Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 34: Hartes Training --------------------------- Schwarzstreif ging lahmend auf Wolkenflug und Stachelherz zu. Er musste seine Gedanken irgendwie auf etwas anderes lenken! Als er vor ihnen stand, kam er ohne Umschweife zum Thema. "Denkt ihr, dass sie schon bereit dafür sind?" Die Kriegerin schloss ihre Augen. "Für die Theorie ist Federpfote bereit. Er ist alt genug um es zu lernen, aber ich würde ihn erst in einem Mond mitschicken." Schwarzstreif nickte. "Ich bringe ihnen sowieso nur das bei, was sie wissen müssen. Schaden kann es ja nicht, wen er es jetzt schon lernt. Stachelherz, wie weit ist Windpfote?" Der graue Kater sah ihn entschlossen an. "Die Theorie kann sie schon einmal lernen. Aber zu guter letzt entscheidest sowieso du, ob sie schon bereit sind oder nicht. Du bist darin immerhin einer der Besten." Schwarzstreif sah genervt weg. "Ich weiß, deswegen darf ich es ja immer den Schülern beibringen. Du musst mich nicht daran erinnern." Wolkenflug schnurrte amüsiert. "Ich hole schon einmal Federpfote und Windpfote. Brauchst du noch einen Krieger, um es zu üben?" Er schüttelte verneinend den Kopf. "Beim ersten Mal werden wir sicher nicht so weit kommen. Und wenn, dann machen wir es zu dritt. Aber du kannst dafür sorgen, dass die anderen Schüler nicht bei der Trainingskuhle auftauchen. Wir brauchen Ruhe." "Wir trainieren heute nur mit dir? Geht es deinem Bein etwa schon wieder so gut?" Federpfote musterte Schwarzstreif skeptisch. Windpfote dagegen schien sehr erfreut darüber zu sein, dass ihr Mentor sie wieder unterrichtete. "Für das, was ich euch beibringe, brauche ich die Pfote nicht." Federpfote fragte nicht weiter nach und ging schweigend neben dem Krieger her. Als sie an der Trainingskuhle ankamen, liefen die Schüler sofort in die Mitte und stellten sich gegenüber auf. Schwarzstreif knurrte und setzte sich hin. "Wer hat gesagt, dass ihr vorrennen und euch so aufstellen müsst?! Ich bringe euch etwas bei, bei dem ihr zusammenarbeiten müsst und nicht gegeneinander!" Die zwei sahen ihn verwirrt an, ehe sie auf ihn zukamen. "Was lernen wir denn sonst, wenn es keine Kampfzüge sind?" Schwarzstreif forderte sie auf, sich zu setzen. "Ich bringe euch bei, wie die Nachtpatrouillen ablaufen und auf was ihr achten müsst." Federpfote legte seinen Kopf schief. "Nachtpatrouille? Also eine Patrouille in der Nacht. Aber warum muss man das lernen?" Schwarzstreif plusterte sich etwas auf. "Wir sind der Nachtclan, die Nacht gehört uns! Deswegen patrouillieren wir auch zu Mondhoch. Und das birgt gewisse Risiken, weswegen auch keine frisch ernannten Schüler mitgehen dürfen. Sie erfahren davon nicht einmal etwas. Erst, wenn ihre Mentoren denken, dass sie bereit sind, kommen sie zu mir und ich darf ihnen dann alles erklären." Windpfote schaute ihn fragend an. "Warum kommen alle zu dir?" Schwarzstreif verdrehte genervt die Augen. "Weil ich anscheinend der beste darin bin. Fragt mich nicht wieso. Wahrscheinlich habe ich einfach am meisten Erfahrung darin, leise zu sein und zu beobachten." Die Schüler nickten und sahen sich an. Schwarzstreif räusperte sich und setzte sich auf. "Also, bei den Nachtpatrouillen ist das Vertrauen ineinander wichtig. Wenn du deinen Kameraden nicht vertraust, kannst du dich nicht auf deine Aufgabe konzentrieren." Federpfote schnurrte amüsiert. "Und ausgerechnet du bist der Beste in etwas, bei dem man den anderen vertrauen muss?" Schwarzstreif schnaupte genervt aus. "Ich beobachte die anderen und weiß, wem man trauen kann und wem nicht. Das ist mein Vorteil. Aber jetzt zurück zur Sache. Ihr werdet nicht sofort mit auf Patrouille gehen, da euch noch die Übung fehlt. Und zwei Neuling kommen schon gar nicht mit. Es kommt darauf an, wie gut ihr euch beim Training anstellt. Federpfote, bei dir wirst du noch mindestens einen Mond trainieren müssen, damit die anderen auch dir halbwegs vertrauen. Aber nun zu der Theorie. Eine Nachtpatrouille besteht immer aus mindestens fünf Katzen, die eine bestimmte Formation zusammenstellen. Weil in der Nacht oft Füchse und Dachse auf Beutezug sind, muss man besonders gut aufpassen, was um einen herum passiert. Da man allein überfordert wird, konzentriert sich jeder nur auf seine Aufgabe. Der Leiter der Patrouille zum Beispiel achtet nur auf das, was vor einem liegt. Die auf der Seite achten auf ihre jeweilige Seite und der, der hinten geht natürlich auf das, was hinter ihm passiert. Ihr werdet bei eurer ersten Patrouille in der Mitte gehen. Dort müsst ihr die Signale weiterleiten, die die anderen schicken." Windpfote und Fleckenpfote sahen ihn verwirrt an. "Ich sehe schon, ihr versteht es nicht. Also gut, Federpfote, stell dich dort hin und konzentriere dich nur auf das, was vor dir ist und versuche alles zu bemerken, was dort passiert. Jede Kleinigkeit ist wichtig. Windpfote, du übernimmst die Rückseite. Versuche alles zu hören, was hinter dir vor sich geht. Ich werde den Fuchs spielen und euch von vorne oder von hinten aus angreifen. Wenn ihr zu laut seid, habt ihr verloren, da ich als Fuchs dann genau weiß, wo ihr seid. Wenn ihr wollt könnt ihr euch auch durch die Kuhle bewegen." Mit diesen Worten hinkte er in die Büsche davon. Federpfote starrte sofort unverwandt nach vorne und konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Windpfote legte die Ohren nach hinten und schloss die Augen, um besser zu hören. Sie hörte das Rascheln des Windes und das ferne miauen anderer Katzen. Ein Eichhörnchen kletterte auf einen Baum und ein Specht hämmerte gegen einen Baum. Ein Vogel stieß einen Warnruf aus, als ihn ein Jagdtrupp erlegte. Die restliche Beute verschwand in ihrem Verstecken. Sie horchte noch angestrengter, als vor ihr plötzlich Lärm ertönte. Sie schreckte auf und sah Schwarzstreif der sich über Federpfote beugte. Sie waren einige Fuchslängen von ihr entfernt. Der graue Schüler wurde von ihm zu Boden gedrückt, ehe er von ihm abließ und sich provokant wusch. "Glückwunsch, du bist gerade gestorben. Ein Fuchs hätte dir sofort die Kehle durchtrennt. Also, was war euer Problem?" Federpfote rappelte sich auf, ehe er sich den Dreck aus dem Fell schüttelte. "Windpfote hat mich nicht gewarnt, dass du mich von hinten angreifst. Ich war zu sehr auf das, was vor mir war, konzentriert! So habe ich dich nicht kommen hören.” Windpfote plusterte sich beleidigt auf. "Du hast mir nicht gesagt, dass du weitergehst! Du bist selber schuld!" Federpfote kam wütend auf sie zu. "Ich dachte, dass du klug genug wärst um mitzukommen! Hätte ich ahnen können, dass du mit geschlossenen Augen wie angewurzelt stehen bleibst!" Gerade wollte Windpfote etwas erwidern, als Schwarzstreif jaulte. "Seht ihr, was ohne die Mittelkatze passiert? Die ganze Patrouille stirbt. Oder jedenfalls einer." Die zwei Schüler sahen ihn betroffen an. Der Krieger ging näher an sie heran, ehe er sich zu ihnen herab beugte. "Ich sage euch etwas. Ich unterrichte die Schüler nicht deswegen, weil ich einer der Besten bin. Ich unterrichte sie, weil sie es sich durch meine Art besser merken. Wie lernt man besser, als durch Fehler?" Federpfote sah überrascht auf. "Das stimmt wohl. Aber was machen wir jetzt?" Schwarzstreif sah ihn einfach nur mit seinen durchdringenden, gelben Augen an. "Na was wohl? Ihr sagt mir jetzt erstmal alles, was ihr euch gemerkt habt. Ihr könnt erst wieder ins Lager zurück, wenn ihr alles aufgezählt habt. Das wird übrigens jedes mal so ablaufen." Die zwei Schüler sahen den Krieger aus großen, schockierten Augen aus an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)