Ein Floh für alle Felle von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, Vaters Testament und ein Flohgeist) ================================================================================ Kapitel 1: Einladung für zwei Chaoten ------------------------------------- Myouga erwachte nur langsam aus seiner Ohnmacht. Als er entdecken musste, dass er sich quasi auf dem Schoss dieses durchgeknallten Schmiedes befand, zu allem Überfluss auf dessen Kuh in fast tausend Meter Höhe, seufzte er. Wer solche Freunde hatte benötigte wahrlich keine Feinde mehr. Womit hatte er das verdient? Er setzte sich etwas aufrechter hin, um sich zu seiner vollen, wenig imposanten, Höhe aufzustellen. „Toutousai! Du verrückter Kerl! Wo willst du hin? Doch nicht etwa wirklich in das Schwebende Schloss? Sie reißt dir den Kopf ab! Und dann mir, weil wir einen Auftrag des Herrn an seinen Sohn, ihren Sohn, nicht ausgeführt haben. Und zwar, noch bevor du dummer Schmied erklären kannst, dass ich mit der ganzen Sache nicht zu tun habe. Es wird auch dadurch nicht besser, dass da draufsteht: An meine Söhne! Soll sie etwa amüsiert darüber sein eine Konkurrentin mit Sohn gehabt zu haben?“ „Ach, Unsinn. Du bist und bleibst ein Feigling. Und lieber bekomme ich es mit der Dame zu tun, kurz und nur einmal im Leben, als in alle Ewigkeit mit dem Herrn in der Unterwelt.“ Das war natürlich ein Argument. „Hast du etwa einen Plan?“ erkundigte sich der Flohgeist misstrauisch, durchaus der Kleinigkeit eingedenk, wie Toutousais letzte Pläne ausgesehen hatten: Tensaiga für Sesshoumaru mit einer Liebesbotschaft an Bokuseno zu hängen, Inu Yasha kein Wort über sein Schwert zu erzählen, ja, sich in die halbbrüderlichen Zwistigkeiten dadurch einzumengen, dass er den Jüngeren um Hilfe gegen den Älteren bat. Es war ein Wunder, dass dieser sonderbare Kauz noch lebte. Von ihm, dem kleinen, aber weisen, Berater des verstorbenen Herrn der Hunde hatte man stets mehr erwartet und bekommen. „Ja. Ich gehe hin, gebe ihr den Brief und geh wieder.“ Der Floh rang die Hände und nach Atem. „Der Plan könnte von Inu Yasha stammen. Du erinnerst dich sicher wie mächtig die verehrte Dame ist - und dass sie zusätzlich in ihrem Schloss über so einige Dämonenkrieger verfügt? Kampferprobte Krieger, wie ich ergänzen möchte.“ „Myouga, bist du so senil geworden, wie du es mir immer wieder vorwirfst?“ Toutousai ignorierte das empörte Aufschnaufen seines alten Freundes. „Die Herrin des Schwebenden Schlosses hat genau zwei Schwachpunkte.“ „Zwei? Ihren Sohn, ja. Und umso weniger entzückt wird sie sein, dass du ihm sein Erbe so einige Jahrhunderte vorenthalten hast. Woraus auch immer das bestehen mag.“ Die legendären Schwerter waren ja ausgeliefert worden – und So´unga befand sich in der Unterwelt. Der Schmied warf einen Blick auf seinen Schoss, der alles, nur kein Verständnis zeigte. „Und ihre Achtung vor dem verstorbenen Herrn. Sie würde sich nie seinem Wunsch widersetzen, tat es bislang auch nie. Oder was glaubst du, warum Inu Yasha überhaupt erwachsen werden konnte? Vor allem, als er allein war? Na ja, mit dir?“ „Hm.“ Der Flohgeist ließ sich wieder nieder. Das klang mal wirklich vernünftig. Für Toutousai. Und dafür, dass die beiden Hundebrüder in diese Sache verwickelt wurden. Aber die Alternative, seinem geliebten Herrn in der Unterwelt beichten zu müssen, dass er nicht alles unternommen hatte, dessen letzten Wunsch zu erfüllen … „Außerdem ist es zu spät, wir wurden schon bemerkt.“ „Was?“ keuchte Myouga und wandte hektisch den Kopf. Als er einen großen, weißen, sehr eleganten Hund mit einer blauen Mondsichel auf der Stirn entdeckte, der auf sie zuflog, brach ihm sichtlich der Schweiß aus. Sesshoumaru oder seine Mutter: keiner mochte einen alten Flohgeist und einen vertrottelten Schmied. Das konnte riskant werden, wurde riskant. Er wollte soeben trotz der Höhe von der Kuh springen, als ihn Toutousai am Kragen hatte. „Hallo“, brüllte der hinüber zu der Hundedame. „Ich habe einen Brief des verstorbenen Inu no Taishou dabei, der jetzt zugestellt werden sollte.“ Nun ja, ein bisschen früher oder später machte ja nichts. Zufrieden sah er, dass er Recht behielt, der große Dämonenhund abdrehte. Die Dame war eben auch eine Frau und daher neugierig. Fast so arg wie Myouga.   So landete die Kuh kurz darauf vor dem Schloss, auf dessen Terrasse sich die Hausherrin in ihrer menschlichen Gestalt bereits wieder auf ihrem Sessel oberhalb der Treppe niederließ, von wo aus sie weiten Blick hatte. Myouga stöhnte, als er die Krieger und Haushaltsangestellten entdeckte. Nein, hier hatte sich nichts verändert. Die beiden alten Dämonen schlichen vorsichtig die steile Treppe empor, wo die Hundedame ihnen wortlos die Hand entgegenstreckte. „Nein, nein, das ist nicht für Euch. Aber Ihr seid die Einzige, die diese Adressaten auch herbekommt. Gemeinsam. So hieß es jedenfalls.“ Toutousai hoffte inständig, dass sie fälschlich vermuten würde diese Anweisung käme von ihrem verstorbenen Gemahl und nicht von Myouga. Sonst war die Idee des Flohgeistes, die er selbst in selbst einem gewissen geistigen Aussetzer aufgenommen hatte, purer Selbstmord. „Der Brief.“ Oh du je. Das klang wie Sesshoumaru, als er ihm das zweite Mal ein Schwert verweigerte. „Nun ja ...“ Aber der alte Schmied hing an seinem Leben. So schön die Dame auch war – so gefährlich war sie auch. Nur der Herr hatte es, neben ihrem Vater, vermocht sie je zu dominieren. Wie auch immer. „Hier.“ Sie warf einen Blick auf die Zeichen. „An meine Söhne“, dachte sie. Was sollte der Unsinn? Aber diese beiden närrischen, wenngleich treuen, Diener ihres Gemahls würden es nicht wagen hier mit einer Fälschung zu erscheinen. Was war also los? Und, da war sie überzeugt, es war die Schrift des Inu no Taishou. Ungelenker als die ihre, natürlich, hatte er doch seine Jugend mit dem Schwert und nicht mit der Feder verbracht. „Sesshoumaru UND Inu Yasha?“ Sie kannte den Namen ihres Stiefsohns? Das war durchaus bemerkenswert, fand Myouga, denn in all den Jahren seiner treuen Dienste beim Herrn hatte sie es nie für notwendig gehalten sich den seinen zu merken. „Äh, ja.“ Er sah nervös seitwärts. „Toutousai sagte, es gehe um das Erbe des Inu no Taishou.“ Oh? Die Dame horchte etwas auf. „Schmied?“ „Äh, ich weiß nichts Genaueres über den Inhalt“, beteuerte der Angesprochene eilig. „Nur das, was mir gesagt wurde.“ Was half es. So erzählte er zum zweiten Mal, wie der verstorbene Inu no Taishou zu ihm gekommen war – unterschlug jedoch wohlweislich das mit der Volljährigkeit des Jüngsten. So genau unter Amaterasus Sonnenlicht betrachtet hätte das zu Nachfragen mit fatalen Folgen führen können. Und ein alter Dämon durfte ja wohl auch mal etwas vergessen. „In diesem Fall ...“ Sie winkte einer Zofe. „Schreibmaterial.“ Was war jetzt los? Myouga und Toutousai blickten sich vorsichtig an. Wollte sie wirklich dem Wunsch des Herrn nachkommen? Hatten sie Chancen? Sie schrieb nur äußerst kurz ehe sie das Blatt umknickte und versiegelte. Dann sah sie zu einem Krieger, der hastig zu ihr kam. Die beiden unwilligen Besucher holten tief und äußerst besorgt Atem, bemerkten dann jedoch erleichtert, dass sie nur sagte: „Bring das meinem Sohn.“ Der Hundedämon verneigte sich und nahm den Brief, ohne seine Meinung über diesen Auftrag zu zeigen. Er hielt es für lebensgefährlich zu Sesshoumaru-sama zu gehen. Aber, falls ihn der Sohn seiner Herrin nicht filetierte. würde bei Befehlsverweigerung sie selbst das unverzüglich erledigen. So hatte er immerhin noch eine Chance. Myouga warf dem Boten bei seinem Aufbruch einen sehnsüchtigen Blick hinterher. Was würde er darum geben hier wegzukommen. Nun ja. Ein Auftrag an den Älteren der Hundebrüder war natürlich auch nicht besser als hier herumzustehen. Einfach weglaufen war sinnlos. Die Dame würde ihn ebenso erwischen wie einst der Herr – mit deutlich mehr Mordabsichten. Ach, warum hatte er sich nur zu Toutousai auf Besuch begeben wollen? Das hatte er jetzt davon. „Floh.“ Er zuckte bei der Anrede förmlich zusammen. „Äh, ja?“ Vorsichtig blickte er zu der Hundedame auf. Oh, hoffentlich würde sie einsehen, dass er nichts dafür konnte, dass dieser senile Schmied an allem Schuld war! Aber, wer zuschlagen konnte und wollte, würde es auch tun. „Bring unverzüglich Inu Yasha her.“ „Ja.“ Er kam hier weg! Frohgemut sprang er die Treppen hinunter auf die Erde, ehe ihm eine andere Sache dämmerte. Er sollte dem Hundebaby erzählen, dass der sich auf ein Treffen nicht nur mit seinem Halbbruder sondern auch noch dessen Mutter freuen durfte? Das musste doch geradezu schief gehen. Der Junge war zwar ruhiger geworden, aber konnte immer noch bockig wie ein Maulesel sein. Und wenn er als armer, alter, Flohgeist diesen Auftrag nicht ausführte, hatte er im Zweifel gleich mit zwei Dämonen der Oberliga Ärger. Ach du je. Hoffentlich würde Inu Yasha ihn nicht nur anhören, sondern dann auch mitkommen. Und zwar unverzüglich.   Myouga fand seinen Sorgenhund in dem Dorf, in dem Inu Yasha mit Kagome und seinen Freunden jetzt lebte. Der Halbdämon saß vor seiner Hütte und schien zu schlafen, blickte jedoch prompt auf, als er die leichte Landung auf seiner Schulter spürte. „Na, Onkelchen?“ fragte er. Der kleine Flohgeist war schon einmal beruhigt, dass er nicht gleich fortgeschnippt wurde. „Äh, Inu Yasha-sama, ich bringe Euch Nachrichten.“ „Die können sicher auch warten. Kagome hat gleich das Essen fertig. Ramen.“ „Äh, nun ja, ich kann es Euch ja in der Wartezeit erzählen, oder?“ „Meinetwegen.“ „Es … es ist ein Brief Eures Vaters aufgetaucht.“ „Mit so etwas scherzt man nicht!“ „Es ist kein Witz, wirklich. Toutousai hat ihn vergessen, aber er sagte, es gehe darin um Euer Erbe. Er ist auch an Euch adressiert. Na ja, auch an Euren Halbbruder.“ Inu Yasha wandte langsam den Kopf und griff zu. „Bist du jetzt völlig durchgedreht?“ „Nein, ich schwöre es Euch ...“ Ach, wie er es hasste, wenn Hundedämonen, seien es auch halbe, ihn so zwischen den scharfen Klauen hielten. Das lag in der Familie. Leider auch eine gewisse Spontanität. „Toutousai brachte ihn zu Sesshoumarus Mutter. Diese wünscht nun Euch und ihren Sohn zu sehen, um diesen Brief, der ja wohl ein Testament ist, vorlesen zu können. Es soll Euch und Eurem Bruder, also, natürlich Halbbruder, gleichzeitig verkündet werden. Bitte, kommt, die Dame wartet nicht gern.“ „So ein Quatsch!“ murrte Inu Yasha ungnädig. „Nein, das klingt interessant“, kam ein Einwand von unerwarteter Seite. Kagome war aus der Tür gekommen, neugierig, da sie ihren Halbdämon reden gehört hatte. „Dein Vater ist doch schon so lange tot. Ich meine, willst du nicht hören,was er dir zu sagen hat?“ „Ich habe ihn nie gesehen“, verteidigte sich Inu Yasha sofort. „Und, ehrlich gesagt, ich halte das für eine idiotische Erfindung dieses senilen Schmieds. Ein Brief, den er mal eben einige Jahrzehnte vergisst nach dem Tod des Absenders! Ich meine, wer vergisst denn so etwas!“ „Toutousai?“ schlug seine Gefährtin vor. „Also wirklich, du musst doch neugierig sein. Ich wäre es. Und immerhin beweist diese Adresse an dich und Sesshoumaru, dass euer Vater an euch beide gedacht hat. Vielleicht steht auch etwas über Tessaiga drin.“ „Na schön.“ Inu Yasha wandte sich wieder dem Floh in seiner Klaue zu. „Wo wohnt diese Tante denn? Ich meine, Sesshoumarus Mutter?“ „Im Schwebenden Schloss. Ich könnte Euch hinbegleiten.“ Ach du je. Dieses Mundwerk und die hochgeborene Hundedame! Das konnte ja was werden! Was sollte ein harmloser kleiner Flohgeist da nur machen? Danke, Toutousai! „Sie wünscht Euch unverzüglich zu sehen. Übrigens auch ihren Sohn.“ „Fein, dann brechen wir doch nach dem Essen auf.“ Kagome überlegte sichtlich schon, was sie einpacken sollte. „Das geht leider nicht“, beteuerte Myouga eilig. Auch das noch! „Die … die ... Dame schätzt Menschen nicht sonderlich, um es mal so zu formulieren. Es war schon erstaunlich, dass sie Inu Yasha zu sehen wünscht.“ „Ach, daher hat der Idiot seine Ansichten? Alles klar.“ Der Halbdämon gab den Floh frei. „Na toll. Da verzichte ich dann dankend.“ Myouga brach der Schweiß aus. Unerledigte Aufträge schätzte die Dame ebenso wenig wie einst der Herr. „Inu Yasha! Es ist wirklich wichtig. Toutousai sagte es gehe um das Testament des Herrn! Ich meine, Ihr könnt doch nicht wollen, dass Euer Bruder ...“ „HALB- Bruder, so viel Zeit muss sein!“ „Euer Halbbruder das Testament vor Euch hört.“ Inu Yasha dachte nach, zumal als er den auffordernden Blick seiner Gefährtin bemerkte. Das stimmte natürlich. Wer wusste schon, was da über Tessaiga stand. Schön, seit Sesshoumaru Bakusaiga hatte, wollte der nicht mehr sein Schwert klauen, aber das hieß ja nicht, dass der nicht wieder seine Meinung ändern konnte, wenn da wirklich etwas Interessantes drin stand. „Meinetwegen“, gab er nach. „Nach dem Essen gehen wir zwei.“ „Bitte, sofort!“ murmelte der Flohgeist. „Die Dame wartet wirklich nicht gern. Und ich bekäme das ab. Hundedämonen sind doch so impulsiv!“ Kagome kicherte fast. „Ja, das könnte man so sehen.“ Sie musste nur ihren Halbdämon ansehen, daran denken, dass selbst dessen stoisch scheinender Halbbruder mit Rin ein Menschenwaisenmädchen adoptiert hatte. Und wie Inu Yashas Vater gewesen war, konnte sie sich dann ausmalen. „Geh nur, Inu Yasha, ich koche dir auch wieder Ramen, wenn du zurück bist. Das wird doch sicher keine drei Tage dauern.“ Letzteres bezweifelte Myouga, denn, wie er den verstorbenen Herrn kannte, stand bestimmt etwas in diesem ominösen Brief, das die Chaotenbrüder zu irgendetwas bringen sollte. Aber es war wohl gesünder für ihn schlicht zu nicken. „Ja, das denke ich doch auch. Kommt nun, Inu Yasha-sama!“ „Keh!“ Mit deutlichem Widerwillen erhob sich der Halbdämon, ehe er zu Kagome sah. „Das mit den Ramen ist versprochen?“ „Ja, natürlich.“ Sie lächelte. Als ob sie nicht mit am Besten wüsste, wie neugierig er war etwas mehr über oder gar persönlich direkt von seinem Vater zu erfahren. Aber das würde er wohl nie zugeben – ebenso wenig, wie sehr er eigentlich erfreut war, dass zwischen ihm und Sesshoumaru eine Art Waffenstillstand herrschte, ja, sein älterer Bruder ihm Rin anvertraut hatte. Nein, über Gefühle redete Inu Yasha nie. So gut wie. Aber, wer konnte ihm das nach seinem Lebenslauf verübeln, dachte sie dann nur und nickte eifrig. „Ramen und noch etwas, was du aussuchen darfst.“ Es war doch schön, dass er ihr gegenüber viel aufgeschlossener war, auch zu Sango und Miroku. Gegenüber Sesshoumaru und dessen Mutter würde es sicher anders aussehen. Menschen hatte er gelernt zu vertrauen – Dämonen sicher nicht.   Sesshoumaru wandte etwas den Kopf als er dämonische Energie sich nähern spürte. Nun, es war niemand, der in seiner Klasse spielte, und so sparte er sich auch nur den Griff zum Schwert. Da der andere Hundedämon sich sofort, als er ihn erblickte, auf ein Knie niederließ und ihm ein Stück Papier entgegen hielt, handelte es sich wohl um einen Boten. Wer schickte ihm denn Post? Das war nicht nur selten sondern auch überflüssig. Mit solchen Dingen konnte sich Mutter beschäftigen, er selbst ... Oh. Moment. Den Kerl kannte er doch? Seit wann hielt es seine Mutter für notwendig ihm Briefchen zu schicken? War etwas geschehen? Nein, nichts, mit dem sie nicht fertig werden würde. Und überhaupt, was interessierte ihn ihre Schlossverwaltung oder die des Fürstentums? Das war ihre Sache in mehr als einer Beziehung. Dennoch schien irgendetwas los zu sein. Neuigkeiten? War sie krank? Unmöglich. Etwas, mit dem sie doch samt den Kriegern nicht fertig wurde? Eine neue, interessante Herausforderung? Nun ja, es gab einen Weg das herauszufinden und so streckte er die Hand aus. Erleichtert, dass er nicht bereits tot war, erhob sich der Bote und kniete erneut nieder, den Brief überreichend. Der junge Herr schien doch deutlich an Selbstbeherrschung gewonnen zu haben. Mutters Siegel, eindeutig. Sesshoumaru öffnete den kleinen Umschlag etwas irritiert und las noch verwunderter das einzige Wort darin. „Komm!“ Solch einen Befehl hatte sie ihm seit Jahrhunderten nicht mehr erteilt und unwillkürlich machte sich Ärger in ihm breit, ehe er erkannte, dass alles, was an ihr ungewöhnlich war, in aller Regel auch einen Grund hatte. Den Boten brauchte er nicht zu fragen was los sei, der wusste im Zweifel von nichts. Irgendetwas schien auf alle Fälle sonderbar zu sein, das seiner Anwesenheit bedurfte. Oder vielleicht eher der Bakusaigas, denn der Hundedämon nahm doch schwer an, dass Mutter klar war welche mächtige Waffe er trug. Seine eigene, nicht die seines Vaters. Sollte es tatsächlich jemand gewagt haben … ? Gleich. Das würde er nur erfahren, wenn er der alles andere als dezenten Aufforderung folgte. Überdies stand zu erwarten, wenn er nicht auftauchte, würde seine Mutter ihm Boten um Boten schicken – oder den Beweis verlangen, dass er tot war, die einzige Entschuldigung, die sie akzeptieren würde. Selbst in letzterem Fall würde sie ihn wiederbeleben können und wollen. Nun gut. So wandte er sich um und vor den Augen des Boten begann es zu flimmern, als sich der junge Dämon in seine Hundegestalt verwandelte. Das war Energie, dachte der Krieger nur, der damit nie mithalten konnte. Sesshoumaru-sama hatte in einer Hand mehr Macht als er im gesamten Körper. Ihm selbst blieb kaum etwas anderes übrig als zu Fuß zurückzulaufen, sei es auch in seiner Hundegestalt, denn so zu fliegen wie dieser vermochte er nicht.   Inu Yasha blieb stehen, als er über den grasigen Hügel lief und vor sich das Schwebende Schloss entdeckte. „Na, das ist ja mal was.“ „Es ist einmalig, ja.“ Myouga war schon froh wieder hier in Sichtweite zu sein. Dann würde die Dame doch sehen, dass es nicht an ihm lag, gelegen hatte, oder so. Moment mal. Wo war die Kuh? Und wo steckte Toutousai? Hatte es dieser verrückte Schmied etwa geschafft sich zu verdünnisieren? Dann wäre der auch kaum so töricht zurück nach Hause zu gehen, sondern würde sich bei irgendeinem alten, ahnungslosen, Kumpel verbergen. Und er selbst steckte wirklich in der Klemme. War das ungerecht gegenüber einem alten, doch immer vorsichtigen, Flohgeist! Er selbst brauchte gar nicht zu glauben entwischen zu können, in den vergangenen zwanzig Stunden hatte Inu Yasha immer ein mehr als wachsames Auge auf ihn geworfen gehabt. Und, dass der Hundebengel Hunger hatte, hatte den auch nicht gerade beruhigt. Ach, was waren das für trübe Aussichten. Der Halbdämon schlenderte langsam näher, neugierig das Schloss und seine Bewohner betrachtend, die sich auf den Stufen postiert hatten. Höflinge beiderlei Geschlechts, Krieger, aber alles Dämonen. Dann fiel sein Blick auf die Dame, die auf einem Sessel oberhalb der Treppe lehnte, nachdenklich über ihre Schulterboa strich, und ihn nicht aus den Augen ließ. Er musterte sie genau, ehe er merklich erstaunt sagte: „He, DAS ist Sesshoumarus Mutter, Onkelchen?“ Bei allen Göttern, sie konnte ihn hören! Myouga zitterte, wagte aber nicht wegzuspringen. So oder so war das nicht sein Tag, nun, eher sein letzter. „Ja, das ist die Herrin.“ „So habe ich sie mir gar nicht vorgestellt“, meinte Inu Yasha unbekümmert. „Ich, naja, ich dachte sie ist viel älter, verschrumpelter, und nicht so jung und hübsch.“     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)