Broken Heart von Phase (Verloren in der Erinnerung) ================================================================================ Kapitel 1: Aus und vorbei! -------------------------- Broken Heart - Verloren in der Erinnerung Kapitel 1: Aus und Vorbei [01/05] Tyson sprang in die Luft. Wieder hatten wir ein Team besiegt. Alle rannten auf ihn zu, ganz so, als ob alles nur sein Verdienst gewesen wäre. Natürlich war der Blader für den Sieg sehr bedeutsam, aber zählte die Ausrüstung nicht auch etwas? Ich hatte mich gestern den ganzen Tag ins Haus gesetzt, um Tysons Blade und seinen Starter so zu modifizieren, dass er einfach nur noch gewinnen konnte; Währenddessen waren die Anderen draußen im Garten gewesen und hatten es sich gut gehen lassen. Statt einem "Danke, Kenny!", das wenigstens früher, als wir auf dem Weg zum Weltmeistertitel gewesen waren, noch einige Male nach meiner Arbeit über Tysons Lippen gekommen war, musste ich mich mit einer kränkenden Bemerkung wie "Kenny, wieso sitzt du hier drinnen und arbeitest wie ein Blöder? Draußen ist schönes Wetter und außerdem wirst du eh nicht mehr viel an Dragoon verbessern können..." zufrieden geben. Natürlich konnte man Dragoon noch um Einiges steigern. Tyson schien in all den Siegen zu vergessen, dass nicht nur der Blader, sondern auch das Blade Top sein musste. Ray und Max schlugen Tyson auf die Schultern und lobten sein Talent, Kai stand daneben und schien auch mit Tysons Leistung zufrieden zu sein. Ich war als Einziger auf der Bank sitzen geblieben und schaute den Anderen zu, als plötzlich Tyson zu mir trat. "Und?", fragte er, "Willst du mir nicht auch gratulieren?" In meinem Inneren explodierte etwas. Zu lange hatte ich mir jetzt schon sein überhebliches Gerede angehört. Was dachte der sich? Immerhin hatte ich die letzte Zeit hart dafür gearbeitet, nur damit er diesen dämlichen Kampf gewann! Statt "Ohne deine Hilfe hätte ich das nicht geschafft, Kenny, Danke!" nur ein "Willst du mir nicht gratulieren?"? Glaubte er etwa, er würde alles alleine schaffen? Ich versuchte mich zu beruhigen, wie ich es bisher immer getan hatte. Immer wurde nur Tyson gelobt, und was war mit mir? Aber solange er sich nicht über meine Arbeit lustig machte... "Das war ein klasse Kampf, Tyson! Dragoon war in bester Form!" Es war ein letzter, verzweifelter Versuch ein kleines Lob zu bekommen... Aber was konnte man von Tyson schon erwarten? Tyson antwortete schlicht und ergreifend mit "Natürlich, das ist er doch immer!". Es war einfach ungerecht! Wofür machte ich die ganze Arbeit? Die Anderen erkannten mich auch nicht einmal als richtiges Teammitglied an. Immer war ich nur der Techniker, der die Blades in Ordnung halten sollte, aber der kein bisschen Dank erntete. Es war ein Teufelskreis! Je mehr ich mich bemühte, um so weniger beachteten sie mich. War es vielleicht, weil ich der Jüngste war? Tyson hatte sich inzwischen wieder den Anderen zugewandt. Natürlich wollte er mit dem Team feiern gehen, aber das war wirklich das Letzte, worauf ich jetzt Lust hatte. Ich drehte mich um und wollte weggehen, als Kai mich ansprach. "Wohin gehst du?" Kurz zögerte ich, dann blieb ich stehen und drehte mich zu ihm um. "Äh... Ich wollte nur ein bisschen frische Luft schnappen..." ...und meine Wut abreagieren. Irgendwie... Ich verlies mit schnellen Schritten die Arena. Draußen wehte ein eisiger Wind und der Abend war bereits hereingebrochen. Das Gefühl der Freundschaft, das ich früher bei den BladeBreakers immer gespürt hatte, war schon lange verloschen. Mir war elend zu Mute. Ich setzte mich auf einen Baumstumpf, wollte nachdenken... und alleine sein. Ich stand kurz davor zu weinen. Wieso? Wieso schuftete ich den ganzen Tag, nur damit Tyson den ganzen Ruhm abbekam? Ich glaube, ich wollte einfach nur, dass sie mich mochten, dass sie mich akzeptierten. Ich wollte, dass vielleicht Einer von den Vieren mich verstand. Ich wollte einen richtigen Freund, der mir half, bei dem es mir Spaß machte ihm zu helfen, der nach jedem Sieg zu mir kam, mich glücklich anlächelte und sagte: "Danke Kenny, du bist genial! Wie gut, dass du mein Freund bist!" Ich wollte nicht, dass es so weiter ging, wie es bisher war. Aber wie? Wie sollte ich das anstellen? Ich seufzte. Viel würde sich ja sowieso nicht ändern. Hinter mir war plötzlich ein Rascheln zu hören. Ich drehte mich um. Da stand ein Mann. Er blickte zu mir herüber. "Ein toller Kampf, nicht wahr?" Ich schnaubte. Ich hatte wirklich keine Lust Tyson im Lob zu ertränken. "Ja", meinte ich trotzig und erhob mich von meinem Platz, um zu gehen. "Aber ich glaube nicht, dass Tyson es ohne sein modifiziertes Blade geschafft hätte. Das war exzellente Arbeit, die du da geleistet hast..." Wie angewurzelt blieb ich stehen. Das war es, was ich hatte hören wollen... Ein kleines Lob. Ich drehte mich um. "Wer sind sie?", fragte ich neugierig. "Ich bin Stephan. Einfach nur Stephan. Ich finde deine Arbeit an den Blades deiner Freunde sehr faszinierend. Und nicht nur ich..." Was? Es gab Jemanden, der meine ganze Arbeit, die ich mir in den letzten Jahren mit der Erforschung der BeyBlades gemacht hatte, schätzte? Wer? In mir machte sich Stolz breit. Es war angenehm, nach all den Erniedrigungen, die mir Tyson mehr oder weniger unwissend zugefügt hatte, auch einmal etwas Positives über meine Arbeit zu hören. Mein Herz schlug höher. "... sondern auch unsere Forscher finden sie höchst interessant..." "Sie haben ein eigenes Forschungsteam?", fragte ich verdutzt. Bei Forschern anerkannt. Das hatte ich mir schon immer gewünscht. "Ja, und wir würden gerne wissen, ob du bei uns, das heißt bei Biovolt, beitreten würdest..." Ich starrte ihn an. Biovolt? War der irre? Eigentlich hatten die BladeBreakers Biovolt vor zwei Jahren zerschlagen! Biovolt sollte wieder existieren? Ich sollte beitreten? Nie im Leben! Biovolt... Biovolt wollte schon seit langem die Weltherrschaft an sich reisen. Nein, da würde ich sicher nicht mithelfen. "Nein!", sagte ich entschlossen. "Bist du dir da sicher?", fragte Stephan. "Ja! Sie glauben wohl, dass Sie mich mit ein bisschen Lob auf Ihre Seite ziehen könnten?! Nein! Ich gehe nicht zu Biovolt. Nie würde ich die BladeBreakers verraten!" "Denke in Ruhe darüber nach. Vor allem darüber, was du den BladeBreakers überhaupt schuldest, oder eher, was sie dir eigentlich schuldig sind", meinte Stephan ruhig. Er reichte mir eine Visitenkarte. "Falls du es dir doch noch anders überlegen solltest, komm einfach vorbei." Mit diesen Worten verschwand er. Ich stierte ihm nach. Was dachte der sich? Ich selbst hatte damals mitgeholfen Biovolt zu vernichten! Am liebsten hätte ich die Karte einfach zerrissen. Aber ich musste Tyson, Max, Ray und Kai zeigen, dass Biovolt noch existierte. So schnell ich konnte rannte ich zu dem Apartment, in dem ich und die BladeBreakers wohnten. Als ich unsere Räumlichkeiten betrat, hörte ich bereits Tysons Stimme, die laut herausposaunte, dass er der Beste sei und nicht besiegt werden könnte. Ich betrat das Zimmer. "Tyson...", fing ich an, ich wollte so schnell wie möglich über Biovolt mit ihm reden. Doch was ich sah, lies mich endgültig ausrasten: Tyson schien es für witzig zu halten, Dragoon immer wieder gegen die Wand krachen zu lassen! Davon ging das Blade doch kaputt! Fand er es lustig, meine sieben Stunden, die ich mit den Modifikationen verbracht hatte, einfach so zu zerstören? Ich war außer mir. "Sag mal, spinnst du, Tyson?", brüllte ich ihn an. Er schaute mich verdutzt an und in meiner Wut stürmte ich Hals über Kopf wieder nach draußen. Irgendwo hin. Wieso hatte er das gemacht? Meine ganze Arbeit... Die BladeBraekers... Inzwischen schienen sie mir überhaupt nichts mehr zu bedeuten: Alles, was ich mir mühsam erbaut hatte, warfen sie wieder zusammen. Nein! So sollte es nicht weiter gehen. Und eigentlich sehnte ich mich nach jemanden, der mir auf die Schulter klopfte. So wie... Es war schwer für mich es einzugestehen, aber dieser Stephan hatte genau das getan, was ich mir von meinen Freunden immer gewünscht hatte. Er hatte mir das Gefühl gegeben, gebraucht zu werden, eine Leistung zu vollbringen, die Anerkennung verdiente. Ich zog die Visitenkarte aus meiner Tasche. Sollte ich...? Nein! Ich versuchte mich zurecht zu weisen. Nein, nein, nein! Nicht zu Biovolt! Ich wollte keine Marionette sein! Ich wollte.... was wollte ich überhaupt? Ich fing an zu weinen und fiel auf meine Knie. Es war so jämmerlich! Wieso führte ich mich so auf? Ich hatte die Wahl: Biovolt oder die BladeBreakers... Biovolt oder BladeBreakers. Ich hatte einen Entschluss gefasst. Hoffentlich würde ich ihn später nicht bereuen... Zitternd richtete ich mich auf und wischte die Tränen aus meinem Gesicht. Biovolt. Wieso auch nicht? Vielleicht war es ja gar nicht so schlimm... Aber trotzdem wollte ich noch einmal eine Nacht über meinen Entschluss schlafen. Vielleicht war ich im Moment einfach zu aufgewühlt, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Wenn ich jetzt überstürzt handeln würde - Mit einem leisen Seufzen schüttelte ich den Kopf. Ich brauchte einen Ort, an dem ich nocheinmal in Ruhe alles überdenken und mich ausruhen konnte. Aber wo? Unsicher stand ich vor der Bürotür von Stephan. Ob die Anderen mich bereits vermissten oder nach mir suchten? Wahrscheinlich nicht... Ich klopfte an die Tür und als ein "Ja, Bitte?" ertönte, öffnete ich sie vorsichtig, ehe ich den Raum betrat. Stephan schien ein bisschen überrascht zu sein mich zu sehen. "Und? Hast du dich entschieden für uns zu arbeiten?", fragte er höflich und schenkte mir ein freundliches Lächeln. Ich nickte. Es gab kein Zurück mehr. Auch wenn ich mir nicht sicher war, ob ich richtig entschieden hatte. Es gab von nun an kein Zurück... "Das ist schön. Am Besten zeigen wir dir jetzt erst einmal dein Zimmer und dann werden sich ein paar Mitarbeiter um dich kümmern..." Ich blinzelte verwirrt. Zuerst Zimmer, dann Hypnose? Oder was meinte er mit ,kümmern'? Er stand auf und trat ein paar Schritte auf mich zu. "Ich habe erfahren, dass du eine äh... sozusagen Auseinandersetzung mit deinen Teamkollegen hattest..." Woher wusste er das? Verdammt noch mal, wurde mir nachspioniert? Er legte mir eine Hand auf den Rücken und führte mich einen schmalen Gang entlang. Ich musterte meine Umgebung genau. "Du brauchst keine Angst zu haben", sagte er und als wir vor einer Treppe zum Stehen kamen meinte er: "So, du musst nur noch hier hinunter. Dort wirst du Jemanden treffen, der dich vorerst in alles Weitere einweisen wird..." Mit diesen Worten verschwand er wieder. Unsicher musterte ich die Stufen vor mir. Sollte ich? Aber eine Möglichkeit zurück zu gehen hatte ich nicht. Ich sprach mir in meinem Inneren Mut zu.Langsam stieg ich hinab. Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis ich endlich unten war. Ich schaute mich in dem Raum um, in dem ich mich jetzt befand. Er war groß, und die Mauern waren aus Stein. Eigentlich hatte ich immer gedacht, dass sich das Biovolthauptquartier in Russland befand und nicht hier in Japan. Oder gab es etwa mehrere Stützpunkte? Mein Blick fuhr die Wand entlang und blieb an einem Durchgang hängen, in dessen Bogen eine Gestalt lehnte. Ich sah zwar nur schwarze Umrisse, aber ich wusste genau, wer diese Gestalt war. Ich kannte sie schon weitaus länger als drei Jahre... Atemlos stieß ich den Namen aus: "Ray..." Der Blick der Gestalt richtete sich auf mich. Ray blinzelte. "Du bist der Neue, Kenny?", fragte er sichtlich verdattert. Anscheinend hatte er nicht mit mir gerechnet. Langsam nickte ich. "Ray, du... arbeitest bei Biovolt?" Ray grinste. "Du doch jetzt auch, oder? Komm, ich zeig dir dein Zimmer. Ich warte schon seit einiger Zeit." Er ging durch den Durchgang, drehte sich um und wartete, bis ich ihn endlich eingeholt hatte. Gemeinsam liefen wir dann durch die steinernen Gänge. Ich fragte mich, wie lange Ray wohl schon bei Biovolt arbeitete. Ganz so, als könnte er meine Gedanken lesen, meinte er plötzlich: "Kurz nachdem wir die AllStarz besiegt hatten..." "Was?", fragte ich verdattert. "Du überlegst doch schon die ganze Zeit, seit wann ich bei Biovolt arbeite..." Ich warf ihm einen erschrockenen Blick hinüber. "So lange? Dann wusste Kai, dass du auch bei Biovolt bist? Und weshalb hat Bryan dir dann im Finalkampf so zugesetzt? Und weshalb hast du nicht absichtlich verloren? Dann hätte Biovolt doch gewonnen!", die Fragen sprudelten aus mir heraus. Ich wollte es wissen. War die Zuneigung, die Ray für sein Team empfunden hatte, nur gespielt gewesen? Wieder lächelte Ray. Dieses Lächeln gefiel mir nicht. Es war ein ,du musst noch viel lernen' - Lächeln. Das ärgerte mich. So jung war ich inzwischen auch nicht mehr. "Nein, Kai wusste es nicht. Woher auch? Ich war nicht dort tätig, wo Kai arbeitete und man beschloss, Kai nichts von mir zu erzählen, weil Einige befürchteten, dass er Biovolt wieder verlassen würde... und dann wäre dieses Wissen für beide Seiten gefährlich gewesen. Du fragst dich sicher, weshalb ich bei Biovolt arbeite. Das wirst du auch noch erfahren. Du hast ja genug Zeit." Wir waren bei meinem Zimmer angekommen. Eigentlich hätte ich Hassgefühle gegenüber Ray empfinden müssen. Er hatte das Team verraten... Aber tat ich das Gleiche nicht selbst gerade? "Also, hier schläfst du", Ray öffnete langsam die Tür und ich staunte nicht schlecht: Eigentlich hatte ich ein kleines, simples Zimmer erwartet, aber es wirkte eher wie eine Hotelsuite der teueren Art. Die Wände waren weiß gestrichen, orange Gardinen waren an den beiden Fenstern befestigt. Es gab ein schön hergerichtetes Bett, einen breiten, hölzernen Schreibtisch und eine Sitzecke mit Sesseln. Eine kleine Tür führte in ein Nebenzimmer - ich vermutete, dass es sich um das Badezimmer handelte. Ich konnte den Blick kaum abwenden. Da fasste Ray mich am Handgelenk. "Komm, wir müssen weiter." Ich folgte ihm, doch eine weitere Frage bedrängte mich. Ich blieb stehen. "Ray, weshalb ist mein Zimmer so eingerichtet? Bei Boris in der Abtei..." Ray unterbrach mich: "Boris Abtei war nur eines der Trainingszentren. Das hier ist eines der Hauptgebäude. Bei Boris mussten gute von schlechten Bladern getrennt werden. Hier sind nur die Guten." "Wie bist du zu Biovolt gekommen?", ich wusste, dass Ray meine Fragen wahrscheinlich nervten, aber in seiner Stimme schwang nur ein amüsierter Unterton mit. "Ich wurde von Jemandem angesprochen", er grinste mich frech an. "von Jemandem, den du übrigens auch kennst. Sie arbeitet auch hier. Damals hatte sie mir erklärt, dass ich ein wichtiges Mitglied sein würde und jede Menge gute Gründe hatte sie mir auch genannt. Ich wusste, dass es mir hier gefallen würde. Sie hat mir alles erzählt, über die Trainingsmethoden, über die Behandlung hier. Du wirst mir sicher nicht glauben, aber ich konnte mich im BeyBladen hier ungemein steigern. Die Trainingsausrüstungen, die es hier gibt, sind einfach einzigartig!" Wieder blieb er vor einer Tür stehen und ich hätte ihn beinahe umgerannt. "So!", meinte er, "Hier wirst du jetzt neu eingekleidet und so, ich bezweifle, dass du während deinen Forschungen hier noch Zeit finden wirst zurück zu den BladeBreakers zu gehen." Ich blickte ihn an. Bis jetzt war es hier gar nicht mal so schlecht. So, wie Ray es beschrieb, würde es mir hier sicherlich gefallen. Ich betrat einen großen Saal und ein paar Leute kamen plötzlich auf mich zugerannt. Sie musterten mich neugierig von Oben bis Unten, nahmen mich an meinen Handgelenken und zogen mich zu einem Stuhl, auf den ich mich gehorsam setzte. Es war erstaunlich: obwohl ich immer gedacht hatte, bei Biovolt sei Zwang und Gewalt oberste Priorität, lächelten alle und ihre Arbeit schien ihnen außerordentlichen Spaß zu machen. Was war das für ein Stützpunkt? Ich erinnerte mich an Boris' Abtei, die schuftenden Kinder, die gezwungen wurden zu trainieren... Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als plötzlich eine der Gestalten mit einer Schere auf mich zukam. Was sollte das? Aber obwohl sich Panik in mir breit machte, rührte ich mich nicht. Ich zitterte nicht einmal. Vertraute ich diesen Menschen etwa? Ja, so war es wohl. Sie wirkten sehr überzeugend auf mich und aus irgendeinem Grund wusste - nein, spürte - ich, dass ich mich nicht zu fürchten brauchte. Sie nahmen mir die Brille aus dem Haar und fingen an mich neu zu frisieren: Sie kürzten mein Pony, meine wiederstrebenden Haarsträhnen, die immer von meinem Kopf abstanden. Dann brachten sie mir eine große Auswahl von Kleidung, gaben mir Tipps, was am besten zu mir passte... Was sollte das? War aus Biovolt ein Beauty-Shop geworden? Allerdings staunte ich nicht schlecht, als sie mich letzten Endes vor einen großen Spiegel schoben: Es war nicht Klein-Kenny, der mich da anschaute, es war jemand anderes. Jemand mit kurzen Haaren, dessen Pony nicht vor den Augen herunter hing. Jemand mit einer blauen Jeans, einem roten Hemd und schwarzen Schuhen. Jemand, den man ernst nehmen konnte, der nicht wie ein kleines, verschüchtertes Kind dreinblickte... War ich das? Das konnte doch nicht sein!? Wo war meine Brille? Okay, sie hatten mir Kontaktlinsen gegeben, aber... Wow, ich musste zugeben, ich sah verdammt gut aus! In dem Moment betrat Ray den Saal. Er schien sich über meinen Gesichtsausdruck des Unglaubens zu amüsieren. Dann schaute er mich lächelnd an. "Willkommen bei Biovolt!" Er streckte mir seine Hand entgegen. Sofort griff ich zu und ich spürte den vertrauten, freundlichen Handdruck. Ray grinste. "Komm, ich zeig dir Alles... Wir fangen am besten bei der Forschungseinrichtung an, die wird dich wohl am meisten interessieren." Er rannte los, sein Zopf wehte durch den Druck der Geschwindigkeit nach hinten. Ich war gespannt, was es zu sehen gab und stürmte ihm hinter her, bald hatte ich ihn eingeholt. Als ich neben ihm rannte, grinste er mich wieder an. Wieso tat er das? Es schien ihm sichtlich Spaß zu machen so schnell er konnte, durch die Gänge zu huschen. War das der Ray Kon, den ich kannte? Es dauerte einige Zeit, da kamen wir vor einer großen, geschlossenen Tür an. Ray legte seine Handfläche auf einen Handabdruckscanner, der neben der schweren Tür angebracht war und sofort glitten die beiden Türhälften beiseite. Mein Herz machte Luftsprünge. Es war ein riesiges Labor, voll mit modernster Technik und jeder Menge Wissenschaftlern, die sich der BeyBlade Forschung verschrieben hatten. Es war einfach fantastisch. Ray zog an meinem Ärmel. "Komm, ich muss dir noch die anderen Sachen zeigen." Ich folgte ihm. Wir kamen zu einem weiteren Raum, der wesentlich kleiner als der große Saal von eben war. Hier wurden die ganzen Daten, die im vorhergehenden Saal gesammelt wurden, durchgeschaut und verarbeitet, um dann für die Erschaffung besserer Blades benutzt zu werden. Oder eher: um die besten Blades zu erschaffen. In einem Sessel saß eine Person, die verschiedenste Daten in einer unglaublichen Geschwindigkeit abtippte, und zwischendurch, ohne mit dem Tippen aufzuhören, einen Schluck Kaffee, von einer Tasse, die neben ihr stand, nahm. "Hallo Emily!", meinte Ray und trat zu dem Sessel, der sich nun in seine Richtung drehte. "Nun rate mal, wer mein neuer Partner ist..." Tatsächlich! Es war Emily, von den AllStarz! Sie arbeitete für Biovolt? Das alles wurde immer merkwürdiger... Aber sie schien es zumindest gewesen zu sein, die Ray auf die Biovoltseite gebracht hatte. Sie schaute mich an und schien leicht verblüfft zu sein, aber sie begann zu grinsen. "Hi Kenny!" "Hallo Emily...", brachte ich verwirrt hervor. Wie hatte sie mich erkannt, wenn ich mich nicht mal selbst erkannte? Dann wandte sie sich wieder den Daten zu. "In welcher Abteilung wirst du arbeiten?", fragte sie neugierig. "Abteilung?" Was? Welche Abteilung? Was war denn jetzt los? Ich verstand überhaupt nichts mehr. "In Abteilung Vier wird er arbeiten, unser Guter!", Ray schlug mir freundschaftlich auf den Rücken. Emily hob anerkennend die Augenbrauen. "Abteilung Vier? Nicht schlecht! Dort ist ja die Erprobung und Verbesserung der Blades. Dann kannst du Ray und den Anderen beim Training zuschauen, Kenny!" Training? Erprobung und Verbesserung der Blades? Wo war ich da nur hinein geraten? Ray schob mich zur Tür. "Tschau Emily, bis nachher, beim Essen!" "Tschüß, Jungs!" Irgendwie fing ich an Ray immer mehr zu mögen. Bei der Zeit bei den BladeBreakers hatten wir fast nichts miteinander zu tun gehabt und innerhalb kürzester Zeit, war er mir nun ans Herz gewachsen wie ein älterer Bruder. Es freute mich, dass Emily und Ray hier waren, so war ich in der neuen Umgebung nicht völlig alleine. Wir betraten eine weitere Halle; Sie war mindestens zehn Hektar groß. Überall standen die verschiedensten Arten von Arenen: Hindernislose, welche mit Hindernissen, mit speziellen Tricks, einige schienen die Ausdauer und Geschwindigkeit zu messen. Es war einfach toll! "Hier wirst du arbeiten!", meinte Ray stolz. Ich war sprachlos! Hier durfte ich arbeiten und Dinge ausprobieren? Aber... Moment mal! Erst jetzt fiel mir auf, dass ich Dizzy noch unter meinem Arm hatte. Ich hatte ihr überhaupt nichts von meinem Austritt bei den BladeBreakers erzählt. Bestimmt würde sie wütend werden... "Komm!", rief Ray mir zu, er war schon vorrausgegangen. "Komm, ich will dich den Anderen zeigen!" Den Anderen? War hier noch jemand, den ich kannte? Unsicher lief ich ihm hinter her, auf vier Jungen zu, die in der Raummitte um eine Arena standen und bladeten. Die beiden Blader wurden lautstark von ihren Freunden angefeuert. Als wir näher kamen, ging der Kampf gerade seinem Ende entgegen und je näher wir herantraten, desto klarer wurde mir, wer da stand: Die DemolitionBoys! Tala schien den Kampf gewonnen zu haben. Er hatte gegen Bryan gekämpft, der jetzt so tat, als würde er in Tränen ausbrechen. Man merkte deutlich, dass er es nur zum Spaß machte, denn er sprach etwas davon, dass er die Schande nicht ertragen konnte und sich deshalb erstechen wollte. Ich blinzelte. Was ging denn da ab? War ich in der Irrenanstalt gelandet? Nun ja, Tala, Ian und Spencer lachten über Bryans schlecht inszeniertes Theater. Bald bemerkten sie mich und Ray. Tala grinste. "Ray! Da bist du ja wieder! Wen hast du denn da mitgebracht?" Er schlug bei Ray ein und schien mich dann zu erkennen. "Du bist doch Kenny von den BladeBreakers, oder?" Ich nickte und er reichte mir die Hand. "Hi! Toll, dass du jetzt zu unserem Team dazu gehörst!" Meinte er es ernst? Ich ein Mitglied der DemolitionBoys? Ich fühlte mich überrumpelt. So viel Freude hatte ich schon lange nicht mehr gespürt. Dabei wusste ich nicht einmal wieso. Bis vor einiger Zeit waren die DemolitionBoys für mich der Inbegriff eines schlechten und bösartigen Beybladeteams gewesen, aber nun... Sie hatten sich verändert. Und es freute mich wirklich, dass sie mich sofort in ihrem "Team" willkommen hießen, obwohl sie mich nicht wirklich kannten. Ich brachte ein breites Lächeln zustande. Es war toll hier! Wie in einer etwas groß geratenen Familie... Auch die anderen Teammitglieder begrüßten mich und lächelten. Selbst Bryan! Hatte es nicht damals gehießen, dass er nur Hass empfinden konnte? Aber er schien der Aufgeweckteste von Allen zu sein: Ständig machte er Witze und kleine Späßeleien, über die Alle, selbst ich, lachen mussten. Es war hier viel besser als bei den BladeBreakers. Nie wieder... Nie wieder würde ich zurück zu Tyson gehen, der mich am liebsten erniedrigte. Nie wieder! ~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)