Die Symphonie des Regenbogens von YukimuraRuki ================================================================================ Kapitel 1: One-shot ------------------- Die Symphonie des Regenbogens Sobald Juudai einen Regenbogen sah, kam ihm als allererstes Johan Andersen in den Sinn. Allgemein wurde er «Johan mit den Kristallungeheuern» genannt, aber soweit Juudai ihn kannte, war er ein ganz gewöhnlicher Jugendlicher. Ein ebenso normaler Junge, der noch ziemlich grün hinter den Ohren war, allerdings auch mit der Gabe gesegnet war, die Seelen der Karten wahrnehmen zu können. „Ich würde Johan gern wiedersehen“, diese Worte verließen eines Tages wie mechanisch Juudais Munde, während er weiter allein durch das Land vagabundierte. Sein Blick war zum anzurblauen Himmel hinaufgewandet, welcher sich nach einem weit entfernten Regenschauer mit einem farbenfrohen Regenbogen krönte. Johan, sein bester Freund, sein Kampfgenosse und nicht zu vergessen, ein geliebter Mensch. Für Juudai war Johans Dasein etwas ganz Besonderes und Einzigartiges. ‚Denkst du schon wieder so ein kitschiges Zeug, Juudai?‘, diese Worte wurde von der Seele ausgesprochen, die sich zusammen mit Juudais im selben Körper befand. Mit einem leicht geseufzten 'Herrje' zeigte Yuberu ihre Gestalt neben den braunhaarigen Jungen. „Aber es stimmt doch. Wenn es um Regenbögen geht, kann man doch nur an Johan denken, oder?“, ein liebevolles Lächeln war nun auf dem jugendlichen Gesicht zu erkennen. ‚Ziemlich einfach gestrickt, bist du.‘ „Tja. Vielleicht hast du Recht.“ Ein etwas peinlich berührtes Kichern entfuhr dem brünetten Wuschelkopf. Der größte Grund Johan mit einem Regenbogen zu verbinden war wohl, dass Johan im Besitz des Rainbow Dragons war. Für Juudai aber war es noch lange nicht alles. Der wahre Grund war die Erinnerung an einen speziellen Tag, den Juudai mit Johan assoziierte. ‚Hör Mal Juudai, wenn du damit zufrieden bist, dann ist das in Ordnung für mich. Wenn du mit irgendjemandem von der Akademie in eine tiefere Beziehung gehen möchtest. Darauf habe ich mich vorbereitet, seit ich mich dazu entschlossen habe unsere Seelen miteinander zu verschmelzen‘, brummelte das Monster mit einem Anflug Missbilligung in ihrer Stimme. „Yuberu...“ Die einstige Besessenheit von Juudai löste sich anscheinend langsam auf und verwandelte sich in eine moderate Verbindung. Dennoch äußerte sie sich über andere Personen mit eher spitzer Zunge, auch nachdem sie ihre Seelen miteinander verschmolzen hatten. ‚Aber dieser Kitsch allein führt zu nichts, Juudai.‘ Jetzt ging das wieder los. Dieses Mal war Juudai derjenige, der leicht seufzte. Er wusste ganz genau, dass Yuberu, Johan nicht leiden konnte. „Warum nicht? Johan ist ein guter Kerl, weißt du?“ Auch wenn die Seele, welche ebenfalls in Juudais Körper lebte, eine gewaltige Abneigung gehen Johan Andersen verspürte, machte es für den Braunhaarigen absolut keinen Unterschied. Seine Gefühle änderten sich kein bisschen. Zuweilen war es etwas anstrengend gegen Yuberus Überzeugung zu argumentieren. ‚Er macht mich krank, dieses kitschige Verhalten. Juudai, wenn du jemanden liebst, dann liebe diese Person ohne etwas zu verheimlichen. Oder du kannst es gleich bleiben lassen‘, entgegnete das Monster mit verschränkten Armen. „Glaubst du denn, das ist so einfach?“ ‚Es ist einiges passiert, bevor ich zu dieser Erkenntnis gekommen bin.‘ Sie kräuselte ihre Lippen zu einem spitzen Schmollmund, ‚Natürlich darf man den anderen dabei nicht… du weißt schon, erdrücken.‘ Yuberu sprach in dieser Hinsicht aus Erfahrung. So wie Juudai Yuberu sehen konnte, erschien sie immer ein wenig bockig. Nebenbei bemerkt wusste er wohl was passierte, sobald Yuberu jemanden mit ihren Gefühlen belästigte. „Du bist ganz schön streng, Yuberu.“ ‚Lass mich mal die Dinge beim Namen nennen, im Kopf dieses Jungen gibt es nur zwei Dinge: die Kristallungeheuer und dich. Als ich das mitbekommen habe, wurde mir sehr unwohl. Vor allem weil es bei dir auch fast nichts anderes als das Duellieren und ihn gibt. Also wieso macht ihr es euch eigentlich so schwer?‘ Sie hatte es wohl im Kampf gegen Darkness realisiert. Um es mit einfachen, aber wahren Worten auszudrücken, war Johans Herz einfach nicht tiefgründig genug in ihren Augen. Er war nicht Jahre lang durchs All geirrt, auf der Suche nach dem Jungen. Johan hatte seine Gestalt nicht für Juudais Alterego verändert. Für Juudai jedoch war die Tatsache, dass er eins der wichtigsten Dinge in Johans Leben war, ein großer Grund zur Freude. Als ob er Juudais Gedanken ein jähes Ende setzen wollte, wandte sich eine andere, ihm wohlbekannte Stimme direkt an ihn und sprach ihm beinahe direkt ins Ohr. Als Juudai sich umwandte, stand er dort. Die smaragdgrünen Augen funkelten wie immer, doch er hatte eine schlichtere Jacke an alsüblich, das Rüschenhemd war ebenso durch ein simpleres eingetauscht. „Johan...!?“, entfuhr es Juudai überrascht. Er musste zugeben, dass er soeben aus allen Wolken fiel. Johan lachte schelmisch, so als wäre ihm ein kindischer Streich soeben vollkommen gelungen. Auf jeden Fall stand die Verwirrung in das Gesicht des Brünetten geschrieben. „Lange nicht gesehen, Juudai. Ich habe dich vermisst.“ Johan begrüßte den etwas kleineren Jungen so unbekümmert, als würden sie sich gerade nach den Sommerferien wieder sehen. Woher Johan wohl wusste, dass Juudai sich hier befand. Eigentlich hatte er niemandem von diesem Streifzug durch die unbekannten Landen der Erde erzählt. „Ich dich auch... aber... wieso bist du hier?“, wollte er noch immer atemlos wissen. Das letzte Mal, als sie sich gesehen hatten war, nachdem Juudai seinen Abschluss an der Duellakademie gemacht hatte und der Braunschopf zum ersten Mal einen Fuß auf den Kontinent Europa gesetzt hatte um Johan kurz zu besuchen. Allem Anschein nach, hatte wohl O'Brien, welchen Juudai vor nicht allzu langer Zeit, während seines Feldzuges traf, die Nachricht an den Türkishaarigen weitergeleitet. Nun, wie lange hatten sie sich nicht mehr gesehen? Es muss wohl ein ein paar Jahre her gewesen sein. „Ich hatte so ein Gefühl, dass du hier bist... lustig, oder?“ „Finde ich nicht...“, murmelte Juudai monoton, der nicht darüber nachdachte wie seine Worte wirken könnten. Für ihn war es zwar überraschend, dass Johan wirklich bei ihm war, doch er kannte das Gefühl die Ahnung zu haben dass man in der Nähe voneinander war. Johan Andersen glich einem Prinzen. Wann auch immer Juudai ihn gebraucht hatte, Johan war stets mit den richtigen Worten zur Stelle gewesen. Juudai mochte diesen stattlichen Johan. Früher genauso wie jetzt. Es hatte sich nichts daran geändert. ‚Könntet ihr bitte dieses Shojo-Manga-Getue sein lassen und aufhören mich zu ignorieren?‘ Yuberu hatte in der Tat überhaupt nichts für dieses Wiedersehen übrig. Johan, der mittlerweile daran gewöhnt war, dass Yuberu hin und wieder auftauchte, lächelte trotzdem als Antwort darauf. „Mal abgesehen von diesem Shojo-Manga-Getue habe ich auch noch ein Recht sowas mit Juudai zu machen“, meinte er und demonstrierte seine Anrechte sogleich, indem das dünne Handgelenk seines Freundes ergriff und den Jungen zu sich herumdrehte nur um dessen Lippen zu erobern, „Denn Juudai und ich sind ab heute ein Paar.“ „Jo-... Johan!!?“, Juudai errötete heftig und auch wenn er den Namen des Anderen laut ermahnend nannte, konnte der Braunhaarige nichts tun um Johans leichtfertige Äußerungen etwas abzuschwächen. ‚Ich hab diese widerlichen Eigenheiten schon immer an dir gehasst‘, kam es erneut von Yuberu, ‚Diese prinzenhaften Eigenheiten, wenn du verstehst.‘ „Nanu, machst du mir gerade ein Kompliment?“, Johan ließ erneut ein heiteres Lachen verlauten und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Immerhin kam es nicht oft vor, dass dieses Monster sich überhaupt dazu herabließ mit ihm zu sprechen. ‚Natürlich nicht!!‘ Während Juudai dem Streitgespräch zwischen Johan und Yuberu weiter lauschte, sah er auf seine Hand hinunter, welche immer noch von Johan's umschlungen war. Johan und Juudai waren also ab jetzt ein Paar. Allem Anschein nach kannte Yuberu die Menschen doch besser, als er vermutet hatte. Johan war mutiger als er, was diese Dinge anbelangte. Diese neue Verbindung kam erst durch Johan's Geständnis zu Stande, aber für Juudai war solch eine zwischenmenschliche Beziehung noch völlig unbekannt. Obwohl Juudai noch mitten auf seiner Reise befand, nannte Johan ihn dennoch seinen Partner, auch wenn er noch einige Zeit weiterreiste. Johan war ein ziemlich zuversichtlicher Mensch. „Um ehrlich zu sein hatte ich mir schon gedacht, dass du den heutigen Tag abwarten würdest und hierher kommst, Juudai“, meinte der Blauhaarige mit fester Stimme. „Huh?“ Sichtlich verwirrt zog der Braunhaarige sich ein wenig zurück. Was hatte er an Yuberus Inszenierung übersehen? „Heute ist mein Geburtstag“, kam es von Johan, der Juudai's Blick wohl zu deuten wusste. Als der Größere die Tatsache nannte, brachte der Braunschopf ein überraschtes „ah“ hervor, doch ansonsten nichts. Tatsächlich konnte sich der sonst so aufgeweckte junge Mann daran erinnern, dass er irgendwo in seinem vermutlich verlegten Notizheft eine Anmerkung stand, dass Johan am 11. Juni Geburtstag hatte. „Entschuldige, ich...“ Er konnte die Worte „habe es vergessen“ nicht ehrlich und direkt aussprechen. In Johans lächelndes Gesicht war eine Spur Traurigkeit zu erkennen. So als ob Yuberu die Stimmung in der Luft gut interpretiert hatte, zog sie sich ohne einen weiteren Kommentar zurück. „Johan...“ Es war ein Jahr her, dass Juudai zuletzt diese Hand halten durfte. Verglichen mit der Hand, als sie noch zur Schule gegangen waren, war diese noch größer und kräftiger geworden. Dieser Junge war erwachsen geworden und vielleicht nicht mehr ganz der Johan, den Juudai kannte. „Tut mir leid, dass ich nicht bei dir sein kann.“ „Kein Problem.“ „Tut mir leid, dass ich mich nicht bei dir melden konnte.“ „Das macht nichts.“ „Tut mir auch leid, dass ich deinen Geburtstag vergessen habe.“ „Es ist schon in Ordnung, Juudai.“ So freundlich wie Johan lächelte, bereitete es Juudai ziemlichen Kummer. Er wusste, dass er egoistisch war und dass sein Freund einiges an Geduld hatte aufbringen musste, wollte er denn wirklich mit ihm zusammenleben. „A-aber, wirklich, ich hab dich sehr gern.“ Juudai rieb sich verlegen die Nase. „Ich liebe dich.“ Johan zeigte ein breites Grinsen. „He-hey jetzt... sag doch nicht so was peinliches direkt raus... Mensch, das ist typisch für euch Europäer, hm?“ Johan's Liebesbekenntnisse waren in der Tat ziemlich direkt. Sowohl seine Worte als auch seine Handlungen. Juudai hatte ihn schon zig Mal darauf hingewiesen. „Juudai.“ „Wa- was denn?“ Der Brünette hatte das Gefühl, dass die Hitze in seinen Wangen immer noch nicht verschwinden wollte, so sehr sich auch darum bemühte. Schnell, sie sollte schnell verschwinden! Johan allerdings verblieb in seinem ernsten Gesichtsausdruck, so dass der Braunhaarige seinen Blick gar nicht von den Smaragden abwenden konnte. „Auch wenn du nicht direkt an meiner Seite bist und dich nicht mit Worten bei mir melden kannst, ich werde immer darauf warten, dass du mich wieder besuchen kommst. Bis du am Ende deiner Reise angelangt bist.“ „Johan...“ „Seit ich Pro-Duelant geworden bin, fragen allerhand Leute aus den verschiedensten Orten nach mir. Von jetzt an werde auch ich in die Welt hinaus ziehen und viele unbekannte Orte besuchen, weißt du? Vielleicht wird es auch geschehen, dass ich nicht da bin, falls du mich besuchen kommst.“ „J-ja, das kann sein...“ Es war wahr. Johan hatte sowohl Auftritte im Fernsehen, als auch im Radio und Magazine schrieben über ihn. Mit seinem naiven Erscheinungsbild, aber dennoch siegreichen Taktik war er sofort beliebt geworden. Dass Johan von nun an in die weite Welt hinaus sollte, war durch die Medien auch zu Juudai vorgedrungen. Eben deshalb war die Zeit in der er Johan treffen konnte, wann ihm danach war, ebenfalls vorbei gegangen. „Was bist du denn so niedergeschlagen? Das sieht dir gar nicht ähnlich.“ „Na ja... also...“ Ob Johan sich bis heute immer so gefühlt hatte? Juudai fragte sich gerade, was eigentlich schlimmer war, zurücklassen oder zugelassen werden. In genau diesem Augenblick hatte Juudai das Gefühl, dass er die Antwort gefunden hatte. „Es ist schon okay. Ich werde dich immer lieben, Juudai.“ Er streichelte die Wange seines Geliebten sanft, während er weiterhin sein freundliches Lächeln zeigte. Er war eben doch das aller Wichtigste, auch wenn sie weit voneinander entfernt waren. „Wenn du mich irgendwann treffen möchtest, dann werde ich kommen und dich abholen!“ So als ob der Himmel den beiden seinen Segen geben wollte, zeichnete sich ein wunderbar schillernder Regenbogen ab. Prächtiger als jener, den Juudai vor wenigen Momenten zuvor gesehen hatte. Selbst wenn sie beide ihren eigenen, getrennten Wegen folgten, das Schicksal führe die beiden immer wieder auf wundersame Weise zu einander. Sie mochten noch so viele Kilometer auseinander leben, ihre Herzen schlugen im selben Takt und der jeweils andere wusste, dass er sich darauf verlassen konnte mit unveränderten Gefühlen Hand in Hand ein Stückchen des Weges gemeinsam fortzusetzen. Mit diesem Gedanken lachten sie beide, während sie ihre Hände mit Bedauern voneinander lösten und auf den Tag eines neuen Treffens hofften. Yuberu verließ kopfschüttelnd Juudais Körper und blickte zusammen mit ihm dem aufgeweckten Prinzen nach. Ein leichtes Lächeln befand sich auf ihren Lippen wobei sie ihm nachwinkte. Schlussendlich machte dieser alberne Junge ihren geliebten Juudai glücklich. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)