Broken Heart von Phase (Verloren in der Erinnerung) ================================================================================ Kapitel 5: Ende - Teil 2 ------------------------ Broken Heart - Verloren in der Erinnerung Kapitel 5: Ende - Teil 2 [05/05] Vorsichtig streckte ich meine Hände aus, ich wollte dieses Licht berühren. Es strahlte heller denn je. Ich lächelte sanft, denn dieses Licht machte mich so unendlich glücklich. Es ließ mich ruhiger werden, es ließ mich entspannen. Meine Hände kamen dem Licht immer näher. Immer mehr flutete es mein Inneres mit Frohsinn. Noch wenige Zentimeter... Auf einmal stellte sich mir etwas in den Weg. Wut überkam mich, ich ließ langsam meine Arme sinken. "Willst du das wirklich tun?", fragte das Wesen vor mit und blickte mich aus traurigen Augen heraus an. "Es ist meine Sache, was ich mache. Verschwinde von hier und lass mich in Ruhe", ich blickte es an, sah das goldene Licht, in das es gehüllt war. Es hatte lange, helle Haare und trug ein weißes, bodenlanges Kleid. Das Licht, das die Gestalt umgab, war grell, aber irgendwie beruhigend. Ich erkannte, dass mich das Wesen musterte: "Wenn du jetzt weiter gehst, kannst du nicht mehr zurück, Kenny. Das ist deine letzte Möglichkeit. Willst du deine Freunde so im Stich lassen?" Kenny? War das mein Name? Ich überlegte. Freunde? Welche Freunde überhaupt? Hatte ich einmal Freunde gehabt? Weshalb erinnerte ich mich nicht? "Wer bist du?" Das Wesen lächelte mich traurig an, antwortete aber nicht. Es kam etwas näher auf mich zu und das Licht blendete nun nicht mehr ganz so sehr. Es sah aus wie eine Menschenfrau mit Flügeln. Ein Engel? "Du erinnerst dich nicht mehr an mich?" Ich starrte es mit zusammen gekniffenen Augen an. "Dabei hast du mir einst die Frage gestellt. Ich habe sie dir jetzt, mit meinem Erscheinen, beantwortet." Ich hatte keine Ahnung, was dieses Ding meinte, doch auf einmal öffnete sich mein Mund und sprach ohne, dass ich den Sinn des Wortes wusste. "Dizzy..." Wer oder was war Dizzy? Dieses Engelwesen hieß Dizzy? Ich blinzelte verwirrt. "Ja, ich bin Dizzy. Ich bin dein Schutzengel, Kenny. Zumindest war ich das, bevor ich in den BitChip gesperrt wurde. Das war in der Nacht, in der deine Eltern den Unfall hatten, bei dem sie ihr Gedächtnis verloren." "Du kennst meine Eltern, Dizzy?", brach es aus mir hervor. Auch wenn ich geistig nicht erfassen konnte, worum es ging, spürte ich in meinem Unterbewusstsein den Drang, unendliche viele Fragen zu stellen und die Antworten darauf zu erfahren. Der Engel nickte langsam. "Und du... du hast es mir nie erzählt?", mir war elend zu Mute. Ich zögerte einen kurzen Moment und schloss meine Augen. Jetzt erinnerte ich mich wieder. An Mariah, Tyson, die DemolitionBoys... und an Dizzy. "Wieso? Wieso hast du es mir nie erzählt?", ich war ziemlich aufgebracht, doch Dizzy schaute mich nur wehleidig an. "Und was dann? Sie haben ihr Gedächtnis verloren, Kenny. Wie hättest du dich gefühlt, wenn du zu deinen Eltern rennst, sie glücklich anlachst und sie umarmst, und plötzlich kommt die Frage, wer du eigentlich bist? Sie haben eine neue Familie. Eine Tochter und einen Sohn. Kenny, ich konnte es dir nicht sagen. Ich hätte dich zu sehr verletzt, ich wollte dir nicht weh tun. Ich dachte damals, dass es das Beste wäre, dich von ihnen fern zu halten. Inzwischen weiß ich, dass es die falsche Entscheidung war, dass es eine Entscheidung gewesen war, die ich niemals für dich hätte fällen dürfen. Nicht einmal als dein Schutzengel... Ich konnte es dir einfach nie sagen..." "Und jetzt... und jetzt kannst du es, oder was?", wütend schrie ich sie an, warf ihr einen bösartigen und verachtenden Blick zu. Ich wusste mir nicht anders zu helfen. "Kenny.. ist dir eigentlich klar, wo du dich hier befindest?", fragte sie mich nur ruhig. Ich war ob der Frage ein wenig geschockt. Nein, ich wusste es nicht. Woher auch? Ich war auf einmal hier gewesen und es war mir so vor gekommen, als ob ich hier schon immer gewesen wäre. "Kenny, du bist auf dem Weg ins Jenseits. Du liegst im Sterben!" Ich starrte sie an. Was hatte sie gerade gesagt? Ich und im Jenseits? Ich war doch nicht tot, dafür fühlte ich mich viel zu gesund! "Spinnst du, Dizzy? Glaubst du, dass ich dir das abkaufe?" Ich lachte trocken auf und fuhr mir mit einer Hand durch die Haare. Wieso sollte ich tot sein? Ich fühlte mich lebendig und sicherlich nicht tot. Vor allem aber stand ich hier doch gerade vor Dizzy. Hier, direkt vor ihr. Erwartete sie wirklich, dass ich ihr diese absurde Geschichte glauben würde? "Kenny, es ist mir egal, ob du mir glaubst oder nicht, es ist die Realität!" Ich blickte sie zögerlich an. Es schien ihr unheimlich wichtig zu sein. Lebte ich wirklich nicht mehr? "Ich... ich bin gestorben?" "Nein, das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt du liegst im Sterben. Noch kannst du umkehren. Willst du uns Alle im Stich lassen?" Ich zögerte. Ich lag im Sterben? Wieso spürte ich dann Nichts davon? Als ob sich dadurch irgendetwas ändern würde stierte ich auf den pechschwarzen Untergrund zu meinen Füßen. Nein. Ich wollte noch nicht sterben. Ich wollte... leben. Leben, gemeinsam mit meinen Freunden. Dizzys warme Hände zogen mich näher zu ihr und sie umarmte mich, strich mir sanft über den Kopf: "Komm zurück, Kenny..." Ich drückte mich an sie und nickte langsam. "Ich will leben...", warme Tränen liefen mir über das Gesicht, "Ich will zurück..." "Dann komm mit. Ich bringe dich zurück. Du hast noch viel zu erledigen, bevor für dich wirklich die Zeit gekommen ist und jetzt, ruh' dich aus. Schließ die Augen und schlafe..." Gehorsam machte ich meine Augen zu, und das Letzte, was ich spürte, bevor ich einschlief, war, wie mich zwei sanfte Hände hoch hoben. Nur langsam erwachte ich aus meinem langen Schlaf. Ich fühlte mich schwach und mir war übel. Ich versuchte mich etwas zu entspannen, aber mein Körper tat mir unheimlich weh. Alles brannte und mir war so kalt... Es war ein merkwürdiges Gefühl und dann war da noch dieses nervige Geräusch, das meine Schmerzen eher schlimmer anstatt besser machte. Ich spürte, wie eine Art Flüssigkeit durch meine Adern getrieben wurde - nicht, dass es weh getan hätte, aber es war äußerst unangenehm. In meine Lunge wurde immer wieder Luft hinein gepresst und ich brachte es in meiner körperlichen Schwäche nicht wirklich fertig, meinen Atemrhythmus anzupassen. Unter großen Qualen hob ich meine Hand und versuchte das Gerät, das über meinem Mund lag, zu entfernen. Ich zog vorsichtig daran und hatte es auch bald weggezogen - allerdings hatte ich nun noch größere Probleme Luft zu bekommen, die Luft schnitt mir in der Lunge und ich fing an zu husten. Als ich mich in meiner Panik aufbäumen wollte, wurde ich an den Schultern gepackt und auf eine Matratze zurückgedrückt. Ich versuchte mich zu wehren, scheiterte jedoch kläglich. Dann versuchte irgendjemand mir das Gerät, das ich gerade entfernt hatte, wieder auf den Mund zu drücken. Ich wandte meinen Kopf zur Seite, doch am Ende hielt jemand meinen Kopf still, sodass ich nicht mehr zur Seite ausweichen konnte. Ich griff mit den Händen nach dem Gegenstand und versuchte ihn wiederum zu entfernen, doch meine Hände wurden zurückgestoßen. Vor Erschöpfung bekam ich fast keine Luft mehr und vor meinem inneren Auge begann sich alles zu drehen. Ich versuchte verzweifelt wieder regelmäßig zu atmen, doch es gelang mir nicht. V Ich hörte am Rande meines fast betäubten Bewusstseins leise Stimmen, die beruhigend auf mich einsprachen... Immer weniger Luft wurde von meiner Lunge aufgenommen, und ich war inzwischen viel zu schwach um irgendetwas zu unternehmen. Ich lag einfach nur da. Ganz still und rührte mich nicht. Ich war zu erschöpft. Es schmerzte so sehr... Langsam, nur sehr langsam kehrten meine Empfindungen zurück. Erleichtert bemerkte ich, dass ich endlich wieder genug Luft bekam. Trotzdem blieb ich still liegen. Die Aktion eben hatte den letzten Rest meiner Kraft aufgebraucht. Weit entfernt hörte ich leises Flüstern. Ganz vorsichtig öffnete ich meine Augen. Alles war verschwommen. Ich konnte praktisch überhaupt nichts erkennen und ich bezweifelte stark, dass es allein an meiner Sehschwäche lag. Stellenweise tauchten schwarze Flecken in meiner Sicht auf, verschwanden nach einer Weile jedoch wieder. Allerdings erkannte ich sehr wohl, dass sich jemand über mich gebeugt hatte. Es war unheimlich anstrengend und ich schloss meine Augen wieder. Ich spürte in meinem Kopf ein dumpfes Pochen. Nach einiger Zeit hatte ich meine Sinne und Nerven wieder etwas mehr unter Kontrolle. Ich spürte eine sanfte, vorsichtige Berührung an meiner Wange. Ich bekam undeutlich ein paar Worte mit, die gewechselt wurden, aber ihren Sinn verstand ich nicht wirklich. Schwäche machte sich wieder in meinem Körper breit und ich fühlte mich so... müde... so... müde... so... Ein lautes Geräusch weckte mich auf. Immer noch empfand ich Schmerzen bei jeder Bewegung, aber inzwischen waren sie nicht mehr so stark wie am Anfang. Immer noch wurde mir die Luft in die Lunge gepresst, aber inzwischen hatte ich mich dem Rhythmus angepasst, mich daran gewöhnt. So gut es mir möglich war, versuchte ich meine Augen zu öffnen. Das Bild war jetzt auch wieder etwas klarer. Ich erkannte zumindest schon einmal, dass es hell war. Vorsichtig drehte ich den Kopf nach rechts, um zu sehen, was für ein Geräusch mich geweckt hatte. Ich erkannte nur Umrisse, die ziemlich irreal wirkten, und deren Farben ineinander übergingen. Ein lautes Schimpfen. Das alles verwirrte mich. Was war hier los? Wo war ich? Irgendwoher kannte ich die Stimmen. Aber woher? Was war passiert? Ich erkannte äußerst unscharf die Konturen der Tür, die sich in diesen Moment öffnete. Eine hochgewachsene Person trat ein. Sie wandte sich an ein paar der Umrisse und schien sie zu tadeln. Mich beachtete glücklicherweise niemand. Wie in Zeitlupe hob ich meine Hand und rieb mir die Augen. Dann hielt ich sie mir ein paar Zentimeter vor mein Gesicht. Nicht mal das konnte ich scharf sehen... Es war zum verrückt werden. Warum nur war ich so verdammt hilflos? Ich spürte, dass etwas meine Hand umschloss und sie sanft drückte. Jetzt kamen auch langsam meine Erinnerungen wieder zurück an den Vorfall im Labor und an das Treffen mit Dizzy... Verwirrt blinzelte ich. Der Händedruck war angenehm. "Kenny?", hörte ich leise eine Stimme fragen. Ich blickte zu der Stelle, wo die Stimme hergekommen war. Es hatte die selbe Person gesprochen, die meine Hand hielt. Zwar sah ich alles nur grob, aber ich wusste, wer es war. Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet. Aber es freute mich, ihn zu sehen. Nachdem unser letztes Treffen so unfreundlich abgelaufen war... Aber was machte Tyson hier? "Kenny... zum Glück du bist aufgewacht!" Eigentlich hatte Tyson mich nicht wieder sehen wollen. "T- Tyson?", fragte ich unsicher. Meine Stimme war zittrig und sie war hauchdünn. Es erschreckte mich ein bisschen, aber irgendwie war es mir auch klar gewesen. Ich versuchte die Stirn zu runzeln, aber es gelang mir nicht. "W-was machst... d- du hier?", vorsichtig strich er mir über die Wange, "Ray ist von den DemolitionBoys angerufen worden. Auf seinem Handy. Er war gerade beim Weggehen und da haben wir ihn gefragt, wo er hingeht. Zuerst hatte er uns eine Lüge aufgebunden, aber wir haben dann die Wahrheit aus ihm heraus gekitzelt. Weil, weißt du, wenn jemand aussieht, als sei die Mutter gestorben und derjenige behauptet, er gehe zum Kuchen kaufen, ist das nicht gerade sehr überzeugend." Ich brachte ein schwaches Lächeln zu Stande. Das war der Tyson, den ich vor vielen Jahren einmal gekannt hatte. "Hey Tyson", hörte ich eine Stimme und Bryan lehnte sich an Tysons Schulter, "Es mag sein, dass du ihm deine Lebensgeschichte erzählen willst, aber ich glaube er braucht Ruhe..." "Ja, genau, das glaube ich auch", meinte streng eine Stimme, die ich noch nie zuvor gehört hatte. Es war der hochgewachsene Mann, der vorhin das Zimmer betreten hatte. "Also lasst ihn noch etwas schlafen..." Zwar war ich wirklich müde, aber ich wollte wissen, ob Tyson immer noch wütend auf mich war. "Tja", meinte Tyson und wandte sich in letztes Mal an mich, bevor er mit den Anderen das Zimmer verließ, "Wir sehen uns dann, wenn du wieder auf den Beinen bist..." Ich warf ihm einen verwirrten Blick zu. "Wie meinst du...?" Tyson grinste. "Stephan war vorhin bei uns... Oder denkst du, du bist der Einzige, der von Biovolt Angebote bekommt?" ~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)