Ein Floh für alle Felle von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, Vaters Testament und ein Flohgeist) ================================================================================ Kapitel 12: Wie Salz auf der Haut? ---------------------------------- Myouga sah mit einem, wohlweislich nur inneren, Seufzer den Hundebrüdern zu, wie sie im Meer eintauchten und sich die Haare auswuschen. Es war ein netter, friedlicher, Anblick geradezu, aber er wusste, er würde wieder für alles verantwortlich gemacht, was da auf die Zwei zukam. Und, so als lebenserfahrener, Berater kannte er einige Probleme, die anrollten. Was sollte er tun? Ihnen zurufen: habt Ihr schon den dunklen, riesigen Schatten unter Wasser vergessen, als wir das letzte Mal am Meer waren? Womöglich lebte der hier auch? Aber ihm war klar, wie die Antworten lauten würden. Der Ältere würde ihn mit seinem unnachahmlichen Aha-du hältst-mich für-schwach-ich-werde-es-dir zeigen-Blick angucken und das auch ausführen, und der Jüngere hatte im Zweifel den Schatten tatsächlich vergessen und würde nur meinen zu zweit schafften sie alles. Oh, ja, das stimmte sogar, dachte Myouga resignierend. Und als allererstes ihn, seine Nerven und sein Herz. Überdies gab es da noch so einige Möglichkeiten, was bei einem fröhlichen Meerbad geschehen würde, aber jede Warnung würde ebenso sicher nicht gut aufgenommen werden, wie er für das Ergebnis dieses Badeausflugs schuldig gemacht. Was sollte er nur tun? Früher, als er noch viel jünger gewesen war, und mit der gesamten Hundesippschaft noch nichts zu tun gehabt hatte, hatte er geglaubt, dass Fürsten und überhaupt Dämonen von hohem Rang bereits durch ihre Macht und ihr Alter sachlich waren und einen guten Rat zu schätzen wussten. Schon bei dem Inu no Taishou hatte er da gehörig zurück stecken müssen – und der hatte ihn immerhin als Berater geduldet. Ja, der Herr hatte sogar manchmal auf ihn gehört, auch, wenn Floh sich diese Tage rot im Kalender hätte anstreichen können. Aber bei dessen Sprösslingen war Hopfen und Malz verloren. Da half kein Kräutertee um sich zu beruhigen. Der älteste Sohn hörte grundsätzlich auf niemanden, maximal die eigene Mutter, der Jüngere hatte zwar manchmal vor zuzuhören, besaß aber irgendwie immer noch die Aufmerksamkeitsspanne eines neugeborenen Welpen. Oh du je. Und den Beiden wollte ihr Vater, wollten ebenso anscheinend Mutter und Großvater, ein komplettes Fürstentum anvertrauen? Das konnte ohne weisen Berater doch gar nicht gut gehen. Falls Sesshoumaru plante diesen Jaken einzustellen – na, das konnte ja etwas werden. Der Frosch besaß doch genau so viel Einfluss auf seinen Herrn wie er selbst auf Inu Yasha! Immerhin schien diese Inselreise dazu zu führen, dass sich immerhin die Hundebengel gegenseitig zuhörten. Das war ja schon einmal ein weiter Schritt in die richtige Richtung, dachte Myouga geplagt. Was war denn jetzt los? Oh, sie kamen schon zurück, sichtlich noch nass, aber das würde an der heißen Sonne hier rasch trocknen. Sollte er etwas sagen? Lieber nicht. Sie guckten ihn schon wieder so an. So setzte sich der kleine Flohgeist in den Schatten der Palme und bemühte sich den jungen Herren nicht zu deutlich beim Anziehen zuzusehen. Sollten sie doch dann merken, was passierte, wenn man unvernünftigerweise im Ozean badete. Immerhin hatten sie es bislang überlebt. Er auch. Und das war, fand er, schon einmal eine ganz gute Leistung seinerseits.   Tatsächlich hatten die Hundebrüder bereits bei dem Rückweg zu ihrer Kleidung und dem winzigen Geist zwei Dinge als lästig empfunden: der Sand, der sich an ihren nassen, bloßen Füssen unangenehm bemerkbar machte und etwas wie ein leises Jucken überall. Als sie sich angezogen hatten, war dieses Symptom allerdings deutlich angestiegen. Inu Yasha rieb gerade seine Ohren, die anscheinend besonders betroffen waren, als er etwas entdeckte, das ihn fast zum Lachen reizte. Das ließ er allerdings lieber sein, denn ohne Tessaiga war er Sesshoumaru nicht deutlich, aber wohl doch, unterlegen. Überdies sollten sie gemeinsam ankommen. So zeigte er nur auf dessen Boa. „Äh, ist was?“ Der Hundedämon, der das seltsame Gefühl sich kratzen zu müssen ebenfalls nur zu deutlich merkte, warf einen Blick auf sein Fellteil und konzentrierte sich. So aufgeplustert war das doch nur, wenn er seine Energie aus Zorn auffällig ansteigen ließ? Aber jedes Bemühen verharrte im Nichts. Das Fell blieb gesträubt. „Onkelchen - Myouga?“ kam die Frage von beiden Brüdern gleichzeitig. Na, bitte, dachte der alte Flohgeist nur. Und, was sollte er jetzt sagen? Diplomatisch war äußerst angesagt, so missmutig, wie die Zwei gerade guckten. „Äh, ich entnehme Eurem Erstaunen, dass keiner der jungen Herrn je im Meer gebadet hat, sondern stets nur in, womöglich heißen, Quellen? Dachte ich es mir doch. Meer, wie Ihr selbstredend unschwer wittern und schmecken könnt, ist Salzwasser. Wenn dieses Wasser nun verdunstet, bleibt das Salz auf der Haut und in den Haaren zurück, was ohne Zweifel auch den Zustand Eures Felles verursacht. Ich würde empfehlen sich im nächsten Bach oder Teich erneut zu baden.“ „Warum hast du mich, uns, nicht gewarnt?“ murrte Inu Yasha, dem dämmerte, dass das Jucken noch deutlich schlimmer werden würde, vor allem dort, wo Tessaiga sanft an seine Hüfte schlug. „Ihr ward zu schnell“, beteuerte der Flohgeist ehrlich. Wo war die Dame, wenn man sie mal brauchte? „Und, nein, Sesshoumaru-sama, mehr Energie dürfte da kaum helfen.“ Daran hatte der Hundedämon zwar gedacht, überlegte nun, ob es besser werden würde, wenn er sich in seine wahre Gestalt verwandeln würde, aber die Vorstellung, dass er sich in dieser Form vor seinem Halbbruder und dem nichtsnutzigen Berater unter der Rute kratzen würde, ließ ihn doch davor zurückschrecken. „Na, toll.“ Der jüngere der Hundebrüder warf einen Blick herum. „Hier ist weit und breit nur Sand, Onkelchen. Das hast du ja gut hinbekommen. Was jetzt?“ Sesshoumaru hätte um ein Haar sehr undämonenhaft geseufzt. „Zu den Bergen.“ „Stimmt, da gibt es öfter Wasser.“ Myouga wollte gerade aufatmen, dass sie ihm zwar die Schuld gaben, aber wohl doch irgendwie einsahen, dass er sie gar nicht hatte warnen können, schließlich hatte keiner der beiden Hundebengel ihn gefragt, als der Satz des Erbprinzen folgte: „Myouga, spring auf meine Schulter und sammele das Salz aus dem Fell.“ Was hatte ein winziger Geist schon dagegen zu setzen, wenn er nicht verschwinden konnte? Mit einem innerlichen Fluchen sprang der Ex-Berater auf die weiße Boa. Hatte er sich je beklagt, Mücken von Inu Yashas Ohren einsammeln zu sollen? Seine bedauernswerten Hände würden von dem Salz das Brennen anfangen, sein gesamter Körper von der Nähe und Menge der dämonischen Energie, denn ganz offensichtlich war da jemand sauer. Ach, du armer Floh!   Toutousai ritt durch den Wald, als es vor ihm heller wurde. Ah, dort musste das weite Tal beginnen, das die Grenze bildete. Dann wäre er schon einmal aus den westlichen Ländern draußen und niemand der Hundesippe konnte ihn rasch aufspüren. Das war ja gut gegangen. Erst auf den zweiten Blick erkannte er, dass das Helle zwischen den Bäumen vor ihm sich inzwischen in etwas Weiß-Blaues verwandelt hatte und griff instinktiv zu seinem Schmiedehammer. Er ließ allerdings resigniert los, als er die Hundedame unnachahmlich elegant aus dem Wald schreiten sah. „Oh, hallo,“ brachte er hervor, um eilig protokollgerecht zu ergänzen: „Welche Überraschung, werte Herrin, Euch hier zu sehen.“ Leider verstand sie überhaupt keinen Spaß bei Höflichkeit ihr gegenüber. Und der Taishou, der allein sie von finalen Handlungen abhalten könnte, war in einer anderen Welt. Sie musterte ihn mehr als hoheitsvoll, was kaum jemand sonst vermocht hätte, in Anbetracht der Tatsache, dass der alte Dämonenschmied auf seinem Ochsen hockte und sie vor diesem auf dem kaum sichtbaren Pfad stand. Nur die kleine Gegebenheit, dass sich der Fellsaum ihres Kimono gerade so weit bewegte, dass er nicht mit dem staubigen Boden in Berührung kam, verriet, wer hier über wie viel Energie verfügte. Abgesehen von ihren sonstigen, magischen Fähigkeiten, dachte Toutousai nur, der nicht die mindeste Lust verspürte ein Schwätzchen mit seinem alten Herrn zu halten, während er erneut das Höllenschwert polieren durfte. „Nachrichten von den Idioten... Äh, ich meine, von Eurem werten Sohn?“ Hoffentlich nicht, denn, wenn sie sich aus dem Schwebenden Schloss aufmachte ihn zu suchen, konnte es kaum darum gehen ihn zu einem Teekränzchen einzuladen. Hoffentlich war den beiden Chaoten nichts zugestoßen. Nun ja, auf Myouga war da wohl auch kein Verlass. Dieser senile Floh redete, aber wenn es darum ging einem alten Freund den Hals zu retten, war er meist ebenso spurlos verschwunden wie eine Schneeflocke im Schmiedefeuer. „Du hast eine hübsche Heimat, Schmied.“ Sie strich ein wenig ihre Halsboa glatt, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Was sollte das denn? Jedenfalls lagen ihre Finger für seinen Geschmack zu nahe an einem gewissen schwarzen Stein. „Äh, ja, danke, Herrin.“ „So, dass ich mich fragte, wohin du willst.“ Ach du je, sie wusste, wo sein Skelett wohnte? „Ich machte mich, nach meinem Aufenthalt im Jenseits, lieber auf eine kleine Pilgerreise“, spann Toutousai hastig zusammen. Das wurde alles andere als gut, wenn er sie nicht überzeugen konnte. Nein, danke, kein So´unga! „Ich wollte zum Fujiyama.“ Das war nicht gelogen, denn eine Unwahrheit würde sie bestimmt schneller bemerken als er seinen Hammer schwingen konnte. Und die Folgen dann … Die Hundedame zuckte mit einer Schulter. „Du solltest zu Hause nach dem Rechten sehen, bis du deinen neuen Fürsten begrüßen kannst. Falls du allerdings auf einer Pilgerfahrt bestehst – Ise soll um diese Jahreszeit bezaubernd sein.“ Ise. Klar. Der alte Schmied schluckte. Der Fujiyama besaß läuternde Kräfte und es war für Dämonen schwer dorthin zu gelangen ohne zu sterben, aber er hätte sich das noch zugetraut. Nach Ise, zum Tempel der Sonnengöttin Amaterasu, pilgerten nie Dämonen. Aus einem überaus guten Grund. Bereits in weiter Entfernung spürte man ihre Macht – die noch kein Dämon, der sich näher heranwagte, je überlebt hatte. Das hätten mit Sicherheit noch nicht mal der ehemalige Inu no Taishou oder eben diese gute Frau vor ihm. Oh, sie war alles andere als gut, ihn vor die Alternative zu stellen sich von der Sonnengöttin persönlich grillen zu lassen oder ihren Sohn als Fürsten begrüßen zu dürfen, der aller Wahrscheinlichkeit nach alles andere als positiv auf ihn zu sprechen war. Beides wäre sehr schlecht für seinen weiteren Lebensfaden. Moment mal. Waren die Hundebrüder etwa schon zurück? Nein, sonst hätte sie doch nicht in der Zukunft gesprochen. Nun ja, mit besorgten Müttern war stets schlecht verhandeln, das wusste er nur zu gut. Selbst die sonst so sanfte Izayoi war zur Furie geworden, als er ihr zu erklären versuchte, dass er eine schwarze Perle in das Auge ihres Babys versenken müsste. Es hatte Tage, und zugegeben, Myougas Mithilfe benötigt, damit sie das zugelassen hatte. Er wusste schon, warum er nie geheiratet hatte. Frauen! Selbst in der heutigen Zeit waren sie seltsam bis dominant, da brauchte er nur an Kagome oder Sango zu denken. Nein, da war es besser sein einsames Feuer zu genießen. Apropos, da wartete die Dame immer noch auf seine Antwort. Und sie zog soeben eine Augenbraue in die Höhe. Oh oh. „Äh, nun ja, ich dachte nicht, dass Euch mein Aufenthalt so interessiert“, gestand er. „Aber, wenn dem so sein sollte, werde ich mich eben zu meinem Vulkan zurückziehen.“ War das jetzt höflich genug? Er verstand von dieser so genannten Etikette zwar etwas mehr als Inu Yasha, auch, wenn er sie selten gebrauchte, aber was hieß das schon bei einem derartigen Gegenüber? Er war der ärmste Schmied, seit es diese Berufsgattung gab, da war er sicher. Ein maliziöses Lächeln: „Du kannst gewiss den Herrn der westlichen Länder um die Erlaubnis zu einer Pilgerfahrt bitten.“ Scheinheilige Hündin, dachte der alte Schmied, nickte aber nur und sagte bemüht sachlich: „Nun ja, wenn Ihr meint. Ich hatte vergessen, dass man die Erlaubnis braucht ...“ Immerhin gab es seit Jahrhunderten keinen Fürsten hier mehr und der Taishou hätte ihn nie so in die Enge getrieben, dass er eine Pilgerfahrt überhaupt in Erwägung gezogen hätte. Der Herr hatte immer Scherze verstanden. Was man von der Hundedame vor ihm nicht behaupten konnte. Leider auch nicht von ihrem Sohn. „Dann guten Flug.“ Und sie würde aufpassen, dass er auch die richtige Richtung einschlug. Ach du je. Er hatte wahrlich vergessen, wie reizend und reizbar die Dame war. Nun, was half es. Er drehte sein Reittier um und ließ es abheben. Immerhin lebte er nicht nur sondern war auch heil geblieben. Noch.   Inu Yasha murrte in Gedanken vor sich hin. Zum Einen prickelte Tessaiga, also war es wohl wieder unbenutzbar, wie boshaft! Zum Anderen juckte sein gesamter Körper, zumal, wenn sich sein Gewand daran in der Bewegung rieb, zum Dritten dämmerte es ihm, dass Myouga Recht gehabt hatte. Der kleine Floh hatte ihn nicht vor dem Salz gewarnt, weil er ihm gar keine Chance dazu gelassen hatte. Er hatte sich ausgezogen und war in das Wasser gestürmt – ohne zu wissen, dass das eben kein Wasser wie das einer heißen Quelle war. Woher denn auch? Er war noch nie im Meer gewesen, und überhaupt. Nun ja, gab eine Stimme in ihm zu: genau dazu waren Berater ja wohl eigentlich da. Um in einer nie zuvor erlebten Situation Hinweise geben zu können. Deswegen waren sie ja vermutlich oft auch so alt bis senil.Und Onkelchen behauptete ja immer Vaters Berater gewesen zu sein, also musste der ja eigentlich älter als der sein, oder? Der Halbdämon wollte schon den Mund öffnen um Sesshoumaru zu fragen, als ihm dessen vereiste Miene auffiel. Oha. Da schien jemand auch das Salz zu bemerken. Nun, immerhin stand er dann nicht allein da. Und immerhin konnte er nicht wieder als törichter Halbdämon bezeichnet werden, wenn der ach so tolle Ich-bin-bald-Fürst das auch nicht gewusst hatte. Aber das hieß eben auch, dass der große Bruder keine andere Lösung wusste als die, die Myouga vorgeschlagen hatte. Also half alles nichts, sie mussten frisches Wasser finden, sollte dies dämliche Juckerei aufhören. Er griff nach seinen armen Ohren, um wenigstens die vom Salz zu befreien. Das nächste Mal sollte er Onkelchen fragen, ob da eine Falle vorlag, nahm er sich fest vor.   Sesshoumaru war wütend. Auf diesen unsäglichen Flohgeist, der ihn nicht gewarnt hatte, auf Inu Yasha, der sich freudestrahlend mitten in die Falle geworfen hatte, um dort zu baden, und sogar ein wenig auf sich selbst, weil er ohne zu Zögern diesem Beispiel gefolgt war, in der törichten Annahme, der Jüngere wisse, was er da mache. Als ob er nicht oft genug schon vom Gegenteil überzeugt worden wäre. Dieser Juckreiz breitete sich überall hin aus, selbst an Stellen, die er ganz bestimmt niemandem gegenüber erwähnen würde. Die feine Seide schien das nur zu verstärken und bis dieser so genannte Berater mit allein mit dem Putzen der Boa fertig war, würde es dauern. An andere Stellen würde er den freilich auch nicht lassen. Es half wohl nichts, sie mussten frisches Wasser finden und dem ausnahmsweise vernünftigen Rat sich erneut zu baden nachkommen. Hoffentlich funktionierte das wenigstens. Wobei, das musste er innerlich knurrend zugeben, Myouga hatte ihn gar nicht warnen können, da hatte der Alte sogar recht. Inu Yasha war wie üblich blindlings losgelaufen, dem hatte der Flohgeist kaum mitteilen können, dass ein Meerbad mehr als unangenehme Folgen haben würde. Ihm selbst auch nicht, denn er hatte ihn nicht gefragt, und einen Erbprinzen oder gar potentiellen Fürsten ungefragt anzusprechen war nicht nur mehr als unhöflich sondern lebensgefährlich. Kurz, er selbst hatte versäumt zu fragen, ja, war ohne weiter Nachzudenken seinem Halbbruder gefolgt. Und das, obwohl er dessen plötzliche und meist folgenreiche Einfälle langsam kennen sollte. Statt den impulsiven Inu Yasha zu stoppen und den Flohgeist zu befragen, hatte er selbst wie ein Welpe reagiert, vielleicht, neben diesem Jucken die lästigste Lektion der letzten Stunde. Er hatte sich nicht seines Ranges und seiner Würde gemäß benommen – und trug nun prompt die Folgen. Das würde ihm nicht mehr passieren. Immerhin, wenn er so seitwärts blickte, sah auch der Halbdämon nicht gerade glücklich aus, als er versuchte das Salz von den Ohren zu bekommen.   Myouga bemühte sich die Salzkristalle aus dem Hundefell zu klauben. Immerhin saß er dabei quasi im Rücken des Dämonenprinzen. Da konnte der ihn nicht erreichen und selbst Inu Yasha würde es sich versagen ihn hier abzupflücken. Das konnte leicht in Streit und einer Rauferei enden. Mehr zum Glück wohl nicht, da Tessaiga anscheinend erneut versiegelt war, seit sie aus der Rattenhöhle heraus waren, da der Junge nach einem Versuch nicht mehr hinfasste. Aber, woher sollte Floh das sicher wissen. Jedenfalls war er alt und lebenserfahren genug, um zu wissen, dass die beiden Chaotenbrüder wütend waren, vermutlich auf ihren kleinen Begleiter und die gesamte Welt. Allerdings hätte Myouga aus neuester, intimerer Kenntnis der Beiden schwören mögen, dass sie sich nur deswegen beherrschten, weil der jeweils andere ebenso das Salz spürte. Nun ja, vielleicht lernten sie daraus, dass Berater manchmal ganz sinnvoll waren, dass man nicht blindlings in irgendeine nie zuvor da gewesene Lage rannte, dass ein Fürst nicht wie ein Welpe reagierte. Damit wäre zwar nicht ihm persönlich, aber doch den weiten Ländern des Westens viel geholfen, und womöglich auch dem einen oder anderen Nachbarfürsten. Es gab zwar nur vier große Besitzungen, die Magie des Landes mit beinhalteten und auch die Schutzherren waren, aber dazwischen hatten sich so allerlei Dämonen und Menschen als Herren breit gemacht. Berater eines Fürsten zu sein war kein Zuckerschlecken, das wusste er nur zu gut, und als er mit dem Inu no Taishou einst in den Westen gekommen war, hatte er so ziemlich als erstes, als er sich als Berater seines Herrn vorgestellt hatte – Floh wollte schließlich auch was gelten – gehört, wie der alte Fürst mit Beratern umzuspringen pflegte, die ihm missfällige Dinge sagten. Nun ja, ihm selbst war sowohl bei dem alten Fürsten als auch der Regentin nie etwas zugestoßen, was zweifellos auch an seinem eigenen Geschick lag, unangenehme Dinge nicht hinauszuposaunen sondern erst auf Nachfrage und dann auch gekonnt verkleidet. Nun ja, wohl auch an der Tatsache dass er derartige Dinge immer nur aus der Rüstung des Taishou heraus verkündet hatte. Ein gesunder Überlebensinstinkt war Gold wert. Oh, was war jetzt los? Beide Idiotenbrüder, wie Toutousai sie durchaus zu recht bezeichnet hatte, blieben stehen?   In der Tat hatten beide fast gleichzeitig in den an sich felsigen Einöden umgesehen, als sie ein leises Plätschern hörten, das für sie im Moment einer der freundlichsten Laute war, die sie je gehört hatten. So folgten sie dem Geräusch und nahmen auch nur kurz darauf Süßwassergeruch war. Ein kleines Bächlein rann zu Tale – aber das Plätschern kam von dort jenseits der schmalen Schlucht, die leider nicht einsehbar war. Aus frisch gewonnener Erfahrung sah Inu Yasha zu seinem älteren Bruder: „Äh, meinst du …?“ Normalerweise hätte er dieses Tal ja einfach mit Tessaiga zertrümmert, aber nachher staute sich da ein See oder es passierte Sonst-was. Überdies: er hatte das dumpfe Gefühl, dass sein Schwert nicht mehr funktionierte, seit sie wieder in dieser eigenartigen unrealen Welt waren. Es war zwar schön, wenn der vorlaute Bas ...Halbdämon ihn um Rat fragte, nur leider hatte er keinen. Da war frisches Wasser, das sie benötigten, um dieses lästige Salz loszuwerden. Es konnte aber ebenso gut eine Falle sein. Das würde erklären, warum man ihnen das Meer so verlockend präsentiert hatte. Und nur einer von ihnen würde da unbeschadet durchkommen. „Myouga!“ Der Flohgeist wusste nicht, ob das nun gut oder schlecht wäre, hüpfte jedoch auf die Schulter des Hundedämons. „Äh, ja?“ „Geh durch die Schlucht, was dort für Wasser ist.“ Oh, sie lernten dazu? Der alte Berater sprang davon, ehe ihm in dem schmalen Felstal, dessen Grund die Sonne nicht erreichte, dämmerte, dass sie ihn in eine mögliche Falle vorgeschickt hatten. DAS war als Lerneffekt doch sicher nicht gewollt, oder?   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)