Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 45: Spezial: Fleckenjunges ---------------------------------- Fleckenjunges sah aufgeregt aus der Kinderstube. Seine Mutter war inzwischen schon lange weg. Er konnte sich nur ausmalen, welche tollen Sachen sie ihm mitbringen würde. Grauherz, die vor einem halben Mond geworfen hatte, sah ihn böse an, als er ihre Jungen aufweckte. Schnell sah der Kater entschuldigend zu der Königin und hüpfte aus der Kinderstube. Windjunges und Weißjunges waren noch viel zu klein zum Spielen. Fleckenjunges selbst war inzwischen drei Monde alt. Noch drei und er würde zum Schüler und konnte endlich aus dem Lager! Das hieß nicht, dass er er nicht schon probiert hatte. Als Schwalbenflügel ein Nickerchen gemacht und Grauherz auf Spechtjunges und Weizenjunges aufgepasst hat wollte er einen Blick in den Wald werfen. Aber als er beim Ausgang angekommen war, wurde er plötzlich am Nackenfell hochgehoben und zurück in die Kinderstube befördert. Der Krieger Schwarzstreif hatte ihn angeknurrt und war von seinem Ausbruchsversuch nicht gerade begeistert gewesen. Jedes Junge kannte das Spiel, wo man sich an Schwarzstreif heranschleichen musste und wer am nähesten kam, gewann. Aufgeregt sprang er auf Weizenjunges´ Rücken und krallte sich mit seinen spitzen Krallen fest. Er und seine Schwester waren bereits fünf Monde alt und wurden ebenfalls von Schwalbenflügel gesäugt, bis sie feste Nahrung essen konnten. Ihre eigene Mutter war schon seit einigen Monden gestorben und sie waren für ihn wie Wurfgefährten. Er spielte mit ihnen so oft er nur konnte und hin und wieder ließen sie ihn an ihrer Frischbeute knabbern. Fleckenjunges wurde grob abgeworfen, doch Weizenjunges erstarre, als er zum Lagerausgang sah. Er hielt ihn aber noch so fest auf dem Boden, dass Fleckenjunges nichts sehen konnte. Spechtjunges folgte dem Blick ihres Bruders und jaulte vor Schmerz auf. Sie rannte in die Mitte der Lichtung und ihr Bruder folgte ihr. Fleckenjunges konnte nun auch aufstehen und sah sich verwirrt um, ehe er den schlaffen, weißen Körper in Schwarzstreifs Maul sah. Er lief zu dem leblosen Körper seiner Mutter und einige Katzen, die ebenfalls auf dem Weg waren, wichen ihm aus. Fleckenjunges starrte den leblosen Körper seiner Mutter an. "Mama? Wach doch bitte auf. Ich bin auch ganz brav und ärgere Spechtjunges nicht mehr so oft. Bitte Mama." Der letzte Funken Hoffnung, das Schwalbenflügel einfach nur schlief erlosch, als Amselschwinge seinen Kopf schüttelte. Er grub seine Nase in ihr Fell und merkte, wie sich zwei andere neben ihn legten. An ihrem Geruch erkannte er Weizenjunges und Spechtjunges, aber er blickte nicht auf. Er wollte einfach die Zeit zurück drehen und sie daran hindern, überhaupt in den Wald zu gehen. Immer mehr Katzen legten sich zu ihnen und Spechtjunges schluchzte leise. Ein flauschiger Schweif legte sich auf die Rücken der Jungen und Fleckenjunges sah überrascht zu Schwarzstreif auf, der allerdings nur in den Himmel starrte. "Fleckenjunges, kommst du? Du kannst auch entscheiden, was wir spielen." Weizenjunges sah seinen Ziehbruder lange an, ehe dieser traurig seinen Kopf schüttelte. Nun streckte auch Spechtjunges ihren Kopf durch die Zweige und sah ihn lange an, ehe sie wieder umdrehte. Grauherz packte Fleckenjunges am Nackenfell und hob ihn zum Ausgang. "Geh raus spielen, Fleckenjunges. Ich weiß, dass es schwer für dich ist, doch für Spechtjunges und Weizenjunges ist es sicher so, als hätten sie ihre zweite Mutter verloren. Es ist für uns alle schwer, doch du hast jetzt fast einen viertel Mond lang getrauert." Sie schob ihn hinaus und seufzte leise. Spechtjunges fokussierte Schwarzstreif und schlich sich langsam an. Fleckenjunges starrte ihr lustlos hinterher, schnurrte aber als sie schon nach ein paar Schwanzlängen ertappt wurde. Wenn der Krieger knurrte oder sonst ein Zeichen von sich gab, dass er einen bemerkt hat, hatte man verloren, das waren die Regeln. Spechtjunges sprang zurück und versteckte sich hinter ihrem Bruder. Dieser schnurrte ebenfalls amüsiert und stupste Fleckenjunges an. Dieser seufzte kurz und wollte schon ablehnen, doch die Zwei funkelten ihn drohend an. Er hatte keine andere Wahl als zu spielen. Langsam ging er auf den Krieger zu und blieb stehen, als dieser seine Ohren nach hinten richtete. Doch er knurrte nicht und so tapste Fleckenjunges weiter. Misstrauisch sah er den Krieger an, da dieser immer noch nicht reagierte, obwohl er sich keine Mühe gab. Vielleicht war es eine Falle? Trotzdem ging das Junge weiter und streckte seine Pfote aus, um Schwarzstreif zu berühren. Doch plötzlich bewegte sich der Schweif des Kriegers und stieß ihn um. Bevor sich Fleckenjunges aufrichten konnte, wurde er von dem Schweif zu Schwarzstreif geschoben und dieser hielt ihn an seinem ein. Schockiert sah Fleckenjunges zu dem Krieger und dieser starrte ihn nun ebenfalls aus seinen gelben, durchdringenden Augen an. "Du hast dir keine Mühe gegeben. Hör auf zu trauern, Schwalbenflügel ist tot und du kannst nichts dagegen machen." Fleckenjunges Herz zerbrach bei den Worten des Katers. "I- ich weiß, aber-" "Was aber!? Hoffst du darauf, dass sie vom Sternenclan herunter kommt um dich weiter zu säugen? Wenn sie das könnte, hätte sie es bereits längst gemacht. Sie hat dich mehr als alles andere auf der Welt geliebt und würde sicher nicht wollen, dass du so lange um sie trauerst." Fleckenjunges senkte seinen Kopf und musste seine Tränen zurückhalten. "Was habe ich denn noch, jetzt da sie weg ist. Kannst du mir das sagen?!" Der Krieger seufzte leicht genervt, ehe er ihn näher an sich heran zog und ihn tröstend zwischen den Ohren leckte. "Du musst dich nur umsehen. Dort drüben sind deine zwei Geschwister. Die mögen zwar nicht direkt mit dir verwandt sein doch es fühlt sich sicher gleich an. Du hast den ganzen Clan und du hast… mich." Schwarzstreif duckte sich ein wenig um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. Dieser sah ihn einige Herzschläge lang an, ehe er sich an den Krieger kuschelte. "Du bist mein Vater oder? Schwalbenflügel hat mir immer von dir erzählt also habe ich das immer gedacht." Schwarzstreif bewegte sich etwas und legte seine Pfote über seinen Sohn. "Ich mag dein Vater sein, aber nenn mich nicht so. Es fühlt sich irgendwie… falsch an." Fleckenjunges schnurrte glücklich, ehe er den Kater wieder in die Augen schaute. "Wie soll ich dich denn sonst nennen?" Für diese Frage bekam er eine leichte Kopfnuss, die aber trotzdem ein wenig schmerzte. "Dumme Frage. Ich habe einen Name, wenn du ihn nicht vergessen hast. Schwarzstreif, um deine Erinnerungen aufzufrischen. Jetzt spiel aber wieder weiter und lass mich in Ruhe." Fleckenjunges sah ihn kurz an, ehe er besser gelaunt davon sprang. Er hatte zwar eine Mutter verloren, aber einen Vater gewonnen. Und Schwalbenflügel würde er im Sternenclan wieder sehen, also hatte er bereits etwas, worauf er sich freuen konnte! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)