fünfundzwanzig von Ur (less of earth in them than heaven) ================================================================================ Kapitel 13: #18 - Verwunderung (Zevran & Brosca) ------------------------------------------------ »Die Grauen Wächter sterben hier!« Zevran erinnerte sich an ihr Gesicht. Die staubigen Wangen und die furchtlosen Augen, die ihm verrieten, dass sie schon zu viel gesehen hatten, dafür, dass sie zu einer so jungen Zwergin gehörten. Sie war sogar noch kleiner, als er es sich vorgestellt hatte. Und sie bewegte sich mit einer nicht greifbaren Gewandtheit, die Zevran erstaunte und beeindruckte und ihn denken ließ, dass sie sich bei den Krähen gut gemacht hätte. Er hatte allerdings keine Zeit, sie länger zu bewundern, dann als nächstes spürte er einen stechenden Schmerz und dann wurde es schwarz um ihn. Jemand hatte ihn erdolcht. Nicht jemand. Die Zwergin. Und es war ihr Gesicht, das er sah, als er wieder zu sich kam. Eine ältere Frau beugte sich über ihn und schien seine Wunden zu heilen. Zevran war verwirrt. Wieso lebte er noch? »Au…uh… Ich hatte eigentlich erwartet, tot aufzuwachen. Oder gar nicht aufzuwachen. Aber wie ich sehe, habt Ihr mich noch nicht umgebracht.« Sie war auf ihre eigene, rohe und recht schmutzige Art hübsch, aber ihre Augen waren definitiv zu alt für den Rest ihrer Erscheinung. Während die ältere Dame mit den beeindruckenden Brüsten sich mit magischem blauen Licht um seine Wunden kümmerte, beschloss Zevran, dass es keinen Sinn hatte, irgendetwas zu verheimlichen. Also gab er bereits vor irgendeiner gestellten Frage bereitwillig Auskunft über seinen Auftrag, die letzten Grauen Wächter von Ferelden zu töten und seinen Auftraggeber und beantwortete sogar einige Fragen über seinen Hintergrund und darüber, wie ihn die Krähen als Kind auf dem Sklavenmarkt von Antiva gekauft hatten. Er meinte, eine Regung in ihrem Gesicht zu sehen. Aber vielleicht war sie auch nur angewidert. Eine buschige Augenbraue hob sich in die Höhe. »Das heißt du bist loyal Loghain gegenüber?« Zevran lachte. Es schmerzte gewaltig. »Loyalität ist ein interessantes Konzept…wir können es gerne näher besprechen, wenn Ihr wünscht.« Sie runzelte die Stirn. Zevran vermutete, dass er mit zweideutigen Anspielungen bei ihr nicht weiter kam, also versuchte er es mit Offenheit. Vielleicht würden sie und ihre Begleiter ihn schnell umbringen. Dann hatte er es hinter sich. »Ich kann Euch ein Angebot machen. Da ich versagt habe, Euch zu töten, ist mein Leben verwirkt. Es trifft sich allerdings, dass ich gerne lebe. Und es scheint ganz so, dass Ihr jemand seid, die den Krähen einen Grund geben würde, sich von mir fern zu halten. Also, wie wäre es, wenn ich stattdessen Euch diene?« Sie musterte ihn und obwohl sie so klein war, schaffte sie es eine gewisse Größe auszustrahlen. Zevran stellte sich vor, wie sie zur Antwort auf sein Angebot einfach ihre Dolche nahm und sie ihm in die Seiten rammte. »Wieso?«, fragte sie schließlich. Zevran zuckte mit den Schultern. Dann schenkte er ihr sein charmantestes Lächeln. »Es gibt schlimmeres, als einer so talentierten und wunderschönen Kämpferin zu dienen.« Sie verengte ihre Augen zu schlitzen, dann hielt sie ihm die Hand hin und er ergriff sie. Einen Moment lang verstand er nicht, was gerade passierte. »Wenn du irgendwas Krummes versuchst, bist du tot«, sagte sie. Er überragte sie um mehr als einen Kopf, aber ihre Drohung war vollkommen legitim und ernst gemeint. Während sich ihre Begleiter über ihre Entscheidung beklagten, starrte Zevran sie verwirrt an. Sie wollte ihn mitnehmen? Er hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass sie zusagen würde. Er hatte damit gerechnet, zu sterben. Mit großer Wahrscheinlichkeit hatte ihn noch nie eine Person so überrumpelt wie diese kleine Zwergenfrau. »Mein Name ist Terit Brosca«, sagte sie schließlich und musterte ihn. Dann, ohne Vorwarnung, verpasste sie ihm einen Faustschlag mitten ins Gesicht, sodass er rückwärts taumelte und sich den Kieferknochen rieb. »Und wenn du mich noch mal anflirtest, breche ich dir die Nase.« Mit diesen Worten stapfte sie davon, ihm einfach so den Rücken zukehrend, als hätte er nicht gerade versucht, sie zu töten. Er stolperte hinter ihr her und fragte sich, was eigentlich gerade geschehen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)