Friendzone von CharleyQueens ================================================================================ Kapitel 1: -----------     Boa Hancock lehnte sich etwas weiter vor und griff dann nach Ruffys Hand. "Nein, nicht so", sprach sie auf ihn ein. "Du rechnest das falsch aus." "Aber, ich habe es doch genauso gemacht wie du es mir erklärt hast!" Ruffy kratzte sich verwirrt am Hintergrund und blickte auf das Blatt Papier vor ihnen, zur Hälfte vollgeschrieben mit mathematischen Formeln. "Ja, aber du musst bei der Aufgabe anders rechnen", erwiderte Hancock lächelnd und griff nach dem Taschenrechner. "Sieh mal, was hier steht. Ich habe dir doch gesagt, dass es eine Ausnahme gibt, die du beachten sollst." Ruffy seufzte laut und lehnte sich zurück in seinen Stuhl. "Das kann ich mir doch nie merken, Hancock!", klagte er stöhnend. Hancock lächelte leicht. "Dann wäre ich aber eine ziemlich schlechte Nachhilfe-Lehrerin", meinte sie mit trauriger Stimme. "Und außerdem habe ich deinem Bruder doch versprochen, dir zu helfen." Ruffy erwiderte nichts, sondern beugte sich wieder nach vorne. "Es wäre leichter zu verstehen, wenn das Ganze nicht so überaus langweilig wäre", meinte er genervt. "Wie schaffst du es bloß, dir das alles zu merken?" Bewundernswert blickte er die junge Studentin an. "Indem ich lerne, Monkey D. Ruffy, und nicht sofort aufgebe!", erwiderte sie und hielt ihm den Taschenrechner hin. "Und das solltest du auch tun." Ruffy gähnte, griff dann aber wieder nach seinem Stift. Ihm blieb nun mal nichts Anderes übrig. Mathematik war schon immer sein Problemfall gewesen. Aber er musste die Abschlussprüfungen unbedingt bestehen. Und dafür musste er lernen. Es war eigentlich nur purer Zufall gewesen, dass Hancock ihm beim Lernen half. Sie hatte eines Abends im Wohnzimmer der beiden Brüder gesessen, zusammen mit Ace hatte sie an irgendeiner Hausarbeit für ihr Studium gearbeitet. Und als Ace dann nachgefragt hatte, wie sein Schultag gelaufen war, hatte Ruffy sich lauthals über seine Lehrerin aufgeregt und wie schwer es ihm fiel in dem Fach mitzukommen. Und Hancock hatte ihm angeboten ihm Nachhilfe zu geben. So kam es, dass sie sich nun jeden Dienstagabend trafen und Hancock ihm bei den Hausaufgaben half und ihm die mathematischen Formeln erklärte. Die Feder seines Schreibfüllers kratzte über das Papier, während Ruffy die Formeln niederschrieb. Schließlich legte er den Stift zur Seite und schob Hancock seine Rechnungen zu, die daraufhin seine Ergebnisse überprüfte. “Das stimmt, Ruffy!”, meinte sie schließlich und fuhr ihm durch sein schwarzes, verstrubbeltes Haar. “Ich bin wirklich stolz auf dich.” Erstaunt blickte Ruffy auf und lächelte dann. “Geht doch!”, rief er erfreut aus. Hancock erwiderte sein Lächeln und stand dann auf. “Also dann, ich denke ich sollte mich auf den Heimweg machen. Nächsten Dienstag muss unsere Nachhilfe leider ausfallen, unser Literaturkurs will sich 'Die Geschichte vom Bambussammler' im Theater ansehen”, erklärte sie ihm. “Alles klar”, erwiderte Ruffy, der erleichtert wirkte, dass die Nachhilfe ausfiel. “Aber sag mal, musst du denn wirklich schon gehen? Lysop hat mir ein neues Videospiel geschenkt und irgendwie hänge ich gerade im Winterlevel fest. Ich brauch ‘nen Spielpartner, aber Ace hält nicht gerade viel von Videospielen.” Fragend sah er die junge Studentin an. “Glaub mir, ich wäre bestimmt keine allzu große Hilfe”, entgegnete sie und biss sich leicht auf die Unterlippe. Sie würde allzu gerne mit Ruffy spielen. “Aber, wenn du darauf bestehst, dann kann ich gerne versuchen dir zu helfen.” Ruffys Grinsen wurde noch größer. “Mach dir keine Sorgen, ich bin sicher, dass du das schaffst.” Er stand vom Küchentisch auf und ging rüber zur Couch. Küche und Wohnzimmer waren nur durch ein großes Regal voneinander abgetrennt. Eine alte, durchgesessene Couch stand auf einem dunkelblauen Teppich, davor ein kleiner, niedriger Tisch. Ruffy schaltete die Spielkonsole ein, kramte aus einer Schublade zwei Controller hoch und klickte sich dann durch das Menü, bis er das Spiel aufgerufen hatte. Hancock stand schließlich von dem Tisch auf und setzte sich neben Ruffy auf die Couch. “Also, was muss ich machen?”, fragte sie neugierig und blickte auf den Controller, den ihr Nachhilfe-Schüler ihr gegeben hatte. “Tut mir leid, ich spiele nicht gerade viel. Und im Studium habe ich auch kaum Zeit dafür.” “Du solltest erst einmal deinen Charakter auswählen”, meinte er und deutete auf den Fernseher. Zwei Bilder von einer Videofigur waren dort abgebildet. “Wenn du dann fertig bist, klick einfach auf den großen, roten Knopf in der Mitte.” Hancock nickte und beide klickten sich dann durch die verschiedenen Avatare. Ruffy wählte schließlich einen Jungen mit schwarzen Haaren, rotem Hemd und Jeans, während sich Hancock für ein Mädchen mit langen Haaren in einem violetten Kleid, um deren Hals sich eine Schlange gewickelt war, entschied. Der Bildschirm wurde kurz schwarz und dann standen ihre Videospielavatare auf einem mit Schnee bedeckten Boden. Langsam glitten diese nach vorne. “Springen, ducken, schlagen, treten...” Ruffy beugte sich vor und zeigte ihr die unterschiedlichen Funktionen des Controllers. “Unser Ziel ist es, die drei Eisblumen einzusammeln, die irgendwo im Level versteckt hat.” Ein blauer Diamant kam von der anderen Seite des Bildschirms hergeflogen. Instinktiv ließ Hancock ihren Avatar hochspringen und der Diamant flog an ihr vorbei, traf dafür Ruffys Figur, welche kurz aufloderte und dann in einen blauen Wintermantel gekleidet war. “Was ist das?”, fragte sie neugierig. “Ein Schneeanzug”, erklärte Ruffy ihr. “Damit man auf dem Schnee nicht mehr rutscht. Siehst du?” Sie blickte auf den Bildschirm. Tatsächlich, während ihre Figur sich immer weiter fortbewegte, stand Ruffys einfach nur da. “Die Diamanten sind Level-Ups und geben deinem Charakter besondere Fähigkeiten. Also spring beim nächsten Mal nicht drüber.” “Verstanden.” “Gut, dann wollen wir mal. Nimm dich vor den Schneemännern in Acht. Spring drauf, dann spucken sie eine Münze aus, es sei denn sie tragen eine spitze Zipfelmütze auf dem Kopf. Da kommt schon der Erste!”, rief Ruffy und deutete nach vorne. Wie Ruffy es ihr erklärt hatte, sprang Hancock nun nach vorne und landete auf dem Schneemann, der aus der gleichen Richtung gekommen war wie der Diamant eben. Ihr Videospielavatar drückte den Schneemann nieder und er verschwand. “Hey, das macht Spaß!”, rief sie erfreut aus. Ruffy lachte laut. “Hab ich dir doch gesagt, Hancock. Also komm, lass uns weiterspielen.” Hancock nickte und ihre beiden Videospielavatare liefen weiter durch das Level. Sie sprangen über Schluchten, warfen Schneebälle auf die auftauchenden Schneemänner und sammelten zwei der Eisblumen ein. Die Leiste am oberen Bildschirm, die anzeigte, wie nah sie dem Ziel schon waren, näherte sich ihrem Ende. “Wo ist denn diese dritte Eisblume?”, fragte Hancock irritiert. “Das Level ist doch fast vorbei.” Ihre Avatare, die inzwischen beide einen Wintermantel trugen, standen vor einem See, über den Eisschollen trieben. “Tja, jetzt kommt das, wo die Teamarbeit angesagt ist”, entgegnete Ruffy und drückte eine Taste seines Controllers, sodass das Inventar der beiden sich öffnete. Er wählte die Sprungfeder aus, die Hancock auf ihrem Weg eingesammelt hatte. “Die Eisblume ist irgendwo im Himmel. Wenn ich mich auf die Eisscholle stelle, musst du dich mit der Feder in die Luft schleudern lassen und auf der anderen Seite landen, damit ich hochgeschleudert werde.” “Und so kommen wir an die letzte Eisblume?” Ruffy nickte zögernd. “Wahrscheinlich müssen wir uns öfters gegenseitig hochwerfen”, meinte er. “Die letzte Eisblume ist immer schwer zu bekommen.” “Gut, dann wollen wir mal!” Hancock umklammerte ihren Controller fester. Sie durfte Ruffy nicht enttäuschen. Der Junge war interessant und irgendwie mochte sie ihn. Dabei hielt sie sonst nichts von Männern. Mit Ace arbeitete sie nur zusammen, weil ihr Professor Dulacre sie in eine Gruppe gesteckt hatte. Und so hatte sie Ruffy dann getroffen. Sie mochte Aces jüngeren Bruder, seine witzige und unbekümmerte Art brachte sie zum Lachen. Als sie dann mitbekommen hatte, dass er Probleme mit Mathe hatte, hatte sie sofort angeboten, ihm Nachhilfe zu geben. So konnte sie bei ihm sein, selbst nachdem die Gruppenarbeit mit Ace geendet hatte. Denn was sie am meisten an Ruffy mochte, war die Tatsache, dass er keinerlei Augen für ihren Körper hatte. Sie war es gewohnt, dass die meisten Männer ihr auf die Brüste starrten. Selbst Ace hatte dort hingestarrt, wann immer er dachte, sie würde es nicht bemerken. Sie lehnte jede Anfrage nach einer Verabredung ab, weil sie genau wusste, dass die meisten Männer sich nicht wirklich für sie interessierten. Aber Ruffy war anders. Er reduzierte sie nicht auf ihren Körper. Sie war froh, ihn kennengelernt zu haben. “Hancock?” Er wedelte vor ihrem Gesicht herum. “Alles in Ordnung?” Überrascht blinzelte die Studentin mehrmals. “Entschuldige, ich war mit meinen Gedanken gerade woanders”, murmelte sie und errötete leicht. “Lass uns weiterspielen.” Ruffy nickte, dann ließ er seinen Avatar auf eine Eisscholle springen und eilte zum anderen Ende. “Beeil dich!”, rief er, denn die Eisscholle begann sich abzusinken. Hancocks Avatar schleuderte sich nach oben in die Luft und fiel dann wieder nach unten, landete auf der Eisscholle und schleuderte Ruffy nach oben. Immer wieder sprangen sie hoch, fielen wieder nach unten und schleuderten den anderen Avatar nach oben. Schließlich keuchte Hancock auf. Am oberen Bildschirm konnten sie die Eisblume entdecken. “Schnapp sie dir, Hancock!”, rief Ruffy und sein Avatar schleuderte ihren in die Luft. Immer höher und höher flog dieser und beide beugten sich nach vorne. Sie errötete, als sie Ruffys Hand auf ihrer Schulter spürte. Und tatsächlich, Hancocks Avatar schnappte sich die Eisblume. Eine Siegesmelodie ertönte und auf dem Bildschirm entsprangen Feuerwerke. “Hancock, du bist super!” Voller Elan umarmte Ruffy die junge Frau und sie fiel zur Seite. “Danke, danke, danke! Du hast mir echt den Arsch gerettet!” Hancock wurde knallrot im Gesicht. Er war ihr so nah, sein Körper erdrückte sie fast. Mit einem großen Lächeln sah er sie an, er lachte vor Freude und erklärte immer wieder, wie toll Hancock doch war. Seine Augen strahlten und verzweifelt biss sich Hancock auf die Unterlippe. Wie gerne würde sie jetzt von ihm geküsst werden... Vielleicht, wenn sie...? Es war wagemutig, aber trotzdem versuchte sie es. “Du wirst schwer, Ruffy”, meinte sie lächelnd und wollte sich mit einer Hand wieder nach oben drücken. Und wie geplant, rutschte sie aus und Ruffy fiel nach vorne. Fiel auf sie drauf. Und wie geplant trafen sich ihre Lippen. Was für ein schönes Gefühl, dachte Hancock lächelnd. Es hatte also geklappt. Viel zu schnell zuckte Ruffy jedoch zurück und stand wieder auf. “T-tut mir leid, das wollte ich nicht”, stotterte Ruffy verlegen. Hancock stand langsam wieder auf und richtete ihr Haar. “Bist du jetzt sauer?”, fragte er besorgt. Sie schüttelte den Kopf, versuchte dabei nicht zu grinsen. “Mensch, da bin ich aber erleichtert!” Ruffy ließ sich wieder auf die Couch fallen. “Weißt du, du bist nämlich echt eine gute Freundin und das will ich echt nicht kaputt machen!” Für einen kurzen Moment legte sich ein Schatten über ihr Gesicht.  Eine gute Freundin. Mehr aber auch nicht. Doch dann verwarf sie diesen düsteren Gedanken wieder. Irgendwann würde er sicher mehr für sie empfinden. Und bis es soweit war, reichte es ihr vollkommen aus, in seiner Nähe zu sein.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)