Shinri - Another Story von Yumiko_Youku ================================================================================ Kapitel 4: Viertes Kapitel -------------------------- 4. Shinri erwachte, als Raku sich dicht neben ihrem Gesicht neben sie kuschelte und sein Schwanz über ihr Gesicht fuhr und sein Fell auf ihrer Haut kitzelte. „Hey, Kleiner.“, meinte sie sanft und kraulte die Wolfskatze hinterm Ohr. Sie hob etwas den Blick und sah, dass Nori noch schlief. Also lies den den Kopf wieder auf ihr Oberteil sinken, welches sie als behelfsmäßiges Kissen für die Nacht nutzte. Vorher hatte sie aber dafür gesorgt, dass sie nicht bald noch sämtliche Fellhaare ihres Begleiters im Mund hatte. Sie lies sich auf den Rücken rollen und hob den Kater auf ihren Bauch. Nachdenklich legte Shinri die Stirn in Falten und versuchte die Bruchstücke ihres Traumes zu ordnen. „Ich glaube... du bist in meinem Traum vorgekommen...“, erklärte sie Raku und sah weiterhin grübelnd an die Decke, „Und meine Eltern.... Ich glaube irgendwie war der Traum dem Tag ähnlich, an dem wir uns getroffen haben...“, murmelte sie, während sie alles in ihrem Kopf ordnete. In der Tat war der Traum ein wildes Durcheinander aus Erinnerungen und etwas Traumspinnerei. Die Erdbändigerin hob Raku etwas hoch und stupste mit ihrer Nase gegen seine kleine. Sie hatte Raku kennengelernt und aufgenommen nur wenige Tage nachdem sie nach dem Tod ihrer Eltern auf der Straße gelandet war. Ihr war es zum ersten Mal gelungen, etws zu ergaunern. Stolz war sie nicht darauf gewesen, aber sie hatte Nahrung benötigt. Kaum hatte sie sich in Sicherheit gebracht, auf den Boden fallen lassen und begonnen das Fleisch von dem Spieß zu glauben, hatte etwas neben ihr kläglich miaut. Sie hatte den Kopf umgewandt und da hatte diese kleine, zerzauste Wolfskatze gesessen und mit bettelndem Blick zu ihr aufgesehen. Shinri hatte immer schon sehr viel für Tiere übrig gehabt und dachte nicht lange darüber nach, dass sie selbst alleine kaum satt wurde und hatte der Katze die Hälfte des Fleisches überlassen. So hatten sie es herunter geschlungen und der Kleine hatte sofort wieder klagend angefangen zu betteln. Shinri hatte gegrinst. „Sorry, mehr habe ich nicht.“ Sie kraulte das Tierchen unter dem Kinn, welches glückselig die Augen schloss und die Krallen wohlig aus- und ein fuhr.Dann hatte sich der Kleine auf ihren Schoss gelegt und war eingeschlafen. Das Mädchen war sitzen geblieben, ihren knurrenden Magen ignorieren und hatte die Wolfskatze ab und an gekrault und gewartet, bis sie von sich auf aufstand. Es schien für beide selbstverständlich, dass sie nun Freunde waren und seitdem wich die kleine Wolfskatze dem Straßenmädchen nicht mehr von der Seite. Rein pragmatisch gesehen war es dämlich gewesen, sich ein Haustier anzulächeln. Noch ein Maul, welches es zu stopfen galt. Doch das war Shinri egal. Sie schätzte die Gesellschaft des kleinen Tieres, beinahe weit mehr als die Gesellschaft von Menschen. Oder vielleicht nicht einmal beinahe. Raku war ein unersetzlicher Freund geworden und würde hoffentlich so lange als möglich an ihrer Seite bleiben. Shinri hatte ins Nichts gestarrt und war ihren Gedanken nachgehangen. Blinzelnd tauchte sie aus ihren Erinnerungen wieder auf, als sie bemerkte,wie sich Nori allmählich regte und wach wurde. Sie lächelte sanft. Und jetzt hatte sie auch noch das Feuerbändigermädchen an ihrer Seite und hoffte ebenfalls ihr Band war ebenso stark wie das zwischen ihr und der Wolfskatze. „Guten Morgen.“, begrüßte Nori sie mit einem strahlenden Lächeln. Das Mädchen war unglaublich stark, fand die Erdbändigerin. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass sie jammerte, oder niedergeschlagen war. Sie kam sich im Gegensatz zu dem feurigen Mädchen beinahe klein und nichtig vor. Aber nein, eigentlich fühlte sie sich in der Gegenwart des Mädchens stark und sicher. „Morgen.“, erwiderte Shinri sanft lächelnd. Es war jetzt schon einige Wochen her, dass sie das Drachenviertel schützten. Sie bekamen dafür regelmäßig Entlohnungen in Form von Naturalien. Natürlich war es auch anstrengend und nicht gerade ungefährlich, aber sie bekamen Essen, hatten nette Menschen um sich und taten sogar noch etwas Gutes. Die Agni Kai Triade traute sich inzwischen kaum noch in das Viertel und schienen dieses ziemlich aufgeben zu wollen. Das waren ihnen die mickrigen Lädchen und die mickrigen Einnahmen wohl nicht wert. Dennoch machten Shinri, Nori und Raku dort weiterhin regelmäßig ihre Kontrollen. Und wenn sich keine Triadenmitglieder blicken liesen, gab es öfters Diebe, die es zu verscheuchen galt. Oder sie halfen den Verkäufern und Anwohnern bei diversen Kleinigkeiten. Ob sie für diese die Straße kehrten, für die Älteren einkaufen gingen, die Wohnung reinigten, oder sonst was. Es gab immer Arbeit und anschließend üppiges Essen. Es war beinahe, als seien den Anwohner die beiden Mädchen so sehr ans Herz gewachsen, dass sie sie wie Enkel oder Kinder in ihrer Mitte aufgenommen hatten. Und auch Shinri und Nori hatten viel für die freundlichen Leute des Viertels übrig. Man hatte ihnen schon mehrmals eine Übernachtungsmöglichkeit angeboten, welche sie auch bei sehr schlechtem Wetter angenommen hatten, aber ansonsten wollten die Mädchen den Anwohnern keine Unannehmlichkeiten bereiten. Sie fraßen sich ja quasi schon bei ihnen durch. An diesem Tag war es auch wieder sehr ruhig, sodass die Mädchen bei Putz- und Reparaturarbeiten an den Häusern halfen. Die Sonne schien und kleine, weiße Wölkchen waren am Himmel zu sehen. Sanft fuhr der Wind durch ihr Haar und sorgte für eine angenehme Abkühlung. Shinri hatte gerade die Straße fertig gefegt, als sie Nori dabei half ein Brett festzuhalten, welches die Feuerbändigerin mit festen Hammerschlägen an seine vorgesehene Stelle befestigte. Sie waren gerade fertig geworden und hatten sich breit angegrinst, als ein Satomobil laut prausend in das Viertel einbog. Es bremste scharf und eine Staubwolke breitete sich aus. Drei Männer sprangen aus dem Wagen und sahen sich um. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte Yugo, der alte Mann, dem Shinri und Nori an ihrem ersten Tag in diesem Viertel geholfen hatten. Der Mann, welcher bläuliche Kleidung trug fixierte den Mann grinsend. „Ich hoffe doch.“ Nori und Shinri hatten gleich, als das Satomobil um die Kurve gedriftet war, ihre Arbeit fallen lassen und waren an die Seite des alten Mannes getreten. „Wir sind die Triade der Dreifachgefahr.“, erklärte der Mann mit Hut und der blauen Kleidung, „Und da wir gehört haben, dass dieses Viertel... so ganz ohne den Schutz der Triaden ist, dachten wir uns, wir helfen Ihnen aus. Ich bin mir sicher sie kennen das Spiel. Sie geben uns eine Kleinigkeit und wir...“ Er nickte zu seinem Kumpel in rot, welcher augenblicklich eine Flamme in seiner Handfläche erschienen lies, „Sorgen dafür, dass in diesem Viertel nichts Unschönes geschieht.“ „Von wegen.“ Mutig trat Nori vor und schaute dem Anführer direkt in die Augen. „Aah.“, machte der Mann gedehnt und blickte abwechselnd die Feuerbändigerin und Shinri an, „Ihr müsst die beiden Mädchen sein, die sich hier als Schutzengel aufspielen und die schwächliche Agni Kai vertrieben haben. Keine große Kunst, wenn ihr mich fragt.“ Er lachte hämisch und seine beiden Kumpanen stimmten in sein Gelächter mit ein. „Aber ich sag euch was. Ein Angebot zur Güte sozusagen.“, meinte er nach einer Weile, „Wie wär´s?“, fragte er und hob eine Hand, ehe er fortfuhr: „Ihr könnt bei euch einsteigen. Ein bisschen was müsst ihr ja auf dem Kasten haben und ein paar Bändiger können wir immer gebrauchen.“ Shinri sah dem Mann direkt in die Augen. Sie war sich sehr wohl bewusst, wie gefährlich die Triade der Dreifachgefahr war. Doch kein Mensch sollte seine Kräfte und seine Macht ausnutzen, um sich über andere zu stellen. Selbstsicher trat Nori vor. „Nein, danke.“, antwortete sie dem Mann klar verständlich und erwiderte dessen Blick ohne ein Anzeichen von Furcht. Der Mann grinste und schüttelte den Kopf. „Ich habe euch vor schlauer gehalten, Mädchen. Aber ich gebe euch noch ein faire Chance.“ Er winkte seinen Männern zu und die drei wandten sich ab und liefen zu ihrem Satomobil zurück. „Ich gewähre euch eine kleine Gedenkzeit. Vielleicht kommt ihr dann zur Vernunft.“ Das Satomobil brauste um die Ecke und verschwand im geschäftigen Straßenverkehr Republicas. Lange sahen die versammelten Menschen dem Wagen hinterher. Yugos Blick wanderte zu den beiden Mädchen. „Das sind echt üble Burschen.“, meinte er schließlich. „Das war die Agni Kai auch.“, meinte Shinri. „Die Triade der Dreifach Gefahr hat beinahe 70 % Republicas übernommen. Die Agni Kai, die Terra Triade und der Rote Monsun kommen nicht gegen sie an.“ Er sah bedrückt zu Boden. „Vielleicht solltet ihr...“ Der alte Mann hob den Blick. „Euch zurück ziehen. Ich sage ja nicht, dass ihr euch ihnen anschließen sollt.“, beeilte er sich zu sagen, „Aber es wäre sicherer für euch, wenn ihr sie gewähren lasst. Ihr seid den Typen nicht gewachsen, glaubt mir. Mit den Steuern kommen wir schon klar, aber bitte, legt euch nicht mit der Triade an.“ Yugo´s besorgter Blick ruhte auf den beiden Mädchen. Er meinte es ernst. Er machte sich wirklich Sorgen um sie. „Was meinst du?“ Nori und Shinri waren in ihre Unterkunft zurück gekehrt. Shinri lag auf dem Rücken, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und grübelnd an die Decke starrend. „Mh?“ Nori drehte sich auf die Seite und sah ihre Freundin an, ehe sie wiederholte: „Was meinst du, was wir tun sollen? Sollen wir der Triade nachgeben?“ Die Erdbändigerin sagte lange nichts. „Nein... Aber ich würde mich auch ungern mit ihnen anlegen. Versteh mich nicht falsch, aber ich ziehe es vor Konflikte zu vermeiden.“ Die Feuerbändigerin setzte sich auf und studierte das Gesicht des braunhaarigen Mädchens. „Also sollen wir kampflos das Feld räumen?“ Lange schwieg Shinri bedrückt, ehe sie durch ihren Haarvorhang murmelte: „Das habe ich nicht gesagt.“ „Ich werde jedenfalls nicht zulassen, dass die Triade wieder das Viertel tyrannisiert.“, rief Nori mit funkelndem Blick aus. Shinri sah, dass das Mädchen es ernst meinte. Ihr Blick war Feuer und Flamme und ihre Fäuste hatten sich entschlossen geballt. Egal was sie sagte, sie würde sie nicht umstimmen können. Natürlich konnte sie nicht gutheißen, was die Triade tat doch... Mehr Angst als alles andere machte ihr, was die Männer mit Nori anstellen konnte. Was sie mit ihr selbst taten, war dem Mädchen egal, doch sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Nori etwas zustieß. Natürlich war sie keine hilflose Prinzessin und war gut in der Lage sich zu verteidigen, doch die Triade der Dreifach Gefahr war ein harter Brocken und würde sich nicht kampflos zurück ziehen. Neben ihren zahlreichen Mitgliedern hatten sie auch noch alle drei Elemente zur Verfügung, was einen Kampf gegen sie deutlich erschweren würde. Langsam drehte sich Shinri zu ihrer Freundin um, nur um zu bemerken, dass diese eingeschlafen war. Sie lächelte sanft und drehte sich ebenso auf die Seite. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)