fünfundzwanzig von Ur (less of earth in them than heaven) ================================================================================ Kapitel 11: #24 - Vertrauen (Isabela/Hawke (& Aveline)) ------------------------------------------------------- Vertrauen war etwas für Schwachköpfe. Isabela hatte sich nie damit zufrieden gegeben, anderen Leuten ihr Schicksal anzuvertrauen und dann daran zu glauben, dass sie sie retteten, nur um dann am Ende enttäuscht zu werden. Sie nahm ihr Leben selbst in die Hand und beschloss bereits während ihrer glücklosen Ehe, dass Vertrauen nichts für sie war. Sie vertraute nicht einmal sich selbst, wie sollte sie da ihr Leben in andere Hände legen? »Wie kommt’s, dass du Hawke frei rumlaufen lässt, Großes Mädchen?«, hatte Isabela eines Abend bei einem Spiel Wicked Grace gefragt, während sie aus dem Augenwinkel beobachtete, wie Hawke betrunken versuchte Erdnüsse mit dem Mund zu fangen, die Varric ihr zuwarf. Aveline hatte geschnaubt und angeekelt in ihr Glas Whiskey geschaut. Ihre braunen Augen hatten Hawke kurz bei den vergeblichen und würdelosen Fangversuchen betrachtet, dann drehte sie sich zu Isabela um, nahm einen großen Schluck Whiskey und sagte: »Ich vertraue ihr, das Richtige zu tun.« Isabela hätte gerne verächtlich gelacht, Aveline auf den Rücken gehauen und gesagt, dass sie naiv war. Aber die Tatsache war, dass Hawke immer das Richtige tat. Nicht immer das Legale – Gott sei Dank. Sonst hätte Isabela nicht mit ihr befreundet sein können. Nicht immer legal, aber immer richtig. Isabela schwieg und spürte, wie Aveline sie von der Seite beobachtete. »Vertraust du Hawke nicht?«, erkundigte sich Aveline beiläufig. Isabela erwog, Aveline ihren Whiskey über die Lederhose zu kippen, aber in diesem Moment fiel Hawke vom Stuhl, weil sie sich bei einem besonders engagierten Fangversuch zu weit zur Seite gelehnt hatte. In dem lauten Gelächter ging ihre nicht gegebene Antwort unter. Und als der Tag gekommen war, an dem Castillon nach Kirkwall kam und Isabela darüber nachdachte, wie sie damit umgehen sollte, hatte es nur eine Antwort gegeben. »Hawke, ich brauche deine Hilfe. Castillon ist in der Stadt. Ich werde bestimmt nicht warten, bis er mich kriegt, deswegen will ich ihn zuerst kriegen!« »Wir überraschen Castillon?«, hatte Hawke entgegnet und schief gegrinst. »Ich liebe Überraschungen.« Isabela wusste, dass sie verloren war. Mit Haut und Haar und Herz. Und während Velasco sie in ihrer Gewalt hatte und Isabela darauf wartete, dass der Köder zuschnappte und Hawke sie fand, zweifelte sie nicht eine Sekunde daran, dass Hawke kommen würde. Die blauen Augen und das zerstruwwelte Haar, das über der Brüstung des Warenhauses auftauchte, waren keine Überraschung. Sie hatte darauf vertraut, dass Hawke kommen und sie holen würde. Isabela seufzte innerlich und machte sich eine mentale Notiz. Sie war ein Schwachkopf. Aber solange sie ein Schwachkopf wegen Hawke war, konnte sie damit leben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)