Shinri - Another Story von Yumiko_Youku ================================================================================ Kapitel 3: Drittes Kapitel -------------------------- „Wir sind Mitglieder der Agni Kai Triade.“, lies der Anführer sie wissen, „Und ihr seid in unserem Gebiet und dabei euch in Dinge einzumischen, die euch nichts angehen, Mädchen.“ Natürlich war den beiden Mädchen sehr wohl bewusst, wer da vor ihnen stand. Es gab vier bekannte Triaden in der Vereinten Republik und vermutlich auch auf der gesamten Welt: Der Rote Monsun, die Terra Triade, die Agni Kai und die Triade der Dreifach Gefahr. Bis auf letztere hatten sich alle Triaden auf eines der vier Elemente spezialisiert. Logischerweise gab es keine Luftbändigertriade, schließlich gab es seit Avatar Aangs Tod nur noch dessen Sohn und dessen Kinder und die waren nicht drauf und dran eine Triade zu Gründen. War auch weniger ein Luftbändigerding. Von wegen Konfliktscheu und so. Jedenfalls beherrschten die Triaden den schmutzigen Untergrund Republicas. Illegale Wetten, schmutzige Geschäfte, das volle Programm. Und das hierbei handelte es sich um den klassischen Fall der Schutzgelderpressung. Die Triaden heimsten sich Geld bei den Ladenbesitzer ein und liesen sie dafür einigermaßen in Ruhe. Und natürlich gingen die meisten auf diesen unfairen Deal ein, da sie um ihre Existenz fürchten mussten. War nicht selten vorgekommen, dass Triaden ganze Läden verlegten und Mord war auch keine große Sache. Kurzum: Die Triade hatte Macht und genoss sie in vollen Zügen. Das Lächeln des Anführers wurde etwas breiter, da er glaubte die Mädchen eingeschüchtert zu haben. „Ist schon in Ordnung...“, kam es leise von dem Ladenbesitzer, der eine Eskalation fürchtete, „Ich zahle...“ „Sehr schön. Gut zu wissen, dass du endlich zur Vernunft gekommen bist. Leider... muss ich auf eine kleine... Gehaltserhöhung bestehen.“ „Und ich bestehe darauf, dass ihr ihn in Ruhe lasst.“, sagte Nori deutlich. „Ihr seid ja immer noch da...“, meinte der Anführer und wedelte mit der Hand, als wollte er eine Fliege verscheuchen, „Jungs... Schafft uns den Abschaum aus dem Blick.“ „Aber mit Vergnügen.“ Seine beiden Schläger traten vor und liesen die Fingerknöchel knacken. „Macht euch keine Sorgen. Wir gehen nicht ganz so hart ran.“ „Mach dir darüber mal keine Gedanken.“, konterte Shinri, welcher das Verhalten der Gangster langsam ziemlich auf den Senkel ging. „Lasst mal sehen, was ihr drauf habt.“, forderte Nori. Die Gelassenheit der Mädchen schien den beiden Männern gar nicht zu schmecken und sie stürmten mit wütendem Aufschrei los. Eine Felsbrocken im Magen, stoppte den ersten und warf ihn zu Boden. Der zweite holte mit einer Flammenfaust nach Nori aus, diese rammte ihr Knie in seinen Bauch und auch er taumelte zurück. Knurrend erhoben sich beide Männer. „Jetzt machen wir ernst.“, zischte einer und lies mehrere Feuersalven auf die Mädchen nieder gehen. Nori stellte sich vor Shinri und wehrte diese souverän ab und konterte mit mehreren Feuerschüben. Shinri ergänzte den Angriff durch mehrere kleine, schnelle Steingeschosse, welche wie ein Hagel auf die Männer niederprasselte. Diese versuchten sich mit ihren Händen zu schützen, doch verloren immer mehr am Boden. Als sie blindlings rückwärts taumelten, bändigte Shinri die Erde, sodass die beiden Männer sich am Hosenboden wiederfanden. Noch einige Faustbewegungen und steinerne Fesseln hielten Füße und Arme der Männer am Boden fest. „Das ist alles was die Triade zu bieten hat?“, meinte Shinri, „Enttäuschend. Wirklich.“ Im Nachhinein war es wohl nicht schlau gewesen, die Triade zu provozieren, aber sie hatte einen solchen Prast auf diese Männer, die sich einen wehrlosen Mann vornahmen um diesen auszunehmen. Der Anführer wirbelte herum, als er sah, dass seine Männer geschlagen waren. Er rümpfte die Nase über deren Unfähigkeit und fixierte die Mädchen. „Na wartet.“ Der Feuerstoß, der nun folgte, durchbrach Shinris Steilwall, den sie zum Schutz erschuf und lies sie Schutz hinter ihren Unterarmen suchen. Nori war zum Glück schnell genug zur Stelle, um das schlimmste zu verhindern. Sie duckte sich unter dem Strahl weg, rutschte über den Boden und stand hinter dem Mann wieder auf. Ehe dieser reagieren konnte, platzierte das Mädchen gut gezielte Schläge und der Anführer der Triade sackte zu Boden. Die Bewegungen liesen Shinri darauf schließen, dass Nori mehr als nur Bändiger erprobt war. Sie musste einmal Kampfsport trainiert haben. Und nicht nur das, als der Mann aufstand und versuchte das Mädchen mit einem Feuerstoß zu erwischen, Shinri unterdrückte einen warnenden Aufschrei und wollte ihrer Freundin zur Hilfe eilen, doch keine einzige Flamme kam aus der ausgestreckten Faust des Mannes. „Wa...“, machte dieser irritiert, „Du miese, kleine... Du wagst es mein Chi zu blocken?“ „Das geht vorüber und jetzt nimm deine Männer und geh.“, sagte Nori entschlossen. Shinri löste die Fesseln und die Männer flohen zu ihrem Wagen und brausten davon. Erst jetzt kam Shinri der Gedanke, dass sie hätten die Polizei rufen können und auch Nori schien des bewusst zu werden. Hinter Gittern wären sie besser aufgehoben gewesen. Nori ging lächelnd zu dem armen Mann, der immer noch perplex auf dem Boden saß. „Sind Sie verletzt?“, fragte die Schwarzhaarige und Shinri streckte ihm die Hand hin, um ihm beim Aufstehen behilflich zu sein. „Nein...“ Er zögerte, nahm ihre Hilfe aber schließlich an „Danke... Aber... sie werden wieder kommen... Und wütend werden sie sein. Ohje.“ Der Mann zitterte bei dem Gedanken. Shinri sah ihn mitleidig an. Er hatte Recht. Erfreut war die Triade sicher nicht. Vielleicht hatten sie die Situation für den Mann sogar noch verschlimmert. „Machen Sie sich keine Sorgen.“, meinte Nori beruhigend. Die Erdbändigerin sah ihre Freundin an. Wie konnte sie so etwas sagen? „Wenn Sie wollen, helfen wir Ihnen, sich die Triade vom Hals zu halten.“ Der ältere Mann sah sie groß an, dann fasste er sich. „Ich habe nicht viel Geld.“, meinte er schließlich und beäugte sie kritisch, als sei sie kurz davor ihm die Geldbörse zu entreißen. Nori schüttelte den Kopf. „Wir wollen kein Geld...“ Shinri ergriff das Wort: „Wir mögen es nicht, wie die Triade andere unterdrückt um sich zu bereichern. Die Genugtuung einigen Menschen zu helfen reicht uns.“ Dann kratze sie sich verlegen am Hinterkopf. „Naja.. Etwas Nahrung wäre nicht schlecht... Also nur wenn... Sie wollen... und können... Also ich meine...“ Der Mann überlegte lange. Sein Blick wandere über die Straße. Dort standen schon viele Schaulustige, darunter die anderen Ladenbesitzer dieses Viertels. „Ich bin mir sicher, die anderen wüssten das zu schätzen...“, meinte der Alte langsam, „Also gut. Ich rede mit den anderen, aber wenn ihr uns helft wird bestimmt etwas zu Essen für euch drinne sein.“ „Das wäre klasse.“, meinte Shinri begeistert, die Gefahr die sie sich dabei aussetzte vor lauter Freude über die Nahrung völlig vergessend. „Wir würden uns sehr freuen, Ihnen allen eine Hilfe zu sein.“ Nori verbeugte sich höflich und Shinri tat es ihr nach kurzem Zögern gleich. „Wenn es Ihnen Recht ist kommen wir morgen Vormittag und Sie erzählen uns, was die anderen von dieser Idee halten.“ Der Mann nickte und die Mädchen lächelten, verabschiedeten sich und machten sich auf den Rückweg in ihr vorübergehendes Zuhause. „Das nenne ich mal Verdauungssport.“, meinte Shinri, als sie sich auf den kalten Betonboden des Abriss gefährdeten Gebäudes fallen liesen. Nori lächelte. „Allerdings.“ Die beiden blieben lange stumm und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. „Glaubst du... das war richtig?“, fragte die Feuerbändigerin nach einer Weile. Shinri hatte den Kopf auf ihre angezogenen Knie gelegt und sah auf. „Natürlich. Wir konnten den armen Mann doch nicht seinem Schicksal überlassen.“ Nori lächelte. „Ich wusste, dass du auch so denkst. Und stell dir mal vor wir könnten den Menschen in dem Viertel wirklich helfen.“ Shinri grinste. „Dann wären wir wirklich wie Superhelden. Das passt. Ich wollte schon immer ein Superheld sein.“ „Dann hast du jetzt vielleicht die Chance.“, meinte die Schwarzhaarige grinsend. „Aber erst mal müssen wir abwarten, was sich ergibt.“, lenkte Shinri ein. Das andere Mädchen nickte zustimmend. „Aber irgendwie wird es sich schon ergeben.“ Die Erdbändigerin nickte zerstreut. „Klar.“, kam es schneller aus ihrem Mund, als ihre Gedanken überhaupt folgen konnten. Das passierte ihr nur allzu häufig. Sie gab vorschnelle Antworten von sich, nur um dann im Nachhinein Stunden, oder gar Tage darüber nachzudenken. Shinri war nicht optimistisch. Sie war eigentlich eine Realistin, eine Analytikerin. Dennoch versuchte sie die Hoffnung nicht völlig zu verlieren und wenn sie dazu nur etwas die Realität verklärte, verdrehte, ignorierte, oder einfach über irgendwas anderes nachdachte. Die Welt war traurig genug und gab genügend Stoff zum Grübeln. Deshalb dachte sie lieber nicht über die Zukunft oder das unangenehme Hier und Jetzt nach und lies ihre Gedanken irgendwo ganz weit weg treiben. „Du bist ziemlich stark.“, meinte Nori plötzlich und lächelte ihr Gegenüber an. „Ach was.“, winkte die Erdbändigerin ab, „DU warst der Wahnsinn. Ich meine wie du diesen Kerl fertig gemacht hast.“ Ihre Augen strahlen vor Begeisterung, „Das war stark.“ Sie machte eine kurze Pause, ehe sie fragte: „Wo hast du das gelernt? Das mit dem Kämpfen und das Chiblocken?“ Nori zuckte gelassen mit den Schultern. „Ich habe bereits als Kind Selbstverteidigungskurse genommen, damit ich mich selbst verteidigen kann. Und es zahlt sich augenscheinlich aus.“ Die Feuerbändigerin zögerte, ehe sie sich an Shinri wandte: „Darf ich das was fragen?“ „Klar.“ Nori zog die Knie etwas näher an den Oberkörper. „Wie... ich meine... warum lebst du auf der Straße?“ Raku sprang seiner Besitzerin auf den Schoß. „Entschuldige. Es ist eine sehr persönliche Sache und wenn du nicht antworten möchtest, dann verstehe ich das.“, beeilte sich das schwarzhaarige Mädchen zu sagen. Shinri schüttelte den Kopf und grinste Nori an. „Ist schon in Ordnung.“ Sie legte den Kopf wieder auf ihre Knie und kraulte Raku, welchen sie nun gegen ihre Brust gedrückt hatte. „Mein Vater war General bei den Vereinten Streitkräften, nach seiner frühen Pensionierung –krankheitsbedingt- lebte er mit meiner Mutter und mir zusammen in Republica. Du musst wissen, mein Vater war nie ein besonders großer Fan des Stillsitzen und Nichtstun. Für ihn gab es nur die Arbeit. Also begann er hier und da in der Stadt und Umgebung verschiedene Jobs anzunehmen. Er half jemanden beim Hausbau aus, dann half er bei der Viehzucht. Alles mögliche. Als er einem Großgrundbesitzer, der viel Land und eine Laden besaß half, dessen Farm aufzubauen und dessen Tiere zu pflegen, muss wohl die Triade einen Streit angezettelt haben. Mein Vater schlug sie vernichtend.“ Bei diesen Worten grinste das Mädchen schief und stellte sich vor, wie ihr Vater in alter Stärke über den besiegten Verbrechern stand und diese zum Teufel jagte. „Jedenfalls hat sich die Triade das nicht gefallen lassen. Eines Nachts brachen sie in unser Haus ein... und... nunja...“ Sie sprach den Satz nicht zu Ende und zuckte mit den Schultern. „Ich war spazieren. Sterne beobachten. Als ich zurück kam, war es bereits zu spät.“ Sie stupste Rakus Nase sanft an, ehe sie fortfuhr: „Ich habe keine näheren Verwandten, zu denen ich hätte gehen können... Also... Ende der Geschichte.“ Nori sah sie traurig an. Ihre Augen waren voller Mitgefühl. Sie rückte etwas näher und legte ihren Arm um das Mädchen. „Es tut mir so Leid.“ Shinri sah unsicher zwischen ihr und dem Boden hin und her. „Ist in Ordnung.“, meinte sie, „Du kannst ja nichts dafür.“ Raku war empört zu Boden gesprungen und suchte sich eine eigene Ecke, in der er sich zusammen rollte. „Und... wie ist es bei dir gewesen?“, fragte Shinri schließlich nach einer Weile, die sie dort gesessen hatten, Noris Arm um ihre Schulter gelegt. „Ich habe meinen Vater nie richtig kennen gelernt.“, erzählte die Feuerbändigerin und zog ihren Arm vorsichtig wieder zurück, „Meine Eltern haben sich getrennt, bevor ich fünf wurde. Meine Mutter starb an einer Krankheit, als sich zwölf wurde. Verwandte nahmen mich bei sich auf. Doch...“ Sie zögerte und ihr Blick wanderte in eine unbestimmte Ferne. „Ich bin weggelaufen.“ „Haben sie dir etwas getan?“ Shinri suchte den Blick ihrer Freundin. Nori nickte nur beklommen. Ihre Finger krallten sich in ihre Oberarme, ganz so als sei ihr kalt, oder suchte sie Schutz. Diesmal umarmte Shinri die Feuerbändigerin. Sie konnte spüren, wie sich ihr Herz aus Mitgefühl zusammen zog. Tränen der Wut, oder der Trauer schlichen sich in ihre Augen. Auch in Nori´s smaragdgrünen Augen funkelten einige Tränen und sie schmiegte sich näher an den Körper ihrer Freundin. Shinri legte sich auf den Boden, den Rücken dem schwarzhaarigen Mädchen zugewandt. „Danke, dass du für mich da bist.“, murmelte sie. Nori lächelte nur. „Gern geschehen. Und ich danke dir auch, Shinri. Danke für Alles.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)