Brieftauben aus aller Welt von demona1984 ================================================================================ Kapitel 1: Erstes Jahr ---------------------- Erstes Jahr Genauso müde wie immer saß Severus auf seinem Platz am Lehrertisch und ließ den Blick eher gelangweilt durch die große Halle schweifen. Warum hatte er diesen Posten nur wieder angenommen? Er hätte sein Leben neu ordnen können, schließlich war er endlich frei. Von allen Verpflichtungen befreit, mit dem Merlin-Orden ausgezeichnet und mit genug Gold im Verlies um eigentlich ein angenehmes Leben zu führen. Dennoch war er auf Minervas Bitte nach Hogwarts zurückgekehrt, als Zaubertränkelehrer und Hauslehrer von Slytherin. Genau wie die letzten zwanzig Jahre. Severus seufzte leise, er wusste genau, warum er wieder hierher gekommen war. Was sollte er auch sonst machen? Er hatte schlicht und einfach kein Leben außerhalb von Hogwarts. Seine Aufgabe war erfüllt, der Bengel hatte es wirklich geschafft den dunklen Lord zu besiegen und wider seiner eigenen Erwartung hatte er diesen verdammten Krieg sogar überlebt. Was er allerdings nicht diesen unfähigen Leuten im Ministerium oder St. Mungo verdankte, nur sein eigener Gegengifttrank hatte ihn vor dem Gift von Nagini gerettet. Manchmal fragte er sich, wieso er überhaupt um sein Leben gekämpft hatte? Er hatte nichts. Seine ehemals bester Freund Lucius war tot, Draco und Narzissa hatten das Land verlassen und damit das letzte bisschen Familie mitgenommen, was er jemals hatte. Freunde hatte er keine und auch wenn sein Ruf wieder rein gewaschen war, niemand wollte wirklich etwas mit ihm zu tun haben. Er hatte keine Hobbys, er hatte keine Bekannten, er hatte nur diesen Job hier in Hogwarts und deswegen hatte er wieder angefangen hier zu arbeiten. Missmutig griff er nach seinem Kaffee, es würde ja doch nicht besser werden wenn er in Selbstmitleid versank also schob er die düsteren Gedanken beiseite. Er hatte die letzten Jahrzehnte so gelebt, da würde es auf die nächsten Jahre auch nicht mehr ankommen. Vielleicht würde er irgendwann den Mut aufbringen etwas zu ändern. Das allgegenwärtige Gemurmel der Schüler wurde plötzlich immer lauter, Köpfe wandten sich um, Arme wurden gehoben um nach oben zu deuten. Die Lehrer folgten den Fingern mit ihren Blicken und schnell war klar, was die Aufmerksamkeit der Schüler auf sich zog. Zwischen den normalen, braunen Posteulen und den wenigen Käuzen drehte ein großer, weißer Vogel seine Runden, er schien unsicher wo er wirklich hin musste. „Was ist das?“, fragte Filius. „Das ist ein Storch“, kam fassungslos von Minerva. „Seit wann nutzen wir Störche?“ „Sehr gute Frage“, murmelte Minerva, „noch interessanter wäre allerdings, zu wem er will.“ Der Storch drehte gerade ab und flog langsam auf den Lehrertisch zu. Unter den, immer größer werdenden, Augen der Anwesenden wurde sehr schnell ersichtlich, dass sein Ziel im allseits gehassten Zaubertränkelehrer lag. „Severus, möchtest du uns etwas sagen?“, fragte Pomona grinsend, „normal bringt der Storch doch die Kinderlein.“ „Das wüsste ich“, sagte Severus trocken, er räumte aber dennoch sein Geschirr beiseite um dem großen Tier das Landen zu ermöglichen. Der Storch, der an einem der langen Beine eine Art Rolle gebunden hatte, landete mehr als ungelenk auf dem glatten Tisch, seine Flügel fegten nicht nur einiges an Geschirr zu Boden sondern sorgten auch dafür, dass Severus und Minerva sich das Kämmen am Morgen hätten sparen könnten. „Pass doch auf, du verfluchte Ente“, fauchte Severus, nur um sich dann vor dem langen Schnabel in Sicherheit zu bringen denn das Tier klapperte erbost nach ihm. „Severus, der Storch und die Ente gehören nicht mal zur gleichen Familie“, mahnte Pomona bemüht ernst, ihr breites Grinsen verriet sie aber. „Beides kann man braten“, gab Severus zurück, der Storch sah ihn empört an, streckte ihm aber dann sein Bein entgegen. Misstrauisch nahm Severus die Rolle ab, ein leeres Bambusrohr. „Wenn du jetzt einen Frosch erwartest, muss ich dich enttäuschen und jetzt runter von meinem Platz, du Ente“, fauchte Severus. Der Storch klapperte nochmal wütend mit dem Schnabel, schlug aber dann mit den Flügeln und startete. Ob es Absicht war, dass er die Flügel Severus dabei nochmal gegen den Kopf schlug, konnte keiner sagen aber das schadenfrohe Klappern war überdeutlich zu hören. Unter den fassungslosen Blicken der Schüler, die das Tier die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen hatten, schraubte er sich langsam höher. Doch er verließ die Halle nicht sondern drehte unter der Decke seine Runden. Scheinbar sollte er auf eine Antwort warten. „Was hast du da?“, fragte Minerva, die versuchte sich ihre Neugier nicht anmerken zu lassen. Severus drehte das Rohr in seinen Händen bis er Schrift fand und vorlas, „alles Gute zum Geburtstag.“ „Du hast heute Geburtstag?“, kam die Frage. „Ja, wie jedes Jahr“, gab Severus ausweichend zurück während er den Korken aus dem Rohr zog und den Inhalt vorsichtig raus schüttelte. Zum Vorschein kam eine kleine Pflanze, die scheinbar unter einem Stasiszauber stand und ein zusammengerolltes Pergament. „Sieht nach einer Verehrerin aus“, grinste Filius. „Auch das wüsste ich. Wahrscheinlich ein schlechter Scherz von einem Schüler.“ „Mit einem Storch?“, fragte Minerva, „was ist das eigentlich für eine Pflanze?“ Sie musterte die kleine, grüne Pflanze mit den sternförmigen, weißen Hochblättern, sie kam ihr bekannt vor aber sie konnte es nicht einordnen. „Ein Alpen-Edelweiß“, gab Severus abwesend zurück während er das Rohr zur Seite legte und das Pergament entrollte, die Pflanze lag wohl verwahrt in ihrem Zauber auf einem freien Plätzchen vor ihm. Da sie komplett mit Wurzeln geliefert wurde, wollte der Absender wohl, dass er sie einpflanzte. Doch zunächst wollte er wissen wer ihm diese Pflanze schickte. „Hallo Severus, nein, das ist kein schlechter Scherz eines Schülers, denn das war bestimmt dein erster Gedanke. Ich meine alles, was ich hier schreibe todernst. Du kennst mich, sehr gut sogar aber wenn du wüsstest wer ich wirklich bin, würdest du wohl diesen Brief nicht mal zu ende lesen. Daher wirst du mir wohl verzeihen wenn ich meinen Namen vorläufig für mich behalte. Vielleicht kannst du es dir ja denken, vielleicht habe ich aber auch das Glück, dass du nicht darauf kommst und mich in Ruhe anhörst. Ich möchte dich gerne näher kennenlernen, nicht als Freund sondern als Mann, als festen Gefährten und Partner. Ich verstehe natürlich wenn du das nicht wünscht weil es da diesen winzigen Haken gibt, dass ich ebenfalls männlich bin und du am männlichen Geschlecht vielleicht kein Interesse zeigst. Da ich aber aus einer sehr zuverlässigen Quelle weiß, dass du zu früheren Zeiten wohl mal engeren Kontakt zu einem Mann hattest, hege ich die Hoffnung, dass sich diese Vorlieben nicht geändert haben. Leider befinde ich mich momentan in Europa, deswegen auch der Storch und keine Eule, scheinbar sind die hier nicht so verbreitet und ich werde wohl auch die nächsten Jahre nicht mehr nach England zurückkehren. Ich habe da einfach nichts wofür es sich lohnt da zu leben. Ein Partner würde das natürlich ändern aber ich will ja nichts überstürzen. Der Storch, den ich dir geschickt habe, würde gerne deine Antwort mitnehmen wenn du mir schreiben möchtest. Ich würde mich freuen wenn wir uns zumindest auf dem Papier schon mal etwas kennenlernen könnten. Also hoffe ich einfach mal auf eine Antwort von dir. Sehr liebe Grüße Ich.“ Er las den Brief drei mal aber die Worte änderten sich nicht, er wusste nicht ob er fassungslos, ratlos oder beides sein sollte denn damit hätte er nie gerechnet. Niemand wusste, wann er Geburtstag hatte, warum auch? Es war nie notwendig. Sein Blick ging nochmal kurz über den Brief, dann über die Rose bevor sich sein Gesichtsausdruck verfinsterte. „Severus?“, fragte Minerva. „Ein schlechter Scherz, nichts weiter“, knurrte er während den Brief zu einer Kugel zusammen knüllte. Ein erbostes Klappern war die Antwort darauf. „Verschwinde, du bekommst keine Antwort auf diesen Schwachsinn“, rief Severus dem Vogel zu, der nur enttäuscht mit dem Schnabel klapperte und dann zum Fenster raus flog. „Severus, alles in Ordnung?“, fragte Minerva erneut, „warum hast du nicht gesagt, dass du heute Geburtstag hast?“ „Warum sollte ich? Es ist ein Tag wie jeder Andere, nichts Besonderes und dieser unangenehme, lächerliche Scherz ist mehr als unpassend“, knurrte Severus. Er erhob sich und verließ die Große Halle, den zusammengeknüllten Brief ließ er einfach zurück. Das Edelweiß hatte er allerdings mitgenommen. Er hatte nichts übrig für solche geschmacklosen Scherze. Aber gut, einen Scherz im Jahr auf seine Kosten konnte er verkraften, der Scherzbold würde merken, dass er sich auf so einen Scherz nicht einließ. Kurz dachte er darüber nach, was passiert wäre wenn er geantwortet hätte aber dann schüttelte er den Kopf, wahrscheinlich hätte sich sein Scherzbold über ihn tot gelacht. Darauf konnte er verzichten, es war ja nur ein Tag im Jahr und wenn er nicht reagierte, würde er diesem Scherzbold die Lust nehmen, er würde sich nicht nochmal mit so etwas melden. Kapitel 2: Zweites Jahr ----------------------- Zweites Jahr Wie sehr sich Severus damit irrte, stellte er genau ein Jahr später fest. Er hatte den peinlichen Auftritt mit diesem Storch eigentlich schon vergessen und saß, wie jeden Tag, am Lehrertisch um zu frühstücken als er mit aller Macht in eine Art Déjà-vu gezogen wurde. Das Gemurmel der Schüler wurde lauter, Hälse reckten sich, Blicke gingen zur Decke und schnell hatte er den Vogel ausgemacht. Schillernd blaues Gefieder schimmerte zwischen den braunen und schwarzen Eulen, breite Flügel mit rotbraunen Außenfedern und ebenso gefärbte Schwanzfedern wo eigentlich die berühmten Federn mit den großen, blau irisierenden Augen sein sollten. „Ist das ein Pfau?“, fragte Minerva verwundert während das Tier langsam abdrehte und direkt auf Severus zuhielt. „Haben die nicht so lange Schwanzfedern?“, fragte Poppy. „Nicht nach der Balz“, kam abwesend von Severus, der den Tisch wieder freiräumte. Im Gegensatz zum Vorjahr landete der Pfau sehr elegant auf dem Tisch und drehte ihm sofort den Rücken zu, zwischen seinen Flügeln war ein Stück Bambusrohr befestigt. Severus befreite den Pfau von seiner Last und sah dabei zu, wie es sich das Tier vor ihm auf dem Tisch bequem machte. „Du sollst auf eine Antwort warten?“, fragte er überflüssigerweise. Das Tier neigte nur den Kopf leicht bevor er ihn aus großen, dunklen Augen ansah. Unter dem aufmerksamen Blick des Pfaus öffnete er das Rohr und holte seine Geschenke heraus. Zum Vorschein kam wieder ein Pergament, eine Blume und diesmal auch eine kleine, hölzerne Figur. „Ist das eine Kuh?“, fragte Filius skeptisch. „Ja, eine indische Kuh, sie gelten als heilig“, sagte Severus, der die Figur fast schon bewundernd musterte. Die Kuh war von einem tiefen Dunkelbraun und war am Kopf und an den Fesseln mit winzigen, goldenen Ketten und kleinen Blumen aus Edelsteinen geschmückt. „Sie ist wunderschön“, kam von Minerva. Severus konnte nur sprachlos nicken. Scheinbar war sein Scherzbold weiter gezogen und hielt sich jetzt in Indien auf, das würde auch die halb aufgeblühte Lotosknospe erklären. Er strich mit einer Fingerspitze vorsichtig über die zarten Blütenblätter, die einen rosanen Rand aufwiesen und nach innen hin immer heller wurden bis sie schließlich weiß wurden. Ein Zauber lag auf der Blume und bewahrte sie bis er sie in die Erde setzen würde. Beides, Figur wie auch Blume, waren einfach nur wunderschön. Ohne auf das Gemurmel seiner Kollegen einzugehen, entrollte er das Pergament, er war gespannt darauf was der Scherzbold sich diesmal ausgedacht hatte. „Namasté Severus, wie du wahrscheinlich bereits erraten hast, hat es mich nach Indien verschlagen und soll ich dir etwas sagen, es ist herrlich hier. Hier ist alles bunt, laut und hektisch aber auch so wunderschön. Es ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, vor allem die Kleidung aber wenn man sich auf die Kultur und die Menschen dieses Landes einlässt, kann man nur gewinnen. Die Inder sind so nett und gastfreundlich, da ist es echt von Vorteil, dass ich ein Zauberer bin und so das Sprachproblem umgehen kann. Ich hoffe, dir gefallen meine Geschenke auch wenn ich keine Antwort von dir erhalten habe aber ganz ehrlich? Ich habe auch nicht wirklich damit gerechnet, du glaubst mir nicht, du denkst wahrscheinlich, dass das alles ein schlechter Scherz eines Schüler ist. Ich kann dir versichern, dass es kein Scherz ist, ich meine das wirklich ernst. Ich werde es dir noch beweisen, glaubst du wirklich, dass ich so schnell aufgebe? Nur weil du mir einmal nicht geantwortet hast? Ich habe wesentlich schlimmere Kämpfe überstanden, da verkrafte ich auch etwas Schweigen. Ich hatte dir im ersten Brief geschrieben, dass ich dich kennenlernen will und das hat sich nicht geändert. Aber damit du dir ein etwas besseres Bild von mir machen kannst, möchte ich dir in jedem Brief etwas über mich erzählen. Vom indischen Horoskop her bin ich Kataka. Was sagt dir das? Nun, nach dem indischen Glauben sind Kataka-Menschen sehr emotional. Sie erfassen und erfahren ihre Umwelt durch ihre Gefühle. Das macht sie oftmals sehr unsicher, so dass sie Sicherheit bei anderen Menschen suchen. Sie sind häufig sehr sozial eingestellt, kümmern sich um andere und ihre Familie geht ihnen über alles. Sie sind im Leben erst dann zufrieden, wenn sie ihr Zuhause gefunden haben. Und wer mich kennt, weiß, dass das vollständig auf mich zutrifft. Leider habe ich mein Zuhause noch nicht gefunden, vielleicht hättest du ja ein Plätzchen für mich frei? Die indische Küche sagt mir sehr zu, ich bin kein großer Fleischesser aber ich liebe Fisch und gerade an der Küste bereiten die Menschen vorzügliche Fischgerichte zu. Wobei ich hier meine Liebe zu Reis in allen seinen Variationen entdeckt habe, es ist wirklich faszinierend wie vielfältig man Reis zubereiten kann. Das beste Gericht habe ich auf einer meiner Wanderungen bei einer armen Familie gegessen, gewürzte Reisbällchen mit einer Art Gemüseeintopf und Naanbrot. Auch wenn sie selber nicht viel hatten, sie waren so über meinen Besuch erfreut, dass sie mich zum Essen einladen mussten. Ich hatte gar keine Chancen nein zu sagen und ich bereue es auch nicht, es war einer der schönsten Abende in meinem Leben. Ich werde wohl im Laufe des Jahres noch weiter ziehen, mal sehen wohin es mich verschlägt. Du kannst mich jederzeit mit dem Pfau erreichen, er wird bei dir bleiben bis du ihn wieder weg schickst und dann hoffentlich mit einem Brief für mich. Ich würde mich über eine Antwort wirklich sehr freuen und hoffe einfach mal, dass du mir glaubst und mir schreibst. In der Hoffnung, dass du schreibst, mit den herzlichsten Grüßen Ich.“ „Severus?“ „Kennst du dich mit dem indischen Horoskop aus?“, fragte Severus nachdenklich. „Nein, aber in der Bibliothek gibt es ein Buch über verschiedene Horoskope, vielleicht steht das Indische mit drin.“ Abwesend nickte Severus, er wollte gerne daran glauben, dass das alles nur ein schlechter Scherz war aber irgendwie passte das nicht zusammen. Natürlich konnte man sowohl die Figur wie auch die Blume irgendwo anders kaufen aber warum sollte sich jemand so eine Mühe machen? Zudem magische Pfauen auch extrem teuer waren, Lucius hatte früher welche besessen und er war nie müde geworden zu erwähnen, wie teuer die Tiere doch gewesen waren. Sein Blick ging zu dem Tier, dass noch immer auf dem Tisch saß und mittlerweile nach seinem Toast schielte. Eher abwesend schob Severus den Teller näher an das Tier, der sich begeistert über den Inhalt des Tellers her machte. „Severus, alles in Ordnung?“, fragte Minerva. „Ja, alles in Ordnung“, sagte Severus bevor er sich an den Pfau wandte, „du kannst den Teller leer fressen und dann wieder zurück fliegen, es gibt keine Antwort.“ Ein dunkles Auge sah ihn aufmerksam an bevor der Pfau nickte und weiter pickte. Minerva wollte noch etwas sagen, kam aber nicht mehr dazu denn Severus erhob sich und verließ die Halle, diesmal blieb nur der ungewöhnliche Briefträger zurück. Nachdenklich blätterte Severus das Buch durch, er hatte das indische Horoskop schnell gefunden und Kataka stand mehr oder weniger für Löwe. Nur leider kannte er nur eine einzige Person, die in diesem Zeitraum geboren war und diese Person würde ihm keine Briefe und Geschenke schicken. Denn diese Person war niemand anderes als der große Kriegsheld Harry Potter persönlich, wer wüsste auch nicht, wann er Geburtstag hatte? Aber warum sollte der Bengel ihm Briefe und Geschenke schicken? Sie hassten sich, naja, eigentlich war er ihm mittlerweile egal aber was würde Potter dazu bewegen sich solche Scherze mit ihm zu erlauben? Severus warf einen Blick auf die Lotosblume, die neben ihm lag, sie war immer noch wunderschön aber warum lag sie hier? Warum hatte er sie ihm geschickt? War das wirklich nur ein böser Scherz und er wartete jetzt darauf, dass er wirklich antwortete um sich dann über ihn lustig zu machen? Nach weitere Überlegung kam er zu dem Schluss, dass es wohl genau das war. Es war ein schlechter, geschmackloser Scherz auf seine Kosten, der erst richtig aufgehen würde wenn er sich dazu herablassen würde zu antworten. Ja, er war einsam aber er war nicht so verzweifelt um so einen Schwachsinn zu glauben. Er würde sich nicht dazu herablassen diesen Scherz auf die Spitze zu treiben, wer würde auch ernsthaft glauben, dass der große Harry Potter Interesse an ihm hätte? Langsam veränderte Severus den schwarzen Stein, den er in sein Wohnzimmer gestellt hatte. Komplizierte Zauber schufen verschiedene Klimazonen und auf der Spitze des Steines blühte das Edelweiß, bereits seit einem Jahr. Jetzt schuf er ein Becken am Fuß des Steines, ein nierenförmiges Becken welches er langsam mit Wasser füllte. Die Zauber mussten noch etwas verändert werden und schon hatte er die perfekte Umgebung für die Lotosblume, die neben ihm auf dem Tisch lag. Direkt neben einem Buch über die indische Pflanzenwelt. Die wunderschöne Blume konnte schließlich nichts dafür, dass ihr Absender seinen schlechten Geschmack was Scherze anging von seinem Vater geerbt hatte. Unendlich vorsichtig nahm Severus die Blume und setzte sie ins Wasser, grub die Wurzeln sorgsam ein. Erst dann nahm er den Stasiszauber von der Blume, die jetzt langsam ihre Blütenblätter öffnete, ein sanfter Duft stieg auf und ließ ihn kurz genießend die Augen schließen. Es roch nach Heimat und Geborgenheit. „Schwachsinn“, murmelte er bevor er sich ruckartig von dem Stein wegdrehte und das Buch wieder weg stellte. Er sollte aufhören über diesen Schwachsinn nachzudenken. Oder über die heilige Kuhfigur, die auf seinem Schreibtisch stand. Der Schwachsinn würde aufhören weil er nicht geantwortet hatte, nicht mal Potter wäre so lästig um ihm ein drittes Mal zu schreiben. Langsam blieb er stehen und drehte sich nochmal zu dem Stein um, das Edelweiß strahlte ihm förmlich entgegen und der Duft der Lotosblume hatte mittlerweile den gesamten Raum erfüllt. Auch wenn er es sich nicht gerne eingestand aber er fand es irgendwie tröstlich, dass es wenigstens für zwei Jahre jemanden gab, der an seinem Geburtstag an ihn dachte. Nun, er würde sich jedes Mal daran erinnern wenn er die Blumen sah, alles Andere würde er irgendwie verkraften. Genau wie er es die letzten Jahrzehnte auch verkraftet hatte. Kapitel 3: Drittes Jahr ----------------------- Drittes Jahr Er war nervös, so nervös, dass er die ganze Nacht nicht geschlafen hatte. Würde heute wieder ein Vogel kommen? Wenn ja, aus welchem Teil der Welt würde er diesmal stammen? Würde er wieder einen Brief dabei haben? Und eine Pflanze? Vielleicht sogar ein Geschenk? Severus glaubte nicht wirklich daran, schließlich hatte er sich bereits zwei Mal nicht gemeldet, weder bedankt noch irgendein Lebenszeichen von sich gegeben. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Potter, wenn er es denn war, nochmal einen Brief schicken würde. Seine Ablehnung musste eigentlich überdeutlich sein. Dennoch war er nervös und da er sowieso nicht mehr schlafen konnte, stand er auf und machte sich fertig. Ob er sich nun hier im Bett rum wälzte oder etwas früher zum Frühstück ging, war ja egal. Es war nicht nur Severus' Blick, der ständig nach oben ging. Das komplette Lehrerkollegium sah immer wieder zu dem großen, offenen Fenster, durch das die Posteulen immer einflogen und auch an den Schülertischen wandten sich immer mehr Köpfe um. Als die ersten Posteulen einflogen, war es auch um den Rest geschehen, fast alle Blicke waren auf das Fenster gerichtet. Severus schluckte, wenn heute kein Vogel für ihn kam, wäre er mal wieder das Gespött der Schülerschaft. Wer würde sich auch mit ihm einlassen? Überraschte Schreie wurden laut als ein gewaltiger Vogel durch das Fenster hinein glitt. Schneeweißes Gefieder mit schwarzen Armschwingen in den Flügeln, Kopf und Hals schienen auch schwarz zu sein. „Was bei Merlin ist das?“, fragte Minerva neben ihm. „Gute Frage aber egal, was es ist, das Teil ist zu groß um auf dem Tisch zu landen“, sagte Severus während der Vogel langsam tiefer sank. Als er allerdings wirklich den Tisch anvisierte, musste Severus eingreifen, er stand schnell auf und trat zwei Schritte vom Tisch zurück. „Wenn du es wagst in meinem Frühstück zu landen, brate ich dich zum Mittagessen“, rief er dem Vogel zu, der einen heiseren Schrei hören ließ und nochmal eine Runde drehte bevor er zu der Landung direkt vor Severus ansetzte. Es gestaltete sich etwas umständlich bis der Vogel seine langen Beine und die großen Flügel sortiert hatte und schließlich vor Severus stand, er konnte ihm fast problemlos in die Augen sehen. Jetzt konnte Severus ihn auch genauer mustern, vom Auge zog sich beidseitig ein breiter, weißer Streifen in den Nacken um dort dann nach unten hin zu verlaufen. Die Stirn war schwarz und federlos und ging in eine karmesinrote Kappe über. „Was ist das?“, kam erneut die Frage vom Lehrerkollegium. „Er hat es mir noch nicht gesagt“, fauchte Severus bevor er langsam näher trat, der spitz zulaufende Schnabel gab garantiert eine gute Waffe ab. Der Vogel erinnerte ihn an einen Kranich aber er hatte noch nie so ein großes Tier gesehen. Wieder ein heiserer Schrei während ihm das Tier sein Bein entgegen streckte, daran war das altbekannte Bambusrohr befestigt. Nur langsam löste Severus das Rohr, er behielt das Tier genau im Auge denn von anderen Kranichen wusste er, dass sie bevorzugt nach den Augen ihrer Feinde hackten. Doch der Vogel blieb ruhig und ließ sich problemlos von seiner Last befreien, schnell trat Severus einen Schritt zurück bevor er den Korken entfernte. „Ich würde ja auf Japan tippen“, kommentierte Minerva den Inhalt des Bambusrohres. Severus nickte nur denn er hielt eine perfekte, hellrosa Origamirose in den Händen. Die gleiche Farbe hatte die echte Blüte, die er aus dem Rohr holte, allerdings hatte sie nur fünf runde Blütenblätter. Während Minerva die Stirn runzelte, genau wie fast alle Anderen, griff Severus erneut in den Bambus und förderte ein Pergament und einen kleinen Setzling zu Tage. „Was ist das?“ Severus hielt die Blüte hoch und den Setzling und sagte, „das ist eine Kirschblüte und ich bin mir sehr sicher, dass das ein kleiner Kirschbaum ist.“ „Das würde noch mehr für Japan sprechen.“ „Definitiv, das erklärt aber noch nicht was du bist“, sagte Severus an den Vogel gewandt, der ihn nur leise anschrie. Mit einem Schnauben trat er an ihm vorbei um sich zu setzen, er las nicht gerne im Stehen und erst als er alles sorgsam auf den Tisch gelegt hatte, entrollte er das Pergament. „Konnichi wa Severus, du kannst es dir vermutlich schon denken, mich hat es nach Japan verschlagen. Genauer gesagt befinde ich mich momentan auf Hokkaido, der Heimat meines geflügelten Boten. Ich weiß nicht, ob du weißt, was da gerade vor dir steht, also erzähle ich es dir einfach. Das ist ein Mandschurenkranich. Sie brüten hier auf Hokkaido, in den sehr unzugänglichen Kushiro-Sümpfen. Ich habe mich einem sehr netten Ornithologen angeschlossen, der die Ausnahmegenehmigung zum Betreten der Sümpfe hat. Ich hätte nie gedacht, dass Vögel beobachten so interessant sein kann. Wusstest du, dass die Kraniche vom Aussterben bedroht sind? Es ist eine Schande, sie sind so interessant. Kommen wir zu der Blüte und dem Setzling, ich hoffe, es ist alles gut angekommen. Ich bin mir sicher, du erkennst die Kirschblüte und natürlich ist es ein Kirschbaum. Ich hoffe einfach, dass du ein schönes Plätzchen für ihn finden kannst. Hast du die anderen zwei Pflanzen eigentlich weg geworfen oder hast du sie irgendwo eingepflanzt? Ich hoffe auf das Zweite, es wäre schade wenn du sie einfach weg wirfst. Aber gut, es ist deine Entscheidung. Warum eine Kirsche? Ganz einfach, ich habe an einem Kirschblütenfest teilgenommen, ich wurde wieder von einer sehr netten Familie eingeladen und es war einfach wunderschön. So viele glückliche Menschen, die einfach nur zusammen gefeiert haben und überall diese atemberaubende Schönheit der blühenden Kirschbäume. Es war Wahnsinn. Japan ist ein sehr schönes Land, das Essen ist fantastisch aber die Menschen sind mir zu steif. Diese ganzen Regeln für alles und jeden, die Sitten, die Traditionen, das ist mir alles zu steif, zu unpersönlich und daher habe ich mich dazu entschlossen mit in die Sümpfe zu begeben. Naja, eigentlich wollte ich nur aufs Land raus aber das bleibt sich gleich. Die Rose war eine Übung aber ich habe mir fast die Finger daran gebrochen also habe ich das Origami wieder aufgegeben. Okay, ich habe noch einen völlig missglückten Schwan hier stehen aber den konnte ich dir nicht schenken. Also habe ich mich nochmal an einer Rose versucht und das Ergebnis hast du hoffentlich bei dir liegen. Wir haben das letzte Mal von Horoskopen gesprochen, ich habe lange überlegt ob ich dir mein japanisches Sternzeichen sage. Das japanische und auch das chinesische Horoskop richtet sich nicht nach Monaten sondern nach Jahren und wenn ich dir mein Sternzeichen verrate, weißt du wie alt ich bin und dann bin ich mir sehr sicher, dass du weißt, wer ich bin. Aber ich möchte mit offenen Karten spielen denn ich meine das Ganze immer noch sehr ernst. Ich bin vom japanischen Sternzeichen Affe und ja, ich sehe dich jetzt schon lachen. Wobei, ich habe dich noch nie lachen gesehen. Eigentlich sehr schade. Was bist du eigentlich? Dein Geburtstag ist verwirrend denn je nachdem welchen Kalender man nimmt, bist du ein anderes Sternzeichen. Nach dem chinesischen Kalender, der ja teilweise in Japan auch noch verwendet wird, beginnt das neue Jahr erst Mitte Januar, also wärst du Schwein oder Eber, je nachdem was man nehmen möchte. Wenn man den gregorianischen Kalender nimmt, beginnt das Jahr am 1. Januar und dann wärst du Ratte. Was davon trifft eher auf dich zu? Wie immer schließe ich diesen Brief mit der Bitte um Antwort, rede doch einfach mit mir. Ich bin ein sehr netter Mensch und ich bin mir sicher, du würdest mich mögen wenn du mich nochmal voreingenommen kennenlernst. jaa, mata ne Ich.“ Severus dachte kurz nach, zum Leidwesen des Absenders kannte er sich mit dem japanischen Horoskop aus und so brauchte er nur wenige Momente um zu wissen, dass Affe entweder 1968, 1980 oder 1992 war. Das erste und das letzte Jahr schloss er aus denn zusammen mit dem Juli des indischen Horoskops war klar, dass es sich wirklich um Potter handelte. Er warf dem Kranich, der sich zufrieden putzte, einen Blick zu bevor er nochmal auf das Pergament und die Geschenke sah. Warum tat der Junge das? Er ließ Pergament und Feder erscheinen, es wurde Zeit zu antworten und diesen Spuk zu beenden, auch wenn er leider zugeben musste, dass ihm die Geschenke wirklich schmeichelten. „Potter, ja, ich weiß, wer Sie sind, das war mit Ihren Hinweisen nicht schwer herauszufinden. Ich verbitte mir in Zukunft, dass Sie Ihren geschmacklosen Scherz weiter treiben. Mir war bewusst, dass Sie Ihrem Vater nicht nur Äußerlich ähneln, Sie haben auch seinen schlechten Geschmack was Scherze angeht, geerbt. Tun Sie uns Beiden einen Gefallen und suchen Sie sich ein anderes Hobby als mich zu belästigen. Ich habe andere Dinge zu tun als mich über Ihre Frechheit zu ärgern, belästigen Sie jemand Anderen. Und mein Horoskop geht Sie nichts an. Hochachtungsvoll S. Snape.“ Er rollte das Pergament zusammen und hielt es dem Kranich hin. „Bring das zurück zum Absender.“ Der Kranich nickte eifrig, nahm das Pergament vorsichtig in den Schnabel und trat dann einige Schritte zurück, er brauchte etwas mehr Platz zum Abheben. Der Start war schwer, ungelenk und absolut nicht elegant aber das änderte sich als das Tier in der Luft war und sich seine natürliche Eleganz wieder zeigte. Mit starken Flügelschlägen schraubte sich das Tier immer höher, drehte dann noch zwei Runden durch die Halle und flog schließlich zum Fenster raus. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Minerva. „Warum fragst du mich ständig dasselbe? Warum soll etwas nicht in Ordnung sein?“, fauchte Severus zurück. Minerva ließ sich nicht davon beeindrucken sondern legte den Kopf leicht schief und fragte, „gehe ich Recht in der Annahme, dass du weißt, wer dir die Sachen geschickt hat?“ Nicken. „Wenn ich deinen Gesichtsausdruck richtig deute und so, wie ich dich kenne, hast du dem Absender gerade einen bitterbösen Brief geschickt. Er oder sie soll sich nicht weiter so einen schlechten Scherz erlauben und dich in Ruhe lassen“, sagte Minerva, „du kommst gar nicht erst auf die Idee, dass der Absender vielleicht wirklich Interesse an dir hat und dir mit den Geschenken wirklich nur eine Freude machen will.“ Severus schnaubte leise, sagte aber nichts denn Minerva hatte genau ins Schwarze getroffen. Er hörte Minerva leise seufzen, eine Hand tauchte in seinem Blickfeld auf und hielt ihm die Origamirose hin. „Jemand, der dir so etwas schickt, der sich jedes Mal solche Mühe gibt, will dich nicht veralbern. Der treibt keine Scherze mit dir sondern meint es sehr ernst“, sagte Minerva sanft. Etwas unglücklich sah Severus sie an, sie sah Trauer und Unsicherheit in den schwarzen Augen doch dann verschloss sich Severus' Gesicht wieder, die typische kalte, abweisende Maske tauchte wieder auf. „Überlass mein Privatleben bitte mir“, knurrte er bevor er sich ruckartig erhob und die Halle verließ, wieder nahm er alle Geschenke und das Pergament mit. Minerva sah ihm mit einem leichten Lächeln nach, sie kannte ihren Kollegen jetzt schon so lange und wenn er den Absender wirklich ablehnen würde, hätte er die Geschenke nicht mitgenommen. Sie hoffte, dass der unbekannte Absender es wirklich ernst meinte, Severus würde einen schlechten Scherz nicht verkraften. Ein Gedanke blitzte auf und mit einem Grinsen rief sie nach einem Hauselfen, der ihr Pergament und Feder bringen sollte. Mit einer kurzen Botschaft schickte sie ihn zu Severus. Warum war er hier draußen und suchte die Ländereien von Hogwarts nach einem passenden Platz für einen Garten ab? Potter würde ihm keine weiteren Pflanzen schicken, nicht nach diesem Brief und für den Kirschbaum würde er auch in Spinner's End einen Platz finden. Dennoch war er jetzt hier, nachdem ihm die Nachricht von Minerva erreicht hatte und suchte einen passenden Platz. Wie kam sie überhaupt auf die Idee, dass er die Pflanzen noch hatte? Sie hatte zwar Recht aber das musste er ihr ja nicht sagen, sie würde es wissen wenn er wirklich einen magischen Garten anlegte. Er blieb abrupt stehen und sah sich um, dieser Platz war perfekt. Etwas höher gelegen mit einem fantastischen Blick auf den schwarzen See, zwei, noch kahle Birken und mehrere Wacholderbüsche boten teilweise Schatten. Es war einfach perfekt. Seufzend blickte Severus auf den Platz, da drüben würde sich die Kirsche perfekt machen und auf der anderen Seite das Steinbecken mit der Lotosblume und dem Edelweiß. Dazwischen einige Beete mit nützlichen Kräutern und Blumen, schmale Kieswege und vielleicht eine Bank, es wäre wirklich perfekt. Ein weiteres Seufzen entrang sich seiner Kehle, er würde diesen Garten hier anlegen, das wusste er jetzt schon und das hatte auch Minerva gewusst, denn sonst hätte sie ihm diese Nachricht nicht geschickt. Er würde den Garten anlegen, auch wenn keine weitere Pflanze, kein weiterer Vogel kommen würde, er würde diese drei Pflanzen ansehen und sich für einen Moment darüber freuen, dass jemand drei Jahre lang an seinen Geburtstag gedacht hatte. Dass jemand ihm drei Jahre lang eine Freude gemacht hatte, auch wenn es sich um Potter handelte. Kapitel 4: Viertes Jahr ----------------------- Viertes Jahr Wieder war ein Jahr vergangen doch an diesem 9. Januar blieb der Platz von Severus zum Frühstück leer. Es gab großes Gemurmel nach dem Grund seines Fernbleibens aber da man ihn nicht fragen konnte, mussten sich die Schüler mit ihren Gerüchten und Mutmaßungen beschäftigen. Auch am Lehrertisch war die Ratlosigkeit groß, nur Minerva kannte den Grund warum Severus heute nicht hier war. Er wollte seine eigene Enttäuschung nicht zeigen wenn heute kein Vogel von dem unbekannten Absender kam. Sie verkniff sich ein Seufzen, wenn ihr Kollege nicht so ein alter Sturkopf wäre und sich etwas öffnen würde, hätte er eine Chance auf Freunde und vielleicht sogar einen Partner. Ja, sie wusste, dass er die Männer vorzog aber sie würde es niemals an die Öffentlichkeit tragen. Sie konnte nur hoffen, dass der Absender sich nicht von dem, wahrscheinlich sehr unfreundlichen Brief abschrecken ließ. Severus wiederum saß auf der Bank, die er in dem Garten, den er mittlerweile angelegt hatte und ließ seinen Blick schweifen. Das Kirschbäumchen hatte zwei zarte Knospen und würde wohl dieses Jahr schon die ersten Blüten haben. Sein Blick ging zu dem schwarzen Stein, den er vergrößert hatte und einen kleinen Teich daraus erschaffen hatte, die Lotosblume würde dieses Jahr gleich zwei Blüten tragen und das Edelweiß gedieh auch sehr prächtig. Scheinbar fühlten sich zumindest Potters Pflanzen bei ihm sehr wohl. Er seufzte leise, er hatte das Frühstück heute absichtlich ausfallen lassen weil er sich nicht die Blöße geben wollte. Denn heute würde kein fremder Vogel kommen, dessen war er sich absolut sicher. Er würde einfach bis zum Unterrichtsbeginn hier sitzen bleiben und dann der nächsten Klasse das Leben zur Hölle machen. Das war genauso einfach wie traurig denn so sah sein Leben schon seit Jahrzehnten aus. Er wollte sich gerade erheben als ein Schrei ihn inne halten ließ. Mehr als überrascht sah er auf und sah einen weißen Vogel auf sich zu kommen. Das Tier war ungefähr so groß wie eine Amsel aber hatte schneeweißes Gefieder und er mühte sich sichtlich mit einem Bambusrohr ab, das an seine Füße gebunden war. „So ein Schwachkopf, so einen kleinen Vogel los zu schicken“, fluchte Severus,der beide Hände ausstreckte und den Vogel auf seinen Händen landen ließ, schnell befreite er ihn von dem Rohr. Es war zwar kleiner als die Letzten aber seiner Meinung nach immer noch zu groß für so einen kleinen Vogel. Er legte das Rohr auf der Bank ab und trug den Vogel zum Teich, wo er ihn vorsichtig an den Rand setzte. Während er dankbar seinen Durst stillte, rief Severus nach einem Hauselfen und schickte ihn mit einer Eilbestellung zurück in die Küche. Schnell tauchte das Gewünschte auf und er konnte eine flache Schale mit Beeren, verschiedenen Sämereien und kleinen Würmchen vor den Vogel stellen. Er bekam einen fragenden Blick zugeworfen bevor sich das Tier über die Schale hermachte und während er fraß, ging Severus zurück zur Bank und widmete sich seinem Geburtstagsgeschenk. Ein Zauber lag darauf und als er den Inhalt vorsichtig raus schüttelte, stellte er fest, das es ein Verkleinerungszauber war. Der war schnell aufgehoben und schon hielt er neben einem weiteren Setzling einen Dolch in den Händen, und natürlich die obligatorische Pergamentrolle. Eine Berührung an seiner Schulter ließ ihn aufsehen, der weiße Vogel saß, sichtlich satt und zufrieden auf seiner Schulter und piepste ihn an. „Was meinst du? Ist das ein dezenter Hinweis, dass ich die Erde von meiner Anwesenheit befreien soll?“, fragte er den Vogel, der ihn daraufhin ins Ohr pickte. „Gut, das war ein Nein, aber was soll ich dann damit?“, fragte Severus während er den gewellten Dolch in den Händen drehte. Auf den zweiten Blick war er wirklich sehr schön gestaltet, das goldene Muster kam ihm entfernt bekannt vor aber erst auf den dritten Blick fiel ihm auf, dass das Muster eine Schlange darstellte. Der Schwanz begann an der Spitze der Klinge, schlängelte sich über die komplette Klinge und bildete schließlich das Querstück, ein wunderschönes Motiv. Der Griff selber war aus Holz, rotbraun mit einer feinen, schwarzen Maserung, absolut glatt und in seiner Einfachheit genauso schön wie die Klinge. Dieser Dolch war ein wahres Schmuckstück aber warum schickte er ihm so etwas? Er legte ihn beiseite, kraulte den Vogel kurz durchs Brustgefieder und entrollte dann das Pergament. „Hallo Severus, seufz. Mit so einer Antwort hatte ich gerechnet aber ich kann dir gerne nochmal versichern, dass ich das hier sehr, sehr ernst meine. Allein die Tatsache, dass ich dir erneut schreibe und mir erneut Gedanken für ein Geburtstagsgeschenk gemacht habe, sollte dir zu denken geben. Kommen wir zu dem kleinen gefiederten Freund. Der kleine Kerl ist ein Balistar, der mir quasi direkt vor die Füße gefallen ist, als winziger, fast nackter Ball. Er ist aus dem Nest gefallen und da mein Begleiter gesagt hat, dass die Eltern ihn nicht mehr füttern also habe ich ihn mitgenommen. Bevor du ihn zurück schickst, gib ihm bitte etwas zu fressen, zu trinken und lass ihn ein, zwei Tage bei dir ausruhen. Er macht nicht viel Dreck und ist sehr lieb und er gehört einer sehr bedrohten Tierart an. Balistare sind vom Aussterben bedroht und alle Einzeltiere sind sehr wertvoll, pass gut auf ihn auf, er ist mir sehr wichtig. Der Setzling ist ein Upasbaum oder besser gesagt ein Antiaris toxicaria. Kommt dir der Name bekannt vor? Wahrscheinlich denn mir wurde gesagt, dass sowohl der Milchsaft als auch die Früchte hoch toxisch sind und sehr beliebt für Zaubertränke sind. Es wird zwar noch etwas dauern bis das kleine Bäumchen Früchte tragen wird aber du hast ja eine ungeheure Geduld. Den Saft kann man, so weit mir gesagt wurde, bereits ernten wenn der Baum zwei Jahre alt ist, halt in entsprechenden Mengen. Ich bin mir sicher, du findest eine Verwendung dafür. Der Kris, ich hoffe, er gefällt dir, ist ein Geschenk eines sehr netten Mannes, der nicht wusste, wie er sich anders bedanken sollte. Seine Tochter war krank, eigentlich etwas ganz einfaches und ich habe es sogar geschafft einen Heiltrank zustande zu bringen. Auch wenn du mir das vielleicht nicht glauben kannst aber das Mädchen ist wieder gesund geworden und ich habe den Kris dafür bekommen. Da ich es meinem früheren Zaubertränkelehrer verdanke, dass ich diesen Trank geschafft habe, bin ich der Meinung, dass du ihn bekommen solltest. Sei vorsichtig, er ist sehr scharf. So, was gibt es noch zu berichten? Ach ja, mich hat es nach Indonesien, genauer, nach Bali verschlagen. Und was soll ich dazu sagen? Viel Urwald, wenig Menschen und eine atemberaubende Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Ich habe mich einer Gruppe Forscher angeschlossen und habe in den letzten Monaten sehr viel gelernt, von der Aufzucht eines Balistares mal abgesehen. Ich glaube, dir würde es hier gefallen, so viele Pflanzen, Früchte, Beeren und Wurzeln, die man für Zaubertränke verwenden kann. Einer der Forscher ist ein Zauberer, der Rest ist eingeweiht und sie finden es immer absolut faszinierend wenn ihr Kollege von den Vorzügen der Bestandteile und en Zaubertränken schwärmt. Ihr würdet euch bestimmt gut verstehen. Bevor ich diesen Brief beende, noch ein paar Worte zu deinem Brief. Ich sehe vielleicht meinem Vater ähnlich aber ich unterscheide mich charakterlich doch sehr von ihm. Ich hätte dir deine Schulzeit nie so zur Hölle gemacht, wie er und Sirius, ich hätte dich nie so gequält und ich habe es auch jetzt nicht vor. Es ist so, wie ich im ersten Brief bereits schrieb, ich möchte dich kennenlernen, ich möchte, dass du mich kennenlernst und dann erneut über mich urteilst. Ich bin weder meine Mutter noch mein Vater, ich bin ich und wenn du mich schon hassen willst, dann doch bitte um meiner selbst willen. Aber vielleicht stellst du ja fest, dass ich gar nicht so schlimm bin und so schnell gebe ich auch nicht auf, glaub mir. In der weiteren Hoffnung auf Antwort Harry.“ Etwas fassungslos starrte Severus auf den Brief, der Kerl hatte ihm wirklich wieder geschrieben. Ein Piepsen neben seinem Ohr ließ ihn den Kopf drehen, der Star sah ihn fragend an und flatterte etwas mit den Flügeln. „Wenn du ihm so wichtig bist, warum hat er dich dann diesen weiten, gefährlichen Flug machen lassen?“, fragte er das Tier, es piepste ihn nur an. Nachdenklich kraulte Severus durch das weiße, weiche Brustgefieder während er sich umsah und einen Platz für den Baum suchte. Natürlich kannte er den Upasbaum, die Früchte waren unter seinesgleichen mehr als begehrt denn die Bäume trugen immer nur wenige Früchte, die perfekt genug waren um perfekte Zaubertränke zu gewährleisten. Das Bäumchen war sehr wertvoll, genau wie der Kris und eigentlich auch der Balistar. „Ich glaube, ich behalte dich“, murmelte Severus, „wenn du wirklich so wertvoll bist, solltest du nicht sinnlos in der Gegend rum fliegen. Wahrscheinlich weiß er nicht mal ob du ein Männchen oder ein Weibchen bist, wir werden es heraus finden und dann einen passenden Partner besorgen.“ Der Vogel piepste ihn nur an, machte aber keine Anstalten weg zu fliegen sondern kuschelte sich an seine kraulenden Finger. Severus lächelte leicht und überlegte wie er Potter am Beste erreichen konnte um ihn davon in Kenntnis zu setzen, entschied sich aber dann dagegen. Er würde schon merken, wenn der Vogel nicht zurück kam. „Mal sehen ob du auch bei mir bleiben magst“, murmelte Severus, der den Vogel vorsichtig von seiner Schulter nahm und sich erhob. Er wollte den Setzling einpflanzen und dann musste er endlich mal in den Unterricht. Seine Schüler würden sich schon wundern, wo er blieb. Wirklich überrascht war Severus als er vier Wochen später beim Mittagessen saß und eine einzelne Eule zum Fenster herein flog um genau vor ihm zu landen, mit einem Bein auf seinem Teller. „Verdammt, kannst du nicht aufpassen“, fauchte Severus, die Eule schrie ihm daraufhin direkt ins Gesicht und hackte nach seinen Fingern. „Das ist eine Eileule“, sagte Minerva. „Danke, das sehe ich“, knurrte Severus während er grob nach dem Bein des Tieres griff und den Brief davon löste. Nur weil er seine Finger schnell wieder zurück zog, entging er einer tiefen Wunde. Er warf der braunen Eule mit dem typischen Halsring aus weißen Federn, der die Züchtung der Eileulen auszeichnete, einen bitterbösen Blick zu bevor er das Pergament entrollte. „Hallo Severus, verzeih, dass ich dich jetzt schon wieder belästige und nicht bis zu deinem nächsten Geburtstag warte aber ich mache mir sehr große Sorgen um meinen Balistar. Ist er überhaupt bei dir angekommen? Wenn ja, hast du ihn wieder zurück geschickt oder ist er noch bei dir? Ich mache mir wirklich sehr große Sorgen um ihn. Schick mir bitte einen Brief und sag mir ob du weißt, wo er abgeblieben ist. Bitte. Sorgenvolle Grüße Harry.“ Ohne auf die drohende Eule zu achten, rief Severus Pergament und Feder herbei und schob das Tier dann einfach beiseite, er hatte sonst schlicht und einfach keinen Platz um einen Brief zu schreiben. Die Eileule warf ihm einen Blick zu, der deutlich zeigte, dass sie überlegte ob sie ihn beißen sollte oder nicht. „Ich habe einen Zauberstab und ich bin sehr zielsicher“, sagte Severus ohne von dem Pergament aufzusehen. Die Eule klackerte kurz mit dem Schnabel und begann dann sein Mittagessen zu fressen. „Potter, ich bin überrascht, dass Sie überhaupt an die Gesundheit des Tieres denken. Wie können Sie so verantwortungslos sein und einen jungen Balistar über diese Entfernung Post transportieren lassen? Dazu noch so ein großes Paket? Wissen Sie überhaupt, welches Geschlecht der Vogel hat? Wahrscheinlich nicht. Ich sehe die Sicherheit und das Wohlergehen des Tieres in Ihrer Gegenwart als gefährdet an, vor allem wenn man Ihren unsicheren Lebenswandel betrachtet. Ich habe mich dazu entschlossen das Tier, es ist im übrigen ein Weibchen, zu behalten. Im Gegensatz zu Ihnen habe ich für eine entsprechende Umgebung und für ein Partnertier gesorgt. Sie hatten im übrigen Recht, die Tiere sind extrem selten und es war wirklich schwer an ein passendes Männchen zu kommen aber es ist wie mit allem anderen, mit genug Geld bekommt man so gut wie alles. Aber gut, er versteht sich gut mit Sari, sie hat auch endlich einen Namen bekommen und die Beiden sind fleißig mit dem Nestbau beschäftigt. Sie können sie besuchen wenn Sie mal wieder Ihre Füße auf englischen Boden setzen. Ansonsten bleibt sie hier. Sollte es Ihr eingeschränkter Intellekt zulassen, dann können Sie sich einen passenden Namen für das Männchen überlegen. Hochachtungsvoll S. Snape.“ Er rollte das Pergament zusammen und wandte sich dann an die Eule, die ihn aggressiv an klackerte. „Sollte ich auch nur einen Kratzer von dir bekommen, verwandel ich dich in einen Sonntagsbraten und dein Absender wird nie eine Antwort bekommen“, knurrte Severus. Die Eule legte den Kopf schief, schuhute dann leise und streckte ihm das Bein entgegen. Schnell war der Brief befestigt und noch schneller war die Eule wieder gestartet. Severus sah ihr nicht nach. Kapitel 5: Fünftes Jahr ----------------------- Fünftes Jahr Heute wäre das fünfte Jahr in Folge, in dem er einen Vogel aus einem fremden Lad bekommen würde, zusammen mit einem Brief, einer Pflanze und einem Geschenk. Auch wenn er nicht daran glaubte, denn Potter hatte sich nach der Eileule nicht mehr gemeldet. Wahrscheinlich war er sauer auf ihn weil er Sari einfach behalten hatte. Aber diese Entscheidung hatte Severus nie bereut denn mittlerweile lebten vier Balistare in dem kleinen Urwald, der etwa ein Viertel seines Garten ausmachte. Aus den wenigen Pflanzen, die er am Anfang eingesetzt hatte, war im Laufe des Jahres ein großer Garten geworden, mit mehreren, magisch erschaffenen Klimazonen, einem mehrfach geteilten Bachlauf und mehreren Bänken aus Holz oder Stein, die zum Ausruhen einluden. Längst betrat er ihn nicht mehr alleine. Viele der Pflanzen hatte er von Schülern geschenkt bekommen, immer wieder stand eine neue Pflanze auf seinem Schreibtisch, irgendwann stand eine wunderschöne, alte Bank aus dunklem Mahagoniholz vor dem Eingang des Gartens und so ging es das ganze Jahr über weiter. Mittlerweile hatte sich die Grundfläche seines Gartens fast verzehnfacht und jeder Schüler, der einen Fuß hinein setzte, tat das mit äußerster Vorsicht. Nur ein einziges Mal hatte ein Schüler es gewagt sich daneben zu benehmen, er hatte einen Ast einer Latschenkiefer abgebrochen und Severus hatte es erfahren. Die Strafe war sehr hoch für den Schüler ausgefallen, er war sich jetzt schon sicher, dass er seinen Abschluss in Zaubertränke vergessen konnte und sein eigenes Haus hatte ihm die Hölle heiß gemacht weil sie durch ihn ihre kompletten Punkte verloren hatten. Die Chance auf den Hauspokal konnten sie damit begraben. Danach hatte es kein einziger Schüler mehr gewagt einer der Pflanzen oder einem der Tiere irgendetwas anzutun. Dafür sorgten auch die Zauber, die Severus über den Garten gesprochen hatte. Als Erstes hatte er einen Schutzwall um den Upasbaum gezogen, die Giftigkeit dieses Baumes durfte nicht unterschätzt werden und er wollte nicht, dass fremde Tiere oder auch ein Schüler unabsichtlich vergiftet wurde. Als Zweites wurde ein Überwachungszauber über den gesamten Garten gesprochen. Er bewirkte, dass ein Schüler, der absichtlich eine Pflanze oder ein Tier verletzte, sofort erstarrte und gleichzeitig wurde ein Alarm ausgelöst. Es war dann ein Leichtes den Übeltäter einzusammeln. Aber die Schüler hatten ihre Lektion gelernt und sie stellten auch sehr schnell fest, dass die Laune ihres Zaubertränkelehrers wesentlich besser war wenn er kurz vorher in dem Garten gewesen war. Also war es eigentlich für alle nur ein Gewinn. Unruhig saß Severus auf seinem Platz, er glaubte nicht wirklich daran, dass heute wieder Post für ihn kam. „Er wird schreiben“, sagte Minerva neben ihm ruhig. „Woher willst du das wissen?“ Die Hexe lächelte ihn an, er hatte ihr erzählt, dass es Potter war, der für die seltsamen Brieftauben verantwortlich war. „Weil er nicht so schnell aufgibt, du unterschätzt ihn, er wird schreiben.“ Severus schnaubte nur, sah aber dann wieder unauffällig nach oben denn dort flogen gerade die ersten Eulen ein. Doch da war kein ungewöhnlicher Vogel in der braunen und schwarzen Masse der Eulen. Severus schloss schnell kurz die Augen, presste die Lider zusammen um das verräterische Brennen zu unterdrücken. „Da!“, rief Filius plötzlich. Alle Aufmerksamkeit lag auf ihm und auf seinem Finger, der in die Luft deutete. Auch Severus sah auf und tatsächlich, die Kreise eines schwarzen Vogels führten ihn immer weiter Richtung Lehrertisch. „Das ist keine Eule“, stellte Minerva fest, „der Schnabel sieht aus wie ein Papagei.“ Severus nickte abwesend während er den Tisch frei räumte und das Tier schließlich landete. Es war ein Papagei, wie Severus feststellte. Schwarzes Gefieder, dass eine seltsame, blaugraue Puderung aufwies, ein großer gebogener Schnabel und eine leuchtend rote, unbefiederte Gesichtshaut. Das Tier schüttelte sich, stellte eine schwarze Federhaube auf dem Kopf auf und schrie ihn leise an, eine rote Zunge mit einer schwarzen Zungenspitze kam zum Vorschein. „Dir auch einen guten Tag, bekomm ich meine Post?“, fragte Severus, der nicht den Fehler beging seine Hände in die Reichweite dieses Schnabels zu bringen. Er hatte als Kind in einem Zoo einmal gesehen wie ein großer Ara einem Mann, der so dumm war den Finger durch das Gitter zu stecken, ebendiesen Finger abgebissen hatte. Seitdem hatte er einen ungeheuren Respekt vor den großen Papageien. Das Tier schrie nochmal leise, drehte ihm aber dann den Rücken zu und ließ ihn das Bambusrohr abnehmen. „Vielen Dank“, sagte Severus höflich während er gleichzeitig den vorbereiteten Teller vor ihn schob. Da er nicht gewusst hatte, welche Art von Vogel kam, hatte er für alle Eventualitäten vorgesorgt. Verschiedene Früchte und Gemüse, Nüsse, Insekten, kleine Fische, Schnecken, Würmer und sogar kleine Fleischstücken, daneben eine Schale mit frischem Wasser. Der Papagei besah sich das Angebot bevor er nach einer Walnuss griff und sie völlig problemlos mit dem Schnabel knackte. Wieder verstand Severus warum er sich von diesen Schnäbeln fern hielt. Während er die Sachen aus dem Rohr holte, versuchte Severus die neugierigen Blicke seiner Kollegen und der Schüler zu ignorieren, wirklich fast jeder sah zu ihm. Nacheinander holte er das Pergament, mehrere Pflanzen, ein kleines, sorgsam eingeschnürtes Päckchen und zu seiner grenzenlosen Überraschung einen verkleinerten Bumerang aus dem Rohr. „Australien?“, fragte Minerva amüsiert. „Sieht fast so aus“, gab Severus abwesend zurück während er den Verkleinerungszauber auflöste und sich den Bumerang genauer ansah. Er war bunt bemalt, mit Mustern aus Punkten, Strichen und Spiralen aber irgendwie kamen Severus die Grenzen manchmal unscharf vor. Als ob der Hersteller das noch nicht oft gemacht hätte. Er besah ihn sich noch einen Moment bevor er ihn weg legte und die Pflanzen zur Hand nahm. Eindeutig mehrere kleine Grasbüschel, mit Wurzel und winziger Blüte. Sie sahen sich entfernt ähnlich aber es waren doch noch Unterschiede in der Struktur oder der Form der Blätter zu sehen. Er kannte sie nicht aber er war sich sicher, dass er die Antwort nach der Frage, was das waren, noch bekommen würde. Also legte er die Pflanzen auch beiseite und griff nach dem Päckchen, dass er verwundert musterte. Warum bekam er heute zwei Geschenke neben der Pflanze? Normal war es nur eins gewesen. Neugierig öffnete er die Schnur und das Päckchen und hätte es fast wieder fallen lassen. „Severus?“, fragte Minerva überrascht, „was ist das?“ „Das sind die Giftzähne eines Inlandtaipan“, sagte Severus fassungslos, „in dieser Größe sind sie extrem selten, verdammt teuer und unter Zaubertränkemeistern werden sie wertvoller gehandelt als Gold.“ „Und die Phiole?“, fragte die Hexe. „Ich fresse den Vogel wenn das nicht das Gift des Taipans ist.“ Der Papagei sah kurz auf, klapperte einmal kurz mit dem Schnabel und wandte sich dann der Auswahl des Essens wieder zu. Diesmal fiel seine Wahl auf ein Stück Banane. „Beides sehr wertvoll, oder?“ „Mehr als wertvoll. Für Beides zusammen müsste ich mein Jahresgehalt auf den Tisch legen“, gestand Severus leise. Sein Blick war noch immer auf die Geschenke gerichtet, wie um alles in der Welt war Potter da ran gekommen? Warum schickte er es ihm? Wenn er es verkauft hätte, wäre seine Weltreise mehr als bezahlt gewesen. Für diese Qualität der Zähne hätte er förmlich alles fordern können und er hätte trotzdem noch jemanden gefunden, der es bezahlt hätte. Sein Blick ging zum Pergament, er würde darin wahrscheinlich die Antworten auf seine Fragen finden also entrollte er es und begann zu lesen. „Hallo Severus, wie geht es Sari? Und ihrem Mann? Haben sie wirklich Nachwuchs bekommen? Wenn ja, wie viele sind es und geht es allen gut? Ich war wirklich überrascht als ich deinen Brief bekommen habe aber hauptsächlich war ich einfach nur erleichtert, dass Sari bei dir angekommen ist und es ihr gut geht. Ich muss zu meinem Leidwesen gestehen, dass ich wirklich nicht über ihr Geschlecht oder ein passendes Partnertier nachgedacht habe. Mein Plan war eigentlich, dass ich sie wieder auswildere wenn ich weiter ziehe. Aber ich bin mir sicher, dass sie bei dir ein schönes Zuhause gefunden hat. Ich sollte mir ja einen Namen für ihren Partner ausdenken, was hältst du von Kelelawar? Es ist ein indonesisches Wort aber was es bedeutet, musst du selber raus finden. ;) Du kannst es dir garantiert denken, mich hat es nach Australien verschlagen. Ein wunderschöner Kontinent auch wenn es eigentlich nur ein Staat ist. Wirklich. So völlig anders als alles Andere, was ich bis auf meinen Reisen gesehen habe. Diese Weite, das ist einfach atemberaubend. Wusstest du, dass über 80 % der Pflanzen hier endemisch sind? Es gibt sie nur hier und auf den Inseln, die mit unter australischer Herrschaft liegen. Es ist einfach nur faszinierend wie sich die Pflanzen auf diesem Kontinent ohne den Einfluss anderer Kulturen entwickelt haben. Und diese Tiere! Nicht nur die Kängurus, die Dingos und die Koalas, die sind auch sehr faszinierend aber beeindruckender sind die Tiere, die man nicht auf jeder Postkarte findet. Damit kommen wir zu meinem geflügelten Boten, das hübsche Tier vor dir ist ein Palmkakadu. Genauer gesagt, ein männlicher Palmkakadu. Aber den kannst du nicht behalten, seine Partnerin ist hier bei mir und er will sie garantiert wieder sehen. Sie haben letztes Jahr drei bezaubernde Küken groß gezogen und werden dieses Jahr auch wieder erfolgreich für den Arterhalt sorgen. Sie sind im Norden Australiens, auf Neuguinea und Teilen Indonesiens beheimatet, meinen Boten habe ich in einem kleinen Urwald direkt an der Küste kennengelernt. Er ist wohl bei einem Zauberer aufgewachsen und war meiner Bitte, für mich die Post zu transportieren, nicht abgeneigt. Allerdings unter der Voraussetzung, dass er pünktlich zur neuen Brutsaison wieder in Australien sein würde. Daher muss ich dir leider sagen, dass er nur bis Ende Juni auf eine Antwort warten kann, dann muss er sich wieder auf den Weg machen um rechtzeitig wieder hier zu sein. Ich hoffe also, dass du dich zu einer schnellen Antwort durchringen kannst. Noch ein sehr interessantes Tier, welches hier lebt, dürftest du kennen. Der Inlandtaipan. Eine sehr beeindruckende und hoch giftige Schlange, nun, warum solltest du ihn auch nicht kennen? Ich weiß, dass du ihn kennst, seine Zähne und sein Gift sind hoch begehrt. Ich hatte Glück diese Zähne zu finden, oder besser gesagt, die dazugehörige Schlange. Ein sehr altes Tier, dass kurz vor dem Ende seines Lebens stand. Ich habe noch ein paar sehr angeregte Gespräche mit ihm geführt, ein altes Männchen, dass mir aus seinem Leben erzählt hat und dankbar war, dass es die letzten Wochen seines Lebens nicht alleine verbringen musste. Ich war sogar für ihn jagen und habe ihn mit Mäusen und kleinen Beuteltieren versorgt. Er ist auf meinem Schoß eingeschlafen und vorher habe ich noch die Erlaubnis erhalten seine Zähne nach seinem Tod zu verwenden. Von ihm ist auch die Phiole mit dem Gift, ein letztes Dankeschön dafür, dass ich ihm Gesellschaft geleistet habe. Ich habe ihn beerdigt und sehr um ihn getrauert, aber er hat mir die Möglichkeit gegeben dir ein weiteres Geschenk zu schicken. Die Geschichte des Bumerang interessiert dich bestimmt auch also erzählt ich sie dir. Es war bei einem Ausflug zum Ayers Rock, den ich mit einer Touristengruppe unternahm. Dieser Inselberg ist einfach atemberaubend, dieser Farbe. Je nach Sonneneinstrahlung leuchtet er in einem anderen Rotton, einfach Wahnsinn. Ich wünschte, du wärst dabei gewesen aber wir könnten nochmal Urlaub hier machen? Oder eine weitere Weltreise und ich zeige dir alle Orte, die ich besucht habe. Wäre das nicht was? Gut, kommen wir zum Ayers Rock zurück. Leider bin ich mit der Touristengruppe mitten in ein heiliges Ritual der Aborigines gestolpert. Du kennst ja mein Glück. Wo es einen Kiesel gibt, den finde ich und stolpere drüber. Naja, die Ureinwohner waren nicht wirklich begeistert von unserem Auftauchen und haben uns auch sehr schnell zum Teufel gejagt aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich mich entschuldigen muss. Also habe ich mich von der Gruppe getrennt und bin nochmal zurück gegangen, Begeisterung sah definitiv anders aus. Aber durch den, wirklich sehr praktischen Verständigungszauber, konnte ich sie davon überzeugen, dass ich wirklich nichts Böses wollte und nach einigen Gesprächen haben sie meine Entschuldigung angenommen. Nachdem der erste Kulturschock überstanden war, wurde ich sehr überrascht. Die Menschen sind wirklich furchtbar gastfreundlich, auf ihre eigene Art und Weise. Ich weiß nicht ob alle Aborigines so sind, aber der Clan, bei dem ich gelandet bin, war einfach nur faszinierend. Gut, es gab Regeln, die ich nicht verstanden habe aber ich habe mich natürlich daran gehalten, ja, auch wenn du es mir nicht glaubst aber ich kann mich an Regeln halten. Ich durfte die Frauen oder Mädchen nicht direkt ansehen oder sprechen, die Männer waren da sehr deutlich. Ich durfte ihnen keine Fragen stellen, dafür waren die Männer umso erfreuter über jede Frage zu ihrem Leben. Ich durfte förmlich alles fragen, auch wenn die Fragen zu den Frauen nicht ganz so offen beantwortet wurden aber ich habe sehr viel bei ihnen gelernt. Ihre Kultur ist einfach faszinierend, so fremd, so ungewöhnlich, auf eine Art und Weise fremd aber irgendwo doch vertraut. Ich habe mehrere Monate bei ihnen verbracht, bin auch mehr oder weniger wie einer von ihnen behandelt worden aber so wirklich habe ich das komplizierte System ihres Verwandtschaftssystems nicht durchschaut. Ich werde als Bruder bezeichnet, bezeichnet mehrere Menschen als Vater, Mutter, Bruder oder Schwestern auch wenn ich es nicht wirklich verstehe. Sie sehen über meine Verwirrung hinweg, belächeln es wenn ich mal wieder jemanden falsch anspreche und lachen über mich wenn ich mich, in ihren Augen, völlig daneben benehme. Aber sie sind mir nicht böse, sie verstehen, dass ihre Kultur und ihr Leben für mich manchmal nur schwer nachzuvollziehen sind. Sie mögen mich scheinbar denn ich durfte einen Initiationsritus mitmachen, zwar mit den 12 jährigen Jungen aber immerhin. Falls es dich interessiert, mein Totem ist der Waran und ich trage jetzt sehr stolz ein sehr verwirrendes Muster aus Ziernarben auf der Brust. Es hat höllisch weh getan und es hat ewig gedauert bis es verheilt ist aber die Menschen hier waren sehr beeindruckt davon, dass ich es durchgehalten habe. Allerdings waren sie sehr verwundert, dass ich nicht auch eines der anderen Rituale über mich habe ergehen lassen aber da war die Rede von einem Messer viel zu weit unten an meinem Körper, nein, das brauche ich dann wirklich nicht. Ähm, ja, Themawechsel. Die Gräser, die du in den Händen hältst, gehören den Stachelkopfgräsern an. Es gibt unzählige Arten, die sich in Größe, Farbe, Struktur, Blüte und Lebensweise unterscheiden, ich habe einfach ein paar verschiedene Arten ausgesucht um sie dir zu schicken. Sie sind nicht wertvoll, eigentlich sind sie sogar total wertlos aber die Stachelkopfgräser bedecken ungefähr 20 % der Landmasse von Australien also habe ich mir gedacht, dass es diese unscheinbaren Gräser verdient haben, dass ich sie beachte und sie als Geschenk auswähle. Wenn man einmal das unendlichen weite Grasland im Herzen Australiens gesehen hat, vergisst man es nie wieder. Auch das würde ich dir gerne zeigen, also du siehst, wir müssen wirklich mal gemeinsam Urlaub machen. Jetzt habe ich schon wieder so viel geschrieben auch wenn du ja gesagt hast, dass ich dich nerve. Aber weißt du was? Ich glaube nicht, dass der eigene Geburtstag jemanden nerven kann und insgeheim freust du dich über meine Geschenke, daran glaube ich fest und ich werde erst aufgeben wenn du mir das Gegenteil bewiesen hast. Da du mich kennst, weißt du, dass dir das nie gelingen wird also akzeptiere, dass ich dir schreibe und dich immer noch kennenlernen will und antworte mir. Mit den freundlichsten Grüßen und immer noch in der Hoffnung, dass du mir schreibst und zwar einen etwas netteren Brief. Harry.“ „Minerva, kannst du indonesisch?“, fragte Severus. „Nein, tut mir leid. Ist er immer noch in Indonesien? Ich hätte wirklich auf Australien gewettet“, sagte Minerva. „Er ist in Australien.“ „Und, wie gefällt es ihm?“ Severus warf ihr einen wütenden Blick zu, packte die Sachen zusammen und wandte sich an den Palmkakadu, „du bekommst keine Antwort, verschwinde.“ Das Tier sah ihn nachdenklich an, schüttelte dann den Kopf und blieb einfach sitzen. „Dann bleib halt da“, murrte Severus, der aufstand und Anstalten machten die Halle zu verlassen. Er hörte Flügelschläge hinter sich und im nächsten Moment schreckte er zusammen weil der Kakadu einfach auf seiner Schulter gelandet war. Er wollte auffahren doch das bedrohliche Klacken des großen Schnabels ließ ihn verstummen denn besagter Schnabel war viel zu nah an seinem Gesicht. Dunkelbraune, viel zu intelligente Augen sahen ihn warnend an also schluckte er alles, was er sagen wollte runter und ging einfach weiter. Die Blicke der Schüler und Lehrer ignorierte er, er kam sich lächerlich genug vor mit diesem Vogel auf der Schulter. „Runter von mir bevor ich dich verfluche“, fauchte Severus am Abend. Dieser verdammte Kakadu hatte ihn förmlich verfolgt und war ständig wieder auf seine Schulter geflogen doch jetzt ging er ihm langsam aber sicher wirklich auf die Nerven. Vor allem weil er eigentlich die Gräser einsetzen wollte. Der Kakadu klapperte kurz mit dem Schnabel, flog aber dann widerwillig auf den nahen Ast einer Birke. Severus legte den Kopf schief, der Vogel wirkte in dem Baum völlig deplatziert aber gut, er würde schon wieder abfliegen wenn er ihm keinen Brief gab. Jetzt wollte er erst die Gräser einpflanzen, auch wenn er dafür eine weitere Klimazone in seinem Garten brauchte. Ein Buch über das Klima in Australien lag neben ihm, auch er war nicht allwissend aber er war immer bereit sich weiter zu bilden. Daher war es ein Leichtes das geeignete Klima für die kleinen Gräser zu erschaffen und die Gräser dann vorsichtig in die Erde zu pflanzen. Knapp 6 Monate später, genau am 30. Juni musste sich der Palmkakadu eingestehen, dass er keinen Erfolg haben würde und so trat er seine Rückreise nach Hause ohne Brief an. Kapitel 6: Sechstes Jahr ------------------------ Sechstes Jahr Sein Schweigen im Vorjahr hatte scheinbar doch endlich erreicht, dass Potter seinen Scherz einstellt denn heute wartete er vergebens auf einen Vogel. Die Posteulen waren bereits durch, das Frühstück war fast vorbei und er konnte die mitleidigen Blicke der Schüler und der Lehrer jetzt schon nicht mehr ertragen. Was hatten sie erwartet? Dass er heulend aus der Halle rannte? Wohl kaum, aus dem Alter war er raus und diese Blöße würde er sich auch nicht geben. Er würde seinen Unterricht ganz normal abhalten und heute Abend in den Garten gehen, nicht um ihn zu vernichten sondern um dort in aller Ruhe zu trauern. Im Laufe des letzten Jahres war ein weiterer kompletter Kontinent hinzu gekommen, die Stachelkopfgräser teilten sich das Areal mit Eukalyptus- und Akazienbäumen, verschiedenen Kakteen, einigen Myrtearten und unzähligen Blumen mit den wunderschönsten Blüten. Irgendein Schüler hatte schließlich einen kleinen Schwarm Wellensittich angeschleppt und die fühlten sich einfach pudelwohl in ihrem eigenen Stück Australien. Langsam wurde aus seinem Garten, der eigentlich nur die armen Pflanzen retten sollte, ein Rundgang durch die Flora und Fauna dieser Welt, auch wenn keine weiteren Pflanzen kommen würden. Ja, es verletzte ihn aber er hatte es ja nicht anders gewollt. Er hätte ja nur antworten müssen und dann wären die Botschaften wahrscheinlich weiter gegangen aber warum? Potter konnte das alles nicht ernst meinen, das zeigte auch die Tatsache, dass heute kein Vogel für ihn gekommen war. Wo war er wohl jetzt? War er noch in Australien oder war er weiter gezogen? Welchen Teil der Welt sah er sich jetzt wohl an? Severus seufzte leise und griff nach seiner Kaffeetasse, er wollte den letzten Schluck gerade trinken als die große Tür der Halle aufgestoßen wurde und dieser trottelige Halbriese rein kam. Selbst Severus sah das breite Grinsen hinter dem Ding, was er Bart schimpfte. „Was hat er denn da in der Hand?“, fragte Poppy neben ihm. „Sieht aus wie ein Vogel“, sagte Minerva triumphierend. Sie hatte sich sehr gewundert, dass heute kein Vogel gekommen war und irgendwie hatte sie es auch nicht glauben können. „Danke Minerva, das sehe ich auch aber was ist das?“, fragte Severus. Alle Blicke lagen mittlerweile auf Hagrid, der die Halle schnell durchquerte und schließlich das Tier vor Severus auf den Tisch setzte. Er wollte noch etwas sagen aber ein wütender Blick aus schwarzen Augen hielt ihn davon ab. Schnell verschwand er wieder während Lehrer wie Schüler einfach nur fassungslos auf den Vogel starrten. Denn vor Severus auf dem Tisch stand ein Pinguin. „Hat es ihn jetzt in die Antarktis verschlagen?“ „Nein, das ist ein Brillenpinguin, die sind in Afrika beheimatet, in Südafrika“, sagte Severus, der Tier einfach nur anstarrte. Er hatte diese Tiere früher mal im Zoo gesehen und es hatte ihn fasziniert, dass diese Pinguine im warmen Afrika vorkamen und nicht, wie ihre größeren Verwandten, in den kalten Regionen der Antarktis. Aber wie kam jemand auf die völlig schwachsinnige Idee einen Pinguin einzusetzen, damit er Post überbrachte? Wie war er überhaupt hierher gekommen? Die Antwort würde sich wohl in dem versiegelten Bambusrohr finden lassen, welches auf dem Rücken des Tieres befestigt war. Vorsichtig nahm er dem Tier die Last ab und schob wieder den vorbereiteten Teller zu ihm, er hatte ihn nicht weg getan in der stillen, heimlichen Hoffnung, dass doch noch Post kommen würde. Mit wahrer Begeisterung machte sich der Pinguin über die Fische her während Severus den Bewahrungszauber von dem Rohr nahm und seinen Inhalt vorsichtig hinaus schüttelte. Diesmal war es eine Blume, zumindest sah es so aus. Dicke, fleischige Blätter, die sich wechselständig um den dünnen Zweig rankten und in einer geschlossenen Blüte endeten, die von eng anliegenden Hochblättern umschlossen war. Die Blütenblätter waren weiß mit einem deutlich sichtbaren roten Rand. Er war jetzt schon gespannt wie die offene Blüte wohl aussah. Vorsichtig legte er die Blume weg und sah auf den Rest, er war etwas enttäuscht denn statt eines Geschenkes lagen da neben dem Pergament einige Bilder. Aber gut, wer war er schon, dass er sich über jedwede Art von Geschenk beschweren würde? Mit wachsender Neugier griff er nach den Bildern und erstarrte als er das Erste sah. Das war Potter, ganz eindeutig auf der linken Seite, der vorsichtig in die Hocke ging und so auf gleicher Augenhöhe war wie das Elefantenbaby, dass sich auf der rechten Seite befand, die Mutter direkt dahinter. Wie, bei Merlin, hatte er das geschafft? Ein Zauber? Er bestaunte das magische Bild, die Tiere bewegten sich vorsichtig und misstrauisch aber nicht ängstlich oder aggressiv und Potter hockte da und machte wohl eine Erfahrung, die nur ein Mensch unter Tausenden machte. Es dauerte eine Weile bis Severus der winzige Pfeil am rechten, unteren Rand auffiel. Stirnrunzelnd drehte er das Foto um und konnte lesen. „Kein Zauber, kein Trank, einfach nur unendlich viel Glück bei der Suche nach den Big Five des afrikanischen Kontinents. Wir sind förmlich ineinander rein gelaufen, ich weiß nicht wer erschrockener war, sie oder ich? Die Mama des Kleinen hat mir ein Geschenk für dich da gelassen.“ Unter der Schrift war ein langes, schwarzes Haar befestigt welches eigentlich nur vom Schwanz des Elefanten kommen konnte. Er war schlicht fassungslos und drehte das Foto nochmal um. Sein Blick glitt über die beeindruckenden Tiere bevor er sich auf Potter fest setzte, der Kerl hatte sich gemacht. Aus dem jungen, etwas schlaksigen Teenager, den er hier in Hogwarts verabschiedet hatte, war ein durchaus ansehnlicher Mann geworden. Braun gebrannt von der Sonne, mit Dreitagebart und immer noch diesen furchtbaren, widerspenstigen Haaren. Er war erwachsen geworden und, auch wenn es Severus nicht gerne zugab, er sah wirklich gut aus. Schnell legte er das Bild weg und nahm das Nächste, runzelte aber sofort die Stirn denn auf diesem Bild war ein totes Nashorn zu sehen und Potter war gerade dabei das Horn abzusägen. Er drehte das Bild um, hoffte auf eine harmlose Erklärung und er wurde nicht enttäuscht. „Tierschützer betäuben die Tiere und sägen ihre Hörner ab, es schützt sie vor Wilderern denn so sind sie für sie uninteressant. Es tut weh diese stolzen Tiere so zu sehen aber es ist zu ihrem Besten. Anbei ein weiteres Geschenk.“ Diesmal war eine hauchdünne Scheibe des Hornes unter der Schrift befestigt. Er drehte das Bild wieder um und mustere er jetzt mit neu erwachtem Interesse, vor allem aber Potter. Das offene Hemd enthüllte einen Teil der Ziernarben auf seiner Brust, zusammen mit einem hölzernen Anhänger, der eine Eidechse darstellte. Severus argwöhnte, dass es ein Waran sein sollte. Direkt am Hals trug er ein schwarzes Lederband mit einer kleinen silbernen Platte vorne, Severus konnte allerdings nicht erkennen, was darauf abgebildet war. Er legte das Bild weg und nahm das Nächste zur Hand. Diesmal war es nur ein Tier aber Severus verstand, warum Potter diesmal nicht mit auf dem Bild war denn ein sehr wütender Kaffernbüffel raste auf den Fotografen zu. Er bremste kurz vor ihm ab, drohend schnaubend, scharrend und den Schädel mit den gewaltigen Hörnern senkend. Severus war sich fast sicher das wütende Schnauben zu hören. Er drehte das Bild um und las. „Der Herr war nicht sehr erfreut als ich mich seiner Herde nähern wollte, ich wollte doch nur Fotos machen. Sie hatten so viele Jungtiere dabei, die hätte ich dir gerne gezeigt aber die bewachenden Bullen waren sehr deutlich in ihrer Forderung, dass ich gehen soll. Deswegen gibt es auch leider kein Geschenk von dem Dritten der Big Five. Es tut mir leid.“ Severus musste grinsen, das war so typisch Potter doch es amüsierte ihn. Das Bild wurde weg gelegt und das Nächste ergriffen. Wieder nur Tiere aber auch hier verstand es Severus denn es zeigte eine Löwenfamilie. Zwei Weibchen, die ein wachsames Auge auf die drei Jungtiere hatten, die unbeschwert zwischen ihnen herum tollten und im Hintergrund, auf einem kleinen Hügel, hoheitlich und erhaben, der König der Tiere persönlich. Ein prachtvolles Tier mit sandfarbenen Fell und fast schwarzer Mähne, das aber sehr aufmerksam in die Kamera sah. Er bewunderte die Tiere noch eine Weile bis er das Bild umdrehte. „Ich war so nah dran, dass er mich bemerkt hatte aber scheinbar sah er in mir keine Gefahr für seine Familie. Ich bin ja auch ganz lieb, du würdest mich mögen. Aber weißt du was für ein Gefühl das ist wenn man dem Tier gegenüber steht, in dessen Haus man sieben Jahre gewohnt hat und dessen Sternzeichen man trägt? Es ist nicht mit Worten zu beschreiben, man muss es selbst erlebt haben. Sie sind irgendwann weiter gezogen und auch er hat mir ein Geschenk da gelassen.“ Darunter war ein kleines Büschel Fell befestigt, Severus strich mit den Fingern darüber und wunderte sich kurz über die Weichheit bevor er das Bild beiseite legte. Das letzte Bild, es fehlte noch der Leopard wenn Potter ihm wirklich alle Big Five zeigen wollte und er sollte sich nicht irren, auf dem letzten Bild war ein Leopard abgebildet und wieder Potter. Doch es war kein schönes Bild denn das Tier war offensichtlich verletzt und der Mann neben Potter war wohl gerade dabei ihm zu helfen. Beide Männer hatten die Ärmel hochgekrempelt, hatten blutige Hände und schienen seit langem schon zu arbeiten, ihre Gesichter glänzten und die Haare lagen schweißnass am Kopf. Er drehte das Bild um. „Wir haben diese Leopardin in einer Wildererfalle gefunden, mit einem offenen Bruch des Vorderbeines und einer tiefen Wunde am Brustkorb. Wenn ich diese Menschen erwischt hätte, hätte ich für nichts garantieren können, Geheimhaltungsabkommen hin oder her, ich hätte sie verflucht. Wir haben Stundenlang um das Tier gekämpft aber wir haben verloren, sie ist uns unter den Händen weggestorben. Zwei Tage später haben wir zwei verwaiste Junge gefunden, fast verhungert aber wenigstens sie werden überleben. Anbei ein weiteres Geschenk, sie braucht ihn nicht mehr.“ Severus musste mit den Tränen kämpfen als er den langen Eckzahn sah, der unter der Schrift befestigt war. Er legte das Bild schnell weg und griff dann nach dem Pergament. „Hallo Severus, ich gehe einfach mal davon aus, dass du dir die Bilder zuerst angesehen hast und daher komme ich erst zu dem netten Posttier, dass ich ausgesucht habe. Gefällt er dir? Auch ihn musst du leider zurückschicken, hier wartet seine Partnerin. Bevor du dich fragst, wie ich mir sicher sein konnte, dass der Pinguin dich erreicht, es gibt eine magische Verbindung zwischen dem Meer und dem Schwarzen See. Das kam mir durch das Trimagische Turnier wieder in den Kopf, irgendwie mussten die Durmstranger ja ihr Schiff wieder in den Ozean bekommen. Daher kam mir der Einfall es mal mit einer sehr ungewöhnlichen „Brieftaube“ zu versuchen, ich hoffe, ich konnte dich damit erheitern. Südafrika, die Städte gefallen mir nicht. Zu laut, zu hektisch und die Schere zwischen arm und reich ist einfach zu groß. Goldene Fassaden neben hungernden Menschen. Dicke, verwöhnte Kinder neben Kindern, die nicht wissen wie sie den Tag überleben sollen. So viel Ungerechtigkeit, ich kann es nicht ertragen und ich kann es auch nicht für alle Menschen ändern. So viel Gold habe selbst ich nicht in meinen Verliesen. Daher hat es mich in die Natur gezogen, ich habe mich einer Gruppe Ranger angeschlossen. Sie waren von meinen Sprachkünsten so beeindruckt, dass sie mich gerne mitnahmen. Und als ich dann auch noch bewiesen habe, dass ich mit anpacken kann, war ich ihr bester Freund. Ich hatte nie vor die Big Five zu finden aber irgendwie hat es sich so ergeben, die Erklärungen habe ich dir ja auf die Bilder hinten drauf geschrieben daher möchte ich mich dazu nicht weiter ausführen. Die südafrikanische Savanne ist beeindruckend, der tägliche Kampf um Leben und ums Überleben ist grausam aber fair. Bei dem ersten Angriff einer Löwin auf eine kleine, kaum drei Tage alte Gazelle, mussten mich meine Begleiter gewaltsam davon abhalten, einzugreifen. Wären sie nicht da gewesen, hätte ich die Löwin wohl mit dem Zauberstab von ihrer Beute abgehalten. Ich verstand es erst als die Löwin ihre Jungen zu der Beute führte und sich gleich drei kleine Kätzchen um das Fleisch stritten. Die Gazelle musste sterben damit diese Löwenbabys einen weiteren Tag erleben konnten und vielleicht irgendwann groß werden können. Von da an habe ich die Welt, zumindest diese Welt hier, mit anderen Augen gesehen. Ich habe sehr viel gelernt aber wer würde das hier auch nicht? Im Südwesten von Südafrika habe ich auch die Pflanze gefunden, die ich dir geschickt habe. Es handelt sich um eine Königsprotea aus der Gattung der Zuckerbüsche und durch Zufall ist es auch die Pflanze, die auf dem Wappen von Südafrika abgebildet ist. Die Königsprotea prägt, zusammen mit ihren Verwandten, einen Abschnitt, den man Fynbos nennt. Die Hälfte aller Pflanzen dort sind endemisch, es gibt sie nur dort. Es ist ein beeindruckender Anblick wenn tausende dieser Pflanzen mit ihren riesigen Blüten aufblühen, durchbrochen von bunten Heidekrautgewächsen und verschiedenen Gräsern. Bäume sind eher selten, meist werden es nur kleine Büsche aber das tut der Schönheit dieser Landschaft keinen Abbruch. Es ist einfach herrlich. Da du mir letztes Jahr meine Fragen nicht beantwortet hast, stelle ich sie jetzt nochmal. Wie geht es Sari und Kelelawar? Sind sie inzwischen Eltern geworden? Wenn ja, wie geht es den Kleinen? Wie viele sind es? Ach, ich würde sie gerne mal sehen. Würdest du sie mir zeigen wenn ich wieder in England bin? Ich weiß zwar noch nicht, wann ich zurück komme aber fragen kann ich ja schon mal. Ich würde mich im übrigen immer noch über eine Antwort freuen, schreib doch mal etwas. Du kannst das bestimmt und ich lache auch nicht wenn du was falsch schreibst. Ich beiße nicht und bin eigentlich total pflegeleicht. Mit den freundlichsten Grüßen Harry.“ „Wie geht es ihm?“, fragte Minerva. „Gut“, war die knappe Antwort bevor Severus alles zusammenpackte. „Was wird mit dem Pinguin?“ Diesmal sparte sich Severus eine Antwort denn er griff schon nach dem Vogel, der ein leises Krächzen von sich gab als er hochgehoben wurde. „Dein Unterricht?“, fragte Minerva, die sich nicht vorstellen konnte, dass Severus jetzt einfach in den Unterricht ging, sie wurde enttäuscht. „Was soll damit sein? Ich werde meinen Unterricht ganz normal halten“, gab Severus zurück bevor er aus der Halle rauschte, den Pinguin hielt er erstaunlich sanft im Arm. Zwei Wochen später stand Severus am Ufer des schwarzen Sees und befestigte sorgfältig das Bambusrohr auf dem Rücken des Pinguins. Das Tier stupste ihm liebevoll gegen die Hand und als sich die langen Finger auf seinen Kopf legten, schmiegte er sanft seinen Kopf hinein. „Ich hab dich auch lieb gewonnen aber du musst zurück“, sagte Severus lächelnd, „du hast doch eine Partnerin, die kannst du doch nicht alleine mit Potter lassen, das kann nur in einer Katastrophe enden.“ Ein protestierendes Schnarren ertönte. „Ja, ich weiß, du magst ihn. Genau wie Sari und Kelelawar. Ihr kennt ihn nur nicht so gut wie ich, dann würdet ihr auch anders darüber denken“, gab Severus zurück, „aber auch egal, also, bereit für den langen Heimweg?“ Der Brillenpinguin nickte, schüttelte sich, putzte noch einmal eine Feder auf der Brust in die richtige Position und pickte ihn dann nochmal liebevoll an. „Gute Reise und pass auf dich auf“, sagte Severus. Ein weiteres Nicken und dann watschelte der Pinguin in den See, es dauerte nicht lange bis er im Wasser verschwunden war. Severus erhob sich, sein Blick war auf die glatte Wasseroberfläche gerichtet als der Pinguin in einiger Entfernung nochmal aus dem Wasser sprang, ein trompetender Schrei ertönte bevor er wieder untertauchte. Ein Abschiedsgruß. Etwas wehmütig saß Severus auf einer Bank und hing seinen Gedanken nach während er Sari und Kelelawar beim erneuten Nestbau beobachtete. Ihre Kinder vom Vorjahr flogen frei im Garten rum und dachten noch gar nicht daran, sesshaft zu werden. Er hoffte, dass seine Anfrage in der magischen Menagerie bald beantwortet werden würde. Er brauchte dringend noch zwei Balistare, diesmal allerdings zwei Weibchen denn die Nachkommen von Sari waren zwei Männchen. Sein Blick richtete sich auf Kelelawar und fast gegen seinen Willen musste er grinsen, Kelelawar, was für ein Name. Fledermaus. Blieb die Frage ob Potter sich über ihn lustig machen wollte oder es als liebevollen Scherz gemeint hatte? Er kannte seinen Ruf und Fledermaus war noch eines der netteren Dinge, die man über ihn erzählte. Ein leises Singen ließ ihn aufsehen, Sari war auf seinem Knie gelandet und trillerte ihn an. „Geh zu deinem Mann oder soll der das Nest alleine bauen?“, fragte er während er ihr eine Hand hin hielt. Mit einem kleinen Sprung hüpfte er auf seine Finger und lies sich von dort in die Luft werfen. Severus verfolgte den Flug mit den Augen während er an den Pinguin dachte, oder besser gesagt an die Post, die er transportierte. Mehrere magische Fotos würden Potter erwarten, Fotos von dem Garten, von den verschiedenen Klimazonen und von den tierischen Bewohnern. Die Balistare waren begeistert gewesen als er ihnen erklärt hatte für wen er die Fotos wollte, die Wellensittiche waren nicht ganz so begeistert, ließen sich aber mit einer Extraportion Futter zu einem Fotoshooting überreden. Die unzähligen Eidechsen, Schlangen, Kleinnager und Insekten hatte er mittels eines speziellen Zaubers aufgenommen, die bekam selbst er nur selten zu Gesicht. Natürlich hatte er auch alle Pflanzen fotografiert, die ihm Potter geschickt hatte und neben den Fotos wartete noch ein Brief auf ihn. „Potter, was soll die Andeutung bezüglich meiner Rechtschreibung? Ich bin durchaus in der Lage einen fehlerfreien Brief zu verfassen. Aber was soll ich Ihnen schreiben? Dass ich das Ganze immer noch für einen furchtbar schlechten Scherz halte? Oder dass ich hoffe, dass Sie sich bald ein anderes Hobby suchen? Oder die Tatsache, dass Sie ein absoluter Vollidiot sind weil Sie einen Pinguin zum Briefträger ernannt haben? Oder dass ich Ihnen definitiv nicht glaube, dass Sie einen brauchbaren Heiltrank zustanden gebracht haben wollen? Oder dass ich den Namen Kelelawar für einen Balistar völlig unpassend finde? Völlig unabhängig von der Bedeutung des Namens, seit wann benennt man einen Vogel nach einem Säugetier? Es gibt so viele Dinge, die ich Ihnen nicht schreiben würde. Um die Leopardin tut es mir im übrigen sehr leid, genau wie um den Inlandtaipan, auch wenn er sein Ende natürlich erreicht hat. Ja, auch wenn man mir es nicht zutraut aber ich empfinde Mitgefühl mit anderen Lebewesen,... nur mit nicht mit nervenden Exschülern. Falls das nicht deutlich genug war, damit sind Sie gemeint. Den Balistaren geht es gut, wie Sie an den Fotos sehen können. Genau wie den Pflanzen, die Sie mir geschickt haben. Sollten Sie jemals wieder die Füße auf englischen Boden setzen, können Sie Sari und ihre Familie besuchen, ich muss dabei ja nicht anwesend sein. Wussten Sie eigentlich, dass Balistare magische Vögel sind und deswegen vom Aussterben bedroht sind? Sie pflanzen sich nur in magisches Gesellschaft gut fort und für diese Gesellschaft ist hier ausreichend gesorgt. Sie können also aufhören sich lächerlich zu machen indem Sie mir weiter schreiben. Was sollen denn Ihre Freunde denken wenn sie erfahren, an wem ihr Held angeblich interessiert ist? Was soll nur die Presse vom strahlenden Held halten? Das können Sie doch der Welt nicht antun. Außerdem wird dieser Scherz langsam langweilig, Sie hatten Ihren Spaß, haben mir fast erfolgreich vorgespielt, dass Sie Interesse an mir haben also können Sie sich jetzt ein neues Hobby suchen. Viel Erfolg dabei. Hochachtungsvoll S. Snape.“ Severus seufzte nochmal leise, verabschiedete sich dann von Sari und machte sich dann auf den Weg ins Schloss. Er musste noch den Unterricht für morgen vorbereiten. Warum hatte er diesen Brief überhaupt geschrieben? Warum war er so bösartig dabei gewesen? Eigentlich hatte Potter das nicht verdient aber auch er konnte nicht so einfach aus seiner Haut, vor allem weil er nicht an ein wirkliches, ernstes Interesse von Seiten Potters glaubte. Das alles konnte nur ein schlechter Scherz sein. Aber die Erwähnung seiner Freunde und der Presse sollte reichen damit der Kerl zur Vernunft kam. Er blieb am Eingang des Gartens stehen und warf einen Blick zurück, es würden wohl keine Pflanzen mehr von Potter kommen. Kapitel 7: Siebtes Jahr ----------------------- Siebtes Jahr Diese Tatsache hielt sich das ganze Jahr über in Severus' Gedanken und er bereute den Brief mit jedem Tag mehr. Zumindest hätte er sich etwas höflicher ausdrücken können. Seufzend warf er einen Blick auf die große Standuhr in seinem Wohnzimmer, das Frühstück würde in fünfzehn Minuten beginnen und er musste sich langsam entscheiden, ob er wirklich hingehen wollte. Ob er sich die Schmach nach sechs Jahren wirklich antun wollte? Sein Blick wanderte nach links, zum Kaminsims und zu den Geschenken, die dort fein säuberlich aufgereiht waren. Fünf Geschenke. Mehr als er jemals zuvor in seinem Leben bekommen hatte und das von einem jungen Mann, der sein Sohn sein könnte und den er mehr als abweisend behandelt hatte und immer noch behandelte. Wer würde es ihm da verdenken wenn er keine Lust mehr darauf hat? Er schüttelte den Kopf, erhob sich und strich sich die Robe glatt, er würde nicht hungern weil er Angst vor einer lange erwarteten Zurückweisung hatte. Sollten die Schüler doch wieder reden, das taten sie doch sowieso und wenn sie zu laut redeten, hatte er wenigstens einen weiteren Grund um seine Laune an ihnen auszulassen. Das war ein sehr guter Plan, fand zumindest Severus während er sich auf den Weg in die Große Halle machte. Mit sorgenvollem Blick beobachtete Minerva wie Severus mehr oder weniger in seinem Frühstück herum stocherte, ihr Kollege hatte noch nicht einmal seinen Kaffee angerührt und das zeigte mehr als alles andere, wie es ihm ging. Sie wusste, dass er Harry letztes Jahr geantwortet hatte und wahrscheinlich war der Brief nicht sehr höflich gewesen. Dementsprechend ging Severus wohl jetzt davon aus, dass er keine weiteren Briefe bekommen würde. Nun, Minerva war sich da nicht so sicher. Sie hatte Harry als zuverlässigen, lieben, netten aber auch sehr starrköpfigen jungen Mann kennengelernt, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, würde er es auch durchziehen. Und wenn er Severus kennenlernen wollte, würde er erst aufgeben wenn Severus wenigstens bereit war sich mit ihm zu treffen. Dessen war sie sich sehr sicher. Der erste Eulenschrei ließ alle Schüler und Lehrer zum großen Fenster sehen, die ersten Käuze und Eulen segelten hinein und suchten die Menschen, für die sie Post dabei hatten. Doch nur die Wenigsten hatten Augen für die normalen Tiere, alle Blicke suchten einen besonderen Vogel und sie wurden nicht enttäuscht. Mit langsamen, hoheitlich anmutenden Flügelschlägen glitt ein großer, fast komplett weißer Vogel in die Halle. Lediglich der Kopf, der Hals, die Beine und die Federspitzen der Flügelfedern waren schwarz, der dunkle Schnabel war lang, schmal und nach unten gebogen. „Ein Kranich?“, fragte Minerva doch diesmal schüttelte Poppy den Kopf, „nicht mit diesem Schnabel.“ „Ein Ibis“, kam von Severus. „Woher weißt du das?“ „Mir schickt jemand seit sechs Jahren seltsame Vögel, ich habe mich etwas belesen“, gab Severus zu, der seinen Platz auf dem Tisch frei räumte. Doch das Tier kreiste nur über ihm, machte aber keine Anstalten zu landen. „Was wird das?“ „Vielleicht braucht er eine höfliche Aufforderung“, sagte Minerva grinsend. Severus warf ihr einen vernichtenden Blick zu, rief aber dann, „wenn es dem Herren oder der Dame Ibis genehm ist, könnte er oder sie dann bitte landen und mir meine Post überbringen?“ Das Tier stieß einen leisen Schrei aus, schraubte sich aber tiefer und landete schließlich vorsichtig auf dem Tisch. „Vielen Dank“, zischte Severus sarkastisch. Doch das Tier hob nur stolz den Kopf und hielt ihm sein Bein hin, Severus löste das altbekannte Bambusrohr und schob dem Tier dann den Teller hin. Diesmal fanden die kleinen Krebse, Würmer und Schnecken großen Anklang. Das erste Geschenk, was ihm entgegen purzelte, war eine kleine, goldene Figur, die sich auf den ersten Blick als Kobra herausstellte. Severus wollte erst den Rest, denn er spürte anhand des Gewichtes, dass da noch mehr in dem Rohr war, sehen bevor er den Verkleinerungszauber von der Figur nehmen würde. Nacheinander landeten sieben, mit lateinischen Namen versehene Phiolen in seiner Hand, ein kleines Grasbüschel und dann eine Rolle, die eindeutig nicht aus Pergament war. „Was ist das für ein seltsames Pergament?“, fragte Poppy. „Das ist kein Pergament, das ist Papyrus“, konterte Minerva, „also hat es ihn wahrscheinlich nach Ägypten verschlagen. Die Zauberer dort schreiben immer noch auf Papyrus.“ Severus legte alles sorgsam auf den Tisch bevor er den Zauber von der Figur nahm. Die Figur wurde etwas größer als eine Hand und jetzt erst sah Severus, dass das unmöglich eine Schlange sein konnte. Zumindest nicht ganz. Die Figur war zweigeteilt, der Kopf war der einer Schlange mit einem langen Hals aber der Körper war der einer liegenden Raubkatze, welcher genau konnte Severus allerdings nicht sagen. Was war das? Nun, er würde es wahrscheinlich in dem Brief erfahren aber auf alle Fälle hatte er so etwas ähnliches noch nie gesehen. Er wandte sich den Phiolen zu. „Echis pyramidum“, stand auf der ersten Phiole und er brauchte nur wenige Momente um den Namen der sehr giftigen ägyptischen Sandrasselotter zuzuschreiben. Ein Verdacht keimte in ihm auf und er sah die restlichen Phiolen durch. „Naja pallida. Naja haje. Cerastes cerastes. Walterinnesia aegyptia. Cerastes vipera. Leiurus quinquestriatus.“ Fein säuberlich, in einer geschwungenen Handschrift, die er nicht wirklich dem Gekrakel des jungen Potters zuordnen konnte. Er kannte sie alle, rote Speikobra, Uräusschlange, Wüstenhornviper, Schwarze Wüstenkobra, Avicennaviper und der gelber Mittelmeerskorpion. Bis auf den Skorpion alles Giftschlangen aus Nordafrika, gut, der Skorpion stand ihnen in seiner Giftigkeit in nichts nach aber warum hatte er nicht sieben Schlangen genommen? Es gab noch einige Unterarten der Naja und der Cerastes in Afrika, zwar alle die selbe Familie aber ihr Gift unterschied sich oft in der Zusammensetzung und Verwendung. Allerdings war er dem Skorpiongift nicht abgeneigt, ihm fielen sofort fünf Tränke ein, die man damit brauen konnte. Sorgsam legte er die Phiolen auf einen leeren Teller, er wollte auf keinen Fall, dass sie vom Tisch rollten, dazu war der Inhalt einfach zu wertvoll. Dann entrollte er vorsichtig das Papyrus. „Hallo Severus, was du mir schreiben sollst? Alles. Was isst du gerne? Was trinkst du gerne? Außer Kaffee. Was ist deine Lieblingsfarbe? Was hast du für Hobbys? Gehst du gerne ins Theater oder sogar in Muggelkinos? Liest du noch andere Dinge außer Tränkebücher? Wie verbringst du am liebsten deine freien Tage? Wo würdest du gerne mal Urlaub machen? Wo warst du schon? Welche Farbe hat deine Couch? Es gibt so viele Dinge, die du mir schreiben könntest und ich würde begeistert alles lesen denn mit jeder Information lerne ich dich besser kennen. Es ist kein schlechter Scherz, es ist gar kein Scherz, ich meine das immer noch sehr ernst. Ich habe mehrere Hobbys aber diese Briefe sehe ich nicht als Hobby an. Hey, ich bin kein Vollidiot nur weil ich einen Pinguin für die Post nutze. Es gibt Inseln im Süden Afrikas, die nutzen nur Pinguine aber diese Tatsache ist in den restlichen Ländern dieser Welt nicht sehr verbreitet. Sie sind sehr zuverlässig, schnell und man kann sie auch zu Orten schicken, die zu kalt für andere Vögel sind. Und ich habe einen brauchbaren Heiltrank gebraut, sonst hätte mir der Mann ja den Kris nicht geschenkt. So, da hast du es. Kelelawar ist doch ein super Name. :) Nervende Exschüler gehören aber einer bedrohten Spezies an, mit denen muss man Mitgefühl haben. Wenn man so ein seltenes Exemplar erwischt, muss man es ganz doll lieb haben und immer nett zu ihm sein. ;) Die Fotos sind einfach der Hammer, vielen, vielen, vielen, vielen, vielen Dank. Wie bist du zu diesem riesigen Garten gekommen? Ich habe dir doch nur so wenige Pflanzen geschickt, wo kommt der Rest her? Und diese herrlichen Bänke? Es ist einfach Wahnsinn. Wenn ich meine Reise beendet habe, komme ich dich und den Garten auf alle Fälle besuchen. Kann ich mich neben Sari und ihrer Familie in deinem Urwald einnisten? Wobei, ich mache mich auch sehr gut auf der Couch vor dem Kamin oder noch besser mache ich mich in einem schönen, gemütlichen Bett. Was hältst du davon? Und nein, das mit der Verbindung zwischen den Balistaren und der Magie war mir nicht bekannt aber ich habe die Information an meinen Bekannten auf Bali weitergegeben. Er ist sehr erfreut darüber gewesen und sucht jetzt magische Leute, die bereit sind in den Urwald zu ziehen um zu helfen. Also vielen Dank für die Information. Den Rest deines Briefes würdige ich keiner Antwort. Meine Freunde wissen im übrigen Bescheid und stehen voll hinter mir und was die Presse oder die Welt denkt, ist mir egal. Ich habe mich lange genug nach dem gerichtet, was Andere von mir verlangt haben, jetzt will ich mein eigenes Leben leben, vorzugsweise mit dir. So, kommen wir zu meinen Geburtstagsgeschenken. Das hübsche Vögelchen vor oder neben dir ist ein Heiliger Ibis. Wusstest du, dass die Ägypter diese Vögel so sehr verehrt haben, dass sie ganze Friedhöfe voller Ibismumien angelegt haben? Allerdings streiten sich die Experten ob es sich bei dem angebeteten Vogel wirklich um den Heiligen Ibis handelt. Einige Leute sind der Meinung, dass die Ägypter eher den Waldrapp angebetet haben denn der soll zu der Zeit damals in Ägypten heimisch gewesen sein, er wurde dann später durch den heutigen Heiligen Ibis verdrängt. Aber egal wie, die Tiere sind einfach nur toll. Ich denke mal, du hast die Namen auf den Phiolen erkannt und fragst dich jetzt bestimmt, warum sechs Schlangen und ein Skorpion. Ganz einfach, ich hatte bis zum Abflugtermin meines Ibis nicht genug Zeit um eine siebte Schlange zu finden also habe ich den Skorpion genommen, der sich in meinem Schuh versteckt hatte. Gut, dass ich jedes Mal vor dem Schuhe anziehen die Schuhe ausgeschüttelt habe weil mir das ein befreundeter Zauberer so gesagt hat. Deswegen das Gift von sechs Schlangen und einem Skorpion, mit den Schlangen habe ich im übrigen ein paar sehr interessante Gespräche geführt. Parsel ist schon eine sehr nützliche Sache. Die Figur, wahrscheinlich hast du davon weder gehört noch jemals so etwas gesehen. Ich habe ihn auch erst hier kennengelernt, den Schlangenkopfpanther. Über seine Bedeutung wird sich noch gestritten, einige sagen, dass er als Ungeheuer der Wüste Chaos und Urgewalt präsentiert. Andere, die sich auf den ägyptischen Namen beziehen, weisen ihm die Aufgabe als Träger der Sonne und als Wächter des Sonnengottes Re zu. Als Re dann zur höchsten Gottheit erhoben wurde, wurde dieser Platz durch verschiedene Sphinxmonumente besetzt und der Schlangenkopfpanther geriet mehr oder weniger in Vergessenheit. Kommen wir zu der Pflanze, was könnte das wohl sein? Genau, eine Papyrusstaude. Ich habe hier ganze Wälder gesehen, so groß sind die Pflanzen. Wusstest du, dass die Zauberer hier immer noch auf Papyrus schreiben? Es ist eine große Umstellung zu unserem Pergament, ich habe acht Anläufe gebraucht um diesen Brief zu schreiben. Ich hoffe, man kann meine Schrift trotzdem lesen. Ich habe hier in Ägypten ein paar Zauberer kennengelernt, die eine Führung speziell für Zauberer und Hexen in den Pyramiden gebucht hatten. Es war ihnen eine Freude, dass sich der – leider – berühmte Harry Potter ihnen anschließen wollte. Einer von ihnen kam ursprünglich aus England, daher wusste er mit meinem Namen etwas anzufangen. Egal, die Führung war fantastisch. Wir sind abseits der normalen Touristenpfade gegangen, es war einfach nur Wahnsinn und ich habe so viel gesehen und gelernt. Wusstest du, dass es schon zu den Zeiten der Pharaonen Zauberer gab? Zumindest hat das der Führer gesagt, es gibt sogar Inschriften an den Wänden, von denen man ausgeht, dass sie Zaubersprüche oder Zaubertränke sind aber da man nicht genau weiß, wie man sie übersetzen soll, wäre es zu gefährlich sie auszuprobieren. Das Innere der Pyramiden ist mit Worten nicht zu beschreiben, diese Gänge, diese seltsamen Räume, die Unmengen an Fallen, wenn man bedenkt wann sie gebaut wurden, ist es einfach nur Wahnsinn, was die Menschen da geschaffen haben. Und noch immer haben die Pyramiden so viele Geheimnisse, die weder die Muggel noch die Zauberer bis jetzt ergründet haben und ich denke, dass es noch unzählige Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern wird bis alle Geheimnisse der alten Pharaonen gelöst sind. Wobei, ist das überhaupt notwendig? Was wäre die Welt ohne Geheimnisse? So, und nochmal, bist du mir glaubst, ich meine das alles ernst, ich will dich kennenlernen und nein, es ist kein Scherz. Ich gebe nicht auf! Ach ja, der Ibis hat die Anweisung erst zurück zu fliegen wenn du ihm einen Brief gibst also tu seiner Partnerin einen Gefallen, spring über deinen Schatten und schreib mir. Und hör endlich auf mich zu siezen, ich heiße Harry. Das ist gar nicht so schwer zu schreiben, fünf Buchstaben, ist kürzer als Potter. ;) Sehr heiße Grüße aus Ägypten Harry.“ Ein nachdenklicher Blick traf den Ibis, der mittlerweile bequem neben seinem Teller lag und immer mal wieder nach einem Wurm pickte. „Severus, alles in Ordnung?“, fragte Minerva. „Ja, alles in Ordnung.“ „Du siehst aber nicht so aus.“ „Ich fühle mich auch nicht so“, gestand Severus leise. Minerva sah ihn mitfühlend an und schlug dann vor, „was hältst du davon wenn du deine Sachen zusammen packst und erst mal in den Unterricht gehst. Ich würde dich gerne zum Tee einladen und dann können wir auch darüber reden, wenn du darüber reden willst.“ Sie rechnete nicht mit einer Zusage, wurde aber überrascht als Severus nur stumm nickte und dann alles sorgsam einpackte. Der Ibis sah ihn interessiert an. „Ich gehe in den Unterricht, da bist du nicht erwünscht. Aus dem Fenster raus, etwa 200 Yards Richtung Westen und dann siehst du einen Garten mit einem magischen Schutzwall. Dort kannst du auf mich warten, ich komme wenn ich fertig bin“, wandte sich Severus an den Vogel, der nickte und langsam aufstand. Er schüttelte das Gefieder auf und hob dann mit schweren Flügelschlägen ab. Severus wartete nicht bis er die Halle verlassen hatte sondern ging einfach. Erst drei Tage später betrat Severus wieder seinen Garten und er war nicht alleine, er trug zwei Käfige bei sich. Es dauerte nicht lange bis die Balistare neugierig angeflogen kamen und aufgeregt um die Käfige herum flatterten. „Ist ja gut“, murmelte Severus bevor er die Käfige auf eine Bank stellte und einen Blick hinein warf. In jedem Käfig saßen zwei kleine Vögel, jeweils ein Pärchen. Der Rücken und die Flügeloberseiten waren dunkelblau, bei einem der Weibchen sogar schwarz, das Brustgefieder war bei allen gelblich bis orange. Der Kopf war orange aber schimmerte im Licht violett, der Schnabel war leuchtend orange. Es waren Dschungelzwergfischer, Verwandte des Eisvogels und die zwei Pärchen waren das Abschiedsgeschenk seines momentanen UTZ-Kurses. Einer der Schüler war über Weihnachten in Indonesien gewesen und hatte diese Tiere als Geschenk mitgebracht, er war allerdings erst heute zurückgekommen. Mit den Vögeln im Gepäck. Severus hatte die Käfige nur wortlos entgegen nehmen können, er war absolut sprachlos gewesen. Sari lenkte seine Gedanken wieder ins Hier und Jetzt indem sie ihn leicht anpickte und auffordernd piepste. „Ja, ja, ich mache ja schon auf aber seit nett zueinander“, sagte Severus, der die Türen der Käfige jetzt öffnete und sich von den Käfigen entfernte. Die kleinen Zwergfischer waren sichtlich etwas überfordert von der lauten, hektischen Begrüßung der Stare. „Jetzt lasst ihnen doch etwas Platz“, mahnte Severus, der die mitgebrachte Kamera vergrößerte und ein magisches Foto von dem ersten Zwergfischer machte, der gerade aus dem Käfig auf die Bank hüpfte. Langsam folgten ihm seine Artgenossen während Severus Fotos machte und die Balistare sich etwas zurückzogen, sie wollten den Neuankömmlingen schließlich keine Angst machen. Severus lächelte schwach, die Zwergfischer waren unter anderem auch auf Bali beheimatet und würden sich bei den Staren sehr wohl fühlen, auch wenn er immer noch nicht glauben konnte, dass er sie von den Schülern geschenkt bekommen hatte. Dieses Jahr hatten sogar die Lehrer ihm etwas zum Geburtstag geschenkt, ein sehr alte Flasche Rotwein und ein Roman, den er noch nicht kannte, wartete in seinem Wohnzimmer auf ihn. Er seufzte leise als plötzlich alle Zwergfischer anfingen zu schimpfen und panisch in alle Richtung weg zu fliegen, er sah überrascht auf. Der Ibis kam näher und landete schließlich vor ihm, ein leiser, fragender Schrei erklang und er pickte ihn sanft gegen die Hand. Als Antwort machte Severus ein Foto von seinem Kopf. „Du willst nach Hause, oder?“, fragte er leise während er mit der freien Hand vorsichtig über seinen Rücken strich. Der Ibis nickte und pickte jetzt an dem Bambusrohr rum, dass Severus neben sich gelegt hatte. Er sah es nachdenklich an, sollte er es wirklich abschicken? Nach mehreren Gesprächen mit Minerva hatte er sich zu einer annähernd normalen Antwort durchgerungen, immer in der Hoffnung, dass es wirklich nicht um einen schlechten Scherz handelte. „Glaubst du, dass er mich verarscht?“, fragte Severus. Der Ibis antwortete zwar nicht aber dafür Sari, die auf seiner Schulter landete und den Kopf an seine Wange schmiegte. Er kraulte durch das weiße Gefieder und sah auf, die Zwergfischer hatten ihre Panik wieder abgelegt und kamen neugierig näher. Severus nutzte die Gelegenheit um noch einige Fotos zu machen. Als der Ibis ihn wieder anpickte, schob er ihn weg und sagte, „lass mich die Fotos noch entwickeln damit ich sie mit in das Rohr stecken kann.“ Damit schien der Vogel einverstanden zu sein denn er ließ ihn in Ruhe während er die benötigten Zauber sprach und dann noch etwas auf eines der Fotos, welches alle vier Zwergfischer und Kelelawar zeigte, schrieb. „Der Neuzugang in meinem Garten, ein Geschenk meiner Schüler. Du ruinierst meinen Ruf!“ Dann schob er die Fotos mit zu dem Brief ins Bambusrohr und band es umsichtig ans Bein des Ibis. „Flieg vorsichtig“, sagte er während er ihn hoch hob. Das Tier nickte, breitete die Flügel aus und ließ sich in die Luft werfen, mit kräftigen Flügelschlägen gewann es schnell an Höhe. Es kreiste noch einmal über dem Garten, stieß einen leisen Schrei aus und drehte dann nach Süden ab. Severus verfolgte den Flug des Ibis bis er nicht mehr zu sehen war doch auch dann blieb er sitzen und ließ den Blick über die Vögel schweifen. Seine Gedanken waren allerdings bei dem Brief, den er geschrieben hatte. „Harry, ungewohnt. Genauso ungewohnt wie die Tatsache, dass ich einen Brief schreibe. An allererster Stelle muss und will ich mich für die unzähligen Geschenke bedanken. Ich weiß, dass Worte eigentlich nicht ausreichen um den Wert der Geschenke zu begleichen aber mir fällt partout nichts ein, was ich dir schicken kann um es auch nur annähernd auszugleichen. Daher muss ich es bei meinem tiefsten Dank belassen. Und ich muss, ja, ich muss wirklich, Minerva zwingt mich dazu, mich bei dir entschuldigen, dass ich Sari einfach so behalten habe. Ich finde es immer noch verantwortungslos, dass du einen so jungen Vogel auf eine so lange Reise geschickt hast aber ich hätte sie nicht einfach behalten dürfen. Ich würde es zwar immer wieder so machen aber dennoch muss ich mich für mein alleiniges Handeln entschuldigen. Wieso kannst du eigentlich noch Parsel? Hast du diese Fähigkeit nicht verloren als du IHN vernichtet hast? Zumindest hat Madame Pomfrey das damals im Krankenflügel gesagt. Scheinbar hat sie sich geirrt, das freut mich für dich und ganz ehrlich, auch für mich. Die Zähne und das Gift sind Unmengen wert, ich kann sie nicht annehmen und sende sie dir deswegen zurück. Für beide Sachen müsste ich mein komplettes Jahresgehalt bezahlen und das übersteigt wirklich den Wert eines Geburtstagsgeschenkes. Das Gift aus Ägypten behalte ich dankend. Nach deinem Brief und der wirklich sehr interessanten Figur des Schlangenkopfpanthers habe ich mir ein paar alte Bücher über die Hochgötter der Pharaonen zugelegt, es ist wirklich faszinierend. Damit kann ich gleich zwei deiner Fragen beantworten, ich interessiere mit für alte, untergegangene Kulturen und ein Großteil meiner Büchersammlung besteht aus passender Lektüre, aber von dem Schlangenkopfpanther hatte ich dennoch noch nie gehört. Was hattest du mich noch gefragt? Ach ja, meine ernährungstechnischen Vorlieben. Ich muss gestehen, dass ich ein sehr genügsamer Mensch bin. Ich esse und trinke, was mir vorgesetzt wird und bin für fast alles offen. Außer Muscheln, auf die bin ich allergisch. Ansonsten bin ich immer bereit neue Dinge zu probieren. Ich habe keine Lieblingsfarbe, auch wenn man es nicht glauben mag aber ich kann die Kombinationen in Hogwarts nicht mehr sehen. Weder grün und silber, noch rot und gold. Es wäre dringend Zeit für eine Renovierung. Urlaub? Was ist das? Du kennst meine Erinnerungen, wann sollte ich da Urlaub machen? Erst ER und Albus, der ganze Krieg, der Wiederaufbau und jetzt bin ich genau da, wo ich angefangen habe. Wenn man so darüber nachdenkt, ist es eigentlich traurig. Dazu werde ich noch von einem jungen Mann belästigt, der scheinbar seine Pubertät nachholen will und deswegen für den dunklen, bösen Mann schwärmt. Aber solche Schwärmereien gehen schnell vorbei und sind keine gute Grundlage für eine mögliche Beziehung. Du wirst dich bestimmt wundern, warum ich dir plötzlich schreibe und dann auch noch so normal? Ich hatte einige Gespräche mit Minerva, von der soll ich dich im übrigen schön grüßen, und bin zu dem Schluss gekommen, dass du wenigstens mal eine Antwort verdient hast. Aber sei gewarnt, wenn sich das alles als Scherz herausstellt und du mich in irgendeiner Art und Weise bloß stellst, werde ich dich finden. Und sei gewiss, ich bin in der Eliminierung meiner Feinde wesentlich gründlicher als ER jemals war. Die nächste Antwort wirst du im übrigen nur bekommen wenn du mir eine Frage beantwortest. Warum ich? Hochachtungsvoll S. Snape.“ Kapitel 8: Achtes Jahr ---------------------- Achtes Jahr Gespannt wartete Severus in diesem Jahr auf den nächsten Vogel, er hatte die letzten Nächte so gut wie nicht geschlafen denn er war furchtbar nervös. Er war zwiegespalten. Auf der einen Seite hoffte er auf ein weiteres Bambusrohr mit einem Brief, einer Pflanze und einem Geschenk. Auf der andere Seite erwartete er allerdings einen hämischen Brief, in dem ihm Harry auslachte und ihm unter die Nase rieb, dass es alles doch nur ein böser Scherz gewesen war und er voll darauf eingegangen ist. Eine Hand legte sich auf seine Schulter, überrascht sah er nach rechts und begegnete Minervas wissenden Blick. „Er schreibt, garantiert“, sagte die Hexe. „Sicher?“ „Ganz sicher.“ Severus seufzte leise, nickte aber und sah nach oben, der erste Eulenschrei erklang und kurz darauf rauschte ein heller Kauz in die Halle, gefolgt von unzähligen Eulen und Käuzen. Wieder lagen alle Blicke auf den Tieren bis Schreie laut wurden, Finger wurden gestreckt und lautes Gemurmel erklang. Severus verstand sofort warum aber er runzelte auch die Stirn, warum schickte Potter zwei Vögel? In einem satten Kobaltblau zeigte sich das Gefieder der großen Vögel, extrem lange Schwanzfedern, die Severus fast nur von Papageien kannte und tatsächlich, als die Tiere tiefer sanken, erkannte er die großen, gebogenen Schnäbel und die zwei gelben Stellen am Kopf. Warum konnte der Kerl keine harmloseren Vögel schicken? „Das sind Hyazinth-Aras“, keuchte Pomona, „die größte Papageien, die es überhaupt gibt. Sie sind vom Aussterben bedroht.“ „Interessant“, sagte Severus während er misstrauisch beobachtete wie die Tiere landeten. Einer von ihnen hatte das Bambusrohr auf dem Rücken, der Zweite hatte eine kleine Holzkiste in den Krallen, die er vorsichtig abstellte. „Einen schönen guten Tag, die Herrschaften“, sagte Severus Ein lautes Krächzen antwortete ihm aber der Vogel wandte ihm den Rücken zu damit er das Rohr entfernen konnte. Als er allerdings nach der Kisten greifen wollte, gab das andere Tier einen Warnruf von sich und klackerte warnend mit dem Schnabel. „Ich soll erst den Brief lesen?“, vermutete Severus. Nicken und wieder ein Krächzen. Irgendwie hatte Severus das Gefühl, dass diese Tiere ihn verstanden. „Ich habe leider nur einen Teller“, sagte Severus, der den Teller nur ungern in die Reichweite der Schnäbel schob doch die Tiere schienen sonst friedlich, sie machten sich gemeinsam über die Früchte her. Severus beäugte sie noch einen Moment misstrauisch, wandte sich aber dann dem Bambusrohr zu. Das Erste, was ihm entgegen kam, war ein kleines, eingeschnürtes Päckchen, dann ein Setzling und etwas, was Severus entfernt an einen Farn erinnerte. Dann kam das Pergament und ein ganzer Stapel Fotos. „Da hat er sich dieses Mal aber selbst übertroffen“, sagte Minerva. „Ja, ich bin selber überwältigt“, gestand Severus, der das Päckchen seltsam musterte. Denn genau dieses Päckchen hatte er bereits aus Australien bekommen und als er es öffnete, erwies sich seine Ahnung als richtig. Die Zähne und das Gift des Inlandtaipan lagen vor ihm. „Wie kommt er nochmal an diese Dinge?“, fragte Minerva überrascht. „Indem ich sie ihm zurück geschickt habe. Sie sind zu wertvoll, ich kann sie nicht annehmen.“ „Nimm sie an, er will scheinbar, dass du sie hast also nimm sie an.“ „Aber...“ „Severus, er hat sie dir jetzt das zweite Mal geschickt also nimm sie an“, sagte Minerva ernst. Sie bekam einen etwas hilflosen Blick zugeworfen doch dann nickte Severus schwach. „Guck nicht so geschlagen, er ist alt genug um zu wissen was er tut und was er dir schenken will. Und wenn er dir die Sachen schenken will, nimm sie einfach.“ Diesmal widersprach Severus nicht sondern legte die Sachen vorsichtig weg bevor er sich den Fotos zuwandte und gleich das erste Foto lies ihn leise lachen. Minerva sah ihn verwirrt an aber als er ihr das Foto zeigte, musste sie auch grinsen. Auf dem Foto war Harry, umringt von einem ganzen Schwarm kleiner, grüner Papageien, die ihm die Fruchtstückchen förmlich aus den Händen rissen. Grinsend drehte Severus das Bild rum und konnte lesen. „Guter Rat von mir, geh niemals mit einem Teller voll Fruchtstücken in den Urwald, ich hatte Angst, dass sie mich fressen.“ Severus legte das Foto weg und nahm das Nächste, diesmal verging ihm allerdings das Grinsen denn die Schlange, die da vor Harry auf dem Boden lag und mit der er anscheinend in ein sehr angeregtes Gespräch vertieft war, war eine verdammte Anakonda. Auch noch ein riesiges Tier. Schnell drehte er das Bild um. „Die Dame hat einen meiner Begleiter angegriffen weil sie in der Nacht zuvor ihre Jungen zur Welt gebracht hat und er zu nah kam. Ich konnte sie davon überzeugen, dass wir nichts Böses wollen und wir haben uns noch sehr angeregt unterhalten.“ Severus schüttelte den Kopf über so viel Leichtsinn, legte das Foto aber dann beiseite und nahm das Nächste, diesmal war er einfach nur geschockt. Scheinbar war die Begegnung mit der Anakonda noch weiter gegangen denn das nächste Bild zeigte einen lachenden Harry in einer Grube, begraben von unzähligen, winzigen Schlangen. Der gewaltige Schädel ihrer Mutter war am Rand zu sehen, wie sie über ihre Nachkommen und den seltsamen Menschen wachte. „So etwas schafft man auch nur wenn man Parsel kann“, kommentierte Minerva das Bild. Sie war mit ihrem Stuhl etwas näher gerückt um besser sehen zu können. „So etwas macht man nur wenn man völlig bekloppt ist“, gab Severus zurück während er das Bild umdrehte. „Nein, es war keine Absicht, ich wollte nur mal gucken aber ich bin in ein kleines Loch getreten und bin umgeknickt. Naja, ich konnte mich nicht mehr fangen und bin in der Grube gelandet, bin aber sehr weich gefallen. Wir haben danach natürlich jedes Junge angesehen ob ich Schaden angerichtet habe, es waren alle unversehrt.“ Das nächste Foto zeigte nur Tiere aber das reichte auch, ein gewaltiger Schwarm roter Aras flog über den Betrachter hinweg. „Der Wahnsinn, oder?“ „Severus, ich will das nur ungern sagen aber du hast Unterricht“, sagte Minerva als ein magischer Gong ertönte, der die letzten Trödler daran erinnerte, dass der Unterricht in fünf Minuten anfing. Etwas überrascht sah Severus von dem Foto auf und sah dann in die Halle, seine Viertklässler, die er jetzt eigentlich unterrichten sollte, saßen noch geschlossen an ihrem Tisch. Klar, warum sollten sie auch in den Klassenraum gehen wenn ihr Lehrer noch am Frühstückstisch saß? „Da war ja was“, murmelte er bevor er sich erhob und laut sagte, „die Viertklässler, die ich jetzt im Unterricht habe, dürfen Ihren Aufsatz vom letzten Mal nochmal schreiben. Diesmal will ich vernünftige Aufsätze lesen und nicht diesen Schwachsinn, den Ihr beim letzten Mal abgegeben habt. Thema bleibt gleich, Länge verdoppelt sich, zwei Ellen. Ihr könnt gehen.“ Das ließen sich die Ravenclaws nicht zwei Mal sagen, schnell wurden die Sachen gepackt und schon waren sie verschwunden, damit waren die Häusertische komplett leer. „Willst du hier bleiben?“, fragte Minerva, „oder wollen wir uns die restlichen Fotos bei einer Tasse Tee ansehen?“ „Gerne.“ Fast fünfzig Fotos hatte Harry diesmal geschickt, alle zeigten Tiere oder Pflanzen im Amazonas. Und alle waren mit einer handschriftlichen Notiz versehen, es musste eine unglaubliche Arbeit gewesen sein. „Diese Vielfalt ist unglaublich“, sagte Minerva. Die Fotos lagen zwischen ihnen verteilt auf dem Tisch und jeder griff immer mal wieder nach einem Foto. Sie selber hob gerade das Bild mit dem Amazonasdelfin hoch, er planschte mit Harry im Wasser und bekam dafür kleine Fische. „Es ist faszinierend was er alles erlebt.“ Severus nickte nur schweigend, er hielt ein Foto in der Hand, dass es ihm angetan hatte und dabei zeigte es nur Harrys Hände, auf denen eine winzige Fledermaus krabbelte, nicht mal so groß wie seine Handfläche. Auf der Rückseite stand. „Siehst du, ich bin total lieb und mich mögen auch Fledermäuse. Meinst du nicht, du könntest mich auch mögen?“ Es war das einzige Bild, bei dem er Minerva den Satz nicht zeigte denn er musste ernsthaft darüber nachdenken. „Severus?“ „Warum tut er das alles?“, fragte Severus ohne von dem Satz aufzusehen. Die Frage war eigentlich rein theoretischer Natur denn Minerva wusste warum Harry diese Briefe schrieb, dennoch antwortete sie, „du kennst die Antwort. Die bessere Frage wäre, warum du dich so dagegen wehrst?“ „Weil ich die Realität kenne. Ich weiß, wie ich bin und wie ich aussehe und ich weiß, wie er ist und wie er aussieht“, gab Severus zurück, „wir passen in keinster Weise zusammen. Ich spiele in einer anderen Liga als er.“ „Du glaubst ihm nicht.“ „Nein.“ „Du glaubst, dass du unter seinem Niveau bist.“ Diesmal gab es keine Antwort aber Severus' Blick war eindeutig. Minerva seufzte leise und sagte, „warum überlässt du es nicht Harry ob er jemanden unter seinem Niveau findet oder nicht? Der Kerl schickt dir seit sieben Jahren unglaublich schöne Geschenke zum Geburtstag, macht sich Gedanken was dir gefallen könnte und denkt sich jedes Jahr etwas Schönes für dich aus. Glaubst du wirklich, er würde das machen wenn er kein wirkliches Interesse an dir hat? Severus, du machst dich schlechter als du bist. Du hast sehr viel an dir, was wirklich wertvoll ist aber du willst es selber nicht sehen. Du verkriechst dich in deinem Schneckenhaus und lässt niemanden an dich ran, kein Mensch sollte alleine sein. Ich muss jetzt noch ein paar Dinge erledigen, du kannst gerne noch bleiben.“ Damit erhob sie sich und nachdem Severus nur schwach genickt hatte, verließ sie den Raum. Lange saß Severus einfach nur da und sah sich immer und immer wieder die Fotos an bis ein leises Krächzen seine Aufmerksamkeit auf die Aras lenkte. Einer hüpfte näher, er hatte die Pergamentrolle im Schnabel und stupste ihn damit an. „Ja, ich lese ihn ja schon“, sagte Severus während er die Rolle nahm, er war so in Gedanken, dass er nicht mal vor dem Schnabel zurück zuckte. „Hallo Severus, DU bist schuld, dass meine Freunde in Ägypten mich für völlig bekloppt halten. Mensch, dabei habe ich mich einfach nur gefreut als dein Brief kam, das kann man doch verstehen, oder? Ich freu mich so, ich bin immer noch ganz hibbelig, du hast mir endlich geschrieben. Du hättest den Ibis sehen sollen, er war so stolz auf sich, dass er mir eine Antwort bringen konnte. Der alberne Kerl ist zwei Tage hier auf und ab stolziert und hat ständig nach deinem Pergament gepickt. Der war so stolz auf sich. Du musst dich nicht bedanken, ich habe dir die Dinge gerne geschickt und ich freue mich, dass sie dir gefallen haben. Deswegen bekommst du das Gift und die Zähne auch wieder zurück, sie waren ein Geschenk und sie bleiben ein Geschenk. Wenn du sie nicht behalten willst, kannst du sie verkaufen, dann nimmst du dir ein Jahr Urlaub und kommst mich besuchen. Was hältst du davon? Also ich finde die Idee super. Wieso ich noch Parsel kann, weiß ich nicht. Ich wusste es gar nicht bis ich die Stimme des Taipans gehört habe. Er hat mich gebeten weg zu gehen und war etwas überrascht als ich einfach geantwortet habe. Es hat aber etwas Übung gebraucht aber mittlerweile kann ich es sehr gut. Die Sache mit Sari, ja, ich gebe zu, ich war am Anfang etwas sauer auf dich. Ich habe sie aufgezogen, ich habe sie wirklich gern und du hast sie einfach behalten. Aber mein Bekannter auf Bali stand voll auf deiner Seite, er fand es auch nicht so gut, dass ich sie geschickt habe. Im Nachhinein betrachtet, war deine Entscheidung richtig und die Fotos sind einfach phantastisch. Die Kleinen sind ja so süß. Und sie scheinen sich ja wirklich wohl bei dir zu fühlen. Das freut mich für sie und für die Art des Balistares. Ernsthaft? Alte Kulturen? Was hältst du dann von einer Bildungsreise? Griechenland soll sehr schön sein und natürlich Ägypten, Guatemala, Peru, die indischen Tempel sind eine Wucht, China lohnt bestimmt auch eine Reise, wir hätten einiges vor. Und sehr viel Zeit um uns näher kennenzulernen. Du bekommst auch ein Einzelzimmer wenn du Angst vor mir hast. ;) Keine Muscheln? Schade. Ich koche ein exzellentes, indisches Muschelgericht aber gut, dann fällt das raus. Hast du schon mal Insekten gegessen? Habe ich jetzt gerade erst probiert, gar nicht mal so schlecht aber dazu später. Du würdest Hogwarts komplett schwarz streichen, das wäre nicht viel besser als jetzt. Wobei ich dir zustimmen muss, die Farbgestaltung ist nach sieben Jahren schon nervig, geschweige denn nach der Zeit, die du schon dort bist. Es wäre schön wenn zumindest die höheren Klassen ihre Schlafsäle selber gestalten könnten. Du könntest das mal Professor McGonagall vorschlagen. Du brauchst dringend Urlaub! Ganz dringend. Vorzugsweise mit mir zusammen. Wir können überall hin, der Verständigungszauber ist genial und mittlerweile beherrsche ich ihn sogar perfekt. Warst du schon mal am Meer? Einfach an einem Strand entlang schlendern, mit den nackten Füßen im warmen Sand und den Sonnenuntergang beobachten? Ich habe das nur ein einziges Mal gemacht, nicht weil es mir nicht gefallen hätte sondern weil es sich nicht richtig angefühlt hat, es hat etwas gefehlt. So einen Moment sollte man nicht alleine erleben, in solchen Momenten sollte man zu Zweit sein. Interesse? Und das Letzte glaube ich dir vorbehaltlos, auch wenn es ein bisschen wie eine Drohung klang. Du wolltest mir doch nicht drohen, oder? Das wäre nicht fein, dabei bin ich so lieb. So, kommen wir zu meinem eigentlichen Brief, mich hat es, wie du dir wahrscheinlich gedacht hast, nach Südamerika, genauer gesagt ins Amazonasbecken verschlagen. Die zwei Hyazinth-Aras sind ein Pärchen und es sind magische Vögel. Genau wie unsere magischen Eulen. Die Zauberer, die ich hier kennengelernt habe, haben etwas Erstaunliches herausgefunden. Es gibt bei den Tieren, genau wie bei uns Menschen, Muggel und Zauberer. Sprich, normale Tiere und magische Tiere. Das würde erklären warum nicht alle Eulen als Posteulen geeignet sind und das würde auch die schwindenden Populationen einiger Vogelarten erklären. Sie brauchen schlicht und einfach mehr Magie in ihrer Gegenwart um sich erfolgreich fortzupflanzen. Das Pärchen bei dir hat in den letzten fünf Jahren gerade mal ein einziges Junges aufziehen können, alle Anderen sind entweder im Ei oder als frisch geschlüpfte Küken gestorben. Als ich ihnen von deinem Garten und Sari erzählt habe, haben sie sich dazu entschlossen zu dir zu ziehen. Sie hoffen, dass es ihnen bei dir möglich ist ihre Jungen aufzuziehen. Sie hoffen, dass es ihnen wie Sari und Kelelawar gehen wird. Ich hoffe es auch. Nimm sie bitte genauso auf wie Sari, sie sind fast so lieb wie ich. Wir sind im übrigen gerade dabei diese Information in die großen Schutzgebiete dieser Welt zu senden aber es gibt leider so wenige Zauberer, die sich für den Erhalt bedrohter Tierarten einsetzen. Vor allem nicht für Vögel. Wir haben ja die Eulen und die wenigsten Vögel haben irgendetwas, was man für einen Zauber oder einen Trank verwenden kann. Sie sehen einfach nicht wie wertvoll diese Tiere sind und was der Welt fehlen würde wenn es diese Vögel nicht mehr gibt. Die Pflanzen, ach, habe ich lange gesucht bis ich die passenden Pflanzen gefunden hatte. Es war der Zufall oder du würdest sagen, meine Trotteligkeit aber ich bleibe bei Zufall. Naja, ich, Mensch, das ist fast peinlich zu schreiben. Ich bin halt gegen diesen dämlichen Baumfarn gerannt und auf dem Hintern gelandet, und direkt neben mir stand dieser wirklich winzige Baumfarn, der mich gerade zu angefleht hat ihn dir zu schicken. Also, da ist er, der Baumfarn. Ich kann dir allerdings nicht sagen, was für eine Art das genau ist aber er wird sich schon bei dir wohl fühlen. Das Zweite ist eigentlich nicht nur für dich sondern eher für die Aras. Es ist ein Paranussbaum, die Zwei lieben Paranüsse. Leider wird er erst in einigen Jahren Früchte tragen, also wirst du wohl bis dahin Nüsse kaufen müssen um sie zufrieden zu stellen. In einem Paranussbaum habe ich auch die Zwei das erste Mal gesehen, zusammen mit ihrem Schwarm haben sie sich über die reifen Nüsse her gemacht. Sie müssen dann meine Magie gespürt haben und sind zu mir gekommen, es war Freundschaft auf den ersten Blick. Damit kommen wir zu der Holzkiste, die du eigentlich noch nicht aufgemacht haben dürftest, ich habe genaue Anweisungen gegeben. In dieser Kiste sind zwei Pärchen Pfeilgiftfrösche. Ein Paar schrecklicher Pfeilgiftfrösche, die eigentlich nicht im Amazonasbecken vorkommt sondern eigentlich nur in einem kleinen Areal an der Pazifikküste Kolumbiens. Es war reiner Zufall, dass ich sie gefunden habe, meine Begleiter sagen, dass sie wohl ausgesetzt worden sind. Das zweite Paar sind blaue Baumsteiger. Alles sind Giftfrösche aber das Gift können sie nur produzieren wenn du ihnen giftige Ameisen zu fressen gibst. Wenn sie normale Ameisen fressen, sind sie nicht mehr giftig aber immer noch schön bunt. Aber irgendwie habe ich das dumpfe Gefühl, dass sie bei dir auch giftig bleiben, dafür wirst du schon sorgen. Pass bitte auf, dass die Schüler sie nicht anfassen. Auf der Kiste liegt ein Stasiszauber, den ich dir auf dem beigelegten Zettel aufgeschrieben habe, genau wie die Adresse, die du einer Eule sagen müsstest, wenn du mir antworten möchtest. Was kann ich dir noch schreiben? Ich kann dir leider nichts über die großen Städte Südamerikas sagen, ich habe sogar den Karneval in Rio verpasst. Ich hatte gleich am Anfang eine Flussfahrt auf dem Amazonas gemacht und dort habe ich zwei Zauberer kennengelernt, die hier in einem Vogelschutzgebiet arbeiten. Wir haben uns angefreundet und irgendwie bin ich dann hier hängen geblieben. Und es gibt so viel zu tun. Ich bin zu nichts gekommen, ich bin schon mehrere Monate hier und sehe trotzdem noch jeden Tag etwas Neues. Hier habe ich mir auch die neue Kamera zugelegt, gefallen dir die Fotos? Ich habe sie immer dabei und habe wahrscheinlich schon hunderte Fotos gemacht. Die Schönsten habe ich dir geschickt, wobei das noch mehr hätten sein können. Ich habe mittlerweile zwei dicke Alben voll, die könnten wir uns zusammen ansehen. Meine Freunde arbeiten gerade an einem Projekt zum Schutz der Vögel. Sie wollen in einem begrenzen Bereich so eine Art magische Masse erschaffen wollen, die so ähnlich wirkt wie die uralte Magie in Hogwarts. Sprich, die Magie soll bewirken, dass keine Muggelgeräte mehr funktionieren. So wollen sie verhindern, dass in diesem Bereich weiterer Regenwald zerstört wird. Ich habe mir diesen Bereich angesehen, dort lebt ein kleiner Stamm Ureinwohner, die keinerlei technische Geräte habe und die das Ganze nicht stören würde. Andere Menschen kommen nur dorthin um Tiere zu jagen, Pflanzen zu sammeln oder gleich den Wald abzuholzen. Diese Menschen braucht man da wirklich nicht. Außerdem erhoffen sich meine Freunde von dieser ungeheuren Menge an Magie, dass es sich positiv auf die magischen Vögel auswirkt und sie in diesem Gebiet besser brüten können. Ich hoffe für sie, dass es so funktioniert, wie sie es sich vorstellen auch wenn es den Muggeln gegenüber wahrscheinlich etwas unfair ist. Ich glaube, irgendwann würden sie Fragen stellen oder versuchen den Ursprung dieses Feldes zu ergründen, ob sie damit Erfolg hätten? Manchmal frage ich mich ob dieses Geheimhaltungsabkommen so gut ist. Jetzt komme ich zu der Frage, die du mir gestellt hast. Warum du? Die einfachste Antwort wäre, warum du nicht? Aber ich gehe davon aus, dass du dich damit nicht zufrieden gibst also muss ich etwas weiter ausholen. Ich habe dich schon immer bewundert, dein Wissen hat mich beeindruckt, nur leider hat deine Art mir das Fach Zaubertränke von Anfang an vermiest. Ich kann im übrigen mittlerweile einfache Tränke brauen, ist gar nicht so schwer wenn man nicht ständig angeschrien wird. Egal, weiter im Text. Ich kann dir eigentlich nicht genau sagen, wann sich meine Bewunderung in etwas Anderes verwandelt hat. Ich glaube, es war irgendwann in meinem letzten, dem nachgeholten Jahr. Da hatte ich deine Erinnerungen schon aber bis dahin hatte ich nie wirklich Zeit um mich wirklich damit auseinander zu setzen aber, genau, während der Weihnachtsferien, da hatte ich Zeit und konnte darüber nachdenken. Ich habe Seiten an dir gesehen, die wahrscheinlich meine Mutter als Letzte gesehen hat und mir hat gefallen, was ich gesehen habe. Du bist ein bemerkenswerter Mann, auch wenn du das unter sehr viel Selbsthass, Wut, Zorn und Sarkasmus versteckst. Ich weiß nicht wie du privat bist, woher auch? Aber ich würde es gerne herausfinden. Severus, du glaubst mir nicht, du denkst wahrscheinlich, dass wir absolut nicht zusammen passen würden aber warum willst du es nicht wenigstens versuchen? Ich rede nicht von einer sofortigen Ehe samt fünf adoptierten Kindern. Ich rede von einem Kennenlernen, Kaffee trinken, Abendessen mit gutem Wein und Kerzenschein, vielleicht ein Frühstück am nächsten Tag, … ähm, ja, das kommt später, glaube ich. Ich weiß nicht ob das mit uns funktioniert, woher soll ich das auch wissen? Das kann niemand vorher wissen. Woher willst DU wissen, dass es NICHT funktioniert? Was hast du zu verlieren? Wenn wir uns kennenlernen und feststellen, dass wir nicht zusammen passen, gut, dann soll es eben nicht sein aber von vorne herein aufgeben? Das passt nicht zu einem Severus Snape. Ich kann dir keine Garantie geben, dass irgendetwas zwischen uns funktioniert. Wenn ich das sagen würde, müsste ich dich anlügen und das will ich nicht. Aber ich kann dir etwas Anderes garantieren, ich meine es immer noch sehr ernst, ich möchte dich privat kennenlernen und ich würde mich sehr, sehr freuen wenn du zumindest dem Kennenlernen eine Chance gibst. Mehr kann ich dazu nicht sagen, ich würde mich nur wiederholen. Ich wünsche dir viel Spaß mit den zwei Aras aber pass auf, einer beißt. Ich weiß aber leider nicht mehr wer. ;) Mit hoffnungsvollen Grüßen Harry.“ Lange saß Severus im Wohnzimmer von Minerva und dachte nach, las immer wieder den Brief oder sah sich die Fotos an. Die Aras hatten es sich auf der Lehne des Sessels bequem gemacht und hatten sich erst geputzt und jetzt schlief sogar einer von ihnen. Als Minerva irgendwann wieder kam, musste er mit Schrecken feststellen, dass er den ganzen Tag hier gesessen hatte. „Was ist mit meinem Unterricht?“, fragte er. „Vertretungsunterricht“, gab Minerva lächelnd zurück während sie einen der Aras streichelte. „Danke.“ „Hat dein stundenlanges Grübeln wenigstens zu einem Ergebnis geführt?“ „Ja, ich glaube, ich habe einige Entscheidungen treffen können“, sagte Severus ruhig während er aufstand und die Sachen zusammen packte. Jetzt durfte er auch nach dem Holzkästchen greifen. „Was ist dabei raus gekommen?“ „Dass Potter trotzdem ein Vollidiot ist.“ „Aber?“, fragte Minerva grinsend, sie hatte den warmen Ton in seiner Stimme durchaus gehört. „Aber er wird seine Chance bekommen, wenn er das wirklich noch ernst meint. Ich esse im Garten, ihr zwei Federviecher könnt fliegen“, sagte Severus bevor er einfach ging. Minerva sah ihm mit einem wissenden lächeln hinterher, öffnete aber dann das Fenster um die Aras raus zu lassen. Fast zwei Monate später betrat Severus den Garten, einen Hyazinth-Ara auf dem rechten Arm und ein gefülltes Bambusrohr in der linken Hand. „Bist du sicher, dass du den Weg fliegen willst? Ich kann eine Eule schicken oder einen der Pfauen“, sagte Severus zu dem Ara. Er wurde nur protestierend angeschrien bevor das Tier nach dem Bambusrohr hackte. „Ja, ist ja gut. Umdrehen.“ Dem Befehl wurde nach gekommen und schon konnte Severus das Rohr auf seinem Rücken befestigen. „So, du kannst jederzeit starten. Pass auf dich auf, du hast immerhin Familie, die auf dich wartet.“ Der Ara kreischte leise, stieß ihn vorsichtig mit dem Kopf gegen die Wange und flog dann erst einmal zu dem Nest, wo er lautstark begrüßt wurde. Seine Partnerin und gleich drei kerngesunde, nackige Jungvögel verabschiedeten ihn bevor er sich entschlossen umdrehte und in den Himmel startete. Severus sah ihm nachdenklich nach, er konnte nur hoffen, dass das Männchen wohl behalten wieder kommen würde. Er hatte eigentlich eine Eule schicken wollen aber als er dem Tier das Rohr umbinden wollte, hatte das Männchen die Eule angegriffen. Er hatte sehr deutlich klar gemacht, dass er nicht damit einverstanden wenn Severus die Eule schickte. Aber da er Harry eine Antwort schicken wollte, hatte er keine andere Wahl als den Ara zu schicken. Sein Blick ging zum Nest, das Weibchen saß friedlich bei ihren Jungen, die satt und zufrieden im Nest lagen. Die Aras hatten sich nicht lange aufhalten lassen, sie hatten fast sofort mit dem Nestbau begonnen und schnell lagen drei Eier im Nest. Deswegen hatte er Harry auch erst jetzt geantwortet, er hatte den Schlupf der Jungen und die ersten zwei Wochen abwarten wollen. Natürlich lagen in dem Bambusrohr unzählige Fotos und nicht nur von den Aras. Es gab dieses Jahr gleich drei Gelege der Balistare und auch die Dschungelzwergfischer hatten Eier gelegt. Zusätzlich lebten mittlerweile noch einige andere Tierarten bei ihm, er hatte den Garten nochmal vergrößern müssen. Ein Schrei, der verdächtig an eine Katze erinnerte, ließ ihn wehmütig lächeln und sich umdrehen, ein weißer Pfau stellte gerade sein Rad auf um seine Angebetete zu beeindrucken. Die Henne wandte ihm den Rücken zu und pickten unbeeindruckt einige Körner auf. Severus blieb noch einen Moment stehen, verabschiedete sich dann von den Aras und verließ den Garten. Er wollte schnell bei Poppy vorbei schauen und sich erkundigen, wie viele Schüler sie heute hatte behandeln müssen. Die Aras hatte er absichtlich nicht mit in seinen Schutzzauber eingebunden, die Schüler würden schon irgendwann lernen, dass diese Schnäbel nicht nur toll aussahen sondern auch weh taten. „Harry, leider nur ein sehr kurzer Brief, ich habe viel zu viel zu tun. Der Lehrer für Verteidigung ist auf unbestimmte Zeit ausgefallen und Minerva fand es eine sehr gute Idee, wenn ich den Job mit übernehme. Tolle Idee. Du siehst eigentlich alles auf den Fotos. Die Aras haben gebrütet und alle drei Küken sind kerngesund. Die Schüler müssen allerdings noch lernen, dass sie sich dem Brutbaum nicht nähern sollten, ich darf das und ich glaube, zwei Sechstklässler auch aber der Rest wird sehr vehement verjagt. Wobei sie Hilfe von Kelelawar und Sari erhalten, die Zwei haben ihr Nest einfach im selben Baum gebaut und wechseln sich mit den Aras ab. Bevor du dich wunderst warum ich dann das Männchen schicke, der Kerl wollte mich einfach keine Eule schicken lassen. Ich habe ihm vier verschiedene Eulen und Käuze vor gesetzt, aber nein, dem Herr war keine gut genug um meine Post zu transportieren. Da ich dir aber antworten wollte, weil du ja meine Frage zu meiner annähernden Zufriedenheit beantwortet hast, musste ich den Ara nehmen. Seine Jungen sind versorgt, die Hauselfen haben die Tiere im Garten ins Herz geschlossen und lassen es ihnen an nichts fehlen. Ach ja, ich weiß jetzt, wer deine Quelle bezüglich meiner vermuteten, sexuellen Vorliebe meiner Partner ist, mein Patensohn hat sich verraten und ihm dürften jetzt noch die Ohren klingeln. Er hat versucht mich milde zu stimmen indem er hier ein paar magische Pfauen angeschleppt hat. Leuzistische Tiere, mal sehen ob sich die Mutation bei den Küken durchsetzt oder ob sich die natürliche, blaue Farbe durchsetzt. Dem restlichen Zoo geht es gut, die verschiedenen Populationen wachsen und gedeihen und letzten Monat hat sich das erste Mal ein Einhorn in den Garten verirrt. Leider hatte ich keine Kamera dabei aber ich bin mir sicher, ich werde sie noch vor die Linse bekommen. Natürlich sind die Frösche noch giftig, ihr Gift lässt sich hervorragend für Tränke verwenden und irgendwann werden es die Schüler auch verstehen, dass man sie nicht anfasst. Nur Poppy hat sich bei mir beschwert, dass sie ständig Schüler mit Vergiftungserscheinungen heilen muss. Aber ich bin mir sicher, bis zum Ende des Jahres haben es alle gelernt. Es war im übrigen gar nicht so schwer an entsprechende Ameisen zu kommen. Ich möchte mich nochmal für das Gift und die Zähne bedanken, ich werde sie natürlich nicht verkaufen, dazu sind sie zu wertvoll. Ein Geschenk verkauft man nicht. Nur noch ein paar kurze Worte zu dem Vorhaben deiner Freunde, ich finde es gut. Die Muggel haben genug Schaden angerichtet, es wird Zeit, dass sie gestoppt werden. Ich habe etwas geforscht und dir ein paar Zaubersprüche aufgeschrieben, sie sollten sich als nützlich erweisen. Ansonsten muss ich leider schon Schluss machen, wie gesagt, viel zu viel zu tun. Zwei UTZ-Kurse, der reguläre Unterricht, die Pflege des Gartens, Fotos machen für einen gewissen jungen Mann, der scheinbar unter einer schrecklichen Geschmacksverirrung leidet, ich habe zu nichts mehr Zeit. Und wieder stelle ich dir eine Frage. Wie willst du mit mir Kaffee trinken wenn du dich auf einem anderen Kontinent aufhältst? Hochachtungsvoll Severus.“ Kapitel 9: Neuntes Jahr ----------------------- Neuntes Jahr Wieder war Severus' Platz in der großen Halle leer doch diesmal nicht aus Scham oder Furcht davor, dass kein Vogel kam sondern weil einer der Hyazinth-Aras krank war und er ihm den frisch gebrauten Trank bringen wollte. Er wurde bereits erwartet und zwar von einem aufgebrachten Aramännchen, dass ihm förmlich ins Gesicht flog. „Ja, ich weiß, dass es deiner Frau schlecht geht aber ich kann ihr nicht helfen wenn du mir die Augen auskratzt“, sagte Severus während er das Tier mit dem freien Arm abwehrte. Der Ara schrie ihn an und schien sich nicht wirklich beruhigen zu wollen, die Sorge um seine Partnerin war zu groß. Er war nach nur knapp zwei Monaten zurück gekommen, in Begleitung eines weiteren Hyazinth-Aras, ein junges, magisches Männchen. Damit lebten jetzt fünf blaue Aras bei ihm, eines der Jungen des ersten Paares war leider in den verbotenen Wald geflogen und war dort den Acromantulas zum Opfer gefallen. Es war ein herber Verlust gewesen denn nur dieses eine Junge war magisch gewesen, die anderen Zwei waren normale Vögel. Das Männchen stritt sich jetzt schon mit seinem Vater, Severus war gerade dabei ein neues Zuhause für ihn zu suchen und hatte Kontakt zu einigen Einrichtungen aufgenommen. Doch jetzt wollte er sich erst mal um das kranke Weibchen kümmern, vorausgesetzt er wurde diesen aufgeregten, blauen Federball los. „Jetzt hör endlich auf, wegen dir verschütte ich den Trank noch und dann kann ich von vorne anfangen“, knurrte Severus, „dann ist deine Frau noch länger krank.“ Das wirkte, der Vogel schrie ihn nochmal an, flatterte aber dann zu seinem Weibchen und setzte sich neben sie auf den Ast. „So, und du trinkst dieses Zeug jetzt. Mir egal wie schrecklich es schmeckt, rein damit“, sagte Severus, der eine Pipette aus seiner Tasche holte und den Trank damit aufzog. Das Weibchen sah ihn misstrauisch an, nickte aber dann und öffnete den Schnabel. Schnell war die Pipette in ihrem Schnabel aus geleert, sie schüttelte sich angewidert, schluckte aber alles runter. „Braves Vögelchen“, sagte Severus, der sanft über ihre Brustfedern strich, „heute Abend nochmal eine Portion und dann müsste es wieder gut sein.“ Ein leiser Schrei erklang, das junge Männchen segelte heran und landete auf Severus' ausgestrecktem Arm. Das Tier war ungewöhnlich zutraulich und liebebedürftig, immer wenn Severus in den Garten kam, kam das Tier sofort angeflogen. Er verfolgte ihn teilweise sogar bis nach Hogwarts und einmal war er sogar in seinem Wohnzimmer aufgetaucht. „Du anhängliches Etwas, du sollst das Weibchen umgarnen und nicht mich“, sagte Severus während er sich auf eine Bank setzte. Den Ara, der auf die Dauer auf dem Arm echt schwer wurde, setzte er auf einen Ast, den er extra für diesen Zweck so verzaubert hatte, dass er eine perfekte Sitzstange bildete. Nur widerwillig ließ sich das Tier auf den Ast setzen. „Du bist ein Ara, ich bin ein Mensch, wir passen nicht zusammen und außerdem reicht mir ein anhänglicher Kerl“, sagte Severus amüsiert, er erntete damit nur einen empörten Schrei. Der von einem seltsamen Schrei beantwortet wurde, der entfernt an eine helle Trompete erinnerte. Sofort erwachte der Schutzinstinkt des alten Aras doch Severus war schnell, ein Zauber hielt ihn genau da, wo er gerade saß auch wenn er hektisch mit den Flügeln schlug. „Du bleibst da, ich erwarte mein Geburtstagsgeschenk“, sagte Severus während er nach oben sah und den Vogel suchte. Er war schnell gefunden, oder besser gesagt, sie waren schnell gefunden denn wieder steuerten ihn zwei Vögel an. Doch im Gegensatz zum Vorjahr unterschieden die zwei Vögel sich voneinander auch wenn sie eindeutig der selben Art angehörten. „Will er mir jetzt immer Zwei schicken?“, murmelte Severus. Die Vögel sanken tiefer und Severus konnte sie jetzt genauer in Augenschein nehmen. Sie waren etwa so groß wie Elstern aber wesentlich farbenfroher. Die Brust und der Bauch des Männchen waren strahlend rot, der Rest des Gefieder strahlte in einem hellen, metallischen Türkis, inklusive der langen, irisierenden Schwanzfedern. Severus schätzte sie auf fast einen Yard. Nur an den Deckfedern der Schwingen und einige Federn am Schwanz wurde das Farbschema durchbrochen, die waren dunkelbraun. Auf dem Kopf hatte er stoppelige Federn, die irgendwie an eine Bürste erinnerte. Das Weibchen hatte nur kurze Schwanzfedern, der Bauch war schlicht grün und es hatte nur ein paar rote Federn an der Schwanzunterseite, das gesamte Gefieder wirkte weniger strahlend und ging eher in die olivgrüne Richtung. Severus tippte mit dem Zauberstab auf einen Stein der Mauer neben der Bank, es war das verabredete Zeichen für die Hauselfen. Und sofort erschien der vorbereitete Teller und eine Schale mit Wasser. Die Vögel landete etwas entfernt von ihm, sie musterten den Ara sehr misstrauisch. „Er tut euch nichts, kommt doch näher“, forderte er die Tiere auf, das Bambusrohr war wieder verkleinert auf dem Rücken des Männchens befestigt. Es brauchte noch zwei weitere Aufforderungen bevor das Männchen näher kam, das Weibchen blieb allerdings sitzen. Das Männchen blieb misstrauisch als er ihm den Rücken zudrehte damit er ihm das Rohr abnahm. Dann pickte er einige Beeren auf und flog zu seiner Partnerin zurück, er teilte die Beeren mit ihr. Mit einem Zauberstabwink ließ Severus den Teller und die Wasserschale zu ihnen damit sie sich stärken konnten. Neben ihm schrie der Ara ihn auffordernd an. „Du bist zu neugierig“, mahnte Severus. Er strich durch das blaue Gefieder und löste dann den Verkleinerungszauber. Neugierig öffnete er das Rohr. Dieses Mal bestand seine Ausbeute aus zwei Pflanzen, einer kunterbunten, verkleinerten Figur, dem Pergament und wieder ein ganzer Stapel Bilder. Die erste Pflanze konnte er gleich weglegen, er kannte sie, eine Agave. Da Harry ihm nie zwei Mal von demselben Kontinent schrieb, fiel Südamerika raus also blieb Mexiko oder Nordamerika. Die zweite Pflanze war ein Setzling und in diesem Alter sahen fast alle Setzlinge gleich aus, also musste er die Antwort im Brief suchen. Er wandte sich der Figur zu und vergrößerte sie, eine kunterbunte Holzfigur. Er betrachtete sie lange und fragte sich ob Harry sie hatte anfertigen lassen oder ob er sie durch Zufall gefunden hatte, er argwöhnte das Erste. Denn die Figur stellte einen Kampf zwischen einem Löwen und einer Schlange dar. Das gewaltige Reptil schlang sich in mehreren Windungen um die majestätische Raubkatze, der Schädel schwebte mit aufgerissenen Maul vor dem Kopf des Löwen, der eindrucksvoll sein Gebiss präsentierte. Auf den ersten Blick war es ein Kampf aber als Severus genauer hinsah, bemerkte er die Unstimmigkeiten. Eine Pranke des Löwen stand zwar auf dem Schlangenkörper aber es waren keine Krallen zu sehen und zwischen den Windungen der Schlange und dem Löwenkörper war noch Platz, sie würgte ihn nicht. Wenn man es sich länger und genauer betrachtete, war es weniger ein Kampf als vielmehr ein spielerisches Ringen. Er hielt die Figur vor den Ara, der sie mit einem Schrei kommentierte und fragte, „was glaubst du, will er mir damit sagen?“ Wieder ein Schrei und ein Schlagen mit den Flügeln. „Das ist keine hilfreiche Antwort“, sagte Severus, der die Figur noch einen Moment ansah und dann vorsichtig wegstellte. Diesmal schien es Harry ans Meer verschlagen zu haben, zumindest sagten dass die Fotos. Unzählige Wasservögel, Reptilien, Krokodile, schwimmende Schlangen, Meeresschildkröten, Delfine, eine ganze Gruppe Seehunde mit Jungen und am meisten beeindruckten Severus die Bilder von den Walen. Buckelwale, die schnaubend durch die Wasseroberfläche brachen. Bilder, wie diese beeindruckenden Wesen in die Luft sprangen und sich mit viel Getöse auf das Wasser zurückfallen ließen. Eines der schönsten Bilder war die Schwanzflosse eines Wales vor der untergehenden Sonne, wie war ihm nur so ein Foto gelungen? Es war einfach nur fantastisch und in Severus erwachte der stille Wunsch diese Dinge, die er nur von Fotos und aus Berichten kannte, selbst zu sehen, selbst zu erleben. Er hatte diese gottverdammte Insel noch nie verlassen, außer im Auftrag von IHM oder Albus aber da hatte er nie Zeit oder Muße gehabt um sich an der schönen Landschaft oder seltenen Tieren zu erfreuen. Er war noch nie irgendwo hin in den Urlaub gefahren, er hatte sich noch nie etwas angesehen und dabei war er fast fünfzig Jahre alt. Der Endkampf war mittlerweile zehn Jahre her, zumindest würde sich der Jahrestag im Mai zum zehnten Mal jähren. Immer noch war er in seinem alten Trott gefangen. Ein Kreischen riss ihn aus seinen Gedanken, er wandte den Kopf und meckerte sofort, „Kelelawar, hör auf unsere Gäste zu ärgern.“ Der Balistar kreischte ihn an, ließ aber von den zwei schillernden Vögeln ab. Er flog allerdings nicht weit weg, er blieb in der Nähe und schimpfte immer mal wieder. „Schon klar“, murmelte Severus bevor er die Fotos weglegte und das Pergament ergriff. „Hallo Severus, Das klingt nach sehr viel Stress. Warum musst du das machen? Könnt ihr nicht einen neuen Lehrer einstellen? Die Fotos sind genial und ich freu mich so, dass die Aras so erfolgreich gebrütet haben. Also lagen wir mit der Vermutung bezüglich der Magie richtig, ich freu mich so. Aber ja, ich habe erst mal einen Schock bekommen als er plötzlich hier aufgetaucht ist aber das erklärt, warum er mir das Bambusrohr vor die Füße geworfen hat und wieder zurück geflogen ist. Lach. Er wollte wieder zu seiner Familie, dann ist ihm seine Unhöflichkeit verziehen. Aber, Severus, warum hast du die Eule nicht einfach heimlich geschickt? Du hättest sie ja nicht mit in den Garten nehmen müssen. Versteh ich nicht wirklich. Armer Draco. Wobei, so wirklich Mitleid kommt bei mir nicht auf, er hätte es mir ja nicht sagen müssen. Die Pfauen sind ja herrlich, ich habe noch nie weiße Pfauen gesehen. Ich musste mich wirklich erst mal schlau machen was leuzistisch heißt, ich habe immer gedacht, dass das Albinos sind. Wusste gar nicht, dass da ein Unterschied bei besteht aber ich lerne ja seit Jahren neue Dinge. Meinst du wirklich die Küken werden auch weiß? Ein Einhorn? Hast du keinen Schutzschild um den Garten gelegt? Wobei, dann können ja die Schüler nicht rein, stimmt schon. Schade, dass es davon kein Foto gibt, ich mag Einhörner. Es sind so schöne, edle Tiere, hach, da komm ich ganz ins schwärmen. Warum habe ich mir nur gedacht, dass du diese giftigen Ameisen besorgst? Du magst deine Schüler wirklich nicht, oder? Oder du magst Madame Pomfrey nicht? Willst du ihr unbedingt mehr Arbeit machen als notwendig ist? Du könntest doch wenigstens einen Zauber auf sie legen, damit die Schüler sie nicht anfassen. Was ist wenn ein Erstklässler mal so ein Tier in den Mund steckt? Die sind giftig. Das ist nicht schön. Ich habe deine Zauber an meine Freunde weiter gegeben, sie waren begeistert und sind sich sicher, dass sie es schaffen so eine Magiekuppel zu erschaffen. Sie wollen mich auf dem Laufenden halten und ich musste ihnen versprechen, dass ich dich mal mit dorthin bringe. Mal will sich persönlich bei dir bedanken also wirst du um wenigstens einen Urlaub mit mir nicht herum kommen. Du armer Mann aber auch. ;) Mir ist der Abschied von Südamerika sehr schwer gefallen, schwerer als bei den anderen Kontinenten aber ich habe es so angefangen und ich werde es so auch weiter führen. Also bin ich weiter gezogen und bin in Mexiko gelandet. Ein nettes Land wenn man sich an die Regeln hält. Kritisiere nichts was die Regierung angeht und schon sind die Mexikaner deine besten Freunde. Mit den Berichten meiner Reisen konnte ich überall punkten und mein einnehmendes, freundliches, liebes Wesen hat mir viele Türen geöffnet. Allerdings musste ich lernen, dass sich meine mexikanischen Freunde etwas für mein Aussehen geschämt haben, nachdem wir ausführlich shoppen waren, hat sich das auch gelegt. Ich glaube, du würdest mich nicht wieder erkennen. Wobei, vielleicht wäre das ganz gut. Eigentlich ist es ein schönes Land, wenn man beide Augen vor den Schattenseiten verschließt. Ich war etwas überrascht als mein Taxifahrer den Polizisten einfach etwas Geld gegeben hat und wir weiter fahren konnten. Er hat mir viel von seinem Land erzählt, er war allerdings sehr negativ und hat mir fast nur von der Korruption, den Bandenkriegen und den Drogendealern erzählt. Irgendwie sind diese Sachen an mir vorbei gegangen aber das könnte auch daran liegen, dass ich mich ausnahmsweise mal nur in den Touristengebieten herum getrieben habe. Genug von der negativen Seite Mexikos, es gibt auch sehr viel Positives. Mich hat es als Erstes an die Ostküste verschlagen, in das Naturschutzgebiet "Reserva de la Biósfera Ría Celestún". Viel Wasser, Flussmündungen und beeindruckende Mangrovenwälder. Wusstest du, dass diese Bäume trotz des Salzwassers gedeihen können? Ihre Blätter scheiden das überflüssige Salz einfach wieder aus, sehr praktisch und sie haben damit ihre Nische in der Vegetation besetzt. Aber wirklich fantastisch waren die riesigen Schwärme von Wasservögeln. Pelikane, Reiher, Kormorane, Fregattvögel aber wirklich Wahnsinn waren die Flamingos. Hunderte, tausende von rosa Flamingos, man hat vor lauter Rosa nichts anderes mehr gesehen. Irgendetwas hat sie dann aufgeschreckt und plötzlich war der Himmel rosa vor Vögeln. Das kann man nicht beschreiben, das muss man gesehen haben. Wieder ein Anblick, den ich nie vergessen werde. Ich habe eine Bootstour gemacht, wir haben Krokodile gesehen. Sinnlos rumliegende Krokodile, die mit offenem Maul in der Sonne lagen und das Leben genossen haben. Und eine Boa haben wir gesehen, sie hing da dösend auf einem Ast über dem Wasser und zischte uns einen Gruß zu. Ich habe leise geantwortet, die Menschen müssen mich für bekloppt gehalten haben aber die Schlange hat sich gefreut. Danach habe ich die Maya Stätte von Chichén Itzá besucht. Die Pyramide und der Tempelbau El Castillo ist Kukulkán geweiht, der Maya Version des Gottes Quetzalcóatl, der gefiederten Schlange. Ach ja, die Vögel sind im übrigen Quetzale. Nach einer alten Mayalegende waren sie früher komplett grün, es gibt zwei Versionen wie die Männchen zu dem roten Brustkleid gekommen sind. In der ersten Version erhält er sein rotes Gefieder nach der Eroberung des Quiché-Reiches durch den spanischen Conquistador Pedro de Alvarado in den Jahren 1524–1525. Der Quetzal soll im Blut des ermordeten letzten Königs der Quiché, Tecun Uman gebadet haben. Dadurch färbte sich die Brust des männlichen Quetzal scharlachrot und gilt seither als Symbol für die Trauer um den letzten König der Quiché, Tecun Uman, und dem daraus resultierenden Verlust der Freiheit des Volkes. In Guatemala erzählen sich die Indianer folgende Legende, Als die Söldner des Pedro de Alvarado auf dem Schlachtfeld von Quetzaltenango rund dreißigtausend Mayas niedergemetzelt hatten, flogen nach der Legende ungezählte Quetzale vom Himmel zur Erde hinab und deckten die ermordeten Indianer als Totenwächter mit ihrem grünen Gefieder zu. Dabei tränkte das Blut der Indios die Federn der Vögel. Aber wie man es dreht und wendet, der Spanier war schuld. Bei deinen Quetzalen ist das Männchen ein magisches Tier, das Weibchen leider nicht. Wir mussten es verzaubern damit es den Weg schafft, der Zauber löst sich innerhalb drei Tage nach Ankunft von selber auf. Das Männchen wollte unbedingt zu dir nachdem er erfahren hat, dass die Aras und die Balistare so erfolgreich bei dir brüten. Es ist ihm bis jetzt noch nicht gelungen erfolgreich Junge groß zu ziehen. Scheinbar ist es für magische Vögel noch schwerer wenn nur ein Elternteil magisch ist. Er hofft bei dir auf Nachwuchs, ich hoffe mit ihm. Quetzale sind stark gefährdet, die Menschen fangen sie aber in Gefangenschaft verkümmern sie. Sie sollten nicht gefangen werden, sie gehören in Freiheit. Aber so ein hübscher, magischer Garten ist ja Freiheit. Es gäbe noch so viel von der Ruine zu erzählen. Zum Beispiel der "Cenote Sagrado" , eine Art heiliger Brunnen. Er hat einen Durchmesser von über 60 m, ursprünglich ist er entstanden weil eine Höhlendecke eingestürzt ist und später hat er sich mit Wasser gefüllt. Zu Zeiten der Mayas wurden hier Menschen lebendig hinein gestoßen, sie sollten als Opfer für die Götter sein, zusammen mit Gold, Silber und Edelsteinen. Ob damals schon Wasser drin war, weiß man nicht, heute liegt der Wasserspiegel 25 m unter dem Punkt, wo man steht. Unheimlich. Was noch bemerkenswert war, war dieses Spielfeld. Es wurde für das Tlachtli-Ballspiel verwendet und ist eines der Größten seiner Art. Hohe Mauern auf allen Seiten und zwei vertikal angebrachte Ringe, das war's. Das Ziel war es, einen bis zu 3 kg schweren Ball durch diese Ringe zu werfen, stoßen, was auch immer. Nach einigen Legenden und Überlieferungen war der Ausgang des Spieles eher weniger wichtig denn die große Ehre, den Göttern geopfert zu werden, konnte sowohl die Verlierer wie auch die Gewinner treffen. Und natürlich diese Pyramide. Himmlisch. Und so exakt gebaut. Aus jeder Himmelsrichtung führt je eine Treppe mit jeweils 91 Stufen empor. Zählt man die oberste Plattform der Pyramide dazu, ergibt das mit 365 genau die Anzahl Tage des Jahres, welche von den Astronomen der Maya schon genau berechnet werden konnte. Ich habe jede Stufe nachgezählt und wenn man bedenkt, wann diese Pyramide gebaut worden ist, ist es einfach nur der helle Wahnsinn. Es gäbe noch so viel zu erzählen aber dann reicht mein Pergament nicht und ich muss dir doch noch von den Walen erzählen. Gefunden habe ich sie vor der Küste von Baja California, dem westlichsten Staat von Mexiko. Auf dieser Halbinsel hat man das Gefühl als würde man sich durch den Wilden Westen bewegen. Tausende Kakteen, die einen bizarren, stacheligen Wald bilden und sind teilweise 10, 15 m hoch, einfach krass wenn man da daneben steht. Und die tun wirklich weh. Die Küste ist einfach nur wunderschön, endlose Sandstrände und seltsame Felsformationen, die ins Meer hinein ragen. Aber der absolute Hammer waren die Buckelwale, die ich auf einer Bootstour betrachten durfte. Ich hatte das extrem große Glück und habe mich zeitlich perfekt zur Paarungszeit und Geburtszeit dort eingefunden. Weißt du eigentlich wie süß so ein neugeborenen Wal ist? Und das obwohl die schon so viel wiegen wie ein Pferd. Aber sie sind so süß. Ich kann mir förmlich dein Gesicht vorstellen und wie du sagst, „Nein, du bekommst keinen Wal.“ Ich kann dich beruhigen, ich will keinen Wal. Diese Tiere sollten nicht in Gefangenschaft gehalten werden, absolut nichts kann der Weite des Ozeans gerecht werden. Egal wie groß man ein Becken machen würde, es wäre immer zu klein und würde diese Tiere immer einengen. Wale müssen frei leben. Einen Blauwal habe ich auch gesehen aber leider nur sehr weit weg, das Foto ist auch nichts geworden. Ihm war der Meeresabschnitt wohl zu voll denn da haben sich wirklich Unmengen an Buckelwalen getummelt. Weil es mich so fasziniert hat, bin ich fast vier Wochen lang jeden Tag mit einem Anbieter hinaus gefahren, der hat mich zum Schluss wie einen alten Freund behandelt. Jetzt hätte ich fast meine Geschenke vergessen, die Figur ist ein Alebrijes. Eine traditionelle, mexikanische Holzfigur. Es gibt sie in unzähligen Farben und Formen aber diese habe ich anfertigen lassen. Kannst du den Sinn dahinter erkennen? Die Agave sollte dir bekannt sein, sie ist ja sogar schon bei den Muggeln angekommen und wir können damit ja noch sehr viel mehr anfangen. Es gibt hier so viele Varianten dieser Pflanze. Kleine und große, teilweise mit Dornen, teilweise ohne und ich hatte das große Glück gleich mehrere blühende Pflanzen zu finden. Wusstest du, dass bei einigen Arten die Blütenstände über 10 m hoch werden können? Oder dass jede Pflanze nur ein einziges Mal blüht und teilweise braucht es Jahrzehnte bis ein Blütenstand entwickelt ist. Es ist wirklich faszinierend. Der Setzling ist ein Kakaobaum. Ich habe hier den beste Kakao meines Lebens getrunken, etwas herb und nicht so süß wie ich ihn gewohnt war aber das Beste, was ich jemals getrunken habe. Ich habe mir die Zubereitung beibringen lassen und ich habe einen magischen Händler gefunden, bei dem ich, von überall auf der Welt meine Kakaobohnen beziehen kann. Natürlich nur bis dein Kakaobaum genug Früchte trägt damit ich meine Kakaosucht stillen kann. Deine letzte Frage hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich war lange fort von England und der Heimat. Das ist jetzt das neunte Jahr, dass ich alleine auf Reisen bin. Habe ich dir je gesagt warum ich überhaupt weg bin? Interessiert es dich? Ich erzähl es dir einfach, es ist eigentlich ganz einfach, ich hatte nie Zeit für mich. Als Kind bei meinen Verwandten war ich nie alleine, mein Onkel wollte sicher gehen, dass niemand seinen abnormalen Neffen bemerkt. Wenn er mich denn mal irgendwo mit hingenommen hat. Ansonsten war ich Zuhause und durfte den Hauselfen spielen, ich kann daher im übrigen auch hervorragend kochen. Eigentlich traurig. In Hogwarts, naja, du kennst die Schule. Wo ist man da mal alleine? Wenn man den toten Basilisken nicht mitzählt, hätte ich mich in der Kammer verstecken können aber gemütlich ist dann doch was anderes. Dann war da ja noch die Sache mit IHM, die Suche nach den Horkruxen, der Kampf, es war nie Zeit für mich alleine. Mich überrascht immer wieder, dass ich überhaupt erwachsen geworden bin. Und danach, Siegesfeiern, Veranstaltungen, Eröffnungen von irgendetwas und irgendwie mittendrin noch die Trauer um die Gefallenen. Ich hatte in meinem Leben noch nie wirklich Zeit für mich, Zeit Dinge zu tun, die ICH tun will und die mir niemand vorschreibt. Dinge erleben, die ich mir ausgesucht habe. Aber so langsam kommt das Heimweh auf, ganz langsam aber mir fehlt noch ein Kontinent. Ich möchte noch Nordamerika sehen. Wenn du natürlich sagst, wir treffen uns morgen zum Kaffee, werde ich da sein. :) Also, wollen wir uns morgen zum Kaffee treffen oder hast du die Geduld, dass ich noch den letzten Kontinent besuchen darf? Mit den liebsten Grüßen Harry.“ Es war schon dunkel als Severus den Garten verließ, in Begleitung des jungen, blauen Aras, der der felsenfesten Überzeugung war, dass er nicht alleine sein konnte. „Du schläfst nicht mit im Bett“, murmelte Severus. Der Ara schrie ihn nur an. Nachdenklich sah Severus auf die Alebrijes, vor ihm lag ein leerer Bogen Pergament und er hielt eine Feder in der Hand. Eigentlich wollte er einen Antwortbrief an Harry schreiben, der junge Ara saß auf einer Stange neben ihm und putzte sich hingebungsvoll. Er würde den Brief für ihn überbringen denn Harry hatte wieder die magische Adresse beigelegt unter der er erreichbar war. Doch er wusste nicht, was er schreiben sollte. Sein Blick ging immer wieder auf den letzten Satz von Harrys Brief. Er war sich absolut sicher, wenn er ihm schreiben würde, dass sie sich morgen zum Kaffee treffen wollten, würde er sofort zurückkommen. Und wieder etwas tun, was ein Anderer wollte. Genau deswegen war er doch gegangen, weil er das nicht mehr wollte also warum wollte er sich jetzt wieder dem Willen eines Anderen unterwerfen? Nur weil er es war? Das war nicht richtig. Diese Weltreise war scheinbar ein Traum von Harry und den wollte er jetzt, so kurz vor dem Ziel einfach aufgeben? Das war nicht richtig. Severus' Blick ging von dem Alebrijes erst zum Bücherregal, wo Harrys Bilder sorgsam verwahrt in einem Fotoalbum standen und dann zum Kamin, wo sich die Geschenke auf dem Sims aneinander reihten. Ein Zauber schützte die Feuerstelle, dass sie nicht unbeabsichtigt hineinfallen konnten. Er dachte daran, was Harry ihm alles geschrieben hatte, was er alles erlebt hat und wie lebendig er immer erzählt hatte. Er genoss diese Reise, wahrscheinlich mehr als sein ganzes Leben vorher. Severus hatte Harrys Verwandten einen kleinen Besuch abgestattet, weder seine Tante noch sein Onkel würden sich jemals an den düsteren Mann erinnern aber er hatte alles erfahren, was er wissen musste. Seinen Cousin hatte er danach nicht mehr aufsuchen müssen, in den Erinnerungen der Eltern hatte er genug gesehen. Er hatte Harry von Anfang an Unrecht getan und jetzt verstand er den Drang nach Freiheit und Selbstbestimmung mehr denn je. Es wäre nicht richtig ihn jetzt nach England zurück zu rufen. Seit neun Jahren kamen jetzt diese Vögel und sie hatten sein Leben verändert. Er glaubte Harry immer noch nicht, dass er wirklich an einer festen Beziehung mit allem Drum und Dran interessiert war aber er glaubte ihm soweit, dass er ihn zumindest als einen Freund haben wollte. Aber was, wenn es nicht funktionierte? Wenn sie keine Freunde werden konnten? Gab er ihm dann die Schuld, dass er seine Reise nicht beenden konnte? Würde er sich selber die Schuld daran geben? Severus seufzte leise, er wusste selber nicht, was er machen sollte. Was er sich wünschte. Wenn er ehrlich zu sich selber war, wünschte er sich, dass Harry zurück kam aber es kam ihm absolut falsch vor wenn er ihn jetzt zu sich rief. Er wollte wissen ob sie zusammen passten. Ob sich vielleicht doch so etwas wie eine Beziehung entwickeln konnte aber er brachte es nicht über sich diese Worte zu Papier zu bringen. Wozu auch die Eile? Er hatte sein ganzes Leben gewartet, kam es da auf ein weiteres Jahr noch an? Harry hatte gesagt, dass er noch Nordamerika sehen wollte also ein weiteres Jahr auf Reisen sein würde. Warum sollte er ihn so kurz vor dem Ziel aufhalten? Er wartete seit neun Jahren, da kam es auf das zehnte Jahr auch nicht mehr an. Es kam Severus so vor als ob eine große Last mit dieser Erkenntnis von seinen Schultern genommen worden war. Sie könnten sich ja schreiben, vielleicht mehr als einen Brief im Jahr. Sich schon etwas kennenlernen. Severus lächelte zynisch, wenn er ihn näher kennen würde, würde sich der Wunsch nach einem Treffen von alleine erledigt haben. Und mit dieser Erkenntnis begann er zu schreiben. „Hallo Harry, Warum ich das machen muss? Weil Minerva es eine tolle Idee fand. Wie sagte sie so schön, „Du wolltest doch schon immer den Posten haben.“ Danke auch Minerva. Das mit dem neuen Lehrer ist nicht so einfach, so schnell bekommt man keinen guten Lehrer aber seit meinem letzten Brief hat sich die Lage etwas entspannt. Wir haben jetzt einen neuen Lehrer für die untere Klassen, ich unterrichte jetzt nur noch den UTZ-Kurs in Verteidigung und natürlich meine Zaubertränke. Es ist etwas entspannter. Warum ich keine Eule geschickt habe, ist ganz einfach. Der Kerl hat mir das Bambusrohr nicht gegeben und außerdem wollte ich nicht von einem rachsüchtigen Ara angegriffen werden. Der wusste ganz genau, dass ich dir antworten wollte also hat er mir das Rohr geklaut und jede Eule angegriffen, die ich in die Nähe gebracht habe. Also blieb nur die blaue Taube. Ich muss dir leider mitteilen, dass nur noch einer von den hier geborenen Aras hier lebt. Ein Weibchen. Die zweite Tochter, leider das einzige magische Kind, ist in den verbotenen Wald geflogen und ist wohl den Spinnen über den Weg gelaufen. Sie hat es leider nicht überlebt. Ich bin leider davon ausgegangen, dass sie hier im Garten bleiben weil der Wald keinen geeigneten Lebensraum bietet aber ich habe mich geirrt, ich habe jetzt einen Schutz um den Garten gezogen. Leider muss ich die Vögel damit hier einsperren aber ich habe die Grundfläche einfach nochmal vergrößert, mittlerweile dürfte die Fläche des Gartens dem verbotenen Wald in nichts mehr nachstehen. Den Sohn musste ich leider abgeben, er war nicht magisch und hat sich mit seinem Vater angelegt, er musste leider gehen. Ich hatte mich mit verschiedenen Zoos in Verbindung gesetzt aber keiner konnte meinen Ansprüchen genügen, durch Zufall bin ich dann auf einen privaten Halter gestoßen. Ein Zauberer, der seinen Garten damals für ein Paar Gelbbrustaras hergerichtet, leider waren Beide zwischenzeitlich verstorben. Durch puren Zufall war er an einen weiblichen Hyazinth-Ara gekommen, sein Bruder arbeitet beim Zoll in London und die haben dort diesen Ara beschlagnahmt. Nach einer sehr gründlichen Inspektion des Gartens und der ganzen Anlage durfte mein Ara umziehen, er hat es gut da und wir könnten ihn jederzeit besuchen. Die Chance auf weißen Nachwuchs bei zwei leuzistischen Tieren ist relativ groß, aber ich vermute wir werden das Drittel nicht überschreiten. Aber blaue, magische Pfauen sind auch sehr schön und wertvoll, die Federn der Männchen lassen sich sehr gut verkaufen. Sie werden teilweise für Zaubertränke oder zur Zauberstabherstellung verwendet. Bei den Vögeln gibt es sonst nichts Neues, dafür vermehren sich die Frösche fantastisch und natürlich müssen die giftig sein, sonst bringen sie mir ja nichts. Poppy versteht es und letztes Jahr gab es nur drei Vergiftungen, und zwar bei Gryffindors, die nicht auf die böse alte Fledermaus hören wollten. Nun, jetzt tun sie es. Einige wilde Kreuzottern sind aufgetaucht und geblieben, genau wie einige wilde Fledermäuse. Irgendeiner meiner Kollegen hat mir ein paar Kleinkantschile geschenkt. Wieso bekomm ich jetzt ständig Tiere geschenkt? Bin ich ein Zoo? Aber die kleinen Viecher sind schon niedlich. Solltest du nicht wissen, was ein Kleinkantschil ist. Das ist ein kleiner Paarhufer aus der Familie der Hirschferkel, etwa 20 Zoll lang und 10 Zoll hoch. Gewicht etwa 4 Pfund, reine Pflanzenfresser, sie sind nicht wirklich nützlich aber ganz niedlich. Die Schülerinnen verbringen viel Zeit hier und versuchen sie mit süßen Früchten anzulocken, das Männchen frisst teilweise schon aus der Hand. Ansonsten haben sich hier massig Insekten eingenistet, Mäuse und zu meiner großen Freude rote Eichhörnchen. In meiner Kindheit gab es in meiner Heimatstadt rote Eichhörnchen aber die wurde von dem eingeschleppten Grauhörnchen verdrängt. Heute gibt es in dieser Gegend gar keine Roten mehr, sehr schade. Ich mag sie sehr. Daher freut es mich umso mehr, dass sich welche in meinem Garten eingenistet haben. Mal sehen ob ich sie zahm bekomme. Deine Reise durch Mexiko hört sich super an, du musst sehr viel gesehen haben, beneidenswert. Die Fotos sind natürlich wieder wunderschön, bei vielen Dingen wünschte ich, ich hätte sie in Natura gesehen. Aber da kann ich ja noch nachholen, ob mit dir zusammen, werden wir dann klären. Erst Kaffee, dann Urlaub, vielleicht. Damit komme ich wohl zu dem Punkt, der dich am Meisten interessiert und ich muss dich enttäuschen, ich will morgen keinen Kaffee mit dir trinken. Es wäre und ist falsch wenn ich dich jetzt nach England zurückrufen würde, nicht so kurz vor dem Ziel. Du wolltest eine Weltreise machen, machst sie seit neun Jahren und jetzt willst du aufgeben? Das kann nicht dein Ernst sein? Du hast nie aufgegeben, egal bei was also fang jetzt nicht damit an. Du hast diese Reise angefangen weil du Zeit für dich wolltest, weil du Dinge tun wolltest, die dich interessieren also tu es auch. Nutz die Zeit, du kommst früh genug wieder in Gesellschaft, die dich vielleicht einengt. Sieh dir Nordamerika an, ich erwarte nächstes Jahr einen weiteren Vogel und eine weitere Pflanze für meinen Garten. Mir fehlt noch ein Nadelwald, wenn ich so darüber nachdenke. Vielleicht könntest du einen Abstecher nach Kanada machen, dort soll es ein kleines Wäldchen geben. Wäre bestimmt sehenswert. Wenn du fertig bist mit deiner Weltreise, kommst du nach Hause. Ich laufe nicht weg, wo soll ich auch hin? Ich habe nichts außer meinem Beruf hier in Hogwarts und jetzt einen, immer größer werdenden Garten. Ich bin auch in zwei Jahren noch hier, oder in fünf. Ich will dich nicht von deinem Traum abhalten, du würdest es nur bereuen wenn du so kurz vor dem Ziel aufgibst. Vor allem weil wir Beide nicht garantieren können, dass wir genug gemeinsam haben um irgendeine verquere Beziehung zu pflegen. Wobei ich mir nicht sicher bin ob du nicht doch unter Geschmacksverirrung leidest. Genau wie die blaue Taube, die meinen Brief transportiert. Der dumme Vogel balzt mich an statt dem vorhandenen Weibchen, irgendetwas hat er definitiv falsch verstanden. Das ist also meine Antwort. Ich werde sehen ob du damit leben kannst oder ob dich diese Antwort abschreckt. Hochachtungsvoll Severus.“ Er überflog den Brief nochmal, nickte dann mehr oder weniger zufrieden und griff nach dem Bambusrohr. Sofort hatte er die volle Aufmerksamkeit des Aras. „Moment noch“, murmelte er während er das Pergament zusammen rollte und sicher verstaute. Zu dem Brief kamen natürlich wieder unzählige Fotos von allen kleinen und noch kleineren Bewohnern des Gartens. Dann noch der Versiegelungszauber und schon konnte er das Rohr auf dem Rücken des Aras befestigen. Auf so eine lange Strecke war es für die Tiere schonender wenn die Post auf diese Weise transportiert wurde und nicht in den Schnäbeln oder Krallen. Bei so weiten Flügen kam es immer wieder vor, dass sich die Tiere verteidigen oder fressen mussten und das hatte oft zum Verlust der Post geführt. Seit man die Post auf dem Rücken der Tiere verschickte, war die Verlustrate extrem gesunken. „So, du kennst die Adresse, sei vorsichtig und komm heil zurück“, sagte Severus, der den Ara auf den Arm nahm und nochmal über Kopf und Brust strich. Er bekam eine Art leises Gurren zu hören. „Und hör auf mich anzugurren, du solltest längst das Weibchen umgarnen und nicht mich.“ Der Ara ließ sich davon nicht beeindrucken sondern gurrte nur weiter bis Severus ihn zum Fenster getragen hatte und es öffnete. „Flieg vorsichtig.“ Diesmal nickte das Tier, breitete die Flügel aus und war mit wenigen Flügelschlägen in der Nacht verschwunden. Severus war gespannt ob er eine Antwort erhielt und wenn, dann wann? Würde Harry wirklich bis nächstes Jahr warten oder kam er vielleicht auf die Idee, dass man sich auch während des Jahres schreiben konnte. Nun, er war gespannt. Kapitel 10: Zehntes Jahr ------------------------ Zehntes Jahr Der Ara war im vergangenen Jahr ohne Post wieder gekommen, dafür aber mit einem verkleinerten Beutel Kakaobohnen und einer Anweisung zur Zubereitung. Dabei die Notiz, „Du kannst schon mal üben.“ Er hatte wirklich geübt und den Kakao hergestellt, leider musste Severus zugeben, dass er wirklich sehr gut schmeckte. Er brauchte nicht lange um die Bohnen aufzubrauchen. Ein Besuch in der Nokturngasse und er hatte schnell einen Lieferanten für mexikanische Kakaobohnen, er wollte auf seine, inzwischen allabendliche Tasse herben Kakaos einfach nicht verzichten. Er war allerdings etwas enttäuscht, dass Harry nicht noch einen Brief dazu getan hatte, er hätte gerne gewusst wie es ihm geht und was er gerade tat. Aber gut, er hatte ja selber geschrieben, dass er nicht zurück kommen sollte also sollte er sich jetzt nicht darüber beschweren. Und eigentlich war er auch sehr neugierig, was Harry ihm dieses Jahr schicken würde. Seine Neugier musste allerdings bis zum 9. Januar warten und es kam ihm wie eine Ewigkeit vor bevor er an diesem Morgen auf seinem Platz am Lehrertisch saß. Man sah ihm seine Neugier zwar nicht an aber Minervas Grinsen deutete darauf hin, dass sie es ganz genau wusste. „Nervös?“, fragte sie. „Nein.“ Sie sparte sich eine Antwort und sah, genau wie fast alle Anderen nach oben. Es konnte nicht mehr lange dauern bis die ersten Eulen zum Fenster rein kamen. Eine Schleiereule war dieses Jahr die Erste, die in die Halle glitt, gefolgt von einigen Käuzen und Eulen. Severus' Blick war konzentriert nach oben gerichtet, er war gespannt auf den Vogel aus Nordamerika, er hatte eine dunkle Ahnung aber wusste nicht, ob Harry wirklich etwas so offensichtliches nehmen wollte. Die ersten Tiere setzten gerade zur Landung an als ein markerschütternder Adlerschrei zu hören war. Mit schrillen Warnrufen und voller Panik flatterten die Eulen wieder in die Luft und sahen sich nach dem potenziellen Angreifer um. Als das Tier schließlich rasend schnell in die Halle schoss, brach endgültig Panik aus. „Das war so klar“, sagte Severus, „ein auffälligeres Tier hätte er auch nicht schicken können.“ Wer kannte diesen Vogel auch nicht? Ein großer, kräftiger Adler mit dunkelbraunem Gefieder, der Kopf, der Hals und die kompletten Schwanzfedern waren weiß, die kräftigen Krallen und der große Schnabel waren hellgelb. Harry hatte ihm wirklich einen Weißkopfseeadler geschickt und das Tier schien die Angst, die es unter den Eulen verbreitete, zu genießen denn es kreiste unter der Hallendecke und schrie immer wieder. Severus schüttelte grinsend den Kopf während der Adler langsam tiefer sank. Die Eulen beruhigten sich nicht wirklich, sie flogen panisch an den Rändern der Halle auf und ab und behielten den großen Raubvogel genau im Auge. Selbst die großen Uhus schienen sich nicht sicher zu sein, was sie von ihrem größeren Verwandten halten sollten. „Würdest du jetzt bitte landen damit alle ihre Post bekommen können?“, rief Severus dem Adler, der einen sehr belustigten Schrei ausstieß aber dann wirklich tiefer sank. Severus musste allerdings schlucken als dieses Tier vor ihm auf dem Tisch landete. Es war doch ein Unterschied ob man einem Vogel gegenüber saß, der sich hauptsächlich von Früchten ernährte oder einem solchen Raubvogel. „Brave Taube“, murmelte Severus, was ihm einen belustigten Blick einbrachte. Er runzelte die Stirn, in den hellgelben Augen schimmerte eine unnatürlich Intelligenz. Ihm kam eine Ahnung und er fragte, „Harry?“ Der Adler schüttelte sehr belustigt den Kopf, drehte ihm dann den Rücken zu und ließ ihn das Rohr abnehmen. Erst danach wandte er sich dem Teller zu, den er erst ausgiebig begutachtete bevor er sich über den Fisch her machte. Allerdings sortierte er einige Stücken aus und fraß nur ausgewählte Sachen. „Wenn es dem Herren oder der Dame nicht genehm ist, kann ich auch gerne etwas Anderes bestellen“, sagte Severus amüsiert. Der Adler schüttelte nur wohlwollend den Kopf und fraß dann weiter. „Nettes Tier“, stellte Minerva fest während Severus das Rohr öffnete und den Inhalt vorsichtig in seine Hand schüttelte. Gleich zehn Setzlinge kamen ihm entgegen, wieder ein ganzer Stapel Bilder dazu das Pergament und etwas, was aussah wie ein kleines, mehrfach gezahntes Holzstück, an dem ein Zettel befestigt war. Fragend las Severus die Schrift darauf. „Vorsicht beim vergrößern. Braucht sehr viel Platz und ist sehr schwer.“ Minerva, die wieder etwas näher gerückt war um sich alles mitansehen zu können, runzelte die Stirn, schwang aber dann den Zauberstab um den Tisch vor ihnen abzuräumen. Der Adler zuckte nicht mal mit einer Feder sondern fraß unbeeindruckt weiter. Severus gab die Setzlinge an Poppy, die links neben ihm saß, weiter damit sie sie kurz hielt und nahm die Bilder und das Pergament an sich. „Würde der Herr oder die Frau Adler bitte zur Seite gehen?“, fragte er als der Adler wirklich keine Anstalten machte beiseite zu gehen. Der Adler sah ihn kurz an, warf dann dem Holzstück einen Blick zu und hüpfte ungelenk ein Stück beiseite, er schien genau zu wissen wie weit er weg musste. Severus runzelte wieder fragend die Stirn, schob das Holzstück dann in die Mitte des Tisches und nahm den Verkleinerungszauber davon. Er verstand plötzlich die Warnung, aus dem angeblichen Holzstück wurde ein gewaltiges Schaufelgeweih. Einen kurzen Diagnosezauber später kannte Severus die genauen Ausmaße des Geweihs. Knapp 2,2 Yard lang, einen knappe Yard in der Höhe und 48 Pfund schwer, die Schaufeln waren riesig. „Wo hat er das denn her? Jagt er etwa?“, fragte Poppy fast schon geschockt. „Elche werfen ihre Geweihe ab aber so ein extrem Großes ist absolut ungewöhnlich“, sagte Severus. Er strich mit den Fingern andächtig über die raue Oberfläche des Geweihs, konnte sich gar nicht davon losreißen. „Es ist wunderschön“, sagte Minerva. „Ja, ist es. Solche großen Geweihe haben nur sehr starke Elche in der Blüte ihres Lebens, er muss ewig gesucht haben um solch ein Geweih zu finden“, gab Severus zurück bevor er sich davon los riss und sich den Fotos zuwandte. Das Erste, was Severus bei den Fotos einfiel, war, Freiheit. Da war der Blick von einem Berg aus auf endlose, dunkelgrüne Nadelwälder. Tiefe, glasklare Seen vor atemberaubenden Berglandschaften. Steile Abhänge und Schluchten und gleich ein Dutzend Bilder der Niagarafälle. Severus war einfach nur sprachlos. Wenn Harry die Einsamkeit gesucht hatte, hatte er sie in Kanada gefunden denn Severus war sich sicher, dass diese Fotos aus Kanada stammten. Oder vielleicht auch aus Alaska. Und dann waren da noch die Tiere und bei jedem Bild stand wieder eine kleine Erklärung dabei Ein Elch mit einem gewaltigen Geweih. Auf einem anderen Foto eine Elchkuh, die watend durch einen Fluss ging und immer wieder mit dem Maul ins Wasser tauchte. Zwei langbeinige Elchkälber, sprangen hinter ihr durchs Wasser. „Elche gelten als extrem gefährlich, die Elchkühe legen sich sogar mit Bären an um ihre Jungen zu schützen. Ich war froh, dass sie mich nicht bemerkt hat.“ Eine ganze Herde Bisons, schnaubende Bullen, die mit den Schädeln gegeneinander stießen während im Hintergrund die Kühe mit den Kälbern weideten. „Es war einfach nur beeindruckend diese Herde zu sehen. Ich stelle mir gerade die ersten weißen Siedler vor, die früher das erste Mal vor diesen Tieren standen. Ob sie die gleiche Ehrfurcht empfanden wie ich?“ Ein Rudel weiße Wölfe auf der Jagd, sie haben eine kleine Gruppe Moschusochsen eingekreist und versuchten immer wieder ein deutlich verletztes Tier von der Gruppe zu isolieren. Harry hatte eine ganze Bildreihe davon gemacht, wie die Tiere immer wider angriffen und schließlich ihre Geduld und Ausdauer belohnt wurden. Der verletzte Moschusochse wurde von seiner Gruppe getrennt und ging unter dem Angriff der Wölfe zu Boden, die Anderen suchten ihr Heil in der Flucht. „Wie immer tat mir das Tier leid aber dieser Zusammenhalt dieser Wölfe war einfach faszinierend. Es war pures Glück, dass ich sie erwischt habe denn eigentlich wollte ich diese Gegend schon einen Tag vorher wieder verlassen. Ein Schneesturm hatte mich zum bleiben gezwungen und am nächsten Tag konnte ich diese beeindruckenden Bilder schießen.“ Ein großer Fluss, starke Stromschnellen und Grizzlybären. Unmengen dieser großen, braunen Raubtiere standen im Wasser und ließen die springenden Lachse einfach in ihr Maul hüpfen. Da waren alte, mit Narben gezeichnete Einzelgänger neben zweijährigen Jünglingen, die gerade das erste Jahr auf eigenen Pfoten standen und Mütter, die ihre Kinder vehement verteidigten. „Normalerweise als Einzelgänger unterwegs treffen sie sich hier zu teilweise Dutzenden und leben fast schon friedlich zusammen, von jung bis alt. Es war einfach unbeschreiblich und ich bin mehr denn je froh, dass ich ein Zauberer bin und sehr gute Schutzzauber beherrsche.“ Eine Schwarzbärin, die friedlich durch die Landschaft zog. Hohes, wiegendes Gras teilte sich für sie und schließlich tauchten zwei kleine, schwarze Fellbälle auf. So übermütig wie es nur Jungtiere können, tollten sie durch das hohe Gras, jagten sich gegenseitig und ihre Mutter während diese die Umgebung aufmerksam im Auge behielt. Immer wachsam für ihre Jungen. „Sie hatte mich entdeckt aber scheinbar war ich keine Gefahr, sie hat sich von mir nicht im Geringsten stören lassen und ich bin ihr sehr dankbar dafür.“ Ein fast komplett weißes Bild, auf dem Severus das Tier etwas suchen musste doch dann sah er ihn, ein Eisbär, der langsam und majestätisch durch die Landschaft strich. „War war ein zugefrorener Fluss zwischen ihm und mir und ich hatte Angst ihn zu überqueren, aber er ist auch so wunderschön.“ Eine Küste, die eigentlich weiß sein sollte aber sie war braun, eine wogende, braune Masse aus Walrössern. Mächtige Bullen, die sich gegeneinander aufrichtete und mit ihren langen Hauern tiefe Wunden in den Gegner schlugen. Immer im Versuch ihrem Harem zu verteidigen oder einen Neuen zu erobern. Die Kühe lagen etwas abseits beisammen und kümmerten sich um ihre Jungen. „Schade, dass ich keine Geräusche auf die Fotos bringen kann. Das war ein Schnauben, Brüllen, Grunzen und Schreien. Wahnsinn.“ Eine schwarze Walfinne durchbrach die Wasseroberfläche, gefolgt von einem grauen Sattel und einer schwarz-weißen Schwanzflosse. Immer und immer wieder stießen schwarze Köpfe zum Luft holen aus dem Wasser und schließlich erhob sich ein ganzer Schwertwal in einem eleganten Sprung in die Luft. Wieder eine ganze Bilderstrecke, Harry schien sich nicht von den größten Delfinen dieser Welt trennen zu können denn es waren unzählige dieser wunderschönen Tiere zu sehen. „Ich habe als Kind mal einen Horrorfilm über einen Killerwal gesehen und hatte seitdem Angst vor diesen Tieren. Jetzt sind sie eigentlich nur noch wunderschön. Eine Herde Hirsche, die Severus aber nicht kannte, die friedlich auf einer gewaltigen Wiese grasten. Immer wieder hob eines der Tiere den Kopf, die Ohren zuckten, die Nüstern blähten sich und dann fraß es weiter. Erst als er das Bild umdrehte, erfuhr er, dass es sich um Wapitis handelte. „So etwas friedliches habe ich selten erlebt. Ich saß den ganzen Tag da und bin erst weiter gezogen als sie im Wald verschwunden sind.“ Wieder mehrere Bilder von denselben Tieren, große Vögel, die Severus sofort den Kranichen zuordnete. Reinweißes Gefieder mit schwarzen Armschwingen, schwarzen Beinen und Schnabel und einem kleinen, roten Fleck auf der Stirn. Er sah sie im Wasser schreiten, auffliegend oder brütend, nur Jungtiere schien Harry verpasst zu haben. Sie sahen den Mandschurenkranichen erstaunlich ähnlich. „Schreikraniche. Einer der seltensten Vögel dieser Welt. Nach den neusten Zählungen gibt es nur noch knapp 500 Individuen, davon 350 in freier Wildbahn, der Rest in Gefangenschaft. Ihre Population war nie groß aber jetzt sind sie von Aussterben bedroht, es werden unglaubliche Anstrengungen unternommen um sie zu schützen. Mehr dazu im Brief.“ Es waren noch so viele mehr, Harry hatte ihn dieses Mal förmlich mit Fotos überschwemmt und auf jedem standen ein paar Worte. Es war wieder eine unglaubliche Arbeit gewesen. Severus konnte nicht verhindern, dass sein Herz warm wurde bei dem Gedanken, dass er sich diese Arbeit wegen ihm gemacht hatte. Er sah sich die Fotos sehr lange an, gut, dass er seinen Unterricht für heute schon umgeplant hatte und die Schüler würden entweder Stillarbeiten machen oder Vertretungsunterricht erhalten. Er selber hatte einfach nur vor hier sitzen zu bleiben und seinen Geburtstag zu genießen. So bekam er auch nur am Rande mit wie die letzte Schüler und auch seine Kollegen die Halle verließen und er mit dem Adler alleine zurück blieb. Er wandte sich lieber dem Brief zu. „Hallo Severus, Als ich deinen Brief gelesen habe, wusste ich nicht ob ich froh oder traurig sein soll. Traurig, weil du mich nicht sofort sehen möchtest oder froh, dass du meinen Wunsch nachvollziehen kannst und es akzeptierst. Jetzt, nach mehreren Monaten in diesen wunderschönen Ländern bin ich dir mehr als dankbar, dass du mich nicht zurück gerufen hast. Ich hätte hier so viel verpasst. Aber ich sollte am Anfang anfangen. Es ist natürlich traurig, dass nur noch einer der jungen Aras bei dir lebt, vor allem der Verlust des Jungen tut mir sehr leid und ich habe bittere Tränen darüber vergossen. Dass das Männchen ein gutes Zuhause gefunden hat, freut mich wiederum aber ich habe auf meinen Reisen lernen müssen, dass der Tod zum Leben dazu gehört. Auch wenn es uns schmerzt. Das war auch eines der Dinge, die ich nie verstanden, die ich nie akzeptieren konnte, warum musste ich zum Mörder werden? Das wollte ich nie, egal, was ER gemacht hat, ich wollte nie ein Mörder werden. Jetzt verstehe ich es, jetzt kann ich damit abschließen und es akzeptieren. Ich habe mich im übrigen erkundigt wie Kleinkantschile aussehen, Mensch, sind die süß! Kein Wunder, dass die Mädchen versuchen sie anzulocken. Wer würde das bei so etwas Süßem nicht probieren? Als Kind habe ich einmal ein einziges rotes Eichhörnchen gesehen, leider hat mein Cousin es auch gesehen. Er hat mit Steinen nach ihm geworfen und es auch getroffen, es hat geschrien und ist dann weg gelaufen. Ich weiß bis heute nicht was mit ihm passiert ist und hoffe einfach, dass es überlebt hat. Damals habe ich ihn gehasst aber mittlerweile ist er mir gleichgültig geworden. Seit ich bei meinen Verwandten ausgezogen bin, habe ich nie wieder etwas von ihnen gehört. Eigentlich hätten sich unsere Wege nie kreuzen sollen aber gut, wie sagt man so schön, das Schicksal ist ein mieser Verräter. Hast du dir die Bilder schon angesehen? Wenn ja, wirst du dir denken können, dass ich auf deinen Rat gehört habe und nach Kanada gezogen bin. In allen Ländern, wo ich vorher war, war ich immer in Gesellschaft. Überall habe ich nette Menschen kennengelernt von denen ich sehr viel gelernt habe, die mir ihre Traditionen und ihre Lebensweise näher gebracht haben und von denen ich die schönsten Orte gezeigt bekommen habe. Dein Brief hat mich zum Nachdenken gebracht und ich habe festgestellt, dass mir noch etwas sehr Wichtiges fehlt bevor ich nach Hause kommen kann. Die Einsamkeit. Kanada ist ein Land, in dem man dem Wunsch nach Einsamkeit sehr gut nachkommen kann. Ich habe mir also einen magischen Rucksack geschnappt, eine Landkarte und dann bin ich los gezogen. Mal getrampt, mal gewandert, mal auch appariert oder per Portschlüssel gereist aber fast immer war ich alleine. Wobei die Fahrer immer sehr freundlich zu mir waren, für ein kleines Gespräch haben mich alle immer gerne kostenlos mitgenommen. Viele waren allerdings überrascht als ich teilweise mitten in der Wildnis aussteigen wollte aber es hat sich immer gelohnt. Einer der wenigen Orte, die ich mit Hilfe eines anderen Menschen besucht habe, war der Wood-Buffalo-Nationalpark. Er wurde 1922 gegründet und gilt mittlerweile als Weltkulturerbe. Dieser Park macht mich einfach nur sprachlos, er ist geradezu ein Sammelsurium von seltenen Tieren oder Orten. In diesem Park finden sich die weltweit letzten Nistplätze der Schreikraniche. Sie verbringen den Sommer in Kanada, wo sie ihre Jungen ausbrüten und aufziehen und ziehen dann im Herbst nach Texas, in das Aransas National Wildlife Refuge. Diese Gruppe besteht aus nur knapp 200 Tieren und ist die einzige Gruppe, die nie in Menschenhand gelebt hat. Es sind reine Wildtiere. Es gibt noch zwei andere Gruppen. Die erste Gruppe zieht von Wisconsin nach West-Florida. Sie sind in Menschenhand aufgezogen und wurden mit Hilfe eines Leichtflugzeuges der Muggel förmlich auf diese Zugroute trainiert. Der erste, wilde Nachwuchs flog erst 2006 mit seinen Eltern zurück nach Florida. Es war einer der größten Erfolge der Tierschützer dieser Welt. Die zweite Gruppe wurde in Zentral-Florida angesiedelt aber mit dem Ziel, dass es keine Zugvögel werden. Jedes Jahr werden dort 20 von Menschenhand aufgezogene Jungvögel ausgewildert und da sie nie das Ziehen gelernt haben, bleiben sie an Ort und Stelle. Die ausgewachsenen Tiere begannen zu brüten und 2002 wurde hier der erste, wild geborene Jungvogel flügge. Und da seine Eltern nie weg gezogen sind, blieb er auch da. Er wurde erwachsen und auch seine Kinder sind da geblieben, die Tierschützer hoffen, dass sich dort eine stabile Population einlebt. Dennoch gibt es nur knapp über 500 dieser seltenen Tiere, man hofft durch den strengen Schutz der Brut- und Zuggebiete und durch die Auswilderung die Populationen zu erhalten und zu erweitern. Man geht davon aus, dass die Schreikraniche nie sehr zahlreich waren, ihre Anzahl überstieg wahrscheinlich nie die 10000 Individuen aber durch die Umwandlung ihrer angestammten Brutplätze in Agrarlandschaften ging ihre Zahl rasch zurück. Dazu kam die Jagd der Menschen. Im Jahre 1941 gab es noch 16 erwachsene Tiere, die gesamte heutige Population geht auf diese Tiere zurück. Der Ranger, der mich durch den Park geführt hat, ein Zauberer, der sich sehr über magische Gesellschaft gefreut hat, hat mir erzählt, dass es mittlerweile magische Schilde über dem Nationalpark gibt. Ich habe ihm die Adressen meiner Freunde im Amazonasbecken und in Indonesien gegeben, sein Wissen über magische Schilde kann sehr nützlich sein. Außerdem gibt es in diesem Park die letzten, freilebenden Waldbisons. Die Fotos hast du ja gesehen, sie sind einfach nur beeindruckend. Leider vermischen sie sich mit den Präriebisons, die zwar Beide derselben Gattung und Art angehören aber als zwei verschiedenen Unterarten angesehen werden. Zusammen, also beide Bisonarten bilden hier die weltweit größte freilebende Herde von über 6000 Tieren. Der Anblick ist einfach nur die Härte. Aber so schön der Park war, ich bin weiter nach Norden gezogen bis ich Eis und Schnee unter den Füßen hatte. Weißt du eigentlich wie schwer es ist mit Schneeschuhen zu laufen? Es hat Tage gedauert bis ich es gelernt hatte aber hey, ich kann den Zauber, der mich aus dem Schnee wieder befreit, jetzt perfekt. Im hohen Norden habe ich auch meinen geflügelten Boten kennengelernt, ich habe ihn auf der Jagd fotografiert als der Herr mich bemerkt hat. Jeder normale Adler wäre entweder weg geflogen oder hätte mich nicht beachtet, weil ich zu weit weg war. Ein magischer Adler wäre vielleicht zu mir gekommen weil er die Magie spürt aber er hat mir einen verdammten Lachs auf den Kopf fallen lassen. Das hat vielleicht weh getan aber im Nachhinein bin ich beeindruckt, dass er aus dieser Höhe so gut zielen konnte. Ich weiß nicht, was genau er ist. Ob einfach nur ein stark magischer Vogel oder etwas Anderes aber eigentlich ist er zu intelligent für ein magisches Tier. Ich habe eine Vermutung weil ich so etwas mal gelesen habe, aber Beweise habe ich für meine Theorie noch nicht gefunden. Willst du sie hören? Egal, ich schreibe es einfach. Ich persönlich glaube, dass es sich um einen Animagus handelt. Aber einen, der zu oft und zu lange in seiner Tiergestalt verweilt ist. Ich glaube, er hat vergessen, dass er ein Mensch ist oder wie er sich zurückverwandeln kann. Er scheint als Vogel allerdings nicht sehr unglücklich zu sein. Wo wir gerade bei Menschen und Vögeln sind, sag dem Ara bitte, dass du potenziell vergeben bist. Ich teile nicht. Bei den Pflanzen war ich dieses Mal sehr unkreativ. Ich habe einfach zehn kleine Setzlinge mitgenommen, fünf Laubbäume, fünf Nadelbäume aber ich kann dir gar nicht genau sagen, um was es sich handelt. Aber alle gehören in den borealen Wald und sollten einen guten Grundstock für ein neues Areal in deinem Garten bilden. Sag mal, würdest du mir auch mehr als einen Brief im Jahr schreiben? Ich habe bei einem Abendessen mal laut darüber nachgedacht, dass ich dir gerne öfters schreiben würde und der Adler war sofort damit einverstanden. Er hat wohl momentan nichts zu tun und würde sich als Brieftaube für das kommende Jahr anbieten. Was hältst du von dieser Idee? Es ist doch etwas einsam hier, gerade wenn man am Abend alleine an einem Lagerfeuer sitzt. Da wäre es schön immer mal wieder neue Fotos von deinem Zoo ansehen und auch ein paar persönliche Zeilen lesen zu können. Ich will dich natürlich zu nichts zwingen. Aber weißt du, so langsam stelle ich fest, dass mein Fernweh verschwunden ist. Ich möchte meine Freunde mal wieder sehen, wusstest du eigentlich, dass ich doppelter Patenonkel bin? Ja, ich schreibe mir nicht nur mit dir, ich stehe in regem Briefkontakt mit meinen Freunden, naja, rege ist etwas übertrieben aber wir schreiben uns schon mindestens einmal im Jahr. Nur schreibt mir jeder Einzeln, also kommt ständig mal Post. Aber so schön die Briefe bis jetzt waren, ich möchte ihnen wieder in Natura gegenüber stehen, sie umarmen, mit ihnen zusammen vor dem Kamin sitzen, etwas trinken und zusammen lachen. Es wird Zeit nach Hause zu gehen aber mir stellt sich eine Frage. Wartet außer meinen Freunden noch jemand auf mich? Nicht als Bekannter, nicht als ein Freund sondern als fester Freund, als Lebensgefährte, als der Mann an meiner Seite? Kannst du dir so etwas überhaupt vorstellen? Also mich an deiner Seite, ist das für dich denkbar? Und nein, mir geht es nicht darum, was die Anderen sagen? Meine Freunde wissen es, akzeptieren es und die restliche Welt ist mir egal. Hier geht es nicht um die Welt sondern um uns, dich und mich. Könnte es ein Wir geben? Liebende Grüße Harry.“ Lange lag Severus' Blick auf den letzten drei Worten. Liebe? Sollte es wirklich wahr sein? Hatte sich der junge Mann wirklich in ihn verliebt? Warum? Was war an ihm so besonders, dass sich gerade Harry in ihn verlieben sollte? Er seufzte leise, warf der magischen Uhr einen Blick zu und stellte fest, dass das Mittagessen in einer halben Stunde begann und da wollte er nicht mehr hier sitzen. Er sammelte alles zusammen, verkleinerte das Geweih wieder und wandte sich an den Adler, der ihn aufmerksam musterte. Er wollte ihn erst, genau wie die anderen Vögel, in den Garten schicken aber das Tier würde Angst und Schrecken verbreiten, hier lassen konnte er ihn allerdings auch nicht. Schnell sprach er einen Zauber auf seinen Robenärmel und hielt ihm dann den Arm hin. „Komm mit, ich bringe dich persönlich in den Garten. Ich will nicht, dass meine Tiere an einem Herzinfarkt sterben“, sagte Severus. Der Adler schrie leise und sprang dann mit einem ungelenken Flügelschlag auf seinen Arm. Es war ungewohnt so ein schweres Tier auf dem Arm zu halten aber bis nach draußen würde es gehen und so machte er sich auf den Weg. Seit zwei Wochen drückte sich Severus um eine Antwort, er wusste nicht, was genau er schreiben sollte. Immer wieder hatte er sich die Bilder angesehen und den Brief gelesen aber er kam nicht zu einer Lösung. Seufzend fuhr Severus über das blaue Brustgefieder von Guaro, dem jungen Aramännchen. Er hatte ihm sehr einfallslos einfach mit einem spanischen Wort benannt weil er das Tier wirklich nicht mehr los wurde. Das Weibchen versuchte zwar alles um ihn zu bezirzen aber bisher erfolglos, Guaro schien sich für ihn entschieden zu haben. Sofort kam Bewegung in den Ara, er knabberte vorsichtig an seinen Fingern und gab gurrende Geräusche von sich. „Falsche Spezies“, sagte Severus abwesend während er den Blick hob und ihn auf dem Weißkopfseeadler richtete, der auf einer hohen Fichte saß. Das Tier, wenn es denn wirklich ein Tier war, hatte sich gut eingelebt. Er ließ die restlichen Tiere in Ruhe und jagte Fische im schwarzen See, wobei Severus sicher war, dass er ihn auch schon mit anderer Beute in den Fängen gesehen hatte. Beute, die verdächtig nach einem Grindeloh aussah aber er hatte nicht länger darüber nachgedacht. Guaro nutzte seine Abwesenheit um etwas näher zu rücken doch als er versuchte seine Haare zu putzen, schritt Severus ein. „Hör auf damit, such dir ein Weibchen und lass meine Haare in Ruhe“, murrte er während er ihn mit der Hand wieder weg schob. Ein protestierendes Kreischen ertönte doch er ließ sich nicht beeindrucken, er war kein Ara, er war ein Mensch und fiel damit als Partner raus. Stattdessen nahm er das Pergament, verstärkte es mit einem Zauber damit er besser darauf schreiben konnte und begann dann zögernd seinen Brief zu schreiben. „Hallo Harry, Deine Berichte hören sich einfach nur fantastisch an, ich freue mich für dich, dass du die Einsamkeit gefunden hast, die du gesucht hast. Zu den Bildern kann ich wenig sagen, außer, dass sie wunderschön sind und ja, ich bin neidisch. Viele dieser Tiere und Orte würde ich gerne selber mal sehen. Mit jedem Bild, dass du mir schickst, mit jedem Bericht, den ich von dir lese, bereue ich mehr und mehr, dass ich nach Hogwarts zurück gekehrt bin. Ich hätte auch eine Weltreise machen können, ich hätte mir diese Orte auch ansehen können, auch diese Dinge erleben aber ich war feige. Ich hatte Angst vor dem Unbekannten und so bin ich hier geblieben. Du bist zwanzig Jahre jünger als ich und hast jetzt schon mehr gesehen und erlebt als ich in meinem ganzen Leben und damit bin ich leider bei einem Punkt, der mich sehr zum Nachdenken bringt. Ist dir bewusst, dass uns zwanzig Jahre trennen? Macht dir das nichts aus? Ich könnte vom Alter her dein Vater oder dein Pate sein und doch willst du mich als Partner. Ist dieser Unterschied nicht etwas zu groß? Deine Frage, ob ICH mir eine Beziehung vorstellen kann. Ja, wieso auch nicht? Was soll ich dagegen haben einen jungen, attraktiven Mann an meiner Seite zu haben? Ich habe mich noch nie für die Meinung Anderer interessiert und egal mit wem ich zusammen wäre, die Menschen würden immer etwas finden, was dagegen spricht. Bei dir würden sie nur wesentlich mehr finden aber solange die Leute reden, kommen sie wenigstens nicht auf andere dumme Gedanken. Also ich hoffe, deine Frage ist damit beantwortet. Von meiner Seite spricht nichts gegen ein näheres Zusammensein als reine Freundschaft, mal von den offensichtlichen Dingen bezüglich des Altersunterschiedes, meines Aussehen und meines Charakters abgesehen. Du musst wissen ob du dir das antun willst. Ich hätte auch nichts gegen einen etwas regeren Briefkontakt aber es lag bis jetzt an dir. Du hattest in den meisten Fällen den magischen Vogel. Ich hatte zwar eine Adresse aber ich konnte nicht sicher sein, dass du dich sechs Monate später auch noch dort aufhältst. Was glaubst du, was das für ein Gefühl für mich gewesen wäre wenn ich dir einen weiteren Brief geschrieben hätte und du nicht geantwortet hättest? Und das einzig und allein aus dem Grund weil du ihn nicht bekommen hast. Glaubst du wirklich, dass ich deinen nächsten Brief dann auch nur gelesen hätte? Ja, ich gebe zu, ich bin in dieser Hinsicht ein Feigling. Aber wenn unser gefiederter Freund sich angeboten hat das Jahr über Postbote zu spielen, dann bin ich gerne dazu bereit dir mehr als einen Brief im Jahr zu schreiben. Ob der Adler wirklich ein Animagus ist, weiß ich nicht, kann ich auch nicht sagen. Aber nachdem ich deinen Verdacht gelesen habe, habe ich etwas nachgeforscht. Es wäre durchaus möglich, dass er wirklich vergessen hat, wie er sich zurückverwandeln kann oder dass er sich überhaupt verwandeln kann. Es gibt aber noch eine zweite Möglichkeit, neben der Annahme, dass es sich um ein normale aber stark magisches Tier handelt. Es gibt Forscher, die der Meinung sind, dass sich ein Animagus in seiner Tiergestalt mit normalen oder magischen Tieren der gleichen Art fortpflanzen kann. Heraus sollen extrem intelligente, magische Tiere kommen, aber man hat noch keine Beweise dafür gefunden. Es ist lediglich eine Theorie. Was gibt es Neues? Die Kleinkantschile haben Nachwuchs auch wenn ich das nur aus Erzählungen weiß, ich habe das Junge noch nicht gesehen. Eine Drittklässlerin aus Ravenclaw hat es mir gesagt und hat sich auch angeboten Fotos davon zu machen, bis jetzt hatte sie keinen Erfolg. Die Vögel vermehren sich prächtig und ich bin mir sehr, sehr sicher, dass das Eichhörnchen Junge im Nest hat. Ich war aber noch nicht an der Baumhöhle, ich möchte sie nicht stören. Der Garten wächst und gedeiht. Es gibt noch eine Neuerung. Ich habe die Gifte aus Australien und Afrika und einen der Zähne des Inlandtaipan zu Tränken verarbeitet und sie sehr gewinnbringend verkauft. Dazu noch eine nicht unbeträchtliche Spende eines gewissen Malfoy und ein paar gute Worte meines Patensohnes an die richtigen Stellen und schon schreibt dir hier der neue, stolze Besitzer des verbotenen Waldes. Ich kann mir dein Gesicht vorstellen, was will ich mit dem verbotenen Wald? Ganz einfach, ich brauche mehr Platz und Minerva hat gesagt, dass sie Hogwarts nicht inmitten meines Gartens suchen will also musste eine andere Lösung her. Und mal ehrlich, sonderlich sinnvoll ist der Wald nicht, oder? Das ist ein Punkt, der mich schon immer irritiert hat, was will man mit so einem gefährlichen Wald auf dem Gelände einer SCHULE? Bei kleinen, nicht hörenden Kindern? Wirklich sehr sinnvoll. Egal, es wird ein paar Veränderungen geben. Ich stehe mit dem Besitzer eines magischen Waldes in den schottischen Highlands in Verbindung, er braucht den Wald nicht und da er gegen Muggel gut abgesichert ist, wird er wahrscheinlich die neue Heimat der weniger netten Wesen des verbotenen Waldes. Die Acromantulas sind ganz vorne bei den Umsiedlungen mit dabei. Mit den Zentauren bin ich noch in Verhandlung, von mir aus können sie bleiben aber sie werden sich an die neuen Regeln, an meine Regeln halten müssen. Wobei sie ihren Job als Wächter des Waldes ganz gut machen, ich könnte sie mir gut als Wächter des Gartens vorstellen. Aber das müssen sie selber wissen. Ungefähr ein Drittel des Waldes bleibt so, wie er jetzt ist, den Rest werde ich aufräumen. Es gibt da drin so viele nutzlose aber gemeingefährliche Pflanzen, und das immer noch auf dem Gelände einer Schule. Ich darf auch einen Teil des schwarzen Sees nutzen, sagt Minerva, wie sie das dem Ministerium erklären will, ist mir ein Rätsel aber gut, das ist ihre Sache. Ein kleiner Bereich wird magisch abgetrennt, für die Wassermenschen ist der See sowieso zu groß und ich werden den Bereich so einrichten, dass sie ihn betreten können wenn sie das möchten. Ich habe an eine Mangrovenlandschaft gedacht. Was hältst du davon? Naja, es ist viel Arbeit, ich werde das Jahr über genug zu tun haben aber für ein paar Briefe werde ich Zeit finden. Wahrscheinlich wird es sich eher die nächsten Jahre hinziehen. Ich bräuchte noch einen Geschäftspartner, der mir immer mal neue Pflanzen und Tiere besorgt. Interesse? Mehr gibt es im Moment nicht zu erzählen, ich hoffe, unter des Jahres von dir zu hören. Hochachtungsvoll Severus.“ Sollte er noch mehr schreiben? Nein, das genügte für den Anfang. Wenn Harry mehr erfahren wollte, könnte er ihm das über das Jahr verteilt immer noch erzählen. Er rollte das Pergament zusammen und steckte es in das Bambusrohr, wieder zusammen mit unzähligen Fotos, die er und auch teilweise die Schüler gemacht hatten. Das Rascheln des Rohres sicherte ihm sofort die volle Aufmerksamkeit des Weißkopfseeadlers, der die Flügel ausbreitete und zu ihm runter gesegelt kam. Ein fragender Schrei erklang. „Ja, du darfst zu Harry zurück fliegen“, sagte Severus. Der Adler schien sehr erfreut zu sein denn er wandte ihm sofort den Rücken zu und ließ Severus das Rohr befestigen. Er wartete kaum bis er alles ordentlich verschnürt hatte bevor er schon mit den Flügeln schlug. „Ja, immer mit der Ruhe. Flieg vorsichtig“, mahnte Severus. Der Adler drehte ihm den Kopf nochmal zu, wieder diese menschliche Intelligenz in den gelben Augen, er nickte und erhob sich dann wirklich mit schweren Flügelschlägen in die Luft. Severus zückte den Zauberstab und murmelte einen Windzauber, der unter die breiten Flügel fuhr und das Tier wesentlich schneller nach oben trug. Mit einem lauten Schrei verabschiedete sich der Adler von ihm, von überall ertönten die Stimmen der anderen Vögel um ihm eine gute Reise zu wünschen. „Flieg vorsichtig“, rief ihm Severus hinterher. Ein weiterer Schrei doch er klang schon sehr viel leiser, der Adler entfernte sich rasend schnell von dem Garten und war noch schneller aus Severus' Blickfeld verschwunden. Nach nur knapp einem Monat wurden die Posteulen am Morgen wieder in Angst und Schrecken versetzt als der Weißkopfseeadler mit lautem, triumphierenden Geschrei in die Halle rauschte. Severus schüttelte grinsend den Kopf, trank dann in Ruhe einen Schluck Kaffee und rief dann, „lass die Eulen in Ruhe, die schmecken nicht.“ Die Eulen schrien protestierend auf während der Schrei des Adlers eindeutig belustigt klang doch er drehte ab und landete auf dem Tisch vor Severus. Wieder war ein Bambusrohr auf seinem Rücken befestigt. „Soll dein Unterricht heute ausfallen?“, fragte Minerva. „Nein, ich habe jetzt zwei Freistunden“, sagte Severus, der das Rohr in die eine Hand und den Adler auf den anderen Arm nahm und die Halle verließ. Minerva runzelte die Stirn, sie war sich sehr sicher, dass er jetzt eigentlich die Fünftklässler von Slytherin hätte. Ein Blick in die Halle zeigte ihr allerdings, dass die Vertrauensschülerin der Schlangen gerade Pergamente verteilte. Sie hatte es doch gewusst, scheinbar beschäftigte Severus die Schüler mit einer Stillarbeit. Gut, solange es funktionierte, war es ihr egal. Nur zwei Tage später startete der Adler wieder Richtung Westen und im Laufe des Jahres war er sehr oft Gast in Hogwarts. Er blieb meist nur ein, zwei Tage und reiste dann wieder zurück. Da er aber für beide Strecken einen guten Monat brauchte, war die Anzahl der möglichen Briefe dennoch begrenzt. Severus sah dem Adler nachdenklich nach während er den Ara auf seiner Schulter kraulte. „Ob er wirklich kommt?“, fragte er leise. Guaro nickte heftig, fing aber dann an seine Haare anzuknabbern. Severus hatte es aufgegeben, der Ara war scheinbar völlig in ihn verschossen und so hatte er im Laufe des Jahres das junge Weibchen nach Brasilien, zu Harrys Freunden geschickt. Dort hatte sie bereits einen Partner gefunden. „Hoffentlich“, murmelte Severus. Er drehte sich um und verließ den Garten, mit den Gedanken war er allerdings bei den Sätzen, mit denen er diesen, wohl letzten Brief abgeschlossen hatte. Es war der 18. Dezember, der Adler brauchte zwei Wochen bis zu Harry und würde nicht rechtzeitig zu seinem Geburtstag wieder da sein. Aber das wollte Severus auch gar nicht. Er konnte nur hoffen, dass er mit seinem Wunsch nicht alleine da stand. „ ..... Nächstes Jahr würde ich das elfte Mal in Folge einen Vogel von dir bekommen aber ich möchte keinen mehr. Ich lade dich hiermit zu Kaffee und Kuchen am 9. Januar ein, 15 Uhr, und versuch wenigstens annähernd pünktlich zu sein. Du hast in den letzten Jahre immer wieder geschrieben, dass du mit mich kennenlernen willst, dass du mit mir zusammen sein willst, dass du dir eine gemeinsame Zukunft mit mir vorstellen kannst, jetzt wird es Zeit, dass du deinen Worten auch Taten folgen lässt. Ich möchte keinen weiteren Brief von dir, ich möchte, dass du persönlich vor mir stehst und mir so gratulierst. Du darfst gerne Fotos, Pflanzen, Tiere oder was auch immer mitbringen aber ich bestehe darauf, dass du es mir persönlich überreichst. Dieses Mal äußere ich auch einen Geburtstagswunsch. Ich wünsche mir keinen besonderen Vogel, keine Pflanze, kein Geschenk, ich wünsche mir, dass du mit mir hier im Garten sitzt und mit mir Kaffee trinkst. Ok, du bekommst deinen Kakao. Das ist mein Wunsch. Siehst du dich in der Lage ihn zu erfüllen? Hochachtungsvoll Severus und Guaro, ich werde diese Taube einfach nicht mehr los.“ Kapitel 11: Elftes Jahr ----------------------- Elftes Jahr Minerva sah nachdenklich zu ihrem Kollegen, es war ungewohnt ihn am 9. Januar so sichtlich ruhig und in sich gekehrt am Frühstückstisch sitzen zu sehen. Die letzten Jahre hatte er immer nervös und neugierig nach oben gesehen aber heute saß er ruhig neben ihr und las den Tagespropheten. „Severus?“ „Ja?“ „Ist alles in Ordnung?“ Jetzt sah Severus auf und nickte, „natürlich, was soll nicht in Ordnung sein?“ „Naja, du hast Geburtstag und normal guckst du an solchen Tagen alle paar Sekunden nach oben, auf der Suche nach dem Vogel, den dir Harry geschickt hat“, sagte Minerva, „heute sitzt du sehr ruhig da.“ „Ich erwarte heute keinen Vogel.“ „Er wird schreiben, ganz sicher“, versuchte Minerva ihn aufzumuntern. Severus lachte leise und meinte, „ich hoffe nicht.“ „Severus, denkst du etwa immer noch, dass das nur ein Scherz ist?“ „Nicht wirklich aber der Grund, warum ich nicht auf Post hoffe, ist ein Anderer“, sagte Severus und als Minerva ihn nur fragend ansah, erklärte er, „ich habe Harry für dieses Jahr hierher zum Kaffee eingeladen. Er soll mir seine Geschenke persönlich geben.“ Im ersten Moment war Minerva überrascht doch dann fragte sie, „ist er fertig mit seiner Reise?“ „Wenn ich den Briefen glauben darf, dann ja. Aber jetzt wird sich zeigen ob er nur leere Sprüche gemacht hat oder ob er hinter seinen Worten steht“, sagte Severus ernst. Er wurde nachdenklich gemustert doch dann nickte Minerva und frühstückte weiter. Diesmal flogen die Posteulen völlig unbeachtet von Severus in die Halle, Minerva allerdings sah nach oben und ihr lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Zwischen den Eulen und Käuzen war ein kleiner, schwarzweißer Vogel aufgetaucht, der ein Pergament in den Krallen hatte und sehr zielstrebig auf den Lehrertisch zu kam. Hatte sie sich wirklich so in Harry getäuscht? Sie war der felsenfesten Überzeugung gewesen, dass der junge Mann es ernst mit Severus meinte aber warum schickte er dann jetzt einen Vogel? Wollte er ihm absagen? Sie sah zur Seite, Severus hatte das Tier noch nicht bemerkt. Sie wusste zwar nicht wie genau er reagieren würde aber in einem Punkt gab es keinen Zweifel, er wäre bitter enttäuscht und würde Harry keine zweite Chance geben. „Ähm Severus....“ „Ja?“ Wortlos deutete Minerva nach oben, Stirnrunzelnd folgte Severus dem Deut und wurde angesichts des Vogels, der auf ihn zu kam, sehr blass. Die Enttäuschung flutete heiß und bitter durch Severus' Adern als er den schwarzweißen Vogel sah, den er auf den zweiten Blick als Amsel identifizierte. Sie trug scheinbar das gleiche leuzistische Gen wie die Pfauen in sich, nur, dass bei ihr das Gefieder unregelmäßig gefärbt war. Er war kurz versucht einfach seinen Zauberstab zu nehmen und das Tier zurück zu seinem verdammten Absender zu fluchen aber die Amsel konnte ja nichts dafür. Mit zittrigen, schweißnassen Händen griff er nach dem Pergament, er wollte wenigstens lesen mit welcher Ausrede Harry ihn abspeisen wollte. Er würde sowieso nicht auf diesen Brief antworten, er hatte die Wahrheit ja jetzt schwarzweiß vor sich. Harry redete und schrieb viel, stand aber nicht zu seinen Worten. „Es wird eine einfache Erklärung geben“, sagte Minerva tröstend. „Ja, es war doch alles nur ein schlechter Scherz“, gab Severus mit gepresster Stimme zurück. Die Amsel schüttelte vehement den Kopf doch Severus ignorierte sie und entrollte das einfache Pergament. „Hallo Severus, ich hatte keine Lust bis 15 Uhr zu warten. Ich bin im Garten, habe genug Kaffee, Kakao und Kuchen für zwei Leute und würde mich über deine Anwesenheit freuen. Und bring meine Amsel bitte mit. Immer noch liebende Grüße und in der Gewissheit, dass du eine Ausrede für mein Fernbleiben erwartet hast. Harry.“ „Mein Unterricht fällt heute aus“, sagte Severus während er schon aufstand. Er schnappte sich die überrascht piepsende Amsel und rauschte aus der Halle noch bevor Minerva auch nur einen Ton sagen konnte. Er hatte allerdings das Pergament liegen lassen, sodass Minerva neugierig danach griff. Als sie die wenigen Zeilen las, schlich sich ein erleichtertes, wissendes Lächeln auf ihre Lippen. Das war so typisch Harry Potter. So schnell er konnte, war Severus in den Garten geeilt auch wenn er sich selber lächerlich damit vorkam. Er benahm sich wie ein verliebter Teenager und doch konnte er es nicht ändern. „Du wirst erwartet“, mit diesen Worten wurde Severus von dem Zentauren begrüßt, der scheinbar gerade den Nordamerikateil betreten wollte. Abrupt blieb Severus stehen und sagte, „hallo Tadhg.“ Der Zentaur neigte belustigt den Kopf, sodass Severus fragte, „sehe ich so lustig aus?“ „Nein, nur wie ein Mann, der sich sehr auf sein Geburtstagsgeschenk freut“, gab Tadhg zurück bevor er sich direkt an die Amsel wandte und sagte, „einen schönen guten Tag, Herr Amsel.“ Das Tier trillerte erfreut während Severus die Stirn runzelte, er fragte allerdings nicht nach. Im letzten Jahr hatte er gelernt mit den Zentauren zu leben denn ein Großteil der Herde war geblieben und hatte den Platz als Wächter des Gartens angenommen. Nur einige Individuen hielten diese Aufgabe für unter ihrer Würde und blieben im ursprünglichen Teil des verbotenen Waldes. Der Rest war oft im Garten anzutreffen, nicht nur als Wächter, die Schüler verstanden sich sehr gut mit den Zentauren und diese fanden es eine große Möglichkeit ihr umfangreiches Wissen an unwissende Zauberer und Hexen weiter zu geben. „Wo ist er?“, fragte Severus. Jetzt lächelte Tadhg geheimnisvoll und sagte, „der Kaffee und der Kuchen erwarten dich bei der wunderbaren Sari.“ Etwas verwirrt über die Aussage hob Severus eine Augenbraue, bedankte sich aber dann und ging weiter. Dass er die Amsel immer noch fest hielt, war ihm nicht wirklich bewusst. Sein Weg führte ihm am Ufer des Sees vorbei wo drei Thestrale im Wasser standen und scheinbar auf ihre Art und Weise fischten. Als sie ihn sahen, stieß eines der Tiere ein helles, hohes Pfeifen aus, was er mit dem Heben einer Hand beantwortete. Auch wenn diese Tiere einen dunkleren Lebensraum vorzogen, hatten sie sich gut an ihre neue Heimat angepasst denn er hatte es einfach nicht übers Herz gebracht sie mit umzusiedeln. Was ihm bei den Acromantulas sehr leicht gefallen war, genau wie bei Fluffy, diesem dreiköpfigen Köter von Hagrid, den er wirklich unbewacht im Wald hatte herum streifen lassen. Fluffy war an einen privaten Halter gegangen, der dem Tier einen passenden Lebensraum bieten konnte und den Hagrid jederzeit besuchen konnte. Die Spinnen waren wirklich in die schottischen Highlands gegangen und selbst Hagrid sah ein, dass es für die Tiere besser war denn dort hatten sie Platz, Nahrung und vor allem ihre Ruhe. Die Trolle waren gleich mit gegangen, Severus hatte wirklich noch eine Gruppe von fünf Trollen im Wald gefunden und sie höflich aber bestimmt zum gehen aufgefordert. Sie waren vom Ministerium zurück in die Berge, ihre angestammte Heimat gebracht worden. Genauso hatten sie das verzauberte Auto endlich eingefangen, genau wie einige schlecht verwandelte Nadelkissenigel, Teetassenhühner und seltsam verzauberte Bücher, die versuchten jeden zu fressen, der in ihre Nähe kam. Severus hatte aufgeräumt und zwar richtig. Seine Gedanken kehrten ins hier und jetzt zurück als er den Asienbereich betrat und von einem ganzen Schwarm Balistare umflattert wurde, dazwischen etliche Dschungelzwergfischer und ein all zu bekannter Ara. „Ich bekomme keine Luft“, murrte Severus, der aus den Augenwinkeln einen unbekannten, gedeckten Tisch vor einer der Bänke sah. Nur widerwillig lösten sich die Vögel von ihm, vor allem Guaro schien nicht wirklich von ihm weg zu wollen und er hakte sogar nach der Amsel. „Hörst du auf. Behandelst du so Gäste? Schäm dich“, fauchte Severus doch der Ara kreischte ihn nur an, flatterte aber dann auf einen nahen Ast. Um von dort weiter zu schimpfen. Kopfschüttelnd setzte Severus die Amsel auf den Tisch, begrüßte dann in aller Ruhe die Vögel bevor er sich suchend umsah. „So, wo ist der Kerl jetzt?“, murmelte er. „Ich würde es vorziehen wenn du bei Harry bleibst und nicht bei Kerl“, mischte sich eine Stimme ein, die er seit zehn Jahren nicht mehr gehört hatte. Langsam, wie in Zeitlupe, drehte sich Severus um und konnte im ersten Moment nicht begreifen, das da wirklich Harry vor ihm stand und ihn etwas schief anlächelte. „Hallo Severus“, sagte Harry. Severus starrte ihn nur fassungslos an. „Das ist jetzt nicht die Begrüßung, die ich mir erhofft hatte aber vielleicht können wir uns erst mal setzen, einen Schluck trinken und dann löst sich vielleicht deine Zunge“, schlug Harry vor. Severus nickte nur und ließ sich widerstandslos zur Bank bugsieren. Harry setzte sich neben ihn und fragte, „Kakao oder Kaffee?“ „Kaffee“, war die mechanische Antwort, noch immer starrte er ihn einfach nur an. Selbst wenn es ihn verunsicherte, ließ sich Harry nichts anmerken sondern schenkte ihnen ein und drückte Severus dann einfach die Tasse in die Hand. Schweigend wurden die ersten Schlucke getrunken. „Wie...?“, fragte Severus irgendwann doch noch bevor Harry antworten konnte, machte es förmlich Klick und er fügte hinzu, „die Amsel. Du bist ein Animagus.“ „Ja, bin ich. Aber nicht registriert und eigentlich sollte das auch so bleiben.“ „Du bist eine leuzistische Amsel“, sagte Severus. „Hübsch, oder?“, grinste Harry ihn an. Severus antwortete nicht sondern musterte jetzt den jungen Mann, der neben ihm auf der Bank saß und ihn offen ansah während er immer mal wieder einen Schluck Kakao trank. Die Reise durch Nordamerika hatte einen Großteil der Bräune, die er sich in Mexiko und Südamerika geholt hatte, wieder zunichte gemacht aber noch immer war seine Haut dunkler als Severus sie in Erinnerung hatte. Die Haare waren allerdings noch genauso wie Severus sich an sie erinnerte, mehr ein Vogelnest als alles andere. Er war älter geworden, erwachsener. Das kindliche Gesicht hatte sich verwachsen, war einem markanten Männergesicht gewichen doch die Augen hatten sich nicht verändert. Das gleiche, strahlende Grün, dass er seit seiner Kindheit kannte aber doch waren sie anders, reifer, erfahrener. Körperlich hatte Harry auch nichts mehr mit dem Teenager von damals, wie Severus auf den Bildern aus Afrika feststellen durfte, hatte er an den passenden Stellen Muskeln angesetzt. Alles in allem hatte Severus einen jungen, sehr attraktiven Mann vor sich sitzen. Damit drängte ihm sich wieder die Frage auf, was diese Mann gerade von ihm wollte? Nachdenklich wandte er den Blick ab und starrte auf den gedeckten Tisch. So entging ihm das leichte Lächeln, dass sehr wissend wirkte. Harry ließ ihn grübeln, verteilte jetzt auf jeden Teller ein Stück Kuchen und reichte ihn wortlos zu Severus, der ihn mit einem knappen Nicken annahm. Schweigend begannen sie zu essen. „Es ist wunderschön hier“, durchbrach Harry irgendwann die Stille. „Danke.“ „Aber ich verstehe nicht, wieso die Pflanzen schon so groß sind.“ „Zauber und Tränke. Ich brauchte einen Grundstock sonst hätte ich keinen Lebensraum für die Tiere gehabt“, erklärte Severus ohne ihn anzusehen, „ab diesem Jahr lasse ich die Zauber weg, ich habe genug Pflanzen, der Rest kann so wachsen.“ „Ich hatte vorhin ein paar nette Gespräche mit einem Zentaur, scheinbar haben sie sich mit deinen Regeln einverstanden erklärt“, sagte Harry, der beschlossen hatte einfach mal los zu reden. „Wir sind uns einig geworden. Die Regeln haben sich eigentlich nicht verändert. Wer sich nicht benimmt, fliegt raus und bekommt eine Strafe. Die Zentauren haben sich sehr gefreut als sie erfahren haben, dass sie den Übeltäter notfalls mit Gewalt raus werfen dürfen.“ „Kann ich mir vorstellen. Wer hat eigentlich alles ausziehen müssen?“ „Alles, was gefährlich war. Der Köter von Hagrid, die Spinnen, die Trolle, einige Baumgeister, vier große Stechwespennester, und ein paar Kleintiere“, zählte Severus auf. „Wie hat Hagrid das verkraftet? Er hängt doch so an seinen Tierchen.“ „Er kann alle besuchen. Die Spinnen sind in den schottischen Highlands und der Köter bei einem Zauberer in Irland, Hagrid kann alle besuchen. Er sieht ein, dass es so besser ist.“ „Hast du jetzt den ganzen Wald umgewandelt?“, fragte Harry weiter. Irgendwie hatte er sich das Treffen zwar anders vorgestellt aber er hatte ja Zeit, er hatte zehn Jahre lang gewartet, da kam es auf ein paar Stunden, Tage, Wochen oder Monate nicht mehr an. „Nein. Da sich ein Drittel der Zentauren gegen meinen Garten entschieden hat, brauchten sie ja eine Heimat. Deswegen habe ich momentan nur den Platz umgewandelt, den ich brauchte. Es ist noch weit über dreiviertel des Waldes so wie er war, nur ohne die ganzen gefährlichen Teile“, gab Severus zurück. „Willst du noch mehr umwandeln?“ „Kommt darauf an.“ „Auf was?“ „Ob ich noch mehr Pflanzen und Tiere bekomme“, sagte Severus. Jetzt lachte Harry, kramte etwas aus seiner Tasche und legte es vor Severus auf den Tisch, er wurde fragend angesehen. „Briefe von meinen Freunden aus Südamerika, Afrika, Indonesien und Australien. Sie wollen dich alle kennenlernen und sie haben alle noch Tier- und Pflanzenarten, die sie dir gerne schicken würden. Wenn du auch nur die Hälfte der Arten annimmst, wird es hier sehr voll.“ „Warum wollen sie mich kennenlernen?“ „Weil ich ihnen von dir erzählt habe“, sagte Harry, „ich war wohl etwas zu enthusiastisch und jetzt wollen dich alle kennenlernen. Das heißt, dass du oft in den Urlaub musst und ich gehe lieber mit, nicht, dass du dich verläufst.“ Schweigen antwortete ihm während Severus' Blick auf den Briefen lag, er rührte sie aber nicht an. Als sie sich auch nach fast zehn Minuten nur angeschwiegen hatten, seufzte Harry leise und erhob sich. Er spürte den fragenden Blick förmlich auf sich. „Du glaubst mir nicht“, sagte Harry ohne ihn anzusehen, „du hast mir in den letzten Jahren immer wieder geschrieben aber dennoch glaubst du mir nicht, dass ich es ernst meine.“ „Und das heißt?“, fragte Severus. Harry hörte die Unsicherheit und beginnende Verbitterung aus seiner Stimme raus und drehte sich lächelnd um. „Das heißt, dass du jetzt aufstehst und mir den kompletten Garten zeigst. Ich bin in Südamerika gelandet und habe noch nicht viel mehr gesehen. Ich würde gerne den ganzen Garten sehen, die Pflanzen, die Tiere. Du hast mir so viele schöne Bilder geschickt, jetzt will ich es in Natura sehen“, sagte er mit einem breiten Grinsen. Er wurde ausdruckslos angesehen doch Severus erhob sich und deutete den Weg entlang. „Super. Ähm, was ist mit deiner blauen Taube? Der guckt als wollte er mich gleich fressen“, sagte Harry. Als Antwort krächzte der Ara ihn böse an und flatterte dann auf Severus' Schulter, von wo er böse in Harrys Richtung schimpfte. „Halt die Klappe oder du schläfst im Wald“, murrte Severus und tatsächlich, der Ara verstummte sofort. „Wo schläft er denn jetzt?“ „Neben meinem Bett auf einer Stange oder wahlweise auf meinem Kopfkissen, je nachdem wie tief ich schlafe“, gab Severus zur Antwort. „Glücklicher Ara. Meinst du, ich könnte den Platz mit ihm tauschen?“ „Du siehst lächerlich auf einer Papageienstange aus.“ Sie setzten sich in Bewegung und Harry meinte, „ich dachte eher an den Platz auf dem Kopfkissen.“ „Falsche Reihenfolge. Nach dem Kaffee kommt nicht das Bett“, sagte Severus. Guaro krächzte zustimmend und klackerte aggressiv mit dem Schnabel, es war offensichtlich, dass er nicht vor hatte Severus mit irgendjemanden zu teilen. „Ich konkurriere mit einem eifersüchtigen Vogel, sehr nett“, murrte Harry. Darauf schwieg Severus und ging nur ruhig weiter. Harry wiederum hatte nicht lange Zeit sich darüber Gedanken zu machen, schnell überwältigte ihn die Schönheit dieses Ortes. Wie lange sie durch den Garten gingen, konnte keine von ihnen im Nachhinein sagen aber als sie irgendwann wieder im Asienteil an der Bank ankamen, wartete dort ein Hauself auf sie. „Was ist?“, fragte Severus sofort. „Möchten die Masters hier das Mittagessen einnehmen oder möchten die Masters woanders essen?“, fragte der Elf höflich. „Wir essen hier“, sagte Severus, „bring noch einen Stuhl.“ Der Hauself nickte und verschwand. „Ist es so schrecklich, dass ich neben dir auf der Bank sitze?“, fragte Harry. „Nein, ich sehe meine Gesprächspartner nur gerne an und ich habe nicht vor mit den Hals zu verrenken weil ich immer zur Seite sehen muss“, gab Severus zurück während er sich setzte. Der Stuhl war schon aufgetaucht und so setzte sich Harry ihm gegenüber. „Und du Taube verschwindest von meiner Schulter. Keine Tiere am Tisch.“ Guaro protestierte zwar, flatterte aber dann auf einen Ast in der Nähe. Gleichzeitig tauchte das Mittagessen zwischen ihnen auf dem Tisch auf. Nach einem schlichten „guten Appetit“ begann Severus einfach zu essen. „Dir auch einen guten Appetit“, sagte Harry grinsend, „wenn du glaubst mich mit deiner miesen Laune abschrecken zu können, hast du dich getäuscht. So schnell gebe ich nicht auf.“ Er bekam keine Antwort und begann auch zu essen. Es würde wohl doch schwerer werden den Mann vor sich zu knacken als er gedacht hatte. Aber so schnell würde er nicht aufgeben. Nach dem Abendessen war sich Harry nicht mehr sicher ob der Severus, mit dem er den Tag verbracht hatte, der Gleiche war mit dem er sich im letzten Jahr diese Briefe geschrieben hatte. Es war nicht nur unglaublich schwer ein Gespräch in Gang zu bringen, Severus antwortete auch nur in einsilbigen Sätzen sondern er schien auch nicht wirklich an einem Gespräch interessiert zu sein. Gerade jetzt saßen sie schweigend nebeneinander und beobachtete die Einhörner, die gerade vorsichtig die Afrikasavanne betraten. Erst als sie sicher waren, dass sie nicht in Gefahr waren, begannen die Stuten zu grasen. Der Hengst blieb allerdings wachsam. „Nach deinem letzten Brief war ich eigentlich der Überzeugung, dass du dich etwas mehr freust mich zu sehen“, sagte Harry irgendwann. Er rechnete nicht mit einer Antwort doch Severus seufzte leise und sagte dann, „ich freue mich dich zu sehen, ich glaube nur nicht, dass du bei mir bleibst.“ „Naja, wenn du mich nicht in deinem Bett schlafen lassen willst, muss ich erst mal gehen. Ich möchte nicht im Freien schlafen und da es in Hogwarts keine Gästezimmer gibt, muss ich nach Hogsmeade. Ich habe da ein Zimmer“, sagte Harry schulterzuckend. „Und ich soll dir glauben, dass du wieder kommst?“ „Ich würde gar nicht erst gehen wenn ich eine andere Möglichkeit hätte. Aber ich habe jetzt ein Jahr unter freiem Himmel geschlafen, ich möchte mal wieder in einem schönen, weichen Bett liegen.“ „Verständlich.“ Harry wandte jetzt den Kopf und sah ihn an, Severus' Gesichtsausdruck war verbissen und enttäuscht. „Severus, was muss ich tun damit du mir glaubst?“ Schulterzucken. „Ich weiß es selber nicht, ich kann es einfach nicht glauben. Was siehst du an mir?“, fragte Severus. „Den Mann, in den ich mich verliebt habe, ganz einfach.“ „So einfach?“ „Natürlich, warum sollte es schwer sein? Ich brauche keine Gründe um mich in jemanden zu verlieben, das passiert einfach und ich glaube, ich habe in den letzten zehn Jahren mehr als genug Ausdauer bewiesen“, sagte Harry, „ich werde jetzt nicht aufgeben.“ „Man kann nichts aufgeben was es nicht gibt“, sagte Severus leise. Noch immer hatte er den Blick auf die Einhörner gewandt, sah ihn nicht an und Harry sah ein, dass er mit Worten nicht weiter kommen würde. Er erhob sich und sagte, „es ist spät, ich war lange unterwegs und bin müde. Ich werde jetzt nach Hogsmeade fliegen und mein Zimmer beziehen. Morgen ist Samstag, was hältst du von einem gemeinsamen Frühstück?“ „Wann und wo?“ „Gibt es dieses nette Café in der Winkelgasse noch?“, fragte Harry, Severus nickte nur. „Gut, dann um neun da.“ „Dann wird deine Rückkehr nicht lange geheim bleiben und deine Vorlieben auch nicht. Man wird dir sofort irgendetwas andichten“, unterbrach Severus ihn. „Und? Mir egal. Meine Freunde wissen, dass ich wieder da bin und der Rest ist mir egal. Ich möchte mit dir in aller Ruhe frühstücken und zur Not helfe ich mit dem Zauberstab nach. Also, um neun in der Winkelgasse?“, fragte Harry lächelnd. „Gerne“, war alles, was Severus raus brachte. Das Lächeln wurde zu einem Strahlen bevor sich Harry verwandelte und die schwarzweiße Amsel vor Severus saß. Sofort schrie Guaro auf und machte Anstalten sich auf ihn zu stürzen, Severus packte ihn einfach am Flügel, faltete die Flügel zusammen und hielt den Ara schließlich in beiden Händen. „Bis Morgen, Harry und wir Zwei führen jetzt mal ein klärendes Gespräch“, drohte er dem Ara bevor er aufstand. Harry trillerte ihn fröhlich an, flog aber dann weg während Guaro entschuldigend krächzte. „Wir müssen dringend reden, Taube.“ Als Severus am nächsten Morgen in der Winkelgasse auftauchte, sorgte er sofort für Aufsehen. Was aber eher an dem blauen Ara lag, der auf seiner Schulter saß und einen sehr geknickten Eindruck machte. Mit schnellen Schritten steuerte Severus das Café an und bemerkte zu seinem Erstaunen, dass man scheinbar Wärmezauber über den Außenbereich gelegt hatte denn die Tische draußen waren gut besucht. Und er wurde erwartet, Harry saß schon an einem der Tische und winkte ihn jetzt zu sich. „Denk daran, was ich gesagt habe“, flüsterte Severus dem Ara zu, der deprimiert nickte und leise krächzte. „Guten Morgen, ihr Beide“, begrüßte Harry. „Guten Morgen.“ „Setz dich, ich war so frei schon mal für jeden ein großes Frühstück und Kaffee zu bestellen. Oder wolltest du etwas anderes?“, fragte Harry gut gelaunt. Kopfschüttelnd setzte sich Severus, den Ara setzte er kurzerhand auf die Lehne des dritten Stuhles. „Wieso guckt Guaro als hättest du ihm alle Federn einzeln ausgerissen?“, fragte Harry schmunzelnd. „Wir hatten eine sehr langes Gespräch.“ „Über?“ „Die Tatsache, dass er zu teilen hat wenn du deine Geschmacksverirrung weiter ausleben willst“, gab Severus zurück. Es dauerte einen Moment bis Harry die Worte begriff und ihn angrinste, eine Antwort musste warten denn die Bedienung kam mit ihrem Frühstück. „Wir brauchen noch eine Schale mit Wasser“, sagte Severus. „Sehr gerne, einen Moment.“ Damit verschwand die junge Hexe wieder. „Guten Appetit?“, fragte Harry. „Deswegen sind wir hier, oder?“ „Ich bin auch hier um Zeit mit dir zu verbringen“, gab Harry sofort zu. Er erntete damit einen seltsamen Blick doch dann begann Severus zu frühstücken. Er tat es ihm gleich. Seit vier Wochen war Harry jetzt schon wieder in England und seine Rückkehr hatte wirklich für großen Wirbel gesorgt. Aber für noch mehr Wirbel hatte die Tatsache gesorgt, dass er oft mit Severus gesehen wurde. Als sie dann zusammen in einem Restaurant, dass normalerweise nur von Paaren besucht wurde, zu Abend aßen, kochte die Gerüchteküche über. Die Zeitungen überschlugen sich förmlich in ihren Vermutungen und fast jeden Tag landeten Anfragen für ein Interview auf Harrys Tisch, er lehnte sie alle ab. Dass er Severus damit in seinen eigenen Komplexen unbewusst unterstützte, wusste er nicht. Wieder eine Eule vom Tagespropheten, Harry seufzte leise und genervt, was ihm einen fragenden Blick einbrachte. „Warum gibst du nicht einfach ein Interview? Dann ist Ruhe“, schlug Severus vor. „Nein. Mein Privatleben geht nur mich etwas an und ich werde es nicht in der Öffentlichkeit breit treten“, gab Harry zurück, „es wurde auch keine Meldung im Tagespropheten gemacht als Hermine und Ron geheiratet haben, oder als Luna Mutter geworden ist. Warum ist es bei mir so wichtig?“ „Weil du der große Held bist und in Begleitung eines ehemaligen Todessers gesehen wurdest. Das wirft Fragen auf.“ „Mir egal, ich werde kein Interview gebe.“ „Wer möchte auch schon zugeben, dass er an mir interessiert wäre?“, sagte Severus verbittert. Harry starrte ihn einen Moment an und fragte dann, „das ist dein Problem? Du denkst, dass ich kein Interview gebe weil ich mich für meine Gefühle oder für den Mann dazu schäme?“ „Ja.“ „Gut, das tut weh aber egal. Nein, ich schäme mich nicht, es geht nur keinen etwas an. Sag mal, kann ich mir Guaro ausleihen?“ Etwas verwirrt über den plötzlichen Themawechsel nickte Severus nur und pfiff leise, fast sofort erklang der typische Schrei des Aras und kurz darauf kam er zur Tür rein geflogen. „Harry will etwas von dir“, sagte Severus. Guaro flatterte in der Luft, unsicher und zögernd aber dann landete er vor Harry, krächzte fragend. Er war immer noch nicht begeistert von seiner Anwesenheit aber er musste sich damit abfinden wenn er es sich nicht mit Severus verscherzen wollte. „Siehst du dieses Siegel?“, fragte Harry mit einem Deut auf das Siegel des Tagespropheten. Guaro nickte. „Kannst du mir den Gefallen tun jede Eule, die einen Brief oder eine Pergamentrolle mit diesem Siegel trägt, weg zu jagen bevor sie landen kann?“, fragte Harry. Der Ara blinzelte ihn überrascht an, sah dann fragend zu Severus, der nur nickte und schließlich stimmte er krächzend zu. „Vielen Dank.“ Guaro krächzte ihn nochmal an, ließ sich sogar kurz über die Federn fahren bevor er zu Severus flog, wo er sich einige Streicheleinheiten abholte und dann ganz nach draußen flog. „Er wird diese Nachricht an alle magischen Vögel im Garten weiter geben“, sagte Severus, „hier wird keine einzige Eule vom Tagespropheten mehr hinkommen.“ „Das war meine Absicht. Hast du über meinen Vorschlag nachgedacht?“ „Mit dem Urlaub?“ „Ja.“ Severus seufzte nur leise und meinte, „wir sind kein Paar.“ „Und? Wir können auch nur als Freunde in Urlaub fahren“, warf Harry sofort ein, „ich bespringe dich schon nicht, keine Angst.“ „Ich habe keine Angst vor dir“, murrte Severus, „ich ziehe meinen Zauberstab wesentlich schneller als du und ich bin der bessere Zauberer.“ „Hey, das war fies.“ Severus grinste nur schwach. „Also, fahren wir in Urlaub? Es ist alles geregelt, Minerva ist einverstanden, es haben sich genug Freiwillige gefunden, die sich um den Garten kümmern und dir Bericht erstatten und Draco hat uns mehrfach gesagt, dass er sich freuen würde wenn wir ihn besuchen“, sagte Harry, „es gibt keinen logischen Grund warum wir nicht fahren sollten. Marseille ist eine wirklich schöne Stadt.“ „Wir sind kein Paar“, wiederholte Severus. Wieder nickte Harry, „ist mir bewusst aber was nicht ist, kann ja noch werden.“ Ein skeptischer Blick traf ihn. „Glaubst du das wirklich?“ „Ja, warum auch nicht? Severus, als ich dir vor elf Jahren den ersten Brief geschrieben habe, hatte ich nicht mal damit gerechnet, dass wir Freunde werden aber trotzdem sitzen wir hier zusammen, trinken Tee und verbringen Zeit miteinander. Hättest du dir das vor elf Jahren vorstellen können?“, fragte Harry. „Nein.“ „Siehst du und trotzdem ist es so. Jetzt möchte ich einfach mit einem Freund in de Urlaub fahren, was daraus wird, werden wir dann sehen“, erklärte Harry. „Das klingt sehr einfach.“ „Es ist sehr einfach. Severus, warum willst du hier und jetzt eine Entscheidung? Ich möchte nur mit dir in den Urlaub fahren, ganz einfach. Zwei Freunde, die Urlaub machen“, sagte Harry. Er sah, dass Severus' Widerstand langsam bröckelte und schließlich nickte er schwach. „Gut, dann geh ich Draco anflohen, dann kann er alles vorbereiten und wir brechen heute noch auf, bevor du es dir anders überlegst.“ Damit sprang Harry auf und eilte aus dem Zimmer. Severus sah ihm nach und überdachte kurz seine Situation. Für den Garten war wirklich gesorgt, einige sehr engagierte Schüler hatten sich dazu bereit erklärt ihn während seiner Abwesenheit zu betreuen. Ein paar sehr deutliche Worte von ihm hatten ihnen klar gemacht, dass ihre Häuser nie wieder Hauspunkte bekommen würden wenn es auch nur einem Tier oder einer Pflanze schlecht ging. Das hatten sie sehr schnell verstanden. Für eine Vertretung seines Unterrichtes war auch gesorgt und er hatte genug Urlaubstage um für die nächsten drei Jahre in Urlaub zu fahren. Momentan hatten sie allerdings nur einen Ausflug nach Marseille geplant, drei Wochen bei Draco zu Besuch, der sich scheinbar sehr darüber freute. Alles in allem ein sehr netter Plan, nur mit einem Haken. Er war dabei sich in diesen jungen Kerl zu verlieben und er wollte schlicht und einfach nicht verletzt werden wenn Harry feststellte, dass er im Privatleben doch nicht der Mann war, den er sich vorgestellt hatte. Er seufzte leise, er wehrte sich mit aller Macht gegen diese Gefühle und doch wusste er, dass er schon längst verloren hatte. Es wäre wohl das Beste wenn er diesen Urlaub durchzog und danach würde sich zeigen ob Harry immer noch an ihm interessiert war. Ein Krächzen ließ ihn aufsehen, Guaro saß auf der Lehne von Harrys Stuhl und krächzte ihn leise an. „Ob du mit darfst, entscheidet Harry.“ „Wieso ich?“, fragte ebendieser Harry, der gerade wieder das Zimmer betrat. „Weil du mit der eifersüchtigen Taube leben musst.“ „Ach, er ist doch ganz niedlich. Nehmen wir ihn mit, er kann Draco ärgern. Der ist im übrigen hoch erfreut und erwartet uns zum Abendessen.“ Severus' Blick ging zur Standuhr, es war fünf Uhr am Nachmittag und in Malfoy-Manor hatte es früher immer um Punkt sechs das Abendessen gegeben. „Das ist nur noch eine Stunde.“ „Wir brauchen ungefähr fünf Sekunden durch den Kamin also haben wir genug Zeit um zu packen, wobei ich schon gepackt habe“, gestand Harry. Severus sah ihn einen Moment fassungslos an, stand aber dann auf und ging nach nebenan. „Geh nach oben und sag Minerva Bescheid, wir treffen uns in dreißig Minuten im Garten und dann kannst du den Vögeln erklären, warum wir nur eine halbe Stunde Zeit haben um uns zu verabschieden“, rief er aus dem Nebenzimmer. Harry schluckte hart. Das war nicht fair. Eine Minute vor sechs Uhr flammten das Feuer im Kamin grün auf und Harry betrat die Flammen, „Château Malfoy, Marseille.“ Kurz darauf war er verschwunden und Severus stand vor dem Kamin. Er zögerte noch einen Moment, aufforderndes Krächzen erklang aus seinen Händen denn er hielt den Ara mit beiden Händen fest damit er ihn nicht unterwegs verlor. „Ist ja gut, auf zum ersten Urlaub meine Lebens“, murmelte Severus, „vielleicht finde ich in Frankreich die Lösung für mein Gefühlsproblem.“ Guaro stimmte ihm krächzend zu bevor Severus das Flohpulver mit Hilfe eines einfachen Schwebezaubers in die Flammen warf. „Château Malfoy, Marseille“, sagte er laut und deutlich, trat dann in die grünen Flammen und verschwand. Einem Urlaub und einer unbekannten, vielleicht besseren Zukunft entgegen. Epilog: Epilog -------------- Epilog Vorsichtig setzte Severus den Eukalyptussetzling in das gegrabene Loch und deckte die Wurzeln sorgfältig mit Erde zu. Warmer Wind strich über seinen nackten Rücken und linderte etwas die Schmerzen, die die Narben auf seiner Schulter verursachten. Warum mussten die auch auf natürliche Weise ausheilen? Warum hatte er sich überhaupt dazu überreden lassen? Murrend richtete er den Setzling nochmal aus, beäugte sein Werk kritisch bevor er zufrieden nickte und sich einfach nach hinten auf die Fersen sinken ließ. Er wischte sich einmal mit dem Unterarm über die Stirn und ließ den Blick dann schweifen. Sie waren gestern aus Australien wieder gekommen und er hatte heute die Pflanzen eingesetzt während Harry bei Minerva war und ihr die Fotos zeigte. Beim Gedanken an die Fotos knurrte er leise, er hasste Fotos von sich selber aber Harry ließ leider keine Gelegenheit aus ihn zu fotografieren. So wusste Minerva garantiert schon von den neuen Ziernarben auf seiner Schulter, genau wie sie von dem Tattoo wusste, dass sie sich Beide hatten in Indien stechen lassen. Ihr Blick war eindeutig gewesen. Severus sah auf die verschlungenen Linien auf seinem Unterarm, fuhr mit einem Finger eine Linie entlang und lächelte bei dem Gedanken daran, wie Harry versucht hatte ihn davon zu überzeugen. „Jetzt komm schon. Du hast eh immer lange Sachen an also sieht es keiner. Was spricht dagegen?“, fragte Harry. „Ich will kein Tattoo, ganz einfach. Vor allem kein Partnertattoo“, gab Severus etwas genervt zurück. Seit sie in Indien angekommen waren, versuchte Harry ihn von diesem Tattoo zu überzeugen und das waren immerhin schon drei Wochen. „Warum nicht?“ „Weil wir kein Paar sind, schon vergessen?“ Harry seufzte leise und sagte, „wir schlafen in einem Bett, wir leben in einer Wohnung, wir umarmen uns, wir küssen uns, wir SIND ein Paar. Nur weil der Sex fehlt, sind wir trotzdem ein Paar und ich würde mir gerne mit dir dieses Tattoo stechen lassen. Es tut auch nicht sehr weh.“ Wie zum Beweis krempelte Harry sein rechtes Hosenbein hoch und offenbarte ihm das Tattoo, dass er sich in Japan hatte stechen lassen. Passend zu seinem Sternzeichen zierte ein Affe seine Wade, umgeben von silbernen Tribals, die das Element Metall darstellten. Severus war damals erstaunt gewesen als er es das erste Mal gesehen hatte, in Frankreich als sie Draco das erste Mal besucht hatten und Harry kurze Hosen an hatte. Es war sehr bunt, kontrastreich und man musste länger hinsehen um alle Details zu erfassen. „Ich habe keine Angst vor den Schmerzen, ich will nur nicht“, sagte Severus jetzt, auf die Sache mit dem Paar ging er nicht ein. „Komm schon. Wenn es dir nicht gefällt, kann man es immer noch weg machen lassen und es würde das hässliche Ding auf deinem Unterarm sehr gut überdecken“, sagte Harry. Etwas verunsichert sah Severus auf seinen Arm, das dunkle Mal war nach dem Tod Voldemorts nur etwas verblasst aber noch immer deutlich zu sehen. Es war wirklich hässlich. Er zögerte noch einen Moment, nickte aber dann wortlos. Als Reaktion grinste ihn Harry breit an, schlang die Arme um ihn und küsste ihn. Nur zögerlich wurde die Umarmung und der Kuss erwidert. Keine zehn Minuten später saß Severus auf dem Stuhl des Tätowierers, den linken Unterarm auf einer weichen Ablage und ließ stoisch das Tätowieren über sich ergehen. Direkt neben dem Mann stand eine Hexe, die immer wieder einen leisen Zauber murmelte um das magische Tattoo zum Leben zu erwecken. Es würde voraussichtlich sechs Stunden dauern bis das gewählte Motiv fertig war und danach war noch Harry dran. Die Tattoos mussten direkt hintereinander gestochen werden, ohne Unterbrechung. Es war für alle Beteiligten eine sehr anstrengende, kräftezehrende Prozedur. Mit einem wehmütigen Lächeln strich Severus über den stilisierten Löwen, der seinen Unterarm jetzt zierte, zusammen mit einer Schlange. Beide Tiere waren rein durch Linien dargestellt und in schwarz, weiß, rot, blau und gelb gehalten, die Grundfarben und die nicht bunten Farben. Severus seufzte leise, er hatte es nicht bereut auch wenn Minerva sehr belustigt reagiert hatte als Harry ihr freudestrahlend davon erzählt hatte. Warum verstanden sich die Zwei auch so gut? Er schüttelte den Kopf und stand dann langsam auf, das lange Hocken auf den Waden hatte seinen rechten Fuß einschlafen lassen. Schnell griff Severus nach dem Stamm der Akazie neben sich und während er darauf wartete, dass das Leben kribbelnd in seinen Fuß zurückkehrte, beobachtete er die Umgebung. Der Australienbereich hatte sich hervorragend entwickelt, neben den Vögeln lebten hier mittlerweile auch einige Gleitbeutler, eine Wombatfamilie und ein Paar roter Rattenkängurus. Gerne hätte er auch ein Paar tasmanische Teufel mitgebracht aber sie hatten sich vorerst gegen Raubtiere entschieden. Denn die Population der Beutetiere war bei weitem nicht groß genug um mögliche Raubtiere zu ernähren aber gleichzeitig selber die Population zu halten. Das würde allerdings heißen, dass sie einen permanenten Zauber auf die Beutetiere legen mussten damit die Raubtiere sie nicht angriffen und die Raubtiere müssten mit anderem Fleisch versorgt werden. Das wollte Harry aber nicht, er war der Meinung, wenn sie schon Raubtiere halten wollten, dann so natürlich wir möglich. Das hieß, dass sie warten mussten bis sich eine stabile Population von Beutetieren etabliert hatte um die Räuber zu ernähren. Ausnahmen wollten sie hier nur bei den magischen Tieren machen denn die waren schlicht und einfach zu wertvoll um gefressen zu werden denn es hatte sich schnell raus gestellt, dass das Verhältnis zwischen normalen und magischen Tier noch geringer war als bei den Menschen. Daher lag auf jedem magischen Tier hier im Garten ein Schutzzauber. Das Leben war in seinen Fuß zurück gekehrt und so machte sich Severus auf den Weg. Er hatte den Garten für heute für die Schüler gesperrt, er wollte nicht, dass sie ihn halbnackt sahen aber er musste frische Luft an die Narben lassen, wollte aber nicht den ganzen Tag in seinen Räumen eingesperrt sein. Also hatte er den Garten kurzerhand für alle annähernd menschlichen Wesen gesperrt, da fielen auch die Zentauren darunter denn auch von denen wollte er nicht halbnackt gesehen werden. Nur Harry konnte den Garten noch betreten. Sein Weg führte ihn durch die Afrikasavanne und er war froh, dass er nur kleine Tiere umher huschen sah, gut, dass er Harry von der Idee der Gazellenherde abbringen konnte. Was sollten sie mit einer ganzen Herde? Severus schüttelte den Kopf, manchmal hatte Harry die seltsamsten Ideen aber manche Ideen waren auch sehr gut. Auch wenn Severus ihm das irgendwie nie gesagt hatte. Er blieb an einer Bank stehen und setzte sich, ließ den Blick über die Savanne schweifen. Hier hatten sie den ersten Raubvogel angesiedelt, Severus' Blick ging über die zwei großen, kranichartigen Vögel, die suchend durch das hohe Gras schritten. Sie waren auf Nahrungssuche. Das Gefieder war zum größten Teil hellgrau, nur die Schwingen, der Unterbauch und die Befiederung an den langen Beinen waren schwarz. Der Kopf war verhältnismäßig klein mit kräftigem, gebogenen Schnabel, einem lebhaften orangenen Fleck ums Auge und der charakteristischen, langen Federhaube im Nacken. Sie hatten die zwei Sekretäre aus einer Aufzuchtstation in Afrika, es war bei ihrem dritten Urlaub gewesen. Gerne erinnerte sich Severus an den Urlaub zurück denn an einem Abend hatte Harry wieder bewiesen, dass er mit seinen Eigenheiten sehr gut umgehen konnte. Es war viel zu warm, das war zumindest Severus' Meinung aber was hatte er auch erwartet? Sie standen immerhin in der Savanne von Afrika. „Kommst du?“, fragte Harry gerade. „Natürlich“, gab Severus abwesend zurück, sein Blick lag allerdings auf einer kleinen Pflanze am Rand des Busches. Statt wirklich zu Harry zu gehen, lenkte er seine Schritte zu der Pflanze, wo er vorsichtig in die Hocke ging. Er sah nicht wie Harry die Augen verdrehte, ihrem Führer kurz Bescheid gab und dann neben ihn trat. „Was hast du da?“, fragte er. „Eine Abart des Silberwurz. Die Wurzeln sind sehr wertvoll wenn es denn die Richtigen sind“, gab Severus zurück, er hatte schon angefangen die Wurzeln frei zu legen. „Wie kann es falsche Wurzeln geben?“, fragte ihr Führer Amaniel jetzt. Er hatte sich zu ihnen gesellt und sah neugierig über Severus' Schulter. „Wenn sie normal braun sind, sind sie für mich nicht zu gebrauchen. Sind sie aber weiß...“ Severus ließ den Satz offen denn unter seinen Händen kamen weiße Wurzeln zum Vorschein. „Mitnehmen?“ „Natürlich. Seht ihr noch mehr Pflanzen?“, fragte Severus während er schon die weißen Wurzeln von der Pflanze entfernte. Jetzt sah Harry auch, dass nur ein geringer Teil der Wurzeln weiß war, der Rest war braun. „Hier steht noch eine“, rief Amaniel, der sich suchend umgesehen hatte. „Grab bitte die Wurzeln aus“, bat Severus. Er war fertig mit seiner Pflanze und deckte die übrigen Wurzeln wieder sorgfältig mit Erde zu. Harry hatte inzwischen auch noch zwei dieser Pflanzen gefunden und so machten sich alle auf die Suche nach den begehrten weißen Wurzeln. Das Lagerfeuer brannte hell in der Nacht, sie hatten den ganzen Tag nach den Wurzeln gesucht und anhand von Severus' sehr guter Laune konnten sie davon ausgehen, dass er sehr zufrieden mit der Ausbeute war. „Wo wollen wir morgen hin?“, fragte Amaniel gerade. Sein Bruder Jarule hatte Harry damals bei den Rangers kennengelernt und beide Brüder waren erfreut gewesen als er plötzlich wieder aufgetaucht war. Dann auch noch in, etwas stiller Begleitung. Allerdings hatte Jarule dieses Mal keine Zeit um mit Harry in den Busch zu gehen und so hatte sich Amaniel als privater Führer angeboten. Über das Angebot hatten Harry und Severus nicht lange nachdenken müssen. So waren sie hier gelandet. „Uns fehlen noch zwei der Big Five“, warf Harry ein denn dieses Mal wollte er von allen Fünf etwas haben. Sie hatten die Barthaare eines Leoparden, wo Severus aus dem Schwärmen nicht mehr raus gekommen war, das abgebrochene Horn eines Büffels und das Horn eines Nashorns. Das Tier hatten sie tot aufgefunden, die Wilderer hatten sie wohl verjagt und so hatten sie das Horn mitgenommen. Fehlte der Elefant und der Löwe. „Hm, dann zum nächsten Wasserloch, hier in der Nähe gibt es ein Großes, da müssten wir Erfolg haben“, sinnierte Amaniel. Harry nickte nur, zuckte aber dann zusammen als das typische Lachen einer Hyäne durch die Nacht hallte. Neben ihm lachte Severus leise und er murrte, „ich weiß, dass wir einen Schutzzauber haben aber ich mag diese Tiere einfach nicht.“ Von Amaniel kam nur ein Kommentar, den Harry nicht verstand, es klang allerdings sehr amüsiert. Es hatte Harry und Severus überrascht, dass er nicht überrascht war, dass sie Zauberer waren. Er hatte ihnen erzählt, dass er früher auf eine Hexe gestoßen war, die ihn und seine Begleiter vor einem wütenden Elefantenbullen geschützt hatte. Da sie ihr hoch und heilig versprochen hatten niemanden etwas zu sagen, hatte sie ihnen ein bisschen was über ihre Welt erzählt. „Was haltet ihr davon wenn wir schlafen gehen? Der Weg morgen ist weit“, schlug Amaniel gerade vor und riss Harry damit aus seinem Gemurre. Beide Zauberer nickten nur und so zog sich Amaniel, nach einer allgemeinen Verabschiedung, in sein Zelt zurück. „Wollen wir auch schlafen gehen?“, fragte Harry. „Natürlich oder willst du die ganze Nacht hier sitzen?“, gab Severus zurück während er schon aufstand und Richtung Zelt ging. Mit einem fast schon amüsierten Schnauben folgte Harry ihm. Wenn man sie in der Öffentlichkeit zusammen sah, würde man sie für Freunde halten, vielleicht nur gute Bekannte aber definitiv nicht für ein Paar. Das wusste Harry und es hatte eine Zeit gedauert bis er sich daran gewöhnt und es auch akzeptiert hatte. Hier, hinter verschlossenen Türen, war es etwas anderes. „Willst du da nur dumm rum stehen oder sprichst du die Zauber und kommst dann ins Bett?“, fragte Severus. Er stand mitten im Zelt, mit dem Rücken zu ihm aber Harry musste ihm nicht ins Gesicht sehen um die Angespanntheit zu spüren. Er erkannte es an dem seltsamen Vibrieren in seiner Stimme, an der verkrampften Haltung seiner Schultern und an der Tatsache, dass er noch komplett angezogen war. Harry zog den Zauberstab, sprach die Versiegelungszauber auf den Zelteingang und trat dann hinter ihn, strich mit der Händen über seine Schultern. „Was ist los, Severus?“, fragte er sanft. „Es tut mir leid.“ „Was genau?“ „Die Sache heute morgen im Dorf, es tut mir leid. Ich hätte nicht so reagieren dürfen“, sagte Severus gepresst. Jetzt wusste Harry, was er meinte denn am Morgen war eines der Kinder des Dorfes, wo sie mit Amaniel übernachtet hatten, einfach in ihre Hütte gekommen. Sie hatten keinen Zauber aussprechen können weil die Dorfbewohner natürlich nichts von der magischen Welt wussten. Naja, das Kind hatte sie zusammen im Bett gesehen und war natürlich nach draußen gerannt um seine Mutter sehr lautstark zu fragen, warum die zwei Männer in einem Bett schlafen würden. Damit war ihre Beziehung in dem Dorf aufgeflogen und Severus hatte auf vorsichtige Nachfragen der Männer sehr ablehnend und aufbrausend reagiert. Im Prinzip hatte er ihre Beziehung geleugnet aber Harry sah es anscheinend wesentlich weniger schlimm wie Severus selbst. Er schlang die Arme um den verkrampften Körper, lehnte die Wange an seine Schulter, genau auf die Stelle wo sich die australischen Ziernarben unter dem Hemd verbargen. „Severus, wenn ich eine einfache Beziehung haben wollte, hätte ich mir einen anderen Mann gesucht. Aber ich liebe dich, mit all deinen Macken und Kanten, davon habe ich selber mehr als genug. Ich weiß, dass du deine Gefühle nicht gerne in der Öffentlichkeit breit trittst, brauch ich auch nicht. Aber so vehement hättest du unsere Beziehung nicht abstreiten müssen.“ „Das war nicht so gemeint.“ „Ich weiß, Severus, ich weiß. Ich habe es auch nicht so aufgefasst. Glaubst du wirklich, dass mich so etwas wirklich schocken kann? Du hast mir schon viel schlimmere Dinge an den Kopf geworfen, da kommt es darauf nicht an. Was hältst du davon wenn wir schlafen gehen?“, fragte Harry, „morgen der Tag wird lang und da werden wir unsere Kräfte brauchen.“ „Du bist nicht böse? Viele Menschen würden es nicht unbedingt gut heißen wenn ihre Beziehung geleugnet wird“, sagte Severus, der noch immer sehr verkrampft in der Mitte des Zeltes stand. „Die wären aber auch nicht mit dir zusammen. Severus, ich kenne dich mittlerweile sehr gut und ich weiß mit deinen Launen umzugehen also lass uns schlafen gehen“, schlug Harry vor während er sich von ihm löste und um ihn herum ging bis er vor ihm stand. Severus sah ihn sehr verhalten an doch Harry lächelte nur und begann ihm das Hemd aufzuknöpfen und von den Schultern zu streichen. „Lass uns schlafen gehen“, wiederholte Harry lächelnd, diesmal nickte Severus nur und murmelte einen Zauberspruch, der sie fast komplett auszog. „Sehr praktisch“, grinste Harry. Das Grinsen wurde nur sehr schwach erwidert, man sah Severus das schlechte Gewissen immer noch sehr deutlich an. Harry seufzte schwer, zog ihn aber dann zum Bett und ließ sich mit ihm auf die Decke fallen, es war viel zu warm um unter der Decke zu schlafen. Natürlich könnten sie das Innere des Zeltes angenehm kühl zaubern aber sie hatten schnell festgestellt, dass der Unterschied zwischen dem Kühlen im Zelt und der Hitze draußen nicht gut für die Gesundheit war. Severus hatte sich in Indien damals dadurch stark erkältet und es hatte eine Woche und drei Heiltränke benötigt damit er wieder gesund wurde. Seitdem versuchten sie das Innere ihres Zeltes so warm wie nötig aber so kühl wie möglich zu halten. „Es tut mir trotzdem leid. Ich...“ „Severus, du kannst mir nicht versprechen, dass es nie wieder vor kommt. Das bist du und das bleibst du. Ich habe mich längst daran gewöhnt“, sagte Harry, der sich, trotz der Hitze, an ihn kuschelte. „Wie kannst du dich an so etwas gewöhnen?“ „Genau wie bei allen anderen Eigenheiten und nein, ich werde jetzt nicht nochmal von vorne anfangen dir alles aufzuzählen und die Gründe, warum und wie ich mich daran gewöhnt habe. Es ist spät, wir vergessen diese Sache jetzt und schlafen.“ „Sicher?“ „Severus! Gute Nacht“, sagte Harry nachdrücklich. Er spürte, dass Severus noch immer total angespannt war und richtete sich nochmal auf, Severus sah ihn offen an. „Ich habe dir vor dreizehn Jahren den ersten Brief geschrieben, ich habe seitdem darauf gewartet und gehofft, dass aus uns mehr werden kann als nur Freunde. Ich kenne dich seit meiner Kindheit, ich kenne deine Macken wahrscheinlich besser als viele andere Menschen und trotzdem kann ich aus tiefster Überzeugung sagen, dass ich dich wirklich liebe“, sagte Harry todernst, „ich weiß, dass du mir mittlerweile glaubst aber immer noch nicht davon überzeugt bist. Du suchst immer noch Gründe, die dagegen sprechen und in deinen Augen findest du sie sogar. Hör endlich auf damit. Wir sind ein Paar, egal wie wir uns in der Öffentlichkeit geben, egal wie oft wir Sex haben oder halt auch nicht, egal was die Presse schreibt, egal was die Anderen sagen oder denken, es ist einfach egal, wir sind ein Paar und so schnell wirst du mich auch nicht mehr los.“ Severus sah ihn einen Moment nur an, legte dann eine Hand in seinen Nacken und zog ihn in einen langen, leidenschaftlichen Kuss. Harry verstand diese Antwort. Das Grinsen auf Severus' Gesicht wurde breiter als er an die Versöhnung in dieser Nacht dachte, die gute Laune am nächsten Tag hatte er nicht spielen müssen. Sie hatten bei diesem Urlaub kein Souvenir vom Elefanten bekommen denn am Wasserloch hatten sie keine Elefanten gesehen und zwei Tage später hatten sie die Aufzuchtstation besucht, und waren dort für die restlichen vier Wochen hängen geblieben. Als sie, nach den verabredeten acht Wochen Urlaub, wieder nach Hause gegangen waren, befanden sich zwei gerade geschlüpfte Sekretärküken in ihrem Gepäck. Er blieb noch eine Weile sitzen bevor er sich erhob und Richtung Asien ging, er wollte nach Sari und ihrem neusten Gelege sehen. Er wurde bereits sehnlichst erwartet. Es dauerte fast eine halbe Stunde bis Severus sich durch den Vogelschwarm begrüßt hatte wobei nur ein geringer Teil das Weiß der Balistare trug. Denn auch wenn es nur sehr wenige magische Vögel von jeder Art gab, so bildeten sie zusammen doch einen größeren Schwarm und dieser Schwarm agierte manchmal wie eine Einheit. Meistens schlossen sich ihnen die normalen Vögel noch an und gerade wenn es um die Abwehr des Gartens ging, stand ein Angreifer schnell mehrere Dutzenden Vögeln gegenüber. Allen voran Sari und Kelelawar und Belle und Vigor, das erste Hyazinth-Arapärchen, dass ihm Harry damals geschickt hatte. Gerade die zwei Aras waren sehr ernstzunehmende Gegner. Doch davon war gerade nichts zu sehen, Vigor saß auf Severus' Schulter und ließ sich ausgiebig kraulen. „Ich habe euch auch vermisst“, sagte Severus gerade zu Sari, die vor ihm in ihrem Nest lag und ihn freudig an zwitscherte. Wie immer hatte sie ihr Nest erstaunlich tief unten gebaut, sie nistete auf Augenhöhe statt in den hohen Baumkronen zu bleiben. Aber sie musste sich auch keine Angst haben denn Belle hatte ihre Asthöhle nur knapp drei Meter über ihr und die Schüler hatten in den letzten Jahre gelernt, dass sie sich vom Nistbaum fernhalten sollten wenn sie keine sehr schmerzhaften Verletzungen davon tragen wollten. Kelelawar kam gerade heran geflogen, im Schnabel zwei große, fette Raupen, die er stolz seiner Frau brachte. „Du bist ja fleißig“, murmelte Severus, „wie viele Eier hast du dieses Jahr, Sari?“ Ein freudiges Zwitschern erklang und Sari erhob sich vorsichtig, Severus' Augen wurden groß als er zwei Eier und ein frisch geschlüpftes Küken bewundern durfte. Schon jetzt spürte er die Magie, die von dem Küken ausging. „Ihr müsst es eigentlich auch spüren, oder?“, fragte er. Beide Elternteile nickten während sich Sari eine der Raupe an das Küken verfütterte, sie musste sie allerdings in drei Teile teilen damit ihr Kind das Tier fressen konnte. Aber dann lag es scheinbar satt und zufrieden im Nest und piepste leise vor sich hin, Sari fraß die zweite Raupe kurzerhand selber und setzte sich dann wieder vorsichtig auf ihr Nest. „Eure Familie wird immer größer, ich gratuliere recht herzlich“, sagte Severus, der ihr sanft über den Kopf fuhr. Jeder Andere hätte jetzt einen Finger eingebüßt denn Belle war gerade neben dem Nest gelandet und der gefährliche Schnabel befand sich plötzlich in unmittelbarer Nähe seiner Finger. Doch Severus hatte die Angst vor den Aras längst hinter sich gelassen und so streichelte er nur nochmal über das blaue Gefieder bevor er sich auf eine nahe Bank setzte. Er hatte mit Harry abgemacht, dass sie sich hier zum Abendessen treffen würden. Ein schneller Tempus zeigte ihm, dass er noch Zeit hatte also beobachtete er die Vögel und ließ die Gedanken wieder schweifen. Mit ausdrucksloser Miene beobachtete Severus wie Harry von den Männern begrüßt wurde während sie zu ihm eindeutig Abstand hielten. Kein Wunder, er war nicht gerade das, was man als vertrauenerweckend ansah. Er war auch nicht wirklich begeistert mitten im australischen Busch zu stehen und zu hoffen, dass die Ureinwohner sich an Harry erinnerten. Persönlich hatte er nicht daran geglaubt aber wieder hatte sich sein Freund durchgesetzt und jetzt standen sie hier und Harry kam nicht mehr aus der herzlichen Begrüßung raus. Immer mehr Männer kamen um ihn zu begrüßen und das obwohl es mittlerweile fast 10 Jahre her war, dass er bei dem Clan gelebt hatte. Doch er war nicht vergessen worden, Männer jeden Alters kamen, begrüßten ihn, klopften ihm auf die Schulter und auf die Brust, da wo die Ziernarben waren. Trotz des Übersetzungszaubers konnte Severus nicht viel verstehen, sie standen zum Ersten zu weit entfernt und sie redeten auch wild durcheinander. Es würde ihn wundern wenn Harry mehr verstand als er. Irgendwann tauchte ein älterer Mann auf, den Severus sofort als einen sehr wichtigen Mann einschätzte denn man wich ihm aus und gab den Weg zu Harry frei. Der Mann begrüßte Harry ebenfalls sehr erfreut, wenn auch etwas verhaltener als die Anderen und begann dann ein ruhiges Gespräch mit ihm. Harry schien sehr lebhaft zu erzählen denn seine Hände flogen förmlich durch die Luft. Der Mann lächelte ihn zwar an doch sein Blick ging immer wieder zu Severus, der deutlich abseits stand. Irgendwann schien auch Harry der Blick aufzufallen denn er verstummte und sah zu ihm, Severus konnte die Frage förmlich sehen und nickte. Es folgte noch ein kurzes Gespräch und dann kamen Harry und der Mann auf ihn zu. „Severus, darf ich dir Vater Banjora vorstellen? Vater, mein Lebensgefährte Severus“, sagte Harry höflich, der Zauber übersetzte einwandfrei. Während der Mann ihn musterte, wusste Severus nicht genau was er machen sollte. Schließlich legte Banjora die rechte Hand auf sein Herz und hielt sie ihm dann in einem Handschlag entgegen. Severus folgte einem Beispiel schnell und sagte, „es ist mir eine Ehre Sie kennenzulernen.“ „Hier gibt es kein Sie, wir sind alles Brüder und Schwestern“, gab Banjora mit sanfter, ruhiger Stimme zurück, „vor allem wenn es sich um den Lebensgefährten eines Bruders handelt. Komm, ich stelle dir den Clan vor. Bruder, komm, du wurdest herzlichst vermisst.“ Etwas überrascht über den sehr freudigen Empfang war Severus erst mal sprachlos aber er folgte der Aufforderung und ließ sich in den Clan führen, Harry an seiner Seite. Vier Wochen später war Severus genauso von dem Clan gefangen wie es Harry damals gewesen war und die Begeisterung war nicht nur auf seiner Seite. Die Medizinmänner waren beeindruckt von seinem Wissen und seinen Fähigkeiten und nachdem sie festgestellt hatten, dass ihre Zauberei hier genauso hoch angesehen war wie die Traumdeutung der heiligen Männer, waren die Aborigines völlig begeistert von ihnen. Wobei Harry schnell feststellte, dass sie Severus mit wesentlich mehr Respekt behandelten als ihn. Die jüngeren Männer sprachen ihn mit Vater an, nur die Älteren mit Bruder. Er bekam am Feuer vor Harry und den jüngeren Männern etwas zu essen und die Gespräche verstummten wenn er etwas sagte. Etwas verwirrt darüber sprach Harry einen seiner Brüder darauf an und erhielt die offenen Antwort, dass es an seinem Alter lag. Man sprach ihm mehr Können, Wissen und Lebenserfahrung zu und weisen Männern musste man ehren und ihnen zuhören, man konnte nur von ihnen lernen. Als Harry dieses Gespräch an Severus weiter gab, murrte dieser nur, „wenigstens ist mein Altern ein einziges Mal von Vorteil.“ Darauf war Harry gar nicht eingegangen sondern hatte ihn einfach geküsst und das obwohl sie nicht alleine waren, eine Gruppe Frauen saß nicht weit von ihnen entfernt und bereitete das Abendessen vor. Dennoch wurde der Kuss erwidert denn zumindest vor diesen Menschen hatte Severus seine Scham abgelegt, hier konnte er auch außerhalb des Zeltes zeigen, dass sie ein Paar waren. „Tut dir das gar nicht weh?“, fragte Harry. Sie wollten morgen nach Hause reisen, entgegen ihrer normalen Gewohnheit nicht durch unzählige Kamine sondern sie hatten sich dazu entschlossen zu apparieren. Seit-an-Seit und Severus würde das Apparieren durchführen. Harry war sich nicht sicher ob das wirklich eine gute Idee war, vor allem in Verbindung mit dem Ritual, welches Severus heute durchlaufen hatte und bei dessen Abschlusszeremonie er jetzt saß. „Es sind Schmerzen und die kann man aushalten“, gab Severus zurück ohne eine Miene zu verziehen während er heilige Mann immer mehr Schnitte auf seinem rechten Schulterblatt einritzte. Die Männer rund herum waren sichtlich beeindruckt, dass Severus da im Schneidersitz vor ihrem heiligen Mann saß und wirklich nicht eine Miene verzog. Er saß fast schon gelangweilt aus. Als er Harrys fragenden Blick sah, winkte er mit einer Hand ab und sagte, „der Cruziatus war um einiges schmerzhafter.“ Jetzt veränderte sich Harrys Blick aber er wusste nicht, was genau er sagen sollte. „Spar es dir, es ist Vergangenheit“, sagte Severus, „wir fangen einfach eine neue Zukunft an.“ „Dann seit ihr hier genau richtig“, sagte Banjora, der neben ihnen saß und sie aufmerksam beobachtete. Er suchte nach einem Zeichen von Schmerz bei Severus denn je nachdem wie wenig er seine Schmerzen zeigte, umso höher sein Ansehen nach dem Ritual. Zwar war dieses Ritual normal nur für die Jungen gedacht und daher war die Auslegung des Ausdruckes der Schmerzen sehr weit gefasst aber dennoch war er sichtlich beeindruckt, dass Severus wirklich keine Miene verzog. Der heilige Mann war mittlerweile fertig mit dem verworrenen Muster auf seiner Schulter und beschmierte die Wunden mit einer speziellen Paste, die mit verschiedenen Kräutern versetzt war und die Heilung verzögern würde. Das war gewollt denn nur so wurde aus den Schnitten ordentliche Narben. „Du bist fertig“, sagte der heilige Mann, der sich jetzt erhob. Severus warf ihm einen Blick über die Schulter zu, er nickte ihm nochmal zu und danach durfte Severus aufstehen. Harry war sofort hinter ihm um sich das Muster anzusehen aber unter der grünen Paste war nicht viel zu sehen. „Du wirst dich gedulden müssen“, sagte Banjora, „es wird dauern bis es zu seiner Zufriedenheit verheilt ist. Du musst dich an die Anweisungen halten damit sich die Narben richtig ausbilden.“ „Werde ich“, versicherte Severus, der probeweise die Schulter bewegte und dennoch keine Miene verzog. „Können wir morgen reisen oder geht es nicht?“, fragte Harry jetzt. „Kein Problem.“ „Ihr könnt auch noch bleiben“, schlug ein Mann schnell vor. Es war offensichtlich, dass man sie nicht gehen lassen wollten. Harry grinste und schüttelte den Kopf, „nein, wir müssen nach Hause. Wir haben uns für einen Mondzyklus von unseren Freunden verabschiedet und sie werden sich Sorgen machen, wenn wir später kommen. Wir werden wieder kommen.“ „Wieder in zehn Jahren?“, fragte Banjora ruhig. „Nein, auf keinen Fall, wir kommen früher wieder“, versicherte Harry. Das schien den Mann zu beruhigen denn er nickte und wandte sich um, „dann lasst uns das vollendete Ritual feiern.“ Dieser Vorschlag fand allgemeine Zustimmung und so gesellten sich Harry und Severus zu den wartenden Männern um seine Aufnahme in den Clan zu feiern. Sie waren am nächsten Tag wirklich abgereist aber er hatte seine Kräfte maßlos überschätzt. Sie hatten mehrere Zwischenstopps machen müssen damit sie nicht irgendwo zersplitterten. So waren sie erst spät am Abend in Hogwarts angekommen und waren nur noch todmüde ins Bett gefallen, nicht fähig irgendwen zu begrüßen oder die mitgebrachten Pflanzen von ihren Zaubern zu befreien. Das hatten sie heute in Angriff genommen, Harry war zu Minerva gegangen um ihr die Fotos zu zeigen und wahrscheinlich die peinlichen Fotos zu zeigen und Severus war hier im Garten um die Pflanzen einzupflanzen. Jetzt saß er hier, beobachtete die Vögel und wartete auf seinen Freund, in der Hoffnung, dass er sich wirklich von Minerva los reißen konnte um mit ihm zu Abend zu essen. Er seufzte leise. Warum fiel es ihm hier in Hogwarts immer so schwer zu ihrer Beziehung zu stehen? Auf anderen Kontinenten, in Gegenwart fremder Menschen und Völker, fiel es ihm so viel leichter zu Harry zu stehen. Ihn einfach in den Arm zu nehmen, zu küssen, ihn zu umarmen oder einfach nur mit ihm zusammen irgendwo zu sitzen und eine Aussicht oder einfach nur die Zeit zusammen zu genießen. Hier in Hogwarts fiel ihm jede Berührung schwer, er mied den Kontakt in der Öffentlichkeit, schreckte sogar zurück und er konnte sich an keinen einzigen Kuss hier in Hogwarts zwischen ihnen erinnern. Warum fiel es ihm hier nur so schwer? Seufzend bewegte Severus die Schulter etwas, verzog dieses Mal sogar das Gesicht und verfluchte sich für seinen eigenen Starrsinn, der es ihm verbot einen Schmerztrank zu nehmen. Nach dem heiligen Mann der Aborigines würden die Narben etwa acht Wochen benötigen wenn sie perfekt ausheilten. Perfekt hieß in diesem Fall allerdings die tägliche Verwendung der Kräuterpaste, deren Inhaltsstoffe die Kruste immer wieder aufbrachen und die Schnitte bis zu einem gewissen Grad sogar entzündete. So wurde die Heilung verlangsamt denn flache, unscheinbare Narben waren nicht gewünscht, je ausgeprägter sie später werden würden umso mehr Ansehen würde er ernten wenn sie das nächste Mal nach Australien reisen würden. Denn dass sie zurückkehren würden, stand außer Frage. Ein lautes Krächzen ließ ihn aufsehen und gerade noch rechtzeitig die Arme hoch reißen als ein blauer Wirbelwind gegen seine Brust prallte. Krächzend, schimpfend und gleichzeitig gurrend wurde er einer genauen Musterung unterzogen bis er den aufgebrachten Ara bändigen konnte. „Schon gut, ich bin ja wieder da. Mir geht es gut, ich bin gesund und munter und ich bin dir auch nicht fremd gegangen“, zählte Severus auf während er ihm die Flügel an den Körper drückte und ihm gleichzeitig beruhigend über den Kopf streichelte. Guaro schrie ihn protestierend an und Severus murrte, „Harry zählt nicht, das Thema hatten wir schon. Du wirst mich mit ihm teilen müssen, ihr Zwei habt eh den gleichen, miesen Geschmack.“ Der Ara beruhigte sich nicht, er war immer zu empört, dass sie ihn nicht mitgenommen hatten. Es war ein Versuch gewesen aber Severus hatte den Vogel sogar vermisst, er würde ihn das nächste Mal wieder mitnehmen. „Wenn du jetzt nicht gleich ruhig bist, bleibst du das nächste Mal auch hier“, drohte er weil Guaro immer weiter vor sich hin schimpfte. Der Schnabel klappte zu, er wurde abschätzend angesehen und dann sprengte er den, nicht sehr ernst gemeinten Handgriff um ihm ins Gesicht zu fliegen. Jetzt war es an Severus zu schimpfen während er versuchte ihn von sich abzubringen. Was nur mäßig gelang denn als Guaro kurz höher stieg, schien ihm die grünliche Paste auf seiner Schulter aufzufallen. Er drehte eine kleine Runde, nahm seinen Rücken in Augenschein und stürzte sich dann mit neu erwachter Wut auf ihn. „Ich sehe, Guaro hat dich schon begrüßt“, lachte Harry als er kurz nach dem Ara im Asienbereich ankam und seinen Freund und dessen geflügelten Liebhaber auf der Bank vorfand, beide schimpfend und fluchend. „Ach verdammt, Guaro, verschwinden“, fluchte Severus gerade doch der Ara dachte ja gar nicht daran sich zu beruhigen. „Jetzt lass ihn doch mal zu Wort kommen, Guaro“, schlug Harry vor, „warum regst du dich eigentlich so auf?“ „Wegen der Narben auf meiner Schulter.“ „Ach so, Guaro, das sind die gleichen Narben wie bei mir auf der Brust. Die kennst du doch, die heilen und dann ist alles wieder gut“, erklärte Harry, der näher kam aber dann erst mal zu Sari ging, die ihn freudig und in den höchsten Tönen begrüßte. „Ja, ich habe dich auch vermisst. Los, zeig mal her, was habt ihr Zwei denn dieses Jahr veranstaltet.“ Wieder stand Sari vorsichtig auf und Harrys Augen wurden groß. „Severus, hier schlüpft gerade etwas.“ „Dann lass es schlüpfen und hilf mir lieber mit der Taube“, murrte Severus. Grinsend sah Harry zu seinem Freund, der noch immer mit dem blauen Ara zu kämpfen hatte. Aber man musste Guaro zu Gute halten, dass er ihn nicht wirklich verletzen wollte, sonst hätte er mit seinen Krallen und seinem Schnabel wesentlich größeren Schaden anrichten können. So flog er Severus nur immer wieder ins Gesicht, laut schreiend und schimpfend und machte seinem Unmut Luft. Einmal darüber, dass sie ihn wirklich hier gelassen hatten und einmal darüber, dass sein selbst erwählter Gefährte verletzt war. Dass er das selber gewollt hatte, stand nicht zur Debatte, zumindest nicht für Guaro. Harry überließ es Severus mit dem Vogel klar zu kommen und beobachtete lieber wie Saris Kind schlüpfte. Zwei Stunden später saßen alle beim Abendessen, Guaro hatte sich mehr oder weniger beruhigt und saß neben Severus auf der Lehne der Bank. Immer wieder wanderte ein Stück Frucht oder Gemüse zu ihm, was er mit Begeisterung aus Severus' Fingern fraß. „Irgendwie könnte ich da eifersüchtig werden“, sagte Harry, der Severus gegenüber saß, „warum werde ich nicht so behandelt?“ Wenn sie zu Zweit aßen, saßen sie sich immer gegenüber, nie nebeneinander, Severus mochte es einfach nicht. „Du hackst mir auch nicht die Augen aus wenn du böse auf mich bist“, gab Severus zurück. Guaro kreischte protestierend, ließ sich aber mit einer Nuss beruhigen. „Minerva hat uns im übrigen morgen zum Abendessen eingeladen und von Hermine und Ron kam heute die Einladung zu Hugos Geburtstag. Sie haben geschrieben, dass wir doch endlich mal mitfeiern könnten wenn wir schon im Lande sind“, sagte Harry jetzt bevor er nach seinem Weinglas griff. „Wann?“ „In fünf Wochen. Wir wollten drei Monate hier bleiben und dann wieder los ziehen.“ „Ich weiß.“ „Warum dann die Frage? Du weißt, wann mein Patenkind Geburtstag hat“, sagte Harry, „oder ist es die alte Sache.“ „Die alte Sache“, gab Severus zu. Harry murrte nur leise, sagte aber nichts dazu. Vor seinen Freunden sah sich Severus noch schlechter als sowieso schon, es war ihm dabei völlig egal, dass sie schon seit drei Jahren zusammen waren und es längst alle in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis akzeptiert hatten. Denn im Gegensatz zu Severus sahen sie die positiven Dinge an ihrer Beziehung und dass sie sich gegenseitig gut taten. „Also gehen wir hin?“, fragte er stattdessen, „bis dahin müssten deine Narben soweit verheilt sein damit sie dich nicht mehr stören.“ „Sie stören nicht.“ „Ich habe das selber durch, sie stören. Es juckt, kratzt und tut bei jeder Bewegung weh, man möchte diese widerliche Paste abwischen und eine Heilsalbe darauf schmieren und einen Heiltrank nehmen damit alles vorbei ist“, gab Harry zurück, „also, gehen wir hin?“ „Ja, wir gehen hin.“ Guaro schrie sofort auffordernd und Harry sagte, „ja, du darfst auch mit. Wir lassen dich nicht nochmal hier.“ Der Ara sah ihn misstrauisch an und Severus fügte hinzu, „du darfst auch das nächste Mal wieder mit in den Urlaub.“ Jetzt wandte sich der misstrauische Blick ihm zu und Severus nickte bestätigend, „du darfst wieder mit, versprochen. Wir lassen dich nicht nochmal hier. Es hat ja eh keinen Zweck.“ Sie hatten ein magisches Araweibchen aus Brasilien bekommen und hatten Guaro deswegen die zwei Monate, die sie in Australien verbracht hatten, Zuhause gelassen. Sie hatten die Hoffnung gehabt, dass er sich doch noch umentscheiden würde aber Guaro war sehr treu gewesen und hatte das Weibchen immer wieder abgewiesen. Ein Jahr zuvor hatten sie es mit einem magischen Männchen versucht, in der Hoffnung, dass sie dem Paar dann wenigstens ein paar Eier unterschieben konnten aber Guaro hatte ihnen einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Er hatte in dem Männchen einen Konkurrenten gesehen und ihn schwer verletzt als er seiner Meinung nach zu nah an Severus gewesen war. Jetzt, nach dem Misserfolg mit dem Weibchen, gaben Harry und Severus auf, sollte der Ara doch lieben wen er wollte. „Minerva lässt im übrigen anfragen wie du morgen gedenkst die Schüler zu schocken“, sagte Harry gerade, „es haben noch nicht alle mitbekommen, dass wir wieder da sind. Willst du zum Frühstück gehen oder sie im Unterricht schocken?“ „Ich geh direkt in den Unterricht“, sagte Severus, „ich habe schon die Pläne für die nächsten Wochen bekommen. Guaro, möchtest du mit?“ Begeistert kreischte der Ara und ließ sich neben ihm auf der Lehne nieder, auf seine Schulter konnte er ja nicht. „Und du?“, fragte Severus. „Ich geh die Post durch, mal sehen was es Neues gibt“, sagte Harry. „Sind Anfragen für einen Vogel dabei?“ „Nach Minerva nicht.“ Severus nickte und fragte, „noch etwas?“ „Nein. Wollen wir deinen Rücken machen?“ Wieder ein Nicken während Severus die Reste des Abendessens auf einen Teller schob und kurzerhand auf den Boden stellte, hier lebten genug Kleintiere, die sich über die zusätzliche Mahlzeit freuten. „Hier?“ „Warum nicht? Es ist egal wo.“ Harry verwandelte einen der Teller in eine Schüssel und füllte sie mit Wasser aus dem nahen Bächlein, der zur Wasserversorgung der Tiere gehörte. Ein Zauber desinfizierte das Wasser und erwärmte es gleichzeitig. Severus drehte ihm den Rücken zu während es sich Harry hinter ihm bequem machte und dann begann die alte, eingetrocknete Paste vorsichtig mit einem Tuch einzuweichen und abzutupfen. Es war eine langwierige, schmerzhafte Prozedur aber es musste jeden Tag gemacht werden, danach würde er die Wunden ordentlich trocken tupfen und wieder mit der Paste einschmieren. Das die nächsten acht Wochen. Severus versuchte sich zu entspannen und dachte lieber darüber nach wie sich sein Leben seit Harrys Ankunft verändert hatte. Viele Menschen würden ihr Leben als absolut chaotisch bezeichnen, was wahrscheinlich auch stimmte aber für sie war es so perfekt. Der Garten auf den Ländereien Hogwarts war ihnen zu sehr ans Herz gewachsen um ihn einfach aufzugeben und Severus unterrichtete auch viel zu gerne. Auf der anderen Seite konnte sich Harry nicht vorstellen den Rest seines Lebens an einem Ort zu verbringen und nur für zwei, drei Wochen im Jahr die Inseln zu verlassen. Sie hatten einen Kompromiss benötigt wenn ihre Beziehung eine Chance haben sollte und Minerva war ihnen dabei eine sehr große Hilfe gewesen denn sie war ihnen extrem entgegen gekommen. So hatte sich ein sehr ungewöhnlicher Lebensrhythmus bei ihnen entwickelt. Sie lebten normalerweise in Hogwarts, wo Harry sich um den Garten und die Zucht der magischen Vögel kümmerte und wo Severus ganz normal Zaubertränke unterrichtete. Doch immer, wenn es Harry wieder in Ferne zog, legten sie einen Termin für ihre Abreise und ihre Rückkehr fest. Minerva besorgte für diese Zeit einen Vertretungslehrer, der von Severus einen sehr genau ausgearbeiteten Unterrichtsplan bekam und dann reisten sie ab. Immer woanders hin, immer für eine andere Zeit. Wenn sie wieder kamen, übernahm Severus seine Klassen wieder und Harry nahm seine Arbeit im Garten und mit den Interessenten für ihre Vögel wieder auf. Ihre Zucht magischer Pfauen, magischer Elfenkäuze und verschiedener kleinerer Ziervögel hatte sich in der magischen Welt herum gesprochen und sie bekamen unzählige Anfragen von Zauberern und Hexe, die eines oder mehrere dieser Tiere kaufen wollten. Allerdings war es schwer ein magisches Tier aus ihrer Zucht zu bekommen denn sie konnten es sich leisten sich ihre Käufer auszusuchen und das taten sie auch sehr genau. Doch statt die Menschen abzuschrecken, spornte es sie nur noch mehr an. Wie sagte Severus immer, was man nicht haben kann, will man umso mehr. „Fertig“, murmelte Harry, der jetzt näher rutschte und einen Kuss auf die unverletzte Schulter setzte. „Hm.“ „Wollen wir hier sitzen bleiben oder wollen wir es uns bequemer machen?“, fragte Harry weiter. „Leg den Zauber über meine Schulter und lass uns ins Bett gehen“, wies Severus ihn an, kurz darauf spürte er Magie, die über seine Schulter strich und kurz darauf Harrys Finger, die sanft über seine Haut fuhren. Er drehte sich rum, fing die zärtlichen Finger ein und hauchte einen Kuss auf die Fingerspitzen bevor er aufstand. Gleichzeitig griff er nach der Robe, die er hier ausgezogen hatte und zog sie wieder an, er würde nicht halbnackt zurück nach Hogwarts laufen. Harry ließ mittlerweile alle Utensilien verschwinden, ließ Guaro auf seinen rechten Arm springen und stand dann ebenfalls auf. Severus wartete schon auf ihn und ging los als Harry neben ihm war, die Vögel zwitscherten ihnen einen Abschiedsgruß nach. Gemeinsam gingen sie Richtung Hogwarts, Guaro kletterte langsam Harrys Arm hoch und machte es sich auf seiner Schulter bequem. Severus zögerte noch einen Moment, sie passierten gerade die Absperrung und damit waren sie vom Schloss aus wieder zu sehen. Sollte er? Er überbrückte den Abstand zwischen ihnen, legte vorsichtig einen Arm um Harrys Taille. Große, grüne Augen sahen ihn fast schon geschockt an doch noch bevor er sich zurückziehen konnte, legte sich Harrys Arm um ihn und drückte ihn eng an seinen Körper. Es dauerte noch einen Moment bis er sich entspannen konnte aber dann genoss er das Gefühl, das leise, quengelige Krächzen von Guaro wurde von Beiden ignoriert. Wenig später lagen sie zusammen unter der Decke in den Räumen, die sie bewohnten wenn sie hier waren. Sie hatten Severus' alte Räume einfach um zwei Räume erweitert und Harry hatte sich häuslich eingerichtet. Im Grimmauldplatz wohnten Hermine und Ron samt ihrer Kinder, er brauchte ihn nicht und für sie war der Weg zu ihrer Arbeit nicht so weit. Er würde sie wohl morgen oder übermorgen besuchen aber jetzt wollte er einfach nur die Nähe zu seinem Freund genießen. Dieser lag an seiner Seite, den Kopf in seiner Schulterbeuge und einen Arm über seinen Bauch gelegt. Sein Atem strich sanft über Harrys nackte Brust aber Harry war sich sicher, dass er noch nicht schlief. „Harry?“ „Ja?“ „Warum ist die blaue Taube mit im Schlafzimmer?“, fragte Severus ohne sich zu bewegen. Harry sah kurz zu Guaro, der in seinem Nest auf dem Bettschrank lag und die Federn an seinem Flügel sortierte. „Er mag nicht alleine sein.“ „Aha. Ab morgen schläft er wieder im Wohnzimmer, ich brauche keine Spanner im Schlafzimmer.“ „Einverstanden“, lachte Harry, Guaro krächzte nur leise und schob dann den Kopf unter den Flügel. „Sehr guter Vorschlag, gute Nacht, Guaro. Gute Nacht, Severus“, sagte Harry gähnend. „Gute Nacht.“ Ein Handwink ließ das Licht verlöschen doch Harry spürte, dass Severus nicht einschlief. „Ist noch etwas?“, fragte er. Ein Zögern, dann atmete Severus tief durch und sagte leise, „ich liebe dich.“ Im ersten Moment war sich Harry sicher, dass er sich verhört hatte doch allein die völlig verkrampfte Haltung seines Freundes zeigte ihm, dass er das nicht hatte. Auf diese Worte wartete er seit drei Jahren, seit er seine Reise beendet hatte und jetzt endlich hatte er sie ausgesprochen. Harry löste sich von ihm, rutschte ein Stück runter damit er ihn ansehen konnte, Unsicherheit war in dem tiefen Schwarz zu sehen. Es war offensichtlich, dass Severus auf eine Reaktion wartete und eine negative Reaktion erwartete. „Weißt du eigentlich wie lange ich auf diese Worte gewartet habe?“, fragte Harry. „Viel zu lange. Ich hätte es schon viel früher aussprechen müssen aber...“ „Du hast dich nicht getraut, warum nicht? Hast du geglaubt, ich renne schreiend weg?“ „So ähnlich“, gestand Severus. Harry lachte nur leise, schlang beide Arme um ihn und sagte, „ich liebe dich, mehr als Worte sagen könnten.“ Ein Moment des Schweigens, ein verräterisches Glitzern in den Augenwinkeln bevor Severus wiederholte, „ich liebe dich.“ Ein langer, leidenschaftlicher Kuss besiegelte diese Aussage während Guaro leise krächzte und seinen Schlafplatz doch lieber ins Wohnzimmer verlegte, das wollte er dann doch nicht sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)