Kingdom Hearts Mystery Dungeon von Puppenspieler (Team Highwind) ================================================================================ Kapitel 1: Bruchlandungen und Rettungsmissionen ----------------------------------------------- „Wak! Wo kommen diese ganzen Herzlosen her?!“  - „Ist doch ganz egal, wo sie herkommen! Viel wichtiger ist: Wie werden wir sie wieder los?!“ „A-hyuck! Passt auf!“   Der gesamte Gumi-Jet erbebte unter dem Aufprall eines neuerlichen Angriffs der Herzlosen. Goofy, als einziger seine eigene Warnung beherzigend, hatte gerade rechtzeitig noch Halt gefunden, während der Angriff Sora und Donald einmal quer durch das Cockpit schleuderte. Die Ente landete mehr auf dem Schnabel als alles andere, Sora kopfüber an einer Wand. „Wak!“ Noch ein Angriff. Es hatte plötzlich begonnen, mitten aus dem Nichts. Eine so große Menge Herzloser in aller Form und Größe, dass sie längst von ihrem ursprünglichen Kurs abgekommen waren. Sora fluchte stumm, während er versuchte, sich wieder auf die Beine zu stemmen. „Wir müssen landen!“ – „Aber wo?“ – „Ganz egal! Hauptsache, wir kommen raus aus dem Kreuzfeuer!“ Goofy war der erste, der das Kontrollpult wieder erreichte. Sich mit aller Kraft daran festklammernd huschte sein Blick über die Monitore, deren künstliches Licht sein Gesicht auf geisterhafte Art beunruhigt aussehen ließ. „Sora! Donald! Ganz in der Nähe ist eine Welt!“ – „Was für eine?“ „Egal! Los, Goofy! Bring uns runter!“ – „Roger!“   Eine sanfte Landung war eindeutig etwas anderes.       Als Sora wieder zu sich kam, lag der Gumi-Jet besorgniserregend qualmend vor ihm auf einer Lichtung im Wald. Auf wackligen Knien rappelte er sich hoch, klopfte sich Dreck und Gras von der Kleidung. „Donald? Goofy?“ Nichts. Keine Antwort. Sora seufzte schwer. „Wirklich? Muss ich euch nun auch noch suchen?“ Im nächsten Moment aber grinste er schon wieder. „Wir finden uns schon wieder. Ne?“   Du… Vielleicht bist du der Held, den wir brauchen.   „Eh? Wer spricht da? Hallo?“   Es bleibt nicht viel Zeit. Die Dunkelheit wird immer stärker. Aber du… bist hell. Du strahlst. Strahle für uns.   „Ich verstehe nicht… Was ist hier los? Wer bist du?“   Die einzige Antwort, die er bekam, war ein gleißendes Licht, hinter dem alles andere verschwand und bedeutungslos wurde.       „Hey! Wach auf. Ist alles in Ordnung mit dir?“ Sora ächzte. Durch seine geschlossenen Augenlider drang Sonnenlicht, und er kniff die Augen nur noch fester zu, als könne er es damit ganz von sich weisen. Nur vage erinnerte er sich noch, was geschehen war. Da waren Herzlose gewesen. Sie waren gelandet, und dann– „Donald, Goofy!“ Mit einem Mal war er hellwach, stand wieder auf den Beinen, sah sich hektisch um – doch wohin er sah, er fand nur Grün und Grün und Braun. Er war mitten in einem Wald, natürlich, aber wo war der Gumi-Jet hin?   „Hey du! Wie gut, dass du wach bist!“ Erst die fremde Stimme machte ihn darauf aufmerksam, dass hier noch jemand war. Verdutzt blickte er sich um. Vor ihm stand ein seltsames, dunkelgraues Wesen mit Klauen und unterschiedlich großen Ohren, von denen eines obendrein rot war. Kein Herzloser. Aber auch kein Mensch oder irgendein Volk, das er sonst so kannte. „Was bist du denn?“ Das fremde Wesen blinzelte verdutzt. „Wie, was bin ich? Na du bist ja ein Scherzbold! Ich bin ein Sniebel. Hast du dir etwa den Kopf gestoßen?“ – „Haha… könnte man so sagen. Also, ehm, wo bin ich?“ – „Du bist im Wald nahe des Dorfes. Sag mal, weißt du denn gar nichts mehr? Kennst du wenigstens noch deinen Namen?“ Sora blinzelte irritiert, ein wenig verärgert. Hey! Er war gerade erst abgestürzt, natürlich funktionierte das alles dann nicht so gut! „Sora.“ – „Sora. So so. Und was für ein Pokémon bist du?“ – „Poké…mon?“ Noch ein Blinzeln. Langsam senkte Sora den Kopf, um an sich hinunter zu sehen. Er erinnerte sich, dass ihm so etwas schon einmal passiert war. Der Fischschwanz in Atlantika. Der Löwenkörper. Und tatsächlich. Statt einer behandschuhten Hand erblickte er eine pelzige kleine Pfote. „Woah! Was bin ich?!“ Seine neue Bekanntschaft das Sniebel schüttelte den Kopf. „Du bist ein Evoli. Das solltest du doch wissen!“ Im nächsten Moment runzelte das Pokémon die Stirn, verschränkte die Arme, und sah sehr besorgt aus.   „Sag mal… kann es sein, dass du an Amnesie leidest?“   Sora schüttelte den Kopf – er erinnerte sich an alles! Bis der Jet abgestürzt war zumindest. Was danach geschehen war, war ihm schleierhaft bis zu dem Moment, an dem er hier aufwachte. Aber er wusste, dass etwas passiert war. Nur… was? „Ich weiß es nicht“, murmelte er schließlich in einem Anflug von Resignation. „Also Amnesie“, beschloss das Sniebel. Es grinste, entblößte dabei scharfe Zähne, doch es sah trotzdem noch ganz freundlich aus. „Keine Sorge, wir kriegen dich schon wieder auf die Beine. Ich kann dir alles zeigen!“ – „Danke. Aber sag mal, wie heißt du eigentlich?“ – „Wie? Ach so. Sniebel. Ich hab keinen Namen.“ – „Wieso nicht?“ Sniebel zuckte die Schultern. „Wozu denn? Die wenigsten Pokémon haben einen Namen. Eigentlich haben nur Pokémon einen Namen, die ihn mal von einem Menschen bekommen haben. Aber solche Pokémon gibt es hier selten, wir leben sehr abgeschieden von den Menschen.“ – „Es gibt Menschen in dieser Welt?“ – „Natürlich! Na komm, überanstreng dich nicht. Hier, ich bring dich erstmal ins Dorf zurück, und dann sehen wir weiter. Vielleicht kennt dich ja jemand und wir finden heraus, wo du hingehörst.“ In Ermangelung einer besseren Idee – und zugegeben wirklich verwirrt von den Worten dieses Pokémon –, folgte Sora Sniebel einfach. Ein Dorf war eine gute Idee. Vielleicht fand er dort Donald und Goofy wieder.   Das Pokémon-Dorf war eine beeindruckende Erscheinung, und ganz anders, als Sora es sich vorgestellt hätte. Es war richtig hübsch, mit den kleinen und großen Hütten aus Holz und Stein, die so unterschiedlich und bunt aussahen wie ihre Bewohner. Sora fand es großartig. „Zuerst bringe ich dich zur Pelipper-Post“, erklärte Sniebel ihm, während sie die ausgetretenen Pfade entlangliefen, „Pelipper weiß eigentlich am Besten, was überall passiert. Es ist immerhin für die Informationsverteilung zuständig.“   Die Pelipper-Post war ein recht großes Gebäude, wo permanent, wie es schien, fliegende Pokémon ein- und ausgingen. Sora verfolgte mit großen Augen, wie Pokémon unbeladen hineinflogen und andere Pokémon dafür mit Briefen und Päckchen bepackt wieder hinauskamen. Im Inneren war es ähnlich geschäftig. Ein großer, weiß-blauer Vogel mit gigantischem Schnabel erteilte den anderen Pokémon Anweisungen, auf die hin sie sich mit irgendetwas beluden und wieder davonflogen. Oder in ganz seltenen Fällen auch einmal einen Brief oder ein Päckchen hier ablegten, ehe sie durch ein Fenster wieder hinausverschwanden. „Oh, Sniebel. Was führt dich hierher? Hast du endlich einen Partner für dein Retterteam gefunden?“ „Retterteam?“ Sniebel schüttelte den Kopf, „Später, Sora“, und wandte sich dann an das große Vogelwesen. „Nein. Dieses Evoli habe ich draußen im Wald gefunden. Es hat Amnesie und erinnert sich an nichts mehr.“ Sora öffnete den Mund, um zu protestieren, wurde aber von einer Handbewegung von Sniebel wieder zum Schweigen gebracht. „Ich habe gehofft, du wüsstest vielleicht etwas, Pelipper.“ Pelipper besah sich Sora sehr ausgiebig, flog sogar ein paar Mal um ihn herum, um ihn von allen Seiten in Augenschein nehmen zu können, doch schließlich schüttelte es den Kopf. „Nein. Nie gesehen. Nie davon gehört. Aber kürzlich sind viele fremde Pokémon hergekommen. Hast du bestimmt auch schon von gehört, oder?“ Sniebel nickte ernst, während Sora nur verständnislos daneben stand und den Kopf hin- und herwiegte. „Du meinst, Evoli ist einer der Flüchtlinge?“ – „Gut möglich. Frag bei Knuddeluff nach, es hat freiwillig die Aufgabe übernommen, ein neues Heim für die Flüchtlinge zu finden. Wenn einer von ihnen ein Evoli vermisst, wird Knuddeluff das am Ehesten wissen. Wenn du mich jetzt wieder entschuldigen würdest?“ Pelipper seufzte schwer.   „Diese seltsamen neuen Pokémon machen immer mehr Ärger. Inzwischen kriegen wir auch schon Meldungen und Hilferufe rein. Wenn du immer noch ein Retterteam gründen willst… jetzt wäre der richtige Zeitpunkt dafür.“   Knuddeluff lebte in einer beschaulichen, kleinen Hütte, die in ihrer altmodischen Lieblichkeit bestimmt jedes Großmütterchen in allen Welten hätte vor Neid erblassen lassen. Das dickliche Pokémon begrüßte Sora und Sniebel voller Herzlichkeit und bot ihnen Platz auf weichen Mooshäufchen, den sie dankend annahmen. Eingekuschelt auf dem weichen Untergrund sah die Welt schon viel schöner aus. Hätte er nicht dem Gespräch folgen müssen, hätte Sora hier sogar einschlafen können. Aber er musste dem Gespräch folgen; selbst wenn Knuddeluff (wie absehbar) nichts über ihn sagen konnte, vielleicht waren noch mehr Pokémon wie er aufgetaucht. Donald. Goofy. Träge, mit hängenden Ohren lauschte Sora, doch wirklich viel verstand er nicht. Was er verstand, war, im Wesentlichen, dass dieses dicke rosa Wesen keinerlei Ahnung hatte, wo er herkam – was ihn auch absolut nicht wunderte. Woher hätte Knuddeluff auch wissen sollen, dass er aus einer anderen Welt kam und obendrein eigentlich ein Mensch war? Sniebel, im Gegensatz zu ihm, schien ganz furchtbar enttäuscht zu sein von dieser Neuigkeit. Sora war nur enttäuscht darüber, dass Knuddeluff genauso wenig wusste, wo Donald und Goofy waren.   „Es tut mir Leid, dass dir niemand helfen kann“, kommentierte Sniebel bekümmert, kaum, dass sie Knuddeluffs Großmütterchenhütte verlassen hatten. Es schüttelte den Kopf. „Nicht zu fassen, dass du einfach hier auftauchst und niemand weiß, wo du herkommst. Na ja. Knuddeluff hat zwar gesagt, du könntest wie die anderen Flüchtlinge in einer von seinen Notlagern unterkommen, aber wenn du möchtest, nehme ich dich erstmal mit zu mir. Ist vielleicht ein bisschen bequemer und weniger erschreckend für dich. Zu viele Pokémon auf einmal könnten etwas viel für dich sein.“ Sora fand es zwar wirklich nett, wie sehr sich Sniebel um ihn kümmerte, doch er schüttelte trotzdem den Kopf. Je mehr Gesellschaft, desto eher waren seine Freunde womöglich darunter. „Ach weißt du–“   „Hilfe! Oooooh, bitte, irgendjemand…“   Völlig selbstverständlich – wenn jemand nach Hilfe rief, dann wurde geholfen – wandte Sora sich der fremden Stimme zu – die einer riesigen Blume auf Beinen gehörte. Nun, warum nicht? Es gab ja allerhand seltsame Wesen in allen Welten! „Was ist denn passiert?“ – „Ooooh“, machte die wandelnde Blume, hielt sich ein kleines Stummelärmchen vor die Stirn. Hoffentlich fiel die Blume nicht in Ohnmacht, es sah nicht aus, als wäre jemand in der Nähe, der ihr Gewicht stemmen könnte, um sie sicher hinzulegen. „Mein Baby… mein süßes Baby…“ – „Was ist denn mit deinem Baby?“, hakte nun auch Sniebel nach. Die Blume seufzte schwer. „Entschuldigt bitte, es ist nur… Oooooh, die Tragik… Mein Baby…! Mein Baby Duflor ist draußen im Kleinhain verschwunden… Es wollte einen Sonnenstein finden, und nun… Oooooh, mein Baby… Nicht auszudenken, wenn ihm etwas zustößt! Und die Retterteams sind alle gerade nicht in der Gegend. Es ist so grausam… mein armes Baby…“   „Na, dann werden wir helfen!“, beschloss Sora ohne weiteres Nachdenken. Sniebel warf ihm einen verdutzten Blick zu, und auch Duflor Senior – oder wie auch immer die Pflanze hieß, vorgestellt hatte sie sich ja nicht! – sah Sora groß an, voller Dankbarkeit und Unglaube. „Wirklich? Oooh, das würdet ihr wirklich für mich tun? Ich danke euch…“ Es schniefte gerührt, während Sniebel hinter seinem Rücken den Kopf schüttelte. Ganz überzeugt schien es nicht zu sein, aber für Sora stand fest – er würde dieser Blume helfen. Sie mochte reichlich überziehen mit ihrem Drama, aber nicht auszudenken, wenn ihr Kind wirklich in Gefahr war! Bereit, sich ins Abenteuer zu stürzen, baute Sora sich zu seiner nicht gerade gewaltigen Größe auf, strahlte selbstbewusst Sniebel und die Blume an. „Mach dir keine Sorgen, alte Blume! Wir finden dein Baby ratzfatz und bringen es zu dir zurück! Auf zum Kleinhain!“ – „Auf zum Kleinhain!“, echote Sniebel, reckte die Pranke in die Luft. Die dicke Blume klatschte Beifall, und unter ihren Dankesrufen verließen Sora und sein neuer Freund das kleine Pokémon-Dorf. Ein paar Minuten liefen sie einträchtig nebeneinander her, bis Sniebel die Stille mit einem amüsierten Schnauben durchbar. „Weißt du? Das alte Giflor ist wirklich eine Dramakönigin. Es begreift einfach nicht, dass sein Kind langsam alt genug ist, eigene Entscheidungen zu treffen. Wahrscheinlich geht es Duflor richtig gut und wir machen uns ganz umsonst auf den Weg.“ – „Aber trotzdem. Vielleicht ist ja doch mal was passiert. Man weiß ja nie.“ – „Da hast du Recht. Und hey, es ist ein Retterauftrag! Davon träume ich schon seit Ewigkeiten.“   Was ein Retterteam war, das erfuhr Sora immerhin auch im Zuge ihres Gespräches. Eine Gruppe von mindestens zwei Pokémon, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, anderen Pokémon in Not zu helfen – oder Botengänge zu übernehmen, oder Beeren und andere Gegenstände für sie zu sammeln, oder, oder, oder. Außerdem erfuhr er, dass Sniebel sich schon lange wünschte, Teil eines Teams zu sein, aber bisher niemanden gefunden hatte, der eines mit ihm gründen wollte – oder ein Team, das noch Platz für es hatte. „Aber irgendwann“, beendete Sniebel seinen Monolog schließlich, „gründe ich mein eigenes Retterteam. Und wir werden allen Pokémon helfen! Und bis dahin werde ich versuchen, allein zu helfen, wo ich nur kann. Es mag nicht viel sein, und ohne ein Retterteam wird man mir kaum größere Aufgaben überreichen, aber…“ Es zuckte die Schultern, verlegen grinsend. Sora grinste nur noch breiter. In Ermangelung einer besseren Geste stieß er Sniebel aufmunternd mit dem Kopf an. „Kein aber. Es mag gerade nicht viel aussehen, aber viele kleine Schritte machen auch einen großen Weg aus!“ – „Heh. Danke. Dann komm .Machen wir die nächsten kleinen Schritte gemeinsam!“ Sora nickte eifrig. „Genau! Auf zum Kleinhain!“   „…wenn du mir noch verrätst, wo der ist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)