Nakama von darktree ================================================================================ Kapitel 3: Okami Akaya ---------------------- "Was soll das denn sein!?" Er hat das Segel entdeckt. "Das sieht man doch!" Er schaut grausam verstört. Ist es wirklich so schlimm? "Willst du mich verarschen? Das ist doch nie ein Falke!" "Mach‘s doch besser!" "Damit wärst du eh nicht zufrieden..." Da hat er auch wieder Recht. Müde streiche ich mir durchs Gesicht. Ich brauche endlich wieder Schlaf. Davon hatte ich die letzten vier Tage mal wieder viel zu wenig. Scheiß Albträume. Mit dem nächsten Satz überrascht er mich. "Du hast mir nicht gesagt, dass du ein Pirat bist!" "Pirat?" "Deine Flagge!?" "Das ist doch keine Piratenflagge!" "Du verstößt gegen tausende Gesetze, legst dich mit einer Insel voller Marinesoldaten an und hast... was auf dem Segel, das entfernte Verwandtschaft mit einem Kopf hat. Was bist du denn dann, wenn kein Pirat!?" "Ich hab da nicht so drüber nachgedacht... Mir doch egal, wie man das nennt!“ "Inkompetent...", murmelt er, als würde ich ihn nicht hören. "Das hab ich gehört!" Er verdreht die Augen. Ich schaue mir mein Segel genauer an, beziehungsweise das Stück Stoff mit den schwarzen Flecken darauf, und entscheide, dass das alles ist, aber kein Totenkopf mit zwei gekreuzten Knochen. "So sieht doch keine Piratenflagge aus!" "Ich sag doch, inkompetent." "Und ich hab gesagt, dass ich dich höre!" "Was soll‘s. Dann gib mal her." "Was?" "Na die Farbe!" "Ich hab aber nur noch rot." "Um so besser! Dieses schwarz ist eh zu langweilig." Zwei Stunden später, ich wiederhole, ganze zwei Stunden später, darf ich sein Kunstwerk dann endlich bewundern. "Und du meinst, ich kann nicht zeichnen?", ist das erste, was ich nach ein paar Minuten Schockstarre schließlich hervorbringe. "Was soll das denn bitte darstellen?" "Zwei Schwerter!?" "Das ist ein Kreuz!" "Ja, wie sehen Schwerter denn sonst bitte aus?" "Lass mich mal..." "Ey! Du verunstaltest nur das Segel!" "DU verunstaltest MEIN Segel!" Das Endresultat ist noch grausamer als vorher: Ein blutender schwarzer Fleck, und der Typ neben mir gibt mir den Rest, als er auch noch bestürzend zufrieden unser "Meisterwerk" betrachtet. "So. Jetzt erkennt man wenigstens, dass wir Piraten sind." "Sicher!?", ich bleibe skeptisch. "Wieso bestehst du eigentlich so darauf, dass das jeder weiß?" "Keine Ahnung... Ist doch nur fair, wenn die Karten offen liegen... Ich mag halt keine halben Sachen..." "Baka..." "Wer ist hier der Baka!?" Und schon wieder ist das sonst so ruhige Meer von dem Klingen unserer Schwerter erfüllt. Das nenn ich Teamgeist. Später liegen wir einfach auf dem Deck und schauen in den Himmel. Das Schiff folgt dem Wind und keiner von uns hat eine Ahnung, wohin es uns bringen wird. Vielleicht fahren wir längst in die falsche Richtung. Wir würden es nicht bemerken. Neben mir höre ich ein leises Lachen. „Was ist?“ „Jetzt sind wir schon zusammen auf einem Schiff und ich hab immer noch keine Ahnung, wie du heißt.“ Jetzt muss ich auch lachen. „Scheiße, das hab ich komplett vergessen!“ Er setzt sich auf und grinst zu mir herunter. Dann streckt er seine Hand aus und sein Grinsen wird noch breiter, fast spöttisch. „Okami Akaya. Schwertkämpfer aus dem Northblue. Und mit wem habe ich die Ehre?“ Schmunzelnd schüttele ich seine Hand und lasse mich dann von ihm hochziehen. „Najirota Jayce. Sehr erfreut.“ Ich liebe den Morgen. Wenn die Sonne noch nicht zu sehen ist und trotzdem die hellen Nebelschwaden, die ruhig auf dem Wasser liegen, orange färbt. Wenn die Farbenlose Welt langsam sichtbar wird. In dieser kühlen Luft stehe ich auf dem Deck und trainiere. Was soll ich sonst tun? Schon wieder konnte ich kaum schlafen, zu viele Gedanken und Bilder die mich wach und aufmerksam halten, als würde gleich etwas Schreckliches passieren. Was es natürlich nicht tut. Nicht hier auf offenem Meer. Aber mein Verstand kommt nicht gegen die Angst an. Gegen die Panik. Ich schaue konzentriert auf das Licht hinter der inzwischen sichtbaren Wasseroberfläche. Das Einzige, das mich dazu bringt, noch aufrecht zu stehen, ist trainieren. Darin kann ich versinken und mich für einen kurzen Moment entspannen. Natürlich nur mental, denke ich, als meine Bauchmuskeln sich noch weiter anspannen, damit meine Zehen nicht vom Mast rutschen und ich auf dem kleinen Deck lande. Andere würden es vielleicht meditieren nennen. Aber auch hier gelingt es mir nicht immer abzuschalten. Zu viele Gedanken prasseln auf mich ein. Und vor allem zu viele Erinnerungen. Ich will nicht mehr. Ich will einfach nur vergessen, keine Bilder mehr sehen, fest schlafen können, wie mein Hängemattennachbar, was man an seinem leichten Schnarchen sehr gut feststellen konnte. Auch nicht gerade eine Hilfe zum einschlafen. Es geht besser, wenn ich nicht alleine bin, heißt aber nicht, dass ich dann direkt gut schlafe. Ich brauche Ferien. Aber da ich die nie bekommen werde, hebe ich nur das andere Bein und versuche mich irgendwie zu konzentrieren. Tatsächlich komme ich nach mehreren selbsthassenden Schimpftiraden zur Ruhe und kann allmählich alles um mich herum ausblenden. Für ungefähr zwei Sekunden. "Was machst du da!?" "Aaaaah!" Ok. Jetzt bin ich vom Mast gefallen. Und es tut noch mehr weh, als ich dachte. "Kannst du nicht aufpassen!?" "Ist ja nicht so, dass ich dich runter gestoßen hätte", murmelt der muskulöse Typ mit den nun sehr verstrubbelten roten Haaren über mir. "Trotzdem musst du mich nicht so erschrecken!" "Tschuldigung, nächstes Mal klopf ich an!" Gut, das wäre dann vielleicht auch nicht die beste Idee. Resigniert ziehe ich mich hoch und streiche mir mit der Hand schon wieder übers Gesicht. Scheiße. Ich brauche Schlaf. "Was ist denn?" "Ich bin nur wach geworden und du warst nicht da. Dann hab ich dich gesucht und du standest da oben, wie als wolltest du die Sonne anbeten." "Ich hab trainiert." "Das nennst du trainieren!?" "Ja, wie trainierst du denn dein Gleichgewicht?" "Nicht so." "Ja schön. Ich aber." "Soll ich dir zeigen, wie ich trainiere?" Schon wieder dieses überlegene Grinsen. "Nee danke, ich hab sicher Besseres zu tun..." Ich will an ihm vorbeigehen, aber sein Schwert versperrt mir den Weg. "Hey! Was soll das!?" "Versuch doch vorbeizukommen!" "Das ist kindisch! Lass mich vorbei!" "Komm schon, wenn wir hier schon zusammen festsitzen, sollten wir die Zeit auch irgendwie nutzen!" "Nicht, wenn wir dadurch das halbe Schiff zerschneiden!" "Wir passen eben auf!" "Natürlich. Dann können wir‘s auch gleich sein lassen." "Man, ich habe nicht gerade oft die Gelegenheit, mit einem echten Gegner trainieren zu können!" Ich höre auf, sein Schwert wegdrücken zu wollen. Sonst ist er doch immer so darauf bedacht, dass keiner stärker scheint als er. Und dann das... "Na gut. Aber nur, wenn mein Schiff überlebt." "Das braucht doch eh keiner. Du hast das Segel doch total verunstaltet!" "Willst du mich hier provozieren?" "Und wenn?" Er grinst. Und auch meine Mundwinkel gehen langsam nach oben. „Und was hast du vor?“ Die nächsten Stunden zeigen wir uns gegenseitig unsere besten Tricks, ich helfe ihm, seine Saltos zu perfektionieren und er zeigt mir, wie ich höher springen, meine Muskeln richtig einsetzten kann. Wir machen beide Fortschritte. Fordern uns gegenseitig heraus, unterstützen uns gegenseitig, lachen gemeinsam, wenn einer von uns es wieder einmal schafft, einen Teil des Mastes im Wasser versinken zu lassen. Auch wenn wir kaum noch können, wenn wir uns am liebsten auf den Boden schmeißen und einfach schlafen wollen, geben wir beide nicht auf. Machen immer weiter. Und ich kann alles um mich vergessen. Die Gedanken. Die Bilder. Die Erinnerungen. Es ist schon längst dunkel, als wir beide zugeben, dass es einfach nicht mehr geht. Inzwischen kennen wir alle Attacken des anderen auswendig, seine Stärken und Schwächen und alles was einen in irgendeiner Weise überraschen könnte. Akaya steht mir schwer atmend gegenüber, sein Hemd schweißnass und blutverschmiert. Mir geht es nicht anders. Wir haben uns nicht schwer verletzt und das Schiff steht auch noch aber wir sind beide komplett am Ende. Ich lasse meine Schwerter sinken. "Ich kann nicht mehr", meint Akaya, der seine Waffen einfach aufs Deck pfeffert. Ich verfrachte gleich meinen Hintern auf die Holzplanken und seufze auf. Ich will einfach nur noch ins Bett. Könnte mir vorstellen, dass ich erschöpft genug bin, um sofort einzuschlafen. Warmer Stoff unter mir, einfach nur in der Hängematte versinken, die Augen schließen... Langsam sinkt mein Kopf dem Boden entgegen. Meine Lider sind schwer und noch während ich falle, schlafe ich auch schon. Ich spüre nicht mehr, wie ich am Boden ankomme. Ich bin einfach weg. In einer anderen Welt, in der es keinen Schmerz gibt. Keinen Hass. Keine Albträume. Alles einfach nur schwarz und friedlich. „Still hier.“ Ich öffne verschlafen die Augen. Über mir ist der hellblaue Himmel. Es muss ziemlich früh morgens sein. Ich habe lange geschlafen. Die Erkenntnis trifft mich wie einen Schlag. Dieser Typ schafft es, dass ich alles um mich herum vergesse und jetzt kann ich auch noch schlafen! Er ist ein Wunder. Besagter Schwertkämpfer lehnt neben mir am Mast und schaut aufs Meer hinaus. Seine Schwerter liegen neben meinen auf dem Boden. „Fast zu ruhig“, meint Akaya und seine Stimme klingt irgendwie besorgt. Er hat recht. Man hört keine Welle, keine Möwe, nicht mal ein Plätschern. Ich schaue nach oben. Unser Segel hängt schlaff in den Seilen. Kein Windstoß. Stirnrunzelnd setze ich mich auf. „Irgendwas stimmt hier nicht.“ Wir können nie im Leben schon im Calm Belt angekommen sein. Und irgendwo anders habe ich sowas noch nie erlebt. Akaya bleibt ganz ruhig sitzen, als er seinen Arm ausstreckt und nach Osten zeigt. „Ich glaub ich weiß, was.“ Und dann sehe ich es auch. Ich weiß, Ratlosigkeit ist in dem Kontext nicht angebracht, aber das einzige, was mir einfällt, spreche ich aus. „Ach du scheiße.“ „Meine Rede“, knurrt der junge Mann neben mir und als ich ihn anschaue, sehe ich keine alberne Überlegenheit mehr. Mich schauen ernste Augen an, und in dem Moment weiß ich, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Egal was kommt. Ich nicke ihm zu und verfrachte mich dann gähnend auf meine Füße. Das Licht ist rot. Vorsichtig gehe ich auf die graue Wand vor uns zu, die sich, wenn ich mich nicht täusche, rasend schnell um sich selbst dreht. Zu nah, um irgendwie abzudrehen. Zu nah, um zu entkommen. „Dann lass uns mal überleben.“ Zuerst überprüfen wir, ob das Schiff soweit sturmtauglich ist. Akaya holt das Segel ein und bindet es so an den Mast, dass es nicht wegfliegen kann. Ich hab keine Ahnung, was wir tun sollen. Aber irgendwie weiß ich, dass wir es schaffen. Und immer weiter segeln. Dass es nie anders sein kann. Langsam erfasst der Wind unseren unstabilen Haufen Holz und trägt ihn die erste Welle hinauf. Dann kommt der Regen. Und mit ihm die Dunkelheit. Der Sturm ist sogar noch heftiger als erwartet. Wind und Wasser peitschen uns ins Gesicht, innerhalb kürzester Zeit sind wir bis auf die Knochen durchnässt. Wir rennen nur unkontrolliert von einer Ecke zur anderen und versuchen irgendwie, das Schiff am Leben zu halten. Was sich als etwas schwierig herausstellt. Wohin man auch schaut, überall sind dunkle, hohe Wellen. Der Wind wird immer stärker. Ich frage mich nur, wie unser Fischerboot diesen Sturm bitte überleben soll, als ich hinter mir ein lautes Peitschen höre und bevor ich mich auch nur umdrehen kann, trifft mich das Segel schon mit voller Wucht von hinten und ich werde über das ganze Deck geschleudert. Na das hat uns ja gerade noch gefehlt. Wer hat das nochmal festgemacht? Durch den Sturm versuche ich meinen Mitkämpfer auszumachen, der für diese Katastrophe verantwortlich ist. „Hey! Was soll das!?” Ich zeige auf das Segel. „Was soll was?“, schreit Akaya über das Heulen des Windes hinweg. Er steht hinter dem Ruder und versucht verzweifelt, es gerade zu halten. „Wer hat denn das Segel gesichert?“ "Ich habe es so fest gezogen wie es ging! Ich kann doch nichts dafür, wenn diese beschissenen Taue spröde werden und den ganzen Scheiß nicht mehr zusammen halten!“ Ich kann die Anspannung in seiner Stimme hören. Gerade will ich ihm noch einen Kommentar entgegen brüllen, als das Schiff plötzlich von einer Welle erfasst wird und mich freundlicherweise gleich mitnimmt. Ich rutsche auf dem nassen Deck aus und bekomme im letzten Moment noch die Reling zu fassen, aber ich merke. wie sich meine Finger immer weiter lösen und ich dem dunklen Wasser immer näher komme. Die Wellen schlagen gegen meine Beine wie hungrige Hunde, die mich zurückreißen wollen. Dann verliere ich den Halt. ‚Hoffentlich erfrier ich nicht‘, ist mein letzter Gedanke, als etwas meine Hand packt und meinen Fall stoppt. Akayas Finger haben mich im letzten Moment zu fassen bekommen. „Ich hab dich!“, schreit mein Retter und zieht mich wieder ans Deck. Wir brechen keuchend und hustend auf dem Boden zusammen und versuchen unseren Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Bist du verletzt?“ Ich hebe den Kopf und sehe Akayas erschöpften Blick, der mich stirnrunzelnd mustert. Das Wasser rinnt sein Gesicht herunter und ich kann sehen, wie seine Arme vor Anspannung zittern. Er sieht unglaublich müde aus. "Nein, geht schon." In diesem Moment kommt alles wieder hoch. Ich bin schwach. Nichts kann ich machen, ohne dass mich jemand rettet. Immer wieder müssen Menschen wegen mir sterben. Ich wollte doch stärker werden! Aber stattdessen bringe ich einen komplett Fremden in Gefahr. Ich sollte einfach sterben gehen. Aber das einzige, was meine schwachen Beine hinbekommen, ist restlos unter mir zusammenzubrechen, als ich versuche, wenigstens aufzustehen. Was, wenn jetzt eine Welle kommt und unser Boot unter Wasser reißt? Wenn es unter der Wucht des Stoßes zerbricht und wir immer tiefer fallen, keine Kraft mehr, um irgendetwas dagegen zu tun? Im Moment wäre mir das ziemlich egal. Vielleicht wäre es genau das, was ich jetzt bräuchte. Einen langsamen und qualvollen Tod, das Licht, das immer kleiner wird vor Augen. Etwas, das ich verdient hätte. Meine Schulter macht wieder Bekanntschaft mit den Planken und ich gebe auf. Ich kann nicht mehr. Kann man ein größeres Häufchen Elend abgeben, als ich gerade? Frustriert drehe ich mich auf den Rücken. Ich will einfach nur noch hier weg und sterben. Weg von diesem Menschen, der meine Schwäche sehen kann. Ich will nicht, dass er sie sieht. Ich will, dass er denkt ich bin stark. Stärker als er. Aber das war‘s dann wohl. Ich starre in die Wolken. Sie sehen grausam aus, dunkel und mächtig. Sie schicken uns ihre kleinen, scharfen Pfeile hinunter und lachen uns aus, wenn uns einer trifft. So wollte ich einmal sein. Dunkel und mächtig. Grausam und rächend. Wer will ich jetzt sein? Ich will niemanden umbringen, der es nicht verdient hat. Töten ist eine notwendige Maßnahme, kein Zeitvertreib für zwischendurch, wie mein Meister immer gesagt hat. Ich weiß nicht, was ich will. Ich hasse diese Welt, sie ist grausam und voller Hass. Aber sollte es nicht auch da Menschen geben, die denken wie ich? Die ein Ziel oder einen Traum haben, die noch lachen können, obwohl sie die grausamsten Dinge in ihrem Leben erlebt haben? Ich wünsche mir schon so lange, solche Menschen zu treffen, und mit ihnen gemeinsam unseren Weg zu gehen. Akaya ist einer dieser Menschen. Er ist stark. Aber sein Leben war mit Sicherheit nicht perfekt. Ich kann den Frust in seinen Augen sehen. Den Schmerz. Er verschwindet nie ganz. Und gerade ist er unerträglich. Dieser Blick durchbohrt mich, als wolle er zu Gedanken in mir vordringen, die ich niemandem zeige. Das wäre viel. Aber auch Akaya wendet seinen Blick irgendwann seufzend ab und er lässt sich gegen den Mast fallen. Seine Augen fallen zu und sein Kopf zurück, den Regentropfen entgegen, die unbarmherzig auf uns herunter prasseln. Wir merken erst viel später, dass die Wellen immer kleiner werden und nur noch der Regen seine grausamen Tropfen auf uns hinunter schickt. Wären wir immer noch im Sturm, wir wären wahrscheinlich ertrunken. Aber wir haben Glück. Und so liegen wir nebeneinander, kaum in der Lage, unsere Arme zu heben, und lassen unser Boot einen Weg aus den nicht enden wollenden Wellen finden. Dass der Sturm aufgehört hat, merke ich erst, als es leiser wird. Der Regen wird immer leichter und unser Boot hört auf zu schwanken. Erst als die Sonne durch die dunklen Wolken bricht, kann ich meine Augen schließen und mich endlich entspannen. Wir haben es tatsächlich überlebt. Akaya hält seine Augen immer noch geschlossen. Er sieht aus, wie ein verlorener Schiffbrüchiger, der seit Tagen nichts gegessen hat. Aber er ist ein Schiffbrüchiger, der mich gerettet hat. Und das einzige was ich für ihn übrig hatte waren ein genervter Blick und ein paar geknurrte Worte. Ich hasse es, mich bei anderen zu bedanken, das ist wie als würde man vor dem anderen zugeben, dass man schwach ist. Aber ich kann das auch schlecht so stehen lassen! Also lehne ich mich gegen die Reling und beobachte eine Weile, wie sich die Regentropfen in seinen Haaren verfangen und an ihnen entlang schließlich zu Boden tropfen. Ich habe Angst, dass er die Augen öffnet und mich wieder so ansieht. Als würde irgendetwas fehlen. Mein Blick findet seine Lider und auf einmal ist alles ganz einfach. "Danke." Es klingt leise, aber bestimmt. Und zu meiner Erleichterung dankbar. Von meinem Gegenüber kommen lediglich ein Brummen und ein fast unscheinbares Schulterzucken. Dann muss er grinsen. Und ich kann nicht anders, als belustigt den Kopf zu schütteln. Wir sind schon echt kompliziert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)