Luna Plena von Simura ================================================================================ Prolog: Schon wieder Regen -------------------------- An einem stürmischen, regenverhangenen Tag, sah eine junge, siebzehnjährige Frau aus dem Fenster. Sie lag auf ihrem Bett und beobachtete, wie die Regentropfen an der Scheibe hinunter rannen. Es regnete schon mehrere Tage durch. Der Fluss, der ganz in der Nähe war, trat schon über seine Ufer und den Weg, welcher von der Straße zu ihrem Haus führte, konnte man kaum noch erkennen. Es klopfte an der Tür und sie vernahm ein leises: „Schwester, das Essen ist fertig.“ Es war ihr älterer Bruder Alvalong. Ein neunzehnjähriger Junge mit strohblondem längerem Haar und muskulösem Körperbau. „Ich komme ja schon.“, antwortete die junge Frau und sprang lächelnd vom Bett. Er lauerte ihr hinter ihrer Tür auf und fing an, seine kleine Schwester auszukitzeln. Diese wehrte sich, indem sie ihrem Angreifer vors Schienbein trat und ihm die Frisur zerstörte. Er schüttelte sie lässig ab und warf sie über seine Schulter. Dann trug er sie die Treppe hinab, währenddessen sie verzweifelt versuchte sich freizukämpfen. Ihre Eltern warteten am gedeckten Esstisch auf die Geschwister. Es gab gebratenen Reis mit knusprig gebratenem Hünchenfleisch, welches vorher in einer Currysoße eingelegt wurde und frischem Gemüse. "Ihr vertragt euch, ja?“, fragte die Mutter. „Alles bestens.“, versicherte ihr Alvalong, der seine kleine Schwester vorsichtig absetzte. „Natürlich vertragen wir uns.“, erwiderte diese und versetzte ihm mit ihrem Ellenbogen einen Schlag in den Bauch. „Na, Na‚’ meldete sich ihr Vater freundlich,’ jetzt hört doch auf zu streiten. Was hast du die ganze Zeit gemacht, Liebes, wir hatten dich mehrmals gerufen?“ „Sie hat ganz gedankenversunken aus dem Fenster geschaut“, sagte Alvalong. Die junge Frau mit den langen, kupfernen Haaren trat ihn unter dem Tisch und er zuckte zusammen: “ Ich hab den Regen an meiner Scheibe betrachtet und überlegt, welch lustige Sachen ich mit meinem Bruder unternehmen könnte, wenn es endlich aufhören würde zu regnen.“ „Und was würdet ihr schon wieder anstellen? Lasst mich raten: ihr würdet unserer Nachbarin Frau Bold ein Geschenk durchs offene Küchenfenster schieben, wo drauf steht: „Für meine geliebte Annemarie. In Liebe ihr heimlichen Verehrer. Und wenn die arme Frau das Geschenk erwartungsvoll öffnet springen ihr hunderte Sternfrösche ins Gesicht. Dann lässt sie den Karton fallen und gepunktete Flussschlangen schlängeln sich über den Küchenboden. Währenddessen ihr euch in dem Busch unter dem Fernster das Lachen verkneifen müsst.“ „Ja, das kommt der Wirklichkeit doch erstaunlich nahe. Aber das ist nicht alles. Danach würden wir uns auf den Weg machen, den Wald weiter zu erforschen.“ „Aber dafür müsste es erstmal aufhören zu regnen.“, grummelte ihr Bruder mit finsterem Blick. „Du sagst es.“ „Was gedenkt ihr zu finden?“, fragte der Vater. „Naja, wir haben das Gerücht gehört, dass sich in unserem Wald seltene Wesen ab und an blicken lassen und …“ erwiderte die junge Frau, doch ihr Vater unterbrach sie zornig: „ Wer hat das denn gesagt? Hier lief noch nie etwas Selteneres als Regenbogenfeen herum!“ „Aber der alte nette Herr drei Häuser weiter meinte …“ „Hab‘ ich euch nicht gesagt, dass ihr ihm nicht alles glauben sollt? Er ist ein alter, einsamer und verrückter Greis, der nur Aufmerksamkeit sucht.“ „Woher willst du das wissen?“ „Das sieht man doch auf den ersten Blick!“ „Wie, dass sieht man?“ „Ja, man sieht es ihm einfach an, dass er nicht alle Tassen im Schrank hat.“ „Wie kannst du so etwas sagen? Du hältst meinem Bruder und mir stundenlange Predigten, von wegen, wir dürfen keine voreiligen Schlüsse ziehen, niemanden nach seinem Äußeren bewerten und wir dürfen keine Vorurteile haben, aber du hältst dich selber nicht dran? Hast du dich jemals mit ihm unterhalten?“ „Sag mir nicht was ich zu tun und zu lassen habe, junges Fräulein. Ja, ich habe mit ihm gesprochen und da habe ich gemerkt, dass bei ihm einige Sicherrungen durchgebrannt sein müssen!“ „Ist das so? Wir haben schon oft mit ihm gesprochen und mein Bruder und ich sind uns sicher, dass er noch ganz frisch im Kopf ist!“ „Habt ihr das wirklich gemacht? Alvalong wenigstens von dir hätte ich mehr erwartet.“ Da meldete sich der blonde Junge wütend zu Wort: „Eiju und ich sind keine Kinder mehr, Dad! Wir können selber entscheiden mit wem wir reden und wem wir glauben und wem nicht.“ „Das stimmt ihr seid keine Kinder mehr. Ihr seid aufsässige Teenager geworden.“ „Falls du es noch nicht gemerkt oder es vergessen hast, ich bin neunzehn und somit erwachsen. Mir kannst du nichts mehr vorschreiben und was meine kleine Schwester betrifft, sie ist erwachsener als du. Sie verschränkt ihren Geist nicht wie du. Sie beherzigt das, was du uns beigebracht hast!“ Nun brachte sich die junge Frau wieder ins Gespräch ein: „Wir verlangen nicht von dir, das du an das selbe glaubst wie wir, wir möchten nur das du uns selber entscheiden lässt, an was wir glauben wollen. Vor zwei Tagen waren wir wieder bei ihm und da hat er uns seine wertvollsten Bücher gezeigt. Darin wurden viele magische Geschöpfe detailliert aufgezählt…“ „Das sind alles nur Legenden.“ „Aber was ist, wenn er recht hat? Wenn es wirklich Wesen wie Harpyien oder Nymphen gibt. Oder mächtige Infrith und Frostwölfe.“ „Das sind wie gesagt nur Legenden.“ „Jetzt hat jeder seinen Standpunkt dargestellt und damit ist Schluss!“, mischte sich sein Sohn erneut ein, „denk du an das, was du denken willst, und lass Eiju und mich an das denken, was wir wollen. Früher oder später werden wir ja sehen, wer Recht hat!“ „Wir sollten mit dem Essen anfangen, sonst wird es noch kalt.“, mahnte die Mutter und schaute ihren Mann beschwichtigend an, „Außerdem sollten wir uns wegen solchen Kleinigkeiten nicht streiten. Lass den Kindern ihre Freiheiten.“ Der Vater nickte wiederwillig. So aßen sie gemeinsam zu Abend. Die Eltern unterhielten sich über ihre Arbeit. Das rothaarige Mädchen wandte sich von dem todlangweiligem Gespräch ab und ihrem ebenfalls gelangweiltem Bruder zu. Der fing ihren Blick auf und zwinkerte ihr zu. „Wir werden trotzdem weitermachen egal was die Alten sagen.“, flüsterte er. Sofort hellte sich ihre Miene auf. Nachdem sie fertig waren, gingen die Kinder auf ihre Zimmer, denn es war spät geworden und sie alle waren müde. Während die Eltern noch den Tisch abräumten, hörten sie ihre Kinder lachend und sich neckend die Treppe hoch laufen. Dann gingen auch sie ins Bett. Eijumy wälzte sich unwohl in ihrem Bett hin und her. Sie hatte aus unerklärlichen Gründen ein ungutes Gefühl, doch die Müdigkeit überfiel sie und sie schlief rasch ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)