Love you like you do von Marron ================================================================================ Kapitel 17: ------------ „Ich habe doch nur mit ihm reden wollen. Wir haben nie...wir haben nur einmal etwas getrunken und dann – als ich wieder nüchtern war, war mir sofort klar, dass ich den größten Fehler meines Lebens gemacht habe! Ich wollte dir nicht wehtun. Ich wollte, dass du es nie erfahren musst!“ Er zuckte zusammen, fast, als ob ein Ruck durch seinen Körper schoss. Sie hatte das ausgesprochen, was für ihn der Trennungsgrund war. „Und warum hast du es mir nie gesagt? Warum sollte ich es nicht wissen? Wieso diese Lügen?“, fragte er leise. Sanae stockte, sah nach links, nach rechts, dann auf den Boden. Seufzte leise. „Ich hab doch nicht gelogen.“ Sie blinzelte und presste kurz die Lippen aufeinander. „Ich habe nur etwas nicht erwähnt.“ Genau, wie er es sich vor einigen Tagen noch gedacht hatte! „Das Problem daran ist nur, dass du mich mit deinem Schweigen viel mehr verletzt hast, als die Wahrheit es je gekonnt hätte“, seine Stimme war nur ein Flüstern, doch sie hörte ihn dennoch. Erneut rannen ihr Tränen über die Wangen. „Das wollte ich nicht. Ich wollte das Richtige tun.“ Er lachte hart auf. Das Richtige...gab es das überhaupt? „Na, das hier war's jedenfalls nicht“, sagte er, wandte sich um, öffnete die Haustüre, war nicht im Geringsten überrascht, Anna in seinem Garten zu sehen, und ging. „Du...bist zurück?“, fragte Genzo überrascht. Hatte er mit einem längeren Gespräch gerechnet? Der Keeper hatte seinem Freund den Schlüssel in die Hand gedrückt, als dieser hatte gehen wollen. Erst hatte Tsubasa abgelehnt, aber dann hatte der Ältere ihn daran erinnert, dass er am Abend einen Arzttermin hatte und vielleicht nicht zu Hause sein würde. Da hatte Tsubasa angenommen und den Schlüssel eingesteckt. Jetzt hatte er einfach die Tür aufgeschlossen und war eingetreten. Genzo hatte im Wohnzimmer auf dem Sofa gesessen und bei seiner Ankunft verwirrt aufgesehen. „Wie geht es dir?“, fragte der Keeper nun, da er seine Zeitschrift weggelegt hatte und zu ihm in den Flur gekommen war. „Was hieltest du für das Richtige?“, fragte er plötzlich. Der Ältere hob die Augenbrauen. „Was...meinst du denn?“ „Gibt es in einer Beziehung etwas, das man so bezeichnen kann?“ Der Mittelstürmer merkte sehr wohl, dass seine Fragerei den Anderen verwirrten. Dennoch schien dieser ernsthaft nachzudenken. „Das...kommt wohl ganz drauf an. Auf die Beziehung, meine ich. Und darauf, ob man überhaupt bereit ist, so etwas zuzulassen.“ Er sah seinen Freund an. „Wo kommt das denn jetzt her? Was ist bei euch passiert?“ Tsubasa schnaubte. „Sie meinte, sie hätte nur das Richtige tun wollen.“ Genzo schüttelte den Kopf. „Na, das war es bestimmt nicht.“ Tsubasa sah sich um. „Wo ist Daibu?“, fragte er, und fügte dann an, „Übrigens hab ich das auch gesagt.“ Genzo nickte mit dem Kinn Richtung Schlafzimmer. „Mittagsschlaf. Schon seit ein paar Minuten.“ Der Mittelstürmer nickte bedächtig. Genzo legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Was ist los mit dir?“ Er klang besorgt. Der Jüngere seufzte. Sah ihm in die Augen. „Bestehst du immer darauf, dass man macht, was du für richtig hälst?“, fragte er weiter und sein Blick wurde intensiv. Der Keeper schüttelte den Kopf, grinste dann kurz schief. „Nicht wirklich. Also, eigentlich“, das Grinsen wurde deutlicher, „Ich meine, du kennst mich. Ich kann echt stur sein. Und hier und da arrogant, das will ich gar nicht bestreiten. Aber das Richtige...kann nur in der Beziehung selbst gefunden werden, denke ich. Nur gemeinsam, nicht von einem allein. Ich mein, sonst kommt man doch nie weiter, oder?“ Der Rest seiner kleinen Rede ging unter, denn Tsubasa zog ihn plötzlich an sich und küsste ihn innig. Genzo schien zu perplex, um zu reagieren und da war der Moment auch schon vorbei. Stattdessen nahm Tsubasa den Kragen des Shirts zwischen seine Finger und zog den Kopf des Älteren zu sich herunter. „Ich...kann dir nichts versprechen“, murmelte er zaghaft, „Vielleicht...macht es uns beide unglücklich. Oder jemand merkt was und unsere Karrieren sind im Eimer.“ Er hob so vorsichtig wie möglich den Kopf die wenigen Zentimeter, um die Lippen des Älteren streifen zu können. „Aber...ich will diese Sache ausprobieren. Ich will mit dir zusammen sein.“ Beinahe schockiert prallte Genzo zurück, als hätte er sich verbrannt. „Was?“, fragte er beinahe lautlos vor Überraschung, „Ich träume doch, oder?“ Der Satz brachte den Mittelstürmer dazu, aufzulachen. „Wo ist denn deine große Hoffnung hin, huh?“ Genzos Hände bewegten sich zu Tsubasas Gesicht hin. Hielten es fest. Wie wunderbar warm diese Finger doch waren. „Ist das dein Ernst? Du...willst mich?“ Wortlos nickte er, hielt kurz die Luft an. Es dauerte fast eine volle Minute, bis sich einer der beiden jungen Männer regte – und selbst dann war Genzos Aktion so vorsichtig, als könne alles bei einer zu hastigen Bewegung zerbrechen. Langsam und sanft neigte er den Kopf, drückte seine Lippen auf die des Jüngeren. Tsubasa schloss die Augen und lehnte sich zärtlich an ihn, was den Älteren dazu brachte, die Wahrheit hinter diesen Worten endlich glauben zu können. Er löste sich von ihm und schnappte überwältigt nach Luft. „Ich hätte nie gedacht..., dass dieser Tag einmal kommen würde!“ Liebevoll stupste er seine Nase gegen die des Mittelstürmers. „Denkst du, wir kriegen das hin? Oder klammere ich mich nur an dich, weil ich mich gerade trenne?“, bemerkte Tsubasa leise. Es waren ehrliche Sorgen, die er teilen wollte. Sein Freund sollte kein Notnagel für ihn werden. „Ist mir egal. Ehrlich, alles, was von dir kommt, ist eh ein Geschenk. Ich hab nie gedacht, mal so offen mit dir reden zu können. Mach, wie du denkst. Wenn mir was nicht passt, können wir darüber reden. Ich bin ja nicht auf den Mund gefallen.“ Befreit lachte der Keeper auf und Tsubasa stieg glücklich mit ein. „Ist dir egal?“, wiederholte er, „Was bist du doch anspruchslos!“ Er trat einen Schritt zurück und ging ins Wohnzimmer. Bereitwillig setzte sich der Ältere neben ihn. „Wann hast du beschlossen, es zu versuchen?“, fragte er. Der Mittelstürmer lachte auf. „Vor ungefähr einer Stunde?“ „Im Ernst?“, fragte der Keeper. Er nickte. „Als ich mit der...Sache...fertig war, bin ich herum gelaufen. Habe nachgedacht. Mir ist klar geworden, dass ich dich...mag. Mehr, als sonst. Mehr als früher.“ Er spürte, wie er rot wurde. Ein verlegenes Lächeln umspielte seine Lippen. Er wollte noch nicht von Liebe sprechen, dafür war es noch zu früh, aber er spürte, dass es durchaus etwas Machtvolles werden konnte. Für den Moment war er damit zufrieden, wie es zwischen ihnen war. Genzo griff nach seiner Hand, hielt sie fest und seufzte leise. „Dann finde ich das gut so.“ Er blickte auf ihre Hände, auf die verschränkten Finger. „Ich liebe dich“, meinte er. Tsubasa küsste ihn auf die Schläfe. „Ich weiß, ja.“ Er wusste, welch große Überwindung es kosten musste, Worte auszusprechen, die eigentlich nie gesagt werden sollten. Zumindest in Genzos Ansicht. Dieser nickte. „Okay.“ Seufzend saßen sie beide nebeneinander und malten sich aus, was das jetzt bedeuten würde. Es war nicht leicht gewesen. Die Scheidung von Sanae machte überall Schlagzeilen und auch sein Verzicht auf einen Sorgerechtskampf wurde eifrigst diskutiert. Tsubasa wiederholte immer wieder, dass er zu den Trennungsgründen nichts sagen würde – er wollte keine Schlammschlacht und keinen Rosenkrieg. Der Einzige, der darunter leiden würde, wäre Daibu gewesen. Außerdem wich er sämtlichen Fragen nach einer neuen Beziehung geschickt aus, indem er sie schlicht nicht erlaubte. Es kam das Gerücht auf, dass er sich jetzt erst einmal zurückziehen wolle und der Sturm der Medien legte sich nach einigen schrecklichen Wochen wieder. Genzo war während der ganzen zeit verständnisvoll und verhielt sich vorbildlich, solange andere Menschen dabei waren. Sobald sie allein waren, die Türen hinter ihnen zufielen, stürzten sie sich auf ihre Beziehung – und schließlich auch aufeinander. Sie konnten kaum genug davon bekommen, obwohl es manchmal Nächte gab, in denen sie einfach nur redeten. Über ihre Zukunft, über vergangene Jahre. Über Wünsche und Erfahrungen – immerhin hatte Tsubasa keine Ahnung, was es hieß, mit einem Mann zusammen zu sein. Genzo beichtete ihm, dass er schon die eine oder andere Erfahrung gesammelt hatte. Heimlich, unter falschem Namen, in weit entfernten Hotels mit Männern, die er danach nie wieder gesehen hatte. Er schämte sich, aber Tsubasa nahm es ihm nicht übel. Er hatte in derselben Zeit immerhin eine Ehe geführt. Manchmal glaubten sie, ihre Freunde müssten ihnen ansehen, dass sich etwas verändert hatte. Aber niemand sprach es an und sie wurden ruhiger. Bevor sie richtig wussten, wie das passiert war, war ein halbes Jahr seit der Scheidung vergangen. Und keiner von ihnen wusste, was die Zukunft bringen würde, aber sie waren sich sicher, ab sofort alles gemeinsam in Angriff zu nehmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)