Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 33: Ruf der Sterne -------------------------- Am nächsten Morgen war die Stimmung getrübt. Jeder machte sich Sorgen um Fleckenpfote. Sturmstern fragte jeden Moment nach, wie es seinem Schüler ging und Windpfote lag zusammen mit Federpfote zusammengekauert im Schülerbau und wartete im Stillen ab. Spechtfeder kauerte sich um Rauchjunges, als würde er ihr Trost spenden. Stachelherz war so wütend wie noch nie. Farnfuß und Wolkenflug hatten alle Mühe, ihn zu beruhigen, bis er schließlich aus dem Lager lief. Mausejunges und Schattenjunges hatten den Ernst der Lage verstanden und saßen still in der Kinderstube und beobachteten neugierig Rauchjunges. Distelschweif und Schattenpelz saßen in einer Ecke und redeten leise miteinander. Die Patrouillen gingen traurig aus dem Lager und kamen noch trauriger zurück. Weißpfote hatte ihnen bereits gesagt, dass es nicht gut aussieht und sein Leben nun in den Pfoten des Sternenclans lag. Schwarzstreif lag neben Fleckenpfote. Er war nie von seiner Seite gewichen. Die Heiler suchten gerade im Wald nach Kräutern, als Fleckenpfote keuchte. Er öffnete die glasigen Augen und sah ins Nichts. Schwarzstreif rückte näher zu ihm und schaute ihm in die Augen. "Fleckenpfote?" Der Schüler richtete seine Augen auf Schwarzstreif und öffnete den Mund, hustete aber nur. Schwarzstreif stand auf und holte etwas Moos aus dem Vorrat. Er ging zu einer Pfütze und tränkte es darin, bis es voll war. Schwarzstreif legte es ihm vors Maul und Fleckenpfote trank gierig. Als er fertig war, sah er wieder Schwarzstreif an. "Werde ich sterben?" Schwarzstreifs Blick wurde düster. "Ich weiß es nicht." Fleckenpfote schloss kurz die Augen, ehe er Schwarzstreif wieder anschaute. "Erzählst du mir etwas von Mutter?" Schwarzstreif blinzelte überrascht, nickte aber. "Schwalbenflügel war eine Gutmütige Katze. Etwas schüchtern, aber sie hatte für jeden ein Ohr offen. Als sie herausfand, dass sie trächtig war, freute sie sich so sehr wie noch nie. Voller Vorfreude wartete sie auf deine Geburt. Als es dann soweit war, hatte sie Angst irgendetwas falsch zu machen. Ich musste ihr gut zureden und blieb die ganze Zeit bei ihr, um sie zu beruhigen. Schließlich kamst du ohne große Probleme auf die Welt. So glücklich hatte ich sie noch nie gesehen. Sie bestand darauf, dass ich dir deinen Namen geben sollte. Dein Name war ziemlich eindeutig, wenn du mich fragst. Als du vier Monde alt warst, ging sie allein in den Wald." Schwarzstreif schaute auf einen fernen Punkt. “Mir kam es komisch vor, dass sie dich so lange alleine ließ, also ging ich sie suchen. Als ich sie fand, war sie bereits tot. Jemand hat ihr gezielt die Kehle aufgetrennt, also kann es kein Fuchs gewesen sein. Sie war keine schlechte Kämpferin, also musste derjenige sie überrascht haben. Den Rest kennst du ja schon." Fleckenpfote drehte den Kopf zur Seite und starrt in die Leere. "Mutter?" Schwarzstreif blickte überrascht auf. Sah er etwa Sternenclankatzen? Sind sie gekommen um seine Seele zum Sternenclan zu bringen? Er rückte näher an Fleckenpfote heran und sah in die Richtung, in die der Kater starrte. "Geh zu ihr, Fleckenpfote. Schwalbenflügel bringt dich sicher in den Sternenclan. Dort kannst du wieder bei ihr sein." Schwarzstreif musste seine Tränen unterdrücken. Es war das beste für ihn! Fleckenpfote schloss kurz die Augen, ehe er wieder aufschreckte. "Aber was wird aus dir? Was machst du ohne mich?" Schwarzstreif blinzelte verwirrt. Damit hat er nicht gerechnet. "Ich komme schon klar. Deine Mutter braucht dich jetzt mehr als ich. Pass gut auf sie auf." Er leckte Fleckenpfote tröstend zwischen den Ohren. "Entschuldige, dass ich kein Krieger geworden bin. Ich weiß, wie sehr du das wolltest. Es tut mir Leid, dass ich dir diesen Wunsch nicht erfüllen konnte." Schwarzstreif unterbrasch seine rythmischen Zungenstriche und sah ihn an. "Das macht nichts. Hauptsache du hattest ein schönes Leben." Fleckenpfote nickte langsam und sah sich noch einmal um. "Da sind noch andere Katzen, die ich noch nie gesehen habe." Der Krieger sah nicht von Fleckenpfote auf. "Sie werden sich schon vorstellen, keine Sorge." Fleckenpfotes Augen wurden langsam schwer, seine Kraft schwand dahin. "Schwarzstreif, werde ein großartiger Anführer. Versprichst du mir das?" Schwarzstreif nickte stumm. Er brachte vor lauter Trauer kein Wort mehr heraus. "Darf ich dich noch einmal… so nennen? Ich weiß, du magst … das nicht, aber…" Schwarzstreif sah ihn an. Er wusste, was er meinte. "Natürlich." Fleckenpfote lächelte. "Auf Wiedersehen, Vater…" Schwarzstreif kauerte sich neben ihm zusammen. "Auf Wiedersehen mein Sohn. Ich wünschte ich wäre dir ein besserer Vater gewesen." Schwarzstreif trug Fleckenpfotes Leichnam auf die Lichtung. Die Katzen senkten traurig die Blicke und diejenigen, die ihm nahe standen, versammelten sich um ihn um die Totenwache zu halten. Sturmstern legte sich neben Schwarzstreif und bohrte seine Nase in seinen Pelz. "Du warst ein guter Schüler und wärst ein noch besserer Krieger geworden, Fleckenpfote." Windpfote und Federpfote lagen sich ebenfalls trauernd zu den anderen. Stachelherz trat ins Lager und stieß einen qualvollen Schrei aus, als er Fleckenpfote sah. Er stürzte zu den Trauernden und schloss sich ihnen an. Ein Kater, dessen Fell aus Sternen zu bestehen schien, sah vom Himmel auf die trauernden Katzen herab. Eine größere, weiße Katze mit einem schwarzen Fleck auf ihrer Seite, stand neben ihm und legte tröstend ihren Schweif um ihn. "Schwalbenflügel, jetzt habe ich dich endlich wieder, aber habe Schwarzstreif verloren…" Schwalbenflügel sah ihren Sohn mitfühlend an. "Loszulassen ist nie leicht, mein Kleiner. Als ich damals gestorben bin, stand ich tagelang nur hier und habe ins Lager geschaut. Ich habe dich und Schwarzstreif beobachtet und mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich sah, dass er sich um dich gekümmert hat." Sie stand auf und ging ein paar Schritte weg, schaute aber noch einmal zurück. "Denke nach, Fleckenpfote. Ich lass dich jetzt alleine, damit du deine Gedanken ordnen kannst. Wir haben noch mehr als genug Zeit hier im Sternenclan. Wenn du soweit bist, möchte ich dir gerne den Rest deiner Familie vorstellen." Fleckenpfote sah sie fragend an. "Kenne ich noch nicht alle?" Schwalbenflügel schüttelte den Kopf. "Schwarzstreif hat auch viele Verwandte im Sternenclan. Sie werden sich sicher freuen." Sie schnurrte aufmuntert und als sich Fleckenpfote wieder traurig auf sein altes Zuhause sah, kam sie noch ein paar Schritte näher. Sie sah nun ebenfalls auf das Nachtclanlager hinab. "Keine Sorge, er wird sich wieder fangen. Dass er jetzt traurig ist, ist nur normal. Und er wird sich ganz sicher um sie kümmern, so wie er sich um dich gekümmert hat." Fleckenpfote nickte traurig, ehe er ihre Worte realisierte undnseine Mutter fragend anstarrte. "Du weißt es nicht? Naja, du wirst es sicherlich noch früh genug erfahren." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)