen Weg gingen ihm noch viele Gedanken durch den Kopf. "Vor wenigen Tagen hat es wieder gestürmt. Windig war es auch häufiger. Heute geht es wieder, aber es würde an ein Wunder grenzen, wenn es noch da wäre." Inzwischen stand er vor den Brombeeren und fürchtete sich vor dem Anblick. Als Schüler war er einmal hier gewesen, als er Schwarzstreif nach jenem Tag zurück ins Lager bringen sollte. Er war seiner Geruchspur bis hierher gefolgt. _______________ "Schwarzpfote? Bist du hier?" "Verschwinde Sturmpfote." "Komm schon, du sollst ins Lager zurück kommen." "Du hast leicht reden, du weist, was heute passieren sollte! Sie wird es nie miterleben!" “Ich weiß, mir tut es ja auch Leid. Du hast das alles nicht verdient." "Toll, dass bringt mir jetzt viel. Sie werden nie zurückkommen! Niemand kommt je zu mir zurück!" "Heute ist wirklich ein schwarzer Tag. Durch diesen sinnlosen Kampf sind so viele gestorben…" "Noch mehr? Reicht sie etwa nicht?!" "Anscheinend nicht. Du kennst den Bachclan ja." "Wer ist sonst noch…" "Außer ihr sind Funkenpelz, Silberflügel und Apfeljunges gestorben. Es gibt auch einige verletzte." "Warum hasst der Sternenclan mich nur so sehr!" ______________ Auf der Lichtung angekommen untersuchte er alles sehr genau. Er will Schwarzstreif wenigstens diesen kleinen Trost gönnen! Aber auf dem Moos war nichts außer zusammengetretenen Blumen und Moos. Der Fuchsgeruch hing in der Luft, aber er ist inzwischen fahl. Er suchte auch die Sträucher genau ab, aber da war nichts. Er suchte noch einmal den ganzen Boden ab, prüfte mehrmals die Luft. Immer und immer wieder. Sturmkralle versuchte seine Gedanken an die vergangene Zeit abzuschütteln, wollte sich nur auf die Suche konzentrieren. Ganz gelang es ihm nicht. "Er hat bereits so viele verloren. Schwarzstreif hat es nicht verdient, dass jetzt sein einziges Andenken an seine halbwegs schönen Zeiten verschwunden ist. Der Bachclan hat uns damals beschuldigt, dass wir eine seiner Königinnen getötet haben." Er starrte auf das rauschende Wasser des Baches. "Damals wurde ein Junges verwaist. Ein Junges, das sich hier und jetzt nach Rache sehnt. Pantherstern könnte jederzeit angreifen. Vermutlich plant er schon etwas. Der Tod von Streifenschweif ist schon lange her, aber so etwas vergisst kein Junges. Es kommt ihm wahrscheinlich sehr gelegen, das sich Pinienstern bald dem Sternenclan anschließt und ich darf dann den Clan gegen ihn verteidigen." Langsam ging er nun auf die Lücke zwischen den Sträuchern zu. Ein letztes mal schaute Sturmkralle auf die Lichtung zurück. Inzwischen glaubte er nicht mehr an das Wunder. *Sturmkralle, hier. Hier* Der zweite Anführer zuckte vor Schreck zusammen. "Was?!" Er drehte sich noch einmal um und rannte zurück auf die Lichtung. "Diese Stimme. Ich kenne diese Stimme. Es ist schon etwas länger her, aber dennoch!" Angestrengt suchte er die Lichtung ganz genau mit seinen Augen ab. *Schau, hier.* Eine leichte Brise schien ihm den Weg zu zeigen. Sein langes Fell wehte auf den Bach zu und er folgte. *Hier, Sturmkralle!* Es führte ihn tatsächlich zum Bach. Der Wind flaute ab und er stand mit den Vorderpfoten im kalten Wasser. Sturmkralle hasste es, wenn sein Pelz nass wurde, aber er nahm es diesmal in Kauf. Nun, da er so ungefähr wusste, wo das Fellbüschel sein könnte, suchte er den Bachlauf sehr genau ab. "Da!" Auf dem anderen Ufer hing ein abgebrochener Zweig ins Wasser. Zwischen den Ästen hatte sich etwas kleines, braunes verfangen. Sturmkralle bereitete sich mental auf den Weg durch das Wasser vor. "Sollte ich versuchen hindurch zu waten oder einfach springen? Wenn ich springe, könnte ich ausrutschen und dadurch noch nasser werden. Außerdem könnte ich mich verletzen und mein Clan braucht mich jetzt gesund. Ich sollte besser hindurch waten, aber …" Unsicher ging er auf und ab. Gedankengänge rasten in seine Kopf hin und her. *Er wartet auf dich, Sturmkralle* "Ich weiß, ich weiß! Ich mach ja schon!" Sturmkralle watete schnell in das kalte Nass und versuchte, vorsichtig den Bach zu durchqueren. Schritt für Schritt tastete er sich vor, übervorsichtig nicht auszurutschen. Als er nach einer gefühlten Ewigkeit am Zweig angekommen war, reckte er sich so sehr, das er fast das Gleichgewicht verlor. Endlich erreichte er das Fellbüschel und nahm es behutsam ins Maul. Kapitel 11: Versprechen ----------------------- Eilig humpelte der graue Kater durch den Nadelwald. Die Sonne hatte bereits ihren Höchststand überwunden. Inständig hoffte er, dass sich Schwarzstreif an die Abmachung gehalten hat. Was sollte er dem Clan sagen, wenn er ohne den dickköpfigen Kater zurück kam? Sturmkralle kam der Stelle immer näher. Wärend des Humpeln, prüfte er immer wieder die Luft nach Schwarzstreifs Geruch. Als er am Ziel war, schnappte er eilig nach Luft und sah sich geschockt um. "Schwarzstreif! Wo bist du!?" Er sah ihn nicht. Besorgt sah der graue Kater sich nochmals um. Da! Etwas weiter oben bewegten sich einige Farnwedel und Schwarzstreif trat langsam hervor. Sturmkralles Herz machte einen Sprung. Er hat sein Wort gehalten! "Und?" Schwarzstreif machte sich innerlich auf das Schlimmste gefasst. Sturmkralle war lange weg gewesen und er hatte es sich derweil etwas bequem gemacht und sich etwas erholt. Er rechnete mit allem, außer mit dem, was kam. "Ich habe es gefunden. Wie du es mir gesagt hast, habe ich es zwischen die Brombeeren gesteckt." Schwarzstreif musterte ihn erstaunt. "Es war im Bach, oder? … Danke, ähm, dass du es geholt hast." Nun sah er beschämt zur Seite. "Woher weist du, wo es war? Ach warte, genau. Mein Pelz….. Nun, naja, ich habe mein Versprechen gehalten. Nun bist du dran, also ab mit dir ins Lager." Sturmkralle versuchte seine Verlegenheit mit einem stumpfen Schnurren zu überspielen. "Ich halte mich an meine Abmachungen. Und, naja, ich wäre dir sehr dankbar, wenn du die Idee mit diesen Wächtern neben meinem Schlafplatz verwerfen würdest. Nur, damit ich schlafen kann, ohne das mich dabei jemand anstarrt, als wäre ich eine fette Maus. Das wäre schön." Sturmkralle setzte sich langsam in Bewegung und Schwarzstreif folgte ihm langsamer. "Und Igel können fliegen. Ich bleibe dabei. Du musst wohl damit Leben und wenn du nur ein Schnurhaar aus dem Lager streckst, werde ich dich persönlich in den Heilerbau zurück befördern und dafür sorgen, dass du ihn nicht mehr verlässt bist du wieder Gesund bist." ***** Schwarzstreif lag im Heilerbau. Nach seiner Rückkehr waren die Heiler sofort auf ihn Losgegangen und hatten ihn in ihren Bau gezerrt. Sturmkralle hatte sein Wort gehalten und Fichtenpelz saß neben ihm und beobachtete jede seiner Bewegungen wie ein Habicht seine Beute. Der zweite Anführer hatte ebenfalls angeordnet, dass immer mindestens eine andere Katze bei ihm sein muss, bis er wieder Gesund ist. So viel "Sozialen Kontakt" war Schwarzstreif nicht gewöhnt und es machte ihn innerlich krank. Er fühlte sich wie ein Gefangener. Auch wenn seine Wächter selten mit ihm redeten, konnte er diese ganze Nähe zu den anderen nicht ausstehen. Allein im Kriegerbau mit all den anderen zu schlafen, die im Schlaf zucken, miauen oder auf seinen Schweif treten, war ihm schon ein großer Dorn im Auge. Nicht selten meldete er sich deswegen freiwillig zur Nachtwache. Dort war er allein unter dem Silbervlies, konnte seinen Gedanken nachgehen und die Stille der Nacht genießen. Am Morgen konnte er sich dann in sein Nest legen und in Ruhe schlafen. Die meisten Katzen waren dann schon unterwegs und die wenigen, die noch im Bau waren, konnte er aushalten. Aber nun war das vorerst vorbei. Nun beobachten Katzen ihn zu jedem Augenblick, manche folgten ihm sogar auf den Schmutzplatz! Welche normale Katze könnte so schon sein Geschäft machen! Und umdrehen konnten sie sich anscheinend auch nicht! Am Schlimmsten von allen war ja wohl Mohnpelz! Während die anderen sich hin und wieder umdrehen und nur ihre Ohren zu ihm drehten um zu hören, wenn er etwas machte, oder ihn für einige kurze Augenblicke allein ließen, um etwas Frischbeute zu holen, nahm er seinen Job viel zu ernst. Nie ließ er ihn auch nur für einen Herzschlag aus den Augen und wenn er Frischbeute holte, musste Schwarzstreif sich natürlich immer aufrappeln und mit ihm mitgehen, damit er ihm immer im Blick hat. Aber am liebsten hatte er es, wenn Weizenpfote mit seiner Überwachung an der Reihe war. Der zurückhaltende Schüler redete wenn nur ein paar Worte mit ihm und diese waren, ob er Hunger hätte oder ob er auf den Schmutzplatz wollte. Weizenpfote rückte ihm nicht zu sehr auf die Pelle und er hatte wohl genug Hirn um zu verstehen, dass er in der Zeit, wenn man vom Heilerbau zum Frischbeutehaufen geht, sich etwas aussucht und wieder zurück geht, es unmöglich für Schwarzstreif wäre sich derweil zwischen den Lagerwall zu quetschen. Er würde womöglich hängen bleiben und sich nur noch mehr verletzen. Dann wiederrum würde er nur noch länger hier festsitzen und dann auch noch schärfer bewacht werden. Der ganze Clan musste wohl aus Mäusehirnen bestehen! Oft dachte er darüber nach, wie sein Leben wohl verlaufen wäre, wenn er in einem anderen Clan geboren wäre. Oder als Hauskätzchen, Einzelläufer oder, oder, oder. Das Einzelläuferleben hatte sich für ihn schon immer verlockend angehört. Allein schon der Name! Einzelläufer! Das schreit ja schon nach Einsamkeit! Wie er die Einsamkeit liebte, niemand der ihn nervt, niemand um den er sich kümmern muss, außer sich selbst. Er wäre sein eigener Herr und könnte tun und lassen, was er wollte! Aber leider musste er ja in einem Clan geboren worden sein. Ein Clan voller Mäusehirne. So einfach verlassen konnte er den Clan auch nicht. Er hat immerhin bei seiner Kriegerzeremonie versprochen, den Clan zu schützen, auch wenn es sein Leben kostete. Dieses dumme Versprechen! Und nicht dur das, er hat zu seiner Verzweiflung auch noch Silberflügel, einer Ältesten die sich um ihn gekümmert hat, als seine Familie gestorben ist, versprochen, ein Krieger zu werden, auf den der Nachtclan stolz sein kann. Und da war auch noch der Schwur, den er seiner geliebten Windpfote kurz vor ihrem Tod gegeben hatte. Er sollte trotz seiner ganzen Verluste nach vorne sehen und nicht in der Vergangenheit leben, sie aber nicht vergessen. Er sollte immer daran denken, dass er eine Nachtclankatze sei und dies nicht vergessen. Warum musste auch jeder ein Versprechen aus ihm herrauskriegen! Kapitel 12: Schüler weden zu Mentoren ------------------------------------- Inzwischen waren Schwarzstreifs Wunden zum größten Teil wieder halbwegs verheilt. Hin und wieder ging er in Begleitung einer seiner Wächter spazieren, um Muskeln aufzubauen, wie Weißpfote behauptete. Zu diesen Gängen nahm er oft Windpfote mit, damit er ihr wenigstens etwas beibringen konnte. Heute wollte er zusammen mit Weizenpfote und Windpfote zur Trainingskuhle um seiner Schülerin wenigstens ein paar Kampfzüge beizubringen. Schwarzstreif hatte extra gewartet, bis Weizenpfote an der Reihe war, da er am kooperativsten von allen war. "Weizenpfote, hol bitte Windpfote." Der Schüler nickte und trabte davon. Die zwei verstanden sich ohne große Worte. Der Krieger ging langsam in Richtung Lagerausgang, um dort auf die beiden Schüler zu warten. Sturmkralle kam ihm entgegen. "Wo willst du denn hin? Und wo ist Weizenpfote, er muss doch heute auf das kleine Junge aufpassen, dass sich ein paar Kratzer geholt hat." Seine Stimme hörte sich zwar fröhlich an, mit dem gewohnten sarkastischen Unterton, aber seine Augen sahen ihn misstrauisch und forschend an. "Ich muss doch Muskeln aufbauen," Schwarzstreif sprach in einer spöttischen Tonlage, "und Weizenpfote holt nur meine Schülerin, die ich doch ausbilden soll." Der zweite Anführer entspannte sich etwas. "In Ordnung. Ich werde später mit Amselschwinge und Weißpfote reden, wann du wieder deinen Pflichten nachgehen kannst. Heute Nacht ist immerhin die Große Versammlung." Schwarzstreif sah ihn leicht irritiert an. "Was hat das eine mit dem anderen zu tun?" Aber Sturmkralle trabte bereits davon. ***** "Schwarzstreif, warum gehen wir zur Trainingskuhle?" Weizenpfote sah den Krieger fragend an. "Ich bringe Windpfote wenigstens einen Kampfzug bei, damit sie nicht komplett nutzlos ist." Die kleine, braune Schülerin hörte auf. "Ich lerne endlich kämpfen?! Juhu!" Sie sprang voller Vorfreude vorraus und achtete nicht auf Schwarzstreifs kleine Beleidigung. Die zwei Kater sahen ihr hinterher, behielten aber ihr Tempo bei. "Sie kann noch nicht kämpfen?" "Nein, ich hatte nie Zeit um ihr etwas beizubringen. Ich habe ihr bis jetzt eigentlich nur etwas über die anderen Clans erzählt und ihr das Territorium gezeigt." Als sie am Ziel ankamen, wartete Windpfote bereits ungeduldig auf die Zwei. "Was lerne ich zuerst? Wie ich einen größeren Krieger austricksen kann, oder wie man richtig auf den Hinterpfoten kämpft? Oder-" "Ruhe jetzt, oder ich überlege es mir anders." Nach diesen bestimmten Worten von ihrem Mentor machte sie sich ganz klein und schaute entschuldigend zu ihm auf. Schwarzstreif sah sie einige Herzschläge lang an, ehe er den Blick von ihr riss und stattdessen Weizenpfote fokussierte. "Du stehst kurz vor deiner letzten Prüfung. Weist du schon, was du machen musst?" Der Schüler setzte sich nun aufrecht hin und Windpfote imitierte seine Bewegungen. "Fichtenpelz hat mir noch nichts genaueres gesagt. Spechtpfote hat aus Stachelherz auch noch nichts genaueres herausbekommen." Schwarzstreif nickte. "Wenn eure Mentoren bis jetzt noch nichts verraten haben, komme ich ihnen besser nicht zuvor. Ich sage nur etwas. Ihr zwei solltet an euren Techniken feilen, bis ihr sie im Schlaf beherrscht. Das gilt für die Jagt, aber auch für den Kampf. Also gehen wir jetzt nochmal die Grundlagen durch. Wir machen es so: Da Windpfote noch keine Techniken kann, bringst du sie ihr bei. Du beherrscht sie gut genug, wenn du sie jemand anderem erklären kannst, wie man sie ausführt. Ich schaue euch zu und ich sage dir, wenn du etwas falsch machst. Du musst selber herrausfinden, was." Die zwei Schüler nickten. Windpfotes Augen glänzten immer noch voller Vorfreude, während im Blick von Weizenpfote ein Funken Unsicherheit zu erkennen war. Schwarzstreif suchte sich einen kühlen Schattenplatz und legte sich in das weiche Moos. "Ok, Windpfote. Als Erstes lernen wir, äh…" Unbeholfen sah er zum Krieger. Dieser seufzte und antwortete: "Was denkst du, was wichtiger ist? Dass sie in einem Kampf richtig ausweichen kann, oder wie man angreift?" Weizenpfote sah ihn immer noch verwirrt an. "Und ich dachte, du wärst nicht so ein Mäusehirn wie der Rest des Clans. Einen Pfotenschlag kann jedes Junge landen. Die richtigen Techniken, die du kennst, bauen auf den Grundtechniken auf. Meiner Meinung nach ist es wichtiger auszuweichen. Dann wird der Gegner mit der Zeit müde und man selbst landet mehr Schläge. Natürlich sind die richtigen Angriffstechniken auch wichtig." Die Schüler hörten aufmerksam zu, ehe sich Weizenpfote wieder an Windpfote wandte. "Du hast ihn gehört, wir üben das Ausweichen. Also, ähm…" Er versuchte sich an sein erstes Kampftraining zu erinnern und wie ihn Fichtenpelz alles beigebracht hat. "Na gut, so machen wir es! Du greifst mich an, egal wie, und ich weiche aus. Du passt dabei auf und merkst dir, wie ich es gemacht habe. Danach tauschen wir und ich greife an und du weichst aus." Windpfote nickte und musterte Weizenpfote genau. Sie wollte den richtigen Zug machen und ihren Mentor beeindrucken. Sie lief auf den sandfarbenen Kater zu und sprang. Weizenpfote rührte sich nicht, ehe Windpfote mit ihrer Pfote ausholte, um ihn damit zu treffen. Plötzlich rollte er sich zur Seite und sie landete unbeholfen auf dem Boden, unfähig, ihr Gleichgewicht zu halten. Schwarzstreif setzte sich etwas auf und schaute die Schüler an. "Ein guter Zug, Weizenpfote. Aber es gibt auch noch andere Wege auszuweichen. Fichtenpelz hat dir sicherlich noch andere Arten beigebracht. Warum also das? Und Windpfote, er hat dir doch bereits gesagt, dass er ausweichen wird. Warum hast du trotzdem ohne nachzudenken angegriffen?" Die zwei jüngeren Katzen sahen sich betroffen an. "Also? Ich warte auf eine Antwort." Weizenpfote trat betreten auf eine Pfote auf die andere. "Es ist immer noch ihre erste Trainingseinheit. Ich wollte sie etwas schonen." Schwarzstreif nickte und sah nun Windpfote herrausfordernd an. "Naja, ich weiß ja noch nicht, wie man es richtig macht." Der Krieger setzte sich nun auf funkelte die Zwei an. "Ausreden, alle beide. Weizenpfote, was dich angeht, Windpfote ist kein hilfloses Junge mehr, das geschont werden muss. Ich will danach wissen, was dir Fichtenpelz bereits alles beigebracht hat. Es wäre schade, wenn du wegen ihn deine Prüfung nicht bestehst. Und nun zu dir Windpfote. Du musst dir angewöhnen, deinen Kopf zu verwenden. Aber du darfst auch nicht ewig über deinen nächsten Zug nachdenken, bis dahin kommt dir dein Gegner zuvor. Du musst dir ein gutes Mittelmaß aneignen, wie jeder." "Macht euch nichts daraus, ihr Zwei. Er war schon immer so." Die drei Katzen drehten sich überrascht um. Sturmkralle kam gemeinsam mit Stachelherz, Spechtpfote und Fleckenpfote in die Kuhle getreten. Der zweite Anführer kam auf Schwarzstreif zu, während sich Stachelherz bereits setzte und seine Schülerin zu den anderen lief. Fleckenpfote wollte zu den beiden Kriegern rennen, doch sein Mentor schickte ihn mit einem Schwanzschnipsen weg. "Was macht ihr hier?" Schwarzstreif sah ihn genervt an. "Ich trainiere meine Schülerin. Das hast du mir doch gesagt, oder nicht?" "Du idiotischer Fellball. Aber na gut, wenn du schon so weit bist, dass du wieder Kampfunterricht führen kannst, kannst du ja auch gleich zur Großen Versammlung mitkommen." Stachelherz fuhr wütend herum. "Das kann doch nicht dein ernst sein! Und außerdem bestimmt das ja wohl immer noch Pinienstern!" Sturmkralle seufzte. Warum muss er immer so anstrengend sein! "Pinienstern geht es nicht gut. Ich muss für ihn einspringen, also suche ich auch diejenigen aus, die mit zur Versammlung kommen." Nun spitzten auch die Schüler die Ohren. Begeistert kamen alle auf Sturmkralle zugelaufen. "Wer darf den mitkommen?" "Komme ich mit!" "Wirklich?" Der zweite Anführer wurde von den Schülern mit Fragen durchlöchert. "RUHE! Ich habe bereits entschieden, wer mitkommt!" Die Schüler sahen sich begeistert an. "Aber jetzt lasst uns endlich trainieren, dafür seit ihr ja hier." "Sieh an, sieh an. Den alten Pinienstern geht es wohl nicht gut und deswegen muss seine bessere Hälfte für ihn einspringen. Na hoffentlich blamierst du dich nicht zu sehr, wenn du auf den Vorsprung kletterst." Eine schildpattfarbene Katze trat selbstsicher zu der Katzenschar. Windpfote und Fleckenpfote plusterten sich auf, während Weizenpfote und Spechtpfote unsicher zu den Kriegern schauten. Fleckenpfote wollte gerade einen Schritt auf sie zu machen. Sein Schweif zuckte hin und her und er knurrte tief. Entschlossen fuhr er die Krallen aus, aber die Katze schien unbeeindruckt. "Aber, aber. Du willst doch nicht das Gesetzt der Krieger brechen, oder doch?" Sie setzte sich hin und fing an, sich provokant zu waschen. "Was weiß ein Eindringling schon vom Gesetz der Krieger?" Nun sah sie ihn mit ihren braunen Augen gelangweilt an. "Ich weiß anscheinend mehr als du, kleiner Frechdachs." Fleckenpfote machte sich zum Sprung bereit. "Nicht." Sturmkralles Stimme tönte leise über die Kuhle. Fleckenpfote sah ihn verwirrt an. "Sie hat recht, du darfst sie nicht angreifen." Stachelherz fauchte diese Worte herraus. "Was willst du hier, Luchsohr?" Kapitel 13: Überfürsorglich und Uninteressiert ---------------------------------------------- "Luchsohr! Entschuldigung, ich wusste nicht, dass du es bist." Fleckenpfote stieß diese Worte gequält hervor. "Na wenigstens kann er sich entschuldigen! Immerhin bringt ihr euren Jungen etwas Anstand bei. Mehr sollte ich wohl nicht erwarten." Sie beendete ihre Wäsche und ging an den Nachtclankatzen vorbei, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen. "Du, wie war noch mal dein Name? Egal, bist du so höfflich und zeigst einer Dame den Weg ins Lager, bevor ich mich noch verlaufe und in einen Dachs oder gar in einen Fuchs laufe?" Luchsohr fixierte Schwarzstreif mit ihren durchdringenden Augen und sah ihn erwartungsvoll an. Der Krieger setzte sich auf und nickte Sturmkralle zum Abschied zu. "Du übernimmst für mich." Mit diesen Worten ging er langsam hinter der Kätzin her. "Warte! Du hast mir noch nicht geantwortet!" Doch Sturmkralles Rufe stießen auf taube Ohren. "Wer ist sie, dass sie sich so etwas erlauben darf! Selbst Schwarzstreif gehorcht ihr ohne zu zögern!" Windpfote ließ ihrer Entrüstung freien Lauf. Stachelherz sah auf sie herab. "Nun habt ihr Luchsohr kennengelernt. Merkt euch ihren Pelz." "Und ihr lasst sie einfach so ungestraft in unser Territorium?" Windpfote war mehr als nur verwirrt. "Luchsohr ist die Heilerin des Bachclans. Heiler dürfen ungestraft über die Grenzen gehen und dass lässt sie jeden fühlen." Stachelherz Antwort klang sehr verbittert. Er stand auf und drehte sich zu der kleinen, braunen Schülerin um. "Ich kenne niemanden, der sie mag. Selbst viele Bachclankatzen meiden sie." Windpfote setzte sich hin und dachte über das gesagte nach. "Schwarzstreif hat mir einmal erzählt, dass sie ihren eigenen Schüler vergrault hat. Stimmt das?" "Nusspfote. Er ist in den Himmelsclan gewechselt um dort Heiler zu werden." Der Kater stand auf und spazierte zu Sturmkralle. "Also stimmt es tatsächlich! Der arme Nusspfote, es muss schwer für ihn gewesen sein." Schwarzstreif ging neben Luchsohr her. Er musste sich immer wieder an ihr Tempo anpassen, da sie nicht mehr die Jüngste war. "Du gefällst mir. Du redest nicht und machst, was eine Dame von dir verlangt. Wie heißt du nun eigentlich?" Schwarzstreif würdigte sie keines Blickes. "Schwarzstreif." Die ältere Katze zuckte mit ihren Ohren. "Soso, du kannst also doch reden. Also sind nicht alle im Nachtclan stumm." Er ignorierte ihr Kommentar und konzentrierte sich nur noch auf den Weg. Auf einmal ging sie nun vornweg. Schwarzstreif rollte mit den Augen. "Hey, alte Heilerin. Wenn du diese Richtung beibehältst, landest du noch im Lager vom Gewitterclan." Luchsohr drehte sich langsam um. Sie fühlte sich ertappt. Was ist, wenn er bemerkt, dass sie keine Ahnung davon hat, wo das Lager ist? Was ist, wenn er herrausbekommt, dass sie nur durch Glück die Trainingskuhle gefunden hat? Wie konnten diese Katzen auch so leben! Man sieht ja keine Fuchslänge weit, ohne dass ein Baum die Sicht versperrt! "Ich wollte nur sehen, ob du überhaupt darauf achtest, wohin ich gehe!" Schwarzstreif fuhr zu ihr herum. "Es wäre ja auch zu schade, wenn du für immer in unserem Territorium herumirrst um dann einen qualvollen Hungertod zu erleiden! Ich kenne keine Regel, die besagt, dass man Beutediebe nicht aus dem Territorium verjagen darf!" Luchsohr sah überrascht auf. "Er hat also doch Temperament." "Wie weit ist es noch zum Lager? Ich werde langsam müde," sagte sie in einem gespielt unschuldigen Ton. "Halt die Klappe und spar dir deinen falschen Ton. Wenn du das noch mal machst, vergesse ich vielleicht den Weg zum Lager und führe uns im Kreis herum. Immer und immer wieder." Luchsohr schnappte empört nach Luft. "Fuchsherz," murmelte sie vor sich hin. "Was war das?" Schwarzstreif drehte sich um und baute sich bedrohlich vor ihr auf. Luchsohr plusterte ihr Fell auf, sodass sie halbwegs an seine Größe herankam. "Ich sagte Fuchsherz. Du bist ein Fuchsherz, wenn du eine alte, gebrechliche Katze so hinters Licht führen willst! Fuchsherz!" "Nun, Vielleicht bin ich ja ein Fuchsherz, aber noch lange kein so großes wie du!" Die Schildpattfarbene sah ihn überraschst an. Sie kniff die Augen zusammen und …. lachte? Es war ein sehr, raues und abgehacktes Lachen, aber sie lachte tatsächlich. "Du bist der erste, der sich traut, mir die Stirn zu bieten," brachte sie zwischen ihrem ungeübten lachen hervor, "Du gefällst mir, Schwarzstreif. Du bist nicht so ein Mäusehirn, wie der ganze Rest!" Von diesem plötzlichen Stimmungswechsel war Schwarzstreif völlig überfordert. ***** "Na endlich!" Mit diesen lauten Ausruf wusste bereits ein Großteil des Clans, dass sie da war. "Wolkenflug, wer ist das?" Vier Junge liefen aufgeregt aus der Kinderstube. Eine grau - weiße Königin lief ihrem Nachwuchs gehetzt hinterher. Luchsohr fauchte die Vierertruppe angewidert an. "Dumme, nutzlose Fellballen! Ihr wisst ja nicht einmal, wer vor euch steht!" Ein schwarzes Junge plusterte sich vor ihr auf. "Wir sind nicht nutzlos! Wir werden bald Schüler und danach die besten Krieger die es jemals gegeben hat! Du weißt nicht wer vor dir steht, alte Katze!" "Rabenjunges! Lass sie in Ruhe!" Wolkenflug, die Mutter der Jungen, scheuchte den Großteil ihrer Brut bereits in die Kinderstube zurück. "Rabenjunges also. Ich werde mir den Namen der Katze merken, die eine Heilerin angreift. Du wirst dafür sicherlich in die Geschichte der Clans eingehen!" Luchsohr fuhr ihre Krallen aus und streifte die Kleine am Ohr. Diese war darauf nicht gefasst gewesen und starrte die Heilerin entsetzt an. Wolkenflug kam schnell angerannt und leckte ihr über die Kratzer. Sie funkelte Luchsohr böse an, ehe sie Rabenjunges zurück in die Kinderstube trug. "Also, ich glaube das da drüben ist der Heilerbau, oder?" Sie wartete erst gar nicht auf eine Antwort sondern lief einfach darauf zu. Schwarzstreif seufzte nur und ging zum Frischbeutehaufen, um sich dort eine Maus auszusuchen. Er freute sich auf etwas Ruhe, da er seinen Wächter losgeworden war und niemand diese Aufgabe wohl freiwillig übernehmen möchte. Doch er hat sich zu früh gefreut. Blitzfell kam mit einen Seitenblick auf ihre zwei Jungen, Mausejunges und Schattenjunges, die Jüngsten des Clans, auf ihn zu. Sie setzte so neben ihn, dass sie ihre Jungen perfekt im Blick hat. "Was will den bitte Luchsohr hier? Und wieso führt die sich auf, als ob sie hier wohnen würde?" Schwarzstreif rollte genervt mit den Augen und ließ sein Essen fallen. "Was weiß ich, was sie will. Du kennst sie doch, Luchsohr führt sich immer unausstehlich auf." "Ob Heilerin oder nicht," fing sie wieder an, "wenn sie so mit meinen Jungen umgehen würde, hätte sie jetzt keinen Pelz mehr! Meine Kleinen sind doch erst zwei Monde alt!" "Die Kleinen tun mir bei der Mutter ja schon Leid. Sie behandelt sie ja, als würden sie sofort zerbrechen, wenn sie jemand berührt. Selbst Fichtenpelz durfte sie erst anfassen, als sie bereits einen Mond alt waren." "Blitzfell! sieh nur! Ich bin ein gefährlicher Krieger, der diesen Eindringling vertreibt!" Mausejunges drückte seine Schwester grob zu Boden. Diese schnurrt amüsiert und versuchte, sich zu befreien. Blitzfell sprang geschockt auf und lief auf die Beiden zu. "Mausejunges! Sei nicht zu grob mit deiner Schwester! Könnt ihr nicht etwas ungefährlicheres spielen!" Sie packte ihren Sohn am Nackenfell und hob ihn von Schattenjunges herunter. Die Jungen maunzten entrüstet auf. Schattenjunges schlich sich gekonnt an ihrer Mutter vorbei und lief zu Schwarzstreif. Sie ignorierte dessen Knurren und schaute ihn mit flehenden Augen an. "Kannst du sie bitte ablenken? Wir möchten nicht schon wieder Nestarrest haben." Schwarzstreif sah sie erstaunt an. "Ihr bekommt fürs spielen Nestarrest? Was ist das überhaupt?" Schattenjunges knetete mit den Pfoten den Boden. "Bei Nestarrest müssen wir im Nest bleiben und dürfen nichts machen. Das bekommen wir, wenn wir etwas falsch gemacht haben." Schwarzstreif nickte verstehend und beugte sich zu der kleinen Kätzin herab, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. "In der hintersten Ecke der Kinderstube, dort wo kein Licht hinfällt, ist ein kleines Loch in der Wand. Ihr könntet durchpassen. Ich lenke Blitzfell ab, während ihr noch etwas spielen geht. Ich gebe euch ein Zeichen, wenn sie wieder reingeht. Dann müsst ihr schnell ins Nest. Und nützt diesen Weg nicht allzuoft, sonst bemerkt es eure Mutter noch und stopft das Loch." Die kleine, schwarz - braune Katze sah ihn begeistert an. "Warte, wenn du jetzt in die Kinderstube rennst, sieht es noch so aus, als wenn du dich darauf freust." Ohne weitere Worte packte er sie bei den Nackenfell und trug sie zur Kinderstube. "Du hast etwas vergessen." Er ließ Schattenjunges auf den Boden und wies unauffällig mit seinen Schweif auf eine Ecke der Kinderstube. "Blitzfell, auf ein Wort." Wie immer hielt er sich kurz und ging bereits aus dem Bau. Seit wann redet er überhaupt so viel! Blitzfell warf noch einen Blick auf ihre Junge und ließ sie dann im leeren Bau zurück. Wolkenflug war mit ihren Jungen schon wieder draußen. Für Rabenjunges, Graujunges, Felsenjunges und Natternjunges wurde es mit der Zeit immer enger in der Kinderstube. Wolkenflug konnte den nächsten Mond gar nicht mehr erwarten, dann waren sie endlich alt genug, um Schüler zu werden! Blitzfell setzte sich neben den Eingang der Kinderstube und schaute Schwarzstreif erwartungsvoll an. "Verdammt, über was soll ich jetzt mit ihr reden! Ich kann so etwas nicht!" Er fragte das erste, was ihm in den Sinn kam."Warum behütest du die zwei so sehr?" Blitzfell sah ihn überrascht an. "Das ausgerechnet du so etwas fragst. Du kümmerst dich doch sonst nie um andere." Schwarzstreif fühlte sich ertappt. Das war natürlich wahr, aber Schattenjunges erinnerte ihn mit ihrer Unschuld, Verspieltheit und den großen, neugierigen Augen an Eisjunges. Er wusste, dass sie nichts dafür konnte, aber er hasste sie innerlich dafür. "Du weichst der Frage nur aus, also warum?" Blitzfell knurrte leise. "Es ist halt meine Art, meine Jungen zu erziehen!" Schwarzstreif sah ihr nun bedrohlich in die Augen. Er hatte wohl einen Nerv getroffen und nun interessierte ihn die Antwort doch ein wenig. Wie wohl andere… "Na schön," gab sie nun doch klein bei, "Ich will, dass ihnen nichts passiert. Ich weiß, dass das keine Mutter will, doch ich muss immer daran denken, dass sie meine einzigen Jungen sein werden. Fichtenpelz geht bald in den Ältestenbau und ich werde ihm wohl folgen. Wir sind beide zu alt, um dann noch einen Wurf zu bekommen und früher waren wir noch nicht bereit dazu." Blitzfell senkte beschämt ihren Blick. "Du willst doch, dass dich deine Jungen mögen oder?" Sie nickte leicht, unfähig, ihren Blick vom Boden zu reißen. "Dann lass ihnen ihre Freiheit. Dann müssen sie mich nicht überreden, dich abzulenken damit sie hinter der Kinderstube noch etwas spielen können. Mir macht das keinen Spaß und ihnen auch nicht." Mit diesen Worten ließ er die verwunderte Blitzfell zurück und ging wieder zum Frischbeutehaufen. Kapitel 14: Wind und Sturm -------------------------- Schwarzstreif nahm sich eine Maus und trottete zu seinen provisorischen Nest. Er mochte den Heilerbau, da war so schön wenig los. Auch wenn jetzt drei Heiler, die sicher über irgendein Heilerzeug redeten, im Bau waren, konnte er sie sicherlich ignorieren. Voller Vorfreude ging er durch den Eingang, um im nächsten Moment gegen Weißpfote zu laufen, der umgeworfen wurde. Er schüttelte seinen Kopf um sich zu orientieren und sah zu dem großen Kater auf. "Schwarzstreif! Gute Neuigkeiten für dich! Wir haben entschieden, dass du wieder in den Bau der Krieger ziehen darfst!" Begeistert wedelte der junge Kater mit den Schweif. Schwarzstreif dagegen ließ vor lauter Entgeisterung die Maus fallen. "Seit ihr euch sicher?" Seine Stimme glich eher einem Keuchen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sein Hals trocken war. Er hustete und erlangte so die Aufmerksamkeit der anderen zwei. Weißpfote sah sich ratlos zu seinen Mentor um, aber Luchsohr kam ihm zuvor. "Etwas Honig und das wird schon wieder. Hast wohl zu viel geredet. Er darf mich zur Grenze eskortieren und mich dann ins Lager begleiten. Ich habe mehr als genug Honig in meinem Bau, da ich ihn nicht den Jungen zum Fraß vorwerfe, wie andere das tun. Wenn ihr mich fragt, ist das nur Verschwendung." Sie nickte Amselschwinge noch einmal zum Abschied zu und ging an Weißpfote vorbei, ohne ihn zu beachten. Luchsohr scheuchte Schwarzstreif aus dem Bau, ehe eine Katze widersprechen konnte. Dieser schaute noch einmal sehnsüchtig über seine Schulter zu der Maus, ehe er aufgab und sich von der schlidpattfarnbenen Katze unter den fragenden Blicken der andern aus dem Lager schieben lies. "Und ich soll dich jetzt einfach so ins Lager begleiten, oder was? Hast du vergessen, dass der Bachclan nicht gerade gut auf den Nachtclan zu sprechen ist. Du bist so -" Schwarzstreifs Worte endeten in einen Hustenanfall. Luchsohr marschierte selbstsicher über die Grenze. Sie winkte ihm mit einer Schweifbewegung zu sich, aber er zögerte. "Für einen Krieger bist du ein ziemliches Junges. Na komm schon, oder hast du etwa Angst?" Schwarzstreif funkelte sie böse an. "Vor ihr werde ich mich nicht blamieren! Vor niemanden! Ihr zeige ich es jetzt!" Er trat fest entschlossen mit allen vier Pfoten über die Grenze, blieb dann aber sofort stehen. "Woher weiß ich, dass du mir keine Falle stellst? Das ist immerhin nicht der kürzeste Weg in euer Lager. Wir könnten genausogut nach unten wandern und dann ins Lager gehen." Schwarzstreif plusterte sich bedrohlich vor ihr auf. Luchsohr setzte sich seufzend hin. "Kannst du nicht. Du musst mir wohl oder übel vertrauen. Ob es dir gefällt oder nicht. Also, vertraust du mir jetzt, oder nicht?" Innerlich erwartete sie, dass Schwarzstreif sich umdreht, nicht bereit ihr zu vertrauen. So wie jeder, den sie das gefragt hatte. Doch er ging auf sie zu und starrte sie an. "Also, welche Richtung? Ich kenne nur den einen Weg." Luchsohr erschrak. Es kann doch nicht sein, dass ihr jemand einfach so vertraut! "Schwarzstreif…," flüsterte sie. "Sei still! Ich höre etwas." Luchsohr war noch zu geschockt, um etwas zu realisieren. "Vertraut er mir wirklich? Oder spielt er nur ein Spielchen mit mir?" "Sieht so aus, als müssten wir nicht herrausfinden, wie Pantherstern und der Rest deines Clans reagieren, wenn ich mit dir ins Lager komme. Da drüben ist ein Bienennest." Er lief bereits auf das Brummen zu, während Luchsohr noch immer wie angewurzelt am Fleck stand. "Du hast mehr Glück als Verstand," sagte sie mit mehr Fassung. ****** Ein grauer Kater schlich durchs Gebüsch. Eine kleinere, hellgraue Kätzin folgte ihm, wohl bedacht den Kater durch kein Geräusch ihrer Seits aufzuregen. Die zwei wateten in ein kleines Rinnsal, ohne zu Zögern ihre Pfoten nass zu machen. Er schob ein paar störende Steine aus dem Weg, sodass das Wasser ungestörter fließen konnte. Die Hellgraue imitierte ihn, wohlbedacht nur die Steine zu wählen, die sie ohne große Probleme verschieben konnte. "Komm her, der hier klemmt." Bei den Worten des Älteren horchte sie auf. Sie sprang auf ihn zu und starrte den Felsbrocken an, der die Größe einer ausgewachsenen Katze hatte. "Wenn der weg ist, wird dieses Rinnsal nützlich werden. Wir werden ihn dann mit Sturm verbinden." "Und dann wird er mehr Wasser führen! Ich verstehe,aber warum ist das so wichtig?" Der schwarz getigerte funkelte sie verächtlich an. "Warum sollte ich einer Einzelläuferin die Pläne des Bachclans verraten? Pantherstern hat dich zwar im Clan aufgenommen, aber das heißt nicht, dass ich dir traue." Sie plusterte sich bedrohlich vor ihrem Mentor auf. "Was kann ich dafür, dass meine Mutter eine Einzelläuferin war! Ich erinnere mich nicht einmal an das Leben vor den Clan! Ich bin den Bachclan loyal, egal was du meinst!" In erwartung auf einen heftigen Streit, der schon oft vorgekommen ist, grub sie ihre Krallen in den Schlamm. Doch es kam nichts. Er schnupperte nur gegen den Wind und ging langsam im Kreis. Der Kater konzentrierte sich nicht mehr auf seine Schülerin. "Wellenpelz? Was ist denn los?," fragte sie unsicher. Wellenpelz fuhr plötzlich zu ihr herrum. Geschockt sprang die junge Katze zurück. "Sturmpfote, lauf ins Lager uns hole Birkenrinde oder Pantherstern. Sag, es ist wichtig und ich warte bei Wind," zischte er sie an. "Wind? Also dieses Rinnsal?" Wellenpelz knurrte tief. "Ja, also beeile dich, du Froschhirn!" Sturmpfote drehte sich um, aber ehe sie davonrannte blickte sie noch einmal über ihre Schulter. "Bist du dir sicher das Birkenrinde im Moment das Lager verlassen sollte? Ich meine ja nur-" "Jetzt lauf schon! Oder willst du mich verärgern?!" Wellenpelz plusterte sich bedrohlich auf und fing an, mit den Krallen zu spielen. Verängstigt ließ Sturmpfote ihre Sorgen zurück und lief so schnell sie konnte ins Lager. "Dumme kleine Einzelläuferin. Es mag zwar sein, dass wir mit ihr eine Kriegerin mehr haben, die wir nach belieben Formen können, aber das Zeug für eine bedrohliche Kämpferin hat sie meiner Meinung nach nicht. Sie denkt zu viel nach. Ich muss mir wohl andere Methoden für sie überlegen, um sie brauchbar zu machen." Wellenpelz’ Gedanken richteten sich wieder auf die Geruchspur, die der Wind mit sich brachte. Wind, wie wunderschön, wie sanft, wie perfekt! Wind, wie verräterisch, wie undankbar, wie dumm! Ihm war es egal, ob er für seine Taten im Wald der Finsternis endete.Das einzige, was er will ist seine Rache zu vollenden! Dazu muss er nur noch den besten Weg finden, ihn zu Quälen! Er wird sich wünschen, nie geboren worden zu sein! Er wird für seine Taten büßen! Eindeutig Nachtclan. Der Geruch war zu stark, als wenn er nur über die Grenze geweht wäre. Der Geruch hatte einen Vertrauten Unterton. Irgendwann hat er eben diesen Geruch bereits gerochen und war ihm vertraut geworden. Mit der Zeit musste er entfremdet sein. Voller geweckter Neugier schlich er der Geruchsquelle langsam und vorsichtig entgegen. Wellenpelz kam immer näher und näher. Bald würde er auf die Nachtclankatze treffen, doch nun mischte sich noch ein anderer, vertrauterer Geruch hinzu. Er prüfte mehrmals die Luft, ehe ihm ein Bild in den Sinn kam. "Luchsohr! Was hat sie hier zu suchen, ich dachte, sie wäre zum Nachtclan …! Sie wird entweder verfolgt, oder sie deckt einen Spion! Aber wer würde schon Luchsohr verfolgen wollen." Knurrend wollte er um einen Busch gehen, der das einzige war, das ihn vor einer offenen Fläche abschirmte. "Wellenpelz! Wo bist du! Komm sofort herraus du dämlicher Haufen Dreck!," meldete sich nun eine Stimme. Der Krieger kehrte schnell um, da er nur zu gut wusste, wem diese Stimme gehörte. Als er bei der Katze angekommen war, verbeugte er sich vor ihr und schmierte der Braunen sogleich Honig ums Maul. "Birkenrinde, so lieblich und freundlich wie eh und je. Sei gegrüßt, oh mächtige zweite Anführerin und-" "Spar dir die Luft, Wellenpelz. Deine falschen Worte braucht hier keiner," unterbrach sie ihn genervt. Nun trat hinter der getigerten ein Kater hervor, dessen Pelz so schwarz war wie die Nacht. Ohne große Umschweife kam dieser gleich zum Thema, ehe Wellenpelz reagieren konnte. "Also, ich hoffe du hast einen guten Grund, uns beide hierher zu bestellen und diesem kleinen Rinnsal ohne unserer Zustimmung einen Namen zu geben." Der Schwarze fuhr seine langen, bedrohlichen Krallen aus. Wellenpelz grinste und stellte sich gerade hin. Mit überraschend fester Stimme antwortete er: "Pantherstern, ich würde doch nicht deine teure Birkenrinde hierher bestellen, während sie deine kostbaren Jungen in sich trägt, wenn es sich nicht um etwas wichtiges handelt, dass von den Anführer unseres stolzen Clans und seiner Stellvertreterin selbst sehen müssen." Birkenrinde rollte mit den Augen, dieser Kater war ihr einfach viel zu überheblich und falsch. Knurrend machte sie einen Schritt auf ihn zu. "Na gut, ich komme ja schon zum Punkt" sprach er, "ich habe eine Nachtclankatze auf unseren Territorium gewittert. Dort hinten müsste sie sein, wenn sie nicht bereits wieder geflohen ist." Pantherstern rannte an ihm vorbei und Birkenrinde fauchte Wellenpelz noch einmal an. Wenn ihr Gefährte nicht da ist, musste sie ihren Hass gegenüber seinem "Ratgeber" nicht verbergen. Er wusste, wenn er etwas gegenüber Pantherstern erwähnte, würde sie ihm das Leben zur Hölle machen. Aber dieses eine Mal hatte er sich nützlich gemacht. Sie witterte tatsächlich Nachtclan! "Wer auch immer hier war, ist jetzt weg," Pantherstern kam zwischen dem Busch hervor, "aber es war definitiv jemand aus diesem mörderischen Clan hier. Wir sollten sie gleich zur Rede stellen, solange die Beweise noch frisch sind. Wenn sie sich weigern etwas zuzugeben, werden sie kämpfen müssen. Wenn sie es zugeben, werden sie ebenfalls kämpfen müssen!" Panthersterns Mundwinkel hoben sich zu einen vorfreudigen Grinsen. Er konnte es kaum erwarten, seine Krallen in diese Katzen zu bohren und ihr Lager in ihr eigenes Blut zu tränken! "Aber was wäre, wenn wir noch etwas warten," schlug Wellenpelz vor, "und sie erst auf der großen Versammlung zur Rede stellen? Dann wären sie mit Sicherheit unvorbereitet und die anderen Clans würden ihre Aufmerksamkeit den Nachtclan widmen. Wir hätten dann freie Bahn und unser Angriff würde dann niemand hinterfragen. Dann nehmen wir uns einen anderen Clan vor, den wir dann überrumpeln!" Kapitel 15: Die Ruhe vor dem Sturm ---------------------------------- Sturmkralle hievte sich auf die Silbertanne. Den Ruf musste er gar nicht mehr machen, denn der Clan war bereits versammelt. Er holte tief Luft und dachte daran, dass später Katzen aller Clans seinen Worten lauschen würden. Hoffentlich behielt Luchsohr nicht recht damit, dass er sich blamieren würde, wenn er auf den Vorsprung kletterte. "Wie ihr alle wisst, ist Pinienstern momentan nicht in der Verfassung der Großen Versammlung beizuwohnen, deshalb ist es meine Pflicht für ihn einzuspringen. Ich werde nun sagen, wer mich begleiten wird. Mit mir werden natürlich Amselschwinge und Weißpfote kommen. Ebenfalls werden mich noch Schattenpelz, Mohnpelz, Schwarzstreif, Windpfote und Fleckenpfote begleiten. Distelschweif, du wirst Nachtwache halten. Esst noch etwas, bevor wir aufbrechen." Der graue Kater schaute auf den Boden und sprang. Ungeschickt kam er unten an und wurde sogleich von Grauherz gestützt. "Danke," brachte er nur vor lauter Schamgefühl hervor. Wie soll er nur Autoritär auf der Versammlung wirken, wenn er nicht einmal von einen Baum springen konnte! Grauherz nickte ihm aufmunternd zu und ging zu ihren Gefährten, um sich mit ihm etwas Frischbeute zu teilen. Windpfote lief aufgeregt hin und her, während Fleckenpfote sich zum Frischbeutehaufen durch zwengte. Weißpfote bemühte sich, seine Schwester zu beruhigen. Amselschwinge betrachtete den Himmel und Schattenpelz kämpfte sich mit einer Maus und einem Eichhörnchen zu Distelschweif durch. Diese nahm ihr die Maus ab und die zwei schwarzen Katzen suchten sich einen ruhigeren Platz. Vor den Schülerbau tollten Wolkenflugs vier Junge um Weizenpfote und Spechtpfote herrum. Der sandfarbene versuchte, sie so gut es geht zu ignorieren und sich stattdessen auf sein Essen zu konzentrieren. Spechtpfote dagegen war Feuer und Flamme bei dem Spiel der Jungen. Mausejunges und Schattenjunges sahen von den Eingang der Kinderstube den älteren mit glänzenden Augen zu. Blitzfell hatte entschieden, dass sie zuschauen dürfen, aber die Kinderstube dabei nicht verlassen, da ihr “Pelz zu dunkel wäre und sie so leicht zu übersehen wären”. Sie fürchtete, dass irgendjemand auf ihre kostbaren Jungen steigen und sie so verletzen könnte. Das kleine Loch in der Kinderstube hatte sie sofort geflickt und sie sogleich auf andere ungeplante Ausgänge überprüft. Fichtenpelz kam nun auf seine Jungen zu und setzte sich neben den Eingang und wedelte einladend mit seinem Schweif. Die zwei quietschten vergnügt und Blitzfell trottete derweif auf den Frischbeutehaufen zu. Stachelherz setzte sich zu Farnfuß, worauf diese erfreut schnurrte. Schwarzstreif saß wie üblich abseits und beobachtete das ganze Geschehen aufmerksam. Sturmkralles Brust wurde warm vor lauter Stolz auf seinen Clan. Sie hatten gesunde Junge, fleißige Schüler und pflichtbewusste Krieger. Nur keine Ältesten, da Herbstwind vor kurzem starb. Er ließ den Clan ohne Ältesten zurück. Ebenfalls war ihr Anführer geschwächt und Sturmkralle musste immer mehr Aufgaben erledigen. Natürlich wusste er, dass er bald in Piniensterns Fußstapfen treten musste und er bereitete sich Tag für Tag mental darauf vor. Er hatte sich ebenfalls bereits Gedanken über seinen eigenen Stellvertreter gemacht. Die Wahl fiel für ihn sehr schwer aus und Sturmkralle hatte sich noch nicht auf einen Kandidaten festgelegt. Der zweite Anführer war so in Gedanken versunken, dass er gar nicht erst merkte, wie sich Schwarzstreif näherte. "Über was wirst du reden?" Sturmkralle blinzelte verwirrt und brauchte einige Momente, bis er die Frage realisierte. "Naja du weißt schon. Dass die Beute gut läuft, dass wir zwei neue Schüler haben, dass Herbswind jetzt mit dem Sternenclan jagd und dass du gegen einen Fuchs gekämpft hast." Schwarzstreif kniff seine Augen zusammen. "Warum erwähnst du mich und den Fuchs? Würde es nicht reichen, wenn du nur den Fuchs erwähnst?" Sturmkralle sah ihn überrascht an. Grinsend sagte er: "Ist jemanden diese ganze Aufmerksamkeit etwa peinlich? Ich hätte gedacht, dass dir das egal sein würde. Aber wenn du nicht mit den Fuchs erwähnt werden willst, werde ich dich weglassen." Er sah kurz in den Himmel und lief zum Lagerausgang. Wiederholt holte er tief Luft und rief die Katzen zusammen, sodass sie sich auf den Weg machen konnten. "Schattenpelz?" Die angesprochene drehte ihren Kopf zu Windpfote. Liebevoll sah sie ihr in die Augen. "Du musst aufgeregt sein, Kleine. Keine Sorge, auf der Großen Versammlung wird dir keiner was tun. Einige sehen gefährlich aus, aber wenn man sie kennt sind sie freundlich. Du brauchst also keine Angst zu haben." Zärtlich leckte Schattenpelz ihr übers Ohr. Windpfote drückte sich weg und nahm einen kleinen Sicherheitsabstand ein. Die Kriegerin schnurrte darauf belustigt. "Um dass geht es mir nicht. Ich wollte dich eigentlich fragen, wie ich mich verhalten soll." Windpfote sah sie schüchtern an. "Warum fragst du mich so etwas? Du hast doch einen Mentor der dir das sagen sollte." "Ja schon aber-" Sie unterbrach das Gespräch, als sie über den Blitzstamm, einem Baum, der von einem Blitz getroffen wurde und nun verkohlt mitten im Weg lag, sprangen. Als sie wieder aufgeholt hatten, setzte Windpfote sofort das Gespräch fort. "Aber denkst du wirklich, dass es eine gute Idee wäre, Schwarzstreif so etwas zu fragen?" Hinter ihnen räusperte sich jemand laut. Die zwei drehten ihre Köpfe nach hinten und ihnen wurde sogleich heiß unter ihrem Pelzen. Während Fleckenpfote schelmisch grinste, starrte Schwarzstreif seine Schülerin mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen an. "Eine der ersten Regeln und du beherrscht sie immer noch nicht. Prüfe immer deine Umgebung, bevor du handelst oder mit jemanden lästerst." Er beschleunigte sein Tempo und überholte die Zwei, Fleckenpfote lief ihm nach, streckte aber beim vorbeigehen seine Zunge herraus um Windpfote zu ärgern. Diese schlug spielerisch mit eingezogenen Krallen nach ihn, aber er war schneller und konterte. Eine kleine Rauferei entstand, die aber sogleich von Schattenpelz unterbrochen wurde. "Wir sind da, ihr kleinen Turteltäubchen. Und Windpfote, bleib einfach in der Nähe von jemanden den du kennst und verrate nichts über den Nachtcaln, das man gegen uns verwenden könnte." Sie sprang schnell in die Vertiefung, in der die Große Versammlung seit jeher stattfand. Fleckenpfote lief zum Rand. Mit Begeisterung in den Augen drehte er sich zu seiner Mitschülerin. "Wir sind zuerst da! Komm, wer zuerst vor dem Vorsprung ist, hat gewonnen!" Windpfote rappelte sich auf und rief ihm hinterher: "Das ist unfair! Du hast einen Vorsprung!" Fleckenpfote blieb kurz stehen und blickte über seine Schulter. "Na dann zeig doch einmal, dass dein Name stimmt!" Vergnügt sprang er die letzten Fuchslängen entlang, während Windpfote hinter ihm her setzte. Aus lauter Konzentration auf ihr Wettrennen lief sie fast in Weißpfote hinein. In letzter Sekunde konnte dieser ausweichen und Windpfote fiel vor Schock auf die Nase. Eine Pfote stieß ihr grob in die Seite und als sie aufschaute sah sie in vertraute, gelbe Augen. "Und so etwas schimpft sich meine Schülerin. Du blamierst dich vor den anderen Clans." Schwarzstreif entfernte sich schnell wieder und erst jetzt entdeckte sie die frischen Geruchsspuren der anderen Clans. Neugierig schaute sie sich genauer um und entdeckte einige Katzen, die gerade die Vertiefung herrunter kamen. Ihr Geruch sagte ihr, dass es die Katzen des Himmelsclans sein mussten. "Alles in Ordnung bei dir? Der Sturz sah ziemlich schmerzhaft aus und dieser Schwarzstreif oder wie der heißt war dir sicherlich keine großartige Hilfe." Als sie aufblickte, schaute sie in die braunen Augen einer orangen Katze. "Hallo, ich bin Sonnenpfote aus dem Gewitterclan. Siehst du die schwarz - rote Katze da hinten, die gerade mit Schattenpelz redet? Das ist meine Mentorin und ich werde bald Kriegerin!" Von ihrer Offenheit und ihrem Frohsinn angesteckt, ließ sich Windpfote mit Freude auf das Gespräch mit der fremden Schülerin ein. "Ich bin Windpfote aus dem Nachtclan. Keine Sorge, Sonnenpfote, mir ist nichts passiert, aber ich glaube mein Bruder hat einen größeren Schock gekriegt," lachend suchte sie mit ihren Augen die Kuhle nach ihrem Bruder ab. Aber es waren inzwischen zu viele Katzen da um eine einzige herrauszusuchen. "Und Schwarzstreif bin ich bereits gewöhnt. Er ist mein Mentor." Sonnenpfote zuckte überrascht zusammen. "Mein Beileid, ich habe ihn erst ein paar mal auf den Großen Versammlungen beobachtet, aber das was ich gesehen und gehört habe, reicht mir, um ehrlich zu sein." Windpfote wollte gerade etwas erwidern, als Fleckenpfote gefolgt von einer anderen Katze sich zu ihnen gesellte. "Hallo Sonnenpfote! Wie geht es Taubenpfote?" Sonnenpfote begrüßte den Schüler freundschaftlich mit der Nase und antwortet: "Ihr geht es gut, aber sie durfte nicht mit. Und wer ist das?" Neugierig schauten die zwei auf die hellgraue Katze mit weißen Flecken. "Ich bin Sturmpfote aus dem Bachclan. Über was habt ihr gerade geredet?" Sonnenpfote riss sofort das Wort an sich, ehe Windpfote überhaupt reagieren konnte. "Wir haben über Schwarzstreif geredet. Windpfote hier ist seine Schülerin und sie tut mir dafür Leid." Fragend sah Sturmpfote in die Runde. "Wer ist Schwarzstreif?" Fleckenpfote richtete sich auf die Hinterbeine um so einen besseren Überblick zu haben. "Er müsste leicht zu finden sein, da er in keiner Gruppe sein sollte." Die hellgraue sah nur noch verwirrter drein. "Dort! Sturmpfote, siehst du den großen, schlechtgelaunten Kater da hinten im Schatten? Das ist er." Sie bemühte sich Fleckenpfotes Blick zu folgen. Als sie ihn entdeckte, runzelte sie bei seinem Anblick die Stirn. "Der sieht aber nicht sehr freundlich aus. Und wer ist das da bei ihm?" Die anderen Drei sahen verwundert zu Schwarzstreif. "Naja, so wie ich das sehe ist das Birkenblatt, die Heilerin des Gewitterclans. Aus irgendeinem Grund redet sie öfters mit ihm, ohne das er sie verscheucht." Windpfote wandte schnell den Blick ab, als die zwei in ihre Richtung schauten und sah, dass inzwischen die meisten der Krieger ihren Blick auf einen Punkt gerichtet hatten. Sie sah ihnen hinterher und sah drei Katzen auf einen Vorsprung klettern. Ein grauer Kater wartete bereits oben. Sturmkralle. Kapitel 16: Unsicherheit ------------------------ Windpfote sah ehrfürchtig zu den vier Katzen auf. Sie hatten eine ganz andere Ausstrahlung als Pinienstern. "Sind das die Anführer?" Sonnenpfote sah sie neckend an. "Natürlich, wer denn sonst? Der braune Kater der ganz außen steht ist Krallenstern, der Anführer vom Gewitterclan! Der schwarze Kater neben ihm ist Pantherstern aus dem Bachclan. Die rote Katze ist die Anführerin des Himmelsclans, Flammenstern. Aber wer der graue Kater ist, weiß ich gerade nicht." Fleckenpfote sah mit einem großen Grinsen zu den anderen. "Das ist Sturmkralle, zweiter Anführer des Nachtclans und mein Mentor!" Bevor die anderen antworten konnten, erhob Flammenstern bereits die Stimme. Ihr Jaulen erfüllte die Kuhle mit Schweigen. Die Katzen aller Clans sahen erwartend zum Vorsprung hinauf. "Ich würde vorschlagen, dass Sturmkralle anfängt. Ich bin auf die Erklärung gespannt." Ertönte die Stimme eines Anführers. Flammenstern trat ein paar Schritte zurück und sah den grauen Kater aufmunternd an. "Ich bin der gleichen Meinung wie Pantherstern." Sturmkralle sah die Anführerin unsicher an. "Ich weiß nicht, immerhin hast du ja das Recht dazu." Flammenstern sah ihn kurz verwirrt an, ehe sie wieder freundlich lächelte. "Ich habe die Versammlung bereits eröffnet. Du kannst gerne zuerst sprechen. Unsere Katzen werden langsam nervös." Sturmkralle nickte und trat vorsichtig zum Abgrund. Heiliger Sternenclan ist das tief! Und das mit seiner Höhenangst! "Katzen aller Clans, der Grund warum ich hier anstelle von Pinienstern stehe, ist ein einfacher. Unser Anführer ist im Moment nicht in der Verfassung diesen weiten Weg zu gehen. Deshalb habe ich micht mit unseren Heilern beraten und nun stehe ich hier," seine Stimme zitterte vor lauter Nervosität. Er holte noch einmal tief Luft und versuchte mit festerer Stimme fortzufahren. "Der Nachtclan kann stolz sagen, dass wir zwei neue Schüler haben. Weißpfote hat den Pfad der Heiler gewählt, während Windpfote zur Kriegerin ausgebildet wird." Aus der Menge ertönten begeisterte Zurufe. "Windpfote! Weißpfote! Windpfote! Weißpfote!" Der graue Kater wartet geduldig bis wieder Ruhe herrschte. "Die Beute läuft ebenfalls gut, aber ich muss einen unschöne Vorfall melden. Wir haben einen Fuchs in der Nähe unserer Grenze entdeckt. Er wird sich nicht mehr so schnell blicken lassen, aber wir werden trotzdem Vorsicht walten lassen. Und leider jagd Herbstwind inzwischen mit dem Sternenclan." Aus der Menge ertönten einzelne Zurufe. "Herbstwind! Herbstwind! Herbstwind!" Er trat zurück und nun erhob sich erneut Flammenstern. "Ich hoffe, dass sich Piniensterns Zustand bald wieder verbessert." Man merkte, dass sie ihre Worte mit Vorsicht wählte. Es war längst kein Geheimnis mehr, dass sich Pinienstern bald dem Sternenclan anschließen würde. "Er war immer ein würdevoller und mutiger Anführer." Krallenstern nickte zustimmend und Pantherstern verdrehte kurz die Augen, ehe er den Kopf senkte. "Im Himmelsclan läuft die Beute ebenfalls gut und ich darf die Geburt von Baumjunges und Steinjunges bekannt geben. Aber leider überdeckt ein Schatten diese frohe Kunde, da Weidenherz gestorben ist. Sie hat unser Territorium bis zum Schluss gegen einen Dachs verteidigt. Möge sie Frieden in den ewigen Jagdgründen des Sternenclans finden!" Erneut riefen die Katzen aller Clans den Namen einer Katze. "Weidenherz! Weidenherz! Weidenherz!" Die orange Katze trat zurück um dem nächsten Platz zu machen. Krallenstern sah unsicher zu Pantherstern, doch der schwarze Kater forderte ihn mit einem Schwanzschnippsen auf, zuerst zu sprechen. Unsicher trat der braune Kater vor. Seine ausgefahrenen, teils abgebrochenen Krallen funkelten im Mondlicht. "Die Beute läuft gut und… ähm… Wir haben einen jungen Dachs aus unseren Territorium vertrieben. Der Gewitterclan behält seine Grenzen genau im Auge, falls der, ähm, Dachs wieder kommen sollte." Seine Rede wurde ständig von dem nervösen Zittern in seiner Stimme begleitet und er schnaufte erleichtert aus, als er wieder zurück trat. "Wie lange ist er schon Anführer?" Windpfote sah fragend zu Sonnenpfote hinüber. Hinter ihnen forderte ein Krieger sie zur Ruhe auf, da bereits Pantherstern vortrat. Die Schülerin zischte Windpfote kurz eine Antwort zu, ehe sie sich wieder den Anführern zu wandte. "Einige Monde." Selbstsicher trat nun auch Pantherstern vor. "Es freut mich zu sagen, dass Birkenrinde meine Junge erwartet und bald in die Kinderstube ziehen wird. In der Zwischenzeit wird Wellenpelz das Amt des zweiten Anführers übernehmen, um sie zu entlasten." Sein selbstsicheres Verhalten war ein harter Kontrast im Gegensatz zu Krallensterns Wesen. Pantherstern beobachtete die Katzen in der Senke, die freudige Glückwünsche riefen. Birkenrinde schnaubte Verächtlich aus, nachdem sie den Schock verkraftet hatte. Ihr gegenüber hatte er ihr nichts derartiges erwähnt! Wellenpelz dagegen, der das alles erst in die Wege geleitet hatte, nahm die Glückwünsche der anderen mit vor Stolz geschwellter Brust entgegen. "Ebenfalls wurde das Junge der Einzelläuferin inzwischen zur Schülerin. Sturmpfote." Einige Katzen schielten neugierig zu der jungen Katze. Kurz danach riefen die anwesenden Katzen abermals einen Namen in die Nacht hinaus. Als es wieder ruhiger wurde, fuhr Pantherstern die bedrohlichen Krallen aus. "Aber es ist noch etwas vorgefallen. Sturmkralle, kannst du mir erklären, warum wir heute frischen Nachtclangeruch auf unseren Terrritorium gefunden haben?! Und komm mir jetzt nicht damit, dass er nur mit den Wind zu uns geweht wurde!" In der Senke herrschte eine angespannte Stille. Katzen warfen sich die verschiedensten Blicke zu. Wütende, Verwirrte, Misstrauische, Unwissende, Verächtliche und viele mehr. Sturmkralle richtete sich auf und wusste nicht, was er erwidern sollte. Einerseits glaubte er Panthersterns ein wenig, andererseits hatte er keine Ahnung, wer die Grenze übertreten hatte. Wenn der Anführer des Bachclans dies bei einer Großen Versammlung erzählte, müssten es schon mehrere Fuchslängen gewesen sein. Der zweite Anführer versuchte sich etwas auszudenken, sodass die Antwort nicht danach klingt, als wüsste er nicht, was seine Katzen machten. Wellenpelz leckte sich in der Menge vorfreudig über die Lippen. Was für ein Spektakel! Genau so hatte er es sich zwar nicht ausgemalt, aber das hier ist ja fast schon besser! In der Zwischenzeit bewegte sich ein Kater in der erstarrten Menge. Schwarzstreif trat zu Luchsohr und funkelte sie böse an. Diese sah ihn entschuldigend an und folgte ihm, als er sie mit einem Schwanzschnipsen aufforderte ihm zu folgen. Die zwei traten vor den Vorsprung, die anderen Katzen machten ihnen verwundert Platz. Pantherstern sah zu den beiden Katzen hinab. Die anderen Anführer folgten seinem Blick und Sturmkralle starrte Schwarzstreif in die Augen. Dieser sah ihn entschuldigend an und widmete sich nun dem schwarzen Kater. "Pantherstern, wenn du es mir erlaubst, hier zu spreche, erklären ich und Luchsohr diesen Vorfall." Der Anführer schnappte überrascht nach Luft. Widerwillig musste er den Mut des Kriegers bewundern, dass er sich traute hier die Stimme zu erheben. Ebenfalls fauchte Luchsohr ihn nicht durchgehend an, was ebenfalls nicht oft vorkam. Wer war dieser Kater? Wellenpelz sah geschockt zu Schwarzstreif. Er?! Was will er denn jetzt? Er macht immer alles kaputt! "Nun gut, erkläre mir diesen Vorfall, wenn es euer Stellvertreter schon nicht kann." Der Anführer beugte sich neugierig etwas vor, um ihn besser im Blick zu haben. "Aber nenne mir zuerst deinen Namen, Krieger. Ich will wissen, mit wem ich es hier zu tun habe." "Mein Name ist Schwarzstreif," seine Mimik ließ keine Gefühle erkennen, "Ich habe Luchsohr, nachdem sie mit Amselschwinge geredet hat, zur Grenze begleiten dürfen. Dort angekommen wollte sie mich mit in euer Lager nehmen um meinen Husten zu behandeln, aber unterwegs haben wir bereits ein Bienennest gefunden, deshalb war es nicht mehr nötig, sie in euer Lager zu begleiten. Ihr werdet wohl meinen Geruch entdeckt haben, da ich mir natürlich keine Mühe gegeben haben, ihn zu verdecken." Erneutes Schweigen hielt in der Kuhle an. Pantherstern sah verwundert zu Schwarzstreif, dann zu Luchsohr, Wellenpelz und schließlich zu Sturmkralle. "Deine Wut ist natürlich nachvollziehbar, Pantherstern. Ich hätte wohl nicht anders reagiert," meldete sich nun auch der graue Stellvertreter zu Wort, "aber verstehe, dass ich davon ausgegangen war, dass Schwarzstreif eure Heilerin lediglich bis zur Grenze begleitet hätte." "Luchsohr, stimmt es, was dieser Krieger sagt?" Nun richteten sich alle Augen auf die Schildpattkatze. Diese Blickte entschlossen zu ihrem Anführer auf. "Ja, es stimmt. Er wollte die Grenze gar nicht übertreten, aber ich habe ihn dazu gezwungen. Entschuldige, dass ich es dir nicht früher gesagt habe, aber du warst ja immer beschäftigt." Der schwarze Kater nickte und blickte nun wieder zu dem schwarz - weißen Kater. "Schwarzstreif, du hast Mut. Nicht jeder hätte so etwas einem Anführer auf einer Großen Versammlung ins Gesicht gesagt. Ich hoffe doch, dass Sturmkralle deinen Mut und Ehrlichkeit zu schätzen weiß." Er funkelte den grauen Kater an. Die anderen Anführer nickten zustimmend und Flammenstern wollte noch etwas sagen, doch Schwarzstreif hatte sich bereits wieder zurück gezogen. Kapitel 17: Abwesende Blicke ---------------------------- "Warum nimmst du nicht einfach Schattenpelz oder Distelschweif? Selbst Amselschwinge wäre besser geeignet als ich." Schwarzstreif beschleunigte seinen Schritt, bis er Sturmkralle hinter sich gelassen hatte. Windpfote lief zusammen mit Fleckenpfote vorne weg. Die Große Versammlung lag bereits einige Tage zurück, doch zur Sicherheit hatte Sturmkralle die Patrouillen an der Bachclangrenze verschärft. "Hör doch genauer zu, ich weiß dass du wegen deines hellen Pelzes Nachteile hast, aber das kannst du doch zum Vorteil nutzen. Die zwei werden am Anfang nur dich sehen und dann schlägt Distelschweif von hinten zu. Davon werden sie überfordert sein, da sie Distelschweif nicht sehen können und wissen nicht mehr, wie sie reagieren sollen." Schwarzstreif sah sich genervt um. "Und wie soll ich mich so lange versteckt halten? Soll ich mich in Schlamm und Erde wälzen damit sie mich nicht sehen? Und am besten überdecke ich auch noch meinen Geruch. Vergiss es, Sturmkralle." Der graue Kater schickte die zwei neugierigen Schüler mit einem Schwanzschnipsen weg. "Jagd uns etwas. Wir müssen derweil wichtige Kriegersachen besprechen." Fleckenpfote sah beleidigt zu seinem Mentor auf, aber Windpfote lockerte die Lage ehe die zwei streiten konnten. "Wetten dass ich mehr fange als du?" Mit gespielter Heiterkeit lief sie weg und der schwarz-weiße Schüler rannte ihr schnell hinterher. "Niemals!" Als sie außer Hörweite waren, setzte Sturmkralle die Unterhaltung ohne Umschweife fort. "Das ist keine schlechte Idee. Sie würden dich nicht erkennen und Distelschweif könnte das gleiche machen. Sie wüssten nicht, gegen wen sie kämpfen und wären realen Bedingungen ausgesetzt." Schwarzstreif drehte ihm nun den Rücken zu und fing an, sich zu waschen. "Ich kann dich wohl nicht davon abbringen, oder? Und lass mich raten, du und Stachelherz beobachten alles aus euren schönen Verstecken." Sturmkralle umkreiste ihn nun und war voll bei der Sache. "Nein, ich würde nur auffallen. Jemand anderes wird Fichtenpelz’ Platz einnehmen müssen, da ihm so etwas wohl nicht mehr zuzumuten wäre. Vielleicht Schattenpelz." "Na schön, ich werde es machen. Aber nur unter einer Bedingung." Sturmkralle sah misstrauisch zu den größeren Kater. “Ich kann Windpfote nicht jemand anderem geben, auch kann ich mich nicht dafür einsetzen, dass dein Nest in den Heilerbau verlegt wird oder dass du deinen eigenen Platz im Lager bekommst, wo dich keiner stören kann. Ebenfalls schicke ich dich noch nicht in den Ältestenbau oder -" "Ich weiß, ich weiß," unterbrach ihn Schwarzstreif schnell, "Ich will ja auch etwas einfacheres, was nichts mit mir zu tun hat." Die grünen Augen des zweiten Anführers blitzten schelmisch auf. "Seit wann wünscht du dir denn etwa für andere? Aber na gut, sag mir was du willst und ich denke darüber nach, SchwarzHERZ." Die letzte Silbe betonte er extra deutlich. Der Krieger ignorierte die Sticheleien des anderen und fuhr einfach fort. "Ich will dass du dafür sorgst, dass Spechtpfotes Kriegername Spechtfeder wird." Sturmkralle blinzelte überrascht auf. "Warum dass denn?" Schwarzstreif stand auf und ging ein paar Schritte weg. Er blickte verschwörerisch über seine Schulter. "Es wird ihr sicherlich gefallen." Leiser fügte er noch zu sich selbst hinzu: "Und außerdem bin ich auf ihre Reaktion gespannt." Sturmkralle verstand gar nichts mehr. "Na gut, dann machen wir es so. Sonst noch irgendwelche Wünsche?" "Also, wenn du es so fragst, ehrst du am besten ihre Loyalität bei ihrer Zeremonie." Sturmkralle, der eh nicht mitkam, akzeptierte diese Abmachung einfach, ohne es genauer zu hinterfragen. "Aber zuerst müssen Weizenpfote und Spechtpfote ihre Prüfung bestehen. Wir werden später noch einmal alles durchgehen. Gemeinsam mit den anderen werden wir alles genau planen." Zurück im Lager vielen Schwarzstreif sogleich die zwei ältesten Schüler ins Auge. Spechtpfote feilte an ihren Kampfzügen, während Weizenpfote sein Jagdkauern perfektionierte. Als der Sandfarbene den Krieger erblickte, lief er auf ihn zu. "Schwarzstreif, kannst du uns noch ein paar Hinweise geben und uns auf Fehler aufmerksam machen? Du nimm kein Blatt vor den Mund." Als er gelangweilt zustimmte, gingen beide in ein Jagdkauern und schlichen sich an eingebildete Beute an. Windpfote und Fleckenpfote beobachteten, genau wie ein paar andere Krieger, das Geschehen neugierig. "Und die machen sich Sorgen, dass sie es nicht schaffen! Ich erkenne keine Fehler bei ihnen!" Schwarzstreif fixierte seine Schülerin wütend. "Du kannst das ja selbst nicht, also weißt du auch nicht, was sie falsch machen. Weizenpfote setzt seine Pfoten immer noch zu zögerlich auf. Bis er angekommen ist, ist die Beute schon längst weg. Spechtpfote dagegen hat ein gutes Tempo drauf, donnert aber ihre Pfoten regelrecht auf den Boden. Für Mäuse wäre das als wenn die Erde zu beben anfangen würde." Die schwarz - weiße Schülerin horchte neugierig auf. "Also deshalb flüchten bei mir die Mäuse so schnell! Danke Schwarzstreif, ich werde gleich daran Arbeiten!" Sie stürzte sofort davon. Weizenpfote hingegen schaute betroffen auf den Boden. "Ich bin immer noch zu langsam? Dabei dachte ich, dass ich inzwischen schneller geworden wäre. Aber die Prüfung ist doch schon heute, wie soll ich mich so schnell verbessern?" "Wenn du übst, wird das schon. Du hast noch etwas Zeit, trainiere mit Spechtpfote, dann kannst du ihr beibringen, wie man die Pfoten besser aufsetzt und sie dir, wie du schneller wirst." Schwarzstreif wollte gerade werggehen, als Distelschweif zu ihn trat und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Der Kater nickte und die zwei gingen gemeinsam aus dem Lager. "Warum muss er eigentlich mein Mentor sein! Wäre doch nur so jemand wie Schattenpelz oder Wolkenflug." Windpfote zog eine beleidigte Schnute und Fleckenpfote sah sie daraufhin wütend an. "Du kannst dir deinen Mentor nicht aussuchen! Ansonsten hätte ich wohl Schwarzstreif als Mentor! Pinienstern wird wohl einen Grund gehabt haben, dass er dein Mentor ist. Du machst es ihm ja auch nicht immer leicht." Von dem ungewohnten Ton des Katers überrascht, stammelte sie nur irgendwelche Worte vor sich her. Der Schüler bemerkte erst jetzt seinen Ton und legte die Ohren zurück. "Entschuldige, das war nicht gerade nett von mir. Aber wie wäre es, wenn wir einmal herum fragen, warum Schwarzstreif dich immer so ansieht." Windpfote sah ihn nur noch verwirrter an. "Wie sieht er mich denn an?" Fleckenpfote sah überrascht auf. "Das merkst du nicht? Er sieht dich immer ganz, naja, wie soll ich sagen, verträumt an? Jedenfalls total abwesend, aber dann wird sein Blick von einem Moment auf den anderen wieder abweisend." "Das ist mir noch nie aufgefallen. Aber fragen können wir einmal. Bei wem sollten wir denn anfangen?" Fleckenpfote überlegte laut: "Wir müssten jemanden fragen, der ihn schon länger kennt. Vielleicht jemand, der älter ist als Schwarzstreif, aber wen? … Ich glaube Sturmkralle ist älter, aber er ist jetzt nicht hier. Mohnpelz könnte älter sein, aber er redet ja nie mit ihm, also bezweifle ich, dass er etwas weiß. Blitzfell könnte etwas wissen, aber sie ist ja zu sehr mit ihren Jungen beschäftigt. Und ich bezweifle, dass Fichtenpelz sich noch an etwas nützliches erinnert." Während die zwei weiter grübelten, schlich sich Schattenpelz langsam von hinten an. "Über was redet ihr denn?" Die Schüler zuckten vor Schreck zusammen und sahen die Kriegerin verstört an. "Also?" Fleckenpfote hatte sich zuerst wieder gefasst und dachte schnell über die richtigen Worte nach. "Weißt du, warum Schwarzstreif Windpfote immer so ansieht?" Schattenpelz schüttelte verneinend den Kopf. "Ich war damals noch zu klein um mich an etwas zu erinnern. Ich weiß nur, dass er spät zum Krieger ernannt wurde und auch etwas früh mit der Ausbildung begonnen hat. Ihr solltet Wolkenherz fragen, die zwei waren gemeinsam Schüler. Oder Sturmkralle, Stachelherz und deine Eltern, Windpfote. Alle waren mit ihm Schüler. Ihr habt also genug Auswahl. Aber ich würde ja am ehesten Wolkenflug fragen. Ich weiß nur noch, was später passiert ist, was aber nichts mit dir zu tun hat." Die zwei sahen sich begeistert an, bedankten sich bei Schattenpelz und rannten aufgeregt zur Kinderstube. Kapitel 18: Vielsagende Blicke ------------------------------ Fleckenpfote spähte in die Kinderstube. Blitzfell döste in ihrem Nest, ihre zwei Junge wollten sich gerade nach draußen schleichen. "Ich hoffe doch, ihr geht nur zu eurem Vater." Schattenjunges und Mausejunges schrien überrascht auf. "N- Natürlich, Blitzfell." Nun rannten sie schnell hinaus und liefen beinahe in die zwei Schüler hinein. Windpfote machte einen Schritt zur Seite, um sie vorbei zu lassen. "Und was wollt ihr hier? Unsere Nester müssen noch nicht gewechselt werden und Fichtenpelz hat uns gerade erst Frischbeute gebracht." Fleckenpfote schüttelte den Kopf. "Wir wollen mit Wolkenflug reden. Wo ist sie denn?" Blitzfell, die ihre Augen immer noch geschlossen hatte, streckte sich etwas. "Hinter der Kinderstube und verrichtet ihr Geschäft. Stört sie jetzt bloß nicht, sie braucht wenigstens dort ihre Ruhe." Die zwei nickten und entfernten sich von der Kinderstube. Windpfote drehte sich zu ihrem Mitschüler um. "Dann müssen wir wohl warten. Was weißt du eigentlich über seine Vergangenheit?" Fleckenpfote vermied den Blickkontakt und fing laut an zu denken. "Ich habe ihn einmal gefragt, wie lange er Schüler war. Er hat gesagt, dass er nicht mehr mitgezählt habe, weil es ihn nicht interessierte. Aber so um die acht bis neun Monde müssten es wohl gewesen sein. Vielleicht sogar zehn. Ich habe ihn gefragt, warum er so lange gebraucht hat. Sein Mentor ist gestorben und sein neuer kam mit ihm nicht zurecht. Er hat sein Training auch einige Monde lang schleifen lassen und sich einfach nicht mehr dafür interessiert. Ebenfalls hat er mir einmal erzählt, dass er zwei Mütter hatte. Seine leibliche und eine Ziehmutter. Ich weiß gerade ihre Namen nicht, aber beide sind schon lange Tot. Viel mehr weiß ich auch nicht." Windpfote nickte. "Das ist immer noch ziemlich viel, ich weiß nur, dass er mich nicht mag." Fleckenpfote deutete mit seinem Schweif auf eine Ecke des Lagers. Windpfote folgte seinem Blick und sah Wolkenflug. "Wolkenflug! Wolkenflug!" Sie sah verwirrt auf, als jemand anderes als ihre Jungen ihren Namen riefen. "Windpfote, Fleckenpfote, was ist denn?" Die zwei kamen vor ihr zum Stehen und sahen sie sogleich flehend an. "Wir würden dich gerne etwas fragen." Sie nickte die Schüler auffordernd an, damit sie weiter redeten. "Stimmt es, dass du mit Schwarzstreif zusammen trainiert hast?" Windpfote sah sie nach ihrer Frage schüchtern an. "Ja, aber warum ist das so wichtig? Außerdem kann man zusammen trainiert schlecht sagen, da wir lediglich im selben Bau geschlafen haben, trainiert haben wir nur einmal zusammen." Fleckenpfote sah Windpfote begeistert an. "Weißt du, warum er Windpfote immer so anschaut?" Die Königin zuckte zusammen. Hilfe suchend sah sie sich um. "Naja, vielleicht, aber ich muss jetzt wieder zu meinen Jungen, ich will sie nicht so lange allein lassen, ihr versteht?" Sie wollte gerade weggehen, als sich ihr Fleckenpfote in den Weg stellte. "Du weißt etwas, willst es uns aber nicht sagen, oder?" Blitzfell sah um die Ecke, als sie die drei Katzen erblickte. Mit aufgeplusterten Schweif kam sie auf die Katzen zu getrottet. "Was macht ihr denn da mit der armen Wolkenflug! Lasst sie ja in Ruhe!" Das Trio sah erschrocken zurück und Die Königin senkte beschämt ihren Kopf. "Blitzfell, es ist schon in Ordnung. Sie machen ja nichts falsch." Doch die schwarz - weiße Königin ließ nicht locker. "Um was geht es denn überhaupt?" "Um Schwarzstreifs Vergangenheit", antwortete die vierfache Mutter. "Was gibt es da schon schönes zu erzählen", redete Blitzfell einfach vor sich hin, "Zwei seiner Geschwister waren Totgeburten, seine Eltern und Geschwister sind gestorben, als er noch ein Junges war, sein Mentor und seine Ziehmutter sind im Kampf gegen den Bachclan gefallen und mit der Liebe hatte er auch kein Glück. Und dann bist auch noch du seine Schülerin geworden. Ich hätte ja gedacht, dass er den Clan verlassen wird." Wütend stapfte die Königin davon. Die zwei Schüler sahen sich verstört an. Zu viele Informationen in zu kurzer Zeit! "Entschuldigt sie. Blitzfell ist nicht sehr sensibel, wenn es um so etwas geht. Aber sie hat schon recht." Windpfote sah sie mit Tränen in den Augen an. "Was meinen eigentlich alle, dass ich nicht seine Schülerin sein sollte? Ich habe es mir doch nicht ausgesucht!" Wolkenflug sah sie mitleidig an. "Ach, das ist nicht deine Schuld. Weißt du, Schwarzstreif liebte als Schüler eine andere Schülerin. Und sie ihn. Ich bin mir sicher, dass sie Gefährten geworden wären, wenn sie länger gelebt hätte. Vielleicht hätten sie auch gemeinsame Jungen gehabt. Wer weiß, aber sie starb viel zu jung. Sie hatte gerade ihre letzte Prüfung bestanden, als der Bachclan angriff. Sie wurde in der Schlacht getötet, genauso wie Silberflügel, seine Ziehmutter und Funkenpelz, sein Mentor." Windpfote schaute immer noch zu Boden. Fleckenpfote dagegen schnaubte nur. "Schwarzstreif redet oft über sie. Er sagt mir immer wieder, das aus Schülern nicht immer Krieger werden und meinte wohl sie damit. Aber was hat das jetzt mit Windpfote zu tun?" Wolkenflug sah die Schüler bestürzt an. "Ich erinnere mich nur vage an sie, aber sie war wirklich nett und mitfühlend. Sie ist auch deine Tante, Fleckenpfote. Die Schwester deiner Mutter. Als Grauherz sagte, dass sie ihre Tochter Windjunges nennen wird, waren viele besorgt. Schwarzstreif würde dich wohl verachten, dachten wir alle." Windpfote schaute auf. "Ich weiß, aber warum? Was kann ich dafür!" Die Königin zuckte kurz zusammen. "Na schön, ich komme zum Punkt. Sie sah dir sehr ähnlich, die dunkelbraunen Flecken auf hellbraunen Pelz. So ganz kann ich mich nicht an sie erinnern, aber sie hatte auch grüne Augen. Du bist wirklich ihr Ebenbild. Ebenfalls hieß sie Windpfote. Stell dir nur einmal vor, wie es für ihn ist, seine verstorbene große Liebe jeden Tag in die Augen sehen zu müssen! Er weiß, dass du es nicht bist, das hat er auch zu Grauherz gesagt, aber der Gedanke bleibt schließlich doch." Fleckenpfote stand auf und ging ohne ein weiteres Wort weg. Die zwei Kätzinnen sahen ihn hinterher, ehe Wolkenflug ihre Jungen hörte. "Wetten, dass ich weiter aus dem Lager komme!" "Niemals, Rabenpfote! Ich werde gewinnen!" "Ihr wisst schon, dass es jetzt wahrscheinlich das ganze Lager weiß?" "Ach Graujunges, sei kein Spielverderber! Das bedeutet nur, dass wir erschwerte Bedingungen haben!" "Ich glaube nicht, dass es so funktioniert, Felsenjunges. Sie werden uns nicht mal in die Nähe des Ausgangs lassen. Wolkenflug starrt uns eh schon wieder an." Die drei Rabauken wirbelten herum, und sahen, dass ihr Mutter direkt auf sie zu gerannt kam. Sie zerstreuten sich schnell, nur Graujunges blieb sitzten und aus der Kinderstube kam Blitzfell zur Unterstützung. Windpfote trottete zum Bau der Schüler. Sie wollte sich nur noch in ihr Nest legen und nachdenken. Sie bemerkte nicht einmal, wie sehr ihr Magen in der Zwischenzeit knurrte, oder wie Spechtpfote aufgeregt zu ihr rannte. Sie ließ die verwirrte Schülerin zurück und ging in ihr Nest und legte sich mit dem Rücken zum Eingang hin. Schwarzstreif kam mit Distelschweif ins Lager und weichten den Jungen aus. Sie wollten noch etwas essen und schlafen, ehe es losging. Distelschweif nahm sich zwei fette Mäuse und winkte den Kater zu sich. Sie ließen sich in eine ruhige Ecke nieder, um noch einmal ihre Strategie zu besprechen. Besonders achteten sie darauf, dass keine Katze hören konnten, über was sie redeten. Fleckenpfote saß im Schatten der Silbertanne und funkelte wütend zu den beiden Katzen hinüber. Was sollte das? Warum verlassen sie gemeinsam das Lager, kommen gemeinsam zurück und essen dann gemeinsam? Er knurrte tief, als er sah, wie beide zusammen in den Kriegerbau gingen und Distelschweif Schwarzstreif noch einmal vielsagende Blicke zuwarf. Die beiden werden doch nicht etwa! Die beiden sind doch nicht etwa! Nein, nicht Schwarzstreif, von allen Katzen, nicht er! Kapitel 19: Verborgen im Schatten --------------------------------- Schwarzstreif streckte sich. Es dämmerte bald, also hatte er noch etwas Zeit. Die finale Prüfung musste im dunkeln, mitten in der Nacht, abgehalten werden. Es war ein markenzeichen des Nachtclans, dass sie die Schatten und die Dunkelheit zu ihrem Vorteil nutzten. So musste jeder Schüler seine Jagd- und Kampftechniken auch im Dunkeln beurteilen lassen, bevor er zum Krieger werden kann. Das besondere dabei ist, dass den Schülern nur kurz davor gesagt wird, um was es bei der Prüfung geht. So kommt es für die meisten überraschend und sie müssen auf ihre Instinkte vertrauen. Besonders weil nur erfahrene Schüler in der Nacht jagen durften. Die Gefahr von Füchsen oder Dachsen, die in der Nacht aktiv werden können, wäre für einen unerfahrenen Schüler viel zu groß. Heute Nacht waren es Spechtpfote und Weizenpfote, die sich beweisen mussten. Stachelherz hatte ihnen bereits alles erklärt und ihnen Zeit gegeben, um sich vorzubereiten. Sie wussten jedoch nicht, dass sie kämpfen müssen. Nur, dass sie in der Nacht auf ihre Fähigkeiten geprüft werden und jagen sollten. Stachelherz, Farnfuß und Schattenpelz würden sie die ganze Zeit beobachten und sich danach beraten. Dabei blieb es den zwei Schülern überlassen, ob sie zusammen jagen wollten oder nicht. "Spechtpfote, wie machen wir es?" Seine Schwester sah ihn kurz verwirrt an, ehe sie verstandt. "Ich weiß es noch nicht. Wir haben noch nie in der Nacht zusammen gejagt und es ist immerhin unsere Prüfung. Sollten wir da wirklich so etwas riskieren?" Weizenpfote nickte verstehend und hatte bereits mit dieser Antwort gerechnet. "Aber wir sollten wenigstens immer in Hörweite bleiben, falls jemand Hilfe braucht. Das ist Lektion Eins im Nachttraining." Spechtpfote nickte begeistert. "So machen wir es! Wir bleiben immer in der Nähe und wenn etwas ist rufen wir uns gegenseitig." Fleckenpfote lag im Schatten und beobachtete die zwei Älteren Schüler. Sie durften nichts über die Prüfungen verraten, damit jeder die gleichen Chancen hat. Aber inzwischen dämmerte es schon. Wurde ihre Prüfung etwas auf morgen verlegt? Seine Gedanken hatten ein jehes Ende gefunden, als er Schwarzstreif, dicht gefolgt von Distelschweif, aus dem Bau der Krieger trotten sah. Als die zwei gemeinsam auf den Lagerausgang zugingen, verengte sich seine Brust. Er Sprang auf und raste auf die zwei zu. "Schwarzstreif! Schwarzstreif!" Mit gespielter Fröhlichkeit blieb er vor ihm stehen. Schwarzstreif schielte zu ihm hinunter und Distelschweif lächelte ihn freundlich an. "Was macht ihr den? Ihr klebt ja neuerdings wie zwei Kletten zusammen. Kann ich mitkommen?" Schwarzstreif wechstelte mit seiner Begleitung einen Blick. "Nein, Fleckenpfote. Wir erledigen nur Kriegeraufgaben zusammen. Dafür bist du noch zu jung." Der Kater drehte sich ohne ein weiteres Wort um. Die schwarze Kätzin folgte ihm sofort, jedoch nicht ohne dem Schüler einen schüchternen Blick zu zuwerfen. "Seit wann erledigst du deine Aufgaben mit jemand anderem!? Das war noch nie deine Art!" Aber Schwarzstreif beachtete ihn nicht weiter und ging seines Weges. Die zwei Krieger gingen gemeinsam den Weg zum Bach. Dort wollten sie sich im Schlamm suhlen, damit die zwei Prüflinge sie nicht erkennen würden. Genauso mussten sie noch etwas finden, dass ihren Geruch überdeckte. Weil sie noch viel zu tun hatten, wollten sie bereits in der Dämmerung auf die Suche gehen. "Er hängt wirklich sehr an dir, Schwarzstreif." Sie sah zu ihrem Begleiter auf. Dieser mied ihren Blick und konzentrierte sich stattdessen auf den Weg. Distelschweif ließ sich nicht beirren und sprach einfach weiter. "Ich glaube, dass er Eifersüchtig ist. Du solltest Fleckenpfote morgen erklären, dass wir keine Gefährten oder so sind. Er zeigt seine Gefühle sehr offen, im Gegensatz zu dir." Schwarzstreif legte die Ohren an und sah ihr kurz in die Augen. "Das werde ich wohl machen müssen, aber ich darf ihm ja nicht sagen, warum wir so oft zusammen waren. Und selbst wenn ich an dir Interesse hätte, wärst du doch schon längst vergeben." Sie sah ihn verwirrt an. "Woher-" "Ihr zwei zeigt eure Gefühle halt sehr offen." Nach seiner Unterbrechung, stieß sie ihn spielerisch in die Seite. Als er darauf nur knurrte, ließ sie es schnell bleiben und konzentrierte sich ebenfalls auf den Weg. ******* Der abnehmende Mond wurde von dichten Wolken bedeckt, das die Nacht daraufhin noch dunkler werden ließ. Hier und da hörte man hungrige Eulen rufen, die auf der Jagd nach Nagetieren waren. Während zwei Jungkatzen durch den Nadelwald schlichen, wurden sie immerzu aus den Schatten beobachtet. Immerzu hielten sie inne, um Beutetiere aufzuspüren, achteten jedoch darauf, immer in der Nähe des anderen zu bleiben. Drei Augenpaare folgten ihnen, wohl bedacht, ihre Pelze nicht zu zeigen und auch keine sonstigen Hinweise über ihre Anwesenheit zu geben. In der Nähe hielten sich auch zwei andere Katzen auf, die ihre Pelze mit Schlamm getarnt hatten, und warteten geduldig auf ein Zeichen. Ein grauer Kater löste sich von den anderen ab und lief in Richtung des Blitzstammes. Unter den Wurzelgewirr fand er, was er suchte. "Schwarzstreif, Distelschweif, gut gemacht. Wenn ich nicht wüsste, dass ihr es seid, hätte ich euch entweder nicht gefunden, oder euch nicht erkannt und euch angegriffen. Aber zur Sache, wir haben genug gesehen, jetzt seit ihr dran." Ein großer Kater erhob sich aus dem Versteck. "Na endlich, ich dachte schon ich müsste ewig da drin bleiben." Er streckte sich und machte Platz, damit die andere Katze ebenfalls heraus kommen konnte. "Ach komm schon, Schwarzstreif. So schlimm war es jetzt auch nicht." Schwarzstreif brummte etwas unverständliches und wendete sich an den grauen Kater. "Wir sind bereit, gehe du nur wieder auf deinen Posten, Stachelherz." Der Krieger nickte und schlich davon. "Also," flüsterte Schattenpelz, "bei wem fangen wir an? Spechtpfote oder Weizenpfote?" Schwarzstreif sah sie an. "Nehmen wir einfach den, der uns zuerst findet. Vergiss all dein Nachttraining. Wir sind heute Nacht keine Nachtclankatzen, wir sind Streuner, die ungeschickt in der Nacht sind." Sie nickte und folgte ihm durch den Wald, wohl bedacht, etwas Lärm zu machen. Weizenpfote schreckte auf. Irgendetwas hatte er gehört. Nochmal! Irgendjemand war hier, aber kein Prüfer, da er sie noch nicht bemerkt hatte. Der Schüler vergrub seine Beute, damit sie nicht so leicht gestohlen werden konnte, aber auch damit er wieder etwas riechen konnte. Er prüfte die Luft und versuchte seine Schwester ausfindig zu machen. Er wollte sie nicht rufen, da er ihr so einen Fang vermiesen könnte, oder seine Position verraten könnte. Stattdessen schlich er auf das Geräusch zu. Egal wer oder was das war, es war in seinem Territorium! Aber ehe er reagieren konnte, donnerten bereits Pfoten auf den Boden und im nächsten Moment bohrten sich scharfe Krallen in seinen Pelz und drückten ihn zu Boden. Sein Gegner war viel zu schwer, um sich aus dem Griff zu befreien. Verzweifelt rief er nach seiner Schwester, in der Hoffnung, dass sie den Eindringling zusammen besiegen konnten. In der Nähe hörte er bereits eine Antwort und einige Augenblicke später brach Spechtpfote aus einem Strauch. Entsetzt sah sie ihren Bruder, der von einem riesigen Kater zu Boden gedrückt wurde. Ohne zu zögern sprang sie auf den Gegner zu, wurde jedoch von einem Schlag von der Seite aus der Bahn geworfen. Sofort sprang eine andere Katze auf sie zu und schlug ihr die Beine unter dem Körper weg. Verzweifelt musste Weizenpfote dem Kampf zusehen und wusste sofort, wer gewinnen würde, wenn nicht irgendetwas passieren würde. Irgendwie musste er sich befreien! Mit aller Kraft hob er seinen Kopf und biss seinem Gegner in die Pfote. Aber was er schmeckte, war kein Fell oder Blut, sondern… Schlamm? Egal, darüber konnte er jetzt nicht nachdenken, da sein Gegenüber den Griff intuitiv lockerte und Weizenpfote weg sprang. Nun sah er auch zum ersten Mal seinen Gegner in voller Größe. Er war riesig! Wie sollten sie nur diese zwei Katzen besiegen?! Kapitel 20: Krieger der Nacht ----------------------------- Weizenpfote wich den Pranken seines Gegners mit einem Sprung nach hinten aus. Fast wäre er in Spechtpfote gesprungen, die er nur knapp verfehlt hatte. "Sie kreisen uns ein! Wenn wir nicht irgendwas machen, sind wir Geschichte," keuchte sie. Weizenpfote ließ seinen Blick nicht von dem Kater ab. "Wir müssen fliehen. Treffen wir uns beim Blitzstamm!" Er flüsterte gerade so laut, dass es seine Schwester gerade noch verstehen konnte. Spechtpfote peitschte verärgert mit dem Schweif. "Nein! Ich werde bleiben, Weizenpfote! Wenn wir jetzt fliehen, kommen sie ungehindert ins Lager und das werde ich nicht zulassen!" Weizenpfote zuckte bei der lauten Stimme zusammen. "Gegenerwechsel," flüsterte sie ihm nun zu. Ohne auf eine Antwort zu warten sprang sie an ihrem Bruder vorbei und auf den riesigen Kater zu. Er reagierte gekonnt und sprang im Gegenzug auf die andere Katze zu, die verwirrt zurück schreckte. Er schlug mit voller Wucht auf ihren Kopf ein und merkte sofort, dass sie ihr Fell ebenfalls mit Schlamm überdeckt hatte. "Verflickst, der Schlamm dämpft meine Hiebe etwas ab!" Er versuchte die Tatsache zu ignorieren und schlug nochmals zu. Diesmal jedoch war seine Gegnerin darauf vorbereitet und wich aus, um kurz darauf zu kontern. Weizenpfote musste diesen Schlag einstecken, aber er kauerte sich hin und sprang. Er landete allerdings auf dem Boden, da sich seine Gegnerin weggerollt hatte. Blitzschnell drehte er sich um drückte ihren Schweif zu Boden. Er bohrte seine Krallen hinein und die Katze jaulte wütend auf. Sie wollte mit ihren Pfoten nach ihm schlagen, aber er konterte schneller. Gerade dachte er, dass sie doch eine Chance hatten, da hörte er Spechtpfote jaulen. Der Kater drückte sie zu Boden und sie kämpfte mit aller Kraft dagegen an. "Bitte nicht," keuchte sie unter enormen Anstrengungen, "Ich bin trächtig!" Geschockt ließ der Kater von ihr ab und sie wankte von ihm weg. Ein Höllenschmerz durchfuhr ihn, als seine Gegnerin ihre Zähne in seine Pfote bohrte. Er ließ sofort von ihr ab und sie wechselte mit dem Anderen einen Blick. Der Kater knurrte tief und kam langsam auf Spechtpfote zu. Weizenpfote stürzte auf ihn zu und stieß ihn mit voller Wucht in einen Brombeerstrauch. Dieser jaulte wütend auf und versuchte sich gehetzt aus dem Strauch zu befreien. Weizenpfote nutzte die Gelegenheit und sprang zu seiner Schwester. "Stimmt das?" Sie sah ihn betroffen an und kam langsam wieder zu Atem. "Ja, ich habe es erst vor kurzem gemerkt." Er nickte und baute sich schützend vor ihr auf. Knurrend starrte er die andere Katze an und diese kam langsam näher. Doch ihre Bewegungen waren zimperlich und unsicher. Sie fuhr die Krallen aus und schlug nach ihm. Doch ihre Hiebe hatten nicht mehr die gleiche Kraft wie zuvor und er wich mit Leichtigkeit aus. Er sprang auf sie zu und drückte sie zu Boden. Weizenpfote bemerkte, wie ihr Blick immer wieder zu seiner Schwester glitt. Sie wollte nicht gegen eine trächtige Katze kämpfen! "Weizenpfote! Er ist weg, der Kater ist weg!" Verwirrt sprang er von der Katze herunter und schaute sich um. Tatsächlich! Keine Spur von ihm! Doch plötzlich raschelte es in einem Baum. Schnell sprang er zu Spechtpfote um den kommenden Angriff abzufangen. Doch es kam nichts. Stattdessen sprang eine Katze leichtfüßig herunter und ging auf sie zu. Ebenfalls glitten zwei Katzen aus ihren Verstecken. "Spechtpfote, warum hast du nichts gesagt! Echte Angreifer hätten mit Sicherheit keine Rücksicht auf dich genommen!" Stachelherz funkelte seine Schülerin wütend, aber auch besorgt an. Weizenpfote verstand gar nichts mehr. "Echte Angreifer? Was soll das heißen! Und warum habt ihr uns nicht geholfen!" Nun trat auch eine braune Katze vor. "Das war Teil der Prüfung. Neben jagen solltet ihr auch noch in der Nacht kämpfen können. Ihr habt nicht gegen echte Feinde gekämpft, sondern gegen Distelschweif und Schwarzstreif." Langsam begann er zu verstehen. "Deswegen der ganze Schlamm!" "Genau," meldete sich nun auch Distelschweif. "Aber wo ist Schwarzstreif?" Nach dieser Frage sahen sich alle verwirrt um. "Vielleicht hatte er keinen Bock mehr und ist sich in Ruhe waschen gegangen. Ich könnte es ihm nicht verübeln, dieser Schlamm klebt ganz schön und richtig kämpfen kann man damit erst recht nicht. Es zieht immer an meinem Pelz!" Distelschweif kratzte sich wo sie nur konnte. Stachelherz knurrte nur wieder. "Mäusehirn. Wir können ihn hier draußen nicht allein lassen. Schattenpelz, begleite du Spechtpfote zurück ins Lager und erkläre Sturmkralle die Situation, falls er auf uns warten sollte." Die schwarze Kriegerin nickte und trottete mit der Schülerin weg. Die Katzen schnupperten überall herum, bis jemand endlich Schwarzstreifs Geruch aufgespürt hatte. "Hier! Er ist in diese Richtung gegangen." Alle drehten sich zu Farnfuß um, die in den Wald starrte. Stachelherz kam als erstes zu ihr und schmiegte sich an sie. "Gut gemacht." Der Kater übernahm sofort wieder die Führung und zusammen suchten sie nach weiteren Hinweisen über Schwarzstreifs Verbleib. Immerzu fanden sie etwas, was sie bestätigte, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Doch plötzlich hob Stachelherz warnend den Schweif. Alle horchten daraufhin in die dunkle Nacht hinein, bis schließlich dumpfe Pfotenschritte zu ihnen drangen. Sie rückten etwas näher zusammen und starrten auf raschelnde Farnsträucher. Die Blätter teilten sich und ein mit Schlamm überzogener Kater trat hervor. Stachelherz trat wütend auf Schwarzstreif zu und boxte ihn in die Seite. "Du Mäusehirn, wie kommst du auf die Idee, einfach alleine loszuziehen! Es ist zu Gefährlich!" Doch der Kater reagierte auf die Worte nicht. Schwarzstreif sah nur abwesend in die Runde und drehte wieder um. "Was machst du denn jetzt!? Das Lager ist nicht in dieser Richtung!" Wütend sprang Stachelherz hinter ihm her, um ihn irgendwie zum Umkehren zu zwingen. Aber egal, was er auch versuchte, es half nichts. Schwarzstreif schaute ihn nur mit einer ungewohnten Emotion in den Augen an. Mitgefühl. Stachelherz gab auf und die ganze Patrouille folgte dem mit Schlamm überdeckten Kater durch den Wald. Als er endlich stehen blieb, starrte er nur auf Stachelherz. Dem grauen Kater wurde unwohl unter diesem Blick. "Was?" Schwarzstreif schüttelte seinen Kopf und sah ihn wieder abweisend an. "Er hatte kein Mitleid für meinen Bruder. Er hat mich immer gehasst. Er hat Eisjunges und mich immer gehänselt und niedergemacht. Er hat mir nichts gegönnt und wollte mich und Windpfote auseinander bringen. Ich muss ihm kein Mitleid geben. Er hat es nicht verdient!" Der Krieger ging nun einen Abhang hinab und blieb neben etwas stehen. Stachelherz und die anderen folgten ihm und starrten alle auf einen Punkt. Sie konnten es nicht glauben, was sie da sahen. Auf dem Boden lag ein lebloser Körper. Das braune Fell konnte die hervorstechenden Rippen nicht verbergen. Durch Krankheit und Alter war er zu Lebzeiten sehr geschwächt worden und dadurch litt sein Appetit. Stachelherz sah entsetzt auf den Körper. Unsicher machte er ein paar Schritte auf ihn zu. Farnfuß folgte ihm und schmiegte sich tröstend an ihn. "Nein, nein! Nicht so! Warum?!" Stachelherz Rufe durchschnitten die Stille der Nacht. Stolpernd kam er bei der Leiche an und grub seine Nase in den Pelz. Verzweifelt versuchte er, den Kater durch kräftiges Lecken gegen den Strich zu wecken. Die anderen sahen ihn mitfühlend an. Bis auf Schwarzstreif. Er ging auf die anderen zu und nahm keine Rücksicht auf ihre Gefühle. "Wir müssen ihn ins Lager bringen. dort könnt ihr zusammen mit den anderen richtig um ihn trauern. Hier werdet ihr nur von Räubern gestört." Gerade als der Krieger auf den Leichnam zukam, um ihn zu packen, wirbelte Stachelherz herum. "Bleib weg von ihm! Lass meinen Vater in Ruhe! Was hast du gemacht?!" Stachelherz bebte vor Trauer und Verzweiflung. "Zuerst meine Schwestern und nun er. Das ist nicht fair!" Schwarzstreif verengte die Augen. "Stachelherz, wir müssen ihn zum Lager tragen. Entweder du hilfst, oder nicht." Doch der graue Kater fuhr die Krallen aus und schlug nach ihm. Schwarzstreif bewegte sich keinen Millimeter. Sein Blut tropfte aus den Kratzern, aber er ignorierte es und bewegte sich nicht vom Fleck. "Was hast du mit ihm gemacht!?" Anstatt zu antworten, schlug er mit eingefahrenen Krallen kräftig zu. Von der Wucht des Schlages, stolperte Stachelherz einige Schritte zurück und wurde sofort von Schwarzstreif an den Boden geheftet. Er beugte sich etwas herab und starrte ihm in die Augen. "Ich habe Pinienstern nicht getötet, falls du das denken solltest." Kapitel 21: Geheimnisse ----------------------- "Weizenpfote, du übernimmst die Führung. Farnfuß, Distelschweif und Stachelherz werden Pinienstern tragen. Ich werde uns Rückendeckung geben." Schwarzstreifs Befehle waren deutlich und Farnfuß bemühte sich, Stachelherz zurückzuhalten, sodass er nicht wieder auf Schwarzstreif losgehen konnte. Sturmkralle wartete auf die Patrouille am Lagereingang und seine Augen weiteten sich entsetzt, als er die Leiche erblickte. Die drei Katzen legten Piniensterns Leichnam in die Mitte des Lagers und Stachelherz jaulte sogleich herzzerreißend. Viele Katzen wurden dadurch wach und schnappten entsetzt nach Luft, als sie ihren toten Anführer sahen. Schwarzstreif ging zu Sturmkralle und sprach taktlos zu ihm: "Scheint so, als ob du unser neuer Anführer bist. Dann kannst du ja dein Versprechen ohne Probleme einhalten. Hoffentlich wirst du ein besserer Anführer, Sturmstern" Der graue Kater wirbelte herum. "Wie kannst du nur so etwas sagen!?" Schwarzstreif antwortete im Vorbeigehen. "Schlechte Laune, verklebter Pelz, Müdigkeit, ein paar Wunden, keine Sympathie gegenüber den Toten. Du entschuldigst mich, ich wasche mich jetzt erst einmal und gehe dann schlafen." Sturmkralle schaute dem Kater entsetzt nach und humpelte zu Pinienstern, um richtig um ihn zu trauern. Schwarzstreif beobachtete das ganze Geschehen, während er sich wusch. Amselschwinge untersuchte ihn derweil und Weißpfote grübelte über die richtige Zusammensetzung der Reisekräuter. Farnfuß löste sich aus der trauernden Gruppierung und tapste zu Schwarzstreif. "Was weißt du darüber? Ich glaube dir, wenn du sagst, dass du ihn nicht getötet hast, aber wer dann? Wer hat ihn aus dem Lager gelockt?" Er sah zu ihr auf und die Heiler spitzten neugierig die Ohren. Schwarzstreif unterbrach seine Wäsche und lehnte sich etwas zurück. "Das gleiche ist schon einmal passiert, als ich noch ein Junges war. Ein Ältester war bereits dem Tode nah, bis er eines Nachts verschwand. Ich hätte nicht gedacht, dass sich ein so geschwächter, alter Kater noch so leise wegschleichen kann. Später wurde seine Leiche im Wald gefunden. Silberflügel hat mir dann erklärt, dass viele Katzen, die bereits wissen dass sie sterben, fortgehen um alleine zu sterben. Ich weiß nicht warum, aber es ist so. Einmal habe ich auf einer Nachtpatrouille eine Silhouette gesehen. Als ich näher kam, war es eine Älteste aus dem Gewitterclan, die ebenfalls allein sterben wollte. Ich habe sie dort gelassen, weil ich keinen Krieg auslösen wollte. Aber das gleiche wird sich wohl auch Pinienstern gedacht haben. Ich habe etwas gehört, wollte aber die Prüfung nicht unterbrechen. Als ich ihn fand, war er bereits tot." Farnfuß senkte den Kopf. "So war es also. Ich erinnere mich auch nur vage an den Ältesten." Schwarzstreif sah überrascht auf und erblickte Sturmkralle, der im Eingang stand. "Amselschwinge, es dämmert bereits. Wann sollen wir losgehen?" In seiner Stimme lag Angst, Neugier und Trauer. Er wollte es einfach nicht wahrhaben, dass er nun den Clan führen sollte. Amselschwinge grinste belustigt und winkte lasch mit seinem Schweif, um zu signalisieren, dass sie noch genügend Zeit hätten. Er sortierte noch seelenruhig seine Kräuter und der graue Kater wollte gerade den Bau verlassen, hielt dann aber noch inne. Er schaute noch einmal über die Schulter und winkte die zwei Krieger zu sich. Genervt und müde schlurfte Schwarzstreif hinter den Beiden her. Ebenfalls schlich sich Spechtpfote, die die ganze Zeit über im Bau der Heiler so getan hatte, als würde sie nach der Untersuchung schlafen, den Kriegern nach. Vielleicht konnte sie ja schon erfahren, wie sie abgeschnitten hatten? Mit ihrer Jagd war sie sehr zufrieden gewesen und am Anfang hatte sie auch gut gekämpft. In Gedanken versunken merkte sie nicht, wie Farnfuß über ihre Schulter blickte und sofort stehen blieb. "Spechtpfote, was machst du da?" Die Schülerin erschrak und schaute beschämt zu Boden. "Ich- Ich wollte fragen, ob… ob ich die Frischbeute holen soll. Es wäre doch nur Verschwendung, wenn sie zu Krähenfraß werden würde." Sturmkralle trat zu der braunen Kriegerin und musterte Spechtpfote. Er sah zu Schwarzstreif und nickte ihm zu. "Wir werden alles später besprechen. Hilf ihr derweil die Beute zu tragen." Der große Krieger verdrehte genervt die Augen. "Und wann darf ich mich endlich fertig putzen?" Doch der graue Kater überhörte seine Frage und ging mit Farnfuß weg. Schwarzstreif funkelte die Schülerin wütend an. "Ich bin nicht dein Bruder, also schleich dich gefälligst nicht weg. Im Gegensatz zu ihm werde ich nicht alles allein erledigen, um dich zu decken." Er trottete zum Ausgang und fing damit an, seine Wäsche fortzusetzen. Spechtpfote starrte ihn entsetzt an. Was weiß er alles? Ihren Vorstellungen half es nichts, dass er zwischendurch immer wieder verschlagen zu ihr schaute. Hämisch grinste er vor sich hin. Diese kleinen Sticheleien sind es, die das Leben erst lebenswert machen. "Du holst deine Beute und ich die von Weizenpfote. Wir häufen sie dann hier auf und tragen sie gemeinsam zurück. Lass dir ruhig Zeit und geh öfters hin und her. Wir verpassen eh nichts." Sie nickte und sprang eiligst davon. Wenn sie schnell genug war und genug Glück hatte, könnte sie noch schnell mit ihm reden und es ihm sagen. Spechtpfote sprang über verschiedene Hindernisse und hatte nur ein Ziel vor Augen. Ihren Treffpunkt. Vielleicht hatte er ja den selben Gedanken, da er wusste, dass sie ihre Prüfung hatte. Vielleicht wartete er auf sie. Und wenn nicht, wird sie ihm eine Nachricht hinterlassen, dass sie sich heute Nacht treffen. Sie musste es ihm einfach erzählen, da sie jetzt mit Sicherheit wusste, dass sie seine Jungen erwartete. Sie überquerte den Grenzfluss bei seiner seichtesten Stelle, nachdem sie sich sicher war, dass es ungefährlich war. Sie ging Flussaufwärts bis zu einer Stelle, an der einige seltsam geformte Holzteile von Moos und Efeu überwuchert wurden. Sie schlängelte sich durch einen Spalt und stand sofort vor einem Kater. Sein langes, rauchgraues Fell wehte leicht in der sanften Brise. Seine bernsteinfarbenen Augen schauten sie erfreut an. "Spechtpfote! Oder hast du bereits deinen Kriegernamen? Da hatten wir wohl den gleichen Gedanken." Er schmiegte sich an sie und beide genossen die Nähe zueinander. "Nein, Federpfote. Ich muss noch etwas warten und bin mir nicht sicher, ob ich es geschafft habe. Außerdem ist Pinienstern gestorben und Sturmkralle muss erst seine neun Leben erhalten." Federpfote schnurrte aufmunternd. "Du hast sicher bestanden, meine Liebe." Gerne hätte sie ihm geglaubt, aber sie konnte nicht. Sie ließ von ihm ab und schaute ihm ernst in die Augen. "Ich habe nicht viel Zeit, da ich eigentlich mit Schwarzstreif die Beute einsammeln sollte, aber ich musste dir unbedingt etwas sehr wichtiges sagen." Fragend legte er den Kopf schief. In seinen Augen leuchtete Furcht auf. "Du hast aber keinen anderen, oder?! Ist er älter als ich oder gutaussehender?! Was stimmt denn nicht mit mir?!" Spechtpfote sah ihn liebevoll in die Augen. "Nein, du bist der einzige für mich, Federpfote. Aber habe es schon länger vermutet, doch nun hat es mir Amselschwinge bestätigt. Federpfote, meine liebe stürmische Feder, ich bin trächtig." Seine Augen weiteten sich. "Wi- Wirklich? Aber ich dachte diese eine Nacht allein-" "Anscheinend schon. Aber ich muss jetzt wirklich wieder zurück. Dich werden sie auch bereits vermissen." Gerade als sie wegrennen wollte, rief der Schüler ihr nach. "Keine Sorge, mein kleiner Vogel, wir schaffen das schon!" "Würdest du mir dabei helfen, Schwarzstreif?" Schwarzstreif sah die braune Katze an. Ihr brauner Pelz wurde von dunkleren Streifen unterbrochen. Der Kater nahm seinen Blick vom Fluss, und richtete ihn auf seine Begleitung. Ihr weißes Bauchfell wurde von der Erde, auf der sie lag, dreckig. "Warum sollte ich? Und wann bin ich zu deinem Kummerkasten geworden? Es reicht ja anscheinend nicht mehr, dass du mir auf den Versammlungen die Ohren volljammerst, nein, jetzt kommst du schon auf mein Territorium." Sie sah ihn betroffen an. "Ich weiß, aber ich denke, dass sie es wissen sollten. Krallenstern ist inzwischen Anführer und leidet darunter und Birkenrinde wird Mutter. Sie sind beide zu wunderbaren Katzen herangewachsen und ich denke es ist Zeit. Aber ich weiß nicht, ob ich es allein schaffen werde und du bist der einzige, der es weiß. Bitte, Schwarzstreif, ich brauche dich!" Genervt verdrehte er die Augen. "Ich ziehe Ärger ja regelrecht an. Na schön, ich mache es, aber wie kommen wir an Birkenrinde dran? Krallenstern ist kein Problem." Die Kätzin starrte auf den Flusslauf und flüsterte: "Das weiß ich nicht. Ich würde sagen, dass du Birkenrinde übernimmst und ich Krallenstern. Wir werden einfach beide zum Versammlungsplatz lotsen." Knurrend sprang Schwarzstreif auf und baute sich bedrohlich vor ihr auf. "Und du denkst, dass ich einfach so in deren Lager spaziere, in die Kinderstube gehe und die wahrscheinlich meist bewachteste Katze des ganzen Bachclans auf einen Nachtspaziergang zu zweit einlade, in den sie mehr über ihre Vergangenheit und Herkunft aus dem Mund ihrer Mutter erfährt, die sie niemlas kennengelernt hat? Beste Idee die ich jemals gehört habe! Pantherstern wird mir im besten Fall nur den Pelz abziehen und damit das Nest seiner Jungen polstern!" Betroffen sah sie ihn in die Augen. "Es tut mir Leid, in Ordnung! Lass dir etwas besseres einfallen und sag es mir dann." Schwarzstreif kochte inzwischen vor Wut auf die Dummheit der Katze. "Und ich soll dann einfach so in euer Lager spazieren, oder was?! Denkst du auch nur eine Sekunde nach?!" Die Braune sah ihn nun ebenfalls leicht genervt an. "Mach irgendetwas auf dieser Seite des Flusses, das hält. Brich einen Ast ab und stecke ihn in den Fluss wenn du etwas weißt. Wir treffen uns dann in derselben Nacht bei Mondhoch." Sie stand auf und glitt ins Wasser. "Du weißt aber schon, dass etwas weiter unten das Wasser seichter ist und du dort ohne große Probleme rüber kannst?” Doch die Katze tauchte unter und kam mit etwas Grünzeug im Maul wieder nach oben. Sie watete ans andere Ufer und winkte ihm zum Abschied mit dem Schweif. Kapitel 22: Hoffnungen und Träume --------------------------------- "Entschuldige, Schwarzstreif! Ich wusste nicht mehr, wo ich meine Beute genau vergraben hatte." Der große Kater beugte sich gerade über ein Loch um die darin vergrabene Beute zu packen. Er sah sie mit zusammengekniffenen Augen an und kam ein paar Schritte näher. "Da brauchst du schon eine bessere Ausrede als das. Und außerdem kann ich seinen Geruch bis hierher wahrnehmen. Wenn du schon so ein Risiko eingehst, solltest du danach wenigstens den Geruch überdecken. Dort drüben sind ein paar Kräuter, ich sammle derweil den Rest ein." Er trottete an ihr vorbei und sie senkte den Kopf. Er weiß alles. Aber wenn er es bis jetzt noch niemanden gesagt hatte, würde er es wohl für sich behalten! Sie musste einfach darauf hoffen. Überrascht stellte sie fest, dass die Kräuter bereits plattgedrückt waren. Hatte er sich auch darin gewälzt? Was hat er zu verbergen? Die zwei kamen vollgepackt mit Frischbeute zurück zum Lager. Es herrschte reges treiben und dort, wo Piniensterns Leichnam lag, war nun nichts mehr. Wer begräbt ihn, wenn wir keine Ältesten haben? Und wer regt sich darüber auf, dass keine Ältesten anwesend sind und über den Traditionsbruch? Schwarzstreif sah verträumt zum Ältesten Bau. Wie gerne wäre er ein schlecht gelaunter Ältester, der jeden anknurren kann und sie ihn trotzdem bedienen müssten. Was für ein Leben! Die Mütter würden ihre Junge endlich von ihm fernhalten, damit sie ihn nicht nerven. Schüler müssten sein Nest machen und er könnte sich derweil entspannen. Fichtenpelz sah den verträumten Schwarzstreif an und folgte seinem Blick. Amüsiert wendete er sich an den Krieger. "Willst du das etwa alles alleine essen? Gib mir wenigstens ein, zwei Mäuse für meine Familie ab. Und außerdem bist du noch etwas zu jung um mein Baugenosse zu werden, Schwarzstreif." Der Kater riss seinen Blick von den noch leerstehenden Bau und starrte den braunen Kater an. Er ließ seine Beute fallen und schob ihm einige Mäuse zu. "Wenn ich Ältester bin, wirst du bereits mit dem Sternenclan jagen. Bring Wolkenflugs Nervensägen auch etwas mit, dann sind sie wenigstens einmal ruhig." Schwarzstreif nahm sich zwei Mäuse und trottete zum Schülerbau. Er legte die Nager kurz ab und spähte hinein. Windpfote sah ihn verwirrt an, doch er schüttelte den Kopf. "Sammel Moos und wechsel das Alte in der Kinderstube aus. Weizenpfote, hilfst du ihr dabei?" Der Kater nickte doch dann trat Fleckenpfote zu Windpfote und starrte Schwarzstreif an. "Ich kann ihr auch helfen." Zwischen den beiden Katern herrschte eine ungewohnte Spannung. Weizenpfote und Windpfote sahen von einem zum andern. "Nein, du kommst mit mir. Wir müssen reden." Schwarzstreif sah ihn auffordernd an und der Schüler folgte widerwillig. Die zwei ließen sich in einer ruhigen Ecke des Lagers nieder und Schwarzstreif schob den Schüler eine fette Maus hin. "Hier, die magst du doch so gerne." Fleckenpfote sah ihn misstrauisch an. "Seit wann lädst du mich zum Essen ein? Und bietest mir Frischbeute an? Und warum interessierst du dich wieder für mich? Gestern war ich dir doch nur ein Klotz am Bein und du wolltest mich loswerden!" Schwarzstreif starrte ihn wütend an. "Ich bin enttäuscht von dir, Fleckenpfote! Von allen Katzen hier hätte ich nicht gedacht, dass ausgerechnet du nicht deinen Kopf einsetzt! Warum denkst du denn so etwas? Wenn du mir wirklich ein Klotz am Bein wärst und ich dich loswerden wollte, würde ich dich dann zum Essen einladen? Und zum Zunge geben!" Fleckenpfote sah ihn eingeschüchtert an. So wütend hatte er Schwarzstreif noch nie erlebt! "Nein, irgendwie nicht. Das ergibt keinen Sinn, aber es ergibt auch keinen Sinn, dass du dir Distelschweif zur Gefährtin nimmst. Ihr beide passt nicht zusammen!" Schwarzstreif hob seine Pranke und schlug mit eingezogenen Krallen und nur ein minimum seiner Kraft zu. Fleckenpfote war so geschockt, dass er ihn darauf hin nur anstarren konnte. "Jetzt hör mir einmal zu, Fleckenpfote! Zwischen mir und Distelschweif ist rein gar nichts! Sturmkralle hat uns beide nur beauftragt bei der Kriegerprüfung auszuhelfen! Wir haben zusammen gegessen, damit wir noch einmal alles besprechen konnten. Wir wollten davor noch etwas schlafen und wir haben zusammen das Lager verlassen, damit wir noch etwas vorbereiten konnten! Und außerdem ist Distelschweif längst vergeben, ihr seid nur alle zu mäusehirnig um es zu bemerken!" Der Schüler starrte ihn ungläubig an. "Ohne Distelschweif hätte ich auch niemals mit dir darüber geredet," sprach er jetzt etwas sanfter, "Sie hat mich erst auf dich hingewiesen. Am Anfang war ich dagegen, da ich dachte, dass du mehr Hirn hättest. Aber als ich deine Reaktion gesehen habe, wurde es mir bewusst." Fleckenpfote, dessen Augen sich bereits mit Tränen füllten, sprang Schwarzstreif an und heulte sich bei ihm aus. Schwarzstreif ließ es zu und schnurrte aufmunternd. Das Schnurren klang zwar ziemlich abgehackt und rau, doch für Fleckenpfote war es in diesem Moment das schönste Geräusch, dass er jemals gehört hatte. Distelschweif beobachtete das Geschehen von weiter weg und zwinkerte Schwarzstreif zu, ehe sie sich wieder an Schattenpelz wandte. Einige Stunden später lag Schwarzstreif immer noch am selben Fleck. Fleckenpfote hatte sich beruhigt und sich an ihn gekuschelt. Er vergrub seine Schnauze in das weiße Fell des Kriegers und döste zufrieden vor sich hin. Zu Schwarzstreifs Überraschung starrte Stachelherz die Zwei nicht an. Er lag einfach im Schatten und Farnfuß redete auf ihn ein. Die Kriegerin musste das Richtige gesagt haben, da in seinen Augen nun wieder Kampfgeist aufflammte. Sie gingen gemeinsam zur Kinderstube und verschwanden darin. Ob sie sich wohl den besten Platz für ihr Nest aussuchten? Farnfuß war inzwischen ebenfalls etwas dicker. Hoffentlich bekamen die Jungen in der Blattleere genug Nahrung. Weizenpfote ging mit Spechtpfote aufgeregt auf und ab und Weißpfote beobachtete die trächtige Katze genau. "Du, Schwarzstreif. Wie ist eigentlich Windpfote gestorben?" Von der plötzlichen Frage überrascht starrte er ihn nur an, ohne etwas zu realisieren. Fleckenpfote sah ihn fragend an. "Warum willst du das wissen? Du hast dich doch noch nie dafür interessiert." Der Schüler schaute weg. "Ja schon, aber ich habe nachgedacht. Sie ist immerhin meine Tante, also gehört sie ja auch zur Familie." Schwarzstreif senkte seinen Kopf. Sein Blick verdüsterte sich und Fleckenpfote bereute sogleich seine Frage. Aber er wollte die Geschichte aus seinem Mund hören! "Oder was war zwischen euch?" Schwarzstreif richtete seinen Blick auf einen Punkt, den nur er sehen konnte. "Als meine Familie starb, war sie für mich da. Sie war nicht wie die anderen, die wollten dass ich nach vorne schaue und wieder lächeln und spielen sollte. Windpfote hörte mir zu und wusste, wie sie meine Laune heben konnte. Sie hat mich auch gegen andere verteidigt, als ich selbst noch zu schwach dafür war." Fleckenpfote sah gelangweilt auf. "Das hört sich an, als wäre sie perfekt gewesen." Schwarzstreif schnurrte? "Nein, das stimmt nicht. Ich sag dir etwas, Fleckenpfote, keine Katze ist perfekt. Windpfote war es auch nicht. Sie konnte zwar im laufen mit den Himmelsclankatzen mithalten, stolperte dafür aber oftmals über ihre eigenen Pfoten, wenn sie zu schnell war. Ebenfalls war sie eine miserable Kämpferin. Selbst Junge hätten sie besiegen können, da sie zu zimperlich war. Und sie verschlief. Oft. Sehr oft. Ihr Mentor ließ sie als Strafe dafür drei Runden ums Lager laufen. Und sie war stur. Das war das, was mich am meisten an ihr genervt hat. Sie war so stur, dass ich sie einmal ins Lager zurück zerren musste, weil sie unbedingt ihren Willen durchsetzen wollte." Der Schüler grinste amüsiert, ehe er wieder ernst wurde. "Aber wie ist sie gestorben?" Schwarzstreif antwortete nicht sofort. Er gähnte und sah Fleckenpfote müde an. "Kann ich dir das ein andermal erzählen? Ich war die ganze Nacht lang wach und musste gerade die Beute von Weizenpfote und Spechtpfote einsammeln. Dafür bin ich jetzt echt zu müde." Fleckenpfote nickte verstehend und lächelte ihn an. "Und noch etwas, Fleckenpfote. Könntest du mir den restlichen Schlamm aus den Pelz waschen! Ich komme nicht überall hin." Der Schüler sah ihn kurz verwirrt an, ehe er fröhlich erwiderte: "Natürlich mache ich das. Du kannst derweil schlafen, Schwarzstreif." Kapitel 23: Zeremonien ---------------------- Sturmstern kam mit dem schwarzen Heiler ins Lager getrottet. Es brach bereits der Morgen an und einige Katzen nickten ihm respektvoll zu. Mit seinem neuen Rang war er noch nicht vertraut und es war ihm sehr unangenehm. In seinem neuen Bau lag ein Stück Frischbeute und sein Nest war frisch gemacht. Doch er wollte noch nichts essen. Zuerst musste er mit seinen Kriegern über die letzte Prüfung von Spechtpfote und Weizenpfote reden. Er bestellte jeden zu sich in den Bau, was sich schnell als schlechte Idee erwies. Farnfuß stand fast schon auf Stachelherz oben, Schattenpelz und Distelschweif klebten schon fast an ihm und Schwarzstreif musste sich verrenken um überhaupt irgendwie noch Platz zu haben. Der riesige Kater meldete sich schlecht gelaunt zu Wort: "Können wir nach draußen gehen? Ich weiß schon gar nicht mehr, welches Bein zu mir gehört und welches nicht." Distelschweif schnurrte vergnügt. "Also ich finde es kuschelig, was ist mit dir, Stachelherz?" Der graue Kater verengte seine Augen zu Schlitzen. "Zu viel Körperkontakt. Dieses eine Mal muss ich Schwarzstreif recht geben." Sturmstern senkte den Blick. "Na schön, ihr zwei habt recht, gehen wir hinter den Bau und reden draußen weiter." Schwarzstreif, der am nähesten am Eingang saß, setzte sich in Bewegung, als plötzlich ein komisches Geräusch ertönte. Schwarzstreif entglitt ein Fluch und alle sahen ihn fragend an. "Ich bin auf Frischbeute getreten. Die kann man jetzt nicht mehr essen und ich darf mich jetzt schon wieder putzen!" Als sich alle erneut versammelt hatten, eröffnete Sturmstern sogleich das Gespräch. "Also, wie waren sie?" Stachelherz ergriff sofort das Wort. "Gejagt haben sie beide gut, aber Spechtpfote hat keine Verantwortung übernommen und sich und ihre Jungen einem zu großen Risiko ausgesetzt. Mit Weizenpfote dagegen war ich zufrieden." Doch Schattenpelz war anderer Meinung. "Weizenpfote konnte im Kampf nicht klar denken. Das hat man ganz genau gesehen und ohne Spechtpfote hätte er es niemals geschafft." Farnfuß richtete sich auf. "Ich war ja von beiden beeindruckt. Es war das erste mal, dass wir die Prüfung so durchgezogen haben. Im Jagen waren sie beide gut, und im Kampf war Weizenpfote an sich besser, aber Spechtpfote konnte noch klar denken." Sturmstern nickte und sah Distelschweif und Schwarzstreif an. "Und was sagt ihr?" Distelschweif meldete sich zuerst. "Spechtpfotes Taktik, den Gegner zu wechseln, hat mich sehr überrascht. Sie kämpft eher defensiv und Weizenpfote eher offensiv. Jeder hat seine Stärken im Kampf, doch sie hätte es uns sagen sollen." Schwarzstreif stand wütend auf. "Ihr überseht alle, was wichtig ist! Weizenpfote wollte fliehen im Angesicht der Gefahr. Spechtpfote blieb, obwohl sie wusste, dass sie Schwanger war! Sie hätte ihr Leben und das ihrer Jungen für den Clan gegeben! Und das Gesetz der Krieger besagt doch, dass man sein eigenes Leben für das des Clans geben soll! Sie hat also nur das Gesetz der Krieger befolgt. Sie hat sogar gesagt, dass sie uns nicht zum Lager lassen wird!" Nach seinen kleinen Wutausbruch setzte er sich wieder hin und starrte jeden einzelnen an. Einige sahen betroffen zu Boden. Sturmstern erhob sich. Schwarzstreif sah ihn nochmal warnend an. "Denk daran, es ist deine Entscheidung, nicht unsere. Du bist der Anführer." Farnfuß schnellte plötzlich nach oben. "Wen wirst du überhaupt zu deinem Stellvertreter ernennen? Weißt du es schon?" Alle sahen nun den Anführer fragend an. Dieser senkte peinlich berührt den Kopf. "Lasst euch einfach überraschen. Ich glaube, wir sind jetzt fertig. Ihr könnt gehen." Die Krieger erhoben sich und gingen einer nach dem anderen weg. Als letzter stand Schwarzstreif auf. "Warte noch. Ich will noch etwas mit dir bereden." Sturmstern hievte sich auf die Silbertanne. Wie er es jetzt schon hasste. Er hatte viel lieber festen Boden unter seinen Füßen auf den er ohne große Gefahr fallen kann. Wenn er von hier oben herunter purzeln würde… Er schob den Gedanken schnell beiseite und konzentrierte sich auf seine erste Aufgabe als Anführer. "Ich rufe alle Katzen, die alt genug sind, um sich in der Nacht geräuschlos anzuschleichen, auf, sich für ein Clantreffen zu versammeln!" Er wartete nervös bis jeder anwesend war. Fichtenpelz und Stachelherz scheuchten ihre Schüler in die Mitte. Spechtpfote sah unsicher zu Sturmstern auf, während in den Augen ihres Bruders Bewunderung brannte. Fichtenpelz tuschelte noch schnell mit Stachelherz, ehe er aufschaute. "Fichtenpelz, Stachelherz. Seid ihr davon überzeugt, dass eure Schüler bereit sind, Krieger zu werden?" Fichtenpelz nickte ohne zu zögern, während Stachelherz seinen Blick nicht von Spechtpfote löste. Zögernd nickte er. Er schien nicht sehr begeistert zu sein. Sturmstern schauderte. Was hätte er getan, wenn Stachelherz abgelehnt hätte? Schnell konzentrierte er sich wieder auf die Zeremonie. Hoffentlich müsste er das nicht herausfinden. "Ich, Sturmstern, Anführer des Nachtclans rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diese Schüler herabzublicken. Sie haben hart trainiert, um euren edlen Gesetze gehorchen zu können und ich empfehle sie euch nun als Krieger. Spechtpfote, Weizenpfote, versprecht ihr, das Gesetz der Krieger einzuhalten und den Clan zu beschützen und zu verteildigen, selbst wenn es euer Leben kostet?" "Ich verspreche es," sprachen beide gleichzeitig. "Dann gebe ich euch, mit der Kraft des Sternenclans, nun eure Kriegernamen. Weizenpfote, von diesem Augenblick an wirst du Weizenpelz heißen. Der Sternenclan ehrt deine Geduld und deine Kraft und wir heißen dich als vollwertigen Krieger im Nachtclan willkommen." Unbeholfen sprang er vom Ast und ging auf den neuen Krieger zu. Er legte seine Schnauze auf seinen Kopf und Weizenpelz leckte ihm ehrerbietig die Schulter. Dann erhob er sich wieder und reihte sich bei den anderen Kriegern ein. Mit vor Stolz geschwellter Brust sah er seiner Schwester in die Augen. Diese erwiderte voller Vorfreude seinen Blick. "Spechtpfote, von diesem Augenblick an wirst du Spechtfeder heißen. Der Sternenclan ehrt deine Entschlossenheit und deine Loyalität und wir heißen dich als vollwertige Kriegerin im Nachtclan willkommen." Er ging auf sie zu und bemerkte geschockt ihren Blick. In ihren Augen lag Angst und Unsicherheit. Keine Erleichterung oder Freude. Was war los? Schnell schüttelte er seine Zweifel ab und legte seine Schnauze auf ihren Kopf. Zögernd leckte sie ihm seine Schulter und zog sich schnell zurück. Von allen Seiten wurden die neuen Namen gerufen, sogar von Schwarzstreif. Hämisch starrte er sie an. Wie wunderschön. Ob er sie danach aufklären sollte, damit sie nicht total paranoid wurde? Vielleicht. Aber das hatte noch Zeit. Doch Sturmstern erhob erneut seine Stimme. "Fichtenpelz, ist es dein Wunsch, den Namen als Krieger abzulegen und zu den Ältesten zu gehen?" Der braune Kater sah ihn zuversichtlich an. "Ja, das ist mein Wunsch. Ich habe dem Nachtclan lange Zeit stolz gedient, doch die Schüler müssen mal wieder lernen, wie sie Zecken aus den Pelzen der Ältesten entfernen, ehe sie das vergessen." Hier und da schnurrten einige Katzen amüsiert, außer die zwei Schüler. "Der Clan ehrt dich für all die Dienste die du ihm erwiesen hast und ich bitte den Sternenclan dir noch viele Monde der Ruhe zu schenken. Den Schülern wird dies sicherlich zu Gute kommen." Sturmstern schnurrte kurz und als sich Fichtenpelz zurückgezogen hatte, fuhr er wieder fort. "Drei Zeremonien an meinem ersten Tag! Sternenclan, steh mir bei!" "Es ist an der Zeit, dass der Nachtclan einen neuen Zweiten Anführer bekommt." Die Menge wurde unruhig und wartete gespannt. "Schwarzstreif wird der neue Zweite Anführer des Nachtclans sein." Die Katzen des Nachtclans sahen überrascht zu Schwarzstreif. Jetzt merkten sie erst, dass er überhaupt anwesend war und nicht in irgendeiner Ecke kauerte. In Erwartung, dass er ablehnen würde, hielten sie alle vor lauter Anspannung die Luft an. Als er sich endlich rührte, stand er nur auf und schaute jeden an. Und dann nickte er Sturmstern zu. Er war einverstanden?! Fleckenpfote löste sich als Erster aus seiner Starre und rief freudig Schwarzstreifs Namen in den Wald hinaus. Zögernd stimmten die anderen mit ein und Sturmstern grinste. __________________ "Was willst du noch, Sturmstern?" "Ich möchte dich etwas fragen." "Und das wäre?" "Würdest du annehmen, wenn ich dich zu meinem Stellvertreter ernennen würde?" "Warum solltest du mich überhaupt zum Zweiten Anführer machen wollen?" "Ich weiß, jeder andere Anführer würde es nicht machen, da du… anders bist. Aber ich sehe in dir die Stärken, die ein Zweiter Anführer und später ein Anführer braucht. Du behältst einen kühlen Kopf und konzentrierst dich auf das Wichtigste. Schwarzstreif, du trautest dich sogar, Pantherstern auf einer Großen Versammlung herauszufordern und hast ihn im Prinzip besiegt! Außerdem bist du entschlossen und hast gute Ideen.” "Ja, aber ich rede nicht gerne und hätte am liebsten keine Katzen um mich herum. Entschlossen trifft es wohl auch nicht. Die anderen würden mich als stur bezeichnen. Und außerdem, würden sie mich überhaupt akzeptieren?" "Keine Sorge, sie werden dich schon nicht in der Luft zerreißen.” “Bei Stachelherz bin ich mir da nicht so sicher." "Stachelherz wird bald genug zu tun haben." "Und außerdem will ich kein Anführer werden! Ich will doch nur Ältester werden, ist das zu viel verlangt?" "Du kannst dich doch wie jeder andere zum Ruhestand begeben, wenn du denkst, dass es Zeit ist. Pinienstern war nur zu stur dazu und wollte sich sein Alter nicht eingestehen." "Das ändert nichts daran, dass ich kein Zweiter Anführer werden will." "Warum denn?" "Elsternpelz." "Nur weil dein Vater unbedingt Stellvertreter werden wollte, musst du dich nicht davor fürchten. Niemand wird dich mit ihm vergleichen, Schwarzstreif." "Vielleicht, aber gibt es keine Alternative?" "Sagst du nicht immer, dass alle Mäusehirne sind? Welches Mäusehirn würde denn, außer dir, passen? Von welchem Mäusehirn willst du den Befehle erhalten, Schwarzstreif?" "Du spielst unfair, Sturmstern. Na schön, ich werde darüber nachdenken. Aber das war noch kein Ja, verstanden!" ______________ Er hatte die richtige Wahl getroffen. Zum Glück hatte Pinienstern ihm einen Schüler gegeben, wenn es auch Windpfote war, ansonsten hätte Sturmstern ihn nicht zu seinem Stellvertreter ernennen können. Kapitel 24: Tiefer Sturz ------------------------ Schwarzstreif führte die Patrouille die Grenze entlang. Einige Zeit war seit seiner Ernennung vergangen und die nächste Große Versammlung würde bald stattfinden. Wie die anderen wohl reagieren würden? Spechtfeder wurde langsam von ihren Kriegerpflichten entbunden. Er hielt es für eine bessere Idee, wenn sie nicht über Nacht in die Kinderstube gesteckt wurde. Bei Farnfuß hatte er das Problem nicht. Jeder wusste, dass sie Stachelherz Jungen erwartete, was sie auch stolz rumerzählte. Sturmstern konnte seinen Pflichten als Mentor nicht mehr so gut wie früher nachgehen, weswegen Fleckenpfote zwischen den Kriegern hin und her gereicht wurde. Er hatte kein Problem damit. Vielmehr hatte Wolkenflug Probleme mit ihrer Rasselbande, die bald zu Schülern ernannt werden könnten. Seine eigene Schülerin, Windpfote, strengte sich noch mehr an als früher. Ob das daran lag, dass sie die Schülerin des Zweiten Anführers war? Er schob den Gedanken zur Seite und sah nach hinten. Windpfote prüfte immer wieder die Luft, während sich Fleckenpfote und Spechtfeder heimlich über sie lustig machten. Er seufzte verzweifelt. Sie bekam ja nicht einmal mit, was hinter ihrem Rücken passierte. Schwarzstreif erstarrte, als seine Pfoten feucht wurden. Er schnüffelte am Boden und verengte seine Augen zu Schlitzen. "Was ist, Schwarzstreif?" Spechtfeder holte auf und folgte seinem Blick. Fleckenpfote und Windpfote schlossen sich an. "Das ist doch nur feuchter Boden. Ist doch nichts besonderes." Fleckenpfote setzte sich gelangweilt hin. "Genau das ist es ja, Fleckenpfote. Es hat seit Tagen nicht geregnet und hier war Wasser. Der nächste Wasserlauf ist zu weit entfernt und die Umgebung ist trocken. Irgendetwas stimmt hier nicht." Windpfote ging einige Schritte zur Seite und entdeckte noch mehr Wasser. "Hier ist ein winziger Bach!" Spechtfeder sprang zu ihr und schnüffelte herum. "Hier hat es noch nie einen Bach gegeben. Warum sollte hier Wasser sein?" Schwarzstreif folgte ihrem Blick und entdeckte den Wasserlauf. "Folgen wir ihm. Ich will wissen, woher er kommt." Windpfote starrte ihn unverständlich an. "Da ist Wasser. Was ist daran so besonders?" "Wenn hier ein neuer Bach entsteht, wird sich das der Bachclan sicherlich zum Vorteil machen. Man kann ihnen nicht trauen und sie könnten argumentieren, dass der neue Bachlauf ein Zeichen ist und dann unser Territorium fordern." Die Patrouille jagte hinter Schwarzstreif nach, der dem Rinnsal folgte. An der Grenze blieb er stehen und starrte hinüber. Der Ursprung des neuen Baches lag irgendwo im anderen Territorium. Schnell hievte er sich auf einen nahestehenden Baum und kletterte bis in die Baumkrone. Fleckenpfote setzte ihm nach und Windpfote blieb zusammen mit Spechtfeder unten am Boden. "Bleib wo du bist, Fleckenpfote. Die Baumkrone hält uns nicht beide." Fleckenpfote sah zu ihm auf. "Sollte dann nicht ich oben sein? Ich bin leichter als du. Bei deinem Gewicht bricht er eher." Schwarzstreif erwiderte ängstlich seinen Blick. Aber was wäre, wenn er fällt? "Ich falle schon nicht, aber wenn doch, wirst du mich doch fangen, oder?" Der Krieger nickte ihm zu und kletterte langsam hinab. Erst als Schwarzstreif auf einem dicken Ast stand, der ihn ohne Probleme halten konnte, kletterte der Schüler hinauf. "Was siehst du?" Schwarzstreif kletterte langsam unter Fleckenpfote, um im Falle eines Sturzes den jungen Kater aufzufangen. "Ich sehe Wasser und Katzen. Da sind einige Katzen auf einem Fleck im Wasser." Spechtfeder meldete sich von unten: "Die werden wahrscheinlich nur fischen." "Ich weiß nicht, es sind ziemlich viele Katzen für eine Jagdpatrouille. Und sie scheinen auch nicht zu fischen. Sie machen irgendetwas, ich weiß aber nicht, was." Schwarzstreif schielte zu Fleckenpfote hinauf. Am Himmel entdeckte er einen Vogel. Seine Augen weiteten sich. "Fleckenpfote! Runter!" Entsetzt starrte er auf den Vogel, der immer näher kam. Er war auf Beutezug! "Fleckenpfote," wiederholte er,"ein Falke!" Fleckenpfote starrte auf den Vogel, der sich immer weiter näherte. Seine Beine wollten sich nicht bewegen. Er hörte die entsetzten Rufe seiner Kameraden, konnte aber nicht reagieren. Der Falke kam genau in seine Richtung. Aus Angst schloss er seine Augen. Fleckenpfote spürte nur noch, wie sich Krallen in seinen Pelz bohrten und er den Halt verlor. Er schrie geschockt auf und versuchte sich zu wehren, indem er verzweifelt mit ausgefahrenen Krallen um sich schlug. Doch die Krallen gruben sich nur noch tiefer in sein Fleisch hinein und ließen nicht los. "Fleckenpfote! Hör auf, oder wir fallen beide!" Überrascht hörte er Schwarzstreifs Stimme. Zögernd zog er die Krallen ein und öffnete seine Augen. Schwarzstreif hang bedrohlich unsicher an einem Ast und hielt sich nur mit einer Vorderpfote am Stamm fest. Mit seinen Hinterpfoten versuchte er verzweifelt, Halt zu finden. "Fahr deine Krallen wieder aus und kletter langsam nach unten. Ich kann uns nicht mehr lange halten." Entsetzt sah Fleckenpfote den gequälten Gesichtsausdruck des Katers. Er schaute sich um, konnte aber keinen geeigneten Ast in Reichweite erspähen. "Hier ist kein Ast." Schwarzstreif öffnete ein Auge und schaute sich ebenfalls um. Inzwischen hatte er etwas Halt mit den Hinterpfoten gefunden. "Windpfote, hilf uns!" Die Schülerin zuckte überrascht zusammen und starrte nach oben. "Warum ich?" Schwarzstreif knurrte tief. "Weil ich jetzt keine Katze gebrauchen kann, die vielleicht im richtigen Zeitpunkt Junge bekommt. Dann haben wir nur noch mehr Probleme!" Windpfote zuckte zusammen und schaute zu Spechtfeder. "Er hat recht, Windpfote. Schwarzstreif! Ich laufe ins Lager und hole Hilfe!" Als er nichts erwiderte, spurtete sie los. Windpfote kletterte unbeholfen nach oben. "Was soll ich tun?" Sie starrte die Kater fragend an. Fleckenpfote klammerte sich inzwischen verzweifelt an Scharzstreif, der versuchte, mit seinen Hinterpfoten einen besseren Halt zu finden und seine Vorderpfote ein wenig zu entlasten. "Klettere weiter nach oben und hilf mir, besseren Halt zu finden. Was weiß ich, wie. Kletter auf meine Höhe und halte mich fest. Fleckenpfote, du kletterst dann über mich nach oben. Aber beeilt euch!" Windpfote stieg so schnell sie konnte den Baum hoch, blieb aber immer mit drei Beinen an den Ästen, um nicht zu stürzen. Als sie nach einer gefühlten Ewigkeit auf Schwarzstreifs Höhe war, bohrte sie ihre Krallen in die Rinde und biss zögerlich in seine Pfote, um ihn nach oben zu zerren. Schwarzstreif stöhnte auf vor Schmerz, versuchte aber, seine Qualen zu unterdrücken. Sie nickte Fleckenpfote zu, der sich in Bewegung setzte. Er bohrte seine Krallen in Schwarzstreifs Pelz und versuchte, so schnell wie möglich oben zu sein. Als er in Reichweite eines Astes war, hievte er sich auf diesen. Schwarzstreif kam mit der Hilfe von Windpfote ebenfalls auf einen Ast an und sackte erschöpft zusammen. "Was sollen wir jetzt tun, Fleckenpfote? Ich glaube nicht, dass Schwarzstreif jetzt noch klettern kann." Fleckenpfote schaute vorsichtig nach unten. "Bleib bei ihm. Wenn er jetzt vom Baum purzelt, haben wir ein großes Problem. Warten wir besser auf Spechtfeder." Windpfote nickte. "Komm aber etwas weiter herunter, wenn du kannst. Vielleicht kommt der Falke wieder." "Schwarzstreif? Windpfote? Fleckenpfote? Wo seid ihr?" Weißpfote rief verängstigt nach seinen Kameraden. Er war nicht der einzige, der Angst hatte. Amselschwinge suchte gehetzt mit den Augen die Bäume ab, während Stachelherz und Spechtfeder unruhig hin und her tapsten. Weizenpelz blieb dicht bei seiner Schwester. "Wir sind hier! Helft uns bitte!" Die Patrouille lief in die Richtung, aus der die Stimme kam. "Fleckenpfote! Was machst du immer noch da oben? Und wo sind Windpfote und Schwarzstreif?" Spechtfeder sah sich besorgt um. "Die sind einige Äste unter mir. Schwarzstreif ist zu erschöpft um alleine zu klettern und Windpfote passt auf, dass er nicht vom Baum fällt." Die Katzen nickten sich zu. Stachelherz erhob zuerst das Wort. "Wen sollen wir zuerst runterholen? Fleckenpfote oder Schwarzstreif?" Weizenpfote starrte in den Baum. "Fleckenpfote kann sich wenigstens selbst festhalten, aber wenn Schwarzstreif wirklich so erschöpft ist, brauchen wir bei ihm unsere ganze Kraft." "Windpfote, ist Schwarzstreif noch bei Bewusstsein?" Es dauerte ein wenig, bis sie antworten konnte. "Ich- ich glaube schon." Amselschwinge sog wütend die Luft ein und schob seinen Schüler auf den Baum zu. Dieser zögerte etwas, ehe er auf den Baum kletterte. Es dauerte etwas, bis sie seine Stimme hörten. "Sein Vorderbein ist ausgerenkt und er hat tiefe Kratzer überall. Selbst wenn er bei Bewusstsein wäre, könnten wir nicht auf seine Hilfe vertrauen." Weizenpelz sah sich den Baum genauer an. "Und wie schaffen wir ihn jetzt unversehrt herunter? Irgendwelche Ideen?" Stachelherz trat zu ihm, während Spechtfeder Amselschwinge mit seinen Kräutern half. "Wir könnten ihn einfach runterwerfen. Er ist zäh, der hält das schon aus." Amselschwinge trat wütend auf den grauen Kater zu und schlug ihn mit eingefahrenen Krallen. "Ist ja schon gut, Wie wäre es, wenn wir versuchen, ihn immer einen Ast weiter runter zu bringen?" Weißpfote meldete sich nun auch wieder. "Wenn wir ihn jeweils zu zweit am Nackenpelz packen und ihn so weiterreichen, schaffen wir es vielleicht. Von hier oben sieht man einen groben Weg!" Kapitel 25: Vertraute Gerüche ----------------------------- Schwarzstreif roch etwas, dass er nur zu gut kannte. Kräuter. Langsam öffnete er die Augen und war in seinem eigenen provisorischen Nest. War alles nur ein schlimmer Traum gewesen? Ist er gar nicht Zweiter Anführer geworden und Fleckenpfote ist auch nicht beinahe von einem Falken mitgenommen worden? Jetzt erst merkte er, dass er sein Bein nicht bewegen konnte. Überrascht schreckte er auf, wurde aber sogleich wieder von Amselschwinge zu Boden gedrückt. Der Heiler sah ihn warnend an und entfernte sich langsam. Irgendwie kam Schwarzstreif diese ganze Szene bekannt vor. Nur diesmal kam der schwarze Kater mit seinem Schüler wieder. "Schwarzstreif, bleib liegen. Amselschwinge holt dir etwas zu essen. Du solltest noch nicht aufstehen. Bleib ruhig und schau dir deine Pfote an." Schwarzstreif folgte seinem Blick und sah… Einen Stock und Blätter. "Wie geht es Fleckenpfote?" Weißpfote zuckte überrascht mit den Ohren. "Fleckenpfote geht es besser als dir. Seine Kratzer verheilen gut und er erholt sich ganz gut von dem Schock, auch wenn er wahrscheinlich nicht mehr auf Bäume klettern wird. Aber warum fragst du nach ihm?" Schwarzstreif beruhigte sich. "Ich habe mein eigenes Leben riskiert um das seine zu retten. Da will ich doch wissen, wie es ihm geht" Weißpfote nickte und ließ das Thema ruhen. "Du solltest viel essen um dich zu erholen. Immerhin bist du in diesem Blattfall länger hier gewesen als jeder andere. Und bald haben wir Blattleere, da solltest du als Krieger und zweiter Anführer wieder gesund sein.” Im nächsten Moment kam Amselschwinge gefolgt von Sturmstern in den Bau. "Du hast den ganzen Tag verschlafen, Schwarzstreif. Spechtfeder und Windpfote haben mir bereits alles erzählt." Der verwundete Kater sah auf. "Auch dass der Bachclan irgendetwas plant?" Sturmsterns Augen verengten sich. "Nein, aber weißt du das auch mit Sicherheit? Du hast dein Leben und dass von Fleckenpfote riskiert, indem du einem Hirngespinst nachgelaufen bist." Schwarzstreif zog die Lefzen zurück. "Du weißt genauso gut wie ich, dass man diesen Flohsäcken nicht trauen kann! Du hast damals deine Schwester verloren! Nur Fuchsherzen würden ein Junges töten!" Der graue Kater knurrte tief. "Damals hatten sie auch einen anderen Anführer. Wir auch. Ich will keine unnötigen Kämpfe provozieren, verstanden? Du solltest am Besten wissen, wie so etwas ausgehen kann!" Schwarzstreif gab auf. Sturmstern wollte einfach nicht hören! Er würde schon noch sehen, was ihm seine Sturheit brachte! Der Anführer verließ den Bau und Amselschwinge schnüffelte an seinen Wunden herum. Schwarzstreif hörte zu seinem Entsetzen noch mehr Schritte. Genervt blickte er auf und sah Stachelherz und Windpfote. Windpfote trat neugierig näher, Stachelherz dagegen blieb am Eingang stehen. "Nur das du es weißt, ich übernehme während deinem Krankenstandes Windpfote. Sonst wird sie nie zur Kriegerin, wenn ihr Mentor ständig im Heilerbau liegt." Stachelherz drehte sich um, schaute über seine Schulter aber noch einmal auf Schwarzstreifs Pfote. "Und danke, dass du, naja, Fleckenpfote gerettet hast." Diese Worte nuschelte er schnell vor sich hin. Schwarzstreif nickte knapp. "Wie habt ihr mich vom Baum gekriegt? Ich habe nichts mitbekommen." Stachelherz sah ihn kurz verwirrt an und Windpfote blickte zur Seite. "Wir haben dich von Ast zu Ast gezerrt. Eigentlich wollte ich dich einfach runter werfen, das hätte uns viel Zeit und Nerven erspart. Und Windpfote wäre auch nicht mehrmals fast vom Baum gefallen. Als wir beim letzten Ast angekommen waren, mussten wir erstmal überlegen, was wir jetzt machen. Aber irgendwie haben wir es dann doch geschafft. Amselschwinge und Weißpfote haben gleich deine Wunden versorgt." Windpfote zog eine beleidigte Schnute. "Ich war zum ersten Mal auf einem Baum! Sehe ich etwa aus wie eine Gewitterclankatze? Da passiert sowas schon mal." Stachelherz schnurrte belustigt, ging dann aber schon wieder aus dem Bau. Windpfote kam langsam näher an ihn herran. Mit äußerster Vorsicht wählte sie ihre Worte. "Wie geht es dir?" Er sah sie an. "Geht so. Und wie ist Stachelherz bis jetzt?" Überrascht schaute sie auf. Schwarzstreif hatte sie nicht beleidigt oder kritisiert! Das lag doch sicherlich nur daran, dass er müde war, oder? Unsicher knetete sie mit ihren Pfoten den Boden. "Er ist… anders. Er kritisiert mich nicht so sehr, gibt aber ein schnelleres Tempo vor. Manchmal muss ich schauen, dass ich überhaupt mithalten kann." Der Krieger musterte sie müde. "Vermisst du mich etwa?" Sie sah ihn verwirrt an. "Naja, bei dir muss ich sorgfältiger sein, während ich bei Stachelherz schneller sein muss. Deine Art zu unterrichten ist mir da lieber. Also ja, vielleicht." Schwarzstreif gähnte herzlich. "Ist ja süß, dass du deinen alten Mentor vermisst. Aber so schnell wirst du mich nicht los und ich dich auch nicht. Und jetzt geh, damit ich wieder schlafen kann." Windpfote nickte und schlich sich nach draußen. Schwarzstreif machte es sich gerade bequem, als erneut jemand herein trat. An den Schritten erkannte er, dass es nur eine Katze war, die etwas trug. Genervt sah er auf. Fleckenpfote trug einen Specht im Maul und kam unsicher auf ihn zu. Erleichtert und neugierig richtete sich der Krieger, so gut es eben ging, auf. Der Schüler ließ den Specht fallen und schob ihn Schwarzstreif zu. "Ich soll den zu dir bringen." Schwarzstreif musterte ihn skeptisch, wendete sich dann aber der Beute zu. Gierig biss er davon ab und kaute genüsslich. Er kam aber nicht drum rum zu sehen, wie Fleckenpfote immer wieder auf seine verletzte Pfote starrte. Fragend sah er ihn an. Der Schüler bemerkte seinen Blick und sah schnell weg. "Was ist?" Fleckenpfote musste erst seine Stimme finden. "Es tut mir Leid. Wegen mir bist du schon wieder im Heilerbau eingesperrt! Hätte ich schneller reagiert oder wäre nicht auf den Baum geklettert, könntest du noch laufen. Du könntest deinen Pflichten als Zweiter Anführer nachgehen und wärst gesund!" Fleckenpfote schnappte verzweifelt nach Luft, da er ohne Punkt und Komma geredet hatte. "Fleckenpfote!" Der Kater zuckte bei dem lauten Ruf des Kriegers zusammen. Er zwang sich, ihn anzusehen. "Komm her." Langsam trottete er auf Schwarzstreif zu. Mit seinem Schweif signalisierte er ihm, dass er noch näher kommen sollte. Erst, als er Schnauze an Schnauze vor ihm stand, regte sich der Krieger. Schwarzstreif lehnte sich nach vorne und leckte ihm tröstend zwischen den Ohren. Fleckenpfote war zu verwirrt, um die Berührung zu genießen. "Mach dir keine Vorwürfe. Was passiert ist, ist passiert. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es sich nichts bringt. Ich habe mir selbst genug vorgeworfen. Wäre ich doch nur zu Eisjunges gelaufen um ihn zu verteidigen, hätte ich mich doch nur an Elsternpelz geklammert, um zu verhindern, dass er fortgeht. Wäre ich nur bei Windpfote geblieben, hätte ich doch Stachelherz die Krallen über die Nase gezogen. Wäre ich nur schneller bei Schwalbenflügel gewesen. Es bringt sich nichts, Fleckenpfote. Du kannst nicht ändern, was schon passiert ist. Und außerdem bin ich froh, dass ich dich retten konnte. Auf eine Pfote kann ich verzichten, auf dich aber nicht. Ich wüsste nicht was ich tun würde, wenn ich dich verlieren würde." Fleckenpfote starrte ihn ungläubig an. "Und selbst wenn mein Bein dann unbrauchbar wird, das wäre es mir wert. Dann hätte ich immer noch dich und ich könnte in den Ältestenbau." Der Schüler sah ihn erleichtert an. Sein gute Laune kehrte langsam wieder zurück. "Oder du wirst der beste dreibeinige Krieger, den die Clans jemals gesehen haben und ich werde als Ältester Geschichten von dir erzählen dürfen!" Schwarzstreif schnurrte amüsiert und leckte ihn wieder zwischen den Ohren. Diesmal genoss es Fleckenpfote. Kapitel 26: Neue Schüler ------------------------ Schwarzstreif humpelte durch das Lager. Er war immer noch langsam unterwegs und konnte noch nicht laufen. Die Patrouillen teilte er zwar noch ein, aber das war es auch schon. Schwarzstreif würde die anderen nur aufhalten, deswegen hielt er im Lager die Stellung. Sturmstern wollte immer noch nichts über den Bachclan hören, deswegen ließ er das Thema ruhen und konzentrierte sich auf die Pflichten, die er noch erledigen konnte. Wenn alles erledigt war, nahm er sich ein Stück Frischbeute und ging zu Fichtenpelz, der über die Beute immer sehr erfreut war. Windpfote und Fleckenpfote hatten mit ihrer Ausbildung genug zu tun, weswegen er ihnen diese Arbeit abnahm. Nicht selten traf er dort auch auf Mausejunges und Schattenjunges, die sich vor ihren älteren Baugefährten versteckten. Sturmstern hatte Schwarzstreif aufgetragen, die vier zu beobachten und sich geeignete Mentoren für sie zu überlegen. Mit Wolkenflug hatte er sich bereits etwas beraten, was das angeht. Noch sind sie zu keinem endgültigen Entschluss gekommen, aber sie wussten bereits, dass Rabenpfote einen strengeren Mentor brauchte. Bei den anderen war es nicht die Welt, wer sie ausbilden würde. Natürlich hatten die Jungen bereits mitgekriegt, dass ihre Mutter und der Zweite Anführer über sie redeten. Höchstwahrscheinlich ahnten sie schon, um was es ging. Jedenfalls beschatteten sie Schwarzstreif sehr oft. Genervt drehte er sich um und ging auf das erstbeste Junge zu. Natternjunges quiekte überrascht auf und lief in Richtung Wolkenflug. Diese schnurrte belustigt und wich dem Jungen vergnügt aus. "Du bist schon groß genug um deine Probleme selbst zu lösen, meine Kleine." Wolkenflug schob sie in Richtung Schwarzstreif. Natternjunges sah sich Hilfesuchend nach ihren Geschwistern um, die sich allerdings bereits versteckten. Das schwarz graue Junge tappte unsicher zum Zweiten Anführer und schluckte. Schwarzstreif schielte zu Wolkenflug hinüber und wendete sich dann wieder der Kleinen zu. "Also, was erwartet ihr euch davon, mich zu beschatten. Schlecht zu beschatten." Sie schaute betroffen zu Boden. Schwarzstreif kehrte ihr einfach den Rücken zu und humpelte zu der Silbertanne. Er prüfte kurz die Luft, ehe er eintrat. Sturmstern erschreckte sich, als sein Stellvertreter ungefragt in seinen Bau trat. Der Anführer konnte sich noch nicht einmal von seinem Schock erholen, als Schwarzstreif das Gespräch eröffnete. "Ich finde, dass Wolkenflugs Brut inzwischen bereit ist." Sturmstern starrte ihn noch einige Augenblicke lang verwirrt an, ehe er mitkam. "Jetzt schon? Ich hätte ja noch bis nach der Großen Versammlung gewartet." Doch der weiße Kater schüttelte bestimmt den Kopf. "Mit vier neuen Schülern auf einmal können wir die anderen Clans etwas einschüchtern. Dazu noch zwei neue Krieger. Wir hätten bestimmt etwas länger Ruhe. Außerdem wird die Kinderstube bald zu eng, da Spechtfeder bald einzieht. Und du weißt, wie Blitzfell sein kann, wenn sie gestresst ist." Sturmstern zuckte zusammen. "Schaden kann es ja nicht, also gut. Hast du dir auch schon Gedanken darüber gemacht, wer die Mentoren werden?" Schwarzstreif grinste auf diese Frage nur hämisch. "Natürlich habe ich das, Sturmstern." Inzwischen war es Sonnenhoch und Wolkenflug putzte ihre Jungen energisch. Schwarzstreif hatte es ihr gleich nach dem Gespräch gesagt und sie hatte sofort ihre Jungen zusammengetrommelt. Diese ließen die Wäsche stolz über sich ergehen und platzten fast vor Spannung. Mausejunges und Schattenjunges beobachteten das ganze Geschehen neugierig. Die zukünftigen Mentoren wussten natürlich auch schon bescheid, dass sie Schüler bekommen werden, aber noch nicht, wen. Die vier saßen in einer Gruppe und spekulierten schon darüber, wer wen bekommt. "Also ich hätte gerne Rabenjunges. Die Kleine ist eine richtige Abenteurerin." Schattenpelz schielte zu dem schwarzen Jungen hinüber. Mohnpelz zog die Lefzen zurück. "Also mir wäre sie zu ungehorsam. Graujunges oder Natternjunges würden mir gefallen." Grauherz lehnte sich an ihren Gefährten. "Sturmstern hat sich sicher schon dafür entschieden, wer wen bekommt. Ich wäre mit jedem zufrieden. Rabenjunges und Felsenjunges erinnern mich an unsere Windpfote, während Natternjunges und Graujunges eher wie Weißpfote sind." Distelschweif schnurrte amüsiert. "Nur dass Natternjunges und Graujunges nicht zu Heilern werden. Aber vielleicht werden die zwei als Schüler ja etwas aufgeweckter. Und Rabenjunges könnte wie Windpfote ruhiger werden." Mohnpelz zog nur wieder die Lefzen zurück. "Das liegt nur an ihrem Mentor. Schwarzstreif hält sie im Zaum und ich würde mich an ihrer Stelle auch nicht so viel trauen." Distelschweif streckte sich ausgiebig. "Jeder unterrichtet halt anders. Und Windpfote brauchte auch einen strengeren Mentor. Es würde mich nicht wundern, wenn du, mein lieber Mohnpelz, Felsenjunges oder Rabenjunges bekommst." Schattenpelz sah sich gelangweilt um und bemerkte, das Sturmstern auf die Silbertanne sprang. "Ich rufe alle Katzen, die alt genug sind, um sich in der Nacht geräuschlos anzuschleichen, auf, sich für ein Clantreffen zu versammeln!" Die Katzen sahen neugierig zu ihrem Anführer auf und gingen unter die Tanne. Wolkenflug hatte alle Mühen, ihre Jungen zu kontrollieren und Blitzfell half ihr dabei so gut es ging. Sturmstern erhob seine Stimme. "Rabenjunges, Graujunges, Felsenjunges, Natternjunges, haben ihren sechsten Mond erreicht und nun ist es Zeit, dass sie zu Schülern werden." Sturmstern wank mit seinem Schweif Felsenjunges nach vorne. Der aufgeweckte Kater sprang nach vorne und blieb mitten im Kreis stehen. Seine Augen glänzten jetzt schon vor Stolz. "Felsenjunges, von diesem Tag an, bis du dir deinen Kriegernamen verdient hast, wirst du Felsenpfote heißen." Er nickte Schattenpelz zu und die schwarze Kätzin trat selbstsicher nach vorne. "Schattenpelz, du bist eine geduldige und loyale Katze und ich bin mir sicher, dass du deine Fähigkeiten an deinen ersten Schüler weitergeben wirst." Schattenpelz trat zu dem grauen Kater und senkte ihren Kopf, damit er sie Nase an Nase grüßen konnte. Nun nickte der Anführer Natternjunges zu. Langsamer als ihr Bruder, aber dennoch aufgeregt trat sie in die Mitte und hob ihren Kopf zu ihrem Anführer. Sturmstern wiederholte die üblichen Worte und nickte dann Grauherz zu. Die Kriegerin trat nach vorne und schaute ihre Schülerin an. "Grauherz, du wurdest von Fichtenpelz gut ausgebildet und wirst das gelernte an Natternpfote weitergeben." Natternpfote sah Grauherz zufrieden an und reckte sich, um ihre Nase zu erreichen. Der Clan rief wieder ihren Namen in den Wald hinein. Der graue Anführer sah nun auffordernd auf Rabenjunges und die schwarze Katze wollte im hohen Bogen in die Mitte springen, stolperte aber und purzelte vielmehr hinein. Sie richtete sich schnell auf und Wolkenflug senkte verzweifelt den Kopf, als sie Rabenjunges dreckigen Pelz sah. Viele schnurrten amüsiert. Sturmstern beeilte sich diesmal mit seinen Worten, da selbst er sein Schnurren nicht ewig unterdrücken konnte. Er sah auf Mohnpelz und dieser zuckte zusammen. Der rote Kater trat dennoch vor und sah Rabenpfote skeptisch an. "Mohnpelz, du bist ein ernster und loyaler Krieger und deine Eigenschaften werden hoffentlich auf Rabenpfote abfärben." Mohnpelz senkte seinen Kopf, zog ihn aber schnell nach dem Nasengruß zurück und ging zurück zu den Kriegern, ohne auf Rabenpfote zu achten. Diese lief zu ihren zwei Geschwistern und überhörte vor lauter Scham und Eifersucht die Zurufe. Sturmstern hatte sich wieder unter Kontrolle und wank Graujunges zu sich. Die ernste Katze trat langsam und vorsichtig in die Mitte, wohl bedacht, nicht zu stürzen wie ihre Schwester. Sturmstern wiederholte die übliche Floskel und schaute auf Distelschweif. Diese trat fröhlich nach vorne und schaute zwischen ihrem Schüler und Sturmstern hin und her. "Distelschweif, du bist nun bereit für deine erste Schülerin. Gib Graupfote dein Wissen weiter und mach aus ihr eine gute Kriegerin." Graupfote hob den Kopf und sah Distelschweif in die Augen. Nach den Zurufen erhob Sturmstern erneut die Simme. "Möge der Sternenclan diesen Schülern den Weg weisen." Die neuen Schüler redeten aufgeregt miteinander, während ihre Mentoren sich ausmachten, was sie als erstes tun würden. Rabenpfote sah betrübt zu Mohnpelz. "Ihr habt es gut. Ich bin das gespött des ganzen Clans und habe Mohnpelz als Mentor. Ich würde so gerne tauschen." Hoffnungsvoll sah sie ihre Geschwister an. Graupfote sah schadenfreudig zurück. "Keiner hat von dir verlangt, in die Mitte zu springen. Und den Mentor kann man nicht tauschen." "Ich würde mit Graupfote gerne die Grenzen abgehen." Distelschweif sah die anderen an. Diese nickten zustimmend und wollten gerade zum Eingang gehen, als Schwarzstreif zu ihnen humpelte. "Was wollt ihr jetzt machen?" Schattenpelz erklärte dem Stellvertreter ihren Plan. Doch dieser schüttelte nur den Kopf. "Acht Katzen auf einer Grenzpatrouille sind viel zu viele. Vier reichen. Distelschweif und Grauherz können jetzt mit Graupfote und Natternpfote gehen. Mohnpelz und Schattenpelz können die Patrouille zu Sonnenfall übernehmen. Schattenpelz, schnapp dir noch jemanden und gehe mit Felsenpfote jagen. Mohnpelz, du zeigst Rabenpfote wie man Fichtenpelz versorgt." Die Krieger nickten und teilten sich auf. Schwarzstreif legte sich in sein Nest und weinte innsgeheim. Sein Bein schmerzte wie die Hölle, aber dass würde er den anderen nicht zeigen. Kapitel 27: Training und Schreie -------------------------------- Schwarzstreif streckte sich, als die Patrouille von der Großen Versammlung zurück kam. Er hatte Nachtwache gehalten und verdrehte genervt die Augen, als Sturmstern ihn mit den Schweif zu sich in den Bau rief. Er machte es sich, so gut es mit seiner Pfote eben ging, bequem. "Was gibt es." Sturmstern lag sich in sein Nest und sah auf. "Ich dachte nur, dass du wissen willst, wie die anderen reagiert haben." Als Schwarzstreif nicht erwiderte, fuhr er fort. "Zuerst habe ich Pinienstern erwähnt. Die anderen haben natürlich ihr Beileid ausgesprochen, aber als ich erwähnte, dass du nun Zweiter Anführer bist, starrten mich einige so an, als ob ich mäusehirnig wäre. Pantherstern hat dann gesagt, dass du eine gute Wahl wärst, da du dich etwas traust. Ich habe nur erwähnt, dass du dir deine Pfote ausgerenkt hast. Birkenblatt hat darauf bestanden, dass sie morgen mit einigen Kräutern vorbeikommt und sich deine Pfote anschaut. Ich weiß nicht, warum die Heilerin des Gewitterclans kommt um dich zu untersuchen." Sturmstern hielt kurz inne und schaute Schwarzstreif an. Dieser reagierte darauf nicht und er fuhr fort. "Ansonsten habe ich noch unsere neuen Schüler und Krieger erwähnt. Und unseren Zuwachs in der Kinderstube. Der Gewitterclan hat eine neue Zweite Anführerin, Schneeschatten. Fichtenschweif ist gestorben." Schwarzstreif legte seinen Kopf schief. "War das alles? Kann ich jetzt gehen?" Sturmstern nickte überrascht und der weiße Krieger verließ den Bau. "Diese dumme Katze. Jetzt kommt sie auch noch hierher!" Schwarzstreif fluchte leise vor sich hin, während er allein unter dem Mond saß. Weißpfote lief in den Bau der Krieger und versuchte Schwarzstreif vorsichtig zu wecken. Dieser knurrte genervt und sah den Heilerschüler entgeistert an. "Birkenblatt ist hier. Sie will sich deine Pfote anschauen und erklärt uns gleich, wie man sie richtig behandelt!" Schwarzstreif sah überrascht auf. "Ihr wusstet also bis jetzt nicht, was ihr da eigentlich macht!" Weißpfote schreckte zusammen und sah zur Seite. Der Krieger betrachtete ängstlich seine Pfote. Birkenblatt schnurrte zur Begrüßung und ging sofort auf ihn zu. Sie sah sich sein Bein an, bis ihr plötzlich die Gesichtszüge entglitten. "Habt ihr die Pfote nicht eingerenkt?" Skeptisch sah sie die Heiler an. Amselschwinge sah sie verwirrt an und Weißpfote musterte die Pfote neugierig. "Wir hatten noch nie eine ausgerenkte Pfote, woher sollten wir also wissen, wie man sie behandelt?" Birkenblatt sah sie geschockt an, ehe sie sich zu den Kräutern aufmachte. Mit einigen Mohnsamen kam sie wieder herraus und legte sie neben Schwarzstreif. "Ich habe öfters ausgerenkte Pfoten zu behandeln. Schüler renken sich in ihrem Eifer anscheinend gerne etwas aus. Aber du musst ja Höllenschmerzen gehabt haben! Schwarzstreif, du solltest deinen Schmerz nicht in dich hinein fressen. Dafür gibt es doch Heiler. Aber jetzt iss die Mohnsamen, denn das wird jetzt wehtun. Amselschwinge, Weißpfote, kommt her, dann kann ich es euch gleich zeigen." Die zwei traten besorgt näher, während Schwarzstreif die Mohnsamen aufschleckte. Er fühlte sich sehr benommen, bis schließlich ein Höllenschmerz durch sein Bein zog. Er schrie seinen Schmerz hinaus, ehe er sein Bewusstsein verlor. Viele sahen mitfühlend zum Heilerbau. Sturmstern lief durch den Eingang und sah die drei Heilerkatzen verwirrt an. Birkenblatt erwiderte selbstsicher seinen Blick. "Ich habe nur sein Bein wieder eingerenkt. Er hatte die letzten Tage über sehr viele Schmerzen wegen seines ausgerenkten Beines, die er alle in sich hinein gefressen hat. Er wird die nächsten Tage Nestruhe brauchen, ehe er sich wieder bewegen darf. Wenn etwas ist, kommt zu mir und fragt mich." Sie scheuchte Sturmstern aus den Bau und erklärte den anderen Heilern noch etwas. Fleckenpfote lief gehetzt mit Mohnpelz und Rabenpfote in Richtung Lager. Sie hatten gerade Kampftechniken trainiert, als sie einen Schrei aus dem Lager hörten. Unterwegs trafen sie auf Weizenpelz, Natternpfote und Schattenpelz, die aus dem gleichen Grund ins Lager liefen. Als sie es erreichten, sahen sie zu ihrer Überraschung keinen Kampf. Blitzfell kam auf sie zu und musterte sie. "Was wollt ihr denn schon hier? Ich sehe keine Beute." Schattenpelz sammelte sich als erste. "Wir haben einen Schrei gehört und dachten, dass das Lager angegriffen wird." Blitzfell schüttelte ihren Kopf und schielte zu ihren Jungen. "Das war Schwarzstreif. Er hat uns alle erschreckt und ich kann schauen, dass ich meine Junge beruhige." Fleckenpfote trat erschrocken vor und starrte sie an. "Warum hat er so laut geschrien?" "Ich habe ihm sein Bein eingerenkt, das schmerzt nunmal, auch mit Mohnsamen." Birkenblatt kam auf die Katzen zu und trat sogleich an ihnen vorbei. Sturmstern hielt seinen Schüler auf. "Er ist bewusstlos, es bringt dir jetzt nichts. Geht wieder auf eure Patrouillen." "Wenn der Schrei nicht bereits alle Beute von hier bis zur Mondkuhle vertrieben hat." Natternpfote streckte sich etwas und tappte davon. Die anderen Katzen wendeten dem Lager ebenfalls den Rücken zu und gingen ihres Weges. Stachelherz und Windpfote liefen der Trainingsgruppe nach und schlossen sich ihnen an. "Windpfote, Fleckenpfote, zeigt Rabenpfote einmal wie man gegen Bachclankatzen kämpft. Fleckenpfote, du bist der Feind." Die schwarze Schülerin sah verwirrt zu den Kriegern. "Gibt es zwischen den Kampfstilen der Clans Unterschiede?" Weizenpelz sah zu der Schülerin herab, ließ aber dabei die zwei kämpfenden Katzen nicht aus den Augen. "Die Katzen des Bachclans haben breitere Schultern und sind stämmiger als alle anderen. Dadurch haben sie mehr Kraft, sind aber langsamer. Der Himmelsclan hat kleine, wendige Krieger, die schnell austeilen, dafür aber nicht so viel einstecken. Im Gewitterclan haben alle kräftige Hinterbeine, mit denen sie hoch springen und stark zu treten können. Allerdings brauchen sie immer etwas, um ihr Gleichgewicht nach dem Angriff zu finden." Rabenpfote nickte und sah dem Kampf neugierig zu. Fleckenpfote bewegte sich langsamer als sonst, nahm aber mehr Kraft für seine Schläge. Windpfote wich so gut es ging aus und schlug immer wieder schnell zu. Mohnpelz schubste seine Schülerin an und ließ sie verstehen, dass sie sich in den Kampf mischen sollte. Die schwarze Schülerin schlich sich langsam an und sprang auf Fleckenpfotes Rücken. Sie klammerte sich fest und versuchte ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Fleckenpfote allerdings stand breit da und bäumte sich auf, um sie abzuschütteln. Windpfote versuchte derweil, ihm die Pfoten unter dem Körper wegzuschlagen. Nun sprang auch noch Weizenpelz in den Kampf und rammte Windpfote von Fleckenpfote weg. Er stellte sich übertrieben breitbeinig hin und zog die Lefzen zurück. "Das ist ab jetzt Territorium des Bachclans!" Windpfote starrte ihn kurz verwirrt an, ehe sie antwortete: "Niemals! Der Nachtclan wird das nicht zulassen!" Sie stürzte sich auf Weizenpelz und konterte. Die Katzen liefen erschöpft zurück zum Lager. Sie hatten ein anstrengendes Training hinter sich, bei dem jeder alles gegeben hatte. Rabenpfote hüpfte um die anderen Schüler herum. "Das war ein tolles Training! Der Bachclan hätte keine Chance gegen mich!" Fleckenpfote sah sie amüsiert an. "Also willst du es allein gegen einen ganzen Clan aufnehmen? Das will ich sehen!" Die schwarze Schülerin sah ihn beleidigt an und knurrte. "Natürlich nicht! Für wie Mäusehirnig hälst du mich denn bitte!" Windpfote musterte sie belustigt. "Anscheinend für sehr." Plötzlich wurde Rabenpfote leise und starrt zu den Kriegern. "Sagt mal, seid ihr mit euren Mentoren zufrieden? Ich hätte ja gerne einen anderen." Die zwei sahen sie verwirrt an. "Naja, mein Mentor sitzt ständig im Heilerbau fest, aber wenn er da ist, geht es. Ich gebe mir Mühe und versuche so gut es geht, Schwarzstreifs Erwartungen zu erfüllen." Rabenpfote sah sie erstaunt an. "Ich hatte ja ganz vergessen, dass Stachelherz nicht dein eigentlicher Mentor ist! Dich und Schwarzstreif sieht man so selten zusammen." Windpfote starrte sie erstaunt an. "Stimmt wohl, dass wir uns nicht so nahe stehen wie ander Mentoren und Schüler, aber er ist für mich besser als Stachelherz. Vielleicht aber nur, da ich Schwarzstreif bereits gewöhnt bin und es eine Ehre ist, vom Zweiten Anführer ausgebildet zu werden!" Fleckenpfote stupste sie neckisch an. "Aber nicht so toll, wie der Schüler des Anführers zu sein!" Als sie im Lager ankamen, verabschiedete sich Fleckenpfote sogleich von den zwei Schülerinnen."Ich schaue mal nach, ob Schwarzstreif wieder wach ist. Bis später!" Kapitel 28: Spezial: Eisjunges ------------------------------ Ein kleiner, weißer Kater lief fröhlich durch das Lager. Wie immer lächelten ihn die älteren Katzen an. Verspielt kauerte er sich auf den Boden und sah sich um. Bald würde er kommen. Er kam immer. Wie erwartet kam ein anderes Junges angerannt. Der Pelz des Jungen hatte sich in sein Hirn gebrannt. Seit er denken konnte, war er da. Noch bevor er die Augen aufgemacht hatte, spürte er ihn immer neben sich. Im Gegensatz zum anderen Männchen, mit dem er sich den Busch, unter dem sie schliefen, teilte, spielte dieser gerne mit ihm. Er lag sogar mit ihm im Nest! Die große Katze, die einen verführerischen Milchduft hatte, kümmerte sich nur um ein kleines Weibchen, dass immer zuerst essen durfte. Das schwarz - weiße Junge hustete immer und weckte ihn in der Nacht auf. In der Zwischenzeit hatte er gelernt, dass wenn sich dann regt und sein Maul aufmacht, nur von der großen Katze, die ebenfalls mit in seinem Nest lag, ihn nur wütend anstarrte und ihren Mund bewegte. Eisjunges wusste nicht, warum alle den Mund aufmachten, wo doch nichts zu essen in der Nähe waren. Es ergab einfach keinen Sinn! Das weiße Junge, mit den schwarzen Streifen und Pfote, hatte ihn fast erreicht und er lief vergnügt davon. Als Eisjunges abbiegen wollte, holte der andere schnell auf und warf sich spielerisch auf ihn. Doch das Spiel war schneller vorbei als gedacht. Der schwarz - weiße starrte auf die große Katze, die nur dalag. Von beiden Katzen spürte er Trauer ausgehen. Er sah, wie ein großer Kater, der ihn schon öfter beobachtet hatte, die kleine Katze nach draußen trug und die Katze mit dem Milchgeruch ihn verzweifelt folgte. Der kleine Kater folgte den beiden und winkte Eisjunges mit dem Schweif zu sich. Neugierig folgte er. Würde die kleine Katze etwa zum ersten Mal außerhalb des Schlafstrauches spielen dürfen? Hoffentlich durfte er mit ihr spielen! Doch der große Kater scharrte ein Loch und legte die kleine Katze vorsichtig hinein. Der Atemrhythmus der großen Katze wurde unkontrolliert und sie schien schwer Luft zu bekommen. Der kleine Kater schmiegte sich tröstend an sie. Eisjunges bohrte seine Krallen vor Wut in die Erde. Die kleine Katze hatte zum ersten mal seit er sie kannte, ruhig und friedlich geschlafen! Als sie von Hunger getrieben zum Nest rannten, war sie sehr müde und sah sie erschöpft an. Dann hatte sie ihre Augen geschlossen und blieb friedlich liegen. Eisjunges freute sich für sie, dass sie endlich einmal richtig schlafen konnte, doch nun buddelt der große Kater sie einfach ein! Wenn sie ausgeschlafen wäre, würde sie doch sicher wieder gesund werden und wie die andern herumtollen können! Doch wie sollte sie das jetzt können, da sie unter der Erde lag. Sie war doch zu schwach, um sich alleine auszubuddeln! Eisjunges rannte zu der Stelle und fing an, zu graben, doch er wurde von dem großen Kater aufgehoben und auf seiner Seite wieder abgesetzt. Als Eisjunges nochmal zu der Stelle rennen wollte, versperrte der Kater ihm mit der Pfote den Weg und sah ihn traurig an. Solange er hier war, konnte er ihr nicht helfen! Eisjunges musste sich wohl in der Nacht davon stehlen, um ihr dann zur Pfote zu gehen. Einige fremde Katzen kamen durch den Eingang und rissen ihre Mäuler weit auf. Eisjunges erster Reflex war, auf sie zu zurennen und sie zu begrüßen, wie bei jedem neuen Gesicht. Vielleicht würden sie ja mit ihm spielen! Er sprang die ersten Schritte, als sich eine fremde Katze von der Gruppe löste und ihre Krallen über den Pelz eines anderen Katers, bei dem Eisjunges einmal auf seinen Rücken reiten durfte, fuhr. Dieser warf sich auf den Fremden und überall kamen die großen Katzen aus ihren Sträuchern und gingen auf die Fremden Katzen los. Entsetzt fand sich Eisjunges inmitten von kämpfenden Katzen wieder. Warum verletzen sich diese Katzen gegenseitig? Warum konnten sie nicht einfach miteinander spielen, so wie er und der kleine Kater? Verzweifelt schaute er sich um und versuchte den großen Katzen auszuweichen so gut es ging. Doch er war zu langsam. Ein Kater trat ihm auf den Schweif, eine andere viel auf ihn drauf, ein Kater schlug nach ihm. Eine fremde Katze bemerkte den am Boden liegenden Eisjunges und ihr Blick wurde dunkel und mitfühlend. Sie schnupperte vorsichtig an ihm, wurde aber von jemand anderem attackiert. Ihr Gegner gewann schnell die Überhand und bald lag sie reglos am Boden. Ihre Augen richteten sich auf das verwundete Junge und füllten sich mit Tränen. Mehr bekam Eisjunges aber nicht mehr mit, da ein anderer Fremder ihn rücksichtslos an den Rand des Lagers warf. Benommen blieb er liegen und versuchte sich mit letzter Kraft unter den Lagerwall zu zerren. Eisjunges merkte, wie eine Zunge über sein Fell strich und öffnete müde seine Augen. Der kleine weiße Kater mit dem schwarzen Streif stand über ihn und leckte ihn verzweifelt. Doch Eisjunges konzentrierte sich nur auf die fahlen Umrisse hinter ihm. Die kleine, schwarz - weiße Katze und zwei, noch kleinere Kätzchen saßen da und sahen ihn traurig an. Konnte der kleine Kater die drei nicht sehen? Er sah zu ihm und versuchte, ihn auf die drei aufmerksam zu machen. Doch er sah ihn nur verwirrt an und bewegte seine Lippen. Warum machten das nur alle? Eine weitere Schmerzenswelle durchfuhr seinen Körper. Eisjunges sah ihn flehend an. Der kleine Kater sah ihn traurig an, nickte dann aber. Er fuhr seine Krallen aus, führte sie zu Eisjunges Kehle und schloss gequält seine Augen. Sein Körper zuckte noch einmal zusammen, ehe er sich der Finsternis hingab. Überrascht merkte er, dass er sich aufeinmal sehr leicht anfühlte. Eisjunges sah sich um und sah den kleinen Kater bei einem weißen Körper kauern. Hinter ihm kamen die drei Katzen auf ihn zu und traten neben ihn. Sie forderten ihn auf, ihnen zu folgen. Eisjunges gehorchte, sah aber noch einmal zurück. Die große Katze lag regungslos am Boden und der große Kater hatte sein Maul geöffnet, wirbelte herum und lief aus dem Lager. Er bemerkte noch, wie die drei die Richtung änderten und auf den bewegungslosen Körper der großen Katze zukamen. Kapitel 29: Feder im Wind ------------------------- Schwarzstreif machte seine müden Augen auf. Sein Bein pochte und er traute sich nicht, sich zu bewegen. Amselschwinge sah auf, als er seinen Schweif bewegte. Der Heiler verschwand weiter hinten im Bau und kam mit einigen Kräutern wieder. Schwarzstreif erkannte unter anderem Wacholderbeeren, Mohnsamen, Bilsenkraut und Thymian. Die anderen konnte er nicht so richtig zuordnen. Amselschwinge betastete vorsichtig sein Bein, ließ aber schnell davon ab, als Schwarzstreif sofort zusammen zuckte. Der Heiler mischte einige Kräuter zusammen und hielt sie Schwarzstreif hin. Dieser zögerte kurz, ehe er sie schluckte. Die Mischung schmeckte abscheulich. Er verzog das Gesicht und Amselschwinge kam sofort mit etwas Honig wieder. Schwarzstreif sah ihn skeptisch an, ehe er ihn ebenfalls aufschleckte. Der Geschmack der Kräuter wurde leicht überdeckt. Weißpfote lief mit einen großen Pack Spinnenweben in den Bau. Er war so auf seine Arbeit fokussiert, dass er Schwarzstreif gar nicht bemerkte. "Amselschwinge, reichen so viele oder soll ich noch mehr holen? Wie viele brauchen wir für einen Kampf?" Die zwei Kater sahen gleichzeitig auf. "Welcher Kampf?" Die Heiler sahen ihn an. "Naja, der Bachclan verändert die Grenzen, weil jetzt ein neuer Bach entsteht. Wir lassen uns das natürlich nicht gefallen und Sturmstern will bald angreifen." Schwarzstreif fuhr gereizt die Krallen bei seiner gesunden Pfote aus. "Und ich habe als Zweiter Anführer wohl kein Mitspracherecht, oder?" Die zwei sahen sich an. "Ich sage Sturmstern bescheid, dass du wach bist. Du hast schließlich über einen ganzen Tag lang geschlafen. Es dämmert schließlich schon." Der Schüler rannte aus dem Bau. Schwarzstreif sah in die Luft und versuchte, den Himmel zwischen den Ästen zu sehen. Es wurde tatsächlich schon dunkel, was ihn aber nicht störte. Sturmstern kam in den Bau und setzte sich neben ihn. "Wie geht es dir?" Schwarzstreif sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. "Gut genug um mich darüber aufzuregen, dass du einfach eine Schlacht anfangen willst, ohne mich einzuweihen! Außerdem habe ich dir doch gesagt, dass der Bachclan etwas plant!" Sturmstern zuckte bei den barschen Worten zusammen. "Ich wusste nicht, wann du aufwachen würdest. Außerdem wissen bis jetzt nur wir vier von dem geplanten Angriff. Bis jetzt werden wir nur die Grenzen genauso wie früher ziehen und die Patrouillen verstärken. Ich werde nicht voreilig handeln, aber genauso werden wir jetzt nicht zurückweichen. Der Nachtclan ist stark und das werden wir Pantherstern schon noch zeigen." Schwarzstreif nickte und fuhr die Krallen langsam wieder ein. "Habe ich sonst noch was verpasst?" Der graue Kater schüttelte verneinend den Kopf und stand wieder auf. Er wandte sich aber noch einmal an Amselschwinge. "Wann wird er wieder laufen können"” Der Heiler sah ihn unsicher an und legte den Kopf schief. Sturmstern verstand und nickte. "Wie geht es mit den Schülern voran?" Der graue Kater funkelte ihn amüsiert an. "Du willst wohl wissen, wie weit deine Schülerin inzwischen ist, oder? Stachelherz beschäftigt sich derweil eher in der Kinderstube und lässt Windpfote oft die Ältesten oder Königinnen versorgen." Er stoppte abrupt, als jemand in den Heilerbau kam. Neugierig schielte ein schwarz - weißer Kopf herein und Amselschwinge wirbelte sofort zu ihr. "Spechtfeder, stimmt etwas nicht?" Sturmstern sah besorgt zu der jungen Königin. Diese zuckte kurz zusammen, ehe sie näher trat. "Um ehrlich zu sein, ja. Ich habe da ein Problem, über das ich eigentlich gerne mit Schwarzstreif geredet hätte. Aber dich geht es eigentlich auch etwas an." Schwarzstreif sah sie neugierig an. "Es geht um, wie war noch einmal sein Name, Federpfote, nicht wahr?" Spechtfeder sah ihn traurig an. Sturmstern sah zwischen den beiden verwirrt hin und her. "Federpfote?" Er kniff die Augen zusammen und sah die beiden genau an. "Ja, du hast es erraten." Sie sah sich noch einmal um, ehe sie näher kam und sich setzte. "Auf der Großen Versammlung hat er mir etwas gesagt und ich weiß einfach nicht, was ich davon halten soll." "Einen Moment mal, wer ist Federpfote?" Schwarzstreif sah Spechtfeder durchdringend in die Augen, ehe sie nickte und zu Boden schaute. Er holte kurz Luft, ehe er anfing zu erklären. "Federpfote ist ein Schüler des Gewitterclans. Langes, rauchgraues Fell, wenn ich mich nicht irre. Außerdem noch Vater von den Jungen, die unsere Spechtfeder hier erwartet. Was meinst du wohl, warum ich wollte, dass ihr Kriegername Spechtfeder wird und ihre Loyalität geehrt werden sollte? Ich wollte lediglich ihr Gesicht sehen und sie etwas ärgern." Sturmstern sah Spechtfeder lange an. "Deswegen warst du über deinen Namen so schockiert. Dann habe ich es mir nicht bloß eingebildet." Die Königin nickte langsam, wagte es aber nicht, ihm in die Augen zu schauen. Schwarzstreif räusperte sich und erlangte so die Aufmerksamkeit der Beiden. "Also, was hat er gesagt? Hat er etwa sein Interesse an dir verloren, oder was?" Spechtfeder schüttelte den Kopf. "Wenn es bloß so wäre. Dann hätte ich jetzt nicht so viele Probleme. Er hat gesagt, dass er den Gewitterclan verlassen will und sich stattdessen dem Nachtclan anschließen will. Er möchte bei mir und bei unseren Jungen sein, koste es, was wolle." Die zwei erstarrten. Sturmstern sah auf ihre Flanke und knurrte. "Hoffentlich stellt er das so an, dass Krallenstern nicht angreifen wird!" Doch Schwarzstreif blieb im Gegensatz zu seinem Anführer ruhig. "Warum eigentlich nicht? Wenn er das unbedingt will, soll er es doch machen." Darauf erntete er nur überraschte und skeptische Blicke. Amselschwinge trat vorsichtig näher, um besser zu hören. "Wie kommst du auf diese mäusehirnigen Gedanken, Schwarzstreif! Das müssen die Kräuter sein!" Schwarzstreif sah ihn nur genervt an. "Mag sein, aber ich sehe gewisse Vorteile. Wir bekommen einen neuen Schüler, der wegen seinen Jungen loyal sein wird. Er bräuchte natürlich einen neuen Mentor und müsste vieles aufholen, aber irgendwann wird er ein Krieger und wir würden durch seine Art zu Jagen und zu Kämpfen auch etwas lernen. Und der Gewitterclan hätte einen Krieger weniger. Natürlich müssten wir es so anstellen, dass sie uns keine Entführung oder dergleichen unterstellen." Die drei Zuhörer sahen ihn erstaunt an. Spechtfeders Blick wurde hoffnungsvoller, doch Sturmstern blieb skeptisch. "Das wären natürlich viele Vorteile, aber was sagen wir Krallenstern? Sollen wir in sein Lager spazieren und Federpfote einfach so mitnehmen und sagen, dass er ab jetzt zu uns gehört?" Schwarzstreif horchte auf. "Das ist keine schlechte Idee, wenn wir sie etwas ausbauen." Sturmstern sah nun zu Amselschwinge. "Was für Kräuter hast du ihm gegeben? War da irgendetwas dabei, dass seine Vernunft oder generell seinen Verstand beschädigt hat?" Schwarzstreif knurrt den grauen Kater an. "Ich bin immer noch neben dir! Und hör dir zuerst meinen Plan an, bevor du den Kräutern die Schuld gibst!" Der Anführer nickte, da ein Funke Neugier in ihm geweckt wurde. "Also, Federpfote wird zuerst zu uns kommen und du nimmst ihn gemeinsam mit einer Patrouille mit in Krallensterns Lager und dort darf er sich dann selbst erklären. Verunsichere Krallenstern, was nicht so schwer sein sollte. Schneeschatten könnte ein Problem sein, aber damit müssen wir klar kommen. Wenn er nein sagt, geh einfach wieder und lass Federpfote zurück. Und deine bloße Anwesenheit sollte Krallenstern bereits verunsichern. Es ist mir sowieso ein Rätsel, wie er zum Anführer wurde." Plötzlich räusperte sich eine Katze im Eingang. Die Katzen, außer Schwarzstreif, wirbelten herum und sahen Birkenblatt, die sie anstarrte. Sturmstern und Spechtfeder sahen sie geschockt an, während Schwarzstreif grinste. Sie ließ die Kräuter fallen und funkelte die Bande an. "Na das macht vieles leichter." Nun galt Schwarzstreif wieder die Aufmerksamkeit. "Birkenblatt, du schuldest mir noch etwas. Du erinnerst dich?" Die Heilerin starrte ihn schockiert an, ehe sie sich fasste. "Ich denke, dass ich dein Bein gerettet habe, sollte doch wohl genügen, oder Schwarzstreif?" Dieser sah sie nur zufrieden an, was Birkenblatt einschüchterte. "Naja, die eine Schuld schon, doch ich spreche von der anderen. Du hast doch selbst gesagt, dass ich noch etwas gut bei dir habe, oder etwa nicht?" Sturmstern fauchte. "Hat sonst noch irgendwer Geheimnisse die etwas mit dem Gewitterclan zu tun haben? Will noch jemand?" Schwarzstreif sah ihn kurz an. "Wenn du es so sagst, kannst du uns doch einmal diese eine Geschichte erzählen. Du weißt schon, die bei der du-" Ist schon gut! Ich frag schon nicht mehr!" Unterbrach ihn Sturmstern schnell. Beschämt sah er zu Boden. Birkenblatt sah Schwarzstreif nun wieder ängstlich an. "Was soll ich machen?" Er fixierte nun die braune Heilerin mit dem weißen Bauch und Pfoten. "Du musst Krallenstern lediglich sagen, dass du, was weiß ich, eine Feder gesehen hast, die über die Grenze in unser Territorium geflogen ist oder so etwas. Etwas das sagt, dass sich Federpfote uns anschließen wird." Birkenblatt schnappte überrascht nach Luft. "Du willst, dass ich ein Zeichen fälsche!" Schwarzstreif schnippte resigniert mit dem Schweif. "Wer hat gesagt, dass es ein Zeichen sein soll? Erwähne einfach nie den Sternenclan oder das Wort Zeichen. Du musst nur sagen, dass du es gesehen hast. Das wäre doch dann keine falsche Botschaft vom Sternenclan, oder?" Kapitel 30: Der Verbannte ------------------------- Windpfote lief hinter Stachelherz her. Sie waren gemeinsam mit Felsenpfote und Schattenpelz auf Patrouille, als der graue Krieger plötzlich anhielt. Windpfote sah an ihm vorbei, entdeckte aber nichts. Sie prüfte die Luft und knurrte automatisch. Stachelherz plusterte sich auf und rannte weg. Die Patrouille eilte ihm hinterher und Felsenpfote fiel etwas zurück. "Windpfote, was ist denn los?" Der junge Schüler keuchte inzwischen. Sie verlangsamte ihr Tempo damit er aufholen konnte. "Gewitterclan. Keine Sorge, du wirst auch bald ein Gespür dafür bekommen." Innerlich gefiel es Windpfote, nicht mehr die unerfahrenste Schülerin im Clan zu sein. Nun konnte sie die jüngeren Schüler aufbauen und ihnen ihr Wissen zeigen. Stachelherz rannte direkt zur Grenze. Felsenpfote hatte seine Probleme, überhaupt mitzuhalten. Sie sprangen durch einige Sträucher und die Patrouille erreichte schließlich einen langhaarigen, grauen Kater. Stachelherz musterte ihn skeptisch, hielt sich aber zurück, da er noch nicht die Grenze übertreten hatte. Windpfote stellte sich neben ihren vorläufigen Mentor. "Federpfote? Was machst du hier so alleine?" Windpfote stellte fragend ihren Kopf schief. "Und so nah an der Grenze!" Felsenpfote plusterte sich auf, weswegen man die kleine Fellkugel aber nicht ernster nehmen konnte. Federpfote holte tief Luft und stellte sich gerade hin. "Ich möchte mich dem Nachtclan anschließen. Deshalb habe ich hier auf eine Patrouille gewartet. Könntet ihr mich bitte zu Sturmstern bringen?" Er starrte Stachelherz hoffnungsvoll an. Dieser lehnte sich etwas nach vor und spähte an Federpfote vorbei, ehe er den Schüler fixierte. "Du bist ziemlich direkt. Na schön, wir bringen dich in das Lager, aber danach entscheidet Sturmstern, was wir mit dir machen." Er sah zwischen Windpfote und Felsenpfote hin und her, bis sein Blick schließlich auf dem jüngeren Schüler hängen blieb. "Felsenpfote, lauf ins Lager und sag Sturmstern bescheid." Der Schüler sah zu seiner Mentorin und als diese nickte lief er los. "Federpfote, nicht war? Und du willst dich also unserem Clan anschließen?" Die Nachtclankatzen versammelten sich neugierig um den jungen Kater. Dieser suchte die Reihen der Katzen ab, bis sein Blick zärtlicher wurde, als er Spechtfeder entdeckte. "Ja, das will ich." Sturmstern trat etwas näher. "Und warum?" Federpfote sah ihn mutig in die Augen. "Weil ich es für richtig halte. Ich habe in deinem Clan eine Gefährtin und bald auch Junge und will bei ihnen sein." Die Menge holte erstaunt Luft und einige, die es erraten hatten, sahen entsetzt zu Spechtfeder. Nur Sturmstern schnurrte zufrieden, was den grauen Schüler einschüchterte. "Wenigstens bist du ehrlich und gibst es zu. Spechtfeder hat Schwarzstreif und mir bereits gestern alles erzählt, weswegen wir schon zu einem Entschluss gekommen sind." Federpfote horchte überrascht auf und sah zu Spechtfeder. Diese mied seinen Blick und trat von einer Pfote auf die andere. Sturmstern umkreiste ihn nun und die Menge trat vorsichtig näher, um besser zu hören. "Wir machen es so, Federpfote. Ich nehme mir einige Krieger und wir gehen gemeinsam zu Krallenstern. Wenn er es erlaubt, darfst du dich uns gerne anschließen und wirst bei uns weiterhin ausgebildet, bis du das Zeug für einen Krieger des Nachtclans hast. Wenn nicht, bleibst du im Gewitterclan und wirst nie wieder auf unser Territorium kommen. Und du wirst selbst reden. So liegt dein Schicksal in deinen Pfoten." Er starrte ihn an, ehe sein Blick ernst wurde. "Immerhin wollen wir keinen Kampf riskieren." Sturmstern musterte Federpfote interessiert. Der Neuankömmling nickte und der Anführer sah sich in der Menge um. "Mohnpelz, Distelschweif und Wolkenflug. Ihr kommt mit mir und Federpfote. Wenn die anderen nicht wissen, was sie zu tun haben fragt einfach Schwarzstreif, falls er wach sein sollte." Sturmstern ging Richtung Lagerausgang und wartete auf seine Patrouille. Federpfote sprang noch schnell zu Spechtfeder und schmiegte sich an sie. "Keine Sorge, es wird schon alles gut gehen. Ich werde Mitglied deines Clans und werde dir so gut es geht bei unseren Jungen helfen." Spechtfeder löste sich von ihm und ging ein paar Schritte zurück. Er sah sie verwirrt an. "Du solltest jetzt gehen. Sturmstern wartet bereits. Aber ich bin ehrlich zu dir. Das hättest du nicht tun müssen. Irgendwie geht mir das alles etwas zu schnell." Von der Kinderstube schritt Blitzfell eilig her. "Lass sie in Ruhe, Gewitterclankater. Und Spechtfeder, keine Sorge, deine Jungen werden nicht die einzigen Halbclankatzen hier sein. Nur werden sie die einzigen sein bei denen der ganze Clan über ihre Herkunft bescheid weiß." Sie drängte Spechtfeder in die Kinderstube, aber sie warf Federpfote noch einmal einen letzten Blick zu. Dieser lief zu der Patrouille und ging mit ihr aus dem Lager. Die Nachtclankatzen wurden misstrauisch betrachtet, als sie zusammen mit Schwarzgesicht, Fuchsschweif und Sonnenpfote ins Lager kamen. Schneeschatten, die Zweite Anführerin, gab einem Krieger mit dem Schweif zu verstehen, Krallenstern zu holen während sie bedrohlich das Fell aufplusterte und auf die Eindringlinge zuging. Aus der Kinderstube schielten drei kleine Jungen die sofort von ihrer Mutter zurück gedrängt wurden. "Sturmstern, was willst du hier? Ich bezweifle stark, dass du nur unseren Schüler zurückbringst." Sie funkelte Federpfote an, der sich klein machte. Sturmstern ließ sich nicht von der provokanten Art der Zweiten Anführerin einschüchtern. "Leider nein, obwohl ich ja so gerne mit dir Frischbeute geteilt hätte, Schneeschatten. Aber die Angelegenheit ist etwas ernster als Beutediebstahl oder Grenzüberschreitung." Schneeschatten zog die Lefzen zurück und ließ die Krallen spielen. Nun trat auch ein brauner Kater ins Rampenlicht, der den Nachtclananführer neugierig musterte. "Stu-Sturmstern, sei gegrüßt. Sag, was willst du hier in mei-meinem Lager?" Sturmstern richtete sich etwas weiter auf und Schneeschatten trat neben ihren Anführer. "Sei gegrüßt, Krallenstern. Verzeih mir meinen rüden Besuch, aber ich glaube, dass dir das Federpfote besser erklären kann als ich." Krallenstern sah überrascht auf den Schüler, der nun etwas weiter in die Mitte trat, bis man ihn gut sehen konnte. Entschlossen sah er Krallenstern in die gelben Augen. "Ich will mich dem Nachtclan anschließen." Die Katzen des Gewitterclans horchten überrascht auf. Schneeschatten knurrte wütend und trat einen Schritt nach vorne. "Und so etwas sagt mein Schüler! Was würde Fichtenschweif dazu sagen, wenn er noch am Leben wäre!" Federpfote sah seine Mentorin verängstigt an. Krallenstern räusperte sich und ging auf Federpfote zu. Er sah noch einmal Birkenblatt an, die entschlossen nickte. "Warum, Federpfote? Ge-Gefällt es dir hier etwa nicht?" Federpfote zuckte zusammen, ehe er sich mutig aufrichtete. "Ich habe dies bereits Sturmstern gesagt, also sage ich es nun auch dir, Krallenstern. Ich habe im Nachtclan eine Gefährtin, die bald meine Jungen erwartet. Ich möchte bei ihnen sein und meine Jungen aufwachsen sehen. Ich möchte für meine Familie da sein." Knurren ertönte aus den Kehlen der umstehenden Katzen. Schneeschatten peitschte wütend mit dem Schweif. Doch Krallensterns Miene hellte sich abrupt auf ehe er einige Schritte zurück trat und ernster wurde. Er sprang auf einen Baumstamm und knurrte tief. "Das was du gemacht hast ist ein Verstoß gegen das Gesetz der Krieger. Ich werde keine Verräter in meinem Clan dulden! Federpfote, ich verbanne dich aus unserer Mitte und aus unserem Territorium. Du bist nicht länger ein Mitglied des Gewitterclans! Was du jetzt tust, geht nur dich etwas an. Aber lass dir sagen, das du nie mehr zurückkehren kannst. Wenn wir nur ein Schnurrhaar auf unserem Territorium entdecken, wirst du wie ein Feind behandelt. Nun gehe, du hast kein Recht mehr, hier zu stehen." Krallenstern sprang vom Baumstamm und ging bedrohlich auf Federpfote zu. Die Katzen schauten überrascht zu Krallenstern. Ob sie nun so geschockt waren, dass er tatsächlich Federpfote verbannt hatte, oder dass er nicht gestottert hatte, ließ sich nicht eindeutig sagen. Der graue Schüler nickte und lief aus dem Lager. Krallenstern wendete sich nun an Sturmstern. "Du solltest nun auch gehen, Stu-Sturmstern. Es gibt kei-keinen Grund mehr für dich und deine Krie-Krieger hier zu sein." Sturmstern sah ihn verwirrt an. Diese Autorität hatte er nicht von Krallenstern erwartet. Er kannte ihn nur als den unsicheren, schüchternen Kater der es irgendwie geschafft hatte, Anführer zu werden. Krallenstern ging auf Sturmstern zu und flüsterte ihn kaum hörbar etwas zu. "Pa-pass gut auf Fe-Federpfote auf." Der graue Kater nickte und signalisierte seinen Katzen, dass sie nun gehen sollten. Krallenstern schnippte Schneeschatten zu und verschwand dann unter dem Baumstamm, der als Bau fungierte. Die weiße Katze mit den grauen Flecken reagierte schnell. "Schwarzgesicht, Fuchsschweif, Taubenpfote und Sonnenpfote. Ihr begleitet sie bis zur Grenze und geht sicher, dass sie keine Schwierigkeiten machen. Fliederpelz, du kommst mit mir. Wir sehen nach, ob Federpfote wirklich weg ist." Verschiedene Katzen lösten sich aus der Menge und ein weißer Kater lief hinter Schneeschatten her. Eine Katze, mit ungewöhnlicher Zeichnung wartete bereits am Lagerausgang auf die Patrouille. Ein roter Kater kam mit Sonnenpfote und einer anderen grauen Schülerin zu Schwarzgesicht getrabt. Die weiße Katze mit dem schwarzen Gesicht, Ohren, Pfoten und Schweif neigte respektvoll den Kopf vor Sturmstern. "Kommt." Kapitel 31: Hektik im Clan -------------------------- Schwarzstreif versuchte sich langsam aufzurichten. Die Heiler bedrängten ihn ständig, dass er es wenigstens einmal zu versuchen solle. Der Schmerz hatte tatsächlich nachgelassen, aber er wollte noch nichts riskieren. Als er endlich aufrecht saß, legte er so wenig Gewicht auf die Pfote, wie nur möglich. Amselschwinge stieß ihn von hinten an, damit er aufstand. Widerwillig folgte Schwarzstreif , bis er schief dastand. Der Heiler atmete verzweifelt aus, weil sein Patient einfach nicht normal stand. Er sollte es doch nur einmal versuchen! Amselschwinge rückte entschlossen Schwarzstreifs Pfoten zurecht, bis die Pfote ein wenig mehr belastet wurde. Schwarzstreif sah überrascht auf sein Bein, da es nicht so sehr schmerzte, wie er es sich vorgestellt hatte. Zufrieden schnurrte er und versuchte ein paar Schritte zu gehen. In diesem Moment kam ein grauer Kater herein. Schwarzstreif schämte sich, dass seine Beine vor Anstrengung zitterten. Federpfote ließ die Beute neben Amselschwinge fallen und lief schnell nach draußen. Er war vor ein paar Tagen aufgenommen worden und Wolkenflug übernahm seine weitere Ausbildung. Sturmstern und Schwarzstreif waren sich einig gewesen, dass Federpfote eigentlich einen strengeren Mentor, wie Mohnpelz oder Stachelherz brauchte, aber ihnen gingen langsam die Mentoren aus. Sie hatten die Wahl zwischen Wolkenflug und Weizenpelz. Da war es schon eindeutig gewesen, dass die erfahrendere Katze diesen Posten übernehmen würde. Federpfote hatte sich jeden Tag sehr angestrengt und hatte jeden Befehl sofort ausgeführt. Wenn er einmal nicht beschäftigt war und der Älteste und die Königinnen versorgt waren, verbrachte er seine Zeit mit Spechtfeder. Viele trauten ihm noch nicht über den Weg, besonders Stachelherz knurrte ihn sofort an, wenn er auch nur in Farnfuß’ Nähe kam. Fleckenpfote dagegen hatte sich schnell mit ihm angefreundet. Schwarzstreif wollte sich gerade wieder hinlegen, als Weißpfote in den Bau stürzte. "Amselschwinge! Spechtfeders Junge kommen zu früh!" Der Kater starrte ihn kurz entsetzt an, ehe er sich schnell einige Kräuter schnappte und zur Kinderstube lief. Schwarzstreif sah sich verwirrt um, ehe er sich hinlegte und an der Beute schnupperte, die Federpfote gebracht hatte. Er nahm sich eine Maus und kaute genüsslich. "Ich würde so oder so nur im Weg stehen, da kann ich genausogut essen." Inzwischen war bereits einige Zeit vergangen. Federpfote lief vor der Kinderstube auf und ab. Wolkenflug beobachtete ihren Schüler voller Mitleid. Farnfuß war mit Blitzfell aus der Kinderstube gegangen, damit Spechtfeder genug Platz hatte. Schattenjunges und Mausejunges drückten sich ängstlich an ihre Mutter. Der werdende Vater zuckte jedesmal zusammen, wenn Spechtfeder aufschrie. Blitzfell ließ ihre Jungen bei Farnfuß und lief aus dem Lager. Fleckenpfote und Windpfote liefen zu Federpfote und beruhigten ihn so gut es ging. Rabenpfote und Graupfote spähten aus dem Schülerbau und liefen zu Wolkenflug. "Hast du bei uns auch so geschrien?" Die zwei sahen sie ängstlich an und Wolkenflug schnurrte beruhigen. "Ich weiß es nicht. Aber selbst wenn, war es mir das Wert, da ich vier wunderbare Junge habe." Sie leckte ihre zwei Jungen liebevoll zwischen den Ohren. Sturmstern spielte nervös mit den Krallen und sah zu Mohnpelz. Der rote Kater sah zurück und nickte. Zusammen mit Grauherz, Rabenpfote und Natternpfote ging der rote Krieger aus dem Lager um zu Jagen. Stachelherz setzte sich neben Farnfuß und sah sie besorgt an. Diese bemerkte seinen Blick und schmiegte sich an ihn. "Keine Sorge, es wird schon alles gut gehen. Bei ihr und bei mir." Blitzfell lief mit einem Stock im Maul in die Kinderstube und daraufhin wurden die Schreie leiser. Federpfote starrte entsetzt zur Kinderstube, da er das Schlimmste befürchtete. Wolkenflug sah ihn wieder an. "Keine Sorge, sie beißt nur auf den Ast. Das hilft überraschend gut." Federpfote nickte und erstarrte, als Weißpfote im Eingang erschien. er erhob die Stimme und sah Federpfote an. "Ein Junges ist da und das zweite müsste auch bald kommen." Der graue Kater lief zur Kinderstube und sah Weißpfote bittend an. "Wie geht es Spechtfeder?" Der Heilerschüler spähte in die Kinderstube. "Eine Geburt zerrt an den Kräften einer Katze. Aber sie hält sich gut, auch wenn sie geschwächt ist." Weißpfote wirbelte schnell herum und kehrte an Amselschwinges Seite zurück. Federpfote fuhr seine Krallen nervös aus und ein. Schwarzstreif schleppte sich aus dem Heilerbau und legte sich hin. Sturmstern bemerkte ihn und humpelte auf ihn zu. "Du kannst wieder laufen!" Fröhlich schnurrte er vor sich hin. "Humpeln und zusammenbrechen trifft es eher." Fleckenpfote lief auf Schwarzstreif zu. "Wie geht es dir?" Schwarzstreif sah zur Kinderstube. "Mit Sicherheit besser als Spechtfeder. Frühgeburten sind eine ernste Angelegenheit. Ich weiß es aus eigener Erfahrung." Fleckenpfote sah ihn verwirrt an. Sturmsterns Blick dagegen verdüsterte sich. Schwarzstreif bemerkte dies, ignorierte ihn aber. "Woher denn?", fragte nun Fleckenpfote. Inzwischen versammelten sich auch noch andere Katzen um Schwarzstreif, da sie sich irendwie ablenken wollten. "Na ich weiß es aus persönlicher Erfahrung, da meine Wurfgeschwister und ich Frühgeburten waren." Fleckenpfote horchte überrascht auf, während Wolkenflug wegschaute. Windpfote sah ihn interessiert an und Schattenjunges trat etwas näher. "Deine Geschwister? Wer sind denn deine Geschwister?" Das Junge starrte ihn verblüfft an. Wolkenflug erstarrte und zog sie schnell zu sich heran und sah sie böse an. "Nein, es passt schon, Wolkenflug. Schattenjunges, eine Frühgeburt ist eine ernste Situation. Bei mir war es noch schlimmer, denn wir waren insgesamt zu fünft. So viele Junge zu gebären ist für jede Mutter ein großer Kraftakt. Und es wirkt sich auch auf die Jungen aus." Schattenjunges legte den Kopf schief. "Fünf? Wer sind denn dann deine Geschwister?" Einige Katzen erstarrten. Normalerweise sprachen sie Schwarzstreif nicht auf seine Familie an, wenn sie ihn überhaupt ansprechen würden. "Weißjunges und Tigerjunges waren beide Totgeburten. Elsternjunges war von Anfang an krank und starb nach ein paar Monden. Eisjunges war taub und wurde in einem Kampf getötet, da ihn niemand warnen konnte. Nur ich habe es zum Schüler geschafft." Schattenjunges erstarrte und sah Wolkenflug an. "Werden Spechtfeders Junge auch sterben?" Die Kriegerin erstarrte und plusterte wütend ihr Fell auf. "Über so etwas reden wir nicht, Schattenjunges!" Federpfote hatte jedes Wort genau gehört und sah nun noch besorgter zur Kinderstube. "Zum Glück bin ich hier und nicht im Gewitterclan." Die Schreie verstummten und Amselschwinge lief aus der Kinderstube. Blitzfell trat aus dem Bau und suchte mit dem Blick nach Federpfote. "Sie hat es geschafft. Einen Kater und…" Sie verstummte und sah ihn betroffen an. Er lief an ihr vorbei und drängte sich in die Kinderstube. Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er zu seiner Erleichterung Spechtfeder in ihrem Nest liegen. Sie sah ihn traurig an und senkte ihren Blick auf ein kleines, schwarzes Junges. Er starrte es an und roch langsam an ihm. Verzweifelt leckte er an dem Jungen und legte es näher an Spechtfeder. "Federpfote, es ist tot. Es war eine Totgeburt." Spechtfeders Stimme wurde schwächer und sie sah verzweifelt weg. "Ich werde ihm trotzdem einen Namen geben. Dann können wir wenigstens im Sternenclan mit ihm spielen. Was hälst du von... Drosseljunges?" Spechtfeder nickte knapp und er zog Drosseljunges Körper zu sich heran. Die Königin richtete ihren Blick nun auf ihren Bauch, wo ein grauer Kater gierig Milch trank. "Und was ist mit ihm?" Federpfote sah überrascht auf das lebendige Junge. In diesem Moment überdeckte die Erleichterung und der Stolz über seinen Sohn alles. Er rückte etwas näher an das Junge heran und schnupperte vorsichtig an ihm. "Rauchjunges würde passen." Spechtfeder nickte, ehe sie vor Erschöpfung zusammen sank. Federpfote schnurrte. "Keine Sorge, ich werde Drosseljunges begraben. Im Sternenclan wird es ihm gut gehen." Er nahm das schwarze Junge vorsichtig am Nackenfell und trug es nach draußen. Die Katzen sahen ihn Mitleidig an, als sie das Junge erblickten, das schlaff in seinem Maul hing. Blitzfell trat vor. "Komm mit, ich zeige dir, wo du ihn begraben kannst." Federpfote legte seinen Sohn vorsichtig ab und sah sie an. "Er hat einen Namen. Und ich weiß auch schon, wo ich Drosseljunges begraben werde." Fichtenpelz trat neben seine Gefährtin. "Ich werde ihn begleiten. Als Ältester sollte ich bei einem Begräbnis dabei sein.” Federpfote senkte dankend den Kopf und sah den Kater an. "Das bedeutet mir sehr viel, Fichtenpelz. Ich danke dir. Aber ich habe noch etwas zu sagen. Das zweite Junge heißt Rauchjunges." Kapitel 32: Angriff mit Folgen ------------------------------ Schwarzstreif saß unter der Silbertanne und teilte gerade die Patrouillen ein, als Sturmstern auf ihn zu kam. "Ich muss mit dir reden. Komm dann in meinen Bau, wenn du fertig bist." Schwarzstreif nickte knapp. "Also, um was geht es?" Sturmstern sah ihn ernst an. "Ich war an der Grenze zum Bachclan und habe einen Grenzüberschritt gerochen. Ich glaube sie interessieren sich nicht mehr für die Geruchslinien." Schwarzstreif sah ihn weiterhin einfach nur an. "Wir sind schon lange nur auf Verteidigung aus und ich denke, dass Pantherstern dies als Schwäche sieht. Was meinst du, sollen wir in die Offensive gehen?" Sein Stellvertreter machte es sich langsam bequem. "Ich sehe schon, das hier wird länger dauern. Ich habe nichts dagegen, aber wann willst du angreifen und wer soll mitkommen?" Sturmstern sah ihn in die Augen. "Eigentlich wollte ich schon heute angreifen. Amselschwinge und Weißpfote haben genug Kräuter und der Bachclan würde nicht damit rechnen." Schwarzstreif zuckte überrascht mit den Ohren. "Na schön, aber ich komme nicht mit. Ich kann noch nicht richtig laufen und vom Kämpfen will ich gar nicht erst anfangen." Der Anführer sah ihn überrascht an. "Dachtest du etwa, dass ich einen nutzlosen Fellball mitschleppen würde, der allein auf dem Weg schon zusammenbrechen würde?" Er sah ihn schelmisch an. Schwarzstreif schüttelte verneinend den Kopf, ehe er ihn wieder eindringlich ansah. "Du brauchst genug Krieger, da der Bach nicht allzu weit von ihrem Lager entfernt liegt. Jemand wird Verstärkung holen und darauf musst du gefasst sein. Ich würde vorschlagen, dass du zwei Gruppen nimmst. Eine Kleinere greift eine Patrouille an und die Größere kommt später dazu, wenn die Verstärkung kommt." Sturmstern nickte und stand auf. "Lass uns draußen weiter reden." Die zwei saßen vor Sturmsterns Bau und planten, wer mitkommen sollte. "Ich würde sagen, dass wir nur einen oder zwei der jüngsten Schüler mitnehmen. Es ist zu gefährllich für so unerfahrene Katzen. Federpfote sollte allerdings mitkommen, genauso wie Mohnpelz und Wolkenflug. Wir dürfen aber das Lager nicht unbewacht lassen. Stachelherz, Windpfote, Felsenpfote und Graupfote bleiben schon einmal bei mir." Sturmstern nickte und sah sich auf der Lichtung um. "Grauherz, Distelschweif und Schattenpelz können die kleinere Patrouille zusammen mit Natternpfote übernehmen. Dann stoßen ich, Mohnpelz, Wolkenflug, Weizenpelz, Federpfote, Rabenpfote, und Fleckenpfote dazu." Schwarzstreif nickte und stand auf. "Ich werde ihnen den Plan sagen. Sollen wir bei Dämmerung angreifen, damit wir den Vorteil haben und sich alle noch etwas stärken können?” Sturmstern nickte und zog sich in seinen Bau zurück, um noch einmal den Plan genau durch zu denken. Schwarzstreif ging zu den erstbesten Katzen. "Mohnpelz, Grauherz. Ihr seid bei der Kampgpatrouille dabei. Bei Dämmerung greifen wir eine Bachclanpatrouille an, um ihnen eine Lektion zu erteilen." Die zwei horchten gespannt auf. "Wer ist noch dabei?" Schwarzstreif setzte sich hin, ehe er antwortete. "Grauherz wird mit Schattenpelz, Distlschweif und Natternpfote die Patrouille angreifen. Wenn dann die Verstärkung kommt werden Sturmstern, Wolkenflug, Weizenpelz, Federpfote, Rabenpfote, Fleckenpfote und du, Mohnpelz, eingreifen. Sagt das doch bitte den anderen." Schwarzstreif lag im Heilerbau und nagte an einer Maus, als Stachelherz zu ihm kam. "Warum sollen ich und Windpfote hier bleiben? Sie ist stark genug um zu kämpfen und ich würde ihnen so gerne den Pelz über die Ohren ziehen!" Stachelherz trat wütend näher und Schwarzstreif sah gelangweilt auf. "Wir brauchen Krieger im Lager. Was wäre, wenn während dem Kampf ein Dachs oder ein Fuchs ins Lager eindringt? Willst du dann nicht eher Farnfuß beschützen? Und Winfpfote bleibt hier weil ich im Moment nicht kämpfen kann, du allein keinen Fuchs aufhalten kannst, wir keine trächtigen Königinnen in den Kampf schicken, Blitzfell bereits zu alt zum kämpfen ist und Graupfote und Felsenpfote zu unerfahren sind. Verstehst du?" Stachelherz wollte noch etwas erwidern, überlegte es sich dann anders und nickte. Er ging wieder aus den Bau heraus und Schwarzstreif wendete sich wieder seiner Beute zu. Fleckenpfote starrte aufgeregt auf die kämpfenden Katzen. Er fuhr die Krallen aus, als er sah, dass sich eine Katze von den Kämpfenden löste und wegrannte. "Bald wird die Verstärkung kommen. Mach dich bereit, Fleckenpfote." Sturmstern sah zu seinem Schüler. Fleckenpfotes Augen glänzten vor Aufregung. "Und denk daran, es ist keine Schande zu fliehen wenn die Lage zu brenzlig wird." Der Gefleckte sah ihn an und nickte. "Ich werde Windpfote alles erzählen! Sie wird Augen machen." Sturmstern schnurrte belustigt, wurde aber wieder ernst, als am Horizont weitere Katzen auftauchten. "LOS!" Ehe er denken konnte, befand sich Fleckenpfote am Rand der Schlacht wieder. Er sah sich nach dem erstbesten Gegner um und sprang eine hellgraue Schülerin an. Diese knurrte wütend und fuhr ihre Krallen über seine Nase. Fleckenpfote starrte sie überrascht an, als er sie erkannte. "Sturmpfote!" Ihre aggressive Haltung ließ nicht nach "Auf dem Schlachtfeld sind wir Feinde, Fleckenpfote." Sie stürzte sich auf ihn, doch Rabenpfote und Natternpfote kamen ihm zu Hilfe. Natternpfote sah sehr erschöpft aus, da sie bereits bei dem ersten Kampftrupp dabei war. Sturmpfote bäumte sich auf und ein weiterer Kater stürzte sich in den Kampf. Gerade als Fleckenpfote mitmischen wollte packte ihn jemand am Nackenfelll und zerrte ihn in einen Strauch. Fleckenpfote versuchte sich verzweifelt zu wehren, doch sein Gegner war stärker und bohrte seine Krallen in seinen Pelz. Der Schüler erkannte schnell, dass er keine Chance hatte und gab nach. "Du hast gewonnen. Lass mich los und ich werde fliehen. Ehrenwort." Sein Gegner lachte höhnisch und drehte ihn um, damit er ihm in die Augen sehen konnte. Fleckenpfotes Augen weiteten sich, als er den grauen Kater mit dem einprägsamen Tigermuster erkannte. "Wellenpelz?!" Der Zweite Anführer lachte nur noch lauter. "Sieh an, du erkennst mich also, Fleckenpfote. Unser letztes Gespräch auf der Großen Versammlung ist ja auch schon so lange her!" Fleckenpfote starrte ihn entsetzt an. "Was willst du von mir?" Wellenpelz starrte ihn mit seinen grünen Augen an. "Von dir nichts. Du bist nur ein Mittel zum Zweck! Du hattest einfach Pech in dieser Familie geboren worden zu sein! Ich hasse ihn, für das, was er mir angetan hat! Er soll leiden,so wie ich gelitten habe! Er soll mehr verlieren, als nur Schwalbenflügel und Windpfote! Er wird dich auch verlieren, dafür werde ich schon sorgen!" Fleckenpfote starrte ihn entsetzt an. "Was weißt du von meiner Mutter!?" Wellenpelz bohrte seine Krallen noch tiefer in Fleckenpfotes Pelz. "Sie war ebenso nur ein Mittel zum Zweck! Aber ihr Tod hat ihn anscheinend nicht hart genug getroffen, deswegen werde ich es bei dir nicht mehr vermasseln! Keine Sorge, mein Kleiner, du wirst einen langen, schmerzhaften Tod bekommen. Aber noch schlimmer wird er für ihn sein, da er machtlos zusehen wird!" Fleckenpfote schrie auf, als sich Krallen tief in seinen Körper bohrten. Um ihn herum wurde alles Schwarz. Schwarzstreif lag neben Farnfuß und Stachelherz. Sie warteten in der Mitte des Lagers auf die Rückkehr des Kampftrupps. Die Schüler hatten sie in ihren Bau geschickt, damit sie morgen nicht beim Training einschlafen würden. Amselschwinge und Weißpfote legten bereits die wichtigsten Kräuter vor den Bau, damit sie die Katzen sofort versorgen konnten. Der Heiler zuckte mit den Ohren, als er Schritte hörte. Er hatte das beste Gehör im ganzen Clan und so bemerkte er ihre Rückkehr früher als sie anderen. Erwartungsvoll sprang er zum Eingang und sah in die Dunkelheit. Er prüfte die Luft und roch Blut. Sofort sprang er in den Bau um noch mehr Spinnenweben zu holen. Sturmstern trat als erster in Sichtweite und sah Schwarzstreif traurig an. Dieser sah ihn verwirrt an und ging langsam auf ihn zu. Seine Augen weiteten sich entsetzt, als er Mohnpelz und Distelschweif sah. Die beiden trugen einen schlaffen Körper in ihren Mäulern. Den gefleckten Pelz würde Schwarzstreif überall erkennen. "Fleckenpfote?!" Er humpelte verzweifelt zu der Stelle, wo ihn die zwei ablegten und ihn Platz machten. Stachelherz lief ebenfalls entsetzt zu seinem Neffen. "Was ist passiert?" Stachelherz Stimme brach ab, als er sich an Fleckenpfote kuschelte. "Wir haben ihn so in einem Gebüsch gefunden. Er ist noch am Leben, aber es sieht schlecht aus." Distelschweif sah traurig zu Fleckenpfote. Schwarzstreif hatte ihn nun auch erreicht und grub seine Nase in seinen Pelz. Amselschwinge und Weißpfote liefen vollgepackt mit Kräutern zu dem Schüler. Kapitel 33: Ruf der Sterne -------------------------- Am nächsten Morgen war die Stimmung getrübt. Jeder machte sich Sorgen um Fleckenpfote. Sturmstern fragte jeden Moment nach, wie es seinem Schüler ging und Windpfote lag zusammen mit Federpfote zusammengekauert im Schülerbau und wartete im Stillen ab. Spechtfeder kauerte sich um Rauchjunges, als würde er ihr Trost spenden. Stachelherz war so wütend wie noch nie. Farnfuß und Wolkenflug hatten alle Mühe, ihn zu beruhigen, bis er schließlich aus dem Lager lief. Mausejunges und Schattenjunges hatten den Ernst der Lage verstanden und saßen still in der Kinderstube und beobachteten neugierig Rauchjunges. Distelschweif und Schattenpelz saßen in einer Ecke und redeten leise miteinander. Die Patrouillen gingen traurig aus dem Lager und kamen noch trauriger zurück. Weißpfote hatte ihnen bereits gesagt, dass es nicht gut aussieht und sein Leben nun in den Pfoten des Sternenclans lag. Schwarzstreif lag neben Fleckenpfote. Er war nie von seiner Seite gewichen. Die Heiler suchten gerade im Wald nach Kräutern, als Fleckenpfote keuchte. Er öffnete die glasigen Augen und sah ins Nichts. Schwarzstreif rückte näher zu ihm und schaute ihm in die Augen. "Fleckenpfote?" Der Schüler richtete seine Augen auf Schwarzstreif und öffnete den Mund, hustete aber nur. Schwarzstreif stand auf und holte etwas Moos aus dem Vorrat. Er ging zu einer Pfütze und tränkte es darin, bis es voll war. Schwarzstreif legte es ihm vors Maul und Fleckenpfote trank gierig. Als er fertig war, sah er wieder Schwarzstreif an. "Werde ich sterben?" Schwarzstreifs Blick wurde düster. "Ich weiß es nicht." Fleckenpfote schloss kurz die Augen, ehe er Schwarzstreif wieder anschaute. "Erzählst du mir etwas von Mutter?" Schwarzstreif blinzelte überrascht, nickte aber. "Schwalbenflügel war eine Gutmütige Katze. Etwas schüchtern, aber sie hatte für jeden ein Ohr offen. Als sie herausfand, dass sie trächtig war, freute sie sich so sehr wie noch nie. Voller Vorfreude wartete sie auf deine Geburt. Als es dann soweit war, hatte sie Angst irgendetwas falsch zu machen. Ich musste ihr gut zureden und blieb die ganze Zeit bei ihr, um sie zu beruhigen. Schließlich kamst du ohne große Probleme auf die Welt. So glücklich hatte ich sie noch nie gesehen. Sie bestand darauf, dass ich dir deinen Namen geben sollte. Dein Name war ziemlich eindeutig, wenn du mich fragst. Als du vier Monde alt warst, ging sie allein in den Wald." Schwarzstreif schaute auf einen fernen Punkt. “Mir kam es komisch vor, dass sie dich so lange alleine ließ, also ging ich sie suchen. Als ich sie fand, war sie bereits tot. Jemand hat ihr gezielt die Kehle aufgetrennt, also kann es kein Fuchs gewesen sein. Sie war keine schlechte Kämpferin, also musste derjenige sie überrascht haben. Den Rest kennst du ja schon." Fleckenpfote drehte den Kopf zur Seite und starrt in die Leere. "Mutter?" Schwarzstreif blickte überrascht auf. Sah er etwa Sternenclankatzen? Sind sie gekommen um seine Seele zum Sternenclan zu bringen? Er rückte näher an Fleckenpfote heran und sah in die Richtung, in die der Kater starrte. "Geh zu ihr, Fleckenpfote. Schwalbenflügel bringt dich sicher in den Sternenclan. Dort kannst du wieder bei ihr sein." Schwarzstreif musste seine Tränen unterdrücken. Es war das beste für ihn! Fleckenpfote schloss kurz die Augen, ehe er wieder aufschreckte. "Aber was wird aus dir? Was machst du ohne mich?" Schwarzstreif blinzelte verwirrt. Damit hat er nicht gerechnet. "Ich komme schon klar. Deine Mutter braucht dich jetzt mehr als ich. Pass gut auf sie auf." Er leckte Fleckenpfote tröstend zwischen den Ohren. "Entschuldige, dass ich kein Krieger geworden bin. Ich weiß, wie sehr du das wolltest. Es tut mir Leid, dass ich dir diesen Wunsch nicht erfüllen konnte." Schwarzstreif unterbrasch seine rythmischen Zungenstriche und sah ihn an. "Das macht nichts. Hauptsache du hattest ein schönes Leben." Fleckenpfote nickte langsam und sah sich noch einmal um. "Da sind noch andere Katzen, die ich noch nie gesehen habe." Der Krieger sah nicht von Fleckenpfote auf. "Sie werden sich schon vorstellen, keine Sorge." Fleckenpfotes Augen wurden langsam schwer, seine Kraft schwand dahin. "Schwarzstreif, werde ein großartiger Anführer. Versprichst du mir das?" Schwarzstreif nickte stumm. Er brachte vor lauter Trauer kein Wort mehr heraus. "Darf ich dich noch einmal… so nennen? Ich weiß, du magst … das nicht, aber…" Schwarzstreif sah ihn an. Er wusste, was er meinte. "Natürlich." Fleckenpfote lächelte. "Auf Wiedersehen, Vater…" Schwarzstreif kauerte sich neben ihm zusammen. "Auf Wiedersehen mein Sohn. Ich wünschte ich wäre dir ein besserer Vater gewesen." Schwarzstreif trug Fleckenpfotes Leichnam auf die Lichtung. Die Katzen senkten traurig die Blicke und diejenigen, die ihm nahe standen, versammelten sich um ihn um die Totenwache zu halten. Sturmstern legte sich neben Schwarzstreif und bohrte seine Nase in seinen Pelz. "Du warst ein guter Schüler und wärst ein noch besserer Krieger geworden, Fleckenpfote." Windpfote und Federpfote lagen sich ebenfalls trauernd zu den anderen. Stachelherz trat ins Lager und stieß einen qualvollen Schrei aus, als er Fleckenpfote sah. Er stürzte zu den Trauernden und schloss sich ihnen an. Ein Kater, dessen Fell aus Sternen zu bestehen schien, sah vom Himmel auf die trauernden Katzen herab. Eine größere, weiße Katze mit einem schwarzen Fleck auf ihrer Seite, stand neben ihm und legte tröstend ihren Schweif um ihn. "Schwalbenflügel, jetzt habe ich dich endlich wieder, aber habe Schwarzstreif verloren…" Schwalbenflügel sah ihren Sohn mitfühlend an. "Loszulassen ist nie leicht, mein Kleiner. Als ich damals gestorben bin, stand ich tagelang nur hier und habe ins Lager geschaut. Ich habe dich und Schwarzstreif beobachtet und mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich sah, dass er sich um dich gekümmert hat." Sie stand auf und ging ein paar Schritte weg, schaute aber noch einmal zurück. "Denke nach, Fleckenpfote. Ich lass dich jetzt alleine, damit du deine Gedanken ordnen kannst. Wir haben noch mehr als genug Zeit hier im Sternenclan. Wenn du soweit bist, möchte ich dir gerne den Rest deiner Familie vorstellen." Fleckenpfote sah sie fragend an. "Kenne ich noch nicht alle?" Schwalbenflügel schüttelte den Kopf. "Schwarzstreif hat auch viele Verwandte im Sternenclan. Sie werden sich sicher freuen." Sie schnurrte aufmuntert und als sich Fleckenpfote wieder traurig auf sein altes Zuhause sah, kam sie noch ein paar Schritte näher. Sie sah nun ebenfalls auf das Nachtclanlager hinab. "Keine Sorge, er wird sich wieder fangen. Dass er jetzt traurig ist, ist nur normal. Und er wird sich ganz sicher um sie kümmern, so wie er sich um dich gekümmert hat." Fleckenpfote nickte traurig, ehe er ihre Worte realisierte undnseine Mutter fragend anstarrte. "Du weißt es nicht? Naja, du wirst es sicherlich noch früh genug erfahren." Kapitel 34: Hartes Training --------------------------- Schwarzstreif ging lahmend auf Wolkenflug und Stachelherz zu. Er musste seine Gedanken irgendwie auf etwas anderes lenken! Als er vor ihnen stand, kam er ohne Umschweife zum Thema. "Denkt ihr, dass sie schon bereit dafür sind?" Die Kriegerin schloss ihre Augen. "Für die Theorie ist Federpfote bereit. Er ist alt genug um es zu lernen, aber ich würde ihn erst in einem Mond mitschicken." Schwarzstreif nickte. "Ich bringe ihnen sowieso nur das bei, was sie wissen müssen. Schaden kann es ja nicht, wen er es jetzt schon lernt. Stachelherz, wie weit ist Windpfote?" Der graue Kater sah ihn entschlossen an. "Die Theorie kann sie schon einmal lernen. Aber zu guter letzt entscheidest sowieso du, ob sie schon bereit sind oder nicht. Du bist darin immerhin einer der Besten." Schwarzstreif sah genervt weg. "Ich weiß, deswegen darf ich es ja immer den Schülern beibringen. Du musst mich nicht daran erinnern." Wolkenflug schnurrte amüsiert. "Ich hole schon einmal Federpfote und Windpfote. Brauchst du noch einen Krieger, um es zu üben?" Er schüttelte verneinend den Kopf. "Beim ersten Mal werden wir sicher nicht so weit kommen. Und wenn, dann machen wir es zu dritt. Aber du kannst dafür sorgen, dass die anderen Schüler nicht bei der Trainingskuhle auftauchen. Wir brauchen Ruhe." "Wir trainieren heute nur mit dir? Geht es deinem Bein etwa schon wieder so gut?" Federpfote musterte Schwarzstreif skeptisch. Windpfote dagegen schien sehr erfreut darüber zu sein, dass ihr Mentor sie wieder unterrichtete. "Für das, was ich euch beibringe, brauche ich die Pfote nicht." Federpfote fragte nicht weiter nach und ging schweigend neben dem Krieger her. Als sie an der Trainingskuhle ankamen, liefen die Schüler sofort in die Mitte und stellten sich gegenüber auf. Schwarzstreif knurrte und setzte sich hin. "Wer hat gesagt, dass ihr vorrennen und euch so aufstellen müsst?! Ich bringe euch etwas bei, bei dem ihr zusammenarbeiten müsst und nicht gegeneinander!" Die zwei sahen ihn verwirrt an, ehe sie auf ihn zukamen. "Was lernen wir denn sonst, wenn es keine Kampfzüge sind?" Schwarzstreif forderte sie auf, sich zu setzen. "Ich bringe euch bei, wie die Nachtpatrouillen ablaufen und auf was ihr achten müsst." Federpfote legte seinen Kopf schief. "Nachtpatrouille? Also eine Patrouille in der Nacht. Aber warum muss man das lernen?" Schwarzstreif plusterte sich etwas auf. "Wir sind der Nachtclan, die Nacht gehört uns! Deswegen patrouillieren wir auch zu Mondhoch. Und das birgt gewisse Risiken, weswegen auch keine frisch ernannten Schüler mitgehen dürfen. Sie erfahren davon nicht einmal etwas. Erst, wenn ihre Mentoren denken, dass sie bereit sind, kommen sie zu mir und ich darf ihnen dann alles erklären." Windpfote schaute ihn fragend an. "Warum kommen alle zu dir?" Schwarzstreif verdrehte genervt die Augen. "Weil ich anscheinend der beste darin bin. Fragt mich nicht wieso. Wahrscheinlich habe ich einfach am meisten Erfahrung darin, leise zu sein und zu beobachten." Die Schüler nickten und sahen sich an. Schwarzstreif räusperte sich und setzte sich auf. "Also, bei den Nachtpatrouillen ist das Vertrauen ineinander wichtig. Wenn du deinen Kameraden nicht vertraust, kannst du dich nicht auf deine Aufgabe konzentrieren." Federpfote schnurrte amüsiert. "Und ausgerechnet du bist der Beste in etwas, bei dem man den anderen vertrauen muss?" Schwarzstreif schnaupte genervt aus. "Ich beobachte die anderen und weiß, wem man trauen kann und wem nicht. Das ist mein Vorteil. Aber jetzt zurück zur Sache. Ihr werdet nicht sofort mit auf Patrouille gehen, da euch noch die Übung fehlt. Und zwei Neuling kommen schon gar nicht mit. Es kommt darauf an, wie gut ihr euch beim Training anstellt. Federpfote, bei dir wirst du noch mindestens einen Mond trainieren müssen, damit die anderen auch dir halbwegs vertrauen. Aber nun zu der Theorie. Eine Nachtpatrouille besteht immer aus mindestens fünf Katzen, die eine bestimmte Formation zusammenstellen. Weil in der Nacht oft Füchse und Dachse auf Beutezug sind, muss man besonders gut aufpassen, was um einen herum passiert. Da man allein überfordert wird, konzentriert sich jeder nur auf seine Aufgabe. Der Leiter der Patrouille zum Beispiel achtet nur auf das, was vor einem liegt. Die auf der Seite achten auf ihre jeweilige Seite und der, der hinten geht natürlich auf das, was hinter ihm passiert. Ihr werdet bei eurer ersten Patrouille in der Mitte gehen. Dort müsst ihr die Signale weiterleiten, die die anderen schicken." Windpfote und Fleckenpfote sahen ihn verwirrt an. "Ich sehe schon, ihr versteht es nicht. Also gut, Federpfote, stell dich dort hin und konzentriere dich nur auf das, was vor dir ist und versuche alles zu bemerken, was dort passiert. Jede Kleinigkeit ist wichtig. Windpfote, du übernimmst die Rückseite. Versuche alles zu hören, was hinter dir vor sich geht. Ich werde den Fuchs spielen und euch von vorne oder von hinten aus angreifen. Wenn ihr zu laut seid, habt ihr verloren, da ich als Fuchs dann genau weiß, wo ihr seid. Wenn ihr wollt könnt ihr euch auch durch die Kuhle bewegen." Mit diesen Worten hinkte er in die Büsche davon. Federpfote starrte sofort unverwandt nach vorne und konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Windpfote legte die Ohren nach hinten und schloss die Augen, um besser zu hören. Sie hörte das Rascheln des Windes und das ferne miauen anderer Katzen. Ein Eichhörnchen kletterte auf einen Baum und ein Specht hämmerte gegen einen Baum. Ein Vogel stieß einen Warnruf aus, als ihn ein Jagdtrupp erlegte. Die restliche Beute verschwand in ihrem Verstecken. Sie horchte noch angestrengter, als vor ihr plötzlich Lärm ertönte. Sie schreckte auf und sah Schwarzstreif der sich über Federpfote beugte. Sie waren einige Fuchslängen von ihr entfernt. Der graue Schüler wurde von ihm zu Boden gedrückt, ehe er von ihm abließ und sich provokant wusch. "Glückwunsch, du bist gerade gestorben. Ein Fuchs hätte dir sofort die Kehle durchtrennt. Also, was war euer Problem?" Federpfote rappelte sich auf, ehe er sich den Dreck aus dem Fell schüttelte. "Windpfote hat mich nicht gewarnt, dass du mich von hinten angreifst. Ich war zu sehr auf das, was vor mir war, konzentriert! So habe ich dich nicht kommen hören.” Windpfote plusterte sich beleidigt auf. "Du hast mir nicht gesagt, dass du weitergehst! Du bist selber schuld!" Federpfote kam wütend auf sie zu. "Ich dachte, dass du klug genug wärst um mitzukommen! Hätte ich ahnen können, dass du mit geschlossenen Augen wie angewurzelt stehen bleibst!" Gerade wollte Windpfote etwas erwidern, als Schwarzstreif jaulte. "Seht ihr, was ohne die Mittelkatze passiert? Die ganze Patrouille stirbt. Oder jedenfalls einer." Die zwei Schüler sahen ihn betroffen an. Der Krieger ging näher an sie heran, ehe er sich zu ihnen herab beugte. "Ich sage euch etwas. Ich unterrichte die Schüler nicht deswegen, weil ich einer der Besten bin. Ich unterrichte sie, weil sie es sich durch meine Art besser merken. Wie lernt man besser, als durch Fehler?" Federpfote sah überrascht auf. "Das stimmt wohl. Aber was machen wir jetzt?" Schwarzstreif sah ihn einfach nur mit seinen durchdringenden, gelben Augen an. "Na was wohl? Ihr sagt mir jetzt erstmal alles, was ihr euch gemerkt habt. Ihr könnt erst wieder ins Lager zurück, wenn ihr alles aufgezählt habt. Das wird übrigens jedes mal so ablaufen." Die zwei Schüler sahen den Krieger aus großen, schockierten Augen aus an. Kapitel 35: Augen in der Nacht ------------------------------ Schwarzstreif saß alleine in seiner Ecke. Ihm gingen viele Gedanken durch den Kopf. Normalerweise würde nun Fleckenpfote auf ihn zukommen. Doch das ging jetzt nicht mehr. Es war so wie früher, bevor er geboren wurde. Bevor Schwalbenflügel gestorben ist. Nein. Inzwischen war er Mentor und Zweiter Anführer. Die Jungen trauten sich nicht mehr an ihn heran und einige Krieger sprachen ihn nun öfters an. Weizenpelz redete oft mit ihm und sie gingen oftmals zusammen jagen. Man könnte es… Freundschaft nennen. Mohnpelz erkundigte sich oft über Windpfote, da er sichergehen wollte, dass sie sich wohl anstrengte. Im Nachttraining war sie gar nicht einmal so schlecht. Sie besaß die nötigen Talente und könnte sich bald einer richtigen Patrouille anschließen. Seiner Pfote ging es inzwischen auch schon besser, sodass er nun wieder ihre volle Ausbildung übernahm. Er blickte auf, als Weizenpelz zu ihm kam. Er deutete auf einen Vogel, der auf dem Frischbeutehaufen lag. Der war inzwischen recht mager, aber trotzdem war noch genug da. Bald kam die Blattleere und dann würden sie viel weniger haben. Langsam nickte Schwarzstreif, wobei er immer noch seinen eigenen Gedanken nachging. In letzter Zeit mochte er das Training mit den Schülern am meisten, da er dort Fleckenpfotes Tod für kurze Zeit verdrängen konnte. Wie sehr er den Kleinen nur vermisste. Sicherlich war er nicht der beste Vater gewesen, aber auch nicht der Schlechteste. Aber nun war der gefleckte Kater bei seiner Mutter. Vielleicht hatte er in der Zwischenzeit sogar seine anderen Verwandten kennengelernt. Aber Spekulieren bringt einen nicht durchs Leben. Immer wieder musste Schwarzstreif sich ermahnen, nicht über so etwas nachzudenken. Weizenpelz kam mit dem Vogel zu Schwarzstreif und ließ ihn neben ihm fallen. Er machte es sich neben ihm bequem und nahm einen Bissen von der Beute und schob diese dann Schwarzstreif zu. Dieser biss ebenfalls ab und kaute nachdenklich, ohne den Geschmack überhaupt zu bemerken. Weizenpelz sah ihn mitfühlend an, ehe er sich räusperte. "Bald findet die nächste Große Versammlung statt." Schwarzstreif murrte zustimmend, ehe er noch einen Bissen nahm und den Vogel wieder dem jungen Krieger zu schob. Er spuckte noch eine Feder aus, die er beim rupfen übersehen hatte. "Dieses mal wirst du dich sicher nicht so leicht vor den anderen verstecken können. Immerhin werden dich sicher viele anstarren, jetzt da du Zweiter Anführer bist." Schwarzstreif starrte ihn genervt an. "Warum reibst du mir das jetzt unter die Nase?" Weizenpelz zuckte zusammen. "Nur so. Ich dachte du würdest dich über etwas Gesellschaft freuen. Das war das einzige, was mir eingefallen ist.” Der weiße Krieger verdrehte die Augen. "Habe ich mich jemals nach Gesellschaft gesehnt? Ich glaube nicht. Aber wenn dir so langweilig ist, kannst du ja die Nachtpatrouille anführen. Nimm noch Wolkenflug, Stachelherz, Schattenpelz und Windpfote mit. Ich selber werde auch mitkommen. Immerhin muss ich schauen, wie sich meine Schülerin macht." Weizenpelz sah ihn gekränkt an, ehe er in die Kinderstube ging. Schwarzstreif sah ihm hinterher. War er zu harsch gewesen? Lustlos stieß er die Reste des Vogels an. Windpfote sprang aufgeregt auf und ab. Schwarzstreif hatte ihr gerade gesagt, dass sie heute auf ihre erste Nachtpatrouille gehen würde! Rabenpfote sah sie neugierig an. "Warum bist du so aufgeregt?" Windpfote sah sie kurz an. Sie durfte den jüngeren Schülern nichts von der Nachtpatrouille erzählen, das hatte Schwarzstreif ausdrücklich gesagt. "Ach nichts, ich bin nur froh.! Die schwarze Schülerin starrte sie immer noch fragend an. Gerade als sie den Mund öffnete, fiel Windpfote noch eine Ausrede ein. "Hast du es noch nicht gehört? Rauchjunges geht es inzwischen schon ganz gut. Außerdem hat der Bachclan seit unserem Sieg sich nicht mehr über die Grenze gewagt. Die Zeichen stehen gut." Rabenpfote schnurrte amüsiert. "Die trauen sich nicht mehr über die Grenze, so wie ich sie bearbeitet habe. Und Rauchjunges geht es gut? Das ist toll! Aber sag einmal, hast du ein Auge auf Rauchjunges geworfen?" Windpfote starrte sie verstört an. Rabenpfote bemerkte ihre Worte und riss ihre Augen entsetzt auf. "Ich meinte es nicht so! Ich meine, ob du Rauchjunges gerne als Schüler hättest, wenn er alt genug ist. Entschuldige." Die braune Schülerin atmete erleichtert auf. "Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich glaube, für so etwas ist es noch zu früh." Rabenpfote nickte zustimmend. "Ich wäre so gerne Mentorin! Aber ich weiß noch nicht, von wem. Rauchjunges wird vielleicht mit mir zusammen trainieren und für Farnfuß’ Junge werde ich wohl noch zu unerfahren sein." Traurig sah sie auf ihre Pfoten. Windpfote schnurrte aufmunternd. "Keine Sorge, es wird wohl noch mehr Junge geben. Du wirst bestimmt eine großartige Mentorin werden." Rabenpfote sah sie zweifelnd an. "Wenn ich überhaupt einen Schüler bekomme." Windpfote rückte näher an sie heran. "Denk jetzt nicht zu viel darüber nach. Du wirst sicher einen Schüler bekommen, Rabenpfote. Ich meine, wer hätte gedacht, dass Schwarzstreif je Mentor oder Zweiter Anführer wird?" Rabenpfote schnurrte zustimmend. Weizenpelz steckte den Kopf in den Schülerbau. "Windpfote, komm und iss noch etwas. Es dämmert schon." Die Schülerin sprang auf und lief aus dem Bau. Rabenpfote sah ihr fragend hinterher. Die Krieger saßen vor dem Lager und warteten auf Windpfote. Schwarzstreif hatte sie noch einmal zum Schmutzplatz geschickt, damit sie ja nicht während der Patrouille musste. Die anderen merkten eine gewisse Spannung zwischen Schwarzstreif und Weizenpelz, da die zwei Kater den Blick des jeweils anderen mieden. Windpfote lief zu den vier Kriegern und blieb aufgeregt vor ihnen stehen. "Entschuldigung. Geht es jetzt los?" Sie trat aufgeregt von einer Pfote auf die andere. "Nein, meine Liebe. Zuerst müssen wir ausmachen, wer welche Position einnimmt. Das gehört schließlich auch dazu." Schattenpelz sah sich unter den anderen um. Ihr Blick blieb bei Schwarzstreif stehen und dieser grunzte nur entgeistert. "Weizenpelz führt die Patrouille an, also frag ihn. Für diese Nacht hat er das Sagen." Weizenpelz starrte auf den Boden. "Ich würde sagen, dass Schwarzstreif vorne geht. Ich bleibe hinten und Stachelherz bleibt auf der linken Flanke und Schattenpelz übernimmt die rechte. Windpfote bleibt in der Mitte." Schwarzstreif knurrte tief. "Ich habe gesagt, dass du die Patrouille anführst, also gehst du vorne. Ich gehe hinten." Weizenpelz sah ihn nun in die Augen und wollte etwas erwidern, doch bei Schwarzstreifs strengen Blick überlegte er es sich schnell anders. "Also gut, dann machen wir es so. Gehen wir zuerst zur Grenze zum Bachclan und von dort aus weiter zum Gewitterclan. Wir sollten dann kurz vor Sonnenaufgang fertig werden." Windpfote riss die Augen auf. "Wir gehen alle Grenzen ab?" Die Krieger sahen sie an. Schwarzstreif räusperte sich und sah in den Wald. "Habe ich das nicht erwähnt? Wir gehen immer alle Grenzen ab, markieren sie jedoch nicht, da wir sonst viel zu lange brauchen würden. Wir schauen nur nach dem Rechten und vertreiben Eindringlinge, die sich in der Nacht in unser Territorium wagen." Die Schülerin nickte verstört, da sie das nicht erwartet hatte. Sie nahm schnell ihre Position in der Patrouille ein und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Windpfote war überrascht. Bei Schwarzstreifs Training waren sie so oft gestorben, dass sie schon dachte, sie würde es nie schaffen. Aber es war leichter als gedacht. Sie musste nur schauen, dass Weizenpelz nicht zu schnell ging und dass Schwarzstreif nicht zurück fällt. Stachelherz und Schattenpelz waren etwas schwieriger, da sie ihren Schweif nicht von Schwarzstreif nehmen konnte, aber irgendwei ging es. Doch sie durfte nicht unkonzentriert werden! Jederzeit könnte jemand einen Fuchs oder einen Dachs entdecken. Windpfote zuckte zusammen, als sie Schwarzstreif nicht mehr spürte. Sie sah schnell nach hinten und bemerkte, dass er zurück fiel. Sie reagierte schnell und kniff Weizenpelz in die Schweifspitze und stieß Stachelherz und anschließend Schattenpelz leicht an. Die Patrouille wurde sofort langsamer und Schwarzstreif holte wieder auf. Sie sah sich fragend nach ihm um, doch er starrte auf den Boden. Die Augen zusammen gekniffen und die Ohren nach hinten gestellt konzentrierte er sich auf das, was hinter ihm lag. Nun wagte auch Stachelherz einen Seitenblick auf den Kater und führte seinen Schweif vor Schwarzstreifs Schnauze. Dieser wurde instinktiv schneller und Windpfote sah beschämend zur Seite. Sie übernahm mit ihrem Schweif und Stachelherz konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe. "Hat er dir nicht beigebracht, dass du den hinteren mit dem Schweif führen musst," flüsterte er. Windpfote nahm ihren Blick nicht von Weizenpelz ab und konzentrierte sich noch mehr auf ihre Aufgabe. "Doch, aber ich… habe es… vergessen." Stachelherz zuckte mit dem Ohr und ging schweigend weiter. Inzwischen hatten sie die Grenzmarkierungen zum Bachclan erreicht. Sie liefen ein paar Fuchslängen von der Grenze entfernt entlang. Stachelherz richtete seinen Blick auf das feindliche Territorium und sah ein Augenpaar aus der Dunkelheit heraus leuchten. Oder bildete er sich das nur ein? Ein Fuchs oder Dachs war es schon einmal nicht und es war nicht auf seiner Seite der Grenze, also hielt er es nicht für nötig, den anderen Bescheid zu sagen. Jetzt noch nicht. Vielleicht würde er es Schwarzstreif im Lager gegenüber erwähnen, doch er bezweifelte, dass es wichtig war. Die Patrouille lief im gleichmäßigen Tempo weiter und kam ohne größere Vorkommnisse gut voran. Als sie die Grenze zum Gewitterclan hinter sich brachten und nun nur noch die letzte Strecke vor sich hatten, bei der die Geruchslinien nicht die eines anderen Clans, sondern nur hin und wieder auf die von einigen Streunern, stießen, bemerkte Windpfote, das Weizenpelz Blick hin und wieder über die Grenze fiel. Er wurde auch zunehmend nervöser, als würde er etwas erwarten und das wirkte sich auch auf Windpfote und somit auf den Rest der Patrouille aus. Der Anführer der Patrouille ging zunehmend schneller und die Schülerin hatte mühe, die Katzen zusammenzuhalten. Als sie diese Grenze hinter sich ließen, wurde Weizenpelz wieder entspannter und drosselte sein Tempo. Windpfote hörte Schwarzstreif hinter sich erleichtert ausatmen und ihr wurde bewusst, dass er immer noch nicht in Topform war. Oder in seiner normalen Form. Wie alt er wohl schon war? Aber sie musste sich wieder auf ihre Aufgabe konzentrieren! Sie wollte auf keinen Fall kurz vorm Ende noch einen Fehler machen! Erleichtert kamen sie ins Lager. Wolkenflug begrüßte sie mit einem freundlichen Schwanzschnupsen. Windpfote blieb in der Mitte der Lichtung stehen, da sie erwartete, dass die die Patrouille gleich alles besprach. Doch sie gingen nur an ihr vorbei und in den Kriegerbau oder wie Schattenpelz, zum Schmutzplatz. Nur Schwarzstreif trat zu ihr. "Geh schlafen. Dein Training beginnt erst nach Sonnenhoch." Windpfote sah ihn fragend an. "Meinst du echt, dass wir jetzt noch über die Patrouille reden? Wir würden dabei einschlafen, deswegen besprechen wir es erst bei Sonnenhoch. Also ruh dich jetzt besser aus, morgen geht es mit dem nächsten Schritt in deinem Trainingsplan weiter." Kapitel 36: Spekulation und Träume ---------------------------------- Schwarzstreif saß zusammen mit den anderen Mitglieder der Nachtpatrouille in einer ruhigen Ecke und genoss seinen Anteil vom Frischbeutehaufen und hörte den anderen zu. Schattenpelz hatte nicht außergewöhnliches gesehen und Weizenpelz schien in Gedanken woanders zu sein. Stachelherz dagegen starrte nachdenklich auf seine Portion. Windpfote verschlang gierig eine Maus, hatte aber die Ohren gespitzt um nichts zu verpassen. Nun hob Stachelherz den Kopf und sah Schwarzstreif direkt in die Augen. Dieser zuckte fragend mit den Ohren. "Jemand hat uns beobachtet. Ich habe Augen aus der Dunkelheit gesehen. Es war kein Fuchs oder so etwas." Der Zweite Anführer unterbrach sein Essen und starrte ihn ernst an. "Es war nicht auf unserem Territorium, ansonsten hättest du es uns schon während der Patrouille gesagt, oder?" Stachelherz nickte. "Es war auf Bachclanterritorium, also habe ich es bis jetzt verschwiegen. Immerhin war es kein Grenzüberschritt oder ein Räuber, deswegen wollte ich es dir erst jetzt sagen. Was meinst du, wer oder was war es?" Schwarzstreif sah ihn an. "Wie hat er oder sie ausgesehen? Hast du etwas erkennt? Fellfarbe oder so etwas?" Der graue Kater schüttelte den Kopf. "Ich konnte nur die Augen sehen. Aber warum bist du darauf so fokussiert?" Schwarzstreif sah ihn überrascht an. "Du weißt es nicht? Einige Tage vor Schwalbenflügels Tod sind mir ebenfalls Augen aus dem Bachclanterritorium aufgefallen. Damals dachte ich noch, das es einfach nur ein Streuner wäre, aber sie waren jede Nacht da. Nach ihrem Tod waren die Augen auch weg." Stachelherz fuhr seine Krallen aus. Wütend knurrte er. Schattenpelz drängte Windpfote von den Kriegern weg. "Du solltest jetzt besser gehen. Das ist nichts für dich. Sag Felsenpfote doch bitte, dass es noch etwas dauert. Ihr zwei könnt euch doch um die Ältesten kümmern." Windpfote war leicht überfordert und folgte ihren Anweisungen. "Soll das heißen, dass der Mörder von Schwalbenflügel da draußen ist?! Ich würde ihn so gerne das Fell über die Ohren ziehen!" Weizenpelz starrte die beiden überrascht an. Was hatte er verpasst? Schwarzstreif dagegen fuhr ebenfalls die Krallen aus. "Ich kann dich sehr gut verstehen, aber wir wissen es nicht mit Sicherheit. Es könnte genausogut ein einfacher Streuner gewesen sein. Aber die Möglichkeit, dass es wieder da ist, dürfen wir nicht ignorieren. Wir sollten ab jetzt auf der Hut sein." Stachelherz schnippte zustimmend mit dem Schweif und Schattenpelz sah sie ernst an. "Sollten wir dem Streuner einen Namen geben? Das ist einfacher, als immer "es" zu sagen." Die Krieger sahen sie an. "Gute Idee, nennen wir es doch Mörder, oder Blutkralle. Das würde doch seine Mordlust gut betonen!" Stachelherz stand wütend auf und ging hin und her. Schwarzstreifs Blick verdüsterte sich. "Ich habe es immer Nachtauge genannt. Immer wenn ich an ihn denke, kommt die Wut wieder hoch." Schattenpelz sah ihn mitfühlend an. "Geh doch zu deinem Baum. Ich erstatte Sturmstern derweil Bericht." Schwarzstreif sah sie überrascht an. "Du weißt davon?" Schattenpelz nickte wohl wissend. "Meinst du wirklich, mir ist es nie aufgefallen dass ein Baum immer weniger Rinde und immer mehr Kratzspuren hat, wenn du wütend wirst?" Stachelherz blieb nun ebenfalls stehen. "Du hast einen Schlagbaum? Kannst du mir zeigen, wo der ist? Ich will nicht, dass mich Farnfuß und später meine Jungen so sehen müssen. Ich glaube, es würde mir helfen, wenn ich mir Nachtauge vorstelle und so richtig meine Wut an ihm auslassen kann." Schwarzstreif sah, wie Stachelherz nervös seine Krallen aus- und einfuhr. "Na schön, komm mit. Ich könnte das jetzt auch gut gebrauchen." In seiner Stimme konnte man die unterdrückte Wut ohne Probleme heraushören. Schattenpelz sah den beiden nach. "Der arme Baum…" "Du willst mir also sagen, dass eine Katze Namens Nachtauge im Gebiet des Bachclans herumläuft und unsere Patrouillen in der Nacht beobachtet? Und dass dieser Nachtauge Schwalbenflügel getötet hat und er nun noch jemanden töten wird?" Sturmstern hatte Schattenpelz den Rücken zugekehrt. Die Kriegerin trat nervös von einer Pfote auf die andere. "Wir wissen nicht, ob er oder sie Schwalbenflügel getötet hat oder ob es Nachtauge heißt." Sturmstern drehte sich zu ihr, seine Augen waren zusammen gekniffen. "Und ob es überhaupt dieselbe Katze ist?" Schattenpelz schluckte. Er glaubte ihr kein einziges Wort! "Genau." Der Anführer öffnete seine Augen und rückte näher an Schattenpelz heran. "Wer hat dir denn den Floh ins Ohr gesetzt? Ich kenne dich, meine Liebe Schattenpelz. Von alleine würdest du mit so etwas nie zu mir kommen." Die Kriegerin rückte von ihm weg. "Schwarzstreif war es. Und ich habe ihm angeboten, es dir zu erzählen damit er gemeinsam mit Stachelherz seine Wut rauslassen kann." Sturmstern sah sie überrascht an. "Schwarzstreif ist mit Stachelherz seine Wut rauslassen gegangen?" Schattenpelz nickte zustimmend. "Schwarzstreif und Wut?" Sie nickte wieder. "Zusammen mit Stachelherz irgendwo allein?" Die Kriegerin nickte abermals. "Werden sie sich gegenseitig zerfetzen?" Er starrte sie an. "Nein, werden sie nicht. Sie könnten aber die ein oder andere Kralle verlieren, wenn sie es übertreiben." Schattenpelz stand auf und ging aus den Bau. Sturmstern sah ihr traurig nach. Schwarzstreif kam außer Atem im Lager an. Stachelherz war direkt hinter ihm und setzte sich hin. Er war tatsächlich viel ruhiger als zuvor. Weißpfote ging von der Kinderstube zurück in den Heilerbau, machte aber kert, als er die zwei Krieger sah. "Schwarzstreif, Sturmstern will dich sprechen." Der Krieger verdrehte genervt die Augen. Wie sollte er Windpfote nur ausbilden, wenn er nie Zeit für ihr Training hatte? Er schaute noch schnell in den Schülerbau und Windpfote sah neugierig auf. "Ich habe gemeinsam mit Felsenpfote die Ältesten versorgt, wie es Schattenpelz gesagt hat." Ihr Mentor nickte und sah sich auf der Lichtung um. "Gut, dann schließe dich jetzt einer Patrouille an, ich habe noch etwas zu tun." Mit diesen Worten ging er rasch zum Anführerbau. Unverblümt trat er ein und Sturmstern drehte sich überrascht um, ehe sein Blick ernst wurde. "Schattenpelz hat mir bereits alles gesagt. Was du mit Stachelherz treibst, bleibt deine Sache, solange ihr nicht verletzt werdet. Aber was soll das mit diesem Nachtauge?" Schwarzstreif stand still da und rührte sich nicht. Sturmstern starrte ihn auffordernd an, bis der weiße Kater endlich sein Maul öffnete. "Ob du mir das mit Nachtauge glaubst, ist deine Sache, aber wir sind in Gefahr, wenn er tatsächlich wieder da ist. Denk daran, das du mir auch nicht geglaubt hast, als ich dir gesagt habe, dass der Bachclan die Grenze verschieben will. Damals ist bereits jemand gestorben… Willst du, dass sich das alles wiederholt?" Sturmstern senkte seinen Kopf. "Damals habe ich einen Fehler gemacht und Fleckenpfote hat dafür mit seinem Leben bezahlen müssen. Es tut mir ja Leid, aber damals hast du es mit deinen eigenen Augen gesehen. Doch jetzt hast du nur eine Theorie, die in der Luft hängt. Wenn du willst, kannst du die Patrouillen verstärken, genug Schüler und Krieger haben wir ja, aber was kannst du sonst bitte tun?" Schwarzstreif sah an ihn vorbei. "Ich weiß es nicht. Jedenfalls sollte niemand alleine in den Wald gehen. Du weißt, was mit Schwalbenflügel passiert ist." Sturmstern sah ihn traurig an. "Ich weiß, aber wie willst du das dem Clan erklären, ohne dass Panik ausbricht?" Schwarzstreif stand auf und drehte sich beim Ausgang noch einmal um. "Vorerst werde ich nur den Nachtpatrouillen sagen, dass sie auf diese Augen achten sollen." Sturmstern richtete sich auf. "Na gut, aber ich sage dir etwas. Ich werde Nachtauge nicht auf der Großen Versammlung erwähnen. Soviel ist sicher." Schwarzstreif lag in seinem Nest und wartete auf den Schlaf. Den Rest des Tages hatte er mit Windpfote über ihre Leistung bei ihrer ersten Nachtpatrouille gesprochen. Sie selber schien nicht mit sich selbst zufrieden, obwohl er schlechtere Beispiele kannte. Sie setzte sich für seinen Geschmack viel zu sehr unter Druck. Darüber musste er wohl oder übel mit ihr reden. "Schwarzstreif?" Der Kater horchte überrascht auf. Müde schlug er seine Augen auf und musste feststellen, dass er auf einer weiten Wiese lag. War er im Himmelsclanterritorium? Nein, er kannte diese vermaledeite Wiese. Er war im Sternenclan. Hat er wieder eine Nahtoderfahrung? Nein, so etwas fühlte sich anders an. Genervt sah er sich um, welche tote Katze nun wieder mit ihm reden wollte. Wie er das hasste! Am Morgen danach war man immer so müde, als hätte man kaum geschlafen. "Schwarzstreif." Eine Katze mit grauem Fell und schwarzen Streifen trat näher, doch gleichzeitig blieb sie außer Reichweite. Der Krieger kniff die Augen zusammen. "Wer bist du?" Das war etwas neues. Er kannte die Katze tatsächlich nicht, oder konnte sich nicht an sie erinnern. "Schwarzstreif, vertrau ihm nicht. Ihm kann man nicht trauen, vergiss das nicht." Der Traum löste sich langsam auf und alles wurde verschwommen. "Warte! Wer bist du?! Und wem soll ich nicht vertrauen!?" Die Katze wurde immer undeutlicher und ihre Stimme immer schwächer. "Ich bin Strei-" Schwarzstreif schreckte auf, als ihn jemand weckte. Distelschweif sah ihn besorgt an. "Schwarzstreif, du hast im Traum getreten und gemurmelt. Was war denn los?" Der Krieger klammerte sich immer noch an die Erinnerungen, die er noch an den Traum hatte. "Das wüsste ich, wenn du mich nicht so früh geweckt hättest." Die schwarze Katze schreckte zurück. "Es- es tut mir Leid. Aber du hast so unruhig geschlafen und fast hättest du Weizenpelz im Schlaf getreten, da wollte ich dich lieber wecken." Schwarzstreif schielte aus dem Bau. Es war noch Nacht. Morgen war Vollmond, das merkte man. Er sammelte noch grob etwas Moos, das bis vor kurzem noch sein Nest war und machte es sich bequem. Insgeheim wusste er, dass die Katze nicht mehr zurückkommen würde, doch er hoffte es trotzdem. Kapitel 37: Von Birken und Wellen --------------------------------- Windpfote senkte den Kopf. Schwarzstreif war mit ihr und Mohnpelz in den Wald gegangen, um über ihre Einstellung zu reden. Dass ihr Vater dabei sein musste, störte sie am meisten. Die Krieger blieben stehen und stellten sich vor ihr auf. Mohnpelz ergriff zuerst das Wort. "Also, über was möchtest du mit mir und Windpfote reden?" Schwarzstreif setzte sich und sah beide genau an. "Sie macht sich selbst zu viel Druck. Windpfote, es ist normal Fehler zu machen und du kannst es nicht verhindern." Mohnpelz seufzte. "Ist das alles? Ich dachte, sie würde sich keine Mühe mehr machen und ihr Training schleifen lasst. Aber was hast du dagegen, wenn sie sich anstrengt?" Windpfote schaute zwischen den Kriegern hin und her. Hatten die beiden vergessen, dass sie neben ihnen saß? "Keine Katze ist perfekt. Sie macht sich das Leben nur selbst schwerer als nötig, wenn sie so weiter macht. Sie kann nicht jeden Fehler verhindern und wir alle haben bereits Fehler gemacht." Windpfote horchte auf. "Wie kannst du das sagen! Ich bin die Schülerin des Zweiten Anführers, da muss ich mir doch Mühe geben! Du hättest durch meinen Fehler sterben können!" Die zwei Krieger sahen überrascht auf. Windpfote stiegen bereits Tränen in die Augen. Schwarzstreif schloss kurz die Augen, ehe er seine Schülerin ansah. "Ist das alles, worüber du dir Sorgen machst? Fleckenpfote war ebenfalls Schüler eines Zweiten Anführers, aber er hat auch Fehler gemacht. Ziemlich viele sogar, aber er hat aus ihnen gelernt. Und ich hätte bereits ziemlich oft sterben können, da war das von neulich nicht der rede Wert. Unkraut vergeht nun mal nicht. Außerdem warst du sogar ziemlich gut, ich kenne nämlich schlechtere Beispiele. Fichtenpelz hat mir zum Beispiel von Mohnpelz erster Patrouille erzählt. Das war eine Katastrophe." Mohnpelz starrte schockiert auf Schwarzstreif. "Das hat jetzt nichts mit dem zu tun! Also… Windpfote, überfordere dich nicht, hörst du? Schwarzstreif, pass weiterhin gut auf sie auf. Ich muss dann los und mit Rabenpfote trainieren. Bis später." Der rotbraune Kater lief schnell weg. Schwarzstreif sah ihm amüsiert hinterher. "Siehst du? Selbst Mohnpelz ist nicht perfekt." Windpfote starrte ihrem Vater verblüfft hinterher. "Was ist denn passiert?" Der Krieger musterte sie hämisch. "Sagen wir es so. Die Patrouille ist auseinander gefallen und er hat es nicht schnell genug gemerkt. Fichtenpelz war so wütend auf ihn, dass er ihn von seinem Posten verjagt hat und ihn selbst eingenommen hat. Er wird heute noch damit gehänselt, was meinst du, warum er alles versucht um nicht auf Nachtpatrouille gehen zu müssen?" Windpfote schnurrte amüsiert. "Komm, gehen wir noch ein bisschen trainieren, bis wir zur Großen Versammlung gehen." Schwarzstreif sah auf die noch leere Lichtung hinab. Sie warteten, bis Sturmstern endlich das Zeichen gab und kamen gleichzeitig mit dem Gewitterclan unten an. Die ersten Gruppen bildeten sich bereits und Schwarzstreif musste bemerken, dass er von einigen Schülern angestarrt wurde. Windpfote und Rabenpfote liefen zu der Schülergruppe, Graupfote und Natternpfote blieben jedoch zusammen und sahen sich ängstlich um. Es war ihre erst Große Versammlung und sie wussten nicht, was sie tun sollten. Ihre Schwester, Rabenpfote, war dagegen wie Feuer und Flamme und redete mit den anderen Schülern . Schwarzstreif begab sich in eine ruhigere Ecke wurde aber immer noch von einigen Katzen angestarrt. Eine braune Kätzin löste sich von der Menge und lief auf ihn zu. "Hallo Schwarzstreif, wie geht es deiner Pfote?" Birkenblatt sah ihn freundlich an. "Besser." Die Heilerin sah sich ein wenig in der Umgebung um. "Du weißt, was ich will, oder?" Der Krieger nickte nur. "Gut, also wann? Ich werde schon nervös." Inzwischen waren auch die anderen Clans eingetroffen und vermischten sich untereinander. Schwarzstreif sah sich in der Senke um, bis sein Blick bei einer anderen Katze hängen blieb. Er stand auf und schaute Birkenrinde noch einmal in die Augen. "In drei Nächten hier. Ich sorge dafür, dass Birkenrinde kommt, aber ich kann für nichts garantieren." Er ging weg und Birkenblatt ging zu Amselschwinge und Weißpfote. Unterwegs grüßten ihn mehrere Katzen und stellten ihm verschiedene Fragen. Er antwortete nur minimalistisch und ging in Richtung Birkenrinde. Er setzte sich mit einigen Schwanzlängen Abstand von ihr in eine dunkle Ecke und starrte sie an. Die Königin bemerkte seinen Blick natürlich und rutschte unbehaglich hin und her, ehe sie aufstand und auf Schwarzstreif zuging. "Was?" Der Kater streckte sich. "Ach nichts. Ich soll dir nur etwas ausrichten, aber wenn ich direkt zu dir gehe, bemerken es natürlich alle und Pantherstern wird sicher nicht begeistert sein." Birkenrinde zog die Lefzen zurück. "Deswegen musst du mich nicht so anstarren! Also, was sollst du mir sagen? Mach es schnell, dann kann ich dich wieder in Ruhe lassen." Schwarzstreif blinzelte sie verführerisch an. "In drei Nächten sollst du dich hier mit jemanden treffen." Er stand auf und ging an ihr vorbei. Sie blieb wie angewurzelt stehen, knurrte ihm jedoch hinterher. "Verlangst du von einer trächtigen Katze, die jederzeit ihre Jungen bekommen könnte, den Schutz des Clans zu verlassen und einen Nachtspaziergang durch das Territorium zu machen, um mich mit irgendjemanden hier zu treffen?!" Schwarzstreif blieb stehen und schaute über seine Schulter. "Hört sich an, als hättest du Angst. Keine Sorge, meine Dame, ich werde auch da sein und dich beschützen, wenn du es so willst." Er sprach diese Worte so provokant aus, wie nur möglich. Birkenrinde wirbelte herum und stand ihm Nase an Nase gegenüber. Sie starrte ihn in die gelben Augen. "Wage es nicht! Ich kann auf mich selbst aufpassen, das habe ich schon als Junges bewiesen!" Schwarzstreif trat ruhig einen Schritt zurück und sah sie mit einem schelmischen Funkeln in den Augen an. "Schön, dann kommst du also. Danke, das war leichter als gedacht. Bis in drei Tagen und wenn du nicht kommst, weiß ich, dass du doch ein Mäuseherz bist." Er ging gemütlich davon und Birkenrinde starrte ihm entsetzt hinterher. Flammenstern jaulte laut, um die Versammlung zu eröffnen. Sie trat vor und sah auf die Katzen hinab. "Die Beute läuft für Blattfallverhätnisse gut. Nussbart hat seinen Heilernamen erhalten." Sie trat nach ihrer kurzen Ansprache zurück und Krallenstern wurde nach vorne gedrängt. Der Kater sah unsicher in die Senke und holte tief Luft. "Wir ha-haben drei neue Schüler. Sch- Schlangenpfote, Blumenpfote u-und Igelpfote. Die Beu-Beute läuft gut." Er trat zurück und die Clans riefen die Namen der neuen Schüler in die Nacht hinaus. Pantherstern ging ohne Umschweife nach vorne und sah sich beiläufig die Menge an. "Ich komme gleich zur Sache. Luchsohr ist vor kurzem ihrem Alter erlegen. Sie ist im Schlaf gestorben, und jetzt stehen wir ohne Heiler da." Er drehte sich zu den anderen Anführern um. "Was denkt ihr, sollen wir jetzt machen?" Krallenstern fuhr nervös die Krallen aus und ein. "Also, ei-eigentlich dienen Heiler allen Clans." Panthersterns Augen leuchteten. "Sehr gute Idee, Krallenstern! Ein Clan, der zwei Heiler hat, kann doch einen entbehren!" Er funkelte Sturmstern und Flammenstern an. Der graue Kater sah ihm entschlossen in die Augen. "Wir können leider niemanden entbehren, da Weißpfote seine Ausbildung noch lange nicht abgeschlossen hat. Und Amselschwinge muss ihn noch ausbilden. Es tut mir Leid, Pantherstern, aber wir können dir jetzt nicht helfen." In seiner Stimme war ein Hauch von Verachtung und Hass. Pantherstern ignorierte diesen Unterton und grinste Flammenstern an. "Sieht so aus, als würde es auf den Himmelsclan hinauslaufen. Nussbart hat doch gerade seine Ausbildung abgeschlossen, da kann er doch gleich wieder in seinen Geburtsclan umsiedeln. Normalerweise würde ich so etwas nicht tolerieren, aber ich mache einmal eine Ausnahme." Flammenstern plusterte sich auf. "Ihr habt ihn doch erst aus eurem Clan vertrieben! Außerdem ist es seine Entscheidung, also frag ihn selbst." Sturmstern warf der Anführerin einen entschuldigenden Blick zu, aber sie ignorierte ihn und sah, wie auch Pantherstern, zu den Heilern. Spatzenherz baute sich schützend vor Nussbart auf und der braune Kater sah unsicher zu den Anführern. Sein Mentor zog die Lefzen zurück. "Eher gehe ich in den Bachclan, als wenn ich Nussbart wieder zurückschicke!" Nussbart zuckte zusammen, sprang aber geschmeidig über den Heiler drüber und sah ihm in die Augen. "Spatzenherz, es war nicht der Bachclan, der mich vertrieben hat, es war Luchsohr. Und außerdem habe ich bei meiner Ernennung ein Zeichen bekommen und jetzt bin ich mir sicher, was es bedeutet." Er drehte sich zu Pantherstern um und sah den schwarzen Kater in die orangen Augen. "Ich werde der neue Heiler des Bachclans, wenn du es so willst, Pantherstern." Der Anführer nickte bestimmt und trat zufrieden zurück. Sturmstern trat unsicher nach vorne, von der ganzen Szene überfordert. "Wir haben einen neuen Schüler, Federpfote. Spechtfeder hat Rauchjunges zur Welt gebracht, leider hat es sein Bruder Drosseljunges nicht geschafft." Er machte kurz eine Verschnaufpause und ordnete seine Gedanken. "Schwarzstreid geht es inzwischen wieder besser und er ist auch anwesend. Aber leider ist Fleckenpfote in einem Grenzkampf gestorben. Wir bedauern seinen Verlust sehr und hoffen, dass er es im Sternenclan gut hat." Er musste eine Träne unterdrücken, als er wieder an den jungen Kater denken musste. Die Katzen in der Senke miauten ihr Beileid. Langsam vermischten sie sich wieder in einzelne Gruppen und redeten wieder miteinander, bevor sie wieder zu Rivalen wurden. Schwarzstreif lag in einer Ecke und starrte den Kater an, der direkt auf ihn zukam. "Schwarzstreif, oder wie habe ich dich damals immer genannt? Riesenpfote? Aber das passt doch jetzt nicht mehr. Wie wäre es mit Riesenkater?" Der Getigerte umkreiste ihn inzwischen und Schwarzstreif stellte sich auf. "Nenn mich doch wie du willst, Wellenpelz. Mir doch egal." Der Zweite Anführer des Bachclans schnurrte amüsiert. "So direkt und unnahbar wie eh und jeh. Ich muss sagen, als ich gehört habe, dass Fleckenpfote gestorben ist, musste ich sofort an dich denken. Immerhin war er doch dein Sohn oder? Das muss schwer für dich sein. Ich weiß es aus eigener Erfahrung wie schlimm es ist, wenn eine geliebte Katze ihren letzten Atemzug macht." Schwarzstreif schnaubte genervt. "Hast du nichts besseres zu tun, Wellenpelz?" Der getigerte funkelte ihn beleidigt an. "Da will man einmal eine alte Freundschaft wieder aufleben lassen und dann das! Es wäre sicher besser, wenn wir uns, als zukünftige Anführer zweier Clans, verstehen würden und uns nicht ständig anschweigen und ignorieren!" Schwarzstreif starrte ihn direkt in die Augen. "Du bist nur vorübergehend Zweiter Anführer, lass dir das nicht zu Kopf steigen." "Schwarzstreif, wir gehen. Kommst du?" Der Krieger stand auf und würdigte Wellenpelz keines Blickes mehr. "Noch bin ich nur zeitweise der Zweite Anführer, aber du wirst schon sehen zu was ich es noch bringen werde, Schwarzstreif. Eigentlich sollte ich dir danken, da ich ohne dich nie die Katze wäre, die ich jetzt bin." Kapitel 38: Alte Geheimnisse ---------------------------- Schwarzstreif spähte zwischen den Zweigen des Kriegerbaues hindurch. Drei Tage ohne besondere Vorkommnisse, außer dass Nachtauge wieder gesehen wurde, sind inzwischen vergangen und er soll sich gleich mit Birkenblatt treffen. Er hatte extra Stachelherz für die Nachtwache eingeteilt, weil er wusste dass er oftmals in die Kinderstube ging um sich zu vergewissern, dass es Farnfuß gut ging. Oder auf den Schmutzplatz. Außerdem war er mit seinem grauen Pelz besser zu sehen als so manch anderer. Er lag still da und atmete langsam und ruhig, um den Anschein zu machen, dass er schlafen würde. Als er bemerkte, dass sich der graue Krieger in Richtung Kinderstube bewegte, stand er langsam auf. Jeder im Bau würde denken, dass er zum Schmutzplatz ging, also bewegte er nicht leiser als sonst nach draußen. Einige der Krieger knurrten, machten aber sonst nichts. Der weiße Krieger huschte aus dem Lager und blieb einige Schwanzlängen nach dem Lagerausgang stehen. Er schlich sich in ein Gebüsch, um in Ruhe über seinen nächsten Schritt nachzudenken, als jemand in ihn hinein lief. Erschrocken drehte er sich um und sah zu seiner Überraschung Weizenpelz. Der junge Krieger sah ihn mit großen, ängstlichen Augen an. Schwarzstreif sah ihn verwirrt an, ehe er genervt seufzte. "Ich sage nichts, wenn du nichts sagst. Einverstanden?" Man konnte sehen, wie sich Weizenpelz entspannte. "Einverstanden." Der Kater verlor keine Zeit und eilte weiter. Schwarzstreif sah ihm noch hinterher, ehe er sich ebenfalls auf den Weg machte. "Schwarzstreif! Du bist wirklich gekommen!" Erfreut schnurrte Birkenrinde, als sie ihn sah. Krallenstern neben ihr sah ihn verwirrt an. "Was machst du hier, Schwarzstreif? Ich dachte, ich werde hier etwas über meine Vergangenheit herausfinden." Der Heilerin sah ihn an. "Das wirst du auch, aber zuerst müssen wir auf Birkenrinde warten." In diesem Moment trat die trächtige Katze in die Senke. "Das müsst ihr nicht. Also Schwarzstreif, ich bin hier und was jetzt?" Der Nachtclankater sah zu Birkenblatt. "Fragt sie, sie wollte dieses Treffen." Die Augen richteten sich nun auf die Heilerin, die sich sichtlich unwohl unter ihrem Pelz fühlte. "Ich habe euch zwei etwas zu sagen. Was Schwarzstreif angeht, er ist hier weil ich ihn darum gebeten habe. Ich glaube ich würde es ohne ihn nicht schaffen." Sie atmete tief ein, ehe sie entschlossen die drei Katzen anstarrte. Birkenrinde und Krallenstern sahen sie nur verwirrt an, Schwarzstreif schaute dagegen gelangweilt aus. "Ich-Ich bin eure Mutter." Sie zuckte bei diesen Worten zusammen. Krallenstern sprang entsetzt auf. "Was?! A-Aber wie?! Ich bin doch angespült worden!" Birkenrinde blieb ruhiger als ihr Bruder, starrte die Katze aber ebenfalls entsetzt an. "Ok, ich wusste, dass er mein Bruder ist. Es war schon ziemlich offensichtlich, aber ich hätte nicht gedacht, dass du meine Mutter bist! Aber warum sagst du es uns erst jetzt?" Schwarzstreif, der sich bis jetzt nur im Hintergrund gehalten hatte, schnurrte amüsiert. "Wirklich? Dabei sieht sie dir doch so ähnlich." Birkenrinde fuhr zu dem Kater herum. "Sei still!" Birkenrinde trat schnell zwischen die Beiden. "Birkenrinde, Schwarzstreif, hört auf! Ich habe entschieden, dass es an der Zeit ist es euch zu sagen. Du bist die Zweite Anführerin des Clans, der dich aufgenommen hat und wirst bald deine ersten Jungen werfen. Und du, mein Sohn bist ein wunderbarer Anführer geworden. Ich bin so stolz auf euch beide." Krallenstern starrte sie entsetzt an. "Hast du etwa das Zeichen gefälscht, damit ich Anführer werde?! Ich kann das nicht glauben! Also wollte mich der Sternenclan nicht wirklich als Anführer haben!" Verzweifelt kauerte sich der Anführer zusammen. Schwarzstreif kam auf ihn zu und knurrte tief. "Mäusehirn! Wenn der Sternenclan dich nicht gewollt hätte, hättest du keine neun Leben erhalten!" Birkenrinde starrte Schwarzstreif an. "Du scheinst das alles bereits gewusst zu haben. Aber woher?" Der Kater drehte sich zu der trächtigen Katze um. "Wenn ich nicht gewesen wäre, hättet ihr wohl nicht überlebt. Eure Mutter hier wollte euch auf viel zu kleine Rindenstücke platzieren. Ihr wärt innerhalb eines Herzschlages ertrunken." Birkenrinde sah betroffen zu Boden. "Ich halte es nicht mehr aus! Es ist alles viel zu viel für mich!" Krallenstern stürmte davon. "Krallenstern!" Birkenblatt schnappte überrascht nach Luft und lief ihm hinterher. Schwarzstreif schnaupte genervt. "Das können sie jetzt unter sich ausmachen. Ich habe bereits genug getan. Auf Wiedersehen, Birkenrinde. Komm gut nach Hause, oder Pantherstern wird jedem das Leben zur Hölle machen." Er stand auf und tauchte ins Gebüsch ein. Birkenrinde sah ihm noch hinterher, ehe sie sich ebenfalls auf den Weg machte. "Ich dachte immer, meine Mutter wäre gestorben und das ich aus eigener Kraft im Fluss überlebt habe. Aber das Birkenblatt meine Mutter ist… Ist doch jetzt auch egal. Jeder weiß, dass ich nicht aus dem Bachclan stamme, also ist mir meine Herkunft egal. Ich weiß nicht, warum sie es mir gesagt hat, aber an unserer Beziehung wird sich mit Sicherheit nichts ändern." Birkenrinde war so in ihre Selbstgespräche vertieft, dass sie den Schatten, der sie verfolgte nicht bemerkte. Schwarzstreif schlich sich durch den Schmutzplatz ins Lager. Stachelherz sah ihn verwirrt an. "Wann bist du denn auf den Schmutzplatz gegangen?" Der Zweite Anführer erwiderte genervt: "Während du der Kinderstube einen Besuch abgestattet hast." Er ging weiter, ohne auf Stachelherz zu achten und legte sich in sein Nest. Er kam aber nicht drumrum zu bemerken, dass Weizenpelz noch nicht zurück war. Aber das war nicht seine Sache. Der Kater schloss seine Augen und fing leise an zu schnarchen. Er öffnete die Augen, als die Sonne seine Nase kitzelte. Erschrocken sprang er auf und sah sich im fast leeren Kriegerbau um. Nur Weizenpelz und Stachelherz dösten noch vor sich hin. Schnell verließ er den Bau und sah sich auf der Lichtung um. Alles war soweit friedlich und niemand schien ihn zu bemerken. Gähnend ging er zum Schülerbau und starrte hinein. Windpfote und Felspfote redeten leise miteinander, doch als sie Schwarzstreif bemerkten, wurden sie leise und gingen zu ihm hinaus. Felsenpfote sah Schwarzstreif schmelmisch an. "Heute später als sonst, was?" Der Krieger sah ihn genervt an. "Soll ich dafür sorgen, dass du morgen später als sonst aus deinem Nest kommst? Das lässt sich nämlich einrichten wenn du unbedingt keinen Schlaf haben willst." Felsenpfote bekam große Augen und murmelte eine Entschuldigung vor sich hin. "Was willst du überhaupt hier? Wo ist Schattenpelz?" Felsenpfote sah vorsichtig zu ihm auf. "Sie ist gemeinsam mit Amselschwinge und Weißpfote Kräuter sammeln gegangen. Schattenpelz hat gesagt, dass ich mich dir anschließen soll. Also habe ich gemeinsam mit Windpfote auf dich gewartet." Der Zweite Anführer schnaufte entgeistert. "Konnte sie mir das nicht selber sagen. Jetzt muss ich alle Pläne über den Haufen werfen. Also schön, kommt mit, wir üben jetzt einige Kampftechniken. Felsenpfote, wie weit bist du schon?" Der junge Schüler sah ihn nun wieder mit funkelnden Augen an. "Schon weiter als meine Geschwister! Ich kann sie alle im Kampf besiegen!" Vor lauter Stolz schwelte sich seine Brust an. Windpfote schnurrte amüsiert, während Schwarzstreif genervt die Augen verdrehte. "Also gut, dann musst du anscheinend ja nichts mehr lernen. Windpfote, ich zeige dir dann eine neue Technik, aber ich bin mir sicher, dass Felsenpfote sei mit Leichtigkeit abwehren kann. Also muss ich sie auch nicht lang und breit erklären, das spart Zeit." Der Kater lief in Richtung Trainingskuhle und die Schüler folgten ihm schnell. Dort angekommen, stellte sich Schwarzstreif sofort in die Mitte und peitschte wütend mit dem Schweif. Felsenpfote stellte sich zögernd gegenüber von ihm auf und ging in eine Verteidigungsposition. "Windpfote, pass gut auf. Mit deinem Kampfstil wirst du diese Technik nicht verwenden, aber es kann ja nicht schaden, dass du sie kennst. Es ist ein sehr aggressiver Angriff und du solltest schwerer und kräftiger als dein Gegner sein. Und du, Felsenpfote, hab keine Angst, ich werde schon versuchen, dir nichts zu brechen." Der Schüler schluckte nervös. Er behielt Schwarzstreif gut im Auge und wartete ungeduldig auf dessen Angriff. Der Krieger pirschte sich langsam an und Felsenpfote war irritiert, dass es kein schneller Zug war. Aber das konnte sich jederzeit ändern, dass wusste er. Plötzlich schnellte Schwarzstreif nach vorne und stellte sich auf die Hinterpfoten, nur um sich gleich darauf mit ausgestreckten Vorderpfoten auf Felsenpfote fallen zu lassen. Der Schüler sprang schnell zur Seite, doch der Krieger streifte ihn mit einer Pfote am Hinterlauf. Der Schüler wurde von der Wucht aus dem Gleichgewicht gebracht zu Boden gerissen. Er sah entsetzt zu Schwarzstreif auf und der Krieger holte schon wieder auf die gleiche Art und Weise aus. Gerade, als er sich fallen ließ und seine Pfoten in Felsenpfotes Seite stemmen wollte, verfehlte er ihn um Haaresbreite. "Denkst du wirklich, ich würde diesen Zug bei einem unerfahrenen Schüler anwenden? Windpfote, wenn du gut aufgepasst hast, weißt du sicher wie man diesen Zug abwehren kann. Willst du es versuchen?" Windpfote nickte eifrig und nahm Felsenpfotes Platz ein. Der Schüler sah sie ungläubig an. "Du willst das jetzt freiwillig machen nachdem du gesehen hast, was er macht?" Windpfote sah ihn ernst an. "Na klar, ich glaube, ich weiß wie ich ihn abwehren kann. Außerdem wird mir Schwarzstreif höchstens ein paar blaue Flecken verpassen. Glaub mir, es wäre schlimmer, wenn ich nichts machen würde." Schwarzstreif schnellte wieder zu seinem Gegner hin und richtete sich auf. In genau diesem Moment rannte Windpfote nach vorne und rammte den Krieger in den Bauch. Er fiel um und schnappe nach Luft. Windpfote ließ nicht locker und trommelte mit eingefahrenen Krallen auf Schwarzstreif ein, ehe sie von ihm abließ. Er richtete sich langsam auf, immer noch außer Atem. "Sehr gut, Windpfote, aber er gibt noch einen anderen Weg, weißt du, welchen ich meine? Der ist allerdings etwas schwieriger." Felsenpfote starrte die Katzen an. Er konnte es nicht glauben, wie die Zwei nur so trainieren konnten, denn Schattenpelz und er gingen es ganz anders an. Kapitel 39: In fremden Territorium ---------------------------------- Ein sandfarbener Kater starrte in den Nadelwald. Er war einige Fuchslängen von der Grenze entfernt und wartete, dass eine Patrouille weg ging. Hinter ihm raschelte es im Gebüsch und ein schwarzer Kater trat leise zu ihm. "Du willst es wirklich machen, oder?" Der Angesprochene drehte seinen Kopf und sah ihm in die Augen. "Natürlich, Nacht. Jetzt habe ich die Macht, es endlich zu erledigen. Du wirst doch hoffentlich keinen Rückzieher machen, oder?" Sein fast kahler Schweif, peitschte wütend hin und her. Nacht sah ihn entschlossen an. "Ich werde an deiner Seite kämpfen, Ratte. Aber ich werde nicht gegen sie kämpfen." Ratte lachte auf. "Deine Geliebte kennt dich vielleicht noch, aber dein Nachwuchs hat dich noch nie gesehen. Du weißt ja nicht einmal, wie viele Jungen du hast oder wie sie aussehen." Nacht wendete sich von ihm ab. "Ich weiß, aber ich weiß, wie alt sie jetzt sein müssten, also werde ich Katzen in ihrem Alter meiden. Aber gegen den Rest werde ich kämpfen." Ratte sah ihn scharf an. "In Ordnung, aber sie werden kämpfen müssen, dass ist sicher. Aber du wirst doch hoffentlich nicht einschreiten, wenn sie jemand von uns angreift, oder?" Nacht starrte ihn entsetzt über die Schulter an. "Natürlich nicht! Sie sollen lernen ihre eigenen Kämpfe auszutragen! Und ich weiß, dass du keine Toten sehen willst. Weder auf unserer noch auf deren Seite." Schwarzstreif streifte mit Windpfote durch den Wald. "Heute werde ich dir aber beibringen, wie man in der Nacht jagt. Dieses mal haben wir keine Nervensäge dabei." Windpfote zuckte aufgeregt mit den Schnurrhaaren. "Wirklich? Ich freue mich schon darauf! Fangen wir wie immer mit der Theorie an?" Der Krieger nickte, doch auf einmal hörte er einen Schrei. Windpfote reagierte schnell und lief schon auf die Geräuschquelle zu. Knurrend folgte ihr Schwarzstreif. Die zwei liefen schnell, doch plötzlich rammte Schwarzstreif etwas. Er verlor überrascht das Gleichgewicht. Windpfote machte schnell kehrt und starrte ein graues Junges an. Es hatte die Augen vor Furcht aufgerissen. "Helft bitte Baumjunges! Er wird von etwas verfolgt!" Schwarzstreif rappelte sich schnell auf. "Was machst du überhaupt hier? Du riechst nach Himmelsclan." Das Junge starrte ihn immer noch ängstlich an. "Dafür ist jetzt keine Zeit! Wir wurden von etwas braunem flinken verfolgt! Es kam aus den Bäumen und dann habe ich Baumjunges aus den Augen verloren! Er kann sich doch nicht wehren!" Windpfote sah Schwarzstreif fragend an. Dieser riss seine Augen entsetzt auf. "Windpfote, du bringst den hier ins Lager! Ich suche den anderen, los!" Er stürmte davon und hielt den Mund auf, um nach Gerüchen ausschau zu halten. "Baumjunges! Baumjunges! Wo bist du? verdammt, hoffentlich komme ich nicht zu spät!" Der Krieger lief durch den Wald, immer auf der Suche nach dem Jungen. "Hoffentlich ist er so groß wie der andere. Ansonsten…” Er blieb abrupt stehen, als er ein jämmerliches Maunzen hörte. "Baumjunges? Bist du das?" Schwarzstreif sah sich instinktiv nach dem Verfolger des Jungen um. Er entdeckte das, was er vermutet hatte. Einen Baummarder! Fauchend sprang er auf den braunen Räuber und dieser zog es vor zu fliehen. "Baumjunges? Der Marder ist weg, du kannst herauskommen." Nachdenklich sah er sich um. Was hatten die zwei gemacht, dass ein Baummarder am Tag raus kam? Normalerweise zeigten sich diese erst ab der Dämmerung. Ein kleines, braunes Junge kam aus den Baumwurzeln geklettert. Seine Schnurrhaare zuckten nervös und seine weißen Ohren waren ängstlich nach hinten gelegt. Doch was Schwarzstreif am meisten wunderte, waren die hellen Augen des Katers, die in die Leere starrten. "Wer bist du?" Baumjunges fragte sehr vorsichtig. Der Krieger nahm ihn schnell am Nackenfell und der kleine Kater verfiel in die Tragestarre. "If fin Farfftreif," sagte er mit dem Fellbündel im Maul, was dadurch unverständlich wurde. Sturmstern und Amselschwinge warteten am Eingang bereits auf ihn. Der Heiler stürmte sofort nach vorne, als er das Junge sah und schnüffelte besorgt an ihm, ehe er es dem Krieger aus dem Mund nahm und und ihn in den Heilerbau trug. Sturmstern sah ihn fragend an. "Sie wurden von einem Baummarder verfolgt. Frag mich nicht, warum er am Tag auf der Jagd war." Der Anführer nickte und ging gemeinsam mit Schwarzstreif in das Lager um ihre nächsten Schritte zu planen. "Die zwei werden sicher schon gesucht. Wir sollten ihnen etwas unter die Pfote greifen." Schwarzstreif seufzte bei den Worten seines Anführers. "Und das darf dann ich übernehmen, oder was?" Der Anführer grinste ihn an. "Also eigentlich wollte ich jemand anderen schicken, aber wenn du dich schon freiwillig meldest, habe ich nichts dagegen. Nimm aber noch jemanden mit." Der Stellvertreter verdrehte genervt die Augen. Er stand auf und sah sich auf der Lichtung um. "Mohnpelz, nimm dir deine Schülerin und komm mit. Wir müssen den Eltern unserer Gäste bescheid sagen, dass sie hier sind." Schwarzstreif blieb vor der Grenze stehen. Er prüfte die Luft, ehe er knurrend über die Geruchslinien schritt. Windpfote folgte ihm unsicher, während Mohnpelz stehen blieb. "Wäre es nicht besser wenn wir hier warten würden?" Rabenpfote neben ihm nickte zustimmend, hielt ihre Bewegung allerdings an, als Schwarzstreif zu den anderen sah. "Die letzte Patrouille haben wir verpasst. Die nächste kommt erst irgendwann, da geht es schneller wenn wir Richtung Lager gehen. Stell dir doch einfach vor, deine Jungen würden verschwinden. Würde es dir da nicht egal sein wer kommt, solange derjenige dir sagen könnte, wo sie sind?" Mohnpelz schaute nachdenklich zu Boden, ehe er den beiden folgte. Verwirrt lief Rabenpfote hinter der Patrouille her. Alle waren auf der Hut, denn immerhin waren sie auf feindlichem Territorium. Sie gingen langsam weiter, setzen vorsichtig einen Schritt nach dem anderen. Plötzlich hob Schwarzstreif den Schweif und versammelte die anderen um sich. "Wenn wir angegriffen werden, wehrt euch nicht. Keine Krallen, verstanden," flüsterte er mit einer Stimme, die keine Widersprüche zuließ. Die anderen nickten langsam und der Zweite Anführer ging mit hoch erhobenem Schwanz durch die Wiesen. Er blieb nicht stehen, auch als ein Grasbüschel in seiner Nähe raschelte. Sogleich sprangen einige Katzen heraus und die Eindringlinge wurden umgestoßen. Schwarzstreif wurde von zwei Kriegern zu Boden gedrückt, wehrte sich jedoch nicht. In den Augen der rotbraunen Kätzin funkelte Verwirrung auf. Der hell getigerte Kater dagegen schaute ihn sehr misstrauisch an. Er blickte schnell zu den anderen und als er sah, dass diese ebenfalls nicht kämpften, schritt er von dem Krieger weg. Schwarzstreif grinste zufrieden. "Seid ihr endlich fertig? Ich dachte schon, wir müssten ewig hier liegen." Er rappelte sich auf und wandte sich an den hell getigerten. "Wespenstachel, wir sind nicht zum kämpfen hier. Genauer gesagt haben wir eine Botschaft, die Flammenstern sicherlich interessieren würde. Wärst du so nett?" Wespenstachel funkelte ihn stur an. "Und was wäre das, wenn ich fragen darf?" Schwarzstreif, der bereits in Richtung Lager ging, schaute noch einmal über seine Schulter. "Es geht den ganzen Clan etwas an." Im Lager angekommen, wartete Flammenstern bereits auf die Patrouille. Wespenstachel hatte einen Schüler vorgeschickt, um ihr Bescheid zu sagen. Seine Katzen stellten sich hinter ihm auf und Flammenstern sah ihn mit einem unbestimmbaren Ausdruck in den Augen an. Ihre Kameraden flüsterten aufgeregt miteinander, doch als sie warnend den Schweif hob, wurde es abrupt still. "Also Schwarzstreif, was willst du hier. Immerhin seid ihr in unser Territorium eingedrungen." Wespenstachel setzte sich neben sie hin und starrte ihn misstrauisch an. Schwarzstreif sah der Katze in die grauen Augen. "Wenn du uns etwas vorwerfen solltest, dann kann es schon einmal nicht Beutediebstal oder Angriff auf deine Katzen sein. Oder siehst du an ihnen irgendeine Kratzer oder sonstiges?" Als sie mit ihren Augen kurz ihre Katzen musterte, war er zufrieden, ließ es sich aber nicht anmerken. "Jedenfalls haben wir zwei Jungen, die ihr vermissen solltet, auf unserem Territorium gefunden. Baumjunges und Steinjunges, wenn ich mich nicht irre. Sie sind sicher in unserem Lager und werden von Amselschwinge versorgt. Ihr könnt sie gerne holen kommen." Eine kleine Katze, was im Himmelsclan nichts bedeutete, denn gegen Schwarzstreif war hier jede Katze klein, mit stacheligen Fell trat nach vorne. Ihre grünen Augen sahen Schwarzstreif erleichtert an. "Meinen Jungen sind in Sicherheit? Ich freu mich so! Aber warum sind sie bei Amselschwinge? Haben sie sich weh getan?" Ihre Erleichterung wandelte sich schnell in Besorgnis um. Flammenstern schnippte mit ihrem Schweif. "Dornenfell, ich bin mir sicher dass es ihnen gut geht. Mauseschweif, lauf los und such Wolkenherz. Seine Suchpatrouille muss irgendwo bei den Bäumen sein." Die rotbraune Kriegerin lief sofort los und Dornenfell trat näher zu Schwarzstreif. "Können wir gehen? Ich will meine Jungen sehen." Der Kater wollte etwas erwidern, doch Flammenstern kam ihm zuvor. "Dornenfell, sollten wir nicht auf Wolkenherz warten? Er macht sich sicher genauso viele Sorgen um eure Jungen." Die Königin nickte und setzte sich ungeduldig hin. Flammenstern lief neben Schwarzstreif her. Die restlichen Katzen blieben ihnen dicht auf den Fersen. Der Kater neigte seinen Kopf, um die Anführerin zu sehen. "Ihr macht ihm doch hoffentlich keine falschen Hoffnungen, oder?" Flammenstern mied seinen Blick. "Wir haben ihm nichts versprochen. Du weißt genauso gut wie ich, dass er kein Krieger werden kann. Er muss sehen um zu jagen und er hat im Kampf keine Zeit um an seinem Gegner zu schnuppern um zu wissen, ob er ein Verbündeter ist oder nicht." Zielsicher übernahm sie die Führung, bei der Grenze jedoch drosselte sie ihr Tempo und Schwarzstreif lief nun vornweg. Als sie im Lager ankamen, sprang ihnen sogleich Steinjunges entgegen. Den Eltern fiel ein Stein vom Herzen und sie beschnupperten ihren Sohn, ehe sich Dornenfell nach Baumjunges umsah. Der blinde Kater saß still da und hatte den Kopf gesenkt. Seine Mutter lief auf ihn zu und schnurrte heftig. Wolkenherz und Steinjunges folgten der Katze. Sturmstern trat zu Flammenstern. "Grüß dich, Flammenstern. Wir erwarten nichts besonderes dafür, dass wir eure Junge vor einem Baummarder gerettet haben. Immerhin gehört es zu unser aller Pflicht, Jungen egal welcher Herkunft vor Gefahren zu schützen." Man konnte sehen, wie der Kater leicht zitterte. Schwarzstreif stand daneben und fragte sich, wie oft er diese Sätze wohl geübt hatte. Flammenstern nickte ihm höflich zu. "Danke, Strumstern. Der Himmelsclan wird das trotzdem nicht vergessen." Die Anführer wechselten noch einige Worte, während die Jungen bereits ausgeschimpft wurden. Rabenpfote prahlte bei ihren Geschwistern damit, wie aufregend es war. Kapitel 40: Offensive der Liebe ------------------------------- Ratte lief in das feindliche Territorium. Seine Katzen folgten ihm aufgeregt. Einige wollten ihm helfen, andere befolgten nur widerwillig seinen Befehl und wieder andere wollten einfach nur kämpfen. Er hatte einigen extra dreimal gesagt, dass niemand getötet wird. Der sturste war dabei Löwe gewesen, der ihn immer trotzig angeschaut hat. Neben ihm holten Nyx und Schoko auf. Die beiden Kätzinnen sahen ihn während dem gemäßigten Tempo in die Augen. "Wir haben uns abgesprochen und Schoko und ich werden dir genug Zeit verschaffen damit du ihn da raus bringen kannst. Donner und Sumpf werden dich unterstützen und wenn es sein muss tragen sie ihn auch." Ratte nickte den beiden freundlich zu und hob den Schweif als Signal, stehen zu bleiben. Er wartete, bis es ruhig wurde und hob dann seine Stimme. "Wir sind gleich da. Denkt daran, wir töten nicht solange sie nicht töten. Und lasst die Jungen aus dem Spiel, sie haben damit überhaupt nichts zu tun. Rose, du erinnerst dich doch sicher noch, wie es beim letzten Mal war, oder?" Eine dreifärbige Katze, der um die Schnauze bereits graue Haare wuchsen, sah ihm entschlossen in die Augen. "Natürlich, ich war zwar ein junger Hüpfer, kann mich aber noch so gut daran erinnern, als wäre es gestern gewesen. Damals sind einige Katzen gestorben. Funke war damals so grausam und hat eine stillende Königin getötet. Dafür musste er mit seinem Leben zahlen. Und Jack hat ein Junges getötet und ihr wisst alle, was jetzt mit ihm ist. Die Rache eines Vaters kann schlimm sein." Einige Katzen sahen ängstlich auf den Boden. Ratte räusperte sich und stand auf. "Hat sonst noch jemand etwas zu sagen?" Sein Blick richtete sich auf einen langhaarigen Kater. Deren orangenen Augen sahen ihn durchdringlich an. "Ich werde schon niemanden töten. Immerhin will ich nicht wie der alte Jack enden und fast blind werden." Der sandfarbene Kater nickte und führte seine Katzen weiter. Ratte brach mit lautem Jaulen, dicht gefolgt von Löwe und Schoko durch den Eingang und schaute in die entsetzten Gesichter der Katzen. Ein Kater lief direkt zu einem Bau, andere stürzten sich auf die Angreifer. Hinter Ratte stürmten seine Katzen in das Lager und der Kater schaute sich hektisch um. Nyx, Schoko, Donner und Sumpf blieben dicht bei ihm und suchten die kämpfenden Katzen ebenfalls nach einem bestimmten Pelz ab. Doch er war nicht zu sehen. Nacht schlug einer schwarzen Katze seine Krallen in die Seite und stieß sie zur Seite. Eine weiß - graue Katze sah ihn entsetzt in die Augen und auch Nacht brauchte einen Herzschlag, um seinen Blick von ihr zu reißen. Er lief an ihr vorbei und stürzte sich auf den nächsten Gegner, wurde allerdings von hinten angefallen. Eine kleine, schwarze Katze klammerte sich auf seinen Rücken und der Kater ließ sich nach hinten fallen, um sie abzuschütteln. Als er sie sah, trat er sie zur Seite und wandte sich wieder dem rot getigerten Kater zu. Dieser jedoch beugte sich gerade über Mais und der kleine Kater sah ihn hilfesuchend an. Wütend rammte Nacht den Roten und dieser fuhr ihn mit den Krallen über seine Nase. Fauchend sprang er auf ihn, wurde aber in den Schweif gebissen. Er grub noch einmal seine Krallen tief in den Pelz des Katers, ehe er sich knurrend umdrehte. Die Schwarze ließ nicht von seinem Schweif ab und nun kam ihr auch noch ein grau - weißer Kater zu Hilfe. Nacht verzog seine Lefzen nach hinten. “Ich kämpfe nicht gegen Junge! Wenn ihr unbedingt gegen jemanden kämpfen wollt, dann sucht euch jemand anderen!” Er schlug nach den Schülern, verfehlte sie jedoch absichtlich um Schnurrhaaresbreite. Die Schwarze knurrte ihn noch einmal an, ehe sie sich woanders in das Getümmel stürzte. Nacht sah den beiden traurig nach. Ob sie er jemals erfahren würden? Er bemerkte den Blick von Wolkenflug, der sich in seinen Pelz zu bohren schien. Löwe stemmte sich gegen einen riesigen Kater, der sich auf die Hinterbeine stellte und sich nach vorne fallen ließ. Der Langhaarige sprang flink zur Seite, aber sein Gegner erwischte ihn doch noch. In diesem Moment verfluchte der Kater sein langes Fell, denn durch das hielt der schwarz - weiße Riese ihn am Boden fest. Knurrend schlug er mit seinen Pfoten nach dem Gestreiften, doch dieser wehrte geschickt ab. Löwe verzog seine Lefzen zu einem Grinsen. "Endlich einmal ein guter Gegner!" Ratte ringte mit einem grauen Kater vor einem gut bewachten Bau. Nyx hievte den Grauen von ihm herunter und zusammen mit Schoko drängte sie ihn zurück. Der sandfarbene Kater sprang schnell auf und hechtete zum Bau. Er schob sich hinein, ohne auf seinen Pelz zu achten, der ein paar Fellbüschel einbüßen musste. Zuerst hörte er aggressives Fauchen. Moos raschelte und einige Katzen drängten sich in den hintersten Winkel. Zu seiner Verwunderung sah er nur stillende und trächtige Katzen mit ihre Jungen. Sein Blick fiel auf eine schwarz - weiße Katze, aus deren Maul ein kleiner, grauer Kater baumelte. Entschuldigend senkte er seinen Blick. "Entschuldigung, meine Damen. Ich habe mich wohl geirrt. Ich werde jetzt gehen, kann aber nicht drumrum kommen, anzumerken dass ihr da sehr entzückende Jungen habt. Passt gut auf die Kleinen auf, sie werden sicher noch zu großartigen Katzen heran wachsen. Und sie, meine trächtige junge Dame, werden sicher ebenfalls ganz wunderbare Jungen bekommen, ich wünsche viel Glück bei der Geburt. Ich empfehle mich." Die Königinnen sahen ihn verwirrt an, ehe er langsam Rückwärts aus dem Bau ging. Er schaute noch einmal durch den Spalt. "Ach übrigens, Spechtfeder, du hast nicht zufällig deinen Bruder gesehen? Ich suche ihn gerade." Die Königin sah ihn peinlich berührt an. "N-Nein. Er ist gerade nicht da." Ratte schüttelte ein wenig frustriert seinen Kopf. "Schon in Ordnung. Ich werde ihn schon noch finden. Aber trotzdem danke! Und nochmals viel Glück mit deinem Kleinen!" Die anderen Königinnen sahen Spechtfeder irritiert an. Ratte beobachtete aus dem Augenwinkel den Eingang. Für seinen Geschmack waren sie schon viel zu lange hier. Löwe kämpfte immer noch gegen den gleichen Gegner und Rose lag faul auf der Lichtung. Langsam trat er zu ihr. "Geh weg. Lass mich in Ruhe. Ich habe keine Lust mehr zu kämpfen. Immer suchen sich die gleichen die besten Gegner und für mich bleibt nichts mehr übrig." Ratte schnurrte bei den Worten der alten Katze amüsiert und ging weg, um in der nächsten Sekunde von einer jungen Katze angefallen zu werden. Der Kater musterte sie schnell irritiert. Sie war noch nicht erschöpft. Ob inzwischen neue Katzen gekommen waren? Während er ihre Schläge abwehrte, sah er sich flüchtig um. Nyx kam auf ihn zu und übernahm ohne zu fragen seinen Gegner. "Er ist da und sucht dich. Schnell, sie haben verstärkung erhalten, lange halten wir es nicht mehr aus." Ratte nickte entschlossen und lief von einer Gruppe zur anderen, um ihn zu finden. Inzwischen hatte er sich auch ein Bild von der momentanen Situation gemacht. Alle seine Katzen war inzwischen erschöpft und würden den Weg nach Hause gerade noch schaffen, wenn sie fliehen müssten. Aber zuvor will er ihn unbedingt befreien! Rattes Herz schlug höher, als er den hellbraunen Pelz sah. Glücklich lief er auf ihn zu und warf ihn stürmisch um und Donner und Sumpf kamen auf die beiden zu. Der Sandfarbene stand auf und sah ihm in die Augen. "Weizenpelz! Endlich habe ich dich gefunden und jetzt komm, wir bringen dich hier raus, dann können wir zusammen sein!" Glücklich schnurrte der Kater, verstummte aber, als der Clankater nicht antwortete. Der Hellbraune sah ihn vorsichtig in die Augen. "Ratte, ich habe es dir oft genug gesagt, dass ich hier nicht einfach weg kann! Meine Schwester braucht mich doch!" Der Krieger ging eine Mauslänge von ihm weg. "Spechtfeder geht es doch gut. Und sie hat so ein entzückendes Junge! Ich habe es davor gesehen, ich kann dich echt verstehen, dass du den Kleinen nicht alleine lassen willst, aber was wird aus uns? Ich bin jetzt der Anführer der Rotte und kann jetzt nicht jede Nacht auf dich warten. Ich muss doch bei ihnen bleiben, aber ich will auch bei dir bleiben Weizenpelz." Traurig sah er seinem Geliebten in die Augen. Dieser erwiderte unsicher seinen Blick, ehe Sumpf nach vorne sprang. "Wir haben jetzt keine Zeit dafür! Weizenpelz, komm mit, du kannst immer noch zurück, wenn dir deine Schwester mehr bedeutet als Ratte, aber jetzt müssen wir weg, oder einige werden es nicht mehr ins Lager schaffen." Die braune Kätzin drängte Weizenpelz gemeinsam mit Donner aus dem Lager und dieser ließ schließlich nach und lief mit. Ratte sah ihnen einen Herzschlag lang hinterher. "Wird er mich wirklich verlassen? Kann Geschwisterliebe wirklich so stark sein?" Er verdrängte die Gedanken und konzentrierte sich auf seine Kameraden. Er lief zum Ausgang, drehte sich um und holte tief Luft. "Rotte! Rückzug, wir haben das, was wir wollen!" Viele seiner Katzen jaulten triumphierend und ließen von ihren Gegnern ab. Er ließ zuerst seine Katzen vorbei und stützte gemeinsam mit Nacht Rose, die durch den Kampf sehr erschöpft war. Löwe blieb noch einmal stehen und knurrte den Kater an, gegen den er die ganze Zeit gekämpft hatte. "Wir werden uns wiedersehen, also bereite dich schon einmal darauf vor!" Ratte lief zurück und packte den größeren Kater am Nackenfell und zog ihn hinaus. Einige Katzen lösten sich vom Clan und liefen den Eindringlingen hinterher, um sicherzugehen, dass sie das Territorium verlassen würden. Kapitel 41: Nein ---------------- Im Clan herrschte Chaos. Die Angreifer waren ebenso schnell gekommen, wie auch verschwunden. Stachelherz lag auf der Seite, wollte sich aber zur Kinderstube kämpfen. Amselschwinge hatte alle Mühe, den Krieger am Boden zu halten. Schattenpelz half ihm mit allen Kräften, die sie noch hatte. "Du darfst nicht aufstehen, du bist zu schwer verletzt! Wenn du dich zu viel bewegst, wird deine Wunde nur noch schlimmer." Stachelherz Flanke brannte, wo ihn die zwei Katzen am häufigsten getroffen hatten. Der Kater war auch nicht besser gewesen. Er wollte doch nur die Königinnen beschützen, doch er hatte versagt. Stachelherz hatte nur aus dem Augenwinkel gesehen, wie der Sandfarbene in die Kinderstube geschlüpft ist. Er wusste, dass sich die Königinnen wehren können, aber Blitzfell war alt, die Jungen zu schwach, Spechtfeder war immer noch von der Geburt geschwächt und würde es nicht alleine schaffen und seine Farnfuß stand kurz vor der Geburt. Er schloss verzweifelt seine Augen, kämpfte immer noch gegen seine Kameraden und ließ erst nach, als er eine vertraute Stimme hörte. “Stachelherz!” Farnfuß lief auf ihren Gefährte zu, ihr dicker Bauch schwang hin und her. Er öffnete die Augen und stellte erleichtert fest, dass sie unverletzt war. "Dir geht es gut, Sternenclan sei Dank! Wie geht es den anderen?" Farnfuß ließ sich neben ihm fallen und leckte ihn vorsichtig über das graue, stachelige Fell."Uns geht es allen gut. Der Kater hat uns nichts getan. Er hat sich sogar für die Störung entschuldigt." Stachelherz atmete erleichtert auf. "Dann ist ja gut." Er entspannte sich und döste vor Erschöpfung ein. Schwarzstreif hechelte nach Luft. Er hatte die ganze Zeit gegen den gleichen Kater gekämpft und war ausgelaugt. Er sah sich müde auf der Lichtung um. Einige tiefe Kratzer brannten, aber er wollte nicht unnötig auf sich aufmerksam machen. Er sah, wie einige Katzen ebenfalls erschöpft zusammen sakten, während andere besser dran waren. Die Königinnen hatten als einzige keine Kratzer und die meisten halfen Amselschwinge aus. Nur Spechtfeder passte auf den Nachwuchs auf und sorgte dafür, dass sie nicht aus der Kinderstube entkamen. Blitzfell tappte zu Schwarzstreif und untersuchte seine Wunden. "Die sind sauber genug. Warte, ich hole ein paar Spinnenweben." Die schwarze Königin lief zu einem Haufen Spinnenweben und nahm sich eine Pfote voll. Sie presste sie auf Schwarzstreifs Wunden, der vor Schmerz zusammenzuckte. Sturmstern setzte sich vor die Silbertanne. Er wollte nicht riskieren, dass er jetzt runter fiel, wenn der Clan sowieso schon genug Verletzte hatte. Sie Katzen versammelten sich langsam um ihn und sahen ihn neugierig an. Der Anführer holte tief Luft, ehe er anfing zu sprechen. "Nachtclan! Wir haben uns tapfer geschlagen und gesiegt. Ich bin auf jeden einzelnen von euch stolz." Einige nickten zustimmend, doch Mohnpelz stand auf und sah Sturmstern in die Augen. "Warum haben sie dann triumphierend gejault? Warum hat ihr Anführer gesagt das sie das haben, was sie wollen? Was wollten sie überhaupt!" Einige Katzen sahen zuerst Mohnpelz, dann Sturmstern an. Aus einigen Mäulern erklang zustimmendes Gemurmel. "Mohnpelz, ich weiß es nicht. Aber keiner ist gestorben und wir haben uns gut verteidigt." Farnfuß jaulte erschrocken auf. Alle Blicke richteten sich zu ihr, in Erwartung, dass sie ihre Jungen zur Welt brachte, doch das war nicht der Fall. Stattdessen sah sie die Reihen der Katzen an, ehe ihr Blick bei Spechtfeder hängen blieb. "Wo ist Weizenpelz?! Dieser Kater hat dich nach ihm gefragt, oder etwa nicht?!" Die Katzen sahen sich nun ebenfalls nach dem jungen Krieger um. Sturmstern sah die schwarz - weiße Königin ernst an. "Spechtfeder, weißt du etwas, dass wir nicht wissen?" Die Katze senkte ihren Blick. Nun meldete sich auch eine genervte Stimme aus dem Hintergrund. "Ist das nicht offensichtlich? Sie haben Weizenpelz mitgenommen. Ich glaube ja, dass er bei den Angreifern eine Gefährtin oder dergleichen hat. Weswegen sollte er sich sonst so oft wegschleichen?" Schwarzstreif sah leicht gelangweilt durch die Reihe. Spechtfeder sah ihn erstaunt an, ehe sie den Mut aufbrachte, ihre Stimme zu erheben. "Es stimmt fast, was Schwarzstreif sagt. Der sandfarbene Kater, der in die Kinderstube eingedrungen ist, heißt Ratte. Er und Weizenpelz sind Gefährten." Blitzfell funkelte Spechtfeder nach ihren Worten böse an. "Zuerst nimmt die Schwester jemanden aus einem anderen Clan zum Gefährten und jetzt der Bruder! Was ist nur mit dieser Familie falsch! Das wäre nicht passiert, wenn eure Mutter nicht gestorben wäre, sie hätte euch richtig erzogen! Dann hätte sich Weizenpelz jemand aus dem Clan zum Gefährten genommen und nicht so einen dahergelaufenen Streuner!" Spechtfeder sah sie geschockt an. Fichtenpelz kam zu seiner Gefährtin und zischte ihr etwas ins Ohr, doch die alte Königin schüttelte nur ihren Kopf. Die Katzen diskutierten, was sie als nächstes machen sollten. Sollten sie Weizenpelz wieder zurück holen oder nicht? Wer war im Recht und wer im Unrecht? Sturmstern jaulte, damit die Gespräche verstummten. Als auch die letzte Katze stumm wurde, fing er an zu reden. "Was Weizenpelz angeht, werden wir nichts machen. Wir wissen nicht, ob er überhaupt zurück will. Weswegen sollten wir Katzen aussenden um herauszufinden, wo deren Lager ist und eine Kampfpatrouille zusammenstellen? So kurz vor der Blattleere brauchen wir all unsere Kräfte. Außerdem habe ich noch etwas zu verkünden! Windpfote, du hast gut gekämpft und ich denke, dass es an der Zeit ist, das du zur Kriegerin ernannt wirst. Tritt vor." Windpfote sah ihn erstaunt an, ehe sie glücklich auf ihn zu kam. Die Stimmung hellte sich abrupt auf und die Katzen schnurrten zustimmend. Die Schülerin nahm vor Sturmstern platz und ihre Beine zitterten. Der graue Kater sah stolz auf sie hinab, ege er die traditionellen Worte sprach: "Schwarzstreif, bist du davon überzeugt, dass deine Schülerin dazu bereit ist eine Kriegerin zu werden?" Schwarzstreif sah entschlossen zu Sturmstern. So überzeugt war er bis jetzt noch nie gewesen! Er holte tief Luft, ehe er sich sicher war, dass seine Stimme fest und so entschlossen klang, wie er sich fühlte. "Nein." Die Katzen sahen Schwarzstreif entsetzt an. Windpfotes Hoffnungen wurden mit einem Wort zerschmettert. Es war, als würde ihre Welt zusammen brechen. Ihr war zum weinen zumute. Sturmsterns Nackenfell stellte sich auf. Er sah seinen Stellvertreter ungläubig an. "Schwarzstreif, warum bist du anderer Meinung, wenn ich fragen darf?" Er musste seine Wut unterdrücken. Der große Krieger trat einige Schritte weiter vor. "Ihr wollt wissen, warum? Ganz einfach, ihr überseht alle etwas! Sie ist noch zu unerfahren. Windpfote mag zwar gut kämpfen und jagen können, doch sie war bis jetzt nur einmal dabei! Und in der Nacht hat sie auch noch nie gejagt. Sie war auch noch nicht im Mondtunnel und hat noch keine Träume mit dem Sternenclan geteilt! Wenn du so fest der Meinung bist, kann ich sie prüfen und selbst sehen, ob du recht hast. Immerhin muss ich sie mit gutem Gewissen in den Kriegerbau ziehen lassen." Die Clankatzen sahen Schwarzstreif mit gemischten Gefühlen an. Sturmstern war der Erste, der etwas erwiderte. "Das verstehe ich natürlich. Dann machen wir es so, wie du es vorgeschlagen hast. Du wirst sobald es eure Verletzungen zulassen, mit ihr zum Mondtunnel reisen. Bereite Windpfote auf die Prüfungen vor." Der Anführer löste die Versammlung auf und ging in seinen Bau. "Ich hätte nicht gedacht, dass er nein sagt, nachdem er Spechtfeder so verteidigt hat, sodass sie Kriegerin wurde." Kapitel 42: Spezial: Elsternpelz -------------------------------- Der schwarz - weiße Kater streckte sich im Schein de Mittagssonne. Er war heute schon auf zwei Patrouillen gewesen und er wollte am Nachmittag noch zwei schaffen. Außerdem wollte Elsternpelz noch die Nachtwache übernehmen, obwohl er die erst vor einigen Tagen übernommen hatte. Eine helfende Pfote hatte noch nie geschadet. So konnte er sein Ansehen im Clan verbessern und sein Versprechen gegenüber Tigerfell halten. Der Kater nahm sich etwas vom Frischbeutehaufen und sah zur Kinderstube, als er im Augenwinkel etwas Weißes aufblitzen sah. Stolz erkannte er seine zwei Söhne, die gemeinsam spielten. Schwarzjunges passte immer gut auf Eisjunges auf, weil dieser taub war. Aber das war noch lange kein Grund den weißen Kater nicht zu mögen oder gar zu verstoßen! Wenn er alt genug war, würde er Eisjunges alles beibringen, was er wissen musste. Es war sicher eine Herausforderung, aber das war es ihm wert. Seine zwei Söhne wuchsen gut heran, aber für seine Tochter, Elsternjunges, konnte er nur hoffen, dass sie gesund wird. Die Kleine litt schon seit ihrer Geburt an einer Krankheit und das machte Tigerfell zu schaffen. Sie hatte zu früh geworfen, weswegen zwei Jungen Totgeburten waren. Als dann klar wurde, dass noch ein Junges sterben könnte war es um die Mutter geschehen. Sie war keine schlechte Katze, aber so etwas prägte einen. Tigerfell konnte sich nur noch auf Elsternjunges konzentrieren und legte ihr Wohl über ihr eigenes und das der Brüder. Natürlich konnte er es am Anfang nicht glauben, dass sie die Namen ihrer Söhne nicht kannte und diese oft hungern ließ, nur damit Elsternjunges genug bekam, aber was sollte er schon dagegen tun? Kater gaben nun einmal keine Milch und er war sowieso beschäftigt. Elsternpelz fuhr seine Krallen über den Pelz einer Katze. Die Angreifer waren aus dem Nichts gekommen und er hatte alle Pfoten voll zu tun um Tigerfell zu schützen, die trauernd hinter ihm kauerte. Elsternjunges war vor kurzem verstorben und sein Gefährtin war nun ganz aufgelöst. Er tat sein bestes, um die Angreifer von ihr fernzuhalten, doch er wurde immer müder. Seine Schläge wurden träger und seine Reaktionszeit länger. Doch als er Eisjunges weißen Pelz zwischen den kämpfenden Katzen aufblitzen sah, kehrte sein Kampfgeist zurück. Er raste zu seinem Jungen, wurde aber immer wieder in andere Kämpfe verwickelt. Elsternpelz zuckte zusammen, als er Tigerfell hinter sich jaulen hörte. Er wirbelte herum und sah verzweifelt, wie sich ein grauer Kater über den schlaffen Körper der Königin beugte. Blut tropfte aus seinem Maul, als er Elsternpelz direkt ins Gesicht sah. Plötzlich war alles andere vergessen und er stürmte zu seiner Gefährtin. Er bekam nicht einmal mit wie die Streuner aus dem Lager liefen. Der Kater kauerte sich neben den leblosen Körper seiner Gefährtin. Zuerst war seine Tochter gestorben und jetzt Tigerfell, was für ein schrecklicher Tag. Schweren Herzens stand er auf und ließ von ihr ab. Er konnte später trauern, zuerst musste er es seinen Söhnen beibringen. Nun hatten sie nur noch ihn und er nahm sich vor, die Patrouillen zu kürzen um mehr Zeit für sie zu haben. Er sah sich nach Schwarzjunges und Eisjunges um und erstarrte, als er Eisjunges geschändeten Körper sah. Plötzlich sah er nur noch rot und lief aus dem Lager, ohne auf die Rufe seiner Kameraden zu hören. Diese Katzen waren an allem Schuld, sie hatten ihm so viel genommen! Das Gesicht des Katers der seine geliebte Tigerfell auf dem Gewissen hatte, brannte sich in sein Gedächtnis ein. Elsternpelz folgte der Spur der Katzen, auch als er die Grenze überquerte zögerte er nicht. Seine Gedanken wurden von einem roten Schleier überdeckt und er konnte nur noch daran denken, seine Krallen in den Pelz des Katers zu bohren und die Erde mit dessen Blut zu tränken. Der Kater behielt ein rasches Tempo bei und achtete nicht auf das Stechen in seiner Brust. Er lief immer weiter, ohne sich auszuruhen, er könnte erst ruhen, wenn Tigerfells Tod gerächt würde. Elsternpelz hielt an, als er Stimmen hörte. Der Bach, der bei den Clans die Grenze markierte. Er sah auf das strömende Wasser und bemerkte erst jetzt seine Erschöpfung. Der Kater sackte zusammen und trank gierig., ehe er kurz seine Augen schloss. Abrupt schrak er auf, als er einige Stimmen hörte. Elsternpelz schielte durch das Gebüsch, hinter dem er sich versteckt hatte und sah einige Katzen, die auf einer unorganisierten Jagdpatrouille zu schienen sein. Neugierig kauerte er sich zusammen. Das war vielleicht nicht seine Art, aber vielleicht konnte er ihnen etwas Beute abnehmen. Er beobachtete die Gruppe, ehe er sich auf einen jungen Kater konzentrierte. Dieser schien der Schwächste der Gruppe zu sein und außerdem hatte er noch frische Wunden von einem Kampf. Jetzt, da es ihm auffiel, hatten alle einige Kratzer, die gerade erst zu heilen schienen. In seinen Gedanken wog er alle Möglichkeiten ab, die ihm zur Verfügung standen. Er war offensichtlich geschwächter als seine Gegner und sie waren in der Überzahl. Ein Frontalangriff um die Beute zu stehlen, konnte er schon einmal vergessen. Wenn sie die Beute in seiner Nähe ablegen würden, könnte er sich unauffällig etwas nehmen und sich davon schleichen, bevor sie es bemerkten, aber dazu müssten sie die Beute erstmal fangen und in seine Reichweite legen. Die Katzen waren sichtlich nicht die besten Jäger, selbst wenn sie unverletzt wären. Es wäre ein Wunder, wenn sie so schnell etwas erlegen würden. Er machte es sich etwas bequemer, ehe er sich ungeduldig auf die Lauer legte. Elsternpelz wartete immer noch. Inzwischen hatte eine Katze eine Maus gefangen doch sie hatte sie nicht nah genug zu ihm gelegt. Das tote Nagetier lag verführerisch eine Fuchslänge vor ihm auf der offenen Fläche, doch es war noch zu riskant. Plötzlich raschelte es in einem Gebüsch in seiner Nähe und Elsternpelz zog sich instinktiv etwas tiefer zurück. Auf die Lichtung trat ein grauer Kater mit einer mageren Taube. Er ließ sie auf die Maus fallen und die anderen sahen ihn unsicher an. "Wie lange seid ihr schon auf der Jagd? In der Zeit hätte ich mehr als nur eine kleine Maus erwartet. Falke schickt immer die falschen auf die Jagd, wenn ich erst einmal die Rotte führe, wird sich das ändern, ihr werdet schon sehen. Diejenigen die besser jagen können, werden euch unnützen Fellbündeln zeigen wie das geht, dann seid ihr für etwas zu gebrauchen. Nicht zu vergessen der Kampf. Ihr werdet alle Kampftraining bekommen, wir hätten nicht verloren, wenn er euch trainiert hätte." Wichtigtuerisch nahm er sich die Maus und fraß sie. Die Katze, die sie erlegt hatte, kam mit gesträubten Fell auf ihn zu. "Die war nicht für dich, Jack! Sie war für Fluss! Und du wirst niemals Anführer werden, dass weißt du genau!" Jack stand auf und funkelte die junge Katze an. "Fang doch einfach eine neue, Rose. Wenn du Fluss unbedingt durchfüttern willst, verschwende nur deine Zeit. Wer weiß, ob sie die Geburt der kleinen Nervensägen überhaupt überlebt." Rose funkelte ihn wütend an, ehe sie sich zusammen kauerte. "Fluss ist stark und wird deine zukünftigen Anführer gebären! Ich werde persönlich dafür sorgen, dass ihnen nichts passiert!" Jack wendete seinen Blick wütend ab. Nun konnte Elsternpelz sein Gesicht sehen und seine Energie war mit einem Schlag zurück. Der Kater! Ohne Zweifel war das der Mörder von Tigerfell! Er sammelte all seine Energie in seinen Hinterläufen und sprang auf den Grauen. Dieser jaulte überrascht auf und wurde von Elsternpelz Schwung zu Boden geworfen. Knurrend setzte Elsternpelz seine Krallen an Jacks Kehle. "Du hast meine Gefährtin getötet und jetzt wirst du dafür bezahlen!" Der Graue spannte seine Muskeln an und bäumte sich auf. Elsternpelz wurde weggeschleudert und brach zusammen. Jack sprang auf ihn drauf. "Diese jämmerliche Katze gehörte also zu dir. Sie war eine Schande für unsere Rasse! Genauso wie du hat sie es nicht verdient gehabt zu leben! Ihr seid beide schwach, schau dich nur einmal an! Aber keine Sorge, ich werde dir ein schnelles Ende gönnen, genauso wie ihr!" Er hob seine Pranke und zielte auf Elsternpelz´ Kehle. Dieser wich rasch aus und nahm seine letzten Energiereserven für seinen Gegenschlag zusammen. Jaulend sprang Jack zurück, als Elsternpelz´ Krallen sich in seine Augen bohrten. Die anderen Streuner kamen zu ihm und stützten den verwundeten. "Jack, keine Sorge, wir bringen dich ins Lager, aber was sollen wir mit ihm machen?" Jacks Kopf richtete sich auf die Stelle, an die er den schwarz - weißen Kater vermutete. "Der hält nicht mehr lange durch. Werft ihn in den Bach, der Rest erledigt sich von selbst. Er hat einen schrecklichen Tod verdient!" Elsternpelz merkte, wie ihn jemand am Nackenfell hoch nahm. Er kämpfte um sein Bewusstsein, doch seine Erschöpfung war zu groß. Zum Schluss merkte er nur noch, wie er unsanft auf Kieselsteine geworfen wurde und sich seine Umgebung mit Wasser füllte, dass ihn wegspülte. Elsternpelz schlug noch verzweifelt mit seinen Pfoten, um in Sicherheit zu kommen. Zu seinem Clan, zu seinen Freunden, zu seinem Sohn, doch er hatte nicht mehr die Kraft dazu. Schlussendlich gab er auf und gab sich der Finsternis hin. "Sieh mal, da im Bach ist jemand!" Eine Katze ging näher an das Wasser heran um besser sehen zu können. Eine größere Kriegerin trat zu ihr. "Für den gibt es keine Hoffnung mehr. Er wandelt vermutlich schon längst mit dem Sternenclan." Die kleinere sah zu ihr auf. "Sollten wir ihn wenigstens aus dem Bach holen?" Die größere überlegte kurz, ehe sie auf den Leichnam zuwatete. Sie nahm ihn am Nackenfell und zog den Körper ans Ufer. Als sie ihn zur Seite rollte, riss sie ihre Augen entsetzt auf. "Das ist doch Elsternpelz aus dem Nachtclan! Was ist denn mit ihm passiert!?" Ein weiterer Kater kam aus dem Unterholz zu ihnen. "Was schreit ihr denn so herum?" Er blieb abrupt stehen, als er den Körper sah. "Ist das nicht Elsternpelz?! Aber er hat doch Junge!" Die Jüngste sah zu den Kriegern auf. "Wenn er Junge hat, sollten wir ihn dann nicht zu seinem Clan bringen? Sie wollen sich sicher von ihm verabschieden." Kapitel 43: Alte Bekannte ------------------------- Schwarzstreif sah der Dämmerung entgegen. Die Tage wurden immer kürzer und der erste Frost zeigte sich. Die Beute versteckte sich langsam, aber es war noch genug da, damit keiner hungern musste. Die Blattleere fing an. Ungeduldig sah er zum Schülerbau, wo sich Windpfote noch mit den anderen unterhielt. Er fing an zu knurren und mit seinem Schweif zu peitschen. Die Schülerin sah zu ihm und verabschiedete sich schnell, ehe sie zu ihrem Mentor lief. "Ich bin bereit. Wo müssen wir hin? Du hast doch einmal erwähnt, dass man durch das Himmelsclanterritorium muss." Schwarzstreif stand auf und setzte sich in Bewegung. Seine Wunden hatten in der Zwischenzeit schon Krusten, die unangenehm juckten. Aber er wusste, dass wenn er sie aufkratzte, würden sie nur noch länger zum heilen brauchen und Amselschwinge würde ihm den Hals umdrehen. Er sah zu seiner Schülerin, als sie zu ihm aufholte. "Folg mir einfach. Du kannst ja gerne durch deren Territorium zum Mondkristall gehen, wenn du dir unbedingt den Hals brechen willst. Ich gehe jedenfalls durch den Tunnel." Windpfote sah ihn kurz verwirrt an, ehe sie sich wieder auf den Weg konzentrierte. Sie kamen bei der Versammlungskuhle an. Windpfote blieb stehen und sah zu Schwarzstreif. Dieser sah sich kurz um, ehe er in Richtung Vorsprung ging, wo die Anführer immer standen. Windpfote folgte langsam, wirbelte jedoch herum, als hinter ihr ein Jaulen erklang. Schwarzstreif drehte sich ebenfalls um, und sah neugierig auf die zwei Katzen, die gerade angekommen waren. "Schneeschatten, Birkenblatt. Was bringt euch hierher?" Die grau - weiße Katze sprang zu Schwarzstreif. In den Augen beider Katzen lag Trauer. "Ich bin hier um meine neun Leben zu erhalten." Die Augen des Kriegers weiteten sich. "Jetzt schon? Ich dachte immer, dass Krallenstern noch einige Leben hätte." Birkenblatt trat nun ebenfalls zu den Katzen, doch sie mied Schwarzstreifs Blick. "Schneeschatten, wir sollten kein Mondlicht verschwenden. Kommst du?" Die werdende Anführerin nickte und ging ihr langsam hinterher. Schwarzstreif drängte sich jedoch vor. "Ich übernehme die Führung. Die Dunkelheit ist mein Element, so wie klettern das eure ist. Windpfote, du gehst hinten." Die Heilerin nickte leicht abwesend und Schneeschatten sah ihn kurz wütend an, ehe sie nachgab. Schwarzstreif sprang zum Vorsprung und machte Platz für Schneeschatten, die ihm folgte. Der Krieger rückte etwas Efeu zurecht, sodass dahinter ein Höhleneingang zum Vorschein kam. Nacheinander quetschten sie sich durch die enge Öffnung und folgten einem dunklen Tunnel. Schwarzstreif vertraute ganz auf seine Sinne und und schloss seine Augen. In der Dunkelheit, bei der kein einziger Lichtstrahl vorhanden war, brauchte er diesen Sinn sowieso nicht. Er spürte, wie Schneeschatten hinter ihm immer seinen Schweif berührte und hob ihn etwas an damit sie es einfacher hatte. So gingen die vier Katzen wortlos den Tunnel entlang, bis Schwarzstreif mit seinen Schnurrhaaren ertastete, dass der Weg breiter wurde. Er öffnete seine Augen und durch das schwache Mondlicht konnte er den Mondkristall erkennen. Schwarzstreif gab den anderen ein Signal und machte ihnen Platz. Windpfotes Augen weiteten sich erstaunt, als sie den Kristall sah, der im Mondlicht schimmerte. Sie sah zu den anderen, da sie nicht wusste, was sie jetzt zu tun hatte. Schneeschatten und Birkenblatt gingen zu einem Fleck und legten sich nebeneinander hin und streckten ihre Schnauzen nach vorne, um den Mondkristall mit ihren Nasen zu berühren. Windpfote wollte zu ihnen gehen, doch Schwarzstreif stellte sich ihr in den Weg und zeigte auf eine andere Stelle, eine Fuchslänge von den anderen entfernt. Sie ging dorthin und legte sich hin, sah aber noch zu Schwarzstreif, der immer dort stand, wo er noch zuvor gesessen war. Windpfote bemerkte, wie sich sein Fell aufplusterte, als hätte er Angst. "Was ist? Willst du nicht auch deine Träume mit dem Sternenclan teilen?" Schwarzstreif zuckte zusammen und rückte etwas weiter weg. "Nicht nötig. Habe ich bereits als Schüler gemacht. Einmal war genug." Er konnte die Nervosität in seiner Stimme nicht unterdrücken. Windpfote sah ihn bettelnd an. "Ich habe aber Angst, wenn ich das jetzt alleine mache. Kannst du dich wenigstens zu mir legen?" Schwarzstreif starrte sie an. Sie hatte ja recht, das erste mal war es auch für ihn beängstigend gewesen, doch ihm schauderte es nur bei dem Gedanken daran, dass seine Ahnen mit ihm sprachen. Er wollte sie nicht sehen! Dennoch ging er langsam zu Windpfote und legte sich schwerfällig neben sie. Er merkte, wie sie sich neben ihm entspannte und sich etwas nach vorne streckte. Schwarzstreifs Augen wurden langsam schwer, obwohl er gegen den Schlaf ankämpfte. Er hörte noch, wie Schneeschatten im Schlaf zuckte und einige Steinchen rollten, doch dann war es um ihn geschehen. Unterbewusst machte er es sich bequemer und berührte dabei den Mondkristall. "Schwarzstreif? Schwarzstreif!" Der Kater hörte Stimmen und schlug seine Augen auf. Er befand sich auf der verhassten Wiese und wollte einfach aufwachen. Doch zwei Katzen standen vor ihm und sahen ihn an. "Schwarzstreif? Hör uns doch bitte zu." Er erkannte die Stimme, die er seit Blattwechseln nicht mehr gehört hatte. Der Krieger erhob sich und funkelte seine Mutter wütend an. Diese zuckte bei seinem Blick zusammen und sah weg. Sein Vater schmiegte sich an seine Gefährtin um ihr Mut zu machen. Doch Schwarzstreif ging einfach weg. "Ich habe nichts mit dir zu bereden. Und Glückwunsch dass du meinen Namen noch kennst!" Er sprang wütend von seinen Eltern weg, wurde aber bald von anderen Sternenclankatzen aufgehalten. Gegen diese hatte er aber nichts und so blieb er stehen. "Bruder! Du bist groß geworden. Das letzte mal warst du auch schon groß, aber jetzt bist du riesig!" Vor ihm standen vier kleine Kätzchen, die ihn freundlich ansahen. Zwei davon kannte er nicht, die anderen dagegen schon. "Eisjunges, Elsternjunges. Schön zu sehen, dass es euch gut geht." Er wollte schon wieder weitergehen, da ihm nicht zum reden zumute war. Es war, als würde man eine alte Wunde erneut aufreißen. Doch ein winziges Junge lief auf ihn zu und sprang auf ihn hinauf. "Du wirst mich nicht kennen, Schwarzstreif, aber ich bin froh dass ich dich noch lebendig kennenlerne! Es muss schön sein zu leben, ich wünschte, ich hätte gelebt!" Der Krieger sah die kleine getigerte verwirrt an. Sie sah wie das Ebenbild seiner Mutter aus! "Tigerjunges, geh von ihm runter! Ich will auch einmal mit unserem großen Bruder spielen!" Ein kleiner, schwarzer Kater mit weißem Gesicht sprang nun ebenfalls auf ihn herauf. Eisjunges quickte vergnügt und schloss sich ihnen an, sodass Schwarzstreif nun von drei Jungen belagert wurde. Elsternjunges ging zu ihm und schaute ihn amüsiert an. "Der Kater ist Weißjunges und die Katze ist Tigerjunges. Sie sind unsere Geschwister, aber sie waren Totgeburten. Sie haben mich in den Sternenclan geholt." Schwarzstreif sah seine Schwester an. “Dann hast du damals also die Zwei gemeint, als du von zwei Jungen gesprochen hast." Elsternjunges sah ihn verblüfft an. "Du erinnerst dich noch daran?" Schwarzstreif nickte und schüttelte sich, damit seine Geschwister herunter fielen. Er duckte sich etwas, damit er seiner Schwester etwas ins Ohr flüstern konnte. "Danke das du auf Eisjunges aufpasst. Aber jetzt muss ich weiter. Wiedersehen." Er sprang weg und Elsternjunges sah ihm fröhlich hinterher, während ihre Geschwister versuchten, hinter Schwarzstreif herzurennen, doch ihre Beine waren viel zu kurz und sie wurden abgehängt. Der Kater legte sich in eine ruhige Ecke und wollte einfach nur nachdenken. Er wollte seine Gedanken ordnen, jetzt nachdem er sie alle wiedergesehen hatte. Es war als würde sich eine alte Wunde erneut öffnen, eine Wunde, die er vor langer Zeit zwanghaft verschlossen hatte. Noch war er nicht bereit, diese ganz zu öffnen. Plötzlich wurde er umgestoßen, als ihn etwas rammte. Die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst und er brauchte einen Moment, bis er aufsehen konnte. Als er das tat, sah er in gelbe, freundliche Augen. "Lange nicht gesehen, Schwarzstreif, oder darf ich dich Vater nennen?" Fleckenpfote beugte sich über den Krieger und starrte ihn Nase an Nase an. Schwarzstreif sah ihn einen Moment lang ungläubig an, ehe er seine Pfote hob und Fleckenpfote zu sich heran zog. Er knuffte ihn in die Seite. "Nein darfst du nicht. Dann fühle ich mich immer so alt." Seine Stimme hatte einen belustigten Unterton und Fleckenpfote knurrte amüsiert. "Aber du bist doch alt!" Der junge Kater befreite sich aus dem Griff und sprang weg. Frech streckte er seine Zunge heraus. Schwarzstreif schnaubte übertrieben und drehte sich weg um seinen Sohn zu provozieren. Zwei Büsche teilten sich und eine überwiegend weiße Katze trat heraus. Sie sah, wie sich Fleckenpfote an Schwarzstreif heranschlich und sprang ihm elegant in den Weg. "Fleckenpfote, könntest du mich kurz mit Schwarzstreif alleine lassen? Ich müsste mit ihm reden." Der Jüngste sah sie beleidigt an, ehe er sich umdrehte. "In Ordnung Schwalbenflügel. Aber beeilt euch mit euren Gesprächen, ich will noch ein wenig mit ihm spielen, bevor er aufwacht!" Seine Mutter seufzte. "Ich glaube dass sich das nicht mehr ausgehen wird. Du kannst doch derweil mit Eisjunges, Tigerjunges, Weißjunges und Elsternjunges spielen gehen. Vielleicht erzählt dir Silberflügel eine Geschichte, wenn du sie nett fragst." Fleckenpfote sah sie kurz beleidigt an, ehe sich seine Mine aufhellte und er davon rannte. Schwalbenflügel drehte sich wieder zu Schwarzstreif, der in der Zwischenzeit aufgestanden war und sie interessiert anschaute. "Silberflügel? Wo ist sie? Wie geht es ihr? Ich- ich würde sie gerne sehen." Die weiße Kätzin mit dem schwarzen Fleck sah ihn traurig an. "Wir haben leider keine Zeit für soetwas. Aber ihr geht es gut und die Jungen lieben sie, so wie du sie geliebt hast. Sie hat etwas an sich, das Junge mögen. Aber kommen wir besser zum Thema, bevor du aufwachst." Sie ging näher an Schwarzstreif heran, um ihn etwas zuflüstern zu können. Die Augen des Katers weiteten sich, als er die Nachricht hörte. Kapitel 44: holpriger Rückweg ----------------------------- Schwarzstreif öffnete seine Augen und sah auf die anderen, die ebenfalls gerade aufwachten. Er streckte seine müden Glieder und versuchte seine Gefühle zu verdrängen. Katzen außerhalb seines Clans durften ihn nicht so... gefühlvoll sehen. Selbst seine Clankameraden sollten ihn nicht unbedingt sehen, wie ihn seine Gefühle übermannten. Viel zu peinlich! Er sah auf, als ihn Windpfote ansprach. "Sollen wir jetzt wieder zurück gehen?" Der Kater schüttelte sich und gähnte noch einmal, ehe er sich in Bewegung setzte. Die anderen zwei Katzen folgten ihm und Windpfote blieb wohl nichts anderes übrig. Die neue Anführerin setzte zum Sprung an landete elegant auf einem Steinhaufen, der in den Himmel zu ragen schien. "Wie du bereits gesagt hast, Schwarzstreif, ist das Klettern unser Element. Dir traue ich es zu, hier hinauf zu kommen ohne das du stürzt, Windpfote kann ich nicht einschätzen. Wie gut bist du im klettern?" Die Schülerin sah sich verwirrt um. "Gehen wir nicht durch den Tunnel zurück?" Unsicher sah sie den Steinhaufen hinauf und erspähte den Morgenhimmel. Nun regte sich auch Birkenblatt. "Es gibt mehrere Gründe weshalb wir nicht durch den Tunnel zurück gehen. Wir würden den Weg blockieren, falls jemand anderes herein will. Wenn ein Fuchs auf uns warten würde, hätten wir keinen Fluchtweg. Auf dem Rückweg durch den Tunnel wirst du dir den Kopf stoßen, wenn du nicht gerade aus dem Himmelsclan kommst. Hast du verstanden?" Die Schülerin nickte langsam, ehe sie schüchtern zu der Anführerin sah. "Ich bin bis jetzt nur einmal auf einem Baum gewesen, Schneeschatten." Die Katze lehnte sich etwas herab. "Ich heiße jetzt Schneestern, merk dir das. Wenn du bis jetzt nur einmal auf einem Baum warst, kletterst du mit mir. Komm her." Die Anführerin trat einen Schritt zur Seite, damit Windpfote genügend Platz hatte. Die braune Schülerin sprang ein wenig unbeholfen zu ihr und sah ehrfürchtig nach oben. "Also, du kletterst vor. Ich bin direkt hinter dir und werde dir helfen, wenn du nicht weiterkommst. Nimm dir immer kleine Ziele beim Klettern vor, zum Beispiel, dass du zuerst zu diesem Stein dort oben kommst und nicht gleich direkt zum Ausgang." Schwarzstreif sah gelangweilt zu den zwei Katzen auf und konnte leider nichts anderes tun als zu warten. Es durften immer nur zwei Katzen gleichzeitig auf den Steinhaufen, wenn diese zusammen kletterten. Auf dem Boden konnte man Steinschlägen besser ausweichen als auf den Steinen. Er sah sich etwas um und sein Blick blieb bei Birkenblatt hängen, die ausdruckslos nach oben starrte. Diesen Ausdruck kannte Schwarzstreif nur zu gut. Sie unterdrückte ihre Gefühle. Langsam kam er auf sie zu und setzte sich neben die Katze, obwohl er bereits jetzt wusste, dass er dies bereuen würde. "Du unterdrückst deine Trauer wegen den Tod deines Sohnes, nicht wahr?” Er sprach sehr leise, damit die anderen nicht zuhören konnten. “Das ist es nicht. Ich bin an seinem Tod schuld." Obwohl ihre Stimme etwas lauter war, schienen Schneestern und Windpfote zu sehr mit dem Klettern beschäftigt zu sein um es zu hören. Schwarzstreif erwiderte dieses eine Mal nichts. Er musste auch nicht alles wissen. Doch Birkenblatt sah ihn nun traurig in die Augen und holte erneut Luft, ehe sie mit gedämpfter Stimme sprach. "Hätte ich ihm nicht seine wahre Herkunft verraten, würde er noch leben, Schwarzstreif! Er konnte es nicht ertragen und hat sich seine ganzen restlichen Leben selbst genommen! Ich bin zu spät gekommen, wäre ich doch nur schneller gewesen!" Der Kater seufzte leicht genervt. Das wollte er doch überhaupt nicht wissen! "Birkenblatt, es lohnt sich nicht in der Vergangenheit zu Leben und sich Vorwürfe zu machen. trauere von mir aus um ihn solange du willst, wenn du dadurch nicht deinen Clan im Stich lässt. Am Anfang mag es dir schwer vorkommen, doch es wird leichter. Du musst dich nur irgendwie ablenken." Birkenblatt starrte ihn schweigend an, unfähig etwas zu erwidern. "Das ist jedenfalls der Weg, den ich gewählt habe. Ich habe mehr verloren als du und habe mir nicht so viele Vorwürfe gemacht. Mir wird schlecht, wenn ich andere sehe, die so reden. Wenn es ein kleines Junges schafft, über den Tod der Familie hinwegzukommen schaffst du das auch. Du musst nicht den selben Weg nehmen wie ich, solange du dich selbst bemitleidest will ich nichts mehr mit dir zu tun haben." Mit diesen Worten entfernte er sich etwas von ihr und starrte nach oben. Er fixierte seine Schülerin und beobachtete jede ihrer Bewegungen wie ein Habicht. In seiner Brust glomm ein funken Wut auf, als er an Schwalbenflügels Worte dachten. "Na das wird noch interessant. Scheint so, als würde sie noch lange mit ihrer Ausbildung brauchen." Als die zwei Katzen endlich oben angekommen waren, sprangen Schwarzstreif und Birkenblatt gleichzeitig nach oben und sahen sich einen Moment lang an, ehe sie Seite an Seite hinauf kletterten, um Zeit zu sparen. Sie waren viel schneller als ihre Vorgänger und machten oben eine kurze Verschnaufpause. Schwarzstreif sah Schneestern an. "Ist Schwarzgesicht die neue Zweite Anführerin?" Die Freundschaft zwischen den beiden Kätzinnen kannte fast jeder, selbst die, die nicht zum Gewitterclan gehörten. Die Anführerin schüttelte leicht traurig ihren Kopf. "Sie wollte nicht. Schwarzgesicht hat Angst, dass sie keine neun Leben erhält, weil sie nicht an den Sternenclan glaubt. Sie akzeptiert die Tatsache, dass wir anderen an ihn glauben doch sie selbst tut das nicht. Deswegen ist Adlerflügel meine Stellvertreterin." Sie schwiegen einen Moment, ehe Schwarzstreif aufstand. "Sie war sicher eine gute Wahl, aber gehen wir jetzt weiter oder wollt ihr bis Sonnenhoch warten?" Der Kater setzte sich in Bewegung und Windpfote war die Erste, die aufsprang und ihm hinterher setzte. "Glaubt mir, er wartet nicht," sagte sie noch über die Schulter. Die Katzen überquerten rasch die Grenzlinien des Himmelsclans. Sie gingen weiter und Schwarzstreif sah misstrauisch zu einem Grasbüschel, das sich stärker hin und her bewegte als die anderen. Wespenstachel kam gefolgt von seiner Schülerin Adlerpfote heraus. Er neigte höflich seinen Kopf, funkelte Schwarzstreif jedoch an. "Guten Morgen. Entweder die Waldclans haben sich gegen uns verbündet oder ihr hattet anscheinend alle die selbe Idee, gestern Nacht zum Mondkristall zu gehen." Schneestern trat vor und neigte ebenso höflich ihren Kopf. "Grüßt euch. Wir hatten einfach nur Pech und wollten zur selben Zeit mit dem Sternenclan sprechen. Keine Sorge, als neue Anführerin denke ich noch nicht an ein Bündnis." Adlerpfote sah sie kurz interessiert an, ehe sie wieder im Gras verschwand. Ihr Mentor folgte ihr und verabschiedete sich noch kurz. Windpfote lief begeistert in ihr eigenes Territorium zurück und wartete auf Schwarzstreif. "Von was hast du geträumt? Ich bin mir sicher, dass dich mein Traum interessiert!" Ungewohnt hibbelig tänzelte sie hin und her. "Ich bin mir sicher, dass dich meiner auch interessiert, doch leider dürfen wir nicht darüber reden. Jetzt komm, ich will noch etwas essen bevor ich schlafen gehe. Heute wirst du zum ersten Mal in der Nacht jagen. Wir werden das Training ab jetzt etwas ruhiger angehen." Sie gingen zusammen den Weg zurück und sahen sich leicht verwirrt um, als auf der Lichtung ein leichtes Chaos herrschte. Sturmstern kam auf sie zu und schnurrte begeistert. "Willkommen zurück. Während ihr weg wart, hat Farnfuß drei gesunde Junge zur Welt gebracht." Windpfotes Augen weiteten sich begeistert und sie lief zur Kinderstube um einen Blick auf die Jungen zu erhaschen. Schwarzstreif dagegn ging gemeinsam mit Sturmstern zum Frischbeutehafen und er nahm sich ein Eichhörnchen. "Schneestern und Birkenblatt waren auch da. Sie ist jetzt die neue Anführerin. Und ich glaube das Wespenstachel nicht sehr erfreut darüber war, dass ich schon wieder auf seinem Territorium war." Sturmstern nickte aufmerksam, ehe er aufstand. "Wir sollten die anderen Clans nicht reizen. Die Blattleere hat immerhin bereits begonnen und wir müssen schauen, dass wir genug Nahrung für jeden einzelnen haben." Der Anfürer ging in seinen Bau und Schwarzstreif verspeißte sein Eichhörnchen mit gierigen Bissen. Er sah auf, als Distelschweif zu ihm kam. "Hast du schon Farnfuß´ Junge gesehen? Sie sind so süß und Stachelherz wäre bei der Geburt beinahe umgekippt. Kannst du dir das vorstellen? Sie haben bereits Namen!" Schwarzstreif sah sich kurz um, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich mit ihm redete. "Warum erzählst du mir das überhaupt? In spätestens zwei Monden werden sie mir so oder so auf die Nerven gehen." Distelschweif lehnte sich etwas zu ihm und der Kater wich zurück. "Sie hat zwei ihrer Junge nach dir benannt. Stachelherz war davon nicht gerade begeistert, doch sie hat sich durchgesetzt. Ein Kater heißt Streifenjunges, der andere Schwarzjunges. Die einzige Tochter sieht aus wie eine winzige Variante von ihrem Vater, deswegen heißt sie Stacheljunges." Ihre grünen Augen musterten ihn genau. Schwarzstreif stand auf und ging in Richtung Kinderstube. "Man kann von ihr sagen, was man will. Ihr Wort hält sie, auch wenn das nicht seine musste. Distelschweif, übernimm du mit Graupfote, Mohnpelz und Rabenjunges die Jagtpatrouille." Ohne ein weiteres Wort blieb er vor der Kinderstube stehen und lugte hinein. Farnfuß sah mit einem Glänzen in den Augen auf, während Stachelherz ihn müde musterte. "Man könnte meinen dass du die Jungen bekommen hast, Stachelherz. Willst du heute noch auf eine Patrouille oder erst morgen?" Der graue Kater sah auf seine Jungen und seine Gefährtin, ehe er wieder den Stellvertreter fokussierte. "Ich bleibe lieber hier. Farnfuß braucht mich jetzt." Die Königinnen im Bau schnurrten amüsiert. Schwarzstreif nickte und ging wieder hinaus. Kapitel 45: Spezial: Fleckenjunges ---------------------------------- Fleckenjunges sah aufgeregt aus der Kinderstube. Seine Mutter war inzwischen schon lange weg. Er konnte sich nur ausmalen, welche tollen Sachen sie ihm mitbringen würde. Grauherz, die vor einem halben Mond geworfen hatte, sah ihn böse an, als er ihre Jungen aufweckte. Schnell sah der Kater entschuldigend zu der Königin und hüpfte aus der Kinderstube. Windjunges und Weißjunges waren noch viel zu klein zum Spielen. Fleckenjunges selbst war inzwischen drei Monde alt. Noch drei und er würde zum Schüler und konnte endlich aus dem Lager! Das hieß nicht, dass er er nicht schon probiert hatte. Als Schwalbenflügel ein Nickerchen gemacht und Grauherz auf Spechtjunges und Weizenjunges aufgepasst hat wollte er einen Blick in den Wald werfen. Aber als er beim Ausgang angekommen war, wurde er plötzlich am Nackenfell hochgehoben und zurück in die Kinderstube befördert. Der Krieger Schwarzstreif hatte ihn angeknurrt und war von seinem Ausbruchsversuch nicht gerade begeistert gewesen. Jedes Junge kannte das Spiel, wo man sich an Schwarzstreif heranschleichen musste und wer am nähesten kam, gewann. Aufgeregt sprang er auf Weizenjunges´ Rücken und krallte sich mit seinen spitzen Krallen fest. Er und seine Schwester waren bereits fünf Monde alt und wurden ebenfalls von Schwalbenflügel gesäugt, bis sie feste Nahrung essen konnten. Ihre eigene Mutter war schon seit einigen Monden gestorben und sie waren für ihn wie Wurfgefährten. Er spielte mit ihnen so oft er nur konnte und hin und wieder ließen sie ihn an ihrer Frischbeute knabbern. Fleckenjunges wurde grob abgeworfen, doch Weizenjunges erstarre, als er zum Lagerausgang sah. Er hielt ihn aber noch so fest auf dem Boden, dass Fleckenjunges nichts sehen konnte. Spechtjunges folgte dem Blick ihres Bruders und jaulte vor Schmerz auf. Sie rannte in die Mitte der Lichtung und ihr Bruder folgte ihr. Fleckenjunges konnte nun auch aufstehen und sah sich verwirrt um, ehe er den schlaffen, weißen Körper in Schwarzstreifs Maul sah. Er lief zu dem leblosen Körper seiner Mutter und einige Katzen, die ebenfalls auf dem Weg waren, wichen ihm aus. Fleckenjunges starrte den leblosen Körper seiner Mutter an. "Mama? Wach doch bitte auf. Ich bin auch ganz brav und ärgere Spechtjunges nicht mehr so oft. Bitte Mama." Der letzte Funken Hoffnung, das Schwalbenflügel einfach nur schlief erlosch, als Amselschwinge seinen Kopf schüttelte. Er grub seine Nase in ihr Fell und merkte, wie sich zwei andere neben ihn legten. An ihrem Geruch erkannte er Weizenjunges und Spechtjunges, aber er blickte nicht auf. Er wollte einfach die Zeit zurück drehen und sie daran hindern, überhaupt in den Wald zu gehen. Immer mehr Katzen legten sich zu ihnen und Spechtjunges schluchzte leise. Ein flauschiger Schweif legte sich auf die Rücken der Jungen und Fleckenjunges sah überrascht zu Schwarzstreif auf, der allerdings nur in den Himmel starrte. "Fleckenjunges, kommst du? Du kannst auch entscheiden, was wir spielen." Weizenjunges sah seinen Ziehbruder lange an, ehe dieser traurig seinen Kopf schüttelte. Nun streckte auch Spechtjunges ihren Kopf durch die Zweige und sah ihn lange an, ehe sie wieder umdrehte. Grauherz packte Fleckenjunges am Nackenfell und hob ihn zum Ausgang. "Geh raus spielen, Fleckenjunges. Ich weiß, dass es schwer für dich ist, doch für Spechtjunges und Weizenjunges ist es sicher so, als hätten sie ihre zweite Mutter verloren. Es ist für uns alle schwer, doch du hast jetzt fast einen viertel Mond lang getrauert." Sie schob ihn hinaus und seufzte leise. Spechtjunges fokussierte Schwarzstreif und schlich sich langsam an. Fleckenjunges starrte ihr lustlos hinterher, schnurrte aber als sie schon nach ein paar Schwanzlängen ertappt wurde. Wenn der Krieger knurrte oder sonst ein Zeichen von sich gab, dass er einen bemerkt hat, hatte man verloren, das waren die Regeln. Spechtjunges sprang zurück und versteckte sich hinter ihrem Bruder. Dieser schnurrte ebenfalls amüsiert und stupste Fleckenjunges an. Dieser seufzte kurz und wollte schon ablehnen, doch die Zwei funkelten ihn drohend an. Er hatte keine andere Wahl als zu spielen. Langsam ging er auf den Krieger zu und blieb stehen, als dieser seine Ohren nach hinten richtete. Doch er knurrte nicht und so tapste Fleckenjunges weiter. Misstrauisch sah er den Krieger an, da dieser immer noch nicht reagierte, obwohl er sich keine Mühe gab. Vielleicht war es eine Falle? Trotzdem ging das Junge weiter und streckte seine Pfote aus, um Schwarzstreif zu berühren. Doch plötzlich bewegte sich der Schweif des Kriegers und stieß ihn um. Bevor sich Fleckenjunges aufrichten konnte, wurde er von dem Schweif zu Schwarzstreif geschoben und dieser hielt ihn an seinem ein. Schockiert sah Fleckenjunges zu dem Krieger und dieser starrte ihn nun ebenfalls aus seinen gelben, durchdringenden Augen an. "Du hast dir keine Mühe gegeben. Hör auf zu trauern, Schwalbenflügel ist tot und du kannst nichts dagegen machen." Fleckenjunges Herz zerbrach bei den Worten des Katers. "I- ich weiß, aber-" "Was aber!? Hoffst du darauf, dass sie vom Sternenclan herunter kommt um dich weiter zu säugen? Wenn sie das könnte, hätte sie es bereits längst gemacht. Sie hat dich mehr als alles andere auf der Welt geliebt und würde sicher nicht wollen, dass du so lange um sie trauerst." Fleckenjunges senkte seinen Kopf und musste seine Tränen zurückhalten. "Was habe ich denn noch, jetzt da sie weg ist. Kannst du mir das sagen?!" Der Krieger seufzte leicht genervt, ehe er ihn näher an sich heran zog und ihn tröstend zwischen den Ohren leckte. "Du musst dich nur umsehen. Dort drüben sind deine zwei Geschwister. Die mögen zwar nicht direkt mit dir verwandt sein doch es fühlt sich sicher gleich an. Du hast den ganzen Clan und du hast… mich." Schwarzstreif duckte sich ein wenig um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. Dieser sah ihn einige Herzschläge lang an, ehe er sich an den Krieger kuschelte. "Du bist mein Vater oder? Schwalbenflügel hat mir immer von dir erzählt also habe ich das immer gedacht." Schwarzstreif bewegte sich etwas und legte seine Pfote über seinen Sohn. "Ich mag dein Vater sein, aber nenn mich nicht so. Es fühlt sich irgendwie… falsch an." Fleckenjunges schnurrte glücklich, ehe er den Kater wieder in die Augen schaute. "Wie soll ich dich denn sonst nennen?" Für diese Frage bekam er eine leichte Kopfnuss, die aber trotzdem ein wenig schmerzte. "Dumme Frage. Ich habe einen Name, wenn du ihn nicht vergessen hast. Schwarzstreif, um deine Erinnerungen aufzufrischen. Jetzt spiel aber wieder weiter und lass mich in Ruhe." Fleckenjunges sah ihn kurz an, ehe er besser gelaunt davon sprang. Er hatte zwar eine Mutter verloren, aber einen Vater gewonnen. Und Schwalbenflügel würde er im Sternenclan wieder sehen, also hatte er bereits etwas, worauf er sich freuen konnte! Kapitel 46: Erkenntnis ---------------------- Schwarzstreif streckte sich. Die Mittagssonne wärmte seinen Pelz und seine müden Glieder. Die letzten Tage waren relativ stressig gewesen, da er Windpfote immer öfter in Nachtpatrouillen einteilen musste, damit sie noch etwas Erfahrung bekam, bevor er ihr es abermals alles beibringen musste. Je mehr sie jetzt lernte, desto weniger musste er ihr später beibringen. In Gedanken machte er sich einige Trainingspläne, da er ihre Ausbildung nun in zwei Bereiche einteilte. Er wollte ihr im Moment noch nichts beibringen für was sie länger als einen Mond brauchte um es zu erlernen. Es würde sich einfach nicht auszahlen. Er wollte sich noch einmal alles in Ruhe durch den Kopf gehen lassen und dass konnte er nicht, wenn andere Katzen herum sprangen. Und wenn Windpfote dabei war, konnte er es erst recht nicht. Irgendwie musste Schwarzstreif sie an einen anderen weitergeben, damit er selbst erst einmal alles überdenken konnte. Wer konnte noch eine helfende Pfote gebrauchen. Die Jagd- und Grenzpatrouillen waren bereits voll und er wollte sie nicht einfach im Lager lassen. Hier war einfach zu wenig zu tun! Und Jungendienst würde ihr nichts helfen. Seine Gedanken überschlugen sich, ehe ihm die rettende Idee kam. Er lief zum Heilerbau und schielte hinein. Fichtenpelz klagte über seine schmerzenden Glieder und Weißpfote fischte einige Kräuter aus einer Spalte, während Amselschwinge gedankenverloren in die Luft starrte. Schwarzstreif räusperte sich und der schwarze Heiler riss überrascht seinen Kopf herum. Er stand auf und sah den Stellvertreter fragend an. "Ich muss etwas erledigen. Könntest du derweil Windpfote beschäftigen?" Die Augen des schwarzen Katers hellten sich etwas auf ehe er zustimmend nickte. Der Krieger drehte sich um und ging gemächlich zum Schülerbau. Er streckte seinen Kopf durch den Eingang und sah sich um. "Die Blattleere wird garantiert anstrengend. Warum muss auch jede Königin in dieser Zeit gebären. In der Blattgrüne hätten alle größere Überlebenschancen," murmelte er vor sich hin. WIndpfote, die näher gekommen war, sah ihn ängstlich an. "Denkst du etwa, dass ein Junges sterben wird?" Schwarzstreif sah sie überrascht an, ehe er rückwärts hinaus ging, damit seine Schülerin ebenfalls hinaus kam. "Ich habe bis jetzt fast keine Blattleere erlebt, bei der keiner gestorben ist. Es muss kein Junges sterben, es kann jeder sein, wenn wir nicht genügend Beute und Kräuter haben. Ich kann genauso gut sterben wie du oder Rauchjunges. Und genau deswegen wirst du heute Amselschwinge helfen, während ich etwas erledigen muss." Windpfote sah ihn kurz verstört an, ehe sie leicht irritiert zustimmte. Windpfote saß leicht überfordert im Heilerbau und sah sich neugierig um. Amselschwinge und Weißpfote beugten sich über einige Kräuter und während der Heiler herum gestikulierte, nickte sein Schüler verstehend. So ging es einige Zeit weiter und Windpfote sah respektvoll zu ihrem Bruder, da sie aus Amselschwinges Bewegungen einfach nicht schlau wurde. Weißpfote drehte sich zu seiner Schwester und schnurrte leise. "Wir suchen im Wald nach Kräutern. Vor allem Katzenminze ist wichtig. Du hilfst mir doch sicher, oder?" Windpfote nickte langsam, hing aber ihren eigenen Gedanken hinterher. Ihr war es etwas peinlich, dass sie nicht wusste, dass ihr eigener Bruder inzwischen so selbstbewusst geworden war. Sie hatte schon seit einiger Zeit nicht mehr mit ihm geredet. Schon als Jungen hatten sie nicht so einen Geschwisterband wie zum Beispiel Mausejunges und Schattenjunges. Er wollte nie Kriegerspiele mit ihr spielen oder sich an Schwarzstreif ran schleichen. Weißpfote war schon immer ein Träumer gewesen, der nicht für sich selbst sprechen konnte. Aber in seiner neuen Rolle als Heilerschüler schien er aufzugehen, was Windpfote glücklich machte. Sie war noch so in ihren Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkte, dass Weißpfote bereits aus dem Bau ging. Amselschwinge stieß sie an um sie in ihre Welt zurück zu holen. Sie sah überrascht auf, ehe sie ihrem Bruder hinterher rannte. "Wo wächst Katzenminze?" Weißpfote sah sie kurz an, ehe er mit Bedacht seine Worte wählte. "Wenn du immer noch so bist wie früher, wirst du sobald ich es dir gesagt habe, sofort dorthin laufen ohne auf mich zu achten. Du warst schon immer so ungestüm. Ich werde es dir nicht sagen." Er starrte nach vorne und mied ihren Blick. Windpfotes Herz zog sich etwas zusammen. Es war ihr nie aufgefallen, für sie war ihr Bruder nur immer so langsam gewesen. Als Junges war sie ungeduldig aber jetzt doch nicht mehr! "Es tut mir leid. Aber ich bin, wie du, erwachsener geworden. Ich verspreche dir, dass so etwas nicht wieder vorkommen wird." Entschuldigend sah sie ihn an, doch Weißpfote lief immer weiter. Die Stimmung zwischen den beiden war sehr angespannt und keiner traute sich etwas zu sagen, bis der schwache aber verführerische Geruch der Minze zu wittern war. Weißpfote beschleunigte seinen Schritt und lief zum Bach. Er zwengte sich unter einen Brombeerbusch und fing vorsichtig an zu scharren. Er kam mit ein wenig Katzenminze heraus und sah enttäuscht auf seine Ausbeute. "Ich habe nicht mit viel Katzenminze gerechnet, aber das es so wenig ist…" Windpfote sah sich traurig um, ehe sie in die Luft starrte. "Schwarzstreif hat mir vorher gesagt, dass die Blattleere sicher nicht jeder überleben wird." Weißpfote starrte sie kurz überrascht an. "Das kann schon sein. Wir haben bereits den verdacht, dass jemand Weißen Husten hat und dieser wird schnell zu Grünen Husten. Wir brauchen die Katzenminze und die hier wird nicht lange reichen." Die Kriegerschülerin nickte langsam, ehe sie kurz neue Hoffnung fasste. "Gibt es denn nicht noch irgendein anderes Kraut das gegen Weißen oder Grünen Husten hilft? Ich meine, ist Katzenminze wirklich das einzige Heilmittel?" Weißpfote sah sie kurz verwirrt an, ehe sich seine Miene aufhellte. "Sie ist das Beste, aber es gibt noch Vogelmiere. Gänsefingerkraut hilft gegen Weißen Husten. Lass mich kurz nachdenken… Gänsefingerkraut wächst auf Wiesen und Vogelmiere bei Wasser. Glaube ich jedenfalls." Windpfote sah ihn begeistert an. "Wow, ich könnte mir soetwas nicht merken. Teilen wir uns auf oder bleiben wir zusammen?" Weißpfote musterte kurz die wenige Katzenminze, ehe er entschlossen aufsah. "Bleiben wir besser zusammen. Das ist sicherer. Suchen wir als erstes die Vogelmiere. Wenn wir Glück haben, müssen wir das Territorium nicht verlassen." Windpfote nickte und nahm die Katzenminze auf. Der verführerische Duft des Krautes stieß ihr sofort in die Nase. Sie musst den Drang unterdrücken zu zubeißen und versuchte sich abzulenken. Nach einigem Suchen fanden sie eine Stelle, bei der einiges an Vogelmiere wuchs. Weißpfote trat vorsichtig zu den Kräutern, wohl bedacht nichts zu zerdrücken. Er biss langsam die Stängel ab und achtete darauf, dass er keine Wurzel verletzte. Der Heilerschüler legte die Pflanzen neben Windpfote und diese schob sie zu zwei Bündeln zusammen. "Sag einmal Windpfote, wie läuft eigentlich dein Training?" Sie sah nicht von den Kräutern auf, knurrte aber leicht. "Schwarzstreif bringt mir irgendwie nichts Neues mehr bei. Es ist so frustrierend! Seit wir beim Mondkristall waren, will er mein Training besser einteilen oder so. Aber das einzige was wir tun sind Nachtpatrouillen. Und dann jagen wir nicht einmal mehr so häufig in der Nacht! Und Kampftraining machen wir auch fast nicht mehr. Wenn das so weitergeht wird Federpfote mich noch in allem überholen!" Sie seufzte aus und sah ihren Bruder an. Doch plötzlich raschelte es über ihnen und die Zwei sprangen auf. Schwarzstreif schielte aus einem Busch und funkelte seine Schülerin an. "Was machst du denn hier, Schwarzstreif!" Windpfote sah ihn entsetzt an. Der Krieger blieb oben stehen und fauchte. "Ich habe ein Eichhörnchen verfolgt, weil ich wenigstens noch ein wenig Beute mitbringen wollte, da habe ich euch beide gewittert und dachte mir, dass ich euch etwas beim Tragen helfen könnte. Mein Maul ist größer als eures, aber dann höre ich, dass sich meine Schülerin über meine Trainingsmethoden aufregt." Die zwei Schüler sahen zu Boden, während Schwarzstreif weiter Windpfote musterte. "Ich mache das nicht um dich zu ärgern. Und wenn du dir Sorgen machst, dass Federpfote vor dir zum Krieger wird, muss ich dich bestätigen. Er wird mit Sicherheit zuerst zum Krieger ernannt werden, egal wie sehr du dich anstrengst. Das steht außer Frage. Es könnte sogar passieren, dass Wolkenflugs Brut vor dir ernannt wird." Windpfote starrte ihn ungläubig an. "Warum sagst du so etwas?! Glaubst du wirklich, dass ich so schlecht bin?!" Ihr kamen langsam die Tränen hoch und Schwarzstreif ging überrascht einen Schritt zurück. Er starrte sie ungläubig an. Sogar Weißpfote warf ihm einen wütenden Blick zu. "Warte, sag mir nicht das du es nicht weißt." Windpfote starrte ihn immer noch ungläubig an. "Was soll ich denn bitte nicht wissen?! Dass du mich nicht magst?" Schwarzstreif schüttelte seufzend seinen Kopf. "Du musst mindestens einen Mond pausieren. Danach kannst du teilweise wieder anfangen. Deswegen will ich dir jetzt nichts neues beibringen." Weißpfote starrt den Kater an. "Warum braucht sie eine Pause? Wie kommst du darauf!" Schwarzstreif sah den Heilerschüler neugierig an. "Du bist wirst zum Heiler ausgebildet, deswegen dachte ich, dass du es bereits bemerkt hast. Schau sie doch nur einmal genauer an." Weißpfote tat wie ihm geheißen und riss seine Augen auf. "Du hast recht! Dass mir das noch nicht aufgefallen ist!" Windpfote sah die beiden verwirrt an. "Könntet ihr mich bitte auch einweihen?" Schwarzstreif kam etwas näher und sah ihr direkt in die Augen. "Windpfote, du bist trächtig. Schwalbenflügel hat es mir gesagt, als wir beim Mondkristall waren. Und Jungen brauchen im ersten Mond nunmal ihre Mutter. Danach kannst du teilweise wieder deine Ausbildung aufnehmen. Deswegen vernachlässige ich im Moment auch dein Kampftraining. Du hast ja gesehen, wie es Spechtfeder ergangen ist." Windpfote riss ihre Augen entsetzt auf und starrte auf ihren Bauch, der tatsächlich etwas rundlicher war, obwohl sie nicht mehr gegessen hatte als sonst. Kapitel 47: Wind aus den Segeln ------------------------------- Weißpfote sammelte noch ein paar Kräuter, ehe sein Blick auf einige frische Kratzer an Schwarzstreif fielen. "Was hast du da gemacht? Komm dann in den Heilerbau, dann kann ich die behandeln, bevor sie sich entzünden." Der Krieger sah den Heilerschüler kurz an. "Brombeeren. Da passiert so etwas schon einmal." Er nahm sein Eichhörnchen und ging langsam zurück zum Lager. Die zwei Geschwister folgten, beide trugen Kräuterbündel im Maul. Der Heilerschüler musterte skeptisch Schwarzstreifs Wunden. Brombeerbüsche machten nicht solche Kratzer, aber er hielt sein Kommentar zurück. Auf halbem Weg verlangsamte der Krieger sein Tempo ein wenig um neben seiner Schülerin zu gehen. Er sah ihr in die grünen Augen und fragte durch das Fell der Beute hindurch: "Waf willfst du jetzt mafen? Auf jeden Fall müfen wir ef Sturmftern sagen." Windpfote, die die ganze Zeit sehr abwesend war, riss sich wieder in die Gegenwart zurück. "Ich- Ich weiß es nicht. Mich überrascht das alles. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich eine Königin bin." Weißpfote rückte etwas näher an seine Schwester heran und sie gingen Seite an Seite ins Lager. Schwarzstreif warf seine Beute auf den Frischbeutehaufen, während die Schüler die Kräuter in den Heilerbau trugen. Er wartete etwas, bis die zwei wieder auftauchten und gemeinsam gingen die Drei zum Anführerbau. Wie immer trat der Stellvertreter ein, ohne um Erlaubnis zu fragen, was die Schüler leicht verwirrte. Der Anführer sah kurz überrascht auf, als die drei Katzen hinein kamen. Sturmstern richtete sich auf und sah den Krieger fragend an. "Was ist, Schwarzstreif? Wie ich dich kenne hat es sicherlich einen Grund, warum du mit den Zweien hier reinplatzt." Der Zweite Anführer neigte kurz seinen Kopf, ehe er Windpfote signalisierte, dass sie näher kommen soll. "Ich wollte dich nur über etwas informieren, was Windpfotes Trainig angeht. Den Rest könnt ihr zwei, oder drei, dann auch ohne mich ausreden. Ich richte mich ganz nach euch, was anderes wird mir eh nicht übrig bleiben." Sturmstern sah ihn neugierig wie verwirrt an. Sein Stellvertreter wechselte kurz einen Blick mit Windpfote, ehe er startete. "Windpfote ist trächtig. In spätestens einem Mond wird sie sich um ihre Jungen kümmern müssen." Der Kater stand auf und quetschte sich zum Eingang durch. Er schaute noch einmal über seine Schulter. "Beredet jetzt einfach die Details und sagt mir später, wie ihr euch entschieden habt." Schwarzstreif sah sich suchend auf der Lichtung um, ehe er zum Schülerbau ging. Er streckte seinen Kopf hinein und sah sich nach Natternpfote um. Die Schülerin lag weiter hinten und starrte ihn, wie Federpfote und Felsenpfote, überrascht an. "Natternpfote, wo ist Grauherz?" Natternpfote dachte kurz nach, ehe sie vorsichtig antwortete: "Ich glaube sie wollte der Kinderstube einen Besuch abstatten. Ansonsten ist sie wohl auf dem Schmutzplatz." Der Krieger nickte kurz und machte sich auf den Weg zur Kinderstube. Abermals steckte er seinen Kopf durch einen Eingang und suchte die Reihen der Kätzinnen nach der Kriegerin ab. Blitzfell starrte ihn einfach nur an, ohne dass man ihre Emotionen erahnen konnte, während Spechtfeder erfreut schnurrte. Farnfuß sah ihn ebenfalls fröhlich an und Grauherz, die neben ihr kauerte, schnurrte leicht. Der Kater sah sich in dem bereits vollen Bau um. "Ihr habt hier auch kaum noch Platz. Wenn das so weitergeht, müssen wir die Kinderstube noch ausbauen." Grauherz schnurrte amüsiert. "Kann schon sein, aber ich würde mir an deiner Stelle mehr Sorgen um den Schülerbau machen. Mausejunges und Schattenjunges sind auch bald soweit und dann sieht es hier auch schon leerer aus." Blitzfell schnurrte stolz und schielt nach draußen, wo die Zwei spielten. Schwarzstreif dagegen starrte weiterhin Grauherz an. "Das denkst du, aber rein zufällig weiß ich, dass in spätestens einem Mond neue Junge zur Welt kommen und dann wird es wieder enger." Die Kätzinnen sahen sich aufgeregt an. "Noch mehr Junge! Wenn das so weitergeht, gehen uns noch die Mentoren aus! Der Sternenclan muss uns gesegnet haben." Spechtfeder schnurrte fröhlich, doch Schwarzstreifs Blick verdüsterte sich nur. "Vergiss nicht, dass wir Blattleere haben und dadurch haben wir nur noch mehr Mäuler zu stopfen. Besonders du müsstest wissen, wie es ist jemanden zu verlieren." Spechtfeders Laune sank abrupt und Blitzfell fauchte wütend. "Du hast darin die Beste Erfahrung, Schwarzstreif und genau deshalb solltest du nicht über soetwas reden! Und Außerdem werden meine Jungen die Besten Jäger, die es jemals gegeben hat! Sie werden schon genug Beute fangen damit niemand stirbt." Schwarzstreif starrte die alte Königin wütend an. "Selbst die besten Jäger müssen zuerst ausgebildet werden und sind immer noch darauf angewiesen, dass die Beute aus ihren Bauen kommt." Die zwei Katzen funkelten sich an, ehe Grauherz schnell das Thema wechselte, damit sie sich nicht die Pelze zerfetzten. "Wer ist denn die Glückliche? Distelschweif?" Schwarzstreif sah zu ihr und grinste leicht schelmisch. "Grauherz, es ist nicht so wie du denkst. Um es kurz zu sagen ist es Windpfote, die bald werfen wird." Die Gesichter der Königinnen entglitten und sie starrten ihn ungläubig an, ehe Grauherz auf ihn zu sprang. "Was!? Aber sie ist doch noch eine Schülerin! Sie ist viel zu jung um Junge groß zu ziehen!" Schwarzstreif trat einen Schritt zurück und blockierte ihr gleichzeitig den Ausgang. "Genau deswegen braucht sie dich jetzt. Du solltest dich erst beruhigen, ehe du zu ihr gehst. Sie weiß es auch erst seit heute und wenn du selbst so aufgeregt bist, färbt das nur auf Windpfote über. Sie und Weißpfote sind gerade bei Sturmstern." Der Krieger trat zur Seite und ließ Grauherz durch. Er selbst wusste wem er es als nächstes sagen sollte und ihm wurde etwas bange, da er Mohnpelz Reaktion nicht einschätzen konnte. Doch zuerst musste er warten, bis der rote Kater von der Grenzpatrouille zurückkam. Schwarzstreif verzerrte eine magere Maus, seinen Blick immer auf den Eingang gerichtet. Er hörte jemanden näher kommen und musste nicht einmal aufschauen um zu wissen, um wen es sich handelte. Sturmstern setzte sich neben ihn hin und sah auf die fast verzerrte Maus. "Die Beute wird auch immer dünner." Schwarzstreif sah ebenfalls die Beute an, ehe er knurrte. "Das hat die Blattleere nunmal so an sich. Aber du bist sicher nicht gekommen um mit mir über offensichtliche Dinge zu reden, oder etwa doch?" Auffordernd starrte er Sturmstern in die Augen. Der Anführer sah kurz weg, ehe er seine Worte sammelte. "Windpfote würde am liebsten normal weiter machen bis die Jungen kommen und dann auch nur teilweise bei ihnen sein. Doch wir haben Blattleere, also haben Weißpfote und ich ihr eingeflößt, dass sie ihre Kraft für die Geburt braucht und ihre Jungen sie mindestens einen vollen Mond brauchen oder sie hätten nicht die besten Überlebenschancen. Sie wollte am Anfang überhaupt nicht hören, doch dann ist Grauherz herein geplatzt und hat sie eines Besseren belehrt. Windpfote war nicht sehr begeistert, aber ihr wird wohl nichts anderes übrig bleiben. Wir haben uns darauf geeinigt, dass sie wie Spechtfeder noch hin und wieder auf Patrouillen gehen darf bis die Jungen kommen." Schwarzstreif nickte langsam. Er starrte zur Kinderstube und legte seinen Kopf nachdenklich schief. "Ich werde ihr keine neuen Kampftechniken beibringen. Alle Arten von Nachtpatrouillen kann sie ebenfalls vergessen und Grenzpatrouillen wird sie nicht allzu häufig beim Bachclan durchführen. Jagen kann sie hin und wieder. Fichtenpelz kann sicher auch etwas Gesellschaft vertragen. Aber in einen Viertelmond stecke ich sie höchstpersönlich in die Kinderstube! Dort schlafen kann sie dann schon auf jeden Fall." Sturmstern nickte zustimmend. "Pass aber auf, dass du es gut durchmischt, ansonsten wird ihr langweilig und sie zieht auf eigene Kralle los. Du kennst trächtige Katzen ja, die sind immer so eigensinnig." Sturmstern schnurrte amüsiert und Schwarzstreif stimmte leise mit ein. Der Zweite Anführer verschlang schnell seine Maus, ehe er sich zu seiner Schülerin aufmachte. Nach einigen suchen fand er sie und Grauherz etwas außerhalb des Lagers. Windpfote durfte sich gerade einiges anhören, dementsprechend freute sie sich, dass ihr Mentor auftauchte und ihre Mutter verstummte. Windpfote lief auf Schwarzstreif zu und sah ihn eifrig an. "Was trainieren wir jetzt?" Doch der Kater schüttelte nur seinen Kopf. "Heute zahlt sich nichts mehr aus. Wenn du unbedingt etwas machen willst, dann kannst du dich um Fichtenpelz kümmern." Windpfotes Schweif schleifte über den Boden, als sie bedrückt wegging. Kapitel 48: Entschluss ---------------------- Schwarzstreif saß allein auf der Lichtung. Die letzten Sonnenstrahlen waren schon längst hinter den Baumwipfeln verschwunden und der Mond kam langsam heraus. Der Himmelskörper war noch längst nicht voll, aber es würde auch nicht mehr so lange dauern, bis er voll wurde. Nach diesem anstrengenden Tag wollte Schwarzstreif erst einmal in Ruhe seine Gedanken ordnen und übernahm deswegen die Nachtwache. Er starrte gerne in den Sternenhimmel und ließ seine Gedanken abschweifen und konzentrierte sich nebenbei auf seine Umgebung. Ein Fuchs oder ein Dachs würde ihn so oder so aus seinen Gedanken reißen und welcher Clan würde sich schon die Mühe machen, den Nachtclan in der Nacht anzugreifen. Das wäre wirklich selten dämlich. Zuerst drehten sich seine Gedanken um den heutigen Tag, der bald vergangen sein würde. Er selbst wollte sich nicht die Mühe machen, Mohnpelz aufzuklären. Das kann die Familie schön unter sich klären. Seine neue Wunde an seiner Schulter brannte noch etwas, aber das würde ebenfalls bald vergehen. Während er heute im Wald darüber nachgedacht hatte, wie er Windpfote am besten weiter trainierte, hatte er einen verzweifelten Hilferuf gehört. Da es keiner aus seinem Clan war, wollte er zuerst nicht helfen, doch dann kamen die Laute immer näher, bis er erkannte, was es war. Ein Falke flog über eine Wiese, jenseits der Grenze, mit einem Jungen zwischen den Krallen. Schwarzstreif hatte instinktiv reagiert und den niedrig fliegenden Greifvogel angesprungen. Dieser ließ vor Überraschung das Junge fallen und machte sich aus dem Staub. Doch davor wurde Schwarzstreif noch an der Schulter von dessen Krallen gestreift. Der Clan musste nichts von all dem erfahren, da es nur umsonst Aufsehen erregen würde. Das Junge würde so oder so nicht mehr zu seinem Clan zurückkehren, somit war das Thema für Schwarzstreif erledigt. Jungen… Die Kinderstube müsste auch ausgebaut werden, falls Windpfote mehrere Jungen werfen sollte. Allerdings wäre eine engere Kinderstube wärmer. Blitzfells Brut würde auch bald zu Schülern werden und sie hatten keine große Auswahl an Mentoren. Wenn er es sich genauer überlegte, hatten sie gar keine Auswahl. Immerhin würde das nächste Junge erst in knapp fünf Monden zum Schüler. Bis dahin würde Federpfote ziemlich sicher bereits Krieger sein. Einige der vier Geschwister könnten dann auch schon Krieger sein und bei Windpfote kommt es darauf an. Auf jeden Fall hat Rauchjunges wieder einen Mentor. Was wohl passieren würde, wenn es mehr Schüler als Krieger gäbe? Darum wollte er sich erst gar keine Gedanken machen. Das wäre dann Sturmsterns Problem. Sie hätten auch weniger Probleme, wäre nicht einer ihrer Krieger abhanden gekommen. Wie es Weizenpelz wohl ging? Wäre er geblieben, wäre er mit Sicherheit Mentor geworden. Schwarzstreif verspürte einen Stich, als er sich an den Krieger erinnerte. Leider waren sie im Streit, als er mit der Rotte ging. Es war ja seine Schuld, doch er war nunmal schlecht gelaunt. Aber Schwarzstreif würde denoch gerne erfahren, wie es ihm jetzt ging und vielleicht könnte er sich auch… entschuldigen. Schwarzstreif schlug müde seine Augen auf. Während der Nacht hatte er sich weiter Gedanken über Weizenpelz gemacht und einen Entschluss gefasst. Er wollte losgehen und ihn suchen. Leider hatte er Pflichten im Clan, deshalb musste er wohl zuerst Sturmstern Bescheid sagen. Der Krieger reckte sich und ging langsam aus dem Kriegerbau. Er sah sich auf der Lichtung um und ignorierte Windpfote, die ihn Erwartungsvoll anstarrte. Schwarzstreif trottete zu Sturmsterns Bau und prüfte die Luft auf dessen Geruch um sicherzugehen, dass er wohl anwesend war. Zögernd trat er ein und überlegte noch einmal genau seine Worte. Sturmstern sah überrascht auf, schwieg aber als er den entschlossenen Blick des Zweiten Anführers sah. "Ich werde nach Weizenpelz suchen. Da gibt es etwas, was ich ihm sagen muss." Die zwei Kater starrten sich einen Herzschlag einfach nur an, bis Sturmstern aufsprang und seiner Verwirrung Wut wich. "Das wirst du ganz bestimmt nicht! Wir haben Blattleere und brauchen jeden Jäger! Und du bist auch noch Zweiter Anführer, du kannst nicht einfach weggehen!" Die Stimme des Anführers war ungewöhnlich hoch, doch Schwarzstreif blieb ruhig und verzog keine Mine. "Das war keine Frage, ich habe dir nur Bescheid gesagt, eben weil ich dein Stellvertreter bin. Ansonsten wäre ich einfach gegangen und irgendwann wieder aufgetaucht." Das Fell des Grauen Katers sträubte sich und seine Stimme wurde lauter. "Meinst du wirklich ich werde tolerieren, dass du einfach einmal kurz den Clan verlässt?! Wir haben uns doch darauf geeinigt, dass wir nicht nach Weizenpelz suchen. Du hast auch noch eine Schülerin auszubilden!" Schwarzstreif legte seine Ohren nach hinten und bemühte sich, dass sein Nackenfell glatt blieb. "Wir haben gar nichts entschieden das warst du allein. Was Windpfote angeht, ich kann ihr in der kurzen Zeit nichts mehr beibringen, was sie nicht zu sehr anstrengt. Sie kann einfach bei irgendeiner Patrouille mitgehen und fertig. Außerdem habt ihr dann ein Maul weniger zu Füttern. Ich bleibe ja keinen ganzen Blattwechsel weg." Der Anführer atmete heftig aus und ein um sich langsam zu beruhigen. Er legte langsam sein Fell an und fuhr seine Krallen in die festgetretene Erde seines Baues. "Warum bist du so besessen von dieser Idee?" Schwarzstreif sah Surmstern an und dachte scharf über seine Antwort nach. Langsam tastete er sich an eine Antwort heran, die den Anführer vielleicht umstimmen würde. "Er wurde von Schwalbenflügel gemeinsam mit Fleckenpfote gesäugt…" Der graue Kater kniff seine Augen zusammen. "Willst du mir etwa erzählen, dass du Vatergefühle für ihn hast. Das glaube ich dir nämlich nicht." Schwarzstreif starrte seine Pfoten an und erwiderte nichts. Egal was er sagen würde, es würde nichts besser machen. Er entschied sich einfach zu schweigen, bis Sturmstern wieder etwas sagte. "Warum sollte ich dich überhaupt gehen lassen um nach Weizenpelz zu suchen?" Sturmstern brach die Stille mit seiner Frage. "Schwarzstreif geht Weizenpelz suchen?! Ich komme mit!" Die zwei Kater sahen sich überrascht um, als sich Spechtfeder in den Bau quetschte. Die Königin sah die beiden entschlossen an, doch Sturmstern knurrte nur verärgert. "Das kannst du vergessen! Willst du Rauchjunges etwa währenddessen alleine lassen?" "Federpfote ist doch noch da und außerdem können sich auch noch Blitzfell und Farnfuß um ihn kümmern. Weizenpelz ist mein Wurfgefährte! Ich konnte mich noch nicht einmal von ihm verabschieden und außerdem kennt Ratte mich. Er wird Schwarzstreif und mich sicher nicht angreifen, wenn er mich erkennt. Und weil ich das von vorhin mitgehört habe, ihr hättet derweil ein Maul weniger zu füttern und im Gegensatz zu Schwarzstreif jage ich derzeit nicht." Strumstern seufzte verzweifelt aus. "Und Federpfote wird dich sicher gehen lassen, oder? Was dich angeht, Schwarzstreif, dich kann ich so oder so nicht aufhalten, also gebe ich dir vier Tage. Ich kenne deinen Dickschädel leider zu gut, aber danach will ich nichts mehr von dir hören. Kein Extrawunsch oder dergleichen. Hast du mich verstanden?" Der Krieger grinste zufrieden und nickte zustimmend. "Und was ist mit mir?" Spechtfeder sah ihren Anführer bettelnd an, doch dieser blieb hartnäckig. "Nein, du bist eine Königin! Ich schicke dich sicher nicht auf eine Erkundungstour die außerhalb unseres Territoriums stattfindet damit du mit deinem Bruder reden kannst. Schwarzstreif geht alleine und basta! Er kann Weizenpelz ja einen Gruß von dir ausrichten, wenn er ihn tatsächlich findet." Die Königin schnaubte beleidigt und trottete aus dem Bau. Schwarzstreif sah nochmal zu Sturmstern. "Erklär du es dem Clan. Ich will noch vor der Dämmerung außerhalb unseres Territoriums sein. Für so etwas bleibt mir jetzt keine Zeit." Der Krieger sprang schnell auf, bevor Sturmstern etwas erwidern konnte und verließ den Bau. Spechtfeder wartete bereits auf ihn. "Warte auf mich. Ich muss nur Farnfuß bescheid sagen und dann komme ich." Sie rannte zur Kinderstube und Schwarzstreif seufzte leise und ging langsam aus dem Lager. Sie hatte gut argumentiert, aber wollte er sie wirklich dabei haben? Er hatte wohl oder übel keine andere Wahl und trottete zu der Stelle, bei der er vermutete, dass sich dort Spechtfeder durch den Lagerwall quetschen würde. Und dann wartete er. Kapitel 49: Weg mit Hinderinssen -------------------------------- Schwarzstreif sah zur Wiese. Neben ihm stand Spechtfeder und war leicht angespannt. Sie hatte sich wie erwartet durch den Schmutzplatz geschummelt und gemeinsam sind sie den Weg zur Grenze getrabt. Die Beiden wollten sich nicht von irgendeiner Patrouille aufhalten lassen, deswegen hatten sie es eilig. Spechtfeder hob vorsichtig ihre Pfote und machte einen unsicheren Schritt über die Grenze. Der Kater lief selbstsicherer über die Geruchslinie und suchte das neue Territorium, das er schon so viele mal beim Patrouillieren gesehen hatte, auf ein Zwischenziel ab. Er entdeckte in einiger Entfernung einige Büsche, die ihnen in der Nacht etwas Schutz bieten würden. Er beschleunigte seine Schritte, damit sie möglichst bald nicht mehr von ihrem Territorium aus zu sehen wären und Spechtfeder passte sich seinem raschen Tempo an. Sie hatten in etwa den halben Weg hinter sich, als von hinten ein Schrei erklang. Jemand rief Spechtfeders Namen und als die Königin herum wirbelte, sah sie entsetzt das lange, graue Fell ihres Gefährten. Schwarzstreif blieb genervt stehen und schielte zu der Katze. "Du hast ihm nichts gesagt, oder? Soll ich etwa schon vor gehen und ein Nest für die Nacht machen? Ich will keine Zeit verlieren." Doch Spechtfeder schüttelte nur ihren Kopf und starrte weiter auf Federpfote, der schnell näher kam. Als der Kater bei den Zwei ankam, plusterte dieser wütend sein Fell auf. "Spechtfeder, was machst du bitte?!" Die Königin plusterte ebenfalls ihr Fell auf und stellte sich etwas breitbeiniger hin, doch ihr Blick verriet ihre Unsicherheit. "Federpfote, ich gehe mit Schwarzstreif Weizenpelz suchen." Federpfote funkelte sie immer noch wütend an und bohrte seine Krallen in die Erde. "Und dafür lässt du Rauchjunges alleine?! Er könnte jeden Moment die Augen öffnen und was soll ich machen, wenn du nirgends bist und er dich dann nicht als seine Mutter ansieht! Was ist wenn du stirbst! Was soll ich denn ohne dich machen?" Spechtfeder sah zu Boden, ehe sie entschlossener auf blickte. "Rauchjunges wird es gut gehen. Farnfuß und Blitzfell haben gesagt, dass sie sich um ihn kümmern." "Du hast es den beiden gesagt aber mir nicht! Weißt du, wie ich mich gerade fühle? Verraten, ausgegrenzt, allein. Ich hatte die Hoffnung, dass wenigstens du zu mir hältst, aber ich habe mich anscheinend geirrt." Spechtfeder zuckte bei den barschen Worten zusammen, ehe sie einen Schritt näher zu ihren Gefährten trat. "Ich habe dich nicht verraten, Federpfote. Es war eher eine spontane Entscheidung und ich hätte es dir gesagt, wenn du im Lager gewesen wärst. Aber ich musste mich beeilen. Ich habe nur Farnfuß und Blitzfell um Hilfe gebeten, damit sie sich derweil um Rauchjunges kümmern." Federpfote wich einige Mäuselängen zurück und mied ihren Blick. "Ich kann mich auch um ihn kümmern. Traust du mir so wenig zu? Bedeute ich dir wirklich so wenig?" Spechtfeders Augen weiteten sich vor entsetzen. "Nein, so ist es nicht!" Federpfote sträubte sein Fell noch weiter und funkelte sie erneut an. "Wie ist es dann? Du verlässt deine Familie um gemeinsam mit Schwarzstreif ein Abenteuer zu erleben? Willst du uns im Stich lassen?" Die Königin wich einen Schritt zurück und starrte ihn ungläubig an. Sie schüttelte ihren Kopf, ehe sie ihn wütend anfunkelte. "Hörst du mir überhaupt zu? Ich gehe mit Schwarzstreif um Weizenpelz zu suchen damit ich mich von ihm noch einmal verabschieden kann. Ich konnte mich nicht von meinem Bruder verabschieden, weißt du wie schlimm das für mich ist?!" "Denkst du für mich war es einfach meinen Clan zu verlassen?" Ein lautes knurren ertönte hinter den beiden und Schwarzstreif sprang zwischen die streitenden Katzen. "Ich hab genug. Federpfote, es ist nicht das gleiche wenn man jemanden verlässt wie von jemandem verlassen zu werden. Außerdem wusstest du schon davor dass du den Clan verlassen wirst und konntest dich darauf vorbereiten. Bei dir kommt auch noch dazu, dass du deine Familie bei Großen Versammlungen sehen kannst, Spechtfeder hat keine Ahnung, ob sie ihren Bruder danach überhaupt noch einmal sehen wird. Du kannst auch nicht mit uns mitgehen, falls du mit diesem Gedanken gespielt hast. Zwei Katzen wirken nicht so bedrohlich wie drei und außerdem bist du immer noch ein Schüler und ich nehme keine Schüler auf eine solche Reise mit. Der Clan würde auch unterschiedlich reagieren, wenn du jetzt verschwindest. Und was dich angeht Spechtfeder, dich habe ich eben am Hals. Mit einigen Sachen hast du recht, aber du hast auch nicht über alles nachgedacht. Das du Rauchjunges in so einem Jungen Alter allein lässt ist einfach unverantwortlich. Auch wenn Farnfuß und Blitzfell auf ihn aufpassen, Farnfuß hat erst gerade geworfen und Blitzfell ist schon alt. Allein wären sie überfordert, vor allem wenn Rauchjunges die Augen aufmacht. Und nicht nur die werden Probleme haben. Wie willst du deine Milch loswerden? Ich habe schon gehört wie sich Königinnen darüber aufregen, wenn ihre Jungen die Milch nicht trinken, aus welchem Grund auch immer. Ich selbst werde dieses Problem nie haben, aber du garantiert. Ihr seid beide dumm und denkt nicht lang nach. Wir einigen uns jetzt einfach darauf, dass Spechtfeder mit mir kommt und du mit Wolkenflug, die übrigens gerade über die Wiese kommt, zurück gehst." Der graue Schüler starrte Schwarzstreif kurz irritiert an, ehe er herum wirbelte und seine Mentorin sah, die schnell näher kam. Die grau - weiße Katze blieb vor Federpfote stehen und funkelte ihn wütend an. "Warum läufst du einfach so über die Grenze!" Der Angesprochene machte sich instinktiv klein. "Entschuldige, aber Spechtfeder und Schwarzstreif-" "Kein aber! Schieb deine Fehler doch nicht auf andere," sie sah nun zu den anderen beiden und legte fragend ihren Kopf schief. Schwarzstreif seufzte genervt, ehe er ihre stumme Frage beantwortete: "Wir suchen nach Weizenpelz. Wenn wir ihn finden, reden wir nur mit ihm und schleppen ihn nicht zurück. In spätestens vier Tagen sind wir zurück. Sturmstern weiß Bescheid, was jedenfalls mich angeht." Spechtfeder sah peinlich berührt zu Boden, doch Wolkenflug schnurrte entgegen aller Erwartungen. "Ist schon in Ordnung, Spechtfeder. Ich weiß wie sehr du deinen Bruder vermisst, das sieht so ziemlich jeder. Ich werde Federpfote als Bestrafung dazu verdonnern, sich solange ihr weg seid um die Königinnen zu kümmern. Dann kann er nebenbei auf Rauchjunges aufpassen." Federpfote sah seine Mentorin entsetzt an. "Du unterstützt sie auch noch dabei!?" Wolkenflug drehte sich zu ihrem Schüler um und musterte ihn. "Als ihr Gefährte solltest du sie eher unterstützen. Willst du dass sie immer traurig sein wird? Aber jetzt komm, Schwarzstreif schaut uns schon die ganze Zeit so ungeduldig an. Wir gehen besser, oder willst du dich mit ihm anlegen?" Die Kriegerin drängte Federpfote von den Katzen weg, schaute jedoch noch einmal über ihre Schulter zu den Beiden. "Spechtfeder, wenn die Schmerzen zu schlimm werden iss Petersilie. Die stoppt den Milchfluss, aber dann kannst du Rauchjunges nicht mehr säugen. Denk daran!" Mit diesen Worten lief sie los und schubste Federpfote immer weiter zurück. Sie konnten noch sein Protestgejaule hören, doch dann drehte sich Schwarzstreif um und lief in die andere Richtung. Spechtfeder blieb noch einen Moment lang stehen und schaute den Katzen hinterher. Sie wirbelte herum und raste hinter dem Krieger hinterher. Es dauerte etwas bis sie ihn eingeholt hatte und bereits da war sie schon fix und fertig, doch Schwarzstreif hielt sein rasches Tempo bei und rannte auf die Büsche zu, die immer noch eine ziemliche Strecke entfernt waren. Als Spechtfeder immer mehr an Tempo verlor, wurde er leicht langsamer und schaute während dem Rennen über seine Schulter zurück. "Du bist selbst schuld, wenn du solange reden musst. Ich habe dir gesagt, dass ich vor Einbruch der Dunkelheit bei den Büschen da drüben sein will und es dämmert bereits. Wenn du nicht mithalten kannst ist das dein Problem." Spechtfeder sah ihn entgeistert an und versuchte das Stechen in ihrer Brust zu ignorieren und ein gleichmäßiges Tempo zu finden, bei dem sie nicht zu weit zurück fiel. Aber es klappte nicht ganz und sie lief mehr schlecht als recht hinter dem Kater hinterher und nicht selten stolperte sie. Nach einer gefühlten Ewigkeit war sie beim Busch angekommen und ließ sich in ein kleines Nest fallen, das Schwarzstreif grob für sie hergerichtet hatte. Spechtfeder atmete heftig ein und aus um ihre Organe wieder mit Sauerstoff zu versorgen während Schwarzstreif um das Gestrüpp herum schlich und mit offenem Maul nach Beute suchte. So hatte sie sich den ersten Tag nicht vorgestellt. Kapitel 50: Verlangen --------------------- Spechtfeder kämpfte sich hinter Schwarzstreif her. Wolkenherz hatte nicht zu viel versprochen. Die Schmerzen waren viel schlimmer, als sie es sich vorgestellt hatte. Bis jetzt war Rauchjunges immer in der Nähe gewesen und so musste die Königin dieses Gefühl nicht lange aushalten oder sogar damit herum wandern. Doch jetzt war ihr Junges nirgends und der Schmerz wurde nicht besser. Schwarzstreif wartete ungeduldig auf die Königin, deren Schmerz man ihr aus dem Gesicht ablesen konnte. "Spechtfeder, ich kann auch einfach Borretsch suchen. Dann geht es dir besser und wir kommen schneller voran." Der Kopf der Angesprochenen schnellte hoch und für einen Moment sah man ihr nur noch Wut und Entschlossenheit an. Oder Sturheit. "Nein, dann versiegt mein Milchfluss! Dann kann ich Rauchjunges nicht mehr säugen!" Der Krieger legte genervt seinen Kopf schief. "Warum seid ihr nur alle so besessen darauf, eure Jungen zu stillen? Es gibt genug andere Königinnen die das übernehmen können." Spechtfeder sah ihn aus traurigen Augen an. "Du verstehst das nicht. Egal was ich dir sage, ich kann dich nicht überzeugen. Aber ich will ihn säugen, wenn es eine andere tut habe ich Angst. Angst, dass er mich nicht als seine Mutter ansieht. Angst, dass die Pflegemutter nicht genug Milch für ihn und ihre eigenen Jungen hat. Angst, dass sie sterben könnte." Sie senkte traurig ihren Blick, wurde aber sofort von der nächsten Schmerzenswelle überrollt. Schwarzstreif verdrehte genervt die Augen und fasste ihre Aussage in eigenen Worten zusammen. "Also du willst nicht dass andere dein Junges säugen, weil ansonsten irgendetwas nicht nach deinen Vorstellungen läuft, oder? Ich sag dir jetzt etwas. Wir haben vier Tage Zeit, dann müssen wir schon wieder zurück sein. Wir haben keine Zeit, wir wissen noch nicht einmal, ob wir überhaupt auf den richtigen Weg sind!" "Ein wahrer Taktiker, dein Reisegefährte da, meine Liebe." Eine alte Katze mit krächzender Stimme kam aus einem Busch hinter den beiden. Schwarzstreif baute sich schützend vor Spechtfeder auf, während die sich weiterhin nur auf die überschüssige Milch konzentrieren konnte. "Ich weiß nicht, was ihr sucht, aber deine kleine Freundin da hinten braucht Hilfe. Ich kenne zufällig ein Junges, das noch gesäugt werden muss. Ich könnte euch zu ihm führen, aber ich bin viel zu hungrig und zu alt um zu jagen. So ein oder zwei Eichhörnchen oder drei bis vier Mäuse müssten reichen, dann könnte ich mich sicher wieder an den Weg zu dem Kleinen erinnern." Sie sah Schwarzstreif vielsagend an und wartete auf eine Reaktion von dessen Seite. Der Kater jedoch knurrte die Alte nur an. "Danke für die Information, aber wir brauchen deine Hilfe nicht. Wenn ich dich so ansehe, würde ich sagen, dass das Junge nicht weit weg ist. Also können wir es auch alleine finden." Die Fremde sträubte ihr dreifarbiges Fell und fuhr ihre Krallen aus. "Du willst keiner hungrigen, alten Katze helfen? Na schön, wie du willst. Irrt doch im Wald herum und selbst wenn ihr ihn findet, ihr würdet ohne mich ohnehin nicht in seine Nähe kommen." Schwarzstreif musterte die Alte genau. Er fuhr die Krallen ein und ging einen Schritt auf sie zu, da er von ihr keine sonderlich große Gefahr vermutete. "Was meinst du damit?" Die Dreifarbige kniff zufrieden ihre Augen zusammen. Sie strich etwas um Schwarzstreif herum, worauf dieser seinen Pelz sträubte. "Ich gehöre zu einer Gruppierung und das Junge ist derzeit das Einzige und obendrauf auch noch das des Anführers. Wenn ihr in unser Lager spazieren und zu ihm gehen wolltet, würdet ihr angegriffen werden. Sie kann sich im Moment nicht wehren und du siehst zwar stark aus, hättest aber allein keine Chance. Wie ihr seht braucht ihr mich, also sei so lieb und jage mir was schönes, Großer." Schwarzstreif starrte sie weiterhin aus zusammen gekniffenen Augen an, ehe er sich langsam zu Spechtfeder drehte. Diese lag immer noch zusammengekauert am Boden und wimmerte leise vor sich hin. "Du hältst zu wenig aus. So schlimm kann es doch gar nicht sein, reiß dich doch einmal zusammen." Spechtfeder funkelte ihn kurz wütend an und zischte etwas Unverständliches. Die Fremde Katze schnurrte kurz amüsiert, wobei es sehr abgehackt klang. "Keine Sorge, ich weiß wie Kater sein können. Wie heißt du überhaupt?" Spechtfeder sah sie an und versuchte ihren Namen zu sagen: "Spech- Spe- Sp- Specht-" Als sie es nicht hervor brachte, sah sie Hilfesuchend Schwarzstreif an. Dieser seufzte genervt, da er sich gerade auf den Weg machen wollte. "Sie heißt Spechtfeder." Die Alte legte nachdenklich ihren Kopf schief. "Du hast ja auch so einen eigenartigen Namen. Genau wie der Kleine, den Ratte angeschleppt hat. Ich bin jedenfalls Rose." Rose sah ihn auffordernd an. Schwarzstreif knurrte jedoch nur. "Du hast mich nicht gefragt. Wer nicht fragt bekommt auch keine Antwort." Mit diesen Worten sprang er ins Dickicht und verschwand aus der Sichtweite der Katzen. Schwarzstreif schlich sich an eine Maus heran. Ihm war es egal, wieviel er erlegte, das hier war nicht sein Territorium. Er musste nicht seinen Clan ernähren. Wenn er wenigstens nur für sich selbst jagen müsste und das nur wenn er es für nötig hielt. Ihm kam sein alter Wunsch wieder in dem Kopf, Einzelgänger zu werden. Keine Pflichten, keine nervigen Katzen um ihn herum. Er wäre sein eigener Herr und hätte keine Verantwortung. Das einzige, was er tun müsste, wäre jetzt wegzulaufen. Einfach in die Freiheit und all die Verantwortung und die nervigen Gespräche würden wie eine schwere Last, die er so lange getragen hatte von seinen Schultern abfallen. Nun musste er sich auch nicht mehr um Fleckenpfote kümmern. Es wäre nur ein kleiner Schritt… *Knacks* Ein morscher Zweig zerbrach unter einer seiner großen Pfoten und die Maus huschte in ihr Nest. Knurrend starrte der Krieger dem Nagetier hinterher und fluchte über sich selbst. Wie konnte er nur so dumm gewesen sein! Wenn er verschwinden würde, würde sein Clan ihn sicher suchen und es wäre nur eine Frage der Zeit bis sie ihn finden würden. Sie könnten seine Entscheidung sicher nicht nachvollziehen. Das würde nur in einer gigantischen Diskussion enden, die er erst recht nicht haben wollte. Außerdem wollte er doch der schlecht gelaunteste Älteste aller Zeiten werden, den die Mentoren als Bestrafung verwenden konnten. Selbst wenn er Anführer wird, er könnte doch mit seinem letzten Leben zurücktreten und in den Ältestenbau ziehen. Er hatte noch nie von einer Regel gehört, die das verbot, warum also nicht? Zufrieden schnurrte er, als er sich das alles bildlich vorstellte. Aber zuerst musste er wieder zurück zum Clan und dafür mussten ein paar Beutetiere dran glauben. Mit neuer Entschlossenheit öffnete er das Maul und versuchte eine Fährte aufzunehmen. Zufrieden mit seinem Eichhörnchen und einer Maus ging Schwarzstreif zu den Beiden zurück. Spechtfeder lag noch immer am Boden und Rose kauerte ihr gegenüber mit halb geschlossenen Augen. Der Kater warf der alten Katze die Beute vor die Nase, was diese sichtlich erschreckte. "Hier und jetzt bring uns zu diesem ominösen Jungen, von dem du die ganze Zeit schwärmst." Rose schnupperte kurz am erlegten Nager, ehe sie zickig zu Schwarzstreif blickte. "Ich habe gesagt, dass du entweder drei bis vier Eichhörnchen oder fünf bis sechs Mäuse fangen sollst und das ist bei weitem zu wenig." Der Krieger knurrte tief und sprang auf sie zu. "Du hast auch nicht mehr das beste Gedächtnis. Entweder ein Eichhörnchen oder zwei bis drei Mäuse. Das hast du verlangt und ich habe dir sogar mehr gebracht. Also geh los und halte dein Versprechen." Er musste ein selbstzufriedenes Schnurren zurückhalten, weil sie sich nicht an die genauen Bedingungen erinnern konnte. So konnte er sie schön austricksen und musste nicht noch einmal jagen gehen. Rose starrte ihn unentwegt an, ehe sie ihren Blick auf Spechtfeder legte, die immer noch gegen die Schmerzen kämpfte. "Wir haben jetzt eh keine Zeit dafür." Sie warf der Königin die Maus zu. "Iss. Du wirst die Kraft brauchen und während sie frisst sagst du mir deinen Namen, Großer." Spechtfeder aß die Maus langsam stückweise auf. Schwarzstreif schloss kurz die Augen um sich innerlich auf alles vorzubereiten, was Rose wohl als nächstes vorhatte. "Schwarzstreif." Die Dreifarbige wirkte leicht genervt. Sie seufzte entgeistert aus. "Warum müsst ihr alle so lange, komplizierte und komische Namen haben. Ihr kommt aus den Cans oder wie Weizenpelz das auch immer nennt, oder? Aber jetzt wo ich dich genauer ansehe, erinnere ich mich an dich. Du warst doch dabei, als wir den Kleinen abgeholt haben, oder? Schon damals bist du mir bekannt vorgekommen, wahrscheinlich bist du bei dem einen Angriff auf euch dabei gewesen. Also habe ich mich nicht geirrt!" Schwarzstreifs Augen funkelten interessiert auf. "Du weißt also wo Weizenpelz ist? Wir suchen ihn." Rose starrte ihn verständnislos an. "Du hast nicht auf meine Aussage geantwortet. Warst du damals, vor vielen Blattwechseln bei der Schlacht dabei oder nicht?" Schwarzstreif verdrehte seine Augen, nickte aber. "Ich war noch ein Junges. Jetzt beantworte meine Frage." Die alte Katze schien seine Aufforderung überhört zu haben, denn sie ging nicht darauf ein. "Wunderbar. Sag mal, kennst du einen schwarz - weißen Kater der schon länger Tot ist? Er ist kurz nach der Schlacht gestorben.Wir mussten ihn in den Fluss werfen, aber davor hat er mir unabsichtlich einen großen Gefallen getan. Wenn mir nur sein Name wieder einfallen würde…" Schwarzstreif bohrte seine Krallen in den Boden und verspannte sich. "Elsternpelz…" Roses Augen glänzten begeistert auf. "Genau, das war sein Name! Du kennst ihn also." Der Kater schlug wütend auf das Eichhörnchen, das durch die Wucht gegen einen Baum flog und kurz darauf zwischen die Wurzeln fiel. "Ja, ich kenne ihn und jetzt ist Schluss damit. Ich will nichts mehr darüber hören, verstanden! Bringst du uns jetzt endlich zu dem Jungen und zu Weizenpelz!" Rose zuckte erschrocken zusammen und starrte das Eichhörnchen an. Ihr Blick wechselte wieder zu dem Kater und sie nickte langsam. Kapitel 51: Mein Freund der Erdboden ------------------------------------ Schwarzstreif schleppte sich hinter Rose her. Da Spechtfeder nicht in der Lage war zu gehen, ohne dass sie sich nach einigen Schritten am Boden krümmte, musste er sie tragen. Unter den Blicken, die ihn die alte Katze zuwarf fühlte er sich mehr als unwohl. Ob es nicht besser gewesen wäre einfach im Clan zu bleiben? Aber jetzt gab es eh kein zurück mehr. Augen zu und durch hieß die Devise. Nach einiger Zeit der Wanderung, die Schwarzstreif durch seine Last wie eine halbe Ewigkeit vorkam, raschelte es in einem Busch vor ihnen. Zwei schwarze Katzen traten heraus und sahen die kleine Gruppe aus misstrauischen Augen an. Rose warf dem Kater das Eichhörnchen zu und stolzierte zu ihnen. "Nyx, Nacht, schön euch zu sehen. Ich bringe Besuch mit, also lasst uns schon durch." Nacht schnüffelte an dem Nager und zog es etwas weiter zu sich. "Was ist mit ihr? Wir wollen keine Krankheit im Lager, Rose." Rose folgte seinem Blick zu Spechtfeder, schüttelte aber nur den Kopf. "Sie ist nicht krank. So sieht eine Mutter nunmal aus, wenn sie kein Junges hat, dass ihr die Milch wegtrinkt. Also lass uns durch, Efeu wird sich freuen." Die grünen Augen der Katze verengten sich. "Warum sollten wir Fremde zu Efeu lassen? Bist du von allen guten Geistern verlassen! Das wird Ratte niemals zulassen!" Rose sah Nyx kurz an. "Warum sollte er Milch für Efeu abschlagen? Sie kann sich nicht wehren und er hat das Eichhörnchen für uns gejagt. Aber soll Ratte doch selbst entscheiden, was er für seinen Neffen am Besten hält." Sie drehte sich zu den Clankatzen um und bedeutete mit einem Wink mit dem Schweif, dass sie ihr folgen sollten. "Kommt, das Eichhörnchen wird noch zu Krähenfraß wenn wir hierbleiben und mit den Jungspunden diskutieren." Schwarzstreif ging der alten Katze zögernd hinterher und musterte die beiden schwarzen Katzen misstrauisch. Doch Nacht nahm nur das Eichhörnchen und sprang voraus während Nyx mit etwas Sicherheitsabstand neben den Clankatzen hinterher lief. Kurz darauf standen sie vor einer geschützten Mulde aus der der Geruch von vielen verschiedenen Katzen drang. In der Mitte saßen zwei Katzen, eine davon Nacht. Als Schwarzstreif näher an die beiden Kater kam, erkannte er die Katze, die zuerst vor einiger Zeit ins Lager gestürmt kam. Die Augen des sandfarbenen Katers weiteten sich, als er Spechtfeder erkannte. "Was hat sie?" Seine Stimme verriet seine Sorge um die Katze. Nyx trat vor ihren Anführer und sah zu der Königin. "Zu viel Milch und kein Junges das sie trinkt." Man konnte erkennen, wie sich Ratte sofort entspannte und Schwarzstreif zu sich rief. "Wenn das alles ist, dann kommt mit. Efeu freut sich garantiert über deine Milch. Aber was ist mit deinem Jungen? Ihn geht es doch hoffentlich gut, oder? Aber das kannst du mir erzählen wenn es dir besser geht. Weizenpelz wird sich freuen dich zu sehen!" Die Besorgnis des Katers wich schnell der Vorfreude, das Gesicht seines Gefährten zu sehen, wenn dieser seine Schwester traf. Ratte sah nun auch den erschöpften Schwarzstreif an der bereits anfing unter dem Gewicht zu zittern. "Entschuldige vielmals! Du musst ja kurz vorm umkippen sein. Lass sie hier runter und ich hole Efeu. Bitte bedien dich an unserer Frischbeute. Das ist das mindeste, was ich für euch tun kann. Oh da fällt mir ein, dass ich mich noch garnicht vorgestellt habe. Ich bin Ratte, der Anführer dieser Rotte. Die Aufregung Spechtfeder so zu sehen muss mit mir durchgegangen sein. Wie ist dein Name, wenn ich fragen darf?" Schwarzstreif legte die Königin vorsichtig von seinem Rücken und streckte erst einmal all seine Gliedmaße. "Schwarzstreif." Ratte nickte und wollte etwas erwidern, als Spechtfeder wieder stöhnte. Eilig lief er in einen Bau, der zwischen zwei Steinen gebaut worden war. Schwarzstreif sah lustlos zu der Beute hinüber und entschied sich dagegen. Erst wenn er wieder Hunger hatte. Er suchte die Mulde nach einem ruhigen Fleck ab, war sich aber nicht sicher, welcher am abgelegensten war. Plötzlich ertönte in seiner Nähe ein knurren, dass eindeutig ihm gerichtet war. Schwarzstreif wirbelte herum und sah einen roten Kater mit langem, gesträubten Fell. Seine Augen glänzten zufrieden. "Du. Erinnerst du dich an mich?" Der Krieger versuchte sein Fell so glatt wie möglich zu behalten und musterte den Kater neugierig. Er bemerkte, wie dieser nervös seine Krallen ein- und ausfuhr. Schwarzstreif kramte in seinem Gedächtnis nach einem solchen Kater, bis ihm der Geistesblitz kam. "Du bist der Kater, gegen den ich bei dieser einen Schlacht gekämpft habe." Die Augen seines Gegenüber blitzten erfreut auf. "Genau! Du warst seit langem ein fordernder Gegner, dementsprechend habe ich mir deinen Pelz eingeprägt, wobei das nicht sehr schwer war." Schwarzstreif nickte langsam. "Und jetzt? Willst du irgendwas von mir?" Der Kater sah ihn kurz verwirrt an ehe sein Blick hart wurde. "Nein. Seit wann sollte man mit seinem Erzfeind eine Freundschaft aufbauen? Das würde unsere zukünftigen Kämpfe nur im Wege stehen. Besser wir bleiben Erzfeinde." Der Kater funkelte ihn an, während Schwarzstreif nur noch mehr verwirrt wurde. "Wie ist dein Name? Seinen Feind sollte man beim Namen kennen. Ich bin Löwe." Der Krieger sah Löwe verwundert an. "Schwarzstreif." Löwe nickte und lief davon. Schwarzstreif sah ihm verwirrt hinterher. Er hatte keine Ahnung was gerade passiert war. "Wie ich sehe hast du Löwe kennen gelernt. Hoffentlich wird er mit den Blattwechseln erwachsener. Aber was erwartet man von Katern, die vergleichsweise jung sind." Schwarzstreif drehte sich überrascht um. Ratte stand neben ihm und sah in die Richtung, in die Löwe verschwunden war. Schwarzstreif nickte knapp und sah nun wieder zu Spechtfeder. Sie sah nun viel entspannter aus, jetzt da ein grau-weiß-getigertes Junge an ihren Zitzen saugte. "Also, wie lange wollt ihr denn überhaupt bleiben?" Schwarzstreif drehte sich wieder zu dem Anführer. "Nicht lange. Wir müssen bald wieder zurück sein, aber heute werden wir am besten hier schlafen, bevor wir morgen wieder aufbrechen. Übermorgen sollen wir wieder zurück sein." Ratte legte kurz seinen Kopf schief. "Also für den Weg in euer Territorium braucht ihr einen halben Tag wenn ihr euch nicht so sehr beeilt und ihr den Weg kennt. Aber was ist so wichtig das ihr hier seid?" Schwarzstreif wurde bei dieser Frage ganz heiß unter seinem Pelz. "Wir wollen nur mit Weizenpelz reden." Ratte schnurrte erfreut. "Weizenpelz ist gerade gemeinsam mit Minx und Socke auf der Jagd. Er bringt uns allen neue Techniken bei, doch manchmal wenn er glaubt dass er alleine ist, dann schaut er traurig in Richtung seiner alten Heimat. Ich kann ihn ja verstehen aber er hat sich nie bei mir beschwert." Der Kater starrte traurig in die Luft. Schwarzstreif saß schweigend neben ihn, weil er es nicht riskieren wollte wieder einen Monolog des Katers auszulösen. Schwarzstreif versteckte sich etwas weiter im Schatten, als er Stimmen hörte die offensichtlich von außerhalb des Lagers kamen. Spechtfeder war von Ratte in einen Bau gedrängt worden, damit sie sich ausruhen konnte und seitdem kamen die Beiden nicht mehr heraus. Sie redeten allen Anschein nach über alles was ihnen einfiel und da wollte Schwarzstreif nicht mit eingebunden werden. Also hatte er sich eine dunkle Ecke gesucht und kauerte in dieser und beobachtete das Geschehen im Lager. Es erinnerte ihn an die Zeit, bevor er zum Mentor ernannt wurde. Als drei Katzen mit Beute in die Mulde kamen, starrte Schwarzstreif nur Weizenpelz an. Er hatte keine Ahnung wie er auf ihn zugehen sollte. Von ihm aus konnte auch Ratte alles in die Wege leiten, hauptsache er musste es nicht machen. Neugierig beobachtete er, wie der ehemalige Krieger zu Nacht ging und nach ein paar Worten des schwarzen Katers aufgeregt in den Bau lief, in dem Ratte, Efeu und Spechtfeder waren. nun war sein Interesse geweckt und er schlich sich zu dem Bau und horchte auf die Worte. Zuerst konnte er nur lautes schnurren der Geschwister hören, bis sie irgendwann auch anfingen zu reden. "Was machst du hier?! Ich habe dich so vermisst, Spechtfeder!" Die Katze schnappte nach Luft, ehe sie erneut schnurrte. "Ich dich auch, Weizenpelz. Was denkst du, warum ich hier bin?" Es raschelte im Bau, als sich irgendwer bewegte. "Du bist aber nicht den ganzen Weg hierher allein gekommen nur um mich zu sehen! Was würden Federpfote und Rauchjunges ohne dich machen, wenn dir etwas passiert wäre." Nun konnte er auch hören, wie sich Ratte zum ersten Mal zu Wort meldete, seit dem er zuhörte. "Sie ist nicht allein gekommen, hast du ihn noch nicht gesehen? Ein großer Kater hat Spechtfeder hier her getragen, als sie sich nur so vor Schmerzen gekrümmt hat. Ich glaube sein Name war Schwarzstreif oder so." Schwarzstreif wusste nicht, wie er reagieren sollte. Ratte hat im Prinzip den ersten Schritt gemacht, doch nun musste er selbst irgendetwas machen. "Schwarzstreif? Was macht er denn hier? Ich habe ihn gar nicht gesehen." Schwarzstreif fasste seinen Mut zusammen und ging zum Eingang. Er duckte sich um hinein zu kommen, blieb allerdings mit seinem Pelz an den Zweigen hängen. Am liebsten würde er im Erdboden versinken. Ihm war bewusst, dass ihn nun die Katzen anstarrten, was ihm sehr unangenehm war. "Hallo Weizenpelz", brachte er noch mit ein wenig Würde in seiner Stimme heraus. Kapitel 52: Revolte ------------------- Einen Herzschlag lang starrten sich die ganzen Katzen einfach nur an. Niemand wusste, was er sagen sollte. Schwarzstreif fühlte sich fehl am Platz. Sein Pelz kribbelte und sein Magen fühlte sich flau an. Wäre er doch nur draußen geblieben! Diese verdammten impulsiven Handlungen! Wenn sie auftraten, bereute Schwarzstreif diese immer sofort. "Ha- Hallo Schwarzstreif." Weizenpelz brach endlich die peinliche Stille. Schwarzstreif sah ihm direkt in die Augen und nickte langsam. Er hatte immer noch keine Ahnung, was er überhaupt sagen sollte! "Kann ich später mit dir reden? Allein." Schwarzstreif versuchte seine Stimme so kühl wie möglich zu halten, damit niemand seine Nervosität bemerkte. Als der Kater nickte drehte sich Schwarzstreif schnell um und quetschte sich diesmal vorsichtiger aus dem Bau nur um im nächsten Moment einem alten Kater gegenüberzustehen. Sein eines Auge war von Narben umgeben und milchig, das andere sah nicht viel besser aus. Ohne Zweifel konnte der grau-weiß-getigerte Kater auf dem einen nichts mehr sehen, bei dem anderen, das einen nicht ganz so starken Schimmer hatte, war sich Schwarzstreif nicht so sicher. "Du kennst also diesen Elsternpelz", krächzte der alte Kater. Schwarzstreif starrte ihn verwirrt an und ging einige Schritte vom Bau weg. Der Kopf des Katers folgte ihm unentwegt und sein Hals schien immer länger zu werden. Mit langsamen, schwachen Schritten ging der Kater Schwarzstreif hinterher. Sein Pelz sah mehr als nur ungepflegt aus. Einige Fellfetzen standen heraus und er roch nach Krankheit. Einzelne Flöhe versuchten ihren Wirt zu wechseln wobei Schwarzstreif angewidert noch weiter zurück wich. "Also? Ich warte auf eine Antwort." Der Krieger schüttelte kurz seinen Kopf um seine Gedanken zu ordnen. "Ja." Schwarzstreif konnte den Kater nicht einschätzen, also wollte er nur so viel wie nötig verraten, damit der Kater wieder wegging. "Woher. Wie stehst du zu ihm. Sag es mir!" Seine Stimme wurde lauter und die ersten Katzen starrten die zwei an. "Warum willst du das wissen? Ich sehe keinen Grund, dir irgendetwas zu verraten." Seine Stimme war so abweisend wie er nur konnte, in der Hoffnung den Kater so zu vertreiben. Doch er löste nur das Gegenteil damit aus. Der Kater kam noch näher, bis er direkt vor dem Krieger stand. "Siehst du meine Augen? Dieser verdammte Flohsack hat mir das angetan! Ich hätte diese Katzen in eine bessere Zukunft führen können, sie stark machen! Doch dank ihm geht das jetzt nicht mehr!" Schwarzstreif sah schnell weg, da ihm der Blick des Katers nicht geheuer war. "Na und. Das geht mich doch nichts an. Elsternpelz ist schon lange Tot. Er ist selbst Schuld daran." Die Miene des Getigerten hellte sich auf, jedoch nicht auf eine Art die Schwarzstreif gefiel. "Du kanntest ihn also, dass ist gut. Auch dass er meinen Angriff nicht überlebt hat ist gut. Aber wie steht ihr zueinander?" Schwarzstreifs Blick verdüsterte sich. Er hatte ihn also getötet. Vor ihm stand der Mörder seines Vaters. Wäre er nicht gewesen, wäre Elsternpelz wahrscheinlich nie weggegangen. Aber was hätte das schon verändert? Natürlich, sein Vater wäre bei ihm gewesen, doch ob er auch für ihn Zeit gehabt hätte? Was wäre wohl schlimmer gewesen, keinen Vater zu haben oder einen Vater zu haben der keine Zeit für einen hat? Schwarzstreif wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ihn der Kater antippte. Angewidert trat er einen Schritt zurück und starrte ihn an. "Was ist zwischen euch passiert, Junge? Du warst auf einmal weggetreten." Schwarzstreif zog seine Lefzen zurück und funkelte ihn an. "Das geht dich nichts an." Der Krieger sprang schnell zum "Frischbeutehaufen" und nahm sich eine Maus. Schwarzstreif suchte sich wieder eine ruhige Ecke und beobachtete den Kater argwöhnisch. Er war so auf den Kater fokussiert, dass er Ratte nicht bemerkte, der auf einmal neben ihm stand und seinem Blick folgte. "Warum starrst du den alten Jack so an? Ich weiß, er ist nicht gerade der gutaussehendste Kater im Lager, aber deswegen musst du ihn nicht anglotzen. Auch wenn er dich nicht sieht, merkt man das dennoch." Schwarzstreif funkelte den Anführer an. "Was ist? Bin ich dir irgendwie auf den Schweif getreten? Wenn ja tut es mir Leid, Schwarzstreif. Aber du bist hier zu Gast, also sei doch bitte zu den anderen… nicht zu unhöflich, wenn das geht." Der Krieger grunzte nur vor sich hin, ehe er den Rest seiner Maus verschlang. Als er immer noch nicht antworten wollte, seufzte Ratte leicht verzweifelt und setzte sich neben ihn hin. "Um was geht es überhaupt? Willst du es mir verraten oder soll ich einfach weggehen. Du musst schon mit mir reden, wenn du was willst. Ich kann deine Gedanken leider nicht lesen, Schwarzstreif." Der überwiegend weiße Kater starrte auf die Überreste der Beute und überlegte, was er eigentlich selbst wollte. "Ich bin hier um mit Weizenpelz zu reden und nicht um den Mörder meines Vaters zur Rede zu stellen." Diese Worte kamen lauter über seine Lefzen als geplant, doch Ratte ging nicht auf das Gesagte ein. "Ich glaube du brauchst etwas Zeit für dich. Willst du einen Spaziergang machen? In der Nähe ist ein Bach, da kannst du trinken, wenn du Durst hast. Aber das ist auch nur deine Entscheidung." Der sandfarbene Kater ging weg und lies Schwarzstreif alleine. Dieser sah ihn nach und bemerkte, dass Jack viel näher als davor war und ihn unverwandt mit seinen milchigen Augen anstarrte. Plötzlich raste Jack auf Schwarzstreif zu und blieb vor ihm stehen. Nicht nur der Krieger war über das Tempo des Katers überrascht, auch viele andere Katzen starten Jack überrascht an. Die Beiden standen sich jetzt Nase an Nase gegenüber und Schwarzstreif hatte nun ganz andere Sorgen als die Flöhe des alten Katers. Tief aus der Kehle des Katers drang ein Knurren an Schwarzstreifs Ohr. "Du bist also sein Sohn. Gut, gut, dann kann ich mich durch dich an ihm rächen. Ich fordere dich zu einem Zweikampf auf Leben und Tod heraus!" Schwarzstreif starrte den Kater einfach nur ungläubig an. Alles schien im Moment zu eskalieren und ihm schien alles zu entgleiten. Alles ging schief, was nur schief gehen konnte. Erleichtert sah er, wie Ratte auf die beiden zulief. "Jack, was soll das! Du bist zu alt für einen Kampf und diese Art von Kampf machen wir schon lange nicht mehr! Das kommt gar nicht in frage, dass ihr zwei kämpft!" Jack knurrte seinen Anführer wütend an und hob eine Pfote in die Luft. Er fuhr die Krallen aus und schlug nach Ratte. "Ich hätte Anführer sein sollen und nicht du! Du hast alle verweichlicht! Wenn es nach dir gingen würde, würden wir die ganze Zeit nur herum liegen und schlafen! Für was haben wir Krallen, wenn wir sie nicht im Kampf einsetzen!" Der alte Kater hatte Ratte an der Wange gestreift und nun quoll etwas Blut aus den Kratzern. Die Rotte starrte ungläubig auf das Geschehen. Ihr Anführer hatte sich inzwischen wieder gefangen und peitschte wütend mit seinem Schweif. "Ich weiß, dass ich es nicht jedem Recht machen kann und genau deswegen verlange ich auch von keinem dass sie hier bleiben. Dir steht es frei zu gehen, wenn dir meine Art wie ich die Gruppe führe nicht gefällt. Ich habe keinen Grund, dich hier gefangen zu halten. Aber ich würde dir raten hier zu bleiben. Hier können wir dich schützen und du hast genug Nahrung." Jack schloss langsam seine Augen und dachte über das Gesagte nach. "Du hast Recht Ratte, ich werde bleiben. Aber du wirst gehen! Nimm dir deinen Gefährten und verschwinde! Das hier sind jetzt meine Katzen! Wenn es dir nicht gefällt dann kämpfe doch mir mir um sie!" Jack Lefzen verzogen sich zu einem heimtückischen Grinsen. Ratte starrte ihn nur entsetzt an. "Ich kämpfe doch nicht gegen dich! Du gehörst zu meinen Gefährten! Außerdem ist du schon zu alt, ich möchte nicht gegen dich kämpfen, das wäre unfair! Ich weiß doch, dass du von deiner Krankheit zu geschwächt bist!" Jack grinste nur noch mehr, als sich seine Vermutung bestätigte. "Dann hätte sich das wohl erledigt. Du bist schwach. Sogar so schwach, dass du deine Katzen nicht verteidigen würdest." Er holte nochmals aus und nahm diesmal mehr Kraft in seinen Schlag, verlor dadurch aber das Gleichgewicht und stolperte etwas. Weizenpelz lief entsetzt zu Ratte, da er dennoch etwas abbekommen hatte. Jack sah ihn nur angewidert an. "Du kannst genausogut verschwinden. Dich braucht hier doch so oder so keiner. Jetzt verschwindet aus meinem Territorium!" Weizenpelz knurrte Jack wütend an und fur die Krallen aus, doch Ratte stellte sich ihm in den Weg. "Ich weiß dass das meine dümmste Entscheidung ist, die ich bis jetzt je gemacht habe, doch ich werde nicht gegen einen alten, kranken Kater kämpfen. Ich will keine unfairen Kämpfe. Wir mögen zwar nicht solche strengen Regeln wie die Clans haben, aber wir sind dennoch keine räudigen Streuner. Wir besitzen Ehre. Damit meine ich uns alle. Jack, ich bin mir sicher dass auch du einmal ein ehrenhafter Kater warst, aber dein Alter muss wohl deinen Verstand benebelt haben." Jack knurrte wütend und fauchte den Kater herablassend an. "Ehre war mir immer schon im weg! Du siehst ja, was dir deine schöne Ehre gebracht hat!" Aus den Reihen der zu sehenden Katzen trat nun auch eine dunkelbraune Kätzin vor. "Wenn Ratte geht, werde ich auch gehen. Mir gefällt es unter ihm und dadurch das er dich nicht angreift, Jack, beweist das meiner Meinung nach Rattes wahre Stärke." Jack wirbelte ungeschickt zu ihr herum und starrte sie wütend an. "Wenn das so ist, bist du auch verbannt, Schoko." Schoko sah Jack kalt an und trat mit hoch erhobenem Kopf zu Ratte. Nun lösten sich auch andere Katzen aus der Menge und taten es Schoko nach, bis Jack alleine war. Wütend fauchte der Alte die Katzenschar an. "Dann seid ihr eben alle verbannt!" Nun trat Ratte vor und sah ihm direkt in die Augen. "Jack, sieh dich um. Du bist alleine, wie willst du uns alle verjagen? Wie gesagt, wenn es dir hier nicht gefällt, dann geh." Kapitel 53: dem Ende entgegen ----------------------------- Jack fauchte herablassend die Katzen an. "Wie willst du dafür sorgen, dass ich gehe? Du kannst nichts gegen mich machen, Ratte." Der alte Kater grinste zufrieden. "Er nicht, aber ich schon. Ich konnte dich noch nie ausstehen, Jack!" Ein langhaariger, roter Kater sprang aus der Menge und fauchte Jack wütend an. Dieser wich langsam zurück, wohl wissend zu was der Kater in der Lage war. "Löwe, ich habe es doch nicht ernst gemeint! Das war doch alles nur ein Spaß, mehr nicht." Der junge Kater hörte nicht auf das, was Jack in seiner Verzweiflung von sich gab und holte mit ausgefahrenen Krallen aus. Er brauchte nicht viel Kraft und der räudige Kater stürzte zu Boden und atmete heftig aus und ein. Löwe sprang auf ihn hinauf, wodurch noch mehr Luft aus dessen Lunge gepresst wurde. Langsam näherten sich Zähne der Kehle und Löwes Augen konnten seine Zufriedenheit nicht verbergen. Er biss kräftig zu und durchtrennte sie. Er merkte wie der Körper des Alten schlaff wurde und nach kurzer Zeit nur noch in seinem Maul baumelte. Er ließ den Leichnam einfach auf den Boden fallen und starrte Ratte in die Augen. Dieser sah zurück und für eine gefühlte Ewigkeit traute sich keiner etwas zu sagen, bis Löwe sich räusperte. "Ärm, Entschuldigung Ratte. Ich weiß, dass du es nicht magst, wenn die Kampflust mit mir durchgeht und erst recht nicht wenn jemand getötet wird, aber du musst verstehen, dass-" "Löwe, es gibt keinen Grund dich zu rechtfertigen. So wie ich das sehe hast du einen Streuner getötet, der unsere Gruppe bedroht hat. Nacht, Sumpf, bringt die Leiche bitte weg." Ratte sprach mit dumpfer Stimme und trottete mit hängendem Schweif zu seinem Bau. Man konnte ihm die Erschütterung über den Verrat des alten Katers ansehen und die Mühe seine Gefühle so gut wie möglich im Zaum zu halten. Die Katzengruppe löste sich langsam auf und nur Schwarzstreif blieb an Ort und Stelle. Er sah sich verwirrt um, da er keine Ahnung hatte, was eigentlich gerade passiert war weil alles so schnell passierte. Nur eines konnte der Kater mit Sicherheit sagen: Seine Anwesenheit hatte einer anderen Katze das Leben gekostet. Der Tote hatte seinen Vater auf dem Gewissen und wollte ihn selbst töten. Wieder einmal dachte er darüber nach, was hätte sein können. Die Überreste seiner Beute verscharrte er schnell im Boden und sah auf, als er Schritte neben sich hörte. Weizenpelz stand vor ihm und schaute ihn schüchtern an. Schwarzstreif legte seinen Kopf schief. "Du bist nicht bei Ratte?" Der hellbraune Kater schüttelte langsam seinen Kopf. "Er braucht jetzt etwas Zeit für sich um seine Gedanken zu ordnen… Du- Du wolltest mit mir reden?" Schwarzstreif hielt in seiner Bewegung inne und sah ihn aus seinen gelben, kalten Augen an. "Ja." Weizenpelz tappste nervös von einer Pfote auf die andere, als Schwarzstreif nicht fortfuhr. "Also, über was wolltest du reden", fragte er kleinlaut. Der Krieger senkte den Kopf und holte tief Luft. "Es tut mir leid." Weizenpelz starrte ihn ungläubig an. "Was?" Schwarzstreif sah leicht wütend auf. "Ich habe gesagt, das es mir leid tut." Der Kater sah ihn immer noch irritiert an. "Du bist den ganzen weg hierher gekommen um dich bei mir zu entschuldigen? Etwa für diesen Streit den wir damals hatten?" Schwarzstreif bohrte seine Krallen in die Erde und peitschte mit seinem Schweif. "Ja. Was hast du geglaubt weswegen ich hier bin?" Weizenpelz schaute peinlich berührt weg. "Naja, zuerst dachte ich, dass du Spechtfeder begleiten würdest, aber als ich erfuhr, dass genau das Gegenteil der Fall war, war ich verwirrt. Und dann dachte ich, dass du gekommen wärst um mich zur Rede zu stellen oder mich anzubrüllen. Was weiß ich, wie ich darauf gekommen bin." Schwarzstreif starrte ihn einen Moment lang einfach nur an. "Also?", brachte er schließlich zögernd hervor. Weizenpelz sah ihn verwirrt an. "Also was?" Der Kater seufzte genervt und sah in den Himmel um den Blick des Jüngeren auszuweichen. "Deine Antwort? Du hast noch nicht gesagt, ob du mir verzeihst oder nicht." Weizenpelz schnurrte amüsiert. "Ja, ich verzeihe dir, Schwarzstreif. Es war ja teilweise auch meine Schuld." Schwarzstreif lag zusammengerollt unter einem Busch. Sie hatten beschlossen erst morgen wieder nach Hause zu gehen. Ratte hatte darauf bestanden, obwohl man ihm noch den Schock über den Verrat ansehen konnte. In dieser Hinsicht war er zu naiv. Der Anführer vertraute jeder seiner Katze voll und ganz und hätte so etwas niemals erwartet. Zu viel Vertrauen kann eine Schwäche sein, das wusste Schwarzstreif und würde auch daran denken, wenn er den Pfad des Anführers einschlagen würde. Schwarzstern. Kein ganz so schlechter Name, wie er fand. Und das, obwohl er im Gegensatz zu anderen Jungen nie davon geträumt hatte, jemals Anführer zu werden. Es war ihm immer zu… anstrengend und zu unrealistisch vorgekommen. Dennoch war er jetzt der nächste Anwärter auf diesen Posten Aber diese Zeit würde wohl noch lange auf sich warten lassen. Jetzt konzentrierte er sich wohl besser auf das hier und jetzt. Auf den fremden Bau, den er sich mit einigen anderen Katzen teilte. Im Gegensatz zu den Clans hatte die Rotte anscheinend keine festgelegten Baue, in dem die verschiedenen Ränge schliefen. Hier war alles durcheinander gemischt. Häufig nach Familien, Gefährten oder nach Freunden. Oder nach Platz. Er selbst wurde zu Nacht, einem weißen Kater Namens Donner und noch einem schwarz-weißen Kater, der sich Socke nannte, gesteckt. Schwarzstreif konnte sich schlimmeres für die Nacht vorstellen. Wie bei Spechtfeder, Efeu, Ratte und Weizenpelz zu schlafen. Er hatte nichts gegen sie, aber er würde gerne die Nacht durchschlafen und nicht entweder von dem Jungen geweckt oder dem Geschwätz der Ausgewachsenen wachgehalten zu werden. Seine Baugefährten redeten nicht viel miteinander, was bestimmt verschiedene Gründe hatte. Ob es nun seine alleinige Anwesenheit oder die ganzen Geschehnisse des Tages waren, war ihm egal. Schwarzstreif wollte nur noch schlafen, obwohl die Dämmerung gerade erst angefangen hatte. Wie er sich kannte, würden ihm sicher wieder irgendwelche Gedankengänge kommen, bis er erst um Mondhoch endlich in das Reich der Träume kam. Naja, dieses ganze Abenteuer hatte er nur so einen Gedankengang zu verdanken. Dadurch hatte er den Mörder seines Vaters getroffen, der kurz darauf gestorben war, Spechtfeder litt die meiste Zeit Schmerzen aus und er musste für eine alte, nervige Katze jagen. Beim nächsten Mal würde er keinen spontanen Gedankengang folgen. Schwarzstreif knurrte leise, als er bemerkte, das er schon wieder anfing einen Gedankengang aufzubauen. Er machte es sich noch etwas bequemer und versuchte das Licht, das geschwächt durch die Zweige schien, bestmöglich zu ignorieren. Genervt bedeckte er sein Gesicht mit seinem Schweif. Schwarzstreif wartete beim Ausgang auf Spechtfeder. Sie stillte noch einmal Efeu, damit sie möglichst lange ohne Schmerzen laufen konnte. Ratte grübelte währenddessen, welche Katzen ihre Begleitung sein würden, da er unbedingt darauf bestand. Er hatte oft genug gesagt, dass so etwas nur Anständig ist. Schwarzstreif hatte nichts dagegen einzuwenden, da sie durch die Führung nur schneller zuhause sein würden. Es war ihm jedoch ein Rätsel, warum Ratte nicht einfach mitging, da er schließlich den Weg am Besten wissen müsste, so oft wie er zur Grenze gelaufen war um sich mit Weizenpelz zu treffen. Ratte ging endlich auf ihn zu, gefolgt von Nacht und einer anderen Katze, mit dessen Fell Schwarzstreif nichts anfangen konnte. "Nacht kennst du ja schon. Immerhin habt ihr euch einen Bau geteilt. Und das hier ist Sumpf. Sie mag zwar nicht die erfahrenste Katze sein, man kann sich aber auf jeden Fall auf sie verlassen. Wenn ihr jetzt gleich losgeht und ein halbwegs rasches Tempo beibehaltet müsstet ihr cirka zu der Zeit an der Grenze ankommen, wenn eure Abendpatrouille dort entlang kommt. Auf jeden Fall wünsche ich euch viel Glück auf der Reise." Schwarzstreif ignorierte das freundliche Lächeln des Katers und sah ihn kühl an. “Warum kommst du nicht mit? Immerhin solltest du den Weg am besten kennen.” Rattes Gesicht wurde wieder etwas ernster. "Ich muss hier bleiben und Weizenpelz will ich nicht mitschicken, da ich nicht weiß wie deine Gefährten auf ihn reagieren würden, wenn sie ihn sehen. Bitte verstehe meine Gründe, Schwarzstreif." Der Krieger ignorierte genervt die Tatsache, dass der Kater seiner Frage ausgewichen war. Er wollte jetzt nicht nachbohren denn wenn sie tatsächlich auf eine Patrouille treffen würden, müssten sie nicht das Risiko eingehen, das ein dummer Schüler sie ausversehen angriff, denn sie rochen inzwischen nicht mehr eindeutig nach Nachtclan. Schwarzstreif und die zwei anderen warteten noch kurz auf Spechtfeder, die sich herzlich von ihrem Bruder und dessen neuer Familie verabschiedete und gingen dann in einem raschen Tempo los. Nacht übernahm instinktiv die Führung als Schwarzstreif dies nicht tat und Sumpf quatschte fröhlich mit Spechtfeder, was dem Stellvertreter schon jetzt auf die Nerven ging. Sein einziger Trost war, dass Nacht wenigstens ruhig blieb und sich auf den Weg konzentrierte. Kapitel 54: Rückkehr -------------------- Schwarzstreif starrte auf den Nadelwald. Er wollte es sich nicht eingestehen, aber er hatte die vertrauten Bäume vermisst. Nacht nickte ihnen noch einmal zum Abschied zu und ging mit Sumpf, die sich bereits von Spechtfeder verabschiedet hatte. Dem Zweiten Anführer hatte die junge Katze nur höflich zugenickt, worüber derjenige sehr froh war. Die zwei Clankatzen sahen nun auf ihr Zuhause und hatten gemischte Gefühle. "Sollten wir auf eine Patrouille warten?" Schwarzstreif sah Spechtfeder prüfend an. "Warum sollten wir? Es ist schließlich unser Territorium. Gehen wir einfach langsam zum Lager. Vielleicht treffen wir ja eine Patrouille oder ein paar Jäger." Der Kater übernahm die Führung, drehte seinen Kopf aber nochmal zu seiner Begleitung um. "Du kannst dich schon mal auf eine Bestrafung bereit machen. Sturmstern hatte sicherlich genug Zeit um sich etwas zu überlegen." Spechtfeder ließ den Kopf hängen. "Ich weiß. Mit Federpfote muss ich auch noch reden. Die nächste Zeit wird sicher nicht leicht werden." Schwarzstreif brummte zustimmend und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Weg. Sie gingen noch etwas schweigend nebeneinander durch den Nadelwald, als vor ihnen Lärm ertönte. Schwarzstreif lauschte und erkannte trommelnde Pfotenschritte von mindestens zwei Katzen und etwas das ein Hase sein könnte. Er blieb ruhig stehen und begab sich in die Lauerstellung. Über die Geräusche konnte er die Geschwindigkeit des Beutetieres einschätzen und auch, dass die Jäger etwas weiter hinten lagen. Spechtfeder erkannte die Situation und schlich sich etwas weiter von ihm weg, sodass sie die Beute zur Not abfangen konnte. Schwarzstreif konzentrierte sich auf die Geräusche und sprang nach vorne. Er landete genau vor einem jungen Hasen, der sich durch den Schock überschlug. Der Kater tötete ihn schnell und sah daraufhin zwei überraschte Katzen, die ebenfalls gestolpert waren. "Schwarzstreif! Du bist wieder da!" Grauherz sah ihn erfreut an und Natternpfote wirkte ebenfalls froh. Spechtfeder sprang zu den Katzen und Natternpfote sah noch begeisterter aus. "Spechtfeder! Stell dir vor, Rauchjunges hat die Augen aufgemacht! Federpfote hat einiges zu tun um ihn im Zaum zu halten." Spechtfeder schnurrte zwar begeistert, man konnte in ihren Augen aber auch die Unsicherheit und Trauer sehen, die sie empfand. Schwarzstreif wendete sich an Grauherz. "Gibt es sonst noch irgendetwas, dass wir verpasst haben?" Der Blick der Kriegerin wurde düster. Schwarzstreif spitzte interessiert die Ohren und sah sie auffordernd an. "Die Lage mit dem Bachclan ist ernster geworden. Sie haben uns auf einer Patrouille abgefangen. Sturmstern hat durch den Angriff ein Leben verloren. Sie haben uns kein Territorium genommen. Ich weiß nicht wie du das siehst, aber ich werde daraus nicht schlau." Spechtfeder schnappte überrascht nach Luft, während Schwarzstreif nur knurrte. "Wer versteht die schon. Aber wir gehen jetzt besser zurück. Wie weit seid ihr mit der Jagdpatrouille?" Ihr Blick wurde wieder leicht fröhlicher. "Ach, es sind gerade nur wir zwei unterwegs. Wir wollten uns nach dem Hasen hier sowieso auf den Rückweg machen. Aber jetzt erzählt doch mal etwas von eurer Reise." Schwarzstreif nahm schnell die Beute um eine Ausrede dafür zu haben, nicht reden zu müssen. Während Spechtfeder die Geschehnisse ihrer Reise zusammenfasste, machte er sich Gedanken über den Bachclan. "Was hat Pantherstern nur vor… Warum greift er uns an und beansprucht nicht einmal unser Territorium für sich?" Als sie sich dem Lager näherten erstarrte Schwarzstreif. Er ließ die Beute fallen und die anderen schauten auf. Auch sie realisierten die Lage schnell. Schwarzstreif wirbelte herum und sah Natternpfote an. "Natternpfote, such die Abendpatrouille und schick sie sofort ins Lager. Sag ihnen, dass wir angegriffen werden! Beeil dich!" Die Schülerin machte auf der Stelle kehrt und lief in den Wald. Schwarzstreif übernahm die Führung und lief zum Eingang, der Kampflärm wurde immer lauter. Sie stürzten gemeinsam in ihr Zuhause. Spechtfeder stürmte sogleich zur Kinderstube und Grauherz stürzte sich auf den erstbesten Gegner. Der Geruch hatte zuvor schon verraten, dass er sich bei den Angreifern um den Bachclan handelte. Schwarzstreif lief nun ebenfalls auf einen Gegner zu, wurde unterwegs aber von einer Schülerin angesprungen, die er geschickt wegschleuderte. Die Kriegerin, die er zuvor anvisiert hatte, war nun verschwunden. Stattdessen sah er, wie sich Fichtenpelz mit einem Krieger abmühte. Er sprang zu dem Ältesten und nahm ihm den Gegner ab. Der rote Kater knurrte genervt als er den Zweiten Anführer sah, sprang aber sofort auf ihn zu. Schwarzstreif machte sich bereit den Schlag abzuwehren, doch dann schlug Fichtenpelz ihm noch im Flug seine Pfote in die Seite. Der Kater landete auf dem Boden und Schwarzstreif schlug kräftig auf seine Flanke. Noch bevor er aufstehen konnte kratzte ihn Fichtenpelz über den Hinterlauf. Der Rote starrte seine zwei Gegner einen Moment lang an und schien abzuwägen, ob es schlau wäre weiter zu kämpfen. Er wirbelte jedoch herum und verschwand in der Masse. Schwarzstreif nickte Fichtenpelz noch kurz zu, ehe er sich zur heiß umkämpften Kinderstube aufmachte. Stachelherz und Farnfuß kämpften Seite an Seite gegen drei Krieger während Spechtfeder und Grauherz den Eingang verteidigten. Von innen hörte man ängstliches Miauen und Blitzfell hatte anscheinend alle Mühen die Jungen zu beruhigen. Als der Zweite Anführer näher kam bedeutete Farnfuß ihm unauffällig zur Rückseite des Baues zu gehen. Da die Zwei die Lage halbwegs unter Kontrolle hatten folgte er dem stummen Befehl der Königin, auch wenn er nicht wusste was das bezwecken sollte. Als er auf der Rückseite des Baues ankam hörte er sogleich ein Zischen aus dem Bau. Blitzfell streckte eine Pfote unter dem Bau hervor und der Kater ging auf die Stelle zu. "Ich reiche dir die Jungen durch und du versteckst sie außerhalb des Lagers. Verstanden?" Schwarzstreif brauchte einen Moment um die Lage zu realisieren und antwortete: "Gib mir Schattenjunges und Mausejunges als erstes. Die können dann auf die anderen aufpassen." Ohne eine Antwort erschien der braun - weiße Kopf von Mausejunges vor seinen Pfoten und der Krieger packte ihn am Nackenfell und zog ihn vorsichtig heraus und kurz darauf folgte Schattenjunges. Er hievte Mausejunges auf seinen Rücken und packte Schattenjunges am Nackenfell und lief im Schatten entlang und quetschte sich durch einen kleinen Spalt im Lagerwall. Draußen angekommen suchte er mit den Augen schnell nach einem Versteck für die Kleinen. Schwarzstreif lief zu einem alten Baum und gruß zwischen den Wurzeln um mehr Platz zu schaffen. Es ging ihm gegen den Strich die Jungen ganz allein im Wald zu lassen, vorallem weil die Nacht schon angebrochen war, aber er hatte keine andere Wahl. Schnell huschte er wieder zurück zur Kinderstube and sah bei der Stelle Federpfote. Der junge Kater blutete am Hinterlauf und zwischen seinen Pfoten lagen Rauchjunges und Stacheljunges. Der Krieger lief wieder zur Kinderstube und bekam kurz darauf Schwarzjunges und Streifenjunges. Die zwei sahen den Zweiten Anführer ängstlich an und kuschelten sich aneinander. Schwarzstreif nahm die beiden vorsichtig am Nackenfell und trug sie die gleiche Route wie die beiden Jungen zuvor, dicht gefolgt von Federpfote und den restlichen Nachwuchs des Clans. Bei dem Baum angekommen setzte er die Zwei vorsichtig ab und schob sie zwischen die Wurzeln. Federpfote tat es ihm gleich und die zwei wechselten Blicke. "Du bleibst bei den Jungen und passt auf sie auf." Der Schüler nickte, öffnete aber nochmal den Mund um etwas zu sagen. Er brauchte noch einen Moment um die richtigen Worte zu finden, was Schwarzstreifs Geduld auf die Probe stellte. "Blitzfell hat mich gebeten dir etwas auszurichten. Als sie angegriffen haben war Windpfote nicht in der Kinderstube. Bis jetzt ist sie auch noch nicht wieder aufgetaucht." Schwarzstreif knurrte genervt, aber seine Augen verrieten die Angst die er empfand. "Ich werde sie suchen gehen. Hast du sie im Lager gesehen?" Der Schüler dachte kurz nach, schüttelte dann jedoch verneinend seinen Kopf. Der Krieger lief ohne weitere Worte zum Lagereingang. Noch einmal wollte er sich nicht durch den Spalt quetschen. Und wenn Windpfote noch im Lager wäre, würde sie bestimmt von einem Clankameraden unterstützt werden. Als er im Eingang stand bekam er das Gefühl dass alles bereits erlebt zu haben. Im Kampf gegen den Bachclan, Windpfote anscheinend verschwunden, er kämpfend im Lager und auf der suche nach ihr… Auf ein schlechtes Gefühl hin machte er kehrt und lief in den Wald. Unterwegs traf er auf die Abendpatrouille, ignorierte diese aber. Immer weiter lief er zu der einen Stelle an der er damals Windpfote tot aufgefunden hatte. Seine Windpfote! Kurz bevor er an der Stelle ankam hörte er bereits eine Stimme, die er allzu gut kannte. “Erinnerst du dich, Windpfote? Genau hier bist du damals gestorben und so wird es auch diesmal sein.” Schwarzstreif lief noch schneller und sprang in die Mitte der kleinen Lichtung. Windpfote lag keuchend auf dem Boden, Blut floss aus langen Kratzern auf ihrer Seite. Ihr gegenüber starrte ihm voller Hass Wellenpelz in die Augen. Kapitel 55: Außer Kontrolle --------------------------- "Schwarzstreif, wie schön dich zu sehen, auch wenn du etwas früh kommst." Wellenpelz grub unzufrieden seine Krallen in die Erde. Schwarzstreif stellte sich schützend vor Windpfote, die sich durch seine Anwesenheit etwas entspannte. "Zu früh? Ich komme anscheinend genau richtig um zu erfahren, dass du Windpfote getötet hast!" Die Augen des Getigerten weiteten sich leicht und knurrend gab er zurück: "Woher willst du das wissen? Hast du einen Beweis für ein Ereignis das schon viele Blattwechsel zurückliegt?" Schwarzstreif schloss kurz die Augen, achtete dafür aber umso genauer auf die Geräusche. "Nein, aber ich habe mitbekommen, was du zuvor gesagt hast. Ich weiß zwar nicht ob du eins und eins zusammenzählen kannst, aber ich schon." Er musste sich unter Kontrolle halten, was ihm schwer viel. Immerhin lag das Leben von seiner Schülerin, ihrer zukünftigen Jungen und sein eigenes auf dem Spiel. Seine Lage war ohnehin nicht sonderlich gut, da er noch von der Reise erschöpft war. "Schwarzstreif, ich kann dich auf den Tod nicht ausstehen. Aber ich weiß nicht, was mich glücklicher machen würde. Entweder töte ich dich hier und jetzt oder ich lasse dich am Leben und mache dir dies dafür weiterhin zur Hölle. Ich bin unschlüssig, aber zum Schluss wird es wohl eine spontane Entscheidung werden." Die herablassende Art, wie er mit ihm redete ging Schwarzstreif gehörig gegen den Strich, aber je länger er redete desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass jemand zur Unterstützung kommen würde. "Wie meinst du das, weiterhin?" Wellenpelz grinste zufrieden. "Du hast also keine Ahnung, oder? Aber ich weiß nicht ob ich es dir jetzt schon sagen sollte. Ach, ich hasse meine Unschlüssigkeit genauso sehr wie ich dich hasse." "Du wiederholst dich, Wellenpelz. Aber schön dass unser Hass auf Gegensätzlichkeit beruht." Der Bachclankater starrte ihn aus zusammengekniffenen Augen an. "Du wirst mir langsam zu frech, mein Lieber. Aber wie wäre es, wenn ich nun da weitermache, wo ich aufgehört habe? Du musst wissen, wenn ich etwas anfange bringe ich es nur ungern nicht zu Ende. Aber anscheinend muss ich zuerst dich aus dem Weg räumen bevor ich mit Windpfote weitermachen kann." Der Kater duckte sich und sprang flink auf Schwarzstreif zu. Dieser konnte nicht ausweichen, da ansonsten Windpfote getroffen werden würde. Stattdessen sprang er ebenfalls auf seinen Gegner zu, aber dieser hatte mehr Schwung als er und stieß ihn zur Seite. Schwarzstreif richtete sich schnell auf, hatte aber bereits Wellenpelz Krallen in der Flanke. Wütend fauchte er und richtete sich auf. Sein Gegner zielte auf seinen ungeschützten Bauch, wurde aber von der Wucht von Schwarzstreif, der sich auf seine Pfote fallen ließ zu Boden gerissen. Trotz dem Gewicht, das auf seiner Pfote lag, schlug Wellenpelz weiterhin entschlossen auf seinen Gegner ein. Schwarzstreif fauchte wütend und bohrte seine Krallen nun in die unter ihm liegende Pfote, woraufhin Wellenpelz Angriffe kurz unterbrochen wurden. Windpfote schielte auf die zwei Kämpfenden, die sich in ihrer unmittelbarer Nähe balgten. Es war schwer zu sagen, wer die Oberhand besaß, da es sich ständig wechselte. Langsam schleppte sie sich weiter von den Beiden weg. Wenn Schwarzstreif nicht gekommen wäre, hätte Wellenpelz sie umgebracht. Sie war nicht in der Lage sich selbst und ihre Jungen zu verteidigen. Diese Erkenntnis traf die Schülerin schwer und auch jetzt noch fühlte sie sich nutzlos. Sie konnte ihren ohnehin schon erschöpften Mentor nicht unterstützen und wenn er nun starb, könnte sie sich das niemals verzeihen. Windpfote war nur wenige Katzensprünge weit gekommen, als ihr langsam Schwarz vor Augen wurde. Wellenpelz duckte sich unter den Hieben weg. Er wollte es sich nicht eingestehen, aber Schwarzstreif war stärker als er. Wäre er nicht so Erschöpft könnte er ihn niemals besiegen. Auch jetzt war der Kater kein leichter Gegner und lange würde er das nicht mehr durchhalten. Schwarzstreif sprang von seinem Gegner weg. Wütend peitschte er mit dem Schweif und langsam umkreisten sich die zwei. Einen Moment, der ihnen wie eine Ewigkeit vorkam passierte nichts. Ungeduldig lief Wellenpelz auf ihn zu, doch Schwarzstreif erwartete ihn und kurz bevor er bei ihm ankam stellte sich der Kater auf seine Hinterpfoten. Wellenpelz sprang zur Seite als sich Schwarzstreif fallen ließ und konterte sogleich, indem er auf seinen Rücken sprang. Der Getigerte trommelte mit seinen Hinterpfoten auf seinen Rücken ein und mit den Vorderen krallte er sich fest. Schwarzstreif fauchte vor Schmerz und schüttelte sich um ihn abzuwerfen. Als es keine Wirkung zeigte ließ sich Schwarzstreif zur Seite kippen. Wellenpelz, der immer noch auf seinen Rücken eintrommelte schlug auf der Seite auf, bohrte seine Krallen aber nur noch tiefer in Schwarzstreifs Schultern. Der Getigerte schrie auf, als sich Schwarzstreif auf seine Seite rollte. Da er seine Krallen nicht schnell genug einfahren konnte, verbogen sich seine Pfoten. Beide schrien vor Schmerz laut auf. Schwarzstreif rollte sich wieder zurück und Wellenpelz kroch etwas weiter von ihm weg. Die Zwei betrachteten ihre Wunden und starrten sich danach wütend an. "Ohne dich wäre Windpfote jetzt da, wo sie hingehört." Schwarzstreif funkelte ihn wütend an. "Sie gehört jetzt erstmal ins Lager, und sonst nirgendwo hin!" Der Getigerte knurrte tief und peitschte mit seinem Schweif hin und her. Seine Vorderpfoten waren angeschwollen, aber auf den ersten Blick nicht gebrochen. "Sie gehört in den Sternenclan! Sie hat es nicht verdient zu Leben! Sie hat mich betrogen!" Schwarzstreif kniff die Augen zusammen. "Was redest du da eigentlich? Hörst du dir überhaupt selbst zu?! Windpfote ist schon längst tot! Du solltest das doch selbst am besten wissen, oder! Du hast sie doch auf dem Gewissen!" Wellenpelz weitete verwirrt die Augen. "Ja, aber sie lebt doch noch! Sieh sie dir doch an! Und dann ist sie auch noch trächtig! Wahrscheinlich mit deinen Jungen!" Schwarzstreif knurrte tief. Seine Augen sprühten förmlich vor Wut und Hass. "Du hast sie also wirklich getötet!" Langsam hievte er sich auf und kam auf den Kater zu. Dieser erkannte seine Situation und versuchte ebenfalls aufzustehen, konnte aber seine Vorderpfoten nicht richtig belasten und kippte immer wieder um. Schwarzstreif beugte sich über ihn und drückte den Kater zu Boden. "Warum?” Diese Worte fauchte er in Wellenpelz Ohren. "Du willst es wissen? Du willst es wirklich wissen? Na schön, dann erzähle ich es dir! Sie hat dich gewählt! Windpfote gehörte zu mir, aber du hast sie mir entrissen! Alles war perfekt, aber dann kam sie mit dir an! Am Anfang dachte ich noch, es wäre nichts ernstes zwischen euch, doch dann hat sie mir den Laufpass gegeben! Sie hat mich verhöhnt, verspottet und verachtet! Sie war meine einzige Hoffnung auf ein schönes Leben! Sie war die einzige die mir etwas bedeutet hat! Aber du musstest ja alles ruinieren! Ich konnte es nicht mehr ertragen, also habe ich sie getötet! Aber das war noch nicht genug, du warst ja noch am Leben. Mir wurde bewusst, dass ich die falsche Katze getötet habe. Ohne dich wäre sie zu mir gekommen, da bin ich mir sicher. Aber was geschehen ist, ist geschehen und lässt sich nicht ändern. Aber anscheinend stimmt das nicht. Windpfote lebt wieder und dass muss ich ändern! Sie hat mich vergessen und hat einen anderen Gefährten. Sie hat es nicht verdient!" Schwarzstreif fauchte ihn an. Er hob seine Pfote und rammte sie Weizenpelz in die Seite. Dieser keuchte verzweifelt und Biss ihn in die Schnauze. Noch während er zurück taumelte trat Wellenpelz mit seinen Hinterpfoten nach ihm und brachte ihn zu Fall. Keiner der Beiden hatte noch die Kraft um aufzustehen, Stattdessen starrten sie sich wütend an. Schwarzstreif tropfte das Blut aus den Wunden und färbte den Boden um ihn Rot. Seine Selbstbeherrschung war ein für alle mal weg und langsam kroch er auf Wellenpelz zu. Dieser fauchte provokant und wusste, dass das seine Gelegenheit war. Sobald er bei ihm angekommen war, hätte er schon so viel Blut verloren, dass er freie Bahn hätte. Schattenpelz lief durch den Wald. Der Kampf war gewonnen und nun musste sie Schwarzstreif und Windpfote finden. Sie hat ihn kurz im vorbeirennen gesehen, als ihre Patrouille auf den Weg zum Lager war. Hinter ihr liefen Mohnpelz, Wolkenflug und Natternpfote her. Sie waren nach dem Kampf noch in besserer Verfassung als die anderen. Sie folgten seiner Duftspur und kamen gut voran, da er anscheinend ein genaues Ziel vor Augen hatte und so keine verzweigten Wege nahm. Die Patrouille beschleunigte ihre Schritte, als sie Blut rochen. Die schwarze Kriegerin blieb vor Schreck stehen, als sie Schwarzstreif sah, sein einst weißes Fell von seinem Blut befleckt und langsam auf den fix und fertigen Wellenpelz zukriechend. Sie sprang auf die Zwei zu und drückte ihren Zweiten Anführer auf den Boden, damit er sich nicht noch weiter bewegen konnte. "Natternpfote, such Spinnenweben, beeil dich! Mohnpelz, Wolkenflug, helft mir hier!" Zu dritt versuchten sie den wütenden Kater vorsichtig am Bewegen zu hindern, was aber leichter gesagt war als getan. Schwarzstreif wehrte sich dagegen und schlug unbeholfen mit den Pfoten nach den Dreien. "Halt still, du dummer Fellball! Wir wollen dir doch nur helfen." Schattenpelz hatte Mühe, nicht von seinen Krallen getroffen zu werden und Mohnpelz, der unruhig durch die Gegend schaute war ebenfalls keine große Hilfe. "Weiß irgendwer, wie man ihn beruhigen kann? So kann das nicht weiter gehen!" Wolkenflug stieß Mohnpelz an, damit dieser sich wieder auf seine Aufgabe konzentrierte. "Mohnpelz, ich weiß du machst dir Sorgen um Windpfote, aber wir brauchen jetzt deine Hilfe!" Der Kater sah zuerst auf Wolkenflug und dann auf Schwarzstreif. In dem Moment raste Natternpfote mit einem Bündel Spinnenweben auf die Katzen zu. "Da oben liegt Windpfote! Sie ist nicht bei Bewusstsein." Mohnpelz sah besorgt in die Richtung, aus der die Schülerin kam. Kapitel 56: Es wird Tote geben ------------------------------ Schwarzstreif kämpfte gegen die Pfoten an, die ihn zu Boden drückten. Er hatte nur Wellenpelz im Sinn. Er würde ihm so gerne die Krallen über den Pelz ziehen und ihn sein Grinsen austreiben. Der Kater war so außer sich, dass er seine brennenden Wunden und die Erschöpfung ignorierte. Wütend schlug er blind um sich. Er wusste nicht, wer ihn festhielt, aber sie sollten verschwinden. Schwarzstreif fauchte, als jemand etwas auf seine offenen Wunden tat. Er hörte eine Stimme, konnte aber nichts verstehen. Je schwächer er wurde, desto mehr stieg seine Wut an. Plötzlich hielt er inne, als er einen Geruch wahrnahm, der ihm seltsam vertraut vorkam. Irritiert sah sich der Kater um und langsam erkannte er vor sich eine Silhouette , die zunehmend mehr Gestalt annahm. Ihre grünen Augen sahen Schwarzstreif traurig an, während ihr mittellanges, silbergraues Fellkleid immer deutlicher zu erkennen war. "Schwarzstreif… Mein Kleiner, bitte schone dich. Du solltest dein Leben nicht wegwerfen." Der Zweite Anführer sah zu der Katze auf. Er vergaß vollkommen auf seine Gegenwehr, was seine Clankammeraden sofort ausnutzten um sich auf seine Wunden zu konzentrieren. "Silberflügel," flüsterte er leise. "Ruhig, mein Kleiner. Schone dich. Du brauchst deine Kraft noch. Versprichst du mir noch einmal etwas? Übernimm dich nicht. Ich will dich nicht noch einmal so sehen müssen. Das bricht mir und vielen anderen das Herz." Schwarzstreif nickte langsam. Wellenpelz starrte unzufrieden zu den Nachtclankatzen. Seine Chance, Schwarzstreif zu besiegen war damit wohl vorbei. Unzufrieden fluchte er leise vor sich hin, als er knackende Zweige hinter sich hörte. Als er seine Ohren nach hinten legte, erkannte er, dass sich eine Katze näherte. Wellenpelz drehte seinen Kopf auf die Stelle, an der Sturmpfote, seine Schülerin, keuchend stand. Ihre Blicke trafen sich und sogleich kam sie langsam zu ihm, die feindlichen Katzen immer im Auge behaltend. Langsam richtete sich der Kater auf. Seine geschwollenen Vorderpfoten konnte er fast nicht belasten, was sich als großes Problem herausstellte. Sturmpfote stütze ihn schnell. "Wenigstens bist du einmal nicht ganz nutzlos, Streunerin." Diese funkelte ihn wütend an. "Ich bin eine Bachclankatze, keine Streunerin. Und meine Mutter war eine Einzelläuferin, nur damit du das weißt." Wellenpelz fauchte herablassend. "Du zollst deinem Mentor und Zweiten Anführer nicht den nötigen Respekt? Das werde ich Pantherstern berichten, dann gibt es Ärger. Und du denkst doch nicht wirklich, dass du jemals ein Vollwertiges Mitglied des Clans sein wirst, oder? Aber jetzt bring mich zurück zum Lager und wehe du trödelst." Strumpfote zuckte bei den harschen Worten ihres Mentors zusammen und setzte sich langsam und gezwungen in Bewegung. Wellenpelz verlagerte fast sein ganzes Gewicht auf die kleinere Katze. Wolkenflug sah den Beiden hinterher, konzentrierte sich aber schnell wieder auf Schwarzstreif. Mohnpelz war inzwischen zu Windpelz gerannt, da sie ihn nicht mehr unbedingt brauchten, nachdem der Kater seine Gegenwehr fallen gelassen hatte. Nun hievte Mohnpelz sie mit der Hilfe von Natternpfote auf seinen Rücken und ging langsam ins Lager zurück. Schwarzstreif öffnete langsam die Augen und hob den Kopf. Schattenpelz sah ihn aus unsicheren Augen an. "Schwarzstreif?" Der Kater musste gähnen. "Ja? Was ist?" Die Kriegerin entspannte sich. Schattenpelz sah nun ebenfalls auf. Bisher galt ihre volle Aufmerksamkeit den Wunden des Katers. "Gut, du bist wieder bei Sinnen. Aber wir können nicht lange hier bleiben. Es ist schon fast Mondhoch. Je eher wir wieder im Lager sind, desto besser." Schattenpelz nickte zustimmend. "Kannst du laufen?" Schwarzstreif knurrte missmutig. "Den ganzen Weg ins Lager? Niemals." Die schwarze Kriegerin musste sich beherrschen, ihn nicht einen kräftigen Schlag für seine Dummheit zu verpassen. "Ich meine ja auch wenn wir dich stützen." Der Kater sah sich müde um. "Einen Versuch wäre es Wert. Aber erwartet nicht zu viel von mir." Zitternd hievte er sich auf die Pfoten und wurde gleich von den Kriegerinnen gestützt. "Natternpfote, kannst du bitte vor uns herlaufen? Zu weit weg darfst du nicht, aber du kannst ja nach Hindernissen am Boden Ausschau halten und uns leiten." Die Schülerin nickte ernst und lief eine Fuchslänge weit nach vorne. Langsam traten sie einen anstrengenden Marsch an, der an ihren Kräften zerrte. Als sie im Lager ankamen, waren alle drei am Ende. Schwarzstreif hatte Mühe, seine Augen offen zu halten. Wolkenflug und Schattenpelz wurden sofort abgelöst und Distelschweif und Amselschwinge leiteten ihn zum Heilerbau. Er ließ sich in ein Nest fallen und schlief sofort ein. Der Heiler fing sofort an seine Wunden zu untersuchen und passende Kräuter herauszukramen. Neben ihm lagen Windpfote, Stachelherz und Fichtenpelz. In dem Bau war es mit all den Katzen sehr eng, deswegen hatte sich Weißpfote in den Schülerbau aufgemacht um sich dort auszuruhen und im Morgengrauen die Behandlung der Verletzten fortzusetzen, während Amselschwinge etwas Schlaf nachholen würde. Der schwarze Heiler sah während der Behandlung immer wieder besorgt zu seinem Kräutervorrat. Die Blattleere hat bereits angefangen, offene Stellen waren bereits von Frost bedeckt und sie hatten jetzt zu viele Verletzte. Die mit den schlimmsten Verletzungen schliefen in seinem Bau, damit er sie im Auge behalten konnte, aber es gab noch viele mehr. Der Bachclan war erbarmungslos gewesen, ohne Zweifel hat Nussbart gerade ähnliche Probleme. Das was ihm am meisten Sorgen bereitete, war allerdings, dass Sturmstern ein weiteres Leben verloren hatte. Es war nicht einmal drei Tage her, als er durch den Bachclan sein 2 Leben verlor. Das erste Leben hatte er kurz nach der Zeremonie verloren, da er auf dem Rückweg den Halt verloren und wieder zurück in die Mondhöhle gefallen war. Diese Tatsache nervte Sturmstern selbst am meisten. Amselschwinge hoffte, dass er seine restlichen 6 Leben nicht allzu bald verlieren würde. Es gab Anführer, die einige ihrer Leben an Altersschwäche verloren, so wie es bei Pinienstern der Fall war. Nur schlug ihm sein hohes Alter mit der Zeit auf den Verstand. Sein Blick richtete sich auf den Zweiten Anführer. So zäh wie dieser Kater war, hatte der Heiler keine Zweifel, dass er auch mindestens ein Leben an Altersschwäche verlieren würde. Nur ob er selbst dann noch da sein würde, bezweifelte er. Dennoch würde er vielleicht den Anfang seiner Karriere miterleben. Wie er sich wohl machen wird? Aber es war noch zu früh um über so etwas nachzudenken. Zuerst musste er die Wunden seiner Kameraden versorgen und morgen den Kräutervorrat auffüllen. Seine Schweifspitze zuckte und sein Körper fing langsam an zu zittern. Er kannte das Gefühl, aber warum schickt ihm der Sternenclan gerade jetzt eine Prophezeiung? Amselschwinge sah sich um. Er stand vor dem Mondkristall, doch er war nicht allein. Vor ihm lagen Schwarzstreif und eine Katze, die er nicht erkannte. Oder…? Als er sich dem kleineren Kater näherte, kam ihn der gefleckte Pelz immer bekannter vor. Aber wie konnte das sein? Er war doch schon tot! Das heftige Zucken von Schwarzstreif lenkte nun seine Aufmerksamkeit auf den schlafenden Kater. Mit geweiteten Augen erkannte er, dass er gerade seine neun Leben erhielt. Schwarzstreif würde es also tatsächlich zum Anführer schaffen! Plötzlich wurde es schwarz und er stand auf dem Versammlungsplatz. Der Morgen dämmerte und langsam erkannte er das schreckliche Bild um ihn herum. Überall lagen tote Katzen. Katzen aller Clans hatten ihr Leben anscheinend an einen einzigen Tag verloren. Was ihn aber am meisten beunruhigte war es, das in der Mitte der Leichen eine Katze noch am Leben war und auf die Gefallenen herab schaute. Schwarzstreif, oder besser gesagt Schwarzstern. Der schwarze Kater riss vor Schock seine Augen auf. Er atmete heftig aus und ein und starte den noch Zweiten Anführer an. Die Erinnerung an eine Prophezeiung, die er vor einiger Zeit erhalten hatte kam in ihn wieder hoch. Schwarzstreif, der auf die Reihe der Nachtclananführer hinab schaute. Er war sich immer noch nicht sicher, was sie bedeutet, aber nichts gutes, so viel war er sich nun sicher. Nur wie weit war diese Zukunft entfernt und was konnte er dagegen unternehmen? Zweifelnd sah er wieder auf den Kater. Gerade eben hatte er fast schon freudig über die Zukunft nachgedacht, jetzt hatte er jedoch Angst, was Schwarzstreif anstellen würde, das so viele Katzen sterben. Er war sich sicher, das er dann bereits im Sternenclan sein würde, aber was würde aus Weißpfote werden? Er wurde wieder in die Realität zurück gerissen, als sich Windpfote regte. Mit einen Seitenblick auf Schwarzstreif ging er auf sie zu und untersuchte sie noch einmal. Sie sah sich verwirrt um, entspannte sich aber, als sie ihren Mentor sah. "Zum Glück, er lebt. Während des Kampf hat es nicht gut ausgesehen," sie richtete ihren Blick auf den Heiler, "Wird er es schaffen?" Zögernd nickte er bejahend und die Königin schloss beruhigt ihre Augen. Amselschwinge sah wieder zu Schwarzstreif. Ob es wirklich so gut war, dass er es schaffte? Er ermahnte sich, dass er nicht so denken dürfte. Immerhin war er der Heiler und sollte niemanden den Tod wünschen, egal was in Zukunft passieren würde. Der Gedanke verschwand jedoch nicht. Kapitel 57: Pläne für die Zukunft --------------------------------- Schwarzstreif öffnete seine Augen. Seine Glieder fühlten sich so schwer an, dass er gar nicht erst versuchte aufzustehen. Stattdessen drehte er den Kopf um sich umzusehen. Weißpfote war eifrig dabei die anderen Patienten zu behandeln. Der Blick des Heilerschülers huschte plötzlich zum Eingang, als man von außerhalb Geräusche hörte. Schwarzstreif folgte seinem Blick und sah, wie drei Kleine Junge durch den Eingang tapsten. Stachelherz richtete sich etwas auf und schnurrte fröhlich. "Hallo meine Kleinen, wie geht es euch?" Die Jungen quietschten fröhlich und gingen auf ihn zu. Weißpfote stellte sich ihnen genervt in den Weg. "Euer Vater braucht noch etwas Ruhe. Weiß Farnfuß überhaupt, dass ihr hier seid?" Ein weißer Kater mit schwarzem Schweif sah trotzig den Schüler an. "Sie schläft noch und wir wollen jetzt mit Vater spielen!" Der andere Kater miaute zustimmend während die Katze an Weißpfote vorbei schielte. In dem Moment kamen Schattenjunges und Mausejunges durch den Eingang gerannt. "Entschuldige Weißpfote, sie sind uns irgendwie entwischt." Mausejunges packte sogleich Streifenjunges am Nackenfell und zog Schwarzjunges zu sich heran. "Ihr müsst also auf diese Drei hier aufpassen? Na das gelingt euch ja gut, wenn euch Junge entwischen, die gerade erst das Laufen gelernt haben." Die zwei Geschwister senkten betreten den Kopf. Du hast ja recht, Weißpfote. Aber wir sind ja selbst noch Junge, es gibt so viel besseres als auf diese Drei hier aufzupassen. Und das alles nur, weil Farnfuß noch schläft und Blitzfell der Meinung ist, dass sie inzwischen zu alt ist um auf uns alle gleichzeitig Acht zu geben." Mausejunges legte Streifenjunges wieder ab, hielt ihn aber am Schweif fest. "Sie hat gesagt, dass das eine gute Übung für uns ist. Aber ich weiß nicht, was das hier mit dem Schülerdasein zu tun hat." Weißpfote sah nachdenklich auf die Jungen. "Naja, ich bin ein Heilerschüler, also kenne ich mich bei der Kriegerausbildung nicht aus. Aber ich würde sagen, dass ihr es auf die Jagd übertragen könnt. Ihr müsst immerhin wachsam aufpassen, dass euch die Beute nicht entwischt." Streifenjunges quietschte amüsiert auf. "Hilfe, ich bin doch nur eine kleine Maus! Ich will noch nicht sterben!" Er lief weg, fiel dabei allerdings über seine eigenen Pfoten. Seine Geschwister taten es ihm gleich und Mausejunges und Schattenjunges liefen ihnen vergnügt hinterher. Weißpfote atmete erleichtert aus und schaute in den Himmel. "Es ist schon fast Sonnenhoch, hast du Hunger, Stachelherz?" Der graue Kater legte sich wieder bequem hin und ließ seinen Blick durch den Bau schweifen. "Ein klein wenig, aber nicht der Rede wert." Sein Blick blieb an Schwarzstreif hängen und die Zwei sahen sich einen Herzschlag lang an. "Und du Schwarzstreif? Ich war zwar nicht dabei, aber nach deinen Wunden muss es ein schwerer Kampf gewesen sein." Weißpfote wirbelte herum und stand kurz darauf vor dem Zweiten Anführer. "Du bist wach! Das sind gute Neuigkeiten, aber schon dich noch." Schwarzstreif hob leicht den Kopf und sah sich nun ebenfalls um. "Eine Maus werde ich schon noch verdrücken können." Weißpfote nickte und ging zum Ausgang, drehte sich aber noch einmal um. "Stachelherz, pass auf, dass er nicht schon wieder wegrennt." Mit diesen Worten war er verschwunden. Der graue Krieger schaute zu Schwarzstreif. "Danke, dass du die Jungen versteckt hast. Wer weiß, was passiert wäre wenn sie noch in der Kinderstube gewesen wären als Fuchszahn hinein kam. Ich will gar nicht erst daran denken…" Schwarzstreif gähnte herzhaft. "Blitzfell hätte mir die Ohren zerfetzt wenn ich es nicht getan hätte. Aber was ist mit dir los? Du bist ja wie ausgewechselt." Der Kater sah ihn irritiert an ehe er verstand. "Wir haben uns beide verändert. Außerdem bin ich zu erschöpft um mich mit dir zu streiten." Schwarzstreif grunzte zustimmend. Eine Zeit lang saßen sie schweigend da, ehe sich etwas hinter ihnen regte. Fichtenpelz wälzte sich hin und her, ehe er aufgab und sich etwas aufrichtete. "Das wars dann wohl mit dem Schlaf. Ist ja auch fast Sonnenhoch." Müde sah er sich um und streckte sich etwas. "Fichtenpelz! Leg dich sofort wieder hin! Deine Wunden gehen nur wieder auf!" Weißpfote kam dicht gefolgt von Amselschwinge in den Heilerbau gerannt. Der Heiler legte neben Schwarzstreif eine Maus ab, sah ihn aber mit einem unsicheren Blick an. Schwarzstreif erwiderte den Blick irritiert ehe er seinen Hunger stillte. Die Heilerkatzen untersuchten derweil die Wunden der Patienten. Einige Zeit später war der Heilerbau nicht mehr so voll, da Amselschwinge die anderen Katzen draußen untersuchte und Fichtenpelz wieder im Ältestenbau war, da er dort seine Ruhe hatte. Inzwischen war auch Windpfote aufgewacht und putze sich das Fell. Grauherz kam herein und sah besorgt zu ihrer Tochter. "Windpfote, wie geht es dir?" Rasch war sie bei ihr. "Es geht so. Wäre Schwarzstreif nicht gewesen, würde ich jetzt im Sternenclan sein." Ihre Mutter leckte ihr tröstend über dem Kopf. "Mach dir nicht zu viele Gedanken. Die Hauptsache ist doch, dass du am Leben bist. Ruh dich aus, damit du bald wieder fit wirst. Wer weiß, wann deine Jungen kommen? Bis dahin solltest du auf jeden Fall wieder genug Kraft haben, also versprich mir, dass du gut isst und auf deinen Bruder hörst, in Ordnung?" Weißpfote sah von seiner Schwester zu seiner Mutter. "Sie braucht jetzt erstmal Ruhe. Wenn es dir nichts ausmacht, kannst du ja mit mir Kräuter suchen gehen. Wir müssen unseren Vorrat dringend aufstocken bevor die restlichen Pflanzen eingehen." Grauherz nickte und drehte sich um. "Ich hole noch schnell Natternpfote. Auf dem Rückweg könnten wir noch jagen." Sie wollte gerade den Bau verlassen, als Sturmsterns Stimme ertönte. Er rief zu einer Versammlung ein. Windpfote rappelte sich mit Hilfe von Weißpfote auf während Stachelherz von alleine hoch kam. Schwarzstreif seufzte nur genervt und wurde von Grauherz gestützt als seine Beine sofort nachgaben. Gemeinsam gingen sie auf die Lichtung und blieben am Eingang des Heilerbaus sitzen. Das Gespann wurde sofort von einigen angestarrt. Der Zweite Anführer knurrte warnend und langsam richteten sich die Blicke wieder auf Sturmstern. "Katzen des Nachtclans, wir haben den Angriff des Bachclans erfolgreich abgewehrt. Ich bin stolz euer Anführer zu sein!" Euphorisches Miauen unterbrach Strumsterns Rede, was ihm aber nicht im Geringsten störte. Als es abklang schnurrte er zufrieden. "So schnell werden sie sich sicher nicht mehr mit uns anlegen, dass steht fest. Aber nun habe ich noch etwas zu verkünden. Federpfote, tritt vor." Der graue Schüler sah überrascht auf und ging stolz in die Mitte. Spechtfeder schnurrte begeistert und viele andere stimmten mit ein. "Du warst jetzt schon sehr lange ein Schüler und dies wird sich jetzt ändern. Auch wenn nichts die Dauer von Schwarzstreifs Ausbildung toppen kann." Während der Zweite Anführer nur genervt mit den Augen rollte schnurrten die anderen Katzen amüsiert. Die jüngeren Mitglieder des Clans sahen sich nur verwirrt um. "Du bist nun fast drei Monate im Nachtclan und hast oft bewiesen, dass du deine Entscheidung ernst meinst. Nach dem gestrigen Kampf sind Wolkenflug und ich von deinen Fähigkeiten überzeugt, da du nicht nur tapfer gekämpft hast sondern auch die Jungen des Clans behütet und beschützt hast." Erneut miauten die Katzen des Nachtclans ihren Beifall, während Federpfote nicht wusste, wie er mit den ganzen Lob umgehen sollte. "Wolkenflug, bist du davon überzeugt, dass dein Schüler dazu bereit ist ein Krieger zu werden?" Wolkenflug sah Federpfote zufrieden in die Augen, bevor sie sich an ihren Anführer wandte. "Er ist mehr als bereit dazu, Stumstern." Sturmstern sah in den Himmel und schloss für einen Moment seine Augen. "Ich, Sturmstern, Anführer des Nachtclans rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diesen Schüler herabzublicken. Er hat hart trainiert um sich in seinem neuen Clan einfügen zu können und ich empfehle ihn euch nun als Krieger. Federpfote, versprichst du von nun an das Gesetz der Krieger einzuhalten und den Clan zu beschützen, selbst wenn es dein Leben kostet?" Federpfote sah mit glänzenden Augen zu Strumstern. "Ich verspreche es." "Dann gebe ich dir, mit der Kraft des Sternenclans, deinen Kriegernamen. Federpfote, von diesem Augenblick an wirst du Federsturm heißen. Der Sternenclan ehrt deine Entschlossenheit und deine Geduld und wir heißen dich als vollwertigen Krieger im Nachtclan willkommen." Sturmstern sprang von der Silbertanne und legte seine Schnauze auf Federsturms Kopf. Dieser leckte die Schulter des Anführers und wurde danach von den Zurufen des Clans als Krieger begrüßt. Spechtfeder schmiegte sich an ihn und auch Wolkenflug gratulierte ihm herzhaft. Schwarzstreif sah vom Rand der Gruppe aus zu, interessierte sich aber im Moment nicht weiter darum. Mit Hilfe von Amselschwinge war er kurz darauf wieder im Heilerbau. Windpfote sah ihn an. Sie waren im Moment alleine, da Stachelherz bei Farnfuß und den Jungen war und Amselschwinge sofort die Behandlung der anderen fortgesetzt hatte. "Was machen wir mit Wellenpelz? Sollten wir Sturmstern nicht so schnell wie möglich Bescheid geben?" Schwarzstreif seufzte und erwiderte ihren Blick. "Wir können rein gar nichts machen, Windpfote. Es gibt keine Beweise, dass er für einen Mord der vor vielen Blattwechseln passiert ist verantwortlich ist. Und Sturmstern wird ohne eindeutige Beweise nichts unternehmen, wenn überhaupt." "Aber wir müssen doch etwas machen! Er hat es auf uns abgesehen!" Schwarzstreif senkte den Blick. "Meinst du ich weiß das nicht? Ich sage dir jetzt etwas. Du bleibst im Lager und verlässt es nicht. Höchstens wenn dich ein Krieger begleitet darfst du hinaus und du sagst mir davor Bescheid. Wenn wir deine Ausbildung fortsetzen konzentrieren wir uns noch mehr auf deine Kampfkünste damit du dich im Notfall verteidigen kannst. Ich werde auch den anderen sagen, dass sie sich vor dem Bachclan in Acht nehmen sollen. Verstanden?" Windpfote sah ihn schweigend an. Als er seinen Blick auf sie richtete zuckte sie zusammen und nickte langsam. Kapitel 58: Schneefall ---------------------- Schwarzstreif aß gerade auf der Lichtung ein mageres Eichhörnchen. Über Nacht hatte es geschneit und aus Frost wurde eine Schneeschicht. Sie war zwar nicht sehr tief, aber das konnte sich schnell ändern. Der Zweite Anführer sah auf, als sich Sturmstern humpelnd näherte. Der Kater trug eine Maus im Maul und saß sich neben ihn. "Es stört dich doch nicht, oder? Wir hatten bis jetzt noch keine Gelegenheit zu sprechen." Schwarzstreif biss nochmal von der Beute ab und beobachtete die Jungen, die mit aufgeplustertem Fell im Schnee spielten. "Warum nicht." Sturmstern sah kurz nachdenklich aus, ehe er weitersprach. "Habt ihr Weizenpelz gefunden?" Schwarzstreif nickte nur knapp und biss nochmals von der Beute ab. "Das freut mich." Sie saßen eine Weile lang stumm nebeneinander, ehe der Zweite Anführer fragte: "Das war doch sicher nicht das Einzige, was du mich fragen willst, oder?" Sturmstern sah ihm in die gelben Augen. Ein leichtes Lächeln legte sich über sein Gesicht. "Du kennst mich inzwischen wohl sehr gut, wenn du mich so leicht durchschauen kannst. Ich bin am Überlegen, was ich alles heute auf der Großen Versammlung sagen soll. Außerdem werden Schattenjunges und Mausejunges bald 6 Monde alt." Schwarzstreif starrte ihn an. "Und ich soll dir jetzt dabei helfen, oder was? Warum muss ich immer die Mentoren aussuchen?" Strumsterns Augen leuchteten frech auf. "Jeder hat seine bessere Hälfte und du bist nunmal leider meine." Der Zweite Anführer verdrehte genervt die Augen. "Mir wäre es neu, dass wir Gefährten sind. Ist dir eigentlich aufgefallen, dass du keine Wahl hast? Nur du, Stachelherz, Wolkenflug und Federsturm haben keine Schüler. Wolkenflug hat gerade erst Federsturms Ausbildung beendet. Die Beiden kommen also nicht in Frage, wenn du mich fragst. Also bleibe nur du und Stachelherz. Welchen du als Schüler haben willst kann ich dir nicht beantworten." Sturmstern biss von seiner Maus ab und dachte darüber nach. "Stimmt, wir haben wirklich viele Schüler. Ich freue mich schon, wenn unsere Schüler es zu Kriegern schaffen werden. Wie weit ist denn Windpfote?! Schwarzstreif seufzte. Konnte der Kater denn nicht sehen, dass es noch dauern würde bis ihre Ausbildung beendet ist? !Ich werde ihre Ausbildung fortsetzen, sobald die Jungen groß genug sind ohne sie eine Zeit lang auszukommen. Oder wenn sie es früher möchte. Mir ist es egal. Aber es wird noch eine Weile dauern. Wir wissen ja noch nicht einmal, wann sie wirft." Sturmstern nickte und stand auf. "Eines noch. Meinst du, du schaffst es zur Großen Versammlung oder nicht?" Der Kater sah ihn entgeistert an. "Du willst mich doch veralbern, oder? Gestern habe ich es ohne Hilfe nicht einmal aus dem Nest geschafft und jetzt soll ich durch das Territorium laufen? Du kannst mich mal." Sturmstern humpelte einfach weg. Schwarzstreif wollte gerade den letzten Bissen seines Eichhörnchens nehmen, als Weißpfote plötzlich neben ihm stand. In seinem Maul trug er einige Kräuter, die bereits verkümmert aussahen. "Du hast doch nichts dagegen, wenn ich deine Wunden noch einmal untersuche, oder? Ich möchte diese Kräuter noch verwenden, ehe sie für nichts mehr zu gebrauchen sind." Der Krieger schnippte gleichgültig mit dem Schweif und Weißpfote machte sich an die Arbeit. "Nimm nicht alles ernst, was Sturmstern sagt. Er ist noch durcheinander. Immerhin hat er in den letzten Tagen Zwei Leben verloren." Schwarzstreif erwiderte nichts sondern dachte einfach über das Gesagte nach. Schwarzstreif wurde von den Geräuschen außerhalb des Heilerbaus geweckt. Die Sonne versteckte sich hinter einer dicken Wolkendecke, die noch mehr Schnee ankündigte. Langsam rappelte er sich auf und humpelte aus dem Bau. Müde sah er sich um, sah aber nur die Morgenpatrouille, die gerade aufbrechen wollte. Der Zweite Anführer wollte gerade wieder in den Bau gehen, als er einen knackenden Ast hörte. Langsam schlich er in die Richtung und prüfte vor dem Lagerwall die Luft. Wütend knurrte der Krieger, als er den Geruch der Jungen erkannte. Er lugte in die Barriere hinein, konnte aber nichts erkennen. Er wirbelte herum und humpelte so schnell ihn seine Pfote tragen konnten zum Kriegerbau. Schwarzstreif ging durch den Eingang und schaute sich eine Sekunde lang um. Ohne viel darüber nachzudenken versuchte er die ihm am nächsten Katzen zu wecken. Wolkenflug schlug zuerst die Augen auf und sah ihn entgeistert an. "Ich bin nicht für die Morgenpatrouile eingeteilt, Schwarzstreif." Dieser knurrte tief und sprach laut, damit auch die anderen ihn gut hören konnten. "Die Jungen haben sich aus dem Lager geschlichen." Die grau-weiße Kriegerin sah ihn entsetzt an. "Welche? Alle?" Schwarzstreif schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht welche weg sind, das muss ich noch nachschauen, aber ich wollte euch zuerst wecken. Übernimm du die anderen. Die Schüler kannst du auch gleich wecken und ich schaue nach, welche Jungen weg sind." Er humpelte so schnell es ging zur Kinderstube und streckte seinen Kopf hinein. Da er nicht über die schlafenden Königinnen hinüber sehen konnte, quetschte er sich hinein, trat dabei aber Blitzfell auf den Schweif. Diese wurde aus dem Schlaf gerissen und fauchte den Krieger wütend an. "Keine Zeit dafür, welche Jungen sind noch da?" Die schwarze Katze sah ihn verwirrt an. Knurrend gab er ihr die Lage zu verstehen und Blitzfell sah sich schnell um. "Ich sehe im Moment nur Mausejunges und Schattenjunges. Du kümmerst dich jetzt um die Suchpatrouillen und ich sage Farnfuß und Spechtfeder Bescheid. Beeil dich gefälligst!" Schwarzstreif kämpfte sich rückwärts aus dem Bau und sah sich nach den Kriegern um. Viele redeten bereits aufgeregt miteinander, andere sahen ihn erwartungsvoll an. Auch die Schüler und Königinnen kamen langsam aus ihren Bauen. Er wank die Katzen zu sich und fing sofort an alle aufzuklären. "Streifenjunges, Schwarzjunges, Stacheljunges und Rauchjunges sind dort drüben durch den Lagerwall gegangen. Wolkenflug, nimm Farnfuß und Spechtfeder und sucht die Gegend um das Lager herum ab. Federsturm, Schattenpelz und Felsenpfote übernehmen den Bereich um die Trainingskuhle und Distelschweif und Graupfote übernehmen die Umgebung rund um die Jagdroute. Verstanden?" Die Katzen nickten und machten sich auf den Weg zum Ausgang. Stachelherz sah Schwarzstreif wütend und verzweifelt an. "Lass mich auch nach ihnen suchen! Dass sind meine Jungen, Schwarzstreif!" Der Zweite Anführer sah ihn wütend an. "Du bist immer noch verletzt, Stachelherz. Ich verstehe ja, dass du sie suchen willst aber du musst auch an dich denken!" Der Krieger sah ihn wütend, aber auch verzweifelt an. "Ich schlafe im Gegensatz zu dir wieder im Kriegerbau. Ich bin fit genug um nach meinen Jungen zu suchen, Schwarzstreif!" Der Zweite Anführer funkelte ihn wütend an, ehe er die Augen schloss und tief durchatmete. "Na schön, Stachelherz. Du schließt dich Wolkenflug an, bleibst aber in Lagernähe, hörst du?" Der graue Kater nickte erleichtert und rannte zu Wolkenflug, die gerade das Lager verlassen wollte. Sturmstern kam müde unter der Silbertanne heraus und sah Schwarzstreif fragend an. "Warum schickst du unsere ganzen Krieger und Schüler weg? Das Lager ist schutzlos ohne sie, Schwarzstreif." Sein Blick blieb skeptisch an seinem Stellvertreter hängen, der sich langsam zu ihm umdrehte. "Vier Katzen sind in unmittelbarer Nähe und außerdem ist es meiner Ansicht nach besser, wenn die Jungen so schnell wie möglich gefunden werden und dafür brauchen wir nunmal alle Katzen die wir im Moment losschicken können." Der Anführer weitete entsetzt seine Augen. "Welche Jungen? Von was redest du?" "Farnfuß’ Junge und Rauchjunges haben sich vor Kurzem aus dem Lager geschlichen. Mich haben sie dabei geweckt, deswegen die ganzen Suchtrupps." Sturmstern nickte langsam, grub aber seine Krallen in den Boden. "Immer diese Jungen. Was denken die sich denn dabei! Und das genau nach der Großen Versammlung, wo die meisten Katzen ohnehin schon müde sind." Schwarzstreif seufzte entgeistert aus. "Ich weiß, ich weiß. Du kennst doch Junge, die haben immer Schwachsinn im Kopf. Aber einmal weg davon, gibt es irgendwelche Neuigkeiten?" Sturmstern sah ihn ernst an, ehe er nachgab. "Du bist unverbesserlich, Schwarzstreif. Vier Junge laufen in der Blattleere alleine in unserem Territorium herum und du interessierst dich für die Dinge, die auf der Großen Versammlung erzählt wurden? Aber na gut. Es war das übliche Gerede von Beuteknappheit, mit der man aber umgehen kann. Keiner ist im Bachclan gestorben, es gibt nur ein paar schwerer Verletzte, aber Pantherstern schweigt über den Grund des Angriffes. Ich wollte ihn auch nicht direkt fragen." Stacheljunges plusterte ihr Fell auf. Sie wusste schon lange nicht mehr, wo sie waren. "A- also Rauchjunges, du woll- wolltest doch beweisen, dass d- du ein richtiger Nachtclankater bist. Jetzt fang schon etwas." Streifenjunges stotterte vor Kälte. Der graue Kater sah sich ängstlich um. "Vielleicht sollten wir doch besser zurück gehen, solange wir noch unsere Spuren sehen. Jagen kann ich auch noch später." Streifenjunges sah ihn zufrieden an. Sein aufgeplusterter Pelz ließ ihn wie einen Fellball aussehen. "Dann gibst du also auf. Wusst ich’s doch! Halbclan bleibt nunmal Halbclan und daran wird sich nie etwas ändern." Rauchjunges wirbelte wütend herum und stand dem braun gestreiften Kater Nase an Nase gegenüber. "Ich sage nur, dass wir zurückgehen sollten, solange wir es noch können! Aber wenn du denkst, dass du soviel besser bist als ich, dann beweis es doch! Fang doch selber etwas!" Streifenjunges starrte ihn entschlossen in die Augen. "Wie du willst. Wer am meisten fängt hat gewonnen." Die Zwei wirbelten herum und liefen in entgegengesetzte Richtungen auseinander. Schwarzjunges sah seine Schwester ängstlich an. "Warum sind wir nochmal mitgekommen?" Stacheljunges kuschelte sich an ihren Bruder und sah nach oben, wo man zwischen den Baumwipfeln ein paar Fetzen des Himmels erkennen konnte. "Wenn ich das nur wüsste. Aber wir konnten sie auch nicht alleine gehen lassen." Sie zuckte zusammen, als eine Schneeflocke auf ihrer Nase landete. Aus einer wurden Zwei und aus Zwei viele. Die beiden suchten zwischen ein paar Baumwurzeln Schutz und kuschelten sich aneinander. Kapitel 59: roter Schnee ------------------------ Graupfote schnupperte an ein paar Wurzeln, konnte aber keine Spur entdecken. "Hier ist nichts, Distelschweif." Ihre Mentorin sah sich besorgt um. "Wenn wir Pech haben wird der Schnee ihre Spuren ganz verwischen. Hoffentlich erfrieren sie nicht." Die Schülerin senkte kurz ihren Kopf, als plötzlich ein Eichhörnchen an ihr vorbei rannte. Sie konnte nicht schnell genug reagieren und schon verschwand es in einer Baumhöhle. "Irgendetwas oder irgendjemand muss es aufgeschreckt haben. Es könnten die Jungen gewesen sein!" Distelschweif sah ihre Schülerin zweifelnd an. "Ich weiß nicht. Es könnte alles mögliche gewesen sein." Graupfote senkte enttäuscht ihren Schweif. "Stimmt ja, aber einen Versuch wäre es Wert. Du hast ja selbst gesagt dass ihre Spuren bald verschwinden werden." Die Kriegerin schloss kurz ihre Augen ehe sie nachgab. "Naja, wir sollen ja die Umgebung der Jagdroute absuchen, das sollte wohl dazu zählen." Graupfote sah ihre Mentorin erfreut an und lief, dicht gefolgt von der schwarzen Katze, in die Richtung, aus der das Eichhörnchen kam. Streifenjunges sah dem Eichhörnchen wütend hinterher. Wenn er es gefangen hätte, hätten ihn die anderen sicher beneidet! Unsicher sah er sich jetzt um. Er hatte sich so auf die Beute konzentriert, dass er gar nicht mehr wusste wo er war. Seine Spuren verblassten langsam durch den Neuschnee, der ihm inzwischen fast bis zum Bauch ging. Seine Pfoten spürte er kaum mehr. Die kleinen Wölkchen, die as seiner Nase kamen, waren am Anfang noch lustig gewesen, nervten inzwischen nur noch. Unsicher drehte er sich um, in die Richtung aus der er glaubte gekommen zu sein und sehnte sich nach seinen Geschwistern und sogar Rauchjunges. Er mochte den grauen Kater nicht besonders. Immer musste er der Beste sein und konnte sich einfach keine Niederlage eingestehen, sondern versuchte sich immer heraus zu reden. Aber jetzt wünschte er sich nichts mehr, als sich an die anderen zu kuscheln um sich gegenseitig zu wärmen. Streifenjunges kämpfte sich den Weg durch den Schnee zurück und sah sich immer wieder verzweifelt um. Alles war weiß und die Schneeflocken wurden immer größer. Er fiel hin und versuchte verzweifelt aufzukommen, doch der Schnee begrub ihn langsam unter sich. Verzweifelt miaute er, was seine Lunge hergab und hoffte darauf, dass ihn jemand rechtzeitig fand. Abrupt öffnete er die Augen, als er Pfoten spürte, die ihn aus dem Schnee zerrten. Seine Geschwister sahen ihn besorgt an und auch Rauchjunges kam auf sie zugerannt. "Streifenjunges, halt durch!" Sein Bruder zerrte ihn immer weiter aus dem Schnee heraus. Stacheljunges hingegen hielt ausschau nach einem Unterschlupf. "Dort drüben ist ein Loch!" Zu dritt stützten sie Streifenjunges und schoben ihn in Richtung des Unterschlupfs. Sie ließen sich am Eingang nieder und schmiegten sich eng zusammen um sich gegenseitig zu wärmen. Schwarzjunges schnüffelte angeekelt an den Höhlenwänden. "Warum stinkt es denn hier so?" Die anderen fingen auch an zu schnuppern. "Es riecht so als ob ein anderes Tier vor kurzem hier gewesen ist." Rauchjunges riss seine Augen auf und zog seinen Schweif näher zu sich heran. "Was ist, wenn wir in dem Bau von jemanden sind?" Die Vier sahen sich ängstlich um. "Sollten wir lieber wieder nach draußen gehen? Derjenige wird sicher nicht erfreut sein wenn er uns hier findet." Schwarzjunges sah die anderen an und erhoffte sich Zustimmung. Stacheljunges plusterte ihr graues, stacheliges Fell noch weiter auf und sah ihren Bruder an. "Ich bin mir nicht so recht sicher. Hier ist es wenigstens nicht so kalt. Vielleicht sollten wir noch etwas hierbleiben. Wenigstens bis es aufgehört hat zu schneien." Sie zuckten zusammen als sie hinter sich Krallen hörten, die sich in die Erde bohrten um voran zu kommen. Das Geräusch wurde immer lauter und der Geruch immer stärker. Stacheljunges sprang auf und starrte in die Dunkelheit. "Oder vielleicht auch nicht!" Eine spitze Schnauze erschien in ihrem Blickfeld und große Augen leuchteten auf. Scharfe Zähne schnappten nach den Jungen, die gerade noch rechtzeitig aus dem Bau liefen. Schreiend kämpften sie sich durch den Schnee während der Fuchs sich durch den Eingang quetschte. Streifenjunges wurde zwar von seinen Geschwistern unterstützt, stolperte aber trotzdem und erstarrte as er die rote Kreatur sah, die nur ein paar Schwanzlängen von ihm entfernt stand. Er spürte wie die anderen an seinem Fell zerrten, konnte sie aber nicht unterstützen da er noch immer vor Schreck gelähmt war. In dem Moment sprang eine schwarze Katze vor sie und eine weitere, grau - weiße packte Streifenjunges am Nackenfell und hob ihn hoch. Distelschweif stellte sich schützend vor die Jungen. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Graupfote Streifenjunges aufhob. "Nimm Streifenjunges und bring ihn zu der Gruppe beim Lager." Die Schülerin sah sie zweifelnd an. "Du kannst nicht alle tragen und wer weiß ob dir der Fuchs hinterher rennt wenn du alle Jungen mitnimmst. Wir dürfen ihn auch nicht zum Lager bringen. Komm sofort mit den anderen zurück." Graupfote rannte los und die anderen Jungen sahen die Kriegerin ängstlich an. Distelschweif stellte sich angriffsbereit hin und schielte noch einmal zu dem Nachwuchs. "Versteckt euch. Ich lenke den Fuchs ab bis Verstärkung kommt." Ihre Aufmerksamkeit galt nun ganz allein dem Fuchs. Der Räuber stand ihr nun gegenüber, sein Blick glitt von ihr zu der Stelle, an der Graupfote verschwunden ist. Plötzlich sprang er nach vorne und entblößte seine Zähne. Die Kriegerin reagierte schnell und sprang ihm entgegen, was den Fuchs überraschte. Sie musste aggressiv spielen, damit ihr Gegner keine Gelegenheit bekam, sich auf die Jungen zu stürzen. Als sie unter dem Fuchs hindurch tauchte, wirbelte Distelschweif sofort herum und stürzte sich auf den Schweif des Roten. Dieser versuchte nach der Katze zu schnappen, bekam aber Ihre Krallen in die Schnauze. Schnell entschied er sich zu buckeln um sie so abzuwerfen. Distelschweif klammerte sich verzweifelt fest und biss in die Schwanzwurzel des Tieres. Wütend fauchte er und bäumte sich noch wilder auf. Eine ganze Weile kämpften die Zwei so, bis sich der Fuchs plötzlich auf den Rücken rollte. Distelschweif wurde kurzzeitig unter ihm begraben und atmete heftig aus und ein. Der Räuber drehte sich zu ihr um und begutachtete sie einen Moment ehe er sich kurz nach den Jungen umsah. Diese kauerten unter einem umgestürzten Baumstamm und sahen das rote Tier entsetzt an. Als er in ihre Richtung starrte knurrte die Kriegerin wütend und schlug verzweifelt nach seinem Bein. Der Rote bemerkte es und wollte Distelschweif gerade den letzten Schlag verpassen, als er hinter sich Schritte hörte. Graupfote brach dicht gefolgt von Wolkenflug, Spechtfeder und Farnfuß aus dem Unterholz. Wolkenflug und Graupfote flankierten den Fuchs sofort und die Königinnen zogen Distelschweif weg. Sie sahen sich besorgt um, doch da kamen bereits ihre Jungen steifbeinig auf sie zu. Sogleich leckten sie ihren Nachwuchs gegen den Strich um sie zu wärmen. Der Fuchs jaulte auf vor Schmerzen, da die zwei Katzen immer wieder zuschlugen. Wütend schnappte er nach den Zweien, doch diese wichen immer wieder aus. Gerade als Wolkenflug sich wieder auf den Schweif des Tieres stürzen wollte, trat dieser aus und schleuderte sie weg. Graupfote sah besorgt zu ihrer Mutter und war für einen Moment unachtsam. Für Distelschweif vergingen die nächsten Sekunden wie in Zeitlupe. Sie sah wie sich die Fänge des Fuchses ihrer Schülerin näherten und schrie verzweifelt auf. Graupfote wollte gerade zur Seite springen, doch es war zu spät. Seine scharfen Zähne bohrten sich in einen Hinterlauf der Schülerin. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerz und Distelschweif wollte aufspringen und ihr zu Hilfe eilen, doch ihre Beine wollten sie nicht mehr tragen. Verzweifelt sah sie, wie das Raubtier Graupfote in der Luft herumwirbelte und immer wieder auf ihr Bein biss. Sie hörte es knacken als der Knochen brach. Ein Geräusch, dass sich in ihr Gedächtnis brannte. Wolkenflug löste sich von ihrer Starre und sprang auf den Fuchs. Ihr Krallen gruben sich tief in seinen Pelz und auch Farnfuß und Spechtfeder stürzten sich jetzt ins Geschehen. Der Räuber ließ Graupfote fallen und ergriff knurrend die Flucht. Sofort liefen die Katzen zu der verletzten Schülerin und starrten entsetzt an die Stelle, an der ihr Bein einmal war. Um sie herum färbte sich der Schnee rot. Farnfuß reagierte als erste und drückte ihre Pfote auf die Wunde um die Blutung halbwegs zu stoppen. Spechtfeder lief in den Wald, in der Hoffnung ein paar Spinnenweben zu finden. Wolkenlug starrte ihre Tochter an und leckte ihr Fell gegen den Strich. Distelschweif kämpfte sich zu ihrer Schülerin vor und sah erleichtert, dass sich ihre Brust langsam hob und senkte. Kapitel 60: Launen der Natur ---------------------------- Schwarzstreif saß vor dem Heilerbau und passte auf, dass Amselschwinge seine Ruhe bei der Behandlung der Patienten hatte. Der Bau war ohnehin schon voll, deswegen behandelte Weißpfote die stark unterkühlten Jungen in der Kinderstube. Rabenpfote, Felsenpfote und Natternpfote sahen immer wieder besorgt zum Heilerbau, da sie um das Wohlergehen ihrer Schwester bangten. Die Stimmung war generell sehr gedrückt. Schwarzstreif saß noch eine Weile wie eine unüberwindbare Mauer am Eingang des Baues und beobachtete, wie die Katzen ein- und ausgingen. Die Jagdpatrouille kam mit fast leeren Pfoten zurück, was der Stimmung nicht half. Der Schneesturm hatte nur bedingt aufgehört, da immer noch vereinzelt Flocken auf sie niedergingen. Er bewegte sich etwas zur Seite, als er merkte, dass jemand aus dem Heilerbau heraus wollte. Windpfote tauchte kurz darauf neben ihm auf und sah ihn kurz schüchtern an. "Windpfote! Windpfote!" Die drei Schüler kamen auf sie zugerannt und kamen kurz vor ihr zum stehen. "Wie geht es Graupfote? Geht es ihr gut? Was hat sie? Warum dürfen wir nicht zu ihr? Was ist mit Wolkenflug?" Die Geschwister redeten wild durcheinander und die Königin hatte ihre Schwierigkeiten ruhig sitzen zu bleiben. Sie sah hilfesuchend zu Schwarzstreif, der sich vor seine Schülerin stellte. "Haltet mal die Luft an. Wie soll man euch denn verstehen, wenn ihr alle gleichzeitig redet." Die Drei sahen den Zweiten Anführer entschuldigend an. Nun kam auch noch eine Katze aus dem Heilerbau heraus. Wolkenflug sah ihre Jungen streng, aber auch voller Mitgefühl an. "Seid bitte nicht so laut. Amselschwinge braucht seine Ruhe, deswegen sitzt ja auch Schwarzstreif hier.2 Felsenpfote sah seine Mutter erleichtert an. "Dir geht es gut! Aber was ist mit Graupfote? Dürfen wir sie sehen?" Die Kriegerin schüttelte ihren Kopf. "Der Heilerbau ist im Moment zu voll. Außerdem ist Graupfote noch bewusstlos. Sie hat… viel Blut verloren." Natternpfote legte ihren Kopf fragend schief. "Das ist nicht alles, oder? Was willst du uns nicht sagen?" Nun sah Schwarzstreif die Kriegerin scharf an. "Sie wissen es nicht? Du weißt aber schon, dass das etwas ist, das man nicht verschweigen kann, oder? Wenn du es ihnen nicht sagst, dann tu ich es. So können sie sich wenigstens darauf vorbereiten." Er sah, wie Wolkenflug um die richtigen Worte rangte und die Schüler, wie sie ängstlich Blicke wechselten. Schwarzstreif seufzte genervt. "So schwierig ist das nicht, Wolkenflug. Ich sehe das Problem nicht. Graupfote hat ein Bein verloren." Die Kriegerin sah die geschockten Gesichter ihrer Jungen und funkelte den Zweiten Anführer wütend an. "Das wäre auch schonender gegangen," ihr Blick wurde weicher, als sie die drei Schüler ansah, "aber er hat recht. Ihr werdet Graupfote unterstützen müssen, wenn es ihr wieder besser geht. Ihr habt sicher noch einige Fragen, also kommt, suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen." Die vier Katzen gingen weg und Windpfote stellte sich vor ihren Mentor. Ihr Blick konnte ihre Wut nicht verbergen. "Musste das jetzt sein?" Schwarzstreif sah sie leicht verwirrt an. "Was habe ich denn bitte getan?" Die Schülerin schien nur noch wütender zu werden. "Als ob du das nicht weißt! Du kannst das doch nicht einfach so sagen als wäre es nichts!" Der Kater sah sie kurz an und setzte sich wieder vor dem Heilerbau. Windpfote starrte ihn ununterbrochen an und wartete auf eine Antwort. "Ich sehe dein Problem nicht. Es ändert nichts an der Tatsache, dass Graupfote nur noch 3 Beine hat, wenn ich um drum rum rede. Und außerdem, was machst du überhaupt hier draußen? Und dann führst du dich auch noch auf wie sonst wer." Windpfote funkelte ihn weiterhin wütend an und schnaubte empört nach Luft. "Wer bist du? Mein Vater?" Sie wirbelte herum und lief zum Schmutzplatz. Schwarzstreif sah ihr verdutzt hinterher. "Schwangere…" Er sah sich noch einmal im Lager um und bemerkte, dass er von einigen angestarrt wurde. Warnend starrte er zurück und beendete so den Blickkontakt. Nur Grauherz kam auf ihn zu. Er rollte genervt die Augen. "Was ist?" Die Kriegerin sah ihn ernst an. "Wir müssen irgendetwas wegen dem Grünen Husten unternehmen Er darf sich nicht ausbreiten." Schwarzstreif sah sie verwirrt an. "Welcher Grüne Husten? Und warum kommst du deswegen zu mir? Rede doch mit Weißpfote oder Amselschwinge darüber. Selbst Sturmstern wäre die bessere Wahl." Doch sie schüttelte nur bestimmt den Kopf. "Sturmstern ist auf Patrouille und die Heiler sind ohnehin beschäftigt. Und stell dich nicht dumm. Du bist doch sicher klug genug um zu wissen, dass die Ausreißer nicht gesund davonkommen. Mit Grünem Husten hätten sie noch Glück. Und wenn Windpfote bald wirft, werden sich die Jungen bestimmt anstecken, wenn sie sich den Bau teilen." "Woher weißt du, dass sie bald wirft? Wir wissen nicht, seit wann sie trächtig ist." Grauherz sah ihn an, als wäre er ein dummes Junges, das gar nichts verstehen würde. "Ich war selbst schon trächtig und selbst ein paar Kater sehen die Anzeichen dafür. Was meinst du wohl, warum sie so launisch ist und nicht still sitzen kann? Aber unsere Heiler sind im Moment viel zu überfordert. Es ist eine schwierige Zeit um Junge zu gebären." Der Zweite Anführer nickte kurz, sah sie aber gleich wieder zweifelnd an. "Und was soll ich jetzt mit den Kranken machen? Ich kann sie nicht einfach irgendwohin stellen und sagen dass sie da bleiben sollen und gefälligst niemanden anstecken sollen" Die Kriegerin sah sich im Lager um. "Sie bräuchten einen eigenen Bau. So könnten sich die anderen nicht so leicht anstecken." Schwarzstreif musterte nun ebenfalls nachdenklich das Lager und wägte verschiedene Möglichkeiten ab. "Wir können keinen neuen bauen, dafür ist es zu spät. Wir könnten sie höchstens ein paar Katzen in einen anderen Bau stecken, sodass einer frei wird." Grauherz schnurrte zufrieden. Sie hat sein Interesse geweckt und wie sie seinen Sturkopf kennt, würde er jetzt nicht einfach aufgeben. "Wir sollten die Baue ausräumen, in denen ohnehin nicht viele schlafen. Der Ältestenbau zum Beispiel." Schwarzstreif schüttelte leicht den Kopf. "Und wo sollen wir Fichtenpelz unterbringen? Im Kriegerbau wird er ständig geweckt, der Heilerbau ist voll und vom Schülerbau will ich gar nicht erst anfangen." Die Kriegerin sah sich nochmals nachdenklich im Lager um, ehe sie aufstand und einige Schritte wegging. "Das Planen überlasse ich am Besten dir. Ich sehe mal nach, wie es Windpfote geht." Mit diesen Worten war sie fort. Der Zweite Anführer blieb auf seinem Posten, grübelte aber noch weiterhin über das Problem. Es war inzwischen Abend und Sturmstern, Weißpfote, Amselschwinge, Grauherz und Schwarzstreif saßen in einer ruhigen Ecke des Lagers und besprachen die vorübergehende Bauverteilung. "Am Besten lassen wir die Jungen in der Kinderstube. Die Krankheit ist ohnehin schon drinnen. Wir müssten noch vor der Geburt das ganze Nestmaterial austauschen und selbst das garantiert für nichts." Die anderen dachten kurz über Weißpfotes Aussage nach, Amselschwinge dagegen nickte sofort zustimmend und sah seinen Schüler stolz an. Sturmstern sah die zwei Heiler direkt an. "Und was wäre, wenn wir Windpfote in den Ältestenbau verschieben?" Nun meldete sich auch Schwarzstreif zu Wort: "Und was wird dann aus Fichtenpelz, Blitzfell und den anderen beiden Jungen?" Grauherz schaute mit einem funkeln in den Augen auf. "Der Heilerbau wird bald wieder leerer werden, nicht wahr? Windpfote wird bald werfen, Distelschweif, Wolkenflug und Schwarzstreif könnten wieder in den Kriegerbau ziehen. Außerdem sind Schattenjunges und Mausjunges alt genug um Schüler zu werden, also sind sie nicht das Problem!" Weißpfote sah begeistert auf und beendete den Gedankengang seiner Mutter: "Und dann könnten Blitzfell und Fichtenpelz zu uns, jedenfalls solange wir Platz haben!" Die anderen schauten sie einen Moment lang an. Sturmstern erwiderte als erster wieder das Wort. "Das wäre vielleicht die beste Möglichkeit, die wir momentan haben. Dann müssen wir nur noch Blitzfell und Fichtenpelz fragen, ob sie damit einverstanden sind. Schwarzstreif, ich brauche inzwischen deine Hilfe." Als sie nur noch zu zweit waren, sah Schwarzstreif ihn fragend an. "Es geht wieder um die Mentoren für Schattenjunges und Mausejunges." Der Zweite Anführer rollte genervt mit den Augen. "Schon wieder? Ich dachte wir hätten das Thema bereits durch." Sturmstern sah nachdenklich zum Heilerbau. "Das war bevor Graupfote ein Bein verloren hat. Ich glaube, dass es das beste wäre, wenn ich ihre Ausbildung übernehme. Außerdem ist Stachelherz immer noch nicht komplett genesen." Schwarzstreif folgte seinem Blick und seufzte laut. "Du unterschätzt Stachelherz. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, gibt er nicht so schnell auf. Aber frag zur Sicherheit nach, ob er sich jetzt schon bereit fühlt. Und was dich und Graupfote angeht… Du wirst zuerst mit Distelschweif reden müssen." Sturmstern nickte langsam und sah ihn wieder an. "Meinst du, sie wird dafür die Ausbildung von Schattenpfote übernehmen?" Schwarzstreif stand auf und streckte sich ausgiebig. Die Wunde an seiner Schulter brannte leicht, aber nicht mehr so schlimm wie anfangs. "Was fragst du mich? Schaue ich wie jemand aus, der sich in andere hineinversetzen kann oder sowas?" Langsam ging der große Kater weg und ließ den Anführer allein. Kapitel 61: Ebenbild -------------------- Distelschweif plusterte ihr Fell auf. Wütend sah sie Sturmstern an. "Ich werde Graupfotes Ausbildung zuende bringen! Ich habe sie bereits zwei Monde trainiert, ich weiß wie man mit ihr umzugehen hat!" Der Anführer sah Hilfesuchend zu Schwarzstreif daran, der neben ihnen saß und an einer mageren Maus nagte. Dieser zeigte keinerlei Interesse, in die Diskussion einzusteigen. "Distelschweif, versteh doch, dass es das Beste für Graupfote ist. Sie braucht einen Mentor, der weiß wie es ist, wenn man nur drei Beine hat. Ich kann ihr am Besten beibringen, wie sie damit umgehen kann." Die schwarze Kriegerin peitschte aufgebracht mit dem Schweif. "Du hast noch alle vier Beine, Sturmstern! Für Graupfote ändert sich gerade so viel in ihrem Leben. Da muss sie sich doch nicht auch noch an einen anderen Mentor gewöhnen." Sturmstern seufzte verzweifelt aus. Sein Blick wurde weicher, als er die Kriegerin erneut ansah. "Distelschweif, ich verstehe dich, aber-" "Komm mir jetzt nicht mit einem aber! Ich sehe schon, wir werden uns nie einigen wenn es so weitergeht… Vielleicht sollten wir jemanden entscheiden lassen, der ehrlich ist und mit all dem nichts zu tun hat." Distelschweif sah Sturmstern eindringlich an. "Naja, es kann ja nicht schaden jemanden nach seiner Meinung zu fragen." Nun sahen beide Schwarzstreif an. Dieser biss ganz langsam von dem Nagetier ab und sah die Beiden irritiert an.0 Als er die Situation begriffen hatte, knurrte er genervt und starrte einen nach dem anderen an. Sturmstern sah ihn leicht warnend an, als würde er ihn im insgeheimen befehlen wollen, ihm zuzustimmen. Aber auch etwas Unsicherheit mischte sich in seinem Blick. Distelschweif hingegen sah ihn bittend an. Nun fragte sich Schwarzstreif nur noch, warum er nicht schon längst gegangen war und wie Sturmstern ihn überredet hat, bei dem Gespräch überhaupt dabei zu sein. Er wusste zwar bereits, was er sagen würde, ließ sich jedoch viel Zeit, bis er die Zwei schließlich erlöste. "Trainiert sie doch einfach zusammen. Was soll daran denn so schwer sein? Ihr führt euch auf wie Junge." Der Kater wollte gerade weggehen als Grauherz auf sie zukam. "Entschuldigt, wenn ich störe, aber ich habe mit Fichtenpelz und Blitzfell gesprochen. Fichtenpelz hat nichts dagegen und Blitzfell meint, dass sie mit Windpfote in den Ältestenbau ziehen wird um sie zu unterstützen. Die Königinnen sind mit dem Plan auch einverstanden." Sie sah die drei Katzen auffordernd an, etwas zu erwidern. Schwarzstreif schaute kurz zu Sturmstern, der sich gerade mehr auf Distelschweif konzentrierte. Der Zweite Anführer dachte kurz nach, ehe er antwortete. "Ähm, gut gemacht, Grauherz. Jetzt… nimm dir ein paar Katzen und bereite den Ältestenbau schon mal so gut wie möglich vor. Frag am besten auch Amselschwinge, ob er mithelfen will." Die Kriegerin ging zufrieden weg und auch Schwarzstreif entfernte sich langsam von den Zwei und überlegte, was er inzwischen machen könnte, bis ihm einfiel, dass sie noch Mentoren für die zwei Jungen brauchten. Stachelherz sah ihn forschend an. "Ich soll also Mausejunges oder Schattenjunges Mentor werden? Schwarzstreif, ich weiß, dass im Moment nicht viele zur Auswahl stehen, aber meine Jungen sind krank. Ich würde lieber bei ihnen sein als einen Schüler auszubilden." Schwarzstreif sah ihn einen Moment lang an, die Ohren zurückgelegt, ehe er erwiderte: "Ich verstehe dich, aber wir haben noch weniger Auswahl als du denkst. Sturmstern wird keinen Schüler ausbilden, deswegen bleiben nur Wolkenflug, Federsturm und du. Außerdem kannst du mit deinem Schüler jagen gehen. Das würde auch deinen Jungen helfen." Der graue Kater schwieg eine Zeit lang. Abermals musterte er den Zweiten Anführer und seufzte. "Wenn du fürs erste das Kampftraining übernimmst mach ich es." Schwarzstreif nickte zurieden und ging weg. Die Katzen schauten besorgt auf, als sie Windpfotes stöhnen hörten. Grauherz und Amselschwinge brachten sie schnell in den Ältestenbau. Weißpfote rannte in den Heilerbau und eilte ihnen mit einigen Kräutern hinterher. Schwarzstreif verfolgte alles aufmerksam. Einige Katzen zogen sich zurück, andere sahen besorgt zum Ältestenbau. Mohnpelz ging nervös auf und ab, ehe er auf den Zweiten Anführer zuging. Unsicher huschte sein Blick in alle Richtungen. So kannte Schwarzstreif den Krieger garnicht. "Kann ich mich irgendeiner Patrouille anschließen? Ich… muss mich ablenken." Eine Zeit lang starrte der schwarz - weiße Kater ihn einfach nur an, während er nachdachte. "Die nächste Grenzpatrouille wird für dich wohl zu spät rausgehen. Jäger will ich auch noch nicht losschicken. Aber Nestmaterial oder Kräuter können nicht schaden." Mohnpelz nickte und lief zum Schülerbau. Schwarzstreif hingegen richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Umgebung. Als sich die Geburt langsam zum Ende neigte, wurden auch die Nachtclankatzen ruhiger. Weißpfote ging wieder in den Heilerbau um nach Graupfote zu sehen. Schwarzstreif näherte sich nun langsam dem Ältestenbau und blieb davor stehen. In seinem Maul baumelte eine Maus, aber sie konnte nicht den ganzen Geruch überdecken. Grauherz kam ihm entgegen und sah die Maus begeistert an. "Gut mitgedacht, Schwarzstreif! Geh schon einmal rein, sie hat es geschafft. Einen Kater und eine Katze. Zwei wunderschöne Junge! Ich komme gleich wieder." Als sie an ihm vorbei ging, hielt sie kurz inne und an ihn durchdringend an. "Der Kater… Es wird schwer für dich sein." Schwarzstreif sah ihr verwirrt hinterher und fragte sich, was sie damit meinte. Als er in den Bau trat, lag Windpfote mit dem Rücken zu ihm da. Amselschwinge sammelte seine Kräuter gerade wieder ein und nickte ihm höflich zu. Er ging zu seiner Schülerin und legte die Maus ab. Sie sah ihn müde an und nahm ihren Schweif von den Jungen. Schwarzstreif sah sie kurz an, ehe er erstarrte und nochmals die Beiden ansah. Neben der Schildpattkatze lag ein schwarz - weiß gefleckter Kater. Windpfote folgte seinem Blick. "Er sieht seinem Vater zum Verwechseln ähnlich." Der Zweite Anführer nickte langsam, konnte seinen Blick aber nicht von dem Fellbündel lösen. Langsam öffnete er sein Maul. Gleichzeitig konnte er seinen Blick endlich losreißen und sah Windpfote nun direkt an. "Wehe du nennst ihn Fleckenjunges." Die Königin erwiderte seinen Blick einen Moment lang, ehe sie den Boden anstarrte. "Wie denn sonst? Hast du einen anderen Vorschlag?" Die Gedanken ihres Mentoren überschlugen sich. Er musste einfach einen anderen Namen finden! Er hatte bereits eine zweite Windpfote, einen zweiten Fleckenpfote würde er nicht ertragen! "Falkenjunges." Windpfotes Augen weiteten sich überrascht. "Wie der Falke, der ihn fast weggetragen hat? Oder einfach weil er ein geflecktes Fell hat?" Schwarzstreif sah sie eindringlich an. Seine Augen versprühten nicht nur leichte Drohungen sondern etwas das sie bis jetzt nicht von ihm kannte. Verzweiflung. "Na schön. Mir fällt ja auch nichts besseres ein. Dann heißen sie Falkenjunges und Ampferjunges." Schwarzstreif seufzte erleichtert aus und stand auf. "Wenn du etwas brauchst, ich bin draußen." Beim hinausgehen bildete er sich ein, etwas aus dem Augenwinkel zu sehen. Er drehte sich um und sah, wie sich eine kleinere Katze mit leicht durchsichtigem Pelz über die Jungen beugte und sie begutachtete. Der Blick der Katze richtete sich nun auf Schwarzstreif und er lächelte ihn an. Kapitel 62: dünnes Eis ---------------------- Schwarzstreif sah sich in der Mondsenke um. Inzwischen war ein Mond vergangen und langsam kamen die anderen Clans an. Einzig der Bachclan ließ auf sich warten. Mürrisch sah er auf, als zwei Katzen auf ihn zukamen. Die orange Katze sah ihre grau - weiße Kumpanin bittend an. Diese sah ganz und gar nicht begeistert aus und machte auch kein Geheimnis daraus, dass sie genervt von der Orangen war. "Sonnenfell, Taubenfeder, wenn ich mich nicht irre, was wollt ihr?" Die Zwei zuckten leicht zusammen, ehe Sonnenfell sich sammelte. "Wir wollten wissen, wie es Windpfote geht. Ich habe sie schon länger nicht mehr gesehen." Taubenfeder schnaubte ungerührt. "Wir? Ich kenne sie nicht." Sonnenfell sah ihre Schwester wütend an. Schwarzstreif stand auf und sagte beim vorbeigehen: "Du wirst sowieso gleich von ihr hören." Als er sich am Rand der Menge vorbei schlich, merkte er wie Graupfote inmitten von neugierigen Katzen saß die ihr Fragen ohne Ende stellten. Ihre Geschwister und auch Wolkenflug standen ihr so gut es nur ging zur Seite. In dem Mond hatte Graupfote ihr Training mit Distelschweif und Sturmstern wieder aufgenommen und machte bereits große Fortschritte. Jedoch war nicht nur Positives passiert. Streifenjunges Weißer Husten wurde zu Grünem Husten und lag nun im Heilerbau. Farnfuß hatte sich bei den Jungen angesteckt und deswegen wurde Spechtfeder von den Kranken getrennt und schlief nun zusammen mit Blitzfell, Fichtenpelz, der wieder in sein altes Nest zurückgekehrt war und Windpfote im Ältestenbau. Schwarzstreif übernahm den Großteil von Mausepfotes Ausbildung um seinen eigentlichen Mentor Stachelherz zu entlasten. Windpfotes Ausbildung konnte er noch nicht wieder aufnehmen, da sie Ampferjunges und Falkenjunges noch nicht lange genug allein lassen konnte. Langsam kam auch der Bachclan an. Pantherstern führte seinen Clan wie üblich selbstsicher und mit hoch erhobenem Schweif in die Menge. Direkt hinter ihm ging Wellenpelz. Man sah, dass er leicht humpelte, aber auch nur wenn man darauf achtete. Die Katzen mischten sich untereinander und ehe er sich versah stand Wellenpelz neben ihm und funkelte ihn argwöhnisch an. "Schwarzstreif, lange nicht gesehen. Wenn ich mich recht entsinne, war das letzte mal als du mir die Pfoten verstaucht hast. Ich konnte lange nicht auftreten, das war kein Spaß. Auch jetzt schmerzen mir die Pfoten noch manchmal." Schwarzstreif sah sich um. Sie saßen etwas abseits und niemand würde auf ihr Gespräch achten. Langsam fuhr er die Krallen aus. "Daran bist du selber schuld. Du warst immer schon zu feige für einen ehrlichen Kampf. Was willst du überhaupt." Der Kater ließ sich nicht von Schwarzstreifs eisiger Stimme einschüchtern. Er stand auf und umkreiste langsam den größeren Krieger. "Ich wollte nur etwas klarstellen. Im Heilerbau hatte ich genug Zeit um nachzudenken. Wir können uns zwar nicht ausstehen, aber du sollst mich nicht falsch einschätzen. Beim letzten mal habe ich dir gesagt, dass ich das alles als Rache und wegen meiner Liebe zu Windpfote tat. Aber ich habe mich geirrt. Sie bedeutet mir inzwischen gar nichts mehr. Stattdessen habe ich gefallen daran gefunden, andere leiden zu sehen. Dadurch… fühle ich mich lebendig. Und ich mag den Anblick, wenn das Leben aus den Augen meiner Gegner erlischt. Egal ob Beute oder Katze. Das bringt etwas Abwechslung in das langweilige, immer gleiche Clanleben." Mit diesen Worten verschwand der Getigerte in der Menge. Schwarzstreif sah ihn noch einen Herzschlag wütend hinterher, ehe er sich langsam unter den Vorsprung begab. Wespenstachel und Adlerflügel redeten bereits miteinander und nickten Schwarzstreif höflich zu. "Dich sieht man auch nur jede zweite Versammlung. Was war es denn letztes mal, Schwarzstreif?" Wespenstachel sah ihn fragend, wenn auch ein wenig misstrauisch an. Er antwortete kurz und knapp. "Kampf gegen Wellenpelz." Adlerflügel nickte verstehend. "Das erklärt auch wo Wellenpelz war." Schwarzstreif warf ihr einen kurzen Blick zu. "Offensichtlicher Weise schon." Die Zweite Anführerin des Gewitterclans zog eine beleidigte Schnute. In dem Moment kam Wellenpelz aus der Menge heraus. Er würdigte die anderen keines Blickes und fing an sich ein paar Mauslängen entfernt von den anderen zu putzen. "Grüß dich, Wellenpelz." Adlerflügel nickte höflich, wurde aber nur einmal kurz angesehen, ehe er sie wieder ignorierte. Sie plusterte wütend ihr Fell auf, hielt sich aber ansonsten zurück. Die Gespräche verstummten, als Flammenstern die Große Versammlung einleitete. Sie wartete noch einen Moment bis sie sich sicher war, dass die Aufmerksamkeit der Katzen nun auf ihr lag. "Ein Dachs ist in unser Territorium eingedrungen. Frostherz hat ihn so lange aufgehalten, bis Verstärkung kommen konnte." Der Himmelsclankrieger saß ruhig da während die anderen seinen Namen riefen. "Des Weiteren haben wir einen neuen Schüler. Steinpfote!" "Steinpfote! Steinpfote! Steinpfote!" Der graue Schüler sah abwesend aus, als die Menge ihn beglückwünschte. Flammenstern trat zurück und Pantherstern trat an ihre Stelle. Der schwarze Kater sah sich kurz um, ehe er anfing zu sprechen. "Minzpfote erlag ihren Wunden und wandelt nun mit dem Sternenclan. Aber ich kann auch positives berichten. Finsterpelz hat drei gesunde Junge zur Welt gebracht! Efeujunges, Sonnenjunges und Rotjunges!" Die Menge rief die Namen aller vier Katzen aus um Minzpfote zu ehren und die Geburt von drei neuen Jungen zu feiern. Nun trat Sturmstern vor und einige Katzen sahen Graupfote neugierig an, ehe sie sich wieder dem Anführer zuwendeten. "Wie viele bereits wissen, hat Graupfote ein Bein verloren. Das geschah während sie vier unserer Jungen gegen einen Fuchs verteidigte. Außer weißem Husten geht es ihnen dank ihrem Einsatz gut." "Graupfote! Graupfote! Graupfote!" Die Schülerin wusste offensichtlich nicht, wie sie reagieren sollte. Sie sah sich etwas unwohl um und nickte den Katzen höflich zu. "Wir haben auch zwei neue Schüler. Schattenpfote und Mausepfote! Außerdem sind Falkenjunges und Ampferjunges, die Jungen von Windpfote, gesund zur Welt gekommen." Erneut waren laute Zurufe zu hören und Sturmstern trat zurück und überließ nun Schneestern das Wort. "Auch der Gewitterclan hat drei neue Schüler. Schlangenpfote, Igelpfote und Blumenpfote. Leider ist eine unserer Ältesten, Donnerschweif, an Grünem Husten gestorben. Möge sie in Frieden im Sternenclan weilen." Erneut wurden die Namen der Katzen gerufen und die Anführer machten sich einer nach dem anderen auf den Weg nach unten. Zugeich lösten sich auch langsam die Gruppen wieder auf als jeder den Weg zu seinem Clan suchte. Schwarzstreif wartete moch auf der Stelle bis das größte Gedränge vorüber war und sah kurz, wie ihn Wellenpelz höhnisch anstarrte. Am nächsten Tag wartete er am Lagerausgang auf den Rest seiner Patrouille. Mausepfote wartete geduldig an seiner Seite, sah aber seiner Schwester und Wolkenflug gedrückt hinterher, als diese gemeinsam mit Federsturm das Lager verließen um zu jagen. Schwarzstreif bemerkte seinen Blick. "Was ist? Willst du etwa lieber jagen gehen oder was?" Der Schüler zuckte leicht zusammen. Langsam sah er den Zweiten Anführer an. "Das ist es nicht. Ich… ich würde es mir nur wünschen, dass mein Mentor auch einmal Zeit für mich hätte. N- Nichts gegen dich Schwarzstreif!" Der Krieger brummte nur "schon Okay" und stand auf, als Distelschweif und Graupfote kamen. Sie verließen das Lager und liefen den Weg zur Bachclangrenze. Die graue Schülerin konnte inzwischen schneller laufen als viele im Clan und vor allem die anderen Schüler veranstalteten gerne Wettrennen mit ihr. Als sie angekommen waren, verlangsamten sie ihr Schritttempo und gingen den abgetretenen Weg entlang. Distelschweif erstarrte plötzlich und stellte ihr Fell ängstlich auf. Die Patrouille blieb ebenfalls stehen und folgte ihrem Blick. Einige Fuchslängen entfernt versuchte ein schwarzes Junges panisch den Bach zu überqueren. Die dünne Eisschicht knackte unter seinen Pfoten und es schnellte verzweifelt nach vorne. Distelschweif wollte zu dem Jungen springen doch Schwarzstreif stellte sich ihr in den Weg. "Du wärst nicht schnell genug bei ihr. Und dann könntest du dem Bachclan erklären, weshalb dein Geruch auf der falschen Seite ist." Die Kriegerin wollte gerade widersprechen, als Graupfote aufgeregt sagte: "Ich glaube, sie schafft es!" Das Junge sprang noch einmal nach vorne als das Eis brach und landete am rettenden Ufer. Sie sah noch einmal hinter sich ehe sie näher an die Grenze ging und die vier Katzen bemerkte. Sie erstarrte einen Moment, ehe sie auf die Patrouille zulief. "Helft mir, bitte!" Kapitel 63: Zwiespalt --------------------- Die Rippen des Jungen stachen leicht hervor. Ihr schwarzes Fell war stumpf und teilweise krustig. Distelschweif beugte sich zu ihr und sah sie besorgt an. "Was ist denn los?" Das Junge kuschelte sich schüchtern an sie um sich etwas zu wärmen. "Alle sind so gemein zu mir. Ich mag nicht mehr zurück. Kann ich bei euch bleiben?" Ehe die Kriegerin antworten konnte mischte sich Schwarzstreif ein. "Das können wir nicht so einfach entscheiden. Du bist doch aus dem Bachclan. Wenn die herausfinden, dass wir ein Junges von ihnen haben werden sie uns sofort angreifen. Und das finden sie bald heraus. Immerhin hast du im Schnee Spuren hinterlassen." Distelschweif funkelte den Zweiten Anführer warnend an und wendete sich wieder dem Jungen zu. "Nimm nicht alles was er sagt ernst. Aber es stimmt, dass wir dich zuerst zum Lager bringen müssen und alles mit unserem Anführer besprechen." Sie leckte die Kleine gegen den Strich was diese sichtlich genoss. Graupfote sah nachdenklich über die Grenze und ging dann ein paar Schritte auf sie zu. Sie atmete tief ein ehe sie sich schreiend zur Seite fallen ließ und den kleinen Abhang hinab kullerte. Am Ufer des Baches klammerte sie sich schließlich verzweifelt fest und versuchte ihr Hinterbein aus dem kalten Wasser zu ziehen. Sie rutschte weiter ab und fauchte wütend. Schwarzstreif packte das Junge am Nackenfell und setzte sie zwischen Baumwurzeln ab als eine Patrouille in Sichtweite kam. "Bleib hier und keinen Mucks." Er bedeckte sie noch schnell mit etwas Schnee damit ihr schwarzes Fell nicht so sehr herausstach und lief wieder zu Distelschweif um zu sehen, wie die Bachclankatzen Graupfote gerade auf sicheren Boden zogen. "Entschuldigt, ich habe den Halt verloren und bin abgerutscht. Danke, dass ihr mir geholfen habt. Ich gehe am besten wieder so schnell es geht in mein eigenes Territorium." Graupfote nickte den Katzen höflich zu und hüpfte wieder den Abhang hinauf. Die Patrouille folgte ihr und Blütenregen nickte Schwarzstreif zur Begrüßung zu. "Grüß dich, Schwarzstreif. Wie ich sehe sind wir genau richtig gekommen um eurer Schülerin zu helfen." Der Zweite Anführer musterte die Patrouille kurz, ehe er antwortete. "In der Tat. Ich muss mich wohl ebenfalls für die Rettung bedanken. Sie ist vorrausgelaufen und gestolpert. Du kennst doch den Übereifer der Schüler." Nun antwortete Feuerschweif mit einem traurigen Funkeln in den Augen. "Es wäre Schade wenn noch eine Schülerin ihr Leben wegen ihres Eifers verlieren würde. Graupfote hat sowieso schon genug verloren." "Schüler hätten es in der Tat einfacher, wenn sie auf ihre Mentoren hören und nicht voreilig handeln würden. Mein Beileid wegen Minzpfote." Schwarzstreifs Stimme war monoton und die Patrouille ging nach ein paar Worten zum Abschied wieder ihren eigenen Weg. Die Nachtclankatzen gingen zu dem Baum und Schwarzstreif packte das Junge wieder am Nackenfell. Distelschweif sah besorgt und wütend Graupfote an. "Was sollte denn das? Weißt du was hätte passieren können?" Die Schülerin leckte ihr Bein um es zu wärmen und pausierte die Bewegung kurz. "Ihre Spuren sind weg. Sie werden denken, dass sie im Bach ertrunken ist und außerdem nimmt man einer dreibeinigen Katze eher ab, dass sie gestolpert ist." An Distelschweifs Ausdruck änderte sich nicht viel. "Das bereden wir später noch einmal. Zuerst gehen wir ins Lager und klären mit Sturmstern, was mit ihr passiert. Wie heißt du denn überhaupt?" Als die Kleine nicht sofort reagierte, setzte Schwarzstreif sie ab. "Ihr Name spielt sowieso keine Rolle wenn sie bei uns bleiben darf. Wir werden ihn ändern müssen. Vorallem wegen ihrer Herkunft." Mausepfote wechselte einen Blick mit Graupfote und beide sahen ihn fragend an. Schwarzstreif seufzte genervt. "Wie viele schwarze Katzen gibt es denn wohl im Bachclan? Mir fällt nur Pantherstern ein und genau er ist vor ein paar Monden Vater geworden." Die drei Katzen sahen zuerst Schwarzstreif und dann das Junge erstaunt und schockiert an. Der Zweite Anführer packte sie wieder am Nackenfell und ging den Weg zum Lager. Die anderen folgten ihm schnell. Der Clan versammelte sich in einem Kreis. Amselschwinge kümmerte sich um das Junge im Heilerbau während die anderen nach Schwarzstreifs Erklärung aufgeregt miteinander tuschelten. Sturmstern räusperte sich und langsam wurde es leiser. "Das ist eine wichtige Entscheidung, wie ihr alle wisst. Wenn Pantherstern das herausfindet, wird er uns sofort angreifen. Aber wir können die Kleine auch nicht wieder zurückschicken. Ihr habt ja gesehen in welchem Zustand sie war. Wir werden diese Entscheidung zusammen treffen. Jetzt sagt mir bitte nach der Reihe was eure Meinung ist und zum Schluss wird eine Entscheidung getroffen." Er nickte Weißpfote zu, der direkt neben ihm saß. Dieser sah sich unwohl um ehe er anfing zu sprechen. "Ich glaube, dass wir sie hier behalten sollten. Wer weiß wie lange sie es noch im Bachclan ausgehalten hätte. Und… und… können wir sie nicht mit ihrem Namen ansprechen? Weiß denn niemand wie sie heißt?" Die Katzen redeten nun wieder wild durcheinander, ehe Wolkenflug laut und deutlich sprach: "Ich glaube sie hieß Fliegenjunges." Die anderen hielten kurz inne und viele nickten zustimmend. "Danke Weißpfote. Mohnpelz, würdest du jetzt reden?" Der rote Kater sah seinen Anführer kurz an bevor er sprach. "Fliegenjunges wird uns sicher nur Probleme mit dem Bachclan bringen. Wir provozieren nur einen weiteren Angriff, den wir diesmal nicht mehr ohne Opfer abwehren könnten. Wir sollten sie nicht hier behalten." Sturmstern bedankte sich wieder und nickte nun der nächsten in der Reihe zu. Grauherz sah nachdenklich zu Boden. "Ich weiß es nicht. Einerseits sehe ich Mohnpelz Sorgen genauso wie er aber andererseits will ich Fliegenjunges nicht mehr zurückschicken." So ging es immer weiter. Stachelherz war dagegen, Spechtfeder und Federsturm dafür. Windpfote konnte sich nicht entscheiden, Blitzfell, Felsenpfote und Schattenpelz waren dagegen. Graupfote, Wolkenflug und Distelschweif setzten sich sehr für Fliegenjunges ein und Farnfuß enthielt sich gemeinsam mit Schwarzstreif und Schattenpfote ihrer Stimme. Rabenpfote war deutlich dagegen, was zu einer Zankerei mit Natternpfote führte. Mausepfote und Fichtenpelz konnten sich ebenfalls für keine Seite entscheiden. Sturmstern sah, wie diese Angelegenheit den Clan langsam entzweite. "Wir werden eine Nacht darüber schlafen. Das ist eine Entscheidung über die man Zeit zum Nachdenken braucht. Behaltet diese Angelegenheit innerhalb des Clans. Kein Wort zu jemand anderen." Die Menge löste sich langsam auf und viele gingen wieder ihren eigenen Weg um Pflichten zu erledigen von denen sie kurzzeitig abgehalten wurden. Einige Katzen versuchten andere auf ihre Seite zu ziehen, besonders die, die sich noch nicht entschieden haben wurden regelrecht umkämpft. Fliegenjunges sah schüchtern aus dem Bau heraus. Sie wusste, dass morgen entschieden werden würde, ob sie bleiben darf oder nicht. Amselschwinge kam zu ihr und drängte sie langsam und behutsam aus den Heilerbau. Weißpfote sah sie freundlich an und legte eine kleine, magere Maus vor ihre Pfoten. "Du isst doch sicher schon feste Nahrung, oder? Auf jeden Fall wirkst du alt genug auf mich. Jetzt lass dir erstmal Zeit und dann lernst du die anderen kennen. Ich gehe derweil in den Ältestenbau und frage, ob du bei ihnen schlafen darfst." Der getigerte Kater sprang weg und Fliegenjunges beugte sich langsam zu der Beute und sah sich genau um, ehe sie hastig fraß. Unsicher ging sie Weißpfote hinterher. Er stellte ihr nach und nach alle Katzen vor. Sturmstern wirkte nett, aber hielt sich anscheinend zurück. Fichtenpelz, den sie bereits ein wenig aus dem Heilerbau kannte, redete freundlich mit ihr. Schwarzstreif und sie starrten sich lediglich eine Zeit langs an, ehe Weißpfote mit ihr weiter ging. Er sah sich ein wenig um und zeigte dann auf zwei kleine Jungen, die im Schnee tollten. Zwei Katzen sahen ihnen dabei zu und redeten nebenbei miteinander. "Wie wärs wenn du ein wenig spielst? Komm mit, ich stelle dich vor. Aber pass auf, dass du ihnen nicht weh tust, sie sind erst einen Mond alt." Er ging zu den Kätzchen, die ihn amüsiert ansprangen. Die zwei älteren Katze kamen ebenfalls zu ihm und sahen Fliegenjunges interessiert an. "Fliegenjunges, das sind Ampferjunges und Falkenjunges. Die braune Katze ist ihre Mutter und gleichzeitig meine Schwester, Windpfote. Und das ist unsere Mutter Grauherz." Fliegenjunges nickte ihnen schüchtern zu. Ampferjunges ließ von ihrem Onkel ab und sah das schwarze Junge freundlich an. "Bist du eines der Junge, die in der Kinderstube schlafen? Komm, spielen wir!" Sie stürzte sich sogleich auf die etwas größere Katze, die überrascht zur Seite fiel. Falkenjunges sah zuerst nur zu, als er dann aber von seiner Mutter angestubst wurde, spielte er zurückhaltender als seine Schwester mit. Fliegenjunges wusste nicht, wie sie regieren sollte und sah sich hilfesuchend nach Weißpfote um. Kapitel 64: Entscheidung ------------------------ Sturmstern sprang auf die Silbertanne. Der Clan war bereits versammelt und Fliegenjunges saß bei den Wurzeln neben Schwarzstreif. "Ihr alle wisst um was es geht. Jeder der dagegen ist, dass Fliegenjunges in unseren Clan aufgenommen wird, geht auf die rechte Seite. Jeder der dafür ist, versammelt sich links von der Silbertanne. Heute muss jeder auf eine Seite gehen." Langsam setzten sich die Katzen in Bewegung, auch wenn noch viele sehr unsicher waren. Sturmstern wartete geduldig darauf, bis sich alle Katzen entschieden hatten. Als es dann endlich soweit war, zählte er durch. Auf seiner rechten Seite saßen Blitzfell, Fichtenpelz, Rabenpfote, Felsenpfote, Schattenpelz, Schwarzstreif, Mohnpelz, Farnfuß, Schattenpfote und Stachelherz. Nicht jede Katze sah mit ihrer Entscheidung vollends zufrieden zu sein, aber daran konnten sie jetzt nichts mehr ändern. Amselschwinge, Weißpfote, Windpfote, Spechtfeder, Grauherz, Distelschweif, Wolkenflug, Federsturm, Graupfote, Natternpfote und Mausepfote sahen sich erleichtert an als sich Sturmstern nun ebenfalls zu ihnen begab. “Es sind mehr Katzen dafür, dass Fliegenjunges bei uns aufgenommen wird. Hiermit darf ich sie als Mitglied in unserem Clan willkommen heißen.” Das schwarze Junge sah erleichtert und überrascht auf und ging langsam zu Sturmstern. Unterwegs wurde sie von einigen Katzen umringt die sie beglückwünschten. Als sie schließlich vor Sturmstern stand, sah sie ihn entschlossen an. "Ich hätte gerne einen anderen Namen." Der Anführer sah sie verblüfft an. Weißpfote, der neben Fliegenjunges stand, nickte zustimmend zu. "Das wäre sicher von Vorteil. Der Bachclan wird nach einer Fliegenjunges suchen und so fällt es nicht so sehr auf." Amselschwinge drückte ebenfalls sein Einverständnis aus und setzte sich neben das schwarze Junge. Sturmstern sah Fliegenjunges fragend an. "Wie willst du dann heißen?" Sie sah sich unsicher um. Spechtfeder, die neben ihnen gesessen hatte, meldete sich nun auch zu Wort. "Wie wäre es mit Amseljunges? Ich finde es passt zu dir und Amselschwinge scheint dich ja auch sehr zu mögen." Fliegenjunges nickte langsam und Sturmstern rief daraufhin den Clan erneut zusammen. "Ich habe noch etwas zu verkünden. Von den heutigen Tag an wird Fliegenjunges ihre Vergangenheit im Bachclan zurücklassen und ein Teil des Nachtclans wird. Deswegen sollst du von nun an Amseljunges heißen." Vereinzelt riefen die Katzen Amseljunges’ Namen aus. Spechtfeder trat nun zu ihr und sah sie liebevoll an. "Komm mit, wir machen dir jetzt ein Nest. Oder du kannst bei mir schlafen, wenn dir das lieber ist. Wenn du etwas brauchst oder irgendeine Fragen hast kannst du jederzeit zu mir kommen." Sie führte sie zum Ältestenbau und Federsturm sah ihnen nach. Einige Zeit später kam Windpfote zu Schwarzstreif. "Ich kann mein Training teilweise wieder aufnehemen." Ihr Mentor sah sie kurz prüfend an. "Na schön. Dann komm gleich mit. Mit Mausepfote wollte ich sowieso gerade trainieren." Die braune Schülerin nickte entschlossen und lief noch schnell zu Grauherz. Schwarzstreif sah die zwei Schüler prüfend an. Sein Blick fixierte sich schnell auf Windpfote. "Wie viel traust du dir zu." Die braune Katze sah sich unsicher um und als sie nicht antwortete seufzte ihr Mentor. "Na schön, dann gehen wir eben schonend an die Sache ran. Du wirst einfach mit Mausepfote trainieren." Als die zwei nickten setzte sich Schwarzstreif auf. Er stellte sich Windpfote gegenüber und sah Mausepfote an. "Pass gut auf. Und Windpfote, mal sehen was du noch kannst." Blitzschnell rannte er auf sie zu und kurz vor dem Zusammenstoß rollte sich Windpfote instinktiv zur Seite. Schwarzstreif schlug einen Hacken und sprang auf sie zu. Die Schülerin rappelte sich auf und sprang nach hinten um auszuweichen. Als sie aufkam knickte sie mit ihrem Hinterlauf um und fiel zur Seite. Schwarzstreif nutzte dies aus und drückte sie mit seinen großen Pfoten auf den Boden. "Du hast nachgelassen. Aber das war wohl zu erwarten. Dennoch hätte ich gedacht das du länger aushältst. Ihr zwei übt diesen Zug jetzt so lange bis ich keinen Fehler mehr sehe." Amseljunges saß etwas abseits und sah Ampferjunges und Falkenjunges beim spielen zu. Sie hatte nichts gegen die beiden. Ampferjunges war fröhlich und aufgeschlossen, ihr Bruder Falkenjunges dagegen unsicher und ruhig. Auch die meisten anderen waren freundlich zu ihr, auch wenn Blitzfell sie oft streng ansah. Spechtfeder kümmerte sich bereits jetzt schon um sie als wäre Amseljunges ihr eigenes, obwohl sie sich erst seit gestern kannten. Sie sah überrascht auf, als ein grauer Kater mit langem Fell vor ihr stand und sie freundlich ansah. "Hallo Amseljunges. Ich bin Federsturm. Stört es dich wenn ich mich etwas zu dir setze?" Als sie ihren Kopf schüttelte setzte sich der Krieger neben sie, aber mit ein wenig Abstand um ihr nicht zu nahe zu treten. "Ich weiß es ist noch etwas früh um sowas zu fragen, immerhin bist du erst kurz hier, aber wie gefällt es dir bis jetzt im Nachtclan?" Amseljunges sah ihn kurz an, ehe sie schüchtern auf den Boden starrte und mit leiser Stimme sprach: "Es ist in Ordnung, glaube ich." Federsturm nickte verstehend. "Ich weiß wie es dir geht. Immerhin komme ich ebenfalls nicht aus dem Nachtclan. Als ich noch ein Schüler war bin ich vom Gewitterclan in den Nachtclan gewechselt." Amseljunges sah ihn fragend an. "Warum das?" Federsturm erwiderte ihren Blick freundlich, ehe er zur Kinderstube sah und er trauriger wurde. "Spechtfeder und ich sind Gefährten. Als wir beide noch als Schüler trainierten wurde sie mit meinen Jungen trächtig. Um sie zu unterstützen und bei meinen Jungen zu sein habe ich mich dazu entschieden in den Nachtclan zu wechseln. Eines unserer Jungen war leider eine Totgeburt. Rauchjunges, unser Sohn, hat Weißen Husten und wir können ihn nicht einmal zur Seite stehen weil die Ansteckungsgefahr zu groß ist. Natürlich können wir Amselschwinge oder Weißpfote fragen wie es ihm geht, aber das ist nicht das gleiche. Wir können einfach nur hoffen, dass er es schafft." Amseljunges sah ihn einen Moment mitfühlend an und rückte etwas näher an ihn heran. "Pantherstern, mein Vater, kümmert sich viel mehr um meinen Bruder, Blattjunges. Ich weiß nicht einmal ob er mich überhaupt vermisst. Birkenrinde, meine Mutter, ist zu sehr damit beschäftigt sich mit Wellenpelz zu streiten und ich sehe sie fast den ganzen Tag über nicht. Am Abend ist sie dann so müde, dass sie uns immer wegschickt. Wellenpelz zwickt mich immer wenn niemand hinsieht und natürlich glaubt mir das keiner. Alle anderen ignorieren mich meistens. Nur Sturmpfote ist nett zu mir, aber ich habe gesehen wie Wellenpelz, ihr Mentor, sie immer böse anstarrt. Und vom Training kommt sie immer mit Kratzern zurück. Auch wenn sie sagt, dass es nichts ist sehe ich das ihr die Kratzer weh tun. Ich habe Angst, dass Wellenpelz auch anfängst mich zu kratzen." Sie zuckte zusammen als sich ein grauer Schweif zärtlich um sie legte. Federsturm sah sie an und sprach mit beruhigender Stimme: "Ist schon in Ordnung. Wellenpelz kann dir nichts mehr antun. Du bist jetzt hier im Nachtclan, in Sicherheit. Du kannst dich jederzeit an Spechtfeder oder an mich wenden, falls etwas ist." Langsam nickte sie und schmiegte sich etwas zurückhaltend an den Krieger. Amseljunges schreckte auf, als Ampferjunges schreiend auf einen Kater los stürmte. Der überwiegend weiße Krieger knurrte tief und ging sprang flink zur Seite, sodass das Junge vorbei rannte. Ampferjunges ließ sich nicht abschütteln und sprang auf ihn zu und klammerte sich an seinem Bein fest. Langsam kletterte sie nach oben, während der Kater Windpfote böse anstarrte. diese schimpfte sofort mit ihrer Tochter. Federsturm schnurrte amüsiert, was ihm ein paar andere gleich taten. "Merk dir eines, Amseljunges. Leg dich nicht mit Schwarzstreif an. Bei anderen Jungen wäre er nicht so zärtlich umgegangen. Ampferjunges und Falkenjunges haben eine Art Sonderstellung bei ihm, weil er ihr Großvater ist. Generell solltest du es dir nicht mit ihm verscherzen, immerhin ist er der Zweite Anführer." Inzwischen trottete Ampferjunges, dicht gefolgt von Windpfote, von Schwarzstreif weg und Federsturm ging ihr ein paar Schritte entgegen. Die Zwei unterhielten sich während sich Ampferjunges zu Amseljunges schlich. "Wollen wir spielen?" "Ich weiß nicht was oder wie." Die Jüngere schien nichts von ihrer Fröhlichkeit zu verlieren. "Das macht nichts. Ich erkläre es dir gerne." Falkenjunges sah zu, wie seine Schwester mit dem neuen Jungen redete als wäre es das natürlichste der Welt. Er konnte es einfach nicht verstehen, wie sie immer noch so fröhlich sein konnte, nachdem sie von Windpfote ausgeschimpft wurde.Unsicher sah er zu Schwarzstreif, der seinen Blick kurz erwiderte und dann wegging. Fasziniert sah er dem Kater hinterher. Ampferjunges und Amseljunges gesellten sich zu ihm und seine Schwester erklärte aufgeregt was sie spielen würden. Kapitel 65: Gefühlschaos ------------------------ Schattenpfote lief schnell in Richtung Lager. Wolkenflug hatte sie fortgeschickt um Sturmstern und Verstärkung zu holen. Der Bachclan hatte sich an der Grenze versammelt, Pantherstern forderte sie zum Kampf heraus, war aber überraschenderweise so fair und wartete bis Schattenpfote Verstärkung geholt hatte. Aber wer weiß, ob er sein Wort halten würde. Also rannte sie wie sie noch nie zuvor gerannt war. Sturmstern und Pantherstern standen sich gegenüber. Hinter ihnen peitschten ihre Katzen wütend mit den Schweifen und machten sich auf den kommenden Kampf bereit. Jeder wusste, egal was der Grund war, Pantherstern würde sich nicht umstimmen lassen. "Was willst du, Pantherstern?" Der schwarze Kater fauchte wütend und plusterte seinen Pelz auf. "Ich habe viele Gründe dafür, mein werter Sturmstern. Aber warum sollte ich sie dir erklären?" Er verschwendete keine Zeit mehr und stürzte sich auf Sturmstern. Die anderen Katzen folgten seinem Beispiel und schon bald waren überall kämpfende Katzen. Schwarzstreif, Stachelherz und Mausepfote kämpften Drei gegen Drei. Der Zweite Anführer deckte den grauen Krieger vor Feuerschweifs Angriff. Die Zwei rangten am Boden während Stachelherz und Mausepfote Blütenregen und Fuchszahn im Schach hielten. Die Bachclankatzen zielten mehr auf den jungen Schüler, sodass dieser nur ausweichen konnte. Sein Mentor übernahm deswegen das Angreifen und schon bald wurden sie von Schwarzstreif und Feuerschweif getrennt. Die zwei Kater kämpften immer noch, aber der Rote war klar im Nachteil. Als er bemerkte, dass seine Kameraden nicht mehr bei ihm waren zog er sich fauchend zurück. Schwarzstreif sah sich um und konnte schnell feststellen, dass sie in der Überzahl waren. Das hatte aber nichts zu sagen, da sie viele junge Schüler hatten die noch nie gegen Katzen aus einem anderen Clan gekämpft haben. Der Bachclan hingegen hatte momentan nur eine Schülerin und die restlichen auf dem Schlachtfeld waren Krieger. Er fuhr herum als Wellenpelz auf ihn zugerannt kam. Der Kater sprang flink und riss Schwarzstreif auf den Boden. Die Zwei rangten fauchend miteinander und achteten nicht auf ihre Umgebung. Noch während sie kämpften rollten sie durch eine Hecke. Wellenpelz sprang von ihm weg und sie standen sich mit aufgeplustertem Fell gegenüber. “Diesen Kampf hast doch du eingewickelt, habe ich nicht recht?” Der Getigerte grinste zufrieden. "Wer weiß? Panthersterns Groll gegenüber eurem Clan sitzt immerhin tief. Außerdem bin ich nicht dein persönlicher Sündenbock. Nicht alles Schlechte was auf der Welt passiert ist meine Schuld. Der Tod deiner Eltern zum Beispiel. Das hat rein gar nichts mit mir zu tun." Schwarzstreif verengte seine Augen zu Schlitzen und sah ihn hasserfüllt an. "Woher weißt du was mit meinen Eltern passiert ist?" Wellenpelz, der immer noch auf der Hut war, spielte mit seinen Krallen. "Windpfote hat mir davon erzählt. Was dachtest du denn?" In Schwarzstreifs Augenwinkel huschte ein Schatten vorbei, aber er beachtete ihn nicht weiter. Viel wichtiger war es jetzt für ihn, Wellenpelz zum reden zu bringen. "Windpfote hat dir vertraut und wie bedankst du dich? Indem du sie tötest! Wen hast du sonst noch auf dem Gewissen!?" Der grau Getigerte sah ihn zufrieden an. Sein Schweif peitschte durch die Luft und er baute sich noch etwas mehr auf. "Das würdest du gerne wissen, oder? Weißt du was? Ich sage es dir! Immerhin habe ich mich dazu entschieden, dass du lange genug gelebt hast. Da kannst du es gerne erfahren. Von Windpfote weißt du ja schon. Aber was denkst du denn? Wen habe ich denn noch umgebracht?" Schwarzstreifs Krallen bohrten sich tief in die Erde. Sein Blick blieb beharrlich auf Wellenpelz und verachtend sprach er: "Schwalbenflügel." "Richtig geraten. Aber sie war nicht die einzige. Lass mich mal kurz nachdenken. wer war da noch? Dein Sohn, Fleckenpfote. Streifenschweif und Stu-" Er wurde mitten im Wort zu Boden gerissen. Verblüfft sah Wellenpelz auf und fauchte dem Kater ins Gesicht. Er versuchte sich aus dem Griff zu befreien, doch die Wut seines Gegners war zu groß. "Du hast also Streifenschweif getötet! Du hast mich die ganze Zeit an der Nase herum geführt!" Wellenpelz sah zu dem schwarzen Kater auf, versuchte sich immer noch aus seinem Griff zu befreien. Schwarzstreif sah überrascht auf Pantherstern. Sein eigener Zorn war für einen kurzen Moment vergessen. "Na und? Sie war nur ein nötiges Opfer für meine Pläne." Der Anführer starrte ihn voller Abscheu an. Seine Krallen bohrten sich noch tiefer in Wellenpelz’ Fleisch hinein. Dieser zuckte vor Schmerz zusammen. "Ich habe dir vertraut! Mir wird schlecht wenn ich daran denke, dass du mein Zweiter Anführer warst. Wenn auch kein Vollwertiger." Wellenpelz verlagerte sein Gewicht ein wenig. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz. "Das ist ja so rührend. Willst du was wissen, Pantherstern? Ich wäre sicherlich Anführer geworden. Aber den Clan hätte ich nicht übernommen. Ich hätte mir die 9 Leben geschnappt und wäre abgehaut. Das hätte auch etwas Spannung in das immer gleiche Clanleben reingebracht." Mit diesen Worten stemmte er seine Hinterbeine gegen Panthersterns Bauch und schleuderte ihn weg. Schwarzstreif reagierte sofort und schlug ihm seine Krallen in die Seite. Die Zwei verfielen wieder in einen Zweikampf bis sich Pantherstern von dem Schlag erholt hatte. Er stürzte sich erneut in den Kampf und gemeinsam brachten sie Wellenpelz erneut zu Fall. Pantherstern beugte sich tief herab und sah dem Kater in die Augen. Während er Schwarzstreif half, ihn auf den Boden zu drücken, sprach er genüsslich: "Das ist für Steifenschweif und für jeden anderen, den du auf dem Gewissen hast oder durch dich gelitten hat." Mit einem geschickten Biss durchtrennte er seine Kehle und ließ von ihm ab. Schwarzstreif verharrte noch einen Moment und konnte seinen Blick nicht von dem Kater wegreißen, der gerade sein Leben aushauchte. "Wer war Streifenschweif?" Pantherstern hielt einen Moment inne und sah zu dem Zweiten Anführer. "Meine Mutter. Wer waren Windpfote und Schwalbenflügel?" Endlich konnte er den Blick abwenden und sah stattdessen Pantherstern in die Augen. Er wirkte müde und ruhiger als sonst. Als wäre eine Last von seinen Schultern abgeworfen wurde. "Windpfote war meine Geliebte. Anscheinend auch die von Wellenpelz. Und Schwalbenflügel war die Mutter meines Sohnes." Der Anführer nickte knapp und drehte sich wieder um. Mit großen Sprüngen war er wieder auf der anderen Seite der Hecke verschwunden. Nun bemerkte er, dass die Kampfgeräusche inzwischen leiser geworden waren. Pantherstern rief seine Katzen zum Rückzug und kurz darauf hörte er siegreiches Miauen von seinen Kameraden. Noch wollte sich Schwarzstreif nicht zu ihnen begeben. Alles wirkte noch so surreal, als wäre es gar nicht geschehen. Er brauchte Zeit um all das zu verarbeiten. Erschöpft machte sich Schwarzstreif auf den Weg zu seinem Lieblingsplatz. Sturmstern sah sich auf der Lichtung um. Seine Katzen begannen bereits eifrig damit, neue Grenzen zu ziehen. Er hatte ihnen zwar nicht den Befehl dazu gegeben, aber dagegen hatte er auch nichts. "Wer schwerer verletzt ist, begibt sich sofort ins Lager." Einige Katzen stützten andere und machten sich so auf den Rückweg. Stachelherz sah sich um und trat neben Sturmstern. "Ist Schwarzstreif schon zurück gegangen? Ich sehe ihn gar nicht." Der Anführer musterte die Umgebung und richtete seinen Blick schließlich auf den Krieger. "Kann sein. Er hat ja seinen eigenen Willen wie du weißt." Schwarzstreif lag im Schnee. Der Bach war inzwischen zugefroren und das Wasser lief unter der Eisschicht ruhig entlang. Auf seinem Pelz lagen inzwischen einige Schneeflocken, doch seine Gedanken waren woanders. Es war so viel passiert, dass er gar nicht alles verarbeiten konnte. Sturmstern stand am Eingang zu der kleinen Lichtung und sah Schwarzstreif einige Augenblicke lang an. Langsam trat er zu ihm und setzte sich neben ihn. "Was machst du denn hier?" Er sah, wie dieser zusammen zuckte und machte sich bereits auf eine mürrische Antwort gefasst. Stattdessen kam nichts. Er sah ihn lediglich aus abwesenden Augen an. Dies brachte den Anführer aus dem Konzept. "Hey, was ist denn los? Du kannst jederzeit mit mir reden, wenn etwas ist." Schwarzstreif starrte nur auf seine Pfoten, ehe er leise sprach: "Jeder muss sein eigenes Päckchen tragen." Sturmstern sah ihn wütend an und plusterte sein Fell auf. "Du gehst an deiner eigenen Einstellung noch zu Grunde. Es stimmt ja, aber das heißt nicht, dass dir deine Freunde und Kameraden nicht helfen und dir etwas Last abnehmen können. Lass mich dir doch einfach helfen, Schwarzstreif! Rede mit mir. Ich bin hier und höre dir zu. Wenn du alles immer nur in dich hineinfrisst, wird es nie besser." Schwarzstreif dachte über das Gesagte nach, ehe er seufzte und anfing zu erzählen. Kapitel 66: Stimmen ------------------- Weißflamme sah in den Morgenhimmel. Er genoss diese Zeit der Ruhe. Es wirkte immer noch sehr surreal auf ihn, dass er heute bereits Mentor werden würde. Und dann noch von seinem Neffen! Falkenjunges hat eine Verbindung zum Sternenclan gezeigt, deswegen würde er ab heute den Pfad des Heilers gehen. Weißflamme schmunzelte. Es war fast wie bei ihm damals, ganz so als läge es in der Familie. Sein Schweif fing an zu zittern und schon bald stand sein Fell in alle Richtungen ab. Das Gefühl kannte er, auch wenn er es noch nicht oft auf diese Art gespürt hatte. Weißflamme schien in der Luft zu schweben. Vor ihm baute sich eine Reihe aus Katzen auf, die allesamt starr nach vorne blickten. Sie schienen keine Notiz von ihm zu nehmen und der Heiler war von der länge der Reihe beeindruckt. Überrascht merkte er, dass ihm die erste Katze in der Linie bekannt vorkam. Nach genauerem betrachten erkannte er seinen alten Anführer, Pinienstern! Nur sah er nun jung und kräftig aus und nicht mehr so, wie er ihn kannte. Langsam bildete sich eine weitere Gestalt, in der der junge Heiler schnell Sturmstern erkannte. Auch in den anderen erkannte er nun die Anführer des Nachtclans aus längst vergangener Zeit. Nun bildete sich Schemenhaft die Gestalt einer weiteren Katze vor Sturmsterns Silhouette. Weißflamme erkannte gerade noch den markanten schwarzen Streif, der von der Stirn über den Rücken verlief bis er an der Schweifspitze schließlich endete, bevor ein helles Licht ihn blendete. Als er wieder sehen konnte, stellte er schockiert fest, dass die Reihe an Anführern verschwunden war. Sie wurde unterbrochen, noch bevor Schwarzstreif seinen Platz ganz einnehmen konnte. Stattdessen bemerkte er, wie gelbe, kalte Augen von oben herabblickten und eine braune Katze beobachteten, die ehrfürchtig den Blick erwiderte. Der Heiler kam wieder zu sich. Er war leicht enttäuscht dass er nicht auf Amselschwinge getroffen war. Die Trauer über den Tod seines Mentors lag immer noch tief in seinem Herzen. Der schwarze Kater war vor einem Mond getötet worden. Er hatte sich schützend vor seinen Schüler geworfen und ist an seiner Stelle gestorben. Und nun sollte er in die Rolle eines Mentors schlüpfen. Der Kater fühlte sich alles andere als bereit dazu, aber es war nunmal seine Pflicht, die er trotzdem bestmöglich zu erfüllen versuchen würde. Aber diese Prophezeiung bereitete ihm noch mehr Sorgen. Was wollte der Sternenclan ihm nur sagen? Schwarzstreif saß am Rand des Lagers und beobachtete gemeinsam mit Amselpfote das Geschehen. Windfell beschäftigte sich mit Falkenjunges und Ampferjunges, auch wenn ihr Blick oft zum Kriegerbau wanderte. Grauherz und Mohnpelz beobachteten ihre drei Jungen und Distelschweif und Schattenpelz unterhielten sich über die Ausbildung von Streifenpfote und Stachelpfote. "Was machen wir heute? Kampftraining?" Der Zweite Anführer nickte und sah sie an. "Ja. Zusammen mit Schattenpfote und Mausepfote. Die Zwei brauchen noch den Feinschliff. Du wirst sie beim Training unterstützen und ich werde noch einmal schauen ob sie bereit für die Prüfung sind. Aber zuerst müssen wir noch auf die Zeremonie warten." Die schwarze Schülerin stand auf und streckte sich. Schwarzstreif setzte sich nun ebenfalls in Bewegung und ging auf Windfell zu. Ampferjunges sprang ihm entgegen. "Schwarzstreif! Du weißt doch bestimmt, wer mein Mentor wird! Kannst du es mir sagen? Bitte!" Die Dreifärbige sprang um ihn herum, wurde aber von dem Kater ignoriert. Windfell sah ihre Tochter böse an, ehe sie sich an Schwarzstreif wandte. "Kann ich mich dann endlich einer Patrouille anschließen? Ich stecke schon seit drei Monden ununterbrochen in der Kinderstube fest." "Zuerst würde ich mir ein Nest im Kriegerbau einrichten. Und wehe du legst dich in meine Nähe, Felsenkralle und Rabenflug sind schon anstrengend genug." Die zwei Krieger, die das Gespräch zufällig mitbekommen hatten, sahen beleidigt zu Schwarzstreif. "Was können wir dafür, dass es nur noch Plätze in deiner Nähe gab?" Felsenkralle stimmte seiner Schwester sofort zu. "Als ob es uns gefällt, neben dir zu liegen." Der Zweite Anführer sah sie ausdruckslos an. Er spielte noch ein wenig mit seinen Krallen und gerade als sich die zwei Krieger abwenden wollten, antwortete er: "Wie lange seid ihr nun Krieger? 2 Monde? Kommt das so hin? Jedenfalls habt ihr wohl vergessen, Respekt vor Älteren und vor allen Ranghöheren zu haben. Aber das lässt sich ja ganz leicht wieder beibringen. Für einen Mond seid ihr für die Ältesten zuständig. Das volle Programm. Ich werde es ihnen unverzüglich sagen, damit ihr euch nicht davor drücken könnt." Die Geschwister sahen den Kater entsetzt an. Rabenflug wollte noch etwas erwidern, wurde aber von Felsenkralle davor gehindert. "Ich rufe alle Katzen, die alt genug sind, um sich in der Nacht geräuschlos anzuschleichen, auf, sich für ein Clantreffen zu versammeln!" Die Katzen versammelten sich schnell unter der Silbertanne. Ampferjunges kämpfte sich sofort in die erste Reihe und sah mit vor Stolz geschwellter Brust auf den Anführer. "Ampferjunges, Falkenjunges, tretet vor." Falkenjunges folgte seiner Schwester weniger euphorisch. Weißflamme trat nun neben Schwarzstreif und sah auf den kleinen Kater. "Katzen des Nachtclans, wie ihr wisst werde ich nicht für immer auf Erden wandeln. Deshalb werde ich Falkenjunges ausbilden. Er wird der nächste Heiler sein." "Falkenjunges, akzeptierst du die Position als Heilerschüler?" "J-ja." Weißflamme sah Stolz zu seinem Neffen. "Dann musst du beim nächsten Halbmond zum Mondkristall reisen, um vom SternenClan akzeptiert zu werden." Sturmstern sah zu dem jungen Kater hinab. "Die besten Wünsche des gesamten Nachtclans werden mit dir reisen." Weißflamme trat zu seinem Schüler und die Zwei berührten sich mit den Nasen. "Falkenpfote! Falkenpfote! Falkenpfote!" Als die Zwei gemeinsam zur Seite gingen, stolzierte Ampferjunges bereits in die Mitte. "Ampferjunges, du bist nun sechs Monde alt und es ist an der Zeit, um mit deiner Ausbildung zu beginnen. Von diesem Tag an, bis diese Schülerin ihren Kriegernamen verdient hat, wird sie Ampferpfote heißen. Federsturm, du hast uns deine Loyalität gegenüber dem Nachtclan oft bewiesen und nun ist es an der Zeit, dass du deine erste Schülerin zugeteilt bekommst." Der graue Kater trat aufgeregt zu seiner Schülerin und sie berührten sich mit den Nasen. "Ampferpfote! Ampferpfote! Ampferpfote!" Schwarzstreif beobachtete das Training von Amselpfote, Mausepfote und Schattenpfote. Wolkenflug erklärte ihnen gerade eine neue Technik. Der Zweite Anführer schielte zu Stachelherz, der sehr abwesend wirkte. "Es wäre schade, wenn Mausepfote wegen dir seine Prüfung nicht besteht." Der Krieger wurde aus seinen Gedanken gerissen und funkelte Schwarzstreif böse an. "Wie lange hat denn deine Ausbildung noch einmal gedauert? Jeder braucht halt unterschiedlich lange." "Schon, aber ich wurde nicht von meinem Mentor zurückgehalten. Mausepfote wäre in seiner Ausbildung schon viel weiter, wenn du dich mehr auf sein Training konzentrieren würdest." Stachelherz grub die Krallen in die Erde und sah Schwarzstreif nun verzweifelt an. "Meinst du das weiß ich nicht? Es ist mir im Moment einfach alles zu viel. Du solltest das doch am Besten verstehen! Ich wollte doch kein Mentor werden, da ich bereits wusste, dass mir alles über den Kopf wachsen wird. Aber danke, dass du mir wenigstens etwas Arbeit abgenommen hast." Schwarzstreif sah ihn einen Moment lang an, ehe er sich wieder auf den Trainingskampf konzentrierte. Falkenpfote starrte auf die Kräuter, die vor ihm lagen. Verzweifelt versuchte er sich die Namen und den Verwendungszweck zu merken, doch er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Die Stimmen, die er ständig hörte lenkten ihn einfach zu sehr ab. Weißflamme saß weiter hinten im Bau und sortierte die Heilpflanzen, sein Blick schweifte aber immer wieder zu seinem Schüler. "Es ist kein Problem, wenn du sie dir nicht sofort merken kannst. Wie wäre es, wenn wir zuerst… etwas praktisches machen? Vielleicht liegt dir das ja mehr?" Der Heilerschüler sah erleichtert auf und folgte dem Heiler aus dem Bau. Kapitel 67: Bündnis ------------------- Federsturm ging gemütlich neben seiner ehemaligen Mentorin her. Er, Wolkenflug, Schattenpfote und Ampferpfote waren für die Sonnenhochpatrouille eingeteilt. Durch seine erste Schülerin fühlte sich der graue Krieger wie ein richtiges Mitglied im Nachtclan. Sturmstern vertraute ihm endlich genug, um ihn zum Mentor zu ernennen! Und mit Ampferpfote verstand er sich prima. Plötzlich blieb die Patrouille stehen. Wolkenflug stellte ihr Fell auf und zischte zu den anderen: "Himmelsclan." Ihre Schülerin sah verwirrt auf. "Was machen die hier? Wir teilen uns doch nicht einmal eine Grenze!" Die Krieger nickten zustimmend und Wolkenflug schlich voran. Federsturm stellte sich schützend vor Ampferpfote, als sie in Sichtweite der feindlichen Katzen kamen. Überrascht erkannten sie, dass es sich nicht um eine gewöhnliche Patrouille handelte. Kurz hinter der Grenze saßen Flammenstern, ihr Zweiter Anführer Wespenstachel und drei Krieger. Die Anführerin senkte höflich den Kopf, als sie die Nachtclankatzen sah. "Seid gegrüßt, Wolkenflug und Federsturm. Entschuldigt, dass wir so nahe an die Grenze gekommen sind, aber es ließ sich nicht vermeiden. Immerhin wünsche ich, mit Sturmstern zu sprechen, wenn ihr es uns gestattet." Wolkenflug trat näher an die Katzen heran und die anderen folgten ihr. Sie hielt einen kleinen Sicherheitsabstand ein und musterte die Patrouille kurz. "Seid ebenfalls gegrüßt. Wenn du und Wespenstachel persönlich zu uns kommen muss es wohl um etwas... unübliches gehen. Dürfte ich erfahren, um was es geht? Immerhin müssen wir entscheiden, ob wir euch ins Lager bringen oder nicht." Wespenstachel trat nun ganz nah an die Grenze heran und funkelte die Kriegerin misstrauisch an. "Das ist vorerst nur etwas zwischen Sturmstern und uns. Vielleicht auch Schwarzstreif, immerhin ist er euer Zweiter Anführer." Federsturm trat nun ebenfalls an die Grenze heran und sah Wespenstachel direkt in die Augen. "Dafür, dass es nur euch vier etwas angeht, sind da immer noch drei andere Krieger, die in unser Lager kommen würden." Die Anführerin stand nun ebenfalls auf stellte sich zwischen die Zwei. Ihre Präsenz alleine reichte schon aus, damit sie verstummten. "Wenn wir dadurch mit Sturmstern reden dürfen, schicke ich Frostzahn und Dornenfell wieder zurück. Mauseschweif bleibt als Geleitschutz, wenn ihr nichts dagegen habt." Wolkenflug sah der roten Katze einen Moment lang in die Augen. Langsam ging sie rückwärts von der Grenze weg, behielt die Katzen jedoch immer im Auge. "Das wird nicht nötig sein. Wir werden euch alle fünf zum Lager bringen. Ampferpfote, lauf du schon einmal vor und sag Sturmstern Bescheid." Flammenstern, Wespenstachel und Sturmstern saßen im Bau des Anführers. Die Anführerin sah sich kurz um, ehe sie sich elegant hinsetzte. "Schwarzstreif ist anscheinend gerade nicht hier. Sollen wir auf ihn warten, bevor wir anfangen?" Der graue Kater schüttete den Kopf. "Das ist nicht nötig. Er wird sich sicher noch zu uns gesellen. Ich möchte nun gerne den Grund für euren überraschenden Besuch wissen. Grundlos seid ihr sicher nicht hier." "Ich komme am Besten gleich zum Punkt, Sturmstern. Ich möchte gerne ein Bündnis zwischen unseren Clans vorschlagen. Es ist inzwischen längst kein Geheimnis mehr, dass ihr nicht gerade… gut auf den Bachclan zu sprechen seid. Alleine die ganze Sache mit dem neuen Bach, die schon seit Monden für Streif zwischen euren Clans sorgt. Ich muss leider sagen, dass es uns mit Schneestern auch nicht viel besser geht. In letzter Zeit ist sie an den Grenzen sehr aufdringlich, wenn ich das so nennen kann." Der Zweite Anführer, der die ganze Zeit ruhig neben seiner Anführerin gesessen hatte, meldete sich nun ebenfalls zu Wort, auch wenn seine Augen immer wieder zum Eingang des Baues blickten. "Die Positionen unserer Clans ist einfach perfekt. Wir könnten entweder den Gewitterclan oder den Bachclan in die Zange nehmen und von zwei Fronten aus angreifen. Wir könnten sie überrumpeln und hätten für eine lange Zeit Ruhe und mehr Territorium." "Ich weiß nicht um was es geht, aber diese Strategie würde nur einmal funktionieren, Wespenstachel." Die drei Katzen sahen auf, als Schwarzstreif in den Bau kam. Er atmete noch schwer, da er ins Lager gerannt war. Sturmstern erklärte ihm schnell die Umstände. In der Zeit kam Schwarzstreif wieder richig zu Atem. "Wie gesagt, diese Strategie wird nur einmal funktionieren. Danach würden sich Pantherstern und Schneestern mit Sicherheit ebenfalls verbünden. Diese Taktik ist zwar gut, aber sie würden sie mit Sicherheit gegen uns verwenden." Flammenstern sah nachdenklich aus. Einen Moment lang schwiegen sie alle, bis sie die Stille brach. "Nach genauerem Überlegen stimme ich dir zu. Wespenstachels Taktik ist gut, aber definitiv nur für ein einmaliges Einsetzten geeignet. Diese Sichtweise der Dinge habe ich bis jetzt noch nicht in Betracht gezogen. Wir müssten sie genauer ausarbeiten um zu wissen, wie man einen Einsatz gegen uns kontern kann. Aber ihr habt uns noch nicht eure Meinung zu einem möglichen Bündnis unserer Clans mitgeteilt." Sturmstern und Schwarzstreif wechselten kurz Blicke, ehe der Zweite Anführer zuerst anfing seine Meinung zu äußern. "Wenn wir nein sagen, werdet ihr wohl oder übel zum Bachclan gehen. So wie ich euch einschätze, werdet ihr uns dann zuerst angreifen, da wir eure Taktik kennen. Es wäre also besser für uns das Bündnis einzugehen." Während Flammenstern ihre Fassade behielt und keine Reaktion zeigte, die ihre Gefühle preisgaben, war Wespenstachel wie ein offenes Buch. Der hell getigerte Kater verzog unzufrieden seine Mine, da Schwarzstreif sie durchschaut hatte. Sturmstern sah ebenfalls leicht schockiert aus, verbannte die Gefühle aber schnell wieder aus seinem Gesicht. "Ich sehe keinen Nachteil in einem Bündnis. Es würde uns eher Schaden, wenn wir nicht darauf eingehen würden, wie Schwarzstreif bereits erwähnte. Aber wie sollen wir uns abreden? Immerhin haben wir keine richtige gemeinsame Grenze." Flammenstern stand bereits auf. Ihr Zweiter Anführer ging bereits aus dem Bau heraus und gesellte sich zu seinen Clankameraden, die im Lager gewartete hatten. "Wir könnten immer zwei Boten über die Mondmulde zueinander schicken. Diese dürfen natürlich die Grenze überschreiten. Immerhin überbringen sie wichtige Nachrichten. Aber nun entschuldigt uns, wir müssen uns langsam wieder in unser eigenes Territorium begeben. Auf eine gute Zusammenarbeit, Sturmstern." Die Katzen redeten nach Sturmsterns Bekanntmachung wild durcheinander und diskutieren über die Geschehnisse. Um Schwarzstreif herum hatte sich eine Traube gebildet. Sie stellten ihm Fragen oder hörten einfach nur zu. Blitzfell sah unzufrieden in die Runde. "Also als ich noch jung war, brauchte der Nachtclan kein Bündnis. Wir waren stark genug um unsere Grenzen alleine zu verteidigen." Viele rollten genervt mit den Augen, Rabenflug sprach dagegen ihre Meinung ohne zu zögern aus. "Ist schon klar, Blitzfell. Aber besser wir verbünden uns mit mit ihnen als wenn sie sich gegen uns verbünden. Und wehe du sagst jetzt, dass der Nachtclan zu deiner Zeit auch gegen zwei Clans gleichzeitig angekommen wäre. Das glaubt dir sowieso keiner." Fichtenpelz hatte alle Mühe, seine Gefährtin zu beruhigen und führte sie, trotz Protest, in den Ältestenbau. Graufuß wechselte das Gespräch schnell wieder zum eigentlichen Thema zurück. "Aber was bedeutet es jetzt für uns, wenn wir mit dem Himmelsclan verbündet sind?" Der Zweite Anführer sah inzwischen leicht genervt aus. Er sah die Kriegerin direkt an. "Das bedeutet nur, dass wir uns gegenseitig im Kampf unterstützen. Wenn sie zum Beispiel angegriffen werden, schicken sie uns eine Nachricht und wir helfen ihnen. Es funktioniert aber auch anders herum." Natternfell wechselte einen skeptischen Blick mit Mausepfote und teilte zum ersten mal in dem Gespräch ihre Meinung mit. "Wird das auch funktionieren? Unsere Territorien liegen nicht gerade nebeneinander. Außerdem weiß ich ja nicht einmal, wo ihr Lager überhaupt ist." Windfell stand entschlossen auf. "Ich weiß noch circa wo das Lager ist. Immerhin sind wir einmal hingegangen. Weißt du noch, Schwarzstreif? Mohnpelz und Rabenflug waren auch dabei." Die angesprochenen Katzen dachten kurz nach, ehe ihnen ein Licht aufging. "Stimmt, wie konnte ich das vergessen! Das war ja das erste mal, dass ich außerhalb unseres Territoriums war! Diese Himmelsclanjungen sind doch bei uns gelandet, oder?" Mohnpelz nickte zustimmend und auch Schwarzstreif erinnerte sich nun daran. "Das ist auch schon wieder so lange her. Aber würdest du den Weg mit Sicherheit finden, Windfell?" Mohnpelz sah seine Tochter eindringlich an. Der Zweite Anführer sah zum Himmel auf. "Hoffen wir einfach, das es nie soweit kommen wird. Aber jetzt ist es Zeit für die Abendpatrouille. Passt auf der Grenze zum Bachclan auf." Felsenkralle sprang motiviert auf und sah Schwarzstreif entschlossen an. "Natürlich. Wenn die glauben, dass wir unser Territorium wegen so einem kleinen Rinnsal abtreten, haben sie falsch gerechnet!" Kapitel 68: Der Sturm zog vorrüber ---------------------------------- Amselpfote sah aufgeregt, wenn auch etwas ängstlich zu Schwarzstreif auf. "Was ist, wenn mich jemand erkennt? Muss ich dann zurück?" Ihr Mentor lief weiter neben ihr her und schaute sie an. "Der Bachclan denkt, dass Fliegenjunges tot ist. Das stimmt sogar. Bleib einfach in der Nähe von jemanden den du kennst. Aus dem Nachtclan, natürlich." Amselpfote nickte verstehend, hatte aber noch so viele Fragen vor ihrer ersten Großen Versammlung. "Werde ich nicht auffallen? Ich meine, was ist, wenn ich heraussteche und mich jeder anstarrt? Wird es dann nicht irgendwer merken?" Sturmstern drehte sich zu den beiden um und sah die Schülerin direkt an. "Du hast recht, eine schwarze Katze im Nachtclan kann man gar nicht übersehen. Aber jetzt im Ernst, mach dir nicht zuviele Sorgen. Sie kannten dich als kleines, abgemagertes Kätzchen und jetzt bist du eine schöne, junge Katze. Ich bin mir sicher, dass sie dich nicht wiedererkennen werden." Die Schülerin wirkte etwas ruhiger und kurz darauf hatten sie bereits ihr Ziel erreicht. Der Bachclan und der Gewitterclan waren bereits dort und schnell mischten sich die Nachtclankatzen in die Menge. Amselpfote fand sich neben Federsturm, Spechtfeder und einigen Katzen aus dem Gewitterclan wieder. Sie sah sich nach Rauchpfote um, konnte aber weder ihn noch seinen Mentor Mohnpelz entdecken. Unsicher machte sie sich auf die Suche nach dem Kater, der ihr inzwischen wie ein Bruder war. Amselpfote ging am Rand der Gruppen vorbei , als sie plötzlich angesprochen wurde. "Hallo." Ein junger Kater, dessen weißes Fell von einigen hellbraunen, getigerten Flecken unterbrochen wurde, sah sie freundlich an. Schüchtern grüßte sie ihn ebenfalls, ihr Gegenüber redete sofort weiter. "Du bist aus dem Nachtclan, oder? Dein Geruch verrät dich. Ich komme aus dem Bachclan." Amselpfote dachte angestrengt nach. Seinen Pelz kannte sie doch von irgendwoher. Aber es wollte ihr einfach nicht einfallen. "Ähm, ja. Aber warum redest du so freundlich mit mir?" Der junge Schüler sah sie für einen Moment leicht verwirrt an, ehe ihm ein Licht aufging. "Ach, du meinst wegen diesen Grenzkampf, oder? Das ist doch kein Grund, nicht freundlich zu euch zu sein. Der Kampf wird nicht ewig andauern. Ich denke immer gerne in die Zukunft. Nussbart hat mir das beigebracht." Wieder dachte Amselpfote kurz nach. Die Katzen ihres Geburtsclans interessierten sie schon. Wie es wohl inzwischen so war? Wer wohl Sturmpfotes neuer Mentor wurde? Zu gerne würde sie ihn das fragen, aber sie wusste nicht, wie sie die Frage formulieren sollte, ohne sich zu verraten. "Nussbart war... euer Heiler, oder? Bist du also sein Schüler?" Der Kater wirkte auf die Frage hin leicht gedrückt. "Leider nein. Ich wäre gerne Heilerschüler, aber mein Vater war dagegen. Er meinte, ich bringe dem Clan mehr wenn ich Krieger werde. Ihm geht es wohl vielmehr darum, dass ich irgendwann Anführer werde. Dabei interessiert mich das Heilerdasein viel mehr. Aber daran lässt sich nunmal nichts ändern." Amselpfote fühlte sich schlecht. Hatte sie die falsche Frage gestellt? "Tut mir Leid für dich." "Blattpfote! Hier steckst du. Komm mit, hier hinten siehst du ja gar nichts." Eine hellbraun getigerte Katze mit weißer Brust und Pfoten kam auf den Schüler zu. Dieser sah sich zu ihr um und stand auf. "Ist in Ordnung, Mutter. Ich komme gleich." Seine Mutter war allerdings schon bei ihnen angekommen. "Mit wem redest du überhaupt so lange?" Sie sah Amselpfote an und erstarrte einen Moment. Gebannt sah sie auf die Schülerin, ehe sie ihren Kopf schüttelte. "I- ich heiße A- Amselpfote." Sie sah, wie die Kriegerin sie immer noch ansah, diesmal wurde ihr Blick aber etwas kälter. "Birkenrinde. Aber wie kommst du auf die Idee mit jemanden aus dem Nachtclan ein Pläuschchen zu halten? Verabschiede dich und komm mit." Blattpfote verabschiedete sich schnell und lief Birkenrinde hinterher. Amselpfote sah den beiden nach und entdeckte Rauchpfote in einer kleineren Gruppe. Er bemerkte ihren Blick und erwiderte ihn freundlich. Langsam ging sie zu ihm und setzte sich neben ihn hin. Flammenstern eröffnete die Versammlung mit ihrem üblichen Jaulen. "Wir können uns nicht über Beutemangel beschweren, jedoch über einen gewissen anderen Clan, der in letzter Zeit ziemlich nahe an unserer Grenze ist." Sie warf Schneestern einen kurzen Blick zu, worauf diese leise knurrte. Als nächstes trat Pantherstern nach vorne. "Wir bestehen weiterhin auf unser Recht, die Grenze zu verschieben. Ich hoffe doch, dass Sturmstern inzwischen zur Besinnung gekommen ist. Außerdem haben wir in letzter Zeit vereinzelt Zweibeiner von unserer Grenze aus gesehen. Noch sind sie nicht in unser Territorium vorgedrungen, aber sie sind wohl einer Erwähnung wert." Die versammelten Katzen murmelten aufgeregt miteinander. Schneestern wartete, bis sich die Menge beruhigt hatte, ehe sie fortfuhr. "Die Beute läuft gut. Fliederpelz hat sein Amt als Krieger niedergelegt und schloss sich den Ältesten an." Noch während die Katzen dem weißen Kater gratulierten, tauschte Schneestern ihren Platz mit Sturmstern. "Nur damit das klar ist, wir werden unser Territorium nicht kampflos aufgeben, Pantherstern. Der Nachtclan hat außerdem zwei neue Schüler. Falkenpfote hat den Pfad eines Heilers gewählt während Ampferpfote zur Kriegerin ausgebildet wird." Ampferpfote sah Falkenpfote, als ihre Namen ausgerufen wurden. Im Gegensatz zu ihrem Bruder war ihr die Aufmerksamkeit nicht unangenehm. Andererseits war ein Heilerschüler auch etwas anderes als eine Kriegerschülerin. Aber sie war mit ihrer Rolle zufrieden. Sie drehte sich wieder zu Schattenpfote, Mausepfote und den drei Schülern aus dem Gewitterclan. Als die Gespräche auf der Lichtung wieder anfingen, redete auch Igelpfote wieder munter drauf los. "Also, wo sind wir stehen geblieben? Ach ja, ihr habt also bald eure Prüfung? Das muss so aufregend sein!" Die Dreifarbige neben ihm stieß ihn leicht in die Seite. "Hey, bei uns dauert es auch nur noch einen Mond! Ehe wir uns versehen, sind wir Krieger stimmts, Schlangenpfote?" Die braune Schülerin sah ihre Schwester begeistert an. "Darauf kannst du wetten! Und nächstes mal erwarte ich euch als Krieger, verstanden?" Schattenpfote sah die Drei motiviert an. "Abgemacht! Und wir Zwei ziehen bald nach!" Ampferpfote ging langsam weg. Sie sah sich nach Katzen in ihrem Alter um bei denen sie tatsächlich mitreden konnte. Ihr Blick glitt zu Rauchpfote und Amselpfote, die bei ein paar älteren Katzen saßen. Langsam ging sie auf die kleinere Gruppe zu, bis sie hören konnte, über was sie redeten. "Richte Federsturm schöne Grüße aus. Hoffentlich kann er bei der nächsten Versammlung kommen." Rauchpfote nickte der grauen Katze höflich zu und drehte seinen Kopf, als er Ampferpfote bemerkte. "Hallo Ampferpfote!" Die Schülerin trat zu der kleinen Gruppe und als die graue Kriegerin Rauchpfote fragend ansah, fing er an die Zwei vorzustellen. "Das ist Ampferpfote, eine Freundin und die Schülerin von Federsturm. Ampferpfote, das ist Grauschweif, Federsturms Mutter." Er drehte sich ein wenig um einen grau-weißen Kater anzusehen, aber der kam ihn bereits zuvor. "Mein Bruder ist also endlich Mentor geworden? Das hat ja gedauert, aber wen wunderts. Es freut mich, dich kennenzulernen, ich bin Weißfleck, Rauchpfotes Onkel." Grauschweif wollte gerade etwas sagen, da rief Schneestern den Gewitterclan bereits zum Aufbruch zusammen. Die Zwei verabschiedeten sich schnell und liefen zu ihrem Clan. Sturmstern rief die Nachtclankatzen nun ebenfalls zusammen. Die drei Schüler gingen nun gemeinsam zu ihren Kameraden. Schwarzstreif musterte Amselpfote von der Seite, ehe er sich zu ihr drehte. "Hat dich Birkenrinde erkannt?" Die Schülerin zuckte zusammen und sah ihren Mentor nervös an. "I- Ich weiß nicht. Aber ich habe nichts verraten, ich schwöre!" Der Blick des Zweiten Anführers verlor etwas an Kälte. Er setzte sich neben sie hin. "Das weiß ich, aber es ist nur so, dass mich Birkenrinde nach dir gefragt hat. Ich musste mir irgendetwas ausdenken, damit sie keinen Verdacht schöpft. Vorerst bist du aus Farnfuß’ Wurf, da ihr in etwa gleich alt seid. Das werde ich auch noch Stachelherz, Farnfuß, Streifenpfote und Stachelpfote sagen." Amselpfote nickte langsam. Rauchpfote legte beruhigend seinen Schweif um sie herum. "Schade, dass du keinen Mond älter bist. Dann hättest du meine Schwester sein können. Aber das bist du ja sowieso schon. Und daran wird sich auch nie etwas ändern." Der graue Schüler schmiegte sich leicht an sie heran. Schwarzstreif stand wieder auf, schaute aber noch einmal über seine Schulter auf die Beiden zurück. "Ihr seid euch ja schon näher als so manch andere Geschwister die ich kenne." Rauchpfote stand nun ebenfalls auf und Amselpfote tat es ihm gleich da der Clan langsam aufbrach. "Das hat ja auch etwas gedauert. Am Anfang haben wir ja nicht einmal geredet weißt du noch?" Die schwarze Katze nickt zustimmend, aber ihr Blick glitt unwillkürlich zurück zum Bachclan. Auf einmal fiel ihr wieder ihre unbeantwortete Frage ein. Schwarzstreif müsste doch eigentlich wissen, wie Sturmpfote nun hieß, oder? Sie lief zu ihrem Mentor und sah ihn fragend an. "Weißt du, wie Sturmpfote jetzt heißt? War sie auf der Großen Versammlung?" Schwarzstreif hielt Inne und meidete es, ihr ins Gesicht zu sehen. "Nein, sie war nicht hier." Amselpfote sah enttäuscht zu Boden. "Oh... Na ja, vielleicht sehe ich sie ja bei der nächsten Versammlung. Aber weißt du, wie ihr Kriegername ist?" Der Zweite Anführer sah sich hilfesuchend um. Einige Krieger in seiner Nähe hatten das Gespräch mitbekommen. Auch sie wirkten etwas gedrückt. Wolkenflug kam dem Kater zu Hilfe und ging neben Amselpfote entlang, während sie mit ihr sprach. "Sie hat keinen Kriegernamen. Sturmpfote wird für immer Sturmpfote sein." Die Schülerin sah Wolkenflug verwirrt an. Die Kriegerin musste nun noch einmal aushohlen. "Manchmal passieren schlimme Dinge im Leben. Es ist schwer, dir das sagen zu müssen, aber... niemand kann sagen, wenn seine Zeit gekommen ist. Und Sturmpfotes Zeit ist leider viel zu früh gekommen." Nach einem Augenblick verstand Amselpfote, worauf Wolkenflug hinaus wollte. Ihr Schweif hing zu Boden und schleifte hinter ihr her. Rauchpfote lief dicht neben ihr und leistet ihr so stillen Beistand. Kapitel 69: Trauer, Zweifel und Angst ------------------------------------- Schwarzstreif ging schweigend vor Amselpfote her. Der Tod ihrer einzigen Freundin aus dem Bachclan hatte sie schwer getroffen, sodass er sie gestern vom Training befreit hatte. Als sie beim Trainingsplatz angekommen waren, stellte sich der Kater ihr gegenüber. "Wir werden das Training heute kurz halten. Den restlichen Tag kannst du selbst entscheiden, was du tun wirst. Du kannst dich einer Patrouille anschließen, das Training fortfahren oder es bleiben lassen. Dafür wirst du dir jetzt wenigstens ein wenig Mühe geben. Einverstanden?" Als sie nicht reagierte sprang er sie an und riss sie zu Boden. Mit seinen großen, schwarzen Pfoten hielt er sie fest und starrte sie an. Den Blick erwiderte Amselpfote voller Schock und Angst. "Ein Gegner hat kein Mitleid mit dir." Nach kurzem Zögern ließ er von ihr ab. "Deine Clankameraden allerdings schon. Ich komme dir bereits entgegen, noch mehr kannst du nicht von mir verlangen." Die Schülerin grub ihre Krallen in die Erde und mied seinen Blick. "Du weißt doch gar nicht, wie es mir geht! Die einzige gute Erinnerung an meinen Geburtsclan ist mit Sturmpfote gestorben. Sie war meine einzige Freundin." Schwarzstreif sah sie einen Moment lang an, ehe er sich vor ihr aufbaute. "Denkst du etwa, dass du die einzige Katze bist, die jemanden verloren hat? Allein im Nachtclan fallen mir spontan Stachelherz, Sturmstern, Spechtfeder, Farnfuß, Federsturm, Stachelpfote und Streifenpfote ein, die schon jemanden verloren haben. Aber bei all jenen, inklusive mir, waren es Familienmitglieder, die sie verloren haben. Ich will damit nicht sagen, dass es nicht schlimm ist, wenn jemand, der einem Nahe stand stirbt, sondern dass du nicht allein bist. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass du nicht alles in dich hineinfressen solltest. Ich habe es getan und im Nachhinein bereue ich es." Zögernd legte er seinen Schweif um sie. Die Zwei saßen einige Momente so da, ehe Schwarzstreif aufstand. "Ich sehe schon, es hat keinen Sinn heute zu trainieren. Du musst deine Gedanken und Gefühle ordnen. Wenn du mich suchst, ich bin im Lager." Ohne ein weiteres Wort machte er sich auf den Rückweg, wurde aber schon kurz danach abgefangen. "Schwarzstreif! Der Bachclan!" Es brauchte kein weiteres Wort von Natternfell. Die Zwei rannten zurück zum Lager, wo Sturmstern bereits eine Patrouille zusammenstellte. "Mohnpelz, Rauchpfote, Federsturm, Ampferpfote, Amselpfote und Felsenkralle bewachen das Lager. Der Rest kommt mit mir." Der Anführer führte den Kampftrupp aus dem Lager und sah Schwarzstreif fragend an. "Wo ist Amselpfote überhaupt?" "Sie braucht etwas Zeit für sich. Aber wo ist Windfell? Ich sehe sie nicht.” Sturmstern beschleunigte seinen Schritt, damit sie möglichst bald an der Grenze ankommen würden. "Sie und Graufuß sagen dem Himmelsclan Bescheid. Für was haben wir verbündete?" Schwarzstreif duckte sich unter einem tief hängenden Ast durch und holte kurz darauf wieder zu Sturmstern auf. "Na hoffentlich kommt die Botschaft früh genug an." Falkenpfote saß im Heilerbau und versuchte Weißflamme zu folgen. Dessen Geduld wurde aber auf eine schwere Probe gestellt. "In Ordnung, versuchen wir es ganz langsam. Hast du dir gemerkt, für was Spinnenweben gut sind und wie man sie verwendet?" Der Schüler dachte scharf nach um sich daran zu erinnern, was ihn Weißflamme beigebracht hatte. "Man... drückt sie auf... eine Wunde?" Der Heiler atmete erleichtert aus. "Richtig, weiter so, Falkenpfote! Weißt du auch, warum man das macht?" Der Gefleckte starrte ihn verwirrt an. "Ich muss wissen, warum man das macht?" Der kurze Moment der Erleichterung wurde für Weißflamme ruiniert. Er bohrte seine Krallen in die Erde und versuchte sich zu beruhigen. "Ja, dass musst du. Du wirst es einmal deinem eigenen Schüler erklären müssen." Falkenpfote wirkte nun leicht verstört. Er ging einen Schritt zurück und sah aus, als würde er am liebsten weglaufen. "Aber das dauert natürlich noch lange! Bis dahin wirst du sicher ein hervorragender Heiler sein, Falkenpfote. Kommen wir aber am Besten wieder zu den Spinnenweben zurück. Du säuberst zuerst die Wunde damit sie sich nicht entzündet und dann kommen die Spinnenweben. Sie sind dafür da, damit der Blutfluss gestoppt wird." Als er wieder zu seinem Schüler blickte, bemerkte er zu seinem Bedauern dass dieser sich zusammenkauerte als hätte er Angst. Weißflamme wollte beruhigend auf ihn einreden, doch Falkenpfote war zu abwesend. Das kannte der Heiler inzwischen zu gut. Da sein Schüler für die nächste Zeit wieder die Stimmen hören würde, richtete er inzwischen alles für die Versorgung her. Sowohl für die Verletzten des Kampfes als auch für Falkenpfote der, wenn die Stimmen aufhören würden, sehr aufgewühlt und geschwächt war. Noch während er ein paar Mohnsamen zurechlegte, verfluchte Weißflamme den Sternenclan insgeheim dafür, dass sie so einen jungen Kater so sehr zusetzen. Weißflamme hörte Schritte außerhalb des Lagers. Beruhigend sah er seinen Schüler an und legte einen Haufen Spinnenweben vor den Eingang des Heilerbaus. "Denk daran, Falkenpfote: Du musst nur die offenen Wunden auslecken und dann etwas Spinnenweben draufpressen. Wenn etwas sein sollte, frag mich einfach. Am Anfang werde ich dir helfen, einverstanden?" Er fühlte sich dumm dabei, es so zu erklären, aber ansonst würde Falkenpfote nur überfordert sein. Der Gefleckte nickte langsam. "Ich denke, das könnte ich schaffen." Der Heiler schnurrte zufrieden brach aber abrupt ab, als er Sturmstern sah. Sein Gefühl bestätigte, was er bereits gefürchtet hatte. Der Anführer des Nachtclans hatte ein Leben verloren. Als er auf ihn zulief, schüttelte dieser nur mit dem Kopf. "Wir reden später, Weißflamme. Kümmert euch erst um die Verletzten." Weißflamme hielt kurz inne, besann sich dann aber eines Besseren und ordnete an, dass sich jeder, der verletzt war, auf die Lichtung lag. Es waren viele Katzen, aber keine Wunde war äußerst tief. Wolkenflug behandelten Mentor und Schüler noch gemeinsam, danach arbeiteten sie für sich. Weißflamme blieb allerdings am Anfang immer in Falkenpfotes Nähe und schielte oft zu ihm um sicherzugehen, dass er nichts falsch machte. "Vertraust du ihm etwa nicht?" Windfell sah ihren Bruder prüfend an. "So ist es nicht. Er ist nur sehr unsicher." Die Kriegerin stellte ihr Nackenfell auf und antwortete in einem schnippischen Ton: "Du warst auch unsicher, aber Amselschwinge hat dir vertraut. Bei euch zwei ist es anscheinend anders." Weißflamme musste sich im Zaum halten, drückte aber ungewollt fester auf die Wunde. "Das verstehst du nicht. Er ist ein guter Kater, aber leider sehr unaufmerksam. Wenn sich das nicht ändert, wird er es schwer als Heiler haben." Windfell wollte bereits ihren Sohn verteidigen, aber Weißflamme ging bereits weg und untersuchte die nächste Katze. Sturmstern saß mit Weißflamme im Heilerbau. Falkenpfote war auf der Lichtung und unterhielt sich mit den anderen Schülern. Der Heiler sah den grauen Kater fragend an. "Wir haben gewonnen, aber wie du schon weißt, habe ich ein Leben verloren. Ich war wohl etwas zu voreilig. Der Himmelsclan kam erst am Ende der Schlacht an, aber da war es bereits zu spät." Weißflamme nickte langsam, sah Sturmstern aber trotzdem durchdringend an. "Das ist aber nicht alles, über was du mit mir reden willst, oder?" Der Anführer sah zu Boden und wühlte einige Kiefernnadeln auf. "Denkst du, ich habe wirklich das Zeug um ein Anführer zu sein? Immerhin habe ich in dieser kurzen Zeit bereits 5 Leben verloren." Sturmstern sah den Heiler gedrückt und voller Zweifel an. Dieser war mit der plötzlichen Frage auf einmal überfordert, hatte sich aber kurz darauf wieder gesammelt. "Du solltest dich nicht mit anderen vergleichen. Für mich bist du ein ausgezeichneter Anführer und unter diesen Umständen hätte jeder Anführer Leben verloren. Niemand ist perfekt, Sturmstern." Blütenregen ging durch ihr Territorium. Den Kampf gegen den Nachtclan hätten sie gewonnen, wenn nicht Flammenstern aufgetaucht wäre. Zusammen mit Wespenstachel war sie eine ausgezeichnete Taktikerin, die weiß, wie man sich präsentieren muss. Sie selbst hielt sich davon lieber raus und war völlig zufrieden damit, die Befehle die sie bekam auszuführen. Die Kriegerin blieb stehen, als sie etwas roch, dass sie noch nie gerochen hatte. Der Duft war appetitlich, also ließ sie sich dazu verleiten ihm zu folgen. Sie war immerhin nicht auf der Jagd sondern vertrat sich nur kurz die Beine. Es war kein Regelverstoß. Als sie der Geruchsquelle näher kam, sah sie, dass es sich um irgendetwas handelte, dass zwar nicht sehr einladend aussah, jedoch gut roch. Blütenregen kam einer eigenartigen Mulde näher in der kleine Bröckchen lagen. Es befand sich in einer Art Bau, also roch sie erstmal, ob der Bewohner in der Nähe war. Als sie sich vergewissert hatte, dass sie alleine war, ging sie hinein um etwas zu essen. Doch plötzlich schloss sich der Ausgang des Baues und sie war gefangen. Verzweifelt versuchte sie sich zu befreien, doch schaffte es einfach nicht und so rief sie um Hilfe. Kapitel 70: Spezial: Windpfote ------------------------------ Windpfote streckte sich. Die Blattleere stand kurz vor der Tür und wen das am wenigsten störte waren mit Abstand die Jungen. Mausejunges und Schattenjunges spielten mit Rauchjunges während Streifenjunges, Stacheljunges und Schwarzjunges anscheinend Pläne schmiedeten. Die Schülerin beobachtete den Nachwuchs des Clans und musste unwillkürlich an die Jungen denken, die gerade in ihr heranwuchsen. Sie hasste es zwar, in der Kinderstube eingesperrt zu sein, aber des Gedanke an ihre eigenen Jungen heiterte sie wieder etwas auf. Natürlich hatte sie Angst. Große Angst sogar, doch der ganze Clan unterstützte sie so gut es ging, allen voran Grauherz. Ihre Mutter war fürsorglicher denn je, was ihr oft auf die Nerven ging, aber sie war gleichzeitig dankbar dafür. Dennoch sah sie voller Sehnsucht auf den Schülerbau und wünschte sich, dass sie einfach ihr Training fortsetzen könnte. Aber selbst wenn, Schwarzstreif war ja gerade nicht da. Nach dem was Sturmstern gesagt hatte, eskortierte er Spechtfeder damit sie sich von Weizenpelz verabschieden konnte. Was die Zwei wohl gerade erleben? "Windpfote, passt du mir mal kurz auf die Jungen auf?" Blitzfell sah die junge Katze auffordernd an. "Tut mir leid, Blitzfell, aber ich muss zum Schmutzplatz. Danach, in Ordnung?" Die schwarze Katze nickte knapp, wendete sich aber bereits Farnfuß zu. Als Windpfote zum Schmutzplatz ging, bemerkte sie, wie sich etwas hinter dem Lagerwall bewegte. Skeptisch prüfte sie die Luft, konnte aber nichts Spezielles wahrnehmen. "Wahrscheinlich nur irgendein todesmutiges Eichhörnchen oder so." Nachdem sie ihr Geschäft verrichtet hatte, bemerkte sie, dass ganz hinten in einer Ecke eine Maus lag. "Wer verschwendet denn bitte Beute! Und dann auch noch so kurz vor der Blattleere! Wahrscheinlich waren es die Jungen. Mit denen muss ich noch ein Wörtchen reden." Sie ging näher zu der Beute und wollte sie aus dem Lagerwall herausziehen, als sich ein großer Zweig vom Lagerwall löste und sie am Hinterkopf traf. Benommen fiel sie zu Boden und bekam nur schemenhaft mit wie Wellenpelz durch eine Lücke trat und sie vorsichtig hinaus zerrte. Windpfote wollte schreien, doch der Kater stopfte ihr die Maus ins Maul und als sie das Lager hinter sich hatten, bückte er sich zu ihr herab. "Na, na, na. Letztes mal warst du viel kooperativer, Windpfote. Keine Sorge, wir sind bald da. Du erinnerst dich doch noch an unseren schönen Platz, oder?" Sie wollte sich mit aller Kraft wehren, konnte aber nur noch etwas zappeln. Wellenpelz ließ sie kurz los und fuhr ihr fauchend über einen Hinterlauf. "Jetzt sei doch nicht so. Ich könnte es natürlich auch jetzt schon zu Ende bringen, aber wo bleibt denn da der Spaß? Es soll alles perfekt sein und dafür müssen wir an den Ort, an dem du bereits einmal gestorben bist. Also gedulde dich noch ein klein wenig, verstanden?" Seine Stimme hatte ein Schärfe angenommen, die Windpfote kurz vor Angst erstarren ließ. Wellenpelz nahm dies als Bestätigung und schleifte sie weiter über den Boden. "Weißt du, ich war wirklich überrascht, als ich dich das erste mal gesehen habe. Aber hier sind wir ja wieder. Einmal sterben reichte dir ja nicht." Windpfote lag keuchend auf der Seite. Wellenpelz zog seine Krallen langsam über ihre Seite und drückte sie gleichzeitig zu Boden. Als er ihrem auch näher kam weckte das Windpfotes natürlichem Mutterinstinkt. Sie bäumte sich auf und stieß ihn um. Wellenpelz sah überrascht auf und folgte ihrem Blick. Die Königin betrachtete einen kurzen Moment ihren Bauch um sich zu vergewissern, dass es den Jungen gut ging. Der Kater sprang fauchend auf und peitschte mit seinem Schweif wild herum. "Diese plötzliche Kraft... Das kenne ich doch! So kämpft doch nur eine Mutter, die ihre Jungen beschützen will! Du bist also schwanger, Windpfote." Sein Blick schien Funken zu sprühen. Abermals fuhr er mit ausgefahrenen Krallen über ihre Seite, nur diesmal tiefer als zuvor. "Du wagst es mich zu betrügen? Diese Jungen hätten von mir sein sollen, verstanden!" Windpfote fasste all ihren Mut zusammen und setzte sich gegen ihn zur Wehr. "Was ist dein Problem?! Ich habe keine Ahnung, von was du überhaupt redest! Dein ganzes Gerede von wegen, dass ich dich betrogen haben soll! Dafür müsste ich dich doch erstmal kennen!" Wellenpelz sah sie kurz verdutzt an. Langsam zog er seine Krallen aus ihrer Seite und drückte sie abermals zu Boden. Windpfote ging langsam aber sicher die Kraft aus. "Dann will ich deinen Erinnerungen mal auf die Sprünge helfen." Er ging einen Schritt zurück und machte eine ausschweifende Bewegung mit seinem Schweif. "Sieh dir die Umgebung doch einmal genau an, Windpfote." Sein Blick wandte sich nun wieder ihr zu. “Erinnerst du dich, Windpfote? Genau hier bist du damals gestorben und so wird es auch diesmal sein." Wellenpelz drehte den Kopf, als Schritte zu hören waren. Ehe er es sich versah sprang Schwarzstreif auf die kleine Lichtung. Die Zwei sahen sich hasserfüllt an. Windpfote entspannte sich etwas, da mit ihrem Mentor auch Hoffnung gekommen war. Windpfote hörte nur vage die zwei kämpfenden Krieger. Sie kämpfte gerade um ihr Bewusstsein, konnte aber nicht länger durchhalten und ihr wurde schwarz vor Augen. Trotzdem nahm sie einen Duft wahr, den sie bereits einmal gerochen hatte. Ein Stimme, die sie bereits gehört hatte, sprach schuldbewusst: "Es tut mir Leid. Ich hätte das alles verhindern können, bevor es dazu hätte kommen können. Aber ich habe versagt." Kapitel 71: das letzte mal -------------------------- Schwarzstreif blieb stehen und sah über das Feld. Die Katzen seiner Patrouille taten es ihm gleich. Der Geruch von vielen Katzen wehte auf sie zu. Windfell stellte instinktiv ihr Nackenfell auf und Amselpfote trat etwas näher an Rauchpfote heran. Mohnpelz baute sich ebenso wie der Zweite Anführer an der Grenze auf. In ihrem Sichtfeld tauchte eine große Katzengruppe auf. An ihrer Spitze ging ein Kater, der sich oft umdrehte um sicherzugehen, dass niemand zurückfiel. Als er den Waldrand auf mögliche Gefahren beobachtete, bemerkte er die zwei Clankatzen. Er blieb stehen und drehte sich zu der Gruppe um. Kurze Zeit später lösten sich vier Katzen von der Gruppe und kamen auf sie zu. Als sie näher kamen, erkannte Schwarzstreif die Katzen. Er stand auf und ging ihnen ein paar Schritte entgegen. Seine Patrouille sah ihm irritiert nach. "Ratte, was führt euch hierher?" Ratte blieb gefolgt von Weizenpelz, Nacht und Löwe stehen. "Ich fürchte nichts gutes, Schwarzstreif. Wir haben Probleme mit Zweibeinern. Sie zerstören unser Territorium indem sie den Boden aufreißen und die ganze Beute vertreiben. Deswegen müssen wir uns ein neues Territorium suchen." Schwarzstreif sprach sein Beileid aus während Mohnpelz und Windfell nun ebenfalls nach vorne kamen. "Lange nicht gesehen, Weizenpelz." Der ehemalige Clankater sah Mohnpelz und Windfell erfreut an. "Hallo Mohnpelz! Hallo Windpfote! Obwohl du inzwischen sicher bereits deinen Kriegernamen bekommen hast. " "Natürlich, ich heiße jetzt Windfell. Aber das was euch widerfahren ist hört sich stark nach dem an, was gerade in der Nähe des Himmelsclans passiert." Weizenpelz sah sie schockiert an. "Hier also auch? Wie lange denn schon?" Schwarzstreif sah seinen alten Freund traurig an. "Seit circa einem Mond brechen sie den Boden auf und seit zwei Monden stellen sie Fallen auf und entführen sowohl Katzen als auch andere Tiere. Sei es nun Beute oder Räuber, das ist denen anscheinend egal. Bei uns hat es bereits Wolkenflug und Natternfell erwischt." "Das ist ja fürchterlich! Bei uns haben sie zum Glück keine Fallen aufgestellt." Die Katzen schwiegen einen Moment lang, ehe Schwarzstreif nach hinten schaute. "Rauchpfote! Komm einmal her. Hier ist jemand der sich sicher freuen wird dich zu sehen." Weizenpelz sah auf als der graue Kater langsam aus dem Unterholz hervor kam. "Das ist doch nicht Rauchjunges, oder?! Besser gesagt Rauchpfote! Du bist ja so gewachsen!" Der Schüler sah ihn verwirrt an. Mohnpelz deutete ihm, dass er noch etwas Näher kommen sollte. "Das ist Weizenpelz, Spechtfeders Bruder. Also dein Onkel. Er hat den Clan verlassen als du noch nicht einmal die Augen geöffnet hattest. Naja, verlassen trifft es wohl nicht ganz." Der Krieger funkelte Ratte vorwurfsvoll an. Dieser sah leicht schuldbewusst weg, richtet aber seinen Blick schnell wieder auf Rauchpfote, der gerade mit Weizenpelz redete. "Bitte richte Spechtfeder schöne Grüße aus. Ich vermisse sie und den Clan immer noch." Im Lager war die Stimmung wie in letzter Zeit sehr angespannt. Durch die Zweibeiner gab es immer weniger Beute und gleichzeitig mussten immer mehr Katzen bei den Patrouillen dabei sein. Bei der Jagd gab es nun Jäger und die sogenannten Späher. Diese hatten die Aufgabe nach den Fallen ausschau zu halten und die Jäger zu warnen, wenn sie in die Näher von einer kamen. Die ganze Situation war für jeden Clan schwer, was nicht selten zu Streitereien führte. Immerhin kam bis jetzt noch keiner ohne Verluste hinweg. Der Gewitterclan hatte eine Schülerin verloren, der Himmelsclan zwei Krieger, ebenso wie der Bachclan. Keiner Katze war es gestattet alleine das Lager zu verlassen. Besonders auf die Junge wurde sehr stark acht genommen, was den Nachwuchs sehr störte. Fuchsjunges, Flammenjunges und Tupfenjunges sind inzwischen vier Monde alt und nur noch schwer zu bändigen. Der Lagerwall wurde täglich auf Lücken geprüft, damit sie sich nicht davonschleichen konnten. Nach dem Ausbruch von den jetzigen Schülern waren einige Katzen sehr empfindlich geworden. Farnfuß organisierte üblicherweise die Prüfung des Walles. Im Moment saß sie aber zusammen mit Stachelpfote und sah sehnsüchtig zu Stachelherz hinüber. Die Katzen sahen auf, als Dornenfell und Mauseschweif ins Lager kamen. Die zwei Himmelsclankatzen sahen sich kurz um, ehe sie zu Schwarzstreif gingen. "Wo ist Sturmstern? Wir müssen mit ihm reden." Der Zweite Anführer sah sie kurz prüfend an, ehe er aufstand und zur Silbertanne ging. Er vergewisserte sich, dass die Zwei ihm auch folgten und trat wie immer ungefragt ein. "Wir haben Besuch." Sturmstern sah auf und seine Mine wurde sofort ernst. "Um was geht es?" Dornenfell neigte höflich den Kopf, ehe sie anfing zu erzählen. "Der Plan wird morgen in die Tat umgesetzt. Flammenstern erwartet euch gegen Sonnenhoch an der Mondsenke." Der Anführer wechselte einen kurzen Blick mit Schwarzstreif. "Ist es klug gerade jetzt anzugreifen? Immerhin wissen wir nicht, wo die Fallen im Territorium des Gewitterclans sind." Mauseschweif beantwortete ohne zu zögern die Frage des Anführers: "Flammenstern dachte sich bereits, dass ihr so denken würdet. Sie selbst sagt, dass wir nur darauf achten müssen, wo die Gewitterclankatzen hingehen und welche Orte sie meiden. Und bringt Federsturm nicht mit. Man kann nie wissen, ob er nicht die Fronten wechseln wird." Schwarzstreif meldete sich nun ebenfalls zu Wort: "Federsturm ist ein loyaler Kater. Natürlich hat er den Clan gewechselt, aber er wurde von Krallenstern verbannt. Er würde uns nicht verraten. Wir sind das einzige, dass er noch hat. Ihm geht seine Familie über alles, das sieht man immer wieder." "Ist ja schon gut, aber Schwarzstreif, du musst bedenken, dass er auch Familie im Gewitterclan hat. Er würde sich zwischen den Familien entscheiden müssen. Da wäre es doch besser, wenn er stattdessen das Lager bewacht. Findet ihr nicht auch?" Schwarzstreif und Mauseschweif funkelten sich gegenseitig an. "Also, wir haben die Nachricht überbracht. Es wird langsam wieder Zeit zu gehen, findest du nicht auch, Mauseschweif?" Dornenfells Stimme ließ kein nein als Antwort durchgehen. Als die Beiden das Lager verlassen hatten, wandte sich Schwarzstreif zu Sturmstern. "Flammenstern geht mir inzwischen gehörig auf die Nerven. Jetzt sagt sie auch schon, welche Krieger wir mitnehmen sollen." Sturmstern seufzte. Sein Blick ließ keinen Zweifel zu, dass er es ebenfalls zuwider fand. "Wir stehen nunmal in Flammensterns Schuld. Aber stellen wir lieber erstmal den Kampftrupp zusammen." Als es kurz vor Sonnenhoch war versammelte Sturmstern die Katzen um sich. Gestern hatte er bereits gesagt, wer Teil des Kampftrupps war, damit sich die Katzen vorbereiten konnten. Windfell, Stachelherz, Farnfuß, Distelschweif, Schattenpelz, Schattenfeuer, Streifenpfote, Stachelpfote und Amselpfote reihten sich neben Schwarzstreif und Sturmstern ein. Die Katzen liefen schnell zur Mondsenke, wo sie der Himmelsclan bereits erwartete. Flammenstern trat aus der Gruppe hervor und neigte höflich den Kopf vor Sturmstern. "Es freut mich zu sehen, dass ihr pünktlich seid. Überwiegend pünktlich. Etwas früher hätte nicht geschadet, aber das bringt den Plan auch nicht durcheinander. Wenn wir gerade davon reden, möchte ich euch gleich unterweisen." Mit einer Schweifbewegung rief sie Wespenstachel zu sich, der die Nachtclankatzen misstrauisch begutachtete. "Ihr werdet den ersten Angriff durchführen. Es trifft sich gut, dass ihr eine größere Gruppe habt, obwohl das Mauseschweif und Dornenfell vergessen hatten zu erwähnen." Die Anführerin schaute kurz zurück in ihre eigene Gruppe, wo sich Mauseschweif bei dem Blickkontakt kleiner machte. "Der Himmelsclan wird später zum Kampf dazustoßen. Ihr habt doch nichts dagegen, wenn das gewonnene Territorium allein uns zugeschrieben wird, oder? Immerhin haben wir auch keinen Anspruch auf das Gebiet gewonnen, das ihr vom Bachclan gewonnen habt." Sturmstern nickte zustimmend. "Das hört sich gerecht an. Aber was wird danach aus unserem Bündnis? Unsere Ziele sind danach erreicht." Wespenstachel trat vor und sah Flammenstern kurz an. Nachdem sie nickte, fing er an zu sprechen: "Du hast vollkommen recht, unser Bündnis wird nach dem Kampf nicht mehr benötigt. Ich schlage vor, dass es aufgelöst wird und wir wie zuvor weitermachen." Alle Katzen nickten zustimmend und so war es beschlossen. Sturmstern wandte sich noch einmal zu Flammenstern. "Du hast doch sicher auch schon geplant von wo aus wir angreifen sollen, oder?" Die rote Katze nickte als sie aufstand. "Natürlich. Geht einfach von hier aus in ihr Territorium. Es würde doch auffallen wenn ihr von unserer Seite aus angreift." Schwarzstreif drehte sich zu der Katze um und musterte sie skeptisch. "Du meinst wohl noch mehr als ohnehin schon, oder? Immerhin greifen wir aus ihrer Sicht aus ohne Grund an." Wespenstachel funkelte den Kater leicht wütend an. "Das lässt sich nicht vermeiden. Besonders zu so einer Zeit muss man doch mit allen rechnen, oder?" Flammenstern stellte sich schnell zwischen die Beiden und sah beide abwechselnd direkt an. "Es wird langsam Zeit. Nach dem Kampf könnt ihr euch immer noch so viel streiten wie ihr wollt." Kapitel 72: Chaos ----------------- Als die Nachtclankatzen an der Gewitterclangrenze ankamen sahen sie Sturmstern erwartungsvoll an. Der Anführer trat über die Grenze und hob seinen Schweif. Er prüfte mit den Augen das Gebüsch. Ob sie bereits beobachtet wurden? "Nachtcan, folgt mir in diesen Kampf," etwas leiser fügte er hinzu: "Es wird vorerst der letzte sein. Hoffentlich." Der Anführer hatte ein mulmiges Gefühl, musste aber für seinen Clan mit starken Schritten vorangehen. Wenn seine Katzen merkten, dass er nervös war, würden sie nur seine Gefühle übernehmen. Als er sich umsah, bemerkte er, dass Schwarzstreif dicht hinter ihm ging. Der Zweite Anführer prüfte konzentriert die Gegend, fand aber genug Zeit um Sturmsterns Blick zu erwidern. Er stellte die Ohren nach vorne, als ein Zweig knackte. Ein Ast gab leicht nach und seine Blätter raschelten. Die Nachtclankatzen rückten instinktiv näher zusammen. Von Federsturm hatten sie erfahren, dass der Gewitterclan von den Bäumen aus angriffen oder Hilfe holten. Jeder Schüler übte immer zuerst das Klettern, das lag ihnen im Blut. Dennoch erschien Adlerflügel begleitet von zwei weiteren Kriegern vor ihnen. Ihr goldbraunes Fell plusterte sie auf, aber trotzdem wirkte ihr Blick nicht sehr feindselig. "Was führt dich hierher, Sturmstern? Der Anzahl deiner Katzen nach willst du wohl nicht nur reden." Der Anführer sah sie leicht verwirrt an. Die Zweite Anführerin des Gewitterclans merkte dies sofort. "Wir sind in der Unterzahl. Ihr seid immerhin mit dem Himmelsclan verbunden. Ein Kampf wäre aussichtslos. Wir verlieren, sobald der Himmelsclan hinzu stößt. Deswegen ist es das beste für alle, wenn wir das Territorium ohne Kampf abgeben. Zurückholen können wir es uns jederzeit." Sturmstern hatte sich inzwischen wieder halbwegs gefangen und sah Adlerflügel misstrauisch an. "Du kommst also extra hierher um uns das zu sagen? Hast du das mit Schneestern abgesprochen, oder handelst du in eigenem Interesse?" Die Zweite Anführerin wechselte kurz einen Blick mit Schwarzgesicht. Die Kriegerin trat einen Schritt weiter auf den Nachtclan zu. "Es ist offensichtlich, dass wir nicht kämpfen wollen. Zu so einer Zeit braucht man seine ganze Kraft um gegen Zweibeiner zu bestehen." Schwarzstreif mischte sich nun ebenfalls ein. "Du weichst der Frage aus. Habt ihr den Befehl von Schneestern bekommen oder nicht?" Der rote Krieger, der links von Adlerflügel stand, verlor langsam die Geduld. "Ja haben wir. Also nehmt euch diesen Teil des Territoriums." Schwarzstreif trat fauchend vor. "Ihr lügt doch! Schneestern würde niemals kampflos Territorium hergeben! Was plant ihr?" Die Kriegerinnen sahen leicht genervt zu Fuchsschweif. "Danke Fuchsschweif, du hast uns verraten. Aber na schön, natürlich will Schneestern das Territorium nicht kampflos aufgeben. Es ist nämlich so, dass wir mitbekommen haben, dass zwei Himmelsclankatzen in euer Territorium gekommen sind. Da ihr bereits gegen den Bachclan gemeinsam gekämpft habt war es nur eine Frage der Zeit, bis wir dran sind. Also hat sich ein Krieger in einem Baum versteckt und euren Plan abgehört. Natürlich haben wir schon im vorhinein einen Gegenplan geschmiedet. Wir brauchten nur noch eure Strategie und die bekamen wir schnell genug. Die Fallen hatten einen Vorteil: Ihr seid langsam und vorsichtig gegangen. So hatte unser Spion genug Zeit um uns Bescheid zu sagen." Schwarzgesicht stolzierte etwas weiter auf Sturmstern zu, drehte aber wieder um und stellte sich in die Nähe eines Baumes. "Wir Drei hatten lediglich eine Aufgabe, die bereits erfüllt ist. Während wir hier mit euch reden um Zeit zu schinden greift der Rest den Himmelsclan an. Wir werden dann auch mal zur Schlacht dazustoßen." Ohne ein weiteres Wort machte sie einen Satz und war auf dem Baum oben. Die zwei anderen taten es ihr gleich und so sprangen sie von Ast zu Ast in drei verschiedene Richtungen weg. Die Katzen sahen sich kurz irritiert an, ehe Sturmstern ihnen befahl sofort kehrt zu machen um dem Himmelsclan zu helfen. Als sie den Kampfgeräuschen näher kamen, verschnellerten die Katzen ihre Schritte. Ohne zu zögern warfen sie sich in den Kampf, gerade noch rechtzeitig, da der Himmelsclan bereits fast besiegt war. Schwarzstreif achtete darauf, dass er immer in der Nähe von Sturmstern war, da er keine Lust darauf hatte, noch näher am Anführerdasein zu sein als ohnehin schon. Gemeinsam mit Mauseschweif wehrte er Blumenherz und Igelpelz ab. Er selbst musste einen Großteil des Kampfes übernehmen, da die Himmelsclankriegerin bereits am Ende ihrer Kräfte war. Der Gewitterclan allerdings war auch bereits erschöpft. Schwarzstreif drückte Blumenherz zu Boden. Auf Dauer würden sie definitiv gewinnen. Hinter sich hörte er, wie sich Schneestern fauchend auf Flammenstern und Sturmstern stürzte. Die Drei Anführer rangten miteinander ohne Gnade. Einzig Flammenstern schien sich etwas zurück zu halten. Immer wieder wanderte ihr Blick über die Grenze hinweg. Die Katzen kämpften bereits eine Weile, als auf einmal Schritte aus dem Unterholz zu hören waren. Diejenigen, die nahe bei der Grenze standen sahen verwirrt in den Wald hinein. Plötzlich sprang Pantherstern auf die kleine Lichtung und stürzte sich in den Kampf. Seine Krieger, die dicht hinter ihm waren, taten es ihm gleich. Schwarzstreif sah überrascht auf, als sich alle Clans auf dem Schlachtfeld befanden und kämpften. Er fauchte wütend, als Mauseschweif auf ihn stürzte. "Was machst du denn?!" Der Himmelsclankrieger versuchte den größeren Kater zu Boden zu stürzen, was Igelpelz und Blumenherz nutzten um sich andere Gegner zu suchen. "Ihr hattet wirklich keine Ahnung, oder? Aber ich verrate nichts." Schwarzstreif ließ sich knurrend nach hinten fallen und stieß dem Krieger mit aller Kraft seine Hinterbeine in den Bauch. Dieser krümmte sich vor Schmerzen, wurde aber sofort von Schwarzstreifs Krallen bearbeitet. Flammenstern beugte sich über Sturmstern. "Ihr habt nun ausgedient. Es tut mir ja schon ein bisschen leid, aber es war von Anfang an so geplant." Der graue Kater versuchte sie abzuwerfen, was ihm auch gelang, aber er wurde sofort von Schneestern umgeworfen. Schwarzstreif wollte ihm zu Hilfe eilen, wurde aber von Sonnenfell aus dem Gewitterclan und Frostzahn aus dem Himmelsclan davor abgehalten. Die Zwei bekämpften sich aber selbst gegenseitig. Es war das absolute Chaos. Amselpfote kämpfte Seite an Seite mit Stachelpfote gegen einen Krieger aus dem Gewitterclan. Auf einmal lief er weiter in das Unterholz und wurde sogleich von den zwei Schülerinnen verfolgt. Der Krieger machte einen Satz und sprang über einen niedrigen Busch hinweg. Stachelpfote wählte den Weg durch das Gestrüpp, als ein eigenartiges Geräusch zu hören war. Hinter ihr hatte sich der Weg durch ein Gitter versperrt. Als sie erkannte, dass sie in einer Zweibeinerfalle gefangen war, versuchte sie sich verzweifelt zu befreien. Amselpfote sah sie für einen Moment schockiert an, kam dann aber langsam näher auf ihre Kameradin zu. Diese erwiderte ihren Blick ängstlich. "Amselpfote, komm nicht näher! Wer weiß, ob du dann auch noch gefangen wirst." Die schwarze Katze blieb widerwillig da wo sie war. "Aber irgendwas muss ich doch tun können!" Stachelpfote, die sich inzwischen ein wenig beruhigt hatte, sprach mit trauriger Stimme: "Richte bitte eine Nachricht für mich aus. Wärst du so lieb? Sag Stachelherz, dass er nicht ewig wegen Schwarzjunges trauern soll. Wir vermissen ihn alle, aber er soll sich bitte wieder mit Farnfuß vertragen. Das wünschen Streifenpfote und ich uns von ganzem Herzen." Die zwei Schülerinnen sahen sich bedrückt an. Amselpfote musste mit dem Drang kämpfen, einfach zu Stachelpfote zu laufen. Fast schon nebensächlich hörte sie, wie Sturmstern zum Rückzug rief. Aber Amselpfote realisierte die Worte nicht. Es war, als würden die Worte ihre Bedeutung verlieren. "Bitte zieh dich zurück, Amselpfote. Du sollst nicht auch noch in irgendeine Falle geraten. Es reicht, wenn ich hier bin." Die Schülerin wollte sich weigern, aber Stachelpfote sah sie durchdringend an. Amselpfote ging langsam rückwärts zurück zur Lichtung, bei der immer noch die Hölle los war. Als sie sich umsah bemerkte sie, wie einige ihrer Clankameraden zwischen den Büschen verschwanden. Eilig lief sie ihnen hinterher. Der Clan versammelte sich knapp hinter ihrer eigenen Grenze. Die Stimmung war sehr angespannt. viele hatten bis zum Schluss nicht realisiert, dass sich der Himmelsclan bereits im vorhinein mit dem Bachclan verbündet hatte. Amselpfote ging nun leicht ängstlich zu Schwarzstreif, da sie nicht den Mut hatte, Stachelpfotes Familie die schlechte Nachricht allein zu überbringen. "Schwarzstreif, ich- ich weiß nicht wie ich es am besten sagen soll, aber ich brauche deine Hilfe bei etwas." Der Zweite Anführer forderte sie mit einer einfachen Geste auf weiter zu reden. "Ich muss Stachelherz und Farnfuß eine Nachricht überbringen. Von Stachelpfote. Ihre letzte Nachricht." Schwarzstreifs Augen weiteten sich ein wenig, als er die Worte seiner Schülerin realisiert hatte. "Ist sie...?" "Nein, aber da war eine Zweibeinerfalle. Ich könnte nichts machen um ihr zu helfen." Inzwischen schluchzte die Schülerin bitterlich und die Zwei wurden bereits fragend angestarrt. Der Kater beugte sich nun etwas zu ihr herab und sprach leiser als zuvor: "Ich verstehe dich, aber bist du sicher, dass du meine Hilfe willst? Ich mache die Situation für gewöhnlich nur noch Schlimmer als sie schon ist." Die Schülerin nickte langsam. Schwarzstreif stand seufzend auf und legte seinen Schweif tröstend um ihren Körper. "Na dann komm, am besten wir sagen es ihnen jetzt gleich." Kapitel 73: gelbe Augen ----------------------- "Willst du es zuerst Stachelherz oder Farnfuß sagen? Am besten gehen wir überhaupt erst zu Sturmstern." Schwarzstreif sah seine Schülerin auffordernd an. Diese erwiderte den Blick nun etwas gefasster. Verneinend schüttelte sie den Kopf. "Sie wären nur gekränkt, wenn sie es nicht als erstes erfahren würden." Ihr Mentor nickte knapp und sah sich um. Sie waren immer noch knapp hinter der Grenze. Sturmstern hatte alle hier versammelt und nun ruhten sie sich noch ein wenig aus oder versorgten einige Wunden notdürftig mit Spinnenweben. Etwas weiter hinten entdeckte er Farnfuß und Streifenpfote, die sich suchend umschauten. Als sich ihre Blicke trafen bedeutete er ihr mit einer einfachen Geste, dass sie zu ihm kommen sollte. Als sie aufstand und einen Weg in seine Richtung suchte sah sich Schwarzstreif weiter nach Stachelherz um. Der Krieger lag etwas abseits und leckte ein paar Wunden sauber. Schwarzstreif bedeutete Amselpfote, dass sie warten solle wo sie war. Er selbst ging zu Stachelherz hinüber. "Komm mal kurz mit. Amselpfote muss dir etwas sagen." Der graue Krieger sah ihn zwar leicht genervt an, stand aber ohne Widerworte auf. Kurz darauf sahen die Zwei Amselpfote auffordernd an. Diese lehnte sich ein wenig mehr zu Schwarzstreif. "Es tut mir so leid. Im Kampf haben Stachelpfote und ich einen Krieger verfolgt und dann... ist sie in eine Zweibeinerfalle geraten." Die Eltern der Schülerin sahen sich schockiert an. Beide teilten die Trauer um den Verlust ihres zweiten Kindes. "Ich hätte sie beschützen sollen anstatt allein zu kämpfen. Ich hätte es verhindern können..." Stachelherz schien in einer eigenen Welt zu sein. Amselpfote, die mit Vorwürfen ihr gegenüber gerechnet hatte, sah ihn schüchtern an. "Ich habe noch eine Na- Nachricht von ihr. Sie wollte, dass du nicht mehr um Schwarzjunges trauerst sondern weitermachst. Stachelpfote hat sich über alles gewünscht, dass ihr euch wieder versteht." Stachelherz stand ohne ein Wort auf. Sein Blick schien nichts zu fokussieren. Langsam setzte er einen Schritt vor den anderen und entfernte sich so von der Gruppe. Farnfuß dagegen starrte einfach nur auf den Boden und kämpfte stumm mit ihren Gefühlen. Schwarzstreif stand leise fluchend auf und lief Stachelherz hinterher. Wenn er so durch den Wald ginge wäre es nur eine Frage der Zeit bis er ebenfalls gefangen würde! Als Schwarzstreif seinen Clankameraden eingeholt hatte stellte er sich ihm sofort in den Weg. Stachelherz sah überrascht auf, als er in den Kater hineinlief. "Was willst du?" In seiner Stimme schwang Hass und Abscheu mit. Etwas, das vor Monden gang und gebe bei ihm war. "Aufpassen, dass du in keine Falle gerätst." Schwarzstreif suchte seinen Blick, der aber starrte überall hin außer auf den Zweiten Anführer. "Geh schon weg. Selbst wenn ich gefangen werde ist es mir egal. Ich sehe keinen Nachteil darin." "Was wird dann aus deiner Familie? Aus Farnfuß und Streifenpfote? Sie würden dann nicht nur Stachelpfote sondern auch dich am gleichen Tag verlieren." Stachelherz sah ihm nun endlich in die Augen. Es brauchte keine Worte mehr, denn beide wussten, dass Schwarzstreif diese Gefühle nur zu gut kannte. "Ich hasse dich so sehr." Schwarzstreif sah ihn fragend an. Es stimmte. Seit er denken konnte, hasste Stachelherz ihn. "Warum eigentlich?" Der Kater sah leicht beschämt zu Boden. "Am Anfang wollte ich dich eigentlich nur etwas ärgern. Aus einem Impuls heraus, wenn du verstehst." Schwarzstreif bohrte seine Krallen in den Boden um sich im Zaum zu halten. "Nein, ich verstehe eben nicht. Du hast mich nicht geärgert, sondern auf meinem Bruder herum gehackt.2 Stachelherz musste den Blick abwenden. Instinktiv machte er sich etwas kleiner. "Ich weiß, das es nichts bedeutet, aber ich bereue es wirklich. Ich weiß gar nicht mehr, was ich mir dabei gedacht habe." Schwarzstreif schnaubte: "Du hast recht, es bedeutet gar nichts." Er wollte noch etwas sagen, verkniff es sich allerdings. Der Kater musste im Moment bereits genug durchmachen. Stachelherz nickte langsam. "Wir beide haben viel verloren. Aber ich hasse dich, weil du stark genug warst allein weiter zu machen. Mir saß ständig Pinienstern im Nacken. Er wollte mich wohl zum perfekten Krieger machen und als solcher hat man anscheinend keine Zeit um richtig zu trauern. Du dagegen konntest dein Training schleifen lassen solange du wolltest." Schwarzstreif ging auf das Gesagte nicht ein. "Lass uns zurückgehen und unsere Wunden von einem Heiler versorgen. Dann kannst du mit Farnfuß über deine... Probleme reden. Sie kann dir dabei sicher besser helfen als ich." Stachelherz sah zwar nicht ganz begeistert aus folgt ihm jedoch wieder zurück zum Lager. Weißflamme hatte alle mühe mit der Behandlung der Katzen. Nicht nur musste er den Großteil selbst erledigen, er musste auch Falkenpfote überwachen. Der Heilerschüler verwechselte immer wieder die Kräuter und würde alles nur noch schlimmer machen, wenn Weißflamme nicht so aufmerksam wäre. Oft dachte er, dass er ohne seinen Schüler schneller und effizienter wäre. Unter normalen Umständen hätte Weißflamme Sturmstern schon längst gefragt, ob es nicht besser für Falkenpfote wäre wenn er nicht zum Krieger ausgebildet werden würde. Die Last eines Heilers passte einfach nicht zu dem Gefleckten. Aber der Sternenclan sprach nunmal zu ihm. Und das musste doch einen Grund haben. Weißflamme wusste bis heute nicht, warum der Sternenclan ihn ausgewählt hatte. Vielleicht hatte es auch nur den Grund, dass er Amselschwinges Schüler sein konnte bevor dieser starb. Der Heiler dachte immer wieder gerne an seinen Mentor zurück, mit dem er sich oft an Halbmonden traf. Aber immer wenn er an die schönen Zeiten dachte, glitten seine Gedanken immer wieder zu dem schicksalhaften Tag. Sie wollten Kräuter sammeln gehen. Es war ein ganz normaler Tag, außer das er den Fuchsbau nicht bemerkte. Amselschwinge dagegen sah den Fuchs, der hinter Weißflamme auftauchte, früh genug. Der jetzige Heiler merkte nur, wie ihn sein Mentor zur Seite stieß. Als er aufsah musste er mit anblicken, wie der Kater schlaff im Maul des Fuchses hing. Dieses Bild verfolgte ihn immer noch in seinen Träumen. Das einzige, was er in dem Moment tun konnte war sich selbst zu retten. Als Heiler wusste er, wie eine tote Katze aussah. Dennoch machte sich Weißflamme bis heute Vorwürfe. Warum hat er den Fuchs nicht früher bemerkt? Warum hatte es nicht ihn erwischt? Warum war er so feige gewesen und ist weggelaufen? Amselschwinge hätte noch am Leben sein können. Er hätte seinen Mentor retten können. Tief in seinem Inneren wusste Weißflamme zwar, das es die richtige Entscheidung gewesen ist, aber er wollte es nicht wahrhaben. Sein Mentor war vor seinen Augen gestorben und er konnte nichts ausrichten. Weißflamme sah traurig zu Falkenpfote, der gerade nachdenklich auf zwei Kräuter starrte. "Thymian wirst du nicht brauchen, Falkenpfote. Schattenpelz steht allen Anschein nach nicht unter Schock." Der Heilerschüler sah erschrocken auf, nickte aber verstehend. Weißflammes Blick ruhte noch etwas länger auf seinem Schüler, bis er sicher war, dass er die Große Klette richtig anwendete. Der Heiler widmete sich wieder seinen eigenen Patienten, als Schwarzstreif dicht gefolgt von Stachelherz ins Lager kam. Er sah den grauen Krieger mitleidig an, da Sturmstern bereits gesagt hatte, was mit seiner Tochter passiert war. Mit Sicherheit war Stachelpfote nicht die einzige, die in dieser Schlacht in eine Falle geraten ist. Die Zeiten waren schwer. Sonst kamen die Zweibeiner nur vereinzelt, jetzt aber kamen sie in Horden und rissen den Erdboden auf oder versteckten Fallen. Erst neulich hatte er einen Hasen in solch einer gefunden. Die Zweibeiner nahmen vor nichts Rücksicht. Der Heiler machte sich an die Behandlung des Zweiten Anführers. Seine Wunden waren nicht sehr tief, was ihn überraschte. Sonst kam Schwarzstreif immer ganz knapp mit dem Leben davon. Eines war klar, dieser Kater war ein Überlebenskünstler. Weißflamme musste zusammen zucken, als er eine Prophezeiung erhielt. Er sah vor sich einen braunen Kater stehen. Überrascht erkannte er Pinienstern. Hinter dem alten Anführer reihten sich noch mehr Katzen auf. Ohne sie zu kennen, wusste Weißflamme wer sie waren. Alle Anführer, die der Nachtclan jemals gehabt haben standen hier in einer Reihe. Nun bemerkte er auch, dass sich vor Pinienstern eine neue Gestalt bildete. Sturmstern. Nach einer Zeit stand der jetzige Anführer ebenfalls bei den anderen. Als das vollendet war, erschien für den Bruchteil einer Sekunde Schwarzstreifs Gestalt. Doch bevor sie richtig anwesend war, fiel Weißflamme plötzlich. Über sich sah er gelbe, kalte Augen. Als er wieder stehen konnte, bemerkte er, dass er über der Mondsenke schwebte. Erstaunt sah er auf den Platz hinab, an dem sich die vier Clans immer bei Vollmond versammelten. Aber etwas war anders. Überall lagen tote Katzen. Blut sickerte von allen Seiten in den Boden und färbten ihn Rot. In der Mitte stand ein Kater und sah sich um. Schwarzstreif. Weißflamme wurde von einem Blitz geblendet und als er wieder sehen konnte, waren nur noch die gelben Augen da. Nur diesmal starrten sie nicht den Heiler an. Vor ihm bildete sich die Gestalt einer braunen Katze, die den Blick erwiderte. Links und Rechts erschienen nun ebenfalls zwei Katzen. Drei Katzen, eine Braune, eine Sandfarbene und eine Rote starrten zu den gelben Augen hinauf. Weißflamme kam wieder zu sich und starrte auf Schwarzstreifs Pelz. Was hatte das alles nur zu bedeuten? Wird Schwarzstreif etwa das Ende des Nachtclans oder sogar aller Clans einleiten? Er erinnerte sich daran, dass Amselschwinge den Zweiten Anführer damals sehr verstört angestarrt hatte. Ob er die gleiche Prophezeiung erhalten hatte? Weißflamme zuckte zusammen, als Schwarzstreif ihn mit seinen gelben Augen fragend ansah. Kapitel 74: Wahrheit -------------------- Spechtfeder sah nachdenklich zum Himmel. Er klarte gerade auf, da es gerade erst aufgehört hatte zu regnen.. In letzter Zeit ging es immer stressiger zu. Die Zweibeiner, die inzwischen teilweise nicht einmal mehr aus ihren Löchern herauskamen und die Fallen waren nicht das einzige Problem. Seit dem großen Kampf, wie der Zusammenstoß aller Clans genannt wird, sind alle Clans auf Kriegsfuß. Der Gewitterclan und der Nachtclan trauten niemanden mehr und auch zwischen dem Bachclan und dem Himmelsclan schien es Spannungen zu geben. Wenn sich Grenzpatrouillen trafen waren mörderische Blicke noch das glinpfligste, mit dem man davon kommen konnte. Nicht selten kam es zu kleineren Auseinandersetzungen. Spechtfeder wollte gar nicht erst wissen wie die nächste Große Versammlung ablaufen würde. Am liebsten würde sie im Lager bleiben. Nur der Sternenclan wusste, ob sich die Clans jemals wieder beruhigten. Noch waren die Kampfwunden frisch. Gerade erst einige Tage alt. Aber Spechtfeder hatte auch eigene Sorgen. Sie stand Amselpfote so gut es ging zur Seite. Die Schülerin machte sich immer wieder Vorwürfe wegen Stachelpfote. Farnfuß, Stachelherz und Streifenpfote waren nicht einmal wütend auf sie. Jede Katze musste es akzeptieren, dass es aus den Fallen keinen Ausweg mehr gab. Es hatte schon viel zu viele Katzen erwischt. Wenn sie zurück dachte fielen ihr allein aus den anderen Clans spontan bereits Steinkralle, Schlangenzahn, Silberpfote und Blütenregen ein. Dabei waren es weitaus mehr. Sie sah auf, als Federsturm zu ihr trat. "Du wolltest mit mir reden?" Der Krieger sah seine Gefährtin wie immer mit einem liebevollen Lächeln an. "Ja, aber können wir außerhalb des Lagers reden?" Spechtfeder sah ihn bittend an. Federsturm schaute kurz über seine Schulter nach hinten, wo Ampferpfote ungeduldig wartete. "Ich wollte eigentlich Ampferpfote trainieren. Aber das kann wohl warten, wenn es etwas Dringendes ist." Er drehte sich nun ganz um und bedeutete seiner Schülerin mit einer einfachen Geste, dass sie warten sollte. Diese sah alles andere als begeistert aus. "Na schön, gehen wir. Die Zwei gingen gemütlich aus dem Lager hinaus und suchten sich einen ruhigeren Platz. Spechtfeder wollte gerade etwas sagen, als eine Maus vorbei huschte. Federsturm richtete seinen Blick auf den Nager. "Ich weiß, dass du mir etwas sagen willst, was für dich wichtig ist, aber fangen wir zuerst die Maus?" Spechtfeder war zwar ein wenig enttäuscht, aber sie verstand ihn ja. Ihr Gefährte bemühte sich immer mehr als alle anderen bei seinen Aufgaben. Dafür bewunderte sie ihn. "Natürlich. Der Clan braucht immerhin Frischbeute." Ohne ein weiteres Wort teilten sie sich auf. Diese Jagdtechnik beherrschten die Zwei im Schlaf. Während sich Federsturm eine Fuchslänge hinter die Beute schlich bezog Spechtfeder ihre eigene Stellung und wartete, bis Federsturm die Beute entweder fing oder verscheuchte. Die Kriegerin trat noch einen Schritt nach hinten, damit sie sich im Schatten des Busches verstecken konnte, als sie etwas bemerkte. Die Blätter des Busches fühlten sich nicht natürlich an. Sie brauchte nicht lange um zu realisieren, was es war. Die Maus war direkt vor der Falle. Spechtfeder wollte ihren Gefährten warnen, doch der sprang bereits. Sie sah, wie er auf die Maus und somit auch auf die Falle zuflog. Instinktiv sprang Spechtfeder auf und warf sich gegen Federsturm, um seine Flugbahn zu ändern. Durch den Gegenschwung wurde sie etwas zurück geworfen und landete auf dem nassen Boden. Ohne es verhindern zu können rutschte sie ungeschickt nach hinten. Direkt in die Falle. Als sie sich wieder fing und nach vorne sah, blickte sie in Federsturms erschrockenes Gesicht. Der Kater stand ungeschickt auf und lief zu ihr. "Spechtfeder! Spechtfeder!" Er blieb dicht vor der Falle stehen und versuchte verzweifelt einen Weg zu finden, wie er sie retten könnte. Spechtfeder trat kraftlos zu ihm. Sie sahen sich einen Moment lang in die Augen, ehe sie sich beide an das Gitter drückten um sich zu berühren. "Warum?" Seine Stimme klang nicht vorwurfsvoll oder wütend. Nur kraftlos und besorgt. "Ich wollte nicht, dass es dich trifft. Ich weiß, es ist selbstsüchtig von mir." In der Ferne konnte man die schweren Schritte eines Zweibeiners hören. Unglücklicherweise war anscheinend gerade einer in der Nähe gewesen. "Was soll ich nur ohne dich tun? Ich habe so viel aufgegeben für dich. Natürlich bereue ich nichts. Jederzeit würde ich mich gleich entscheiden, aber jetzt werden wir so getrennt." Schluchzend drückte er sich noch mehr gegen Spechtfeder. Sie erwiderte es und dachte angestrengt darüber nach was ihre letzten Worte an ihn wären. Spechtfeder war sich nicht sicher, ob sie es ihm sagen sollte. Das, warum sie eigentlich hier waren. Ihre Gedanken schweiften zu den ungeborenen Jungen, die sie in ihrem Bauch trug. Nein. Das würde seine Trauer nur vergrößern. Lieber sollte er in Ungewissheit nur um sie trauern, als wenn er sich auch noch um ihren zweiten Wurf, den er niemals kennenlernen würde, sorgt. Die Schritte wurden immer lauter. "Federsturm, bitte, lebe. Kümmer dich weiterhin so gut um unsere Jungen. Rauchpfote und Amselpfote werden dich brauchen." Sie entzog sich nun der Berührung und Federsturm sah ihr in die Augen. "Sie brauchen dich noch mehr. Ich kann dich nicht ersetzen." Spechtfeder versuchte verzweifelt mit fester Stimme zu reden und halbwegs zu lächeln. Er sollte sie mit keinem traurigem Gesicht in Erinnerung behalten. "Das musst du auch nicht. Sei ihnen einfach weiterhin ein guter Vater. Und jetzt geh, bitte. Geh, bevor du auch noch gefangen wirst. Tu es bitte für mich." Federsturm musste seine Beine dazu zwingen, sich zu Bewegen. Alles sträubte sich, jetzt wegzugehen. Aber er musste. Völlig verzweifelt sprang er in einen Busch und kauerte da, den Blick auf Spechtfeder gerichtet. Ein Zweibeiner kam und hob die Falle mit seiner Geliebten darin auf und ging weg. Spechtfeder sah ihn bis zum letzten Moment lang an. Er konnte sehen, dass sie versuchte stark zu sein. So etwas konnte er nicht. Aber nun musste er es versuchen. Mit zittrigen Schritten lief er zum Lager zurück und verfluchte seinen Ehrgeiz. Hätte er nicht darauf bestanden, die Maus zu jagen, wäre Spechtfeder jetzt noch bei ihm. Weißflamme streifte durch den Wald auf der Suche nach Kräutern. Falkenpfote tappte hinter ihm her, war aber mit seinen Gedanken nicht bei der Sache. Der Heiler war das inzwischen bereits gewohnt, ärgerte sich aber dennoch darüber. Allerdings wusste er, dass es keinen Unterschied machen würde, wenn er etwas sagte. Nach kurzer Zeit wäre er schon wieder in seiner eigenen Gedankenwelt. Der Heiler sah über die Grenze und entdeckte in der Nähe des aufgerissenen Bodens einen Strauch Beinwell. Er bedeutete seinem Schüler, dass er warten solle, obwohl er nicht wusste, ob er das überhaupt mitbekam. Er schlich vorsichtig über die Wiese und blieb bei dem Strauch stehen. Aus Neugier heraus schielte er in den Graben hinein, den die Zweibeiner gemacht hatten. Darin liefen ein paar Zweibeiner geduckt auf und ab. Plötzlich merkte er, wie ihn etwas von hinten anrempelte. Durch die Wucht rutschte er den Graben hinab. Einen Herzschlag lang trafen sich die Blicke von Falkenpfote und ihm. Sein Schüler sah allerdings nicht erschrocken aus. Seinen Gesichtsausdruck konnte der Heiler in der kurzen Zeit nicht deuten. Er versuchte sich verzweifelt am Rand festzuhalten, konnte den Sturz jedoch nicht verhindern. Mit einem Hinterlauf schlug er auf einem Stein auf. Der Schmerz fuhr durch seinen Körper und er miaute erschrocken. Falkenpfote sah nun vom Grubenrand aus ängstlich zu ihm hinunter. Mit schweren Schritten näherte sich nun ein Zweibeiner und sah den verwundeten Kater mit etwas Abstand an. Weißflamme wollte weglaufen, aber sein Bein wollte sich nicht Bewegen. Der Zweibeiner stupste ihn mit einer eigenartigen Art von Stock an. Der Heiler war aber immer noch zu benommen um richtig zu reagieren. Heftig schnaufte er und sah seinen Schüler an. "Falkenpfote, lauf!" Der Gefleckte ging ein paar Schritte Rückwärts konnte sich aber nicht richtig zurückziehen. Der Zweibeiner richtete das Ende seines Stockes auf den Heiler. Ein lautes Geräusch schreckte die Katzen auf und im nächsten Moment fühlte Weißflamme nur noch Schmerz bis alles schwarz wurde. Er spürte keinen Schmerz mehr und sah sich um. Sein Körper lag neben ihm und regte sich nicht mehr. Nun erst realisierte er, dass er gestorben war. Erschrocken sprang er zurück und sah, wie der Zweibeiner seinen Körper nahm und wegwarf. Mit neuer Leichtigkeit sprang er aus dem Graben raus und sah wie Falkenpfote total aufgelöst im Gras kauerte. "Weißflamme, hier sind wir." Als er sich umdrehte, sah er die Geister von Amselschwinge und von Pinienstern. Die Schwäche, die der Anführer in seinen letzten Monden gezeigt hatte, war verschwunden. "Komm, wir geleiten dich in den Sternenclan." Weißflammes Herz wurde für einen kurzen Moment leichter, ehe er wieder auf seinen Schüler sah. "Zuerst erklärt ihr mir, warum der Sternenclan einen jungen Kater so etwas antut." Die zwei Katzen wechselten einen kurzen Blick, ehe Pinienstern wieder das Wort ergriff. "Uns war klar, dass du das fragen würdestt. Aber ihr habt euch geirrt. Der Sternenclan spricht nicht zu Falkenpfote. Er hört diese Stimmen von alleine." Kapitel 75: Suche ----------------- Der Clan versammelte sich um um die zwei Katzen zu trauern. Die Stimmug war trüb und selbst Schwarzstreif hatte ein bedrückenes Gefühl um Magen. Er saß mit Sturmstern etwas abseits um die anderen nicht zu stören. Es gab viel, was sie zu bereden hatten, auch wenn gerade nicht die angebrachteste Zeit war. "Nach dem, was ich aus Falkenpfote herausbekommen habe, hat der Zweibeiner einen Stock auf Weißflamme gehalten. Nach einem lauten Geräusch war er tot." Schwarzstreif sah zu dem Heilerschüler hinüber, der dicht bei Windfell saß. "Wir haben jetzt jedenfalls ein Problem. Falkenpfote braucht noch lange mit seiner Ausbildung. Wie soll er die jetzt ohne Mentor machen?" Sturmstern sah auf den Boden und dachte angestrengt nach. "Die Große Versammlung ist in ein paar Tagen. Wir sollten schon davor eine Lösung finden. Ein anderer Heiler wird ihn ausbilden müssen. Aber wer würde Infrage kommen?" Dem Zweite Anführer fiel nur eine Möglichkeit ein. "Die besten Chancen hätten wir bei Birkenblatt. Beim Bachclan müssen wir es gar nicht erst versuchen. Auch wenn die Heiler über den Clanrivalitäten stehen, Falkenpfote würde das sicher nicht gut tun. Wenn wir den Himmelsclan fragen würden, würde das nur unseren Stolz verletzen. Obwohl so etwas bei so einer Situation zweitrangig ist, kann man dem Himmelsclan nicht trauen, das haben sie uns bewiesen. Birkenblatt bleibt also einfach durch Ausschlussverfahren übrig. Außerdem könnte man sagen, dass der Gewitterclan am besten auf uns zu sprechen ist." Sturmstern plusterte seinen Pelz etwas auf, als eine kalte Brise vorbeizog. Während er weiterhin nachdachte, ließ er seinen Blick über den Clan schweifen. Trotz der Blattgrüne waren die meisten unterernährt. "Wir sollten uns nicht von unserem Stolz blenden lassen. Es geht immerhin darum, wer Falkenpfotes Ausbildung übernehmen wird. Er sollte auch mitreden dürfen. Aber darüber sollte er sich frühestens Morgen Gedanken machen müssen." Die Zwei sahen auf, als Windfell mit besorgtem Blick näher kam. Zuvor war sie noch bei Falkenpfote, doch inzwischen war sie unruhig durch das Lager gegangen. "Habt ihr Ampferpfote gesehen?" "Nein, aber ich habe auch nicht auf sie geachtet. Warum?" Schwarzstreifs Blick ruhte prüfend auf Windfell, während Sturmstern die Frage ebenfall verneinte. "Ich mache mir Sorgen um sie. Das letzte mal habe ich sie nach Sonnenhoch gesehen und sie ist noch immer nicht im Lager." Schwarzstreif musste genau überlegen, was er als nächstes sagen sollte. Er dachte realistisch, aber inzwischen hatte er gelernt, dass nicht jeder die Wahrheit vertragen konnte. "Wir können nur hoffen, dass Ampferpfote bis morgen wieder da ist. Es ist bereits zu spät um nach ihr zu suchen. Wir haben nicht ohne Grund vorerst die Nachtpatrouillen abgeschafft." Windfell schien kleiner zu werden. Ihr Schweif hing kraftlos herunter, dennoch sah sie Sturmstern flehend an. "Schwarzstreif hat leider recht. Es tut mir Leid, aber wir können es nicht riskieren, noch mehr Katzen zu verlieren." Windfells Enttäuschung wurde schnell zu Wut. "Was ist, wenn sie verletzt ist? Meine Tochter könnte irgendwo allein im Wald liegen!" Schwarzstreif richtete sich auf und sah seine ehemalige Schülerin direkt in die Augen. "Windfell, es tut mir leid, dass sagen zu müssen, aber du weißt doch, dass es nichts bringt uns anzuschreien. Wir wissen beide, was mit Ampferpfote ist, wenn sie noch nicht zurück ist. Zwing mich nicht dazu, es aussprechen zu müssen. Ich weiß, das du das nicht vertragen würdest." Er sah sie weiterhin eindringlich an, bis Windfell herumwirbelte und aufgebracht als auch traurig davon stampfte. "Ich werde Graufuß sagen, dass sie auf Windfell aufpassen soll. Wer weiß, auf welche Ideen sie kommt." Sturmstern nickte zustimmend, konnte sich aber eine kleine Bemerkung nicht verkneifen. "Natürlich, immerhin warst du ihr Mentor. Wer weiß, was sie sich von dir abgeschaut hat. Könntest du dann morgen mit Falkenpfote reden? Ich werde mit Mohnpelz und Distelschweif die Lage an der Grenze begutachten. Sobald ich mir ein Bild davon gemacht habe, was die Zweibeiner treiben, werden wir besser planen können, wie es weitergeht." Schwarzstreif streckte sich vor dem Kriegerbau. Die Morgensonne wärmte seinen Pelz, als er sich auf den Weg durch das Lager machte. Er trat in den Heilerbau und sah, wie Falkenpfote in einer Ecke kauerte. "Schwarzstreif? Was willst du?" Der Heilerschüler sah müde zu ihm auf. Schwarzstreif setzte sich hin und sah Falkenpfote wachsam an. "Wir müssen überlegen, wer deine Ausbildung fortsetzen soll. Sturmstern ist der Meinung, dass wir uns ganz nach dir richten sollen." Der Gefleckte wirkte gleich viel wacher als zuvor. "Ich muss das alles nicht allein lernen? Ich dachte, dass ich das alles alleine herausfinden soll." Schwarzstreif schüttelte verneinend den Kopf und stand wieder auf. "Natürlich nicht. Ein anderer Heiler wird dich ausbilden müssen. Du musst nur fragen gehen." Falkenpfote sprang auf und stellte sich neben ihn. "Kommst du mit? Ich will nicht alleine gehen." Er sah etwas schüchtern zur Seite, als Schwarzstreif nicht sofort antwortete. "In Ordnung, dann komm, wir bringen es gleich hinter uns." Die Zwei gingen nebeneinander durch den Wald und achteten stehts darauf, in keine Falle zu geraten, obwohl sie seltsamerweise auf keine trafen. "Weißt du schon, wen du fragen wirst?" Auf Schwarzstreifs Frage hin sah der junge Kater auf. "Ich mag Nussbart." Auf diese Aussage hin, verzog sich das Gesicht von Schwarzstreif ein wenig. Zähneknirschend musste er sich aber beugen. "Na schön, dann gehen wir zum Bachclan. Wir bleiben aber trotzdem bei der Grenze stehen und warten. Noch mehr sollten wir sie nicht provozieren." Der Heilerschüler nickte zustimmend und gemeinsam gingen sie zur Grenze, wo sie eine Zeit lang warten mussten, bis eine Patrouille mit aufgeplustertem Fell vorbeikam. "Schwarzstreif, was willst du hier?" Finsterpelz sah ihn aus schmalen Augen aus an, bewahrte sonst allerdings Ruhe. Der Nachtclankater baute sich auf seiner Seite der Grenze auf. "Falkenpfote muss mit Nussbart reden." Feuerschweif wechselte einen kurzen Blick mit Finsterpelz, ehe er fragte: "Warum?" Schwarzstreif sah Falkenpfote auffordernd an und schob ihn etwas näher an die Katzen heran. Er sah unsicher zwischen seinen Großvater und Finsterpelz hin und her, ehe er vorsichtig anfing zu sprechen. "Ich will ihn fragen, ob er mein Mentor werden will. Die Zweibeiner haben Weißflamme umgebracht." Die Dunelbraune Kriegerin sah überrascht auf und auch die anderen Bachclankatzen teilten ihre Reaktion. "Es tut mir Leid, aber das wird nicht möglich sein. Versteh mich nicht falsch, da du uns das erzählst hast, werde ich dir fairerweise auch sagen warum. Vor einen halben Mond ist Nussbart in eine Falle geraten. Spatzenherz versorgt inzwischen sowohl den Himmelsclan als auch uns und bildet nebenbei meinen Sohn, Rotpfote, zum Heiler aus." Falkenpfote sah die Kriegerin dankend an. "Das tut mir leid. Dann frage ich am besten Birkenblatt, da Spatzenherz anscheinend alle Pfoten voll hat. Auf Wiedersehen." Die Katzen nickten sich trotz der Feindseligkeit ihrer Clans höflich zum Abschied zu und gingen wieder getrennte Wege. "Dann gehen wir jetzt wohl zu Birkenblatt. Keine Sorge, sie wird sicher zustimmen." In Gedanken fügte er hinzu, dass er sie erpressen würde, wenn nötig. Der gefleckte Kater wirkte trotzdem etwas geknickt. "Was meinst du, wie es Ampferpfote geht?" Schwarzstreif sah überrascht zu ihm hinunter. "Ich weiß es nicht." Eigentlich wollte er noch fragen, wie er jetzt auf dieses Thema kam, konnte es sich aber bereits denken. Falkenpfote redete immer weiter. "Du hast recht. Wie so oft. Was passiert eigentlich, wenn du einmal falsch liegst?" Schwarzstreif war sehr überrascht, dass solche Fragen von einem so jungen Kater kamen. "Jeder irrt sich einmal, aber deswegen muss ich auch viel darüber nachdenken, was im schlimmsten Fall passieren könnte. Aber warum stellst du so komische Fragen? Katzen in deinem Alter sind normalerweise unbeschwert." Falkenpfotes Blick wurde etwas düster. Der Heilerschüler beschleunigte seine Schritte. "Normale Katzen tragen in so einem Alter auch nicht die Last eines Heilers. Was ist, wenn ich falsch liege und jemand stirbt? Ist wegen dir schon jemals jemand gestorben, Schwarzstreif? Hast du eine Ahnung, wie sich es anfühlt das Leben einer Katze in seinen Pfoten zu halten?" Der Zweite Anführer fühlte sich mit jedem Wort, das Falkenpfote sagte, unwohler. "Na ja, schon. Es sind schon Katzen wegen mir gestorben. Aber was ist denn aufeinmal mit dir los, Falkenpfote?" "Entschuldigung, ich hatte nur das Gefühl, dass ich mit dir offen über meine Gedanken reden kann. Vielleicht ist es auch einfach der ganze Stress." Schwarzstreif erwiderte nichts und sie ließen das Thema ruhen, bis sie an der Grenze ankamen. Sie mussten nicht lange warten, bis ein paar Katzen aus dem Wald auftauchten. Schwarzgesicht kam dicht gefolgt von Sonnenfell und Igelpelz auf sie zu. "Was führt euch beide hier her?" Falkenpfote trat diesmal von alleine nach vorne, musste aber trotzdem nach Worten suchen. "Ich muss mit Birkenblatt reden. Es ist wichtig." Igelpelz trat näher zu den beiden, sein Blick schweifte allerdings durch das Territorium des Nachtclans. "Heiler stehen über den Clanstreitigkeiten, aber was ist mit dir, Schwarzstreif?" Der Zweite Anführer wich den Blicken der Katzen nicht aus. "Ich werde unseren zukünftigen Heiler doch nicht allein in fremdes Territorium schicken. Er ist noch zu jung für so etwas." Schwarzgesicht nickte langsam. "Na schön, dann folgt uns." Kapitel 76: Abmachung --------------------- Schwarzstreif stand Schneestern und Adlerflügel gegenüber. Falkenpfote war im Heilerbau des Gewitterclans um mit Birkenblatt zu reden. Es herrschte eine unangenehme Stille im Clan. Die Zweite Anführerin versuchte das Schweigen zu brechen. "Wie geht es dem Nachtclan?" "Warum sollte ich euch Informationen weitergeben?" Schneestern verdrehte auf die Antwort hin die Augen. "Ist ja nicht so, als würden wir es in ein paar Tagen bei der Großen Versammlung sowieso hören, oder?" Ihr Ton ließ keinen Zweifel zu, was sie über Schwarzstreifs Art dachte. Die Zwei starrten einander an, ehe er nachgab. "Na schön, wenn du es unbedingt wissen willst. Wir haben gestern drei Katzen verloren. Weißflamme ist gestorben und Falkenpfote braucht einen Mentor. Bist du jetzt zufrieden?" Schneesturm bewahrte ihre Fassung und ließ sich so nichts anmerken. "Warum genau Birkenblatt? Es gibt noch andere Heiler." "Spatzenherz hat zu viel zu tun. Er muss nicht nur den Himmelsclan, sondern auch den Bachclan versorgen und nebenbei einen Schüler ausbilden." Adlerflügel stellte überrascht die Ohren nach vorne. "Warum das? Ist Nussbart etwas passiert?" Schwarzstreif sah ungeduldig zum Heilerbau. Wie lange brauchte denn so ein Gespräch bei den Beiden? "Falle." Mehr sagte er erst gar nicht. Es raschelte und endlich kam Birkenblatt dicht gefolgt von Falkenpfote heraus. Sofort steuerten sie die Anführerin an. "Wahrscheinlich weißt du es bereits, aber ich werde Falkenpfotes Ausbildung übernehmen. Heiler stehen über den Clanstreitigkeiten." Schneestern nickte leicht genervt. "Ja ja, ich weiß. Aber wie stellst du dir vor wie das gehen soll? Spazierst du einfach so in das Lager des Nachtclans und bildest ihn aus? Was, wenn sie dich gefangen halten?" Schwarzstreif sah Schneestern wütend an. "Als ob wir eine Heilerin gefangen halten würden! Birkenblatt wird nichts passieren, das schwöre ich." Schneestern grinste kaum merklich. Zufrieden legte sie ordentlich ihren Schweif um ihre Beine. "Um was?" Schwarzstreif bemerkte sofort seinen Fehler, jedoch sprach Birkenblatt zuerst. "So etwas ist nicht gerecht, Schneestern. Kein Clan sollte ohne Heiler sein, egal wie groß die Spannung ist. Etwas dafür zu verlangen, wäre unter unserer Würde und stimmt auch nicht mit dem Gesetz der Heiler überein." Die Anführerin musste zähneknirschend nachgeben. "Na schön, aber wenn Birkenblatt etwas passiert, wenn sie auf eurem Territorium ist, bedeutet das Krieg. Verstanden?" Schwarzstreif nickte knapp und sah Falkenpfote an. "Bist du bereit?" Birkenblatt ergriff abermals das Wort, ehe der Heilerschüler antworten konnte. "Denk daran, ich komme gleich morgen vorbei." Falkenpfote sah sie dankbar an und ging daraufhin mit Schwarzstreif aus dem Lager. Schwarzgesicht und Igelpelz liefen ihnen hinterher und begleiteten sie bis zur Grenze. Die zwei Katzen wateten durch den Bach und schüttelten sich am Ufer, um ihr Fell zu trocknen. Plötzlich war ein gedämpftes Geräusch zu hören. Es war laut, trotzdem gab es keinen Zweifel, dass die Geräuschquelle weiter weg lag. Falkenpfote zuckte zusammen und versteckte sich hinter Schwarzstreif. "Das war das gleiche Geräusch. Danach ist Weißflamme gestorben." Der Zweite Anführer musste beruhigend auf den Schüler einreden, bis er wieder bereit war weiter zu gehen. Schweigend gingen sie nebeneinander her. Als sie in die Nähe des Lagers kamen, hörten sie aufgeregte Stimmen. Fragend sahen sich die Beiden an und beschleunigten ihre Schritte. Als Schwarzstreif ins Lager trat, sah er, dass ein leichtes Chaos herrschte. Schattenfeuer sah zu Schwarzstreif und stürmte sofort auf ihn zu. "Schwarzstreif ist da!" Die Gespräche verstummten und die Katzen fingen an, sich um den Zweiten Anführer zu drängen. Dieser musste einen Schritt zurückgehen und konnte nichts verstehen, da jetzt wieder alle durcheinander redeten. "Ruhe! Was ist denn bitte los?! Und es spricht nur einer," mit lauter Stimme gab er den Befehl. Auffordernd sah er Farnfuß an. Die Kriegerin wartete kurz, bis es leise wurde, ehe sie anfing zu erzählen. "Die Zweibeiner haben Sturmstern getötet. Mohnpelz oder Distelschweif waren dabei, sie werden dir sicher mehr verraten können. Aber das heißt auch, dass du nun unser Anführer bist." Schwarzstreif sah die Katze schockiert an. Das Geplapper fing bereits wieder von vorne an doch er achtete nicht darauf. Er war nun ihr Anführer. Dabei wollte Schwarzstreif das nie. Sein Ziel war es immer gewesen, sich zur Ruhe zu setzen bevor es soweit kam und zufrieden als Ältester zu leben. Die ganzen Planungen den anderen zu überlassen und die Schüler schikanieren. Das konnte er nun nicht mehr machen. Es gab keinen Ausweg mehr. Er würde heute Nacht zum Mondkristall reisen müssen um seine neun Leben zu erhalten. Dabei dachte er immer, dass Sturmstern noch einige Leben übrig hatte. Nein, er wusste es. Als er wieder aufsah, fokussierte sich sein Blick auf Distelschweif. Er hob seinen Schweif und tatsächlich wurde es nach kurzer Zeit leise. "Distelschweif, berichte mir, was vorgefallen ist." Die schwarze Katze wirkte aufgelöst und als Schwarzstreif sie ansprach, zuckte sie zusammen. Schattenpelz schmiegte sich beruhigend an sie. Nach einem Moment, in dem sie sich gefangen hatte, fing sie langsam an zu erzählen. "Wir waren an der Grenze um die Zweibeiner zu beobachten. Es wurden immer mehr und mehr. Sie kamen auf die Grenze zu und wir haben uns versteckt. Sturmstern hat kurz das Gleichgewicht verloren und dann ertönte ein lautes Geräusch. Ich weiß nicht was passiert ist, aber als ich die Augen wieder aufgemacht habe, lag Sturmstern tot auf dem Boden." Falkenpfote sprang schockiert auf und sah Schwarzstreif direkt an. "Das war das Geräusch, das wir am Bach gehört haben! Ohne Zweifel!" Der Kater nickte kurz zustimmend ehe er sich an Mohnpelz wandte. "Stimmt es, was Distelschweif erzählt hat?" Der rote Kater war gefasster als Distelschweif, dennoch konnte man ihn die Unruhe und Angst ansehen, die er immer noch empfand. "Ja, aber sie hat noch nicht gesagt wie es weiterging. Wir mussten ohne Sturmstern fliehen, da die Zweibeiner auf uns zukamen. Wir haben uns weiter hinten im Wald versteckt. Sie haben Sturmstern aufgehoben und einfach ins Unterholz geworfen. Natürlich haben wir nach ihm gesucht, aber wir konnten ihn nicht finden. Wir wussten nicht, was wir tun sollten, deswegen sind wir ins Lager gerannt, aber du warst noch nicht zurück." Nach Mohnpelz’ Worten fingen die Katzen wieder an wild durcheinander zu reden. "Sturmstern könnte noch am Leben sein!" "Was passiert, wenn die Zweibeiner in unser Territorium kommen!" "Was wird aus unseren Jungen, wenn das so weitergeht!" Schwarzstreif ließ die Katzen kurz diskutieren, ehe er sich mit erhobenem Schweif einen Weg durch die Menge bahnte. Einige Katzen folgten ihm verwirrt. Er kletterte auf die Silbertanne und sah zu den Katzen hinab, die sich bereits versammelten und leiser wurden. Als jedes Gespräch schließlich verstummte, begann er zu sprechen: "Farnfuß, Mohnpelz, Graufuß, Schattenfeuer, Falkenpfote, Rauchpfote und Amselpfote. Ihr werdet nach Sturmstern suchen. Wenn ihr ihn gefunden habt, bringt ihn ins Lager. Federsturm, Stachelhert, Felsenkralle und Mausepelz übernehmen die Jagdpatrouille. Der Rest bleibt im Lager." Besonders die Katzen, die mit der Suche beauftragt wurden, beeilten sich um aus dem Lager zu kommen. Schwarzstreif wusste, dass er sie möglichst beschäfftigt halten musste, damit kein allzu großes Chaos ausbrach. Falkenpfote ging neben Schwarzstreif her. Sie hatten Sturmstern gefunden, aber er lag tot auf einem Ast. Der Heilerschüler konnte es sich nicht erklären, wie der Anführer mehrere Leben auf einmal verloren haben könnte. Aber eins stand fest: Die Zweibeiner waren gefährlich. Er hoffte zutiefst, dass Schwarzstreif sie in eine bessere Zukunft leiten würde. Nein, er wusste es einfach. Falkenpfote ließ Schwarzstreif zuerst in den Tunnel gehen, der zum Mondkristall führte. Diesen Weg kannte er auswendig, auch wenn er nie verstanden hatte, warum sich die Heiler immer hier trafen. Er wusste nicht, wie es für die anderen war, aber für ihn war der Mondkristall nur ein eigenartiger Stein. Besondere Träume hatte er nie, die Stimmen hörten eher auf, wenn er bei ihm schlief. Aber das mochte er wieder daran. Es war ironisch, dass er an der Stelle, mit der man mit dem Sternenclan sprach, Ruhe vor seinen Ahnen hatte. Aber heute Nacht ging es nicht darum, in Ruhe vor dem Sternenclan schlafen zu können. Heute würde Schwarzstreif seine neun Leben erhalten. Als sie in dem Teil der Höhl ankamen, bei dem die Wände auseinander gingen und Mondlicht durch ein Loch in der Decke drang, konnten sie den Mondkristall sehen. Die Beiden sahen sich kurz an, ehe sie zu ihm gingen und ihre Nasen an den Kristall legten. Kapitel 77: neun Leben ---------------------- Als Schwarzstreif seine Augen öffnete, befand er sich auf einer Wiese. Er musste kurz nachdenken, ehe er sich daran erinnerte, warum er hier war. Seine Anführerzeremonie. Die Sterne am Himmel lösten sich vom Firmament und wirbelten zu ihm herab. Langsam veränderte sich die Gestalt jedes Sternes und im nächsten Augenblick stand der Sternenclan vor Schwarzstreif. "Willkommen, Schwarzstreif. Bist du bereit, deine neun Leben in Empfang zu nehmen," sprachen sie, als wären sie eins. Der Kater nickte knapp und musterte die Reihen der Ahnen und erkannte für seinen Geschmack zu viele Katzen wieder. Einige, deren Tod schon so weit zurück lag, dass er sich nur noch spärlich an die Katze erinnern konnte, andere, deren Tod frisch war und er sie ihr ganzes Leben lang kannte. Er drehte sich um, als er eine Bewegung wahrnahm. Eine schwarze, kleine Katze, mit wenigen weißen Stellen im Pelz, kam auf ihn zu. "Ich bin froh, dass du nicht gestorben bist, Schwarzstreif. Das Schicksal meinte es nicht gut mit unserem Wurf, aber am Ende hast du gezeigt, dass du eines kannst. Überleben." Seine Schwester, Elsternjunges trat zu ihm und als er sich herab beugte, drückte sie ihre Nase an seinen Kopf. "Mit diesem Leben gebe ich dir Akzeptanz. Du sollst erkennen, wann etwas keinen Sinn mehr hat und dein Schicksal, aber auch das der anderen, akzeptieren." Seine Brust fühlte sich an, als würde sie zerrissen werden.Er spürte das, was seine Schwester gefühlt hatte. Der Schmerz den sie fühlte, als sie krank in der Kinderstube zurückblieb, während ihre Brüder spielen gingen. Der Schmerz den sie empfand, als sie es sich eingestehen musste, dass es keine mehr Zukunft in diesem Leben für sie gab. Der Schmerz, als sie losließ und ihre Familie zurücklassen musste. Das qualvolle Leiden hatte ein Ende, als sie ihr Schicksal akzeptierte und losließ. Schwarzstreif atmete heftig ein und aus und sah sich nach Elsternjunges um, doch diese ging bereits zurück in die Reihen des Sternenclans. Von weiter hinten trat nun eine schwarz-weiß getigerte Katze zu Schwarzstreif. Die gelben Augen trafen sich und der Kater wappnete sich innerlich auf die Begegnung mit seiner Mutter. Tigerfell blieb mit etwas Abstand zu ihm stehen. "Ich weiß, dass du mir noch nicht vergeben hast, oder kannst. Aber das musst du auch nicht. Es hat gedauert, aber nun weiß ich dass der Fehler an mir lag." Vorsichtig trat sie näher an ihren Sohn heran und Schwarzstreif musste sich beherrschen, der Berührung nicht zu fliehen. "Ich gebe dir das Leben der Einsicht. Du sollst damit über deine eigenen Fehler nachdenken, dir Ratschläge von anderen zu Herzen nehmen und diese verstehen." Schwarzstreifs Körper durchfuhr der wilde Glauben im Recht zu sein, der ihn taub gegenüber den Katzen um ihn herum machte. Langsam verdrängten Zweifel das Gefühl des Rechts und zerfraßen ihn innerlich, bis seine Ohren sich endlich öffneten und er die anderen hören konnte. Sein Stolz wehrte sich anfangs noch, doch schließlich löste sich das beklemmende Gefühl und er sah seine Fehler nun klar und deutlich. In Erwartung, dass Tigerfell bereits auf dem Rückweg in die Reihen des Sternenclans war, schaute er erschöpft auf. Aber sie stand noch an Ort und Stelle, schaute aber zurück wo sich jetzt ein weißes Junges von der Menge löste. Eisjunges versuchte anfangs noch ordentlich nach vorne zu gehen, sprang zum Schluss aber dennoch fröhlich auf seinen Bruder zu. Die Beiden schmiegten sich zur Begrüßung kurz aneinander, ehe sich Eisjunges vor ihn hinsetzte. Tigerfell sah nun wieder Schwarzstreif an, als sie für den taubstummen Kater sprach: "Eisjunges gibt dir das Leben des Vertrauens. Mögest du andern so sehr Vertrauen, wie Eisjunges dir vertraut. Aber sei vorsichtig, denn nicht jeder ist ehrlich." Schwarzstreif beugte sich zu seinem Bruder hinab und dieser stupste ihn eifrig mit der Nase an. In seinem Körper verbreitete sich diesmal kein Schmerz, sondern ein wohliges Gefühl. Er spürte das tiefe Vertrauen seines Bruders und der Katzen seines Clans. Auf der anderen Seite bemerkte er aber den Schmerz, der entsteht wenn es gebrochen wird. Eisjunges drückte sich noch einmal an ihn, ehe er zusammen mit Tigerfell zurück zu den Ahnen ging um so Platz für die nächste Katze zu machen. Ein schwarz - weißer Kater, der fast an Schwarzstreifs eigene Größe herankam schritt ruhig nach vorne. Er versuchte nicht den Stolz zu verbergen, den er in diesem Moment fühlte, als er zu seinem Sohn ging um ihm sein viertes Leben zu geben. "Ich weiß, dass ich kein Recht dazu habe, mich als Vater zu bezeichnen. Aber das ändert nichts daran, dass ich Stolz darauf bin, dass du es so weit geschafft hast. Auch wenn der Weg nicht einfach war." Elsternpelz legte seine Nase auf Schwarzstreifs Stirn. "Ich gebe dir das Leben des Kampfes, damit du immer die Stärke dazu hast, für das zu kämpfen, was dir wichtig ist und was du als richtig ansiehst. Sowohl psychisch als auch physisch." Durch Schwarzstreifs Körper floss das wilde Verlangen gegen Ungerechtigkeit aufzustehen und mit aller Kraft dagegen vorzugehen. Die Erfahrung von unzähligen Kämpfen brannte sich in seinem Geist ein und als er all das verarbeitet hatte, war Elsternpelz bereits wieder auf seinem Platz. Stattdessen ging nun eine junge, braun gefleckte Katze zu Schwarzstreif und sah ihn liebevoll an. Er wollte Windpfote entgegen kommen, konnte sich aber nicht bewegen. Sie trat zu ihm und einen Moment lang sahen sie sich einfach nur an. "Schwarzstreif, es tut gut dich endlich wieder zu sehen. Aber deine Zeit ist noch nicht gekommen. Lebe weiterhin dein Leben so lange du kannst, ich werde auf dich warten." Sie trat näher an ihn heran und berührte ihn zärtlich mit der Nase an der Stirn. "Mit diesem Leben gebe ich dir Liebe. Liebe nicht nur andere, sondern auch dich selbst, Schwarzstreif." Er spürte seit langem wieder ein Gefühl, von dem er gedacht hatte, dass er nicht mehr in der Lage wäre es überhaupt zu empfinden. Sein Körper wurde wärmer und das Eis in seinem Herzen schien zu tauen. Er öffnete sein Maul um noch etwas zu sagen, doch Windpfote schüttelte den Kopf. "Es tut mir leid, aber dafür ist keine Zeit." Ihr Blick wurde traurig und langsam ging sie weg. Schwarzstreif sah ihr so lange hinterher, dass er gar nicht merkte, dass die nächste Katze bereits bei ihm war. Die silberne Katze räusperte sich und Schwarzstreif drehte sich überrascht um. "Du bist groß geworden, mein Kleiner." Seine gelben Augen weiteten sich, als er seine Ziehmutter sah. "Silberflügel!" Sie trat näher und schmiegte ihren Kopf an seinen, ehe sie ihre Nase auf seine Stirn legte. "Mit diesem Leben gebe ich dir Mitgefühl. Du sollst nicht länger blind gegenüber der Schmerzen der anderen sein und ihnen beistehen können." Schwarzstreifs Körper wurde von einer Welle aus Gefühlen überflutet. Plötzlich erkannte er auch wie er den anderen beistehen und ihr Leid mildern konnte. Der Kater musste diese ungewohnte Kraft erst ordnen und als er wieder aufsah, kam eine weiße Katze mit einem schwarzen Fleck auf ihrer Schulter auf ihn zu. Schwarzstreif hatte gemischte Gefühle, als er Schwalbenflügel sah. Ihr schien es ähnlich zu ergehen. "Hallo, Schwarzstreif. Wir müssen wohl noch viel... bereden. Aber das hat Zeit. Ich möchte dir aber dennoch danken, dass du dich um Fleckenpfote gekümmert hast." Vorsichtig berührte sie ihn mit der Nase am Kopf. "Mit diesem Leben gebe ich dir Geduld. Mögest du immer auf die richtige Zeit und den richtigen Moment warten können." Er fühlte wie Geduld durch seinen Körper floss. Sein Verlangen, sofort alles hinter sich zu bringen verschwand und er erkannte, dass es manchmal besser war zu warten. Er fühlte sich noch etwas benommen, als die nächste Katze zu ihm kam. Der gefleckte Kater lief mit schnellen Schritten zu Schwarzstreif und riss ihn vor lauter Übereifer von den Pfoten. Einige Sternenclankatzen raunten entgeistert, doch das war Fleckenpfote in dem Moment egal. Er kuschelte sich schnurrend an seinen Vater. "Ich habe dich vermisst." Schwarzstreif stieg in das Schnurren ein. "Ich dich auch, Fleckenpfote." Es dauerte etwas, bis sie sich voneinander lösten und sich wieder gegenüber standen. "Muss ich auch so eine Rede halten? Ich glaube nämlich, das du bereits alles weißt, was ich sagen würde." Er reckte sich und legte seine Nase auf Schwarzstreifs Kopf. "Ich gebe dir Frohsinn. Damit hellt sich deine Miene auch mal wieder auf." Schwarzstreif fühlte sich, als würde er schweben. Um ihn herum war die Welt kalt und grau. Langsam ging die Sonne auf und mit ihr auch Wärme und Farbe. Die Perspektive, die er nun hatte, war sicherlich bei weitem nicht so bunt wie die von Fleckenpfote, dennoch war es für Schwarzstreif ein großer Unterschied. Er sah verblüfft auf und Fleckenpfote knuddelte sich noch einmal zum Abschied gegen ihn. Nun ging ein langhaariger, grauer Kater auf Schwarzstreif zu, der stark wankte und sich Mühe geben musste, seine Vorderpfote zu benutzen. Sturmsterns krumme Pfote wurde geheilt und es war offensichtlich, dass er noch nicht viel Erfahrung darin hatte, normal zu gehen, nachdem er den Großteil seines Lebens gehumpelt war. "Ich hätte nicht erwartet, dass wir uns so wiedersehen werden, als ich aus dem Lager ging. Aber ich bin mir sicher, dass du die richtige Wahl warst." Wie die Katzen vor ihm berührte nun auch Sturmstern Schwarzstreifs Kopf. "Mit diesem Leben gebe ich dir das Pflichtgefühl eines Anführers. Flüchte dich nicht in ein bequemes Leben sondern führe deine Katzen an, wie es sich für einen Anführer gehört." Es fühlte sich an, als ob er in Flammen aufging als sich das Pflichtgefühl in seine Seele einbrannte. Das Bedürfnis, nicht wegzusehen sondern die anderen zu leiten machte sich in seinem Körper breit. Er war noch leicht von dem Schmerz benommen, als alles anfing zu wackeln und sich sein Traum auflöste. "Nun gehe, Schwarzstern, und erfülle dein Schicksal," sagten die verblassenden Ahnen im Chor. Schwarzstern öffnete die Augen. Neben ihm stand Falkenpfote mit vor Schreck aufgerissenen Augen. Alles bebte und von draußen war das Geschrei von Zweibeinern zu hören. Ängstlich sahen sie nach oben. Die Decke der Höhle stürzte ein, Felsbrocken fielen auf die Beiden herab. Epilog: sneak peak ------------------ Vorsichtig schlich sich die braune Katze an eine Taube heran. Die ganzen Geräusche des Zweibeinerortes brachten sie durcheinander. Es war so anders als im Wald. Die ganzen Monster machten sie nervös, immer wieder huschte ihr Blick in der Umgebung herum, da sie Angst hatte, dass ein Zweibeiner oder gar ein Monster auftauchen würde. Sie brauchte zu lange, weswegen die Taube wegflog. Missmutig sah sie ihr hinterher. Heute hat sie noch gar nichts gegessen. Vielleicht sollte sie doch zu den Zweibeinern zurückgehen, die sie aus dem Bau mitgenommen haben? Nein, das könnte sie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren. Immerhin war sie immer noch eine Kriegerin! Ein geschecktes Kätzchen kam mit einer Maus im Maul zu ihr gerannt und versteckte sich hinter ihr. "Bitte hilf mir. Die wollen meine Beute haben." Mit großen, ängstlichen Augen sah es sie an. Die Kriegerin beugte sich schützend über das Junge. "Wer?" In dem Moment liefen drei Katzen in die Seitengasse und blieben mit gesträubtem Fell vor den Beiden stehen. Die Kriegerin trat einen Schritt auf die Drei zu. Sie wusste, dass sie keine Chance gegen sie hatte. Gegen den Jüngsten den sie auf einen Blattwechsel schätzte, würde sie vielleicht noch abwehren können, aber gegen die anderen hatte sie keine Chance. Dennoch musste sie es versuchen! Kurz schielte sie hinter sich und musste feststellen, dass das Junge bereits auf und davon war. Der junge, grau - weiß getigerte Kater trat vor und sah die Kriegerin direkt an. "Sieht aus, als wärst du reingelegt worden. Dieses Kätzchen hat unsere Beute gestohlen und dich ausgenutzt. Wenn du so weitermachst, wirst du nicht mehr lange leben." Sie sträubte ihr braunes Fell und knurrte leicht. Der Kater stellte seine Ohren fragend nach vorne. "Warum bist du wütend? Ich habe lediglich eine Feststellung geäußert." Der schwarze Kater neigte seinen Kopf zu dem Jüngeren. "Efeu, es ist nicht höflich jemanden zu sagen, dass er sterben wird." Efeu dachte kurz nach, ehe er verstehend nickte. "Ich verstehe. Wenn das so ist, dann entschuldige ich mich. Aber wärst du so nett, mir deinen Namen zu verraten? Nach meiner Ansicht ist es ebenfalls nicht höflich, den anderen nicht mit dem Namen anzusprechen, vorallem wenn man sich entschuldigt." "Schlangenzahn," sagte sie knapp. Die anderen sahen sich kurz an. Die dunkelbraune Katze sprach mit gesenkter Stimme: "Es könnte nur ein Zufall sein. Ihr Name ist kein eindeutiger Beweis." Efeu schüttelte kaum merklich den Kopf und trat etwas näher an Schlangenzahn heran. "Schlangenzahn wärst du so freundlich und würdest uns begleiten?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)