Love you like you do von Marron ================================================================================ Kapitel 2: ----------- „Ey, Tsubasa, Misaki, wollt ihr noch mit? Wir wollen noch in der Hotelbar was trinken gehen und ein paar Taktiken besprechen. Das deutsche Bier soll so gut sein, das muss ich probieren!“ Matsuyama schien gar nicht mehr zu halten zu sein. Sein Enthusiasmus zauberte den beiden ein Lächeln aufs Gesicht. „Heute nicht. Ich will lieber nach Hause und mich um Sanae kümmern. Ein anderes Mal, ja?“ „Klar, du kannst ja seit deinem Wechsel jeden Tag die deutsche Küche genießen. Du Glücklicher!“ Tatsächlich hatte Tsubasa nach nur zwei Jahren in Spanien wieder den Verein gewechselt. Er war abgeworben worden, als ihm klar wurde, dass er nicht mit Rivaul spielen wollte, sondern gegen ihn. Seit vier Jahren war er also in Deutschland. Der Verein war gut und die Spieler auf hohem Niveau. Außerdem war er näher an seinen Freunden: Die Tachibanazwillinge waren bei einem Splitterverein untergekommen. Misaki spielte mittlerweile sogar in England. Stolz erzählte er immer wieder, wie er mal David Beckham getroffen hatte und sogar mit dessen Frau reden konnte. Nur Hyuga war seit Beginn seiner Karriere stets in Italien geblieben. Er war auch immer noch ledig – im Gegensatz zu Tsubasa, der Sanae hatte und Misaki, welcher die Französin Azumi geheiratet hatte. Wakashimazu hatte eine Japanerin geheiratet, die nur zu gerne bereit war, sowohl seine Frau zu sein, als auch den Dojo seines Vaters zu leiten. Sein Sohn konnte gerade erst richtig sitzen, aber er war am besten ruhig zu halten, wenn er die Schüler im Dojo trainieren war. Zweifelsohne würde aus ihm also einmal ein Kämpfer werden. Sogar Ishizaki hatte eine Freundin, aber er war noch zu feige, um ihr einen Antrag zu machen, we4swegen es vorerst so blieb. Wie es beim Rest des Teams aussah, wusste Tsubasa schlicht nicht. Er hatte nie gefragt und sie hatten nie etwas angedeutet. Er fragte sich gerade, ob Hyuga immer noch ein Auge auf seine Managerin geworfen hatte. Zwar war sie mehr als zehn Jahre älter, aber das hatte wohl noch nie jemanden gekümmert. Nur einen gab es, von dem er lange nichts mehr gehört hatte: Genzo Wakabayashi. Hamburgs bester Keeper hatte sich schon vor Wochen sehr zurückgezogen. Er war dieses Jahr sehr vom Pech verfolgt worden: Erst war ein anderer Spieler in ihn hinein gerannt und er hatte sich eine Verletzung in der Sehne im rechten Fuß zugezogen. Kaum war diese abgeheilt und er wieder einsatzfähig, brach er sich bei einem Streit mit einem Fan die Hand, obwohl er nur versucht hatte, zu schlichten. Er fiel diese Saison komplett aus, weswegen Tsubasa nicht viel von ihm gesehen hatte, obwohl sie im selben Team spielten. Es war für Tsubasa verständlich, dass Wakabayashi nun keinen Kontakt wünschte, wo er so mit dem Schicksal haderte, monatelang nicht spielen zu können. Sie hatten sich nur einmal gesprochen – am Telefon – und da hatte der Keeper sehr genervt und resigniert geklungen. Eigentlich sogar recht kalt. Tsubasa konnte es ihm nicht übel nehmen. Vor zwei Jahren hatte er sich ebenfalls verletzt und hatte nicht spielen können. Bei ihm war es mal wieder die Schulter gewesen. Er war regelrecht unausstehlich gewesen – zumindest hatte er es so empfunden und er dachte immer wieder daran, wenn es mit Sanaes Hormonen wieder einmal rund ging. Ihm kam plötzlich eine Idee, wie er noch etwas Zeit herausschinden könnte. Direkt danach schüttelte er den Kopf über sich selbst. Er sollte aufhören, sich um seine Pflichten zu drücken. Er verabschiedete sich von seinen Freunden und machte sich auf den Weg nach Hause. Dort erwartete ihn ein unvergleichliches Chaos: Verschiedenste Kleidungsstücke lagen auf dem Boden verstreut, gelegentlich durchbrochen von Daibus Spielzeug. Hinzu kam, dass fast alle Türen geschlossen waren. Was war denn hier passiert? Sonst ließen sie alle Türen offen stehen, damit ihr Sohn frei durch die Wohnung tollen konnte, ohne, dass einer von ihnen ständig hinterherlief um ein Auge auf ihn zu haben. Er lauschte immer noch perplex auf die Geräusche und ging vorsichtig zum Schlafzimmer. Mit einer Hand schob er die nur angelehnte Tür auf und lugte durch den Spalt. Daibu saß auf dem Bett und beobachtete seine Mutter, die mit einem Seufzen Kleidungsstücke in einen Koffer packte. Tsubasas Zweitsporttasche stand prall gefüllt am Fußende des Bettes auf dem Boden. „Sanae?“, platzte er in den Raum und hatte ein ungutes Gefühl. „Was machst du da?“ Seine Frau hielt in ihrem Tun inne und seufzte erneut schwer. „Weißt du“, begann sie zögerlich, „Ich habe noch einmal nachgedacht. Ich hab dir heute noch mal beim Spiel zugesehen. Ich denke, wir wissen beide, dass ich im Moment unausstehlich bin.“ Er begann, den Kopf zu schütteln, aber sie redete einfach weiter: „Versuch nicht, zu verstecken, wie sehr dich das alles mitnimmt. Ich denke, es ist das beste, wenn einer von uns beiden für die nächsten fünf Monate auszieht.“ „Ausziehen?“, wiederholte er verdattert. „Ich kenne hier niemanden. Dazu hatte ich dank Daibu noch keine Zeit und auch nicht wirklich den Willen“, plapperte sie weiter, als hätte er nichts gesagt. Als bemerke sie seinen Schock nicht. Erst, als sie darauf keine Antwort erhielt, hob sie den Kopf. In ihren Augen schwammen Tränen. „Ich kann das nicht, Tsubasa. Ich kann nicht damit leben, dir jeden Tag sowas zuzumuten. Du bist mir nicht böse, das weiß ich, aber es ist nicht in Ordnung! Ich will, dass du für eine Weile gehst, damit ich mich nicht selbst hassen muss.“ Sie strich sich das Haar aus der Stirn und holte zitternd Luft. Dann ging ihr Blick zu Daibu, welcher im Moment mit einem Kinderbuch bewaffnet völlig in seiner eigenen Welt zu sein schien und nichts vom Streit seiner Eltern mitbekam. „Wusstest du, dass Daibu heute Morgen schon dachte, wir würden wieder streiten, wenn du wiederkommst? Ich möchte nicht, dass das die einzige Erinnerung ist, die er nachher an diese Zeit hat. Ich will nicht, dass er Angst bekommt.“ Sie sagte das sehr leise. Tsubasa nahm sie in den Arm und überlegte blitzschnell. Für sie mochten die Gründe logisch erscheinen, aber vielleicht war das auch nur wieder so eine fixe Idee, die sich nach ein paar Tagen erledigt hatte? Andererseits diskutierten sie ja wirklich schon seit einer Woche über diese Möglichkeit. Und Aufregung konnte seine Frau in diesem Zustand nicht gebrauchen, bestimmt war auch der Stress ihrer Streitereien nicht gut für sie. Er seufzte auf. „Ich werde gehen, wenn du es für das Richtige hälst“, flüsterte er ihr ins Ohr, „Ich werde schon irgendwo unterkommen.“ Bis jetzt war er noch fest davon überzeugt, dass sie gleich lachen und die Idee verwerfen würde. Erst, als die Tür hinter ihm zufiel und er mit gepackten Taschen dastand, ging ihm auf, dass sie es so meinte. Er fühlte sich wie der letzte Idiot. Was war gerade passiert? Wieso stand er hier und was sollte er jetzt tun? Wenn er jetzt klopfte und sofort wieder zurückging, würde sie ihn nich nur für verrückt halten, sondern aus der Diskussion würde wieder ein Streit werden. Er schnaubte und hängte sich die Sporttasche über die Schulter. Mit langsamen Schritten setzte er sich in Bewegung und verließ das Grundstück. Wo sollte er jetzt hin? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)