Shinri - Another Story von Yumiko_Youku ================================================================================ Kapitel 1: Erstes Kapitel ------------------------- 1. Der Tag tägliche Überlebenskampf auf der Straße war kein Zuckerschlecken. Jeder musste zusehen, wie er an Geld, Nahrung, Klamotten oder Schlafgelegenheiten kam. Jeder war sich selbst der nächste und jeder andere war ein Feind. Ein Konkurrent, welcher um die selben Ressourcen kämpfte. Shinri hockte auf dem dreckigen Boden einer dunklen Seitengasse. Die Knie hatte sie an den Körper angewinkelt und ihren Kopf darauf gebettet. Sie betrachtete den Apfel, den sie soeben gestohlen hatte. Stolz darauf war sie nicht. Es war Raub. Mundraub zwar, aber immer noch Diebstahl. Aber was blieb ihr anders übrig? Gierig biss sie in den Apfel, sodass der Fruchtsaft über ihre Finger tropfte. Sie ignoriere die schmerzenden, blauen Flecken, die begangen sich zu verfärben. Nicht nur, dass sie einiges abbekam, wenn die Ladenbesitzer sie erwischten, was ja noch verständlich war, machten sich unzählige, wohlhabende Kinder einen Spaß darauf, die Straßenkinder mit Steinen zu bewerfen, sie zu schlagen, sie in den Dreck zu schubsen und sie mit bösen Namen zu rufen. Der Hunger, die Kälte, die Einsamkeit und die Erniedrigung war also ein ständiger Begleiter. Nicht zu vergessen: Die Trauer. Shinri schloss die Faust fester um den Apfel, sodass sie fürchten müsste, dieser würde zerbersten. Nein. Sie musste kämpfen. Wer aufgab, hatte schon verloren. Zurückblicken war nicht die richtige Vorgehensweise. Sie musste voran gehen. Wie lange lebte sie schon so?, fragte sie sich selbst, als sie den aufgehenden Mond und die Sterne betrachtete. Es waren jetzt schon sicher einige Wochen, wenn nicht sogar Monate. Ein klägliches Miauen lies Shinri aufhorchen. „Sorry, Kumpel.“, meinte Shinri traurig und kraulte die Schnauze ihrer Wolfskatze, „Ich fürchte, das ist nichts für dich.“ Dennoch hielt sie ihm den Apfel hin und wie erwartet schnüffelte das Tierchen nur kurz daran, ehe es sich angeekelt abwandte. „Sagte ich doch.“ Das Mädchen grinste schief und hob das Tier auf ihren Schoss. Win win für Beide. Sie fühlte die lebendige Wärme und das Fell des Tieres auf ihrem Schoss und Raku hingegen bekam die Streicheleinheiten, die er sich wünschte. Lautes Gekrätze der Rabenadler weckte das Mädchen aus ihrem unruhigen Schlummer. Die Sonne war inzwischen aufgegangen und beschien spärlich die kleine Gasse. Langsam erhob sich Shinri. Sie sollte zusehen, dass sie hier weg kam. Nicht, dass die Kinder, oder der Ladenbesitzer von gestern sie sahen und erkannten. Aber wohin? Es war immer dieselbe Frage und ebenso dieselbe Antwort. Egal, Hauptsache weg von hier. Also lief sie ziellos durch die Stadt, versuchte so unentdeckt und unaufällig wie möglich zu bleiben, während sie nach günstigen Gelegenheiten Ausschau hielt. Nicht, dass ihr das Stehlen Vergnügen bereiten würde, Raku brauchte dringend etwas zu Essen. Das kleine Tierchen schlich kraftlos neben ihr her und maunzte herzerweichend. Shinri versuchte ein aufmunterndes Lächeln. Da stieg den Beiden der betörende Duft gebratenen Fleisch in die Nase. Das Mädchen hob ihren Begleiter hoch und steckte ihn unter ihren Pulli, während sie sich langsam dem Stand nährte. Jetzt hieß es flink und geschickt sein. Vor allem aber flink. Für zu langes Zögern, oder Larmarschigkeit wurde man hier bestraft. Wie der Kopf einer Schlangenfledermaus schnellte Shinir´s Hand vor und packte die erstbesten Fleischspieße auf dem Grill. „Hey!“, schrie der Verkäufer empört, rannte aus dem Laden und ehe das Mädchen rückwärts fliehen konnte, packte der große Mann ihre Hand. Grob hielt er ihr Gelenk umfasst. „Na warte, du Diebin. Ich wird dich lehren.“, brüllte er und hob die andere Hand zum Schlag. Raku fauchte und Shinri kniff in Aussicht auf den schmerzenden Schlag instinktiv die Augen zusammen. Doch ehe die flache Hand in Kontakt mit ihrem Gesicht kommen konnte, taumelte der kräftige Mann und lies das Mädchen los. „Entschuldigen Sie bitte. Sorry.“, kam es von einer Stimme hinter dem Schrankmann. Shinri wusste gar nicht wie ihr geschah, als ihre Hand erneut gepackt wurde, diesmal aber erstaunlich sanft, und sie davon zog. Schwer atmend kamen sie in einer Gasse zum Stehen. „Ich glaube... wir haben ihn abgehängt,“, schnaufte die andere Person. Shinri sah auf um ihren Retter zu betrachten. Es war ein Mädchen mit wunderschönem, schwarzen Haar und smaragdgrünen Augen. Sie hätte eine Prinzessin der Feuernation sein können, wären da nicht die zerlumpten Klamotten gewesen, die es am Leibe trug. „Alles in Ordnung?“, fragte die Schönheit und Shinri fiel es schwer ihre Kinnlade im Zaum zu halten. „Jop.“, meinte sie schließlich, nachdem sie sich aus ihrer Erstarrung gelöst hatte. Das Mädchen lächelte erleichtert und hielt ihr drei Fleischspieße hin. „Hier.“ Wortlos nahm Shinri diese entgegen. „Ähm...D...“ „Du musst dich nicht bedanken.“, meinte die Schwarzhaarige und hockte sich auf den Boden, um selbst einen erbeuteten Fleischspieß zu verzehren. Shinri tat es ihr nach und gab Raku zwei der Spieße, ehe sie über den dritten herfiel, wie ein hungriges Tier. Erst nach einer Weile und nachdem sie sich vermutlich völlig eingesaut hatte, wurde sie des Blickes des jungen Mädchens gewahr. Dieses kicherte, als Shinri sie verlegen ansah und schließlich hastig versuchte ihr Kinn und ihre Mundwinkel mit dem Ärmel sauber zu wischen. Leicht errötet sah die Erdbändigerin zu Boden, während das glockenhelle Lachen der Schönheit allmählich verstummte. „Entschuldige bitte.“, meinte sie dann, eine Träne aus dem Augenwinkel wischend, „Ich wollte nicht lachen, aber...“ Erst jetzt wagte Shinri ein Grinsen. „Ich weiss schon. Das muss ziemlich lächerlich aussehen.“ „Naja. Das nicht...“, meinte das Mädchen, „Eher niedlich.“ Shinri stockte und wurde noch eine Spur röter, während ihr Gegenüber auf Raku deutete. „Und deine Wolfskatze erst. Sie gehört doch dir oder?“ Ein Nicken war die Antwort. „Hat sie auch einen Namen?“ „Er ist ein „Er“ und er heißt Raku.“ „Raku...“, wiederholte das Mädchen und lies sich den Namen auf der Zunge zergehen, „Gefällt mir.“ „Warum hast du mir geholfen?“, fragte Shinri nach einem kurzen Schweigen. Das Mädchen lächelte. „“Wir sitzen doch alle im selben Boot.“, gab es zur Antwort. Shinri war beinahe überrascht. Im selben Boot? So hatte das bisher noch keiner der Straßenkinder gesehen, die sie getroffen hatte. „Ich finde wir sollten uns deshalb gegenseitig helfen und unterstützen.“, fügte die Schwarzhaarige selbstsicher hinzu. Shinri nickte langsam. Klang ja erschreckend logisch, nur die wenigsten schienen diese Ansicht zu teilen. Da lachte die Schönheit plötzlich lauf auf und die Erdbändigerin hob den Blick. „Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt.“, meinte die Schwarzhaarige schließlich, beinahe verlegen und streckte dem Mädchen die Hand hin, „Mein Name ist Noriko. Oder einfach nur Nori.“ „Shinri.“ Sie ergriff die ihr dargebotene Hand und schüttelte sie. Es war ein angenehmer Händedruck. Kräftig, jedoch sanft und unendlich warm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)