Luna Plena von Simura ================================================================================ Kapitel 1: Der Schrecken der Nacht ---------------------------------- Der Schrecken der Nacht Mitten in der Nacht schreckte die junge Frau aus ihrem Schlaf hoch. Sie hatte ein lautes Geräusch gehört, als mache sich jemand an ihrem Fenster zu schaffen. „War das nur Einbildung?“, überlegte sie. Doch auf einmal tauchte ein großes, gelb glühendes Auge vor ihrem Fenster auf. Der Puls des Mädchens schoss in die Höhe und sie fing an hektisch zu atmen, rührte jedoch keinen Finger. Wie versteinert saß sie da und starrte das gelbe Auge an. Seine schlitzförmige Pupille war auf sie gerichtet, schwankte aber nach ein paar Minuten, die ihr wie Stunden vorkamen, aus ihrem Zimmer heraus und fing an die Fassade zu mustern. Langsam bewegte sich Eijumy in Richtung Tür. Das Auge schwankte wieder zu ihr. Erneut erstarrte sie zu einer Salzsäule. Da sie sich nicht mehr bewegte war sie anscheinend uninteressant und das Wesen schaute wieder weg. Langsam, ganz langsam schob sich das verängstigte Mädchen die Wand entlang - jederzeit bereit, direkt in ihrer Bewegung zu stoppen, bis sie bei ihrer Zimmertür angekommen war. Das unheimliche Wesen sah sie wieder an. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie direkt in das gelbe Auge starrte, welches das komplette Fenster ausfüllte. Die Kreatur vor dem Haus fing an zu knurren. Eijumy erschrak. Es fühlte sich an, als ob ihr Herz jeden Moment zerspringen würde. Das Wesen bewegte den Kopf und sie sah einen Teil seines Maules. Es war schneeweiß und mit messerscharfen Zähnen bespickt. Durch die leicht geöffnete Schnauze konnte sie erahnen, wie lang die Zähne waren, die Kleinsten schienen so groß wie ihr Unterarm zu sein, die Eckzähne waren allerdings ein vielfaches größer. Da züngelte es mit seiner, langen, schlanken, schneeweißen, gespaltenen Zunge, fauchte noch einmal furchteinflößend und verschwand. Die junge Frau atmete mehrmals tief durch und rannte aus der Tür in den Flur auf das Zimmer ihres großen Bruders zu. Sie stolperte panisch in den Raum und fand Alvalong friedlich in seinem Bett schlafend vor. Seine Schwester sank erleichtert zu Boden, kroch zu ihm hin und küsste ihn auf die Stirn. Er murmelte etwas im Schlaf und drehte sich auf die Seite. Eijumy stand auf uns verließ sein Zimmer. Im Flur stehend dachte sie: „Warum hat keiner etwas gehört? War … war das alles etwa nur ein Albtraum?! Aber … aber diese Augen … und … und diese Zunge und überhaupt … die Geräusche alles … alles wirkte so real…. Ich glaub ich sollte mich wieder schlafen legen.“ Doch plötzlich hörte sie etwas, wieder ein merkwürdiges Kratzen und Schaben. Dann klirrte Glas. Es hörte sich an, als käme es aus der Küche unter ihr. Sie schlich die Treppe hinunter. Im düsteren Wohnzimmer sah alles wie immer aus. Sie ging weiter in Richtung Küche. Plötzlich durchfuhr ein stechender Schmerz ihren Körper und sie fiel auf die Knie. Am liebsten hätte sie geschrienen, doch sie unterdrückte es und sah an sich hinunter. Sie keuchte leise, als sie ihren Fuß sah. Mehrere kleine Scherben steckten in ihm. Sie sah sich um und bemerkte weitere Glasscherben am Boden. Die junge Frau fing an die Scherben aus ihrem Fuß heraus zu ziehen. Sie hatte Glück im Unglück, ihr Fuß blutete nur leicht, sie hatte ihn schnell genug weggezogen. „Woher kommen all diese Scherben?“, fragte sie sich und sah die Wand neben sich hoch. Die junge Frau erschrak als sie das zerbrochene Fenster sah und bekam es mit der Angst zu tun. Sie stand auf und stellte sich flach an die Wand und horchte. Hinter ihr auf der anderen Seite der Hauswand hörte sie jemanden oder etwas tief atmen. „Ist das etwa das Wesen von vorhin?“, überlegte sie panisch, “oder etwa ein Dieb? Vielleicht sind es ja zwei, ein Dieb, dem dieses weiße Wesen gehorcht …“ Sie zitterte am ganzem Leib und wollte zu ihren Eltern rennen, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht mehr. So blieb sie vor Angst gelähmt stehen und hörte dem bedrohlichen Atem des Wesens weiter zu. Sie erschrak, als es auf der anderen Seite anfing laut zu fauchen, und dann mit einer seiner Krallen besetzten Klaue genau auf die Stelle, wo Eijumy stand, zu trat. Um Haaresbreite verfehlten die vier gigantischen, messerscharfen Krallen die junge Frau und sie schmiss sich auf den Fußboden. Panische Angst befiel ihren Körper und sie krabbelte auf dem Boden zur Haustür, die halb aus den Angeln geschlagen worden war und von da aus nach draußen. Sie schmiss sich hinter zwei große Blumentöpfe, in denen Goldbambus wuchs, und wartete. Ein ohrenbetäubendes Geräusch ertönte. Das Wesen hatte die Wand eingeschlagen und kletterte nun auf das Dach. Eijumy wollte wieder zu ihren Eltern laufen, aber die Angst war immer noch zu groß. Vorsichtig spähte sie durch die Stämme des Bambusses und versuchte den Angreifer in der riesigen Staubwolke zu erkennen, doch alles was sie sah, waren die schemenhaften Umrisse eines langen, weißen Dinges, welches von den Trümmern der Wand aus bis auf das Dach reichte. Ein weiteres Krachen war zu vernehmen und ein Schrei. Es war ihre Mutter, die aus vollem Leibe schrie, als sie das große Wesen durch die Decke kommen sah. Dann fauchte die weiße Kreatur und nun konnte sie auch die Stimme ihres Vaters hören. Er rief merkwürdige Worte, welche sie noch nie zuvor gehört hatte. Dann war ein gleißend, heller Lichtstrahl zu sehen. Die weiße Kreatur brüllte zornig auf. Der Lichtstrahl verblasste und ihre Mutter schrie erneut auf. Dann war alles wieder still. Nachdem sich die Augen des Mädchens vom gleißend hellen Lichtblitz erholt hatten, sah sie sich weiter um und erkannte eine gigantische, geflügelte, weiße Echse auf dem Dache. Das, was sie für ein langes weißes Ding gehalten hatte, war der Schweif des Drachen. Der erste Gedanke, der ihr durch den Kopf schoss war, dass es ein Lichtdrache sein müsste. Grauenerfüllt sah sie zu, wie die Riesen-Echse weiter in das Haus kletterte. Da hörte sie ein zweites furchterregendes Brüllen und ein Feuerball flog auf das Haus zu. Die gewaltige Kraft des Aufpralls und des Feuers setzte das ganze Haus im Nu in Brand. Der weiße Drache fauchte wutentbrannt und versuchte, aus dem Haus zu kommen, als ein zweites geflügeltes Wesen auf ihn herab schoss. Das weiße Wesen hechtete von dem Haus aus in den Garten. Die zweite Kreatur landete direkt vor der Ersten. Jetzt konnte Eijumy erkennen, dass es ein weiterer Drache war. Diese Mal handelte es sich allerdings um einen Feuerdrachen. Beide Drachen standen sich Zähne fletschend gegenüber. Keiner machte Anstalten, den Anderen anzugreifen. Es schien so, als hätten beide vor einem Konterangriff des Anderen Furcht. Doch da spie der rote Drache erneut einen Feuerball auf den kleineren weißen Artgenossen. Dieser jedoch wehrte den Angriff mit seinem Schweif mit spielerischer Leichtigkeit ab und setzte sofort zum Gegenangriff an. Der Lichtdrache schnellte hervor und biss ihn mit seinen rasiermesserscharfen Zähnen in den gepanzerten Hals. Eijumy hörte wie der Panzer zwischen dem Kiefer des Lichtdrachens anfing zu knirschen. Bis es ein lautes Knacken gab. Der rote Drache brüllte vor Schmerz auf und versuchte den weißen Gegner irgendwie abzuschütteln. Doch der weiße Drache hatte sich festgebissen. Blut sickerte aus der Bisswunde. Dann wirbelte der rote Drache herum und schlug seinen Angreifer mit seinem gezackten Schweifende einige Meter weit weg. Aus beiden Wunden sickerten Unmengen an Blut, doch das störte sie nur wenig, die Drachen stürzten sich wieder aufeinander und fingen an sich zu zerfetzen. Wie gebannt starrte Eijumy auf die beiden kämpfenden Echsen. „Was machen denn zwei Drachen hier in dieser Gegend. Ich dachte das wären längst ausgestorbene Legenden und warum bekämpfen sie sich?“ Plötzlich erhoben sich beide Blut triefend in die Lüfte um dort ihren erbitterten Kampf fortzusetzen. Die Wesen fauchten sich gegenseitig an und fügten sich weitere erhebliche Wunden zu. Keiner zeigte Anzeichen von Schwäche oder Erschöpfung, denn keiner wollte sich vor dem Anderen eine Blöße geben. „Es sieht aus, als seien sie gleich stark, “ dachte die junge Frau, „Der Feuerdrache ist größer und hat wesentlich mehr Kraft, verlässt sich aber nur auf seine Stärke und seine Panzerung. Er versucht, den Kleineren immer wieder mit seinen mächtigen Klauen zu treffen, aber der Lichtdrache weicht den meisten Angriffen aus. Er ist eindeutig schneller und agiler. Dafür sind seine Schuppen weicher. Er bekommt zwar insgesamt weniger Schläge ab, dafür bohren sich die Krallen des Feuerdrachen teilweise bis auf seinen Knochen durch. Die rote Echse hat unzählige Biss- und Kratzspuren am gesamten Leib, die allerdings nicht so tief waren. Aber wer von Beiden wird gewinnen?“ Vor Wut, dass er den schneeweißen Gegner immer noch nicht zu Asche verwandelt hat, brüllte der rote Drache auf und feuerte viele Feuerbälle auf einmal ab. Geschickt wich der Lichtdrache dreien aus der vierte traf ihn allerdings am Flügel und riss ein großes Loch hinein. Er brüllte vor Schmerz auf und landete wieder im Garten, da er sich so unmöglich länger in der Luft halten konnte. Der in die Enge getriebene Drache sammelte seine letzten Kräfte für seinen stärksten Angriff, genauso wie der fliegende Feuerdrache. Das letzte, woran sich Eijumy erinnern konnte war, wie ein gleißendheller Lichtball auf eine feuerrote Kugel traf und es zu einer Explosion kam, welche alles, was sich in ihrer Nähe befand, wegdrückte. 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