●Der Irrgarten des Vergessens● von Leopia (-Nichts ist für die Ewigkeit-) ================================================================================ Prolog: Prologe --------------- PROLOGE Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen, Mein sind die Jahre nicht, die etwa möchten kommen. Der Augenblick ist mein, und nehm ich den in acht, So ist der mein, der Jahr Und Ewigkeit gemacht. (Andreas Gryphius) *Dieses Ereignis lag schon viele Jahre zurück und begann bereits als unbedeutender Schatten in dem Irrgarten meiner Erinnerungen verloren zu gehen. Oftmals hatte ich mich dagegen gewehrt und verzweifelt meine Hände nach ihr ausgestreckt, doch jedes Mal griffen sie ins Leere. Wie Staub zerrann der Gedanken zwischen meinen Finger und rieselte leise Richtung Boden. Und schließlich entglitt mir aus das letzte Korn und ich vergaß warum ich überhaupt hier war… Kennt ihr dieses Gefühl nicht auch?* ------------------------ -In einer Zeit wo Menschen noch gegen Vampire Krieg führten und über ihre Existenz Bescheid wussten- #Kaien Cross# Der stürmische Wind zog unaufhörlich an meinem Körper, trieb mir die Kälte ins Fleisch und erschwerte mir das vorankommen. Taub waren meine Glieder bereits von der Kälte, doch nun fing es auch noch zu schneien an, was mich schwermütig aufseufzen ließ. Das Wetter meinte es wohl nicht gut mit mir. Tat es selten, dachte ich ironisch und lachte kurz auf. Eine Eule flatterte irgendwo in meiner Nähe auf, ihr Schrei zerriss die ruhige Nacht. Stumm erleuchtete der Mond mir meinen Weg, welchen ich monoton entlang ging. Äste brachen unter meinem Gewicht, der Wald wurde immer dichter und verschlossener. Augenblick musste ich an das Märchen von Dornröschen denken, da dort ebenfalls eine Wand aus Ästen und Zweigen den Weg des Ritters versperrte. Nur würde ich mir nicht unbedingt die Rolle des Ritters zu schreiben. Kurz verfinsterte sich mein Blick, bei dem Gedanken, was ich nicht schon alles Schuldvolles in meinem verfluchten Leben getan hatte. Nein, ein Ritter war ich nun wirklich nicht. Gekonnt zog ich mein Schwert aus seiner Hülle und begann mir den Weg frei zu schlagen, es war mir egal, welches Tier ich damit weckte oder störte. Zu meinem persönlichen Bedauern stieg der Weg immer weiter an und führte mich schlussendlich einen Berg hoch. Verwirrt steckte ich mein Schwert wieder weg und zog fragend eine Augenbraue hoch. Das konnte doch unmöglich richtig sein… Ich bezweifelte stark, dass ich meinen Auftrag auf der Spitze eines Berges ausführen sollte. Dort gab es nichts außer Steinen und Dreck. Also entweder war ich falsch abgebogen oder das Hauptquartier hatte mir eine falsche Wegbeschreibung mitgeteilt. Genervt seufzte ich tief und rieb mir angestrengt über die Stirn. So ein Mist… Dafür hatte ich nun weder die Zeit noch die Nerven. Hätten sie dafür nicht irgendeinen Anfänger losschicken können und nicht ausgerechnet mich? Immerhin war ich ihr bester Mann, was sollte das also nun?! Beleidigt und genervt drehte ich mich bereits wieder Richtung Abhang, als mich ein komisches Gefühl inne halten ließ. Verwundert starrte ich vor mich in die Nacht und bemerkte da erst, dass ich gar keine tierischen Laute mehr wahr nahm. Kein Mucks war zu hören, nicht mal ein Herzschlag, außer meinem eigenen. Gefasst drehte ich mich wieder zum Berg um und ging den Weg weiter entlang. Dieses komische Gefühl, drang in Form von Schwingungen immer intensiver zu mir vor, bis ich schließlich vor einer riesigen Höhle stand. Pure Finsternis starrte mir entgegen und verbarg ein Geheimnis vor mir. Ich war mir nun ziemlich sicher, dass dies absolut nichts mehr mit meinem Auftrag zu tun hatte. Neugierde und Vernunft rangen ein stummes Duell in mir aus, sodass ich schließlich weiter voran die Höhle ging. Mit meinen rot leuchtenden Augen machte mir die Finsternis nichts aus. Alles konnte ich perfekt sehen und somit jedem Hindernis gekonnt ausweichen. Beinahe wie hypnotisiert folgte ich diesem Gefühl immer tiefer in den Berg hinein. Höhst wahrscheinlich war kein Mensch jemals so weit vorgedrungen, denn alles schien noch unberührt. Durch einen klitzekleinen Felsspalt drang ein leichtes Leuchten in die Dunkelheit vor und zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ohne Zweifel, der Grund für das komische Gefühl musste sich dahinter befinden! Energisch trat ich die Felswand ein und erblickte einen kuppelförmigen Raum. Das jedoch erschien mir völlig nebensächlich, als mein Blick den Weg in die Mitte dieses Gewölbes fand und dort auf die Ursache für alles trafen. Geschockt riss ich die Augen auf und trat langsam näher an es heran. Meine Knie waren mit einem Mal so weich wie Wackelpudding und ein leichtes Zittern hatte von mir Besitz ergriffen. Eine eisige Karaffe aus Glas erhob sich senkrecht vor mir, doch auch dies war eher unbedeutend. Viel mehr ging es um ihren Inhalt. Eine geisterhafte, weibliche Gestalt ragte vor mir auf. Ihre Gesichtszüge wirkte im einen Moment vertraut und dann doch wieder fremd, was mein Gehirn durcheinander brachte. Ihre Lider waren geschlossen, es schien beinahe so, als würde sie schlafen. Kurz schüttelte ich meinen Kopf, das konnte doch alles nicht war sein. So etwas gab es nicht… es war unmöglich. Das musste ein Traum sein, vielleicht bin auch vor lauter Erschöpfung zusammen gebrochen. Doch eine innere Stimme flüsterte mir zu, dass dies kein Traum war. Unsicher betrachtete ich wieder die Gestalt vor mir und überbrückte auch noch den restlichen Abstand mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung. Ich musste einfach wissen ob das hier real war und so streckte ich meine Hand nach ihr aus. Sanft berührten meine Fingerspitzen ihren eisigen Sarg, mein Blick verfinsterte sich. Das war also wirklich kein Traum… Plötzlich brach das Eis auf. Tiefe Risse begannen sich durch es hindurch zu ziehen, bis es schließlich komplett zerbrach und eine Druckwelle durch den Raum fegte. Nur mit Mühe und Not schaffte ich es noch mein Schwert in den Boden zu rammen und mich so sicher festzuhalten. Hellblaues Licht erleuchtete den ganzen Raum und blendete mich. Intuitiv kniff ich die Augen zusammen und drehte meinen Kopf weg. Und mit einem Mal hörte alles auf. Das komische Gefühl verschwand, das Leuchten erstarb und die Druckwelle erlosch. Ich brauchte einen Moment um das zu begreifen und öffnete meine Augen. Taub glitten meine Finger von dem Griff meines Schwertes, während ich mich langsam erhob. Eine zart schimmernde Gestalt lag vor mir auf einem Haufen zerbrochener Eissplitter. Ihre Umrisse verschwammen immer wieder vor mir, es fiel mir nicht leicht sie längere Zeit zu betrachten. Schwer lagen ihre langen blass blauen Haare auf ihrer weißen Haut. Mir schien es beinahe so, als hätte das Eis mit der Zeit auf sie abgefärbt…. Bei genaueren hinschauen erkannte ich winzig kleine Risse in ihrer Haut, so als wäre sie aus Glas. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und mein Atem stockte. Es war so ruhig. Kein Laut schien von ihr auszugehen, weder ein Herzschlag noch ein Atemzug. Wie eine Puppe lag sie vor mir, die Fäden ihres Puppenspielers waren durchtrennt worden. Kaum merklich schüttelte ich den Kopf, als ich vor meinen Inneren eine düstere Gestalt sah, die das Mädchen vor mir wie eine Marionette tanzen ließ. Was war nur los mit mir? So etwas Absurdes schlich sich selten in meine Gedanken. Diese Sache hier schien mich doch mehr mit genommen zu haben, als ich es mir selbst eingestehen wollte. Doch was nun…? War sie tot? Sollte ich sie hier lassen? Oder mit nehmen? Was war sie überhaupt? Wer war sie? Und was in Gottes Namen war ihr widerfahren? PROLOGE ENDE -Zum selben Zeitpunkt im Anwesen der Kuran Familie- Der Irrgarten des Vergessens #Kaname# Wie die zarten Flügel eines Schmetterlings oder die samtweichen Federn einer Eule, so schien mir die Berührung an meiner Wange. Augenblick schlug ich die Augen auf und starrte eine dunkle Decke an. Ich spürte wie sich meine Pupillen langsam rot verfärbten und mir so die Sicht erleichterten. Doch niemand war hier, ich war allein. Mein Blick senkte sich Richtung Boden, ob Yuki hier gewesen war? Nein, unmöglich. Ich hätte ihren Herzschlag gehört oder ihre Wärme gespürt. Nachdenklich zog sich meine Stirn in Falten. Sie war es bestimmt nicht, aber wer dann? Oder… hatte ich es mir nur eingebildet…? Seufzend krabbelte ich an die Bettkante und rutschte geschmeidig von der Matratze. Die Spiegelung des Fensters zeigte mir einen Jungen, ein Kind von gerade einmal sieben Jahren, mit wirren dunkelbrauen Haaren, leuchtend roten Augen und ernster Miene. Wie sehr ich diesen Körper doch hasste. Gefangen in meinem jüngeren Ich, dazu verdammt alles erneut zu durchleben. Meine alte Seele war eingesperrt und gezwungen sich immer weiter im Kreis zu drehen. Genervt fuhr ich mir durch die Haare und trat näher an das Fenster heran. Es schoben sich dichte Wolken vor den Mond, während leise der Schnee nieder rieselte. Dies würde eine kalte Nacht werden, da war ich mir sicher… Als ich meinen Blick von der Landschaft loslöste und wieder das Fenster betrachtete, meinte ich hinter mir ein Mädchen stehen zu sehen. Überrascht weiteten sich meine Augen und erst da bemerkte ich die weiße Wolke, die mein Atem vor mir bildete. Viel zu schnell für ein menschliches Wesen drehte ich mich um, doch da war nichts…?! Prüfend suchten meine Augen den gesamten Raum ab, ohne jedoch etwas oder jemanden zu finden. Was zum…. Hatte ich mir das nur eingebildet? So wie vorhin die Berührung? Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Zwei Sachen in einer Nacht, das war selbst für meine Verhältnisse nicht normal. Irgendetwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu… Am besten ich sage morgen Haru und Yuri Bescheid. Wer weiß schon, was sich hier rumtrieb… mitten in der Nacht… Gähnend krabbelte ich wieder auf mein Bett und zurück unter die warme Decke. Nach wie vor herrschte eine Eiseskälte in meinem Zimmer und ließ mich so einfach nicht die Gestalt von vorhin vergessen. Ob das ein Traum gewesen war? Ich mochte keine Rätsel und das nagende Gefühl in meinem Bauch gefiel mir auch nicht… Irgendwie hatte ich das Gefühl etwas sehr wichtiges vergessen zu haben… Nur was? #Ende# *Ist nicht eine der besten Eigenschaften des Menschen seine Fähigkeit Erinnerungen zu bewahren und sie für die Ewigkeit festzuhalten… Nun dann frage ich dich, wessen Schuld ist dann das vergessen? Die des Menschen? Die seines Körpers? Oder seines Geistes? Oder hat womöglich gar noch jemand anderes seine Finger im Spiel? … Spiel? Welches Spiel? Das Spiel des Lebens natürlich. Wer mag für das Vergessen verantwortlich sein? Wem können wir die Schuld geben außer uns selbst?* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)