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Storyline

Frühjahrswichteln '16
von

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Resolution

„Akaashiiiiiiiiii! Was liest du da?“

 

Keiji klappte fast hektisch das kleine, unauffällige Buch mit dem schwarzen Einband zu, das er in der Hand gehabt hatte, ehe er sich zu Bokuto umdrehte.

„Nichts, Bokuto-San.“

Für einen kurzen Moment traf ihn ein neugieriger Eulenblick, doch dann zuckte Bokuto nur mit den Schultern und sah sich interessiert um.

„Akaashis Arbeitszimmer sieht so aufgeräumt aus!“ – „Das liegt nur daran, dass deines aussieht wie ein Schweinestall.“ – „H-hey!!! Akaashi, das war nicht nett!“

 

Aber es entsprach der Wahrheit – Bokutos Arbeitszimmer sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen, und Keiji hatte, als er vorhin einen Blick hineingeworfen hatte, schon das dumpfe Gefühl bekommen, dass Bokutos Arbeitszimmer niemals wirklich genutzt werden würde.

Und für die seltenen Fälle, in denen Bokuto dann doch paukte, weil es nötig war, wenn er jemals raus aus der langweiligen Verkehrskontrolle wollte, würde er unter Garantie Keijis Arbeitszimmer in Beschlag nehmen – und voraussichtlich auch Keijis Hilfe.

 

Während Bokuto sich auf Keijis Schreibtischstuhl plumpsen ließ, um sich dann darauf um die eigene Achse zu drehen wie ein kleines Kind, faltete Keiji den letzten Umzugskarton zusammen und schichtete ihn auf den kleinen Stapel, der neben der Tür zu seinem Arbeitszimmer lag.

„Bist du fertig mit deinen Sachen, Bokuto-San?“ – „Eh? Nein. Ich hatte nicht genug Platz für die ganzen Sachen, und deshalb…“

Er blinzelte. Keiji seufzte.

„Bring die Kartons in den Keller, ich kümmere mich darum.“

 

 

Es dauerte insgesamt siebzehn Tage, bis der letzte Umzugskarton aus der ersten gemeinsamen Wohnung verschwand, und noch einmal zwölf mehr, bis wirklich alles an nötigen Einrichtungsgegenständen und Hausrat vorhanden war.

 

Alles in allem war Keiji aber extrem zufrieden – die Wohnung war riesig, gerade bedenkend, dass sie beide jung und nicht gerade herausragend gut verdienend waren, sie war zentral gelegen und hatte eine gute Verkehrsanbindung.

Wäre sie nicht Eigentum von Bokutos Großeltern, das sie für einen extrem günstigen Preis mieten durften, hätten sie keine Chance auf eine annähernd komfortable Wohnung gehabt.

 

So aber war es perfekt: Ein Wohnzimmer, in dem im Zweifelsfall auch Gäste – aka: Kuroo – unterkommen konnten, ein großes Schlafzimmer, zwei kleine Arbeitszimmer, was zumindest in Maßen gewährleistete, dass Keiji seine Ruhe hatte, wenn er lernte oder anderen wichtigen Papierkram erledigte.

 

Jetzt, wo sie eingerichtet waren, hatte sich ein halbwegser Alltagstrott eingestellt, den Keiji damit begonnen hatte, ein großes Plakat an die magnetische Pinnwand im Wohnungsflur zu heften, das in großen Buchstaben Hausregeln verkündete.

 

Es waren simple Regeln.

Es waren simple Regeln, die Keiji unter gesundem Menschenverstand verbuchte, die man für Bokuto aber sicherheitshalber noch einmal aufschreiben musste, und es waren simple Regeln, die teilweise so abstrus waren, dass Keiji sich fragte, wie man überhaupt nach etwas anderem als ihrer Maxime leben konnte:

 

 

# 1 – Gegessen wird nur in der Küche.

 

(Bokuto war ausgesprochen gut darin, mit allem, was er aß, zu krümeln und zu bröseln. Selbst wenn er nur Kaubonbons knabberte, schaffte er es, Kaubonbonkrümel auf den Boden zu befördern, und nachdem Keiji einfach keine Lust hatte, ihm damit durch die ganze Wohnung nachzufegen, war die Regel dringend nötig gewesen. Manchmal tat es ihm beinahe Leid, wenn Bokuto für jedes Stück Schokolade in die Küche schlurfen musste, aber dann dachte er wieder an den großen Schokoladenfleck, den er in ihrer ersten Woche aus dem neuen(!!!) Sofa hatte schrubben müssen, und damit hielt sich das Mitleid dann doch wieder in Grenzen.

Es gab nur eine Ausnahme der Regel für gemeinsame Filmabende, weil Bokuto einfach so herzzerreißend gejammert hatte und ein dramatisch herumwobbelnder Bokuto kein guter Filmguckpartner war, und auch keine gute Lehne.)

 

# 2 – Das Handy hat nachts lautlos zu sein.

 

(Die Regel existierte nur, weil Kuroo Tetsurou zu den unmöglichsten Uhrzeiten anrief und Nachrichten schrieb, besonders in den Prüfungsphasen, in denen er vermutlich nur noch von Koffein und Proteinriegeln lebte und seinen sonst humanen Schlafrhythmus vollkommen ruinierte.

Nach der dritten Nacht, in der Bokuto Keiji nachts mit lautem „Hey hey hey!!!“ weckte, weil er die geistigen Umnachtungen, die Kuroos Verstand auf Schlafentzug ihm da geschrieben hatte, unbedingt teilen musste, war für Keiji ganz klar gewesen, dass diese Regel nötig war.

Ohne jede Ausnahme.

Wenn einmal etwas wirklich Wichtiges war, dann hatten alle von Bokutos Freunden auch Keijis Handynummer, und das blieb nachts laut – für Fälle wie das ein oder andere Mal, dass ein betrunkener Kuroo den Heimweg nicht mehr fand, oder Konoha nach einer heftigen Trennung von seiner neuesten Freundin sonst die Nacht auf der Straße hätte verbringen dürfen.)

 

# 3 – Das Haus wird nachts nicht verlassen.

 

(Die Regel kam auf Papier, nachdem Bokuto zum vierten Mal nachts rausschlich, um sich einen Mitternachtssnack zu besorgen, dann den Heimweg nicht mehr fand und Keiji übermüdet und erschöpft durch die halbe Nachbarschaft schlurfen musste, um Bokuto zu finden.

Jetzt, wo sie nicht mehr alle auf eine Schule gingen, war der Bokuto-Suchtrupp leider nicht mehr halb so gut erreichbar, obwohl Anahori und Komi immer noch beinahe jedes Mal einsprangen, wenn Keiji Hilfe brauchte.)

 

# 4 – Schmutzwäsche gehört in den Wäschekorb.

 

(Bokuto hatte sie im Vorfeld dieser Regel einfach immer überall dort liegen lassen, wo er sie gerade ausgezogen hatte. Und während Keiji das bei Geschirr und anderen Banalitäten nicht störte, die er auch gut selbst wegräumte, konnte Bokuto seine schwitzigen Trainingssachen und schmutzigen Socken gerne selbst aufräumen.)

 

# 5 – Wenn der Kühlschrank leer gemacht wird, wird auch einkaufen gegangen.

 

(Weil Keiji schon nach einem Monat nicht mehr zählen konnte, wie oft er nach Hause kam, um einen leeren Kühlschrank vorzufinden, und dann noch viel zu erschöpft zum Einkaufen loslaufen musste, weil Bokuto so weit nicht dachte und sowieso schon wieder ganz jämmerlich vor Hunger war.)

 

#6 – Keine Haustiere.

 

(Weil Bokuto viel zu schnell auf die Idee kam, irgendwelche streunenden Straßentiere mitschleppen zu wollen, aber im Haus ein eindeutiges Haustierverbot herrschte, an das Bokuto sich nicht erinnerte, wenn er es nicht jeden Morgen in dickem Rotstift an er Magnetpinnwand prangen sah.

Und weil Keiji keine Haustiere wollte.

Noch nicht.)

 

# 7 – Zahnpastatuben werden nach der Benutzung wieder zugeschraubt.

 

# 8 – Kein Handy beim Lernen.

 

(Nicht nur, weil Keiji wusste, was ein Handy beim Lernen mit Kuroo anstellte – er wurde geschwätzig und noch nerviger als sonst –, sondern auch, weil Bokuto natürlich eh schon bewiesen hatte, dass er keinen Deut besser war als sein bester Freund und ihm am liebsten jeden winzigen Lernerfolg gelivetickert hätte.)

 

# 9 – Essen wird nur von Akaashi zubereitet.

 

(Die Regel kam erst spät, weil Keiji lange nicht in Verlegenheit kam, Bokutos Kochkünste zu bemerken.

Als er dann aber einmal panisch von einem Lernbesuch bei einem Kollegen nach Hause hetzte, weil Bokuto ihm berichtete, dass der Feueralarm losgegangen war, war das erste, das er tat, nachdem er sicher war, dass nichts schlimmeres passiert war, als dass ein Kochtopfboden völlig verbrannt war, diese Regel zu notieren.)

 

# 10 – Keine Regel wird gebrochen, nur weil Akaashi nicht da ist.

 

(Was Bokuto oft genug versuchte – und natürlich wusste Keiji es im Nachhinein.

Sei es, weil das Wohn– und Schlafzimmer vollgekrümelt waren, wenn er nach Hause kam, oder weil überall Schmutzwäsche herumlag, oder der Kühlschrank leer war…

Die Regel war dringend notwendig, ehe Bokuto noch einen ganzen Kleinzoo anschleppte, nur, weil Keiji nicht da war, um es mit seiner Anwesenheit zu verhindern.)

 

 

Mit Hilfe dieser Regeln war das Zusammenleben auf lange Sicht relativ einfach.

 

Bokuto hatte zwar immer wieder einmal seine fünf Minuten, in denen er die Regeln ganz grausam fand und verkündete, er müsse ausziehen, wenn das so weiterging, aber fünf Minuten später saß er dann doch wieder völlig zufrieden vor seiner Lieblingssendung und verkündete, dass Keiji der Beste war, weil er daran gedacht hatte, ihm die letzte Folge aufzunehmen, die er sonst versäumt hätte.

 

 

 

***

 

 

 

„Kuroo sagt, er ist bald mit seinem Studium fertig“, verkündete Bokuto, als er nach seinem Treffen mit besagtem Kuroo nach Hause kam und sich aufs Sofa warf. Keiji sah nicht einmal von seinem Buch auf.

„Ich weiß.“ – „Eeeeeeh? Akaashiiii, woher weißt du das?!“

Keiji hatte nachgerechnet. Ein Studium dauerte im Durchschnitt eben nur so und so lange. Keiji wusste schon seit Jahren, wann Kuroo fertig sein würde, wenn er denn in normaler Geschwindigkeit fertig würde.

 

(Weil Kuroo ein riesiges Ego und ein noch riesigeres Selbstvertrauen hatte, hatte Keiji keine Zweifel daran, dass er seine Prüfungen meistern würde, allerdings erwartete er auch nicht so viel Brillanz von ihm, dass er frühzeitig durchkam, vor allem, weil er dafür einfach zu faul war.)

 

„Akaashiiiii. Wir müssen uns beeilen! Sonst ist Kuroo vor uns fertig!“

 

Noch etwas, das Keiji wusste. Er legte sein Buch zur Seite, nachdem er einen Notizzettel als Lesezeichen hineingelegt hatte und sah Bokuto gelassen an.

 

„Ich weiß. Ich habe uns für die nötigen Prüfungen angemeldet.“

Bokuto sah ihn einen Moment lang völlig ungläubig an, dann strahlte er und umarmte Keiji so heftig, dass er beinahe rücklings vom Sofa fiel.

„Akaashi ist einfach der Beste, hey hey hey!!!“

Und auch wenn Mordkommission nun wirklich weit entfernt von dem war, was Keiji sich von seinem Berufsleben vor langer Zeit einmal vorgestellt hatte, er war glücklich, wie es war, und er würde es nicht eintauschen wollen.

Er lächelte flüchtig, als er daran zurückdachte, wie banal diese Beziehung ihren Anfang gefunden hatte.

 

Eine Sporthalle, zwei High-School-Schüler, die voneinander nicht mehr kannten als ihre jeweiligen Namen, ein guter Ratschlag von vielen, die Shirofuku ihm im Laufe der Jahre schlussendlich gegeben hatte, und ein Volleyball.

Keine sehr romantische Geschichte.

 

 

„Ach übrigens, Akaashiiiiii?“ – „Hm?“

Keiji blinzelte von seinem Platz an Bokutos Schulter zu ihm auf. Nachdem Bokuto aufgehört hatte, ihn mit seinen Umarmungen zerdrücken zu wollen, hatte Keiji sich gegen ihn gelehnt und sich sein Buch wieder geschnappt, um vorzuarbeiten, was er dann mit Bokuto ohnehin noch einmal lernen musste.

 

„Kuroo hat gesagt–“ – Keiji verkniff sich ein leidendes Seufzen. Was auch immer nun kam, es war eine Kuroo-Idee, und damit war es nichts Gutes – „–dass es doch voll blöd ist, dass wir uns immer noch mit Nachnamen anreden. Findest du nicht?“

 

Für einen langen Moment war Keiji sprachlos. Es war das allererste Mal, dass eine Kuroo-Idee in so etwas wie einem intelligenten Gedanken endete, und wenn er ehrlich war, er wusste überhaupt nicht darauf zu reagieren.

Neben ihm saß Bokuto unruhig auf seinem Platz, traktierte ihn mit erwartungsvollen Blicken, und gleich würde er das Hibbeln anfangen, wenn Keiji nicht den Mund aufmachte und etwas sagte, und dann würde er quengeln–

 

„Keeeiijiiiiiiiiiiiiii!“

 

„Ja, Koutarou-San.“



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