Dead Inside von Kitty_cat (Sasu/Saku) ================================================================================ Kapitel 14: Schatten der Vergangenheit -------------------------------------- „Alles begann mit dem Tod meiner Mutter“, fing ich mit meiner Erzählung zögernd an. Noch immer fiel es mir so unglaublich scher über sie zu reden. Ich vermisste sie dafür einfach zu sehr und jeden Tag der ohne sie anfing und ohne sie endete war für mich noch nach so langer Zeit unerträglich. Zitternd stieß ich leise den Atem aus und versuchte den erneut aufkommenden Schmerz beiseite zu schieben. Sasuke sollte nicht merken, dass der Tod meiner Mutter für mich immer noch eine große Rolle spielte. Doch es war dafür bereits zu spät. Er hatte es schon gemerkt. Dass sah ich daran dass sein Blick für ein paar Sekunden weicher und fast schon mitleidig wurde. Schnell wandte ich meinen Blick ab. Ich brauchte sein Mitleid nicht. Wollte es auch gar nicht. „Eines Tages beschloss mein Vater, der mich nicht mehr länger so trauern sehen wollte, jemanden in meinem Alter zu adoptieren, der mir helfen würde über den Tod meiner Mutter hinweg zu kommen und so trat Sai in mein Leben.“ Nur bei dieser Erinnerung zog sich mein Magen schon fast schmerzhaft zusammen. Was wäre damals passiert wenn mein Vater sich für keine Adoption entschieden hätte? Wenn Sai nie in mein Leben getreten wäre? Was wäre geschehen wenn meine Mutter nicht bei dem Unfall gestorben wäre? Hätte meine Jugend anders ausgesehen? Wäre ich dann glücklicher gewesen? Würde ich eine andere Sakura mit vielen Freunden um mich herum die Spaß am Leben hatte, sein? Vielleicht. Vielleicht wäre es wirklich so gekommen und wie schon so oft beneidete ich dies, was mir dass Schicksaal verwehrt hatte. „Ich habe gleich am Anfang gemerkt, dass mit Sai irgendwas nicht stimmte. Er schien mir einfach so perfekt. Zu perfekt. Er benahm sich immer vorbildlich und war zu jedem stets Überfreundlich. Fand immer die richtigen Worte und keiner konnte ihm böse sein. Mein Vater hat wirklich von Anfang an einen großen Narren an ihm gefressen und hieß alles gut was er sagte oder tat. Er zog ihn mir komplett vor und dies nutzte Sai aus. Erst fing es mit herablassenden Blicken und später auch mit Sprüchen an, bei dem ich mir zuallererst nicht wirklich was dabei gedacht habe. Ich war in diesem Zeitraum noch zu sehr mit mir selbst und den Verlust meiner Mutter beschäftigt und versuchte irgendwie allein damit klar zu kommen. Von meinem Vater konnte ich keinen Trost oder dergleichen erwarten, denn er verarbeitete seinen Verlust anders als ich. Er hing sich lieber zu sehr an Sai hin und wurde blind und taub für alles was mit mir zu tun hatte. Es war als hätte ich neben meiner Mutter auch meinen Vater verloren. Es war kaum zu ertragen.“ Betreten starrte ich auf meine Hände, die ich in meinem Schoß ineinander verschlungen hatte um mein Unbehagen an diesem ganzen Thema, dass viel zu viel von mir Preis gab als mir lieb war. Ebenso musste ich mir aber wiederrum eingestehen, dass ich jetzt wo ich angefangen hatte Sasuke von mir zu erzählen; ich nicht mehr damit aufhören wollte. Ich wollte dass Sasuke hinter meine schützende Mauer schaute. Ich wollte dass er alles von mir sah. Wollte dass er alles von mir erfuhr. Wollte ihm alles zeigen. Aufmerksam hörte er mir zu. Sagte kein Wort. Versuchte nicht mal irgendetwas einzuwenden oder wirkte gar gelangweilt oder genervt. Seine Pechschwarzen Augen waren ganz und gar nur auf mich gerichtet und tief in mir drin merkte ich, dass er auch alles von mir wissen wollte. Diese Erkenntnis, die so verdammt neu für mich war, schließlich hatte sich bis jetzt noch nie jemand so sehr für mich interessiert, wie Sasuke es tat; bestärkten mich weiter zu reden. „Dann, als Sai schon ein ganzes Jahr bei uns war und das völlige Vertrauen meines Vaters für sich hatte, zeigte er sein wahres Gesicht.“ Unbewusst hob ich meinen Blick in die Ferne, als die Erinnerung mich überschwemmte und mich in die Zeit zurück versetzte . . . Das Geklapper von Besteck dass auf Porzellan trifft ist das einzige Geräusch dass in unserem Esszimmer zu hören war. Wie jeden Abend sitzen wir hier alle zusammen und tun so, als wäre alles in Ordnung und wir würden noch immer die glückliche Familie sein, die wir mal gewesen waren. Doch das waren wir nicht mehr. Der Tod meiner Mutter hat ein klaffendes Loch hinterlassen und keiner war imstande dieses wieder zu flicken, egal wie sehr mein Vater es auch zu versuchen mag. Mein Blick flog dabei zu meinem neuen Stiefbruder, der mir gegenüber saß und stillschweigend sein Essen zu sich nahm. Ein ganzes Jahr ist es jetzt schon her dass Vater ihn bei uns aufgenommen hatte, als Vorwand dass er mir durch die Trauer wegen meiner Mutter hinweg helfen würde, da er in meinem Alter war. Ich jedoch wusste es besser. Vater hatte ihn nicht meinetwegen geholt, sondern seinetwegen. Ich fungierte dabei nur als Vorwand, damit er bei anderen nicht doof dastand. Er wollte nämlich schon immer einen Sohn haben, der einmal seine mühevoll aufgebaute Firma weiterführen sollte und dann das Pech hatte eine Tochter zu bekommen. Mich. Mein Verhältnis zu meinem Vater war noch nie besonders gut gewesen und seitdem meine Mutter nicht mehr da war schien sich auch nichts daran geändert zu haben. Im Gegenteil. Seitdem Sai hier war; der Inbegriff eines perfekten Sohnes, wie man von den vor stolz glänzenden Augen meines Vaters ablesen konnte, war ich es die sich fühlte nicht zu dieser Familie zu gehören. Als hätte mich man adoptiert. Leise zuckte ich zusammen, als ich bemerkte dass Sai seinen Kopf leicht gehoben hatte und meinen Blick, der immer noch auf ihm lag, erwiderte. Er wusste immer wann ich ihn beobachtete und wie jedesmal zwickte er seine Augen zusammen und schenkte mir über den Tisch hinweg ein breites, fröhliches Lächeln, das jeden um den kleinen Finger wickelte nur nicht mich. Viel zu sehr wirkte dieses Lippen auseinanderziehen, was gerade sein Gesicht verunstaltete auf mich mehr als gekünstelt und gespielt, als dass es als echtes Lächeln durchgehen konnte. Wusste er eigentlich wie dämlich er damit aussah? Wohl eher nicht. Ein schnauben mit aller Gewalt unterdrückend, senkte ich daher nur wieder meinen Blick und stocherte mit meiner Gabel weiter in meinem Essen herum. Schon lange hatte ich meinen Appetit verloren und aß auch nur, damit der Teller leer war. Meine Mutter hätte nicht gewollt, dass ich wegen ihr an Gewicht verlor –was ich eigentlich schon getan hatte, doch wollte ich nicht meinen Vater damit erzürnen. Er mochte es nicht wenn man Essen verschwendete und ich traute es ihm zu, dass er mich solange hier sitzen ließ, bis mein Teller leer war. Dabei wäre es ihm völlig egal, dass ich eine junge Frau mit Fünfzehn Jahren war und bevor ich mich vor Sai so demütigen ließ, aß ich still und brav mein Essen auf, obwohl mir bei jedem weiteren Happen mein Magen rebellierte. „Wie war euer Tag denn so?“, erkundigte sich mein Vater in einen beiläufigen Ton. Seinen Blick behielt er allerdings auf seinen Teller, als er ein weiteres Stück von seinem Fleisch abschnitt. Sai schien schon auf die Frage gewartet zu haben, schließlich bekamen wir sie fast jeden Tag zu hören und liebend gern ließ ich ihm den Vortritt und klinkte mich sofort aus dem bevorstehenden Gespräch aus. Seine Prahlereien was für gute Leistungen er wieder den ganzen Tag erzielt hatte, konnte ich schon lange nicht mehr hören. Vater hingegen hörte ihn aufmerksam zu, hing ihm schon fast zu sehr an seinen Lippen, lobte ihn immer wieder mit einen Nicken und an seinem Gesicht konnte man wirklich den Stolz heraus sehen. So wie er Sai mit seinen Grünen Augen –das einzige was ich von ihm vererbt bekommen habe, ansah, hatte er mich schon lange nicht mehr angesehen. Das flaue Gefühl in meinen Magen verstärkte sich, schnürte mir meine Kehle zu und jeder weitere biss für den ich mich schon beinahe zwingen musste, ihn hinunter würgen, schmerzte. „Ich hab Mutters Grab besucht. Hab ihr frische Blumen gebracht.“ So sehr ich es auch zu unterdrücken versuchte, konnte ich die Gehässigkeit nicht aus meiner Stimme verbannen und mit einem leicht stechenden Blick sah ich zu Vater auf, dessen Gesicht zu einer starren Maske verzerrt war, als ich dieses Thema anschlug. Ich sah einen Muskel in seinem Kiefer zucken und sein Griff um das Besteck wurde auch etwas fester. So fest, dass seine Knöchel weiß hervor traten. Er mochte es nicht, wenn ich von Mutter sprach und seit der Beerdigung vor einem Jahr war er auch nicht mehr bei ihr gewesen und hat ihr Grab besucht. Dies würgte ich ihm so oft ich konnte rein. Es war das einzige dass meine inneren Dämonen etwas besänftigte, wenn ich den Schmerz in seinen Augen aufflackern sah. Auch wenn es nur von kurzer Dauer war, aber das reichte mir schon. Denn daran erkannte ich, dass sie ihm wohl doch etwas bedeutet haben musste und ihr Tod nicht gänzlich an ihm unbeschadet vorbei gezogen war. Anstatt mir jedoch eine Antwort zu geben nickte mein Vater nur kurz in meine Richtung, ehe er sich wieder an Sai wandte, der dies still aus seinen Tintenschwarzen Augen beobachtet hatte. In diesen Moment hatte sein Gesicht etwas düsteres an sich, was aber gleich wieder verschwand, als Vater ihn eine weitere Frage stellte. Gekünstelt lächelte er diesen an und zeigte sich wieder von seiner besten Seite. Ich ließ Vaters Flucht vor diesem Gespräch von seiner verstorbenen Frau zu und klinkte mich wieder aus dem Gespräch der beiden aus. Ich hatte mein Ziel bei Vater wieder erreicht und zufrieden mit mir selbst stopfte ich mir meine vollgeladene Gabel in den Mund. Eine kleine Weile später hatten wir unser Abendessen dann beendet und ich war heilfroh mich in mein Zimmer zurück ziehen zu können. Dem einzigen Ort hier in diesen riesigen Haus, der mir noch Sicherheit und Geborgenheit schenkte. Dort drin konnte ich mich gehen lassen und die Fassade abstreifen, die ich den ganzen Tag über aufsetzen musste. Wie jeden Tag flog mein Blick wie automatisch auf das Bild das auf meinen Nachttisch stand. Wie jeden Tag ließ ich mich mit zittrigen Gliedern auf meinem Bett nieder und nahm den Bilderrahmen in die Hand. Wie jeden Tag betrachtete ich das Bild von mir und meiner Mutter, dass kurz bevor sie durch den Autounfall gestorben war, noch aufgenommen worden war. Wie jeden Tag gab ich mich meiner Trauer hin und heiße Tränen rannen mir die Wangen hinunter und fielen auf das Glas des Bilderrahmens. Genau auf das Gesicht meiner Mutter. Gott wie sie mir fehlte. Seitdem sie nicht mehr bei mir war, hat sich mein ganzes Leben verändert und nicht gerade zum Besseren. Eher ins Gegenteil. Mein Vater behandelte mich wie eine Fremde und ich hatte einen Stiefbruder bekommen den ich nicht wollte. Nicht brauchte. Er machte sich eh nichts aus mir. Seitdem er hier war, sind wir zwei uns so gut wie es geht aus dem Weg gegangen. So viel dazu, dass er nur hier war um mir über die Trauer meiner Mutter hinweg zu helfen. Das einzige was er gemacht hatte, war sich bei meinem Vater ein zu schleimen und mir höhnische Blicke und Sprüche hinzuwerfen, wenn Vater es nicht sah. Er wollte dass ich sah, wie wenig mein Vater in Wirklichkeit von mir hielt. Als wenn ich dies nicht schon längst selbst wüsste. Erschrocken zuckte ich zusammen, als es an meiner Tür klopfte. Blinzelnd wischte ich meine Tränen fort und leichte Hoffnung machte sich in mir breit. War mein Vater etwa gekommen um nach mir zu sehen? Wollte er sich etwa sicher gehen, dass es mir gut ging? „Ja?“ Mein Herz wagte es einen vorfreudigen Hüpfer zu machen, als ich beobachtete wie die Tür sich langsam öffnete. Anstatt jedoch meinen Vater in der Tür zu sehen, erblickte ich Nachtschwarze Haare, viel zu blasse Haut und ausdruckslose Tintenschwarze Augen. Sai. Was machte er denn hier? Wie immer trug er sein gekünsteltes Lächeln im Gesicht, als er in mein Zimmer eintrat und lässig die Tür hinter sich schloss. Mit verengen Augen registriere ich dies und ein unwohles Gefühl beschlich mich. Sai hat mich noch nie in meinem Zimmer aufgesucht. War sonst nie allein zu mir gekommen. Also. Was sollte das? „Was willst du?“ Ich versuchte so viel Stärke und auch Willenskraft in meine Stimmlage zu legen und doch konnte ich nicht verhindern, dass sich mein Körper leicht verkrampfte. Sai ließ seinen Blick quälend langsam durch mein Zimmer wandern und erst als er alles in sich aufgenommen hatte und es mir schon fast unangenehm war, wie er meine persönlichsten Sachen begutachtete, richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf mich. Musterte mich mit seinen so emotionslosen Augen und mein Unbehagen wuchs noch etwas mehr an. Denn ich bemerkte sehr wohl den Schatten, der sein Gesicht wieder so düster wirken ließ, obwohl er immer noch dieses dämliche Grinsen auf den Lippen trug. „Vater meinte ich solle mal nach dir sehen. Mich davon überzeugen ob es dir auch wirklich gut geht. In letzter Zeit wirkst du nämlich so bedrückt auf ihn und das scheint ihn etwas sorgen zu bereiten.“ Ach ja? Warum war er dann nicht selbst zu mir gekommen, wenn er sich ach so große Sorgen um mich machte? Warum schickte er Sai vor? Er wusste doch, dass wir beide uns nicht gerade nahe standen. Wollte er dies ändern? Ich unterdrückte ein schnauben. Warum sollte ich dies tun? Ich wollte mit Sai nichts zu tun haben. Ich sah ihn nicht als meinen Stiefbruder und ich würde es auch nie tun. Und trotzdem jagte mir ein kalter Schauer über den Rücken, als ich seine süßliche Stimmlage, die er eigentlich bei jedem anwandte, plötzlich so bedrohlich wirkte. Fast schon Gefährlich. Stumm rief ich mich zur Ordnung und nutzte die Wut die ich auf ihn hatte, um mich von meinem Bett zu erheben und ihn entgegen zu treten. Ich hatte keine Angst vor ihm. Zumindest versuchte ich dies mir selbst einzureden. „Wie du sehen kannst geht es mir gut.“ Sais Blick glitt über mein Gesicht und mir war klar, dass er meine von weinen geröteten Augen und immer noch nassen Wangen entdeckte, doch mir war es egal. Sollte er es doch sehen. Wir wussten doch beide dass ihn mein Gemütszustand nicht im geringstem interessierte. Er war doch viel zu sehr damit beschäftigt meinem Vater um die Füße zu schwänzeln, um sich großmäßig Gedanken um seine neue Stiefschwester zu machen. Doch anstatt dass er sich umdrehte um nach geheuchelter Interesse für mich das Zimmer wieder zu verlassen, nachdem sein halbherziger Versuch gescheitert war Konversation mit mir zu betreiben, legte Sai nur den Kopf in den Nacken und lachte kurz auf. Bei dem Laut stellten sich meine Nackenhaare auf und ein Schauer jagte mir über den Rücken. Als er mir das nächste mal entgegensah, war sein Gesichtsausdruck wirklich düster und nun strahlte er wirklich etwas Gefährliches aus. „Du gefällst mir immer besser Sakura“, grinste er breit, als er mit seinen langen bleichen Fingern mein Kinn ergriff und es leicht anhob. „Dein Schmerz und deine Verzweiflung, die du so jämmerlich zu verstecken versuchst, lassen mir mein Herz höher schlagen. Lass mich mehr davon sehen. Zeig mir wie ich dich brechen kann.“ Furcht stieg in mir auf, als ich in seinem Gesicht ablesen konnte, dass er jedes einzelne Wort ernst gemeint hatte. Ich wollte mich von ihm lösen, mich so weit wie möglich von ihm entfernen, doch er ließ es nicht zu. Stumm dirigierte er mich Rückwärts durch den Raum und einen Moment später fand ich mich auf meinen Bett wieder. Meine Augen weiteten sich und ein leises quieken kam über meine Lippen, als ich zu verstehen versuchte, was hier gerade passierte. War dies Sais wahres Gesicht, das er immer schön hinter seinem falschen Lächeln versteckte? Machte es ihm wirklich Freude anderen in ihrem Leid zu beobachten? Damit würden seine kleinen Reaktionen einen Sinn ergeben, die ich mir immer gedacht hatte, einzubilden. Was hatte Vater da für einen Jungen hergebracht. Der war doch nicht mehr ganz richtig im Kopf. Wild zappelnd versuchte ich ihn von mir abzuschütteln, als er sich die Frechheit heraus nahm sich über mir aufzubauen und mich fester auf mein Bett zu drücken. Fest biss ich ihm in die Hand, als er meinen Mund zu hob, damit ich nicht schreien konnte. Adrenalin gemischt mit aufkommender Panik und Angst ließen mir mein Blut in den Ohren rauschen, als ich versuchte zu überlegen, was ich jetzt machen sollte. Ich hatte mich noch nie in so einer Situation befunden und ich hatte keine Ahnung wie ich reagieren sollte. „Ja, zeig mir mehr von deiner Verzweiflung und Hilflosigkeit. Zeig mir wie man fühlt. Zeig mir all deine Emotionen“, säuselte er mir ins Ohr und mittlerweile am ganzen Leib zitternd starrte ich unter Tränen, die mir in meiner Not über die Wangen liefen, zu ihm hoch. Was sollte dass denn heißen, dass ich ihm zeigen sollte wie man fühlt. Er war doch ebenfalls ein Mensch und demnach selbst in der Lage Gefühle zu spüren, also was sollte dieser Scheiß. Doch als ich ihm in seine ausdrucklosen Augen starrte, erkannte ich zum ersten Mal diese Leere in ihnen. Sie wirkten schon fast wie Tod. Abgestumpft. Ein wimmern kam über meine Lippen, was durch seine Hand gedämpft wurde, die er immer noch auf meinen Mund presste, als er sich zu mir runter beugte. Leicht zusammen zuckend kniff ich meine Augen fest zusammen, als ich seine warme feuchte Zunge spürte, die meine linke Wange nachfuhr und die salzige Tränenspur ableckte. Angewidert drehte ich meinen Kopf zur Seite, versuchte so etwas Abstand zu ihm zu bekommen und ignorierte meine prickelnde Haut, die noch von Sais Berührung brannte. „Ich freu mich schon drauf dich zu lehren was es heißt nichts mehr zu fühlen“, wisperte er leise in mein Ohr und ein weiterer erstickter Laut kam über meine Lippen, als sich sein warmer Mund an meine Ohrmuschel drückte. Übelkeit stieg in mir hoch und ich hasste mich in diesen Moment dafür, dass ich nichts ausrichten konnte. Ich war so verdammt schwach. „Ich rate dir niemanden davon zu erzählen –Vater würde dir sowieso nicht glauben.“ Ich spürte sein schadenfrohes Grinsen eher bevor dass ich es sah, als er von mir abließ und sich wieder etwas von mir entfernte. Mit einem zufriedenen Ausdruck sah er feixend zu mir herunter, nahm sich sogar noch die Frechheit heraus, mich zärtlich auf beide Wangen zu küssen, ehe er sich grinsend erhob. Nicht imstande überhaupt auf irgendwas zu reagieren, sah ich zu wie Sai selbstzufrieden mein Zimmer verließ und mich allein mit dieser schrecklichen Aussicht auf das noch kommende zurück ließ. Lange Zeit starrte ich ins Nichts, ehe ich mich auf meinem Bett zusammen rollte und mich meiner Verzweiflung hingab. Eins wusste ich jetzt schon. Dies hier, war erst der Anfang gewesen. Stille herrschte ihm Raum, als ich mit meiner Erzählung zu Ende war und drückte Unangenehm auf uns beide hinunter. Mein Blick senkte sich wieder hinab auf meine Hände, die immer noch ineinander verschlungen auf meinen Schoß lagen. Somit das leichte Zittern versteckte. Absichtlich wich ich Sasukes Blick aus und sah überall hin nur nicht zu ihm. Ich konnte ihn einfach nicht entgegen schauen. Nicht jetzt. Nicht nachdem ich ihm dies erzählt hatte. Nicht nachdem er erfahren hatte, was Sai für ein Monster in Wirklichkeit war. Leicht zuckte ich zusammen, als sich plötzlich zwei starke Arme um mich legten und mich an eine starke und zugleich warme Brust drückten. Der Geruch von Nachtlilie stieg mir in die Nase und zusammen mit seiner wohligen Wärme beruhigte mich sein ganz persönlicher Duft. In einem schwachen Moment wie diesen, gestattete ich mir meine Glieder zu entspannen und mein Gesicht leicht in seiner Halsbeuge anzulehnen. Meine Augen schließend ließ ich es zu dass er mich noch enger in seine Umarmung zog und zittrig atmete ich noch einmal seinen berauschenden Duft ein, der mich zu beruhigen wusste. „Du brauchst keine Angst mehr zu haben Sakura.“ Erst jetzt bemerkte ich, dass mir einzelne Tränen meine Wangen hinunter liefen und ich brachte nur ein leichtes nicken zustande, als ich mich näher an ihn anlehnte. Seine Wärme sein Duft hüllten mich ein und mein Herz machte einen aufgeregten Hüpfer, als mir seine Nähe nun richtig bewusst wurde. Beruhigend strich mir Sasuke durch mein Haar und kurz spürte ich seine weichen warmen Lippen an meiner Schläfe, als er mir einen leichten Kuss ins Haar drückte. „Ich werde nicht zulassen, dass dieser Bastard dir noch einmal zu nahe kommt.“ Ich erwiderte nichts darauf. Ließ ihn in den Glauben mich beschützen zu können. Doch wusste ich es besser. Sai schreckte vor nichts zurück und solange ich nicht wusste, warum er hier aufgetaucht war, gab es für mich kein Entkommen. Schon sehr bald würde ich ihm wieder gegenüberstehen. Es war nur eine Frage der Zeit. ------------------------------------- Die Vergangenheit fragt nicht um Erlaubnis, sondern mischt sich einfach immer wieder in die Gegenwart ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)