Das Leben erzählt die besten Geschichten von Yosephia (Modern-AU / OS-Sammlung) ================================================================================ Das Erwachen ------------ Der Wecker, der Rogue aus dem Tiefschlaf riss, war nicht seiner. Es war ein Handywecker, der irgendeine Rockmusik vor sich hin dudelte, welche sich wie eine Pinzette oder etwas ähnlich Unangenehmes durch Rogues gematerten Kopf schob. Leise stöhnend tastete der Schwarzhaarige nach dem Handy, während er das Gesicht weiter in die Kissen presste, um seine überreizten Augen vor dem Tageslicht zu schützen. Als seine Hand eine nackte Männerbrust berührte, zuckte Rogue zurück. Himmel noch eins, wer war das und wo waren sie überhaupt?! Angestrengt rief Rogue sich den vergangenen Abend in Erinnerung. Orgas Geburtstagsfeier. Der hünenhafte Koch hatte sich natürlich mal wieder selbst übertroffen und sie hatten sich alle durch das reichhaltige Büffet durch geschlemmt. Insbesondere Sting und Minerva, die mal wieder eines ihrer lächerlichen Wettessen veranstaltet hatten. Dann hatte Orga die selbst gemischte Bowle kredenzt. Rogue hatte sich eigentlich vorgenommen, nüchtern zu bleiben, um die Schnapsdrosseln Sting und Minerva nach Hause zu fahren, aber die Beiden hatten ihn so lange beschwatzt, bis er sich doch hatte hinreißen lassen… Wieder stöhnend drehte Rogue den Kopf in Richtung des Bettgenossens und versuchte, die Augen zu öffnen. Das Licht schien seine Augen regelrecht zu zerstechen und die Kopfschmerzen, die darauf folgten, waren die reinste Qual. Noch immer hatte er keine Ahnung, wo er war. Rufus, der Trinkfesteste unter ihnen, hatte Minerva in ein Taxi komplimentiert und war mit eingestiegen, um sicher zu gehen, dass die Schwarzhaarige auch wirklich Zuhause ankam. Sting hatte sich bei Rogue untergehakt und diesen durch die nächtlichen Straßen bugsiert. Vage erinnerte Rogue sich daran, dass der Blonde ihn zu einem flotten Walzer über den Bürgersteig gewirbelt hatte. Oh weh, er musste wirklich extrem betrunken gewesen sein, dabei brachten ihn sonst keine zehn Pferde auf eine Tanzfläche! Aber Stings Körper hatte sich aufreizend an Rogues geschmiegt und die Hände des Blonden hatten ihn mit völliger Sicherheit geführt. In seinem benebelten Zustand hatte Rogue alle Hemmungen vergessen und sich einfach von seinen Sehnsüchten nach dem sportlichen, warmen Körper treiben lassen… Abrupt riss Rogue die Augen auf – und zuckte prompt wieder zusammen, als er ausgerechnet in Stings extrem geweitete Augen blickte. Der Mund des Blonden stand vor Verblüffung offen. Für einen winzigen Moment huschte Rogues Blick abwärts, dabei bräuchte es gar nicht mehr dieser Untersuchung, damit er begriff, dass sein bester Freund nackt vor ihm lag. Erst jetzt begriff Rogue so richtig, dass er selbst auch nackt war, und an mindestens drei Stellen an Hals und Schultern spürte er seltsam wunde Stellen. Sting presste ihn hart gegen seine Wohnungstür und nestelte blindlings neben ihm mit dem Schlüssel herum. Ihre Lippen verschlangen einander regelrecht, forderten immer mehr, gierig, verzehrend. In Rogues Hose war es unangenehm eng und mit einem unwilligen Knurren fuhr der Schwarzhaarige über das Shirt seines besten Freundes. Als die Tür sich endlich öffnete, stolperten sie in die Wohnung und rissen beinahe die Kommode um. Ungeduldig knallte Sting die Tür zu und riss sich dann das Shirt über den Kopf. Seine blauen Augen glühten in der Dunkelheit vor Begierde und Rogue ließ sich nur allzu willig seines eigenen Shirts entledigen… Dem Blonden stieg die Hitze ins Gesicht und er leckte sich nervös über die Unterlippe – und für einen Moment fühlte Rogue sich versucht, vor zu rutschten und wieder diese Lippen zu schmecken und diesen Körper zu spüren. Doch dann huschte Rogues Blick wieder hoch zu Stings Augen. Die Augen seines besten Freundes. Schock und Verwirrung spiegelten sich darin wieder. „Scheiße…“, murmelte Rogue und richtete sich abrupt auf. Für einige Sekunden war ihm schwindelig, aber er kämpfte dagegen an, um ja nicht zurück in Stings Bett zu sinken. Er hatte mit seinem besten Freund geschlafen! Das war nicht richtig! Sie waren seit dem Sandkasten miteinander befreundet, waren durch dick und dünn gegangen, hatten sich um Minerva gekümmert, hatten gemeinsam ihre jüngeren Geschwister gehütet, hatten einander vor wichtigen Prüfungen beigestanden – und sie hatten einander über ihre flüchtigen Liebesabenteuer hinweg geholfen. Wer sollte ihnen jetzt über dieses Liebesabenteuer hinweg helfen? Schwer schluckend drehte Rogue sich und schwang die Beine aus dem Bett. Hinter sich hörte er Sting mit seiner Decke rascheln und ihm wurde unangenehm bewusst, dass sein bester Freund gerade einen hervorragenden Blick auf seine Kehrseite hatte – eben jene, die Sting in der vergangenen Nacht fordernd gepackt hatte, als Rogue sich über ihn gebeugt hatte… Vom Bett bis zur Schlafzimmertür zog sich eine Spur aus fallen gelassenen Kleidungsstücken, von der Rogue wusste, dass sie bereits im Flur begann. Er würde durch Stings gesamte Wohnung laufen müssen, um sich wieder anzuziehen. Es kam ihm wie ein Spießrutenlauf vor. Aber hatte er eine Wahl? Er musste hier endlich weg! Mit steifen Bewegungen stand er auf und bückte sich gleich, um seine Socken einzusammeln. Eisern starrte er zu Boden und suchte nach weiteren Kleidungsstücken, obwohl er Stings Blick nur zu deutlich auf sich spürte. In Boxershorts verließ er schließlich das Schlafzimmer. Seine Jeans lagen neben dem Sofa, dessen Kissen zerwühlt waren. Stings Hände schienen überall zu sein, strichen über Rogues Brust und Bauch und Rücken und Hintern, fuhren Arme und Beine nach, streichelten Rogues Gesicht, spielten mit seinen Haaren… Mit zittrigen Fingern schloss Rogue seinen Gürtel. Er fühlte sich von einer Angst gepackt, die er nicht in Worte fassen konnte. Was hatte diese Nacht für ihre Freundschaft zu bedeuten? Konnten sie einfach normal weiter machen? So tun, als wäre nichts geschehen? Wollte Rogue das denn? Ja und nein… Die Schleifen seiner Schuhe waren jetzt zu viel für Rogue, er stopfte die Schnürsenkel einfach in die Schuhe und schlüpfte dann mit den Füßen hinein. Danach klaubte er sein Shirt vom Boden. Stings Shirt lag direkt darunter und für einen Moment verspürte Rogue den Drang, es aufzuheben und seine Nase hinein zu drücken, aber er zwang sich, den Blick davon abzuwenden und sich sein eigenes Shirt über den Kopf zu ziehen. Als er wieder etwas sehen konnte, bemerkte er aus dem Augenwinkel Sting. Der Blonde trug seine Boxershorts und hielt eine einzelne Socke in der linken Hand. Noch immer waren seine blauen Augen geweitet und er kaute nervös auf der Unterlippe herum. Für einen Moment öffnete er die Lippen und holte tief Luft, aber dann flackerte sein Blick und er stieß einfach nur geräuschvoll die Luft aus. „Bis bald“, murmelte Rogue und er war selbst erschrocken, wie hohl seine Stimme klang. Obwohl er spürte, dass es ein Fehler war, drehte er Sting den Rücken zu und verließ die Wohnung. Auf dem gesamten Heimweg geisterten die Erinnerungen durch seinen Kopf. Wie Sting ihn zum Schluss angesehen hatte – diese Verletztheit und Enttäuschung, als hätte Rogue ihm einen Dolch in die Brust gerammt. Wie sie sich gestern in Stings Bett aneinander gedrängt hatten, ihre Bewegungen träge vor Erschöpfung, aber ihre Küsse noch viel intensiver als vorher. Lang und zärtlich und liebkosend. Rogues Sinne waren voll und ganz von Sting erfüllt. Sein Geschmack, sein Geruch, seine Wärme und sein seliges Seufzen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)